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Das Ende der Spinnenkönigin





Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Fr 23. Sep 2022, 20:30

Sie waren bei Nachts gereist. Schnell und leise. Neben Rachhad, Schatten und Nüsschen begleiteten sie Merion und zwei weitere Krieger ihrer Wache. Zudem waren auch noch Dieryla, eine Heilerin und Prialen, eine Priesterin, dabei. Warum sie die beiden anderen Frauen mitgenommen hatte, war sich Eoshan nicht so sicher. Eine Heilerin dabei zu haben, war bei dem, was sie vor hatten, bestimmt eine vernünftige Idee. Hoffentlich nicht notwendig, doch vernünftig. Was jedoch eine Priesterin bei ihnen sollte, konnte sie beim besten Willen nicht sagen. Eoshan hatte jedoch das unbestimmte Gefühl, dass sie eine Priesterin dabei haben mussten.

Bei einem kleinen Waldstück nahe Savahs Lager machten sie in der Morgendämmerung eine kleine Rast, bevor sie den Schutz des Waldes verliessen und offen das Lager betraten. Dabei waren sie alle schwer bewaffnet. Keiner von ihnen trug weniger als ein Langbogen, ein Schwert und ein Dolch bei sich. Und das waren nur die Waffen, die sichtbar waren. Gar die Kapuzen ihrer graugrünen Umhänge, die sonst so wunderbar ihre Herkunft verschleierten, hatten sie nicht hochgezogen. Sie waren Verbündete. Hier mussten sie sich nicht verbergen.

Trotzdem war das Staunen der Glacier gross, als sie siesahen. Keiner hielt sie auf, dennoch schienen sie überrascht, sie hier zu sehen. Eine freute sich jedoch einfach nur hemmungslos, schoss auf sie zu und umarmte Eoshan so heftig, dass ihre Wirbelsäule bedenklich knackste und die ganzen versteckten Waffen schmerzhaft gegen ihren Körper gepresst wurden. Dennoch lachte die junge Königin herzlich und umarmte ihre wilde Freundin sacht.
"Schön, dich wieder zu sehen Savah", sagte sie freundlich, bevor sie ihr ernst in die Augen blickte. "Wir haben eine gefährliche Aufgabe vor uns und der Erfolg dieser Aufgabe hängt stark davon ab, ob du mich begleitest. Wenn du es jedoch tust und wir Erfolg haben, hat Kaeleer gewonnen. Dessen bin ich mir sicher."
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von Anzeige » Fr 23. Sep 2022, 20:30

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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Savah » Fr 23. Sep 2022, 20:31

"Aber Savah, du kannst nicht die Flanke anführen", redete Rüdiger auf sie ein. "Du kannst keinen Überraschungsangriff leiten. Die Kämpfer wollen dich in der Hauptkolonne sehen, sie müssen dich sehen."
"Aber die Flanke macht am meisten Spaß", beschwerte sich Savah. "Die Kolonne ist so langsam. Was ist mit der Vorhut? Dort sehen mich genug."
"In der Hauptkolonne sind die meisten. Dort brauchen sie dich", ließ der Glacier nicht locker. Die Königin seufzte, stapfte schneller über den frostigen Boden.
"Gut, aber ich bin in der vordersten Reihe", beharrte Savah.
"Natürlich. Wo sonst?", entgegnete Gunnar, der ebenfalls dabei war und bewies damit, dass die Glacier in ihrem Stamm die Dinge etwas anders handhabten. In dem Moment kam Rasmus zu ihnen, schnaufte schwer von Anstrengung. Er war anscheinend gerannt. Der Hüne wischte sich über den Bart.
"Schlechte Nachrichten?", riet Savah.
Rasmus nickte. "Wir kriegen die Nachschublieferungen an Waffen nicht rechtzeitig vor der nächsten Attacke der Dhemlaner. Und der Honigmet ist aus", sagte er. Die Königin blickte ihn entsetzt an, packte ihn am fellbesetzten Kragen.
"Was?! Der Met ist aus?", fragte sie aufgebracht.
"Savah... die Waffen...", erinnerte sie Rüdiger an das Wichtige. Die Glacierin nickte. Ja, natürlich.
"Wir müssen mit dem auskommen was wir haben", sagte sie zerknirscht. "Seht nach was wir noch in den Vorräten haben. Durchsucht alles, macht eine Bestandsaufnahme."
"Von den... Waffen?", erriet Gunnar.
"Ja, die auch."

Savah hatte es geschafft ihre Begleiter abzuwimmeln, wollte gerade in ihr Zelt, wo der Wind nicht so eisig war. Sie brauchte dringend eine Pause, selbst wenn sie das vor ihren Leuten nicht sagen konnte. Sie hatte keine ruhige Minute mehr, ständig war etwas zu entscheiden und die vielen Kämpfe an der Grenze zehrten an allen. Es ging nicht wirklich voran und das passte niemanden. Ihre Kämpfer waren keine straff disziplinierte Armee, die zufrieden damit war Monate in Grenzscharmützeln zu verbringen. Auch zwischen den Glaciern gab es Reibereien, verschiedene Clans, die sich um dies und das kümmerten. Kämpfer, die zurück zu ihren Bauernhöfen kehrten, um sich um das Vieh zu kümmern. Betrunkene Gelage und noch mehr Streitereien.
In dem Moment hörte sie aufgeregte Rufe. Was war jetzt schon wieder? Die großgewachsene Glacierin drehte sich um. Ihr Gesicht begann sofort zu strahlen.
"Eoshan!" Sie rannte auf die andere Königin zu und zog sie in eine kräftige Bärenumarmung. "Ach, es ist so schön dich wiederzusehen." Eoshan wurde noch mehrmals geherzt ehe Savah den Griff lockerte. Eoshan kam gleich zur Sache, sagte, sie bräuchte ihre Hilfe. Es gäbe eine gefährliche Aufgabe und wenn Savah ihnen helfen würde, hätten sie Kaeleer gewonnen.
"Wirklich? Ich helfe wo ich kann. Meine Truppen warten nur darauf endlich nach Dhemlan vorzustoßen. Wenn Askavi mal in die Gänge käme", sagte sie. "Aber ihr müsst erschöpft von der Reise sein. Wollt ihr was trinken? Honigmet ist leider aus", sagte sie betrübt. "Aber wir finden schon was. Kommt, stärkt euch." Sie legte einen Arm um Eoshan, führte sie ins Zelt. "Und wer sind deine Begleiter?"
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Fr 23. Sep 2022, 20:31

"Ich fürchte, für dieses Vorhaben, wirst du deine Truppen deinem Hauptmann der Wache überlassen müssen, Savah", begann nun der schwierigere Teil des Gespräches. Eoshan hatte schon damit gerechnet, dass die Glacierin ihre Hilfe anbieten würde. Sie brannte schon lange auf diesen Kampf. Doch er würde sich wohl etwas anders gestaltet, als erwartet.
"Danke, für deine Gastfreundschaft, aber wir möchten so schnell wie möglich weiter", lehnte sie Getränke und Erholung freundlich ab, folgte Sava aber gerne in ihr Zelt. "Wir müssen direkt zur Küste Glacias. Möglichst nah an Dhemlans Grenze. Wir dürfen dieses Ding..." Sie suchte nach den richtigen Worten. "Na dieses Holzhaus auf dem Wasser mit den grossen Tüchern auf dem Dach nicht verpassen. Es wird uns nah genug an Dalmandans Feste bringen, damit wir uns hinein schleichen können." Es blieb unterwegs noch Zeit, Savah genau zu erklären, was sie gesehen hatte. Jetzt drängte es sie, weiter zu ziehen.
"Meine Begleiter? Nun, Prinz Schatten", Eoshan deutete auf das Zeltdach, auf dessen Spitze sich der schwarzgefiederte Kriegerprinz niedergelassen hatte, "und Prinz tar Connacht kennst du ja bereits. Dieser aufgeweckte, lebhafte Krieger ist Lord Nüsschen." Sie streckte ihre Hand aus und das Eichhörnchen, welches sich bisher unter ihren Haaren versteckt gehalten hatte, krabbelte an ihrem Arm entlang und sprang auf die Schulter, der glacianischen Königin. Kurz schnupperte er an ihrem Hals, bevor er sich aufrichtete und sie ernst anblickte *Honig*, sandte er ihr hilfsbereit und schickte ein Bild eines Bienenstockes nach, den sie eben erst im Wald, nicht weit weg von hier gesehen hatte.
"Wenn du jemals Hunger hast, er weiss Rat", lachte Eoshan, die das natürlich mitbekommen hatte. Vorallem war der tapfere kleine Lord aber ein guter Freund und Tröster. Danach stellte sie der Reihe nach die Heilerin, die Priesterin und ihre Wächter vor. "Und dies ist Lord Merion Riendes", schloss sie mit dem jüngsten in ihrer Begleiter vor. "Er ist Anwärter für die Wache und der Gefährte meines Bruders im Geiste. Und um genau den geht es. Auch wenn ich dir nicht erklären kann wieso, ist er der Schlüssel. Wenn Sion ihn in die Hände bekommt, sind wir alle verloren. Leider konnte Zorya Eacir meinen Bruder nun entführen. Sie scheint nicht zu wissen, wer er ist, weswegen sie ihn wohl noch nicht weiter gegeben hat. Doch ich fürchte, dies wird nicht mehr lange so bleiben. Deswegen müssen wir uns beeilen. Du wirst eine Priesterin mitnehmen und drei deiner Kämpfer. Und dann ist da noch so ein riesiger Mann. Er ist selbst für einen Glacier wirklich gross und seine Augen funkeln wie Saphire. Völlig unverkennbar. Kennst du ihn? Er wirkt nicht so, als stünde er von einem der Clans ab. Mehr wie einer aus diesen Steinhäusern." Keines ihrer Worte war als Befehl gedacht gewesen. Sondern eine schlichte Aufzählung der Personen in ihrer Version. Entsprechend sandte Eoshan der anderen Königin auch immer gleich die Bilder der Menschen, die sie in ihrer Vision gesehen hatte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Savah » Fr 23. Sep 2022, 20:32

Eoshan begann damit ihr zu sagen, dass Savah, wenn sie ihnen bei dieser Aufgabe helfen wollte, ihre Truppen verlassen müsste. Das gefiel der Glacierin ganz und gar nicht. "Meine Leute brauchen mich", wandte sie ein, "Wenn sie mich an vorderster Front sehen, kämpfen sie doppelt so stark." Es würde schwer sein den Glaciern einen gewichtigen Grund zu geben warum ihre Königin sie nicht begleitete. Vermutlich sollte diese Aufgabe auch geheim bleiben.
Leider wollten die Dea al Mon nicht lange bleiben, um alles zu besprechen. Nichtmal etwas trinken. Savah kam sich etwas überrumpelt vor.
"Nein, setzt euch doch. Ihr hattet eine lange Reise, ihr solltet euch stärken", bestand die Königin. An glacianischer, üppiger Gastfreundschaft kamen Freunde nicht dran vorbei. Savah deutete in dem großen Zelt auf einige Fehler und Kissen, die um eine mit Steinen befestigten Feuerstelle angeordnet waren. Ein Topf mit Fleisch und Suppe köchelte über dem Feuer. Oben im Zelt war ein Loch, das der Rauch abziehen konnte.
Eoshan wollte zur Küste Glacias. Zu einem Holzhaus auf dem Wasser. Savah blinzelte verwirrt. "Ach, du meinst ein Schiff. Ja, wir haben ein paar Schiffe. Wir dachten, eine Gruppe segelt nach Dhemlan hinüber, greift eine der Hafenstädte an, während wir gleichzeitig über Land einfallen. Die Hauptstreitmacht wird über Land sein. Wir haben nicht genug Truppen, um alle Kämpfer zu transportieren", erzählte sie. Savah vertraute darauf, dass Eoshans Begleiter diese militärische Planung mitanhören durften.

Schließlich stellte ihr Eoshan auch die Begleiter vor, die Savah noch nicht kannte. Die Königin begrüßte Eoshans ersten Begleiter und auch die Verwandten Wesen. Das Eichhörnchen, Lord Nüsschen, war ihr unbekannt, aber sofort sympathisch. Es hüpfte zu ihr auf die Schulter und sandte ihr ein Bild von einem Bienenstock. "Du hast Honig gesehen?", fragte Savah aufgeregt. "Das muss ich gleich weitersagen." Honig war sehr wichtig für die Zubereitung von gutem Honigmet.
Ein paar ihrer Krieger waren in das große Zelt gefolgt, unter ihnen der hünenhafte bärige Rasmus und auch der Kriegerprinz Magnus und Marten. Die drei Männer kamen dem was ein Blutdreieck war am nächsten. Da wollte Savah die Männer auch bei dieser wichtigen Besprechung dabei haben. Sie hatte ihnen nicht einmal gesandt, die drei spürten auch so, dass sie jetzt bei ihrer Königin sein sollten.
Eoshan stellte gerade denjungen Krieger vor, den sie noch dabei hatte. Merion Riendes. Er wäre Gefährte von Eoshans Bruder im Geiste. Im Geiste? Savah verstand es nicht ganz und fasste es schlicht so auf, dass Eoshan ihren Bruder meinte. Zorya Earcir hätte ihn entführt.
"Oh, Eoshan, das ist schrecklich", stieß Savah aus. "Du willst ihn befreien?", erkannte sie. Dass Eoshans Bruder Geheimnisse wusste, die Sion nicht erfahren dürfte, wiegte genausoschwer. Die Dea al Mon fuhr fort, dass Savah eine Priesterin und drei ihrer Kämpfer mitnehmen solle. Ebenso einen riesigen Mann mit saphirfarbigen Augen. Er wäre kein Clanmitglied und sähe mehr wie jemand aus, der aus einem Steinhaus kam. Die Glacierin war verwirrt über diese Beschreibung.
"Sie meint Hagen", sagte Marten nach kurzem Grübeln. Der sehnige Prinz mit den langen schwarzen Haaren hatte sich ans Feuer gesetzt, ölte eine Sehne für seinen Bogen ein.
"Oh, ja, Hagen, er ist wirklich groß", bemerkte Savah und grinste leicht. Natürlich kannte sie Hagen. Der Adelige hatte sich ihnen erst vor einer Weile angeschlossen. "Aber was willst du mit ihm? Woher kennst du ihn?", erkundigte sie sich. Eoshan erklärte, dass sie es in einer Vision gesehen hätte. Die Glacier nickten bedächtig. Sie hatten Respekt vor Visionen und Schwarzen Witwen.
"Aber Eoshan, ich kann nicht einfach hier so aufbrechen. Wie ich schon sagte, meine Leute brauchen mich. Hagen trägt auch schwarzgraue Juwelen. Ich kann ihn und einige meiner besten Männer losschicken", bot sie der Dea al Mon an. "Hast du gesehen wo dein Bruder ist? In Zoryas Festung? Die liegt weit im Landesinnere von Dhemlan, aber es ist auch unser Ziel. Sind deine Leute bereit? Wir können in ein paar Tagen in Dhemlan einfallen." Sie musste nur alle kampfbereiten Glacier hier an der Front mobilisieren.
"Endlich", brummte Rasmus. Der breitgebaute Glacier kratzte sich an seinem buschigen Bart. "Ich will meine Axt in ein paar dhemlanischen Soldaten versenken."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Fr 23. Sep 2022, 20:37

Savah wollte es gar nicht gefallen, dass Eoshan ihre Gastfreundschaft ausschlug. Sie hatte sie schon lange eingeladen und wollte ihr ihre Gastfreundschaft zeigen. Es war ja auch nicht so, dass Eoshan sie entgültig aussschlagen. Sondern nur auf später verschieben. Für dann, wenn ihr Bruder und ihr Wald, ja ganz Kaeleer nicht mehr in Gefahr waren. Auch gefiel Savah die Vorstellung nicht, dass sie ihre Kämpfer zurück lassen musste. Eoshan konnte es ihr nicht verdenken. Ihr ging es ganz ähnlich. Sie liess auch nicht nur ihre Kämpfer zurück, sondern auch einen vergifteten Waldteil.
Wenigstens war Savah ganz glücklich über Nüsschens Information bezüglich des Bienenstockes. Stolz huschte er zurück auf Eoshans Schulter und plusterte seinen Schwanz auf.

"Ich danke dir für dein Mitgefühl, Savah", lächelte sie die andere Königin traurig an. "Ich kann verstehen, dass du hier grössere Verpflichtungen hast. Mein Bruder hat mir gesandt, dass er sich in Dalmandans Feste befindet. Sie haben etwas vor mit ihm. Mit seinem linken Arm und dem Schlangenzahn. Allem voran hat er mich jedoch vor dem Gift gewarnt, dass Zorya in die Bäume gespritzt hat." Eoshan war tief beeindruckt von dieser Tapferkeit. "Glücklicherweise haben wir es schon vorher finden können und inzwischen ist es eingedämmt." Nichts desto trotz würden die Dea al Mon in den Krieg ziehen und Eoshan würde ihren Bruder befreien.
"Hagen kenne ich nicht", verneinte sie nicht. "Ich weiss nur, dass möglichst viele von denen, die ich in der Vision mitkommen sollten, am besten alle, wenn es irgendwie möglich ist. Ich weiss auch, dass Dalmandans Feste nicht am Meer liegt. Dennoch müssen wir das Schiff nehmen und nicht über den Landweg gehen. Mit dem Heer sind wir zu langsam. Wir müssen früher hinter die Mauern gelangen. Es wird auch keines von deinen Schiffen sein Savah, sondern ein hayllisches. Eine Gruppe von vorwiegend Haylliern wird uns helfen." Sie runzelte kurz nachdenklich ihre Stirn. "Oder wir ihnen. Es ist sehr wichtig für uns alle, dass wir sie treffen und die Zeit drängt."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Savah » Fr 23. Sep 2022, 20:38

Eoshan teilte ihr noch mehr Informationen mit. Ihr Bruder wäre tatsächlich in Dalmandans Feste und die Spinnenkönigin hätte dunkle Pläne mit ihm.
"Er ist eine Schwarze Witwe?", fragte Savah erstaunt. Von so etwas hatte sie noch nie gehört, kaum gewusst, dass dies überhaupt möglich war. Natürlich wollte Zorya Earcir dann an Eoshans Bruder herankommen.
"Gift in Dea al Mon?", kam die nächste erschreckende Neuigkeit. "Sie hat euren Wald vergiftet? Wann war das? Geht es dir gut?" Sie drückte Eoshans Hand wie um sich zu vergewissern. Wenn das eigene Land litt, dann spürte das auch die Königin des Territoriums. Eoshan war sehr tapfer und stark, bemerkte Savah wieder einmal. Die Glacierin wollte mehr wissen und so erzählte ihr Eoshan was genau mit dem Wald passiert wäre. Selbst jetzt würden noch Königinnen daran arbeiten die Vergiftung zu heilen.
"Du wärest auch da, wenn du nicht deinen Bruder retten wolltest, ja?", erriet Savah. Es passte ihr auch nie wenn sie Glacia verlassen musste, aber manchmal war es notwendig. Gerade um das eigene Land zu schützen. Eoshans Bruder war nun schon eine Woche entführt. Verständlicherweise drängte die Dea al Mon auf baldigen Aufbruch. Das große Heer wäre zu langsam und sie sollten ein Schiff nehmen, um vor dem Heer zur Festung zu kommen.
"Soweit ich weiß befindet sich die Festung hoch in den Bergen. Ein Schiff wird uns nur bis zur Küste bringen. Von dort sind es immer noch Wochen bis zur Festung. Marten, bring einmal die Karten", bat sie den Prinzen. Der Glacier holte einige Karten herbei, die sie von Dhemlan hatten.
"Es gibt einen Fluss. Hier. Aber der geht nicht direkt nach Dalmandans Feste", sagte er. "Sondern weit daran vorbei. Wir könnten ihn höchstens bis hierhin befahren." Er deutete auf einen Punkt. "Und ab hier zu Pferde Richtung Amdarh und dann weiter nach Lyss. Würde die Reise etwas verkürzen."
Savah betrachtete die Karte skeptisch. Sie war immer noch der Meinung, dass sie mit dem ihren eigenen Leuten reisen sollte. "Wie sollten wir mit einer kleinen Gruppe in die Festung kommen? Welche Hayllier? Ich dachte, die kümmern sich um Terreille."

"Wir brauchen Belagerungswaffen für die Festung", sagte Rasmus. Er goss sich aus einem Trinkschlauch etwas Bier in einen Becher. Es kamen Glacier und brachten Krüge mit Getränken, herzhaftes Brot und einige kalte Hühnchenkeulen. Dass die Dea al Mon noch heute aufbrechen wollten, war ein Ding der Unmöglichkeit. "Langer, steiler Weg bis rauf zur Burg heißt es." Er griff sich eine der Hühnerschlegel, biss herzhaft hinein und kaute genüsslich. "Wird lang brauchen bis die Armee dort ist."
"Wie lange, denkst du?", fragte Savah.
"Kommt auf den Widerstand an auf den wir treffen. Vier Monate vielleicht", sagte er. "Wenn wir alle Schlachten gewinnen." Die Königin nickte. Damit hatte sie schon gerechnet.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Fr 23. Sep 2022, 20:39

"Es hilft, dass ich weiss, dass ich etwas dagegen tun kann", lächelte sie etwas gezwungen auf Savahs besorgte Fragen. "Dass ich dagegen kämpfen kann. Die Königinnen in Dea al Mon sind stark. Sie werden das Gift besiegen können." Auch ohne sie. *Du hättest es sehen müssen*, sandte sie der anderen Königin auf einem privaten Speerfaden ergriffen. *Ich habe nur wenige gerufen, um zu helfen. Doch es kamen so viele. Selbst solche, die es vorgzogen haben, in Einsamkeit zu leben. Grossmütter die kaum mehr gehen können und kleine Mädche, die es kaum noch können, haben es geschafft ihre Familien dazu zu überreden, sie an die vergiftete Stelle zu bringen, damit auch sie helfen können.* Es war eindrücklich gewesen und hatte Eoshan unglaublichen Mut und Vertrauen gegeben. Savah erkannte ganz recht, dass sie dort geblieben wäre, wenn sie nicht ihren Bruder retten wollte.

"Ja", antwortete Eoshan dennoch zögernd und überlegte sich, ob das die ganze Wahrheit war. "Eine Weile länger zumindest. Doch meine Aufgabe ist eine andere. Ich muss nicht das machen, was ein haufen Anderer auch machen können. Ich muss das tun, was nur ich tun kann. Ich habe das Gefühl, auch wenn ich es nicht beweisen kann, dass es noch um mehr geht, als meinen Bruder, Savah. Da war etwas in meiner Vision, das mich drängt, dieses Schiff zu treffen. Vieles mag ich im übertragenen Sinn gesehen haben, doch ich weiss, dass es vieles entscheiden wird." Sie hielt inne und merkte, dass sie sich korrigieren musste. "Alles."

Den Glaciern gefiel die Vorstellung, endlich losschlagen zu können. Sie holten auf Savahs Wunsch eine Karte herbei und schauten sich die geographischen Bedingungen genauer an. Visionen hielten sich in solchen Dingen leider selten an die Realität. Eoshan hatte gesehen, wie das hayllische Schiff direkt auf die Feste zugesegelt war. Da hatte keine Landschaft exisiert. Aber anscheinend gab es einen Fluss, den man ein Stück weit hochsegeln konnte, von wo aus man mit den Pferden weiter musste. Da war das Risiko gross, dass man sie entdeckte. Vielleicht konnte man auch auf Winden reisen. Eoshan erinnerte sich daran, dass Savah ihr einmal erzählt hatte, dass sie und ihr Stamm diese Möglichkeit selten in Anspruch nähmen. Vielleicht sagte sie deswegen nichts über die Winde. So oder so würde es gefährlich werden.

"Wir haben keine solchen Burgen", erklärte Eoshan, dass sie auch nicht genau wisse, wie man mit einer kleinen Gruppe in die Festung käme. "Doch ich habe in Dhemlan mir einmal einige Bücher ausleihen können, in denen Stand, dass solche Steintürme oft kleine Hintereingänge haben. Geheime Tunnels oder Abwasserkanäle. Vielleicht können wir so Einlass finden. Oder wir klettern im Schutze der Nacht über die Mauern." Das hatten die Dea al Mon schon oft gemacht. Allerdings wusste Eoshan nicht, wie es um die Kletterfähigkeiten der Glacier und Hayllier stand. "Womöglich hilft uns auch eine List", bot sie deswegen eine Alternative.
"Es ist schwierig Dalmadans Feste als Schwarze Witwe auszukundschaften", antwortete sie dem Mann, der von Belagerungswaffen für die Festung sprach. "Zu sehr ist alles mit Netzen und Fallen verwoben. Sie müssen sehr viele Schwarze Witwen dort haben. Von dem was ich gesehen habe, wird man auf den hohen Felsen kaum Platz für diese grossen Holzkonstruktionen da draussen haben."
"Man müsste die Feste von innen heraus aushölen können", kam es von Rachhad, der wie die anderen Dea al Mon etwas irritiert darüber war, dass bei dieser Kriegsplanung essen aufgetragen wurde. Eoshan musste lächeln. Ihre Völker waren so verschieden. Schön, dass sie dennoch miteinander verbündet waren.

"Hayll wird sich um Terreille kümmern, wie wir es beim Treffen besprochen haben", bestätigte Eoshan, da sie nichts gehört oder gesehen hatte, was dies ändern sollte. "Sie werden die Aufmerksamkeit Sions so lange auf sich ziehen, bis wir Kaeleer von seinen Truppen befreit haben und ihnen beistehen können, Sion entgültig zu vernichten. Daran hat sich nichts geändert. Die Hayllier, die ich auf dem Schiff gesehen habe, wirkten nicht so, als wären sie Soldaten. Sie wirkten eher wie, hmmm, wie nennt ihr sie, ah ja, sie wirkten eher wie Wegelagerer." Obwohl, das war vielleicht auch nicht das richtige Wort. Es trug jedenfalls nicht dazu bei, dass man den Haylliern auf dem Schiff vertrauen wollte, merkte Eoshan gerade. Aber sie konnten es, das wusste sie.

"Mein Bruder hat keine vier Monate", entgegnete sie traurig. "Wir auch nicht. Dea al Mon wird Glacia und Askavi beistehen, in diesem Krieg. Wir werden euch mit unseren Pfeilen unterstützen und Nachts, wenn ihr nicht mehr so gut sehen, werden wir unsere Angriffe starten, dass den Dhemlanern keine ruhige Minute mehr bleibt. Doch meine Begleiter und ich werden heute noch weiter ziehen und uns hinter die dhemlanische Front, um zu sehen, was wir in Dalmandans Feste ausrichten können. Mein Hauptmann der Wache und mein Haushofmeister werden mich hier gut vertreten. Hier werde ich nicht gebraucht." Bei Minan schon.
*Und da ist noch etwas anderes, was ich dir mitteilen sollte, Savah*, sandte sie der Königin erneut auf einem gut abgeschirmten Speerfaden. *Es ist nicht mein Geheimnis und es ist nicht recht, dass ich es weiter erzähle. Deswegen solltest du es auch nicht tun, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Hayll wird sich wie besprochen verhalten. Nur kann es sein, dass Hayll bald brechen wird. Die Hayllier sind anders, als wir. Sie streiten und kämpfen auch untereinander, soweit ich das richtig mitbekommen habe. Wer weiss, was passiert, wenn ihre Königin stirbt und sie nicht mehr zusammen hält.* Sie merkte Savahs Verwunderung, warum Timaris denn so plötzlich sterben sollte, so geschützt und bequem wie sie es in ihrem Palast sicherlich hatte. *Sie wurde schon vor langer Zeit Sion vergiftet*, klärte Eoshan sie auf. *Schon vor dem Königinnentreffen. Es ist ein langsam wirkendes Gift, mit dem Sion sie erpressen will. Bisher wurde noch kein Gegengift gefunden. Irgendwann wird das Gift sie getötet haben. Trotz seiner Langsamkeit fürchte ich, dass auch ihr die Zeit wegrennt und somit auch uns, wenn Hayll Sion keinen Widerstand mehr leisten kann.*
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Savah » Fr 23. Sep 2022, 20:44

Eoshan sandte ihr, wieviele Königinnen, jung und alt, sich freiwillig gemeldet hatten, um dem Land zu helfen und von der Vergiftung zu reinigen. So viele hätten helfen wollen, es wäre erstaunlich gewesen.
*Sie werden es schaffen*, sandte Savah zurück. Sie hatte selbst mitbekommen wie stark und magisch Dea al Mon war. Sie hoffte, die Königinnen würden die Vergiftung aufhalten können. Sicherlich wäre Eoshan auch dort, um als Königin des Reiches noch mehr bewirken zu können, aber sie wollte ihren Bruder retten. Sie sagte, sie würde das tun müssen, was sonst kein anderer tun könnte. Die Glacierin nickte. Das war eine gute Art als Königin zu handeln. Deshalb fand sie, war es auch so wichtig, dass sie ihre Kämpfer inspirierte und anfeuerte, vorne an der Spitze der Truppen. Wer sollte das sonst tun?
Eoshan appellierte an sie, dass ihre Vision ihr gezeigt hätte, dass diese Rettungsaktion viel mehr entscheiden würde als bloß das Schicksal ihres Bruders.
"Was genau hast du noch gesehen?", fragte Savah, "Ihr könnt nicht blindlings nach Dhemlan stürmen ohne jeden Plan. Es würde euch nur umbringen." Sie bezog sich nicht mit dort ein, war immer noch nicht recht überzeugt. Sie glaubte, dass Eoshan fest von ihrer Vision oder dem Gefühl davon überzeugt war. Aber für Savah waren da zu wenig Anhaltspunkte.
Die Karten von Dhemlan zeigten auch bald, dass es keinerlei direkten Wasserweg zur Festung gab. Doch Eoshan schien bestimmt, dass ein fremdes Schiff mit Hayllierin dafür benötigt wurde.
"Wir Glacier verstehen genug von Burgen, aber jede Burg ist anders. Es mag irgendwo versteckte Eingänge geben, doch wo? Wisst ihr das?", fragte Savah. "Ich will euch unterstützten, doch ohne einen richtigen Plan helfen wir niemanden." Auch das Auskundschaften mit einer Schwarzen Witwe fiel weg, genauso wie das Aufbauen von Belagerungsmaschinen.

Hayll würde in Terreille weiter Sion beschäftigen und ihnen Zeit verschaffen. Savah nickte grimmig. "Unsere Truppen werden sich bald in Bewegung setzen. Wir brauchen nur ein paar Tage, um alle zu mobilisieren und das Lager aufzubrechen." Sie hatten ja nur hier darauf gewartet, dass alle anderen Armeen endlich bereit waren. Es schien, als wäre diese Zeit nun gekommen.
Eoshan sagte betrübt, dass ihr Bruder nicht vier Monate aushalten könnte. Sie wollte nicht mit der Armee mitreisen, sondern heute noch weiterziehen, um diese hayllischen Wegelagerer, wie sie diese nannte, zu treffen.
"Eoshan, ich verstehe, dass du so schnell wie möglich weiterreisen willst, aber ihr habt nichts außer einer Vision als Anhaltspunkt...", zweifelte Savah. "Wo genau an Dhemlans Küste wollt ihr auf diese Hayllier treffen? Wie kommt ihr mit einem Schiff unbemerkt den Fluss entlang, wie von dort über Land zur Festung und erst hinein? Geschweige denn von hinaus..."
Da sandte Eoshan ihr, dass Hayll eventuell bald brechen würde. Königin Timaris war bereits vor dem Königinnentreffen vergiftet worden und irgendwann würde sie das Gift töten. Ihnen würde die Zeit wegrennen.
Deswegen drängte Eoshan so sehr darauf vor der Armee loszuziehen. In vier Monaten wäre Timaris wohl schon tot und Haylls Widerstand gebrochen. Savah rieb sich überwältigt den Kopf.
"Wenn es so drängend ist wie du sagst, hast du recht und wir müssen schneller zu Zorya", stimmte sie zu. "Aber nicht heute, Eoshan. Das ist Wahnsinn. Ich reise nicht auf gut Glück nach Dhemlan. Wenn wir einen Plan haben und wenn wir wissen, wo dieses mysteriöse Schiff ist."
Daran würde die Glacierin nicht rütteln. Eoshan konnte entweder jetzt alleine weiterreisen oder später gemeinsam.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Fr 23. Sep 2022, 20:48

Es war schwierig Savah zu überzeugen, mit ihr zu kommen und das schnell und nicht erst, wenn sie alles ausdiskutiert und geplant hatten. Dazu hatten sie später noch Zeit. Dessen war Eoshan sich sicher. Wenn sich alle zusammen gefunden hatten, die gemeinsam in Dalmadans Feste einbrechen wollten. Savah war ihre Vision zu wenig, weil sie wohl nicht nachvollziehen konnte, wie intensiv sie gewesen war. Eoshan kannte die Nuancen. Sie wusste, wann es nur eine vage Möglichkeit oder gar nur ein flüchtiger Traum war. Diese Vision war so stark gewesen, als wäre es bereits passiert. Als wäre es eine Erinnerung. Sie drängte mit aller Macht dazu, war gemacht zu werden und Eoshan war sich sicher, dass die Vision nicht manipuliert worden war. So etwas hätte sie gespürt. Selbst wenn jemand mit dunkleren Juwelen das versucht hätte. Bei ihrer Ausbildung hatte sie gelernt, so etwas herauszufinden. Niemand konnte Visionen ohne Spuren verfälschen. Denn sie kamen von der Dunkelheit selbst.

Wenigstens stimmte Savah ihr zu, dass sie schneller zu Zorya mussten, nachdem Eoshan ihr von Timaris vergiftung erzählt hatte. Doch sie wollte trotzdem nicht heute weiter. Das wäre Wahnsinn. Sie würde nicht auf gut Glück nach Dhemlan reisen. Erst dann, wenn sie einen Plan hätten und wüssten, wo dieses myseriöse Schiff sei. Eoshan blickte entäuscht, ärgerte sich, dass sie nicht besser erklären konnte, was unbedingt notwendig war, damit es auch die Glacier verstanden. Merion, der leicht versetzt hinter ihr stand und neugierig die Karte musterte, wollte aufbrausen. Er empfand Savahs Unglauben an seiner Königin als tiefe Beleidigung und er machte sich grosse Sorgen um Minan. Sorgen, die er schon lange tapfer bei sich behielt, seine Selbstbeherrschung jedoch langsam bröckeln liess. Rachhad legte ihm schweigend eine Hand auf die Schulter. Die stumme Mahnung reichte, damit der junge Wärter sich wieder zusammen riss.

"Ich werde das Schiff finden", versicherte Eoshan. Da Savah das vor Ort an der Küste jedoch nicht genug war, blickte die Dea al Mon auf die Karte, streckte ihre Hand aus und liess sie über dem Ort schweben, wo sie sich gerade befanden. Gleichzeitig glitt sie ins Verzerrte Reich. Vorsichtig, gut geschützt und bereit gleich wieder daraus zu fliehen, sollte sie einen Blick auf sich spüren.
"Hier sind wir", erkannte sie aus dem Grauen Reich. Ihre Stimme klang leicht metallen und so, als ob sie weit weg war. Ihr silberner Blick, mit dem sie Savah anschaute, war verschleiert. Ohne auf die Karte zu sehen, liess sie ihre Hand rasch an die Küste Glacias reisen. Genau da, wo ein schwarzgrauer Wind entlang glitt. So würden sie reisen. Etwas langsamer schwebte ihre Hand der glacianischen Küste entlang. Nicht weit. Vielleicht eine Stunde Fussmarsch. Dort kurz vor der Grenze zum dhemlanischen Territorium, hielt sie inne.
"Hier werden wir das Schiff treffen und an Bord gehen", erkärte sie ihre Vision weiter. Sie sah es vor sich. Sah wie sie die Klippen hinunter in Beiboote stiegen. Sah den Mann mit den wunderschönen und so unendlich traurigen, goldenen Augen. So gut es ging, sandte sie Savah, was sie selber gerade sah. "Taelos ist der Name des Schiffes." Und nicht nur das. Doch Eoshan bohrte nicht nach, da sie erkannte, dass es persönlicher Schmerz war und nicht mit der Rettung von Minan zu tun hatte. "Wenn wir zusammen sind, können wir mit dem Planen beginnen. Wenn alles Wissen zusammen ist. Hier ist es vergeben." Eoshan brach die Verbindung zu Savah wieder ab, da es schwierig war, sie aufrecht zu erhalten, wenn sie selber eine Vision wob und sich im Verzerrten Reich befand. Ausserdem war es für Blutleute, die keine Schwarzen Witwen waren, nicht leicht, solche eindringlichen Visionen zu verarbeiten.

Eoshan hoffte, dass es jedoch gereicht hatte, damit Savah sich von der Richtigkeit ihres Tuns hatte überzeugen können. Vielleicht brauchte sie aber noch mehr. Informationen waren ohnehin wichtig. Für sie alle. Vorsichtig näherte sie sich mit ihrer Hand der Markierung von Dalmadans Feste. Noch immer konnte sie den Weg dahin nicht genau erkennen. Die Burg auf hohen Felsennadeln stand in dichtem, klebrigen, unnatürlichem Nebel. Krähen kreisten darum herum. Sie drohte ihr zu entgleiten. Vorsichtig versuchte Eoshan in ein Fenster reinzuschauen, so vielleicht Einlass zu finden. Als sie prompt wieder den Haushofmeister von Hayll beim Sex erwischte. Wild, hemmungslos mit dem jungen Krieger mit dem feinen, schwarzen Haar, das ganz blond wirkte. Eoshan wurde knallrot und ihre Wangen brannten vor Verlegenheit. So hatte sie definitiv nicht herausfinden wollen, wie der Sex zwischen Männern genau aussah. Mit einem Keuchen verliess sie das Verzerrte Reich. Dummer Ayden Asar. Warum musste sie den auch immer sehen? Und dann auch noch beim Sex. Ob der nie etwas anderes tat? Dabei gab es zur Zeit bedeutend wichtigere Dinge zu tun.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Savah » Fr 23. Sep 2022, 20:49

Normalerweise war Savah auch jemand, der lieber sofort handelte und mitanpackte als zu planen und zu überlegen, doch das was Eoshan vorhatte war sehr gefährlich. Mitten in Zoryas Festung einbrechen. Sie halfen niemanden, wenn sie blindlings losstürmten. Savah wusste, dass sie ihr Leben in der Schlacht aufs Spiel setzen würde. Zur Not würde sie sich auch opfern, um ihr Volk zu retten, aber sie würde ihr Leben als Königin nicht unüberlegt wegwerfen.
Eoshan beteuerte, dass sie das Schiff finden würde, das sie angeblich treffen sollten. Die Schwarze Witwe hielt ihre Hand über die Karte, verstummte für eine Weile. Die Glacier beäugten das Geschehen etwas misstrauisch. Schwarze Witwen waren bei ihnen eher selten und entsprechend ungläubig waren sie, dass ihnen dies weiterhelfen sollte. Eoshans Finger strichen an der Küste entlang, blickten dabei aber aus silbernen Augen zu Savah. Es sah so entrückt aus. Savah schauderte es und sie sah rasch wieder auf die Karte. Die Finger fuhren an der glacianischen Küste weiter bis knapp zur Grenze nach Dhemlan, wo sie verharrte und dann sagte, dass sie dort das mysteriöse Schiff treffen würden. Eoshan sandte ihr abrupt einige von diesen Bildern. Verschwommen sah die glacianische Königin das besagte Schiff, sah wie eine kleine Gruppe die zerklüfteten, rauen Klippen Glacias hinabkletterten, um in Beiboote zu steigen. Ein Hayllier erwartete sie.
Eoshan drängte sie erneut dorthin zu reisen. Sie könnten planen, wenn sie das Schiff gefunden hätten.
"Ich weiß nicht Eoshan...", begann Savah. "Woher weiß denn dieses Schiff, wo wir sind? Was machen Hayllier in Kaeleer und in dieser Gegend?" Das wunderte sie doch etwas.
Eoshan wirkte noch etwas abwesend und hatte rote Wangen bekommen. Ob sie noch eine Vision gehabt hatte? Savah blickte sie fragend an. Wenn es eine Vision gewesen war, dann eine eher prekäre.
"Du willst doch nicht wirklich auf eine verrückte Vision hören?", fragte Rasmus. "Wir sind kurz davor in die Schlacht zu gehen." Der füllige, bärtige Glacier blickte kritisch zu den dafür eher feingliedrigen Dea al Mon.
Savah blickte ihn scharf an. Vor anderen sollte er sie besser nicht untergraben. "Wir müssen", sagte sie den Männern im Zelt. "Die Königin von Hayll ist schwer vergiftet. Wenn sie während des Krieges stirbt, hat Sion leichtes Spiel das restliche Terreille zu erobern. Wir haben weniger Zeit als gedacht."
Rasmus, Magnus und auch Marten sahen sie überrascht an. Zwar hatte Eoshan sie beschworen, dass es ein Geheimnis wäre und vermutlich wäre die andere Königin nicht so erfreut darüber, dass Savah es sofort ihren Männern verriet, aber sie wusste am besten, wie sie den Barbarenstamm zu handhaben hatte. Entschuldigend jedoch auch stark sah sie zu der Dea al Mon.
"Sie wären niemals auf diese Rettungsmission gegangen für deinen Bruder...", erklärte sie. Das war eine bittere Wahrheit. Es ging um weit mehr als nur ihre Familien.

"Bah, was interessiert uns Terreille? Wir müssen Glacia schützen!", sagte Rasmus.
"Wir können Sion nur bezwingen, wenn er von beiden Seiten in die Zange genommen wird. Wenn Sion gegen Hayll gewinnt, wird er schnell seine volle Aufmerksamkeit nach Kaeleer lenken", argumentierte Magnus. "Die glacianischen Truppen werden sich in Bewegung setzen und Zorya vielleicht lange genug ablenken, dass wir in ihre Festung kommen. Sie ist keine Glacierin, sie wird nicht auf dem Schlachtfeld sein."
Savah nickte zustimmend. "Wir schlagen der Hydra einen ihrer Köpfe ab. Und dieses Mal für immer", sagte sie entschlossen. Sie wandte sich wieder an Eoshan.
"Wir können morgen aufbrechen. Nicht heute", beharrte sie, da die Dea al Mon bisher nichts anderes akzeptiert hatte. Savah würde ihr helfen, aber nicht augenblicklich. "Diese eine Nacht musst du mir noch geben. Ich muss mich vorbereiten und überlegen wie ich meinem Volk beibringe, dass ich nicht mit ihnen in die Schlacht ziehe. Ich habe eine Verantwortung." Savah hatte keine Idee wie sie dies machen würde. Sie schüttelte leicht den Kopf. Das war doch verrückt auf eine Vision hin alles stehen und liegen zu lassen. All die Vorbereitung...
"Sag Hagen Bescheid", sagte sie zu Marten. "Und bringt mir genauere Karten von Dhemlans Küste." Ihr Blick traf den des jungen Dea al Mon Kriegers. "Es tut mir leid für deinen Gefährten, Merion. Aber du hilfst ihm nicht wenn du dich selbst völlig aufreibst. Ruht euch alle aus diese Nacht. Trinkt und esst. Ich verspreche euch, wir brechen morgen auf." Sie griff nach einem Krug, drückte ihn Rasmus in die Hand. "Honigmet. Treib welchen auf", forderte sie ehe sie im Zelt nach Kleidung suchte, die sie gebrauchen konnte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Fr 23. Sep 2022, 20:54

"Wir werden sie wohl auf uns aufmerksam machen müssen", überlegte Eoshan und versuchte so gut wie möglich ihre Vision für die glacianische Königin zu übersetzen, die offensichtlich nicht viel Erfahrung mit Visonen Schwarzer Witwen hatte. "Ich denke nicht, dass sie wissen, wo wir sind. Ich bin mir aber sehr sicher, dass sie genau an dieser Klippe vorbei segeln werden. Sie wollen genau wie wir in Dalmadans Feste eindringen. Doch ich kann dir nicht sagen warum. Vielleicht um Zorya Eacir zu töten. Wir werden uns mit ihnen besprechen müssen." Wieder so ein langwieriges Gespräch, bei dem ihr niemand glauben wollte, weil die Visionen so fremd waren für die Zuhörer. Die Hayllier waren sicherlich noch schwieriger zu überzeugen als die Glacier und selbst die waren nicht wirklich überzeugt.

Bis Savah auf einmal offen sagte, dass sie auf diese Vision hören müssen würden, denn die Königin von Hayll wäre schwer vergiftet und wenn sie während des Krieges stürbe, wäre Sion dann bald in Kaeleer. Eoshan war überrascht, dass Savah das Geheimnis einfach so heraus plauderte. Sie schaute wohl ähnlich üerrascht, wie ihre eigenen Leute sie anschauten, da die Dea al Mon davon bis jetzt auch nichts gewusst hatten. Doch sie hatten ihre Mienen rasch wieder im Griff und auch Eoshan war Savah nicht böse. Sie selbst war ja die erste gewesen, die dieses Geheimnis offenbahrt hatte. Da durfte sie Savah nicht den Vorwurf machen, dass sie nicht hatte schweigen können. Zumal die Königin auch gleich entschuldigend erklärte, dass ihre Leute nicht allein für ihren Bruder kämpfen würden. Das konnte Eoshan verstehen. So hatte sie selbst Savah zu überzeugen versucht.

Zu guter Letzt wurde endlich beschlossen, dass die Glacier sie begleiten würden. Eoshan atmete innerlich erleichtert auf. Sie war sich sehr sicher, dass ihr Vorhaben viel eher gelingen würde, wenn Savah dabei war. Leider konnte sie nicht heute aufbrechen, da sie noch einiges vorbereiten musste. Eoshan nahm es zur Kenntnis, auch wenn sie grosse Sorge hatte, das Schiff zu verpassen. Glacier waren eben anders als Dea al Mon. Weniger flexibel, dafür um so geballter. Das war auch an der Art zu sehen, wie sie in den Krieg zogen. Die Glacier führten schwere Kriegsgeräte mit sich. Die Dea al Mon nur die Waffen, die sie am Leibe trugen. Auch wenn das viele waren. Nichts davon war besser oder schlechter, es war eben nur anders und sie als Königinnen mussten Wege finden, dies zu kombinieren und das Beste daraus raus zu holen.

Merion war darüber offensichtlich alles andere als glücklich, was Savah auch prompt bemerkte. Der junge Krieger wurde rot ob ihrer Mahnung, funktelte sie aber gleichzeitig auch zornig an. "Sie hat Recht, Merion. Erschöpft helfen wir niemanden. Aber ich verstehe dein aufbegehren, da wir noch nicht lange unterwegs sind", beruhigte Eoshan den jungen Dea al Mon. "Ich danke dir Savah, dass ihr mitkommen wollt. Ich weiss, dass das ein grosser Sprung ins Ungewisse für euch ist und ihr nicht so viel mit Visionen von Schwarzen Witwen zu tun habt. Ich weiss es zu schätzen, dass ihr den Sprung trotzdem wagt und bin mir absolut sicher, dass etwas gutes daraus erwachsen wird. Gleichzeitig bin ich in grosser Sorge, dass wir zu spät an die Küste zu diesen Felsen kommen werden. Wenn das Schiff vor uns da ist, werden wir sie nicht wieder einholen können. Deswegen werden wir zwar gerne dein Gastfreundschaft annehmen und uns mit dem köstlich riechenden Eintopf sättigen, doch dann werden wir weiter reisen. Ich lasse aber zwei meiner Leute hier, die euch zum Treffpunkt führen und uns wieder finden können."

Das war ein Kompromis, mit dem sich Savah einverstanden erklären konnte. Beinahe schon erleichtert, dass sie den Dea al Mon endlich ihre Gastfreundschaft zeigen konnten, wies sie eine ihrer Frauen an, ihnen ihre Holzschalen ordentlich mit Eintopf zu füllen. Einer ihrer Männer wurde geschickt Honigmet zu organisieren und dann machte sich die glacianische Königin ans Packen. Die Dea al Mon setzten sich auf die Felle und genossen das fremde, aber leckere essen.
Eine Stunde später brachen sie auf. Eoshan liess die Priesterin Prialen mit einem der Wächter bei Savah zurück. Nach einer kurzen, aber herzlichen Verabschiedung auf später, eilten die Dea al Mon zum Landepunkt zurück. Dort streiften sie wieder die Kapuzen ihrer graugrünen Umhänge über, die mit einem Netz ihrer Grossmutter versehen waren. Es liess Fremde ihre Gesichter nicht so genau erkennen. Genau so, wie es die Signatur ihrer Bluts- und Juwelenkaste verschleierte. Das erschien ihnen sicherer, wenn sie ausserhalb von Dea al Mon reisten.

Sie erreichten die Steilküste, als es dunkel war. Ein gefährlicher Zeitpunkt, um die Gegend zu erkunden. So zogen sie sich erst einmal zu einer kleinen Baumgruppe in einer Senke zurück, um da die Nacht zu verbringen. Der Wind hier war hart und kalt und es roch nach Salz. Es war ein überaus fremdes Gebiet für die Dea al Mon. Der Ausblick auf das Meer am nächsten Morgen war jedoch grandios. Eoshan wollte nicht hier leben, wo es hier so wenig Bäume gab. Aber schön war es hier auf jeden Fall.
Es war allerdings noch nicht ganz der richtige Ort, wo sie warten sollten. Also wanderten sie in zügigem Tempo, wobei es eigentlich eher ein lockerer Laufschritt war, der Küste entlang, hinterliessen immer mal wieder kaum wahrnehmbare Zeichen für die beiden bei den Glaciern zurück gelassenen Dea al Mon, damit sie sie wieder fanden. Gegen Mittag erreichten sie die den Ort ihrer Vision. Dörfer gab es hier keine. Dafür hatte es hier wieder mehr Bäume. Am höchsten Punkt der Klippe, errichteten die Dea al Mon aus Fallholz einen grossen Haufen für ein Signalfeuer. Den wollte Eoshan eigentlich nicht entzünden. Sie hoffte, die Hayllier auch über Speerfäden erreichen zu können. Aber so waren sie wenigstens vorbereitet.
Danach hiess es warten. Auf Savah. Auf das Schiff, von dem Eoshan sich sicher war, dass es noch nicht vorbei gesegelt war. Die Dea al Mon vertrieben sich die Zeit damit, dass sie die Gegend auskundschafteten, sich ausruhten und verschiedene Pläne und Szenarien entwarfen, wie man Minan befreien konnte. Es war jedoch schwierig, da sie die Gegebenheiten vor Ort nicht kannten. Es gelang Eoshan auch nicht durch das Verzerrte Reich die Burg genauer zu erkunden. Es war vollgeklebt mit Netzen und Schwarze Witwen waren ständig auf der Hut. Das Risiko war gross, dass Eoshan sich nur selbst verriet. Also hielt sie sich zurück. Zumal sie ohnehin dauernd Vision von Prinz Asar ablenkten, wie er Sex hatte. Mal mit dem blonden jungen Krieger, der eigentlich schwarze Haare hatte und dann wieder mit Zorya Eacir. Furchtbar. Das wollte sie nicht sehen und so sehr sie auch versuchte, die Erinnerung daran zu verbannen, damit sie sie bei der nächsten Vision nicht störten, es wollte ihr einfach nicht gelingen. Fast so, als hätte Prinz Asar tatsächlich dauernd Sex in Dalmadans Feste. Doch das konnte nicht sein. Oder?
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Fr 23. Sep 2022, 20:55

Auch wenn sie sich so schnell es ging beeilten von Draega - nachdem sie Leto aufgenommen hatten - nach Raej zu segeln, so dauerte es für Eneas viel zu lange bis sie endlich dort waren. Trotz der Ermahnungen setzte er die Kunst viel zu oft ein, damit sie schnell nach Raej kamen. Bis Timaris ihm gesagt hatte, dass Kosta und ihr Haushofmeister verschwunden waren und von Raej nicht zurückgekommen waren, war bereits einige Zeit vergangen. Eneas hatte zwar sofort Botschaften ausgeschickt, die so viele Informationen über den Aufenthaltsort von Zorya Earcir in Erfahrung bringen sollten wie möglich, doch als sie an der Küste vor Raej lagen, erfuhr er leider nur, dass sie bereits längst abgereist war. Heimlich waren sie mit einem Beiboot bei einem unbesiedelten Küstenabschnitt an Land gegangen und hatten gewartet bis ihre Kontaktperson aus Loraka da war, um sie zu informieren. Man wusste nicht genau was die Schattenkönigin in Raej gemacht hatte, aber es hatten sich Gespräche verbreitet, dass die 6. Kompanie - wie viele schon immer geglaubt hatten - Verräter waren. Sie hätten Zorya und ihre Begleitung angegriffen, versucht sie festzunehmen. Der Angriff wäre jedoch erfolgreich zurückgeschlagen worden und Zorya wäre siegreich mit einigen Gefangenen der 6ten zurück nach Dhemlan gereist. Per Schiff.
Der Bericht machte Eneas sehr nervös. Er wusste, vielmehr ahnte, dass Kosta bei der 6ten Kompanie gewesen war. Wegen diesem Zucker. Und auch weil er in Begleitung mit Prinz Asar gereist war. Sie waren extra in Richtung Loraka gereist, um von Zorya das Gegenmittel für Timaris zu erhalten. Irgendetwas musste schief gegangen sein. Waren sie bei dem Kampf dabei gewesen? Waren sie... tot? Ihr Informant wusste nichts über den Haushofmeister oder anderen Personen, die Zorya mitgenommen hatte.
In ihren dhemlanischen Uniformen suchte die Mannschaft den Dschungelteil auf, wo die Schlacht stattgefunden haben sollte. Keiner wusste was die Königin hier gesucht hatte. Eneas wurde immer angespannter, als er den Bereich mit den anderen untersuchte. Angstvoll ließ er seine Sinne streifen, suchte nach Kostas Signatur. Sie war ihm so vertraut, dass er sie mit Leichtigkeit erspüren konnte, aber es war zu viel Zeit vergangen. Er befürchtete, dass er jederzeit eine der toten, halb verwesten Leichen umdrehte und Kostas totes Gesicht sah. Es raubte ihm manchmal den Atem.
"Etwas ist seltsam...", bemerkte Damien, als sie die Leichen untersuchten. Er hatte sich ein schwarzes Tuch über Mund und Nase gezogen. "Nur dhemlanische Uniformen."
"Wieso sollte das seltsam sein? Sie haben sich gegenseitig bekämpft", erwiderte Eneas.
"Erinnere dich an die Berichte", sagte Damien. "Was die 6te Kompanie um den Hals getragen hat."
Eneas Blick wurde nachdenklich. "Kleine Beutel mit Salz... aber keiner von den Toten trägt dies. Dies sind alles Zoryas Leute... wo sind die Toten der 6ten..." Er untersuchte den Boden. Schleifspuren... jemand hatte die Leichen entfernt. Nur die Leichen der 6ten. "Ein paar müssen überlebt haben. Sie sind zurückgekommen, um ihre Kameraden zu bergen", schlussfolgerte er. Ob es Kosta dann geschafft hatte? War er mit der 6ten geflohen? Aber sein Ziel war das Gegenmittel gewesen... vielleicht hatte er es geschafft. Aber das bedeutete, dass er in Zoryas Händen war. In Dhemlan.
"Kosta ist nicht hier. Er lebt sicherlich noch", sagte Amancio. Eneas blickte ihn entschlossen an.
"Er sollte besser leben. Ansonsten macht euch auf eine Reise in die Hölle gefasst", knurrte er und ballte die Hände zu Fäusten.

