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Asyl





Asyl

Beitragvon Eoshan » Di 8. Nov 2022, 07:02

Gemeinsam mit ihrer Grossmutter Talyn, Rachhad und Gwenderon sass sie in den Ästen einer ausladenden Eiche an der Grenze zu ihrem Territorium und wartete mit ihnen auf die Gäste, die gleich kommen sollten. Gekleidet waren sie in schlichte grün-braune Jagdkleidung, die zwischen den Blättern kaum auszumachen war. Und wie so oft, sass Schatten auf ihren Schultern.

Seit dem Tag, als sie sich mit Vivian und Timaris getroffen hatte und die Königin von Hayll sie kurz beiseite gezogen hatte, hatte Eoshan tagtäglich in den Netzen über das Erscheinen der Gäste nachgesehen. Timaris hatte gemeint, sie bräuchte bei einer männlichen Schwarzen Witwe Hilfe, da er zerbrochen sein und sie ihm helfen wolle, damit umzugehen. Eoshan hatte zugesagt.

Doch vor ein paar Tagen war ein Brief aus Hayll eingetroffen mit der Nachricht darin, dass Sion nach Minan Darken suche und sie seinen Tod vortäuschen würde, damit man nicht mehr nach ihm suche. Allerdings hätte sie keine Schwarze Witwe, der sie vertrauen konnte und die stark genug war, die ein Netz weben könnte, um ihn vollständig zu verbergen. Deswegen war Talyn dabei. Sie hatte in den letzten Tagen schwer an einem komplizierten, schwarzgrauen Netz gearbeitet, das Minan auch aus dem Verzerrten Reich verbergen würde.

Mit Gwenderon hatten sie dann abgemacht, dass er ihre Grossmutter mit einem Schwarzen Schild schützen, Minan ebenfalls einhüllen würde, damit Talyn zu dem Prinzen treten konnte und mit einem Messer ihm etwas Blut von seiner Handfläche stehlen konnte um so das Netz zu aktivieren. Gleich darauf sollte Gwenderon wieder Talyn schützen, da sie ja nicht wissen konnten, wie Minan und Caelvar darauf reagieren würden.

Schliesslich kamen die beiden dann auch an. Eoshan und ihre Begleiter glitten elegant von den Ästen und landeten geschmeidig um den Prinzen und den Kriegerprinzen herum auf dem Boden. Blitzschnell führte Talyn und Gwenderon ihren Plan aus und Eoshan begrüsste sie.

"Prinz Varedis, Prinz Darken, schön dass ihr endlich hier seid", meinte sie mit einem freundlichen, aber auch ernsten Lächeln. "Schnell, wir sollten uns beeilen und von hier verschwinden. Im Wald sind wir sicher." Damit zog sie sich in den Wald zurück und bedeutete den Anderen, das selbe zu tun.
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von Anzeige » Di 8. Nov 2022, 07:02

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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Di 8. Nov 2022, 13:30

Es war eine lange Reise bis hierher gewesen, von Hayll nach Askavi, um dort das Tor zwischen den Welten zu nutzen, was Minan noch zusätzlich sehr aufgewühlt hatte und dann von Askavi, Kaeleer nach Dea al Mon. Dea al Mon, davon hatte Caelvar die ganze Zeit geredet und dass sie dorthin sollten. Allerdings war nicht jeder Splitter des zerbrochenen Prinzen mit diesem Reiseziel einverstanden und oft genug hatte Darken wieder die Führung übernommen und so war die Reise ein ununterbrochenes Hin und Her, bestehend aus zwei Schritten vor und wieder einem zurück. Und Minan selbst machte noch stärkere Stimmungsschwankungen und häufigere Wechsel durch als sonst, es schien als hätte dieser Geburtstag ihn wieder Jahre zurückgeworfen, in die Zeit wo alles noch viel schwerer für ihn zu bewältigen gewesen war. Sie kamen zum Rande des Waldes und Minan setzte nur noch mühsam einen Fuß vor den anderen, er wollte nicht mehr, er wußte nicht was er hier sollte, obwohl Caelvar ihm natürlich erklärt hatte, dass alles nur ein Trick von Timaris gewesen war, damit man ihn für tot hielt, weil Sion nach ihm suchte. Und das hier wären Freunde von Timaris und hier wäre er sicher. Aber wenn alles nur ein Trick gewesen war, eine Scharade, warum war dann der Schmerz des Ausgestoßenseins so echt? Warum hatte dann alles so furchtbar weh getan?
Hätte es keine andere Möglichkeit gegeben? Warum hatte Timaris ihm nichts gesagt? Minan fand das alles schwer zu verstehen und am liebsten hätte er sich einfach eingerollt und wäre irgendwo liegengeblieben, um über all das nicht mehr nachdenken zu müssen. Mehrmals war das schon auf der Reise geschehen, doch entweder hatte Caelvar ihn dann wieder hochgezerrt oder der Andere war erwacht und hatte ihn in die entgegen gesetzte Richtung getrieben. Vielleicht verschwand er auch einfach... vielleicht war es besser wenn dann nur noch Darken übrig blieb.

Minan blickte zu den hoch aufragenden Bäumen, die eine undurchdringliche Wand zu bilden schienen. Jetzt wo er für tot erklärt worden war, sollte er da rein. Vielleicht war es so etwas wie ein Reich der Toten. Was er von Dea al Mon wußte, kannte Minan nur aus Büchern, die er gelesen hatte und auch da standen nur Legenden und Märchen drin.
"Ich will da nicht rein", sagte er plötzlich und sträubte sich dagegen noch einen Schritt weiter zu tun, als sie bei einer großen Eiche angelangt waren. Caelvar wollte ihn weiterziehen wie so oft, aber da sprangen schon Geschöpfe aus den Ästen über ihnen, dass Minan erschrocken zusammenzuckte und sich duckte. Er hob seinen Arm schützend vor sich, doch da ergriff jemand genau diesen und dann spürte er einen kurzen scharfen Schmerz in seiner Handfläche und er gab ein klägliches Geräusch von sich. Es ging alles so schnell, er hatte gar keine Gelegenheit sich zu wehren. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er zu einer hoch gewachsenen älteren Frau und dann auf seine blutende Hand. Jetzt erkannte er auch andere Personen, zwei Männer und eine jüngere Frau, die aber Ähnlichkeit mit der anderen hatte. Die Jüngere mit langem silbrigen Haar ergriff das Wort und begrüßte sie. Das waren also die Freunde von Timaris, die sie erwartet hatten. Aber warum hatten sie ihn verletzt? Er war doch schon tot...
Und da spürte er das Netz und rieb sich über die Haut wie als könnte er es abstreifen. Netze erinnerten ihn immer an Talian und auch wenn er nicht ergründen konnte, was genau für ein Netz es war, so spürte er es doch irgendwie und bildete sich ein, es würde ihm Schmerzen bereiten.
"Nein, mach es weg! Ich will das nicht. Nein!" Er hatte den starken Impuls wegzurennen wie um es dadurch abschütteln zu können. Minan war es egal ob das Freunde von Timaris waren. Sie hatte ihm weh getan und diese Leute taten es auch. So rannte er einfach los, allerdings in seiner Panik nicht vom Wald weg, sondern geradewegs hinein, weil er kurz glaubte dort einen Weg zu sehen. Er stolperte mehrmals, schürfte sich die Handfläche weiter auf und auch die Knie, rappelte sich wieder auf und befand sich dann mitten im dichten Unterholz. Die Blätter raschelten leise, hilfesuchend drehte sich Minan mehrmals im Kreis, konnte keinen Weg mehr erkennen obwohl er vorhin noch den flüchtigen Eindruck gehabt hätte, hier wäre einer. Lauschend streckte er seinen Körper durch, doch alles was er hörte war das heftige Pochen seines Herzens und das Rauschen seines Blutes. Zwei Schmetterlinge umschwirrten ihn neugierig, ließen sich auf ihm nieder, doch dieses mal hatte Minan nicht einmal die Kraft sie zu verscheuchen.
"Ich bin keine Blume...", sagte er nur matt und hatte das Gefühl jemand würde ihn beobachten. Waren die anderen ihm gefolgt? Er hatte nur solche Angst gehabt und er war lieber geflohen als herauszufinden ob die Fremden ihm noch weiter weh tun wollten.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Di 8. Nov 2022, 18:58

Dem feingliedrigen, schwarzhaarigen Prinzen schien es gar nicht zu gefallen, was sie mit ihm taten. Verständlich. Auch ihr würde es nicht gefallen, wenn jemand einfach ihr Blut nahm. Doch sie hatten einfach keine Zeit, noch lange hier draussen herum zu stehen und ihn zu überzeugen. Und eigentlich hatte Eoshan auch damit gerechnet, dass Timaris ihn vorwarnen würde, was allerdings nicht der Fall gewesen zu sein schien.
Dass er allerdings so panisch auf das Netz reagierte, verblüffte sie nun doch etwas und sie hielt erstaunt inne, um sich nach ihm um zu sehen. Doch da rannte er auch schon an ihr vorbei in den Wald hinein. Gut, dann waren sie in Sicherheit, hier in Dea al Mon. Jetzt konnten sie in Ruhe über alles reden. Minan und Caelvar würden schon nach diesen wenigen Metern den Waldrand nicht mehr finden, wenn sie es nicht wollte.

Geschmeidig und geräuschlos folgte sie dem Prinzen. Zum Glück hatte sie vom Wald die Erlaubnis für seinen Aufenthalt bekommen. So rannte Minan auch nicht in Dornengestrüppe sondern wurde behutsam von grossblättrigen Büschen an einem hübschen Moosplätzchen mit vielen Farnen gestoppt und festgehalten. Dennoch schürfte er sich Hände und Knie auf. Schmetterlinge hiessen ihn Willkommen, was er jedoch mit einem 'ich bin doch keine Blume' matt quittierte.

Ein Gedanke und sie flatterten weiter zu ihr und schliesslich weiter zu wirklichen Blumen. "Nein, das bist du wirklich nicht Prinz Darken", antwortete Eoshan behutsam, aber eindeutig fröhlich. Sie hatte schon Kontakt mit Zerbrochenen gehabt und wusste, dass jeder auf seine ganz eigene Art und Weise im Verzerrten Reich gefangen war. Auch in Dea al Mon gab es Schwarze Witwen, die zu tief in s Verzerrte Reich geglitten waren, um eine Wahrheit zu finden.

"Ich bin Eoshan Sitara, aber das weisst du bestimmt schon. Nun, da wir hier im Wald in Sicherheit sind, können wir es gerne etwas gemütlicher nehmen und Plaudern wenn du willst", erklärte sie freundlich. "Das Netz werden wir allerdings nicht entfernen. Lady Talyn hat das gewoben, damit du vor Sion und seinen Schwarzen Witwen in Sicherheit bist. Sie werden dich nun nicht mehr erreichen können. Lady Timaris hat gemeint, dass du deswegen Albträume hättest. Sie werden nun nicht mehr in deinen Geist eindringen können. Aber keine Angst, die normalen Visionen wirst du natürlich nach wie vor haben. Talyn hat sich sehr Mühe gegeben, damit dir die nicht geraubt werden. Und um das Netz zu aktivieren brauchte sie dein Blut. Wenn wir dann in Faolchur sind, wird Lady Liasanya sich darum kümmern."
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Di 8. Nov 2022, 20:37

Er zuckte leicht zusammen als er bemerkte, dass die Dea al Mon sich ihm genähert hatte. Erst jetzt nahm Minan Zeit sie zu betrachten, sein Blick huschte kurz scheu über sie hinweg, während er sich immer noch bemühte, sich selbst zu beruhigen. Der junge Prinz stand nur leicht auf seinen Fußballen, sein Körper angespannt und etwas vorgeneigt wie als könne er jeden Moment wieder die Flucht ergreifen, aber genaugenommen war er tatsächlich darauf vorbereitet. Sollte die Frau ihm zu nahe kommen, würde er wieder rennen. Er legte den Kopf leicht schief und sah sie abermals an. Warum war ihm ihr Erscheinen nur so vertraut? Vielleicht hatte er sie irgendwo einmal gesehen... in einer Vision... in einem Bild...
Die Schmetterlinge flatterten wieder von ihm davon und die Dea al Mon stellte sich noch einmal vor und bot ihm an, sie könnten ja plaudern. Über was? Er wußte auch gar nicht was er sagen sollte. Aus freien Stücken war er nicht hierher gekommen, doch es war ja auch eigentlich egal wo er sich befand. Schließlich glaubte Minan nicht, dass es irgendetwas an seiner Lage ändern würde. Die Hoffnungen, die er in Hayll zögerlich entwickelt hatte, gestand er sich jetzt nicht mehr zu. Eoshan berichtete ihm was sie alles wußte und dass jenes Netz ihn vor dem Schatten und seinen Schwarzen Witwen schützen würde und sie könnten ihm nichts mehr tun. Den Namen Sion hörte er trotzdem gerade zum ersten Mal. Dann versicherte sie ihm jedoch gleich, die normalen Visionen würde er trotzdem noch haben und das klang bei ihr fast so, als wäre das etwas tolles und etwas worüber man sich freuen könnte. Minan jedoch wollte diese Visionen nicht, er konnte dann noch weniger unterschieden was Realität war und was nicht und immer sah er so schreckliche Dinge. Und warum hatte diese andere Schwarze Witwe, jene Talyn, sich extra Mühe gegeben, dass er diese Visionen behielt?

So zeigte das schmale Gesicht von Minan auch keinerlei Freude oder Erleichterung, nur Resignation. "Heißt das, ich kann auch nicht mehr ins Verzerrte Reich?", fragte er zögerlich nach. "Auf dem Weg hierher..." Er blickte durch die Bäume hindurch zu einem fernen Punkt. "Da war eine Schwarze Witwe im Reich... aber ihr Geist ist zersprungen..." Seine Worte waren vermutlich etwas wirr, da er nicht jeden seiner Gedanken aussprach.
"Timaris hat dir viel erzählt?", es war mehr eine Feststellung denn eine Frage. "Mir nicht. Ich wußte nicht, dass ich hierher kommen sollte. Ich wollte das nicht. Ich weiß auch gar nicht wer dieser Sion ist oder was er will." Er unterdrückte ein Seufzen und machte einen geschmeidigen Schritt zurück. Minan fühlte sich müde und ausgelaugt, er hatte kaum geschlafen, doch er bezweifelte, dass dieses Netz ihn wirklich vor Albträumen bewahren würde. Die hatte er nicht nur wegen dem dunklen Schatten gehabt, auch wenn ihn oft diese stechenden bohrenden Augen bis in seine Träume hinein verfolgt hatten. Diese schrecklichen Tore...
Er erzitterte leicht und sah wieder zu der Dea al Mon, sie hatte wirklich spitze Ohren. Sie trug Kleidung in erdfarbenen Tönen, nur ihre silbrigen glatten Haare stachen hervor. "Ich glaube, ich habe dich schon einmal gesehen....", sagte er mehr zu sich selbst. Immer noch spürte er das Netz oder vielleicht bildete er es sich auch nur ein, wie kalte klebrige Spinnfäden auf seiner Haut und dazu Talians feuchtsüße Stimme im Hintergrund.
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Re: Asyl

Beitragvon Gwenderon » Di 8. Nov 2022, 20:46

Der Junge war ihm von Anfang an etwas kurios erschienen. Er wusste nicht viel von ihm, nur das was Eoshan ihm erzählt hatte. Ein gebrochener Eyrier ohne Flügel - dies allein an sich war schon selstsam doch kam es immerwieder vor. Soweit er wusste war das grausame entfernen der Flügel eine beliebte Foltermethode der eyrischen Folterknechte, somal das Opfer wie üblich bei Foltern bei vollem bewusst sein war oder gehalten wurde.
Doch selstamerweise handelte es sich bei dem jungen Prinzen um einen schwarzen Witwer - er konnte sich nicht erinnern jemals eine männlichen schwarzen Witwe gesehen zu haben. Gekrönt wurde das ganze durch die Tatsache, dass Sion nach ihm suchte und er nun in das Reich der Dea al Mon Schutz floh. Letzters war es auch, was ihn für Gwenderon interessant machte. Eoshan hatte es ihm den Grund dafür nicht genannt, doch hatte er auch nicht nachgefragt, zum einen weil er grundsätzlich nicht viele Fragen stellte, zum anderen weil er das Gefühl gehabt hatte diesen ohnehin bald zu erfahren.

Weiters hattte der Hüter, die Sorge Eoshans um das Wohlergehen ihrer Großmutter und das des Prinzen als etwas zu übertrieben empfunden. Es stimmte, dass die ehemalige Köngin schon alt und gebrechlich wirkte doch war sie immer noch mit der Kraft ihrer Juwelen verbunden. Er verstand nicht ganz wieso Eoshan unbedingt wollte das er einen schwarzen Schild um die beiden legte.
Was sollte ein solch junger Prinz welche jegliche Begabung der Kunst verloren hatte, einer schwarzgrauen, erfahrenen Schwarzen Witwe schon antun?
Vielleicht wusste Eoshan selbst nicht einmal warum sie dies veranlasst hatte, möglicherweise war der Prinz ganz einfach unberechenbar und verstört. Möglicherweise lag aber auch in dieser scheinbaren Machlosigkeit das Geheimnis seiner wirklichen Macht.

Als es dann soweit war und sie aus der Krone des Baumes sprangen und er den Eyrier zum ersten mal erblickte wurde ihm dieser völlig zu einem Rätsel und einige Fragen huschten ihm durch den Kopf.

Ein schwarzer Witwer ohne linken Arm! - Galt man ohne Schlagzahn überhaupt als ´vollwertige` Schwarze Witwe?, noch während er diese Frage in seinen Gedanken formulierte, ekelte Gwenderon sich vor sich selbst und verdrängte den Gedanken schnell wieder. Ein Krieger war schließlich auch ohne seine Waffe immer noch ein Krieger.
Das Gesicht des Jungen war beinahe schon feminin und hätte der Hauptmann es nicht besser gewusst hätte er den Prinzen auf den ersten Blick, schon allein aufgrund seines Namens, für eine Frau gehalten.

*Endeten die Namen männlicher Eyrier nicht immer mit ´-ar` und nicht mit ´-an´?*, sandte er, mehr rethorisch als interessiert fragend, an Rachhad.

Zudem erschienen ihm Eoshan Vorkehrungen als völlig irrelevant, er hatte alles mögliche erwartet - eine Erschütterung der Erde, eine heftige Energieausschüttung, Eis oder Flammen, stattdessen fand er nichts vor als einen schreienden, umhertaumelnden, verängstigten Jungen.
Kurz gesagt ein zerbrochenes Wesen...allmählich begann der Junge ihm Leid zu tun, er kannte sein Schicksal nicht, doch konnte er, an den körperlichen und seelischen Narbe des Prinzen, die ungefähren Konturen dessen erahnen was ihm wiederfahren sein mochte.

Als die Königin Anstalten machte dem Jungen zu folgen hielt er sich eher im Hintergrund und hoffte das rachhad es ihm gleich tun würde, vermutlich würden sie dem Jungen nur noch mehr Angst einjagen.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Di 8. Nov 2022, 20:49

Sie bemerkte, dass er wirkte, als wäre er auf der Flucht. Das war er ja eigentlich auch, doch hier hatte er nichts zu befürchten. Doch das schien er nicht zu wissen und war jederzeit bereit zu fliehen, machte ihm etwas noch mehr Angst und der Junge wirkte sehr verängstigt. Als sei er ein von einem Raubtier in die Ecke gedrängte beute. Kurz fragte sie sich, weshalb sie ihn als Junge bezeichnete, denn er schien nicht viel jünger als sie zu sein. Das lag wohl daran, dass er für einen Eyrier sehr zierlich war, selbst für einen Mischling. So machte Eoshan bereit, ihm zu folgen, sollte er wegrennen. Der Wald hatte ihn zwar willkommen geheissen, doch das bedeutete noch lange nicht, dass er gefahrenlos war.

"Doch, du kannst nach wie vor ins Verzerrte Reich, nur können dich die Verbündeten von Sion nicht mehr darin finden und bedrängen. Einer Schwarzen Witwe den Zugang zum Verzerrten Reich zu verwehren wäre grausam. So als würde man sie verstümmeln", erklärte sie heftig. Natürlich sah sie, dass Minan dieses Schicksal schon ereilt hatte, doch das hiess nicht, dass sie vorhatte, das noch weiter zu tun und das sollte er wissen.

"Ja, wenn eine Schwarze Witwe zu weit ins Verzerrte Reich eintaucht zerbricht auch sie", antwortete sie etwas unsicher. Sie wusste nicht genau, was er ihr damit sagen wollte, doch es schien ihn zu beschäftigen.

"Lady Tolarim hat mir auch nicht viel erzählt", verneinte sie. "Doch sie hat mir eine Nachricht zukommen lassen und den Rest habe ich in den Netzen erfahren. Wer oder was Sion eigentlich ist und was er will, weiss ich auch nicht so genau. Doch aus irgend einem Grund scheint er an dir interessiert zu sein." Dabei habe ich gedacht, dass er nur an Königinnen interessiert ist.

Sie wollte Minan gerade vorschlagen, weiter nach Faolchur zu gehen und machte eine entsprechende Geste, als er etwas sagte, dass sie aufhorchen liess. Sie erstarrte und sah ihn scharf an. Nun schien sie tatsächlich das Raubtier zu sein und er die in die Ecke gedrängte Beute, obwohl ihr das gar nicht bewusst war, wie sie nun auf ihn wirken musste.
"Du hast mich schon einmal gesehen?" hakte sie lauernd nach. "Wann? Wo und wie?" Sie konnte es sich nicht anders vorstellen, als durch eine Vision. Doch auch um sie war ein Schutzzauber gewebt, auch wenn der nicht so stark war wie Minans Todeszauber. Aber dazu kam ja noch der Schutz des Waldes. Andererseits konnte eine zerbrochene Schwarze Witwe tiefer in das Verzerrte Reich vordringen als andere, nur konnten sie mit diesen Informationen meist nicht all zu viel anfangen. Dennoch musste sie wissen, was Minan von ihr wusste.
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Di 8. Nov 2022, 20:51

Eoshan klärte ihn darüber auf, dass er weiterhin ins Verzerrte Reich könne, jedoch ohne dass ihn andere Schwarze Witwen dort würden bedrängen können. Gleichzeitig erklärte sie, es wäre grausam einer Schwarzen Witwe den Zutritt ins Verzerrte Reich zu verweigern. Minan nickte langsam, für ihn war es Fluch und Segen zugleich, jedoch meistens nur Fluch. Er konnte nicht steuern wann er dorthin abdriftete und noch viel weniger wie er manchmal wieder zurückkam. Trotzdem... es war eine Zuflucht, wenn die Dinge ihm über den Kopf zu wachsen drohten oder ihm etwas Angst machte. Minan sollte vermutlich dankbar sein, dass ihm das nicht genommen worden war und dass dieses Netz ihn schützen sollte. Aber so viele Netze waren unsichtbare Gefängnisse... und auch jetzt und hier fühlte er sich unwohl damit. Er war hin- und hergerissen, zu fliehen, fort von hier oder doch zu bleiben und mehr zu erfahren. Vielleicht würde er sich, wenn er erst einmal mehr wußte, nicht mehr nur wie ein Ding, ein Spielzeug fühlen, was von Königin zu Königin geworfen wurde.

Bei den Worten über die zerbrochene Schwarze Witwe, füllten sich Minans dunkle Augen mit entrücktem Kummer. "Ja, zu weit, zu tief... sie hätte mir nicht folgen dürfen, aber sie wollte..." Seine Stimme verklang leise. Der Tänzer hatte ihn gerettet, aber Minan war deswegen längst nicht bereit sich mit diesem Teil in sich anzufreunden. Die Dea al Mon gab zu, sie wüßte auch nicht viel und Timaris hätte ihr nicht alles erzählt, doch sie wußte immer noch mehr als er selbst. Jeder schien mehr über die Dinge zu wissen, die ihn betrafen, als er.
Bei den Worten, dass Eoshan nicht wußte warum Sion an ihm interessiert war, hob Minan in einer hilflosen Geste die Schultern. Er wußte es genausowenig, er wollte am liebsten, dass ihn endlich alle in Ruhe ließen. Sein Blick irrte umher, man hätte meinen können, er wäre allein hier mit der Königin, doch da mußten noch Caelvar sein und diese zwei fremden Männer.

Als sie ihn so plötzlich und fast lauernd ausfragte wegen seinem Kommentar, er kenne sie, zuckte Minan leicht zurück, machte einen tänzelnden Schritt nach hinten.
"Ich... ich weiß nicht... es war nur ein Gefühl... vielleicht in einem Bild. Ich male nämlich.. habe gemalt", versuchte er sich zu erklären. "Ich erinnere mich nicht mehr genau..." Der zerbrochene Prinz versuchte sich zu konzentieren, doch es war wie eine Erkenntnis, die sich einem jedes Mal entwand kurz bevor man sie fassen konnte. "Ich sah jemanden mit solchem Haar... und silbriger Haut. Und viel Schmerz, beißender, langer Schmerz, der sich ausbreitet..." Minan schüttelte leicht den Kopf wie um ein Schwindelgefühl zu vertreiben. "Nein, ich weiß es nicht mehr", gab er schließlich auf. "Manchmal sehe ich Dinge, die ich nicht sehen will, aber vieles vergesse ich wieder oder habe ich vielleicht nicht wirklich gesehen..." Vermutlich klang er verrückt, aber Minan konnte es nicht besser beschreiben. Noch dazu kam, dass er seine Erinnerung mit vielen Splittern teilte und nicht alle hatten den gleichen Wissensstand...
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Di 8. Nov 2022, 20:55

Mit dieser Schwarzen Witwe, von der er miterlebt hatte, wie sie zerbrochen war, schien es wirklich etwas wichtiges auf sich zu haben. Immerhin erwähnte er sie noch einmal und nicht Sion. Zudem stahl sich Kummer in seine dunklen Augen. Ob er sich die Schuld daran gab? Vielleicht war er ja sogar Schuld daran.

Als sie ihn so direkt danach ausfragte, woher er sie kannte, zuckte der Prinz zusammen und tänzelte einen Schrit nach hinten. Er war ja wirklich sehr schreckhaft. Es wirkte schon beinahe unnatürlich. Seine Antwort dazu war dann auch reichlich wirr. Dennoch hatte sie das Gefühl zu verstehen, was er meinte.

"Das ist wie bei einem Netz", nickte sie sacht. "Man webt es und etwas zupft an einem der äussersten Querstränge. Eine wichtige Information die nur sehr schwer zu fassen ist und man kann nur hoffen, dass man sie nicht zu spät erfährt." Mit einem schiefen Grinsen sah sie Minan an. "Denn auf Schmerz habe ich nun wirklich keine Lust. Egal ob kurz oder lang und beissend und erst recht nicht, wenn er sich ausbreitet."

Doch weiter drängte sie Minan nicht, denn sie bemerkte, dass er erst wieder etwas zur Ruhe kommen musste, bevor er sich wieder daran erinnern konnte. es war wirklich an der Zeit, dass sie nach Faolchur kamen.
"Wenn du willst kannst du auch hier malen", bot sie ihm wieder freundlich plaudernd an. "Aber erst sollten wir nach Faolchur gehen. Da kannst du dich etwas ausruhen. Willst du zu Fuss gehen, da wären wir etwa vier Tage unterwegs, oder willst du mit den Winden reisen? Miteinander reden könnten wir dann allerdings erst, wenn wir wieder am Ziel sind. Du hast bestimmt eine Menge Fragen. Ich habe festgestellt, dass das alle haben, die zum ersten Mal nach Dea al Mon kommen. Allerdings werde ich dir wohl nicht alles beantworten können."
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Di 8. Nov 2022, 20:57

Die Königin versuchte ihm zu erklären, dass Visionen etwas mit den Netzen zu tun hatten und vergleichbar waren, aber Minan selbst hatte nie Netze weben dürfen oder können. Außer eines und das hatte der Andere bei Timaris angewandt. Dass die Dea al Mon keine Schmerzen bekommen wollte, konnte Minan verstehen. Weniger aber verstand er, dass die Frau ihn nicht bestrafte oder anfuhr, dafür dass er so etwas sagte oder überhaupt sprach ohne dass sie ihn dazu aufgefordert hatte. Sie schien ihm so anders als Timaris, aber auch die war freundlich gewesen... bis...
Er nagte leicht an seiner Unterlippe. Es machte ihn unsicher, dass er nicht wußte woran er war und seitdem Timaris an seinem Geburtstag so grausam mit ihm gespielt hatte, schien sein altes Mißtrauen wieder zu vollem Maße erwacht zu sein. Da war wieder eine Sperre in ihm, die verhinderte, dass er die womöglich guten Absichten von Eoshan erkannte. Bis jetzt war die fremde Königin aber weiter freundlich geblieben und das verwirrte den zerbrochenen Prinzen. Erst als sie ihm vorschlug, er könnte auch hier malen, fragte er sich, ob er vielleicht auch deswegen hier war. Damit er Bilder für andere malte. Tarek hatte das auch gewollt und einige Bilder von ihm waren in Hayll verschwunden...
Er malte zwar gerne, doch er hatte auch große Angst vor dem was er malte, so sah er dem ganzen äußerst zwiegespalten entgegen.

Ebenso als Eoshan ihm die Wahl ließ, ob er lieber nach Faolchur gehen oder auf den Winden reisen wollte. Warum ließ sie ihn entscheiden? Vielleicht mußte er Dinge für sie tun, wenn sie erstmal bei ihrem Schloß waren. Nein, die Winde waren nicht gut. Schwach schüttelte er den Kopf.
"Ich würde lieber zu Fuß gehen...", gab er leise zu, sich fragend wie oft dies dem Reisen auf den Winden vorgezogen wurde. Aber Minan wollte auch lieber den Wald selbst sehen und erkunden, doch schon während er sich umsah, fand er es sehr zweifelhaft, dass er je den Rückweg finden würde, wenn sie erst einmal in Faolchur waren. Ein Gefängnis ohne Mauern...
"Darf.. darf ich fragen was jetzt mit mir passiert? Werde ich jetzt hier leben bei euch? Was muss ich für euch tun?", fragte er nach. Früher hätte er sich nicht einmal diese Fragen getraut, doch auch jetzt noch steckte in ihm ein starker Wille zum Überleben. Kurz nachdem Caelvar ihn aus Hayll fortgebracht hatte, hatte Minan überhaupt nichts tun wollen und ihm war alles egal gewesen, doch mittlerweile hatte er sich wenigstens etwas gefangen. Andere wollten sein Leben vielleicht wegwerfen, aber er wollte daran festhalten. Womöglich gab es doch irgendwie einen Weg hier raus...
Und dann zahlen wir es Timaris heim..., dachte eine gehässige Stimme in ihm, die Minan selbst erschreckte. Nein, Timaris hatte ihn vor Sion beschützen wollen...
Aber sie hätte nicht mit uns spielen müssen... sie wollte uns nicht beschützen, sie wollte nur sich selbst beschützen. Gegen die Gedanken des Anderen schüttelte Minan schwach den Kopf. Es war besser zu glauben, Timaris hätte einen gewichtigen Grund gehabt, ihn mit diesem Geburtstagsfest zu demütigen und dass nicht alles nur sinnlose Quälerei gewesen war.
Jetzt suchte wenigstens niemand mehr nach ihm... niemand... Minan dachte an seinen Vater. Hielt der ihn auch für tot? Würde er ihn nie mehr wiedersehen und jetzt immer hier leben müssen? Er kämpfte mit aufsteigenden Tränen, doch unterdrückte sie noch tapfer. Seine Hand ballte sich zur Faust, entspannte sich gleich darauf wieder.

Der Blick des jungen Prinzes glitt über die Bäume, die sie begrenzten und gleichzeitig immer noch einen Weg bot, zwischen ihnen hindurch zu schlüpfen. Aber dahinter wartete wieder eine neue Reihe Bäume und immersofort... der Wald mußte riesig sein. Er legte seine Hand sacht gegen die Rinde des nächsten Baumes und schloss die Augen, um sich wieder zu beruhigen. Er würde den Weg nicht hier rausfinden, wenn er die Augen offen hielt. Er durfte nicht sehen, er mußte fühlen... wenn er sich an die Aura jedes Baumes erinnerte an der sie vorbeikamen... konnte er dann entkommen? Wollte er überhaupt?
Denn während er sich auf den Baum einfühlte, spürte Minan ein neues ihm fast unbekanntes Gefühl: Akzeptanz.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Di 8. Nov 2022, 20:58

"Gut", meinte sie fröhlich. "Dann gehen wir zu Fuss." Sie wollte auch schon losgehen und der Wald öffnete sich für sie, doch Minan fuhr fort und sie hielt inne, um ihm zu zu hören.
Seine Fragen überraschten sie sehr. In Hayll schienen wirklich noch seltsamere Sitten zu herrschen als sonst wo. Bevor sie jedoch antworten konnte sah sie wie er gegen die Tränen ankämpfte. Das konnte sie schon eher verstehen. Schliesslich war es nicht einfach, all seine Freunde zurück lassen zu müssen und an einen fremden Ort zu gehen.

Was sie jedoch wirklich verblüffte, war wie er an den Baum heran trat, ihn sacht berührte und seine Aura erfühlte. Das hatte sie bis jetzt noch von keinem erlebt, der nicht aus Dea al Mon stammte. Ob der junge Mann spüren konnte, wie er hier willkommen geheissen wurde?

Langsam trat sie auf ihn zu, ohne jedoch ihn zu berühren. "Natürlich darfst du mich Dinge fragen", antwortete sie leise. "Ja, du wirst jetzt hier bei uns leben. Zumindest so lange, wie du in Gefahr bist. Anschliessend kannst du gehen wohin du willst. Allerdings verstehe ich deine anderen Fragen nicht. Du musst doch nichts für mich tun. Und wie meinst du das, was jetzt mit dir passiert?"

Sie trat noch ein wenig näher heran und erschuff um sie herum einen roten Schild. *Kleiner Bruder?* fragte sie zaghaft und liebevoll. *Willst du dich erst etwas ausweinen? Es wird niemand mitbekommen.*
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Di 8. Nov 2022, 21:00

Minan blieb bei dem Baum stehen wie als könnte dieser ihm Schutz gewähren als die Königin langsam auf ihn zu kam. Doch noch kurz bevor ihre Nähe ein für ihn kritisches Maß erreicht hatte, hielt sie inne und blickte ihn an. Die dunklen Mandelaugen des jungen Prinzen musterten sie mit einer Mischung aus Scheu und Neugier. Noch während Eoshan sprach und ihm sagte, er könnte Fragen stellen und er würde solange hier bleiben bis er außer Gefahr, strich der Wind etwas heftiger durch die oberen Baumkronen und einige Blätter segelten in anmutiger Eleganz herab. Minan folgte mit dem Blicken einem dieser Blätter und nun wirkten seine Augen eher wie die eines Kindes, fasziniert von der vielen Natur um ihn herum.
Eoshan sagte, er müsse nichts für sie tun und schien auch seine Fragen nicht zu verstehen. Der zerbrochene Prinz sah sie verwirrt an. "Aber so war es bisher immer... ich komme zu jemanden und dann tue ich Dinge für meine neue Herrin. Oder Herrn", versuchte er zu erklären. "Bin ich denn wirklich nur hier, weil ich in Gefahr bin? Ich war doch immer in Gefahr..." Minan verstand es nicht. Woher auch? Es hatte sich nie jemand um sein Wohlergehen gekümmert oder sich Sorgen darum gemacht, dass ihm jemand etwas antun könnte. Dafür war er doch da... damit man ihm etwas antat. Bisher war das immer seine Funktion gewesen. Nur Timaris und sein Vater hatten etwas darin geändert, nur war Minan jetzt nicht sicher, ob das hier auch galt und ob ihm Timaris das Privileg, dass ihn niemand mehr benutzte, wieder entzogen hatte, nachdem sie ihn verstoßen hatte.

