(nach dem Tod von Jade Darkmaer in Nharkhava)
Auf der kargen Ebene im weitesten Osten von Dharo war es ruhig. Ein weiter grauer Himmel spannte sich über trockene Ebenen und Weiden. Unberührt außer von einigen umherziehenden Nomaden mit ihren Pferden und Vieh. Aber jetzt schien das Land wild und leblos. Bis der Himmel zu gewittern schien, farbige Juwelenblitze und -wolken erbrachen sich. Ein gewaltiges Donnern ehe der Himmel selbst mehrere Gestalten ausspuckte. Eine Armee aus schwarzroten Uniformen. Nur für einen Moment desorientiert, sammelten sich die Männer bald in ihre entsprechenden Einheiten.
Mehrere Frauen in dunklen Witwengewändern waren unter ihnen. Einige frei, einige in Ketten gelegt und mit glasigem Blick. Als letztes und begleitet von fünf Kriegerprinzen erschien Zorya Earcir. Auch sie trug ein schwarzes Spitzenkleid sowie eine dunkle Krone mit spitzen Zacken.
Die Armee benötigte nur eine Weile ehe sie sich in Bewegung setzte. In Richtung Norden. Dort wo die weiten Ebenen von Dharo endeten und der Wald von Dea al Mon begann. Wie eine grüne Wand aus Rinde, Lianen, saftig grünen Farnen und anderen Pflanzen baute er sich vor ihnen auf.
"Das reicht. Nicht weiter", sagte Zorya. "Wir beginnen hier." Sie blickte längere Zeit hinüber zu dem Wald. Er schien undurchdringlich, kein Weg schien hinein zu führen. Nicht für sie. Aber sie musste nicht nach Dea al Mon gelangen, um den Wald schaden zu können. Seine Wurzeln waren weitläufig und führten bis über die Grenzen von Dea al Mon hinaus.
Die Soldaten begannen große Feuerschalen aufzubauen, ließen die Feuer brennen. Sie legten vorbereitete Flammpfeile zurecht, sollten die Dea al Mon aus dem Wald kommen und sie angreifen. Zorya bezweifelte es. Ihre Schwarze Witwen hatten viele Netze gewebt, um sie zu verbergen und Zorya selbst hatte ein schwarzgraues Sichtschild über die gesamte Kompanie gelegt.
Die Königin rief mehrere Phiolen herbei, hielt sie gegen das Licht. Die rauchige Flüssigkeit war tiefschwarz und troff nur so vor Juwelenkraft. Durathiel Mealus Juwelen. Die dumme Scelter Königin, die geglaubt hatte, ihre schwarzen Juwelen würden sie unbesiegbar machen. Viel war nicht mehr von ihr übrig, aber es war genug, um die Vergiftung von Dea al Mon zu starten. Wenn es sich erst einmal in den großen Bäumen festsetzte, würde es sich hoffentlich rasch ins Landesinnere verbreiten. Mit etwas Glück würden die Dea al Mon kein Problem mehr für sie darstellen. Und wenn nicht, es würde Lady Sitara erheblich schwächen im Versuch ihr Land zu heilen. Sie würde all ihre Kraft dafür gebrauchen. Kein Gedanken mehr an die Offensive.
Kaeleer zerbrach allmählich. Nharkhava war ohne Königin seitdem sich Jade Darkmaer umgebracht hatte. Vermutlich aus lauter Verzweiflung und Angst. Sie war schwach gewesen. Klein-Terreille waren schon lange Sions Verbündetete und Nharkhava lag nun ungeschützt zwischen Klein-Terreille und Dhemlan. Nicht mehr lange und es würde ebenfalls fallen. Es wäre naheliegend für Zorya ihren Einfluss dorthin auszubreiten, aber sie machte sich um Nharkhava nicht so viele Sorgen wie um Glacia, Askavi und Dea al Mon. Alles starke Länder. An den Grenzen zu Glacia kämpften ihre Truppen bereits längst.
Zorya musste verhindern, dass sich jemand auf Glacias Seite schlug. Askavi wirkte zögerlich, mehr darauf bedacht sich selbst abzuschotten und die Nicht-Eyrier ihrem Schicksal zu überlassen. Also ging von Dea al Mon die größte Gefahr aus, dass sie sich auf Glacias Seite schlugen. Nein, lieber sollte jedes Land allein stehen. und verzweifeln so wie die Königin Nharkhavas unter all dem Druck zusammengebrochen war.
Zorya bewegte sich mit den anderen Schwarzen Witwen auf den Wald zu. Als sich Ranken nach ihnen ausstreckte und sie zu schaden versuchten, schossen die Bogenschützen mit brennenden Pfeilen, hielten die Ranken ab weiter zu gelangen. Die Königin kniete sich nieder, drückte ihre Hand gegen den Boden, erspürte die Wurzeln.