In dem Moment sauste ein Pfeil an ihnen vorbei, prallte in eine der am Boden liegenden Leichen. Hastig gingen die Piraten in Deckung, als mehrere Männer und Frauen in zerschlissenen, schwarzen Uniformen auftauchten, Waffen auf sie richteten. Ein hochgewachsener, drahtiger Mann trat vor.
"Wir hätten euch schon längst abgeschlachtet, aber so eine Sprache habe ich noch nie gehört."
Stimmt, sie hatten sich in ihrer geheimen Schiffssprache unterhalten, falls sie jemand belauschte. Berechtigterweise wie sich nun herausstellte. Eneas' Hand ruhte an seinem Säbel.
"Ihr seht verdächtig wie Hayllier aus", fuhr der Fremde fort.
"Und ihr seht verdächtig wie Rebellen aus... oder vielleicht die Reste der einstigen Salzkompanie?", vermutete Eneas. Dann riskierte er einfach etwas. "Ich suche nach Iason." Er glaubte, dass die Soldaten dies womöglich gewogen stimmen würde. Es hatte so ziemlich den gegenteiligen Blick. Zwei von ihnen schienen sich sofort auf ihn stürzen zu wollen.
"Dieser Verräter?! Er hat uns reingelegt!", wetterte einer. "Er hat uns bei Zorya verraten. Zusammen mit-"
Der Anführer hob die Hand, unterbrach den anderen. "Wir haben schlechte Erfahrungen in letzter Zeit mit Haylliern gemacht. Also, nochmal, was macht ihr hier?"
Es dauerte etwas bis Eneas erklären konnte, dass sie nach zwei Männern suchten. Iason und den Haushofmeister. Es stellte sich heraus, dass der Mann der alte Kommandeur der 6ten war. Rashar. Aber sie waren alles andere als gut auf Iason und Prinz Asar zu sprechen. Die beiden hätten sie dazu überredet, Zorya eine Falle zu stellen, nur dass die Königin informiert gewesen war und den Spieß umgedreht hatte. Nur noch eine Handvoll war von der 6ten übrig geblieben.
Wenigstens erfuhren sie so, dass Kosta und der Haushofmeister Zorya begleitet hatten. Nicht als Gefangene, sondern als Verbündete. Eneas versuchte Rashar klarzumachen, dass sie Piraten waren und keine offiziellen Gesandten aus Hayll. Die Soldaten misstrauten ihnen dennoch, wollten ihnen nicht weiter helfen. Rashar machte eine Andeutung, dass sie noch etwas in Raej zu erledigen hatten.

Es dauerte ein weiterer Tag bis sie es schafften sich von den Soldaten fortzustehlen. Eneas befürchtete, dass sie sonst auch noch als Gefangene endeten. Bestenfalls. Rashar war ruhig geblieben, aber die meisten anderen hatten bloß Mordlust in den Augen gehabt.
So schnell sie konnten verließen sie den Dschungel und Raej bevor die Soldaten sie einholten.
Danach nahm die 'E' Kurs auf das verborgene Tor im Ozean auf. Die schwarzen Segel mit der roten Hydra halfen, dass sich ihnen kein anderes Schiff näherte.
Während sie sich auf dem Schiff befanden, blieb Eneas meist in der Kabine. Er wollte Leto so viel Freiraum wie möglich geben. Es war schwierig auf so kleinem Raum mit ihr zu leben, so kurz nach der Trennung. Immer konnte er ihr nicht ausweichen, aber wenn sie sich begegneten, wich er ihren Blick aus und suchte rasch das Weite. Es war schwer ihr unter die Augen zu treten. Zehn Jahre wischte man nicht so einfach weg. Er vermisste sie, ihr Anblick tat weh. Und Leto half ihnen trotzdem. Kosta war ein Teil der Mannschaft und sie gehörte ebenfalls dazu. Sie hatten sich nicht nur getrennt. Er hatte ihr ihr Zuhause und ihre Freunde weggenommen. Eneas fühlte sich elend deswegen und wusste nicht wie er es wiedergutmachen konnte.
Auf der Schiffsreise hatten sich seine Juwelen wieder erholt. Er benötigte sie jetzt, um die gesamte 'E' in einen roten Schild zu hüllen, als sie die richtigen Koordinaten erreicht hatten. Mithilfe der Kunst tauchte das Segelschiff langsam in die Wellen ein und sank tiefer. Um sie herum ballte sich das Wasser, schlanke Haie glitten über ihnen hinweg.
Leto kniete auf dem Deck, die Augen geschlossen. Eneas kannte niemanden sonst, der dieses Tor öffnen konnte. Versteckt in untergegangenen Ruinen unterwasser befand sich ein längst vergessenes Tor zwischen den Welten. Es musste einer untergegangenen Zivilisation angehören. Reglos schwebte das Schiff vor dem über und über mit Korallen und mit Muscheln bewachsenen Tempel. Das Wasser bekam einen unwirklichen Schein, pulsierte und zerfloss vor ihren Augen bis sich das Tor manefestierte und sie das Schiff hindurch lenken konnten.
Als sie in Kaeleer endlich wieder die Wassermassen durchbrachen, waren sie alle erschöpft. Trotzdem ging es Eneas kaum schnell genug. Das Tor hatte sie im Süden ausgespuckt und so mussten sie an der Küste Glacias entlangsegeln, um nach Dhemlan zu gelangen. Weitere Tage vergingen bis sie fast die dhemlanische Küste erreicht hatten.
Olintes suchte mit dem Fernrohr die Küste ab. Wenn Glacier ein scheinbar dhemlanisches Schiff sahen, würde das nicht gut für sie enden.
"Glacier!", rief er leider an einem der kalten Tage. Leichter Schnee tanzte über den Wellen.
"Ah, verdammt", fluchte Eneas. "Wieviele?" Er trat zu Olintes an die Reling, ließ sich das Fernrohr reichen. Es waren nicht viele Personen. Vielleicht irgendwelche Dörfler oder Kundschafter. Keine echte Gefahr für sie.
Unerwartet erhielt Eneas einen Speerfaden. *Menschen im Haus auf dem Meer. Wir werden euch zu Dalmadans Feste begleiten.*
Der Kapitän stockte. "Segel reffen. Anker lichten!", rief er.
"Was ist los?", fragte Damien. "Du willst doch wohl nicht für die anhalten."
"Ich habe einen seltsamen Speerfaden erhalten... sie wissen genau wo wir hinwollen."
"Ich spüre, wir können ihnen trauen", sagte Leto. Eneas nickte. Er würde sicherlich nicht den Instinkten einer Priesterin widersprechen. Oder seiner Ex-Freundin.
Damien schüttelte den Kopf. "Das ist Wahnsinn. Wir können uns jetzt nicht mit Glaciern rumschlagen."
"Sie klangen nicht feindselig. Sie könnten Verbündete sein", erwog Eneas. Die 'E' hielt schließlich und ein Beiboot wurde hinabgelassen. Es war gefährlich zwischen den zerklüfteten schroffen Klippen zu rudern ohne dass die heftigen Wellen sie nicht am Felsen zerrieben. Eneas schützte das Boot mit einem Schild bis sie nahe genug bei einem gischtumspritzten Felsen waren, wo eine kleine Gruppe auf sie wartete. Mehrere kleinere Personen in waldgrünen Umhängen, schlank und mit Bögen bewaffnet. Sie sahen nicht aus wie Glacier. Eine wunderschöne Frau mit silbernen Haar blickte ihn an. Eneas wusste, dass sie es war, die ihm gesendet hatte. Eine... Königin. Hier draußen?
Aber sie war nicht die einzige. Neben ihr stand eine großgewachsene Frau, trug gegerbtes Leder und Felle. Ein zweihändiges Schwert am Rücken befestigt. Ihr aschblondes Haar wurde vom Wind aufgewühlt. Ja, die sah schon mehr wie eine Glacierin aus. Mehr wie.. die Verkörperung von Glacia. Auch eine Königin.
Die Piraten waren mehr als verdutzt über die seltsame Gesellschaft, die sie dort inmitten der schroffen Klippen antrafen.
"Dhemlaner!", rief ein bärtiger Glacier mit Kriegshammer in beiden Händen.
"Wir sind keine Dhemlaner! Das ist nur eine Verkleidung", rief Eneas zurück, während das Boot hin und herschaukelte. "Wer seid ihr?"
"Könnt ihr eure Unterhaltung auf später verlegen?", schnaufte Noyan, der zusammen mit Ulysses kräftig gegen die Wellen ruderte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Fr 23. Sep 2022, 20:58

Am Morgen des übernächsten Tages waren Signaturen in der Nähe zu spüren. Sofort gingen sie alle in Deckung, verwischten verräterische Spuren. Allerdings nicht lange, denn Eoshan konnte schon bald die Signaturen ihrer Leute erkennen. So bedeutete sie ihren Begleitern, die Kapuzen ihrer Mäntel herunter zu streifen, damit Savah sie spüren und finden konnte. Gegen Mittag traffen die Glacier bei ihnen ein. Gerade recht zum Mittagessen, womit sie sich nach ihrem Gewaltsmarsch wieder stärken konnten. Sie mussten sich ganz schön beeilt haben, um jetzt schon hier zu sein.
Dafür hatten sie jetzt Zeit sich zu erholen und konnten auch in Ruhe all die Fragen besprechen, die Savah im Lager gestellt hatte. Sie stellten einander vor, erklärten einander ihre Stärken im Kampf, damit sie wussten, wie sie einander unterstützen konnten. Auch am Tag darauf gab es noch viel zu diskutieren und spekulierend zu planen, bevor sie sich auf gemeinsames Kampftraining verlegten. Etwas, was sie in den folgenden, immer kälter werdenden Tage immer öfters taten, während sie warteten. Ein Warten, was besonders den impulsiven Glaciern schwer fiel. Aber auch den Dea al Mon, insbesondere Merion, zerrte es an den Nerven.

So war es eine grosse Erleichterung, als endlich ein Schiff zu sehen war. Allerdings mussten sie noch eine Weile warten, bis genaueres zu erkennen und zu erspüren war. So hielten sie sich noch versteckt, bis Eoshan sich sicher war, dass es das richtige war. Da trat sie ganz offen auf die Klippe, damit man sie vom Schiff aus sehen konnte. Ihre Begleiter tat es ihr nach. Und Savah gezwungenermassen auch, war aber alles andere begeistert davon, da das Schiff offensichtlich unter dhemlanischer Flagge fuhr. Sie schimpfte mit ihr, dass das viel zu gefährlich und zu riskant sei.
"Aber das sind doch die richtigen Menschen", entgegnete Eoshan sorglos lächelnd. "Auf die haben wir gewartet." Endlich. Minan musste schon viel zu lange erdulden, gefangen zu sein. Aufgeregt suchte sie nach einem Geist auf dem Meerhaus, dem sie senden konnte. Doch sie waren zu weit weg, als dass sie sie gut hätte spüren können. Sie erreichte nur einen. Einen Krieger, der die selben Juwelen trug wie sie. Das verband.
*Menschen in dem Haus auf dem Meer*, sandte sie ihm auf einem abgeschirmten Speerfaden. Oh, nein, verflixt, das hiess ja Schiff. Eoshan hoffte, dass der Mann sie trotzdem verstand. *Wir werden euch zu Dalmadans Feste begleiten.*

Savah regte sich furchtbar ob des Speerfadens auf. Eoshan war jedoch einfach nur froh, dass sie das Schiff nicht verpasst hatten, respektive es endlich da war. Sie versicherte ihrer Freundin, dass sie keine Angst haben musste. Die dhemlanische Flagge war nicht relevant. Das waren die Wegelagerer auf dem Meer. Leider bekam Eoshan keine Antwort von ihnen und es schien sich nichts zu tun. Aber nach einer Weile konnte man erkennen, dass ein kleines Haus auf dem Meer, das aber gar kein Haus hatte, auf sie zusteuerte. Savah erklärte ihr, dass dies ein Beiboot sei. Das hätten Schiffe, damit die Seeleute an Land kommen konnten. Eoshan fand das alles sehr faszinierend.

Um den Seeleuten entgegen zu kommen, kletterten die Glacier und die Dea al Mon vorsichtig die Klippen hinunter. Es war dem nicht unähnlich, wie wenn man im Regen in den Ästen herumturnte. Äusserst gefährlich. Aber schliesslich waren sie fast ganz unten, wo Rachhad sie alle mit einem Schild vor den Wellen schützte. Auch das Beiboot hatte sich ihnen genähert. In ihm sass der Krieger, dem sie gesandt hatte. Lächelnd schob Eoshan ihre Kapuze zurück, um ihm zu zeigen, dass sie diejenige gewesen war, die ihn angesprochen hatte. Rachhads Miene konnte sie entnehmen, dass er das nicht richtig fand. Er war so eine Glucke. Die Hayllier würden ihnen helfen und ihnen nicht schaden.
Rasmus schien ganz ähnlich zu ticken wie Rachhad, denn er bezeichnete die drei Krieger als Dhemlaner und schien sie gleich mit seinem furchteinflössenden Kriegshammer ersäufen zu wollen.
"Es sind Hayllier", bestätigte auch Eoshan, nachdem der eine Krieger beteuert hatte, sie hätten sich nur verkleidet. "Zumindest zwei von ihnen." Einer der Ruderer musste aus einem anderen Volk stammen. Vielleicht aus Pruul. Hier hatte Eoshan ihre Kenntnisse jedoch nur aus Büchern und der Schule. Der mit der dunkleren Haut als die der anderen, wollte die Unterhaltung auf später verlegen.
"Nein, nicht später", wehrte Eoshan bestimmt ab. "Uns läuft das Leben davon. Wir müssen so schnell vorwärts kommen, wie möglich. Rachhad sei so lieb und mach uns einen Steg auf dieses..." Sie blickte Savah fragend an. "...Beibot?" Die andere Königin nickte. Ja, Eoshan hatte diesmal den richtigen Begriff gewählt.
"Ich bin Eoshan und du bist der Wegelagerer auf dem Wasser mit den schönen goldenen Augen in denen man sich verlieren kann", erklärte sie dem hayllischen Krieger und ging mit sicheren, federleichten Schritten über den Steg, den Rachhad mit Hilfe der Kunst gut sichtbar für alle erschaffen hatte. "Ich habe dich gesehen und dass wir das selbe Ziel haben. Wir haben hier auf euch gewartet, weil wir zusammen erfolgreich sein werden."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Fr 23. Sep 2022, 21:00

Die Königin mit dem silbernen Haar sagte, dass ihnen das Leben davon laufen würde. Sie müssten schnell aufbrechen. Die Piraten waren noch etwas skeptisch. Solch eine Begegnung hatten sie nicht erwartet. Eneas blickte sie fragend an bis ihm zwei Sachen auffiel. Sie war nicht nur eine Königin, sondern auch eine Schwarze Witwe. Wusste sie deshalb von ihren Plänen?
Außerdem hatte sie spitze Ohren. Eneas war als Pirat schon viel herumgekommen, aber auch er hatte höchst selten eine Dea al Mon gesehen und schon gar nicht eine Königin der Dea al Mon.
"Ihr seid eine Dea al Mon.. was macht ihr hier?", fragte er. Gischt spritzte ihm ins Gesicht. Sie stellte sich als Eoshan vor und bemerkte, dass er der Wegelagerer auf dem Wasser wäre mit den schönen Augen in denen man sich verlieren könnte. Eneas war etwas überrumpelt über diese Bemerkung, räusperte sich leicht.
"Nun ja.. so könnte man es auch sagen", erwiderte er. Er kannte die Frau nichtmal, aber sie schien mehr über ihn zu wissen. Ihr Begleiter erschuf einen Steg, so dass die Dea al Mon mit leichten Schritten hinüber aufs Beiboot kam. Sehr zum Unbehagen der Mannschaft, die nicht wussten was sie mit der Entwicklung der Situation anfangen sollten.
"Ich bin Taelos", sagte Eneas. "Du hast uns gesehen? In einer Vision?" Er hatte sehr viele Fragen, aber die angestrengten Gesichter der Ruderer machten deutlich, dass das hier wahrlich nicht der rechte Zeitpunkt darüber war darüber zu reden. So fanden sich in dem Beiboot bald mehrere Dea al Mon und Glacier ein, die sich neben die Piraten, die selbst eine bunt gemischte Truppe waren, quetschten.
Trotz der hohen Wellen schafften sie es bald wieder zurück zum Schiff, wo Strickleitern ausgeworfen wurden. Die Piraten kletterten flink daran empor, halfen dann den anderen. Die Dea al Mon schienen das Klettern gewohnt zu sein, wobei sie eher mit dem hohen Wellengang und der See ihre Probleme zu haben schienen. Auch so wie ihm diese Eoshan zuvor gesendet hatte, klang so, als wäre sie noch nie auf einem Schiff gewesen.
"Wen schleppst du da wieder an?", fragte Leto mit verschränkten Armen und für den Moment klang es wie früher. Eneas lächelte ihr leicht zu. Dann veränderte sich aber die Haltung der Heilerin und sie begrüßte die Königinnen mit einer hayllisch eleganten Verneigung. Eneas hatte auch dies längst vergessen. Er war viel zu überrascht über die Begegnung. Außerdem drängte die Zeit wie Eoshan ganz recht sagte.Er wusste die Namen seiner Gäste selbst nicht alle und so folgte eine große Vorstellrunde bei der sich herausstellte, dass er nicht nur die Königin von Dea al Mon, sondern auch die Königin von Glacia, Savah, an Bord hatte. Wie war das nur passiert?
Die Mannschaft stellte sich mit ihren Decknamen vor. Sicher war sicher. Noch immer wussten sie nicht was die Fremden wussten oder was ihr Ziel war. Die Dea al Mon behauptete, sie hätten das gleiche Ziel und sie hätten extra auf sie gewartet. Die merkwürdige Gesellschaft kletterte über die Reling, brachte auch ihr Gepäck mit, was beunruhigenderweise bei den Glaciern mehrere Waffen beinhaltete - und ein kleines Fass.
"Wir sind dankbar für jede Unterstützung." Sie führten die seltsamen Gäste unter Deck, als das Schneegestöber heftiger wurde. Mehr als einer der Glacier stieß sich den Kopf bei den niedrigen Gängen und erntete ein Grinsen der Mannschaft. In der großen Messe machte sich Solomon in der Kombüse gleich daran eine stärkende Suppe aufzuwärmen.

"Es war eine Vision, die du hattest, ja?", vergewisserte sich Eneas und sah Eoshan an. "Was habt ihr gesehen?"
Die Dea al Mon berichtete, dass ihr Bruder im Geiste entführt worden war und von Zorya festgehalten wurde. Sie wollten ihn aus Dalmadans Feste retten. Er schwebte in höchster Gefahr.
"Dein Bruder im Geiste?", fragte der Kapitän. "Wir wollen ebenfalls jemanden retten. Meinen... hmmm.. ein Mannschaftsmitglied", änderte er es noch ab. Er wusste nicht mehr was Kosta für ihn sein würde. Eneas sorgte sich natürlich darüber, ob Kosta ihm weiterhin wütend sein würde, ob er ihn wieder zurückweisen würde, aber jetzt war es wichtiger ihn zu retten und in Sicherheit zu bringen. Egal ob Kosta ihn nicht sehen wollte.
"Er ist auch in Dalmadans Feste. Ich fürchte, schon viel zu lange, und wir haben noch einen weiten, gefährlichen Weg vor uns." Er erwähnte den Haushofmeister erst einmal nicht und dass sie hofften auch das Gegenmittel für Timaris zu finden. Erst einmal wollte Eneas lieber erfahren was ihre Gäste wussten.
"Ich hoffe, ihr habt einen Plan", sagte die glacianische Königin und wärmte ihre Hände an einer Tasse Glühwein, die Solomon ebenfalls aufgewärmt hatte, und die nun verteilt wurde.
"Wir haben Pläne der Festung", sagte Damien. "Und die beste Einbrecherkünstlerin von Terreille." Er blickte hinüber zu Leto.
"Was ist mit deinem Bruder passiert? Wisst ihr wo in der Festung er ist?", fragte Eneas.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Fr 23. Sep 2022, 21:02

"Es freut mich, dich kennen zu lernen, Taelos", lächelte sie dem Anführer der Seeleute zu und nickte, dass sie sie in einer Vision gesehen hatte. Dann glitt sie aber rasch auf der wackeligen Holzschüssel beiseite, damit auch die anderen in diese Schale kommen konnte. Sie hatte so eine Art Holzbänke, auf denen auch die Seeleute sassen. Eoshan und ihre nachfolgenden Begleiter taten es ihnen gleich. Nüsschen verkroch sich dabei ganz tief in ihre Kapuze und Schatten glitt durch die Luft zu dem grossen Schiff. Eoshan selber hatte in dem kleinen Schiff sehr viel Spass. Wie es die Wellen so mühsam hochfuhr und auf der anderen Seite gleich wieder runter. Das kitzelte so schön im Bauch.

Viel zu früh gelangten sie zu dem grossen Schiff, wo sie eine Strickleiter hochklettern konnten. Das kannte Eoshan zwar, doch das Schwanken des Schiffes war eine ganz andere Bewegung, als das Wogen der Äste im Wind. Es gelang ihnen trotzdem nach oben über den Rand des Schiffes zu klettern. Schatten suchte sich ein Plätzchen auf den komischen Bäumen des Schiffes mit den Tüchern daran. Eine Priesterin wollte wissen, wen Taelos angeschleppt hätte. Sie wirkte irgendwie skeptisch, verneigte sich dann aber vor ihnen auf merkwürdige Art und Weise. Eoshan nickte ihr freundlich zu, da sie den Respekt in der lustigen Verneigung erkannte.
"Ah, ihr habt eine Priesterin dabei", nickte sie zufrieden. "Wir auch. Ich habe es so ihm Gefühl, dass wir Priesterinnen dringend benötigen werden. Genau wie Heilerinnen." Auf die ratlosen Blicke der Seeleute kam es ihr in den Sinn, dass sie sich vielleicht noch allen Vorstellen sollte. "Ich bin Eoshan Sitara." Rachhad räusperte sich und sandte ihr, dass sie auch ihren Titel nennen sollte, damit die Leute wussten, wer sie war. "Territoriumskönigin von Dea al Mon. Dies ist mein erster Begleiter Rachhad tar Connacht." So stellte sie einen nach dem anderen vor. Bis auf Nüsschen und Schatten, die sich verkrochen hatten und nicht vorgestellt werden wollten. Es waren ihnen vielleicht zu viele fremde Menschen. Ausserdem war das Wetter gerade wirklich sehr unwirtlich. So windig und voller Schnee.

Nachdem sich alle vorgestellt hatten, wurden sie in das Haus, oder genauer gesagt in das Schiff geführt. Das war sehr merkwürdig. Auch wenn das grosse Schiff nicht so sehr schwankte wie das kleine, war das aufgewühlte Wasser dennoch deutlich zu spüren. Ihr Körper wollte instinktiv das Schwanken ausgleichen, doch er erinnerte sich an anderes schwanken und so ging sie nicht gerade geradeaus durch die Gänge. Wenigstens stiess sie sich nicht überall den Kopf, wie die armen Glacier das taten.
Sie wurden in eine Art Speisesaal oder Stube geführt, wo es schon etwas wärmer war. Ein dicker Krieger verteilte ihnen einen warmen Wein, der gut nach Gewürzen duftete. Eoshan kostete neugierig, nachdem sie das Getränk überprüft hatte. "Ja, ich hatte eine Vision von uns allen", bestätigte sie die Fragen von Taelos. "Ich sah uns alle. Hier auf diesem Schiff. Wir sind direkt nach Dalmadans Feste gesegelt. Ich weiss, dass das geographisch nicht möglich ist", klärte sie gleich, bevor Taelos die selben Argumente vorbrachte wie Savah. "Aber darum kümmern sich Visionen selten. Es sind mehr Sinnbilder und dieses Sinnbild sagt mir ganz deutlich, dass wir gemeinsam es schaffen werden, in Dalmadans Feste eindringen können. Ich weiss nicht, warum ihr es tun wollt, doch ich möchte meinen Bruder im Geiste befreien." Taelos wollte sein Mannschaftsmitglied retten.

"Mein Bruder im Geiste ist nicht mein leiblicher Bruder", erklärte sie freimütig und nippte geniesserisch weiter an dem warmen Gewürzwein. "Doch im Geist sind wir verwandt. Auch er ist schon viel zu lange in Dalmadans Feste gelangt. Aber ich wollte auf euch warten und nicht ohne euch weiterreisen. So werden wir mehr Erfolg haben." Savah wollte auch gleich einen Plan ausarbeiten oder zumindest wissen, ob die Hayllier einen hatten. Sie erklärten, sie hätten Pläne der Festung und eine gute Einbrecherin. Savah erklärte ihr, dass mit Pläne der Festung eine Karte der Festung gemeint war. Oh, das war gut. Bei der ganzen Planerei liess sie aber lieber Savah sprechen. Als Kämpferin wusste sie eher, was es im Krieg oder bei Rettungsmissionen so alles zu bedenken gab.
"Nein, leider weiss ich nicht, wo sich Minan in der Festung befindet", schüttelte sie bedrückt ihren Kopf. "Ich komme mit meinen Visionen nicht in die Burg herein. Sie ist sozusagen vollkommen zugeklebt mit Netzen. Ausserdem befinden sich dort unglaublich viele Schwarze Witwen, die nichts anderes tun, als Visionen empfangen. Es ist sehr gefährlich, sich da hinein schleichen zu wollen. Das werde ich nur tun, wenn es gar keine anderen Möglichkeiten mehr gibt. Die Gefahr ist zu gross, dass ich dann nie wieder aus dem Verzerrten Reich kommen kann. Minan, er ist eine zerbrochene Schwarze Witwe. Deswegen kann er tiefer ins Graue Reich eintreten als wir alle anderen. Er hat gesehen, dass Zorya Eacir den Wald angegriffen hat und ist dahin geeilt." Ganz so genau wusste Eoshan nicht, wie es sich abgespielt hatte, doch in etwa so musste es gewesen sein. Es war jedenfalls genug genau für Taelos, so dass sie nicht das mit den verschiedenen Persönlichkeiten erklären musste. "Zorya war jedoch noch da und hat ihn gefangen genommen. Es ist sehr wichtig, dass wir ihn so bald wie möglich befreien. Nicht nur wegen Minan selbst. Sondern auch wegen dem, was er weiss. Er scheint auch eine Gefahr für Sion zu sein, denn der Dämon sucht nach ihm. Deswegen hielt sich Minan überhaupt in Dea al Mon versteckt. Andererseits ist er auch eine Gefahr für alle Verbündeten gegen Sion, wenn er in dessen Hände gerät."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Fr 23. Sep 2022, 21:03

Eoshan erklärte, dass sie sie alle hier auf dem Schiff gesehen hätte, das dann zur Dalamdans Feste gesegelt war. Leider war es so schnell nicht möglich. Das Schiff würde sie, wenn sie Glück hatten, nur etwas einen Fluss hinunterbringen und dann mussten sie über Land weiterreisen. Die Dea al Mon schien das auch zu wissen, fügte hinzu, dass Visionen selten genau wäre. Eneas hätte trotzdem gerne mehr erfahren. Der fremde Besuch war etwas überwältigend. Eoshan fuhr fort, dass ihr Bruder im Geiste nicht ihr leiblicher Bruder wäre. Eneas störte das nicht. Er wusste wie wichtig einem jemand sein konnte, wie vertraut, egal ob Blut eine Rolle spielte oder nicht. Kosta war seine Familie.
"Eine männliche Schwarze Witwe?", bemerkte er überrascht. Kein Wunder, hatte die Schattenkönigin Interesse an diesem Minan. Leider bekam Eoshan keine weiteren Visionen innerhalb der Burg, sagte, dass viele Schwarze Witwen darin es abschirmen würden und zudem sehr genau überwachten, wer versuchte sie auszuspionieren. Die Dea al Mon lief Gefahr erwischt zu werden und sich im Verzerrten Reich zu verlieren. Minan als Zerbrochener hätte dafür die Fähigkeit Visionen zu empfangen, selbst wenn jemand versuchte sich davor zu schützen. Deshalb wäre er auch eine Gefahr für Sion. Der Dämon würde nach ihm suchen.
Dämon... er sollte vermutlich nicht überrascht sein, dass die Königin von Dea al Mon darüber Bescheid wusste.
"Wir können uns nachher im Kartenraum anschauen, wo dein Bruder möglicherweise festgehalten wird. Aber die Pläne sind nicht hundertprozentig genau. Entflohene Gefangene haben sie aus dem Gedächtnis heraus gezeichnet. Der Rest sind uralte Karten, die nicht mehr aktuell sein mögen." Sie konnten nur hoffen, dass die ungefähre Richtung stimmte. Eneas hatte eine ungefähre Idee gehabt wie sie in Dalmadans Feste eindringen konnten, aber da waren sie nicht so viele Leute gewesen. Zwar würde es ihnen helfen, wenn sie in der Burg kämpfen musste, aber unbemerkt hineinzukommen und wieder zu fliehen, wurde dadurch noch schwieriger. Dafür spürte Eneas, dass die Dea al Mon und Glacier dunkle Juwelen mitbrachte. Genug vielleicht sogar um gegen Zorya vorzugehen.
"Ich sollte vielleicht sagen, dass dieses Mannschaftsmitglied.. Iason, er ist nicht nur für uns wichtig. Auch die Königin von Hayll hat Interesse daran, dass er gerettet wird. Zusammen mit einem anderen Mitglied ihres Hofes, das sich in der Festung befinden kann." Eneas wusste nicht, ob er alles darüber sagen konnte. Dass Timaris vergiftet war und im Sterben lag, war ein streng gehütetes Geheimnis. "Zusätzlich können gefangene Soldaten in der Feste sein. Sie haben auf Sions Seite gekämpft, aber versucht für Hayll Zorya gefangen zu nehmen. Es scheiterte. Wenn sie noch leben, könnten sie uns helfen", überlegte Eneas.

Suppe wurde ausgeschenkt, während das Schiff von den Winden hin und hergeschaukelt wurde. Sie würden das schlechte Wetter im Schutze der Klippen überstehen müssen ehe sie weitersegeln konnten. Sie beratschlagten noch lange bis in die Nacht hinein. Schwierig würde auch der Weg bis zur Festung werden ohne dass man sie enttarnte.
"Die Knotenpunkte der Winde werden stark bewacht sein. Wenn wir Glück haben können wir ohne viele Fragen über den Fluss nach Amdarh rudern. Wir haben einige Fracht dabei und wie ihr seht, dhemlanische Uniformen. Wir kommen vielleicht als Dhemlaner durch, aber ihr..." Er sah zu dem bärtigen Rasmus, der die Schüssel an die Lippen gesetzt hatte und geräuschvoll die Suppe schlürfte.
"Wir haben genug Schmugglerverstecke im Schiff, wo wir euch unterbringen können", überlegte Eneas, "Doch wenn es sich nicht vermeiden lasst, werdet ihr Gefangene spielen müssen." Der Kapitän wollte das umgehen. Zwei Königinnen waren viel zu viel Aufmerksamkeit und die Gefahr war groß, dass sich richtige dhemlanische Soldaten einmischten.
"Es wird noch dauern bis wir zur Flussmündung kommen. Bis dahin sollten wir besser einen Plan haben", sagte Olintes skeptisch.
"Und einen Plan B", fügte Farell grinsend hinzu.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Fr 23. Sep 2022, 21:05

Taelos war verständlicherweise sehr überrascht, dass Minan eine männliche Schwarze Witwe war. So etwas kam kaum jemals vor. Noch jemand in diesem Versammlungsraum schien überrascht zu sein. Heftiger, emotionaler, als die anderen Seeleute. Doch Eoshan konnte nicht erfassen, wer das war. Es waren zu viele Leute anwesend und auch Merion war ganz aufgebracht, als die Sprache auf seinen Gefährten kam. Er war noch so jung. Nicht viel jünger als Eoshan zwar, doch in dem Alter machten drei Jahre doch noch einen grossen Unterschied aus. Drei Jahre weniger, in denen er hatte lernen können, Geduld zu üben, um an sein Ziel zu gelangen. Die paar Tage an Land auf das Schiff zu warten, hatten sehr an ihm genagt. Jetzt hier auf dem Schiff warten zu müssen, machte es ihm nicht leichter. Zwar nahm er dankend den heissen Gewürzwein an, doch er trank nicht davon, blieb unruhig neben dem Eingang des Raumes stehen.

Der Anführer der Seeleute, Kapitän schien sein Titel zu lauten, wie er sich nacher noch einmal vorgestellt hatte, vot ihr an, dass sie nacher gemeinsam in einem Raum extra für Karten die Karte von Dalamadans Feste anschauen konnten. Ein Raum extra für Karten. Wie speziell war das denn. Dennoch war sie neugierig, wie dieser Raum aussehen würde. "Ich glaube, sie halten ihn in so einer Art Krankenstation fest", erklärte sie Taelos. "Aber da bin ich mir nicht sicher. Er konnte mich einmal kurz durch das Verzerrte Reich erreichen. Doch auch er weiss, wie gefährlich, es ist, wenn sie den Kontakt finden, den wir zueinander haben. Er wird nicht weiter versuchen mich zu erreichen." Zumindest hoffte Eoshan das. Auch wenn sie immer nach ihrem Bruder lauschte. Gehört hatte sie ihn niemehr seit dem.

Da offenbarte Taelos ihr unvermittelt, dass Iason, das vermisste Mannschaftsmitglied nicht nur für die Seeleute wichtig sei, sondern auch für die Königin von Hayll. Eoshan schaute überrascht. Der Wegelagerer kannte Timaris? Oder wusste er nur, dass Iason auch für Timaris wichtig war. Ausserdem wäre noch ein anderes Mitglied ihres Hofes in Dalmadans Feste. Iason war ein Mitglied von Timaris Hof? Unwillkürlich hatte sie wieder das Bild von Ayden Asar vor Augen, wie er mit dem blonden Hayllier Sex hatte. Während sich ihre Wangen ganz heiss und rot anfühlten, fragte sie sich, ob sie deswegen dauernd Visionen vom hayllischen Haushofmeister hatte, wenn sie nach Minan suchte.
*Wir sollten uns nachher noch einmal in Ruhe und abgeschieden unterhalten, Taelos", sandte sie dem Kapitän eindringlich, aber auch recht verlegen auf einem abgeschirmten Speerfaden. Erst einmal wurde jedoch Suppe verteilt und mögliche Pläne geschmiedet, wie man die Gefangenen befreien konnte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Laree » Fr 23. Sep 2022, 21:06

Laree hatte sich nicht davon abbringen lassen mitzukommen, obwohl ihr älterer Bruder es für keine gute Idee gehalten hatte, aber der wollte genauso blindlings Kosta nachjagen. Kosta war auch ihr Freund und sie wollte ihm ebenfalls helfen. Und dann war da noch Ayden. Die Hexe hatte sich zwar die Tätowierung mit seinem Namen überdecken lassen und geschworen ihm nie wieder zu dienen, aber sie wollte auch nicht, dass er starb. Sie musste einfach da sein und ihm helfen. Ein letztes Mal.
Außerdem war sie die einzige auf dem Schiff, die Zorya überhaupt einmal gesehen hatte. Und nicht zuletzt musste sich irgendjemand um Eneas kümmern, der immer noch an Liebeskummer litt. Bevor sie aber bis zur Dalmadans Feste vorstoßen konnte, hielten sie unerwartet an der glacianischen Küste und das Beiboot kam mit mehreren Dea al Mon und Glaciern an. Laree saß stumm im Hintergrund, während sich Eneas mit den zwei Königinnen unterhielt. Die Königin von Dea al Mon und von Glacia! Aber ihren Bruder schien das nicht viel zu interessieren, dass er solch hohe Gesellschaft an Deck hatte.
Laree hörte zu wie es um den Bruder im Geiste von Eoshan ging, der von Zorya entführt worden war. Bis plötzlich sein Name fiel. Minan. Laree erstarrte, blickte geschockt auf. Minan... das konnte nicht sein. Timaris hatte ihn umgebracht. Aber wo gäbe es sonst noch eine zerbrochene männliche Schwarze Witwe, die Minan hieß? Wie war das möglich? Wie konnte Minan dies überlebt haben und wie war er dann in Dea al Mon gelandet? Sie musste nachher allein mit der Königin sprechen, um mehr zu erfahren. Unbedingt. Eneas sollte lieber nicht dabei sein. Laree hatte versucht ihm nichts darüber zu sagen was seine geliebte Königin alles für Abscheulichkeiten getan hatte. Wie sehr sie sich verändert hatte. Laree jedenfalls hätte sich nicht überschlagen, um das Gegengift für sie zu besorgen. Warum tat Ayden es? Er hatte immer so darauf beharrt, sich nicht an Timaris zu binden.

Minan lebte... aber in den Händen des Feindes. Es war genau das eingetroffen was Timaris befürchtet hatte. Hatte sie deshalb Minans Tod irgendwie vorgetäuscht? Dabei wäre es sicherer gewesen den Jungen zu töten.. vielleicht hatte Minan ihr kaltes Herz doch irgendwie erweichen können. Laree versuchte nicht zu lächeln. Es war eine sehr ernste Situation. Aber Minan hatte überlebt.. wie konnte sie sich da nicht freuen?
Falls er in Dalmadans Feste überlebte...
Als Eneas von den Gefangenen der 6ten Kompanie sprach, fiel es Laree wieder leichter sich im Griff zu haben. Tiger war unter diesen Gefangenen wie sie in Raej erfahren hatte. Maeve würde es schwer treffen, wenn der Kriegerprinz sterben sollte... Laree hatte sie kaum alleine lassen wollen. Die Dhemlanerin war hochschwanger.
Während die Piraten und die neuen Gäste beratschlagten wie sie in die Feste kamen, beobachtete Laree die Fremden. Als stummes Dienstmädchen hatte sie schon früh gelernt andere zu beobachten und Details zu bemerken. Ayden hatte diese Fähigkeit nur geschult. Sie bemerkte einen jungen Dea al Mon. Es war schwer das Alter eines Kurzlebigen einzuschätzen und viele Dea al Mon hatte sie zuvor nicht gesehen. Vielleicht war er 15 oder 16. Was machte er in dieser Gesellschaft, die sonst alle aus erfahrenen Kämpfern zu bestehen schien? Neben den Heilerinnen.
Als es später wurde, bat Eneas Maria und sie einige Kojen für die neuen Gäste vorzubereiten und ihnen zu zeigen.
Laree landete bei dem jungen Krieger mit dem silberblonden Haar. Er stand nahe am Ausgang, hatte eine ernste Miene aufgesetzt. Viel zu ernst für einen Jugendlichen. Sie lächelte ihn freundlich an.
"Komm, ich kann dir ein Schlafquartier zeigen", bot sie ihm an und wollte ihn aus der Messe führen, wo einige der anderen immer noch lautstark und angestrengt diskutierten. Aber der Dea al Mon wollte nicht schlafen. Laree legte den Kopf leicht schräg, eine Haarsträhne zwischen den Fingern zwirbelnd.
"Kennst du.. Minan?", fragte sie. "Ich meine.. auf besondere Weise."
Der Jugendliche antwortete, dass Minan sein Gefährte wäre. Laree lächelte. Das erklärte wieso er hier war. "Ich bin Laree. Taelos ist mein Bruder." Sie deutete auf Eneas, der noch mit den Königinnen sprach. Der Jugendliche stellte sich als Merion vor. Die Hayllierin hätte ihm zu gerne gesagt, dass sie Minan auch kannte, aber sie wusste nicht ob das überhaupt helfen würde. Minan hatte tatsächlich einen Gefährten... das war so wunderschön. Oh, sie musste ganz viel darüber erfahren. Laree war wie immer sehr neugierig.
"Warst du schonmal auf einem Schiff? Komm, wir können oben an Deck gehen und frische Luft schnappen. Es wird dunkel. Der Sternenhimmel über dem Meer ist einmalig." Sie ging gleich voller Tatendrang los, drehte sich nochmal um und wartete, ob Merion ihr folgte. "Kannst du mir von Minan erzählen? Ich würde gerne denjenigen kennenlernen den wir bald retten."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Merion » Fr 23. Sep 2022, 21:10

Merion wollte am liebsten schreien. Oder rennen. Rennen bis er bei Minan war und ihn endlich sicher in seinen Armen halten konnte. Natürlich war ihm klar, dass dies nicht ging. Dass sie selber alle höchst vorsichtig sein mussten, damit sie nicht gefangen genommen wurden. Es war so riskant. Besonders da sie zwei Territoriumsköniginnen dabei hatten. Merion wollte Eoshan gerne beschützen und sie am liebsten im Wald einsperren. Insgeheim war er jedoch sehr froh darum, dass sie dabei war. In Gewisser Weise war sie eine Vertraute, der es ganz ähnlich ging wie ihm. Nur nahm sie alles viel gefasster. Merion bewunderte sie für diese Stärke und er nahm sie sich als Vorbild. Dennoch hatte er das Gefühl, kläglich zu scheitern, während sie hier in diesem stickigen Raum sassen und redeten und redeten und nichts anderes als redeten. Es war zum Wahnsinnig werden.

Irgendwann hiess es dann auch noch, dass sie zu Bett gehen sollten. Eine hübsche Frau trat vor ihn, lächelte ihn freundlich an. Sie wirkte jünger als die anderen Seeleute. Aber diese Hayllier sahen alle recht jung aus. Da war er wenigstens nicht so eine Ausnahme. Die war viel eher Rachhad. Unter anderen Umständen hätte er das lustig gefunden. Jetzt bemühte er sich ein höfliches Lächeln zustande zu bringen für die freundliche Hexe. Doch es wollte nicht klappen. Also verneigte er sich stattdessen so, wie es das Protokoll vorschrieb.
"Danke, für das Angebot", wehrte er ab, dass sie ihm ein Schlafquatier zeigen wollte. "Aber ich möchte nicht schlafen." Er konnte nicht. Dann hatte er nur ganz furchtbare Albträume. Und noch weniger wollte er mit der Hexe schlafen. Er wollte ihr nichts böses unterstellen, doch durch Minans Erzählungen hatte er die Befürchtung, dass Hayllier fast immer nur Sex hatten.
"Minan ist mein Gefährte", stellte er deswegen auch gleich klar, als die Hexe fragte, ob er Minan auf besondere Weise kannte. Nur damit sie Bescheid wusste. Warum sie ihm diese Frage gestellt hatte, fragte er sich nicht in seiner Aufregung. "Es freut mich, dich kennen zu lernen, Lady Laree. Nein, ich war noch nie auf einem Schiff. Ja, ich würde gerne frische Luft schnappen." Was das an Deck gehen bedeutete, wusste er nicht so recht. Es schien sowas zu heissen, wie nach draussen zu gehen.

Vorsichtig folgte er Laree aus dem Versammlungsraum den Gang entlang nach oben. Sie fragte ihn, ob er ihr von Minan erzählen wollte. Sie würde gerne die Person kennenlernen, die sie bald retteten. "Minan ist wundervoll", platzte es sogleich schwärmerisch aus Merion heraus. "So einzigartig und faszinierender als jeder, den ich zuvor getroffen habe. Er ist ganz vielseitig und mit ihm wird es niemals langweilig. Er ist herzlich, liebevoll, intensiv, kraftvoll und so unglaublich stark." Sie kamen nach draussen. Erleichtert atmete Merion kalte Meerluft ein. Sie zerrte zwar grob an ihm, trieb ihm Schneeflocken ins Gesicht und schmeckte salzig, doch das war um Welten besser, als da unten eingesperrt zu sein.
Sie waren noch keinen Herzschlag lang wieder draussen, als Schatten ihn auch schon wild und dunkel nach Eoshan fragte. Merion konnte ihn nicht sehen. Dennoch beeilte er sich, dem Kriegerprinzen zu senden, dass es der Königin gut ging und sie neue Freunde fände.
"Ich will mir gar nicht Vorstellen, was Zorya Eacir alles mit Minan anstellen will", murmelte er bedrückt. "Aber er ist stark Laree. Er wird durchhalten. Er weiss, dass wir ihn retten kommen und nach Hause holen. Er wird dafür kämpfen." Merion würde dafür kämpfen und bald konnte er seinen Freund wieder in den Arm nehmen. Dann würde alles wieder gut werden.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Laree » Fr 23. Sep 2022, 21:11

Der Dea al Mon folgte ihr dann doch die Treppe rauf und auf Deck, wo sie schon der kalte Wind erwartete. Laree zog ihren Mantel enger um sich, schüttelte sich leicht. Als sie Merion nach seinem Gefährten fragte, verlor der Jugendliche das erste Mal seine finstere Miene und begann sofort zu schwärmen wie toll Minan doch wäre. Mit ihm würde es niemals langweilig und er wäre so einzigartig.
Das war er wirklich. Es war schön, dass Minan in Dea al Mon einen Freund gefunden hatte. Sogar eine Schwester. Umso furchtbarer, dass sich der junge Prinz erneut in den Händen einer schrecklichen Frau befand, die ihn vermutlich quälen wollte. Hatte die Dunkelheit denn nicht genug Leid über den Jungen gebracht? Aber es schien keine Regel zu geben wer litt und wem es gut ging. Nur zum ersten Mal traf es auch die reichen und mächtigen, die sonst stets glaubten, sie wären unantastbar. Timaris lag im Sterben und Ayden war vielleicht Gefangener Zoryas. Wobei es in Raej eher so geklungen hätte, als hätte Ayden es geschafft Zorya wieder zu verführen und ihr etwas vorzuspielen. Laree hoffte trotzdem, dass der Haushofmeister ausreichend litt. Er hatte es gewiss einmal verdient.
Laree sah zu Merion, der nun nach nach oben gekommen war und erleichtert durchatmete. Vielleicht war er etwas seekrank oder er wollte einfach nicht unter Deck sein.
"Dein Gefährte klingt sehr interessant", sagte Laree. Der Jugendliche sorgte sich aber was seinem Freund bei Zorya widerfuhr. "Denk lieber nicht daran. Momentan kannst du leider nichts daran ändern."
Es konnte auch sein, dass Minan getötet worden war.. Laree wollte das ebenfalls nicht wahrhaben, aber sie war nicht mehr naiv. Zorya würde den Jungen nur solange am Leben lassen wie er interessant und nützlich für sie war. Was passieren mochte, wenn jedoch Sion ihn in die Hände bekam, wollte sich nichtmal Laree vorstellen.

Merion schwärmte davon, dass Minan so stark und kämpferisch wäre. Davon wusste Laree nicht viel. Sie hatte nicht ganz so viel mit Minan zu tun gehabt, aber der Junge war ihr immer eher schreckhaft und verstört vorgekommen. Sehr ängstlich und bemüht auch ja niemanden zu verärgern. Vielleicht hatte er sich verändert. Es wäre ihm zu wünschen.
"Du musst auch stark für ihn sein", sagte Laree. "Wenn er ein Gefangener ist... es könnte ihm viel schweres passiert sein. Er wird bestimmt jemanden brauchen, der ihn tröstet und ihm hilft." Sie schwieg kurz. "Manchmal, wenn etwas ganz schlimmes mit einem passiert, kann es sein, dass man sich verändert.. ich bin sicher, dass dein Freund stark ist, aber selbst wenn man gerettet wird, kann es dauern bis alles wieder... normal ist." Und manchmal würde es nie wieder so sein wie früher. Laree hatte es bitterlich gelernt. Sie sagte es nur nicht.
Die Hexe wollte den Jugendlichen aber nicht unnötig ängstigen. Sie wusste nur nicht, ob ihn irgendjemand darauf vorbereitet hatte, was er in der Feste zu sehen bekommen würde.
"Mein Bruder ist ein toller Stratege und Einbrecherkünstler.. du wirst schon sehen. Wir kommen in die Feste rein und finden alle Gefangenen", versuchte sie ihn aufzumuntern, lächelte ihn an. "Es ist gut, dass Minan dich hat. Vielleicht denkt er gerade jetzt an dich und es gibt ihm Kraft..." Sie fragte ihn, wie lange Merion schon mit Minan zusammen war, versuchte ihn dazu zu bringen an schönes zu denken und nach schönen Erlebnissen zu fragen, damit der Dea al Mon für einen Moment die schweren Gedanken vergaß.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Merion » Fr 23. Sep 2022, 21:11

"Ich weiss und es ist furchtbar", klagte Merion leidenschaftlich auf den Hinweis, dass er an der Situation zur Zeit nichts ändern konnte. Er sollte sich wohl nicht so vor einer Fremden auslassen. Sie war keine Dea al Mon. Merion konnte nicht einschätzen, wie sie reagierten würde. Doch die Hexe traf zielsicher Punkte in seinem Innern, die ihn schwer beschäftigten. Gleichzeitig schien sie ihn auch zu trösten zu versuchen. Sie sagte ihm, dass er stark sein müsse. Wenn Minan ein Gefangener wäre, könnte ihm viel schweres passiert sein. Er würde jemanden brauchen, der ihm half und ihn tröstete. Merion nickte. Das wollte er immer. Doch Minan oder eher Darken wollte oft nicht reden. Er wollte es einfach nur schön bei ihm sagen.

"Du meinst, dass sie ihn vergewaltigen und foltern, oder?" fragte er leise auf ihre behutsamen und doch so eindringlichen Worte. Sie erinnerten ihn stark an die Besorgnis von Darken, als er ihm hatte ausreden wollen, anstatt seiner Eltern in den Krieg zu ziehen. "Minan... er hat mir davon erzählt, dass ihr das macht." Merion hielt sich an dem Geländer des Schiffes fest und starrte in den Himmel. "Also nicht du, Lady Laree", beeilte er sich zu sagen, als er merkte, wie seine Worte auch verstanden werden konnten. "Aber viele der Leute, die in Steinhäusern wohnen. Viel zu viele. Es ist furchtbar."

Die freundliche Hexe schien ihm seine Worte nicht böse zu nehmen. Stattdessen meinte sie, dass ihr Bruder ein toller Stratege und Einbrechkünstler sei. Sie würden in die Feste reinkommen und alle Gefangenen finden. Ausserdem wäre es gut, dass Minan ihn hätte. Womöglich dächte er gerade an ihn und es gäbe ihm Kraft. Das war ein schöner Gedanke und diesmal konnte Merion tatsächlich leicht lächeln.
"Einbrechkünstler?" fragte er unwissend nach. "Was ist das?" dieses Wort kannte er nicht. "Die anderen Gefangenen, kennst du sie? Iason? Wie ist er? Minan ist übrigens auch noch ein Prinz. Nicht nur eine Schwarze Witwe alleine."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Laree » Fr 23. Sep 2022, 21:12

Etwas überrascht sah Laree zu dem jungen Krieger, als er von Vergewaltigung und Folter sprach. Sie hatte nicht erwartet, dass er dies wusste und wer hatte ihm so schreckliche Sachen gesagt? Sie zögerte kurz, nickte dann aber. Kein Grund den Dea al Mon anzulügen. Er erklärte, dass Minan ihm erzählt hatte, dass sie das machen würden.
"Wir?", fragte Laree kritisch. Merion verbesserte sich hastig, dass er nicht sie meinte, sondern die Leute, die in den Steinhäusern wohnten. Es wären viel zu viele, die dies machten. Ah, dann hatte ihm Minan wirklich viel anvertraut und anscheinend auch das was ihm in Hayll widerfahren war.
"Wir sind nicht alle so", wandte sie ein. "Die meisten sind nicht so", fügte sie hinzu. "Aber es reicht bereits einer..." Ihr goldener Blick wurde leicht dunkler, während sie auf die sturmumtosten Wellen sah. Es wäre besser über etwas hoffnungsvolleres zu sprechen. So versuchte die Hexe sie beide aufzumuntern und ihnen Mut zu machen. Minan würde vielleicht gerade jetzt an seinen Gefährten denken und das brachte den Dea al Mon zum Lächeln. So sah er gleich nochmal so hübsch aus.
"Ein Einbrecherkünstler ist jemand, der auch in gut gesicherte und verriegelte Festungen hineingelangt. Normalerweise um Dinge daraus zu stehlen." Sie grinste spitzbübisch. Sie war mittlerweile auch gut darin, Schlösser zu knacken oder jemanden das Geld aus der Tasche zu ziehen, aber längst nicht so gut wie Eneas und seine Mannschaft. "Er wird dafür sorgen, dass wir in die Feste kommen."