Timaris... er dachte wieder an die Königin, versuchte den Worten von Caelvar und Eoshan Glauben zu schenken und dass die Hayllierin das nur getan hatte, um Minan zu retten, aber warum hatte sie dann nichts gesagt? Warum hatte sie es ihm nicht erklärt? Es war schwer, diesen Vertrauensbruch überhaupt zu verkraften. Besonders da er seit Jahren wieder einmal begonnen hatte zaghaft einem anderen Menschen zu vertrauen und diese zerbrechliche Bande gleich wieder empfindlich gestört worden war. Vielleicht irreparabel.
Minan schluckte schwer und blinzelte. Er wollte nicht weinen, aber genau in dem Moment hörte er die Gedanken von der Dea al Mon und wie sie ihn 'Kleiner Bruder' nannte. Sie war noch einen Schritt näher gekommen und bot ihm an, sich auszuweinen und es würde niemand sonst mitbekommen. Der junge Prinz blickte sie mit großen Augen an. Kleiner Bruder... warum sagte sie das?
Natürlich, sie war eine Schwarze Witwe und er ja auch... er atmete rascher, besonders weil sie nun so nah stand und als er es nicht mehr aushielt, machte er einen Schritt zurück, schüttelte den Kopf, obwohl er eigentlich gerne den Tränen freien Lauf gelassen hätte. Früher hatte er alleine geweint, sich an irgendein Möbelstück geklammert und dort halt gesucht. Bis Timaris es einmal mitbekommen und ihm angeboten hatte, sich bei ihr auszuweinen. Minan hatte angenommen und es war schön und befreiend gewesen, dass ihm jemand Trost spendete und er nicht alleine gewesen war. Doch das war in Hayll gewesen und schien einem anderen Leben anzugehören, was jetzt ewig weit weg war.
Und hier in diesem fremden Wald bei dem ihm so fremden Volk war er längst nicht so weit. Er presste die Lippen zusammen, machte einen Schritt zur Seite und war so wieder etwas von der Dea al Mon entfernt. Entschuldigend blickte er sie an.
"Es geht nicht...", sagte er leise. Minan schwieg kurz. "Bitte... lasst uns einfach nur losgehen", fügte er noch hinzu und es klang entmutigt und kraftlos. "Ich werde euch keine Schwierigkeiten machen." Er hob seinen Handrücken leicht und ein Blatt segelte prompt dort herauf, sacht rollte er es über seinen gekrümmten Handrücken wieder ab und sah zu wie das Blatt weiter dem Boden entgegen trudelte. Ja, so fühlte er sich auch. Wie ein Blatt, losgerissen vom Baum und vom Wind ohne jegliche Kontrolle hin und her geworfen. Timaris schien zu wollen, dass er hier blieb und Eoshan wollte das auch und wo sollte er sonst schon hin?
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Di 8. Nov 2022, 21:03

Er sah sie mit grossen Augen an, als sie ihm anbot, sie aus zu weinen. Er schien auch kurz davor zu sein. Aber anscheinent fühlte er sich hier nicht sicher genug und unwohl und trat stattdessen einen Schritt zurück. Entschuldigte sich sogar mit einem Blick bei ihr, dass es nicht ging.

"Zur richtigen Zeit wird es gehen", antwortete sie sanft, liess den Schild fallen und ging los, achtete dabei darauf, dass Minan ihr folgte. "Dann lass uns gehen. Und ja, ich weiss, dass du uns keine Schwierigkeiten machen wirst", fügte sie mit der Selbstsicherheit einer Dea al Mon hinzu. Er stammte nicht aus ihrem Volk. Selbst wenn sie ihn nach Faolchur tragen müssten, könnte er ihnen nicht wirklich zu einer Schwierigkeit werden.

Sie folgten nicht wirklich einem Pfad, als sie gemütlich durch den Wald spazierten. Aber da sie willkommen waren, lag nie eine Wurzel in ihrem Weg, kein Ast hing ihnen ins Gesicht, kein Gestrüp zerrte an ihnen. Später, wenn sich die beiden Eyrier etwas an den Wald gewöhnt hatten, würden sie das Tempo anziehen, damit sie wirklich auch innerhalb von vier Tagen Faolchur erreichten.

Währenddessen dachte sie über Minans Worte nach und versuchte sie zu verstehen. "Ja, du bist hier, weil wir verschwiegene Schwarze Witwen haben, die dich vor Sions Schwarzen Witwen schützen können und Lady Tolarim nicht wollte, dass du ihnen in die Hände fällst", meinte sie, nachdem sie etwas schweigend nebeneinander her gegangen waren. "Aber was meinst du damit, dass du immer in Gefahr warst?"
Nach kurzem Überlegen fragte sie schon beinahe schüchtern weiter: "Du kamst zu jemanden und musstest Dinge für deinen neuen Herr, deine neue Herrin tun. Heisst das, du wurdest als Sklave behandelt?" Sie schnaubte abfällig. "Also für mich musst du ganz bestimmt keine Dinge tun! Du bist hier als Gast! Ausserdem dachte ich, du hast dir schon deine Königin erwählt, der du dienen möchtest."
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Di 8. Nov 2022, 21:08

Die Königin schien nicht verärgert, dass er ihr nicht genug vertraute, um sich bei ihr auszuweinen. So sagte sie nur laut, dass sie nun aufbrechen würden und der Trupp aus den vier Dea al Mon, Caelvar und ihm selbst setzte sich in Bewegung. Der junge Prinz war noch nie so mitten drin in einem Wald gewesen, weswegen er sich äußerst neugierig und gespannt umblickte, dann und wann auch schreckhaft zusammenzuckte oder einen raschen Ausweichschritt machte, wenn er ein unbekanntes Geräusch hörte oder eine Bewegung aus den Augenwinkeln sah, die er nicht einschätzen konnte. All die Jahre hatte man ihn meist in Verschlägen gehalten, ihn nie oft nach draußen gelassen und selbst wenn, dann hatte man ihm gewiss keine Zeit gelassen, die Umgebung zu betrachten. Erst in Hayll hatte er ausgiebig durch den Garten spazieren können, doch das war natürlich nichts im Vergleich zu dem riesigen Wald hier in den sie immer tiefer vordrangen. Verstohlen blickte Minan zu Caelvar, der bisher wenig gesagt hatte, aber sie hatten auf der Reise hierher auch einiges durchgemacht und ihre zarte Freundschaft war dadurch empfindlich angeknackst worden, nicht zuletzt auch durch den Anderen. Sein Blick ging wieder zu den Dea al Mon, die sich mit natürlicher Anmut durch den Wald bewegten. Minan konnte sich nicht vorstellen wie es war hier zu leben, doch es war schön und seine Angst nahm allmählich ab. Fasziniert sah er zu wie die Sonne durch das Blätterdach schien und dadurch einen grünen Farbton erhielt, der alles noch magischer und unwirklicher erscheinen ließ. Ein Kribbeln überzog seine Haut.
Zwar bewegte er sich selbst nicht so schnell wie die Dea al Mon, da er die fremde Umgebung nicht gewohnt war, doch seine Schritte waren sacht und seine Bewegungen grazil. Man sah ihm an, dass er seinen Körper gut beherrschte und unter Kontrolle hatte.

Die Königin ging wieder neben ihm her und versuchte ihm noch einmal zu erklären, weswegen er hier war und dass es nur daran lag, dass die Schwarzen Witwen von Sion ihn suchten. Dann fragte sie ihn, was er meinte, dass er ständig in Gefahr gewesen war. In ihrem Tonfall hörte Minan nichts Lauerndes oder Verschlagenes heraus, sie klang so anders als Timaris oder die anderen Frauen, die Minan im Laufe seines Lebens kennengelernt hatte. Er wußte nicht wie er Eoshan einschätzen sollte. Sie zog nun ihre eigenen Schlussfolgerungen aus seinen vorherigen Worten und fragte nach, ob er als Sklave behandelt worden war.
Minan blickte bei der Frage wieder nach vorne, nickte nur schwach, brachte aber kein Wort heraus. Erst als sie voller Überzeugung sagte, er müsse nichts für sie tun, gab er ihr einen halb zweifelnden halb erstaunten Seitenblick. Meinte sie das ernst? Er mußte vorsichtig bleiben. Und ihre letzten Worte verstand er auch nicht.
"Nein.. ich habe niemanden erwählt", antwortete er. Bisher war es eher so gewesen, dass man ihn erwählt hatte, fügte er in Gedanken hinzu, sagte es aber nicht laut. "Ich habe auch nichts was ich einer Königin bieten könnte. Außer meinem Körper, aber das habe ich nie gewollt." Der zerbrochene Prinz zog es vor, lieber wieder zu schweigen. Mit seinen Worten hatte er angedeutet, dass er nicht irgendein Sklave gewesen war, sondern Lustsklave, doch mehr war er nicht bereit zu sagen. Auch weil es schmerzhaft war daran zu denken. Während sie weitergingen, streifte seine Hand ab und zu einen der Bäume an denen sie vorbeikamen in der Hoffnung, er würde sich diese Stelle vielleicht merken und den Weg zurückfinden. Zaghaft blickte er zu den anderen Dea al Mon, die sich im Hintergrund hielten. Er hatte fast das Gefühl, er könnte das Wispern ihrer Speerfaden hören, die wie Pfeilspitzen durch den Wald hin und her huschten.
Plötzlich raschelte es weiter vorne im Gebüsch und zwei Rehe waren zu erkennen, die gemächlich über den Wildwechsel gingen und kurz die schlanken Köpfe hoben, um zu den Menschen zu blicken. Minan spannte sich instinktiv an. Er versuchte, sich zu erinnern, ob er solche Tiere schon einmal gesehen hatte. Vielleicht als Talian im Wald gejagt hatte... nur, dass die Rehe nicht die Beute gewesen waren.
"Gibt es hier eigentlich Wölfe?", fragte er leise furchtsam.
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Re: Asyl

Beitragvon Rachhad » Di 8. Nov 2022, 21:13

Er bewunderte still die Gespräche seiner Königin mit diesem ängstlichen Wesen. Was war mit dieser Schwarzen Witwe geschehen, dass sie hier -in Dea al Mon- verborgen werden sollte. Unfassbar!

Mit sanften, unhörbaren Schritten marschierte die Gruppe durch den Wald. Er genoss das Streifen der Blätter und Sträucher über sein Körper. Es war wie eine langersehnte Liebkosung. Ein wohliger Schauer strich über den Rücken. Sein Gespür teilte ihm mit, dass es Gwenderon ähnlich erging. Mit federnden Schritten lief Rachhad hinter Eoshan, welche neben diesem Minan ging und hinter dem Flügelmenschen. Gedanken an den höchnäsigen Prinz Aslavar ging ihm durch den Kopf.

*Endeten die Namen männlicher Eyrier nicht immer mit ´-ar` und nicht mit ´-an´?*
Eine seltsame Frage. *Gwenderon, darauf weiss ich keine Antwort. Vielleicht ist dieser Eyrier so eingebildet, dass er aus der Rolle fallen wollte. Anders kann ich es mir nicht erklären. Aber, hat dir Lady Talyn verraten, was WIR genau hier machen?*
Mit diesen Gedanken, schaute Rachhad über seine rechte Schulter nach hinten zu Gwenderon. Leise vernahm er im Gespräch, die Frage dieser Schwarzen Witwe.

"Ja, es leben hier in Dea al Mon Wölfe. Sehr schöne, anmutige Wesen. Und grösser als irgendwo anders, Prinz Darken. Und nicht nur sie geniessen die Kraft und Reinheit von unserer Welt." erwiderte Rachhad, bevor Eoshan zu Wort kam.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Di 8. Nov 2022, 21:14

Sie wusste seine Blicke einfach nicht zu deuten. Erst sah er nur stur gerade aus und dann blickte er sie wieder überrascht an. Was war denn so seltsam an dem was sie sagte? Wieder einmal wurde es ihr überdeutlich bewusst, wie anders in anderen Territorien gelebt wurde, wie widernatürlich zum Teil. Das bestätigte schon nur, dass jemand diesen jungen Mann als Sklave gehalten hatte.

Zu ihrer ersten Frage nickte er nur knapp, fast so, als würde er sich dafür schämen. Und dann sagte er noch so etwas merkwürdiges. Dass er Timaris nicht diente, war zwar etwas überraschend, doch nicht ungewöhnlich. Aber dass er einer Königin nichts anderes zu bieten hatte als seinen Körper, sie verstand nicht, was er damit meinte. Das fragte sie ihn dann auch gleich.

Unwillkürlich betrachtete sie seine Gestalt. Er war sehr schlank und feingliedrig. Auch wenn er immer wieder schreckhaft zusammen zuckte, so waren seine Bewegungen geschmeidig und beherrscht. Er schien seinen Körper gut beherrschen zu können und langsam schien er auch ruhiger zu werden. Dabei fiel ihr auf, dass immer wieder einen Baum berührte und auf seine Aura zu lauschen schien. Sie fand es schön, dass er sich so vertraut mit ihrer Heimat machen wollte und sich dafür interessierte.

Da kreuzten Rehe ihren Weg. Erneut spannte sich Minan an und wirkte, als würde er gleich davon rennen. Auf einmal kam er auf Wölfe. Verblüfft sah sie ihn an. "Natürlich leben hier Wölfe", bestätigte sie ihren ersten Begleiter. "Es leben hier viele Rudel, aber zur Zeit werden sie sich wohl gerade erholen und dösen. Bei Abenddämmerung werden sie dann aktiv. Da könnte es gut sein, dass wir auf welche stossen. Aber wir sind viele, also werden sie uns nicht angreifen."
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Di 8. Nov 2022, 21:16

Zum ersten Mal sagte der Mann mit dem silbrigen Haar etwas. Minan konnte dessen Alter nicht so recht einschätzen, aber etwas an ihm kam dem jungen Prinzen seltsam vor. Doch er hatte keine Gelegenheit über den Dea al Mon nachzugrübeln, denn dessen Worte erschreckten und verstörten ihn viel zu sehr. Er blickte sich sofort mehrmals um und sog die Luft tief in die Nase wie als könnte er gleich den Geruch der Raubtiere in der Nähe wahrnehmen. Minan verstand auch nicht wie jemand diese Tiere als schön und anmutig bezeichnen könnte, doch die Bedeutung der nächsten Beschreibung, sie wären größer als normale Wölfe, jagten ihm eine Heidenangst ein und seine Wangen wurden gleich ein wenig blasser. Seine Augen waren von einem unnatürlich fiebrigen Glanz erfüllt, das Glitzern von Angst und aufkeimender Panik. Eoshans Worte machten es da nicht besser und dass sie ihm erklärte, es gäbe viele Rudel hier und spätestens bei der Dämmerung würden sie aktiv werden. Da half es auch nicht, dass sie ihm versicherte, die Tiere würden nicht eingreifen. Minans Angst war nicht rational wegzuerklären, sie lag tief und fest und ließ ihn jetzt kaum noch atmen.

Er sah sich wieder um. Hier waren keine Wölfe, aber allein der Gedanke, sie könnten gleich in der Nähe sein, auf der Lauer liegen, machte ihm unglaublich zu schaffen. Er vermeinte wieder ihren heißen Atem im Genick zu spüren, ihren Geifer, die scharfen Zähne...
Die Angst lähmte ihn und ließ ihn keinen Schritt mehr weitertun, doch genauso wenig brachte er irgendein erklärendes Wort heraus. Jetzt hatte er plötzlich riesiges Grauen vor dem Hereinbrechen der Nacht. Warum waren sie nicht doch auf den Winden gereist? Aber dann konnte er sich den Weg nicht einprägen und auf den Winden reisen war nicht gut, das spürte er instinktiv. Er mußte irgendwie seine Angst besiegen, doch er konnte nicht. Er zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub, dabei war nicht ein Wolf in Sicht und noch war es taghell.
Für die Dea al Mon Krieger mußte er vermutlich ein erbärmliches Bild abgegeben, doch er selbst nahm es nicht wahr wie er gerade auf andere wirkte. Minan spürte wie der Andere in ihm zum Vorschein treten wollte, doch er traute sich selbst nicht mehr, versuchte den Impuls niederzukämpfen und hier zu bleiben. Er machte einen zaghaften Schritt nach vorne.
"Ich... es tut mir leid." Hilflosigkeit stand in seinen dunklen schmalen Augen geschrieben. "Ich habe Angst vor Wölfen", gestand er ganz leise und schämte sich auch etwas deswegen, dabei hätten sich die Leute schämen sollen, die ihm diese Angst eingeflößt hatten. Trotzdem.. es mußte so klingen als hätte er wie ein kleiner Junge Angst im dunklen Wald und vor den wilden Tieren. Doch im Grunde wußte Minan nicht, ob er auch vor anderen wilden Tieren Angst gehabt hätte. Er wußte nur, er hatte Angst vor Wölfen.
"Stoßen wir wirklich auf welche?" Seine Stimme wurde brüchig. Er wußte nicht, wie er das durchstehen sollte. Bei seinem Vater hatte er allein beim Anblick der Hunde riesige Panik bekommen und war fortgerannt.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Di 8. Nov 2022, 21:18

Die Erwähnung der Wölfe schienen Minan in Panik zu versetzten. Eoshan konnte seine Angst riechen. Er blieb stehen, nicht fähig, noch einen Schritt zu tun. Sein ganzer Körper zitterte er wie Espenlaub. Ob er als Kind irgend eine schlechte Erfahrungen gemachte hatte? Doch wie? Soweit sie Hayll kannte, gab es dort vorwiegend Städte und nur wenig Wälder, wo sich Wölfe drin aufhalten konnten.

"Ich weiss nicht, ob wir wirklich auf Wölfe stossen werden", antwortete sie sanft und beruhigend. Sie trat langsam auf ihn zu und breitete die Arme aus, zum Zeichen, dass sie ihn beschützen würde. "Hören werden wir sie in der Nacht bestimmt. Dann stimmen sie ihr wunderschönes Lied an." Ein verträumtes Lächeln erschien kurz auf ihren Zügen.
"Das du Angst vor Wölfen hast, ist nur zu vernünftig, denn sie können wirklich sehr gefährlich werden. Doch sie können nicht auf Bäume klettern. Da wir in einem Baumhaus, das auf unserem Weg liegt, übernachten werden, können sie uns nichts anhaben. Du wirst hier in Dea al Mon sicher sein, Kleiner Bruder, solange du nicht alleine unterwegs bist. Zumindest am Anfang."
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Di 8. Nov 2022, 21:18

Eoshan kam auf ihn zu und breitete die Arme aus wie um ihn in eine Umarmung zu schließen, doch Minan rührte sich nicht, kam ihr nicht entgegen und die Aussicht in der Nacht das "wunderschöne Lied" der Wölfe zu hören, beruhigte ihn alles andere. Plötzlich schien der Wald dunkel und bedrohlich zu werden, voller Gefahren. Erinnerungen blitzten in ihm auf wie die Wölfe ihn durch den Wald gehetzt hatten und Minan streifte die qualvollen Bilder rasch ab. Die Dea al Mon hielt seine Angst für vernünftig, da es ja gefährliche Tiere waren. Vermutlich hielten ihn alle hier für einen verängstigten Gestörten, der vor alles und jedem Angst hatte, doch hatte er das nicht auch? Die Königin erklärte ihm, sie würden auf einem Baumhaus schlafen und dort könnten die Wölfe nicht hoch. Sie sagte weiter, er wäre in Dea al Mon in Sicherheit, doch sein Gedanke allein im Wald umher zu gehen, hatte sich dennoch ein für allemal erledigt. Er war hier Gefangener seiner eigenen Ängste.
Aber noch eine weitere Angst gesellte sich mit der Erwähnung des Baumhauses dazu. Sie sollten dort zu sechst schlafen? Und es war klar, dass Minan sich bestimmt nicht von dort oben runtertrauen würden, weswegen er allein jetzt schon Beklemmungsgefühle bekam in einem Baumhaus (was war das überhaupt?) nachts mit den Fremden zu liegen. Würde Caelvar ihn beschützen? Ungewollte Gedanken von nackten, schweren Körpern, die sich des nachts auf ihn schoben und aus seinem Schlaf rissen, drängten sich ihm auf.

Und wenn er nicht gefügig wäre, würden sie ihn vielleicht runterschmeißen zu den Wölfen. Diese Gedanken bereiteten ihm noch mehr Angst, doch er wurde sie auch nicht wieder los.
"Baumhaus... was genau ist denn das?", traute er sich zu fragen. Nichtmal als Kind hatte er ein Baumhaus kennengelernt. "Ist es groß?" Ekel überkam ihm bei dem Gedanken all diese fremden Menschen in der Nacht bei sich zu wissen. Er wollte nicht... er wünschte sich verzweifelt zurück nach Hayll und in sein Schlafzimmer, das er hatte abschließen können. Warum tat Timaris ihm das alles an? Würde der schwarze Schatten ihn nicht suchen, so wäre er noch bei ihr.
Erneut kämpfte er mit den Tränen, riss sich aber nochmal zusammen, machte beherrscht einen Schritt vor den anderen. Drei Nächte... drei Nächte mit Wolfsgeheul um ihn herum und fremden Menschen und keine Möglichkeit zu fliehen. Der zerbrochene Prinz fühlte sich elend und dennoch erschöpft von der ganzen Flucht. Irgendwann würden sie rasten müssen, doch jetzt fürchtete er sich davor, dass die Sonne untergehen würde. Warum konnte sie nicht einmal Mitleid mit ihm haben? Ein einziges Mal... aber er hatte schon so oft die Sonne angebettelt, ihm nur noch etwas mehr Ruhe und Gnade zu gewähren, doch sie war stets unerbittlich gewesen. Und so glitten auch jetzt ihre Strahlen immer tiefer und tiefer.
Ein dunkler Schmetterling umtrudelte ihn, ließ sich auf seiner Schulter nieder und wirkte fast trostspendend.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Di 8. Nov 2022, 21:19

Ihre Worte schienen ihn nicht zu beruhigen. Im Gegenteil, sie schienen ihn auf eine andere Ebene der Angst zu treiben, sofern dies überhauot möglich war.
Fragend blickte sie Minan an. Er benahm sich wie ein verweichlichter Städter aus einem nicht Dea al Mon Territorium. Dabei hatte er gar nicht so gewirkt, als er vohrhin geschmeidig durch den Wald gegangen war. Was war nur los mit ihm? Ob das etwas damit zu tun hatte, dass er als Sklave behandelt worden war?

Erneut den Tränen nahe, machte er langsam tapfer wieder einen Schritt vor den anderen. So als würde er gegen seine Angst ankämpfen. Dazu fragte sie über das Baumhaus aus.

"Soviel ich weiss, ist ein Baumhaus bei uns eigentlich nicht das selbe wie bei euch", antwortete sie nachdenkliche, während sie wieder neben ihm her ging. Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont zu und es würde bald Zeit sein, das Nachtlager auf zu brechen. Zum Glück war es nicht mehr weit. "Ich habe in einem Buck über Dhemlan gelesen, dass Baumhäuser bei euch meistens für Kinder gebaut werden, auf einem Baum im Garten oder so. Also etwas zum Spielen. Bei uns sind es unsere eigentlichen Häuser. Ich habe nur Baumhaus gesagt, damit du dir vorstellen kannst, wo sich unsere Häuser befinden und du in der Nacht keine Angst vor Wölfen zu haben brauchst. Auch werden unsere Häuser nicht gebaut, sondern sie wachsen. Es sind Geschenke, die der Wald uns gibt."

Sie hielt kurz inne und sah den jungen Prinzen an, um sich zu vergewissern, dass er auch verstand, was sie sagte. Allerdings konnte man sich ihre Häuser wirklich nur schlecht vorstellen, wenn man sie nie zuvor gesehen hatte.
"Das Haus, indem wir übernachten werden ist nicht sonderlich gross, nein", fuhr sie erklärend fort. "Der Baum ist noch sehr jung. Es ist auch weniger ein Haus, als viel mehr eine Raststation für Reisende, die nur eine Nacht darin verbringen. Es ist auch nicht mehr sehr weit. Wir sollten gleich da sein."
Es war wirklich ein kleines Haus. Besser gesagt ein Raum mit einer Kochstelle und zwei Betten darin. Das eine würde Talyn kriegen und das andere Minan. Er wirkte so erschöpft. Das würde sie bei Rachhad und Gwenderon einfach durchsetzen, auch wenn die Herren das Gefühl hatten, eine Lady dürfte nicht auf dem Boden schlafen. Das hatte sie schon oft genug gemacht und sie würde es wieder tun.

Und tatsächlich, nach einigen Minuten blieb sie vor einem Baum mit einem mächtigen Stamm stehen und verkündete Stolz: "Hier sind wir."
Wenn man allerdings dem Stamm entlang nach oben blickte, sah man nichts weiter als Astgewirr und Blattwerk. Sie wartete gemeinsam mit Talyn und ihren Gästen, bis Rachhad und Gwenderon flink nach oben geklettert waren und zwei Seile, mit einer Schlaufe an ihren Enden herunter liessen. Ihre Grossmutter war zwar noch recht fit, doch es war vernünftig von ihr, dass sie sich hochziehen liess. So trat sie mit einem Fuss in die Schlaufe und hielt sich mit einer Hand am Seil fest. Mit einem auffordenden Lächeln blickte sie zu Minan, zog, zum Zeichen das sie bereit wäre, kurz am Seil und wurde gleich darauf rasch hoch gezogen.

"Und jetzt du", meinte Eoshan freundlich zu Minan und deutete auf das andere Seil. Sie sagte nicht, sie würde mit Hilfe der Kunst darauf achten, dass er nicht hinunter fiel. Er hatte einen Arm und mit dem würde er sich festhalten können. Das war für sie klar, was auch ihr Tonfall verdeutlichte. Sie selber würde nach ihm hochklettern und Caelvar konnte ja hochfliegen. Wenn er acht gab, würde er auch an keinem der Äste hängen bleiben.
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Di 8. Nov 2022, 21:20

Während sie weitergingen, erklärte die Königin ihm was ein Baumhaus war und das man bei ihnen etwas anderes darunter verstand als woanders wo Kinder damit spielten. Aber auch davon wußte Minan ja nichts und um sich keine Blöße zu geben, sagte er einfach gar nichts dazu, nickte nur. Doch die Tatsache, dass diese Häuser aus den Bäumen herauswuchsen, machte Minan doch neugierig und kurzzeitig überwog die Neugier und sein Wissensdurst die Angst. Alles schien hier so anders zu sein und vielleicht wären dann auch die Dinge anders vor denen er sonst Angst hatte. Anderseits... in Hayll war er nicht mit der unmittelbaren Nähe von Wölfen konfrontiert gewesen. Erst als Eoshan das Baumhaus beschrieb und dass es relativ klein war, war bei Minan sofort wieder die Angst da. Es würde keine Rückzugsmöglichkeit geben, er würde alles durchstehen müssen. Eine weitere Gnadenfrist wurde ihm auch nicht gewehrt, denn sie waren, so wie die Dea al Mon prophezeit hatte, relativ rasch bei der Raststation für die Nacht angelangt. Die Strahlen der Sonne hatten nun etwas rötliches erhalten und ließen den Wald um sie herum unwirklich erscheinen, so als wäre alles mit Blut gesprenkelt. Als die Dea al Mon auf einen bestimmten breitstämmigen Baum deutete, legte auch Minan den Kopf in den Nacken, konnte aber auf Anhieb nichts erkennen außer dem dichten Gewirr aus Ästen, Zweigen und Blättern, doch dann schärften sich seine Augen und er vermeinte die gebogenen Holzwände zu erkennen. Die zwei Männer kletterten ohne jegliche Schwierigkeiten hinauf und kurze Zeit später fielen von oben Seile nach unten. Zuerst verstand Minan den Zweck der Seile nicht, sie sahen fast so aus wie welche, um Leute zu erhängen, doch die ältere Dea al Mon trat mit ihren Füßen in die Schlaufe und dann wurde das Seil hochgezogen. Der Prinz versteifte sich leicht, obwohl die Frau ihm zulächelte und es nur freundlich und nicht lüstern wirkte. Das Seil war also der einzige Weg für ihn hinauf und hinunter, denn er machte sich keine Illusionen, dass er nur mit einem Arm klettern würde können.

Eoshan forderte ihn auf, das zweite Seil zu nehmen, doch es brauchte länger bis Minan sich dazu durchdringen konnte. Langsam trat er dorthin und sah noch einmal zu Caelvar, der jedoch nur schweigend nickte, ihm durch diese Geste vielleicht bedeuten wollte, dass alles in Ordnung war und ihm von diesen Leuten keine Gefahr drohte, doch Minans Vertrauen war fürs erste zerstört. Zaghaft trat er in die Schlaufe, prüfte ihre Stabilität, während das Seil schon mehrere Fingerbreit über den Boden schwebte. Seinen Arm schlang er um das Seil, klammerte sich fest und spürte dann einen leichten Ruck und wie er nach oben aufstieg. Der junge Prinz hielt den Atem an, sein Herz schlug immer rascher. Er wollte nicht die Nacht hier verbringen und dann war er auch schon oben angekommen und einer der Dea al Mon zog das Seil näher zur Hütte, so dass Minan sich dort an dem gebogenen Eingang festhalten und hinein klettern konnte.
Scheu blickte er sich um. Er fühlte sich nicht wirklich wie in einem richtigen Haus, denn noch immer war da der Eindruck mitten im Wald zu sein und die Wände schienen mit dem Boden zu verschmilzen, gebogen wie ein Nest, überall ragten auch Zweige durch. Alles in allem war die Einrichtung sehr schlicht, es schien wirklich nur für eine Nacht gedacht. Aber eine Nacht war schon genug....
Der Prinz wußte nicht so recht wohin, also setzte er sich in der Hocke in der Nähe des Ausganges hin, war froh nach dem ganzen Gehen ein wenig seine Beine ausruhen zu können. Wenig später kamen auch Caelvar und Eoshan nach oben und nun merkte man noch deutlicher wie klein eigentlich das Haus war. Minan sah fragend zu dem Eyrier, aber von ihm konnte er keine Hilfe erwarten, er konnte sich nicht auf ihn verlassen, denn vor Timaris hatte er ihn auch nicht bewahrt. Im Gegenteil... er hatte davon gewußt. Minan war müde, ihm war kalt und ein bißchen Hunger hatte er auch, doch er beschwerte sich nicht, überhaupt hatte er den ganzen Weg über nichts mehr gesagt. Er blieb nur ruhig sitzen und sah wie es um sie herum immer dunkler wurde und die Nacht nun entgültig hereinbrach. Die Umrisse der Dea al Mon wirkten noch bedrohlicher, mit ihren spitzen Ohren und ihrer sehnigen schlanken Gestalt wirkten sie fast selbst wie Wölfe. Er hatte den Eindruck selbst ihre Augen würden in der Dunkelheit glühen. Minan hatte unbestreitbar Angst, er presste fest die eigenen Augen zusammen, um die Bilder zu vertreiben, aber als er sie wieder öffnete war alles noch wie vorher.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Di 8. Nov 2022, 21:20

Besorgt sah sie Minan nach, als er den Baum hoch gezogen wurde. Sie schien ihm seine Angst einfach nicht nehmen zu können. Er schien alles zu fürchten. Sogar sich am Seil hoch ziehen zu lassen schien ihm Angst zu machen, oder dass ihre Grossmutter ihn anlächelte.

Dann folgte sie den anderen rasch ins Baumhaus. Gemütliches Licht erhellte den Raum, der gut für zehn Leute Platz hatte. Gut, nur zwei konnten in einem Bett schlafen, aber auf dem Boden hatte es genügend Platz.

Minan hockte sich unglücklich neben die Türe, während die Dea al Mon gleich geschäftig alles für die Nacht vorbereiteten. Genauer gesagt, ruhte sich Talyn auf dem einen Bett aus und die Männer achteten darauf, dass sie auch ja nicht mit dem Essen in Kontakt kam, bevor es zubereitet war.
Da Eoshan wusste, dass sie, freundlich gesagt, nicht kochen konnte, überliess sie es denn Männern und breitete statt dessen auf dem Boden Felle und Decken aus.

Anschliessend hockte sie sich neben Minan hin und fragte ihn leise: "Was kann ich tun, damit du dich wohler fühlst, kleiner Bruder? Was ist mit dir los?"
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Di 8. Nov 2022, 21:21

Die Dea al Mon entzündeten in der Hütte Licht und die Männer machten sich daran zu kochen, während die ältere Dea al Mon sich auf eines der zwei Betten gelegt hatte, um sich auszuruhen. Nur zwei Betten... ein Umstand, der Minan doch beschäftigte. Die Königin selbst begann Felle und Decken auf dem Boden auszubreiten und der zerbrochene Prinz bemerkte erst jetzt, dass das so etwas wie ein Nachtlager werden sollte. Es verwunderte ihn auch, dass Eoshan das alles selbst machte. Wie die Dea al Mon miteinander umgingen, war auch total anders als alles was er zuvor gekannt hatte. Im Vergleich zu Hayll war es ein Unterschied wie Tag und Nacht. Minan wußte nicht, ob er sich hier je zurecht finden würde, er wußte nur, dass er Angst hatte, vor allem weil er nicht voraussagen konnte was noch alles passieren würde und weil die Umgebung ihm fremd war.
Die Königin schien seine Angst, die nicht nachgelassen hatte, zu bemerken, denn sie setzte sich neben ihn und fragte ihn doch tatsächlich, was sie tun könne, damit er sich wohler fühle und was mit ihm los sei. Leicht verständnislos hob Minan den Kopf und blickte sie irritiert an. Warum fragte sie ihn denn, was sie tun könne? Normalerweise war das doch immer anders rum. Er mußte Dinge tun, damit andere sich besser fühlten... befriedigt.

Obwohl sie so nah bei ihm saß, rutschte Minan nicht fort, wobei es ihn viel Kraft kostete diesen Impuls wieder zu flüchten zu unterdrücken.
"Es.. es ist nichts", sagte er ganz leise, wollte nicht, dass es die anderen Fremden hörten (allerdings unterschätzte er ihre scharfen Ohren). "Ich.. ich will nur nicht andere anfassen oder dass sie mich..." Er brach ab, konnte nicht weitersprechen, doch die Königin verstand sicher auch so. Ob sie verärgert war? Sie hatte ihm ja gesagt, er müsse nichts für sie tun, doch es gab so Herrinnen, die sich zunächst freundlich verhielten und einen in Sicherheit wiegten. Er dachte an Timaris. "Ich bin müde, ich will nur schlafen", gab er deshalb noch einen Vorwand vor, warum er jetzt nicht wollte. Dabei war es noch nichtmal gelogen, er war wirklich müde und erschöpft. Der junge Prinz fragte sich nur, ob er einschlafen würde können, während die anderen um sie herum waren und jederzeit ein Wolf anfangen könnte zu heulen und zur Jagd anzustimmen.
Sein zierlicher Körper erzitterte leicht, dann hatte er sich wieder im Griff. Minan blickte zur Seite, hoffend, dass die Dea al Mon ihn wieder in Ruhe ließ und nicht näher kam.
Draußen hörte er den Wind und wie er durch das Blättergewirr rauschte, Knacken und Knistern im Unterholz, doch zum Glück noch kein Wolfsgeheul.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Mi 9. Nov 2022, 07:11

Irgend etwas stimmte ganz und gar nicht. Sie verstand ihn nicht und er verstand sie nicht. Das merkte sie schon nur an dem irritierten Blick den er ihr zuwarf. Und die leisen Worte die er vor sich hinmurmelte, halfen ihr auch nicht, ihn zu verstehen.

"Du hast einen langen Weg hinter dir", nickte sie bestätigend dazu, dass er meinte, dass er müde sei. "Gleich gibt es etwas zu essen und dann kannst du dich schlafen legen. Du kannst das andere Bett haben."

Da trat Rachhad zu ihnen und reichte ihnen je eine Schale mit Eintopf und Löffel. "Danke Rachhad", meinte sie mit einem freundlichen Lächeln und machte sich hungrig über das warme Essen her. "Ich darf nicht mehr kochen", meinte sie scherzhaft. "Sie sagen, sie wollten nicht vergiftet werden."

Einige Löffel später fragte sie dann doch leise und sehr verwundert: "Warum solltend andere Leute dich anfassen? Und was mit dir tun? Ich verstehe nicht was du meinst."
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Mi 9. Nov 2022, 10:36

Die Dea al Mon Königin schien Verständnis für seine Erschöpfung aufzubringen und sagte ihm, er könnte gleich etwas essen und dann in dem Bett schlafen. Minan blickte sich um. Wo würden die anderen schlafen? Er konnte sich rein gar nicht vorstellen, dass die Königin von Dea al Mon auf dem Boden schlief, während er im Bett lag, also bedeutete das wohl, dass sie diese Nacht zusammenschlafen würden. Während all ihre anderen Männer dabei waren? Er wurde aus dem Volk nicht schlau und so missverstand er auch Eoshans Worte.
"Danke.. aber ich kann auch auf dem Boden schlafen, das macht mir nichts aus", wies er ab, hinter der Höflichkeit verbarg sich natürlich auch der Versuch nicht mit ihr in einem Bett zu landen. Da interessierte Minan auch nicht, dass sie hübsch aussah, er hatte einfach Angst davor und wollte nicht. Er wollte nur in Ruhe gelassen werden.

Der Mann mit dem silbrigen Haar kam zu ihnen und reichte ihnen Schalen mit Eintopf. Minan klemmte seine Schüssel zwischen seine Knie, damit sie eine etwas erhöhte Position hatte und er so bequem mit dem Löffel daraus essen konnte. Natürlich war er auch ein wenig misstrauisch, aber der Hunger überwog und Eoshan aß bereits. Ein simpler Eintopf für eine Königin? Hier war so vieles anders... sie wirkte... der Prinz suchte ein Wort dafür. Bescheiden. Vielleicht war sie nett, vielleicht stimmte alles was sie sagte und er war schwach und versucht ihr zu glauben. Erst als sie meinte, sie dürfe nicht mehr kochen, weil sonst die anderen wieder vergiftet würden, sah er sie verwundert an und begriff im ersten Moment auch gar nicht, dass das ein Scherz war. Und warum hatte sie mal gekocht?
"Habt ihr keine Diener fürs Kochen?", fragte er zaghaft. Aber zunächst war Eoshan an der Reihe ihn etwas zu fragen, auch leise und etwas irritiert. Minan nahm gerade etwas von dem Eintopf zu sich, nun ließ er den Löffel leicht sinken. Verstand sie wirklich nicht, was er sagen wollte oder war das ein Test?
Verlegen blickte er zu der Schale, konnte ihr nicht in die Augen sehen. "Ich bin... oder war ein.. Lustsklave", hauchte er leise. "Timaris hat mich befreit von dort wo ich vorher war und dann war ich bei ihr, aber dann... dann war da die Geburtstagsfeier und sie hat mir weh getan und.." Er stockte. "Jetzt denken dort alle ich bin tot und nun bin ich bei euch und wo sie doch eure Freundin ist, dachte ich... ich.. müßte das jetzt auch bei euch machen." Das war mehr als er in den vergangenen Stunden zusammen gesagt hatte, doch es war einfach so aus ihm heraus gesprudelt. Minan zog leicht die Schultern zusammen wie als erwarte er einen Schlag oder Gelächter. Er aß hastig den Eintopf weiter aus der tief sitzenden Angst jemand könnte ihm das Essen wieder wegnehmen.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Mi 9. Nov 2022, 19:52

Bestimmt schüttelte sie den Kopf, als er meinte, er könne auch auf dem Boden schlafen. "Du schläfst im Bett", stellte sie klar. "Du brauchst diese Erholung."
Ihre Fragen schienen ihn verlegen zu machen. Denn er konnte ihr nicht in die Augen sehen und der gefüllte Löffel senkte sich wieder. Und dann sprudelte es nur so aus ihm heraus. Leise, stockend, aber ungehemmt und sie brauchte einen Moment, bis sie realisierte, was er alles gesagt hatte.