Merion fragte sie nach den anderen Gefangenen und ob sie Iason kennen würde. Dann fügte er hinzu, dass Minan auch ein Prinz wäre. Laree nickte. Das wusste sie ja bereits. "Eine sehr seltene Kombination. Die Königin bei der er ist.. Zorya. Sie wird sehr interessiert an ihm sein. Ich meine, sie wird dafür sorgen, dass er am Leben bleibt", fügte sie schnell hinzu, da man ihre ersten Worte auch falsch verstehen konne. "Ich denke, sie wird sich dafür interessieren, dass er eine Schwarze Witwe ist. Nicht dass er ein Mann ist."
Aber dasselbe ließe sich vermutlich nicht für alle in der Feste sagen und Minan hatte so eine Ausstrahlung...
"Iason ist auch ein guter Freund von mir." Sie kam etwas näher zu Merion. "Ich kenne ihn schon seit ich ein Mädchen war. Aber was noch viel wichtiger ist, mein Bruder ist ganz fett verknallt in ihn." Laree zwinkerte dem Dea al Mon zu. "Das heißt, er wird alles menschenmögliche unternehmen, um ihn zu retten. Alles. Und die beiden haben einfach ein romantisches Ende verdient", seufzte die Hexe. "Ich weiß nicht, ob Iason in einer Zelle sein wird. Wir Hayllier sind listig und raffiniert. Wenn er es schafft, wird er bestimmt dafür sorgen, dass er die Feste ausspionieren kann. Wer weiß, vielleicht weiß er auch wo Minan ist oder hat ihn bereits getroffen. Iason ist eine herzensgute Seele und er kann nie wegschauen, wenn irgendwo ein Unrecht geschieht. Er wird Minan bestimmt helfen", erzählte Laree. "Die anderen Gefangenen sind dhemlanische Soldaten, die in Raej stationiert waren. Ich kenne sie ein bißchen..." Sie waren gut zu ihr in Loraka gewesen. Besonders Zucker...
"Sie haben versucht Zorya in Raej zu überwältigen, doch es hat nicht geklappt. Die Soldaten mögen raubeinig erscheinen, aber ich glaube, sie haben das Herz am rechten Fleck. Ich hoffe, wir finden sie auch in Dalmadans Feste", sprach Laree ihre Gedanken aus. "Darunter ist einer, der hat einen süßen Spitznamen. Zucker." Sie grinste. "Er war immer sehr nett zu mir..."
Ob Zucker wusste wieso Kosta und Ayden sie verraten hatte? Ob einige von ihnen eingeweiht gewesen waren? Bei Rashar hatte es ganz und gar nicht danach geklungen.
"Dann ist da noch.. mmhhh mein alter Arbeitgeber", umschrieb sie es. "Ein Prinz, der für Haylls Hof arbeitet. Er ist ein Meister darin, Frauen um den Finger zu wickeln. Vielleicht hält er Zorya beschäftigt und abgelenkt." Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Ayden ein Gefangener war. Er konnte sich aus allem herausreden.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Merion » Fr 23. Sep 2022, 21:13

Laree erklärte ihm, was ein Einbrechkünstler war. Doch Merion war sich nicht so sicher, ob er sie recht verstanden hatte. Das klang irgendwie sehr nach einem Dieb. Doch bei der hayllischen Hexe sah es ganz so danach aus, als wäre das etwas gutes. Merion runzelte verwirrt die Stirn. Aber vielleicht hatte sie recht und für sie war es wirklich etwas gutes, dass Taelos so gut einbrechen konnte. Es würde ihnen helfen, Minan zu befreien.

Im Gegenzug fragte Merion nach den anderen Gefangenen, schob dann noch hinterher, dass Minan auch noch ein Prinz war. Einfach damit sie auch ja den richtigen Gefangenen befreiten. Laree fand das gut, dass Minan so eine seltene Kombination von Blutkasten war. Das würde Zorya interessieren. Wieder verstand Merion nicht so recht, was daran gut war. Laree erklärte rasch, dass Minan deswegen am Leben bleiben würde und nicht weil er ein Mann sei. Oh, sie schien zu meinen, dass sie Minan deshalb nicht vergewaltigen würde. Merion hoffte es sehr. Minan hatte schon viel zu viel zu leiden gehabt.

Laree begann von Iason zu erzählen. Er sei ein Freund von ihr, den sie schon kannte, seit sie ein Mädchen war. Merion wusste nicht, wie alt Laree war, konnte es noch nicht einmal abschätzen. Doch er vermutete, dass es eine schön lange Zeit war. Da konnten sich bestimmt sehr tiefe Freundschaften entwickeln.
"Fett verknallt?" hakte er verwirrt nach. Die Hexe benutzte so viele umgangssprachliche Wörter und Redewendungen, dass es ihm schwer fiel, ihr zu folgen. Es stellte sich jedoch heraus, dass ihr Bruder sehr verliebt in Kason war und deswegen alles daran setzen würde, um ihn zu befreien und Minan auch. Merion bekam leicht rote Wangen vor Verlegenheit, weil seine eigene Verliebtheit so unterstrichen wurde. Es tat aber sehr gut zu hören, dass es jemandem hier auf dem Schiff ganz ähnlich ging wie ihm. Das hiess, sie würden sich wirklich alle Mühe geben, Minan zu finden und nicht einfach nur seine Königin und ihre Begleiter. Es gab Merion Hoffnung. Genau wie die Beschreibung von Iason, der vielleicht in einer Zelle sass, sich aber vielleicht auch durch eine List frei bewegen konnte. Womöglich hatte er Minan getroffen und weil er so ein guter Mensch sei, versuchte er ihm sicher zu helfen. Merion hoffte, dass sie auch diesen Iason befreien konnten und er wünschte sich auch für Taelos und Iason ein romantisches Ende. Genau wie für Minan und sich.

"Und du bist ganz fett in diesen Zucker verknallt?" wagte er es Laree nach dem einen Soldaten zu fragen, den sie so hervor hob und der immer sehr nett zu ihr gewesen sei. Die Hexe wehrte jedoch lachend ab und nun bekam Merion erst recht rote Ohren vor Verlegenheit. Laree erklärte ihm, dass Zucker eben nur einfach sehr nett zu ihr gewesen sei und das Herz am richtigen Fleck hatte. Das bedeutete wohl, dass er ein guter Mann war.
"Frauen um den Finger zu wickeln?" musste er erneut eine Redewendung erfragen. Allmählich wurde er doch müde. Zwar hatte er schon gemerkt, dass er als Dea al Mon weniger Schlaf brauchte, als ander Blutleute, doch heute war ein aufregender Tag gewesen und durch das Gespräch mit Laree, fiel zum ersten Mal etwas Balast von seinen Schultern. Vielleicht sollte er doch noch nach der Schlafmöglichkeit fragen. "Du hast am hayllischen Territoriumshof gedient? Alle hier?" Im Gespräch unten in dem Versammlungsraum hatte der Kapitän so eine Andeutung gemacht, dass er die hayllische Territoriumskönigin kannte. Genau wie Minan. Vielleicht waren sie sich ja schon einmal begegnet. Aufregung erfasste ihn. Ob er sagen sollte, dass Minan die Königin auch kannte. Aber sie hatte ihn vor Augen aller getötet. Besser er liess Minan tot und sagte nichts. Andererseits hatte er schon seinen Namen genannt. Also müsste Laree doch eigentlich wissen, von wem er sprach. Warum tat sie so, als kenne sie Minan nicht. Oh, das war alles sehr verwirrend. Besser er sprach zuerst mit Eoshan darüber.
"Es ist langsam wirklich schon spät geworden", schob er seine Müdigkeit vor. "Wenn ich nun doch nach einer Schlafgelegenheit fragen darf? Vielen Dank, Lady Laree, für dieses aufmunternde Gespräch. Ich fürchte nur, ich bin zu müde, um ihm noch richtig folgen zu können."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Laree » Fr 23. Sep 2022, 21:14

"Verliebt meine ich. So wie du in deinen Gefährten verliebt bist", erklärte Laree, da der Dea al Mon das Wort 'verknallt' nicht verstand. Der Jugendliche errötete leicht. Der war ja süß, fand Laree. Und anscheinend noch nicht ganz so erfahren, wenn er bereits dabei rot wurde. Die Hexe versuchte Merion nur klar zu machen, dass Eneas nicht locker lassen würde bis sie in Dalmadans Feste waren und Kosta gefunden hatte.
Dafür traute sich der junge Krieger aber trotzdem frech zu fragen, ob sie in Zucker verknallt wäre. Laree lachte, schüttelte den Kopf.
"Er ist ein heißer Kerl, aber nein, ich bin nicht in ihn verliebt", wehrte sie ab. "Er ist ein guter Mann und er war immer nett zu mir. Ich hoffe, es geht ihm gut."
Es war wohl alles etwas zu viele unbekannte Informationen, die der Dea al Mon zu verarbeiten hatte. Verwirrt fragte er nach, was es bedeutete, jemanden um den Finger zu wickeln. "Ich meine, er ist gut darin, Frauen zu verführen und sie dazu zu bringen ihm seine Wünsche zu erfüllen." So hoffte Laree, dass Ayden es schaffte Zorya wieder auf diese Weise zu umgarnen und das Gegenmittel zu sichern. Nicht einen Moment glaubte sie daran, dass er die Seite gewechselt hatte und übergelaufen war. So dumm und kurzsichtig war er nicht.
Leider hatte sie in ihren Bemühungen den Jugendlichen abzulenken, vielleicht zu viel preisgegeben und trotz der vielen Informationen, zog Merion gleich die richtigen Schlüsse und fragte sie, ob sie am hayllischen Territoriumshof gedient hätte. Laree dachte kurz darüber nach, nickte dann doch. Timaris hatte ihr nie gesagt, dass sie irgendetwas verheimlichen sollte über Minan.
"Ja, ich habe dort gedient. Die anderen nicht. Es sind.. Wegelagerer wie deine Königin gesagt hat, die es vorziehen, wenn man nicht in ihrer Vergangenheit stöbert", erklärte sie. "Piraten heißt es eigentlich. Meist stehlen sie von reichen Handelsschiffen, befreien Sklaven oder ärgern die Dhemlaner."

Merion fragte nun doch, ob er zum Schlafquartier könnte. Er wäre zu müde um ihr noch folgen zu können. Laree nickte verständlich. Auf Deck war es auch wirklich ungemütlich und viel zu kalt für die Hayllierin. So war sie froh, als sie unter Deck konnten. Sie führte den Dea al Mon zu einer kleinen Koje. Hier lag schon Gepäck eines anderen Dea al Mon, aber sie waren alleine.
"Hier kannst du dich ausruhen. Frühstück gibt es in der Messe. Das große Esszimmer wo wir waren", erklärte sie. Laree verharrte noch etwas an der ovalen, kleinen Türe.
"Wieviel weißt du über Minans Vergangenheit?", fragte sie leise, den Kopf halb an den Türrahmen lehnend. Merion sah sie vorsichtig an und fragte nach einer bedeutungsschweren Pause wie sie auf diese Frage käme. Laree zuckte mit den Schultern.
"Er ist kein Dea al Mon, meine ich. Ich fragte mich wie er dann zu euch gekommen ist", tastete sie sich vorsichtig vor. Wenn Merion nichts genaues über Minan wusste, wollte Laree lieber nicht zu viel sagen und es ihm nicht noch schwerer machen. Anderseits hatte Minan ihm wohl erzählt, dass die Menschen in den Steinhäusern vergewaltigten und folterten. Irgendetwas musste Merion also bereits wissen.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Merion » Sa 24. Sep 2022, 07:06

Diese Hayllier hatten wirklich sehr merkwürde Wertvorstellungen. Dass sie es gut fanden, wenn man irgendwo einbrach und etwas stahl und dass es etwas gutes war, Frauen zu manipulieren und für sich auszunutzen. Das war doch einfach nur respektlos und ging Merion absolut gegen den Strich. Noch seltsamer fand er, dass es ausgerechnet eine Frau war, die ihm das sagte und diese Eigenschaften gut fand. Und da war noch etwas, was ihm auffiel. Nähmlich, dass es ganz so klang, als hätte Laree am Territoriumshof gedient. Dort wo aud Minan für eine Weile gelebt hatte. Als er sie darauf ansprach, gab sie das auch zu. Allerdings hätte nur sie dort gedient. Die anderen nicht. Sie wären Wegelagerer oder genauer Piraten. Sie würden von reichen Handelsschiffen stehlen, Sklaven befreien und Dhemlaner ärgern. Dabei klang sie noch immer so, als wäre das etwas gutes. Nun, dass sie Sklaven befreiten war sicherlich etwas gutes.

Da ihm das Gespräch über Minan und den hayllischen Territoriumshof doch allmählich zu heikel wurde, schob er Müdigkeit vor und bat darum, die vorher angebotene Schlafmöglichkeit gezeigt zu bekommen. Laree zeigte sich sehr verständnisvoll und brachte ihn gleich wieder in das Innere des Schiffes. Dabei wäre Merion lieber draussen geblieben. Auch wenn es da frisch und windig war. Die Hexe brachte ihn zu einem ganz kleinen Zimmerchen, das aus einem einzigen, schmalen Gang zu bestehen schien. Auf der einen Seite war eine Wand und auf der anderen Seite waren zwei schmale Betten übereinander gestellt. So, dass sowohl unten als auch oben genügend Platz war, damit eine Person in dem Bett schlafen konnte. Laorions Gepäck befand sich bereits auf dem unteren Bett. Dann würde Merion oben schlafen.

Laree erklärte ihm, wo es das Frühstück geben würde. Messe hiess der grosse Raum von vorhin. Komischer Name. Ob man darin auch von etwas Mass nahm, dass er so hiess? Bevor er sich von der Hexe dankend verabschieden konnte, fragte sie ihn auf einmal leise, was er über Minans Vergangenheit wisse. Dabei lehnte sie ihren Kopf leicht gegen den Türrahmen. Merion musterte sie vorsichtig und wusste nicht so recht, was er dazu sagen sollte. Er verstand nicht, warum Laree das fragte. Taten das Hayllier bei jedem oder kannte sie Minan vielleicht doch? Und wenn ja, war sie ihm wohlgesonnen oder gehörte sie zu denen, vor denen Königin Tolarim Minan hatte beschützen wollen
`"Wie kommst du auf diese Frage", wollte er schliesslich unwohl wissen. Die Hexe zuckte mit den Schultern, als wäre es nicht wichtig. Sie erklärte, dass Minan kein Dea al Mon sei. Da würde sie sich fragen, wie er zu ihnen gekommen sei. Merions blinzelte die Hexe an. Sie wirkte so freundlich und nett. Doch gerade merkte er, dass sie sehr gefährlich war. Da stimmte etwas ganz gewaltig nicht. Niemand hatte gesagt, dass Minan kein Dea al Mon war.
"Ich..." Merion musste sich räuspern. "Ich glaube, du hast da etwas falsch verstanden, Lady Laree", wandte er hastig ein. "Minan ist nicht Königin Sitaras leiblicher Bruder. Aber das wars auch schon. Ich danke dir dafür, dass du so freundlich zu mir warst und mir dieses Zimmer gezeigt hast. Ich wünsche dir eine gute Nacht." Damit verneigte er sich angemessen und schloss dann rasch die Tür, damit die Hexe ihm nicht noch weitere gefährliche Fragen stellen konnte. In heller Aufregung sandte er seiner Königin auf einem abgeschirmten Speerfaden, was er gerade erlebt hatte, um sie zu warnen. Zu seiner Erleichterung schien sie nicht sonderlich überrascht zu sein, lobte sein Handeln und versprach ihm, sich darum zu kümmern. Er müsse sich keine Sorgen machen. Dennoch konnte Merion erstmal überhaupt nicht schlafen, nachdem er sich in sein Bett gelegt hatte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Sa 24. Sep 2022, 08:02

Während sie sich noch unterhielten, erhielt Eneas einen Speerfaden von Eoshan, dass sie sich später noch mit ihm unterhalten wollte. Alleine. Dabei klang sie etwas verlegen und hatte rote Wangen bekommen, was der Krieger nicht richtig zuordnen konnte. Wieso sollte sie verlegen sein? Aber es musste damit zu tun haben, als er erwähnt hatte, dass Iason auch für die Königin von Hayll wichtig sei. Anscheinend hatte dies die Dea al Mon nicht gewusst, doch da sie eine Schwarze Witwe war, fragte sich Eneas durchaus was sie alles gesehen hatte und ob sie ihnen tatsächlich alles gesagt hatte.
Eneas verschob die Gedanken auf später, da gerade die Suppe ausgeschenkt wurde. Befremdlich sah er zu wie sich die Glacier darüber hermachten und jedem Piraten dabei Konkurrenz machen könnten was Tischmanieren betraf. Sie waren eindeutig anders als das frühere höfische Glacia was Eneas kennengelernt hatte auf seinen Reisen. Sein Blick wanderte weiter und er sah Laree wie sie sich mit dem jüngsten Dea al Mon der Gruppe unterhielt. Eneas hatte versucht seiner Schwester auszureden mitzukommen, aber das war völlig unmöglich gewesen. In Raej war er sehr froh, dass sie dabei gewesen war. Andernfalls hätten sie sich vielleicht den Weg freikämpfen müssen bei der 6ten Kompanie. Aber Laree, oder Venka wie sie dort bekannt war, schienen sie zu mögen. Laree hatte immer noch nicht viel über ihre Zeit in der dhemlanischen Armee erzählt. Ungefähr genausoviel wie ihre Zeit beim hayllischen Hof. Es gab Eneas zu denken.

Als das Essen zuende war und man Schlafquartiere für ihre neuen Gäste suchte, wandte sich Eneas an Eoshan.
"Ich kann dir jetzt den Kartenraum zeigen", bot er an. "Wenn du die Pläne der Festung siehst, kannst du mir vielleicht genauer sagen, wo diese Krankenstation sein könnte in der dein Bruder festgehalten wird."
Ihr Begleiter, Rachhad, schien sofort mitkommen zu wollen. Er wirkte wie ihr zweiter Schatten. Eoshan schaffte es trotzdem alleine die Messe zu verlassen und Eneas führte sie in den Kartenraum. Er trat zu einem der Regale und holte die Rollen mit den passenden Plänen heraus, um sie auf dem Tisch ausbreiten und mit kleinen Gewichten befestigen zu können. Immer noch schwankte die 'E' hin und her. Die See hatte sich noch nicht beruhigt. Kurz musste Eneas daran denken wie Kosta das letzte Mal mit ihm im Kartenraum gewesen war. Er, Laree, Maeve und Malateste waren gerade knapp aus Loraka entkommen. Nach Wochen hatte er Kosta endlich wiedergesehen, hatte ihn hier umarmen und küssen wollen. Hier hatte er zum ersten Mal zu spüren bekommen, dass zwischen ihn etwas nicht mehr in Ordnung war. Eneas wusste immer noch nicht genau woran das lag. Ob es wirklich nur wegen Zucker war oder weil Kosta die geheime Liebschaft, die sie gehabt hatten, nicht mehr genügt hatte. Vielleicht hatte Kosta sich in Raej auch verändert... er hatte nie mit ihm genau darüber geredet. Es war nie Zeit gewesen und dann war bereits der Streit passiert...
Eneas merkte, dass er schon viel zu lange praktisch durch die Karte der Festung hindurchstarrte ohne sie recht zu sehen. Er räusperte sich und hob den Blick wieder.
"Du wolltest mit mir reden", erinnerte er die Königin.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Sa 24. Sep 2022, 19:55

Taelos war so höflich und ging nicht weiter auf ihren Speerfaden, beziehungsweise auf ihr verlegenes Erröten ein. Das gab Eoshan die Gelegenheit sich zu fassen. Noch mehr Zeit bekam sie dadurch, dass gerade eine Suppe ausgeschenkt wurde. Sie roch kräftig und aromatisch. Die Glacier machten sich mit gewohntem Heisshunger darüber her. Aber auch die Dea al Mon langten kräftig zu, da diese Suppe genau das Richtige war, für in diesem schwankenden Haus auf dem Meer. Allerdings assen die Kinder des Waldes bedeutend geräuschloser und graziler, als ihre Verbündeten.

Nach dem Essen und sich mehr oder weniger vorsichtig kennen lernen, zeigten die Wegelager ihnen grosszügig Quartiere, wo sie nächtigen durften. Eoshan war beeindruckt von dem Mut, Fremde Leute in ihr kleines Heim zu lassen. Obwohl es doch erstaunlich gross war, wie sie hier unter der Oberfläche feststellte.
Taelos bot ihr nun an, einen Moment lang ungestört mit ihm zu reden. Dabei wollte er ihr diesen faszinierenden Kartenraum zeigen. Sofort war Rachhad an ihrer Seite, wollte sie begleiten. "Ich bin doch gleich nebenan", wehrte sie die Bemühung ab. "Du wirst immer meine Signatur spüren können. Ausserdem bin ich nicht alleine." Widerwillig liess Rachhad sie ziehen und Eoshan folgte Taelos mit einem freundlichen Lächeln aus dem Essraum.

Sie kamen in einen kleinen Raum voller Regale mit aufgerollten Papieren. Karten, wie sich zeigte, nachdem einige der Rollen aus den Fächern genommen und auf dem grossen Tisch aufgerollt hatte. Mit kleinen Gewichten befestigte er die Ecken. Die Gewichte mussten aber schwer genug sein, dass sie trotz des Schwanken des Schiffes nicht von Tisch kullerten. Dieses Schwanken war lustig. So ganz anders als das wogen der Äste im Wind. Manches mal kitzelte es sogar im Bauch. Wenn auch nicht mehr so heftig, wie da wo sie mit dem Boot auf dem Wasser gewesen waren.

Neugierig musterte sie die Karten. Es waren viele verwinkelte Gänge, Treppen und Hallen. Dalmadans Feste musste riesig sein. so starrten sie gemeinsam auf die Karten, um sie zu studieren. Zumindest dachte die junge Königin das. Dass der Kapitän ins nichts starrte, bekam sie nicht mit. Zu sehr war sie damit beschäftigt, sich alles möglichst genau einzuprägen. Der Kapitän riss sie aus ihrem Studium, indem er sie daran erinnerte, dass sie mit ihm hatte sprechen wollen.
"Ja", antwortete sie gedehnt. "Gleich."
"Das solltest du dir ansehen, Nüsschen", wandte sie sich stattdessen erst einmal an den pelzigen Krieger in ihrer Umhangkapuze. "Es wird gut sein, wenn du die Wege bereits kennst." Widerstrebend sandte ihr das verwandte Wesen auf einem abgeschirmten Speerfaden, dass Taelos ein Hayllier sei. Hayllier hätten Minan weh getan.
"Ich weiss", nickte Eoshan geduldig. "Aber nicht jeder Hayllier ist gleich. Jeder Mensch ist anders als der andere. Taelos will Minan nicht wehtun. Er will uns helfen, ihn zu finden und möchte, dass wir ihm helfen, seinen Gefährten zu finden. Genau wie Merion und Minan."
*Wie Minan und Merion?* sandte Nüsschen abgeschirmt. *Dann ist Taelos traurig. Wir helfen ihm."
"Ja, das werden wir", bestätigte Eoshan und liess Nüsschen Zeit, schüchtern aus ihrer Mantelkapuze zu klettern.
"Ich weiss nicht wo genau, Minan festgehalten wird", wandte sie sich wieder an Taelos. "Labor hat er es genannt. Aber ich habe viele Heilerinnen in seiner Nähe gespürt. Sie wollten ihn aufschneiden. Aus reinem Instinkt heraus, würde ich sagen, diese Krankenstation befindet sich hier." Sie deutete auf einige Zimmer in den unteren Geschossen, ohne zu wissen, dass sie auf den Kerker zeigte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Sa 24. Sep 2022, 19:56

Nun schien die Königin es auf einmal nicht mehr so eilig zu haben ihm zu sagen weswegen sie mit ihm hatte sprechen wollen. Stattdessen erwähnte sie jemanden namens Nüsschen und es dauerte etwas bis Eneas aufging, das sie das Eichhörnchen meinte, das es sich in der Kapuze ihres Umhanges gemütlich gemacht hatte. Eneas beobachtete die beiden interessiert.
"Ein verwandtes Wesen aus dem Wald?", fragte er. Zwar hatte er mitbekommen, dass die Dea al Mon Tiere mitgebracht hatte, doch er hatte dem bisher nicht viel Bedeutung beigemessen. Verwandte Wesen waren selten. Der Hayllier hatte jedenfalls noch nie ein solches Eichhörnchen gesehen. "Ich muss zugeben, ich habe so eines noch nie gesehen. Man hört Geschichten... und weit draußen im Ozean sind mehr als sich die meisten vorstellen würden, doch noch nie ein Eichhörnchen." Tileo hätte das sicherlich spannend gefunden. Eneas wollte ihm gerne alle Abenteuergeschichten, natürlich kindgerecht, erzählen. Er vermisste den Jungen, aber bei Estella und ihren Kindern war er gut aufgehoben solange bis sie ihn zurück zu seiner Familie bringen würden. Natürlich hatte Tileo wieder mitkommen wollen und es hatte viel Überzeugungskraft gebraucht, um ihn davon abzuhalten.
Eoshan unterhielt sich augenscheinlich mit Nüsschen, doch Eneas bekam nur ihre Antworten mit. Dass nicht jeder Hayllier gleich wäre und er Minan nicht wehtun wollte. Hayllier hatten anscheinend einen schlechten Ruf bei den Dea al Mon. Es wunderte Eneas nicht. Man hielt sein Volk oft für listig und verschlagen, aber wer so dachte, verurteilte sie zu schnell. Hayllier waren so temperamentvoll und engagiert, herzlich und voller Freude am Leben.
"Iason ist nicht mein Gefährte", wandte Eneas leicht betrübt ein. Wie hatte sich das so schnell herumgesprochen? Er hatte nur gesagt, dass Iason ein Mannschaftsmitglied war. Er pausierte kurz. "Gut, ich wünschte, er wäre mein Gefährte, aber es ist nicht so einfach." Er wollte der immer noch Fremden nicht alles davon erzählen. Ob sie als Schwarze Witwe etwas gesehen hatte? Der Krieger war versucht sie danach zu fragen.
"Merion ist der junge Dea al Mon, der euch begleitet?", schlussfolgerte der Kapitän. Das musste Minans Gefährte sein.

Er lächelte das Eichhörnchen warm an, als es aus der Kapuze kletterte und sich auf Eoshans Schulter bequem machte. Es wirkte fast, als würde das Wesen die Karte studieren. Die Königin sagte, dass Minan es ein Labor genannt hätte wo er gefangen gehalten würde. Sie wollten ihn aufschneiden. Eoshans Finger tippte auf untere Geschosse. Eneas vertraute den Instinkten der Schwarzen Witwe und markierte den Bereich.
"Dido hat einen Plan ausgearbeitet wie wir am besten unentdeckt in die Festung gelangen. Es erfordert viel Klettern. Man sagt sich, die Dea al Mon wären sehr gute Kletterer, aber ich weiß nicht wie es bei den Glaciern aussieht", gab er zu bedenken. "Dalmadans Feste liegt hoch auf dem Gipfel eines Berges, ist sogar halb aus dem Berg gebaut. Auf einer Seite fällt es steil ab. Sie werden nicht erwarten, dass von dort jemand angreift. Es ist die gleiche Stelle aus der der Wasserfall in die Tiefe stürzt. Der Wasserfall kommt von einer Quelle im Berg. Unterirdische Tunnel, die mit der Festung verbunden sein müssen. So jedenfalls unsere Vermutung. Der Aufstieg wird gefährlich, aber nicht unmöglich... jedenfalls besser als die gut bewachte Straße rauf zum Haupttor", erzählte er ihr den Plan.
"Was wolltest du mit mir noch besprechen?", wiederholte Eneas seine Frage von vorhin.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Sa 24. Sep 2022, 19:59

Etwas irritiert blinzelte sie Taelos an, als dieser meinte, Iason wäre nicht sein Gefährte. "Hast du ihn mir nicht als deinen Gefährten vorgestellt?" fragte sie etwas überrascht. Taelos schränkte ein, dass er sich wünschte, Iason wäre sein Gefährte. Nur wäre das nicht so einfach. Eoshan nickte verstehend. Liebesdinge schienen manchmal wirklich nicht einfach zu sein.
"So viel älter als Merion bin ich nun auch wieder nicht", lachte sie leise, als der Kapitän nach dem jüngsten Mitglied ihrer Gruppe fragte. Seiner lustigen Formulierung nach, klang es fast so, als wäre sie schon dreissig Jahre alt oder noch älter. "Aber ja, der junge Krieger ist Merion Riendes und Minans Gefährte. Und das hier ist Lord Nüsschen. Lord Nüsschen, dies ist Lord Taelos. Er ist der Anführer der Wegelagerer in diesem Haus." Das Eichhörnchen blickte den Hayllier aus seinen schwarzen, intelligenten Knopfaugen unergründlich an, wackelte kurz mit seinem Näschen, bevor er vor dem Kapitän eine Nuss erscheinen liess. Ein Friedensangebot. Mehr Kontakt wollte er zu dem Hayllier jedoch nicht aufbauen. Lieber studierte er die Karte weiter.

Der Kapitän erklärte ihr derweil, was für einen Plan sie hatten, in die Burg zu gelangen. Sie wollten die Felswand hochklettern und den Wasserfall nutzen, um in die Kellergewölbe zu gelangen. Für Eoshan klang der Plan schlüssig und gut, musste dann aber schmunzeln, als er die Glacier erwähnte. "Sie sind zäh, willensstark und viel anpassungsfähiger, als sie es von sich selber glauben", offenbarte sie ihre eigenen Beobachtungen. "Ich bin mir sicher, sie werden einen Weg nach oben finden. Wir werden ihnen dabei helfen." Weiter zu bestätigen, dass sie gut klettern konnten, hielt sie nicht für nötig.

Erneut fragte Taelos sie, was sie mit ihm hatte besprechen wollen. Eoshan nickte und wollte antworten, als sie einen aufgelösten Speerfaden von Merion erhielt. Der junge Krieger befürchtete, dass die Schwester des Kapitäns versucht hatte, ihn auszuhorchen und er hatte Angst, zuviel verraten zu haben. Ausserdem hätte Laree am Hof der hayllischen Territoriumskönigin gedient. Das war wahrlich eine Überraschung. Nachdenklich blickte sie Taelos an. Sie war sich so sicher gewesen, dass er ihnen bei der Rettung von Minan helfen würde. Aber für Hayll musste Minan tot sein. Laut seiner Schilderung, wie und wann er getötet worden war, musste das ganz Draega mitbekommen haben. Warum tat Laree also, als wüsste sie nichts davon? Wusste sie es wirklich nicht. Laut Merion hatte sie jedoch gewusst, dass Minan kein gebürtiger Dea al Mon war.
"Warum hat deine Schwester nicht gesagt, dass sie Minan kennt?" fragte Eoshan deshalb frei heraus. Auch wenn sie Taelos eigentlich nach Iason und Ayden hatte befragen wollen.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Sa 24. Sep 2022, 20:15

"Oh.. ich wusste nicht..", wandte Eneas leicht verlegen ein, als sich die Königin scherzhaft beschwerte, dass sie nicht viel älter als Merion wäre. "Es ist schwer euer Alter einzuschätzen." Dann war die Dea al Mon viel jünger als gedacht. Dafür wirkte sie sehr stark und entschlossen, kam es dem hayllischen Krieger vor.
Sie stellte ihm auch Lord Nüsschen vor, das Eichhörnchen. Es schien nicht viel von ihm zu halten, hielt dann Eneas aber eine Nuss entgegen. "Danke... ich glaube, wir haben im Vorrat ein paar Walnüsse und Cashewkerne aus Hayll", bot er an, doch das Verwandte Wesen zog sich sehr schnell wieder zurück und schien weiterhin skeptisch. So konzentrierte sich der Krieger auch wieder darauf den Plan zu erklären wie sie in die Festung kamen. Eoshan hatte keine Einwände und bemerkte nur über die Glacier, dass sie zäh wären und viel anpassungsfähiger als sie es selber glaubten. Eneas schmunzelte leicht.
"Die Königin hat sehr dunkle Juwelen und auch einer ihrer Begleiter... wir müssen sie verbergen bevor Zorya sie bemerkt", gab er zu Bedenken. Natürlich wollte er die Stärke ihrer neuen Gäste in der Feste dabei haben, aber bis sie heimlich dorthin kamen, war es eine andere Sache. Zorya besaß ebenfalls schwarzgrau. Sie würde einen Sichtschutz dieser Art bemerken.
"Hoffen wir, die Schattenkönigin ist abgelenkt."
Sie hatten leider keinen Kontakt zu den Bewohnern der Feste. Es war zu gefährlich Kosta vorher zu senden. Eoshan hatte sie schon gewarnt, dass viele Schwarze Witwen in der Feste ständig aufpassten. Die Dea al Mon hatte eine Vision über ihren Befreiungsversuch gehabt. Was, wenn die Schwarzen Witwen in Dalmadans Feste ebenfalls etwas gesehen hatten und schon auf sie warteten? Ein mulmiger Gedanke.

Lieber fragte er Eoshan was sie mit ihm hatte besprechen wollen. Die Königin sah ihn nachdenklich an und fragte dann plötzlich, wieso Eneas' Schwester nicht gesagt hätte, dass sie Minan kannte.
"Sie kennt Minan?", fragte Eneas verwirrt. Damit hatte er nicht gerechnet. "Davon weiß ich nichts... wie kommst du darauf?" Sie sagte ihm, dass Laree mit Merion geredet hätte. Sie hätte am hayllischen Hof gedient.
"Ja, das hat sie", bestätigte Eneas. "Für eine Weile. Jetzt nicht mehr. Was hat das mit Minan zu tun? War er... am hayllischen Hof?", fragte er überrascht. "Laree und ich reden nicht oft über den Hof der Territoriumskönigin", gab der Kapitän zu. Aus Gründen, die er nicht unbedingt vor der Dea al Mon ausbreiten wollte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Sa 24. Sep 2022, 20:25

"Ich weiss, was du meinst", schmunzelte Eoshan, als Taelos doch etwas verlegen zu sein schien, weil er ihr Alter nicht hatte einschätzen können. "Mir geht es auch so mit euch Langlebigen. Und selbst wenn man dann einmal ungefähr einschätzen kann, in welche Altersgruppe sein Gegenüber gehört, ist die Vorstellung doch sehr seltsam, dass jemand zweihundert Jahre alt ist, aber in ungefähr der selben Entwicklungsstufe eines Zwanzigjährigen ist. So wurde es mir zumindest erklärt." Dabei war es eigentlich nicht wichtig. Taelos war sehr freundlich und bot Nüsschen Walnüsse und Cashewkerne aus ihrem Vorrat an. Der pelzige Krieger ging nicht auf das Angebot ein, weil er noch zu misstrauisch war, doch Eoshan war sich sicher, dass man ihn früher oder später in der Vorratskammer bei besagten Nüssen finden würde.

"Es ist wichtig, dass Savah und Hagen mitkommen", stellte Eoshan klar, als Eneas Bedenken hatte wegen ihrer dunklen Juwelen. "Nicht nur wegen ihrer Juwelenkaste. Sondern wegen ihren Fähigkeiten. Die dunklen Juwelen werden ihnen helfen, sich zu verbergen vor Zorya. Auch wenn sie die selbe Juwelenstärke besitzen. Es wird der Königin schwerer fallen, sie zu finden. Und wenn sie sich darauf konzentriert, sie zu finden, wird sie woanders die Konzentration fallen lassen müssen. Ich bin mir sicher, dass es uns nur zugute kommen wird, dass sie mit uns reisen." Taelos schien es ähnlich zu sehen und hoffte, dass Zorya abgelenkt sein würde.

Nach Merions besorgtem Speerfaden fragte sie den Kapitän frei heraus, warum seine Schwester nicht offenbart hatte, dass sie Minan kenne. Taelos reagierte darauf ehrlich verwirrt und wusste anscheinend selber nichts davon. Eoshan glaubte ihm. "Merion hat mir eben gesendet, dass er sich mit Laree unterhalten hat. Sie hätte am hayllischen Hof gedient", erklärte sie dem langlebigen Krieger, der dies das auch gleich bestätigte. Er schränkte allerdings ein, dass Laree da jetzt nicht mehr dienen würde. Aber er und seine Schwester würden nicht oft über den Hof der Territoriumskönigin sprechen.
"Ja, Minan war auch am hayllischen Hof", gab Eoshan zu. "Ich sagte dir, dass Minan eine männliche Schwarze Witwe ist. Das ist eine Besonderheit, ja, und somit wohl sehr interessant für Zorya Eacir. Er sandte mir, dass sie an sein Gift will. Sein Gift als Schwarze Witwe, das in seinem Arm produziert wird, den er schon lange nicht mehr hat. Aber abgesehen von seinen und unseren persönlichen Gefühlen deswegen, ist Minan wegen etwas ganz anderem noch etwas ganz besonderes und gleichzeitig auch eine Gefahr. Für uns alle. Sogar für Sion. Minan ist zerbrochen und kann dadurch tiefer ins Verzerrte Reich eindringen, als sonst jemand von uns. Er kann Dinge sehen, die sogar Sion schaden können. Gleichzeitig weiss er aber durch seine Nähe zu Timaris und mir zuviel, was Sion gegen uns nutzen kann. Aber weil er seine Juwelen nicht mehr nutzen kann, kann er sich auch nicht gegen den Dämon schützen. Deswegen hat Timaris Minan in Hayll getötet und ich habe ihn in mein Territorium eingesperrt. Da er nun in Zorya's Hände geraten ist, müssen wir ihn so schnell wie möglich befreien. Bevor sie ihn Sion übergibt. Dann sind wir alle verloren. Und auch sonst möchte ich meinen Bruder nicht länger dieser Qual ausgesetzt lassen." Ihr hübsches, fein geschnittenes Gesicht, hatte einen harten, entschlossenen Ausdruck angenommen. Minan würde gerettet werden.

"Deswegen wollte ich dich jedoch nicht sprechen", erinnerte sie sich. "Du erwähntest, dass Iason wichtig für Timaris ist und dass ein Mitglied ihres Hofes sich wohl in Gefangenschaft in Dalmadans Feste befindet. Könnte es sein, dass besagtes Mitglied, Ayden Asar ist?" Eoshan bekam wieder rote Ohren und Wangen, als sie sich an die Visionen erinnerte. Erst hatte sie gedacht, sie verfolgten sie, weil es ihr so peinlich war. Aber nun wo sie diese Informationen hatte, konnte es gut sein, dass sie diese Visionen aus anderem Grund gehabt hatte. "Auf der Suche nach meinem Bruder, sah ich den Haushofmeister öfters. Ich dachte zuerst, dass es daran läge, dass die Beiden sich kennen. Minan hat sich grosse Sorgen um ihn gemacht, als er von dem grossen Beben im lichten Askavi hörte. Doch nun denke ich mir, dass es daran liegt, dass sich beide am selben Ort befinden. Ich versuche immer möglichst nah am Grauen Reich zu sein, sollte mein Bruder versuchen mich zu erreichen. Aber meistens sehe ich immer nur Ayden." Und jetzt sollte sie besser aufhören zu reden. Ihr war schon ganz heiss. Nicht, dass sie vor dem doch noch recht fremden Hayllier peinliche Sätze stammelte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Sa 24. Sep 2022, 20:26

Eoshan erklärte, dass Minan am hayllischen Hof gewesen wäre. Die Tatsache war doch eine Überraschung. Eneas hatte gedacht, Minan wäre auch ein Dea al Mon.
"Nun, der hayllische Territoriumshof ist riesig... heißt es", fügte er hinzu. Er selbst war nie dort gewesen. Er kannte nur Kostas und Timaris' Erzählungen darüber. "Es ist gut möglich, dass Laree nichts mit ihm zu tun hatte", nahm er automatisch seine Schwester in Schutz. Wieso sollte sie lügen?
Die Dea al Mon holte aus, als sie zu erklären begann was Minan in Hayll passiert war. Als männliche Schwarze Witwe wäre Zorya an dem Gift von Minan interessiert. Aber Minan hätte diesen giftproduzierenden Arm nicht mehr. Eneas' Blick umwölkte sich düster, als ihm dämmerte was Eoshan damit meinte. Er hatte Legenden gehört von Heilerinnen, die so mächtig waren, dass sie ganze Glieder wieder nachwachsen lassen konnten, aber sicherlich wären dies nur Geschichten oder? War Zorya so verrückt es auszuprobieren? Die Schattenkönigin glaubte vielleicht daran und würde den Jungen dieser Prozedur aussetzen. Deswegen hatte er gesagt, dass er in einem Labor war. Es ergab plötzlich alles schrecklichen Sinn.
Eoshan fuhr fort, dass Minan wegen etwas anderem eine Gefahr für sie alle wäre. Minan könne als zerbrochene Schwarze Witwe Visionen sehen, die Sion schaden würden. Der Jugendliche wüsste aber auch zu viel über Timaris und Eoshan. Wissen, das nicht in die Hände Sions geraten dürfte. Nur könnte sich Minan nicht gegen Sion schützen.
"Deswegen hat Timaris Minan in Hayll getötet und ich habe ihn in mein Territorium eingesperrt", sagte die Königin. Eneas blinzelte perplex.
"Äh, sie hat was?", fragte er verwirrt. "Sie hat ihn getötet?!"
Eoshan erklärte, dass es eine Finte gewesen war und Eneas verstand. Timaris hatte es nur so aussehen lassen, als würde sie den Jungen töten, und hatte ihn danach offenbar nach Dea al Mon bringen lassen, wo sie geglaubt hatte, er wäre in Sicherheit. Eneas lächelte leicht. Timaris als Königin hatte den Ruf grausam zu sein, aber er wusste, dass sie ihre guten, hilfsbereiten Seiten hatte. Mehr als andere es kannten. Und vielleicht würde diese eine gute Tat ihr nun helfen. Wer hätte schon ahnen können, dass Minan, der Junge, den sie gerettet hatte, am gleichen Ort sein würde wie ihr Gegengift? Das konnte kein Zufall sein.

Eoshan erklärte wieso sie in solcher Eile waren. Nicht nur wegen Minans Wohlergehen, sondern auch, weil sie befürchtete, dass Zorya ihn früher oder später Sion übergeben würde. Dann wären sie alle verloren.
Eneas nickte nachdenklich. "Wie lange ist er schon entführt?", fragte er und die Dea al Mon antwortete, dass es schon über zwei Wochen her wäre. Das war bereits eine lange Zeit. Es stellte sich die Frage, ob Zorya den jungen Prinzen nicht längst übergeben hatte. Aber Eoshan schien sich sicher, dass Minan noch in Dalmadans Feste war.
Dann sagte die Königin, dass sie wegen etwas anderes mit Eneas hatte sprechen wollen. Darüber welches anderes Hofmitglied gefangen genommen war. Ob das Ayden Asar war. Eneas sah sie stirnrunzelnd an.
"Wie kommst du darauf?", fragte er und spielte zunächst den Unwissenden. Eoshan errötete bei der Erwähnung des Haushofmeisters und antwortete, dass sie den Prinzen öfter in ihren Visionen gesehen hätte. Beide würden sich von Haylls Hof kennen. Eneas grübelte noch darüber, wieso sich dieser Minan Sorgen um diesen angeblich arroganten und selbstverliebten Adeligen machte.
"Doch nun denke ich mir, dass es daran liegt, dass sich beide am selben Ort befinden", schloss die Königin und hatte immer noch rote Wangen. Vielleicht mochte sie den Haushofmeister.
"Was weißt du über die momentane Situation in Hayll?", stellte Eneas stattdessen eine Gegenfrage.
Eoshan sah ihn nachdenklich an. "Wenn du so fragst, weisst du vermutlich auch mehr als die anderen. Minan hat gesehen, was passiert ist."
Meinte sie das was er meinte? Eneas hatte die Königin heute zum ersten Mal getroffen. Er wusste, dass sie eine Verbündete von Hayll war, aber es schien ihm mehr eine Zweckallianz. Beide Länder und Kulturen waren so verschieden. Wusste Eoshan, dass Timaris vergiftet war?
Eneas schwieg, blickte auf, als Eoshan hinzufügte, dass Minan sie hatte warnen wollen, doch der Bote wäre einen Tag zu spät bekommen. Das machte es noch deutlicher.
"Iason und Prinz Asar haben sich gefangen nehmen lassen. Für das Gegenmittel", gab der Hayllier endlich preis. "Ich weiß nicht, ob sie wirklich Gefangene sind oder sich nicht vielmehr das Vertrauen Zoryas erschlichen haben. Ich weiß nur, dass das was sie vorhaben extrem gefährlich ist. Sie werden eine Schwarze Witwe nicht ewig täuschen können.. und Hilfe bei der Flucht benötigen." Hauptsächlich wollte Eneas Kosta wiederhaben und in Sicherheit wissen. Es war genug, dass er sich für alle und jeden aufopferte. Was mit Prinz Asar passierte, war Eneas egal. Kosta hatte Priorität.
"Was genau hast du gesehen von Prinz Asar?", fragte der Krieger. "War er in einer Zelle oder gefesselt?"
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Sa 24. Sep 2022, 20:36

"Für den Hof ist Minan tot", führte Eoshan ihre wohl etwas übereilten Erklärungen aus. "Timaris hat ein grosses Theater veranstaltet, damit der ganze Hof Zeuge wurde, wie sie Minan getötet hat. Die Finte war so echt, dass sogar Minan zuerst geglaubt hat, dass er tot sei. Deine Schwester wird es also ganz sicher mitbekommen haben, wenn sie damals am Hof gedient hat." Timaris hatte es ja darauf angelegt, dass alle mitbekamen, was sie mit Minan gemacht hat. Deswegen hatte es Merion und Eoshan ja auch so verwundert, dass Laree nichts gesagt hatte.
Rasch fasste sie für Taelos alles zusammen, vondem sie dachte, dass es wichtig wäre, dass er es wusste. Der Kapitän stellte nur zwischendurch kleine Fragen, die sie so präzise wie möglich beantwortete, um das Bild zu vervollständigen. Je weiter sie miteinander sprachen, desto mehr Sinn ergaben ihr ihre Visionen. Schlussendlich fragte sie deswegen auch nach Ayden. Aber diesmal antwortete Taelos ihr nicht ehrlich. Beziehungsweise stellte er eine Gegenfrage. Was sie über die momentane Situation in Hayll wisse. Eoshan betrachtete den Kapitän nachdenklich. Den Krieg konnte er nicht meinen. Oder? Das war doch allgemein bekannt. Aber er hatte eine Schwester und einen Freund, die beide am Territoriumshof gewesen waren, beziehungsweise wichtig für Timaris waren. Konnte es sein, dass dieser Krieger also auch engeren Kontakt zu der Königin hatte? Es lag nahe. Auch daran, wie er diese Frage stellte, oder genauer gesagt, wann er diese Frage stellte.

"Wenn du so fragst, weisst du vermutlich auch mehr als die Anderen", wagte sie schliesslich zu vermuten. "Minan hat gesehen, was passiert ist." Eoshan spürte, dass sie richtig entschieden hatte. Der Kapitän schien unsicher zu sein und da er nicht gleich nachfragte, schien er auch nicht an Informationen interessiert zu sein. Sondern vielmehr daran, sie zu verheimlichen. "Er wollte sie unbedingt warnen. Trotz allem, was sie ihm angetan hat. Leider kam unser Bote einen Tag zu spät", fügte sie hinzu, um Eneas weitere Sicherheit zu geben. Gleichzeitig wollte sie jedoch auch nichts verraten, was er nicht wusste, und nicht wissen musste.

Tatsächlich erklärte Taelos dann auch, dass Iason und Ayden sich hätten gefangen nehmen lassen, für das Gegenmittel. Eoshan nickte verstehend. "Ja, ich habe schon beführchtet, dass das die einzige Lösung sein wird, nachdem wir selbst nach Wochen kein Gegenmittel gefunden haben", nickte Eoshan. "Dein... Mannschaftsmitglied" Taelos hatte ja klar gestellt, dass Iason nicht sein Gefährte war. "und Ayden Asar sind ihrer Königin wirklich tief ergeben, wenn sie das auf sich nehmen." Das war bewundernswert. Auch wenn die Hayllier vom ursprünglichen Protokoll abgekommen waren, so schien es tief in ihrem Blut noch vorhanden zu sein, wenn Timaris noch solch hingebungsvolle Unterstützung bekam.
"Ähm", stockte sie in ihren Überlegungen, als Taelos sie eindringlich fragte, was sie genau gesehen hätte von Prinz Asar. "Gefesselt... sozusagen", krächzte sie zutiefst verlegen. Sie spürte, wie ihre Wangen wieder glühten. Ihr war gerade so heiss. "Also... nicht wirklich. Nur... nur schwer beschäftigt. Es... es scheint ihm ganz gut zu gehen." Sie räusperte sich und versuchte sich zu fangen. "Ich habe dir alles wichtige aus den Visionen erzählt, Taelos", blockte sie ab. "Und ich werde es dich wissen lassen, sollte ich weitere wichtige Informationen erhalten."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Sa 24. Sep 2022, 20:41

Die Dea al Mon offenbarte noch deutlicher, dass sie von der Vergiftung wusste. Ihre Leute hätten sogar nach einem Gegengift gesucht, aber keines kreieren können. Davon hatte Eneas nichts gewusst. Er hatte nur gehört, dass in Hayll alle Anstrengungen unternommen worden waren, Timaris zu heilen. Leider ohne Erfolg. Nur das Blut von Scelter hatte die Auswirkung des Giftes etwas aufhalten können. Leider war es nicht genug und früher als später würde es nicht mehr reichen. Eneas hoffte sehr, dass sie rechtzeitig zurück waren und Kosta und Prinz Asar erfolgreich waren.
Sie nannte es bewundernswert, dass Iason und der Haushofmeister sich in solche Gefahr begaben, um das Gegenmittel von Zorya zu erhalten.
"Bewundernswert und... dumm und verrückt und sehr gefährlich", fügte Eneas betrübt hinzu. Keiner von beiden hatte auch nur irgendjemanden benachrichtigt, dass sie diesen verrückten Plan vorhatten. So vieles konnte schief gehen. Es war so gefährlich... gefährlicher als alles andere was sie zuvor gemacht hatten und wieder war Eneas nicht dabei, um Kosta beistehen zu können. Er war so weit weg...
Um sich davon abzulenken, fragte Eneas lieber nach, was Eoshan von dem Haushofmeister gesehen hatte, wenn sie schon so oft Visionen von ihm gesehen hatte.
Bei der Frage wurde die Dea al Mon noch verlegener, sagte stockend und kryptisch, dass der Prinz gefesselt gewesen wäre, aber auch nicht richtig. Er wäre beschäftigt gewesen... Sie war dabei so peinlich berührt, dass Eneas in den Sinn kam, dass sie den Prinzen womöglich bei intimen Sachen beobachtet hätte. Sex vielleicht sogar.
Sie wollte ihm auch nicht mehr darüber sagen. Es wären keine wichtigen Informationen dabei gewesen.

"Wenn du Prinz Asar gesehen hast.... dann vielleicht auch Iason?", wuchs in Eneas die Hoffnung. Es war so lange her wo er überhaupt ein Lebenszeichen von seinem Freund bekommen hatte. Erwartungsvoll sah er die Königin an, die schließlich antwortete, dass sie nicht wüsste, ob sie Iason gesehen hätte. Aber manchmal wäre bei dem Haushofmeister ein Krieger mit blondierten Haaren gewesen, der aber eigentlich schwarze Haare besäße.
"Oh... das war er bestimmt", hoffte Eneas. "Er ist ein schlanker Krieger mit kurzen, feinen Haaren, die ihm manchmal so süß in die Stirn ragen... heller, sanfter Haut und flachem Bauch, leichte Muskeln, sinnliche Lippen und... ähm..." Er stockte. Eoshan konnte ihn sich bestimmt vorstellen.
"Bitte sag mir mehr. Was hast du von ihm gesehen? War er gefangen? Ging es ihm gut?", bedrängte er die Schwarze Witwe mit weiteren Fragen. Eoshan war immer noch sehr rot, nickte dann schließlich ehe sie hinterher schob, dass der besagte Krieger einen sehr traurigen Eindruck gemacht hätte. Eneas seufzte, strich kurz über die Münzhälfte an dem Lederband um seinen Hals.
"Wir haben uns gestritten", vertraute er ihr an. "Er steht sicherlich unter viel Druck. Es ist so gefährlich... und er hatte schon so lange keine Gelegenheit mehr sich zu erholen. Immer gibt es mehr Leute für die er sich opfern kann..."
Oder war er eifersüchtig, weil es nicht mehr er selbst war?
Eneas war sehr versucht, Eoshan weiter auszufragen. Er wollte jede Kleinigkeit über Kostas Aufenthalt in der Feste wissen.
"Du kannst nicht zufällig in die Zukunft sehen, um zu schauen, ob wir zusammen kommen?", fragte er mit verkniffenem Lächeln. Ehe er es sich im gleichen Moment anders überlegte. "Ah, ich wills lieber nicht wissen." Er sollte sich auf anderes als ihre kaputte Beziehung konzentrieren. Eneas strich sich durch die rabenschwarzen, dichten Haare, blickte wieder hinab auf die Karte.
"Selbst wenn der Wind auf unserer Seite ist, wird es noch ein paar Tage dauern bis wir bei der Flussmündung sind." Er strich über die Festung, dort wo die Kerker waren, doch er achtete nicht wirklich darauf, war mit den Gedanken woanders. Halt durch, Kosta...
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Sa 24. Sep 2022, 20:44

Glücklicherweise fragte Taelos nicht weiter nach Ayden Asar. Dafür fragte er nach Iason. So voller Sehnsucht und Hoffnung. Nach dem Krieger, der nicht sein Gefährte war. "Ich weiss nicht, wie Iason aussieht", antwortete sie vorsichtig, um die Hoffnung nicht zu zerstören. "Aber ich habe manchmal bei Ayden einen Krieger mit blonden Haaren gesehen, die eigentlich schwarz sind."
Sofort begannen Taelos sanfte, goldene Augen zu glänzen. Er war sich sicher, dass dies Iason sei. Er sei schlank, hätte kurzes, feines Haar, welches ihm süss in die Stirn fiel. Unwillkürlich musste Eoshan an das Bild denken, wo Iason Aydens Männlichkeit im Mund gehabt hatte. Da war ihm das Haar auch ins Gesicht gefallen. Und ja, die Lippen waren sehr sinnlich gewesen. Aber er hatte sich auf einen anderen Mann eingelassen, als auf Taelos. Anscheinend wurde dessen Liebe nicht erwidert.

"Er... hmm, nein, er ist nicht gefangen", wehrte sie ab und wollte lieber nicht genau sagen, was sie gesehen hatte. "Er machte nur einen sehr traurigen Eindruck", kam es ihr in den Sinn. Taelos schien es vertraut zu sein. Seufzend strich er über ein halbes Medaillon, welches er um den Hals trug. Da vertraute er ihr auf einmal an, dass sie sich gestritten hätten. Iason hätte sich schon so lange erholen sollen. Doch er wollte sich ständig für andere Leute opfern. Was er damit wohl meinte? Plötztlich wollte Taelos wissen, ob sie für ihn in die Zukunft schauen könnte, ob er mit Iason zusammen käme. Bevor sie darauf antworten konnte, beteuerte er, dass er es lieber nicht wissen wollte und konzentrierte sich auf die Karte. Abwesend informierte er sie, dass es noch ein paar Tage dauern würde, bis sie bei der Flussmündung wären.

"Gut", sagte Eoshan sanft und legte ganz behutsam ihre Hand auf die von Taelos. "Dann haben wir genügend Zeit, miteinander über Iason zu reden." Sie liess dem Krieger keine Gelegenheit zu widersprechen. "Du bist der Anführer dieser Gruppe Kapitän und du bist es ihnen schuldig, einen klaren Kopf haben, wenn du sie auf eine Mission führst, die ihrer aller Tod bedeuten kann." Er war zwar keine Königin, doch für die Wegelager hatte er eine ganz ähnliche Verantwortung. Nicht nur für Iason, sondern auch für Minan, Ayden und womöglich für alle Reiche. "Erzähl mir von deinem Streit mit Iason. Vielleicht werden wir auch so herausfinden, ob ihr zusammen kommen könnt. Denn alles was ich für dich sehen kann, ist eine mögliche Zukunft. Nichts, was sich nicht mehr ändern liesse. Nur eine Wahrscheinlichkeit."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Sa 24. Sep 2022, 20:45

Eneas blickte überrascht auf, als die Königin plötzlich ihre Hand auf die seine legte und sagte, dass sie auf ihrer Reise noch viel Zeit hätten, um über Iason zu reden. Fragend sah er die Dea al Mon an, wollte etwas einwenden, als sie schon fortfuhr, dass er als Anführer der Gruppe einen klaren Kopf behalten müsste. Er würde sie in eine Mission führen, die ihrer aller Tod bedeuten könnte.
"Ich habe niemanden dazu gezwungen mich zu begleiten", wandte er ein, wobei er kurz daran dachte, dass es bei Leto einige Überzeugungsarbeit seitens Timaris benötigt hatte. Aber am Ende war auch Leto hier, weil sie Kosta helfen wollte. "Iason ist nicht nur mir wichtig. Wir auf dem Schiff sind wie eine Familie füreinander. Und ich glaube nicht, dass ein Gespräch mir helfen würde, einen klaren Kopf zu bekommen", gab er seufzend zu. Wenn er zu sehr an Kosta dachte, wenn er wieder durchging wie ihr Streit abgelaufen war... er wusste nicht, ob er dann noch richtig funktionieren konnte. Er musste sich zusammenreißen. Gerade konnte er es sich nicht erlauben aus Liebeskummer weinend im Bett zu verbringen, sich zu betrinken und schnulzige Gedichte zu schreiben. Aber auch wegen Leto hielt Eneas sich zurück. Sie hatte sich bereiterklärt ihnen zu helfen, er wollte ihr nicht noch mehr weh tun als er es ohnehin schon getan hatte. Es war alles andere als ideal mit ihr auf so engem Raum zusammenzuleben. Überall war ihre Signatur, ihr Duft. Trotzdem wollte er nicht mehr mit ihr zusammensein. Vermissen tat er sie trotzdem. Das war doch verrückt.
Eoshan wollte trotzdem von dem Streit hören. Eneas' Zukunft wäre nichts endgültiges und könnte immer noch geändert werden. Alles was sie für ihn sehen könnte, wäre eine Wahrscheinlichkeit.
Der Krieger lächelte halb. "Wie wahrscheinlich es ist, dass ich mich zum vollkommen Trottel mache?", fragte er. "Ich weiß nicht, ob es so gut wäre, wenn ich dir von dem Streit erzähle... es ist noch sehr frisch." Manchmal kam es ihm vor, als wäre es letzte Nacht geschehen und nicht vor ein paar Wochen. Es war eine offene, schmerzende Wunde, die der Kapitän momentan versuchte zu ignorieren.
"Außerdem würde die Geschichte sehr lange dauern..." Und für alle Außenstehenden vermutlich vollkommen absurd klingen.

Der Krieger zögerte noch etwas. "Würdest du mitkommen ins Kapitänsquartier?", fragte er. "Dort kann man sich setzen und es ist etwas gemütlich. Und wärmer", fügte er hinzu. Es musste mittlerweile später Abend sein und nur die wenigsten Orte im Schiff waren geheizt. Besonders jetzt wo sie alle ihre Juwelenkräfte schonen mussten. Aber Eneas hatte immer einige Wärmesteine in einem Öfchen in seiner Kajüte.
Eoshan willigte ein. Lord Nüsschen wollte ebenfalls mit und das indem er auf Eneas' Kopf mitritt. Der Kapitän ließ es geschehen und führte die Königin in seine Kajüte. "Ah, verzeih die Unordnung. Ich hatte anderes im Kopf." Er räumte hastig einige Schriftrollen und Bücher von einem der Sessel, damit Eoshan Platz nehmen konnte. Die zwei Sessel standen in einer Ecke neben dem vollgepackten Schreibtisch. Nur ein kleiner Rosenstrauch in einem Topf war sorgsam mit einem Bewahrungszauber gehütet. Eneas suchte in einer Schublade im Schreibtisch nach einer Flasche Rum. "Auch?", fragte er und goss sich ein paar Fingerbreit ein. Die Königin mit dem silbernen Haar nickte und so reichte Eneas ihr ein zweites Glas.
"Bist du sicher, dass du das hören willst? Es ist schon spät...", wandte Eneas ein. Natürlich lag es ihm auf der Seele und er wollte darüber sprechen, doch er kannte die Dea al Mon ja gar nicht. Anderseits hatte er sich gesagt, dass er seine Gefühle für Kosta nicht mehr verheimlichen wollte. Er wusste nichtmal, ob es seinem Freund recht war, wenn Eneas über ihn sprach.
"Ich kann dir nur den groben Überblick geben..." Er kratzte sich nachdenklich an der Stirn. "Iason und ich sind schon sehr lange Freunde... beste Freunde. Mehr als Freunde", präzisierte er. "Wir hatten immer so eine.. hmm... Liaison.. eine Liebschaft, aber ich war nie bereit daraus eine richtige Beziehung zu machen." Eneas seufzte. "Ich weiß nicht wieso... Angst vermutlich. Ich wollte die Freundschaft nicht verlieren. Und Iason selbst hat nie nach mehr gefragt. Ich weiß immer noch nicht, ob er mehr wollte. Dido, die Priesterin, die du kennengelernt hast, ist meine ehemalige Gefährtin. Ich ähm hab mich erst vor kurzem von ihr getrennt. Wegen Iason." Er hatte geglaubt, dies wäre die Antwort gewesen. Die Tat auf die Kosta gewartet hatte, aber dieser schien die Trennung nichtmal richtig verstanden zu haben und wieso Eneas dies gemacht hatte.
"Er wollte das Schiff verlassen... mir und Dido Freiraum geben, glaub ich. Ich weiß es nicht... ich weiß nicht, ob ich ihn je richtig verstanden habe." Eneas nahm einen Schluck von dem Rum, der so schön in seiner Kehle brannte. "Ich wollte ihn aufhalten, ihn überzeugen nicht zu gehen, aber es ist alles aus dem Ruder gelaufen.. ähm, es hat nicht geklappt und alles bloß schlimmer gemacht. Da habe ich mich von meiner Freundin getrennt und Iason gesagt, dass ich ihn liebe..." Eneas atmete tief durch. Man sah den Schmerz in seinen goldenen, sanften Augen. "Es hat nicht gereicht. Er ist trotzdem gegangen. Tja, und jetzt jage ich ihm hinterher in der Hoffnung, dass er mich noch einmal anhört."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Sa 24. Sep 2022, 21:06

"Trotzdem fühlst du dich für sie verantwortlich", hielt Eoshan dagegen, als Taelos abwehrte, dass er niemanden gezwungen hätte, ihn zu begleiten. "Du bist ihr Anführer. Sie vertrauen dir. Auch ich habe niemanden gezwungen, mich zu begleiten. Dennoch würde ich es mir niemals verzeihen, wenn jemand von ihnen durch meine Nachlässigkeit sterben würde." So war das nun einmal und der Kapitän schien es auch in seinem Inneren zu wissen, denn obwohl er sich zuerst noch dagegen sträubte, lud er sie in seine Zimmer ein. Da wäre es wärmer und gemütlicher.

"Gerne", stimmte Eoshan zu, woraufhin Nüsschen laut keckernd auf Taelos zuschoss und sich auf seinen Kopf setzte. Dort packte er eine Haarsträhne und zupfte mahnend daran. "Es sieht wohl so aus, als dürfte ich nicht ohne Beschützer mitkommen", lächelte Eoshan. Taelos hatte nichts dagegen und führte sie in sein Zimmer, wo ein überraschendes Chaos herrschte. Anscheinend las der Kapitän ganz gerne. Sich fasziniert umschauend legte sie zum ersten Mal ihren graugrünen Umhang beiseite. Darunter kam ihre schlanke Gestalt in der dunkelgrünen Lederrüstung zum Vorschein. Zum ersten Mal sah man auch, wie lang ihr silbernes Haar eigentlich war. Anmutig setzte sie sich in den dargebotenen Sessel.

"Ja, gerne", nahm sie auch das Getränkeangebot an, obwohl sie nicht genau wusste, was es war. Neugierig roch sie daran. Oh, das war starker Alkohol. Daran sollte sie nur vorsichtig nippen. "Hmmm, das schmeckt gut", befand sie zufrieden auf Taelos Frage, ob sie sicher sei, dass sie dies hören wolle. Es sei schon spät. "Hast du Angst, dich zum vollkommenen Trottel zu machen?" wollte sie stattdessen wissen und bezog sich auf seine Worte vorhin im Kartenraum. "Das macht nichts. Auch wenn die Geschichte sehr lange dauern wird. Schon vergessen? Wir haben noch ein paar Tage, bis wir die Flussmündung erreichen. Ausserdem bin ich eine Fremde. Sogar noch von einem anderen Volk. Es kann dir egal sein, was ich von dir denke. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass dir ein Gepräch helfen wird. Noch nie habe ich eine Situation erlebt, wo ein Gespräch nicht geholfen hat. Selbst wenn es manchmal nicht leicht ist."

Taelos liess sich schliesslich überreden und erzählte ihr, dass Iason und er schon sehr lange Freunde seien. Beste Freunde und mehr als das. Seelenverwandte, schoss es Eoshan durch den Kopf. Sie hätten immer eine Liebschaft, aber keine richtige Beziehung gehabt. Meinte Taelos Sex mit Liebschaft? Sie unterbrach ihn jedoch nicht, um nach zu fragen. Es war ohnehin nicht wichtig. Sie verstand, dass Taelos nicht das mit Iason gehabt hatte, was er für richtig hielt. Er vermutete aus Angst, weil er die Freundschaft nicht hatte verlieren wollen. Zudem hätte Iason selbst nie nach mehr gefragt. Bis jetzt wisse Taelos nicht, ob er mehr wollte oder nicht. Ob er ihn nicht gefragt hatte?
Der Kapitän fuhr fort, dass Dido seine Gefährtin gewesen sei. Erst vor kurzem hätte er sich von ihr getrennt und das wegen Iason. Das war bestimmt nicht leicht für die Priesterin. Eoshan fand es sehr tapfer von ihr, dass sie trotzdem in diesem kleinen Haus mitfuhr. Bestimmt vermisste sie ihren früheren Gefährten sehr. Taelos erzählte ihr weiter, dass Iason das Schiff hatte verlassen wollen, damit Dido und er Freiraum für sich hätten. Doch sicher war sich der Hayllier nicht. Er hatte Freund aufhalten wollen, doch es wäre alles nur schlimmer geworden. Danach hätte er sich von Dido getrennt und Iason gesagt, dass er ihn liebte. Eoshan runzelte kurz leich die Stirn. In der Reihenfolge wirkte alles etwas durcheinander. Aber auch das wohl nicht wichtig. Wichtig war nur, dass er nicht mit seiner Liebe zusammen gekommen war.

"Das ist nicht wahr", widersprach sie sanft. Seine sanften, goldenen Augen waren so voller Schmerz. Dennoch ging Eoshan erst einmal nicht darauf ein. Sie befürchtete, dass der Schmerz den freundlichen Krieger dann überwältigen würde. Deswegen hielt sie es sachlich und widersprach dem Kapitän auch knallhart. "Du jagst ihm hinterher, weil du ihn retten willst. Weil er in Sicherheit sein soll und nicht in den Fängen einer grausamen, wahnsinnigen Königin. Du willst ihn beschützen und darauf achten, dass er sich nicht immer für andere opfert", stellte sie die Prioritäten des Kapitäns klar und war sich dabei sehr sicher damit, dass sie recht hatte. Freundlich lächelte sie Taelos an, nippte noch etwas an dem scharfen Rum, leckte sich geniesserisch über die Lippen. Der war wirklich lecker. So bernsteinig. "Und dann, wenn du das alles erreicht hast, ja dann willst du versuchen, dass er dich noch einmal anhört. Was willst du ihm dann sagen?" wollte sie mit ehrlichem Interesse wissen.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Sa 24. Sep 2022, 21:07

Eoshan sagte mit sanfter Stimme, dass es nicht stimmte, dass Eneas seinem Freund nachjagte, damit dieser ihn nochmal anhörte. Er würde ihm hinterher jagen, um ihn zu retten. Eneas wollte ihn beschützen und darauf achten, dass er sich nicht immer für andere opferte. Ja, das hatte sie ganz recht erkannt. Eneas nickte.
"Ja. Es ist in Ordnung, dass er wütend auf mich ist solange er dafür in Sicherheit ist und es ihm gut geht. Ich befürchte nur, dass er danach gleich wieder die nächste Gefahr sucht in die er sich hineinstürzen kann...", seufzte er. In letzter Zeit hatte Kosta da scheinbar ein Risiko nach dem anderen gesucht. Zuerst als Spion in Raej und nun gleich in der Feste von Zorya Earcir. Eneas wusste nicht wie er ihn davon abhalten konnte ohne dass sein Freund ihm vorwarf, dass er über ihn bestimmen und ihn für sich haben wollte. Nun, wollte er ja auch, aber vor allem machte er sich momentan große Sorgen um Kosta. Sein Freund stellte seine eigenen Bedürfnisse oft hintenan, um für andere zu sorgen. Nur kam es Eneas so vor, als wäre dies in letzter Zeit zu extrem geworden. Der Krieger war sich gleichzeitig nicht sicher, ob er nicht so dachte, weil Kostas Sorge und Hilfe nicht mehr ihm galt sondern anderen.
Die Königin trank derweil von ihrem Rum, leckte sich über die Lippen. Es schien ihr zu munden. Eneas trank gerade weniger des Genusses wegen als dass es ihn etwas beruhigte. Er durfte nur nicht zu viel erwischen.
Eoshan fragte ihn, was er denn Iason sagen wollte, wenn er in Sicherheit wäre. Eneas lehnte sich im Sessel zurück, dachte darüber nach. Er hatte so viele Dinge, die er ihm sagen wollte, aber er wusste nicht ob auch nur eines davon das richtige wäre. Was sagte er Kosta, damit dieser nicht mehr wütend mit ihm war und ebenfalls mit ihm zusammen sein wollte? Eneas wusste keine Antwort darauf.
"Ich weiß es nicht..", gab er zu. "Ich will ihm sagen, dass ich ein anderer Mann bin als damals wo ich ihm gesagt habe, dass nie mehr aus uns würde und dass es mir unendlich leid tut, dass ich so lange gebraucht habe dieser Mann zu werden." Zweifelnd sah er die Dea al Mon an. "Ergibt das Sinn? Ich will ihn darum bitten, dass er mir eine Chance gibt ihm zu beweisen, dass meine Liebe stark genug für ihn ist..." Dabei wusste Eneas nichtmal selbst, ob es stimmte. Er wusste nur, er musste es versuchen. Allein an den Streit zu denken, war schwer und es schmerzte entsetzlich. Der Krieger trank hastig einen tiefen Schluck Rum, schenkte sich nach.

"Er hat mir vorgeworfen, ich kenne ihn nicht. Ich hätte eine falsche Vorstellung von ihm, ich würde nur seine liebe Seite von damals mögen... aber er hat auch gesagt, er will herausfinden wer er ist und er braucht Abstand." Eneas wusste nicht, ob die Wochen genügend Abstand gewesen waren. Vermutlich nicht. Aber er würde verdammt sein, wenn er einfach herumsaß und Kosta seinem Schicksal in Dalmadans Feste überließ. Natürlich konnte es gutgehen und Prinz Asar und Kosta mit dem Gegengift entkommen, doch die Chancen waren so verschwindend gering... so wie Eneas Timaris verstanden hatte, hatten die beiden sich spontan zu diesem Plan entschieden. Hatten sie für eine Flucht geplant?
"Dabei habe ich immer gedacht, ich kenne ihn... vielleicht war ich einfach zu verblendet durch meine Gefühle für ihn.." Eneas seufzte. Genauso wie er selbst nicht begriffen hatte, dass er Kosta liebte. Er hatte das Gefühl, als hätte er das einmal gewusst, doch all die Angst hatte es begraben. So lange war es falsch gewesen in Kosta verliebt zu sein. Er war mit Timaris zusammen gewesen, sie war seine große Liebe gewesen. Sie hatte es sein müssen. Schließlich hatte er so viel für ihre Beziehung erlitten, so hart darum gekämpft. Da hatte er schlecht in ihren Sklaven verliebt sein können und ihm zum Gefährten wollen. Er hatte Timaris gewollt. Er hatte es ihr so oft beteuert...
Und dann, als sie sich von ihm getrennt hatte, war die Angst noch größer geworden. Er hatte nicht geglaubt, er wäre danach überhaupt noch fähig eine neue Beziehung einzugehen. Er war so zerstört gewesen. Die Angst viel zu groß überhaupt nur Kosta in Erwägung zu ziehen. Die Angst zu viel für ihn zu fühlen und sein Herz abermals gebrochen zu bekommen. Dieses Mal endgültig. Es war viel einfacher gewesen sich in all die Frauen zu verlieben. Er hatte ja trotzdem Nähe zu Kosta haben können, mit ihm intim und vertraut sein. Für eine Weile hatte er beides haben können. Er war so egoistisch gewesen...
"Er hat nie etwas gesagt", ergriff Eneas nach langem tiefsinnigen Nachdenken das Wort. "Es war alles immer in Ordnung wie ich ihn behandelt habe... aber es war nicht in Ordnung. Iason.. er.. fordert selten etwas für sich. Lieber reibt er sich selbst ganz auf, um anderen zu helfen oder ihnen zu gefallen. Ich wollte immer, dass er für das eintritt was er will." Er leerte sein Glas mit dem Rum, der inzwischen schön seinen Körper wärmte. "Vielleicht war das genauso falsch wie all diejenigen, die ihm gesagt haben wie er sich zu verhalten hat."
Der Krieger merkte, dass er inzwischen schon ziemlich zusammenhangslos redete. Es tat gut eine Zuhörerin zu haben, doch er wusste dadurch weiterhin nicht was er tun würde wenn er Kosta wieder gegenüberstand. Hauptsache es ging ihm gut. Alles andere war nebensächlich.
"Ah, entschuldigung für meine wirren Worte... es ist schon ziemlich spät." Eneas rieb sich die Stirn. "Was denkst du? Gibt es noch Hoffnung für Iason und mich?"
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Sa 24. Sep 2022, 21:09

Taelos stimmte ihr zu, dass er tatsächlich erst einmal Iason retten wollte. Solange er ihn in Sicherheit bringen konnte, durfte Iason gerne wütend auf ihn sein. Nur fürchtete Taelos, dass Iason sich gleich die nächste Gefahr sucht, in die er sich stürzen konnte. Der Kapitän seufzte. Eoshan hingegen bekam das starke Gefühl, dass Taelos absolut richtig lag mit seiner Vermutung. Sie erinnerte sich an die Visionen. Sie waren voller leidenschaftlichem Sex gewesen, was sie natürlich erschreckt hatte. Aber da war noch mehr gewesen, hatte sich hinter dem Sex versteckt. Sehnsucht, Einsamkeit und tiefe Trauer. War dies womöglich Iasons Weg, seinem Leben ein Ende zu setzen, wenn er sich immer wieder in grosse Gefahr begab? Lieber sagte sie dem Kapitän jedoch noch nichts davon. Sie fürchtete, dass er dann aus lauter Sorge zu seiner grossen Liebe nicht mehr würde klar denken können.

Lieber fragte sie ihn, was er Iason denn sagen wollte, wenn es dann soweit war. Dafür, dass Taelos so nach dem Krieger brannte, kam erstaunlich lange keine Antwort. Ob er sich das in seiner Sorge noch gar nie richtig überlegt hatte. Nun lehnte er sich in seinem Sessel zurück und schwieg. Nüsschen machte es sich derweil auf der Sessellehne bequem. Die war weniger wackelig als der Kopf des Kapitäns.
"Ich weiss nicht, ob das einen Sinn ergibt", antwortete sie ehrlich auf seine Frage. "Bist du denn wirklich ein anderer Man geworden? Und will Iason überhaupt, dass du ein anderer Mann bist, als der, dem er viele Jahre lang zur Seite stand. Das wird er doch auch nicht ohne Grund gemacht haben." Jahrelang jemandes Liebhaber zu sein, dazu gehörte doch auch grosse Liebe. Oder nicht? Eoshan wusste es nicht. Sie hatte ja noch nie eine Beziehung gehabt, geschweige denn einen heimlichen Liebhaber. Oh, darüber wollte sie auch gar nicht zu genau nachdenken. Sonst wurde sie nur wieder rot.
"Dass du ihm beweisen willst, wie stark deine Liebe für ihn ist, macht aber sicherlich Sinn", befand sie schlussendlich. Das wollte man doch immer machen, wenn man jemanden gern hatte. Taelos erklärte ihr, dass Iason ihm im Streit vorgeworfen hätte, er würde ihn nicht kennen und hätte falsche Vorstellungen von ihm. Taelos würde nur seine liebe Seite von damals mögen, doch Iason wolle herausfinden, wer er sei und brauche Abstand. Diesen Teil begriff Eoshan nicht wirklich. Irgendwie klang es danach, als hätte Iason sich selbst verloren. Und es klang nach Schuldgefühl. Dass Iason eine neue und nicht liebe Seite hatte, von der er Taelos nichts gesagt hatte. Weil er sich dafür schämte? Eoshan konnte es nicht mit Gewissheit sagen. Dazu waren ihr die Bräuche der Hayllier zu fremd.

Der Kapitän sinnierte, dass er gedacht hätte, er würde Iason kennen. Aber vielleicht hatte er auch nicht richtig geschaut. Auch wäre es schwierig Iason zu kennen. Er würde nie etwas sagen. Es schien immer alles in Ordnung zu sein, wie Taelos ihn behandelt hatte. Nur wäre es nicht in Ordnung gewesen. War das jetzt Taelos oder Iasons Aussage? Es schien ganz danach, als würde ihr Gegenüber das so sehen, denn er stellte bedrückt fest, dass Iason sehr selten etwas für sich forderte. Lieber rieb er sich auf, um anderen zu helfen oder ihnen zu gefallen. Taelos wünschte sich jedoch, dass er für das eintratt, was er wolle. Nur befürchtete er jetzt, dass das vielleicht genau so falsch sei, wie all diejenigen, die Iason gesagt hätten, wie er sich zu verhalten hatte.

"Nun, damit bist du eigentlich ganz genau so wie all diejenigen, die ihm vorschreiben, wie er sich zu verhalten haben", stellte Eoshan schonungslos klar und leerte mit einem letzten Nippen ihr Glas. "So wirr sind deine Worte gar nicht. Ich höre dir gerne zu. Dabei kann ich viel lernen." Mit einem freundlichen Lächeln hielt sie ihm ihr Glas hin. "Magst du mir noch etwas von dieser Bernsteinflüssigkeit einschenken. Sie schmeckt sehr gut." Der Kapitän war so lieb und kam dem gleich nach. "Solange keiner von euch beiden tot ist, gibt es prinzipiell natürlich noch Hoffnung für euch." Sie nippte wieder an dem Rum, wie Taelos ihr erklärt hatte. "Die Frage ist allerdings eher, wie und ob Iason dich überhaupt liebt. Wenn ja, dann scheint er jedenfalls in einer riesigen Zwickmühle zu stecken."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Sa 24. Sep 2022, 21:11

Die Königin fragte, ob Iason überhaupt wollte, dass er ein anderer Mann würde. Er wäre ja nicht ohne Grund all die Jahre an Eneas' Seite gewesen. Ja, Eneas glaubte durchaus, dass Kosta ihn liebte, doch Liebe konnte verschieden sein und Eneas wusste dadurch nicht, ob Kosta gerne wollte, dass sie ein Paar wurden. Kosta hatte gesagt, es hätte ihm gereicht was sie gehabt hatten. Nur wenn das so stimmte, wieso war er dann so wütend geworden? Wieso hatten sie dann gestritten?
"Man verändert sich doch immer", wandte der Krieger ein. "Im Kern bin ich sicher noch der gleiche, aber ich meine... Wünsche und Ansichten können sich ändern. Es war nicht einfach... die Zeit, wo wir uns kennengelernt haben." Mehr wollte er darüber nicht sagen. Kosta hatte ihm vorgeworfen, dass Eneas nur Iason mochte beziehungsweise Kosta so wie er früher war, doch Kosta war nicht der einzige, der sich verändert hatte.
Eneas würde so gerne noch einmal mit ihm reden und versuchen ihm alles zu erklären. Den Streit irgendwie beilegen, falls dies ging. Dunkelheit, es war so viel schief gelaufen.

Als er darüber sinnierte, ob ein Unterschied darin bestand zwischen denen, die Kosta vorschreiben wollten wie er sich zu verhalten hatte und seinem Wunsch, dass sein Freund für das eintrat was er wollte, sagte Eoshan tatsächlich knallhart, dass es genau das gleiche wäre. Überrascht blickte Eneas sie an. Damit hatte er nicht gerechnet.
"Ist das denn so falsch jemanden fördern zu wollen?", fragte er, während er der Königin etwas von dem Rum nachschenkte, der ihr so gut schmeckte. "Ich wollte nicht über ihn bestimmen. Ich will ihn nur schützen. Dass niemand auf ihm herumtrampelt, dass er sich nicht ausnutzen lässt, dass er das Leben genießt." Ja, Eneas wusste, dass Kosta sich gerne dominieren ließ. Das würde er vielleicht auch tun ohne dass er Sklave wäre. Aber es war doch ein Unterschied darin sich beim Sex dominieren zu lassen oder diesen miesen Typen mit denen Kosta zusammen gewesen war, die ihn darüber hinaus schlecht behandelt hatten. Oh, es hatte ihn jedes Mal rasend gemacht diesen Beziehungen zusehen zu müssen ohne einschreiten zu dürfen. Klar, Kosta hatte auch gute Partner gehabt, aber sie hatten oft den Ton angegeben. Eneas war doch nicht wie die oder?
Als er Eoshan fragte, ob es noch Hoffnung für Iason und ihn gäbe, sagte sie, dass es immer Hoffnung gäbe solange keiner von ihnen beiden tot wäre. Der Krieger blickte sie skeptisch an. Von einer Schwarzen Witwe hatte er irgendwie etwas eindeutigeres erwartet. Doch natürlich wäre es gut überhaupt Hoffnung zu haben. Es gab ihm Kraft zu kämpfen.
"Die Frage ist allerdings eher, wie und ob Iason dich überhaupt liebt. Wenn ja, dann scheint er jedenfalls in einer riesigen Zwickmühle zu stecken", sagte die Dea al Mon.
"Er liebt mich...", sagte Eneas leise. Geistesabwesend streckte er seine Hand nach dem Eichhörnchen auf seiner Sessellehne aus, um es ein wenig zu kraulen. "Ich weiß nur nicht, ob er mich so liebt wie ich es mir erhoffe... aber was meinst du mit einer Zwickmühle? In welcher Zwickmühle soll er stecken?" Ob sie etwas gesehen hatte?
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Sa 24. Sep 2022, 21:13

"Natürlich nicht", lachte Eoshan amüsiert über Taelos überraschtes Gesicht. "Natürlich ist es nicht falsch, jemanden födern zu wollen. Doch es ist ein grosser Unterschied, es sich einfach nur zu wünschen oder diesen Wunsch jemandem aufzudrängen. Wobei beide Varianten falsch oder richtig sein können. Je nach Situation." Taelos wollte nicht über Iason bestimmen. Er wollte ihn schützen, damit er sich nicht ausnutzen liess und das Leben genoss. "Manchmal muss man aber über jemanden bestimmen, um ihn beschützen zu können", wandte sie ein. Als Königin wusste sie das nur zu gut. "Dann muss man für sich entscheiden, was einem wichtiger ist. Die Sicherheit dieser Person oder sich nicht in deren Leben einzumischen." Für sie gehörte es jedoch dazu, dass man sich in das Leben der Personen einmischte, die man liebte. Ganz besonders in das des Gefährten. Schliesslich wurde der nicht umsonst der Gefährte. Dann wurden aus zwei Leben eines. Da ging es doch gar nicht anders, dass man eben manchmal über den anderen bestimmte und nachdem was Taelos erzählt hatte, schien Iason das ja sogar zu wollen, dass man über ihn bestimmte.

Taelos fragte, ob es Hoffnung für sie beide gäbe, was Eoshan klar bejaen konnte. Wenn auch wohl nicht so, wie er es sich erwünscht hatte, denn er schaute sie auf ihre Worte ziemlich skeptisch an. Es sah so lustig aus und sie musste leise kichern. Es war schon seltsam. Die Glacier glaubten ihr kaum ein Wort ihrer Visionen und Taelos erwartete, dass sie alle Geheimnisse der Welt kannte, inklusive der Zukunft. Ein dazwischen schien es nicht zu geben. Wenigstens war Taelos sich sicher, dass Iason ihn liebte. Das war doch schon einmal ein guter Anfang. Die Frage war nur, ob Iason Taelos so liebte, wie dieser sich das wünschte. Taelos wollte wissen, was sie für eine Zwickmühle meinte.
Eoshan kam erst einmal jedoch nicht dazu zu antworten. Der Kapitän hatte seine Hand gehoben, um Nüsschen zu kraulen. Dieser zuckte fauchend zusammen, als die Finger sein Fell berührten. Instinktiv biss er zu. Nicht so heftig, dass es blutete, doch kraftvoll genug, damit es eine deutliche Warnung war. Heftig keckernd schimpfend stolzierte das Verwandte Wesen mit hoch erhobenem, buschigen Schwanz auf die andere Seite des Sessels und betrachtete den Taelos argwöhnisch.

"Das war sehr unhöflich", tadelte Eoshan den Hayllier gutmütig, da sie sich sicher war, dass er nicht mit Absicht beleidigend gewesen war. "Man krault fremde Krieger nicht einfach am Kopf. Oder ist das in Hayll so Brauch?" Nüsschens Schwanz zuckte genervt. Er war kein Kuscheltier. Also bei Freunden schon, aber Taelos war ein Hayllier und die hatten Minan sehr weh getan.
"Aber zurück zu der Zwickmühle, in der Iason steckt, wenn er dich so liebt, wie du dir es von ihm erhoffst", ging sie wieder zurück zu ihrem vorherigen Gespräch. "Du hast mir gesagt, dass er sich gerne für andere aufgibt und opfert. Soweit ich es richtig verstanden habe, gilt das vorallem für Leute, die er mag und die ihm wichtig sind. Weswegen er sich jetzt auch für seine Königin opfert. Wenn er dich also liebt, will er sich wohl auch für dich aufreiben, weil er das gerne für Leute macht, die er mag. Du hingegen willst nicht, dass er das tut, sondern für seine eigenen Wünsche einsteht. Doch wie soll er das denn erfüllen können? Entweder er ignoriert deinen Wunsch und opfert sich für dich auf, was dich aber unglücklich macht. Was er jedoch sicher nicht will, wenn er dich liebt. Oder aber er versucht dir deinen Wunsch zu erfüllen, was noch viel schwieriger zu realisieren ist. Weil er sich doch gerne aufgibt, müsste er dafür einstehen, das weiter tun zu dürfen, obwohl das etwas ist, was du gar nicht gern hast. Also würde er dich wieder unglücklich machen. Gütige Dunkelheit, er kann deinen Wunsch gar nicht erfüllen", platzte aus Eoshan während den Überlegungen verblüfft die Erkenntnis heraus.
"Egal wie er es dreht oder wendet, schlussendlich wird er dich unglücklich machen. Es sei denn, er lügt dich an und sagt oder erfindet etwas anderes, was ihm wichtig sei, für das er einstehen wolle. Es würde mich nicht wundern, wenn ihn das komplett überfordert hat. Das ist wirklich ganz schön kompliziert mit euch Beiden." Nachdenklich nippte sie an ihrem Rum, um zu überlegen, ob es nicht doch eine andere Lösung für Iason gab. Allerdings kannte sie den Krieger ja auch überhaupt nicht und wusste nicht, was ihm tatsächlich wichtig war und was nicht. Sie hatte nur die Erzählungen und Einschätzungen von Taelos.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Sa 24. Sep 2022, 21:15

Er war so in Gedanken verloren gewesen, dass er erst merkte, dass er etwas unangebrachtes getan hatte als Nüsschen ihm bereits in den Finger biss. "Ahh.." Eneas wedelte mit der Hand, saugte dann an seiner Fingerkuppe. Die Dea al Mon tadelte ihn sofort. Verzeihend blickte der Krieger sie an.
"Ich habe nicht nachgedacht...", entschuldigte er sich. Das Verwandte Wesen war auf die andere Sessellehne gehüpft und keckerte schimpfend. "Es tut mir leid", wandte er sich an Lord Nüsschen. "Ach, ich wüßte von einem Jungen, der wäre ganz neugierig auf dich. Er wollte eigentlich unbedingt mit, Pirat spielen. Aber es ist zu gefährlich hier." Eneas wandte sich wieder an Eoshan. "Ein ehemaliger Sklave, den Iason und ich befreit haben", erklärte er wen er meinte.
Die Königin dachte schon über die Zwickmühle nach in der Kosta angeblich steckte. Dann begann sie ausgiebig zu erklären wie sie das meinte und trotzdem schwirrte Eneas bald der Kopf. Es klang sehr kompliziert und er wusste nicht, ob diese Fremde überhaupt beurteilen konnte wie es in Kostas Innerem aussah. Schließlich kannte sie nur Eneas' Seite der Geschichte und hatte Kosta selbst noch nie getroffen. Trotzdem schien es zu genügen, dass sie aufzählte, dass Iason sich bestimmt für ihn opfern wollte, weil er ihn liebte. Aber Eneas selbst wollte stattdessen, dass der Krieger für seine eigenen Wünsche einstatt. Nur wäre es vielleicht Iasons Wunsch sich für ihn aufzureiben.
"Weil er sich doch gerne aufgibt, müsste er dafür einstehen, das weiter tun zu dürfen, obwohl das etwas ist, was du gar nicht gern hast", versuchte sie zu erklären. Eneas strich sich leicht überfordert durchs Haar. Vielleicht hatte er schon zu viel Rum getrunken, aber das klang alles sehr kompliziert. Wie die Dea al Mon bald selbst erkannte.
"Du scheinst mehr darüber zu wissen als ich", sagte der Kapitän leicht hilflos. "Er kann sich doch gerne weiter um mich sorgen und kümmern. Ich weiß, dass er das gerne tut und mir gefällt es ja auch. Aber er muss mir sagen was ihn beschäftigt. Was er darüber hinaus will. Sein Lebensinhalt kann ja nicht daraus bestehen mir zu Gefallen zu sein. Verstehst du das?"

Aber Eoshan meinte, dass Iason sich so verbiegen würde, dass er sie beide unglücklich machte. Er wäre sicherlich komplett überfordert damit. "Ich will nicht sein Herr sein. Das ist alles", sagte der Hayllier. "Ich will, dass wir gleichwertige Partner sind..." Er seufzte. "Aber ich weiß nicht, ob Iason das will." Er hatte sich immer diese dominanten Gefährten gesucht.
Eneas streckte sich. "Ich glaube nicht, das ich heute noch ergründen werde was er selbst will und wie ich mit ihm zusammen kommen kann. Abr ich danke dir für deinen Rat." Dabei fiel ihm etwas ein. Er verdrehte leicht die Augen.
"Ugh, ich hoffe, er wird nicht wieder wütend, dass mir wieder eine Frau die Augen öffnet." Es hatte Kosta gar nicht gefallen, dass Timaris diejenige gewesen war, die Eneas klargemacht hatte was er für seinen Freund empfand. Eneas hätte es gerne zurückgenommen, doch er wusste nicht wie. Vielleicht war es nicht nur Timaris' Worte gewesen, die ihn dazu gebracht hatten sich seinen Gefühlen zu stellen. Es war auch die Gefahr gewesen Kosta endgültig zu verlieren. Diese Angst war weit größer als die Angst darüber sein Herz noch einmal gebrochen zu bekommen.
"Ich habe schon einmal mit jemanden über Iason gesprochen und sie hat mir klargemacht, dass ich in ihn.. naja verliebt bin", erklärte er der Dea al Mon. "Er hat es nicht gut aufgenommen... ach, wie du schon sagtest, es ist kompliziert mit uns beiden."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Sa 24. Sep 2022, 21:15

"Was? Nein ich weiss überhaupt nichts darüber", wehrte Eoshan überrascht ab. "Ich fasse nur zusammen und reflektiere das, was du mir gesagt hast." Taelos schien es jedoch noch nie aus diesem Blickwinkel gesehen zu haben. Er hatte auch nichts dagegen, dass Iason sich weiter um ihn sorgte und kümmerte. Taelos würde es ja auch geniessen. Nur sollte Iason ihm sagen, was ihn beschäftigte. Nun, damit hatte er sicher recht. Ausserdem wollte Taelos, dass Iason auch sagte, was er sonst noch wollte. Es könne ja nicht sein Lebensinhalt sein, ihm zu gefallen zu sein.
"Warum nicht?" fragte sie etwas verwirrt. Warum konnte das nicht Iasons einziger Wunsch sein? Manche Menschen waren so. Sie steckten ihr ganzes Herzblut in eine einzige Sache. Nein, sie verstand Taelos Argumente nicht wirklich. "Sein Herr?" Die Aussagen des Kapitäns wurden immer verwirrender für sie. Wenigstens konnte sie verstehen, dass Taelos sich wünschte, dass er und Iason gleichwertige Partner wurden. Sie fragte sich, ob eine richtige Beziehung auch anders ging. Wie sich Iason das wohl vorstellte, wenn er keine gleichberechtigte Beziehung wollte.

"Meinen Rat? Ich habe dir doch nur zugehört", schmunzelte Eoshan. Taelos machte sich jedoch Sorgen, dass Iason wütend darüber sein könnte, weil sie ihm geholfen hatte, klarer zu sehen. Fragend blinzelte sie den Krieger an und nippte an ihrem Rum. Der Kapitän erklärte ihm, dass er schon einmal mit jemandem über Iason gesprochen hatte. Diese Frau hätte ihm klar gemacht, dass er verliebt wäre. Iason hätte das gar nicht gut aufgenommen und sei wütend deswegen geworden.
"Du wusstest nicht von dir aus, dass du dich in Iason verliebt hast?" fragte sie verwundert. Wusste man das normalerweise nicht von sich aus? "Nun, dann weisst du ja wenigstens etwas darüber, was er will", versuchte sie das Positive zu sehen. ""Er will, dass du alleine weisst, was du willst. Ohne Hilfe von Frauen. Aber ja, das ist wirklich sehr kompliziert mit euch beiden. Doch es werden sicherlich wieder gute Zeiten für euch beide kommen. Du bist ein guter Mensch. Etwas unbedacht vielleicht, aber sehr freundlich und Iason scheint auch ein guter Mensch zu sein. Ihr werdet einen Weg finden."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Sa 24. Sep 2022, 21:16

Eneas antwortete nicht mehr viel auf die Fragen der Königin, denn diese zu beantworten, wurde ihm allmählich zu intim. Er kannte die Dea al Mon ja überhaupt nicht und ihr alles über sich und Kosta zu erzählen, wollte er auch nicht. Vielleicht auch, weil es mit anderen Dingen zusammenhing über die er noch weniger sprach.
"Ich habe es verdrängt, weil es nicht sein durfte", antwortete er nur ausweichend auf ihre Frage, ob er wirklich nicht gewusst hatte, dass er in Iason verliebt sei. Eoshan sagte, dass er nun wenigstens eine Sache wusste, die Iason wollte.
Ja, aber genau die konnte er ihm nicht noch einmal bieten. Eneas konnte ja nicht noch einmal feststellen, dass er verliebt war.
"Er will, dass du alleine weisst, was du willst. Ohne Hilfe von Frauen", sagte die Königin. Tja, das war so eine Sache. Bisher war sein Leben nicht ohne Frauen verlaufen. Es war erst Wochen her, wo er aus einer langen Beziehung mit einer Frau gekommen war... und Kosta war ja auch nicht ganz unschuldig, was Ratschläge von starken Frauen betraf. Er tauschte sich doch jedesmal mit Timaris aus, wenn sie in Draega waren, dachte Eneas nicht ohne Eifersucht.
Ob Kosta auch eifersüchtig gewesen war, weil Eneas über sie beide mit Timaris geredet hatte? Das konnte sich der Schriftsteller wiederum kaum vorstellen, wo der Krieger selten auch nur die Spur einer eifersüchtigen Ader gezeigt hatte.
Eneas merkte, dass er schon länger in Gedanken versunken geschwiegen hatte, was wohl nicht besonders höflich gegenüber einer Königin war. Anderseits bezeichnete sie Eneas als 'unbedacht'. Nun, sie hatte vielleicht nicht unrecht. Er war schon immer blind gewesen, was Beziehungen betraf.
"Danke... aber zunächst müssen wir ihn finden bevor ich mit ihm darüber reden kann", bedankte sich der Pirat bei der Schwarzen Witwe. Da es schon spät war, verabschiedete er Eoshan aus seiner Kajüte. Eneas zog sich seine Hose, Schuhe und Hemd aus, um sich aufs Bett sinken zu lassen. Während das Schiff hin und herschwankte, sah er zur Decke und dachte an Kosta. Wieder und wieder malte er sich die Begegnung zwischen ihnen aus. Es hatte in ihrem Leben bereits viele bedeutungsschwere Wiedersehen gegeben.
Alea... seine Rückkehr zur Regatta... Kostas Rückkehr aus dem Palast als Timaris ihn verlassen hatte... ihr Wiedersehen als Kosta mit diesem Arschloch in Chaillot zusammen gewesen war... und jetzt Dalmadans Feste.

Wenn er Kosta wiedersah, wenn er noch lebte... nein, Eneas wagte nicht an die Alternative zu denken. Er konnte nicht. Er hoffte, dass Kosta es geschafft hatte sich auf die gute Seite von Königin Earcir zu stellen. Auch deshalb war Eneas besorgt über die vielen neuen Mithelfer, die manchmal so klangen als wollten sie geradewegs die Burg stürmen und die Schattenkönigin töten.
Wenn der Haushofmeister und Kosta einen Plan hatten, um an ein mögliches Gegengift für Timaris zu gelangen, so wollte Eneas diese Pläne nicht in Gefahr bringen. Er hatte gehofft, dass sie jemanden in Dalmadans Feste einschleusen konnten, um mit Kosta Kontakt aufzunehmen oder herauszufinden wie es ihm ging; ob er bei den Gefangen gelandet waren.
Nur drängten die Dea al Mon zur Eile aus Sorge um diese männliche Schwarze Witwe und was er alles an den Feind verraten konnte. Eneas zerbrach sich den Kopf darüber, doch diese Nacht würde er keine Antwort mehr darauf finden. Stattdessen dachte er lieber an die schönen Momente mit Kosta und sich...
Es wandelte sich schnell in Selbstvorwürfe. Wieso hatte er nie den Mut gehabt, Kosta zu sagen wie er empfand? Damals schon in Mineva... Andiëls Einweihungsfeier... Eneas wusste, was er damals gefühlt hatte, und vor allem wie er reagiert hatte. Wie ein liebeskranker Idiot. Das machte man nicht, wenn man nur freundschaftliche Gefühle hegte. Aber er hatte es sich damals erfolgreich eingeredet... dass es nur zu Kostas bestem war sich zurückzuhalten und auf Abstand zu gehen. Damit Kosta sich entfalten konnte. Freundschaften schließen, amoröse Abenteuer haben, Gefährten finden. Hätte Eneas damals schon etwas gesagt... hätte er sie beide nicht einfach kaputt gemacht? Es war ihm damals nicht gut gegangen..
Nicht so wie heute, wo es dir blendend geht, dachte er kurz sarkastisch.
Außerdem hatte er damals sowieso nicht lange durchgehalten, hatte nicht von Kosta lassen können. Ach, er hatte viele Fehler gemacht. Kein Wunder, dass sie beide verwirrt waren. Eneas hatte sich über die Jahre sehr widersprüchlich verhalten.
Der Pirat vertrieb die Gedanken, konzentrierte sich darauf wen er am besten zum Auskundschaften durch die Gänge der Feste schicken konnte.

Etwas was er auch die nächsten Tage tat, während das Schiff die dhemlanische Küste entlang segelte bis sie endlich zur großen Flussmündung der Sadhe kamen. Ab hier durfte niemand mehr das Deck ohne dhemlanische Uniform betreten. Das Risiko war einfach zu groß. Sie hatten nicht genügend Uniformen für alle und so wechselten sie sich ab, doch größtenteils mussten ihre unerwarteten Gäste leider unter Deck bleiben. Etwas was weder Glaciern noch Dea al Mon sonderlich zu behagen schien, aber sie beschwerten sich nicht.
Eneas trug nun ständig die dhemlanische Uniform eines Marinekapitäns. Trotzdem hatte er es nicht lassen können unter dem Hemd verborgen die Münzhälfte zu tragen. Sie war schon lange mit einem ständigen Bewahrungszauber versehen, andernfalls hätte Eneas sie gewiss schon zerrieben so oft wie er gedankenverloren danach griff.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Sa 24. Sep 2022, 21:17

Eneas zog die Decke enger um sich, während sie an einem viel zu kleinem Feuer inmitten eines dunklen Nadelwaldes froren. Der Kapitän der 'E' rieb die Hände aneinander, blies hinein. Sie hatten nicht gewagt ein größeres Feuer zu machen. Zu heikel war es in diesem Gebiet entdeckt zu werden nun wo sie ihrem Ziel so nahe waren.
Sie hatten zwei Tage benötigt, um auf der Sadhe entlang zu reisen. Der Fluss war groß genug für ihre schmale Korvette gewesen. Größtenteils hatte die Sadhe immer wieder im Nebel gelegen, was es einfacher gemacht hatte, unerkannt auf ihr entlang zu fahren. Nur einige Fischer waren ihnen entgegen gekommen, doch keine große, dhemlanische Galeere. Es war beklemmend still in Dhemlan. Sie waren an kleinen Dörfern vorbeigekommen, aber allein der Anblick der Segel mit dem Hydra Zeichen waren genug gewesen, dass man kaum jemanden draußen gesehen hatte. Die Menschen fürchteten sich vor ihren eigenen Soldaten.
Sie hatten aber auch Zeichen der eigenen Grausamkeit der Dhemlaner entdeckt. Galgen an denen tote Frauen baumelten, Holzschilder hingen ihnen über die Brust auf die mit schwarzer Tinte ein Netz gemalt gewesen waren. Wahrscheinlich Schwarze Witwen, die sich Zorya verweigert hatten und nun als Mahnung an alle anderen dort hingen. Niemand hatte gewagt sie abzuhängen.
Zum Glück kamen sie nicht bis nach Amdarh. Die Hauptstadt vom schattigen Dhemlan war viel zu gefährlich und es wäre unmöglich gewesen dort mit einem Schiff vor Anker zu legen, trotz der falschen Segel und Uniformen. Für Amdarh hätten sie auch gefälschte Papiere und eine glaubwürdige Geschichte benötigt. So aber konnten sie die 'E' in einer Flussbiegung anhalten. Eneas war etwas mulmig darüber, das Schiff einfach zurückzulassen. Rachel, Solomon, Noyan, Cleos und Vissarion würden zurückbleiben, um es zu bewachen und für eine schnelle Flucht zu sorgen, wenn sie zurückkamen. Natürlich sorgte sich Eneas, ob sie entdeckt wurden, doch sie hatten ausgemacht, dass sie sich in einem solchen Falle in das Hinterland Dhemlans schlagen sollten.
Durch ihre Reisen hatten sie auch Freunde im dunklen Dhemlan. Eneas wusste aber nicht wie es ihnen ergangen war und ob sie immer noch helfen würden. Aber im Notfall würde dies ihr Treffpunkt sein.