Während sie inzwischen aufgehört hatte zu essen, stopfte Minan das essen geduckt in sich hinein. Aber weshalb? Was war die Ursache dafür. Mutter der Dunkelheit, das war alles so verwirrend.

"Halt! Langsam", meinte sie besorgt. "Du verdirbst dir sonst noch den Magen und wir haben keine Heilerin dabei." Sie hielt inne und überlegte, was sie nacher langsam sagen konnte. "Zu Hause kocht Naischa. Sie ist eine eyrische Herdhexe", erklärte sie zuerst das einfachste. "Timaris Tolarim und ich sind keine Freundinnen", stellte sie klar. "Wir sind nur Verbündete und wenn es nach uns beiden ginge, würden wir nichts miteinander zu tun haben, aber als Territoriumskönigin hat man manchmal keine Wahl. Dass die anderen dich für tot halten, ist sehr schlau. Auch wenn das für dich und die anderen sehr schwer ist. Aber sie hätte dir dabei nicht weh tun dürfen. Das war nicht richtig. Aber du kannst dir sicher sein, dass du hier nicht als Sklave behandelt wirst."

Erneut hielt sie inne und sah nun ihrerseits Minan schüchtern an. "Du, was ist eigentlich ein Lustsklave und was dachtest, dass du bei mir tun müssen würdest", fragte sie leise und kam sich wieder einmal unglaublich naiv vor. Aber was konnte sie denn dafür, dass die anderen Völker so seltsame Gebräuche hatten.
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Mi 9. Nov 2022, 19:57

Erholung? Wie sollte er sich denn erholen, wenn er bei ihr im Bett schlief? Minan sah sie wieder irritiert an, er verstand sie nicht. Dass es ihr umgekehrt ähnlich ging, war ihm nicht bewußt. Die Dea al Mon maßregelte ihn auch gleich, dass er nicht so schlingen sollte, damit er sich nicht den Magen verdarb und der junge Prinz gehorchte gleich und aß ein wenig langsamer. Denn bisher hatte auch noch niemand Anstalten gemacht, ihm die Schale mit dem Eintopf wieder wegzunehmen. Dann erklärte die Königin ihm wer sonst kochte und Minan blickte kurz wieder unsicher zu den beiden Männern, die bisher recht einsilbig gewesen waren. Er fragte sich, was diese zwei Männer für eine Stellung am Hof einnahmen. Hier gab es doch einen Hof oder? Anderseits befanden sie sich gerade mitten im Wald, vielleicht war die Gesellschaft hier ja auch ganz anders, doch er wagte immer noch nicht zu hoffen. Zu oft waren seine Hoffnungen schon zerstört worden und es hatte sehr wehgetan. Wenn man nichts erwartete, konnte man auch nicht enttäuscht werden.
Aber Eoshan nährte mit ihren nächsten Worten wieder eine kleine Flamme der Hoffnung in dem Prinzen und sie stellte klar, dass Timaris nur eine Verbündete wäre und sie sonst nicht viel miteinander zu tun hatten und es wäre auch falsch von ihr gewesen, Minan weh zu tun. Seine Augen füllten sich wieder mit Leben als die Königin abermals bekräftigte, er würde hier nicht als Sklave behandelt werden. Timaris hatte das damals zwar auch behauptet, aber er war nie sicher gewesen und am Ende hatte sie doch mit ihm gespielt und sein Vertrauen mißbraucht. So war Minan jetzt umso vorsichtiger nicht noch einmal auf dieses so verlockende Versprechen reinzufallen.

Er nahm wieder einen Löffel Eintopf zu sich und schaute die Königin dann seltsam an, als diese sich plötzlich schüchtern gab und etwas herumdruckste. Minan kannte das sonst nur von sich selbst. Was Eoshan dann aber fragte, warf ihn völlig aus der Bahn. Seine Mandelaugen verengten sich noch weiter, als er sie mißtrauisch anblickte. Das konnte... sie konnte das nicht ernst meinen, sie machte sich lustig über ihn indem sie vorgab, sie wüßte nicht was das war. Verstohlen blickte er in die Runde, aber wenn die anderen dieses leise geflüsterte Gespräch verfolgten, so zeigten sie es nicht und nirgendwo sah er feixende höhnische Gesichter wie es sonst der Fall gewesen war, wenn man sich einen gemeinen Scherz mit ihm erlaubt hatte.
"Ich.. ich dachte, das gibt es überall. Wißt ihr wirklich nicht was das ist?", fragte er ebenso leise zurück. "Das sind Menschen, die dafür da sind, anderen Lust zu bereiten... mit ihnen zu schlafen oder andere Dinge zu machen, die ihnen gefallen. Sie wurden dazu ausgebildet und sind nur für diesen Zweck da." Er sprach so darüber als gehöre er nicht selbst dazu, doch redete er nur so, weil es ihm leichter fiel. "Und.. und es ist egal, ob diese Menschen das auch wollen oder nicht. Sie sollen nur ihre Herrin oder ihren Herrn zufrieden stellen." Minan stockte, es kostete ihn Mühe diese Worte so leise vorzubringen, er schämte sich für das was er war, obwohl es ja nicht sein freier Wille gewesen war so zu werden. "Das ist mit mir auch passiert..."
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Mi 9. Nov 2022, 20:03

Erst sah er sie misstrauisch und fragte sie, ob sie das wirklich nicht wusste, was er meinte. Ehrlich schüttelte sie den Kopf. Hier gab es keine Sklaven und erst recht keine Lustsklaven, was auch immer schreckliches das sein mochte.

Und dann erklärte er es ihr. Menschen, die dafür da waren, Lust zu bereiten, ob sie wollen oder nicht. Mit ihnen schlafen und andere Dinge tun. Sie hatte zwar nicht die leiseste Ahnung, was diese anderen Dinge waren, aber inzwischen wusste sie, das mit jemandem Schlafen ein anderer Ausdruck für Sex war.
Hände die sie ungewollt an intimen Stellen berührten, Lippen, die sich auf ihre pressten.
Und das und noch viel schlimmeres war Minan angetan worden. Wie konnte man so etwas nur jemandem antun?

Entsetzt starrte sie ihn an und bemerkte nicht, wie sie in ihrem ohnmächtigem Zorn eisige Kälte ausstrahlte. Ihr Atem ging ganz flach.
"Nein", presste sie hervor und knallte ihre Schüssel auf den Boden. Der Appetit war ihr eindeutig vergangen. "So etwas gibt es in Dea al Mon nicht", fügte sie eisig hinzu.

Anschliessend erhob sie sich abrupt und meinte zu ihren Begleitern: "Wir werden diese Nacht draussen schlafen." Sie verstand jetzt weshalb Minans Angst nicht verschwunden war, als sie ihm von dem Haus erzählt hatte. Er hatte Angst davor, dass sie ihn benutzen würden. Eigentlich hätte sie das als Beleidigung gesehen, doch aus eigener Erfahrung, wenn auch nicht so schlimmer, wusste sie, dass man in so einer Situation nicht rational denken konnte.
"Vor meiner Grossmutter brauchst du keine Angst zu haben", wandte sie sich beherrscht an Minan. Mit ihr musste er einfach klar kommen, denn sie würde sie nicht hinaus werfen. "Dein Freund kann aufpassen." Damit schnappte sie ihr Bettzeug und stürmte nach draussen, um etwas dringend benötigte Luft zu schnappen. Zitternd setzte sie sich auf einen Ast und kuschelte sie sich in ihre Decke.
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Re: Asyl

Beitragvon Rachhad » Mi 9. Nov 2022, 20:04

Lange Zeit beobachtete Rachhad mit ernster Miene das Gespräch zwischen Eoshan und Minan. Das zubereiten der Speise mit Gwenderon zusammen liess ihn ein wenig abschweifen und er genoss es. Ohne Zustimmung seines Bruders liess er es darauf ankommen, wer schneller die Zwiebeln schälte und schnitt und gekonnt in den Topf zu dem feinen Braten warf. Sie schauten sich gegenseitig an und lachten amüsiert. Nach einem kurzen Köcheln servierten sie es der Rangfolge nach das Essen und nahmen danach selber eine Schüssel und setzten sich in den Eingang.

Obwohl beide sich so zurückzogen, waren ihre Sinne fein und nahmen schnell den Umschwung von Eoshans Stimme wahr.Eisig. Kalt. Einer wütenden Territoriumskönigin gleich. Ihrer Königin! Ein lautes Poltern störte das Essen und beide liessen ihre Schalen verschwinden und standen auf.

"Wir werden draussen schlafen."

Nun, das hatten Gwenderon und er sowieso vor. Ansonsten konnte wohl ihr Gast nicht einschlafen und nächtigen. Doch die Abruptheit von Eoshan liess Rachhad leicht erschaudern.

*Eoshan, was ist los? Wieso dieser Zorn?* sandte der Erste Begleiter sanft aber direkt ihr zu.

Rachhad liess sie gehen und schritt mit schnellen Schritten zu ihrem Gast hin. Seine schwarzen Augen blickten ihn tief an. Während er seine Hand auf dessen rechte Schulter legte sprach Rachhad mit tiefer hallender Stimme: "Prinz Darken, erhole dich von deiner langen mühsamen Reise. Du wirst heute Abend sicher hier drinnen sein. Dein Freund kann Dich ja auch beschützen. Ich werde mich nun, als Erster Begleiter, meiner Königin zuwenden. Vielleicht reden wir beide morgen miteinander."

Eine kleine Drehung und Rachhad verneigte sich leicht vor Lady Talin und wünschte ihr eine wunderbare Nacht.Anmutig, einer Raubkatze gleich und doch anders wendete sich Rachhad der Türe zu und lief Eoshan nach.
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Mi 9. Nov 2022, 20:05

War ihr Entsetzen gespielt? Aber diese kalte Wut, das konnte man doch nicht spielen. Minan erschauderte, blickte die Königin mit großen schweigsamen Augen an. Zuerst dachte er instinktiv, dass sie wütend auf ihn war und rutschte ein wenig von ihr fort, doch dann sagte sie beherrscht und eisig, es gäbe in Dea al Mon keine Lustsklaven. Dabei knallte sie ihre Schüssel auf den Boden und erhob sich. Der zerbrochene Prinz hatte das Gefühl, er hätte etwas falsch gemacht, aber da waren noch ganz andere Gefühle. Hatte sie die Lustsklaverei etwa gerade scharf verurteilt? Ihr Tonfall hatte danach geklungen. Verwirrt und verunsichert blickte er ihr hinterher. Sie war anders als jede Königin oder auch Frau, die er zuvor kennengelernt hatte. Timaris hatte ihn zwar bis zu seinem Geburtstag hin auch nett behandelt, aber sie hatte noch andere Lustsklaven gehabt und Aaron ja auch sehr zugesetzt. Aber bei Eoshan hatte es tatsächlich so geklungen, als besäße sie gar keine Sklaven. Immer noch Kälte ausstrahlend, sah sie zu den zwei männlichen Dea al Mon und sagte ihnen, sie würden draußen schlafen. Minan traute seinen Ohren kaum. Er war viel zu überrascht und verwirrt, um zu reagieren.
Die Welt schien auf den Kopf gestellt. Statt, dass sie ihn rausschmissen, ging die Königin zusammen mit den zwei Männern und Minan blieb allein mit Caelvar und der alten Frau, die anscheinend ihre Großmutter war, zurück. Er blickte der Königin ratlos hinterher. Es wirkte fast so als floh sie vor ihm, was er zwar bei Menschen gewohnt war, die seine Verkrüpplung und seinen zerbrochenen Geist abstoßend fanden, doch bevor er ihr das mit dem Lustsklaventum erzählt hatte, hatte sie doch fast "normal" auf ihn reagiert.

"Ich verstehe das nicht...", sagte er leise. Da kam der Dea al Mon mit dem silbrigen Haar auf ihn zu, den Eoshan einmal Rachhad genannt hatte. Minan erschauderte unter dessem intensiven Blick, mehr aber noch als der Mann ihn so plötzlich an der Schulter berührte. Der zerbrochene Prinz zuckte zusammen und versteifte sich, doch Rachhad sagte ihm nur, dass er hier in Sicherheit wäre und er sich erholen solle. Minan bekam noch mit, dass der Dea al Mon Eoshans erster Begleiter war, dann hörte die Berührung zum Glück auf und er gestattete sich wieder durchzuatmen. Dann folgten die zwei Männer der Königin dunklen Schatten gleich.
Abgesehen von der Großmutter waren alle Dea al Mon nach draußen verschwunden und Minan erhob sich, blickte sich ratlos um. So etwas hatte er noch nie erlebt. Die ältliche Frau lächelte ihn an in einer Weise, die Minan auch fremd war, andere hätten es mütterlich genannt. Sie sagte ihm, es wäre alles in Ordnung und er solle sich nur tüchtig ausschlafen. Die Schwarze Witwe selbst legte sich dann auch hin mit der Entschuldigung im Alter bräuchte sie mehr Schlaf und ihre alten Knochen wären müde. Sie sah unglaublich fragil und auch grazil aus mit ihren dünnen langen Händen, aber ihre Augen waren trotz des Alters immer noch voller Leben.

Minan kauerte sich auf sein "eigenes" Bett, nachdem er seine Stiefel abgestreift hatte. Caelvar näherte sich ihm und ließ sich neben ihm schweigend auf den Fellen auf dem Boden nieder. Dem jungen Prinzen lagen so viele Fragen auf den Lippen und fürs erste war seine Angst einfach verschwunden, weil er so irritiert durch das Verhalten der Dea al Mon war. Er war so oft gequält, hintergegangen und enttäuscht worden, dass er schlicht keine freundlichen Menschen mehr erkannte, wenn sie ihm begegneten. Natürlich waren Aaron und auch sein Vater freundlich und er hatte sie sehr gern, aber das waren einige wenige Personen inmitten tausend anderer gewesen. Hier aber drängte sich der Eindruck auf, alle wären so.. gut?
Caelvar sagte ihm, die Sitten und die Lebensart bei den Dea al Mon wäre eine völlig andere und er müsse sich vielleicht erst daran gewöhnen, aber eventuell wäre dieser Lebenswechsel ja auch etwas, was Minan gut tun würde. Dem Prinzen fiel daraufhin nichts mehr ein, er nickte nur matt und kuschelte sich in die Decke, dicht an die Holzwand gepresst. Es dauerte bis er einschlief, da er immer noch aufgewühlt und verstört war, doch schließlich forderte die Erschöpfung und lange Reise und Wanderung ihren Tribut und ihm fielen die Augen zu.

Die Albträume ließen nicht lange auf sich warten...
Im Schlaf hörte er Talians gurrende süßliche Stimme und wie sie ihn quälte und verfolgte und er war ganz klein wie ein Schmetterling und mit ihren langen spitzen rot lackierten Fingernägeln riss si ihm die Flügel einzeln aus. Er stürzte flügelos in einen dunklen Schlund und kam so hart auf dem Boden auf, dass er zerbrach. Blut vermischte sich mit der Finsternis, er stemmte sich wieder hoch, taumelte durch die Dunkelheit und rief nach seiner Mami wie ein kleines Kind. Er war wieder ein kleiner Junge, aber seine Mutter war nicht da und stattdessen sah er überall glühende rote Augen, die ihn einzukreisen schienen und er sah blutrote Zungen aus Mäulern mit spitzen Zähnen ragen. Sie sagten, er gehöre zu ihnen und es würde Zeit mit in die Musik der Nacht einzustimmen. Als er schauriges Heulen hörte, fuhr er schreiend aus dem Schlaf, schweißgebadet und mit tränenüberströmten Gesicht, nur um festzustellen, dass er das Wolfsheulen nicht geträumt hatte. Im ersten Moment glaubte er, sich mitten im Wald bei der Jagd zu befinden und strampelte deshalb um sich als Caelvar ihn zu beruhigen versuchte. Angst und Panik schnürte ihm die Kehle zu.
"Ich will nicht, dass die Wölfe mich holen, ich will nicht", stammelte er und trat nach dem Eyrier, versuchte rasselnd Luft zu holen.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Mi 9. Nov 2022, 20:06

Es dauerte nicht lange, da folgte ihr Erster Begleiter nach draussen und setzte sich neben sie. Auch Gwenderon trat aus dem Haus heraus, verschmolz mit den Schatten der Nacht und hielt sich taktvoll im Hintergrund.

Langsam viel es ihr leichter zu atmen und sie lehnte sich trostsuchend an ihren dunklen Prinzen. Schon lange hatten sie nicht mehr die Gelegenheit gehabt, sich so nah zu kommen. Oft war sie ihm immer wieder ausgewichen, weil sie nicht gewusst hatte, wie sie zur Zeit mit ihm umgehen sollte. Doch jetzt konnte sie sich einfach an ihn anlehnen und sich von ihm trösten lassen.
*Sie haben ihm sehr weh getan*, meinte sie nach einer Weile, nachdem sie aus ihrer eisigen Wut aufgetaucht war, traurig. *Wie können Menschen nur so grausam sein?* Weiter kam sie nicht und sie kuschelte sich einfach nur noch etwas enger an Rachhad.

Auf einmal war schrilles Schreien zu hören und Eoshan zuckte erschrocken zusammen. Es dauerte einen Moment, bis sie realisierte, das Minan so geschriehen hatte. Dann war sie aber schnell auf dein Beinen und stürmte ins Haus.
Talyn und Caelvar versuchten den schon fast panischen Jungen zu beruhigen, doch der Eyrier wurde von dem Prinzen zurück gestossen. Schnell war sie bei ihnen und liess ein paar Kerzen aufflackern.
"Sie werden dich nicht holen, Minan", sagte sie deutlich. "Die Wölfe sind nicht interessiert an dir und sie können auch nicht hier hoch kommen." Gleichzeitig beriet sie sich mental mit ihrer Grossmutter, wie sie dem Prinzen wenigstens für diese Nacht seine Angst nehmen könnten, damit er sich etwas erholen konnte.
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Re: Asyl

Beitragvon Gwenderon » Mi 9. Nov 2022, 20:12

*Nun mir wurde nur gesagt,dass wir jemanden abholen und wir denjenigen Schützen sollen, mittlerweile denke ich mehr vor sich selbst als vor irgendjemanden anderem*, sandte Gwenderon seinem Bruder als Antwort, *ansonsten weiß ich genausoviel wie du mein Freund*

Der restliche Verlauf der Reise schritt Gwenderon schweigend neben Rachhad her und lauschte dem Gespräch. Er war nicht sehr froh darüber, dass Eoshan den Weg zu Fuß beschreiten wollte. Eine Königin und ihr Blutsdreieck hatten schließlich mehr zu tun als vier Tage lang durch den Wald zu spazieren.
Der Krieger war überrascht, beinahe erschrocken über seine eigenen Gedanken, vier Tage dem Wald völlig ausgeliefert, ohne irgendwelche politischen Geschehnisse, militärische Besprechungen oder sonstige höfische Angelegenheiten. Genauso hatte er den größten Teil seines Lebens verbracht und genau das hatte er vermisst als er ihn den Dienst Eoshans getreten war. Und nun ärgerte er sich darüber dass er vier Tage seines Lebens an den Wald "verlor"!
Gwenderon blickte zu Rachhad und musste grinsen als er sah wie dieser den Wald und die Natur genoss und er beschloss es ihm gleichzutun. Er atmete tief ein schloss die Augen und ließ sich ganz allein durch die Verbundenheit mit dem Wald leiten.

Als sie einige Stunden gegangen waren und das Thema "Wölfe" angeschnitten wurde wunderte sich Gwenderon wie man sich vor den Wölfen des Waldes fürchten konnte. Natürlich Wölfe waren Raubtiere, aber sie hatten immer einen Grund zu töten - nicht so wie manche Menschen - außerdem verband Gwenderon viel mehr mit Wölfen als nur den Fakt das sie Raubtiere waren - Wölfe waren stolze, edle, und höchst intelligente Wesen.

Der Tag verging und Gwenderon schwieg und genoss Dea al Mon. Als sie bei ihrer Nachtlager angekommen waren, war er erfreut darüber das Kochen selbst zu übernehmen. Er hatte Eoshan Koch-"künste" nie kennengelernt - und hoffte auch nie in eine solche Situation kommen zu müssen - doch war dies nicht der Grund dafür, es freute ihn ganz einfach wieder einmal selbst kochen zu dürfen. Dies mit Rachhad zu tun, welcher mittlerweile zu einem richtigen Freund geworden wurde freute ihn natürlich umsomehr.

Von seinem Platz im Eingang aus verfolgte er das Geschehen, als seine Königin nach draußen stürmte war sein erster Impuls der Königin nachzulaufen und sich um ihr wohlergehen zu kümmern, doch schon nach ersten Schritten wurde er immer langsamer und blieb schließlich stehen. Er konnte ihr nicht helfen, dies war Aufgabe des ersten Begleiters.
So setzte er sich im Dunklen auf einen Ast ein wenig entfernt von den Beiden.

Der Schrei ließ Gwenderon sofort wieder aufspringen Zeitgleich mit Eoshan stürmte er in Haus.
Völlig bleich und zitternd saß der junge Prinz in seinem Bett. In diesem Moment fasste Gwenderon einen Entschluss. Er stieß Caelvar sanft zur Seite und nahm den Jungen an der Hand, fasste ihm mit der zweiten Hand an den Rücken und ging mit ihm zusammen nach draußen. Eigentlich konnte man es eher als ein vor sich herschieben bezeichnen, doch versuchte er es so zu tun, dass der Junge sich nicht gezwungen fühlte.

Mit Hilfe der Kunst hatten sie in wenigen Augenblicken den Waldboden erreicht. Der Prinz zitterte noch immer und jetzt sogar noch mehr am ganzen Körper. Der Behüter kniete sich hin und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. Unhörbar ließ er einen Ruf in den Wald hinausgleiten.
Schon nach wenigen Augenblicken zeichneten sich schemenhaft die Umrisse eines Wolfs zwischen den Bäumen ab. Geschmeidig bewegte sich das Tier auf sie zu und hatte sie schon bald erreicht. Ruhig fuhr ihm Gwenderon mit der Hand durch das im Mondlicht glänzende weiße Wolfsfell.
"Die beste Methode von seinen Ängsten befreit zu werden ist ihnen zu begegnen und ihnen gegenüberzutreten.", mit diesen Worte nahm er die Hand des Prinzen und legte sie auf das Fell des Tieres, mit der anderen Hand hinderte er den Jungen daran wegzulaufen.
"Er wird dir nichts tun solange du ihm nichts tust", es sei den er hat Hunger, großen hunger, fügte er in Gedanken hinzu doch hielt er es für klüger dies nicht auszusrpechen.
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Mi 9. Nov 2022, 20:14

Plötzlich waren da noch mehr Hände, die nach ihm griffen und ihn zu bändigen versuchten. In seinem Wahn erkannte Minan aber nichts freundliches und helfendes darin und zappelte so nur noch stärker und schrie auf, sie sollten ihn nicht anfassen. Schwach hörte er eine helle Frauenstimme, mußte sie erst richtig zuordnen ehe er sie als die Eoshans erkannte, die ihm sagte, die Wölfe würden ihn nicht holen kommen. Minans Atem überschlug sich, sein Herz klopfte wie wild in seiner Brust. Die Wölfe konnten nicht hier rauf, sagte er sich immer wieder selbst, die Leute wollten ihm nichts böses, niemand würde ihm etwas tun. Das Zittern seines Körpers ließ trotzdem nicht nach, doch wenigstens hörte er auf zu schreien.
Da schob der Dea al Mon dessen Namen Minan noch nicht kannte, Caelvar beiseite, und packte den jungen Prinzen an seiner einzigen Hand und zog ihn unbarmherzig vom Bett. Minan wimmerte auf, versuchte dem Griff zu entkommen. Mit schreckensgeweiteten Augen blickte er den schweigsamen Dea al Mon an, doch der kannte kein Erbarmen und schob ihn auf den Ausgang zu. Nein, sie werfen mich doch den Wölfen vor!
Als der Gedanke bei ihm angekommen war, versuchte sich Minan nur umso heftiger zu wehren, doch da der Krieger ihn an seinem einzigen Arm fest im Griff hatte, war seine verzweifelte Gegenwehr nur schwach. Mit den Füßen stemmte er sich dagegen, Tränen rannen ihm über die Wangen.
"Nein, bitte nicht, nein", bettelte er, "Ich werd brav sein, ich schrei nicht mehr. Bitte... ich schrei nie mehr, ich bin jetzt leise", versuchte er zu versichern so wie er es oft bei Talian getan hatte, wenn die ihn nachts aus dem Bett gerissen und ihn für seine Albträume bestraft hatte. "Nicht zu den Wölfen, bitte nicht."
Der Mann hörte nicht, er schleifte und schob ihn zum Eingang der Hütte und beförderte ihn dann mithilfe der Kunst auf den Waldboden. Kaum war Minan unten und sah den finsteren Wald, der nur spärlich vom Mondlicht beschienen wurde, verstummte er. Die Angst schnürte seine Kehle zu, sein Gesicht war kalkweiß geworden. Waren ihm zuvor die Berührungen des Mannes noch unangenehm gewesen, so drängte er sich nun regelrecht an den Krieger, wollte nicht, dass dieser ihn allein ließ. Sein Körper bebte vor Furcht und namenlosen Grauen und er hatte nicht gewußt, dass dies noch schlimmer werden konnte, doch da tauchte zwischen den Bäumen ein heller Schatten auf und tappte langsam näher. Lautlos und doch so unerbittlich wie der Tod.

Dem zerbrochenen Prinz stockte der Atem, er japste nur noch unkontrolliert. Alles in ihm schrie nur noch danach hier weg zu wollen, aber der Mann ließ ihn nicht, hielt ihn weiter fest. Minan stand Todesängste aus, kalter Schweiß rann seinen Rücken hinab. Dann war der Wolf bei ihm, sein Atem stieg warm und sichtbar auf. Der Prinz wäre schon jetzt zusammengeklappt, doch der Kerl hielt und stützte ihn ja weiter. Vor seinem inneren Auge stiegen die Erinnerungen daran auf wie seine schwarzen Juwelen zerbrochen waren. Heißer hechelnder Atem, schlanke Körper, die sich mühelos durchs Dickicht schoben, ihm immer dicht auf den Fersen. Hungrig, oh so hungrig. Der Schmerz wie sie sich in ihn hineinwühlten, ihn zerrissen, ihn zerbrachen...
Das Fell unter seiner Hand, nahm er kaum noch wahr. Seine Brust tat so weh als hätte man hundert Eisenketten darum gespannt. Er wollte den Dea al Mon anbetteln, dass er ihn gehen ließ, dass er ihm ja auch so gehorchen würde, dass er es freiwillig mit ihm tun würde, aber bitte bitte nicht der Wolf. Nein... Mutter, warum? Warum bist du so grausam zu mir?
Es war egal, dass der Wolf ruhig dort stand und nichts machte. Es reichte für Minan schon ihn nur zu hören, zu sehen, zu riechen, um voller Panik zu sein. Der Wolf rief all die qualvollen Erinnerungen in dem Prinzen hoch und er glaubte, noch einmal seine Juwelen splittern zu hören, noch einmal den Schmerz und dieses namenloses Entsetzen mit jeder Faser seines Körpers und Geistes zu fühlen.
Es war zu viel, es war einfach viel zu viel und Minan floh aus seinem Körper und aus dieser schrecklichen Realität und übertrat die Schwelle zum Verzerrten Reich. Seine Augen waren weiterhin vor Entsetzen weit aufgerissen, nun jedoch vollkommen leer und stumpf, ohne jeglichen Glanz. Sein Kopf fiel nach vorne und hätte der Dea al Mon ihn nicht gehalten, er wäre glatt über dem Wolf zusammengebrochen. Minans Geist, nun nicht mehr an seine irdische Gestalt gebunden, flog in seiner alten Form mit schwarzen großen Schwingen in die Tiefen des Verzerrten Reiches, hinunter in die Schichten, wo ihn ganz bestimmt niemand folgen würde. Er wollte sich verkriechen, seine Angst war zu groß als dass er seinem Körper noch hätte beistehen können.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Mi 9. Nov 2022, 20:15

Minan zappelte und schrie, man solle ihn nicht anfassen, dabei berührte ihn doch nur Caelvar. Da schien es ihrem resoluten Hauptmann der Wache an der Zeit zu handeln. So packte er den Prinzen, sanft und bestimmt und ging mit ihm aus der Hütte. Der Junge flehte und bettelte, als er begriff, dass es auf den Waldboden gehen würde und meinte, er würde jetzt ganz leise sein und nicht mehr schreien. Aber darum ging es doch gar nicht. Eoshan begriff relativ schnell, was der Hüter vorhatte und liess ihn gewähren. Sie fand auch, dass man seine Angst am besten besiegte, wenn man sich ihr stellte.

Leise folgte sie den beiden hinunter und beobachtete gespannte die Begegnung von Minan mit dem Wolf. Bei dem Prinzen schien dieses sich der Angst stellen überhaupt nicht zu funktionieren. Seine Panik überwältigte ihn und er schien nicht zu realisieren, dass er überhaupt nicht in Gefahr war. So flüchtete er sich ins Verzerrte Reich.
Rasch stürzte sie zu den beiden, nahm den Prinzen in den Arm und liess sich mit ihm an den Wolf geschmiegt ins Gras sinken. Ihr Geist folgte ihm sogleich ins Verzerrte Reich. Neben sich nahm sie auch Talyn war, die gleichfalls nach ihm suchte. Doch wegen des Netzes konnten sie nicht die geringste Spur von ihm ausmachen. Na wenigstens hatten sie das gut hinbekommen.

*Minan*, rief sie eindringlich. *Minan, er wird dir nichts tun. Minan.* Es dauerte nicht lange und sie hatte ihre Grenze erreicht, konnte nicht tiefer in das Verzerrte Reich, ohne sich zu gefährden. Hätte sie nicht solch eine Verwantwortung getragen, hätte sie versucht ihm weiter zu folgen. Doch so sehr sie Minan auch beschützen wollte, das durfte sie nicht für ihn wagen. Ihre Grossmutter hingegen folgte ihm noch weiter, soweit es ihre eigenen Juwelen zuliessen. *Kleiner Bruder komm zurück. Er wollte dir doch nur zeigen, dass du keine so grosse Angst vor Wölfen zu haben brauchst. Komm zurück Minan.*
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Mi 9. Nov 2022, 20:18

Er trieb in dem unendlichen Nebel des Verzerrten Reiches und sagte sich immer wieder, wenn er nicht gefunden werden wollte, würden sie ihn auch nicht finden. Um ihn herum sah er die schemenhaften Umrisse einer zerfallenen Burg, vielleicht eine Vision, manchmal sah er hier die merkwürdigsten Dinge. Vielleicht dachte er es sich auch selbst aus und diese Sachen entsprangen seinen Geist, doch er wußte es nicht genau. Minan zog sich geschmeidig auf einen Mauersims hoch, saß dort wie einige Meter weiter einer der steinernen Gargoyles. Im Nebel hörte er die Rufe von den zwei Dea al Mon Frauen und wußte, dass sie ihm gefolgt waren.
Talian war ihm früher auch oft gefolgt, wenn sie ihn nicht schon vorher davon abgehalten hatte zu flüchten. Aber sie hatte ihn nie einholen können, weder als er seine Juwelen noch besaß und erst recht nicht als er zerbrochen war und alle Grenzen und Beschränkungen im Verzerrten Reich abgestreift hatte. Und es war so groß... so tief...
Der Prinz faltete seine Flügel zusammen und hörte die Gedanken von Eoshan und wie sie ihn bat zurückzukommen und dass der Mann ihm nur hatte zeigen wollen, dass er keine Angst vor Wölfen zu haben brauchte.
Minan schüttelte schweigend den Kopf, die schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht. Dann konzentrierte er sich. Das Verzerrte Reich war anders als die wirkliche Welt, wo er keine Juwelenkraft mehr besaß, aber vielleicht... wenn er sich hier anstrengte, konnte er Eoshan trotzdem erreichen. Er hatte schonmal gesendet, er würde es wieder können...

Was dann Eoshan erreichte war ein offener Speerfaden auf der untersten Ebene und ziemlich schwach, so als wäre er aus einer großen Tiefe gesendet worden.
*Er hätte das nicht tun sollen. Wenn er wüßte, was ich erlebt habe, dann wüßte er, dass meine Angst berechtigt ist. Ich komme erst wieder, wenn der Wolf fort ist.*
Unter seinen Blicken schoben sich Grabsteine aus dem Nebel und er sah auf einen Friedhof runter. Es waren unzählige und auf jedem Grabstein stand sein Name, so viele wie er schon tausend Tode vor Angst und Schmerzen gestorben war.
Nein, er wollte nicht zurück, er wollte nicht wieder erinnert werden und seine anfängliche Hoffnung, die Dea al Mon wären gut, war durch diese eine Aktion fast wieder gänzlich zerstört worden.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Mi 9. Nov 2022, 20:18

Es dauerte lange, bis sie eine Antwort erhielt und als sie sie bekam war sie sehr schwach, so als käme sie von sehr weit her und von sehr weit unten. Dennoch atmete Eoshan erleichtert auf. Er hatte sich nicht ganz von ihnen abgekapselt. Das vergrösserte die Chance, dass sie ihn nicht nach Hause tragen mussten.

*Niemand bestreitet, dass deine Angst nicht gerechtfertigt ist, kleiner Bruder*, sandte sie ihm froh, dass er sich gemeldet hatte. *Wenn du willst, werde ich ihn fortschicken, doch Lord Amon Dîn hat recht.* Sie sandte ihrem Hauptmann der Wache, eine entsprechende Anweisung, dass der Wolf sich etwas zurück ziehen sollte.
*Wenn du dich dieser Angst nicht stellst, wirst du sie nie überwinden und keine ruhige Nacht hier in Dea al Mon zu haben, denn die Wölfe wirst du hier jede Nacht hören. Sie gehören dazu.*
Um ihm das zu verdeutlichen setzte sie sich im Verzerrten Reich auf eine Wiese und auf einmal war da ein kleiner Wolfswelpe. Mit aufgestellten Ohren und wedelnder Rute hopste er aufgeregt vor ihr herum und spielte mit ihrer Hand, die ihn zu streicheln versuchte.
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Mi 9. Nov 2022, 20:21

Eoshan sandte ihm zurück und versicherte ihm, wenn Minan wirklich wollte, würde sie den Wolf fortschicken. Natürlich wollte er. Warum fragte sie noch einmal nach? Er lauschte schweigend ihren Gedanken. Dann erwähnte sie einen Lord Amon Dîn und der Prinz wußte zuerst nicht wer damit gemeint war bis ihm aufging, dass es der Dea al Mon Krieger sein mußte, der ihm das angetan hatte. Eoshan sagte ihm weiter, er solle sich seiner Angst stellen, denn in Dea al Mon würden in jeder Nacht die Wölfe heulen. Sie hatte sicher recht, doch er wußte nicht wie er diese Angst jemals bezwingen könnte, wenn es immer diese schrecklichen Erinnerungen in ihm wach rief.
Trotzdem stieg Minan ein paar Schichten höher, sah schon aus der Ferne die geistige Gestalt der Königin und auch ein Abbild eines Welpen mit dem Eoshan spielte. Sofort zog sich der junge Prinz wieder weiter zurück, aber seine Angst hielt sich hier in Grenzen, denn er wußte ja, dass er hier fort konnte und auch all die Bilder nicht echt waren.