Die restlichen verließen das Schiff und schlugen einen Weg querfeldein in den Osten von Dhemlan ein. Es war zu gefährlich auf den offenen Wegen zu reisen und so blieben sie größtenteils in den Wäldern oder rannten gebückt über offene Weiden und Äcker. Es kostete Zeit. Sie transportierten, so gut es ging, ihren Proviant, Zelte und Decken in ihrem Juwelengepäck. Savahs Juwelengepäck schien unerschöpflich und die Königin ließ es sich nicht nehmen jeden Abend ganze Fässer an Met, Teller an Essen und ähnliches auszupacken. Eneas hätte es bevorzugt, dass die Glacier nicht jedesmal ein Gelage starteten und tranken, doch die Gruppe waren erstaunlich flinke und überaus zähe Wanderer. Groß von Statur setzten die Glacier solch ein hohes Tempo ein, gefolgt von den leichtfüßigen Schritten der Dea al Mon, dass sie trotz großer Gruppe schneller voran kamen als gedacht.
Es machte es ein wenig wett, dass sie sich nicht, wie Eneas geplant hatte, irgendwo Pferde besorgen konnten. Nicht in einer solch großen Gruppe. Es wäre zu auffällig gewesen.
Trotzdem hatten sie es irgendwann geschafft und konnten nun bereits die hohen Klippen sehen wo ganz oben Dalmandans Feste thronte. Von weitem sah es wunderschön aus. Eneas kannte die Legenden um den Platz, wo einst die wunderschöne und mächtige Eyrierin Dalmadan gelebt haben sollten. Verbannt aus Askavi hatte sie hier einen Ort der Gelehrsamkeit geschaffen, der Abgeschiedenheit und Erhabenheit. Was war jetzt daraus geworden? Eneas blickte in die ungefähre Richtung, aber die Baumwipfel versperrten den Weg. Irgendwo dort war Kosta...
Eneas stocherte mit einem Stock in dem kleinen Feuer, aber es wollte einfach nicht warm werden. Trotzdem setzte niemand die Kunst ein. Zum einen wollten sie ihre Kräfte aufsparen, zum anderen wollten sie nicht entdeckt werden. Hagen oder Savah hielten zwar abwechselnd immer einen schwarzgrauen Schild um die Gruppe, aber diese Mission war zu gefährlich, um leichtsinnig zu werden.
Eneas blickte verstohlen zu Leto, die mit einer Laterne über die Karte leuchtete, die sie von der Umgebung von Dalmandans Feste hatten.
"Wir müssen einen weiten Bogen um Lyss machen. Zwar haben wir Berichte, dass Sions Soldaten die Kleinstadt arg verwüstet und ausgebeutet haben, aber wir können nicht darauf hoffen, dass uns alle dort wohlgesonnen sind...", sprach sie nachdenklich. "Wir hätten bessere Chancen in Meanas oder eine der umliegenden Gehöfte.."
"Du willst jemanden finden, der uns hilft?", fragte Damien. Leto zuckte mit den Schultern.
"Als Versteck oder Ruhepunkt. Vielleicht wird es nötig sein.."
Eneas beobachtete die beiden stumm. Sie schienen sehr vertraut. Natürlich waren sie das. Leto war seit zehn Jahren in der Mannschaft. Freundschaften hatten sich gebildet. Konnte er ihr das wegnehmen? Er dachte immer öfter daran.
"Bah, dieses Land ist so kalt", schüttelte sich Savah und setzte sich zu ihm. Eneas schmunzelte.
"Ich dachte, ihr.. Barbaren seid die Kälte gewohnt", entgegnete er.
"Ja.. aber das hier ist eine andere Art Kälte.. unnatürlich. Wie ein Leichentuch", meinte die Königin düster und rieb sich vorne ihre Stiefel. Eneas nickte. Er wusste was sie meinte. Sie spürten es alle. Das Land selbst schien zu leiden. Eine Klammheit, die sich nicht mehr abschütteln ließ.
"Also.. da oben rauf müssen wir, ja?", fragte Savah und deutete in die ungefähre Richtung. Sie hatten heute morgen einen guten Blick auf die Bergspitze gehabt.
"Ja.. ich fürchte, es wird eine anstrengende Bergsteigung", sagte Eneas. "Die Straße wird zu gut bewacht sein. Es heißt, im Berg gibt es eine Zahnradbahn, aber da sie damit ihre Güter rauf und hinunter transportieren, wird die genauso bewacht sein."
Die blonde Glacierin hob den Kopf. "Eine Bahn im Berg? Nun, das klingt doch viel leichter und bequemer. Wie gut kann sie schon bewacht sein?" Sie knuffte Eneas gegen die Schulter.
"Gut genug, dass es Zorya alarmieren wird... und ich möchte nicht den Plan von Prinz Asar gefährden", wandte Eneas ein.
"Oder das Leben deines Geliebten", erriet Savah lächelnd. Eneas nickte rasch. "Dann also klettern", seufzte sie. "Das würde wesentlich leichter gehen, wenn ich nicht wüsste was uns oben erwartet." Die Glacierin erhob sich.
Der Krieger sah fragend hoch. "Du weißt was uns erwartet?" Denn er wusste es sicherlich nicht.
"Ja. Ich werde wieder eine weitere Königin töten. Das scheint mein Fluch zu sein", sagte sie und steuerte dann eines der Zelte an, um sich schlafen zu legen.
Eneas blickte ihr nachdenklich nach. Er sollte es ihr gleich tun und versuchen etwas zu schlafen, aber er war so angespannt, dass er nicht wusste, ob er die nächsten Tage überhaupt ein Auge zutun konnte. Er sollte es. Wenn er Kosta helfen wollte, dann sicher nicht indem er vollkommen durchnächtigt war...
Seine Gedanken glitten wieder zu Kosta. Am liebsten wäre Eneas die Nächte und Tage durchmarschiert.
"Eine Goldmark für deine Gedanken", sagte Olintes, als er zu ihm kam.
"Dafür musst du diese Tage kein Geld ausgeben", erwiderte Eneas. Sein Freund schmunzelte. Er würde sich denken können an wen Eneas dachte. "Kannst du auch nicht schlafen?", fragte er.
"Sie sollten um Rasmus einen eigenen Hörschutz machen", schnaubte Olintes und deutete auf das Zelt der Glacier. "Der Bär holzt jede Nacht dutzende an Wäldern weg."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Zorya » Sa 24. Sep 2022, 21:17

Zoryas Blick glitt über den ausgemergelten Jungen. Er sah nun, Wochen nach der Behandlung, sehr viel kraftloser und geschwächter aus. Der Königin fiel dies besonders stark auf, da sie schon länger nicht mehr hier unten gewesen war. Jetzt, wo der Arm neu gebildet war, hatte sie sich die Fortschritte natürlich ansehen wollen anstatt nur Amunets Berichte darüber zu lesen.
"Es ist erstaunlich was du hier geleistet hast", sagte sie der Heilerin, die zusammen mit ihren Untergebenen im Laboratorium standen, während Zorya den Jungen inspizierte. "Ein Meisterwerk", fügte die Königin hinzu. Sie hatte nicht gedacht, dass es möglich wäre den Arm tatsächlich zu regenerieren. Noch dazu den Arm einer männlichen Schwarzen Witwe. Eine besondere Herausforderung. Sie hatten Glück, dass der Jugendliche dabei nicht gestorben war. Auch jetzt schien sein Körper nur mit heilenden Netzen zusammengehalten zu werden. Die Gefahr, dass er unter weiterer Belastung starb, war groß. Zorya wollte da seinen Geist nicht schon jetzt durchsuchen, sagte sie sich. In Wahrheit war es ein guter Vorwand dies noch etwas hinauszuschieben. Natürlich war sie neugierig, aber ihr letzter Versuch in die Tiefen des Geistes dieses einzigartigen Jungen vorzudringen, war sehr erschöpfend und beklemmend gewesen. Tagelang hatte sie Albträume gehabt. Sie war nicht die einzige, die von der jungen Schwarzen Witwe beeinflusst wurde. Zorya hatte die Berichte Amunets gelesen indem sie erwähnt hatte, dass er eine sinnliche Aura verströmte.
"Er ist etwas ganz besonderes", sagte Zorya, "Dass ein Zerbrochener immer noch so viel Kraft hat..." Sie riss sich vom Anblick des Jungen los und blickte zu Amunet. "Wann denkt ihr, kann er befragt werden?"
Die Heilerin vermutete, dass es noch ein paar Tage dauern könnte bis der Körper stabilisiert war. Die dunkelhäutige Königin nickte zufrieden. "Gut, sobald er stabil ist, soll er nach oben zum Stundenglassabbat verlegt werden. Ihr könnt ihn dort weiter untersuchen." Sofern es nicht Zoryas eigenen Experimenten bezüglich des Jungen beeinträchtigte, hatte sie nichts dagegen, wenn Amunet die Schwarze Witwe weiter untersuchte. Was die Heilerin nicht wusste, war, dass Zorya lange damit gerungen hatte was sie mit dem Jungen tun sollte. Ayden hatte sie gewarnt, dass Sion ein eigenes Interesse an einer männlichen Schwarzen Witwe haben würde und dass es nicht gut beraten wäre dies vor Sion zu verheimlichen. Sie könnte nicht alles kontrollieren was die Bediensteten weitererzählen würde. Aber da lag er falsch. Sie kontrollierte sehr gut was ihre Untergebenen wussten und was nicht. Sobald der Junge aus dem Kerker verlegt war, würde sie die Wärter und alle, die es nicht wissen mussten, vergessen lassen, dass sie je eine männliche schwarze Witwe dort unten gehabt hatten. Ja, das wäre das beste. Zorya wollte den Jungen nicht fortbringen so wie Ayden es empfohlen hatte. Er hatte sich sogar selbst dafür angeboten, wollte den Jungen in eine abgelegene Provinz bringen. Aber ihr Haushofmeister konnte nicht verstehen wie bedeutsam diese männliche Schwarze Witwe war. Zorya mochte sich nicht von ihm trennen.
"Sein Arm ist sehr dünn... bist du sicher, dass er Gift produzieren kann? Diese seltsame Sache mit seinen fünf Giftdrüsen...", wagte Zorya zu bedenken. Nur weil der Junge mehr Drüsen in seinem Körper besaß als es normal war, bedeutete es nicht, dass auch nur eine von ihnen ihren Dienst tun würde. Amunet war dennoch zuversichtlich.
Oh, Zorya konnte es kaum erwarten, das Gift der männlichen Schwarzen Witwe zu testen und zu untersuchen. Wenn er denn Gift produzierte, so würde es gewiss einzigartig sein.

Nachdem die Königin die Heilerinnen noch einmal gelobt hatte, verließ sie das Labor, dabei ignorierend wie ihr die Blicke des jungen Prinzen auf dem Tisch folgten. Zorya war nicht nur wegen ihm in den Kerker gegangen. Sie war ebenso neugierig wie sich Kosta gemacht hatte. Sie hatte ihn viel zu lange vernachlässigt. Ayden war nur immer so fordernd und eifersüchtig...
Wenn Zorya ehrlich war, so gefiel ihr das sehr, denn ihr gegenüber war er sonst nie so gewesen. Es war gut, dass sie gegenseitig ihr Blut getrunken hatten.
*Kosta, treffe mich am Ausgang des Kerkers*, sandte sie. Zorya wollte sich nicht mit ihm unterhalten, während seine neuen Kollegen dabei standen. Sie hatte dem Krieger zwar gesagt, dass er diskret sein musste was sie beide genau im Bett machten, aber vor allem wollte sie seine neue Position im Kerker nicht untergraben. Lieber wollte sie sich ungestört mit Kosta unterhalten.
Sie war noch gerade dabei die Treppen raus aus dem Kerker zu nehmen, als Kosta sie bereits einholte.
"Ihr könnt voraus gehen", sagte sie ihren zwei Zofen, die sie begleitet hatten. "Kosta.. wie schön dich zu sehen", wandte sie sich dem schönen Krieger zu und lächelte ihn an. "Begleite mich zu meinen Gemächern. Ich will hören wie dir deine neue Arbeit gefällt", sagte sie und bot ihm ihren Arm an.
Gemeinsam gingen sie nach oben bis sie in Zoryas Salon angekommen waren. Die Königin wusch sich die Hände über einem Steinbecken, ließ sich ein Handtuch von ihrer Zofe bringen ehe sie diese fortschickte. Zorya ließ sich auf einer Liege nieder, winkte Kosta zu sich. "Nun, sag mir wie es dir ergangen ist. Wie ist es so als Wärter? Kümmerst du dich um die Gefangenen?", fragte sie.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » Sa 24. Sep 2022, 21:20

Sie wollte ihn am Ausgang des Kerkers treffen. Befahl es ihm fordernd. Doch diesmal huschte Kosta nicht diensteifrig durch die Gänge, sondern ging zielstrebig auf die Königin zu. Schnell, begierig, um rasch bei der betörenden Frau zu sein. Dennoch wie ein Mann, der sich seiner selbst sicher war. Die Zeit hier im Kerker hatte ihm gut getan. Hatte ihn aufblühen lassen. Kosta nutzte die Zeit, die er durch die Gänge schritt, so gut es eben ging, um in seine Rolle als Zoryas Liebhaber zu schlüpfen. Es hing fiel davon ab, dass er da nicht wankte.

Bei der Treppe aus dem Kerker heraus, hatte er sie eingeholt. Ehrerbietig verneigte er sich vor ihr, bedachte sie gleichzeitig mit einem glühenden Blick. So lange war es her, seit sie ihn zu sich gerufen hatte. "Es ist mir eine Ehre, Königin Eacir", raunte er mit rauer Stimme voller Begehren. "Ich habe Eure Gegenwart schon viel zu lange entbehren müssen." Sanft nahm er ihren Arm und führte sie nach oben zu ihren Gemächern. Viel erzählte er dabei noch nicht über seine Arbeit, da die Zofen noch nah genug waren, dass sie ihn hören konnten. So sprach er nur ein wenig von Ranard, der ihm zeigte, was es als Kerkerwärter zu wissen gab. Dass er ein sehr pflichtbewusster und strenger Vorgesetzter sei, aber auch sehr fair.

Erst als sie oben in den Gemächern waren, die Schwarze Witwe sich auf der Liege räckelte und ihre Zofen weggeschickt hatte, taute der frisch gebackene Wärter auf. Verzehrend blickte er seine Königin an und man konnte ihm ansehen, dass er nicht unbedingt über seine Arbeit sprechen wollte, sondern sich eher überlegte, wie es wohl wäre, die Königin bäuchlings über die Lehne der Liege zu legen und sie so lange und hart zu vögeln, bis sie schrie vor Lust. Doch er beherrschte sich. Gerade so. Er verneigte sich nochmals leicht und wagte es dann, sich zu Füssen der Königin auf die Liege zu setzen. Dabei berührte er sie jedoch nicht. Noch nicht.

"Es ist eine grossartige Möglichkeit, die Ihr mit gewährt, meine Königin", freute er sich schon über seine Arbeit, sobald er es geschaft hatte, nicht nur mit seinem Schwanz zu denken. "Es tut gut, auf dieser Seite zu stehen. So sollte es sein. Es gibt noch einiges, was ich lernen kann. Aber einiges habe ich schon gelernt. Ja, ich kümmere mich um die Gefangen. Sehe zu, dass sie regelmässig genügend zu essen bekommen und auch schlafen, wenn es soweit ist, damit sie schön ausgeruht und stark sind, wenn die Heilerinnen ihre Juwelenkraft benutzen wollen. Ich schaue, dass sie gesund bleiben. Aber manchmal muss auch der eine oder andere Gefangene gezüchtigt werden, wenn er zu aufmüpfig wird, ob der guten Sonderbehandlung, die sie hier bekommen." Gerade wollte er gerne wieder wen züchtigen. Mehr oder weniger verstohlen glitt sein Blick zu dem wohlgeformten Hintern der Königin. Sie brauchte es doch sicher auch. Sonst hätte sie ihn nicht bis hier nach oben in ihre Gemächer kommen lassen.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Zorya » Sa 24. Sep 2022, 21:20

Sie konnte schon deutlich sehen, dass es den hübschen Krieger nach ihr verlangte. Zorya gefiel das offensichtliche, kaum zurückgehaltene Begehren. Aus dem ehemaligen Diener wurde langsam ein stolzer, dominanter Mann. Kosta setzte sich zu ihr auf die Liege, sehr dicht und trotzdem ohne Berührung. Zorya wünschte sich, er würde sie einfach packen und über die Liege werfen.
Anderseits sollte er schon wissen wann er sich zurückzuhalten hatte und zuerst wollte sie hören wie ihm seine Arbeit als Kerkerwärter gefiel. Der Krieger bedankte sich begeistert, freute sich darüber nun auf der Seite der Unterdrücker stehen zu können. Er erzählte davon wie er sich um die Gefangenen kümmerte, die sie für ihre Juwelenkraft benötigten. Das klang mehr nach einem rücksichtsvollen Mann, aber dies war auch eine erstrebenswerte Eigenschaft. Zorya merkte auf, als Kosta erwähnte, dass er die Gefangenen manchmal züchtigen musste, wenn sie aufmüpfig würden.
Die Königin lächelte zufrieden. Das klang schon wesentlich interessanter. "Und wie züchtigst du aufmüpfige Gefangene?", fragte sie und streichelte ihm sachte übers Bein. "Erzähl mir davon", forderte sie. Kosta schien viel lieber bereits etwas anderes tun wollen, doch Zorya war neugierig wie er sich machte. Erfreut und auch mit wachsendem Verlangen hörte sie seinen Schilderungen zu.
"Oh, ich wusste, du würdest einen guten Wärter abgeben. Diene mir dort gut und du wirst schon bald in höhere Ränge aufsteigen", versprach sie ihm, fühlte wie sie unter seinen gierigen Blicken feucht wurde. "Du hast so viel mehr Potential als deine tumben Kollegen dort unten..."

Ihre Finger wanderten weiter nach oben zu seinen Schenkeln. Das genügte offenbar, dass er sich vorbeugte, um sie leidenschaftlich zu küssen. Die schlanke Königin presste sich erregt gegen ihn.
"Zeig mir was du gelernt hast..", keuchte sie nach dem Kuss als Zustimmung für alles weitere was er mit ihr anstellen wollte. Zorya keuchte überrascht auf, als der Krieger sie abrupt packte und umdrehte. Anscheinend hatte Kosta reichlich neues Selbstbewusstsein, denn so forsch war er noch nie gewesen, hatte oft noch Sorge gehabt, zu weit zu gehen. Die Bedenken schienen weg, denn gleich schob er gierig ihr langes Kleid hoch, riss an ihrem Höschen. Zorya stöhnte erregt.
"Ahhh, du bist so grob", beschwerte sie sich und zappelte ein wenig auf der Liege. "Ich bin keine deiner Gefangenen." Zorya hörte wie er seine Hose öffnete. Die Königin blickte über ihre Schulter. Ihre Augen weiteten sich überrascht, als sie die Piercings an seinem Glied sah.
"Was.. woher hast du die?", fragte sie kurz irritiert.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » Sa 24. Sep 2022, 21:22

Kosta konnte ihr wachsendes Interesse an ihm spüren. Spätestens als er erwähnte, dass er die Gefangenen manchmal züchtigen müsste, wenn sie aufmüpfig würden, war sie richtig interessiert. Zufrieden lächelnd fragte sie, wie er aufmüpfige Gefangene denn züchtigen würde. Er sollte ihr davon erzählen. Sinnlich streichelte sie ihm übers Bein. Das fühlte sich gut an. Besonders für einen Mann, der schon gefühlte Ewigkeiten nicht mehr bei der Frau hatte sein dürfen, die ihn süchtig nach sich gemacht hatte. Sehnsüchtig nagte er an seiner Unterlippe.
Aber er gehorchte und erzählte der Königin, wie er Gefangene züchtigte. So wie Aärter es eben offiziell taten. Indem sie die Gefangenen an ein Kreuz fesselten und mit einem Stock schlugen. Oder sie an Ketten an die Decke hängen, um sie mit der Peitsche zu bearbeiten. Nicht das, was die Wärter tatsächlich mit ihren Gefangenen taten. Sie zum Beispiel in einen Pranger zu stecken, um sie hemmungslos zu vögeln. Das täte Zorya Eacir sicherlich nicht gerne hören.

Er hatte richtig entschieden. Die Erzählung von Macht und Gewalt gefielen ihr. Ihre Finger wanderten immer weiter nach oben und sie versprach ihm, dass er bald weiter aufsteigen könne, wenn er ihr weiter so gut dienen würde. Oh, das wollte er. Gleich jetzt. Als sie schon fast seine Männlichkeit berührte, beugte er sich mit einem Knurren vor und küsste sie leidenschaftlich. Stürmisch eroberte er ihren Mund und genoss es, wie sie sich an ihn schmiegte. Keuchend forderte sie ihn auf, ihr zu zeigen, was er gelernt hätte.
Da gab es für Kosta kein halten mehr. Fest packte er sie an ihren Schultern und drehte sie abrupt um. So wie er es sich vorhin schon vorgestellt hatte, drückte er sie über die Lehne der Liege, presste sie fest dagegen. Mit gierigem, sinnlichem Streicheln schob er ihr Kleid hoch, griff nach ihren glatten Schenkeln. Die Königin stöhnte erregt und Kosta konnte riechen, dass sie bereit für ihn war. Obwohl sie zappelte. Kosta drückte sie nur noch fester gegen das Polster, riss ihr das Höschen runter.

"Das wollt Ihr doch", meinte er streng auf die Beschwerte, dass er so grob sei. "Manchmal müssen eben auch Leute gezüchtigt werden, die keine Gefangenen sind." Mit einer Hand hielt er sie zwischen den Schulterblätter fest auf die Liege gedrückt, mit der anderen öffnete er sich fahrig seine Hose, packte seine, inzwischen schön pralle Männlichkeit aus. Genau so gierig wie er selber, blickte die Königin über ihre Schulter und er konnte sehen, wie sich ihre Augen überrascht weiteten. Und jetzt einfach nicht einknicken und sie einfach arrogant vögeln.
"Ein Geschenk für Euch, meine Königin", grinste er verwegen. Aufreizend rieb er sich über seinen harten Stab. "Damit Ihr mich auch ja spürt." Er setzte seinen Speer an ihrer feuchten Öffnung an, rieb genüsslich darüber. "Und mich nicht wieder eine Ewigkeit im Kerker vergesst." Kraftvoll trieb er seinen Sporn in sie, bändigte sie hart, als sie sich schreiend aufzubäumen versuchte. Jetzt kam sie ihm nicht mehr davon. Sie gehörte ihm und er würde sie vögeln, bis sie beide in feuriger Erlösung badeten.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Zorya » Sa 24. Sep 2022, 21:23

Seine Hand ruhte fest auf ihrem Rücken, hielt sie nach unten gepresst. Als Zorya erstaunt auf die harte, gepiercte Männlichkeit blickte, grinste der blonde Krieger zunächst nur und meinte, es wäre ein Geschenk. Die Königin bekam nicht viel Gelegenheit darüber nachzudenken, sah erregt zu wie er sich den aufrecht stehenden Speer massierte.
Kosta drängte sich an sie, presste sich an ihren nackten Hintern. Rau sagte ihr der Krieger, dass er wollte, dass sie ihn besonders spürte. "Ohh... ich spüre es..", keuchte Zorya, als er mit seiner gepiercten Speerspitze über ihre feuchte Weiblichkeit strich. Kaltes, hartes Metall. Sehr passend für einen Wärter. Sie fand diese Geste wundervoll, doch Kosta verriet auch noch, dass er es getan hatte, damit sie ihn nicht wieder vergaß.
Prompt stieß er hart und ohne innezuhalten in sie. Die Königin schrie gelöst auf, fühlte wie seine Härte sie komplett ausfüllte und dominierte. "Ahhhh... sei nicht so fest.. ahhh....", schrie sie, aber natürlich gefiel es ihr wie er wüst über sie herfiel und sich gleich in ihr zu bewegen begann.
Sie hatte ihn nicht vergessen wollen, doch sie hatte nicht so viel Zeit sich mit ihm zu beschäftigen wie sie gerne gewollt hätte. Sie würde es wieder gutmachen, nahm sie sich vor. Vielleicht hatte sie doch etwas vergessen wie heiß er sich anfühlte. Nun erinnerte er sie mit kraftvollen Stößen daran. Zorya konnte sich fallen lassen, gab sich ihm ganz hin, schrie und stöhnte manisch. Manche seiner Stöße waren richtgehend brutal, ließen sie erschrocken wimmern. Insbesondere wenn das Piercing vorne gegen ihre inneren Lustpunkte drückte.
Es dauerte nicht lange und die Königin schwebte in ekstatischer Erlösung.

Keuchend und schwer atmend lag sie da, als der Krieger sich von ihr löste. Zorya konnte noch seinen heißen Samen in ihr fühlen. Sie drehte sich ein wenig zur Seite, reinigte sich mit einem Tuch zwischen den Beinen.
Zufrieden lächelte sie Kosta an. "Das war sehr gut... Wärter." Sie streichelte ihm über die Wange. "Beim nächsten Mal kannst du mir noch die harte Hand eines Wärters zeigen..." Er dürfte sie ruhig noch öfter auf den Hintern schlagen, aber dazu war er vermutlich viel zu sehr in Fahrt gewesen und diese brünftige Gier war auch sehr anheizend.
Zorya erhob sich und ging zum Steinbecken, um sich etwas zu waschen, strich ihr Kleid wieder glatt.
"Ich bin froh, dass die Arbeit so einen guten Einfluss auf dich hat... aber du hast dir eine Pause verdient. Ayden möchte immer noch die Provinzen besuchen. Ich würde ihn zu gerne begleiten, aber auf mich warten aufregende Experimente. Du solltest ihn begleiten und dir Dhemlan ansehen. In ein paar Tagen könnt ihr aufbrechen", empfahl sie.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » Sa 24. Sep 2022, 21:24

Grob hielt er sie an den Hüften gepackt und rammelte sie hart von hinten, damit sie nicht weiter darüber nachdenken konnte, warum seine Männlichkeit gepierct war. Es gefiel ihr und sie wollte nicht nachdenken. Sie wollte gebändigt werden und gelöst schreien. Kosta gab ihr das. Er hätte es wohl auch kaum anders tun können bei dieser Königin, die für so viel Leid zuständig war. Einfach nicht denken, sondern nur hemmungslos vögeln, bis sie beide in brodelndem Feuer badeten. Tief pumpte er seinen Samen in sie und während sie in Glückseligkeit badete, war er einfach nur froh, weiter seine Verhütungstränke genommen zu haben.

Nachdem sie beide wieder etwas zu Atem gekommen waren, löste er sich vorsichtig von ihr und rief gleich ein Tuch herbei, um sich zu reinigen. So, dass er seine Männlichkeit auch gleich wieder verstauen und sie gar nicht so genau zu den Piercings schauen konnte. "Hmmm, ich habe eine harte Hand", brummte er zufrieden ob ihres Lobes, grinste dann frech. "Aber etwas anderes war gerade viel härter." Er war so lange nicht mehr bei ihr gewesen. Die Lust war mit ihm durchgegangen.
Die Königin scchien ganz zufrieden damit, war froh, dass die Arbeit so einen guten Einfluss auf ihn hätte. Als sie unvermittelt meinte, er hätte sich eine Pause verdient. Überrascht schaute er auf, hatte sich selbstverständlich ebenfalls erhoben, als die Königin aufgestanden war. Anspannung kroch in ihm hoch, was diese sogenannte Pause wohl bedeuten mochte. Zorya Eacir offenbarte ihm, dass er auf eine Rundreise durch Dhemlan gehen sollte. Gemeinsam mit Prinz Asar. In ein paar Tagen könnten sie aufbrechen.
"Was für ein grosszügiges Geschenk", staunte er ehrführchtig. Das hatte Prinz Asar wirklich gut eingefädelt. Theoretisch könnten sie sich ganz gemütlich einen riesigen Vorsprung bei ihrer Flucht verschaffen. Mit Erlaubnis der Königin. "Gerne schaue ich mir euer Territorium an. Aber seid Ihr sicher, dass Ihr nicht mitkommen wollt? Ihr arbeitet so hart. Niemand hätte mehr eine Pause verdient als Ihr." Die Königin wollte jedoch nicht. Sie hatte ihre Experimente, die sie endlich durchführen wollte. Minan. Kosta lächelte unglücklich und hoffte, sie interpretierte es so, dass er sie vermisste.
"Dann soll ich nachher zu Prinz Asar gehen und ihn nach der Reise fragen?" wollte er pflichtbewusst wissen. Das sollte er. Die Königin schickte ihn und er gehorchte. Aber nicht ohne ihr vorher noch einen leidenschaftlichen Kuss zu rauben.

Mit klopfendem Herzen ging er durch die Gänge zu Prinz Asars Gemächer und versuchte dabei, einfach nicht zu denken. Nicht über ihre Flucht, das Gegenmittel, über Minan, Zucker und die anderen Gefangenen. Es fiel ihm nicht leicht. Sie waren schon zu lange hier, hatten schon zu viel erlebt und waren zu erschöpft. Die Möglichkeiten, was alles schief gehen konnte, wurde immer grösser. Seine Gedanken rotierten. Auch um den weiteren Verrat, den er wohl an Zucker begehen würde. Es war quälend und er suchte fieberhaft einen Ausweg.
Aber eigentlich sollte er doch gar nicht darüber nachdenken. Doch da seine Gedanken offensichtlich etwas brauchten, womit sie sich beschäftigen konnten, versuchte er sich auf seinen schönen Gebieter zu denken, dem er sich schon so lange nicht mehr hatte hingeben dürfen. Er hatte zwar in den letzten Tage immer Bericht erstattet, doch ausser ihn mit dem Mund zu verwöhnen, hatte Kosta nichts tun dürfen. Und jetzt hatte er noch nicht einmal mehr das Zungenpiercing. Oh, er fühlte sich so nackt und freute sich darauf, wenn Ranard ihn heute Abend wieder mit dem Metall bestückte und ihn ausgiebig beanspruchte.
"Prinz Asar?" rief er ehrerbietig durch die geschlossene Tür, nachdem er höflich bei den Gemächern des Haushofmeisters angeklopft hatte. "Königin Eacir schickt mich. Sie möchte, dass ich Euch auf Eurer Rundreise durch Dhemlan begleite und Euch mit den Vorbereitungen zur Hand gehe." Das war kein Geheimnis. Im Gegenteil, es war ein guter Grund, weswegen ein Wärter beim Haushofmeister anklopfte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Ayden » Sa 24. Sep 2022, 21:24

Ayden war über dem Schreibtisch gebeugt, Hände auf Papieren und Karten der dhemlanischen Provinzen gestützt. Krampfhaft versuchte er sich abzulenken. Nun wo er immer näher seinem Ziel kam, um von hier wegzukommen, wurde es immer schwerer nicht an die Flucht zu denken. Oder an das Gegenmittel. Der Prinz seufzte leise. Er hatte schon wieder daran gedacht...
Es war gefährlich. Zorya würde ihn nicht gezielt geistig durchsuchen. Das einzige was ihn davor bewahrte, war, dass es ein großer Vertrauensbruch wäre und sie trotz allem seine Freundschaft suchte. So perfide es auch war. Aber Zorya hatte bereits während des Sex gefeuert, dass Ayden seinen Geist öffnete. Damit sie es beide noch intensiver spüren könnten. Der Prinz befürchtete, dass seine wahren Gedanken dann viel zu schnell durchschimmern würden. Für das erste Mal hatte er ihre Bitte ignorieren können, doch das würde nicht dauerhaft funktionieren.
Er würde weder verheimlichen können was er wirklich über sie dachte noch dass er regelrecht fühlen konnte wie er das Gegengift ständig mit sich herumtrug in seinem Juwelengepäck. Aydens Blick wanderte hinüber zu einem kleinen Fläschchen an der Tischkante. Goldstaub... Zorya hatte es ihm gegeben. Er käme ihr so verkrampft und gestresst vor. Er sollte sich lieber entspannen. Die Miene des schönen Prinzen verhärtete sich. Sie hatte es nicht lassen können wieder zu versuchen ihn abhängig zu machen. Er wollte das Fläschchen nehmen und es gegen die nächste Wand schmettern. Und im gleichen Moment, ja, da fühlte er sich unter Druck und er wusste wie gut sich Goldstaub anfühlte.
Ayden griff nach dem Fläschchen. In dem Moment klopfte es. Kosta!
"Komm herein", befahl der Haushofmeister. Während der Krieger noch eintrat, verstaute der Prinz hastig das Fläschchen in einer der breiten Schubladen des Schreibtisches. Kosta hatte schon laut durch die Türe gesagt was er wollte. Offenbar war er wieder einmal bei Zorya gewesen und anscheinend war seine neue.. Verzierung nicht aufgefallen, ansonsten stünde Kosta wohl kaum vor der Türe. Es sei denn, es war eine Falle...
Nein, nicht verrückt machen lassen. Es reichte, dass er in der Feste so oder so paranoid wurde.

Kosta hatte an sich vielversprechende Neuigkeiten. Er durfte Ayden auf seiner Rundreise begleiten und wollte ihm bei den Vorbereitungen zur Hand gehen. Ayden blickte ihn prüfend an. Die Wangen des Kriegers waren lebhaft gefärbt und sein blondes Haar leicht zerzaust. Ayden fragte sich kurz wieso der Krieger weiterhin diese Haarfarbe trug. Ayden hatte seine schnell genug wieder gewechselt.
"Schließ die Tür", wies er an. "Sie hat erlaubt, dass du mich begleiten kannst?", fragte er. Ayden hatte nicht mehr darauf gehofft. Er musterte die weiße Uniform von oben bis unten. "Wie ergeht es dir so als Wärter? Gefällt dir die Arbeit?", fragte er. Der Prinz wusste nicht, ob seine Gemächer nicht doch mit Netzen versehen waren, die ihn abhörten. Allerdings hatte er hier schon wilden, und lauten Sex mit Kosta gehabt und sie lebten beide noch.
"So lange unten in den dunklen Mauern. Du willst sicher einmal wieder frische Luft schnappen. Lass uns auf den Balkon gehen", sagte er. Ayden winkte ihm, zu folgen. Auf dem Balkon empfing sie gleich starker Wind. Hoch oben thronten sie über die bewaldeten Berge. Die Aussicht war einmalig. Vielleicht das einzige was er hier vermissen würde.
"Askavanische Architektur wusste schon immer zu beeindrucken", murmelte er. Ayden stützte sich mit den Händen auf der weißen Brüstung ab. "Du warst bei ihr und ihr ist nichts aufgefallen?" Er wandte den Kopf, betrachtete Kosta. Er merkte, dass dieser sein Zungenpiercing nicht mehr trug. "Weise Entscheidung", bemerkte er. Der Prinz sah wieder über die Landschaft.
"Wir haben was wir brauchen, aber wir müssen unsere Abreise vorziehen." Es war besser wenn Kosta so wenig wie möglich über die tote Heilerin wusste. "Übermorgen. Sorge dafür, dass wir genügend Proviant, warme Kleidung und gute Schuhe haben." Ayden wollte für alles vorbereitet sein, doch wenn es nach Plan lief würden sie mit der Kutsche einfach auf die Winde springen und sofort nach Askavi reisen können. Sie mussten nur hoffen, dass die Eyrier nicht sofort angriffen, wenn sie eine dhemlanische Kutsche sahen.
Er schwieg eine Weile ehe er das aussprach was ihn schon länger beschäftigte.
"Wir können ihn nicht mitnehmen", sagte er ernst. "Ich sehe keinen Weg." Nicht wenn Minan der Grund war wieso Zorya beschäftigt sein würde. Sie konnten ihn nicht unbemerkt mitnehmen. Sie würden sofort verfolgt werden. "Ich habe versucht, sie davon zu überzeugen, dass es sicherer wäre, ihn an einen geheimen Ort zu verlegen. Weg von der Feste. Aber sie ist nicht darauf eingegangen." Und wenn er stärker gedrängt hätte, wäre es auffällig geworden.
"Unsere Chancen sind besser ohne ihn", sagte Ayden, obwohl er es sich kaum eingestehen wollte. Er wollte den Jungen retten, aber ihr eigentlicher Plan war umso vieles wichtiger.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » Sa 24. Sep 2022, 21:25

Es wirkte fast so, als hätte er seinen Gebieter bei etwas ertappt. Prinz Asar machte so eine hastige Bwegung an seinem Schreibtisch. Kosta dachte jedoch nicht weiter darüber nach, trat stattdessen zu dem Haushofmeister, nachdem er, wie befohlen, die Tür geschlossen hatte, und verneigte sich tief. Selbst wenn Prinz Asar erneut eine Falle vorbereitete, um jemanden zu verraten, Kosta war sich gewiss, dass er Timaris niemals verraten würde. Alles andere musste dem Krieger egal sein.

"Es... ist etwas anderes", antwortete er etwas überrascht, als der Prinz ihn nach seiner Arbeit als Wärter fragte. Der Haushofmeister wusste doch genau, dass Kosta kein wirklicher Wärter war. War sein Gebieter wegen Ranards Übergriffen noch immer ungehalten? Wollte er Kosta deswegen erneut verspotten? Die sanften, goldenen Augen des schlanken Kriegers funkelten getroffen. Aber vielleicht wurden sie auch belauscht, weswegen sein Gebieter ein normales Gespräch führen wollte. Zumindest für einen Zuhörer ein normales Gespräch.
"Es ist jedenfalls eine Herausforderung und es gibt noch viel für mich zu lernen", füchte er sicherheitshalber möglichst neutral hinzu. Damit ihm niemand böse sein konnte. Weder Köniogin Eacir, noch Prinz Asar, noch Ranard.

"Ja, danke, Gebieter", stimmte Kosta ergeben zu, auf den Balkon an die frische Luft zu gehen. Etwas überrumpelt folgte er dem Prinzen. Darüber hatte er schon lange nicht mehr nachgedacht. So sehr war er davon ausgegangen, demnächst unter Ranard zu sterben.
Frische Luft... was war das? Brauchte er das? Eine vage Erinnerung in ihm schrie lauthals 'Ja', lechzte verzweifelt danach. Als die Frische Luft wild und kalt in sein Gesicht peitschte, traf es ihn wie ein Schlag, der ihn aufkeuchen liess und ihm die Tränen in die Augen trieb.
Eneas! Kosta konnte ihn für einen Wimpernschlag so deutlich spüren, als würde er neben ihm stehen. Kostas Herz setzte für einen Schlag aus und sein Innerstes schrie vor quälendem Schmerz und unerträglicher Sehnsucht. Ein verzweifeltes, leises Wimmern entfloh seinen Lippen. Rasch trat er an die Brüstung heran. Sein Blick fand sofort den silbernen, sich schlängelnden Fluss, folgte ihm bis an den Horizont. Eneas!
Aber das konnte nicht sein. Durfte nicht sein! Er hatte keinerlei Grund ihm zu folgen. Wehe, wenn doch! und selbst wenn, erst müsste er herausfinden, wo Kosta sich befand. Das war... leider nicht unmöglich.

"Es war Ranards Idee", erzählte Kosta abwesend und nebenbei, wie er den Kerkermeister manipuliert hatte. Seine Gedanken hingen bei Eneas. Er spürte dessen Signatur nicht mehr. Der Wind hatte sie weg getragen. Über ihnen zogen die Raben ihre Kreise, krächzten als würden sie ihn auslachen, für seine dummen Gedanken. Eneas war nicht hier, redete Kosta sich erleichtert ein. Das war nur der Albtraum gewesen, den er letzte Nacht gehabt hatte. Er war müde, erschöpft und angespannt. Das war alles.
"Nachdem er erfahten hat, dass ich der Liebhaber der Königin war, bin, befand er, es sei besser, dass eine oder andere zu verbergen. Heute Abend wird er es mir wieder anziehen und mir dafür besonders viel Beachtung schenken. Der Rest war ein Geschenk an die königin, damit sie mich auch wirklich spürt." Kosta hatte sich wieder seinem Gebieter zugewandt, lächelte nun verucht. "Und sie mich nicht da unten im Kerker vergisst. Es hat ihr gefallen. zur Belohnung darf ich Euch begleiten und eine Pause vom Gefängnis machen." Das war eine glückliche Fügung.

Prinz asar informierte ihn, dass sie die Abreise vorverlegen müssten. Sie hätten alles, was sie bräuchten. Sie hatten das Gegengift. Endlich! Kosta fühlte sich auf einmal ganz leicht. So als ob er gleich fliegen und vom Wind davon getragen würde. Sie hatten es tatsächlich geschafft. Das war so unglaublich. So unwirklich.
"Die Königin wünschte, dass wir in zwei Tagen abreisen", brachte er mit vor Erleichterung erstickter Stimme hervor. Er wollte seinen Gebieter umarmen und küssen, wollte ihn anstrahlen und loben. Auch wenn es völlig unangemessen war. Sie hatten das unmögliche geschafft. Das war ein Grund zu feiern.

Prinz Asar blickte jedoch weiterhin ernst. Kosta wandte sich ab, trat wieder an die Brüstung heran. Er wusste, was als nächstes kommen würde, wollte es aber nicht hören. Das was sie schon lange ausschwiegen. Kosta lehnte sich über das Balkongeländer und schaute in den Abrund. Gerade wirkte er wieder sehr verlockend. Die Krähen in der Luft würden sich über das Aas freuen. auf die grausame Wahrheit, die ihm Prinz Asar, mitteilte, reagierte er zunächst nicht. Stattdessen schaute er sich weiter die herrliche Aussicht an. Wieder folgte er mit den Augen dem ruhigen Fluss hin bis zum Horizont, wo er vorhin das Gefühl gehabt hatte, dass Eneas dort sei.
"Dann bleibe ich hier", beschloss er scheinbar unbeschwert, bei dem schönen Anblick. Als wäre dies nichts besonderes. Er richtete sich auf und drehte sich zu Prinz Asar um. Freundlich lächelte er ihn an. "Ihr braucht mich nicht mehr, Gebieter. Allein kommt Ihr schneller vorwärts. Hier kann ich für Ablenkung Sorgen, sollte Eure Ausbleiben zu früh bemerkt werden. Ich kann mit den Gefangenen versuchen, Minan zu befreien. Oder wir beide harren hier aus, bis es vorbei ist und Ihr uns retten kommt", log er unbekümmert.
Er konnte Minan nicht hier zurück lassen. Zucker konnte alleine versuchen zu fliehen, wenn es nicht anders ging. Doch nicht Minan. Der Junge konnte noch nicht einmal sich selber töten, hatte Kosta verzweifelt angefleht, es für ihn zu tun. Wenigstens diesen Wunsch wollte er ihm erfüllen, wenn es keinen anderen Ausweg gab. Er konnte ihn nicht diesen schrecklichen Heilerinnen und Schwarzen Witwen überlassen.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Ayden » Sa 24. Sep 2022, 21:28

Kosta schien wirklich überwältigt von dem Ausblick oder vielleicht auch nach Tagen wieder an der frischen Luft zu sein, Ayden wusste es nicht, zu beschäftigt war er mit seinen eigenen Gedanken. So hörte er auch nur abwesend zu, als Kosta davon erzählte, dass ihm der Kerkermeister die Piercings entfernt hatte. Später würde er sie ihm wieder anlegen und ihm abends besonders viel Beachtung schenken. Der Prinz konnte sich schon denken, was das zu bedeuten hatte. Trotzdem nickte er nur abwesend.
Kosta durfte jetzt die letzten Tage ja nicht auffallen oder etwas verändern. Es war besser alles ging seinen geregelten Gang.
"Besser, du informierst den Kerkermeister nicht und lässt ihm in Ungewissen. Mir scheint, er hängt bereits etwas zu sehr an dir. Er bewacht dich nicht unentwegt oder?", stellte der Prinz sicher. Anscheinend noch nicht. Dann blieb genug Gelegenheit für Kosta den Kerker beiläufig zu verlassen und in die Kutsche zu steigen bevor der Kerkermeister überhaupt erfuhr was los war.
Sie standen so kurz vor dem Ziel. Nichts durfte jetzt noch dazwischen geraten.
Auch Kosta schien es kaum glauben zu können. Seine Stimme war erstickt von zurückgehaltenen Tränen. In zwei Tagen würden sie aufbrechen. Trotzdem lächelte keiner von ihnen beiden und Ayden sprach aus, was ihn belastete. Sie mussten Minan zurücklassen. Es gab keinen anderen Weg. Lange hatte er überlegt und gesucht, doch es schien nicht möglich den Jungen ebenfalls zu befreien. Während der Haushofmeister in die Ferne sah, kam Kosta zu ihnen, schaute über das Geländer tief nach unten. Aydens Arm spannte sich unwillkürlich an. Er hatte nicht vergessen, dass Kosta einmal soweit gewesen war sein Heil im Tod zu suchen. Doch sicherlich nicht jetzt? Nicht wo sie so kurz davor standen von hier wegzubekommen.

"Dann bleibe ich hier", sagte Kosta da. Ayden erwiderte den Blick fragend, als der Krieger ihn anblickte und dann gar lächelte. Der Hayllier behauptete, dass Ayden ihn nicht mehr benötigte und alleine schneller wäre. Kosta könnte hier für Ablenkung sorgen und auch versuchen Minan und die Gefangenen zu befreien. Oder er würde hier warten bis man Minan und ihn retten würde. Ayden schüttelte den Kopf.
"Das wird nicht eintreffen. Zorya wird nicht vergessen, dass du mit mir eingetroffen bist. Sie wird dich geistig ausweiden und dann töten, wenn sie alles von dir weiß was sie benötigt", machte Ayden ihm knallhart klar. Aber Kostas Blick verriet, dass er dies bereits längst wusste.
"Du irrst. Ich brauche dich noch. Wir können ihre Chancen vergrößern, wenn wir beide losreisen. Falls es einer von uns nicht schafft. Eventuell musst du mir während der Reise helfen... mir weiterhelfen." Ihm die Flucht sichern, sollten sie es nicht auf die Winde schaffen oder dort eingeholt werden. "Du nützt mir nichts, wenn du hier stirbst. Du kannst dein Leben immer noch auf der Reise opfern, wenn du es so wünschst." Ayden schwieg kurz. "Wobei ich es bevorzugen würde, wenn du mit mir ankommst", gab er zu. "Außerdem müssen wir uns eventuell aufteilen. Aus diesem Grund werde ich dir geben. Bewahre es ungesehen in deinem Juwelengepäck auf."
Es war zwar riskant, doch der Prinz hatte sich dazu entschieden, dass Gegengift aufzuteilen. Es war die klügere Wahl. Er wollte nicht versagen, nur weil er darauf bestanden hatte den Held zu spielen. Wenn es ein Sklave war, der Timaris ihre Rettung brachte, so sei es eben.
Der Prinz streichelte sachte über Kostas Wange. "Wir können ihn nicht retten", wiederholte er noch einmal. "Du kannst ihn nicht retten, wenn du hier bleibst. Die Gefangenen sind nutzlos gegenüber deinen Kollegen mit ihren Juwelen. Du wärest allein und allein kannst du ihn nicht retten. Aber wir können das tun weswegen wir hierher gekommen sind", beschloss er, stand nun ganz dicht vor dem Krieger.
"Sieh mich an...", forderte er mit sanfter Bestimmtheit. Ayden beugte sich vor, Kosta am Kinn gefasst, während er ihn lange küsste. Gleichzeitig rief er die zwei Kühlboxen herbei und reichte sie Kosta. In einer von ihnen war eine weitere Fälschung, nur zu Sicherheit. Der Krieger sollte nicht länger darüber nachdenken und es unbesehen annehmen.
Allein der Kuss hier so offen war riskant, aber Ayden wurde lieber wegen dem erwischt als wegen dem anderen.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 07:32

"Er wird sich wundern, wenn ich lange seiner Kammer fern bleibe", wandte Kosta nachdenklich ein. Er wollte nicht ungehorsam sein. Doch ihm kam ein wütender Kerkermeister sehr riskant vor. "Er wird Fragen stellen. Ist das nicht gefährlich?" fragte er höflich. "Ja, er ist sehr besitzergreifend, was mich betrifft. Manchmal kettet er mich an sein Bett. Aber ich denke, davon sollte ich mich befreien können, wenn es soweit ist." Es würde schon irgendwie gehen.

Viel grösser war die Frage, ob er es überhaupt wollte oder sollte. Wenn sie Minan nicht retten konnten, dann wollte Kosta hier bleiben. Vielleicht konnte er ihm irgendwie helfen. Und wenn es nur das war, dass er mit ihm zusammen starb. Minan hatte ihn so verzweifelt angefleht, ihn zu töten. Hatte ihn angeschrien, dass es besser werden würde. Dass es keine Rettung gäbe. Kosta hatte es ihm nicht glauben wollen. Er hatte noch Hoffnung gehabt. Aber jetzt, wo sie fliehen konnten und Minan zurück lassen mussten, wusste er, dass es keine Hoffnung mehr gab für Minan und ihn. Oder Zucker.

Hart verbot Prinz Asar ihm, dass er zurück blieb. Er bräuchte ihn noch. Ihre Chancen wären grösser, wenn er bei ihm bliebe. Kosta könne sein Leben wohl ohnehin noch auf der Reise Opfern. Aber wenn sie über die Winde reisten, bestand nicht viel Gefahr. Prinz Asar brauchte ihn nicht wirklich. Er hatte ihn zu Anfang noch nicht einmal dabei haben wollen. Und jetzt wollte er gar, dass er mit ihm in Draega ankäme? Prinz Asar wollte ihn nur manipulieren und sprach nicht die Wahrheit. Gegen sein anderes Argument konnte Kosta jedoch nichts einwenden. Wenn sie sich aufteilen müssten, wenn nur einer von ihnen weiter reisen konnte, war es wichtig, dass es wenigstens einer von ihnen schaften.

Sein Gebieter streichelte ihm über die Wange. Augenblicklich stiegen Kosta Tränen in die Augen. Weil er wusste, dass er Minan verraten würde und Zucker erneut. Er konnte vielleicht noch ein wenig gegen den Prinzen ankämpfen. Doch schlussendlich würde er seinem dominanten Gebieter erliegen. Ein einzelnes, zärtliches Streicheln über die Wange liess Kosta schon wissen, dass er verloren hatte. Gequält erschauderte er, rührte sich aber ansonsten nicht. Konnte es nicht.
"Wenn man jemanden schnell tötet, braucht man keine Juwelenkunst", versuchte noch einzuwenden. Prinz Asar liess es jedoch nicht gelten. Sagte ihm, dass dies zu riskant wäre. Dass es so nicht ginge. Stattdessen forderte er von ihm, dass er ihn ansah. Langsam hob Kosta seinen Blick und schaute den Prinzen durch seine dichten, langen Wimpern ausgelaugt an. Minan zurück zu lassen, brach ihm das Herz. Er war so leer. So müde. Ergeben empfing er den Kuss, den sein Gebieter ihm gab. Erwidern konnte er nicht mehr. Dazu hatte er keine Kraft mehr. Wie in Trance nahm er nebenbei die beiden Kühlboxen entgegen und liess sie in seinem Juwelengepäck verschwinden.

"Werdet ihr mich töten, wenn wir es beide nach Draega schaffen?" flehte er nach dem Kuss tonlos. Minan hatte ihn angebettelt, ihn zu töten. Aber davon sagte er Prinz Asar nichts. Der Haushofmeister musste weiter funktionieren können. Kosta hatte Minan diese Gnade nicht gewährt. Er hatte sie selber auch nicht verdient. Aber da war ohnehin nichts mehr, was noch in ihm lebte. Nur noch eine funktionierende Hülle.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Ayden » So 25. Sep 2022, 08:58

Als Ayden dem Krieger auftrug, dass er dem Kerkermeister nichts von seinen freien Tagen und der angeblichen Rundfahrt sagen sollte, brachte Kosta vorsichtige Einwände vor, fügte auch hinzu, dass der Kerkermeister sehr besitzergreifend wäre und ihn manchmal ans Bett ketten würde.
"Ich hoffe, das wird nicht zu einem Problem. Er wird keine Fragen stellen können, wenn wir dann bereits längst weg sind", erklärte der Prinz und wunderte sich wieso er das überhaupt erklären musste. Kosta schuldete diesem Wärter keine Rechenschaft. "Vergiss nicht wer dein wahrer Gebieter ist", schärfte Ayden ihm ein. "Du willst doch nicht etwa alles in Gefahr bringen? Also halte deinen Mund und verhalte dich ihm gegenüber so wie er es gewohnt ist. Dann wird er auch keinen Verdacht schöpfen." Vom Kerker bis sie in der Kutsche saßen, wäre hoffentlich keine so lange Zeitspanne, dass sich der Kerkermeister fragte, wo Kosta abgeblieben war.
Der Haushofmeister vermutete viel eher, dass Kosta hier bleiben wollte. Aus welchen verdrehten Gründen auch immer. Ayden würde das nicht akzeptieren. Zu viel stand auf dem Spiel, als dass sie nun scheitern sollten, weil der Sklave plötzlich irgendwelche Anwandlungen bekam. Ayden hätte Minan auch sehr gerne mitgenommen, aber es war nicht möglich und würde sie alle bloß verraten und schlussendlich umbringen. Niemanden wäre damit geholfen.
Sie konnten eben nur sich selbst helfen. Das war die bittere Wahrheit. Um auch ja sicher zu gehen, dass Kosta keinen Rückzieher machen würde, wollte Ayden ihm den zweiten Teil des Gegenmittels geben. Kosta sah ihn mit feuchten Augen an sobald der schöne Prinz ihm nur über die Wange streichelte. Der Krieger begehrte nur schwach auf. Die Gefangenen könnten genauso tödlich sein solange sie nur schnell genug waren.
"Hör auf dich selbst zu belügen. Ja, eventuell würden sie einige der Wärter umbringen, aber es reicht nicht, um aus der Feste hinauszukommen. Das musst du doch sehen. Und wir sind mit Schuld an ihrem Schicksal. Am Ende würden sie dir nur in den Rücken fallen", mahnte er. Kosta sagte nichts mehr dazu, ließ sich wehrlos küssen. Er erwiderte es nicht, doch es genügte Ayden, dass Kosta die Kühlboxen entgegen nahm und verschwinden ließ.

"Werdet ihr mich töten, wenn wir es beide nach Draega schaffen?", fragte Kosta ihn danach. Verwundert blickte Ayden ihn an.
"Sei nicht albern. Sie hat sehr strenge Tabus auferlegt, was ihre Sklaven betrifft. Normalerweise dürfte ich nicht einmal mit dir schlafen", antwortete der Prinz. "Bei dir scheint sie sehr viele Ausnahmen zu machen, aber das entbindet mich nicht von diesen Tabus. Sklaven werden nicht freigelassen, Sklaven sterben nur durch ihre Hand. Ich habe nie verstanden warum sie sich selbst so sklavisch an diese auferlegten Regeln hält..." Aaron hatte er leider auch nicht töten dürfen. Ayden fand, dass es weiterhin ein großer Fehler war einen Sklaven als Gefährten zu haben. Besonders jetzt. Er hatte die dhemlanischen Zeitungen gesehen. Der hayllische Hof würde es zwar als Lüge und Propaganda verkaufen, dass Timaris vergiftet war, aber es würde Haylls Hundert weiteren Zündstoff geben, um sie absetzen zu wollen und eine Königin ihrer Wahl auf den Thron zu setzen.
Nun, wenn sie siegreich gegen Sion waren, wäre ihr Thron gesichert, aber bis dahin befand sie sich auf wackligem Podest - und Ayden mit ihr. Aber das wäre ihr geringstes Problem solange sie im Sterben lag. Hoffentlich kamen sie noch rechtzeitig. Nein, an die Alternative wollte er nicht denken.
Die Adeligen begriffen eines nicht. Nämlich, dass sie ohne Timaris nur geringe Aussichten hatten Sion jemals zu besiegen.
Ayden merkte, dass er schon viel zu lange an sie dachte. Gefährlich. Er konzentrierte sich wieder auf Kosta.
"Nein, ich werde dich nicht töten", bestätigte er. "Wieso sollte ich? Denkst du, du bist der erste Mann, der abscheuliche Taten für seine Königin begangen hat und deswegen nicht mehr leben will? Dann wären wir schon längst ausgestorben. Denk nicht an das was du getan hast. Denk nur an das Ziel. Vorwärts." So hielt es jedenfalls Ayden. Der Prinz sah ihn scharf an.
"Und wag es ja nicht, unser Ziel zu gefährden, so kurz davor, weil du deine Schuld nicht mehr ertragen kannst. Sei nicht egoistisch." Ayden strich ihm über den Arm, rückte die Uniform Kostas zurecht. "Du leidest doch gerne. Also leide. Leide bis wir zuhause sind."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 09:08

Verwundert blickte sein Gebieter ihn an und tadelte ihn, dass er nicht albern sein solle. Beschämt senkte Kosta seine Lider. Wie kam er auch auf die anmassende Idee, von Prinz etwas zu fordern. Das stand ihm nicht zu. er sehnte sich nur so sehr ein Ende herbei und Prinz Asar hatte von Anfang an keinen Hehl daraus gemacht, wie gern er ihn loswerden würde. Irrigerweise hatte Kosta deswegen gehofft, Prinz Asar würde ihm diesen Wunsch gerne erfüllen. Das tat er nicht. Schliesslich hätte Kostas Besitzerin sehr strenge Tabus auferlegt, was ihre Sklaven beträfe. Selbst diese Ausnahmesituation entbände ihn nicht davon.
"Sie ist eben ein Mensch, der seine Versprechen hält", verteidigte er seine Königin innig, als der Haushofmeister sich über ihre Regeln bezüglich ihrer Sklaven mokierte. So ein bischen Feuer war wohl trotzdem noch in ihm. Es war anständig von Timaris, sich an ihre Versprechen zu halten. Sie gab sie selten genug. Es war nicht das Recht des Haushofmeisters, sie deswegen zu verspotten. Wenn, dann sollte er schon den Mut finden, sich dagegen zu stellen und Kosta töten, dachte der Krieger leicht frustriert.
Sein Gebieter stellte nach einem Moment des Schweigens jedoch noch einmal klar, dass er ihn nicht töten würde und Kosta kämpfte nicht weiter dagegen an. Es war zu anstrengend. Selbst solche Gefühle wie Frustration oder Enttäuschung. Prinz Asar hielt ihm vor, dass er nicht so weinerlich sein solle. Er wäre nicht der erste mann, der abscheuliche Taten für seine Königin vollbrächte. Kosta solle nicht daran denken, sondern vorwärts schauen. Ans Ziel.
Gehorsam schüttelte Kosta seinen Kopf. Nein, er wollte nicht egoistisch sein und erst recht nicht zum Schluss noch alles zu verderben. Er würde es gehorsam ertragen, wie Prinz Asar es ihm befahl. In Draega konnte er dann ja seine Königin fragen, ob sie ihn erlösen würde. Wobei, nein, das konnte er auch nicht. Timaris hatte ihn sehr gern. Es würde sie traurig machen, wenn sie Kosta töten müsste. Das wollte er ihr nicht zumuten. Vielleicht starb er ja doch schon unterwegs.