Sein Speerfaden vibrierte, war brüchig.
*Bitte, ich ertrage die Wölfe nicht. Vielleicht kann ich mich erst einmal an das Heulen gewöhnen...*, wand er kläglich ein. Er wußte ja auch nicht wie er diese Angst bekämpfen sollte, die so eng verwoben mit vielen seiner anderen Ängste war.
Es war nur gerade im Moment alles zu viel. Er hatte immer noch nicht geschafft, seine "Geburtstagsfeier" und das Verstoßenwerden aus Hayll zu verarbeiten und nun sollte er sich gleich schon auf dem Weg zu seinem neuen "Zuhause" den Wölfen stellen? Aber es sah fast so aus, als hätte er kaum eine Wahl. Irgendwann würde er die Angst bekämpfen müssen, wenn er hier leben wollte. Und er mußte sie auch bekämpfen, wenn er hier fortwollte, denn eines war klar: alleine würde er sich kaum noch einen Schritt in dem Wald trauen.
Minan blieb weiter versteckt, würde nicht zurückkommen, wenn Eoshan ihm nicht versicherte, dass für ihn keine Gefahr mehr drohte. Und selbst dann wußte er nicht, ob er den Worten der Königin noch Glauben schenken sollte. Sie hatte ihm gesagt, die Wölfe würden ihn nicht holen kommen und dann riefen die Dea al Mon auch noch selbst welche herbei und er hatte das Tier anfassen müssen.
*Vor was habt ihr Angst?*, fragte er dann plötzlich, der Gedankenfaden war kaum zu verstehen, schwach und zaghaft.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Mi 9. Nov 2022, 20:28

Sie war nahe daran, Minan ganz zu verlieren und sie sandte Gwenderon eindringlich, dass er den Wolf fortschicken sollte. Es dauerte eine Weile aber dann konnte sie Minan mitteilen: *Innerhalb eines Umkreises von einem Kilometer befindet sich um unsere Körper kein Wolf mehr.*

Vom Verzerrten Reich konnte sie das nicht sagen, denn hier war alles anders. Allerdings schickte sie auch den Welpen weg, der mit ihr gespielt hatte. Minans Stimme hatte so brüchig und zittrig gewirkt, sie wagte es nun noch nicht einmal, ihn mit einem kleinen, tapsigen Welpen bekannt zu machen.

*Wenn du willst, kannst du dich auch erst einmal an das Heulen gewöhnen*, fuhr sie freundlich fort. Seine plötzliche Frage überraschte sie aber. Warum wollte er das wissen? *Ich habe, wie viele andere Königinnen, die Angst, dass meinem Volk Schaden zugefügt wird, dass es ihm nicht gut gehen könnte. Dazu habe ich natürlich auch noch ein paar persönliche Ängste, doch die werde ich dir nicht sagen. Ich kenn dich doch gar nicht.* Ein kurzes Zögern. *Und ich finde auch, du könntest endlich damit aufhören, mich zu beleidigen. Das habe ich wirklich nicht verdient.*
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Mi 9. Nov 2022, 20:29

Obwohl sie ihm mitgeteilt hatte, dass alle Wölfe in ihrer Umgebung fort waren, zeigte Minan sich immer noch nicht, haderte mit sich selbst, ob er ihr vertrauen konnte. Aber was blieb ihm anders übrig? Es war verlockend hier zu blieben, doch das ging nicht und er wußte, was für schlimme Folgen es hatte, wenn man zu lange hier verweilte. Er hatte es schon einmal erlebt...
Sehr zögerlich stieg der zerbrochene Prinz wieder nach oben, seine dunklen Flügel strichen durch den feuchten Nebel. Es fühlte sich fast echt an... Trotzdem hielt er sich noch zurück, ganz zu der Schwarzen Witwe zu kommen, erst als sie ihm seine Frage beantwortete beziehungsweise es nicht tat mit der Erklärung, sie kenne ihn zu wenig, kam er näher.

Seine Schritte waren federnd und leicht, es war ja auch kein wirklicher Untergrund da. Hier besaß er auch noch seinen linken Arm, bekleidet war er mit einem bodenlangen schwarzen Rock und einem ärmellosen ebenso schwarzen engen Hemd. An einem eisernen Gürtel hingen an allen vier Seiten des Rockes lange Anhänger aus Silber, die schmale Mond- und Sonnengesichter mit geschlossenen Augen zeigten. Ein Mantel, der seine Flügel aussparte, wehte bei jedem Schritt mit. Nur diese Gestalt im Verzerrten Reich gab eine Ahnung davon, wie er hätte sein können, hätte man ihm nicht die Juwelen zerbrochen. In der wirklichen Welt war er wieder der verkrüppelte verängstigte junge Prinz.
Aus seinen dunklen Mandelaugen betrachtete er Eoshan fragend.
"Ich kenne euch auch nicht. Aber ich musste vor euch meine Ängste preislegen", sagte er dann und schaute in ihre Augen. Sein Blick wurde scheu. "Es tut mir leid, ich wußte nicht, dass ich euch beleidigt habe..."
Langsam ließ er sich neben ihr nieder, jedoch auch hier in einem gewissen Abstand.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Mi 9. Nov 2022, 20:30

Es dauerte lange, bis er schliesslich zu ihr kam. Wahrscheinlich musste er erst noch abwägen, in wie weit er ihr trauen konnte und dann war da noch der Aufstieg. Als zerbrochener konnte er viel weiter îns Verzerrte Reich eindringen, als sie mit ihrem roten Juwel.
Und auch als er in ihre Sichtweite trat, hielt er erst noch abstand. Sofort gab sie Talyn bescheid, zu der sie während der ganzen Zeit den Kontakt aufrecht erhalten hatte. Ihre Grossmutter sollte wieder zurück kehren, den anderen Bescheid geben und sich erholen. Sie hatte in den letzten Tagen schon mehr als genug geleistet mit dem Netz weben und brauchte dringend Erholung.

Verwundert sah sie Minan an, als er dann doch mit federnden Schritten näher kam. "Wieso hast du auf einmal so komische Sachen an?" entschlüpfte es ihr. Sie hatte in ihrer Vorstellung nicht ihre Kleidung gewechselt, als sie ins Verzerrte Reich getreten war. Ihrer Ansicht nach hatte sie noch immer die Jagdkleidung an. Was ihr aber nicht bewusst war, war dass sie nun nicht wirkte, als sei sie aus Leder, sondern aus Gräsern und Blättern, die sich um ihren Körper zu schmiegen schienen und irgendwie wirkte es auch so, als hätte sie gar nicht wirklich Kleidung an. Dennoch sah man keine Intimen stellen.
"Aber das steht dir wirklich gut", fügte sie nach kurzem Überlegen hinzu. Man musste sich einfach erst an diesen Stil gewöhnen.
Darauf dass er hier seine Flügel und seinen linken Arm hatte, reagierte sie gar nicht. Ihr fiel nicht wirklich ein Unterschied auf. Sie hatte die Flügel und den Arm von Anfang an gesehen, genau so wie seine Juwelen. Natürlich war ihr klar, dass er seinen linken Arm und seine Flügel nicht mehr hatte, doch manchmal hatten Schwarze Witwen vollkommen andere Sichtweisen auf die Welt die sie umgab, als andere Menschen.

Schliesslich setzte sich der Prinz in einigem Abstand zu ihr hin und sah sie fragend und scheu an. "Du hättest deine Ängste nicht vor mir preislegen müssen", widersprach sie ernst. "Doch du liessest dich von ihnen beherrschen und konntest sie deswegen nicht verheimlichen."
Ihr Blick wurde etwas sanfter, als sie sich ihm erklärte. "Ich darf mich nicht angreifbar machen, Minan. Wer weiss, wem du es erzählst. Ich habe eine grosse Verantwortung für mein Volk und wir befinden uns kurz vor einem Krieg."

Als er sich dafür entschuldigte, dass er sie beleidigt habe und gar nicht wisse wie überhaupt, winkte sie freundlich ab. "Ja, ich weiss, das ist so eine neumodische Sitte, die in den anderen Territorien herrscht. Seltsam widernatürlich, ein Wunder, dass sie sich hatte durchsetzen können. Aber mir wäre wirklich lieb, wenn du uns alle aufhören würdest zu siezen. Das ist so beleidigend, heuchlerisch und verlogen."
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Mi 9. Nov 2022, 20:36

Als er näher kam, fragte sie ihn seltsamerweise sofort, warum er diese Kleidung trug. Minan blickte sie an, Eoshan trug ja auch etwas anderes, Blätter und Gräser hatten ihren hellen Körper umschlossen. Dann aber bemerkte sie, seine Kleidung würde ihm gut stehen und er lächelte sie aufrichtig an.
"Ich glaube, hier kleiden wir uns gerne in unsere Träume ein, die die wir haben und die die wir verloren. In das was wir sind und was wir wollen und hätten sein können...", erwiderte er. Eoshan kam nun auf seine Worte über die Ängste zurück und meinte, nur weil Minan sich von seinen so beherrschen ließ, war er auch gezwungen gewesen, sie zu zeigen und die Königin erklärte auch gleich, warum sie ihre nicht preis gab. Um sich nicht angreifbar zu machen.
Minan nickte, doch so ganz verstand er es nicht. Er sollte sich seinen Ängsten stellen, aber sie verbarg ihre?
"Jeder Mensch hat Angst, seine Angst zu zeigen..." War das nicht schon paradox an sich? Er vertrieb die Gedanken und hörte stumm zu wie Eoshan ihm erklärte wie genau er sie beleidigt hatte. Wieder stahl sich in den Ausdruck seiner Augen tiefste Verwirrung. Hier war es unhöflich seinen Gegenüber zu siezen? Er verstand es nicht, ihm war so oft eingeprügelt, respektvoll und unterwürfig damit zu sein, dass er gar nicht anders konnte.

"Es tut mir leid." Er senkte den Kopf leicht ergeben, blickte sie aber bald darauf wieder an, eine Gesichtshälfte durch seine dunklen glatten Haare verdeckt. "So wurde es mir beigebracht. Bei uns darf man den anderen nur dutzen, wenn man gesellschaftlich höher oder auf der gleichen Stufe ist. Oder wenn man sich besser kennt. Alles andere wird für respektlos und unhöflich gehalten. Ich glaube, an das Umgekehrte muss ich mich erst gewöhnen. Alles in deiner Welt ist so anders", gab er zu.
"Es tut mir leid, dass ich so anstrengend bin." Minan seufzte leicht. "Ich bemühe mich, aber es ist schwer..." Er wußte nicht, ob er in die Welt der Dea al Mon hineinpasste. Sie waren vom Wesen so verschieden... konnte man ihnen trauen und meinten sie ihre Worte wirklich ernst? Der Prinz konnte immer noch nicht ganz glauben, dass sie hier keine Sklaverei hatten.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Mi 9. Nov 2022, 20:42

Ob sie sich tatsächlich in ihre Träume kleidete? Aber sie hatte doch nicht ihren Traum verloren, ihr Leben in und für Dea al Mon zu verbringen. Sie war sogar mit Dea al Mon tiefer verbunden als die meisten anderen sonst. Damals, in ihrer Jungfrauennacht war sie mit dem Herzen verbunden worden.

"Ja", antwortete sie nachdenklich. "Wir haben Angst davor, unsere Ängste zu zeigen. Schliesslich ist es nicht leicht, sie zu erkennen und erst recht sich ihnen zu stellen." Aber zum Glück hatte sie gute Freunde, mit denen sie sich über ihre Ängste unterhalten konnte und die sie nicht verraten würden. Doch Minan schloss dies zu dem jetztigen Zeitpunkt nicht mit ein.

"Ach schon gut", meinte sie dann aber locker. "Jetzt weiss ich ja, dass du es nicht gemein meinst, wenn du mich siezst. Auch weiss ich, dass es in den anderen Territorien so brauch ist." Bedauernd schüttelte sie den Kopf. "Sie haben sich so sehr von den alten Bräuchen, vom Ruf des Blutes und vom Protokoll entfernt, verdrehen es auf ganz seltsame Art und weise."

Dann blickte sie ihn aber überrascht an. "Du bist doch nicht anstrengend", meinte sie verblüfft. "Wie kommst du denn auf die Idee? Dass du dich anstrengst sehe ich und ich finde wirklich, dass du das wunderbar machst, für das was du alles schon durchstehen musstest."
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Mi 9. Nov 2022, 20:45

Eoshan verzieh ihm glücklicherweise und Minan fühlte sich ein wenig gelöster. Aus ihren Worten sprach Bedauern, dass sich die Menschen des Blutes so sehr geändert hatten und ihre Kraft zu ihren Gunsten verdrehten. Minan nickte bekräftigend.
"Ja, ich habe das alte, ursprüngliche Protokoll gelesen und das jetzige... es ist ganz anders", stimmte er zu. Sobald Tarek ihm das Lesen und Schreiben beigebracht hatte, hatte Minan neugierig in der Bibliothek von Hayll gestöbert und gelesen. Noch etwas was er nicht mehr tun konnte... ob sie hier auch Bücher hatten? Begann er sich wirklich mit dem Gedanken anzufreunden hier zu leben?
Dann stritt die Königin ab, er wäre anstrengend und sie fände es wunderbar wie er sich bemühe. Der zerbrochene Prinz errötete.
Er wußte trotzdem, dass sie es nur sagte, weil sie ihn nicht kannte. Und er hatte Angst, dass seine anderen Splitter zutage treten konnten, um dann gleich alles wieder kaputt zu machen indem sie Dinge taten und sagten, die Minan selbst eigentlich nicht so meinte und wollte.
"Danke... ich weiß, dass ich manchmal anstrengend sein kann, weil ich Angst habe oder etwas nicht alleine kann und..." Der Prinz zögerte, zuckte dann aber schließlich hilflos mit den Schultern.

Er hätte Eoshan davor warnen sollen, die Worte lagen ihm bereits auf den Lippen, doch er sagte sie dennoch nicht. Die Welt, die die Dea al Mon boten, klang schön und friedlich und er hatte Angst, dass sie ihn herauswarfen bevor er überhaupt wirklich dort war, wenn er durchschimmern ließ wie zerrüttet sein Geist wirklich war und dass nicht nur sein Körper verkrüppelt war.
Vielleicht sage ich es ihr später, dachte er. Wenn wir in Faolchur sind und ich sehe wie es dort aussieht und ob es wirklich keine Sklaven gibt.
"Ist der Wolf wirklich nicht mehr da?", fragte er nochmal, "Und Lord Amon Dîn holt auch keinen neuen?" Minan wollte sich vergewissern, dass es für ihn sicher war, wieder zurückzukehren. Noch mehr Belastung würde er wohl nicht durchstehen.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Mi 9. Nov 2022, 20:53

Der junge Prinz schien sich ganz langsam aber sicher etwas zu beruhigen. "Das ist gut", meinte sie erfreut, als er meinte, dass er das ursprüngliche Protokoll gelesen hatte. Das vereinfachte schon vieles. Dann aber beobachtete sie fasziniert, wie er errötete. Das sah ja so total süss aus.

"Hmmmm, ich glaube, dann bin ich auch anstrengend", antwortete sie nachdenklich und lächelte ihn freundlich an. "Denn ich kann auch so einige Dinge nicht oder verstehe manche Sachen nicht. Aber dann frage ich nach und bekomme es meist erklärt oder Hilfe. Je nach dem, was ich brauche."

Sie konzentrierte sich und antwortete dann ehrlich: "Ja, der Wolf ist wirklich nicht mehr da und Lord Amon Dîn wird heute Abend keinen Wolf mehr rufen. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass er es nie wieder tun wird. Ich werde ihm nicht verbieten, die Wölfe aus seinem Leben zu verbannen."
Geschmeidig erhob sie sich und streckte Minan eine Hand entgegen, um ihm an zu bieten, ihm aufzuhelfen. Sie war der Meinung, dass sie jetzt wieder zu den anderen und vorallem schlafen gehen sollten. "Aber wir werden sie noch hören diese Nacht", fügte sie noch hinzu. "Das gehört einfach zu Dea al Mon dazu."
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Mi 9. Nov 2022, 20:54

Eoshan gab zurück, dann wäre sie auch anstrengend, weil sie vieles nicht alleine konnte. Sie hatte bestimmt recht, niemand konnte alles, doch Minan wünsche trotzdem er wäre nicht so eingeschränkt... aber er wußte auch, dass er sich größtenteils selbst einschränkte wegen all seiner Ängste und dem Mißtrauen. Und war es nicht immer zurecht? Die Menschen, die ihm bisher gutes angetan hatten, konnte er an seiner einzelnen Hand abzählen. Es war immer noch die Ausnahme. Die Regel war etwas ganz anderes...
Die Dea al Mon sagte ihm, der Wolf wäre wirklich nicht mehr da und heute Nacht würde er von weiteren dieser Begegnungen verschont. Doch irgendwann würde er sich dem wieder stellen müssen, nur war der Prinz erleichtert, nicht gleich sofort dazu gezwungen zu werden. Die Königin erhob sich mit eigener Anmut und hielt dann Minan die Hand entgegen, der sie zunächst nur unverwandt anblickte und dann zögernd ihre Hilfe annahm und gleichfalls aufstand. Rasch ließ er daraufhin ihre Hand los, obwohl es ja im Verzerrten Reich war und ihre Körper sich nicht wirklich berührten. Oder doch? Er wußte ja nicht was in Zwischenzeit mit seinem Körper geschah. Wenn er lernen konnte gleichzeitig hier und dort zu sein... wenigstens ein bißchen.

Eoshan erinnerte ihn noch einmal daran, dass sie die Wölfe trotzdem hören würden und Minan nickte.
"Ich werde versuchen damit umzugehen", nahm er sich vor und konzentrierte sich dann wieder auf seinen Körper, spürte das vertraute Ziehen und wie sich sein Geist vom Verzerrten Reich löste und zurück in seine Hülle kehrte.
Leben füllte seine Augen, der Schleier verlor sich. Als er sich etwas orientiert hatte, mußte er erkennen, dass er auf dem Waldboden lag und Eoshan dicht daneben. Hastig rückte er fort, stand dieses Mal von selbst auf. Als er sich umblickte, entdeckte er wirklich keine Wölfe und atmete erleichtert aus. Sie hatten ihn nicht reingelegt.
Etwas betreten schaute er zu den anderen Dea al Mon, konnte besonders nicht Amon Dîn anschauen. Hatte der Mann ihm nur helfen wollen oder sich einen üblen Scherz erlaubt, um sich an seiner Angst zu weiden? Minan konnte die Dea al Mon immer noch nicht recht einschätzen.
Caelvar trat zu ihm und Minan erinnerte sich wieder daran, dass er ihn beim Aufwachen getreten hatte. "Es tut mir leid, dass ich dir weh getan habe", entschuldigte er sich leise. Der Eyrier schüttelte den Kopf wie als wäre die Entschuldigung nicht nötig. Dann schlug er vor, Minan solle versuchen sich nochmal hinzulegen und zu schlafen. Der Prinz nickte, er war immer noch erschöpft und die Aufregung hatte nicht gerade dazu beitragen, dass es ihm besser ging.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Mi 9. Nov 2022, 20:55

Er zögerte noch kurz, doch dann nahm er ihre Hand und ihre Hilfe an. Eoshan strahlte über das ganze Gesicht. Natürlich verstand sie, dass er Berührungen nicht mochte, doch das war etwas ganz harmloses, was er wirklich nicht zu scheuen brauchte. Eine freundschaftliche Geste und es zeigte, wie stark er war, dass er sie annehmen konnte.

Rasch folgte sie ihm aus dem Verzerrten Reich und liess den Prinzen auch sogleich gehen, als er sich aus ihrer Umarmung wand. Etwas langsamer erhob sich Eoshan und wunderte sich etwas, dass er so erleichtert aufatmete. Hatte er etwa gedacht, dass sie ihn anlügen würde? Und irgendwie schien er sich auch sehr unwohl in Gwenderons Gegenwart zu fühlen. Dabei würde der Krieger ihm nichts tun.

Leise trat sie an ihren Hauptmann der Wache heran und lehnte sich an ihn. *Bei Minan brauchen wir wohl noch viel mehr Zeit, bis er sich einigermassen an uns gewöhnt*, sandte sie ihm überlegend. Einen Vorwurf für sein Handeln machte sie ihm nicht. Denn er hatte Recht. Wollte man seine Angst besiegen, musste sich man ihr stellen. Jetzt hatten sie herausgefunden, dass das bei Minan einfach länger dauert. *Vielleicht hilft es ihm, wenn er auf Marcus und David trifft. Auch die Beiden können keine Kunst ausführen und sind keine Dea al Mon. Mal sehen.*

Nachdem Caelvar seinem Schützling geholfen hatte, hoch in die Hütte zu kommen, folgte sie den beiden, den Baum hoch, ging dann aber zu ihrem Schlafzeug, um auf einem der breiten Ästen bei Rachhad und Gwenderon ihr Lager zu bereiten. Bei Talyn hatte sie sich schon erkundigt, dass es ihr gut ging. *Das wird wohl noch ganz schön aufregend*, meinte sie mit einem schiefen Lächeln zu Rachhad und Gwenderon.
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Re: Asyl

Beitragvon Gwenderon » Mi 9. Nov 2022, 20:56

Ruhig stand der Krieger, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, vor dem Baum und blickte etwas besorgt auf den jungen, der noch immer in Eoshans Armen lag.

Was hatte er getan? Im Prinzip war seine Handlungsweise völlig korrekt und richtig gewesen, dessen war er sich bewusst, doch als er in in die von Panik erfüllten, entsetzen Augen des Jungen geblickt hatte, die ihn schon im nächsten Moment völlig leer angestarrt angeblickt hatten, wurde er mit Schuldgefühlen und Fragen überhäuft:

Dieser leer, stumpfe Blick sprach Bände. Was hatte dieser Prinz schon alles miterleben müssen, dass er solch ein Entsetzen empfinden konnte?
Durch sein voreiliges handeln hatte er nicht nur den Jungen in noch mehr Angst gestürzt, sondern er hatte auch die Königin in Gefahr gebracht. er verstand nicht viel von schwarzen Witwen und dem Verzerrtem Reich, doch das was er wusste war, dass es sehr gefährlich sein konnte. Er hatte unüberlegt gehandelt, etwas das sonst eigentlich nicht seinernatürlichen Art entsprach, nunja vielleicht nicht unbedingt unüberlegt, doch hatte er die Situation auf jeden Fall unterschätzt und nun musste er die Konsequenzen erleben.

Erleichtert atmete er auf als Eoshan und der Prinz wiederkehrten und langsam zu sich kamen. Minan hatte angst vor ihm, er wagte es nicht einmal ihn anzusehen. Durch Gwenderon war seine Angst nicht besiegt worden sonder sogar gewachsen.

Er musste nicht erst zu Eoshan blicken um zu wissen, dass sie sein Handeln nicht verurteilte, so ziemlich jeder Dea al Mon hätte wohl eine ähnliche Vorgehensweise vorgeschlagen, wenn auch vielleicht nicht unbedingt mit einem voll ausgewachsenem Wolf.
Trotzdem tat es gut als sich die Königin an ihn lehnte und ihr Speerfaden ihn erreichte. Der Hauptmann musste an den lebhaften, netten kleinen Jungen denken der alle um sich herum mit seiner Lebensfreude ansteckte.

*Ja, du hast wohl recht, das ganze war wohl etwas voreilig, ich bin wohl weniger zum Prinzenerzieher geeignet, ich denke der lebenslustige Jungspund und sein etwas älterer Begleiter, sind wohl ein wenig einfühlsamer als ich. Einen Versuch wäre es auf jeden Fall wert und es würde mich wundern wenn nicht ein Teil dieser Freude mit der dieser David nur so um sich wirft nicht auch auf Minan abfärben würde und vielleicht sogar einen teil seiner Angst überdeckt*
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Mi 9. Nov 2022, 20:56

Der Eyrier half ihm wieder in die Hütte zurück und Minan fühlte sich hier oben doch ein Stück sicherer. Trotzdem hatte er das Gefühl, alle würden ihn anschauen. Die Dea al Mon nächtigten weiterhin draußen, außer Talyn, doch Minan hatte vor ihr nicht so viel Angst, höchstens immer noch etwas Mißtrauen was sich nicht so einfach abstellen ließ.
Der junge Prinz legte sich wieder auf das Bett und als er die Wölfe heulen hörte, verkroch er sich noch tiefer unter der Decke und wünschte sich, er hätte zwei Hände, um sich beide Ohren zuhalten zu können. Das Heulen klang furchtbar gierig und lüstern in seinen Ohren... er wollte das nicht hören. Zitternd lag er da, unfähig irgendetwas gegen die Geräusche zu tun und wußte, dass er jetzt ganz bestimmt nicht mehr einschlafen konnte.
Minan versuchte an etwas anderes zu denken, doch es gelang ihm nicht. Trotzdem blieb er ganz leise damit die anderen nicht aufwachten. Irgendwann hatte die Erschöpfung ein Erbarmen mit ihm und er schlief doch noch ein. Es waren dieses Mal nicht seine Träume, die er durchlebte, sondern die des Anderen, die meist um einiges gewaltsamer und dunkler waren. So wachte Minan sehr früh am Morgen reichlich verwirrt und durchgefroren auf, weil er im Schlaf die Decke von sich getreten hatte.

Caelvar fragte ihn, ob alles in Ordnung wäre, doch der zerbrochene Prinz nickte nur abwesend. Die ältere Dea al Mon bereitete gerade ein kleineres Frühstück vor und reichte ihm dann eine Tasse mit heißem Tee. Vorsichtig nahm Minan diese entgegen, doch er blies nur leicht den aufsteigenden Dampf fort und trat zum Ausgang zur Hütte, um zu sehen, ob die anderen auch schon wach waren. Sein schwarzes Haar war noch ein wenig zerstrubbelt und eine Strähne hing im Gesicht.
Ehe er es sich jedoch versah, hatte ein Eichhörnchen ihn entdeckt und hüpfte frech auf seinen Arm, schaute neugierig in die Tasse, hob auch seine Strähne an und blickte darunter fast interessiert in Minans verdutzte Augen.
"Ich hab nichts für dich", versuchte er dem Tier begreiflich zu machen, nachdem sein erster Schreck verflogen war. Er versuchte Balance zu halten und ließ sich vorsichtig am Rande der Hütte nieder, die Beine über den Rand baumelnd. Der Prinz fühlte sich immer noch müde, doch sie würden bestimmt bald aufbrechen. Er dachte an Timaris und an Hayll und seufzte leise. Das Eichhörnchen hüpfte auf seinen Fuß, den Minan abwesend hin und her schlenkerte. Er hatte geglaubt, er hätte in Hayll so etwas wie ein kleines Zuhause gefunden, doch die Hoffnung war zerstört und er fragte sich, ob er überhaupt irgendwohin gehörte. Sein ganzes Leben über hatte man ihn spüren lassen, dass er ungewollt war und wenn er doch mal erwünscht gewesen war, dann nur um Lust zu bereiten. Er merkte nicht, dass mehrere Geschöpfe des Waldes ihn neugierig anschauten und er hier akzeptiert war.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Mi 9. Nov 2022, 20:58

Sie kam gerade von einem erfrischenden Bad in einem nahegelegenen Bach. Ihr langes, silbernes Haar hing ihr noch feucht über den Rücken, doch bald würde es wieder trocken sein. Erst war sie etwas überrascht, dass sie so vielen Tieren begegnete, die sonst normalerweise nicht gross um die Dea al Mon kümmerten. Doch dann bemerkte sie Minan, der gerade von einem Eichhörnchen belagert wurde. Sie waren also neugierig, wen der Wald akzeptiert hatte und Eoshan musste grinsen.

Unbemerkt kletterte sie wieder hoch zur Hütte und holte sich bei ihrer Grossmutter ebenfalls eine Tasse heissen Tee. Anschliessend lehnte sie sich in den Türrahmen. "Na? Auch schon wach, du Schlafmütze?" wünschte sie ihm neckend einen guten Morgen. Wohlweisslich sah sie ihre Begleiter nicht an, denn normalerweise war sie die Langschläferin. Aber dieses Mal hatten ihre Gäste länger geschlafen.
Das freundliche Lächeln, dass sie Minan schenkte, sollte ihm aber zeigen, dass es nur ein kleiner Scherz gewesen war. Ob er gut hatte schlafen können fragte sie nicht. Als Schwarze Witwe war sie sensibel auf die Träume der Leute die sie umgaben. Normalerweise konnten sie sich auch gut dagegen abschirmen, doch Minans Träume waren so intensiv gewesen, dass sie nicht darum herum gekommen war, zu merken, dass er nicht sonderlich ruhig hatte schlafen können. Ein kleiner Gedankenaustausch mit ihrer Grossmutter, bestätigte dies.
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Mi 9. Nov 2022, 20:58

Minan zuckte leicht zusammen, als er Eoshan bemerkte, er hatte sie gar nicht gehört. Vielleicht war er auch zu sehr in Gedanken versunken gewesen. Die Königin lehnte gegen den Türrahmen, ihr langes Haar glänzte silbern feucht. Es sah aus als hätte sie gerade gebadet.
"Tut mir leid, dass ich so lange geschlafen habe", erwiderte er kleinlaut, sah dann aber Eoshans freundliches Lächeln und entspannte sich wieder. Minan nahm einen kleinen Schluck aus seiner Tasse. Sein Blick hing danach wieder an dem silbrigen Haar der Dea al Mon. Er traute sich nicht so recht zu fragen, doch dann siegte seine Neugier doch.
"Haben viele Dea al Mon silbernes Haar?", fragte er, denn der erste Begleiter von Eoshan hatte es ja auch. "Ich dachte, die Haare verändern sich erst wenn man älter wird und werden dann hell. Aber du..." Er stockte leicht. "Du siehst nicht alt aus." Eher das Gegenteil.

Vielleicht hatte er sich jetzt auch schon so viel herausgenommen. Der zerbrochene Prinz blickte lieber in seine Tasse, wo der Tee einen ruhigen Spiegel bildete. Er fühlte sich müde und der Ausschnitt seines Gesichtes was ihm da entgegen schaute, erinnerte ihn in dem kurzen Moment eher an Darken als ihn selbst. Seit der offenen Auseinandersetzung mit Caelvar war er nicht mehr zum Vorschein getreten und auch die anderen Splitter hielten sich erfreulicherweise zurück wie als wäre alle immer noch im tiefen Schock ergriffen und wenn er ganz genau hinhörte konnte er immer noch das Echo des verhallenden Schreis von Hexe hören. Minan wußte aber nicht wie lange das so blieb. Die Umgebung hier war so fremd und ungewohnt und er wußte, dass er nicht anders würde können als sich vor den Sachen zurückzuziehen, die ihm Angst machten. Er mußte es Eoshan sagen... aber schon davor hatte er Angst und wie sie ihn ansehen könnte.
"Hat... hat Timaris dir eigentlich irgendetwas über mich gesagt?", fragte er zögerlich nach und warf ihr einen Seitenblick zu.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Do 10. Nov 2022, 06:49

Sie winkte ab, als er sich dafür entschuldigte, dass er so lange geschlafen hatte. "Das ist doch kein Problem", erwiderte sie freundlich. "Das war doch gar nicht so lange. Normalerweise schlafe ich ja auch länger."
Da fragte er auch schon, nach ihren Haaren und sie sah ihn überrascht an. Danach hatte sie noch nimeand gefragt und für einen Dea al Mon hatte sie schon viel Kontakt mit nicht Dea al Mon gehabt. Aber da waren wohl andere Sachen wichtiger gewesen, als ihre Haarfarbe.
"Ja, besonders bei anderen Völkern ist es so, dass mit zunehmendem Alter, die Haare grau und silbern werden", bestätigte sie seine Worte. "Doch bei den Dea al Mon haben ihre silbernen Haare nichts mit ihrem Alter zu tun und bei uns haben recht viele, silberne Haare. Und nein, ich bin auch nicht sonderlich alt", fügte sie lachend hinzu. "Pyratres bezeichnet mich manchmal sogar noch als sein freches, kleines Mädchen." Passend zu der beschreibung grinste sie Minan an. "Dabei bin ich doch schon achtzehn Jahre alt. Und wie alt bist du? Du siehst auch nicht gerade sehr als aus."

Nachdenklich sah sie ihn an, als er in seine Teetasse starrte. Er wirklich noch immer müde und ausgelaugt. Und irgend etwas schien ihn stark zu beschäftigen, worüber er aber nicht wirklich sprechen mochte. Das war ihr gestern Abend schon einmal aufgefallen. Doch sie drängte ihn nicht dazu, darüber zu reden. Er würde schon von sich aus, damit kommen.
Und tatsächlich schien seine nächste zögerliche Frage etwas damit zu tun zu haben. Das vermutete sie zumindest, weil er ihr so einen Seitenblick zuwarf.

"Wir hatten nicht viel Zeit zu reden Minan", antwortete sie langsam. "Sie sandte mir nur, dass sie da einen Freund mit Namen Minan Darken hätte, der Hilfe von einer dunklen Schwarzen Wites bräuchte und sie niemanden an ihrem Hof hätte. Sie wusste von Talyn, denn die Frage war ihr an zu hören, auch wenn sie sie nicht wirklich gestellt hatte. So habe ich ihr geantwortet, sie solle ihren Freund vorbeischicken. Zuhause habe ich dann in den Netzen nach dir gesucht und erfuhr wie du aussiehst."
Sie schenkte dem jungen Prinzen ein sanftes Lächeln. "Deswegen haben wir euch beide am Waldrand auch gleich erkannt und euch nicht davon gejagt. Zudem habe ich da den Zeitpunkt erfahren, wann wir da sein mussten, um euch beide abzuholen. Vor kurzem kam noch ein dringlicher, versiegelter Brief von Lady Tolarim. Darin stand, dass du Schutz vor Sion bräuchtest, da seine Schwarze Witwen nach dir suchten."
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Do 10. Nov 2022, 10:02

Eoshan begann ihm auch die Sache mit der Haarfarbe zu erklären und viele Dea al Mon dies von Geburt an hätten und es nichts mit dem Alter zu tun hätte. Als sie ihm ihr eigenes Alter verriet, schaute Minan sie überrascht an. Er hatte bisher nur höchst selten Kontakt mit Gleichaltrigen gehabt, die meisten waren immer älter als er gewesen.
"Siebzehn", antwortete er auf ihre Frage, verriet aber sein Geburtsdatum nicht, nein nie mehr wieder. Er wollte für den Rest seines Lebens keine Geburtstage mehr feiern. Und er hatte seine Lektion gelernt, es war nichts gutes dabei herausgekommen, dass Timaris von seinem Geburtstag erfahren hatte. Obwohl der Tag an sich schön gewesen war... nur das danach nicht. Minan vertrieb die Gedanken daran rasch wieder.
Es dauerte eine Weile, dann aber erzählte ihm Eoshan was Timaris ihr über ihn gesagt hatte und es war nicht viel wie Minan erfuhr. Nur ein Wort verwunderte und berührte ihn gleichermaßen. "Sie hat mich.. Freund genannt?", fragte er leise nach, wandte seinen Blick wieder ab und ließ ihn über den Wald schweifen, der sie umgab. "Ich dachte auch, sie wäre eine Freundin... vielleicht hätte ich ihr irgendwann sogar ganz vertraut." Er zuckte mit den Schultern. "Jetzt nicht mehr." Aber wenn Timaris der Dea al Mon nichts gesagt hatte, sie nicht gewarnt hatte... dann mußte er es tun. Er wollte es auch sagen, doch irgendetwas hielt ihn zurück die Worte wirklich auszusprechen und seine anderen Splitter preiszugeben.

"Wenn.. wir da sind, wo werde ich dann leben?", fragte er zögerlich. Minan glaubte nicht daran, dass man extra für ihn irgendwo Platz gemacht hätte. Eigentlich war ihm jede Unterkunft Recht, in Hayll hatte er seine eigenen Gemächer gehabt, aber genausogut konnte er wieder auf dem Boden schlafen. "Ich brauch nicht viel..." Der junge Prinz blickte die Königin an. "Ich werd versuchen, mich irgendwie nützlich zu machen, ich will euch allen nicht zur Last fallen." Noch während er sprach, streckte er leicht sein Bein und das Eichhörnchen lief weiter daran hoch. Dafür flatterte nun ein Schmetterling auf seine ausgestreckte Fußspitze und ließ sich dort nieder. Minan seufzte und zuckte mit den Schultern. "Auch wenn ich nicht weiß wie ich nützlich sein kann. Es ist nur..." Er stockte. "Ich hab keine Heimat, nach Hayll kann ich nicht zurück und zu meinem Vater auch nicht. Ich wüßte sonst nicht wohin."
Oh, doch, du weißt ganz genau wohin... Minan schüttelte bei dem Gedanken des Anderen hastig den Kopf. Das Eichhörnchen verzog sich ebenfalls rasch.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Do 10. Nov 2022, 18:49

Sie nickte erfreut, als er sagte, wie alt er sei und ihr Blick zeigte ihm, dass sie es schön fand, einen Gleichaltrigen kennen zu lernen. Auch nickte sie dazu, dass Timaris ihn als Freund bezeichnete. was war denn so sonderbar daran, wie es seine Reaktion vermuten liess? Doch seine nächsten Worte legten nahe, dass sie einen ziemlich heftigen Streit gehabt hatten. Dabei konnte man natürlich etwas Vertrauen verliern, doch das hiess doch nicht gleich, dass man die Freundschaft aufgab. Und wie es sich anhörte, hatte Minan ihr gar nicht wirklich vertraut. Das war alles sehr kompliziert.

Doch da wechselte Minan schon das Thema und Eoshan konzentrierte sich darauf. "Ich habe dir und deinem Begleiter eure Gemächer im Flügel des Haupthauses wo die Männer, die im ersten Kreis dienen, wohnen, vorbereiten lassen. Das heisst natürlich nicht, dass du mir da auch dienen musst. Nur lagen die Gästezimmer so abseits und ich wollte nicht, dass du dich ausgestossen und einsam fühlst. Und ich dachte, dass du ein Haus in der Stadt etwas unheimlich finden könntest. Zumindest am Anfang. Schliesslich muss dir hier noch alles sehr fremd sein."