Sie besprachen nur noch knapp, was für ihre Flucht noch alles besorgt werden müsste und wann es wo losgehen würde. Danach verneigte sich Kosta noch einmal tief vor seinem Gebieter, entschuldigte sich bei ihm dafür, dass er immer solche nervenaufreibenden Umstände machte. Danach ging Kosta langsam und traumtänzerisch wieder hinunter in den Kerker. Zum ersten Mal seit langem viel ihm wieder auf, was für eine bedrückende Atmosphäre hier herrschte. Wie kalt es war und wie schlecht die Luft war. Die frische, kalte Luft auf Prinz Asars Balkon hatte gewisse Erinnerungen wieder geweckt. Es fiel ihm schwer weiter zu gehen, in diese Gruft hinein.
Vor Minans Labor blieb er gänzlich stehen und starrte brennend durch das Fenster in den Raum hinein. Minan lag noch immer auf dem Metalltisch. Wenigstens nicht mehr so gefesselt und ohne offenen Wunden. Ob er noch immer sterben wollte? Oder würde er ausharren und durchhalten können, bis der Krieg vorbei war und er gerettet wurde? Kosta sollte ihn fragen. Vorsichtig. So, dass er nichts verriet. Allerdings wollten ihm keine Worte in den Sinn kommen, die seinen eigenen Verrat irgendwie mildern oder verheimlichen hätten können.

Während er noch mit sich rang und haterte, nach den richtigen Worten suchte, hörte er auf einmal schwere Schritte von weiter hinten. Kosta zuckte zusammen. Falls er Minan doch noch töten sollte, bevor sie flohen, war es besser, wenn ihn niemand bei ihm sah. Hastig wandte er sich von der Labortür ab und ging weiter, tiefer in den Kerker hinein, von da wo ihm die Schritte entgegen kamen. Da bog auch schon Ranard um die Ecke. Kosta blickte überrascht zu ihm auf, ihn hier zu treffen. Dennoch zögerte er keinen Herzschlag lang. Automatisch zauberte sich ein Lächeln auf sein Gesicht und da sich sonst gerade niemand in der Nähe befand, umarmte er den Hünen von sich aus, schmiegte sich vertrauensvoll an ihn. Jegliches Denken stellte er sofort ab. Für Ranard durfte er nur ein harmloses, verlockendes Spielzeug sein.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon NSC » So 25. Sep 2022, 09:10

Ranard

Der Kerkermeister hatte auf glühenden Kohlen gesessen, als er mitbekommen hatte, dass die Königin Kosta mit sich genommen hatte. Ranard hatte geglaubt, dass sie allenfalls ein paar Worte mit dem Krieger wechseln würde, doch sie schien ihn höher zu schätzen, als Kosta zugegeben hatte, wenn sie ihn sofort mitnahm.
Mehrere Stunden vergingen ohne dass Ranard wusste, wo sein Spielzeug war und ob Lady Earcir wütend darüber werden würde, wenn sie sah wie Ranard ihren Liebhaber behandelt hatte. Als also Kosta endlich wieder unten im Kerker war, folgte Ranard eiligst der Signatur, um Kosta zu treffen. Dass die Königin den Krieger wieder nach hier unten gelassen hatte, konnte nur etwas gutes bedeuten oder?
"Da bist du ja", setzte Ranard an, als Kosta gleich zu ihm trat und ihn umarmte, um sich fest an ihn zu kuscheln. Der Kerkermeister erstarrte überrascht. Er blickte sich rasch um, aber sie waren alleine.
"Nicht hier", wehrte der hünenhafte Wärter ab. "Gehen wir in die Kammer." Er packte Kosta am Arm und zog ihn mit sich. Mit einem Schubs stieß er Kosta in die Kammer, als sie dort waren.
"Wo warst du solange?", verlangte Ranard zu wissen. "Hast du bei der Königin gelegen? Hat sie etwas zu den Piercings gesagt?", bedrängte er ihn mit Fragen. Ranard wollte wissen, ob er sich Sorgen um seinen Posten machen musste. Oder dass die Königin ihm fortan Kosta entziehen würde.
Keines von beiden war der Fall, als der Krieger erzählte und versicherte, dass Königin Earcir nichts von ihnen wusste. Ranard atmete erleichtert durch. Er streichelte Kosta zärtlich über den Kopf, der ihn ergeben anlächelte.
"Gut hast du das gemacht", sagte er zufrieden. "Als Dank darfst du deine Arbeitskleidung wieder anziehen." Ranard rief die Piercings und Ketten herbei, legte sie auf den Tisch. "Das möchtest du doch oder?", vergewisserte er sich.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 15:57

Ranards Plan, ihm so richtig das Hirn rauszuvögeln funktionierte jedenfalls wunderbar. Denn als der Kerkermeister ihm klar machen wollte, dass Kosta jetzt Wache stehen sollte, verstand der benutzte, beduselte Krieger kein Wort. Hilflos blickte er den Hünen an, schmiegte sich an ihn und wollte ihn streicheln, um sein Unvermögen wieder gut zu machen. Was sollte er denn mit diesem Experiment zu schaffen haben? Er gehörte Ranard. Ihn zu verwöhnen war alles, was er konnte. Alles, wozu er gemacht war.
Irgendwann verlor der Kerkermeister die Geduld mit ihm und strafte ihn damit, dass er ihn die Nacht über alleine lassen würde. Ausserdem musste Kosta ihn noch einmal reiten, weil er ihm so viel Arbeit aufbürderte. Noch immer verstand das Fickstück nicht, was das Problem war. Trotzdem wollte er Ranard natürlich weiter verwöhnen und ihm alles gute geben, weswegen er auch artig auf seinen Schoss kletterte und sich da bebend aufspiesste. Auch wenn er das nicht gerne machte, weil es so weh tat. Ausserdem musste er dabei auch seine Beine so weit spreizen. Mit den breiten Ledergürteln und dem Kettengeflecht, liess ihn das ganz mahnisch werden. Es brachte ihn dazu, Ranard so wild zu reiten, wie er es noch nie getan hatte. Kosta verausgabte sich dabei so sehr, dass er danach beinahe augenblicklich in tiefen Schlaf fiel.

Leider waren seine Träume alles andere als ruhig. Er träumte von dem Experiment, erinnerte sich dabei daran, dass es Minan war. Minan, den er retten, den er töten sollte. Und wieder war Eneas dabei und ging einfach nicht weg. Er kam immer näher und näher, egal was Kosta machte. Und dann war da noch Prinz Asar, der unbedingt etwas zu essen von ihm haben wollte. Viel zu essen und gute Stiefel. Aber Kosta fand keine. Er war zu abgelenkt, weil Eneas bei ihm und damit in grosser Gefahr war.
Am nächsten Morgen wachte er schweissgebadet und völlig besudelt auf. Er fühlte sich alles andere als erholt. Gerädert schleppte er sich unter die Dusche und reinigte sich da gründlich. Leider wollte das quälende Gefühl einfach nicht vergehen, dass Eneas ganz in der Nähe war und zu ihm kam. Aber das konnte nicht sein. Durfte nicht sein. Nur war es erschreckenderweise nicht unmöglich. Fahrig konzentrierte Kosta sich darauf, sich zu waschen, blickte seine Piercing besonders genau an, erkundete sie alle, um seine Gedanken auf Ranard zu konzentrieren. Er würde bestimmt bald wieder von der Nachtwache kommen und ihn alles vergessen lassen.

Aber Kosta schaffte es nicht, sich gänzlich in dem Kerkermeister zu verlieren. Zu stark war das Bild des gequälten Minans, der von ihm abhängig war. Oder Prinz Asar, der das Heilmittel so schnell wie möglich zu Timaris bringen sollte. Heute würde es losgehen. Ranard würde sich erholen wollen von seiner Nachtschicht. Dann konnte Kosta sich davon stehlen. Bis dahin war es besser, er verliess die Kammer nicht. Unruhig machte er sie sauber, wechselte die Bettwäsche, die es nach dem vergangenen Tag dringend nötig hatte. Dabei versuchte er vergebens das Gefühl von Eneas Nähe abzuschütteln. Das war nicht gut. Es würde ihn nur ablenken.
Entsprechend verzweifelt und sehnsüchtig schmiegte er sich auch in Ranards Arme, als der Hüne endlich wieder zu ihm kam. Der Kerkermeister würde ihn schon vergessen lassen. Damit er nicht mehr so Angst haben musste und einfach nur geniessen konnte. Prompt packte ihn der Riese auch gleich und warf ihn ins Bett. Kosta quitschte erfreut, streckte und räckelte sich einladend. Ranard riss sich förmlich die Kleidung vom Leib und glitt zu ihm ans Bett. Hart packte er ihn an den Fussgelenken und drängte Kosta dazu, seine Füsse neben dem Kopf auf der Matratze aufzustützen, so dass er seinen Hintern schön präsentierte.
Noch immer vor dem Bett stehend, kontrollierte Ranard seine Öffnung, spielte mit seinen Fingern an der geröteten, weichen, feuchten Haut, so wie Kosta es liebte. Grob und begierig schob Ranard einfach drei seiner Finger in ihn, weitete und spreizte ihn dominierend, nahm sein inneres und sein äusseres Piercing zwischen Daumen und Zeigefinger und spielte damit, bis Kosta vor Verzückung ganz hell stöhnte und keuchte. Das war so heiss. Die Pose so demütigend. Aber er liebte sie. Denn wenn er jetzt kam, würde er auf sein eigenes Gesicht sprizten und sich selbst als notgeiles Fickstück markieren. Das liess ihn völlig willfährig werden. Seine Öffnung zuckte hungrig. Sie wollte weiter gespreizt und dicker ausgefüllt werden. Aaaah und es liess ihn so schön jegliche beängstigenden Gedanken an Eneas vergessen. Zwar war da noch immer ein hartnäckiges Zupfen an seinem Geist, doch Kosta gab sein möglichstes das zu ignorieren und Ranard einfach nur zu geniessen.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Yadriël » So 25. Sep 2022, 16:18

Seit sie gemeinsam eine Nacht miteinander verbracht hatten, hatte Zucker den hayllischen Krieger nicht mehr gesehen. Weder bei der Essensausgabe noch einfach so auf dem Gang. Er schien wie verschwunden. Zucker wusste allein, dass Kosta noch lebte, weil er mal zwei der Wärter scherzen hörte, dass Ranard und sein Fickjunge gar nicht mehr aus der Kammer kamen. Zucker befürchtete, dass Kosta sich endgültig bei dem Kerkermeister verloren hatte und nicht mehr an eine Flucht dachte. Der Soldat hatte keine weiteren Informationen erhalten, Kosta hatte ihm nicht verraten wie der genaue Plan aussähe und Zucker begann zu glauben, dass er sich vielleicht selbst zu Flucht verhelfen sollte. Der kopierte Schlüssel brannte allmählich ein Loch in seine Matratze, so oft musste er daran denken. Das einzige was Zucker davon abhielt ihn zu benutzen, war seine Sorge, dass er damit einen viel besseren und vor allem sicheren Fluchtplan von Kosta zerstörte.
Aber es musste doch langsam mal was passieren? Minan war kurz davor verlegt zu werden. Der Junge hatte es ihm in seinem Traum verraten und er klang nicht so, als wollte er das zulassen. Zucker konnte nicht anders als ihn zu vertrösten und dass sie schon alle hier rauskommen würden. Kosta hätte einen Plan. Nur glaubte ihm Minan das nicht.

An einem der Tage lag Zucker wieder auf seiner Pritsche. Es gab ja nicht viel zu tun, nachdem sie ihr Frühstück gehabt hatten. Er war fast dabei wegzudösen, als er plötzlich einen tiefgehenden Speerfaden erreichte. So heftig, dass Zucker erschrocken auffuhr.
*Yadriel, ich hab sie getötet. Sie ist tot. Sie schreit noch, aber sie ist tot.*
Minan! Er hatte ihm noch nie zuvor gesendet. Was war da los? Wer war tot? Alarmiert rutschte Zucker von der oberen Pritsche, ging unruhig hin und her. Scheiße, er musste irgendetwas tun. Der Speerfaden hatte sich sehr drängend angefühlt. Er hatte auch den Eindruck, dass sein eigenes Herz raste.
Zucker griff unter seine Matratze, zog den Schlüssel raus. Adrej sah ihn zunächst verwirrt an. "Was ist los?", fragte er.
"Wir müssen hier raus", sagte Zucker gepresst. "Jetzt." Er trat zu den Gitterstäben, sah hinaus. Wie lange würde der Schlüssel halten? Er musste an die richtigen Schlüssel kommen sobald er frei war. Ein dicklicher Wärter saß am anderen Ende des Ganges und döste ebenfalls vor sich hin. Wenn sich der Prinz richtig erinnerte, so hieß der Kerl Mortas.
Adrej trat zu Zucker. "Bist du verrückt? Wie willst du hier raus?", fragte er. Zucker hielt ihm den Schlüssel hin, grinste.
"Wir müssen Minan helfen. Etwas ist passiert", sagte Zucker und führte den Schlüssel in das Schloß. Für einen gespannten Moment befürchtete er, dass Kosta ihn verarscht hatte und der Schlüssel nur ein dummer Witz war, doch dann konnte er ihn vorsichtig herumdrehen und die Zellentüre öffnete sich. Zucker wollte schon raus, als Adrej ihn zurückhielt.
"Erst der Wächter", sagte er. "Der ist zu weit weg... locken wir ihn her und überraschen ihn.."
Gesagt, getan. Zucker zog die Türe wieder zu, nur ganz leicht, sie würden sich immer noch aufstoßen lassen. Er klopfte an die Stäbe. "He, Süßer", rief er lockend. "Ich hab immer noch Hunger."
Der Wärter kam langsam näher, grinste hämisch und griff sich in den Schritt. "Hast du nicht genug? Das einzige was ich dir gebe, ist ne kräftige Ladung von meinem Schwanz."
Zucker grinste, lehnte sich an die Gitter. "Wie groß ist der denn?", fragte er und leckte sich aufreizend über die Lippen. Der Wärter war zunächst überrascht, aber dann viel zu erfreut über Zuckers Interesse. Trotzdem fiel der Blick von Mortas zu Adrej, der immer noch verdächtig nah stand.
"Was treibst du dich hier rum? Willst du etwa zuschauen?", fragte er mißtrauisch.
"Vergiss den Typen. Wenn du mich fragst, brauch ich ne Einzelzelle", sagte Zucker und streckte seine Finger durch die Gitterstäbe, um dem Mann über den Schritt zu streicheln. Der Wärter war so abgelenkt, dass Adrej abrupt vorschnellen und ebenfalls seine Finger durch die Stäbe stecken konnte. Hart und präzise gegen den Kehlkopf des Mannes. Der Wärter röchelte, taumelte zurück. Hastig öffnete Zucker die Zellentüre, stürzte sich auf den Wärter und brachte ihn zu Fall. Zucker hieb mit dem Ellbogen hart gegen das Gesicht des Mannes, aber es war wieder Adrej, der es schaffte, den Mann bewußtlos zu schlagen.
"Ich hoffe, der hat nicht gesendet..", sagte Zucker. Gemeinsam zerrten sie den Wärter in die Zelle. Zucker nahm ihm den Schlüssel ab und auch den Schlagstock. Adrej schien ziemlich gut waffenlos kämpfen zu können.
"Gehen wir sicher und töten ihn", sagte Adrej hart. Zucker sah ihn kurz an. Er wusste nicht viel über den anderen Dhemlaner, außer dass er früher Adeliger gewesen war, der sich nach dem Brandzeichen auf der Brust heftig rebelliert hatte. Sie hatten nicht viel Zeit zu diskutieren. Zucker verließ die Zelle, während Adrej den Mann erwürgte. Zucker schloss hastig die Zellentüre zu Tigers und Einauges Zelle auf.
"Endlich kommen wir hier raus", sagte Einauge und rieb sich die Hände.
"Wir müssen Minan helfen", entgegnete Zucker. "Wir müssen schnell zu ihm."
"Der Junge ist mir egal. Wir müssen fliehen bevor man uns erwischt", sagte Einauge. Zucker sah ihn dunkel an.
"Wir kommen doch keine zehn Schritte weit ohne Hilfe", zischte er, während er schon die nächste Türe aufsperrte. Hilfe.. er musste Kosta senden, fiel ihm endlich ein. Er hatte Juwelenkraft und er würde Minan bestimmt helfen können. Sie konnten nicht länger warten. Zucker wusste nicht was Minan angerichtet hatte, aber wenn er jemanden getötet hatte, würde bald Alarm ertönen.
*Wir müssen hier weg*, sandte er Kosta dringlich, *Minan hat jemanden getötet. Wir müssen ihm helfen. Wir brechen aus. Jetzt! Komm zum Labor!*
Es dauerte eine Weile, dann hatten sie alle befreit. Die letzten Reste der 6ten Kompanie. "Zum Labor gehts hier lang", sagte Zucker. Bevor jemand etwas einwenden konnte, fügte er hinzu. "Wir brauchen jede Hilfe, die wir kriegen können. Und die männliche Schwarze Witwe kommt mit. Ohne Minan hätte man uns längst getötet. Ihr verdankt ihm euer Leben."
"Er hat recht", sagte Amaya. "Der Junge ist keine Laborratte...", knurrte er. Vermutlich war er auch Opfer von Experimenten gewesen, vermutete Zucker. Gemeinsam verließen sie den Gang und machten sich auf in Richtung Labor.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 16:34

Doch das Zupfen an seinem Geist wollte einfach nicht aufhören, hielt sich hartnäckig und wurde immer stärker. Unwillkürlich musste Kosta dabei an Zucker denken. Dabei wollte er doch ausgerechnet weder an Zucker, Minan oder gar Eneas denken. Dennoch schien es so, als wolle Zucker ihm durch dichten Nebel, durch dicke Wände etwas zurufen. Hartnäckig und drängend. So intensiv, dass Kosta doch nicht umhin kam, sich darauf zu konzentrieren und zu versuchen zu verstehen, um was es denn ging. Leider begriff Ranard bedeutend schneller als er, was Zucker von ihm wollte. Ungeniert hatte er den ungeschützten Speerfaden einfach abgehört.

"Was soll das heissen, sie müssen hier weg?" fragte Ranard dunkel und doch überrascht. Verwirrt zog er seine Finger aus Kosta zurück.
"Häh?" fragte Kosta überrascht und absolut unerotisch zurück. Recht ungraziös liess er seinen Hintern wieder zurück auf dei Matratze sinken, stellte die Füsse ebenfalls darauf, so dass seine Beine gespreizt und angewinkelt waren.
"Warum sendet dir dein Gefangener, dass du zum Labor kommen sollst?" wollte der Kerkermeister grollend wissen. Stechend blickte er ihn an. "Die Schwarze Witwe im Labor, die kann doch niemanden umgebracht haben. Soll das ein schlechter Scherz sein? Warum sendet dir der Gefangene, dass sie jetzt ausbrechen werden? Sprich und lüg mich nicht an." Ranards Hand schnellte vor und schloss sich eisern um Kostas Hals, der mit weit aufgerissenen Augen erschrocken aufkeuchte.
"Ranard, ich..." Beim Feuer der Hölle, was war da passiert? Minan hatte jemanden getötet? Wie? Aber, dass Zucker fliehen konnte, das wusste er zu genau. War er etwa ungeduldig geworden? Vertraute er ihm nicht? Womit der Prinz nur recht hätte. Doch warum sandte er ihm dann? Es hatte drängend geklungen. Er wirkte ehrlich besorgt um Minan und wenn der tatsächlich jemanden umgebracht hatte...
"Keine Ausflüchte", drohte Ranard ihm wütend, schüttelte ihn und würgte ihn heftiger. Riss ihn so aus seinen hektischen Gedanken. Kosta bekam kaum noch Blut in sein Gehirn. Er sah nur noch Ranard und alles schien auf einmal ganz langsam abzulaufen. Um so mehr gab er sich Mühe, blitzschnell zu reagieren. Abrupt schlang er seine Beine um Ranards Taille, riss ihn zu sich und klemmte dessen Niere in der Beinschere ein. Gleichzeitig liess er mit seinem grünen Juwel in jeder Hand einen Dolch erscheinen. Rasend schnell stach er zu. Angetrieben von seinem Adrenalin und seiner Gewissheit, dass alles vorbei sein würde, wenn er nicht schnell genug war. Die Klingen verstärkt mit seiner grünen Kraft, drang eine butterweich in Ranards Schläfe ein, um so sein Gehirn zu zerstören. Die Andere bohrte sich in dessen Hals, nur für den Fall, dass die andere Klinge nicht getroffen hätte.
Dann stand für einen Moment lang die Zeit still. Kosta sah nur noch Ranards Gesicht. Seine Verwunderung über Kostas Angriff, die Verblüffung, dass es tatsächlich geklappt hatte und dann war da noch die Enttäuschung über den Verrat, den sein Spielgefährte an ihm begangen hatte. Sie hatten einander doch gemocht. Sie hatten doch viel Spass miteinander getan. Warum tat Kosta ihm das an?

Mit einem erschrockenen Aufschrei riss Kosta seine Dolche wieder aus dem Fleisch des Riesen, um diesen erschütternden Anblick nicht länger ertragen zu müssen. Augenblicklich wurde er mit viel Blut überschüttet, als stände er unter der Dusche. Es war ekelhaft. Kosta kniff gerade noch rechtzeitig die Augen zu und hielt die Luft an. Ranards eiserner Griff um seinen Hals löste sich. Dann sackte der Riese tot auf ihm zusammen. Es trieb Kosta pfeiffend die Luft aus den Lungen und er brauchte die Hilfe der Kunst, um das Gewicht des Kriegers von sich zu bekommen. Beim Feuer der Hölle. Was hatte er nur getan? Er hatte alles verraten. Prinz Asar! Er musste sofort mit dem Gegenmittel von hier fort.
*Prinz Asar! Ihr reist sofort ab?* sandte er ihm scheinbar verwundert, nachdem er ihn lokalisiert hatte. Hoffentlich war er tatsächlich so alleine, wie es sich anfühlte. Sicherheitshalber sandte er ihm etwas, was eigentlich als sehr harmlos gelten konnte, wenn man es belauste. *Bitte. Warum wartet Ihr nicht auf mich?* Reist sofort ab. Wartet nicht auf mich. Das war die eigentliche Nachricht. Das Gegengift musste unbedingt zu Timaris gelangen.

Leicht überwältigt von der Wende der Situation richtete Kosta sich auf und starrte auf die Leiche des Kerkermeisters. Die musste weg. Besser der Mord wurde so spät wie möglich entdeckt. Kosta riss kurzerhand die Matratze vom Bett und stellte zu seiner Erleichterung fest, dass der Lattenrost ebenfalls herausnehmbar war. Danach liess er Ranard mit Hilfe der Kunst in den Bettrahmen schweben, legte den Lattenrost und die Matratze anschliessend wieder dahin, wo sie hingehörten. Mit den zerwühlten Laken verdeckte er die Blutflecken. Es war nicht perfekt, doch für einen raschen Blick in die Kammer dürfte es genügen.
Danach stürmte Kosta zur Kammer raus, rief sich noch im Rennen ein paar Pants herbei und machte nur kurz Halt, um hinein zu schlüpfen. Hüpfend versuchte er im Rennen auch noch seine Krankenpflegerhose anzuziehen. Es war keine gute Idee. Sie färbte sich sofort rot. Mist. Doch Kosta hielt sich nicht länger damit auf, sondern rannte weiter. Wenn Zucker tatsächlich ausgebrochen war, war er mit jedem Moment, den er alleine war, vollkommen ungeschützt ohne seine Juwelen. Und was mit Minan war, wollte er sich gar nicht erst vorstellen.

Als er um die Ecke in den Gang bog, der zum Labor führte. Sah er die Soldaten endlich. Erschrocken, aber zu allem entschlossen standen sie an einer weiteren Gangkeuzung. Ihnen gegenüber war Irban, der seine Juwelenkunst gerade sammelte, um sie als Feuerball gegen die Gefangenen zu schleudern, die er hier gestellt hatte. Kosta erkannte sofort, dass er die Soldaten nicht rechtzeitig erreichen würde. Instinktiv rief er einen seiner Dolche herbei und schleuderte ihn nach Irban, traf ihn direkt in seinen Hals. Dessen Feuerball erstarb noch im Ansatz, während der überraschte Wärter lautlos in sich zusammen sackte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Darken » So 25. Sep 2022, 16:38

Der Atem des Jugendlichen ging nur noch leise und kaum merklich. Reglos lag er auf dem Metalltisch. Eine der Heilerinnen hatte ihm den Unterleib mit einer dünnen Decke zugedeckt, doch mehr Komfort bekam er nicht. Der Prinz hatte das Gefühl, dass seine Rückseite mittlerweile komplett aufgescheuert und wund war. Jeder Atemzug tat weh. Er wusste nicht mehr, ob er wirklich noch lebte oder sein Geist bloß gewaltsam an diesen halb kaputten Körper gekettet war, dem er zu gerne entfliehen wollte.
Darken wusste was Schmerzen waren. Sie waren ein alt bekannter Freund. Gerade war es alles was sein Denken bestimmte. Ein Meer aus Schmerz in dem er steckte und nicht mehr fortkam. Manchmal war es früher alles gewesen was ihn an Emotionen geblieben war. Rohrer Schmerz... und Hass. Wenigstens darin war er mit Eis vereint.
Darken spürte ihn weiterhin in einem Winkel ihres Geistes. Eine kalte Präsenz, die auf ihre Art gegen den glühenden, heißen Schmerz ankämpfte.
Die meiste Zeit schienen die Heilerinnen zu glauben, dass ihr Opfer bewusstlos war, doch der junge Prinz erkämpfte sich immer wieder einige wenige Momente der Klarheit, wo er seinen neuen Arm erspürte. Er kämpfte sich durch den rasenden Schmerz in seiner linken Hälfte, tief tief hinunter bis in die Fingerspitzen. Er konnte seine Finger fühlen. Es war unglaublich. Darken ließ sie kaum merklich zucken. Er konnte nicht sehen, ob er sie tatsächlich bewegte oder es sich nur einbildete. Die Heilerinnen ahnten nicht, dass er bereits Gespür in seinem neuen Arm gewonnen hatte. Dass es ihn weiter schmerzte, wenn sie mit ihren Nadeln in die weiche Haut stachen und an ihn herumtesteten.
An einem der Tage kam die Königin in das Labor. Darken konnte Eis nicht länger zurückhalten, der an die Oberfläche trat und die dunkelhäutige Königin kalt beäugte. Die Fingerspitzen an der linken, neuen Hand zuckten kaum wahrnehmbar, doch niemand bemerkte es. Er hätte sie so gerne getötet. Er konnte das Gift fühlen... den Schlangenzahn unter seinem Finger. Aber viel zu schnell entfernte sich die Königin und der Prinz schaffte es nichtmal seine Finger zu krümmen. Wohl bekam Eis aber mit, dass sie darüber sprach, ihn aus dem unteren Stockwerk zu verlegen. Zum Stundenglassabbat. Eis versteifte sich innerlich. Er spürte, dass er nicht dorthin wollte. Er musste es verhindern. Dort würden sie ihn weiter quälen und untersuchen...
Wenn seine Mutter nur hier wäre.. sie hätte ihn vor diesen Frauen beschützt. Er war sich sicher.
Talian ist tot, flüsterte eine dunkle Stimme in ihm, griff nach ihm und verdrängte ihn.

Weitere Zeit verstrich, aber es war schwer zu sagen wie viel. Es gab nichts was die Schmerzen unterbrach, was das Liegen auf dem Tisch veränderte. Kein Essen, das ihm gegeben wurde, kein Kontakt zu anderen. Nichtmal die zwei Männer kamen, um ihn zu berühren und ihm Lust zu bereiten. Darken sollte froh sein, dass dies endlich vorbei war und dass die Heilerinnen tatsächlich seinen Arm gebildet hatten, doch dadurch lag er nur noch auf dem Tisch ohne dass sich jemand mit ihm beschäftigt hätte. Er hatte nur noch die Schmerzen als Gefährten. Der Prinz versuchte sie zu ertragen, versuchte die anderen Splitter davor zu beschützen, aber irgendwann konnte selbst er nicht mehr. Dann lag Minan weinend auf dem Metalltisch, flehte um eine Rettung oder etwas Zuwendung. Nur eine der Heilerinnen strich ihm manchmal über die Stirn oder versorgte seine Lippen mit kühlem Nass. Sie war es auch, die das Tuch über seine Lenden gelegt hatte.
Doch mehr wagte sie auch nicht.
Darken wollte sie anschreien, brachte aber nur ein heiseres Röcheln heraus.
Dann kam der Tag, wo sich doch noch etwas veränderte. Lady Ellel und ihre Untergebenen kamen alle ins Labor, zwei von ihnen ließen eine schmale gepolsterte Liege neben sich herschweben. Die oberste Heilerin begutachtete ihn interessiert und erfreut. Der Jugendliche hatte schon lange mitbekommen, dass sie keinen Menschen auf dem Operationstisch sah. Sie sah ein Experiment, ein Ding. Darken hatte geglaubt, dass die Zeiten vorbei waren, wo man ihn als Objekt ansah. Als Nicht-Mensch. Er war nachlässig in Dea al Mon geworden. Er hatte doch mal gewusst, dass es nichts brachte zu hoffen. Am Ende wurde einem doch alles genommen.
Seine Fingerspitzen krümmten sich. Er musste sich wehren. Sein schlechtes Gefühl verstärkte sich. Wenn sie woanders hinbrachten, würde er nicht mehr hier wegkommen. Es würde alles aus sein. Zorya würde am Ende doch seinen Geist durchleuchten. Er musste jetzt etwas tun. Jede Faser in seinem Körper schrie danach. Jetzt war die Zeit zu handeln und er würde hier rauskommen. Es war Irrsinn so zu denken. Sein Hirn war einfach schon zu benebelt, aber der drängende Wunsch änderte sich nicht. Darkens Hand erzitterte. Es tat so weh. Angstrengt kämpfte er durch den Schmerz.
Die Heilerinnen zogen das Tuch fort, begannen an den heilenden Netzen in ihm zu ziehen, als sie diese festigten und überprüften. Darken schrie gequält auf. Er hatte das Gefühl gleich ohnmächtig zu werden. Sie zogen einige der Schläuche aus seinem Körper, jedoch nicht alle, manche wurden nur neu verbunden zu Ständern auf Rollen von denen umgekehrte Glasflaschen mit diversen Flüssigkeiten hingen.
Lady Ellel beugte sich über ihn, überprüfte fasziniert den Arm.
"Hebt ihn an. Vorsichtig", wies sie an. Darken spürte wie er in die Luft erhoben wurde. Eine der Heilerinnen schob ihren Arm unter ihn, begann seine Rückseite von Geschwüren und Wunden durchs Liegen zu heilen. Jedoch nur behelfsmäßig ehe die oberste Heilerin darauf drängte ihn auf die Liege zu bringen. Darken versuchte verzweifelt seine Hand zu heben. Er hustete, bekam Schwierigkeiten beim Atmen. "Beeilt euch, er kollabiert sonst gleich wieder", sagte Amunet. Sie beugte sich über ihn, um etwas an seiner Lunge zu heilen.

Die Augen des Jugendlichen blitzten eisig blau auf. Der lange Schlangenzahn fuhr aus. Dem anderen Splitter fehlte die Kraft. Er wurde nicht wie Eis von dem brennenden Wunsch angetrieben endlich Gewalt auszuteilen. Seine Schmerzen endlich weitergeben zu können. Er musste die Hand nur ein wenig heben, das war genug. Der Schlangenzahn stach in die weiche Haut am Hals der Heilerin.
Nur ein Augenblick lang. Amunet richtete sich irritiert auf, sah ihn verwundert an. Es währte nicht lange. Dann stockte sie und hielt sich den Hals. "Was...", setzte sie fast entrüstet an, die Tragweite des Geschehenen immer noch nicht ganz begreifend. Bis sie die Augen verdrehte, sich zu krümmen begann und markerschütternde Schreie einsetzte. Die mächtige Heilerin brach noch neben der Liege zusammen, spitze, gellende Schreie von sich gebend.
Eis lächelte zufrieden. Zwei der Heilerinnen eilten zu Lady Ellel, um ihr zu helfen. Eine weitere kam auf ihn zu, wollte ihn wieder zurück auf den Operationstisch schieben, wohl um ihn zu fesseln. Doch Eis schwebte immer noch erhöht in der Luft und als sie ihn berührte, schaffte er es leicht ihren Handrücken zu ritzen. Sie schrie gellend auf, hielt sich die Hand und danach brach Chaos aus.
Die Heilerinnen, die ihn bisher in der Luft gehalten hatten, verloren ihre Konzentration. Der Jugendliche prallte schmerzhaft zurück auf den Metalltisch. Ein heftiger Ruck fuhr durch seinen Körper. Heilnetze platzten auf, Eis spuckte Blut aus, dann sackte er zurück. Die Schmerzen waren zu viel.
Darken kämpfte sich sofort an die Oberfläche. Er sah die Aufregung um ihn herum, doch er wusste, sie würde nicht lange anhalten. Verdammt, er brauchte Hilfe. Das einzige was ihm einfiel, war zu versuchen Yadriël zu senden. Der Kerl sollte ihm zur Abwechslung mal helfen. Das war er ihm schuldig. Der Prinz konzentrierte sich angestrengt bis er ihn endlich erreichte und ihm eilig sandte was vor sich ging. Er hatte getötet... nein, Eis hatte es getan. Mit ihrem neuen Gift. Altem Gift. Darkens Herz raste. Zittrig wischte er sich das Blut vom Mund, versuchte sich aufzusetzen. Er musste... hier...raus...
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » So 25. Sep 2022, 17:09

Die Reise zu Dalmadans Feste wurde zu einer wahren Probe der Geduld. In vielerlei Hinsicht. Solange sie auf dem Schiff waren, ging es noch einigermassen. Hier konnten sie nichts beeinflussen. Sie mussten warten. Aber an Land konnten die Dea al Mon selber beeinflussen, wie schnell sie vorwärts kamen. Eigentlich. Die langsame Fortbewegungsart der anderen Gruppen trieb die Dea al Mon beinahe zur Verzweiflung. Auch wenn ihnen bewusst war, dass sie für deren Verhältnisse relativ schnell vorwärts kamen. Alleine wären sie schneller gewesen. Besonders dieses ewige Zelte auf- und abbauen morgens und Abends zehrte an den Nerven. Die Dea al Mon hätten das nicht gebraucht. Alleine wären sie schneller vorwärts gekommen. Aber sie wussten auch, dass es ihnen nichts brachte, alleine am Ziel anzukommen. Selbst Merion war das klar, der am meisten Mühe hatte, seine Ungeduld zu verbergen. Seine grosse Sorge um seinen Liebsten liess ihn stets zügig vorwärtspreschen.
Die Dea al Mon nutzen ihre Fähigkeit, sich geräuschlos und unsichtbar durchs Gehölz zu bewegen, um für sie alle die Gegend auszukundschaften. Es half, dass sie keinen dhemlanischen Soldaten in die Arme liefen. Aber es liess sie auch viele, grausame Dinge sehen. Dinge, die sie alle in tiefes Entsetzen stürzte. Die Dea al Mon konnten nicht begreifen, wie man irgend einem Lebewesen so etwas antun konnte. Hier in Dhemlan lief etwas ganz gewaltig schief. Eoshan mochte sich gar nicht vorstellen, wie es dann im lichten Dhemlan sein musste, wo der Dämon direkt herrschte. Dies alles zu ertragen war die andere Geduldsprobe.

Wenigstens gab es eines Tages, sie hatten sich der Feste schon recht genähert, eine gute Nachricht. Schatten, der als Rabe relativ offen durch die Lüfte reisen konnte, spähte für sie die Landschaft von oben aus. Bei Dalmadansfeste konnte der Kriegerprinz sich sogar unter die Raben mischen, die um die hohen, spitzen Türme ihre stetigen Kreise zogen, immer auf der Suche nach einem Leckerbissen. Schatten suchte jedoch nach jemand anderem. In erster Linie natürlich nach Minan. Finden tat er jedoch Kosta und Ayden Asar auf einem Balkon stehen. Beide schienen sehr wohlauf zu sein. Dass sie auch sehr vertraut miteinander umgingen, hielt Eoshan nicht für nötig, es Eneas mitzuteilen. Es erklärte ihr zwar einige ihrer Visionen, doch wichtig war doch nur, dass die Beiden lebten. Es gab ihnen allen neuen Mut, Hoffnung und den Antrieb, das zu tun, was getan werden musste.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 17:11

Eneas versuchte immer wieder zu Dalmadans Feste zu schauen. Es war jetzt sehr leicht sich zu orientieren, dafür wurde es umso gefährlicher sich abseits der Wege zu bewegen. Sie hatten zwei Tage in Kauf nehmen müssen, um die Stadt Lyss umgehen zu können. Farell hatte den Ort ausgespäht und von viel zu vielen Soldaten berichtet, die dort ihr Quartier hatten. Zusammen mit einem unheimlich großen Stundenglassabbat. Schon hier spürte man anscheinend den Einfluss von Zorya Earcir und ihren vielen Schwarzen Witwen, die sie um sich geschart hatten. Diese kam der Gruppe weit gefährlicher vor als die Soldaten und so nahmen sie einen extra großen Umweg in Kauf. Dafür erreichten sie unentdeckt den Fuße des mächtigen, schroffen Berges. Nur einmal mussten sie sich unter Savahs schwarzgrauem Schild und in einer Grasböschung zwischen zwei Feldern verborgen halten, als eine Patrouille Soldaten vorbeimarschierte. Erstaunlicherweise abseits der Wege. Ob sie jemanden suchten?
Die Gruppe begann sich Sorgen zu machen, ob die Spinnenkönigin eine Vision von ihrem Kommen hatte und nach ihnen suchte, doch sie wurden nicht entdeckt und erreichten spät in der Nacht den Fluss, den der riesige Wasserfall speiste. Etwas davon entfernt befand sich das Dorf Meanas, doch die Strecke, die sie westlich des Wasserfalles hochklettern wollten, würde man hoffentlich nicht einsehen können. Die Gesellschaft legte sich schlafen, um Kraft für den Aufstieg zu tanken, den sie morgen noch vor der Morgendämmerung angehen wollten. Eneas konnte keine rechte Ruhe finden. Er dachte ständig an Kosta.
Eoshan hatte noch auf dem Weg zum Berg hin eine erfreuliche Nachricht. Schatten, der Rabe, hatte Kosta und auch Prinz Asar auf einem Balkon gesehen. Beide waren also keine Gefangenen, was Eneas befürchtet hatte. Das machte dem Schriftsteller Mut, aber mehr noch schärfte er den anderen ein, dass sie unentdeckt in die Feste mussten. Eneas wollte jemanden vorschicken, der mit Kosta Kontakt aufnehmen würde, damit sie herausfinden konnten, was der Plan des Haushofmeisters war und wie sie helfen konnten. Am liebsten wäre Eneas gleich selbst losgestürmt, doch Kosta und er waren im heftigen Streit und Schmerz auseinander gegangen. Eneas wollte ihn zwar unbedingt widersehen, aber er wollte Kosta nicht aus der Fassung bringen und das Gegengift zu besorgen war sehr wichtig. Besser jemand anderer nahm zuerst Kontakt auf...
Nur sein Herz kümmerte sich nicht um logische Argumente. Es wollte Kosta retten, ihn in die Arme schließen und von hier fortbringen, damit sie Zeit für sich hatten. Sein Herz war leider momentan sehr egoistisch. Eneas unterdrückte ein Seufzen, und rollte sich in den klammen Schlafsack. Feine Stäubchen an Wasser wehten vom Wasserfall hinüber und legte sich über alles wie eine Decke. Das Schild, das sie unsichtbar machte, schützte leider nur bedingt vor den Elementen. Es war still im Lager, trotz Hörschutz. Niemanden war viel zu Reden zumute und jeder schien angespannt. Dieses Mal sogar die Glacier. Magnus und Savah schienen dafür eine praktikable Lösung gefunden zu haben, denn die beiden verschwanden irgendwann für eine Weile vom Lager und kamen danach recht beschwingt wieder zurück. Eneas gönnte es ihnen. Verstohlen blickte er hinüber zu Leto. Sie saß bei Damien, wie so oft in den letzten Tagen. Die beiden hielten so viel Abstand wie möglich zu ihm. Eneas hatte keine Zeit deswegen verletzt zu sein. Nur manchmal dachte er schon an Leto, an seine ehemalige Gefährtin. Sein Herz war seltsam in dieser Hinsicht. Es schien noch nicht recht mitbekommen zu haben, dass er sich für Kosta entschieden hatte.

Jemand rüttelte ihn an der Schulter. Eneas musste eingeschlafen sein, er hatte es nicht mehr für möglich gehalten. Er hatte von Kosta geträumt, aber sein Freund hatte sich immer weiter von ihm entfernt egal wie schnell Eneas gerannt war. Er fühlte sich nach dem Schlaf noch müder als vorher.
Ulysses hatte ihnen Kaffee aufgesetzt und Eneas stärkte sich nur zu gerne damit. Danach packten sie die Kletterausrüstung aus. Seile, Steigeisen, Meißel, Geschirr und dergleichen. Alles würde in der fahlen Dunkelheit überprüft. Es wäre ein leichtes gewesen mit der Kunst an dem Berg hochzuspringen, aber man hätte sie sofort entdeckt und dann wären sie nochdazu mit weniger Juwelenstärke oben angekommen. Ein Risiko, das sie nicht eingehen wollten.
Neben dem Wasserfall begannen sie ihren Aufstieg. Es ging sofort steil hinauf, eine anstrengende Tortur über vom Wasser glitschigen und mit Moos bewachsenen Felsen. Eneas fühlte sich vollkommen durchnässt. Trotz Handschuhe spürte er das raue Seil. Die Dea al Mon kletterten ganz vorne, befestigten die Seile immer wieder erneut und fanden ihnen einen Weg nach oben. Dicht gefolgt von Leto, die keineswegs vergessen hatte wie es war eine Fassadenkletterin zu sein. Sie schien ganz in ihrem Element. Eneas beobachtete sie.
Er wusste nicht was mit Kosta werden würde, doch er dachte schon länger daran seine Kapitänsmütze und die 'E' an Leto weiterzugeben. Für eine Weile zumindest. Sie hatte es nicht verdient aus der Mannschaft vertrieben zu werden.
Prompt rutschte Eneas bei den Gedanken ab, Steine kullerten nach unten. Hastig griff er nach dem Seil und sicherte seinen Schritt. Er war nicht der einzige, der Probleme hatte. Rasmus schnaufte besonders, grummelte, dass er viel lieber die Zahnradbahn im Berg genommen hätte. Einmal schien keinerlei weiterkommen und sie mussten mitten durch den Wasserfall hindurch, um auf die andere Seite zu gelangen. Danach waren alle klatschnaß und erschöpft. Es war nun später Mittag und sie fanden eine kleine windgeschützte Einbuchtung, um kurz zu rasten und etwas zu essen.
"Und? Schon nervös ihn wiederzusehen?", fragte Laree und hockte sich neben ihn. Sie hielt ihm eine Tasse mit Brühe und Brot hin. Eneas schmunzelte.
"Daran denkst du? Nicht an die Gefahren, die uns erwarten?", fragte er zurück. Seine Schwester schüttelte den Kopf.
"Beziehungssachen machen mich viel nervöser", gab sie zu. Sie tunkte etwas Brot in seine Tasse und aß mit. "Vielleicht sind wir so beschäftigt mit Kämpfen, dass sie gar keine Zeit haben wütend auf uns zu sein." Kurz fragte sich Eneas wovon sie sprach, ehe ihm aufging, dass sie sich und Ayden ebenfalls meinen musste. Ob die beiden eine Beziehung gehabt hatten? Er war sich nicht so sicher.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Yadriël » So 25. Sep 2022, 17:13

Zucker wäre am liebsten zum Labor gerannt, doch sie mussten vorsichtig sein. Ein Wächter, der sie erwischte, und es wäre aus. Sie hatten nur die Überraschung auf ihrer Seite. Deswegen eilten sie durch die Gänge, blieben an Abzweigungen stehen, um um die Ecke schauen zu können. Mortas schien nicht hatte senden können, sonst würde es hier bestimmt schon vor Wärtern nur so wimmeln.
"Weißt du überhaupt wo du hingehst?", zischte ihm Samtpfote zu, ein stiernackiger Soldat mit Glatze. "Wir gehen immer tiefer in den Kerker rein."
"Das Labor ist in diese Richtung", erklärte Zucker. "Oder willst du etwa alleine los?"
Samtpfote verzog das Gesicht. "Was hat uns das Heldenspielen bisher eingebracht?", murrte er, folgte ihnen aber. Genauso wie Einauge, der auch nicht begeistert davon war, dass sie nicht sofort versuchten zu fliehen. Sie hatten Recht. Ohne Juwelenkraft waren sie wie auf einem Präsentierteller. Nur wussten die anderen der 6ten nicht, dass Kosta sie unterstützen würde. Würde er doch oder? Zucker fiel auf, dass sich Kosta nicht bei ihm gemeldet hatte.
Tiger blickte um die Ecke, hob die krallenbewehrte Hand. Rasch blieben sie alle stehen. Ein Wärter ging im nächsten Gang entlang, ließ seinen Schlagstock kreisen und pfiff ein Liedchen. Zucker blickte den halben Tigerlaner drängend an. Sie mussten den Kerl ausschalten bevor der auf die Idee kam sich umzudrehen oder nach Signaturen in der Nähe zu forschen. Der liedpfeifende Mann kam näher. Er hatte ein relativ nichtssagendes Gesicht und Zucker konnte ihn nicht gleich zuordnen. Iësto? Irban? Einer von den Mitläufern. Als der Wärter immer näher zu ihrer Abbiegung kam, wollte Tiger bereits lospreschen, als abrupt eine Stimme erklang.
"He, Iësto. Los, komm mit zum Labor, da stimmt was nicht", sagte ein anderer Wärter. Zucker fluchte innerlich. Verdammt, sie waren zu langsam gewesen. Würden sie Minan töten? Nein, sicherlich nicht. Der Junge war zu wertvoll für die Königin. Aber die Wärter hier waren stets so übermütig.
Iësto drehte sich um, ging mit dem anderen Mann mit. Zucker wollte schon überlegen wie sie am besten vorging, als Tiger um die Ecke glitt und die beiden Wärter von hinten ansprang, so dass sie zu Boden gingen. Ah, scheiße! Die anderen Gefangenen rannten ihnen nach und gemeinsam stürzten sie sich auf die zwei Wärter. Tiger biss einem von ihnen in die Kehle und Zucker hieb den anderen mit dem Schlagstock bewußtlos. Aber es dauerte zu lange. Zucker war sich nicht sicher, doch er befürchtete, dass der glatzköpfige Wärter, Vanek, einen Speerfaden hatte absenden können.
Tiger spuckte Blut aus, sah entschlossen zu den anderen. "Los, weiter!"

Sie hatten keine Zeit die zwei Wärter zu verstecken oder die blutige Lache zu beseitigen, ließen sie liegen wo sie waren und rannten einfach, nun bewaffnet mit zwei weiteren Schlagstöcken.
Aber es war nicht genug, als sie sich in der Nähe des Labors abrupt einem weiteren Wärter gegenübersahen und der war eindeutig nicht mehr überrascht, sie zu sehen. Eher entschlossen.
"Die Gefangenen sind hier!", rief er. "Ihr werdet nicht weit kommen!", schrie er und hob seine Hände. Ein Feuerball bildete sich flackernd dazwischen, pulsierte bedrohlich feurig rot. Die Soldaten konnten nur ausweichen und hoffen, dass sie schnell genug bei dem Wärter waren. Während die anderen zur Seite springen wollten, rannte Tiger direkt auf den Wärter zu. Es schien ihm egal, ob er bei dem Fluchtversuch starb oder nicht.
Bevor der Wärter den Feuerball auf sie schleuderte, sackte er plötzlich leicht zur Seite, ächzte. Der Feuerball verpuffte zwischen den Händen, dann sackte der Mann bereits zusammen. Ein Dolch steckte ihm im Hals. Zucker blickte in die Richtung aus der er gekommen war. Kosta.
Also war er doch gekommen, um ihnen zu helfen. Es sah aus, als hätte er bereits einen Kampf hinter sich. Seine weißen Hosen waren rot gefärbt und über die nackte, gepiercte Brust floss Blut. So viel als hätte er darin gebadet. Es konnte nicht sein eigenes Blut sein. Zucker wollte schon auf ihn zu, als Tiger knurrend an ihm vorbeiglitt und auf Kosta zuhielt.
"Tiger, er ist auf unserer Seite!", rief Zucker.
Der Kriegerprinz hielt dicht vor Kosta inne, sah ihn grollend an. "Ich hab ihm gesagt, ich töte ihn, wenn ich die Gelegenheit dazu bekomme."
"Benutz dein Hirn", schalt Zucker ihn und wagte es Tiger zurückzureißen, "Er ist der einzige hier, der Juwelenkraft hat. Ohne ihn können wir unsere Flucht vergessen. Und was meinst du, wer mir den Schlüssel erst zugesteckt hat?", verteidigte er den Krieger.
"Ich unterbrech euer Kaffeekränzchen nur ungern, aber wir haben keine Zeit hier rumzustehen", sagte Adrej. "Wo gehts zum Labor?"
Zucker deutete in die entsprechende Richtung. Sie wollten bereits los, als Kosta sie an die Leiche erinnerte.
"Vergiss ihn. Man hat uns bereits entdeckt", sagte Einauge hart und zog den Dolch aus dem Hals des Wärters. Blut sprudelte weiter heraus, doch der Mann war bereits tot. In dieser lebensbedrohlichen Situation waren die Soldaten eher pragmatisch als Rachewünschen nachzugehen. Nur Tiger bedachte Kosta weiterhin mit mörderischen Blicken.
"Und du hinterlässt leicht blutige Fußspuren", fiel Zucker auf und sah hinter den Krieger. Woher war er wohl gekommen? Aus Ranards Kammer? "Ist das das Blut des Kerkermeisters?", fragte er leise.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 17:16

Er kam kaum dazu, erleichtert aufzuatmen, dass keinem der Soldaten etwas passiert ist war und Irban seinen Feuerball nicht nach ihnen hatte schleudern können, als auch schon Tiger auf ihn zugerannt kam. Ganz offensichtlich mit der Absicht ihn zu töten. Das überraschte Kosta nicht. Deswegen hüllte er sich sofort in einen grünen Schutzschild. Sein Aufstiegsjuwel hatte er in den letzten Monaten kaum herbei gerufen und auch jetzt wollte er es möglichst schonen, da er nicht wusste, wie oft er es noch brauchen würde. Andererseits konnte er sich auch nicht von dem Kriegerprinzen töten lassen. Selbst wenn Kosta es wollen würde. Er musste mit dem Gegenmittel zu Timaris gelangen. Denn noch hatte Kosta keinerlei Bestätigung erhalten, dass Prinz Asar die Flucht gelungen war. Und selbst wenn, war das keine Garantie, dass er zu Timaris gelangt war.