Da erschien ein Teller mit geschnittenen Früchten, Käse und Brot vor ihnen und Eoshan sandte ihrer Grossmutter ein herzliches Danke. Auffordernd streckte sie die Platte dem Prinzen entgegen. "Hunger?" Selber bediente sie sich auch herzhaft.
"Ja, solange Sion eine Gefahr ist, kannst du von hier nicht weg", bestätigte sie ernst. "Aber nacher kannst du gerne wieder nach Hayll oder zu deinem Vater. Du darfst aber auch hier bleiben. Dass du dich nützlich machen willst, kann ich gut verstehen. Das geht mir ganz ähnlich. Und wenn du nicht weiss, wo deine Stärken sind... Dann lass es uns doch gemeinsam herausfinden." Freundlich lächelte sie ihn an und Blickte ihm in die Augen, um zu erfahren, was er davon hielt. "Am Morgen haben wir jeweils Training. Aber nacher sind wir relativ frei." Sie schielte kurz zu Rachhad hinüber und meinte verschörerisch: "Allderdings hoffe ich, dass Prinz tar Chonnacht nicht auch während der Reise ein Training abhalten will. Schliesslich haben wir noch einen langen Fussmarsch vor uns."
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Re: Asyl

Beitragvon Rachhad » Do 10. Nov 2022, 18:50

Nach dem vergangenen Abend hielten sich Rachhad und Gwenderon in Hinsicht ihrer Hilfe für Minan zurück. Itgendwan würden sie ihm helfen. Doch vorerst sollte sich dieser Gast ein wenig Hornhaut und Ruhe zur Güte führen lassen. Und doch, es prickelte in seinen Fingern, dem Jungen zu helfen..

"Nein, meine Königin", sprach Rachhad, "ich werde erst ein Training anfangen, wenn sich unser Gast ein wenig...eingewöhnt hat. Ich möchte ihn nicht überfordern. Er sollte sich erst an seine neue Heimat einleben können."
Zuletzt geändert von Rachhad am Fr 11. Nov 2022, 00:02, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Fr 11. Nov 2022, 00:01

Die Königin sagte ihm, wo er untergebracht werden würde und Minan war wieder einmal überrascht, dass er dort schlafen sollte, wo die Männer nächtigten, die Eoshan im ersten Kreis dienten. Verwirrt schaute er Eoshan an, doch die erklärte ihm gleich, dass sie es nur getan hatte, weil die Gästezimmer zu weit ablagen und er vielleicht ein Haus in der Stadt unheimlich finden könnte.
Der zerbrochene Prinz blickte sie ratlos an. "Ich weiß nicht... ich weiß ja gar nicht wie ihr lebt. Ihr habt eine richtige Stadt?", traute er sich zu fragen und schaute sich noch einmal die Umgebung an. Vielleicht war tiefer im Wald wirklich eine Stadt... "Ja, es ist wirklich alles noch... fremd", gab er zu, "Ich war nie oft in der Natur. Nur... sehr selten oder in einem Garten, aber das ist ja nicht vergleichbar." Er lächelte verlegen, weil er sich wieder einmal für seine Unwissenheit und Unerfahrenheit schämte. Minan sah Eoshan in die Augen.
"Danke. Danke, dass wir hier leben dürfen", bedankte er sich ehrlich. Trotzdem war ihm ein bißchen mulmig zumute, dass er bei den Männern von ihrem Hof schlafen sollte. Aber es hatte so geklungen, als hätten Caelvar und er eigene Gemächer. Vielleicht konnte er es verschließen so wie das in Hayll. Doch er wollte nicht zu viel hoffen und erwarten, sonst würde er nur enttäuscht.

Minan zuckte ein wenig überrascht zusammen als die Platte mit dem Essen so plötzlich erschien. Erst als er merkte, dass keine Gefahr im Augenblick drohte, entspannte er sich wieder. Eoshan hielt ihm den großen Teller hin und der Prinz stellte seine Teetasse beiseite und nahm sich zaghaft etwas von dem Essen.
Die Dea al Mon bestätigte, dass solange Sion noch da war, Minan hier bleiben müsse. Er nickte nur, sich fragend, ob so etwas wie Sion nicht ewig existieren würde... aber vielleicht würde man ihn besiegen und es wäre keine Gefahr mehr. Dann bot Eoshan an, dass sie doch gemeinsam ergründen könnten wo Minans Stärken lagen. Etwas skeptisch und auch mißtrauisch erwiderte er ihren Blick, nicht sicher wie sie das gemeint hatte.
"In Hayll wurde mir lesen und schreiben beigebracht." Er war ein bißchen stolz darauf, besonders, dass er nun so viel lesen konnte. "Und malen kann ich auch... aber die Bilder sind nicht sehr schön", gab er kleinlaut zu. Und er konnte noch andere Dinge... tanzen zum Beispiel, aber davon sagte er aus guten Gründen nichts.

Die Königin erzählte ihm etwas von einem Training und dass sie hoffte, Rachhad würde es für die Dauer der Reise einstellen. Der silberhaarige Begleiter saß auf einem der Äste in der Nähe von ihnen und bewies mit seinen Worten gleich, dass er ihnen aufmerksam zugehört hatte.
Minan lächelte, als Rachhad davon sprach, dass er ihn nicht überfordern wollte. "Danke.. das ist sehr nett von euch... dir, meine ich. Entschuldigung." Bei den Dea al Mon war es ja anscheinend höflich und gang und gäbe, dass man sich dutzte, doch Minan selbst mußte sich noch daran gewöhnen. "Und.. ähm was ist das für ein Training?", wagte er nachzufragen und aß ein Stück Brot und Früchte.
"Ich ähm.. der Haushofmeister von Hayll hatte begonnen mich im Fechten auszubilden. Ich weiß nicht, ob ich gut darin bin. Aber ich bin gelenkig und ausdauernd", bekräftigte er. Irgendwie hatte er ja doch das Gefühl, dass die Dea al Mon ihn für schwach hielten und in vielerlei Hinsicht war er das gewiss auch und seit der Episode mit dem Wolf, hielten sie ihn sicher erst recht für verweichlicht und schwächlich. "Und ich habe gemerkt, dass ihr langsamer geht als ihr es könntet. Das müsst ihr nicht." Er versuchte seine Stimme so fest wie möglich klingen zu lassen. "Ich kann mit euch mithalten." Schließlich war er sein ganzes Leben dazu ausgebildet worden, ausdauernd und sportlich zu sein... er sollte ja nicht zu früh schlapp machen...
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Re: Asyl

Beitragvon Rachhad » Fr 11. Nov 2022, 00:03

Er lauschte den Worten von Minan. Es war amüsierend und doch abhaltend zugleich. Rachhad war sich bewusst, dass er nun ein wenig mit Samthandschuhen arbeiten musste.

"Es ist gut, dass dein Haushofmeister aus Hayll dir Fechten beigebracht hat. Auch wenn Du Dich nicht so gut einschätzt, hier, bei mir lernst du das richtige Kämpfen. Sei es Eyrier, Arcadianischen Katzen oder billige Meuchelmörder. Nach dem Training von Dea al Mon wirst du dich kräftig und selbstbewusst finden."

Nach diesen Worten sprang Rachhad wieder weiter von Baum zu Baum und begleitete von oben die Gruppe.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Fr 11. Nov 2022, 06:49

Sie nickte, als er fragte, ob sie eine richtige Stadt hätten. Natürlich hatten sie das. Sie hatten sogar mehrere und sonst auch einige kleinere Siedlungen. An einer waren sie gar nicht so weit entfernt daran vorbei gegangen. Auch nickte sie, als er meinte die Gärten, die er kenne seien nicht vergleichbar mit Dea al Mon. Eigentlich war ja auch nichts mit Dea al Mon vergleichbar.
"Das sagen viele", antwortete sie belustigt. "Dass sie gar nicht wissen, wie wir Dea al Mon lebten. Das ist auch gut so und so soll es auch bleiben. Letztens hatten wir eine Gruppe von Glaciern hier. Die waren total neugierig und wollten sich alles genau ansehen. Aber das ist doch kein Museum sondern unser Zuhause." Verständnislos schüttelte sie den Kopf. "Ich meine, dir würde es doch auch nicht gefallen, wenn jemand fremdes einfach dein Zuhause inspziert oder?"

Frech grinste sie zu Rachhad, als er meinte, er würde heute kein Trainig veranstallten. Sie hatte auch nicht ernsthaft daran geglaubt, denn schliesslich mussten sie schon langsam Faolchur erreichen und Minan wirkte so zierlich, dass man ihm das nicht auch noch zumuten wolle.

Da fragte Minan nach, was für ein training das sein soll. "Na Kampftraining natürlich", meinte sie verblüfft. Da führte Rachhad das auch schon genauer aus, angepasst an das, was Minan am dringensten zu brauchen schien. Erfreut darüber schenkte sie ihrem Ersten Begleiter ein stolzes Lächeln, denn das war sie auf ihn.

Da erklärte der junge Prinz auch schon, dass sie keine Rücksicht mit dem Tempo auf ihn nehmen müssten, da er sehr ausdauernd sei. Annerkennend lächelte sie ihn an und erhob sich. "Na dann lass uns aufbrechen", forderte sie ihre Gruppe auf.
Während die Dea al Mon ihre Sachen verschwinden liessen, flog Caelvar Minan auch schon wieder zum Erdboden. Talyn folgte Racchad über die Äste nach Art der Dea al Mon. Sie erholte sich langsam von der Anstrengung, dieses komplizierte Netz zu weben.
Doch Eoshan entschied sich mit Minan auf dem Boden zu reisen. Kaum war sie herunter geklettert. Legte sie auch schon einen schnellen Trab vor, den sie bis zum Mittag bei zu behalten gedachte. Über die Äste wären sie natürlich schneller und kräftesparender voran gekommen. Doch das wollte sie Minan und Caelvar mit seinen grossen Flügeln nicht zumuten.
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Fr 11. Nov 2022, 10:26

Eoshan erzählte ihm noch bei seinen Worten über Dea al Mon von einer Gruppe Glacier, die sich für ihren Geschmack anscheinend zu neugierig in dem Wald umgesehen hatten. Sie fragte ihn, ob ihm so etwas gefallen würde, wenn jemand fremdes sein Zuhause inspizieren würde. Minan mußte die Frage erst einmal verarbeiten, wußte nicht so recht was er darauf antworten sollte. Er hatte nie ein wirkliches Zuhause gehabt, aber ja... Fremde hatten sehr oft das Zuhause seines Körpers inspiziert und es hatte ihm nicht gefallen.
So schüttelte er den Kopf. "Nein, es würde mir nicht gefallen", bestätigte er. Zum Glück verlagerte sich das Gespräch wieder auf das Training und zu seiner Erleichterung erfuhr er, dass es ein Kampftraining sein würde. Hoffentlich war es nicht zu schwer. Aber Ayden hatte auch nicht viel Rücksicht auf ihn genommen. Darken hatte es so gewollt... Darken... Minan versteifte sich leicht. Der Andere war normalerweise meist der, der gekämpft und trainiert hatte. Rachhad sagte ihm gerade, dass er sich nach dem Training der Dea al Mon selbstbewußter wiederfinden würde. Minan wußte nur nicht was das mit Eyriern, Katzen und Meuchelmördern zu tun hatte, doch er nickte trotzdem.

"Danke, dass du mir das beibringen willst, Rachhad", bedankte er sich, doch der Dea al Mon stieg wieder höher auf die Bäume und die Gruppe machte sich daran aufzubrechen. Während die Dea al Mon die Wege über die Äste nahm, ging Minan zusammen mit Caelvar auf dem Boden, doch es dauerte nicht lange da gesellte sich Eoshan zu ihnen und sie verfielen in einen schnelleren Trab und kamen so rascher vorwärts als noch gestern.
Der Untergrund war für ihn noch ungewohnt, doch Minan gewöhnte sich schnell daran, sprang über Wurzeln und im Wege liegende Äste. Er bemühte sich so leise wie die Königin zu sein, aber sie lebte ja schon ihr ganzes Leben hier und man sah, dass die Dea al Mon wahrhaftig im Wald zuhause waren. Obwohl das Tempo über diese lange Strecke hoch war, beklagte Minan sich nicht. Er konnte mehr aushalten als die meisten auf den ersten Blick für möglich hielten.
Sie wurden erst wieder langsamer als sie zur Mittagszeit an einem Bachlauf rasteten. Minan trat zu dem Bach und schöpfte mit seiner Hand etwas Wasser, um zu trinken und sich das Gesicht zu waschen. Das Wasser war kühl und plätscherte so munter vor sich hin, dass er sein Spiegelbild kaum sehen konnte. Er fragte sich wann sie da sein würden, doch Eoshan hatte ja etwas von vier Tagen erwähnt.
Da trat Caelvar zu ihm heran und in seinen Händen hielt er das Kästchen, sagte aber nichts dazu. Minan wäre bei dem Anblick fast in den Bach gefallen.
"Timaris hat gesagt, Königin Sitara kann es öffnen", erinnerte der Kriegerprinz ihn leise. So schnell, dass der Eyrier nicht hatte reagieren können, riss Minan ihm das Kästchen aus der Hand und schleuderte es in den Bach, wo es langsam vom leichten Strom weitergetragen wurde.
Caelvar blickte ihn entgeistert an. "Da drin sind deine Juwelen!"
"Ja, und was soll ich mit meinen Splittern?! Sie sind wertlos und zu nichts nütze!", rief Minan zurück, seine Schultern zitterten leicht. "Außer dass sie mich an alles erinnern..." Es tat nur weh, verstand Caelvar das denn nicht?
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Fr 11. Nov 2022, 20:22

Minan hielt erstaunlich gut mit und auch der Eyrier hielt sich nicht schlecht, wobei dieser ja zwischendurch seine Flügel zu Hilfe nehmen konnte. Dea al Mon hatte auch ihn willkommen geheissen und hinderte ihn nicht am fliegen. Wenn die Beiden das weiter durchhielten, dann konnten sie sich vielleicht sogar noch einen Tag sparen.

Noch während sie in ihren Gedanken versunken etwas Wasser zum Trinken schöpfte und mit den anderen ein leichtes Mittagsmahl besprach, wurde sie auf einmal von einem lauten Platschen hochgeschreckt und als sie den Blick hob, sah es so aus, als hätte Minan etwas ins Wasser geworfen. Durch das klare Wasser konnte sie eine kleine Kiste sehen.

"Hey, du kannst doch hier nicht einfach deinen Abfall fortwerfen", fuhr sie ihn an und holte das Objekt des unbehagens mit Hilfe der Kunst aus dem Wasser. Da erst registrierte sie, wie der Junge zitterte und dass er Caelvar irgend etwas zurief, was sie nicht so recht einordnen konnte.

Doch um nach zu fragen war es zu spät. Das Kästchen schwebte zu ihr und sie nahm es in die Hände. In dem Moment spürte sie, wie eine Versiegelung sich auflöste, als hätte sie Eoshan erkannt und nur darauf gewartet, dass sie die Kiste in die Hände bekam. Ein Klicken war zu hören und der Deckel sprang auf.

Verwundert blickte sie auf den Inhalt und konnte im ersten Moment gar nichts damit anfangen. Es lagen allerlei blankgeputzte Instumente darin, von denen Eosahn sich nicht im geringsten vorstellen konnte, für was man die benutzen konnte. Doch dann fielen ihr die Juwelensplitter auf, die in die griffe eingarbeitet waren.
Entsetzen packte sie. Das waren keine normalen Edelsteinsplitter, sondern echte Drachenschuppen. Ihr Kopf ruckte hoch und fragend sah sie den Prinzen an. Waren das seine? Hatte er einmal rot und schwarz getragen? Was war da nötig gewesen, um ihn zu zerbrechen. Immerhin war er ein Mann.
Da strömte die Signatur, die an den Geräten haftete, auf sie ein und ihre Vermutung wurde bestätigt. Es waren Minans Juwelen gewesen. Leid, Angst und eine widernatürliche Erregung und Freude, aber vorallem Minans Leid durchluteten ihren Geist. Wirre, unzusammenhängende und vorallem grausige Bilder blitzten vor ihr auf, zusammen mit Minans Erklärung, dass er als Lustsklave missbraucht worden sei.
Ihr wurde übel und sie schlug abrupt den Deckel zu. Das brauchten ihre Begleiter nicht zu sehen, wenn Minan es nicht wollte. Zitternd wandte sie sich um, stakste zum nächsten Gebüsch und übergab sich.
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Fr 11. Nov 2022, 20:23

Die Hoffnung, dass die Kiste und damit auch seine Splitter auf Nimmerwiedersehen verschwanden, erfüllte sich nicht, denn Minan mußte mit ansehen wie Eoshan es sofort mit der Kunst wieder aus dem Wasser zog und das große Kästchen zu ihr schwebte. Am liebsten wäre er weggerannt, er wollte den Inhalt der Kiste nicht sehen, es waren nur schmerzvolle Erinnerungen und was sollte er schon damit? So wie der Andere es gesagt hatte: Splitter und Scherben, das ist alles! Es ist nicht kostbar, es ist nur noch toter Kristall. Wie ein abgestorbener Baum in dem nichts mehr lebt und wächst!
Er zitterte. Beim letzten Mal wo Minan diese Auseinandersetzung mit Caelvar über die Juwelensplitter gehabt hatte, hatte Hexe wieder angefangen zu schreien und Darken hatte sie nur mühsam beruhigen können. So fürchtete Minan, dass jetzt ähnliches passieren könnte. Seine einzige Hoffnung war, dass Hexe verdeckt blieb, da es bei Darken auf der Flucht aus Hayll raus anders gewesen war. Er wußte viel mehr über die anderen Splitter und spürte ihre Existenz stärker und präsenter als Minan selbst. Schwer atmend sah er zu wie der Deckel der Kiste aufsprang, als es bei Eoshan war.

Da er schon wußte und spürte was in der Kiste war, hielt er seinen Blick auf die Dea al mon gerichtet, studierte die Regungen ihres Gesichtes. Zunächst spiegelte sich Verwirrung wieder und dann, als sie begann zu begreifen, auf was sie da schaute, Entsetzen. Abrupt blickte die Königin ihn an und Minan konnte den Blick nur stumm und traurig erwidern. Es tat ihm leid, dass sie das jetzt sah, so leid wie es ihm getan hatte, dass Timaris sehen mußte was er durchgemacht hatte.
Auf ihre stumme Frage sagte er nichts, blieb nur mehr oder minder ruhig stehen und sah Eoshan dann regelrecht den Punkt an, wo sie vollends begriff was sie da in den Händen hielt. Allerdings überraschte ihn doch ihre heftige Reaktion wie sie plötzlich wieder die Kiste zuschlug und dann ins nächste Gebüsch rannte, wo man würgende Geräusche gehörte.
In seinem Inneren hörte er das schwache Echo von Hexe und in seinem ganzen Körper kribbelte es als er sich langsam der Kiste näherte, die nun achtlos auf der Seite lag. Vorsichtig schaute er zu den anderen Dea al Mon. Würden sie ihm die Schuld geben? Und er schämte sich, dass ein Teil von ihm sogar erleichtert war, dass Eoshan so heftig reagiert hatte. Vielleicht verurteilte sie also wirklich die Sklaverei und was ihm angetan worden war.
Er starrte auf die Kiste. Splitter und Scherben, das ist es nur noch... warum hatte er dann so eine Angst davor? Weil er mit seinen eigenen Splittern auch gefoltert worden war... aber nie hatte er sie selbst berühren dürfen. Sie waren tabu gewesen und Talians liebste Spielzeuge.
Minan sank in die Hocke und hob den Deckel leicht an, spähte in das Dunkel der Truhe und zog dann den Dolch heraus, der in seinem Griff einen seiner schwarzen Splitter eingearbeitet hatte. Seine Finger schlossen sich bedachtsam um den kühlen Griff, strichen über den Splitter.
Tot... leblos und leer. Er fühlte nur Verlust.
In seinem Inneren weinte Hexe. Minans Augen flackerten leicht, ihre Tränen rannen stumm und leise über seine Wangen.

"Na, wie gefällt dir das, mein Vögelchen?", gurrte Talian und strich mit der Spitze des Dolches ganz sacht über seine Wange. Dann drehte sie den Dolch leicht, so dass Minan zu seinem eigenen Entsetzen ein schwarzer Splitter wie ein lidloses dunkles Auge entgegen prangte. Sein Splitter... sie hatte tatsächlich ihre Drohung wahrgemacht und sie als "Verzierung" für ihr blödes Spielzeug genommen. Seine Wangen wurden blass vor Zorn, aber er sagte nichts.
Talian kicherte amüsiert. "Ich wußte, dass du begeistert sein würdest. Und jetzt hör auf zu trauern. Du hattest nur schwarz, das ist ein schwaches Juwel. Es taugt viel besser als Dekoration. Du hast doch gesehen wie schnell ich dich zerbrochen hatte. Wie Kristallglas so leicht...", säuselte sie und leckte über seinen Hals, während auf der anderen Seite die Klinge des Dolches bedrohlich nah an seiner Kehle lag.


Minans Finger schlossen sich fester um den Griff. Noch lange Zeit später hatte er Albträume von dem lidlosen schwarzen Auge gehabt, das ihn überall hin verfolgt und gepeinigt hatte und in Wirklichkeit doch nur ein Splitter seiner Juwelen gewesen war.
Und er hatte lange gekämpft. Sie konnte ihm nicht vorwerfen, er wäre schnell zerbrochen. Es hatte viel gebraucht, sehr viel... und er hatte verbittert um das einzige gerungen was noch sein eigen gewesen war. Nein, sie alle hatten gekämpft. Jeder Splitter auf seine eigene Weise mit seinen gegebenen Fähigkeiten. Aber bei den Wölfen hatten sie alle versagt... und dieses Versagen lag seitdem bitter auf seiner Zunge. Ein Geschmack, der sich nicht mehr vertreiben ließ.
Er hob den Kopf langsam wieder und blickte in die Runde, vor allem wollte er sehen wie es Eoshan ging. In sich fühlte er sogar Mut genug zu ihr hinzugehen und sie zu fragen wie es ihr ging und ob sie viel gesehen hätte, aber dann traute er sich beim Anblick der anderen Dea al Mon doch nicht.
Als er realisierte, dass er den Dolch immer noch krampfhaft festhielt, ließ er ihn rasch aus seiner Hand gleiten und er landete vor der Kiste auf den Boden.
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Re: Asyl

Beitragvon Gwenderon » Fr 11. Nov 2022, 20:24

Abrupt blieb Gwenderon in den Bäumen stehen und legte beunruhigt die Hand auf die Schulter Rachhads, der vor ihm über die Äste tänzelte. Er hatte überlegt ob er Eoshan und Minan am Boden begleiten sollte, hatte sich aber dann dagegen entschieden. Obwohl er ihm nichts böses antun wollte, hatte der Prinz wohl angst vor ihm und er hatte es für besser gehalten den `normalen`Weg einzuschlagen.
Nun bereute er diese Entscheidung. Mit einigen wenigen schnellen Sätzen war er bei Eoshan angelangt und sprang lautlos aus den Bäumen herab. Mit der Hand auf seinem Schwert blickten er wie ein Adler auf der Suche nach Beute umher. Er hatte eine mächtige Aura gespürt die der seinen ebenbürtig war, doch ganz sicher war er nicht, es war eher der Schatten einer solchen gewesen.

Gwenderon konnte nur noch sehen wie die Königin hastig eine kleine Schatulle schloss und sich im nächsten Moment übergab. Der Krieger war sich sicher, das diese schimmernde Aura von dieser Schatulle ausging. Als er näher trat um seinen Arm um Eoshan zu legen und ihr die Haare aus dem Gesicht zu streifen, bestätigte sich sein Verdacht. Doch Eoshan würde den Inhalt dieser Schatulle nicht ohne Grund vor ihnen verbergen, so schwieg er.
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Re: Asyl

Beitragvon Rachhad » Fr 11. Nov 2022, 20:26

Er genoss es mit Gwenderon zusammen über die Bäume und durch die Äste zu gleitren und springen. Es war wie ein unbeschwerter Tag.
Die Zeit verflog unbegreiflich schnell. So war es immer mit den schönen Augenblicken. Rachhad lächelte in sich hinein. Und schon war das nächste Mahl zur Stelle. Im stehen nahm er es zu sich und lief umher. Nicht wie eine unruhige Wildkatze, eher gemütlich und alles beobachtend. Vertieft in das Gespräch mit Talyn, bemerkte er das würgende Geräusch sehr spät.
*Verdammt, ich war nur ein kleiner Moment unaufmerksam.* grollte sich der Erste Begleiter in sich hinein.

Abrupt sprang in einer linksdrehung herum und die Richtung des würgenden Geräusches in den Büschen. Er sah im Lauf bereits Gwenderon hinter einer sich bückenden Person und er hielt...die Haare? Silberne Haare seiner Königin! Wütend über sich selber schritt der Erste Begleiter mit festen Schritten zu ihr.

*Danke Gwenderon, dass Du da warst um sie zu unterstützen.* sandte er auf Grau.

Bevor er Eoshan erreichte und nach dem Grund ihres Zustandes fragen konnte Schwangerschaft etwa? Oder das Essen? Nein....musste er an diesem Minan vorbei, welcher gerade ein Messer fallen liess. Es landete gerade und leicht vibrierend neben einer Kiste, welcher noch nicht gesehen hatte bei seinen Gästen. Verdammt, war dieser zerbrochene Prinz etwa doch eine Gefahr?! Doch dies war später dran. Mit Hilfe der Kunst umschloss er das seltsame Kistchen mit einem Grauen Schild und schritt ohne Minan anzusehen schnell weiter zu seiner Königin.
Würgende Geräusche drangen noch leicht zu ihm. Er trat neben sie und liess um sich und seiner Eoshan eine Aura ruhige Wärme ausdehnen. Seine Hände umfasste ihr silbernes , wunderschönes Haar und hielt es zurück.
*Eoshan, ich bin bei Dir.* sandte er sanft und liebkosend.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Fr 11. Nov 2022, 20:27

Es dauerte nicht lange, da war Gwenderon bei ihr und strich ich die Haare aus dem Gesicht. Kurz darauf war auch Rachhad bei ihnen und übernahm von dem Krieger ihre Haare, hielt sie sanft zurück und strahlte eine beruhigende Wärme aus. Langsam beruhigte sich ihr Magen wieder und sie erhob sich wackelig. Rasch rief sie ihre Wasserflasche herbei, wusch sich ihr Gesicht und trank einige Schlucke, bevor sie sich trostsuchend an Rachhad lehnte. Erschauerte wohlig bei seinem liebevollen Gedankenfaden.

*Danke*, sandte sie ihm auf einem privaten Faden etwas durch den Wind. *Danke euch beiden*, antwortete sie nun ihnen beiden. *Mir geht es schon wieder besser. Es hat mich nur überrascht. Es geht wieder, ich kann nun damit umgehen.* Doch genauer erklärte sie es nicht. Das war etwas, was Minan tun musste, wenn er soweit war.

Langsam wandte sie den Kopf nach dem Prinzen um. Zwischen ihrem Hauptmann der Wache und ihrem Ersten Begleiter stehend, an Rachhad gelehnt.
"Du wirst es nicht los, indem du sie fortwirfst", meinte sie ernst. "Ich werde sie für dich aufbewahren, bis du stark genug bist, sie wieder an dich zu nehmen. Dann kannst du sie aus ihrer grausigen Fassung nehmen, wenn du möchtest."

Sie löste sich mit einem sanften Druck ihrer Hand an Rachhads Oberarm von dem Prinzen und ging ein paar Schritte auf Minan zu. "Du solltest die Gelegenheit jetzt nutzen, dich etwas auszuruhen und zu essen. Wir werden gleich weiter ziehen." Selber war sie sich aber sicher, keinen Bissen bei sich behalten zu können.
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Fr 11. Nov 2022, 20:28

Die beiden Dea al Mon Männer eilten zu ihrer Königin, um ihr zu helfen und so hielt sich Minan selbst zurück, blieb vor der Truhe knien wo er war. Als der zerbrochene Prinz sah wie liebevoll und fürsorglich die beiden Männer mit ihr umgehen, schaute er rasch beiseite. So etwas zu sehen, solche Nähe.. es war ungewohnt für ihn. Er wußte ja, dass es auch willkommene Nähe gab, dass man sich gegenseitig Trost spendete, Wärme und Geborgenheit, doch er selbst hatte das nie erfahren und so löste es seltsame Gefühle aus, so etwas zu sehen. Wie als schaue man von der anderen Seite eines Spiegels zu.
Minan blickte auf die kleine Truhe vor sich, die Präsenz der Splitter war nicht mehr so stark, vermutlich hatte einer der Dea al Mon sie abgeschirmt und es beruhigte ihn auch ein klein wenig. Dann sprach Eoshan zu ihm und Minan hob langsam den Kopf, sah sie umrahmt von den beiden Männern, die ihr dienten.
"Du wirst es nicht los, indem du sie fortwirfst", sagte sie ihm und er nickte leicht, richtete seine Augen auf das Wasser und verlor sich daran.
"Ich weiß", erwiderte er leise, "Es weckt Dinge in mir, die ich nicht möchte und..." Er stockte leicht, unterdrückte ein Seufzen. "Manchmal ist es leichter so zu tun als ob..." So zu tun als ob all seine Probleme und all die Erinnerungen verschwänden, wenn nur die Juwelensplitter fort wären. Aber es war eine Lüge. Eoshan entschied, dass sie die Splitter mit den Waffen aufbewahren würde bis Minan soweit war. Von seiner Seite aus konnte sie solange behalten wie sie wollte, es war nur noch totes Holz.

Er erhob sich grazil als Eoshan auf ihn zu kam und ihm sagte, er solle die Gelegenheit nutzen, sich auszuruhen und zu essen. Minan nickte leicht, sah dann kurz wieder verlegen zu Boden.
"Es.. tut mir leid was du gesehen hast", sagte er leise. "Ich hätte dich vorwarnen können." Caelvar reichte ihm etwas von der kleinen Mahlzeit und Minan nahm es dankend entgegen. Es war für ihn immer noch ungewohnt, dass er diesen Kontrollring trug und nicht er der Sklave war und diente sondern der Eyrier. Minan wünschte, er hätte irgendetwas daran ändern können. Er mochte den Kriegerprinzen, doch der Andere hatte auf der Flucht mit vielen seiner Worte und Taten die brüchige Freundschaft zerstört und Minan hatte so ein Gefühl, dass Caelvar nicht sehr lange in Dea al Mon bleiben würde. Schon lange bevor vielleicht in dem Eyrier selbst dieser Gedanke gereift war, hatte Minan sich damit abgefunden.
Er setzte sich an den Fuße einer der Bäume und aß schweigend, jedoch immer noch mit leichter Hast. Schließlich hatte Eoshan gesagt, sie würden bald aufbrechen und er hatte sich vorgenommen, sie nicht noch mehr aufzuhalten. Scheu blickte er ab und zu hinüber zu den Dea al Mon, traute sich aber nicht irgendetwas zu sagen, weil er Angst hatte, dass sie Eoshans Reaktion und Unwohlsein ihm anlasten würden.
Mit einem Zweig schrieb er geistesabwesend ein Muster in die Erde, ein Siebeneck.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Fr 11. Nov 2022, 20:30

"Ja, du hättest mich vorwarnen können", bestätigte Eoshan und liess die wieder versiegelte Kiste mit den Juwelensplitter verschwinden. "Aber du hast es nicht getan." Es lag keinen Vorwurf in ihrer Stimme, nur nüchterne Feststellung. Vielleicht hing noch etwas von einer Frage darin, doch weiter ging sie nicht darauf ein, sondern machte sich über ihre eigene Mahlzeit her.

Bald darauf ging es auch schon wieder weiter. Minan und Caelvar hielten erstaunlich gut mit ihnen mit. Trotzdem hielten sich die Dea al Mon noch immer etwas zurück und reisten nicht in ihrem eigentlichen Geschwindigkeit. Stattdessen achteten sie sorgsam darauf, dass ihre Gäste genügend Zeit erhielten, sich aus zu ruhen und dass sie nicht über den Rand ihrer Erschöpfung rannten.

Die Landschaft, der Wald, änderte sich immer wieder und mit der Zeit, viel einem auf, dass die Bäume immer höher und älter wurden. Schliesslich erreichte die Gruppe Faolchur mitten in der Nacht nach dem dritten Reisetag. Eoshan hatte sich entschieden, den letzten, kleinen Rest in der Nacht zu bewältigen. Für die Dea al Mon, die die Dunkelheit des Waldes gewohnt waren, war das auch kein Problem. Für die beiden Eyrier hatten sie kleine Kugeln von Hexenfeuer erschaffen, die um sie schwirrten und sie auf alle Unebenheiten des Weges aufmerksam machten.

Sie traten gerade aus dem Fahrstuhl, den sie genommen hatten, um ins Haupthaus zu gelangen, da gewahrte Eoshan einen aufgebrachten Haushofmeister, der dort auf sie gewartet haben musste, nachdem er sie kommen gespürt hatte. Pyratres schien kurz vor dem explodieren zu sein. Eine nicht minder aufgebrachte Heilerin stand neben ihm und hub schon zu schimpfen an, als ein rotes Fellknäuel auf sie zugerast kam und erst einmal Eoshan abkletterte. Dabei keckerte das Eichhörnchen laut und meinte *Sie ist da! Sie ist da!* Die Königin sah den Kriegerprinzen und Liasanya schuldbewusst an. Das schien den kleinen Lord nicht zu interessieren, dann er hatte Minan entdeckt. Eiligst krabbellte er nun auf dem Jungen herum, setzte sich schliesslich auf seine Kopf, krallte sich in den Haaren fest und beugte sich vor, um ihm in die Augen zu sehen. *Nüsschen?* folgte auch sogleich die Standardfrage, wobei er immer weiter hinunter glitt, da er in den glatten Haaren nicht wirklich Halt fand.
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Re: Asyl

Beitragvon Pyratres » Fr 11. Nov 2022, 20:34

Wir gehen sie nur kurz abholen und dann sind wir am nächsten Abend gleich wieder da, hatte sie gesagt. Und nun war sie schon über drei Tage fort, ohne auch nur irgend etwas von sich hören zu lassen. Beim Feuer der Hölle, er hasste es, wenn Eoshan das Territorium verliess und sei es auch nur für ein paar Schritte. Und nun wollte sie auch noch diese zwei unbekannten aufnehmen. Das war ja an und für sich schön und richtig, aber auch verdammt gefährlich.

So durchfloss ihn auch unsägliche Erleichterung, als er durch den Ring des Haushofmeisters spürte, wie sie zurück kam. Kurz darauf spürte er auch ihre Signatur. Warum kamen sie zu Fuss? Hatte es einen Kampf gegeben, so dass sie ihre Juwelenkraft erschöpft hatte? Nein, einen Kampf hätte er doch durch den Ring spüren müssen.

Rasch gab er Liasanya Bescheid, falls eine Heilerin gebraucht würde und machte sich dann zu dem Aufzugsschacht, wo die Reisenden ankommen würden. Schon fast zitternd vor Anspannung wartete er ungeduldig auf sie, zum zerreissen gespannt. Und dann waren sie endlich da und rasch konnte er sich vergewissern, dass es Eoshan gut ging. Dann fiel alle Anspannung von ihm.

"Was beim Feuer der Hölle hast du dir dabei gedacht?" legte er sogleich mit donnernden Stimme los. Im Gegensatz zu Lia liess er sich weder von Nüsschen noch von Eoshans schuldbewusstem Blick aufhalten. Er musste seiner aufgestauten Sorge einfach Luft machen. "Du hast gesagt, du seist einen Tag weg. Einen! Nicht drei! Was sollte das? Hättest du nicht wenigstens eine Nachricht schicken können, dass du einen gemütlichen Spaziergang durch Dea al Mon machst, anstatt wie verabredet nach Hause zu kommen? Woher hätten wir wissen sollen, dass dir nichts passiert ist? Dir ist doch nichts passiert, oder?" schloss er sorgenvoll.
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Fr 11. Nov 2022, 20:35

Sie reisten weiter und das in einem gleichbleibend hohen Tempo, nur ab und zu legten sie eine kurze Rast ein bis es dann dämmerte und dunkel wurde und sie bei einem weiteren dieser Baumhäuser hielten. Minan hielt sich zurück viel zu sprechen, das Erlebnis mit seinen Juwelensplittern hatte ihn doch verstört und er wußte nicht wieviel Eoshan gesehen hatte und wie sie jetzt über ihn dachte. In der Nacht lag er lange auf seiner Schlafstätte wach, horchte auf die Geräusche des Waldes und kuschelte sich enger in die Decke bei jedem Wolfsheulen. Irgendwann schlief er doch ein und wie jede Nacht plagten ihn Albträume und er wachte einmal keuchend auf, glaubte felsenfest das jämmerliche traurige Weinen eines Kindes in der Dunkelheit zu hören bis ihn der Schlaf wieder einholte und er sich unruhig von einer Seite auf die andere wälzte.
Am anderen Morgen verlor er kein Wort darüber und obwohl er sich wie erschlagen fühlte, hielt er mit den anderen mit und sie drangen tiefer und tiefer in den Wald vor. Die Umgebung wurde urtümlicher und... älter. Minan betrachtete staunend die großen Bäume, berührte manche von ihnen, lauschte. Fast konnte er sie atmen und wispern hören, ein altes Raunen, verborgen im Wind. Dieses Mal hielten sie nicht, als die Dämmerung hereinbrach, da Eoshan ihnen sagte, es wäre nicht mehr weit bis zur Stadt. Der zerbrochene Prinz wagte nicht irgendwelche Einwände zu erheben, obwohl er sehr müde war und es ihn ängstigte mitten in der Nacht auf dem Boden zu gehen, wo ihn die Wölfe doch ohne Probleme erreichen konnten. Es war nicht ganz dunkel, denn Hexenfeuer schwebte zwischen den Stämmen, wirkten wie kleine Irrlichter ehe sie sich vor Minans Augen zu Geisterwölfen verwandelten, die ihn flankierten, hungrig, wartend darauf, dass er den Pfad verließ.

Er hatte unbestreitbar Angst, doch dieses Mal versuchte er sich zusammenzureißen und keinen Ton darüber zu verlieren. Irgendwann entdeckte er weiter oben in den mächtigen Bäumen die Häuser und sah auch versteckt zwischen den Ästen und Blättergewirr Brücken, Treppen... er versuchte sich darauf zu konzentrieren anstatt auf die Dunkelheit und das Licht und wie der Wald sich in der Nacht zu verändern schien und alles ein Gesicht bekam.
Minan war froh, als sie hinauf in die oberen Stockwerke der Bäume stiegen. Hier waren nun auch andere Dea al Mon und scheu drückte er sich dichter an Caelvar, weil ihnen die vielen fremden Menschen verunsicherten. Dann stiegen sie in eine seltsame Apparatur, wo sie alle ziemlich eng beiander standen und das allein trieb Minans Aufregung schon höher. Das Ding machte einen Ruck und er hielt sich an einem Holzgeländer fest, als sie nach oben.. fuhren? Seine Angst verlor sich im Moment durch sein Erstaunen als er zum ersten Mal das wirkliche Schloss sah. Es war wie nichts was er je gesehen hatte. Mehrere aus den Bäumen geformte Wölbungen verbanden sich zu einer Sammlung von Hallen, Kuppeln, Nestern. Heimelige Lichter brannten in einigen Öffnungen, aus dem Holz gearbeitete Wendeltreppen schoben sich schwungvoll um einen silbrigen Baum, dort hörte er das Plätschern von Wasser, das über Kaskaden lief, hier sah er einen weiteren dieser Fahrstühle, der bald außer Sichtweite zwischen den Blättern verschwunden war. Helle klingende Stimmen erfüllten die Stadt in den Bäumen.
Alles war fremd, alles war neu und Minan wußte nicht, wohin er zuerst hinschauen sollte und wohin nicht. Angst und Neugier kämpften gleichermaßen in ihm.

Dann aber legte sich seine Aufmerksamkeit auf einen fremden Dea al Mon, der anscheinend auf sie gewartet hatte, und selbst Minan konnte dessen Wut und Zorn fast greifbar spüren. Daneben stand eine andere Dea al Mon, auch sie schien aufgebracht und so langsam bekam es der zerbrochene Prinz mit der Angst zu tun. Was, wenn er doch nicht hier bleiben konnte? Wenn diese Leute ihn hier nicht haben wollten? Wohin würden sie ihn dann schicken?
Minan zuckte erschrocken zusammen, als ein Eichhörnchen zu Eoshan hüpfte und dann auch zu ihm. Was ihn aber noch mehr überraschte, war, dass das Tier wirklich gesendet hatte. Hatte es das? Es fühlte sich so seltsam an, ganz anders als bei einem Menschen. Das Eichhörnchen kletterte auf seinen Kopf, drohte wieder abzurutschen und ziepte dabei an seinen Haaren. Er war viel zu verdattert, um zu antworten. Und als er es endlich wollte, brüllte plötzlich der fremde Dea al Mon los und fuhr Eoshan an, warum sie nicht sofort zurückgewesen wäre.
Instinktiv machte Minan einen hastigen Schritt zurück, zog die Schultern zusammen. Die Wut des Mannes machte ihm Angst und sein Herz schlug schneller. Trotzdem fand er, sehr zu seinem eigenen Erstaunen, noch etwas Mut in sich, leise die Stimme zu erheben.
"Bitte... sie.. sie ist nicht daran schuld. Ich bin das", sagte er leise und zittrig, wagte nicht den Kriegerprinzen anzuschauen. "Ich habe alle aufgehalten, ich wollte zu Fuß gehen." Minan wartete auf die folgende Bestrafung und dass der Mann seine Wut an ihm ausließ. Warum hatte er sich überhaupt zu Wort gemeldet? Er hätte einfach schweigen können.
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Re: Asyl

Beitragvon Pyratres » Fr 11. Nov 2022, 20:37

Abrupt hielt er in seiner Predigt inne, als Minan für Eoshan einsprang und meinte, dass es seine Schuld wäre. Sein dunkler Blick fiel auf den zerbrochenen Prinzen und ein bedrohliches Knurren entwich seiner Kehle. Wie konnte er es nur wagen, sich da einzumischen? Dennoch musste er seinen Mut und seine Aufrichtigkeit anerkennen.
"Prinz Darken, schön, dass du endlich gekommen bist", hiess er ihn dunkel willkommen. "Deine Schuld? Es ist Eoshans Aufgabe zu entscheiden. Wenn du denkst..."

Weiter kam er nicht, da Talyn sich bei ihm unterhakte und ihn bat, sie in ihr Zimmer zu bringen, da sie so müde sei. Unwillkürlich hielt er inne und betrachtete sie besorgt. Sie wirkte wirklich erschöpft, so wie sie ihren Arm nach dem Eichörnchen ausstreckte und es von Minans Kopf herunter pflückte und ihm sanft aber bestimmt erklärte, er solle den Prinzen nicht bedrängen.

Damit war alle Luft raus und er wandte sich gehorsam mit Talyn zu gehen. "Schön dass ich unversehrt zurück gekommen seid", meinte er noch ruhig. "Wir werden uns morgen sprechen. Gute Nacht miteinander." Dann ging er gemeinsam mit Talyn.
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Re: Asyl

Beitragvon Liasanya » Fr 11. Nov 2022, 20:41

Auch sie war sehr besorgt gewesen, dass Eoshan nicht nach Hause kam wie abgemacht. Gut, wenn sie eine Nacht länger wegblieb, war das nicht so schlimm. Immerhin gab es immer wieder einmal etwas zu entdecken. Aber drei Tage waren schon arg lang.
Doch da Pyratres gerade so herrlich herumbrüllte und seine Sorge kundtat, musste sie das ja nicht auch noch machen. Stattdessen beobachtete sie fasziniert, wie Eoshan das gelassen mit einem schiefen Grinsen entgegen nahm. Das war bewundernswert. Würde ein wütender Kriegerprinz so auf sie zukommen, hätte sie schon längst die Flucht ergriffen, wenn ihre Beine nicht den Dienst versagt hätten.

So konnte sie in Ruhe die Reisenden begutachten und nach Verletzungen untersuchen. Talyn schien etwas erschöpft zu sein, aber ansonsten schienen alle heil zu sein. Alle bis auf Minan. Er war übersäht mit halbverheilten Kratzer und in der Handfläche hatte er einen unverheilten Schnitt.

Sie warf Eoshan einen missbilligenden Blick zu, als der zerbrochene Prinz für sie in die Bresche sprang. Das war wirklich mutig und überaus gefährlich. Doch Talyn entschärfte sie geschickt und entfernte sich mit dem wieder etwas ruhiger gewordenen Kriegerprinzen und dem zappelnden Eichhörnchen.

"Na ja, das wichtigste wurde jetzt ja gesagt", meinte Lia belustigt. Sah Eoshan dann aber wieder ernst an. "Ich werde ihnen ihre Zimmer zeigen, aber erst einmal werde ich mich um Prinz Darken kümmern." Sie packte Minan an seinem Handgelenk und drehte die Handfläche nach oben, damit Eoshan den Schnitt sehen konnte und sah sie tadelnd. "Das hätte schon längst versorgt werden müssen. Bis morgen dann."

Sie drehte sich um, um Minan mit sich in ihr Behandlungszimmer zu ziehen. "Na komm mit junger Prinz, damit ich mich um dich kümmern kann", forderte sie ihn mit einem freundlichen Lächeln auf. "Ich bin übrigens Lia."
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Fr 11. Nov 2022, 20:43

Minan machte noch einen ängstlichen Schritt zurück, als der Kriegerprinz knurrte. Er duckte sich in Erwartung eines Schlages, aber dann begrüßte ihn der Der al Mon nur, schien noch etwas sagen zu wollen, doch Talyn unterbrach ihn indem sie sagte, sie wäre müde und ob er sie nicht in ihr Zimmer bringen könnte. Der zerbrochene Prinz wagte nichtmal erleichtert auszuatmen, als der Kriegerprinz mit der Schwarzen Witwe ging, die noch das Eichhörnchen von Minan gepflückt hatte.
Der fremde Dea al Mon schien wieder ruhiger, wünschte ihnen sogar eine Gute Nacht und verließ sie dann zusammen mit Talyn und dem Eichhörnchen.
Unschlüssig stand Minan neben Caelvar und blickte scheu zu Eoshan, die sich gar nicht wirklich beeindruckt von dem Geschrei des Kriegerprinzen gezeigt hatte. Minan hätte nichts sagen sollen, er blickte zu Boden und merkte so nicht, dass die Heilerin ihn musterte.

Erst als sie das Wort ergriff und sagte, sie wolle sich um Prinz Darken kümmern, sah er fast entsetzt auf und zuckte regelrecht zusammen, als sie ohne Vorwarnung sein Handgelenk packte und den Schnitt in seiner Handfläche begutachtete. Angst peitschte in sekundenschnelle in ihm hoch. Er wußte gar nicht mehr wo er sich den zugezogen hatte, er wußte nur, dass ihm diese ungewollte Berührung sehr unangenehm war und er wand sich leicht, schaute hilflos zu Eoshan hinüber.
Als die fremde Dea al Mon ihn dann aber mit sich ziehen wollte, riss er seinen Arm zurück. "Nicht!" Sobald er bemerkte, dass seine Stimme lauter geworden war, aus Panik nicht aus Wut, senkte er diese rasch wieder. "Nicht... anfassen, bitte..." Er hatte diese Bitte schon so oft vorgebracht und die wenigsten hatten je darauf gehört.
"Und.. ich bin Minan", stellte er sich noch leiser vor. Einige Haarsträhnen fielen ihm wieder ins Gesicht und er schob diese mit einer Handbewegung erneut zurück. Was wollte diese Frau von ihm? Er wollte nicht, dass sie sich um ihn "kümmerte" und er wollte auch nicht alleine mit ihr mitgehen. Alles hier war noch fremd und außer Caelvar kannte er niemanden. Eoshan und die anderen Dea al Mon vielleicht ein bißchen mit denen er die letzten drei Tage verbracht hatte.
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Re: Asyl

Beitragvon Eoshan » Fr 11. Nov 2022, 20:51

Die Angst von Minan war allgegenwärtig. In der Nacht, die Angst vor den Wölfen, beim dunkel werden ebenfalls vor den Wölfen, doch das kannte sie ja schon. Beim Aufzug hatte er wohl Angst vor der Enge, wie sie aus seiner Geschichte schloss und vor dem aufgebrachtem Kriegerprinzen hatte er erst recht Angst, was allerdings überaus verständlich war. Doch er sagte nichts, sondern hielt einfach weiter eisern durch. Eoshan fragte sich, wie er das nur schaffte. Bei so viel Angst musste man doch irgendwann durchdrehen.

Um so überraschter war sie, als er sich Pyratres entgegen stellte, um sie zu schützen. Doch bevor sich der Haushofmeister sich auf den Prinzen stürzen konnte, führte Talyn ihn und Lord Nüsschen geschickt ab, worüber Eoshan froh war. Nicht um ihretwillen, sie konnte mit Pyratres umgehen und wusste, dass er sich nur um sie sorgte. Doch Minan schien das alles zu viel zu werden.

Da ging es auch schon weiter und Lia packte ihn, um ihn mit sich zu ziehen. Auch die Königin zuckte dabei zusammen, da sie wusste weshalb Minan nicht gerne Berührungen hatte. Doch Lia war so resolut und sah sie tadelnd an. Schuldbewusst blickte sie zu Boden. Den Schnitt hätte sie nicht vernachlässigen dürfen. Doch sie hatte sich nicht getraut, da er immer so vor Nähe zurück schreckte.

Lia kannte diese Hemmungen nicht und zog ihn einfach mit sich. "Blödsinn, keine Berührungen", winkte sie ab, liess aber sein Handgelenk los. Jedoch nur um sich hinter ihn zu stellen und ihn an seinen Schultern in die gewünschte Richtung zu schieben. "Das geht doch nicht ohne Minan."

Verdutzt sah Eoshan ihnen nach und rief: "Keine Sorge kleiner Bruder. Sie ist gut und wird es hervorragend machen. Wir sehen uns dann morgen." Dann waren die zwei auch schon um die nächtse Ecke verschwunden.
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Re: Asyl

Beitragvon Liasanya » Fr 11. Nov 2022, 20:58

Sie verstand seine Bitte nicht so ganz und auch nicht was Eoshan zu ihm sagte. Wahrscheinlich war das wieder so ein Ding unter Schwarzen Witwen und so schenkte sie dem auch keine grössere Beachtung. Stattdessen schob sie ihn einfach weiter durch die verwinkelten Gänge und Treppen hoch zu der Krankenstation.

In einem gemütlichen kleinen Raum angekommen, schloss sie die Türe hinter sich und ging zu einem Schrank, um mehrere Döschen und Fläschchen hervor zu kramen. Sonst befand sich in dem Raum noch ein Waschbecken, ein bequemes Sofa, einen kleinen Tisch, einige Stühle und ein tischähnliches Bett in der Mitte des Raumes, der von warmem Licht erhellt wurde.

Konzentriert auf die Flaschen und Dosen, zeigte sie auf den gepolsterten Tisch ohne den Prinzen an zu sehen. "Zieh dich schon mal aus und setzt dich darauf Minan. Ich bin gleich bei dir."
Anschliessend holte sie aus dem Schrank noch eine hölzerne Schale und feine, saubere, weisse, kleine Stofftücher heraus. Die Schale füllte sie mit lauwarmem Wasser und wandte sich nun zu Minan um.
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Fr 11. Nov 2022, 20:59

Die Dea al Mon, die sich als Lia vorgestellt hatte, hatte auch kein Verständnis für seine Einwände. Zwar ließ sie sein Handgelenk los, doch dann stand sie hinter ihm, berührte seine Schultern und begann ihn in eine gewünschte Richtung zu schieben. Ihre Worte, dass es ohne Berührung nicht ging, verängstigten ihn nur noch mehr. Er blickte hilfesuchend zu Eoshan, aber die schien nicht zu verstehen und ging mit Caelvar in eine andere Richtung, rief ihm nur noch zu, Lia wäre gut und würde es hervorragend machen. Aber er wollte doch nicht! Sie hatte gesagt, hier würde niemand etwas von ihm verlangen.
Und jetzt ging auch noch Caelvar mit Eoshan mit und er war ganz allein mit der Fremden, die ihn dauernd berührte. Minan entwand sich hier wieder, doch dann hatte er erneut ihre Hand in seinem Rücken und sie bugsierte ihn weiter, durch Gänge und Treppen hoch, weitere Gänge, er wußte gar nicht mehr wo er war und seine Beklommenheit stieg an. Ein Teil von ihm war einfach müde und resigniert, wollte sich seinem Schicksal ergeben und den Weg des geringsten Widerstandes gehen, tun was die Frau von ihm wollte, aber in ihm regte sich der Andere, der das keinesfalls akzeptieren konnte und Minan empfand genauso.

Er wollte hier weg, er hatte Angst vor dieser fremden Welt. Zudem war es Nacht und so jede Möglichkeit verbaut, die trügerische Sicherheit der Stadt in den Bäumen zu verlassen. Unerbittlich schob die Heilerin ihn weiter und dann kamen sie in einen für ihn beengend kleinen Raum und sein ängstlicher Blick ging gleich zu dem seltsamen Bett in der Mitte. Minans Gesicht wurde blass als die Dea al Mon von ihm verlangte, er sollte sich schonmal ausziehen und auf das Bett setzen. Aber er wollte doch nicht! Warum hörte ihn nur niemand? Er hatte gedacht, das hier wäre anders als Hayll oder die anderen Peinigungsstätten, Eoshan hatte ihn das glauben lassen und er hatte das glauben wollen und nun das.
Minan schwankte zwischen der Möglichkeit, dem Anderen die Kontrolle zu überlassen, der sich schon nach Dingen im Raum umsah, die man als Waffe verwenden konnte, und der Möglichkeit selbst etwas zu tun. Er entschied sich für letzteres und nutzte die Gelegenheit, wo Lia sich von ihm abwandte, um die Tür zu öffnen, fast lautlos hindurchzuschlüpfen und dann wahllos in eine der Richtungen des Ganges zu rennen.
Seine Schritte verursachten kaum ein Laut, er wußte nicht mehr woher er gekommen war oder wohin er sollte, er wußte nur, dass er nicht mit dieser Dea al Mon schlafen wollte. Minan bog um eine Ecke, atmete tief durch, um sein hämmerndes Herz zu beruhigen. Scheu drückte er sich an die Wand, als zwei Dea al Mon vorbei gingen, aber so in ein Gespräch vertieft waren, dass sie ihm im Schatten nicht beachteten. Er rannte eine Treppe hinunter, dann eine Leiter, über eine Hängebrücke und ehe er sich versehen hatte, hatte er sich in seiner Flucht rettungslos verlaufen.
Erschöpft und müde, ließ er sich auf der Rückseite eines Hauses gegen einen Baumstamm sinken und kauerte sich daran. Ein Kloß hatte sich in seinem Hals gesammelt und Tränen drängten sich unter seinen halb geschlossenen Lidern hervor. Es war alles zu viel für ihn, sein Geburtstag, die überstürzte Flucht aus Hayll, dann die Wanderung durch Dea al Mon mit der ständigen Angst vor den Wölfen und nun das hier... er konnte nicht mehr.
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Re: Asyl

Beitragvon Liasanya » Fr 11. Nov 2022, 21:01

Und er war nicht mehr da. Beim Feuer der Hölle, der Junge konnte sich wirklich geräuschlos Bewegen und Lia war einfach zu abgelenkt gewesen. Doch was sollte das? Aufgebracht knallte sie die Schüssel mit Wasser auf den Tisch, so dass es heftig schwabte und machte sich mit mentalen Fühlern auf die Suche nach ihm. Doch sie fand ihn nicht. Also machte sie sich auf die Jagd, forschte nach seiner Signatur, fand sie und folgte ihr. Dabei war es doch spät und sie wollte sich eigentlich viel lieber in ihr Bett kuscheln. Stattdessen wanderte sie nun einen wirren Weg durch das Gebäude und schliesslich hinaus in die Stadt. Schnell wurde ihr klar, dass Minan sich bald verlaufen hatte und sie hoffte nur, dass er bald erschöpft sein würde. Denn sonst konnte es eine mühsame Suche in der Stadt werden. Trotzdem versuchte sie es zuerst alleine. Sie wollte weder Eoshan noch Pyratres beunruhigen.
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Re: Asyl

Beitragvon NSC » Fr 11. Nov 2022, 21:03

Nüsschen

Nüsschen war gar nicht begeistert davon, dass Talyn ihn einfach von den interessanten neuen Besuchern wegnahm. Schliesslich hatte er von ihnen noch keine Nüsschen bekommen. Jetzt wo Eoshan wieder da war und sie sich keine Sorgen mehr machen mussten. So entwand er sich ihr auch rasch, um in die Nacht hinaus zu fliehen, wo er etwas anderes interessantes entdecken mochte.

Es ging auch nicht lange und er stiess auf die überaus interessante Signatur des Prinzen, von dem er vorhin gemeinerweise einfach weggezerrt worden war. Erfreut folgte er ihr und fand Minan schliesslich zusammengekauert hinter einem Haus. Mit untrüglichem Instinkt stellte er fest, dass es ihm nicht gut ging.

So stellte er sich aufrecht vor ihn hin, zuckte mit seinem Schnäuzchen und stellte sich vor. *Nüsschen*, meinte er ernst. Diesmal sagte er seinen Namen und fragte nicht danach. Wenn es anderen nicht gut ging, kümmerte man sich um sie und fragte nicht nach Futter. Stolz über diese menschliche Erkenntnis teilte er das dem Jungen auch gleich mit. *Dir geht es nicht gut. Hast du Hunger?*
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Fr 11. Nov 2022, 21:05

Er hatte noch nicht lange so gesessen und leise vor sich hingeweint, als ihn ein Gedankenfaden durchströmte und er erstaunt den Kopf hob und das Eichhörnchen entdeckte, was ihn bei seiner Ankunft schon untersucht hatte. Minan war immer noch überrascht, dass das Tier senden und einen klaren Verstand hatte. Vielleicht sogar klarer als seiner. Der zerbrochene Prinz lächelte gequält, als das Eichhörnchen feststellte, dass es ihm nicht gut ging und gleich fragte, ob er Hunger hätte.
"Ja..", antwortete er zögernd, sowohl auf die Feststellung, dass es ihm nicht gut ging, als auch auf die Frage danach. Vor dem Eichhörnchen hatte er keine Angst, er wußte auch nicht warum. Minan blickte sich ein bißchen um, er wußte gar nicht mehr so recht wie er hierher gekommen war.

"Ich glaub, ich hab mich verlaufen", sagte er leise und meinte damit nicht nur, dass er sich in der Stadt verlaufen hatte, sondern allgemein im gesamten Leben. Der zerbrochene Prinz schaute das kleine Tier fragend an, schniefte leicht und wischte sich die Tränen fort. "Warum kannst du senden? So etwas habe ich bei Tieren noch nie erlebt." Er legte den Kopf leicht schief. "Bist du überhaupt ein Tier?"
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Re: Asyl

Beitragvon NSC » Fr 11. Nov 2022, 21:07

Nüsschen

Natürlich hatte der Prinz Hunger. Er selber hatte schliesslich auch immer Hunger. Trotzdem rief er eine Nuss aus seinem kostbaren Notvorrat herbei und hielt sie Minan entgegen.
*Ich weiss, wo es mehr davon gibt*, verriet er ihm verschwörerisch und sandte ihm ein Bild von Naischas gefüllter Vorratskammer. *Ich weiss auch wie man dahin kommt*, fügte er hinzu und machte schon ein paar Sprünge in die richtige Richtung. Dann hielt er inne und sah sich nach Minan um, ob er ihm auch folgte.

Das mit dem sich verlaufen haben, verstand er nicht so ganz und deshalb sah er Minan fragend an. So etwas gab es für den Krieger nicht. *Ich bin Lord Nüsschen*, stellte er sich noch einmal vor, überlegte dann aber kurz. *Ich werde auch oft Verwandtes Wesen genannt", erklärte er noch und liess sein Tigerauge aufblitzen, das er um den Hals trug. *Warum sendest du nicht?*
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Fr 11. Nov 2022, 21:10

Das Eichhörnchen rief prompt eine Nuss herbei und hielt sie Minan hin, der jedoch seine Hand schüttelte und leicht lächelte. "Das kann ich doch nicht annehmen." Es schien, als wäre die Nuss ein großer Besitz für das kleine Tier. Und irgendwie lenkte es Minan auch ein bißchen von seiner Angst und seinen Sorgen ab. Das Eichhörnchen verriet ihm, dass er wüßte wo es mehr von den Nüssen gäbe und bevor Minan ihn darauf aufmerksam machen konnte, dass er nicht nur Nüsse essen wollte, erreichte ihn ein Bild von einer prall gefüllten Speisekammer. Dem zerbrochenen Prinzen lief das Wasser im Mund zusammen. Er erinnerte sich an Zeiten, wo er gehungert hatte mit einem schmerzenden Gefühl im Magen. Zum Glück hatte er das auf Hayll nie müssen und auch die Dea al Mon hatten ihm bisher genug zu Essen abgegeben.
So zögerte Minan als das Eichhörnchen voran hüpfte, um ihn zu der Vorratskammer zu führen.

"Ich.. ich weiß nicht, ob das gut ist", wagte er einzuwenden, "Ob ich etwas davon nehmen darf, meine ich. Sollten wir nicht vorher jemanden fragen?" Aber die würden ihn dann vielleicht zurück zu der Heilerin schicken. Nun folgte er dem Eichhörnchen doch langsam, das sich jetzt als Lord Nüsschen vorstellte. Also war Nüsschen auch sein Name.
"Ich heiße Minan. Minan Darken. Aber du kannst mich einfach Minan nennen", bot er an. Ein schmerzhafter Ausdruck legte sich kurz in seine dunklen Augen, als Nüsschen danach fragte, warum er nicht sandte. "Ich.. kann das nicht mehr. Ich hab keine Juwelen mehr. Manchmal.. kann ich es noch, aber es ist schwierig und meist klappt es nicht." Er hatte es gekonnt als er im Verzerrten Reich gewesen war, doch das war etwas anderes.
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Re: Asyl

Beitragvon NSC » Fr 11. Nov 2022, 21:10

Nüsschen

Also wenn er die Nuss nicht wollte, dann würde er sie eben behalten und so liess er sie wieder verschwinden. *Das ist nicht gut*, fand er dazu, dass er seine Juwelen nicht mehr benutzen konnte. Stellte aber gleich darauf fest: *Du bist schlau Minan.* Und er zeigte ihm ein Bild, wie Naischa aufgebracht hinter ihm herjagte, weil er wieder einmal die Vorratskammer geplündert hatte. *Wir sollten sie fragen.*

Er wollte schon weiter gehen, doch da drehte er sich auf einmal blitzschnell um, krabbelte an Minan hoch auf seinen Kopf und keckerte besitzergreifend, als er die aufgebrachte Signatur von Liasanya auf sich zukommen spürte. Diesmal würde er sich nicht vertreiben lassen.
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Re: Asyl

Beitragvon Liasanya » Fr 11. Nov 2022, 21:11

"Da bist ja", fauchte sie ihn an, als sie Minan gefunden hatte. Sie stellte sich neben ihn hin, stemmte eine Hand in die Hüfte und zeigte mit der anderen zurück zum Haupthaus. "Los zurück mit dir und zwar sofort." Dann zeigte sie mit dem Finger auf das Eichhörnchen. "Und du verleitest ihn gefälligst nicht, Dummheiten zu machen."

"Na los husch, husch, zurück mit dir", wandte sie sich wieder an Minan und machte eine vor sich hin scheuchende Handbewegung. "Was sollte dieser Blödsinn? Ich kann mich doch nicht um dich kümmern, wenn du wegrennst. Hast du eigentlich eine Ahnung wie spät es ist? Viel lieber wäre ich jetzt im Bett, als hinter dir her zu jagen.

Sie wollte noch weiter wettern, als ihr etwas auffiel, was sie abrupt inne halten liess. "Du hast geweint", stellte sie sanft fest. "Tut dir etwas weh?" fragte sie auch gleich besorgt nach.
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Fr 11. Nov 2022, 21:12

Nüsschen sagte gleich, dass es nicht gut wäre, dass Minan seine Juwelen nicht mehr benutzen konnte und dazu konnte der junge Prinz nur nicken. Danach erhielt er ein Bild von einer wütenden Eyrierin, die versuchte das Eichhörnchen zu schnappen. Minan mußte wider Willen leicht schmunzeln, dann fiel ihm noch etwas anderes ein.
"Hier gibt es eine Eyrierin? Heißt das, hier leben noch mehr, die nicht Dea al Mon sind?", erkundigte er sich. Bevor Nüsschen aber die Frage beantworten konnte, hüpfte er an Minan hoch, der erschrocken zusammenzuckte. Dann spürte er das mittlerweile gewohnte Gewicht des Eichhörnchens auf seinem Kopf und kurz darauf kam Lia um die Ecke. Minan machte ein bedröppeltes Gesicht und blickte auf seine Füße, als die Dea al Mon ihn wütend anfauchte und was das alles sollte. Halb aus den Augenwinkeln nahm er wahr wie sie befehlend in Richtung Haupthaus zeigte und mit hängenden Schultern fügte sich Minan und machte schon einen Schritt nach vorne.

Als er einmal doch den Kopf hochhob, hielt die Heilerin plötzlich inne und erkannte prompt, dass er geweint hatte. Er errötete leicht und schüttelte nur den Kopf auf ihre Frage, ob ihm irgendetwas weh tun würde.
"Nein... mir gehts gut", antwortete er leise. Es war eine Lüge, das mußte selbst sie merken können, doch er wollte bestimmt nicht mit einer Fremden darüber reden, die ihn benutzen wollte. Und er wollte nicht... trotzdem war Minan bereit sich zu fügen. Aber der Andere in ihm sah dies überhaupt nicht ein, es war der Moment wo er rebellierte und ohne spürbaren Übergang die Kontrolle übernahm.
"Ich will nur nicht zu dir ins Bett", sagte er offen und blickte sie aus dunklen Augen an. Da er ohnehin schon damit rechnete für seine Flucht bestraft zu werden, hatte er beschlossen, sich wenigstens zu wehren. Sie sollte wissen, dass er nicht wollte. "Aber hey, bisher hat das nie jemanden wirklich interessiert, ob ich will oder nicht. Also bin ich mal gespannt wie du dich um mich 'kümmern' willst." Das Wort 'kümmern' unterstrich er mit einem angedeuteten Gänsefüßchen seiner verbleibenden Hand.
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Re: Asyl

Beitragvon Liasanya » Fr 11. Nov 2022, 21:14

Er schien einzusehen, dass er sich dumm verhalten hatte, sah schuldbewusst zu Boden und ging mit hängenden Schultern in die Richtung, in die sie ihn geschickt hatte. Dann log er sie aber an und meinte, es ginge ihm gut. Der Blick dem sie ihm zuwarf, sagte soviel wie, ja klar, dir geht es gut und jetzt scheint die Sonne. Doch sie sagte nichts dazu. Schliesslich konnte sie verstehen, dass er einer Fremden nicht gleich sein Leid anvertrauen wollte.

Dann sah sie ihn aber verblüfft an, als er selbstsicher erklärte, er wolle nicht zu ihr ins Bett. Das hatte sie doch gar nicht gesagt. Sie hatte nur gesagt, dass sie in ihres wolle und das war noch lange keine Einladung für ihn gleich mitzukommen. Und dann schien er auch noch zu bezweifeln, dass sie ihn richtig heilen konnte. Irgendwie schien das auch noch mit Sex zu tun zu haben. Doch wirklich verstehen tat sie es nicht.

"Und ich will nicht, dass du zu mir ins Bett kommst", antwortete sie ihm impulsiv. Dann hielt sie inne und musterte ihn nachdenklich. "Obwohl, eigentlich bist du ganz süss, wenn auch etwas jung. Aber sicher nicht heute Nacht, du musst dich ausruhen und schon gar nicht gegen deinen Willen."
Empört schnaubte sie auf, während sie durch die Gänge zurück zu dem Behandlungszimmer gingen. Nun da sie nicht mehr durch das Gebäude irrten, kamen sie da auch um einiges schneller an.

"Für wen hälst du mich eigentlich?", fuhr sie aufgebracht fort. "Ich weiss ja, dass ihr Männer das Heilen von Kratzer als lästige Nebensächlichkeit erachtet. Aber das ist noch immer besser, als wenn sie sich entzünden. Ich mache meine Arbeit gut, auch wenn ich noch jung bin. Ausserdem bin ich noch alleweil älter als du, also zweifle nicht an meinen Fähigkeiten nur wegen meinem Alter. Ich habe hart dafür gearbeitet und lasse sie nicht von einem kleinen Jungen herabwürdigen."

Gut, Minan war kein kleiner Junge mehr, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, er wolle ihr etwas gar nichts schönes unterstellen und das schob sie jetzt heftig von sich. Endlich kamen sie im Zimmer an und Lia bugsierte ihren Patienten trotz ihrer Stimmung sanft hinein und protestierte auch nicht, dass Nüsschen noch immer auf seinem Kopf thronte und partout nicht gehen wollte.
"Also, was ist jetzt?" fragte sie etwas ruhiger nach. "Muss ich die Türe abschliessen, damit du nicht wieder verschwindest oder kann ich sie offen lassen und wirst du dich nun freiwillig ausziehen, damit ich deine aufgeschürften Knie und Ellbogen behandeln kann?"
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Fr 11. Nov 2022, 21:16

Sein Blick war voller Mißtrauen, als Lia ihm sagte, sie wollte gar nicht, dass er zu ihr ins Bett kam. Während die Dea al Mon ihn dann musterte, ballte er leicht die Hand zur Faust, denn von ihren Absichten war er jetzt erst recht nicht überzeugt. Bei ihrem Kommentar, er wäre vielleicht was jung, zuckte Darken mit den Schultern.
"Hat bisher noch nie wen gestört", erwiderte er lakonisch und ging an ihr vorbei in Richtung Haupthaus. Im Gegensatz zu Minan hatte er doch noch eine leichte Ahnung wo sie waren. Der Andere hielt nur inne, als die Dea al Mon ihn anfuhr und für was er sie eigentlich halte. Darken behielt seine Gedanken darüber lieber für sich, erwiderte ihren Blick nur trotzig und selbstbewußt. Er runzelte leicht die Stirn als sie von ihren Fähigkeiten als Heilerin sprach und noch immer glaubte er ihr nicht so recht. Er konnte es einfach nicht. Wenn er niemanden vertraute, wurde er auch nicht enttäuscht. Timaris hatte Minan vielleicht bezircen können, doch jetzt hatte er bestimmt seine Lektion gelernt und mit was Vertrauen "belohnt" wurde.
"Ich hab deine Fähigkeiten als Heilerin nicht angezweifelt", gab er auf ihre Vorwürfe nur zurück. Ich hab deine Fähigkeiten als Mensch angezweifelt.

Als sie ihn dann ein weiteres Mal berührte als sie ihn zurück in das Zimmer schob, schlug er rasch ihre Hand fort.
"Und hör endlich auf mich anzufassen, wenn es nicht notwendig ist!" Darken wurde etwas ruhiger. "Ich hab gesagt, ich will das nicht." Dass die Frau bisher nicht darauf gehört hatte, bestätigte sein Mißtrauen nur. Dann fragte Lia ihn, ob sie nun die Tür abschließen müßte oder er sich jetzt freiwillig ausziehen würde.
"Du mußt die Tür nicht abschließen", antwortete er, allerdings sicher nicht weil er jetzt die Absicht hatte sich zu fügen, sondern nur weil er seinen Fluchtweg weiter behalten wollte. Dann hielt er ihr seine Hand hin. "Und der Schnitt ist dort, also sag mir nicht, dass ich mich dafür ausziehen muss." Immer noch hielt er ihre Worte für eine Ausrede, ein Vorwand.
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Re: Asyl

Beitragvon Liasanya » Fr 11. Nov 2022, 21:17

Bis jetzt hatte es auch noch nie jemanden gestört, dass sie eine junge Heilerin war. Dass sie und Minan nicht vom selben sprachen kam ihr nicht in den Sinn. Na was hast du denn sonst angezweifelt? fragte sie ihn in Gedanken spöttisch.
Als er dann aber das Gefühl hatte, er müsse ihre Hand beiseite schlagen, knurrte sie ihn gefährlich an und schlug ihrerseits auf seine Hand. "Anscheinend ist es aber nötig, dass ich dich anfasse, denn freiwillig kommst du ja nicht mit", fauchte sie nun langsam wirklich wütend.

Als er ihr dann aber auch noch seine verletzte Hand hinhielt und meinte, nur der müsse versorgt werden, riss ihr Geduldfaden. "Na gut, wie du willst", knurrte sie aufgebracht, packte grob sein Handgelenk und zog es mit sich zu dem Tischbett, weil dort das Licht am hellsten war. Anschliessend reinigte sie seine Wunde fachmännisch, doch nicht gerade sanft mit den bereit gelegten Tüchern und dem Wasser. "Wenn die das Wasser zu kalt ist, daran bist du selber Schuld. Vorher war es schön lau."

Sie liess eine Salbendose herbeischweben, öffnete sie und schmierte die Wunde behutsam damit ein. Danach liess sie sich fallen und begann mit Hilfe der Kunst den Schnitt zu schliessen, bis nur noch ein feiner, weisser Strich zu sehen war. Dabei hielt sie sein Handgelenk ununterbrochen, eisern fest, damit er nicht erneut davon rennen konnte.
Sobald der Schnitt fürs erste versorgt war, zog sie ein scharfes Messer aus der Lederscheide an ihrer Hüfte heraus. Mit raschen geschickten Bewegungen trennte sie ihm den Ärmel auf, damit sie die Schrammen und blauen Flecken auf seinem Arm waschen, einsalben und behandeln konnte. Dann drehte sie ihn kurzerhand um und schlitzte auch den Rücken seines Hemdes auf mit Ausnahme des Kragens, um seinen Rücken zu versorgen. Zu seinen schrecklichen Narben sagte sie nichts, auch wenn sie sich nicht wirklich vorstellen konnte, woher die rühren mochten. Ihre eine Hand ruhte inzwischen auf seiner Schulter, hielt ihn mit einer Kraft fest, die man ihr gar nicht zutrauen würde.