Glücklicherweise sprang Zucker für ihn ein, bevor es wirklich gefährlich werden konnte. Er rief Prinz Amaya zu, dass er auf ihrer Seite stehen würde. Der Kriegerprinz wollte ihn trotzdem töten. Schliesslich hätte er es ihm gesagt. Kosta nickte verstehend, trat trotzdem einen Schritt zurück. Der halbe Tigerlaner war schon so furchteinflössend. Mit Mordlust in den Augen war er schlichtweg beängstigend. Kostas Herz raste.
"Ihr werdet später noch die Gelegenheit bekommen, mich zu töten, Prinz", neigte Kosta respektvoll leicht seinen Kopf. Prinz Varlyn hatte keine Geduld für diese Höflichkeiten und wollte weiter zum Labor. Kosta liess seinen Schild wieder fallen, um sich die Kraft zu sparen, nachdem er sich sicher war, dass Tiger ihn nicht gleich zerreissen würde. Sein Mund war auch schon blutig. Kosta wollte gar nicht wissen, warum.
"Wir sollten die Leiche erst verstecken", erinnerte der Krieger den drängenden Adligen. Der Soldat mit nur einem Auge meinte, dass man sie bereits entdeckt hätte und nahm sich Kostas Dolch. Der Sklave presste die Lippen aufeinander. Das war nicht gut. Sie würden vollkommen zerfetzt werden. Zorya Eacir trug schwarzgrau. Ebenso Lady Ellel. Selbst wenn Eneas und die anderen Piraten tatsächlich hier waren, wie es sich anfühlte, hätten sie kaum eine Chance.

Kosta überlegte fieberhaft, wie sie weiter vorgehen sollten, weil er sich nicht sicher war, ob es gut wäre, direkt zu Minan zu rennen. Da machte Zucker ihn darauf aufmerksam, dass er leicht blutige Fussspuren hinterlassen würde. Verblüfft schaute er in den Gang, aus dem er gekommen war. Tatsächlich waren seine Fussabdrücke blutig auf dem Boden zu sehen. Verflixt. Ranards Blut musste mehr an ihm herunter gelaufen sein, als er geahnt hatte. Rasch rief Kosta seine Socken und Stiefel herbei und schlüpfte hinein. So war er ohnehin trittsicherer und das in mehrerlei Hinsicht.
"Ja," antwortete er seinem Schwarm nur knapp, woher das Blut kam. "Ihr seid zu früh drann. Das macht alles nur noch gefährlicher." Zucker erklärte es damit, dass Minan ihre Hilfe brauchte. Das brauchte der arme Junge doch schon lange. "Habt ihr wenigstens das Essen aus dem Gemeinschaftsraum der Wärter geplündert?" wollte Kosta rasch wissen. Ohne Vorräte kämen sie nicht weit. Doch Zucker erwiderte nur wieder, dass sie sofort zu Minan müssten. Er hätte jemanden umgebracht.

"Sie werden ihm nichts tun", erwiderte Kosta überzeugt, ging aber dann dennoch zielstrebig auf das Labor zu. "Wir können nicht gegen alle Wachen und Soldaten hier kämpfen. Zumindest nicht direkt. Jetzt müssen wir eine andere Lösung finden." Kosta rief seine Uniformsjacke herbei und warf sie sich rasch über. Er hatte sie erst halb zugeknöpft, als sie zum Labor gelangten. Eine Frau kreischte wie am Spiess und eine andere Frau sprach laut auf sie ein. Thoran und Verred standen vor dem Labor im Gang, hielten die Türen offen und schienen die Situation in Ordnung bringen zu wollen. Doch sie wirkten relativ ratlos.
Gleich darauf sahen die Ausbrecher auch warum. Die beiden kreischenden Heilerinnen taumelten im heftigen Kampf umschlungen auf den Gang hinaus. Eine Heilerin hielt ein gefährliches Hackbeil in der Hand, schien sich die andere damit abhacken zu wollen. Die andere wollte sie aufhalten, hatte aber nicht wirklich die Kraft dazu und musste dauernd der gefährlichen Klinge ausweichen.
"Jetzt", zischte Kosta. Thoran und Verred würden nie weiter abgelenkt sein. Wäre Kosta an ihrer Stelle wohl auch. Was da wohl passiert war? Egal. Sie mussten die vier Dhemlaner ausschalten. Kosta nutzte noch einmal seine Juwelen, um den beiden Wärtern einen harten, mentalen Schlag zu verpassen, damit die Soldaten sie überwältigen konnten. Sie taten es rasch und erbarmungslos. Dabei viel Kosta auf, dass Prinz Varlyn ihnen in Kampffähigkeiten in nichts nachstand. Im Gegenteil.

Nachdem sie auch die Heilerinnen ruhig gestellt hatten, huschte Kosta zu Minan ins Labor. Er lag halb angeschnallt, nackt und blutig auf dem Tisch. Er sah wie immer schrecklich aus. Doch er war bei vollem Bewusstsein. Vor ihm auf dem Boden lag Lade Ellel tot auf dem Boden.
"Der Dunkelheit sei Dank", stiess Kosta erleichtert aus. "Zucker kümmere dich um Minan." Selber stürmte er zu den Schränken und riss eines der Laken heraus, das er auf einem Tisch ausbreitete. In der Mitte begann er Medikamente, Stärkungstränke, Heiltränke und Verbände zusammen zu sammeln. So wie Minan aussah, würden sie das dringend benötigen. "Du", wiess er Einauge an. "Zerstör alles, was du in dem Kühlschrank da siehst." Da war noch immer Minans Samen drin. Ein Rest zumindest. "Prinz Varlyn, helft mir die Medikamente und Verbände zusammen zu tragen." Wenn sie alles notwendige zusammen hatten, konnten sie die Ecken des Laken zusammenknoten und als Tasche Tragen. Kosta nahm noch ein weiteres Laken aus den Schränken. Vielleicht konnten sie das noch mit Esswaren füllen. Leider hatte Kosta keine Rucksäcke für die Soldaten in seinem Juwelengepäck. Womöglich würden sie es dringend brauchen. Es konnte gut sein, dass Kosta sich das nur einbildete, dass Eneas in der Nähe war. Auch wenn er das Gefühl hatte, ihn jeden Moment um die Ecke biegen zu sehen. Ob er versuchen sollte ihm zu senden? Wenn er denn hier war.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Darken » So 25. Sep 2022, 17:28

Die Luft im Labor knisterte. Schwarzgraue Kunst flackerte auf, während die oberste Heilerin sich unter Schreien verzweifelt versuchte selbst zu heilen und das Gift in ihrem Körper zu bannen. Es schien ihr nicht zu gelingen und das Licht in ihren Augen war dabei dunkel zu werden, während ihr ganzer Körper vor Schmerzen krampfte und bebte. Andere Heilerinnen waren zu ihr geeilt, wollten ihr helfen. Eine weitere sah sich das ganze Geschehen nur entsetzt an und wich langsam rückwärts von dem Operationstisch zurück, wo Darken verzweifelt versuchte sich zu erheben.
"Aaaaahh, meine Hand! Es ist in meiner Hand", schrie die andere Heilerin aus höchster Kehle. "Fesselt das Monster!!" Die Augen schienen ihr förmlich aus den Höhlen zu treten, sie hielt sich kreischend die Hand. Während eine weitere versuchte sie unter Kontrolle zu bringen, rannten zwei Frauen zu Darken, hatten sich wohlweißlich mit Schutzschilden geschützt und versuchten ihn zurück auf die Liege zu pressen. Darken hatte ihnen nicht wirklich etwas entgegen zu setzen, er war zu schwach und er hatte Mühe überhaupt zu atmen. Er fühlte wie sich wieder Blut in seinem Mund sammelte. Jeder Atemzug schmerzte. Wenigstens war er nicht mehr der einzige, der hier im Raum litt.
“Lasst eure Finger von mir oder ich töte euch auch", stieß er mit blutigen Lippen aus, so kraftvoll wie er konnte. Es reichte, um eine der Frauen, eine jüngere Heilerin, zu verunsichern. Genug um mit zittrigem rechten Arm eine der Kanülen aus seinem linken Arm zu reißen. Blut spritzte aus dem Schlauch und über das weiße Kleid der Heilerin, die erschrocken aufschrie und zurückwich.
"Es ist nur Blut, hilf mir"!", rief die Heilerin auf der anderen Seite und drückte Darkens Arm zurück, schloss die metallenen Fesseln darum. Darken knurrte wütend, sah sie hasserfüllt an, doch in Wahrheit hielt ihn nur noch der Adrenalin bei Sinnen. Er durfte jetzt nicht aufgeben, musste durch die Schwäche kämpfen und seinen Körper zwingen. Es wäre nicht das erste Mal. Er musste sie retten. Jetzt oder nie. Sonst würde er nie die Feste verlassen.
Zum Glück ließ die Heilerin mitten während ihrer Arbeit ab von ihm, als sie entsetzt mit ansah wie ihre Kollegin ein Hackbeil bei den chirugischen Instrumenten gefunden hatte und dabei war ihre Hand abzuhacken.
"Was machst du denn da? Hör auf!", rief sie und ließ Darken alleine, um der vergifteten Frau das Beil zu entwenden. Diese wehrte sich gleich rabiat.
"Es muss aaaaab! Ahhhh, ich ertrag es nicht länger! Diese Schmerzen!", kreischte die Heilerin. Im Kampf verwickelt taumelten die Frauen aus Darkens Gesichtfeld. Sein Blick fiel auf Amunet, die neben dem Tisch am Boden lag. Sie schrie nicht mehr. Ihr Gesicht war zu einer schmerzerfüllten Grimasse verzogen und hatte jegliche Anmut und Zurückhaltung verloren, die die oberste Heilerin zuvor so ausgezeichnet hatten. Darken lächelte grimmig.

Schwach versuchte er sich aus den Fesseln zu befreien, doch sein rechter Arm steckte darin fest und er konnte gerade nur nutzlos die Finger der linken Hand zucken lassen. Darken hätte selbst gerne frustriert aufgeschrieen. Stattdessen sandte er Yadriël drängend, wo er denn bliebe. Er würde hier sonst verrecken.
"Direkt hinter dir, Prinz Pessimismus", ertönte eine Stimme. Yadriël tauchte neben ihm auf, einen blutigen Schlagstock in der Hand. Er grinste Darken an. "Wolltest du etwa ohne uns fliehen?"
"Haha..." Der Sarkasmus kam ihm teuer zu stehen. Darken musste schwer husten, schnappte nach Luft. "Mach... mich los..."
Der Jugendliche bekam erst jetzt mit, dass Yadriël nicht alleine war und all die anderen Gefangenen mitgekommen waren. Amaya, Harel, Ceowyl und all die anderen. Wie hatten sie sich wohl befreit? Vielleicht hatte Kosta ihnen geholfen? Denn Darken hörte bald seine Stimme und wie er rasch Anweisungen verteilte. Schränke wurden geöffnet, man hörte Glas klirren, Sachen wurden geräuschvoll und hastig ausgeräumt.
Nur aus den Augenwinkeln sah der junge Prinz kurz den blutüberströmten Wärter und wie er auf einem Tisch alles mögliche zusammentrug. Yadriël begann Darken die Fesseln zu lösen. Der Soldat verzog kurz das Gesicht, als er in die Blutlache von dem Schlauch trat. Hastig schob er den Schlauch beiseite, zog auch andere der Nadeln aus Darkens Körper.
Der Jugendliche versuchte sich aufzusetzen, doch er konnte nicht länger und als Yadriël ihm helfen wollte, spuckte er Blut über dessen Tunika, rang krächzend nach Luft, verdrehte die Augen und spürte wie er absackte.
"Ah, scheiße! Äh, Kosta.. Kosta, komm schnell, er stirbt uns noch weg!", rief der Dhemlaner. "Wir brauchen eine Heilerin."
Die anderen Gefangenen hatten inzwischen das Labor durchsucht, als Adrej eine der Heilerinnen versteckt unter einem zusammengeschobenen Tisch fand, halb verborgen hinter der umgeklappten weißen Tischplatte. Sie hatte schützend die Hände erhoben und wirkte sehr verstört.
"Hier ist eine", sagte Adrej. Er packte die Frau und zog sie unter dem Tisch hervor. Sie war ganz blass und sah Kosta entsetzt an.
"Du hast nicht gesagt, dass Leute sterben... dass Minan gefährlich ist...", stammelte sie.
"Lydiel, wir brauchen deine Hilfe", sagte Yadriël. "Schnell! Er ist doch nur ein Junge. Er hat sich bloß gewehrt."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 17:32

Schnell, aber darauf konzentriert nicht fahrig oder hektisch Energie zu verschwenden und schusselig zu werden, packte Kosta die medizinischen Vorräte zusammen. Prüfend liess er sein Blick darüber wandern, ob er nicht etwas wichtiges vergessen hatte, als Zucker ihn rief, dass er schnell kommen sollte. Minan würde sonst sterben. Kosta drehte sich zu ihnen um. Es sah wirklich nicht gut um den Jungen aus. Er hustete, spuckte Blut und verlor seine Kraft. Er war offensichtlich so dumm gewesen und hatte versucht sich aufzurichten. Rasch bedeutete Kosta einem der Gefangenen, aus seinem Vorratstuch ein Bündel zu knoten.
"Passt gut darauf auf", wies er ihn an. "Es könnte für uns alle noch sehr wichtig werden." Minan würde wohl nicht der einzige bleiben, der auf ihrer Flucht verletzt wurde. Oder starb. Aber der junge Prinz sollte jetzt gefälligst nicht sterben. Kosta rannte zu ihm, drehte ihn ganz behutsam in eine seitwärtsliegende Position, schob ihm ein schmales Bündel Stoff zwischen die Zähne, damit er sich nicht an dem Blut verschluckte.
"Versuch ganz ruhig zu atmen Minan", sprach er ihn derweil sanft an. Auch wenn gerade der wütende Prinz an der Oberfläche zu sein schien. "Du bist zwar nicht mehr gefesselt, aber du darfst dich trotzdem nicht bewegen Prinz. Deine Muskeln sind untrainiert. Du brauchst all deine Kraft, um selbständig zu atmen. Konzentriere dich darauf. Den Rest erledigen wir. Hast du verstanden Minan? Versuch nicht mehr aufzustehen." Mahnend blickte Kosta dabei auch Zucker an, dass er dafür sorgte.

Prinz Varlyn hatte derweil Lady Tursin unter einem der Tische gefunden. Sie hatte ihre Signatur unterdrückt, um sich zu verstecken. Sie wirkte sehr verstört ob der Gewalt, welche im Labor ausgebrochen war. Was Kosta seltsam fand, da sie doch ausgerechnet deswegen von hier fliehen wollte, weil sie selbst nicht mehr so viel Grausamkeit und Gewalt austeilen wollte.
"Lady Tursin", sprach nach Zucker auch Kosta sanft auf sie ein. Behutsam fasste er nach ihrer Hand und befreite sie aus Prinz Varlyns hartem Griff. "Lydiel. Minan ist ein Mann des Blutes. Wir alle sind gefährlich. Minan ist eine Schwarze Witwe. Ihr habt hier unzählige Schwarze Witwen und doch fesselt und quält ihr sie nicht. Minan ist nicht gefährlicher als sonst irgend ein Blutmensch. Wie gesagt. Er ist einfach ein Junge, der sich zu wehren versucht hat. Das würdet ihr auch tun, wenn ihr so Schmerzen leiden müsstet, wie er es muss. Ihr würdet eure Heilerischen Fähigkeiten auch nutzen, um Knochen zu brechen und das Blut eurer Peiniger zum Kochen zu bringen." Lydiel wurde ganz blass, schüttelte ihren Kopf und presste die Lippen aneinander. Doch Kosta konnte sehen, dass er recht hatte. Dass sie auch versuchen würde, sich zu retten.
"Ich weiss, es verlief anders als geplant", redete er ruhig weiter. "Doch jetzt ist es, wie es ist und wir werden das Beste daraus zu machen. Also verurteilt nicht einen Jungen, der sich dafür gewehrt hat, dem wir über Wochen hinweg das Schlimmste angetan haben, was man einem Menschen überhaupt antun kann und helft ihm zu überleben. Macht gut, was Ihr angerichtet habt." Dabei konnte man das nicht wieder gut machen. Man hörte Kosta trotz seiner ruhigen Ausstrahlung an, wie tief ihn sein Schuldbewusstsein zerfrass. Nur half das jetzt nicht, um hier rauszukommen. Das versuchte er der Heilerin klar zu machen, die schliesslich tatsächlich entschlossen nickte und zu Minan heran trat, um sich um seine Lunge zu kümmern.

"Danke", flüsterte Kosta, ging dann aber rasch um den Tisch herum, um sich um Minans wundgescheuertem, blutigen Rücken zu kümmern. Er sah furchtbar aus und eigentlich hatten sie nicht wirklich Zeit, den zu verbinden. Kosta war sich noch nicht einmal sicher, ob der geschwächte Körper Verbände überhaupt vertrug. "Nehmt die Trage da", wiess Kosta Zucker an und deutete mit dem Kinn auf das Gewünschte, während er sich daran machte, Minans grösste Wunden am Rücken mit Stoffpflastern zu schützen. "Polstert sie mit einigen Decken gut aus. Wir werden Minan tragen. Wenn wir ihn darauf legen, passt auf, dass ihr nicht vergesst, seinen Kopf zu stützen. Er ist so schwach wie ein Neugeborenes, weil er seine Muskeln nicht hat benützen dürfen. Ihm soll also nicht der Hals brechen, wenn wir ihn umbetten. Und dann mach deinen Leuten klar, dass wir nicht nach oben müssen, sondern nach unten. Wir müssen tiefer in den Kerker rein, um raus zu kommen." Es war riskant. Doch noch immer die beste alle ihrer schlechten Möglichkeiten.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 17:34

Der Aufstieg wurde nun immer beschwerlicher, während der Wasserfall meterhoch über die scharfkantige nahezu senkrechte Klippe stürzte. Sie mussten Steigeisen in den Felsen schlagen, Seile befestigen und sich langsam in die Höhe hocharbeiten. Eneas' Gedanken kreisten unentwegt um Kosta. Die Münzhälfte an seinem Hals schien richtgehend zu pulsieren. Sein Freund konnte nicht weit sein. Hoffentlich ging es ihm gut. Eneas hatte das Gefühl, dass Kosta so nahe war, er bräuchte nur die Finger ausstrecken und könnte ihn berühren...
Der Krieger schüttelte leicht den Kopf, packte das Seil fester. Er musste sich auf das Klettern konzentrieren. Eneas klammerte sich an eine fingerbreite Kante, zog sich kraftvoll nach oben. Sein rechter Fuß fand einen kleinen Vorsprung, um sich dort abzustützen und weiter nach oben zu schieben.
"Oh Dunkelheit, ich hab nach unten gesehen. Seht bloß nicht nach unten", sagte Olintes. Farell lachte leise.
"Ist doch auch nicht anders als in der Takelage zu klettern", gab er übermütig zurück und versuchte an seinen Kumpanen vorbeizuklettern. Das Rauschen des Wasserfalls umgab sie. Eneas spürte den kalten Wind im Rücken, der sowieso nass von den vielen kleinen Tröpfchen war. Angetrieben von dem Wunsch Kosta zu sehen, kletterte er weiter. Je höher sie kamen desto mehr fragte sich Eneas, ob sie mit dieser Route die richtige Wahl getroffen hatte. Ob hier wirklich ein Eingang in den Felsen waren wie sie glaubten. Hoffentlich war die Quelle des Wassers nicht vergittert.
"Fledermäuse!", rief Leto da von weiter oben her. Und tatsächlich, kleine Gestalten huschten zwischen den scharfkantigen Felsen hervor, flatterten in Kreisen in der Luft, wohl auf der Suche für ein Mahl. Eneas konnte das Echo ihres leisen Zwitscherns hören. Wenn es hier Fledermäuse gab, bedeutete das, dass Eingänge in die Felsen nicht mehr weit waren.
Sie mussten noch etwas klettern bis sie den ersten Höhleneingang fanden. Zu Eneas' Erstaunen markierten kunstvolle, filigrane Säulen die dunkle Öffnung. Sie waren kaum armdick und doch voller, heller Details.
"Eyrische Architektur...", bemerkte er bewundernd, als er sich über die Kante nach oben schob. Damien reichte ihm die Hand, zog ihn rauf auf den Vorsprung.
"Hör auf, die Umgebung zu bewundern", sagte der Prinz.
"Von hier müssen sie für ihre Flüge gestartet haben", überlegte Eneas trotzdem. Die anderen hatten weniger Sinn für die versteckte Schönheit der Feste. Die meisten waren bloß froh endlich wieder stehen zu können und es geschafft zu haben. Doch die eigentliche Prüfung wartete noch auf sie.

Die Gruppe begab sich in die Höhle. Sie schien natürlich gewachsen, mit einigen Ausnahmen wo die Eyrier offenbar Hand angelegt hatten. Steinsäulen hingen von der Decke. Es war größer als Eneas es sich vorgestellt hatte.
"Vorsichtig, hier können bereits Waa-", setzte Farell an, als er abrupt erschrocken zurückwich. Sie hatten nur gewagt ein wenig Licht zu machen und nun beschien es mehrere riesige Statuen von Eyriern in alten Roben und mit zusammenlegten Flügeln, so filigran gemeißelt, dass sie regelrecht lebensecht wirkten. Nur, dass sie nahezu drei Meter groß schienen. Vielleicht waren Eyrier damals so riesig gewesen. Sie sahen mit ihren Steinaugen in die Ferne.
"Wünschte, die könnten uns helfen. Die hätten sicher etwas dagegen was die Spinnenkönigin aus ihrer Feste machen", sagte Ulysses. Rasch gingen sie weiter. Es war sehr verwinkelt hier unten und mehrmals landeten sie in einer Sackgasse, wo die Felsspalten so eng wurden, als dass sie sich noch da hätten hindurch quetschen können.
Mehrmals wurden die Pläne der Feste herbeigezogen, doch von diesen alten Katakomben war kaum etwas verzeichnet. Eneas wurde ungeduldig. Er war so versucht zu erspüren, ob er Kosta nicht senden konnte, aber er wollte nichts riskieren. Es konnte belauscht werden.
Schließlich landeten sie vor einem vergitterten Tor, ein Rinnsal Wasser lief in der Mitte des Weges. Sie wollten sich schon daran machen, dass Gitter aufzubrechen, als Hagen sie zurückhielt. Der Glacier warnte sie, dass er schwarzgraue Kunst spürte. Ein Netz, verdammt.
"Das bedeutet, wir sind richtig. Hier geht es rein. Sie muss es geschützt haben", sagte Leto.
"Es kann genauso gut bedeuten, dass sie sofort Wind davon bekommt, wenn wir dieses Netz durchtrennen", befürchtete Eneas.
"Wer sagt, dass wir den direkten Weg nehmen müssen?", fragte die glacianische Königin und grinste. "Wir können unseren eigenen Durchgang schaffen. Ganz ohne das Netz." Sie klopfte gegen die Wand neben dem Gitter.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Merion » So 25. Sep 2022, 17:37

Mit beinahe schon verbissener Konzentration achtete Merion darauf, wie er die feuchte Felswand nahe dem Wasserfall hochkletterte. Dabei wäre das noch nicht einmal nötig gewesen, um sicher zu gehen, dass er nicht abstürzte. Sicher, es war selbst für sie Dea al Mon, keine leichte Kletterpartie. Doch es war auch ganz bestimmt nicht eine todesmutige Unmöglichkeit, die sie hier versuchten. Merion kämpfte jedoch mit einem ganz anderen Abrund, als derjenige, der unter ihm immer tiefer hinunter ging. Der junge Krieger kämpfte jeden Tag damit, nicht seiner Angst und Verzweiflung zu erliegen, Minan für immer verloren zu haben. Anfangs hatte er sich noch mit dem Gedanken an die Stärke seines Freundes trösten können. Besonders Darken würde stark genug sein, durchhalten und darauf warten, dass er ihn retten käme. Minan und Tänzer würden ihm die Hoffnung dazu spenden. Dessen war Merion sich sicher.
Doch je länger sie brauchten, um zu diesem verfluchten Felsenhaus oder Schloss oder wie auch immer zu gelangen, desto bewusster wurde Merion auch, dass Darken nicht durchhalten konnte, wenn man es darauf anlegte ihn zu töten. Eoshan hatte ihm zwar gesagt, dass Heilerinnen seinen Arm heilen wollten und sie ihn deswegen nicht töten wollten. Nur klang das in Merions Ohren dermassen absurd, dass er befürchtete, diese furchtbaren Heilerinnen würden seinen Gefährten töten, wenn sie frustriert einsehen mussten, dass dies nicht ging.
Besonders die Tage wo sie durch Dhemlan wanderten, dieses Territorium, das einem das Gefühl gab, ständig durch feuchte, klebrige Spinnennetze zu gehen, liessen Merion beinahe durchdrehen, denn er wusste, dass er viel schneller vorwärts kommen könnte, ohne ihre Verbündeten. Die anderen Dea al Mon hatten alle Mühe ihn zu beruhigen und ihn zurück zu halten, einfach los zu stürmen. Hier an der Felswand ging es wieder besser. Hier wurden ihre Kletterfähigkeiten gefordert. Es gab etwas zu tun. Ausserdem war Minan nun wirklich nah bei ihnen. Weit über ihnen zwar, aber beinahe am selben Ort.

Zu seiner Überraschung tat sich ausgerechnet einer dieser, in Merions Augen, ungelenken Glacier dabei hervor, die Felswand hochzuklettern. Der ganz grosse Blonde. Er hatte sich als Hagen vorgestellt. Merion hatte nie mit ihm gesprochen, auch wenn der Krieger einmal versucht hatte, mit ihm über Minan ins Gespräch zu kommen. Nach der merkwürdigen Unterhaltung mit Laree getraute er sich nicht mehr, mit jemandem über seinen Gefährten zu sprechen. Jetzt schielte er einige Male zu dem grossen Krieger hinüber und staunte, wie flink der Klettern konnte. Dafür, dass er kein Dea al Mon war.
Sie mussten allerdings noch eine ganze Weile klettern, bis sie den Beginn des Wasserfalls erreichten. Er kam aus einer Höhle in der Felswand heraus. Eine Höhle, die breit genug war, dass sie neben dem Wasser hinein treten konnten. Der Stein war hier teilweise behauen und Statuen von riesigen Eyriern begegneten ihnen ebenfalls. Doch Merion hatte keinen Blick für dieses tote Zeug. Er wollte zu Minan. Er musste so nah sein. Waren sie doch schon im selben Haus. Sozusagen.

Aber leider doch nicht ganz. Sie mussten sich durch ein scheinbares Labyrinth von Gängen arbeiten, wo manche der Gänge in so engen Sackgassen endeten, dass doch nicht einmal der schlanke Merion weiter kam. Diese Suche nach dem richtigen Weg, trotz der Pläne, die sie hatten, war zum Schreien. Sie verloren so viel Zeit. Doch schliesslich schienen sie den richtigen Weg gefunden zu haben. Denn der Tunnel war mit einem Eisengitter versperrt. Das wirkte ziemlich anders, als die Kunst der Eyrer. Ausserdem warnte Hagen sie, dass hier schwarzgraue Kunst im Einsatz wäre. Dahinter musste sich also der Weg zu Minan befinden. Dessen war Merion sich sicher.
Die Frage war nur, wie sie an dem mit der Kunst gesichertem Eisengitter vorbei kamen, ohne die Dhemlaner zu warnen. Da hatte die tempramentvolle Königin der Glacier die Idee, einen eigenen Tunnel um das Gitter herum zu graben. Das wirkte ganz schön aufwändig, aber auch sinnvoll. Prompt holten die Glacier aus ihrem Gepäck einige Spitzhacken hervor und machten sich an die Arbeit, den Weg durch den Stein zu graben. Was erst jedoch so toll gewirkt hatte, entpuppte sich alsbald jedoch als sehr anstrengend und unglaublich laut. Merion hatte das Gefühl, jeglichen Bewohner der Feste geweckt zu haben.
"Wartet mal", trat da wieder Hagen vor. "Ich habe da eine Idee, wie es vielleicht leiser und schneller gehen könnte." Die anderen Glacier spotteten leicht, schauten skeptisch. Doch der blonde, blauäugige Krieger liess sich davon nicht beirren. Er trat an den Fels heran, legte seine Hände flach darauf. Merion fiel auf, wie schlank diese waren. Gerade weil der Mann so gross war. Dann spürte er ganz sanft ein Flackern. Es war, als würde ein dunkelgrauer Schatten in die Ritzen des Felsen kriechen und sich da aufblähen, bis tatsächlich ein recht grosser Felsbrocken sich von der Wand löste und wie weggedrückt wurde. Hagen machte sofort weiter und so kamen sie gleich viel schneller vorwärts. Was für eine gute Idee. Wie Hagen wohl auf so was gekommen war? Merion konnte ja nicht wissen, dass so eine Fähigkeit beim Einbrechen ganz nützlich sein konnte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Yadriël » So 25. Sep 2022, 17:40

Zum Glück redete Kosta schon bald auf Lydiel ein und konnte sie etwas beruhigen. Der Krieger zog sie aus Adrejs Griff und versuchte sie davon zu überzeugen, dass sie Minan heilte. Minan wäre nur ein Junge, der versucht hätte sich zu wehren. Sie hätte an seiner Stelle auch so gehandelt, wenn sie solche Schmerzen würde erleiden müssen. Zwar schüttelte Lydiel blass den Kopf, aber sie sagte auch nichts dagegen und wehrte sich, als Kosta sie sanft hinüber zum Operationstisch führte.
"Also verurteilt nicht einen Jungen, der sich dafür gewehrt hat, dem wir über Wochen hinweg das Schlimmste angetan haben, was man einem Menschen überhaupt antun kann und helft ihm zu überleben. Macht gut, was Ihr angerichtet habt", sagte er und das wirkte. Die Heilerin widersprach nicht, nickte entschlossen und begann endlich Minan zu heilen. Zucker beobachtete ihn besorgt. Hoffentlich kam die Hilfe noch rechtzeitig. Nur war Lydiel nicht die einzige, die Schuldgefühle hatte. Kosta konnte man ebenfalls anhören wie es ihn quälte, was er Minan angetan hatte. Zucker fand, es war besser nicht mehr darüber nachzudenken. Besonders nicht jetzt. Er hatte sicherlich auch nicht mit dem Jungen spielen wollen, aber Kosta hatte ihm nicht wirklich eine Wahl gelassen. Wenigstens konnten sie nun endlich fliehen.
Während Lydiel versuchte die Heilnetze in Minans Lunge zu stabilisieren, ging ihr Kosta zur Hand und kümmerte sich um den Rücken des Jungen. Er saß nur halb aufrecht, hing mehr zwischen der Heilerin und dem Krieger.
Kosta deutete auf eine Trage, die auf dem Boden lag. Anscheinend das Ding mit dem die Heilerinnen Minan hatten transportieren wollen.
"Hilf mir mal", sagte er Adrej, der die Trage mit aufhob. Zucker hatte ein dünnes Leinentuch gefunden, dass er darauf legte, doch wirkliche Polsterung fanden sie in dem kalten Labor nicht. Es schien niemanden wichtig gewesen zu sein, dass es der junge Prinz bequem hatte. Dies war auch deutlich an dem aufgescheuerten Rücken des ausgemergelten Jugendlichen zu sehen den Kosta gerade vorsichtig verband.
Der Krieger verteilte weitere Anweisungen, doch er schien so beschäftigt, dass er nicht merkte, dass die Soldaten ihn zunehmend feindseliger anblickten.
"Wir sind nicht seine Leute. Zucker hat einen Scheiß für uns zu sagen", stieß Tiger knurrig aus. "Und tiefer in den Kerker? Bist du bescheuert? Wir müssen hier raus!" Er stand an den Schwingtüren des Labors und spähte nach draußen.
Zucker sah zweifelnd zu Kosta. Gerade verstand er auch nicht wovon der Hayllier redete. Hatte er einen Fluchtweg vorbereitet? "Was ist denn tiefer im Kerker?", fragte er.

"Wir kriegen Gesellschaft!", rief Samtpfote und da kamen bereits drei Wärter zum Labor gerannt. Tiger und er schafften es einen von ihnen rasch zu überwältigen, doch einer der anderen Wärter schleuderte Samtpfote hart zurück. Der massige Soldat flog durch das halbe Labor, krachte geräuschvoll gegen einen der hohen, weißen Medizinschränke. Die Regaltüren schwangen auf, Glasbehälter stürzten krachend auf den benommenen Samtpfote ein, der ächzend zusammenbrach.
Zucker fluchte, ließ die Trage los, um seinem Kameraden zu helfen. Ein weiterer Machtball flog in den Raum, genau auf den Operationstisch zu, doch bevor er traf, prallte er an einem grünen Schild ab. Kostas Schild!
"Lass sie nicht ins Labor!", brüllte Tiger.
Draußen hörten sie plötzlich das laute Schellen einer Glocke, die von irgendjemanden geschlagen wurde. Jemand hatte Alarm geschlagen! Zucker packte Samtpfote an seinen kräftigen Oberarm, versuchte ihn aufzurichten. Der Glatzköpfige ächzte benommen. Er hatte eine heftig blutende Platzwunde an der Stirn. "Uhhh... meine Rippen", murmelte er.
"Reiß dich zusammen, du Fettwanst. Wir müssen hier raus", stöhnte Zucker und zog ihn von dem kaputten Schrank weg. "Halt uns die Wärter vom Leib!", rief er Kosta zu. "Wir kümmern uns um Minan."
Einauge, Adrej und die Heilerin bemühten sich bereits den Jugendlichen so vorsichtig wie möglich auf die Trage zu bewegen. Ohne Lydiel hätten sie es gewiss nicht sauber geschafft. Minan stöhnte schmerzerfüllt. Aus den Einstichlöchern, dort wo die Schläuche in ihm gesteckt hatten, sickerte noch Blut. Blass und hohlwangig lag er auf der Trage.
“Kosta.. hat recht... müssen... in die Tiefe...", stieß er aus. Schwach tastete er nach dem Laken. Lydiel wollte ihn beruhigen, schob seinen Arm zurück.
"Er will sich bedecken", erkannte Zucker. Er war mit Samtpfote bei der Trage angekommen und legte das Ende des Lakens unter Minan über seine Lendengegend.
Kosta und Tiger hatten inzwischen die Wärter erledigt und sie konnten das Labor verlassen. Einer der Soldaten hatte noch rasch das Bündel mit den Vorräten über den Rücken geworfen. Sie gingen durch den Gang.
"Wir müssen hier raus!", drängte der Kriegerprinz. Seine spitzen Ohren zuckten, er sog schnüffelnd Luft durch die Nase. "Nach oben!"
Selbst wenn dies ihr Plan gewesen wäre, so kamen sie zu einer Biegung, wo am anderen Ende erneut zwei Wärter auftauchten und diesen Weg versperrten.
"Diese scheiß Fesseln. Wir brauchen unsere Juwelenkraft", murrte einer der Soldaten und zerrte an den Ketten über seiner Brust.
"Ach, willst du rauf und die Spinnenkönigin danach fragen?", entgegnete Einauge.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 17:46

Tiger knurrte ihn unwillig an, dass sie nicht Zuckers Leute wären. Ausserdem wollte er verständlicherweise nicht tiefer in den Kerker. Auch Zucker blickte ihn zweifelnd an, wie er aus den Augenwinkeln feststellen konnte. Kosta konzentrierte sich jedoch vorallem auf Minans Rücken, um ihn so transportfähig wie möglich zu machen. Ihm war bewusst, dass ihnen nicht viel Zeit blieb und er die, welche er hatte, unbedingt nutzen musste. So wie es am sinnvollsten war. Denn eigentlich hätte er sich liebend gern die Lederriehmen um seine Oberschenkel entledigt und damit auch das Kettengeflecht um sein Gemächt. Nun wo er einen Moment Ruhe hatte, spürte er es überdeutlich, wie es ihn quetschte und scheuerte. Beim Sex war das sehr heiss. Jetzt war die ständige Stimmulation einfach nur störend. Trotzdem musste er unwillkürlich daran denken, wie es wäre, wenn Ranard ihn nun über einen der Operationstische beugte und ihn hemmungslos und hart durchvögelte. Egal ob sie Zuschauer hatten oder nicht. Doch er hatte Ranard verraten und umgebracht.
"Ich entschuldige mich für meine Ausdrucksweise, Prinz Tiger", sagte Kosta rasch, um sich von seinen unpassenden Gedanken abzulenken. Seine Entschuldigung meinte er jedenfalls ernst. Auch wenn viele andere in der Situation gespottet hätten. "Ich hätte sagen sollen, dass Zucker den Menschen, deren Gesundheit und Sicherheit ihm am Herzen liegen, sagen soll, dass wir tiefer in den Kerker müssen." In Kostas Augen waren das eben Zuckers Leute. Tiger interpretierte das offensichtlich ganz anders.
"Ja, wir müssen hier raus, aber unten und nicht oben", erklärte er ruhig, während er sich weiter vorsichtig um Minans Rücken kümmerte, damit er ihnen nicht wegstarb. Gemeinsam mit Lady Tursin schienen sie allmählich Erfolg dabei zu haben. "Dalmadans Feste ist eine eyrische Burg. Das heisst, wir sitzen hier auf dem höchsten, steilsten Berg, den sie weit und breit finden konnten. Sollten wir es tatsächlich durch den Burghof aus dem Tor schaffen, müssen sie nur einen Windstoss mit Hilfe der Kunst erschaffen und wir segeln alle die Felsen hinunter. Dort haben wir keinerlei Schutz und selbst wenn jemand von uns Minan als Geisel nähme, kämen wir nicht weit. Also, wenn wir den Berg verlassen, dann soweit unten wie möglich, wo man keine Felsen hinunter geschubst werden kann. Deswegen tiefer in den Kerker. Denn nach dem Kerker beginnen die alten Kellergewölbe und Gänge nach unten. Dort werden wir auch auf bedeutend weniger Wachen stossen, als oben in der Feste."

Wo genau sie herauskommen würden, war Kosta sich nicht sicher. Oder noch eher, er hatte keine Ahnung. Die Pläne, die er mit Prinz Asar studiert hatte, waren dort unten nicht sonderlich klar. Prinz Asar. Hoffentlich war ihm die Flucht geglückt. Kosta hätte sich dessen gerne versichert. Aber da er ebenfalls von dem Gegenmittel besass, musste sein einziges Bestreben sein, von hier zu fliehen und zu Timaris zu gelangen. Selbst wenn er alle hier Anwesenden erneut verraten musste. Ihm wurde bei dem Gedanken daran schlecht. Und wenn Eneas tatsächlich auch hier war... Kosta schauderte vor der ungeheuerlichen Entscheidung, die ihm dann bevorstehen würde. Vielleicht gerade deswegen, weil er wusste, dass er sie getroffen hatte.

Glücklicherweise, oder eigentlich leider, bekam Kosta keine weitere Gelegenheit darüber nach zu denken. Wärter wollten das Labor stürmen. Einer erlag der Kraft von Tiger und einem grossen bulligen Kerl. Doch ein weiterer Wärter schleuderte diesen zurück und der andere Wärter warf einen Machtball genau auf Minan zu. Bescheuerter Kerl. Geistesgegenwärtig erschuff Kosta einen grünen Schutzschild, woran der Machtball abprallte. Tiger brüllte ihn an, das Labor zu versiegeln und prompt war das aufgeregte Schellen einer Alarmglocke zu hören. Verflixt. Kosta brachte das letzte Pflaster an Minans Rücken an, aber obwohl noch viel mehr nötig gewesen wären, musste der Junge es auch so aushalten. Es nützte nicht, wenn er gut zugepflastert war, sie alle aber von den Wärtern erledigt wurden.
Zu Kostas Erleichterung war dann auch gleich Zucker bei ihm und wollte sich um Minan kümmern, obwohl es seinen bulligen Kameraden doch auch übel erwischt hatte. Sofort rief Kosta seinen Säbel herbei und stürtzte sich auf einen der Wärter, um ihm die Waffe, verstärkt mit der Kunst, um den Schutzschild zu durchbrechen, in den Bauch zu treiben. Tiger hatte derweil dem anderen Wärter die Kehle zerfetzt, bevor dieser seine Kunst hatte sammeln können. Vorsichtig traten sie aus dem Labor heraus, doch erstmal war kein Wärter mehr zu sehen. Nur diese nervtötende Alarmglocke war noch zu hören.

Zucker und Prinz Varlyn hatten Minan inzwischen auf die Trage gehoben und Lady Tursin deckte ihn behutsam mit dem Laken zu. Kosta huschte noch einmal rasch ins Labor und packte sich eine dieser Arbeitstuniken und ein Skalpell. Die Tunika legte er zu Minan auf die Trage. Jetzt hatten sie keine Zeit, ihm diese vorsichtig anzuziehen. Doch später einmal würde es vielleicht gehen. Das Skalpel hielt er Minan in einigem Abstand, vor das Gesicht, damit er es sehen konnte.
"Das ist leicht genug, dass du es halten kannst, sollte es nötig sein", informierte er ihn hastig, legte die dünne Klinge jedoch ganz vorsichtig in seine rechte Hand. "Es ist sehr scharf und schneidet Fleisch wie Butter. Also pass auf, dass du nicht schneidest. Auch wenn es dir widerstreben mag, spare dir deine Kraft auf. Bleib einfach liegen und lass dich tragen. Es kann sein, dass du sie dringend brauchen wirst. Also verschwende sie nicht, indem du unnötig deinen Kopf hebst oder dich sonstwie bewegst." Vielleicht würde Minan sich selber verteidigen müssen. Dem wütenden Teil, der gerade da war, traute er dies durchaus zu. Vielleicht würde Minan das scharfe Messer jedoch auch brauchen, um zu fliehen, wenn sie alle anderen getötet worden waren. Kosta erinnerte sich noch ganz genau daran, wie verzweifelt der junge Prinz ihn darum gebeten hatte, ihn zu töten.

Sie waren kaum aus dem Labor raus und um eine Biegung, wo Kosta Prinz Tiger wiederholt erklären wollte, dass sie nach unten gehen sollten, als ihnen auch schon wieder zwei Wärter begegneten und ihnen den Weg versperrten. Geistesgegenwärtig schoss Kosta seine Juwelenkraft in die Decke über den beiden Dhemlanern. Krachend fielen grosse Steine und einiges an Sand herunter und begrub damit die Wärter. Allerdings blieb der Gang nun auch ihnen versperrt. Wobei Kosta das gar nicht so schlecht fand. Der führte ohnehin nach oben und nicht nach unten.
"Prinz Tiger, Ihr solltet stark genug sein, um Eure Kette aufzustemmen", erklärte er dem Tigerlaner, nachdem andere Gefangene über den Verlust ihrer Juwelenkraft geklagt hatten. "Das Schlussglied Eurer Kette habe ich nicht richtig verschweisst. Genau wie Zuckers Juwelenkästchen. Es wird Euch nicht Eure Kraft zurück geben, aber so könnt ihr die Kette wenigstens als Waffe benutzen." Die Wärter waren nur mit Schlagstöcken bewaffnet. Leider konnte man ihnen so keine Schwerter oder andere Klingen abnehmen.
"Los, wir müssen weiter", drängte Kosta. "Ich weiss, ihr glaubt, ihr müsst nach oben, sofort an die frische Luft. Doch da warten nicht nur Wärter, sondern auch Wachen, Soldaten und mehr Schwarze Witwen als ich je auf einmal gesehen habe auf uns. Unten im Kerker befinden sich wenige Wärter, ein Ausgang und Verstärkung ist inzwischen auch eingetroffen." Kosta konnte nicht sagen, wer alles dabei war, doch Eneas war ganz nah. Dessen war er sich inzwischen absolut sicher. Und er hasste es. "Ich kann euch nicht befehlen, wo ihr langgehen sollt. Aber ich werde mit Lady Tursin und Minan nach unten gehen", stellte er felsenfest klar. Und wenn er Minan dazu alleine tragen musste. "Wenn ihr mitkommt, werde ich euch mit meiner Juwelenkraft decken." Er wandte sich an Zucker. "Geh du voraus und sende mir die Bilder der Kreuzungen. Dann kann ich dir zurück senden wo wir lang gehen sollen. Ich werde das Schlusslicht bilden." Die Gefahr kam eher von oben, denn von unten. Also musste er am Schluss bleiben, wo die grösste Gefahr war.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 17:48

Die Glacier fackelten nicht lange und begannen gleich mit Spitzhacken den Stein zu bearbeiten. Eneas wusste nicht, ob er sich darüber wundern sollte, dass die Glacier alle Spitzhacken mitgeschleppt hatten, oder wie schnell sie vorwärts kamen. Trotzdem hallte der Lärm des klingenden Metalls und des brechenden Steins durch das gesamte Gewölbe und irgendwann merkte man, dass sie dennoch zu langsam waren. Ungeduldig stand Eneas daneben, als Hagen einschritt und eine bessere Idee hatte. Mithilfe der Kunst ließ er eine Spalte in dem Felsen entstehen, die sich langsam vergrößerte bis sie durch die Lücke hindurch kamen.
Auf der anderen Seite fanden sie nach einer Weile eine Treppe, die sie nach oben nehmen konnten. Jeder hatte nun seine Waffen gezogen, ging angespannt durch die Gänge. Eneas wäre am liebsten vorgestürmt, da er Kosta bereits ganz in der Nähe spüren konnte. Wirklich erspüren mit seiner Juwelenkunst und nicht nur durch sein Herz erahnen. Doch es konnten weitere schwarzgraue Netze in den Gängen auf sie warten, weswegen Hagen und Savah voraus gingen und die Umgebung immer wieder überprüften. Eneas kam es viel zu langsam vor. Endlich, endlich waren sie hier und er kurz davor seinen Freund wiederzusehen und er hatte trotzdem das untrügliche Gefühl, sie kämen zu spät. Die Gruppe eilte weiter durch die dunklen Gewölbe, die so wirkten, als hätte sie schon lange nicht mehr jemand betreten. Nur ihr eigenes Licht erhellte das Gemäuer, den staubigen Boden. Sie erklommen eine weitere Treppe und erst dort stießen sie auf erste Gegenwehr. Mehrere Wärter kamen um die Ecke gerannt, verharrten überrascht, augenscheinlich verblüfft auf die seltsam zusammengewürfelte Gruppe zu stoßen. Die Dhemlaner boten keine ernsthafte Bedrohung für sie und waren schnell überwältigt.
"Wenn wir weiter die Kunst einsetzen, wird sie bald merken, dass wir hier sind", befürchtete Damien.
"Soll sie nur", knurrte Savah. "Wir werden sie offen bekämpfen." Die Glacierin schwang ihren Anderthalbhänder.
"Dafür müsst ihr sie erst einmal finden und je länger wir hier unten verbringen, desto länger hat sie Zeit sich vorzubereiten", warf Leto ein. Die blonde Hayllierin führte einen Langdolch und ging neben den Dea al Mon entlang. Diese konnten nun auch Minans Signatur spüren, der nicht irgendwo hoch oben in der Feste war, sondern wohl auch hier in einem der unteren Stockwerke.
"Wir sollten uns aufteilen", riet Olintes. Eneas nickte. Er wollte eher Kosta finden als die gefährliche Spinnenkönigin bekämpfen.
"In die Richtung!" Er deutete auf einen der Gänge. Drei weitere Dhemlaner kamen ihnen entgegen, mit Schutzschilden versehen. Eneas schleuderte einen roten Machtblitz auf sie, zückte seinen Säbel. Er tauchte unter einem Hieb eines Wärters hinweg, wich geschickt aus und rannte an ihnen vorbei. Während die Glacier noch mit den Wärtern beschäftigt waren und ihnen den Rücken deckte, eilte ein Teil bereits weiter.

Eneas folgte der brennenden Signatur seines Freundes. Er musste ihn schnell erreichen. Eine laut klingende Metallglocke ertönte und klang ganz eindeutig danach, als wären sie entdeckt worden. Neben ihm fluchte Farell.
"Hier wirds gleich ganz ungemütlich", vermutete er.
"Kosta ist in der Nähe", drängte Eneas. Sie rannten durch einen Gang und entdeckten Spuren eines Kampfes. Zwei tote Wärter lagen auf dem Boden, Blutspuren um sie herum. Eneas' Herz hämmerte heftig in seiner Brust. Er wollte nun nicht mehr auf die anderen warten, konnte nicht länger. Hastig schlidderte er um eine Ecke, noch gegen die Wand stoßend. Zwei Gänge weiter sah er mehrere Wärter stehen, die zu jemanden schauten.
"Jetzt haben wir euch! He, die Gefangenen sind hier!", rief einer. Eneas hüllte sich in ein rotes Schild, warf sich auf einen der Männer und rammte ihn seinen Säbel in den Rücken. Röchelnd krümmte sich der Wärter und sackte vor ihm zusammen, als Eneas seinen Säbel zurückriss. Etwas von dem Blut traf seine dunkle Lederhose an der noch Karabiner und Seil vom Klettern hingen. Er hob seinen Blick.
Kosta.
Es war wirklich er. Eneas bemerkte erschrocken, dass Kostas Kleidung - eine weiße Uniform - ganz blutüberströmt war. War er verletzt? Ging es ihm gut? Dem Krieger gingen tausend Gedanken durch den Kopf. So lange hatte er diesen Moment des Wiedersehens herbeigehofft und gleichzeitig gefürchtet wegen dem wie sie auseinander gegangen waren. Leider hatte Eneas keine Zeit Kosta länger als einen Atemzug anzusehen. Gemeinsam mit Olintes, Damien und dem Dea al Mon mussten sie die Wärter bekämpfen, die Kosta - zusammen mit einer Gruppe mit Ketten versehenen Männer - in eine Sackgasse gedrängt hatte. Er stand neben einer Trage, die zwei von den Männern hielten.
Eneas schlug einem der Wärter einen Schlagstock aus der Hand, dann wurde er bereits von Rachhad niedergestreckt.
Endlich waren die Männer besiegt. Eneas kannte kein Halten mehr, überwandt zittrig und mit wackligen Beinen die letzte Strecke zwischen sich und Kosta.
Konnten sie nicht kurz vergessen was zwischen ihnen gewesen war? Konnten sie nicht alles davon vergessen? Nur eine Weile. Nur für eine Umarmung. Eneas dachte nicht länger darüber nach. Er tat es einfach. Den Säbel wegsteckend, packte er den anderen Krieger danach und drückte ihn an sich.
"Kosta..." Eneas' Finger krallten sich kurz zitternd in dessen weiße Jacke.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Merion » So 25. Sep 2022, 17:51

Es dauerte nicht wirklich lange, bis Hagen einen Weg durch den Fels geschaffen hatte, durch den auch die Glacier schlüpfen konnten. Bestimmt war es bedeutend kürzer, als wenn sie sich den ganzen Weg mit der Spitzhacke hätten erarbeiten müssen. Oh, aber ihm kam es wie eine Ewigkeit und verräterisch laut vor. Was, wenn die Spinnenkönigin Minan gleich jetzt tötete, weil sie wusste, dass sie kamen, um ihn zu retten? Das wäre grausam. Würde aber so gut zu ihr passen. Merion fühlte sich, als würde er wie auf Kohlen sitzen. Es war so schwer, sich zu konzentrieren. Er wollte am Liebsten gleich losstürmen, um zu seinem Liebsten zu gelangen. Der junge Krieger bekam jedoch trotzdem noch mit, wie es dem Kapitän der Hayllier ebenfalls so ging. Auch er war ganz angespannt, bereit augenblicklich loszurennen, um seinen Gefährten zu retten.

Sobald alle an dem Gitter im Gang vorbei waren, zogen sie ihre Waffen. Sie alle waren jetzt begierig darauf, nach oben zu gelangen, um Königin Eacir zu töten. Dabei besprachen sie verschiedene Überlegungen, wie sich aufzuteilen und dafür zu sorgen, dass die Spinnenkönigin nicht zu lange Zeit bekam, sich vorzubereiten. Merion konnte das verstehen, doch er wollte zu Minan. Nicht erst zu der Königin. Inzwischen konnte er seinen Gefährten überdeutlich spüren. Er konnte nicht weit sein. Vielleicht war er sogar in den selben Gewölben wie sie. Nur ein paar Stockwerke über ihnen. Aber nicht viele.

Je weiter sie kamen, desto deutlicher stellte sich heraus, dass Minan am selben Ort war wie Kosta. Eneas deutete immer in die gleiche Richtung, in die auch Merion am liebsten rennen wollte. Zum ersten Mal trafen sie auch auf Wärter. Mit ungeheurer Energie, die sich in den letzten Tagen angestaut hatte, hieben sie auf die Dhemlaner ein. Sie hatten ihnen nicht wirklich etwas entgegen zu setzen. Die Piraten stürmten danach sofort weiter. Rachhad fiel zurück zu seiner Königin. Dahin sollte Merion eigentlich auch. Doch Eoshan erkannte sofort seine Zwickmühle und sandte ihm, dass er mit den Haylliern mit gehen sollte, um Minan zu retten. Sie selber würde mit den Glaciern die Gänge sichern und schauen, dass sie in keine Falle einer Schwarzen Witwe liefen.

Kurz darauf erscholl viel zu laut eine nervtötende Metallglocke. Enervierend und drängend und alle weckend, die eventuell schlafen mochten. Sie waren ganz offensichtlich entdeckt worden. Instinktiv begannen sie zu rennen. Dahin wo Kosta und Minan waren. Und dann hatten sie sie gefunden. Merion konnte Minan zwar nicht sehen, doch er spürte, dass er nur wenige Meter vor ihm war. Im Weg waren nur noch einige Demlaner und dahinter Kosta und ein Tigerlaner, die sich den Wachen mit grimmigem Blick entgegen stellten. Merion fiel auf, das Kosta ganz blutüberströmt war. Er schien schwer verletzt zu sein. Dass der Tigerlaner einen blutverschmierten Mund und blutige Hände hatte, überraschte ihn hingegen gar nicht. Schon eher, dass sich einer aus diesem wilden, naturliebenden Volk in dieses furchtbare Steinhaus verirrt hatte.