Dann drehte sie ihn erneut zu sich um. Ihr Blick war inzwischen wieder etwas freundlicher, da sie sich wieder etwas beruhigt hatte. "Also, was ist jetzt?" fragte sie ihn noch leicht genervt. "Soll ich deine Hose auch noch ruinieren? Ausserdem weiss ich, dass deine Füsse ganz wund sind. Weshalb hast du Eoshan nicht gesagt, dass du so langes und schnelles gehen nicht gewohnt bist? Wenn du schon bis hier her spazieren wolltest, musste das doch nicht mit wunden Füssen sein."
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Fr 11. Nov 2022, 21:21

Die Heilerin wurde immer wütender, anscheinend hatte ihr niemand gesagt, dass selbst Zerbrochene sich ab und zu auch wehren konnten. Vielleicht hatte sie ein leichtes Spiel erwartet, doch Darken hatte nicht vor ihr seinen Körper kampflos zu überlassen. Sie schlug gegen seine Hand, riss dann grob an seinem Handgelenk und zerrte ihn mit sich, obwohl der Prinz sich dagegen stemmte und versuchte ihr seine Hand zu entwinden. Wegen seinem Gezappel, hatte Nüsschen alle Mühe sich auf seinem Kopf zu halten. Die Dea al Mon ließ es nicht zu, behandelte den Schnitt unwirsch und rasch, aber die Wunde verschwand. Trotz ihrer Hilfe glaubte er immer noch nicht an ihre guten Absichten, fühlte sich bestätigt als sie ein Messer zog. Darken wollte abermals fliehen, sie zog ihn zurück und trennte seinen Ärmel mit dem Messer auf, behandelte tatsächlich seine Schürfwunden dort. Sobald das fertig war, wurde er herumgedreht und er atmete tief ein, als er das Ratschen des Stoffes hörte, glaubte, nun würde sie auch seine Haut aufschlitzen, doch wieder versorgte sie nur seine Kratzer.

Vermutlich würde er von ihrer Behandlung erst recht blaue Flecken bekommen, doch solange sie nicht verlangte mit ihm zu schlafen oder ihm richtig weh tat, war es noch annehmbar. Lia zog ihn grob wieder herum, eine Hand eisern an seiner Schulter. Darken blickte ihr in die Augen und wog den Gedanken ab, ob er überhaupt noch etwas dazu sagen sollte, als sie ihn nach der Hose fragte. Sein Hemd hing ja mittlerweile in Fetzen an ihm herunter.
Erst als sie ihn auf die wunden Füße ansprach, schüttelte er unwirsch ihre Hand ab, bückte sich und zog seine abgetretenen Stiefel aus. "War nicht wirklich meine Entscheidung. Außerdem tut es nicht wirklich weh." Ja, seine Schmerzgrenze lag mittlerweile hoch, sehr hoch. Da machten ihm weder wunde Füße noch Schürfwunden etwas aus. Und es war nicht seine Entscheidung gewesen, so schnell und ohne Unterbrechung zu gehen. Wäre es nach ihm gegangen, wären sie nie bis zu diesem Wald gekommen.
Nach seinen Strümpfen zögerte er kurz, zog dann aber auch seine Hose aus, nur seine Unterwäsche behielt er an. Wenn sie noch mehr wollte, würde er ihr Messer nehmen und es ihr in die Halsschlagader rammen. Und in den Augenwinkeln ließ er das Messer unbemerkt nie aus seinem Blickfeld.
"Gehst du mit all deinen Patienten so um?", fragte er sie offen, während er auf ihre nächste Handlung wartete. Wieder ruhten seine Augen auf ihr, dunkel, tief und doch mit so viel eisernem Willen erfüllt.
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Re: Asyl

Beitragvon Liasanya » Fr 11. Nov 2022, 21:23

Sie wurde aus seiner Erwiderung nicht schlau. Doch als er endlich seine Stiefel, Strümpfe und Hose auszog, steckte sie zufrieden ihr Messer weg und wechselte das Wasser. Dabei behielt sie ihn aber immer aufmerksam im Auge, nicht dass er schon wieder einfach wegrannte. Dann rief sie noch ein Becken herbei, füllte es mit richtig warmem Wasser und schüttete grosszügig ein weisses Pulver hinzu.

Mit einiger Anstrengung stellte sie es vor dem Prinzen auf den Boden. Da er nichts freiwillig zu machen schien, holte sie einen Stuhl herbei, stellte ihn hinter Minan, drückte ihn in seine Kniekehlen und zwang ihn mit einigem Druck auf die Schultern, sich hin zu setzen. Davon dass er immer wieder ihre Hände abschütteln versuchte, liess sie sich nicht beirren. Sie hatte schon verstanden, er war eben ein störrischer Patient. Nur das Eichhörnchen schimpfte aufgebracht, da das gezappel überhaupt nicht angenehm war.
"Sei du schön still Lord", meinte Lia amüsiert zu ihm und stupste ihn an seinem Näschen. "Du weisst genau, dass du hier nichts verloren hast." Prompt verstummte Nüsschen, damit er nicht fortgeschickt wurde. "Und du Minan, stell endlich deine Füsse in das Becken."

Anschliessend ging sie vor ihm in die Hocke. Doch angespannt und aufmerksam, damit sie ihm hinterher hechten konnte, wenn er wieder fliehen wollte. Dann begann sie sich behutsam, schon richtig zärtlich um seine Knie zu kümmern.
"Nein, die meisten sind nicht so widerspenstig wie du", lachte sie leise und sah amüsiert zu ihm hoch. "Mit denen muss ich nicht erst Verfolgungsjagd spielen. Es gibt allerdings auch solche, die sind noch um einiges schlimmer. Gegen die muss ich erst ankämpfen und sie schliesslich auf die Liege fesseln, weil sie den irren Gedanken haben, die Bauchwunde, aus der sie wie verrückt bluten, sei nur ein leichter Kratzer." Verständnislos schüttelte sie den Kopf. "Das war doch gar nicht so schlimm oder?" fragte sie sanft.
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Fr 11. Nov 2022, 21:24

Mißtrauisch folgte er jeder ihrer Bewegungen und fühlte so etwas wie Beklemmung als er sah wie sie in das Becken mit dem Wasser ein Pulver gab. Wenn sie wirklich glaubte, er würde freiwillig seine Füße in ein Säurebad stellen, hatte sie sich geschnitten. Er hatte für seinen Geschmack so eine Behandlung schon oft genug erlebt und so wehrte er sich entsprechend, als sie ihm zum Sitzen zwang. Lia ignorierte seine Versuche, dass er ihre Hände immer wieder abschüttelte. Es war ihr also tatsächlich egal, ob er das wollte oder nicht. Sie fand sogar noch Zeit mit diesem Eichhörnchen zu scherzen wie als wäre an all dem nichts dabei. Ihr Befehl, er solle endlich seine Füße ins Becken stellen, ignorierte Darken bewußt. Freiwillig konnte sie lange darauf warten. Angespannt blieb er sitzen, wartete bis sie vor dem Becken in die Hocke ging, um ihn an den Beinen zu berühren und sich seinen Knien zu widmen. Mit Argusaugen wachte er darüber, ob ihre Hände auch ja nicht höher glitten, während er Stück für Stück seine Beine ein bißchen mehr anspannte, auf den richtigen Moment wartend.

Sie lachte bei seiner Frage, erklärte ihm, dass nicht alle so widerspenstig wären und einige müßte sie erst auf die Liege fesseln. Darken hatte sich nur nicht so heftig gewehrt, eben weil er diese Fesselung vermeiden wollte. Die Dea al Mon kannte ihn nicht, so würde er das Überraschungsmoment auf seiner Seite haben, wenn sie ihn unterschätzte und davon ausging, er würde brav alles mit sich machen lassen. Als sie ihm von der Bauchwunde erzählte, ging er der Prinz automatisch davon aus, dass sie auch diejenige war, die sie erst zugefügt hatte.
"Vielleicht hatten sie einfach keine Lust sich ausgerechnet von dir behandeln zu lassen", gab er schroff zurück, wartete dann genau auf den Augenblick wo sie zu ihm hochschaute, um mit aller Kraft gegen das Becken zu treten, so dass es gegen die Heilerin kippte und das Wasser über sie ergoss. Im gleichen Moment sprang Minan vom Stuhl, tunlichst bemüht nicht mit der Wasserpfütze in Kontakt zu kommen. Er schnappte sich seine Hose und stockte dann, als er bemerkte, dass die Haut der Dea al Mon nicht von Säure verätzt wurde, von den Knochen fiel und Blasen warf, sondern einfach nur... nass war.
Darken blickte Lia im vollkommenen Staunen an bis er seine Worte wiederfand. "Schätze jetzt sind wir beide froh, dass das keine Säure war."
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Re: Asyl

Beitragvon Liasanya » Fr 11. Nov 2022, 21:26

"Wenn jemand keine Lust hat, sich ausgerechnet von mir behandeln zu lassen, sollte er sich dann vielleicht auch nicht verletzen lassen", gab sie aufgebracht zurück. Warum kritisierte er schon wieder ihre Heilkünste? Hatte sie nicht gerade bewiesen, wie gut sie heilen konnte?

Da schoss auf einmal das Wasserbecken auf sie zu. Blitzschnell wich sie zur Seite aus. Dennoch übergoss sich das Wasser über ihren linken Arm, das Bein und ihre linke Körperhälfte. Klatschnass klebte ihre hellgrüne Tunika an ihrem schlanken Körper.

Mit einem wütenden Schrei hechtete sie von der Hocke aus auf Minan zu. Packte ihn geschmeidig an seinem Handgelenk, verdrehte seinen Arm geschickt auf seinen Rücken und zwang ihn mit allerlei Kniffen zurück auf den Stuhl, wo sie ihn mit Hilfe der Kunst fest fesselte. Dabei fluchte sie ungehemt und bedekte ihn mit allerlei Schimpfnamen von schlabbrigem, ekligem Algengewächs. Nüsschen hatte sich mit einem beherzten Sprung auf die Liege in Sicherheit gebracht und meinte besorgt zu Minan. *Nicht gut Frauen wütend zu machen. Nicht gut Heilerinnen zu ärgern.*

Liasanya indess kümmerte sich nicht darum sondern stellte sich aufgebracht vor den gefesselten Prinzen hin. Ihre sonst so glatten Haare waren zerzaust und wirbelten um ihren Kopf, ihre Wangen waren leicht gerötet.
"Ich werde dich nicht eher gehen lassen, als ich dich geheilt habe und da gehören nun einmal auch deine Füsse hinzu", fuhr sie ihn an und ihr Atem ging etwas schneller. "Es ist mir egal, dass du mich für eine schlechte Heilerin hälst. Ich weiss dass ich gut bin. Du wirst jetzt dieses Fussbad nehmen, damit sich deine Füsse darin erholen können verstanden?"

Sie funkelte ihn noch einmal wütend an, bevor sie sich daran machte, ein neues Fussbad zu bereiten. Nur langsam ging ihr auf, was er gesagt hatte. Aber da stellte sie das halbgefüllte Becken ab und wirbelte zu Minan herum. Entsetzt starrte sie ihn an, ganz bleich im Gesicht. "Wie kommst du denn auf den Gedanken, da wäre Säure drin gewesen? Warum sollte ich denn so etwas tun?"
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Fr 11. Nov 2022, 21:30

Darken war selbst noch viel zu überrascht, dass er sich in ihr, was die Säure betraf, getäuscht hatte, da war die Heilerin bereits mit einem wütenden Schrei aufgesprungen und hatte seinen Arm verdreht. Auch wenn er versuchte sich zu wehren, ihren nassen Körper von sich loszukommen, drückte sie ihn zurück auf den Stuhl und dieses Mal fesselte sie ihn. Der zerbrochene Prinz spannte sich gegen die Fesseln an, funkelte die Dea al Mon wütend an, während sie ihn wüst beschimpfte.
Das Eichhörnchen war davon gesprungen und sandte ihm, es wäre nicht gut Heilerinnen zu ärgern. "Und es ist nicht gut mich zu ärgern", erwiderte er beißend, sowohl an Nüsschen als auch an Lia gerichtet. Sie stellte sich vor ihn, die nassen blonden Haare hatten sich zu Locken gekräuselt und ihre grüne Tunika klebte auf einer Seite an ihr wie eine zweite Haut. Aber Darken hatte nicht wirklich ein Blick für ihre Schönheit, er wollte nur, dass sie ihn endlich in Ruhe ließ.

Doch danach sah es gerade nicht aus, denn er war nun an diesen dummen Stuhl gefesselt und die Dea al Mon sagte ihm, sie würde ihn nicht gehen lassen bis er geheilt war. "Du willst mich wirklich heilen? Na dann viel Erfolg dabei", wünschte er ihr spöttisch und machte sich darauf gefasst, dass sie ihm jetzt vielleicht doch sehr weh tun würde. Aber er war die Schmerzen gewohnt, er konnte mehr aushalten als diese Frau vielleicht dachte.
Lia sagte ihm bestimmend, er würde jetzt dieses Fußbad nehmen und ob er das verstanden hätte. Darken zuckte mit den Schultern. "Ist ja nicht so, als ob ich eine Wahl hätte. Und dir ist es egal wie es mir dabei geht, also mach nur weiter." Die Heilerin blickte ihn zornig an und begann dann wohl das Fußbad vorzubereiten. Oder Säurebad. Je nachdem auf welche Ideen sie jetzt noch kam. Dem Prinzen blieb nichts anderes übrig als zu warten bis Lia plötzlich herumwirbelte und ihn fast entsetzt anstarrte, ihre eben noch vor Zorn gerröteten Wangen waren nun sehr blass. Sie fragte ihn wie er auf den Gedanken käme, da wäre Säure drin gewesen.
"Du stellst die falschen Fragen", zischte er, "Du solltest eher fragen, warum ich denn auf den Gedanken kommen sollte, da wäre nur Wasser drin? Ich erwarte immer das schlimmste und meistens werde ich, was das betrifft, auch nicht enttäuscht." Er lächelte verbissen. "Und du hast ja schon deutlich gemacht, dass es dich nicht schert, ob wer Nein sagt. Heilerin." Das letzte Wort war mit Verachtung ausgesprochen. Sie konnte wirklich nicht erwarten, dass er eine hohe Meinung von ihr hatte, während er hier gefesselt auf dem Stuhl saß.
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Re: Asyl

Beitragvon Liasanya » Fr 11. Nov 2022, 21:31

Er hatte weiterhin nur Spott für sie übrig. Was war mit diesem verflixten Prinzen nur los? War es denn so schlimm, sich von ihr zusammen flicken zu lassen. Voller Verachtung sprach er sie mit ihrer Blutskaste an. Nein, sie würde sich davon nicht beeinflussen lassen. Sie war gut in ihrem Beruf. er war nur zu blöd, um das zu erkennen.

"Du hast ganz rech, es schert mich nicht, ob einer meiner Patienten Nein sagt, wenn ich ihn heilen will", fauchte sie aufgebracht, wandte sich dann aber doch etwas bedrückt ihrer Arbeit zu. Nüsschen schien zu spüren, dass sie das ganze doch recht beschäftigte, kletterte kurzerhand auf ihre Schulter und schmiegte seine pelzige, kleine Wange an die ihrige. Dafür streichelte sie ihm sacht über den Rücken.

Sie verstand zwar die Worte, die er ihr an den Kopf warf, doch sie verstand ihren Inhalt nicht. Es fehlte der Zusammenhang. Nachdenklich beobachtete sie, wie das Wasser in das Becken plätscherte. Schliesslich drehte sie den Wasserhahn zu und stellte es erneut vor Minan hin, schützte es diesmal allerding mit Hilfe der Kunst.

"Es ist nicht nur Wasser darin", klärte sie ihn ruhig und überaus beherrscht auf. Erneut holte sie einen Flakon herbei und schüttete das weisse Pulver hinein. "Wasser alleine würde nicht viel helfen. Das sind getrocknete, fein zerriebene Blütenblätter einer Lilie. Das beruhigt und schont deine Haut."
Um ihm zu zeigen, dass wirklich keine Säure darin war, zog sie selber ihre halbhohen Lederstiefel aus, ihre Socken, schob ihre Wildlederhose hoch über die Knie und stellte sich vor Minan in das warme Wasserbecken. Am Oberkörper jedoch fror sie, was sie jedoch nicht zeigte, nur ihr Körper.
"So und jetzt du", forderte sie ihn auf und rang sich ein Lächeln ab. "Es wird dir nicht weh tun. Höchstens etwas kribbeln."
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Fr 11. Nov 2022, 21:33

Ihre Antwort bestand in einem Fauchen und dass er recht hätte, dass es ihr egal war, was ihre Patienten davon hielten. "Vielleicht solltest du mal deine Einstellung überdenken", gab er ernst zurück und meinte es auch so. Lia wandte sich wieder dem Becken mit dem Wasser zu und stellte es schließlich abermals vor ihm hin. Er hätte gerne dagegen getreten, doch es ging nicht. Währenddessen erklärte die Dea al Mon ihm, dass es nicht nur Wasser wäre, sondern auch Lilienstaub, der seine wunde Haut beruhigen und schonen würde. Trotz ihrer Worte glaubte Darken ihr kein einziges Wort, blickte sie nur unbewegt an und sah zu wie sie begann ihre Stiefel auszuziehen, ihre Socken und dann ihr Hose bis über die Knie hochzukrempeln.
Doch selbst als sie dann in das Wasserbecken stieg und darin blieb und auch ihre Haut verletzt, schwand sein Mißtrauen nicht ganz. Sie könnte immer noch ein Schild um sich selbst gelegt haben, um den Säureeffekt bei sich zu verhindern. Er war schon oft dadurch reingelegt, hatte seine feinen Sinne geschärft, um wenigstens intuitiv zu erspüren, ob sein Gegenüber sich schützte oder nicht, aber er konnte sich auf dieses Gefühl nicht immer verlassen.

Kritisch blickte der junge Prinz sie an, als er feststellte, dass ihre Knospen fest waren, man sah es durch den nassen Stoff ihrer Tunika. "Ich hoffe, dir ist einfach nur kalt und du bist nicht erregt", sagte er offen und hob dann einen seiner Füße, um sich ganz vorsichtig dem Wasser zu nähern. Aber sein Mißtrauen ließ sich nicht leugnen und so berührte er nur mit einem Zeh die Wasseroberfläche, wartete, ob sich ein brennender Schmerz einstellte, doch da war nichts. Es könnte aber auch nur eine milde Säure sein, die den Effekt erst zeigte wenn er länger im Wasser war...
Darken rang mit sich, während in ihm drin, Minan dazu drängte, zu vertrauen. Du nennst es Vertrauen, ich nenne es Leichtgläubigkeit. Er senkte seinen Fuß weiter ins warme Wasser, prüfend, abwägend. Als immer noch nichts passierte, hielt er es für sicher genug und nahm auch den anderen Fuß dazu bis sie beide im warmen Wasser waren.
"Kannst du mich jetzt von meinen Fesseln lösen oder hast du noch mehr vor?", fragte er sie.
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Re: Asyl

Beitragvon Liasanya » Fr 11. Nov 2022, 21:37

Nein, ihre Einstellung würde sie bestimmt nicht ändern. Verletzte mussten geheilt werden und damit basta. Und dann machte er auch noch gleich weiter, mit einem frechen Kommentar über ihren Körperzustand. Fassungslos starrte sie ihn einfach nur an. Wie konnte er es nur wagen?

Nur entfernt registrierte sie, wie er mit Mühe sein Misstrauen überwand und vorsichtig seine Füsse in das warme Wasser tauchte. Erst seine Frage riss sie aus seiner Erstarrung und sie verpasste ihm eine schallende Ohrfeige.
"Oh ja, mir ist kalt und zwar deinetwegen", schrie sie ihn an. "Und erregt bin ich auch und zwar zornig. Ebenfalls wegen dir. Halte gefälligst deine Augen im Zaum."
Zornig entstieg sie dem Becken, achtete nicht, dass das Wasser überschwappte und liess sich auf die Liege fallen. Zu gerne hätte sie einen Wärmezauber angewandt, um ihre Kleidung zu trocknen, doch dann hätte ihr rose nicht mehr gereicht, um Minan auf dem Stuhl zu behalten. Sie war erschöpft und wollte nicht noch einmal hinter ihm durchs ganze Schloss rennen.
"Ja klar", meinte sie nun spöttisch. "Ich löse deine Fesseln und du rennst wieder davon. Du behälst deine Füsse gefälligst noch eine Weile in dem Bad. Nacher kann ich dir dein Zimmer zeigen."
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Fr 11. Nov 2022, 21:37

Für seine Frage nach ihrem körperlichen Zustand, erhielt er prompt eine saftige Ohrfeige von ihr, doch Darken nahm sie einfach nur hin, gab dabei keinen Laut von sich. Stoisch saß er da, blickte sie an und versuchte das Brennen seiner Wange zu ignorieren, während sie ihn anschrie und dass ihr seinetwegen kalt war und sie wegen ihm zornig wäre. Erst bei ihren letzten Worten, er solle seine Augen im Zaum halten, wandte er den Blick ab und sah in Richtung eines Fensters.
"Du hast mich auch gemustert", sagte er nur tonlos dazu, registrierte, dass sie so abrupt aus dem Becken stieg, dass Wasser über den Rand schwappte. Selbst wenn seine Haltung von Teilnahmslosigkeit sprach, verfolgte er aus den Augenwinkeln sehr genau jede ihrer Bewegungen. Lia ließ sich auf der Liege nieder und der Prinz war froh, dass wieder mehr Abstand zwischen ihnen war.

Seine Frage, ob sie ihn endlich freilassen würde, verneinte sie mit dem Kommentar, dass er ja nur sofort wieder fortrennen würde, womit sie durchaus nicht unrecht hatte. Darken ließ seine Füße wo sie waren, denn früher würde er wohl nicht hier wegkommen. "Du hast mir bisher ja auch keinen Grund gegeben, warum ich freiwillig hier bleiben sollte." Und er bezweifelte, dass sie ihn je davon überzeugen könnte, dass sie es nur gut meinte. Allerdings fragte er sich ernsthaft wohin er fliehen sollte, wenn er erstmal hier weg kam. Vielleicht würde er einen Weg aus dem Wald finden, Minan hatte ihn sich eingeprägt, aber war es im Grunde nicht einerlei an welchem Ort er seine Schmerzen erhielt?
Er ballte seine Hand zur Faust. Nein, wenn er floh war er endlich frei und unabhängig und niemand würde ihm mehr Befehle erteilen. Aber er mußte eine Flucht auf später verschieben, er kannte seinen Körper gut und das Wandern den ganzen Tag lang hatte ihn müde gemacht. Noch konnte er diese Müdigkeit aber bekämpfen und wenn es sein mußte noch viel länger. Er konnte reichlich lange ohne Schlaf auskommen.
Die Heilerin sagte ihm, sie würde ihm nachher sein Zimmer zeigen. Sein Zimmer? Er gestattete sich nicht, daran zu denken und Dankbarkeit würde er gewiss nicht zeigen. So schwieg er zu dem ganzen nur, abgesehen von seinen lakonisch spöttischen Äußerungen war er sowieso bisher recht einsilbig geblieben und so schnell würde sich daran auch nichts ändern.
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Re: Asyl

Beitragvon Liasanya » Fr 11. Nov 2022, 21:40

"Da warst du auch angezogen und deine Kleidung klebte nicht wie eine zweite Haut an deinem Körper", gab sie scharf zurück. auf dem Rücken liegend streichelte sie den Pelzigen Lord, der es sich auf ihrem Bauch bequem gemacht hatte und versuchte sich zu beruhigen. Was ihr Minan mit seinem nächsten Kommentat nicht gerade leicht machte.
"Ah das Angebot dich zu heilen mitten in der Nacht zu heilen und dafür zu sorgen, dass sich deine Wunden nicht entzünden ist also kein Grund hier zu bleiben? Du bist doch derjenige, der mich die ganze Zeit beleidigt, mir sagt, dass meine Kunst nichts Wert wäre, der meint, ich brächte kein erholsames Fussbad zustande und würde aus Dummheit da Säure reinkippen, anstatt ein Heilmittel weil ich zu doof sei, den unterschied zu bemerken."

Aufgebracht schwieg sie, streichelte Nüsschen dabei immer heftiger, bis er schliesslich erschrocken auffiepte. Erschrocken liess sie ihn los. *Nüsschen?* fragte er unsicher und sandte ihr ein Bild von einen Haufen Nüssen. Aber erstaunlicherweise nicht nur, sondern auch ein Bild von Naischas Vorratskammer und von Minan.
Überrascht drehte sie den Kopf nach dem Prinzen um. "Du hast Hunger?" fragte sie ihn aufrichtig. "Habt ihr denn nicht zu Abend gegessen?"
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Fr 11. Nov 2022, 21:41

Lia wetterte zurück und begann ihm die Gründe aufzuzählen, warum er freiwillig hier bleiben sollte und er wäre derjenige, der sie die ganze Zeit beleidige und ihre Kunst wäre nichts wert und sie würde aus Dummheit Säure ins Fußbad kippen. Darken legte den Kopf leicht schief und blickte sie verwirrt an. Meinte sie das ernst oder spielte sie das nur? Es mußte letzteres sein, sie wollte ihn reinlegen. Aber auch so erschlossen sich ihm nicht alle ihre Worte.
"Du warst diejenige, die mich die ganze Zeit angetatscht hat, obwohl ich mehrmals gesagt und gezeigt habe, dass ich das nicht will", beharrte er. Selbst wenn ihre Berührungen gut gemeint gewesen waren, was er ebenfalls bezweifelte, so reagierte Minan und damit auch Darken nunmal äußerst empfindlich auf jeden, der ihm zu nahe kam und das hatte Lia gemacht. Er konnte nicht mehr richtig unterscheiden, was harmlos und was nicht harmlos gemeint war. Für ihn war alles mit dem gleichen verbunden, Schmerz, Demütigung, Pein. "Und ich halt dich zwar für dumm, aber für nicht so dumm, dass du eine Säure mit einem Heilmittel verwechseln würdest. Ich hab dir nicht Dummheit, ich hab dir Grausamkeit unterstellt."

Bis jetzt war sie nicht sonderlich grausam gewesen, nur... nervtötend und unangenehm. Er wollte einfach, dass sie ihn in Ruhe ließ. Abrupt fragte sie ihn, ob er Hunger hätte und ob er nicht zu Abend gegessen hätte. Darken würde den Teufel tun und zugeben, dass er Hunger hätte. Er würde nicht betteln. So zuckte er nur mit den Schultern. "Was interessierts dich."
Er war nun auch der Meinung, er hätte seine Füße lange genug in diesem Bottich gelassen und so zog er sie zurück. Der Prinz mußte zugeben, dass das Fußbad in der Tat für seine Füße ganz entspannend gewesen war, aber wirklich konzentriert hatte er sich nicht darauf.
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Re: Asyl

Beitragvon Liasanya » Fr 11. Nov 2022, 21:42

"Ich habe dich doch nicht angetatscht. Ich habe dich an keiner Intimen Stelle berührt", begehrte sie auf. Begann aber darüber nach zu denken. Sie hatte das gar nicht richtig realisiert, dass er sich ernsthaft dagegen gewehrt hatte. War ihm das tatsächlich so unangenehm gewesen? Weshalb? Vielleicht war sie ja doch ein wenig tumb.

Da präzisierte er ihre Aussage und sie vergass die ganzen Gedanken. Neugierig sah sie ihn an. "Erzählt man sich das über uns in Hayll?", fragte sie wissbegierig. "Dass wir grausam sind?" Das störte sie nicht im Geringsten, wie ihrer Stimme deutlich anzuhören war. Im Gegenteil, die Dea al Mon fanden es ganz gut, dass so Schauermärchen über sie erzählt wurden. Dann wurden sie auch eher in Ruhe gelassen.

Dann meinte er auch noch patzig, was es sie interessiere, ob er Hunger habe oder nicht. Genervt stöhnte sie auf und verdrehte die Augen. Zudem nahm er sich heraus, einfach die Füsse aus dem Bad zu nehmen. Ihre Augen verengten sich kurz zu Schlitzen, doch sie sagte nichts dazu. Stattdessen liess sie ein Frotteetuch auf seinem Schoss erscheinen und befreite ihn von seinen Fesseln.

"Ich hab doch gesagt, dass ich mich um dich kümmern werde", schmollte sie. "Ausserdem habe ich nun einen riesen Hunger. Ich könnte dich also mit in die Küche nehmen, wo wir bestimmt etwas zu essen finden. Ausser natürlich", überlegte sie gespielt. "Mir kommt meine Dummheit in den Weg und wir verlaufen uns auf dem Weg dorthin, oder ich biete dir einen Fliegenpilz zu essen an, anstatt Champions."

Nüsschen schien ihren Sarkasmus nicht zu verstehen. Sofort stellte er sich auf die Hinterbeine, wackelte mit seinem Nässchen und fragte: *Weg zu der Küche? Ich weiss.*
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Fr 11. Nov 2022, 21:42

"Wir scheinen sehr unterschiedliche Ansichten darüber zu haben, was eine intime Stelle ist und was nicht", entgegnete er, als die Dea al Mon weiter behauptete, dass sie ihn nicht angetatscht hätte. Für Darken war sein gesamter Körper intim und er sollte nur ihm gehören. Er wollte nicht ohne gefragt zu werden von einer Fremden angefasst werden, aber Lia schien das nicht begreifen zu wollen.
Dann fragte sie ihn genauer nach, was er mit der Grausamkeit meinte und ob man sich das in Hayll über die Dea al Mon erzählte. Sie schien das nicht zu stören, eher schien sie auch noch stolz darauf zu sein. Der zerbrochene Prinz zuckte mit den Schultern. Eigentlich hatte er nie Geschichten über die Dea al Mon gehört und gerade jetzt durfte er sich ja wunderbar sein eigenes Bild über sie machen. "Weiß nicht, ob sie das sagen. Ich messe das nicht an Geschichten..." Er wollte noch hinzufügen, dass er es an Erlebnissen und Erinnerungen maß, doch dann ließ er es doch bleiben. Das ging die Fremde nichts an.

Halb erwartete er, dass sie seine Füße wieder in das Bad zwang, doch dieses Mal ließ sie ihn gewähren, es erschien sogar ein Tuch auf seinem Schoß und die Fesseln verschwanden. Sofort erhob er sich gewandt, man sah ihm an, dass er kurz davor war sofort wieder wegzulaufen, aber dann trocknete er sich doch ab und zog endlich seine Hose wieder an. Danach folgten seine Strümpfe und seine Stiefel.
Lia sagte währenddessen, sie würde sich weiter um ihn kümmern und sie hätte auch riesigen Hunger. Dann schien sie ihn zu verspotten indem sie ihm sagte, sie könnte ihm ja aus reiner Dummheit ein Fliegenpilz statt einem Champion anbieten. Jetzt würde er erst recht nichts mehr essen, was sie ihm anbieten würde.
"Dann kann ich mich immer noch entscheiden ihn nicht zu essen oder etwa nicht?", fragte er sie, wobei sein Tonfall etwas leicht lauerndes hatte. "Außerdem habe ich eine recht hohe Resistenz gegen Gifte." Immerhin.. er war eine Schwarze Witwe. Mehr oder weniger. Was Talian nicht daran gehindert hatte, herauszufinden wieviel Gift er vertrug und ihn bis zu seinen Grenzen gebracht hatte. Öfter auch darüber hinaus.
Darken wartete bis die Heilerin sich in Bewegung setzte, doch auch jetzt hielt er bewußt Abstand zu ihr. Er wußte nicht, was sie als nächstes vorhatte, aber hatte Hunger und wenn sie wirklich in die Küche gingen... vielleicht bestand doch die Möglichkeit etwas zu bekommen was genießbar war. Außerdem war es immer gut zu wissen wo die Küche war und er beschloss, sich den Weg genau einzuprägen.
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Re: Asyl

Beitragvon Liasanya » Fr 11. Nov 2022, 21:44

Also der Junge war ja wirklich eine Primadonna. Man durfte ihn nicht an den Schultern anfassen, man durfte ihn nicht heilen, er wollte wollte nichts essen, was er ihr anbot. Na ja, sie musste ihn ja nur noch ins Bett bringen und ab dann konnte sie getrost nichts mehr mit ihm zu tun haben. Eoshan durfte sich dann mit ihm herum schlagen.

Auch schien er schon wieder fliehen zu wollen. Doch er riss sich zusammen, trocknete sich ab, kleidete sich an und stellte eine lauernde Frage, die sie wieder einmal nicht im mindesten verstand. "Natürlich musst du keinen Fliegenpilz essen", schnaubte sie und glitt geschmeidig von der Liege, um ihn in die Küche zu führen, nachdem sie Nüsschen erklärt hatte, dass sie den Weg schon noch wusste.
"Du musst gar nichts essen", knurrte sie und fand es seltsam, dass er so auf einen grossen Abstand hielt. Doch wenn ihm das Spass machte, sie sollte es nicht stören. Bald war sie ihn los. "Von mir aus kannst du auch verhungern."

Sie erreichten die Küche und Lia setzte ihre Schritte betont vorsichtig und leise, bedeutete Minan, auch er solle leise sein. Als sie sicher war, dass sie keinen Alarm auslösen würden, betrat sie die Küche etwas gelöster und entzündete einige Kerzen. Das Licht anzumachen, war ihr dann schon etwas zu riskant. "Ist mir schon klar, dass du als Schwarze Witwe mehr Gift verträgst als andere Menschen. Trotzdem würde ich dir nicht anraten, einen Fliegenpilz zu essen."

Leise ging sie zu der Vorratskammer holte frisches Brot, das wohl für das Frühstück gedacht war, Käse, Schinken, Wurst und einige Früchte heraus. Das alles stellte sie auf den Küchentisch, holte noch rasch etwas Apfelsaft. Dann holte sie wieder ihr Messer herbei, schnitt Brot, Käse, Schinken und Wurst und liess sich auf einen Küchenstuhl fallen.
"Du kannst es halten wie du willst", meinte sie genervt zu ihm. "Iss etwas oder tu es nicht." Damit öffnete sie die Saftflasche und trank gleich daraus, stellte sie anschliessend wieder auf den Tisch. Danach machte sie sich gemeinsam mit dem Eichhörnchen über das Essen her, wobei der Lord sich mit Nüssen begnügte.
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Fr 11. Nov 2022, 21:45

Das sagte sie ihm jetzt, dass er kein Fliegenpilz essen mußte und einem Teil von ihm war auch klar, dass sie gescherzt hatte, aber seinen Sinn beziehungsweise vielmehr sein Verständnis für Humor hatte er in den letzten Jahren irgendwo verloren. Darken folgte der Dea al Mon, hielt immer noch Abstand zu ihr und merkte wie Lia dadurch wieder gereizt war. Es störte ihn nicht und solange sie ihm nicht zu nahe kam und ihm weh tat, war ihm ihre Laune wirklich egal. Trotzdem blieb er wachsam, bereit sofort zu reagieren, sollte sie etwas tun was ihm nicht passte. Sie sagte ihm patzig er müsse nichts essen und von ihr aus könnte er ruhig verhungern.
"Nein danke, das ist nicht besonders spaßig", erwiderte er trocken. Viele seiner Aussagen hätte man als zynisch und höhnisch ansehen können, doch eigentlich sprach er nur aus seinen Erfahrungen und das war das besonders bittere daran. Der zerbrochene Prinz hielt seine Aufmerksamkeit auf ihren Weg gerichtet, prägte ihn sich gut ein bis sie bei der Küche angelangt waren und die Dea al Mon ihm tatsächlich zu verstehen gab, er solle leise sein. Hatte das etwas mit der Eyrierin zu tun, die das Eichhörnchen Minan gezeigt hatte?

Aber er verhielt sich leise, ging nahezu lautlos hinter der Heilerin her bis diese in einem leeren Teil der Küche einige Kerzen entzündete und dann wieder mit ihm sprach, wenn auch in leisem Tonfall. Sie riet ihm keinen Fliegenpilz zu essen und Darken sah sie unverwandt an und in der Art, ob sie das ernst meinte.
"Hatte ich auch eigentlich nicht vorgehabt." Man hatte ihn ja nicht wirklich gefragt. "Aber ich weiß ziemlich gut was ich vertrag und was nicht." Er blieb stehen, bereit abzuhauen, sollte die Situation sich ändern. Angespannt wartete er bis Lia kurz verschwand, um dann mit Essen wiederzukommen, was sie auf dem Küchentisch abstellte.
Die Heilerin sagte ihm im genervten Tonfall, er könne jetzt essen oder es bleiben lassen. Der Prinz rührte sich nicht, lauschte wachsam und wartete bis Lia etwas gegessen und getrunken hatte ehe er sich dazu gesellte und dann auch zu essen begann. Als er fertig war, fragte er nicht nach seinem Zimmer, er erhob sich nur geschmeidig und blieb bei der Türe stehen. Wartend. In einem unbedachten Moment sah er über eine der Arbeitsplatten und ließ ein Klappmesser in eine seiner tiefen Hosentaschen gleiten. Er brauchte schließlich etwas womit er sich verteidigen konnte.
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Re: Asyl

Beitragvon Liasanya » Sa 12. Nov 2022, 08:55

Sie bedachte ihn mit einem seltsamen Blick, als er meinte, verhungern sei nicht spassig. Es hörte sich beinahe so an, als ob er Erfahrung darin hätte. Ob er einmal hatte hungern müssen? Das war wohl wirklich nicht schön. Zum Glück hatte sie diese Erfahrung nie machen müssen.

Liasanya nickte ihm nur knapp zu, als er meinte er hätte auch eigentlich nicht vor einen Fliegenpilz zu essen. Das war nur vernünftig. Und es war auch gut zu wissen, was man vertug und was nicht. Aber es dauerte, bis er sich zu ihr gesellte und ebenfalls etwas ass. Kurz kam ihr der Gedanke, dass er wirklich dachte, sie würde ihn vergiften wollen. Doch das schob sie schnell wieder beiseite. Das konnte nicht sein. Das war zu absurd.

Nachdem sie ihr Mahl beendet hatte, beseitigte Lia alles Spuren davon, ausser natürlich, dass einige Nahrungsmittel fehlten. Da bemerkte sie, dass er etwas in seiner Hosentasche verschwinden liess. Nach einem kurzen Kontrollblick bemerkte sie was fehlte.
"Bist du irre?" zischte sie besorgt, bemüht nicht zu leise zu sein. "Du kannst doch nicht einfach Naischas Messer ausleihen und dann noch ohne zu fragen oder sie zu kennen. Sie wird dir dafür den Hals umdrehen und glaube mir solche Sachen findet sie immer heraus. Leg das lieber schnell wieder zurück. Wenn du ein Messer brauchst, kann ich dir auch meines leihen. Doch Mutter der Nacht, lass bloss die Küchenutensilien von Naischa in Ruhe."
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Sa 12. Nov 2022, 09:58

Darken verfluchte sich selbst für seine Ungeduld, er hätte warten sollen bis Lia wieder kurz in der Vorratskammer gewesen wäre oder es schon nehmen als sie zum ersten Mal dorthin gegangen war. So hatte es die Heilerin dummerweise bemerkt, erkannte auch gleich was fehlte und zischte ihn an. Der junge Prinz erwiderte ihren Blick leicht irritiert als sie davon sprach, er könnte sich doch nicht einfach Naischas Messer ausleihen.
Da es ohnehin keinen Sinn hatte, das Messer weiter zu verbergen, zog er es aus der Tasche und ließ die Klinge aufschnappen, machte aber keinerlei Anstalten es abzulegen. "Ich hab selbst kein Messer und wo doch so viele hier sind, was fällt da schon eines mehr oder weniger auf", erklärte er unverblümt. Seine Finger schlossen fester um die kleine Waffe.

"Oder willst dus mir abnehmen?" Das sollte sie erstmal versuchen. Und diese Naischa war ihm herzlich egal, er fühlte sich mit einer Waffe nunmal bedeutend wohler. Hatte sie gerade wirklich gesagt, sie würde ihm ihres geben? Eigentlich hatte er sie für nicht so dumm gehalten. War es eine Falle? Ein Test? "Aber ich legs weg, wenn du mir wirklich deins gibst." Er bewaffnet, sie unbewaffnet, das war eine viel bessere Verteilung fand er.
Nein, du kannst doch nicht einfach etwas stehlen. Was, wenn sie uns wirklich bestrafen? Leg es lieber wieder zurück. Und ich glaube, dass Lia eigentlich nichts böses will. Bitte.. sie ist so schon sauer genug.
Ja, klar.. darf ich dich dran erinnern was passiert ist als du so dumm warst, Timaris zu vertrauen?
Danach hatte Minan nichts mehr dazu zu sagen und verstummte. Er fühlte die Trauer des anderen, fühlte das Echo von anderen Splittern zu denen Minan selbst keinen Zugang hatte. Und je müder Darken wurde desto brüchiger seine Kontrolle, aber er durfte jetzt nicht nachlassen. Minan wäre zu sehr in seiner Angst und in seinen Gedanken gefangen, als wirklich mal auf die Umgebung zu achten und wohin er eigentlich seine träumerischen Füße setzte. Es lag an ihm für Sicherheit zu sorgen und sie alle zu beschützen.
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Re: Asyl

Beitragvon Liasanya » Sa 12. Nov 2022, 13:55

Er zog das Messer wieder aus der Tasche und liess es aufschnappen. Golden spiegelte sich das Licht der Kerzen auf der überaus scharf geschliffenen Klinge. Bei seinen Worten schüttelte sie ungläubig den Kopf und lachte leise.

Aber als er sie fragte, ob sie ihm das Messer abnehmen wolle und seine Finger sich fester um den Griff schlossen, wirkte es beinahe wie eine Kampfansage. Unwillkürlich spannte sie sich an. Ein eintrainierter Reflex. Nicht dass sie ihm das Messer nicht mit Leichtigkeit entwinden könnte, dennoch musste sie dafür aufmerksam sein. Gleichzeitig fragte sie sich, weshalb ihr plötzlich das Gefühl hochgekommen war, dass er sie vielleicht angreifen wollte. Das gab doch überhaupt keinen Sinn.

Da meinte er dann aber, er würde das Messer zurück geben, wenn sie ihm ihres gebe. Sie zuckte mit der Schulter und meinte gelassen: "Ja klar, wenn du ein Messer brauchst, gebe ich dir gerne eins. Und glaube mir, Naischa wird sehr wohl bemerken, wenn etwas in ihrer Küche fehlt. Das mit dem Essen lässt sie meist durchgehen, wenn es nicht gerade etwas sorgfältig vorbereitetes für den nächsten Tag ist. Aber bei ihren Gerätschaften ist schluss. Da versteht sie keinen Spass mehr." Sie erschauderte bei der Vorstellung daran.

Während sie sprach rief sie aus ihrem Juwelengepäck einige Doche und Messer verschiedener Art herbei und breitete sie auf dem Tisch aus. Es war allerdings deutlich, dass diese Messer nicht wirklich als Waffen taugten, sondern als Werkzeuge gedacht waren. Zwei schob sie allerdings gleich beiseite. Eine kleine Sichel, die sie fürs Kräutersammeln brauchte und ein sehr scharfes Messer, dass man für Leder brauchte.
"Die beiden brauche ich selber, aber von den anderen kannst du dir gerne eines ausleihen", bot sie ihm freundlich an. "Für was brauchst du es denn? Dann kann ich dir sagen, welches am besten dafür geeignet ist."
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Sa 12. Nov 2022, 14:33

Die Heilerin erklärte ihm weiter warum es schlecht wäre ausgerechnet in der Küche ein Messer mitgehen zu lassen und dass diese Naischa dort keinen Spaß verstünde. Sonderlich Angst machte Darken das aber nicht, er wollte allein sehen was für Waffen die Dea al Mon dabei hatte, doch es stellte sich schnell heraus, dass es mehr Werkzeuge als Waffen waren und genau die zwei Sachen, die er interessant fand, schob Lia gleich beiseite und sagte ihm, sie bräuchte sie selbst.
Bei ihren nächsten Worten, wofür er es denn brauche, blickte der zerbrochene Prinz sie kritisch an. Meinte sie das ernst oder spielte sie mit ihm? Wenn, dann war sie eine sehr gute Schauspielerin oder er mußte ernsthaft die Möglichkeit erwägen, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte... nein, es konnte nicht sein, sie hatte ihn berührt, sie hatte ihn gefesselt. Ihre Absichten konnten einfach nicht gut sein, sie wollte ihn hiermit nur verspotten.

Sein Blick auf die Sichel. War die allein schon nicht Beweis genug, dass sie gerne Leute aufschnitt und quälte? Er wußte schließlich was man mit so einem Instrument anstellte.
"Mich wundert, dass du kein Skalpell dabei hast. Solltest du das nicht immer griffbereit haben?", fragte er sie mit leicht spöttischen Unterton und hob dann die Sichel auf. "Aber das hier ist ja auch bestens geeignet. Ich hab so meine Erfahrungen damit." Es gab sogar eine Sichel mit einem eingefassten Juwelensplitter von ihm. Warum hatte Minan nur zugelassen, dass Eoshan die Instrumente behielt? Er hatte den Dolch doch schon in der Hand gehabt...
"Und wofür ich es brauche?" Er lächelte dünn. "Ich schätze, das ist von Situation zu Situation verschieden. Ich bin mehr auf der Suche nach einem.. Allzweckmesser." Sein Finger strich über den Griff der Sichel. "Hab nie den Drang der Leute verstanden, sich auf etwas zu spezialisieren. Eine Klinge reicht völlig aus." Um Schmerz zu bereiten.
Sag ihr doch, dass wir das nicht wollen, erklär es ihr, vielleicht hat sie Verständnis...
Narr! Man schenkt uns nichts, wenn wir was wollen, müssen wir es uns nehmen. Darken seufzte, legte die Sichel beiseite und strich sich durchs Haar. Je müder er wurde desto schwerer wurde es die Gedanken der anderen auszublocken.
"Nette Spielzeuge", kommentierte er noch Lias Sammlung lakonisch und wandte sich dann ohne ein weiteres Wort ab, kehrte ihr aber nicht den Rücken zu. Nicht während sie ihre Messer griffbereit hatte. "Zeigst du mir jetzt mein Zimmer?" Oder wessen Zimmer auch immer.
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Re: Asyl

Beitragvon Liasanya » Sa 12. Nov 2022, 15:37

"Natürlich habe ich immer ein Skalpell dabei", antwortete sie ihm etwas verwirrt, nachdem er sie Messer begutachtet, sich jedoch keines ausgewählt hatte. "Aber das ist ein medizinisches Instrument das ich für Operationen brauche. Das muss steril sein. Deswegen habe ich es auch nicht hervorgeholt. ausserdem gebe ich dir kein Skalpell in die Hand, bevor du mir nicht ausreichend gezeigt hast, dass du damit umgehen kannst. Schliesslich bist du keine Heilerin. Doch wenn du eine Ausbildung in die Richtung hast, kannst du mir das gerne zeigen und wir gehen anschliessend zum Schmied, damit du auch ein Skalpell bekommst. Ausserdem hast du ja eigentlich nach einem Messer gefragt und nicht nach einem Skalpell."

Sie packte die messer wieder zusammen, hob die Sichel hoch und betrachtete ihn neugierig. "Du hast Erfahrung damit? Beschäftigst du dich auch mit Kräuterkunde? Ich kann dir einmal meinen Kräutergarten zeigen, wenn du willst." Beim Feuer der Hölle, warum hatte sie ihm das nur angeboten? Sie wollte ihn doch so rasch wie möglich loswerden.

"Ein Allzweckmesser also?" überlegte sie, betrachtete ihre Werkzeuge und reichte ihm schliesslich ein einschneidiges Messer mit einem einfachen Holzgriff. Es war alt und schon oft gebraucht worden. Nichts desto trotz war es überaus scharf. "Ich glaube das sollte es fürs erste auch tun. Nimm das und leg das von Naischa wieder zurück. Morgen können dann sehen, ob wir etwas geeigneteres finden." Ihre anderen Messer liess sie verschwinden.

"Aber merk dir, Messer sind keine Spielzeuge", mahnte sie ihn ernst und sprach zu ihm, wie zu einem kleinen Kind. "Messer sind gefährlich und es geht wahninnig schell, dass ein Unfall passiert."
Sie musterte ihn eindringlich. Er wirkte zunehmends müder. "Ja, ich bringe dich jetzt zu deinem Zimmer", nickte sie ihm zu. "Es wird höchste Zeit, dass wir ins Bett kommen." Sie trat aus der Küche, liess die Kerzen darin erlöschen und musterte Minan noch einmal neugierig. "Sag einmal, wohin wolltest du vorhin abhauen?"
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Sa 12. Nov 2022, 16:04

Sie mußte ihn einfach verspotten! Anders ergaben ihre Worte für den Prinzen absolut keinen Sinn und wie sie über die Skalpelle redete und wenn er eine Ausbildung in der Richtung hätte, könnten sie ja auch zum Schmied gehen und dann würde er ein Skalpell bekommen. Darken winkte ab.
"Danke, zu freundlich, aber ich hab bereits ein Skalpell. Nur hat es Eoshan gerade, du kannst sie ja danach fragen. Ein Skalpell mit verziertem Griff", erklärte er, obwohl er es müßig fand, dieser dummen Dea al Mon auch nur irgendetwas zu erklären. Seine Miene spiegelte Irritation wieder als sie von der Kräuterkunde anfing und er versuchte die Worte irgendwie so einzuordnen, dass sie für ihn einen Sinn ergaben. Er kannte die ironisch zweideutige Ausdrucksweise von Talian und von vielen anderen Frauen und Männern und als Lia deshalb ihren Kräutergarten erwähnte, den sie ihm zeigen könnte, schüttelte er rasch den Kopf.
"Ja, ich hab Erfahrung darin, ich dachte, das wüßtest du", erwiderte Darken, "Aber nein danke, ich hab wirklich kein Interesse deinen Kräutergarten gezeigt zu bekommen. Oder wie immer du das auch nennst." Das Gespräch war für ihn eindeutig anstrengend. Konnte die Frau die Dinge nichtmal beim Namen nennen? Aber vielleicht waren die Dea al Mon ja anders darin und hatten für alles andere Ausdrücke.

Dann gab sie ihm sehr zu seiner Überraschung doch noch ein Messer, er hatte nicht mehr damit gerechnet. Es war ein recht schlichtes einfaches Messer, doch Darken nahm es trotzdem entgegen. Es war besser als nichts und wenn das irgendeine Art Test war, wars ihm auch grad egal wie er abgeschnitten hatte. Das Messer dieser Naischa legte er zurück auf den Tisch. Er bedankte sich nicht.
Und bei ihren nächsten Worten, dass Messer keine Spielzeuge wäre, sondern sehr gefährlich, mußte er tatsächlich kurz beißend lachen. "Mann, du bist echt witzig, Heilerin. Ich merk mir deinen... Ratschlag, sollte ich das nächste Mal wieder aus Versehen in ein Messer fallen", gab er sarkastisch zurück. Lia blickte ihn wieder an. Nachdem sie die Kerzen gelöscht hatte, lag seine Gestalt nun im Halbdunkeln der Nacht. Der zerbrochene Prinz verließ die Küche, entwand sich so aus ihrem Blick. Es wurde also höchste Zeit, dass sie ins Bett kamen. Er sah das ein bißchen anders und er war viel zu müde, aber es sah so aus, als würde er doch noch Kräfte sammeln müssen, um sich zu wehren. Vielleicht würde das Messer früher zum Einsatz kommen als ihm lieb war.
Oder du lässt sie mir... ich bin noch nicht müde, ich bin nie müde...
Darken unterdrückte ein genervtes Seufzen.
"Ich hoffe, dein Bett und mein Bett sind sehr weit voneinander entfernt", warf er nochmal ein, um sie ja daran zu erinnern, dass das für ihn keine freiwillige Sache war. Während sie durch die Gänge schritten, fragte sie ihn dann plötzlich, wohin er eigentlich hatte abhauen wollen. "Hauptsache erstmal weg von dir", antwortete er knapp, wußte aber selbst, dass das keine gute Grundlage für eine Flucht war. Man mußte auch ein Ziel haben, ein Weg, das ganze zu bewerkstelligen, denn für eine richtige Flucht bekam man oft nur eine einzige Gelegenheit ehe die Sicherheitsvorkehrungen verschärft wurden.
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Re: Asyl

Beitragvon Liasanya » Sa 12. Nov 2022, 18:15

Es war zum Verrückt werden mit dem Jungen. "Ja, ja, ich hab schon begriffen, dass du meine Heilkünste für nicht wert hälst" knurrte sie beleidigt und führte ihn erstmal Schweigend zu dem Trakt, wo die Männer des Ersten Kreises ihre Gemächer hatten. "Du musst es mir nicht andauernd unter die Nase reiben. Wieso hatte sie ihm nur angeboten, ihren Kräutergarten zu zeigen? Sie wusste ja inzwischen, dass er sie nicht für fähig hielt. Trotzdem tat es weh, dass er ihren sorgsam gehegte Kräutergarten nicht als ernst nahm, obwohl er ihn noch nicht einmal gesehen hatte.

"Du hast schon ein Skalpell?" fragte sie schliesslich doch. Ihre Neugier hatte gesiegt. Sie fragte sich auch, was Eoshan mit dem Skalpell vorhatte, aber das würde sie dann die Königin fragen. "Du wurdest also damit ausgebildet? Und wie hast du es denn geschafft in ein Messer zu fallen, wenn du im Umgang mit ihnen geschult bist." Nachdenklich runzelte sie die Stirn. So etwas war ihr noch nie passiert. Da musste sie aufpassen.

"Und ja, keine Sorge", schnaubte sie genervt. "Dein Bett ist weit weg von meinem und solange du nicht wieder verletzt wirst, brauchen wir auch gar keinen Kontakt mehr miteinander zu haben. Dann bin ich dich los. Deine Gemächer sind nämlich da, wo die für die Männer des Ersten Kreises sind und meine sind im Frauentrakt. Dann bist du weit weg von mir."

Am liebsten hätte sie ihn einfach stehen lassen und wäre ins Bett gekrochen. Vorallem wollte sie sich endlich etwas trockenes anziehen, da sie inzwischen erbärmlich fror. Hauptsache erst einmal weg von dir. Na danke auch! Trotz ihres Ärgers versuchte sie sich in ihn hinein zu versetzen und überlegte, ob sie wirklich so schlimm gehandelt hatte. Da kam ein er als ein verwöhntes Hayllierprinzchen nach Dea al Mon in die Fremde. Bekam nicht mehr alles auf dem Silbertablett serviert und hatte hier keine Freunde.

Schliesslich drehte sie den Kopf nach ihm um, suchte im Halbdunkeln nach Augenkontakt. "Es tut mir Leid dass ich dich geschlagen habe, Minan", entschuldigte sie sich schliesslich aufrichtig. Inzwischen konnte sie verstehen, dass er deswegen nichts mit ihr zu tun haben wollte. "Das war nicht richtig und ich hätte das nicht tun sollten. Und nein, ich wusste nicht, dass du Erfahrung mit Kräutern hast. Woher auch? Wir kennen uns ja nicht."
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Sa 12. Nov 2022, 18:19

Seine Worte schienen die Dea al Mon weiter zu reizen und aufzubringen, aber Darken würde sich gewiss nicht dafür entschuldigen, dass er nicht nett zu ihr war. Man war auch nie nett zu ihm gewesen, warum sollte er sich also damit abmühen? Er wollte schlichtweg seine Ruhe haben, doch das schien niemand auf der Welt zu kapieren.
"Du hast von deinem Garten angefangen, nicht ich", gab er patzig zurück, als sie ihm vorwarf, er würde ihr das dauernd unter die Nase reiben. Das Gespräch verlagerte sich dann auf das Skalpell und seine Ausbildung. Bei ihrer nächsten Frage wie er es denn geschafft hätte, in ein Messer zu fallen, sah er sie an, als wäre sie grad geistig noch mehr abgedreht. Langsam reichte es ihm mit dieser Unterhaltung, die ja doch nirgendwo hinführte und nur dazu gedacht war ihn permanent zu verspotten, aber er blockte das ab, würde nicht zulassen sich davon treffen zu lassen. Da mußte sie schon schwerere Geschütze auffahren.
"Kann man so nicht sagen, ich hab eher andere damit ausgebildet", antwortete er, weiter wollte er das wirklich nicht erklären. Sie wußte doch eh schon Bescheid und er war auch niemand, der gern darüber redete. Passiert war passiert. Und auf die andere Frage wie er denn in ein Messer gefallen wäre, ging er gar nicht ein, das war ihm wirklich zu dumm.

Darken blickte die Dea al Mon jedoch überrascht an, als sie ihm versicherte, ihr Bett wäre sehr weit entfernt von seinem und sie bräuchten auch keinen Kontakt mehr miteinander haben. Zum ersten Mal hellte sich seine Miene wenigstens etwas auf. "Wirklich?" Es fiel ihm schwer das zu glauben, doch dann schob sie noch hinterher, dass er dort landen würde, wo die Männer des ersten Traktes wären und seine Miene wurde wieder nichtssagend. "Ob Frauen oder Männer, das ist mir wirklich einerlei."
Plötzlich blieb Lia stehen und sah ihn an, der Prinz hielt ihren Augenkontakt unerschütterlich und ruhig. Erst als sie sich tatsächlich für ihren Schlag bei ihm entschuldigte, brandete der Zorn in ihm auf und Wut kroch in seine dunklen Augen.
"Entschuldige dich nie mehr bei mir!", fauchte er aufgebracht, "Von einer Entschuldigung dreht sich die Zeit nicht zurück! Es macht nichts ungeschehen. Eine Entschuldigung ist nur dafür da, dass du dein kleines Gewissen ein bißchen erleichtern kannst." Er maß sie mit einem abschätzigen Blick. "Aber erfreulich zu sehen, dass du überhaupt noch eines hast. Gratulation, Heilerin. Ein Hoch auf deine humanen Anlagen."
Er ließ sie einfach stehen und ging weiter, drehte sich aber noch einmal zu ihm. "Und hör endlich auf mit diesen dummen Metaphern. Kräuterkunde!" Darken schüttelte den Kopf. "Nenn die Dinge beim Namen oder habt ihr Dea al Mon keine anderen Wörter dafür?"
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Re: Asyl

Beitragvon Liasanya » Sa 12. Nov 2022, 18:45

Gut, sie hatte damit angefangen, doch das hiess noch lange nicht, dass er es auch schlecht machen musste. Und wie konnte er jemanden ausbilden, wenn er selbst nie ausgebildet wurde? Zudem war er doch noch recht jung, um jemanden auszubilden. Oder sahen die Langlebigen nach hundert Jahren noch immer aus wie sechzehn? Nein, das konnte sie nicht glauben. Irgend etwas musste sie da falsch verstanden haben.

Sie nickte betrübt, als er nachfragte, ob er sie denn jetzt wirklich bald los sei. Na klar, hier wirkte er zum ersten Mal glücklich. Und was sollte dieser Satz von wegen Frauen oder Männer seien ihm einerlei? Da wo sie das gebrauchte, ging es um Sex. Aber bei der nichtssagenden Miene die er dabei machte, schien er nicht das selbe zu Meinen. Verwirrt starrte sie ihn an.

Nur um einen Moment darauf zusammen zu zucken, als er sie wütend anfauchte, sie solle sich nie mehr bei ihm entschuldigen. Kaum hatte sie seine Begründung dafür gehört, fauchte sie zurück. "Natürlich dreht eine Entschuldigung die Zeit nicht zurück und macht es nicht ungeschehen. Doch ich habe mich nicht bei dir entschuldigt, um mein Gewissen zu erleichtern, sondern wirklich um dir zu zeigen, dass ich weiss, dass es falsch ist und dass es mir Leid tut, dass ich das getan habe."
Sie hörte seine Verachtung und es war nun wirklich nicht mehr zu übersehen, dass er sie angriff. "Aber inzwischen tut es mir schon gar nicht mehr Leid." Das war jetzt zwar gelogen, wie sie feststellen würde, sobald sie sich wieder etwas beruhigt hatte. "Du hast es mehr als verdient. Nur weil du hier nicht von hinten und vorne bedient wirst und man alles zu deiner Zufriedenheit macht, wie in Hayll, gibt dir das noch lange nicht das Recht so gemein und herablassend zu sein. Du bist ein verwöhnter kleiner Bengel und ich..."

Sie stockte und sah ihn verwirrt an. "Metaphern?" hakte sie verblüfft nach. "Was für Metaphern? Beim Feuer der Hölle, von was redest du? Was für andere Wörter denn? Ich habe doch die Dinge beim Namen genannt." Langsam dämmerte ihr etwas. "Reden wir überhaupt von der selben Sache?"
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Sa 12. Nov 2022, 18:47

Seine Zurückweisung und dass sie sich nicht entschuldigen sollte, machte widerum die Dea al Mon wütend und sie keifte zurück, dass die Entschuldigung die Zeit wirklich nicht zurückdrehe und sie ihr Gewissen nicht hatte erleichtern wollen, sondern ihm nur zeigen wollen, dass es wirklich leid tue und sie wüßte, dass sie etwas falsches getan hatte.
Ihre Worte regten Darken weiter auf. Sie hatte doch keine Ahnung, sie begriff überhaupt nicht wie verletzend so eine Entschuldigung für ihn war. Wenn er gebrochen, gedemütigt und blutend am Boden lag und sie ihm zusäuselte, oh wie leid es ihr tue und sie hatte das doch gar nicht gewollt, aber er hatte sie nunmal dazu getrieben. Doch jetzt würde sie ihn trösten, jetzt war er doch wieder ein braver Junge oder?
"Kapierst du überhaupt nicht, dass das keine Rolle spielt?", gab er aufgebracht zurück, "Du wußtest schon vorher, dass es falsch ist, jetzt komm mir nicht damit, dass es dir leid tut. Das hättest du dir vielleicht vorher überlegen sollen!"
Die Heilerin schrie zurück, dass es ihr gar nicht mehr leid täte und er hätte es mehr als verdient. Der zerbrochene Prinz lächelte bitter. "Natürlich hab ichs verdient, ich hab immer alles verdient. Den Satz hab ich schon so oft gehört. Ist ja auch nicht deine Schuld, sondern eher meine oder? Soll ich mich bei dir entschuldigen?" Sein Tonfall ätzte nur so vor Sarkasmus. "Komm, das ist der nächste Schritt, trau dich. Ich bin ganz großartig im Entschuldigen."

Lia warf ihm an dem Kopf, er würde hier nicht mehr von vorne bis hinten bedient und er wäre nichts weiter als ein verwöhnter kleiner Bengel. Die Worte hätten ihn beinahe wieder zum Lachen gebracht, doch da stockte sie abrupt in ihren Beschimpfungen, schien zu realisieren was er vorher gesagt hatte und fragte ihn nach den Metaphern. Darkens Blick füllte sich ebenso mit Verwirrung. Sie klang wirklich ehrlich verblüfft, er verstand das nicht. So gut konnte sie doch nicht schauspielern oder? Dann fragte sie nach, ob sie überhaupt von der gleichen Sache sprachen.
Darken schwieg nachdenklich. "Du hast wirklich keine Ahnung oder?" War das jetzt gut oder schlecht? Und konnte er das wirklich glauben? Vielleicht wollte sie ihn in Sicherheit wiegen...
Er atmete tief durch und es dauerte eine Weile bis er fortfuhr zu sprechen. "Ich bin kein verwöhnter Bengel, mich hat nie jemand bedient. Das habe eher ich gemacht und ich hab gedacht, ich müßte dich auch bedienen. Deswegen bin ich weggelaufen, denn ich hab wirklich keine Lust auf Sex, es miteinander zu treiben, vögeln, wie immer ihr hier dazu auch sagt." Sobald Lia ansetzte zu sprechen, hob er rasch die Hand. "Und jetzt wirst du sagen, oh nein, das hatte ich niemals vor, wie kannst du nur so etwas denken? Hier wird dir nichts passieren, du bist jetzt in Sicherheit. Dann werde ich so tun, als wäre ich furchtbar erleichtert und vielleicht fang ich sogar an zu heulen vor lauter Glück. Also sparen wir uns das ganze Theater und du bringst mich einfach zu meinem Zimmer." Denn glauben würde er ihr sowieso nicht. Minan steckte seine Hand wieder in seine Hosentasche und blieb abwartend stehen.
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Re: Asyl

Beitragvon Liasanya » Sa 12. Nov 2022, 18:51

Er konterte ihr aufgebracht, lächelte bitter und seine Worte troffen nur so vor Sarkasmus. Doch sie war viel zu sehr in Fahrt, als dass sie darauf eingehen könnte. Nur als ebenfalls Verwirrung in seine Augen trat und er sie nachdenklich fragte, ob sie wirklich keine Ahnung hätte, schüttelte sie verständislos den Kopf.

Er atmete tief durch und es dauerte eine Weile, bis er fortfuhr. Doch Lia liess ihm die Zeit, denn instinktiv spürte sie, das jetzt etwas wichtiges kommen musste. Und tatsächlich erklärte er ihr, was er gedacht hatte, über was sie den redeten. Mit grossen Augen starrte sie ihn an. Doch als sie ihm versichern wollte, dass sie nicht davon gesprochen hatte, unterbrach er sie und nahm ihre Worte vorne weg. Allerdings tat er es auf eine sehr hässliche, verletzende Weise.

So ging sie erst einfach mal los, als er in sein Zimmer gehen wollte und liess sich alles noch einmal durch den Kopf gehen. Schliesslich brach sie aber in haltloses Kichern aus. "Oje, du hast wirklich gedacht, wir reden davon?" hakte sie belustigt nach. "Kein Wunder wolltest du weg und hast alles schlecht geredet."
Sie überlegte noch einmal kurz und sah ihn dann im gehen neugierig an. Er war also ein Dienstbote in Hayll gewesen. Da konnte sie sich gut vorstellen, dass das nicht schön gewesen war. Hayllier waren wirklich sehr seltsam. "Bedienen ist bei euch eine Metapher für Sex?", fragte sie noch immer kichernd. Lia mochte Sex und war neugierig mehr darüber zu erfahren. "Für was stehen denn die Metaphern Kräutergarten und Skalpell? Werden in Hayll allgemein sexuelle Metaphern verwendet, die auch ganz harmlos Ausdrücke einer Heilerin sein können?"

Sie blieb vor einer Tür stehen. "Hier, dahinter befinden sich die Gemächer für dich und deinen Freund. Einerlei? Hmmm. Heisst das du stehst auch auf Männer und Frauen? Ist der Eyrier dein Gefährte?"
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Sa 12. Nov 2022, 18:57

Er war froh, dass seine Worte Lia wohl erstmal zum Schweigen gebracht hatten, denn sie gingen eine Weile nur still nebeneinander her und Darken prägte sich weiter den Weg ein, erkannte auch die Abzweigung wieder, die zu dem Zimmer geführt hätte, wo er vorher gewesen war. Allerdings brachte ihn das plötzliche Gekicher der Dea al Mon doch aus dem Konzept und für ihn war es verletztend. Jedesmal wenn jemand lachte, hatte er das Gefühl, man würde ihn auslachen und in diesem speziellen Falle stimmte das ja nun auch.
"Das ist nicht lustig", sagte er nur schroff. Aber es veranlasste die Heilerin nicht mit ihren Fragen aufzuhören und jetzt wo sie wußte an was Darken gedacht hatte, schienen die Fragen gar nicht mehr aufzuhören und er wünschte sich, er hätte einfach die Klappe gehalten und sie in ihrem Irrtum belassen. "In gewissen Kreisen ist alles eine Metapher für Sex", erwiderte er nur lapidar und versuchte ihr dummes Kichern zu ignorieren.

Dann hatte sie doch tatsächlich den Nerv ihn zu fragen, wofür denn Kräutergarten und Skalpell stünden und ob in Hayll viele sexuelle Metaphern verwendet wurden. Kapierte sie nicht, dass er nicht darüber reden wollte?! Außerdem würde sie doch bestimmt noch selbst drauf kommen, so ..klug wie sie war.
Lass mich mit ihr darüber reden... ich erzähl ihr alles und erkläre ihr jede Metapher ganz genau... das wird amüsant. Danach ist sie nicht mehr neugierig, versprochen... Darken ignorierte die Gedanken des Tänzers und beneidete Minan, der davon nie etwas mitbekam.
Endlich waren sie bei seinem Zimmer angelangt, aber Lia kam gleich noch mit ein paar weiteren Fragen. Ungehalten blickte er sie an. "Ich steh nicht auf Frauen oder Männer. Es ist mir einfach nur egal, obs eine Frau ist oder ein Mann. Und nein Caelvar ist nicht mein Gefährte. Er ist mein Leibwächter und mein.. sagen wir Gehilfe, um mir bei Sachen zu helfen, die ich mit nur einem Arm nicht hinkriege." Er atmete durch, versuchte sich zu beherrschen. "Und jetzt hör endlich auf mit diesen Fragen. Ich hab echt keine Lust mit dir darüber zu reden." Darken hielt inne, hatte gute Lust sie weiter anzuschnauzen ehe er dann doch linkisch zur Tür deutete. "Kann man die abschließen?"
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Re: Asyl

Beitragvon Liasanya » Sa 12. Nov 2022, 19:02

Doch es war lustig. Aber Minan schien ja sowieso keine Emotionen zu verstehen. Höchstens noch Wut, aber damit hatte es sich dann wohl. Gut, für ihn war es vielleicht wirklich nicht lustig, wenn er gedacht hatte, sie würde ihn vergewaltigen wollen. Also gab sie sich Mühe, nicht weiter zu kichern.

Leider erklärte er ihr die Metaphern nicht, sondern meinte nur in gewissen Kreisen sei alles eine Metapher für Sex. Das mussten wirklich sehr merkwürdige Kreise sein. Natürlich machte es Spass gewisse Metaphern für Sex zu benutzen unter Freuden. Aber alles als Metapher für Sex benutzen? Das musste doch anstrengend sein.

Dass es ihm egal war, ob er mit einer Frau oder einem Mann schlief, obwohl er nicht auf sie stand, verstand sie nicht wirklich. Hatte sie sich undeutlich ausgedrückt? Oder mochte er einfach keinen Sex? Doch sie fragte nicht nach, denn er machte ihr recht genervt verständlich, dass er nicht mit ihr darüber sprechen wollte. Ausserdem wollte sie ja auch schon lange ins Bett.

Die Sache mit dem Leibwächter und Gehilfen hingegen verstand sie wieder und nickte entsprechend dazu. Da verblüffte er sie mit einer weiteren Frage. "Abschliessen? Es wird niemand deine Gemächer betreten, wenn du nicht willst", antwortete sie ihm erstaunt. Überlegte dann aber und dachte an Rachhad, Pyratres und Gwenderon, die öfters einmal eine Tür eintraten, wenn wieder irgend etwas passiert war. Allerdings nützte da ein 'Abschliessen' auch nicht mehr. Dennoch fügte sie aufrichtig hinzu: "Im Normalfall zumindest. Na, ich wünsche dir trotzdem eine gute, erholsame Nacht und süsse Träume." Damit drehte sie sich um, um sich selbiges zu genehmigen.
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Re: Asyl

Beitragvon Darken » Sa 12. Nov 2022, 19:06

Die Heilerin sagte ihm, es würde niemand seine Gemächer betreten, wenn er nicht wollte, doch diese Erklärung hatte er schon zu oft gehört und sie hatte sich selten bewahrheitet. Besonders, dass sie dann noch hinzufügte 'Im Normalfall.' Darken sah sie skeptisch an. Was sollte das jetzt schon wieder heißen? Er würde sich auf jeden Fall nicht auf ihre Versicherung verlassen. Dann hatte sie auch noch die Frechheit ihm eine erholsame Nacht und süße Träume zu wünschen.
"Sehr witzig", kommentierte er das ganze nur. Er wollte nur, dass sie ihn in Ruhe ließ und deshalb öffnete er auch die Türe, betrat das Zimmer und knallte dann die Türe zu. Der Prinz atmete erleichtert aus und suchte nach einem Schlüssel bei der Tür. Das fand er zwar nicht, aber einen kleinen Riegel aus Holz, den er an der Seite gleich vorschob. Sicher fühlte er damit aber noch nicht und so stemmte er sich gegen eine Kommode und schob sie somit vor die Türe, um diese zu blockieren.
Dann erst gestattete er sich, sich umzusehen. Es waren helle, schöne Räumlichkeiten, das mußte er zugeben. Darken erkundete alles, mögliche Fluchtwege, Orte, wo man etwas verstecken konnte, Dinge, die man als improvisierte Waffe verwenden könnte. Der Prinz zog sich bis auf seine schwarzen Pants und ein ärmelloses schwarzes Unterhemd aus und schob das Messer in eine Lücke zwischen Matratze und Bettgestell, so dass er es bequem erreichen konnte. Er entdeckte auch einen Seesack mit seinen Sachen, die Caelvar aus Hayll für ihn mitgenommen hatte.
Müde wie er war legte er sich aufs Bett, dachte über die begriffsstutzige Heilerin nach und fragte sich, ob er noch mehr so tolle Begegnungen mit den Dea al Mon haben würde. Bald schon sank er in einen unruhigen Schlaf, in Träumen sah er wieder Talian und wie sie ihn quälte, all ihre vielfältigen Spielereien, die Schmerzen und Qualen, die sie ihm zugefügt hatte und wie sich über Jahre sein Hass und seine Wut in ihm aufgebaut hatte, heiß glühend wie eine weiße Flamme, die ihn innerlich brennen ließ und antrieb. Er hatte sonst nichts außer seiner Wut.

Mitten in der Nacht wachte er noch einmal aus einem seiner Albträume auf, keuchend und im Dunkeln sitzend. Darken wankte zum Bad, wusch sich kurz das Gesicht und versuchte die Traumfetzen zu vertreiben. So viel man über Varisa sagen konnte, ihr Schlafmittel vermisste er definitiv. Aber Minan wußte die Zutaten und das Mengenverhältnis dafür, er könnte es sich selbst zubereiten...
Während er noch darüber nachdachte, schlief er wieder ein um erst später am Morgen zu erwachen. Minan rührte sich leicht, binzelte. Andere Splitter von ihm waren schon wach, andere wollten liegen bleiben und er selbst kämpfte noch damit, überhaupt richtig aufzuwachen. Er schwang sich ein wenig zerschlagen vom Bett, streckte sich dann und ging ins Bad, um sich zu waschen und neue Kleidung anzuziehen. Erst jetzt registrierte so richtig, dass das Hemd von gestern zerschnitten war. Sein Blick fiel auf die Kommode, die die Türe versperrte.
"Was..." Minan stockte und plötzlich fiel ihm wieder alles ein. Nein, was hast du getan? Er eilte zu der Kommode und versuchte sie von ihrem Platz wegzuzerren, mühte sich aber eine Weile vergeblich ab ehe er es endlich schaffte. Er mußte sich bei Lia entschuldigen.
Nein, wag es nicht...
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