Dann aber war keine Zeit mehr zum Denken. Sie hatten ohnehin nur einen Augenblick die Möglichkeit gehabt, die Situation zu erfassen. Dann stürmte Eneas los und griff einen der Wärter mit seinem Säbel an, rammte ihn ihm in den Rücken. Merion verstärkte seinen Pfeil mit Hilfe der Kunst und schoss. Der erste Pfeil traf einen der Wärter in sein Auge, der zweite einen weiteren Dhemlaner in den Hals. Dann waren die Piraten ebenfalls bei den Wachen und es wurde zu gefährlich, weitere Pfeile zu verschiessen. Sofort liess Merion seinen Bogen verschwinden und rief seinen Langdolch herbei. Er brauchte ihn jedoch nicht mehr wirklich. Die Hayllier kämpften schnell und gut, und die die übrig bleiben, übernahm Rachhad, der mit ihm mitgeschickt worden war.

Und endlich konnte er Minan sehen. Er lag in ein weisses Laken eingehüllt auf einer Bahre, die von zwei Männern getragen wurde, die zu der Gruppe gehörten, mit denen Kosta unterwegs war und die die Wachen wohl die Gefangenen genannt hatten. Genau wie Eneas gab es für Merion kein Halten mehr. Er liess seine Waffe verschwinden und rannte besorgt auf seinen Gefährten zu.
"Darken", rief er aufgeregt und huschte schnell zwischen den sogenannten Gefangenen hindurch. Er hörte wie der Prinz seinen Namen rief und etwas metallisches zu Boden fiel. Jemand sagte: "Lasst ihn. Das ist Minans Gefährte." Als ob ihn jemand jetzt noch hätte aufhalten können. Ausserdem war gerade nicht Minan da, sondern Darken.
"Darken", rief er noch einmal unendlich erleichtert. *Darken, Minan, Tänzer, Hexe, Jonael, Eis*, sandte er in inniger Liebe allen Splittern, die er schon kannte. "Wir sind da", sagte und sandte er gleichzeitig. *Oh, du lebst, ich bin so froh. Jetzt wird alles wieder gut.* Auch wenn sein Gefährte unglaublich dünn und so krank aussah. Sie hatten Heilerinnen dabei. Sie würden ihn wieder gesund machen. Minan war schon oft beinahe gestorben. Zuletzt als Hexe sich selbst verletzt hatte. Trotzdem hatte er überlebt. Er würde es wieder tun. Oh, und jetzt hatte sein Gefährte sogar wieder zwei Arme. Merion wusste nicht, wie das ging, doch der Arm war wirklich wieder da. Viel wichtiger war jedoch, dass er endlich bei Darken war. Sanft nahm er seine Hand in die eigenen und gab ihm einen innigen Kuss darauf. Ihn zu umarmen und an sich zu drücken, getraute er sich nicht. Dazu wirkte sein Freund viel zu dünn und zu zerbrechlich. Sie würden für eine Weile wohl wieder bei den sündigen Geschichten bleiben müssen und nicht mehr tun können. Merion musste lachen. was für ein dummer Gedanke. Gleichzeitig rannen ihm Tränen der Erleichterung über die Wangen. Endlich war er bei seinem Gefährten. Jetzt war alles wieder gut.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Darken » So 25. Sep 2022, 17:56

Halb bewusstlos dämmerte Darken immer wieder rein und raus aus dem Wachzustand. Als er wieder bei sich war, lag eine Tunika auf ihm und Kosta drückte ihm gerade ein scharfes Skalpell zwischen die zittrigen Finger. Der Krieger warnte ihn, dass er aufpassen sollte sich nicht selbst zu schneiden. Darken hätte am liebsten gelacht. Sorgte sich der Kerl etwa um sein Wohlergehen? Hatte er ihn mal angesehen? Als ob ein Schnitt noch etwas ändern würde, dass er kurz davor war zu krepieren.
Kosta hatte noch weitere Ratschläge parat. Dass Darken liegen bleiben und seine Kraft sparen sollte. Er sollte nicht unnötig seinen Kopf heben oder sich anderweitig bewegen. Der Jugendliche blickte den Hayllier feindselig an. "Sag du mir nicht-", setzte er an, doch er kam nicht weit und musste wieder husten. Entkräftet schloss der Prinz die Augen und blieb liegen. Adrej und Harel hielten die Trage und auch wenn sie sich vorsichtig bewegten, so spürte Darken doch jedes Ruckeln schmerzhaft durch seinen gesamten Körper ziehen. Er hatte Mühe das Skalpell überhaupt noch zu halten.
Darken bekam nicht viel von den Kämpfen um ihn herum mit. Kosta und die Soldaten versuchten einige Wärter zurückzudrängen und an ihnen vorbeizukommen. Dann rumpelte die gesamte Decke und Darken hörte Steine herabpoltern. Staub wallte auf. Der junge Prinz hustete. Sein gesamter, schmächtiger Körper zitterte.
Neben ihm versuchte Amaya die Ketten um seine Brust aufzustemmen. Gemeinsam mit Yadriëls Hilfe gelang es ihm und eines der Kettenglieder brach frei, so dass der Kriegerprinz die Kette abnehmen konnte. Bald hatte er seine Juwelen wieder in den Händen, konnte sie aber trotzdem nicht einsetzen. Yadriël befreite sich auf ähnliche Weise, während sie hastig weitereilten. Darken wurde hin und hergeschüttelt, keuchte gepresst. Lange würde er nicht mehr durchhalten. Verbissen klammerte er sich ans Leben. Es wäre doch Irrsinn, wenn er jetzt noch sterben sollte, so kurz vor der Flucht.
Flucht... hoffte er etwa wieder? Das war dumm. Er wollte bloß noch die Augen schließen und schlafen. Alles tat so weh.

Nur halb bekam er mit wie Kosta erneut das Kommando übernahm und die Soldaten davon zu überzeugen versuchte, dass sie nicht nach oben sondern nach unten fliehen musste. Das spürte auch Darken, wobei er nicht genau wusste wieso dies so war. Es kostete zu viel Kraft darüber nachzudenken.
"Woher willst du wissen, dass unten ein Ausgang ist?", fragte Amaya. "Wir müssen aus der Feste raus. Warst du schonmal hier?"
"Moment mal... Verstärkung?", hakte Yadriël verwundert nach. "Du hast nie gesagt, dass Verstärkung kommt. Freunde von dir?"
Während die Soldaten noch diskutierten, beharrte Kosta darauf, dass unten der rechte Fluchtweg sei und dahin würde er auch mit Minan und Lady Tursin gehen. "Wenn ihr mitkommt, werde ich euch mit meiner Juwelenkraft decken", versprach er.
Der einäugige Harel schnaubte. "Deine Versprechungen sind nicht viel wert, aber damit bleibt uns schlecht eine andere Wahl. Es gibt zu viele Juwelenträger in der Feste."
"Entscheidet euch", drängte Yadriël, "Oder die Wärter nehmen uns die Entscheidung ab."
Endlich setzte sich der Trupp wieder in Bewegung und man begab sich tiefer in den Kerker hinein. Sie kamen nicht weit, als Kosta hinten gleich drei Wachen abwehren musste. Rennen schien die bessere Option und die Gruppe eilte rasch los. Darken stöhnte schmerzerfüllt. Seine Brust füllte sich mit schwerem Druck. Jeder Atemzug wurde zu einem Kampf.
Sein Blick sackte nach hinten, dann wurde er ohnmächtig.
Darken wusste nicht wie lange er weg gewesen war, doch als er wieder zu sich kam, befanden sie sich in eine Sackgasse. Kosta stand vor der Gruppe, das grüne Schild flackerte. Am anderen Ende des Ganges standen mehrere Wärter, riefen ihnen zu, sich zu ergeben. Darken hatte den Kopf leicht gehoben, um sie sehen zu können, doch es strengte zu sehr an und er sank wieder zurück.
"Toller Orientierungssinn, Zucker", sagte der bullige, glatzköpfige Ceowyl.
"Ey, ich war hier noch nie!", verteidigte sich der Prinz. "Diese verdammten Kerker sind ein Labyrinth." Er schlang die Ketten um seine Fäuste, hob sie kampfbereit. Einer der Wärter formte einen grünen Machtball. "Ach... scheiße", entfuhr Yadriël. Darken sah bloß den Wiederschein des grünen Schimmerns an den Wänden. Schatten zogen sich an der Decke entlang.
Dann gesellten sich weitere Schatten hinzu, Geschrei und Kampfeslärm ertönte.
"Merion...", entfuhr Darken. Nein, er musste träumen. Er durfte hier nicht an Merion denken. Dieser Ort hatte ihm alles andere geraubt. Nicht auch noch Merion.
Der Jugendliche glaubte es selbst dann noch nicht, als er Merions aufgeregte Stimme hörte, die nach ihm rief. Alle hier hatten ihn stets Minan genannt, zum ersten Mal seit Wochen hörte Darken wieder den Namen mit dem er sich selbst identifizierte.
"Merion", wiederholte er leise und ungläubig. Konnte es sein? Oh, er spürte Eoshan auch hier.... sie waren wirklich hier. Darken erzitterte. Abrupt wurde ihm wieder das Skalpell in seiner Hand bewusst und hastig ließ er es zu Boden fallen. Er wollte nicht riskieren, dass Eis plötzlich auftauchte und alles ruinierte.
Und dann war Merion bei ihm, über ihm. Das schmale Gesicht mit dem silbernen Haar und den spitzen Ohren tauchte über ihm auf, strahlte ihn an. Darken empfing einen innigen Speerfaden, der alle Splitter auf einmal ansprach.
*Oh, du lebst, ich bin so froh. Jetzt wird alles wieder gut*, sandte sein Gefährte. Darken bezweifelte, dass alles wieder gut wurde. Es hatte ihm wieder seine Hoffnung genommen wie schnell sein gutes Leben in Dea al Mon ihm geraubt worden war. Nichts war von Dauer. Doch er sagte nichts davon. Es war gut, dass Merion für sie beide hoffen konnte.
Darken blickte ihn intensiv aus dunklen hohlwangigen Augen an, wollte den Anblick seines aufgeregten Freundes tief in sich aufsaugen. Nur für den Fall, dass sie hier nicht mehr rauskamen.
"Leben ist... zu viel gesagt...", erwiderte er schwach. Merion küsste ihm die Hand, lachte fröhlich und weinte zugleich. Darken beobachtete das nur verwirrt. Er wusste nicht wieviel Zeit zwischen ihrem Wiedersehen vergangen war. Er selbst musste furchtbar aussehen. Schwach versuchte Darken sich mit der Tunika auf ihm etwas zu bedecken und sich aufzusetzen, um wenigstens den Anschein von Stärke zu geben.
"Bist du hier, um mich... zu.. retten?", fragte er und lächelte mit bleichen und blutigen Lippen. Darken versuchte keinen Laut von sich zu geben, als er seinen Oberkörper leicht aufrichtete, doch er konnte einfach nicht den Kopf oben halten. Geschwächt sackte er wieder zurück. In ihm drin tobten die Gefühle der verschiedenen Splitter, vor allem Minan und auch Eis spürte er dicht an der Oberfläche. Eis beunruhigte ihn, doch noch mehr beunruhigte Darken die Abwesenheit des Tänzers.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 17:59

"Ich weiss es von einem ehemaligen Gefangenen, der von hier geflohen ist", erklärte Kosta knapp Prinz Tiger. Er wollte eigentlich nicht lange mit ihm darüber diskutieren. Doch wenn er ihn nicht überzeugen konnte, dann würde es noch viel schwieriger werden, von hier zu entkommen. Deswegen versuchte Kosta es noch einmal mit Überreden und gab seine Vermutung Preis, dass unten Verstärkung auf sie wartete. Das hörte Zucker und er merkte auf.
"Ich wusste nicht, dass er kommen würde", wich Kosta der Frage aus, ob die Verstärkung Freunde von ihm seien. Er hatte nicht das Recht sie so zu nennen. Doch er wusste auch nicht, wie er sie sonst nennen sollte. "Aber er ist hier und da ihr ohnehin früher los seid als geplant, werden wir diese Gelegenheit nutzen. Also lasst uns nach unten gehen." Kosta stellte klar, dass er so oder so nach unten gehen würde. Er bot an, jeden zu schützen, der mit ihm kam. Natürlich war sein Wort nicht viel Wert, dennoch entschieden sich die Soldaten, mit ihm zu kommen.

Dennoch dauerte es viel zu lange, bis sie endlich weiter gingen. Sie waren noch nicht weit gekommen, als sie schon wieder von drei Wachen angegriffen wurden. Kosta schützte den gang mit einem Schild, schoss Feuerbälle ab und war einfach nur froh, dass seine Gegner hellere Juwelen als er hatten. Dennoch machte er sich Sorgen, dass er zuviel seiner Juwelenkraft verschwendete. Wenn das so weiter ging, würde es nicht bis raus reichen. Kosta wäre es lieber gewesen, er hätte seine Gegner nur mit seinem Säbel erledigen können. Allerdings war das zu riskant, solange sie noch so weit oben waren und so rasch Verstärkung für die Gegenseite nachkommen konnte. Sie mussten schnell sein. Schnell ihrer Gegner ausschalten und schnell fliehen. Armer Minan. Er wurde ziemlich unsanft auf der Bahre hin und her gerüttelt. Kosta hoffte nur, dass er das überlebte. Glücklicherweise rannte Lady Tursin gleich neben der Trage her und kontrollierte regelmässig seine Lebenszeichen.

Wie versprochen bildete Kosta das Schlusslicht. Gleichzeitig versuchte er durch Zuckers Bilder der Verzweigungen der Gänge die Gruppe den richtigen Weg nach unten zu weisen. Es war überaus irritierend. Er sah vorne und hinten gleichzeitig und musste sich sehr konzentrieren, damit er die Orientierung behalten und trotzdem auf etwaige Verfolger achten konnte. Zudem schrillte noch immer die Alarmglocke. Das war besonders anstrengend.
Leider bog Zucker dann trotzdem einmal falsch ab. Nicht, weil er Kostas Angabe falsch verstanden hätte, sondern weil aus dem Gang vor ihnen ebenfalls Wärter kamen. So ein Mist. Viel zu rasch stellte sich ihr Gang als Sackgasse heraus. Sie konnten nicht weiter fliehen und mussten sich den Wächtern stellen. Prinz Tiger und Kosta versiegelten den Gang, schützten die Wärter, Minan und die Heilerin. Der Kriegerprinz hatte sich seine Kette inzwischen vom Leib gerissen und sie als Waffe um seine Hand gewickelt, so dass er sie wie eine Peitsche schwingen konnte.

Bevor es jedoch zum Kampf kam, verschloss Kosta ihren Gang wieder mit einem Schutzschild. Wenn sie lange genug aushielten, dann würde Eneas es womöglich rechtzeitig zu ihnen schaffen, um ihnen zu helfen. Ausserdem war Eneas nicht alleine, wie Kosta inzwischen mit seinen Sinnen spüren konnte. Ein Grossteil der Mannschaft war bei ihm und noch mehr Leute. Hoffentlich Verbündete. Er hatte sie alle mitgebracht. Dabei sollte er doch gar nicht hier sein. Und nun brachte Eneas alle anderen auch noch in Gefahr. Kosta wollte das Herz stillstehen vor alles erdrückender Schuld. Er bekam kaum Luft.
Zum Glück wollten die Wärter sie nicht gleich angreifen. Stattdessen begnügten sie sich damit, sie zu verspotten und andere Wärter zu rufen, dass sie die Gefangenen gefunden hätten. Leider endete das Geplänkel viel zu früh. Einer der anderen Wärter trug ebenfalls Grün und griff an. Kosta hielt dagegen. Wild schimmerte die Juwelenkunst von den Wänden wieder. Es strengte sie Beide an. Prinz Tiger müsste jetzt angreifen. Da krachte der Wärter unversehens zusammen und sein Leben war vorbei. Eneas hatte ihm von hinten den Säbel in den Rücken gerammt. Kosta starrte ihn einfach nur an, als er ihn endlich wieder sah.
Gütige Dunkelheit, er vermisste ihn so sehr. Er war wütend auf ihn. Ja. Doch er vermisste ihn so. Eneas war sein Leben. Auch wenn dieser es nicht wollte. Kosta gehörte ihm voll und ganz. Wo er den Kapitän so wild und kampfeswillig vor sich sah, wurde es ihm wieder unglaublich schmerzhaft bewusst. Er konnte an nichts anderes mehr denken. Kosta schaffte es gerade noch so, den Schild zu senken, damit sie in den Kampf eingreifen konnten. Damit die Verbündeten zueinander kommen konnten.

Es geschah wie im Traum, dass die Wärter getötet wurden. Dann war Eneas bei ihm. So schnell. Ehe sich Kosta versah hatte Eneas ihn gepackt und drückte ihn innig an sich. Kosta erstarrte. Sein Herz raste. Es war zuviel. Kosta wusste nicht wie er damit umgehen sollte. Zuviele Gefühle stürmten auf ihn ein. Zuviel Schuld. Zuviel von allem.
"Eneas..." flüsterte er verzweifelt. "Gütige Dunkelheit. Wieviel Schuld muss ich noch auf mich laden, bis du mich endlich zu dir holst." Er hatte alle für Timaris verraten. Viele gute Menschen. Menschen, die ohne ihn noch am Leben wären. Und jetzt würde er sie alle noch einmal verraten. Er würde sie verraten, indem er Timaris verriet und dafür sorgte, dass Eneas hier heil heraus kam, anstatt sofort zu ihr zu reisen.
Sanft umarmte er Eneas ebenfalls und zog ihn in eine beschützende Umarmung. Er hatte ihn so sehr vermisst. Sein Körper schmerzte förmlich vor Sehnsucht. Kosta spürte all die fremden Metallstücke in seinem Körper brennen. Sie gehörten nicht dahin. Sie waren nicht von Eneas. Es tat so weh. Kosta ekelte sich vor sich selber. Wie konnte Eneas ihn nur so dicht an sich heranlassen. Er hatte keine Ahnung.

Neben ihnen huschte eine kleine, grüngewandte Gestalt vorbei und rief nach einem Darken. Minan flüsterte nach Merion. Sein Gefährte? Ein Dea al Mon? "Lasst ihn", sagte Kosta rasch. Nicht dass einer der Soldaten ihn töteten, weil sie ihn für eine Gefahr hielten. Allerdings war der Junge so schnell, dass Kosta ihm kaum folgen konnte. "Er ist Minans Gefährte", erklärte er trotzdem noch.
Wie in Trance beobachtete Kosta das glückliche Wiedersehen der beiden Jugendlichen, während er Eneas noch immer in den Armen hielt. Sie waren so froh. So unbeschwert. Dieser Merion akzeptierte sogar einfach, dass Minan nun einen zweiten Arm hatte und ganz furchtbar eingefallen aussah. Minan war nur noch Haut und Knochen. Merion war es egal. Hauptsache sein Gefährte lebte noch.

"Natürlich sind wir hier, um dich zu retten, kleiner Bruder", sagte da eine junge Frau am Eingang des Ganges. Sie hatte silberne Haare und grosse, silberne Augen. Auch eine Dea al Mon. Eine Königin. Kostas staunte. Eneas fest im Arm haltend, sah er zu, wie sie leichtfüssig über die Leichen hinweg stieg und anmutig zu Minan glitt, um ihm sanft über den Kopf zu streicheln. "Und wir haben dir starke Verbündete mitgebracht, um dich hier heil heraus zu bekommen." Hier raus kommen. Das weckte Kosta.
"Ich muss weiter", erklärte ernst und trat von Eneas zurück. "Ihr sein gnügend, um den Gefangenen und Minan zu helfen, von hier zu fliehen. Doch ihr braucht Zeit. Ich muss sofort auf die Winde springen, um nach Draega zu gelangen. Ich weiss nicht, ob Prinz Asar rechtzeitig hat fliehen können, als der Alarm losging. Wenn er es nicht zu Timaris schafft, dann muss ich es. Es ist wichtig. Eneas. Zeigst du mir, wo es hier raus geht?" Einladend hielt er dem Krieger mit den schönen Augen wie goldene Sahnebonbons seine offene Hand mit. Wenn er Eneas gleich mit ihm kam, dann würde Kosta nicht hier bleiben müssen.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 18:01

Im ersten Moment spürte er wie Kosta erstarrte und ihm leise zuflüsterte, wieviel Schuld er noch auf sich laden müsste bevor Eneas ihn zu sich holen würde. Der Krieger verstand die Worte nicht recht. Er würde Kosta sofort zu sich holen solange Kosta ihn ließ und nicht mehr wütend auf ihn war.
"Ich bin ja hier... ich bin bei dir", erwiderte Eneas leise ergriffen. Von ihm aus mussten sie nicht länger streiten. Er wollte so viel mit Kosta reden. Eneas war bereit, ihm jedes böse Wort aus ihrer letzten, heftigen Aussprache zu vergeben solange sie endlich wieder zueinander fanden. Ebenso war er bereit sich selbst inniglich zu entschuldigen für alles was er seinem Freund angetan hatte.
Und dann endlich erwiderte Kosta die Umarmung, zog ihn zu sich und Eneas hatte für einen Moment das Gefühl, alles wäre wieder im der Welt in Ordnung. Solange sie sich so hielten, konnten sie alles bewältigen. Es tat so gut wieder Kostas Nähe so dicht spüren zu können. Eneas hatte ihn so vermisst. Es war ihm ganz egal in welcher Situation sie sich befanden oder wie es wirken mochte. Er bekam nicht mit wie manche der Soldaten sie zweifelnd anblickten, vor allem der Prinz mit dem vernarbten Gesicht, oder wie Leto sich bei dem Anblick abwandte und lieber rasch hinüber zu Minan ging, um zu schauen, ob sie etwas für ihn tun konnte.
Eneas war viel zu glückselig, dass Kosta ihn ganz lange umarmte und auch später nicht wieder losließ, als sie sich schon länger in den Armen gelegen waren. Der Schriftsteller wollte seinen Freund gewiss nicht so schnell wieder loslassen. Lächelnd beobachtete er wie Merion auch endlich wieder mit seinem Gefährten vereint war. Minan sah schlimmer aus als Eneas befürchtet hatte, doch wenigstens war er am Leben und er würde sich hoffentlich erholen können, wenn sie erst einmal hier raus waren. Nun hatte er gleich mehrere Heilerinnen, die sich um ihn kümmerten.
Eneas war zu konzentriert auf Kosta, als dass er sich sonst viel auf die anderen, fremden Personen konzentrieren konnte. Eoshan war inzwischen auch zur Liege getreten auf der sich Minan befand, begrüßte ihn sanft und strich ihm über den Kopf. Es war schön, dass sie beide ihre geliebte Person nach der gefährlichen und beschwerlichen Reise gefunden hatten.

"Ich muss weiter", riss Kosta ihn da aus seine Träumereien und löste sich etwas von ihm. Eneas ließ es wehmütig geschehen, blickte ihn fragend an. Er wusste auch, dass sie nicht hier bleiben konnten. Sie mussten fliehen. Kosta hatte aber noch einen anderen Grund. Er wollte sofort auf die Juwelenwinde, um nach Draega zu reisen. Der Krieger erwähnte Prinz Asar und von dem er nicht wusste, ob er hatte fliehen können. Eneas fiel dabei auf, dass Kosta wieder seine Zunge gepierct hatte. Wann hatte er das denn gemacht? Doch das Gespräch war zu wichtig, um länger darüber nachzudenken. Später.
"Ihr habt es beide oder?", vermutete Eneas und meinte damit das Gegengift. Zwar wussten die Dea al Mon und die Glacier Bescheid, doch er wusste nicht mit wer Kostas Begleiter waren, die alle recht grimmig und abgehärtet aussahen. Das Gegengift musste der Grund sein wieso beide getrennt fliehen wollten. Kosta wollte so schnell wie möglich zu Timaris.
Natürlich verstand Eneas wie wichtig das war. Timaris hatte bereits nicht mehr viel Zeit gehabt, als sie aufgebrochen waren. Wie ging es ihr jetzt? Würde das Gegengift rechtzeitig eintreffen?
Es musste noch Hoffnung geben...
Natürlich hatte Kosta das Gegenmittel. Eneas hatte nicht an ihm gezweifelt. Er nickte auf die Frage, ob er Kosta den Fluchtweg zeigen könnte. Und als dieser ihm auch noch die Hand hinhielt, konnte der Krieger gar nicht anders als sie zu ergreifen. Er würde ihm auf die Winde helfen und gemeinsam mit ihm nach Draega reisen. Auf den roten Winden würden sie schneller sein und Kosta war so blutüberströmt... ob er verletzt war?
"Was soll das heißen? Du willst jetzt einfach abhauen?", meldete sich der Dhemlaner mit dem vernarbten Gesicht zu Wort. Eneas sah ihn irritiert an. Er kam ihm irgendwie bekannt vor, konnte es aber nicht auf Anhieb einordnen. Doch da war irgendetwas... seltsam.
"Ich dachte, wir fliehen gemeinsam", sagte der dhemlanische Prinz.
"Hauptsache, wir kommen hier raus. Wo ist der Ausgang?", fragte ein Kriegerprinz mit salzblonder Mähne, spitzen Ohren und leichtem Fell. Moment mal, das musste dieser Amaya sein... Eneas hatte Rashar über ihn reden hören. Dann waren dies die Überlebenden der 6ten Kompanie. Ob dieser Zucker auch darunter war, kam ihm kurz ein Gedanke.
"Ihr könnt gerne fliehen, aber unser Weg führt weiter nach oben. Wir werden dieser Spinnenkönigin ein für allemal das Handwerk legen", ertönte da die Stimme von Savah. Die großgewachsene Königin war gerade mit ihren Begleitern in den Gang gekommen. Blut tropfte noch von ihrem großen Schwert.
"Wer von euch hilft uns oder wollt ihr alle gleich davon rennen?", fragte die Glacierin und blickte in die Runde.
Es war überraschenderweise Eneas' kleine Schwester, die zu Savah trat. "Ich komme mit", sagte sie. Eneas gefiel das überhaupt nicht gerne. Er wollte Laree in Sicherheit wissen. "Ich mag diese Schlampe nicht. Und Ayden muss noch da oben sein", fügte Laree hinzu und packte ihre Armbrust fester.
"Venka!" Der dhemlanische Prinz schob sich an ihnen vorbei, packte Laree und umarmte sie fest. "Hast du mich vermisst? Kommst du, um mich zu retten?", fragte er und grinste. Laree grinste kurz zurück, schüttelte dann ihren Kopf.
"Nein, wir wussten nicht, dass ihr hier seid. Wir hatten gehofft, ein paar hätten überlebt... Rashar lässt euch schön grüßen", sagte sie. Bei den Worten war sie sofort von all den anderen Männern umringt, die sie mit Fragen überschütteten.
"Seid mal still!", rief Rasmus mit seiner dunklen Reibeisenstimme. Er deutete in den Gang aus dem sie kamen. Sie hörten lautes Fußgetrappel.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 18:05

"Ja, genau", antwortete er Eneas bestätigend, der sofort verstand, was Kosta damit meinte, er müsste sofort nach Draega zu Timaris. Es überraschte Kosta nicht, dass Eneas über ihre Vergiftung Bescheid wusste. Obwohl wie keine Gefährten mehr waren, vertraute Timaris Eneas noch immer sehr viel an. Bei ihm wusste sie, dass er es nicht gegen sie verwenden würde. Dass sie bei ihm in Sicherheit war und einfach sich selbst sein konnte. Zumindest dann, wenn sie das Bedürfnis hatte, nett zu sein. Etwas, was sie sich am Hof selten erlauben konnte.

Einladend streckte Kosta Eneas die Hand entgegen, damit er mit ihm kam. Kosta würde nicht fliehen können, wenn Eneas hier blieb. Dann würde er ebenfalls bleiben und ihn beschützen. Zu seiner Erleichterung sah der andere Krieger das jedoch auch so, dass das Gegengift sofort zu Timaris musste. Dafür mischte sich nun Zucker ein, der ihnen zugehört haben musste. In Kostas Ohren klang sein Tonfall schon fast ein wenig verletzt, als er ihn fragte, was das heissen solle. Ob er jetzt wirklich einfach abhauen wolle. Wehmütig und schuldbewusst lächelte Kosta seinen Schwarm traurig an. Er war aber auch ein wenig überrascht, dass Zucker nicht einfach nur froh war, ihn loszuwerden.
"Ja, das dachte ich auch", gab Kosta zu. Er hatte wirklich damit gerechnet, dass sie jetzt gemeinsam flienen würden, nachdem die Soldaten ihre Flucht vorgezogen hatten. "Doch nun seid ihr in Sicherheit und nicht mehr auf meine Juwelenkraft angewiesen. Du weisst, weswegen ich hier bin. Jetzt, da ihr meine Hilfe nicht mehr braucht, muss ich so schnell wie möglich weiter reisen. Mit seiner Juwelenkraft werden wir auf rot reisen können. Ausserdem, hast du schon vergessen? Es bringt dir nur Unglück, wenn ich versuche, dir zu helfen." So gerne er Zucker mitgenommen hätte oder Prinz Tiger zu seiner Tochter gebracht hätte, es würde alles nichts nützen, wenn Timaris voher starb.

Da meldete sich eine weitere Königin zu Wort. Sie war gross, blond und mit dem Zweihänder offensichtlich gut bewandert. Kosta wunderte sich, was die zwei Königinnen hier taten. Das war doch viel zu gefährlich. Königinnen sollten eigentlich beschützt werden. Gerade vor Sions Leuten. Andererseits sah die glacianische Königin durchaus so aus, als könne sie sich vor allem in der Welt selber beschützen und auch die der Dea al Mon trug viele Waffen am Leib. Auch sie nickte und stimmte Savah zu, dass sie mit nach oben kommen wollte, um der Spinnenkönigin das Handwerk zu legen. Sofort war ein älterter Dea al Mon an ihrer Seite. Dieser war wohl ihr Leibwächter.
Merion hingegen wollte ganz deutlich lieber bei seinem Gefährten bleiben und eine der Dea al Mon, die eine Heilerin war, wollte ebenfalls hier bleiben. Was für ein ausserodentliches Bündnis. Und so viele Leute. Eneas hatte richtig viel Verstärkung mitgebracht. Es wurde allmählich richtig eng in den Gängen. So hatte Kosta Laree zuerst gar nicht gesehen. Sie trat ebenfalls zu Savah und wollte nach Ayden suchen. Ihren Gebieter. Wie Kosta stark annahm. So wie er Prinz Asar kennen gelernt hatte und durch das was Laree ihm erzählt oder eben nicht erzählt hatte über den Haushofmeister, lag die Vermutung nahe, dass Laree eines seiner Püppchen war. So wie Kosta eines hätte werden sollen, damit er weiter durchhielt. Augenblicklich sehnte sich der Sklave schmerzhaft intensiv nach dem dominanten Prinzen. Es war berauschend sein Püppchen sein zu dürfen. Wäre Kosta nur nicht so schnell zu dem alles vereinnahmenden Ranard geschickt worden, wäre Kosta ihm ein gutes Püppchen gewesen. Allerdings liess ihn die warme Hand in der seinen wissen, dass er es niemals hätte gänzlich sein können.

"Ich weiss nicht, ob Prinz Asar noch hier ist", warnte Kosta Laree, die ihre Armbrust fest gepackt hatte. Lady Feuervogel. "Wenn er konnte, ist er bestimmt auf die Winde gesprungen und auf dem Weg nach Draega."
Erst einmal schien dies jedoch egal zu sein. Zucker schob sich an ihnen vorbei und zog Laree in eine enge Umarmung, freute sich sehr, sie wieder zu sehen. Die Begrüssung war ungemein herzlich. Kosta blickte dem lächelnd zu. Es war schön, dass Zucker sich zur Abwechslung wieder einmal freuen konnte. Gleichzeitig musste er jedoch auch an Ersatzkaffee denken.
Während die Überreste der 6. sich um Laree scharten, sie mit Fragen überschütteten und sich freuten, das Prinz Rashar noch am Leben war, wandte Kosta sich leise ab und trat zu Minan an die Trage. "Ich bin Kosta Erenos", stellte er sich ihm noch einmal vor, da der Junge ursprünglich gedacht hatte, er wäre Ayden Asar. "Die Königin von Hayll wird wissen, wo ich zu finden bin. Wenn du wieder stark genug bist, um Genugtuung zu fordern, dann lass nach mir schicken. Sollte ich noch am Leben und nicht in Gefangenschaft sein, werde ich kommen und mich dir stellen." Das war alles, was er dem gequälten Jugendlichen anbieten konnte. Sich zu entschuldigen wagte er nicht. Das kam ihm so hol vor, nach allem, was er ihm angetan hatte.
Rasch wandte er sich wieder ab und wollte mit Eneas am liebsten in dem Trubel der Wiedersehensfreude verschwinden. Jetzt achtete kaum jemand auf sie und es würde sich ihnen auch niemand in den Weg stellen, wenn sie sich davon schlichen. Wobei Kosta den Leuten aus der Mannschaft der 'E' nicht wirklich in die Gesichter schaute. Er konnte nicht. Dazu waren zu viele Gefühle im Spiel. Dem konnte er sich jetzt nicht stellen. Allerdings hatte er sich mit Eneas erst an ein paar der vielen Kämpfer hier vorbei schieben können, als einer der Glacier sie anherrschte, still zu sein. Laute Schritte waren zu hören. Augenblicklich wurden wieder die Waffen gezückt und Schutzschilde erschaffen. Kosta stellte sich instinktiv beschützend vor Eneas. So wie es sein sollte. So wie Kosta es haben wollte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 18:07

Wehmütig sah Eneas zu wie Kosta doch kurz seine Hand losließ, um hinüber zu Minan zu gehen und mit ihm zu reden. Er stellte sich ihm vor. Eneas dachte zuerst, dass die beiden sich vielleicht nie in der Festung gesehen hatten, da Minan sicher weggesperrt gewesen war, doch irgendwie musste Kosta den Jungen doch kennen. Er hatte ihn ja scheinbar, gemeinsam mit den Soldaten, gerettet.
"Wenn du wieder stark genug bist, um Genugtuung zu fordern, dann lass nach mir schicken", hörte Eneas mit. Genugtuung? Was sollte Kosta denn dem jungen Prinzen getan haben? Minan blickte Kosta dabei gar nicht an und schien nur Augen für Merion zu haben. Eneas wusste nicht was da vor sich ging, doch sie hatten weder Zeit darüber zu reden, noch darüber zu diskutieren wer nun schon fliehen und wer weiter hoch in die Feste dringen wollte.
Für Eneas stand seine Entscheidung bereits längst fest. Er hatte so lange gebraucht, um Kosta wiederzufinden. Er würde ihn jetzt gewiss nicht wieder ziehen lassen. Zudem wollte Eneas natürlich auch Timaris helfen. Sie brauchte das Gegenmittel und das so schnell wie möglich.
Doch vorher mussten sie sich noch den Weg freikämpfen. Mehrere Wachen kamen um die Ecke und diese trugen keine simplen Schlagstöcke, sondern waren bewaffnet mit Hellebarden, Schilden und Schwertern. Kosta trat vor Eneas, hatte einen Dolch in der Hand. Er hatte ihn schon immer beschützen wollen...
Eneas machte sich jedoch mehr Sorgen über Kosta und seine blutige Kleidung. War er verletzt? Er bewegte sich ein bißchen anders als sonst, doch womöglich war er auch einfach erschöpft. Die Wachen hielten sich nicht lange mit Worten aus, griffen gleich an. Mehrere stellten sich schützend vor Minans Trage, während ein heißer Kampf ausbrach. Machtbälle flogen hin und her, prallten an Schilden ab, schossen in Wände in denen kratergroße Löcher entstanden.
Eine kleine Gruppe versuchte Minan aus der Sackgasse zubekommen und an den Kämpfen vorbei zugelangen. Darunter auch Maria, Merion und eine Dea al Mon Heilerin sowie ein Großteil der Gefangenen.
"Komm mit", sagte Eneas rasch und fasste Kosta an der freien Hand. Während die anderen noch kämpften, wichen sie einer Hellebarde eines Wärters aus, Kosta verpasste einem Wachen noch einen Dolchhieb, dann waren sie endlich frei und rannten vor den anderen voraus. Da Minan nur vorsichtig getragen werden konnte, war diese Gruppe verständlicherweise langsamer. Natürlich war es schwer den Rest der Mannschaft zurückzulassen, doch sie waren fähige Kämpfer und die Glacier waren auch noch dabei, zusammen mit Eoshan und Rachhad. Sie würden mit den Wachen klarkommen.
"Ich bringe dich hier raus", versprach Eneas seinem Schwarm. "Die anderen werden verstehen... Timaris darf nicht sterben."

Hinter ihnen die klirrenden Geräusche von Waffen und Schreie, rannten sie weiter. Eneas wollte den Weg zurücknehmen, doch plötzlich sprang ein bulliger, großer Wärter aus der Seite, griff sie an. Eneas wurde von einem Machtstrahl erfasst, knallte schmerzhaft gegen die nächste Mauer. Ächzend ging er zu Boden, rappelte sich wieder auf. Verdammt, er war so bestrebt gewesen wieder nach unten zu kommen, dass er nicht auf ihre Umgebung geachtet hatte.
"Du mieser, kleiner Verräter", stieß der Wärter aus. Er trug ebenfalls eine weiße Uniform, ähnlich wie die, die Kosta an hatte. Hatte er einen Wärter gespielt? Dann war es kein Wunder, dass sein ehemaliger Kollege wütend auf ihn war. "Ich wusste gleich, dass dein Arsch zu gut ist um wahr zu sein", spottete der Mann. "Hast uns alle schön um den Finger gedreht. Ah, ich werde genießen, nochmal in dich abzuspritzen. Ob du willst oder nicht Und in deinen hayllischen Freund hier auch." Der Mann grinste feist, hatte einen Streithammer mit spitzem Schnabel in der Hand. Damit schwang er immer wieder nach Kosta. Die Waffe schimmerte grün.
Wer war der Kerl? Hatte der etwa Hand an Kosta gelegt? Was hatte sein Geliebter hier durchmachen müssen?
Eneas war inzwischen aufgestanden, stellte sich wieder neben Kosta und wehrte einen Schlag mit seinem Säbel ab. In der anderen Hand rief er einen roten Machtball herbei.
"Das einzige was du abspritzen wirst, ist dein Blut", knurrte Eneas wütend und hieb nach dem Wärter.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 18:35

Diesmal waren es keine Gefängniswärter mehr, die sie einholten, sondern gut ausgebildete Soldaten. Wachen in Uniformen, bewaffnet mit Hellebarden, Schwertern und Schilden stellten sich ihnen nun in den Weg und der Kampf begann für die Rettergruppe zum ersten Mal ernst zu werden. Die Wachen griffen an, die Glacier, Dea al Mon und Hayllier stellten sich ihnen entschlossen in den Weg. Einige stürzten sich gleich in den Kampf, andere halfen den Gefangenen, Minan und den Heilerinnen und somit auch Eneas und ihm aus der Sackgasse zu entwischen, damit sie ihre Flucht fortsetzen konnten. Sie alle wären beim Kampf ohnehin nicht wirklich von nutzen. Es war besser, sie zogen sich tiefer in die Katakomben zurück.

Davon abgesehen, wollte Kosta ohnehin möglichst rasch zu Timaris gelangen. Er war sich sicher, dass die anderen schon klar kommen würden. Sie hatten es den ganzen, riskanten Weg bis hier her geschafft und sie schienen einige dunkle Juwelenträger unter sich zu haben. Sie würden Zorya Eacir stellen können. Eneas schien das glücklicherweise zu verstehen. Auch wenn er sonst nie etwas verstand. So fasste er ihn jetzt an der Hand und versprach ihm, ihn hier rauszubringen. Die anderen würden das verstehen. Timaris dürfe nicht sterben.
"Danke", flüsterte Kosta ergriffen, dass das erste Mal jemand verstand, wie wichtig ihm es war, das Gegenmittel zu Timaris zu bringen. Und dann kam es ausgerechnet noch von Eneas, der sonst absolut nichts verstand und keine Ahnung hatte.

Den Kampf hinter sich lassend rannten sie durch die Gänge. Eneas und Kosta voraus. Ohne auf Minan achten zu müssen, konnten sie schneller rennen. Eigentlich. Kosta spürte jedoch schon nach einem Schritt, dass er nicht wie gewohnt ausholen konnte. Wenn er einen zu grossen Schritt machte, zog sich das Kettengeflecht um seine Bälle schmerzhaft fordernd zusammen, so dass ihm jegliche Kraft aus den Beinen wich. Taumelnd konzentrierte Kosta sich darauf, nicht zu grosse Schritte zu machen.
Ein malträtiertes Gemächt beschäftigte ihn verständlicherweise so sehr, dass er die Signatur des bulligen Kriegers erst bemerkte, als dieser sich ihnen wutschnaubend in den Weg stellte. Turgor! Wo kam der denn auf einmal her! Und er schien echt wütend zu sein, hielt in den Händen einen scharfen, gefährlich aussehenden Krähenschnabel.
"Eneas!" rief Kosta entsetzt, als der Kapitän von einem Machtstrahl gegen die nächste Mauer gedonnert wurde. Sofort war Kostas Säbel wieder in seiner Hand. Schützend stellte er sich vor Eneas, fing einen Schlag des Krähenschnabels ab. "Turgor, du verstehst nicht", versuchte er ihn abzulenken und gleichzeitig besorgt nach Eneas zu schielen. Der Bulle beschimpfte ihn wütend als Verräter. Na, da konnte er sich in eine lange Reihe angliedern. "Selber blöd, wenn du glaubst, dass das irgend einem Lebewesen gefallen könnte, was ihr so liebevoll Einstandsfeier nennt", provozierte er den grossen, muskulösen Krieger, um ihn von Eneas abzulenken.
Es klappte ganz gut. Zornig kam der Bulle auf ihn zu, verspottete ihn und drohte ihm an, ihn erneut zu vergewaltigen und Eneas auch. Kosta liess sich von dem feisten Grinsen nicht ablenken. Stattdessen wurde er bei der Drohung so ruhig, wie er es schon lange nicht mehr gewesen war. Er würde Turgor töten. Jetzt und entgültig. Der würde gar nichts anstellen mit Eneas.
Dieser hatte sich inzwischen aufgerappelt und wieder neben ihn gestellt. Im Gegensatz zu Kosta war Eneas unglaublich wütend, parierte einen Hieb mit seinem Säbel und attackierte ihn gleich. Auch Kosta ging zum Angriff über, musste jedoch erst einmal einem Schlag mit dem grün ummantelten Krähenschnabel ausweichen. Über seine eigenen Füsse stolpernd, weil ihn die Fesseln so malträtierten, plumpste Kosta unsanft auf seinen Hintern. Eneas schoss seinen roten Machtball nach Turgors Hand, um ihn zu entwaffnen. Er traf und brannte Tugor damit regelrecht seine kräftige Hand weg. Vor Schmerz brüllend wich der Bulle zurück. Der Krähenschnabel flog jedoch nach vorne. Direkt auf Kosta zu. Entsetzt wollte er krabbelnd zurück weichen, merkte aber, dass er viel zu langsam war. Instinktiv riss er seine Beine weit auseinander und liess sich nach hinten fallen. Gerade noch rechtzeitig bevor der Krähenschnabel vor ihm in den Boden einschlug. Dennoch hatte die scharfe Klinge es geschafft, ihm einen langen Schnitt quer über die Innenseite seines Oberschenkels zu verpassen.
Kosta schrie gequält auf. Die Ketten an seinem Körper spannten sich heftig, zerrten an den grossen Piercings, quetschten seine Intimregionen. Es war schon alles so wund. Da war der flammende Schmerz an seinem Oberschenkel, so schmerzen er auch tat, überraschend angenehm rein. Normal. So wie Schmerzen sein sollten. Heftig, feurig aber auch vergänglich. Kosta badete genüsslich darin. Bis auf einmal alles ganz schnell ging. Eneas rief besorgt seinen Namen, heilte zu ihm, kniete sich vor ihm hin. Ächzend richtete er seine Oberkörper wieder etwas auf. Noch während Kostas Hirn zu formulieren versuchte, dass alles nicht so schlimm war, ragte plötzlich der zornige Bulle hinter Eneas auf. In seiner verbliebenen Hand hielt er einen gefährlich aussehenden Dolch. Turgor holte damit aus, um ihn Eneas in die Nieren zu rammen. Kosta reagierte. Ehe er begriff, was er tun wollte, hatte er es schon getan. Eneas mit Hilfe der Kunst bei Seite zu schubsen. Erleichtert lächelte er den Bullen an, als dessen gezackter Dolch in seinen eigenen Bauch fuhr und nicht in den Rücken von Eneas. Und jetzt würde er Turgor an seinem Arm festhalten, bis Eneas ihn getötet hatte. Stöhnend krümmte er sich nach vorne, schlang seine Arme um die seines Angreifers, damit er nicht mehr weg konnte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 18:39

Kosta kannte den Wärter ganz offensichtlich besser und nannte ihn Turgor. Eneas' Schwarm erwähnte eine Einstandsfeier unter der er offenbar zu leiden gehabt hatte, doch es passierte so viel auf einmal, als dass der Pirat länger darüber nachdenken konnte. Später. Jetzt mussten sie sich diesen Kerl erst einmal vom Leib halten und hier rauskommen. Es reichte, Eneas zu wissen, dass dieser Turgor Kosta bedrohte und wohl schon einmal weh getan hatte. Eneas hieb wütend auf den Wärter ein. Im engen Gang war es aber schwierig dem scharfen Krähenschnabel auszuweichen, den der große, massige Wärter schwang. Kosta versuchte noch einem Schlag zu entgehen, als er stolperte und hinfiel, ungeschützt dalag.
Eneas schleuderte hastig seinen roten Machtball auf Turgors Waffenhand, um den nächsten Angriff zu verhindern bevor er Kosta erwischen konnte. Die rote Kunst bohrte sich in Turgors Hand, riss sie förmlich entzwei. Der Wärter schrie dumpf auf, taumelte zurück und griff mit der anderen Hand nach seinem verletzten Arm, laut brüllend vor Schmerz. Für einen kurzen Moment wagte Eneas zu hoffen, als er mitbekam wohin der von Turgor losgelassene Hammer flog. Der hayllische Krieger wollte die Waffe noch ablenken, doch er kam zu spät. Zu seinem Entsetzen musste er mit ansehen wie der spitze Eisenschnabel in Kostas Oberschenkel fuhr und Kosta schmerzerfüllt aufschrie. Der Krieger versuchte zurückzuweichen, hatte ebenfalls versucht der Waffe auszuweichen, aber es nicht gänzlich geschafft.
"Kosta!" Bestürzt sah Eneas wie sofort viel Blut aus dem klaffenden Schnitt wallte. Am Oberschenkel verletzt zu werden, konnte sehr schnell tödlich enden, wenn man den Blutfluss nicht sofort stoppte. So rannte Eneas sofort zu ihm, hockte sich neben ihn hin, um den heftig blutenden Schnitt mit einigen Stoffstreifen zu verbinden. Er musste schnell sein. Es konnte ja jetzt nicht durch einen dummen Wärter zuende sein. Der Wärter... da war noch irgendwas, doch Eneas war zu besorgt um Kosta. Eneas' Hände zitterten. Er riss sich einen Stoffstreifen von seinem Leinenhemd, wollte ihn schon um Kostas Schenkel schlingen, als sein Geliebter ihn abrupt zur Seite stieß.
Eneas war viel zu überrascht, taumelte zu Boden.

Er drehte sich gerade herum, als er sah wie der bullige Kerl einen gezackten, hässlich aussehenden Dolch in Kostas Bauch rammte. Turgor grinste verbissen und verzerrt. Eneas schrie wie in eigenem Schmerz auf. Der gesamte Gang schien zusammenzuschrumpfen, vielleicht die ganze Welt. Nein! Kosta... nein...
Wieso lächelte sein Freund? Dieser griff nach Turgor, krümmte sich über den Dolch in seinem Bauch wie als wollte er sich darauf aufspießen. Eneas' Augen waren schreckensgeweitet. Der Wärter lachte grollend.
"Hier hast du noch ein großes Loch in deinem Körper", stieß er aus. "Ahh, meine Hand, ihr Schweine. Das werdet ihr büßen." Doch dadurch, dass Eneas ihn mit einem Machtball getroffen hatte, hatte die Kunst den Stumpf des Armes nahezu verätzt und es blutete nicht. Der Wärter musste sich ebenfalls im Schock befinden. Genau wie Eneas. Er schien sich nicht daraus lösen zu können, sah sein ganzes Leben vor sich zusammenzubrechen. Es konnte nicht so enden. Es durfte nicht!
Als er sah wie Kosta den Wärter packte, kam wieder Leben in den Schriftsteller. Mit gezücktem Säbel und verzweifeltem Aufschrei stieß er gegen Turgor. Eneas hackte mit dem Säbel regelrecht gegen den Hals des Mannes, riss die Klinge zurück, hieb in den Rücken, stach noch einmal nieder. Schreiend und wie von Sinnen ließ er seinen eigenen Schrecken an dem Wärter aus. Dieser hatte versucht sich aus Kostas Umklammerung zu lösen, um an dem Dolch zu gelangen, der immer noch in Kosta steckte. Doch spätestens als Eneas' Säbel den Hals erwischte, war Turgor bereits tot. Es merkte zunächst nur keiner von ihnen beiden.
Blut spritzte aus der Halsschlagerader, spritzte in Eneas' Gesicht und tränkte Kostas Körper, vermischte sich mit seinem eigenen Blut. Als dessen Arme nach unten sanken, schob Eneas rasch Turgors toten Körper aus der Umarmung, stieß den Wärter beiseite. Eneas kniete sich verzweifelt vor seinem Geliebten, sah ihn tief betroffen an.
"Kosta... nein, ich lass nicht zu, dass du stirbst", sagte er ihm. Griff nach dem blutigen Lappen, der mal der Stoffstreifen gewesen war. Eneas schlang ihn ganz fest um Kostas Bein, band einen weiteren darum. Einfach nur um die Schwälle an Blut zu stopfen. Seine ganzen Hände waren voller Blut. Er kannte erste Hilfe, aber gerade sah er rein gar nichts mehr. Seine Hände waren blutig, alles war voller Blut. Kosta war der Heiler.
"Kosta. Bitte.. bitte nicht", sagte Eneas, während er sich bebend um ihn kümmerte. Der Krieger rief seinen Erste-Hilfe Rucksack herbei, packte einen Druckverband gegen den Oberschenkel. "Kosta... du gibst jetzt nicht auf. Wehe. Du kannst nicht sterben. Ich.. ich hab dich doch gerade erst wiedergefunden." Das konnte nicht passieren. Wie grausam wäre die Dunkelheit, sie wieder auseinanderzureißen?
Eneas umgriff den Griff des Dolches. Bebend blickte er den anderen Krieger an. "Ich liebe dich..."
Anstatt die zackige Klinge rauszuziehen und noch mehr Schaden anzurichten, ließ er die Waffe schlicht verschwinden. Kosta kippte ihm regelrecht entgegen. Eneas fing ihn hastig auf, während er einen Verband um den Bauch schlang. Seine Finger tasteten warmes, pulsendes Fleisch.
Er bettete Kosta zurück auf den Boden, kniete neben ihm inmitten des Blutes und sah sich verloren im Gang um. Wo waren die anderen? Hilfe.. er brauchte Hilfe. Es durfte nicht in diesem Gang enden.
Verzweifelt sandte Eneas Leto und Maria, den zwei Heilerinnen, die er hier kannte. Er konnte sich nicht konzentrieren, um die Dea al Mon zu erreichen. Tränen glitten über seine Wangen, während er Kostas Hose öffnete. Er musste den Schnitt am Oberschenkel schließen. Wenn nötig, dann mit Feuer. Kosta würde sonst verbluten. Sein Freund wollte sich regen, wollte ihm etwas sagen. Eneas glaubte, es wäre weil er ihm die Hose etwas runterziehen wollte.
"Es tut mir leid... aber du blutest zu viel, ich muss an die Wunde. Kosta? Kosta, bleib bei mir!" Eneas sah ihn bestürzt an. Sein Freund schien kurz davor bewusstlos zu werden. Eneas tätschelte seine Wange, um ihn wach zu halten. "Ich hab Hilfe gerufen. Bitte halt durch." Wieder wollte er die Hose hinunterziehen.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 18:45

"Du hast trotzdem verloren", hustete Kosta erleichtert, dass Eneas nicht getroffen worden war. Das war alles, was zählte. Egal ob er nun ein weiteres, grosses Loch in sich hatte. Eneas lebte und Turgor war tot. Noch nicht ganz, doch Kosta liess den Bullen nicht gehen, bis Eneas ihm seinen Säbel in den Hals rammte. Erneut wurde Kosta in Blut gebadet. Aber auch das machte nichts. Wichtig war nur, dass Eneas in Sicherheit war. Erschöpft und kraftlos sackten seine Arme nach unten. Auf einmal tat ihm sein Bauch wieder so weh. Sein ganzer Körper war nur noch eine schmerzende, offene Wunde. Er hatte die letzten Tage viel Schmerzen erlitten. Körperliche und seelische. Das hier wirkte jedoch zum ersten Mal echt. Normaler schmerz. So wie er in einem Kampf entstand. Nicht aus perfiden Folterqualen heraus. Es hatte etwas reinigendes. Auch wenn Kosta sich am liebsten schreiend auf dem Boden gewälzt hätte. Es tat so unendlich weh. Gleichzeitig fühlte er sich viel zu schwach, um auch nur einen Atemzug zu tun.

Dann befand er sich auf einmal in Eneas Armen. Turor war weg und Eneas war bei ihm. Überaus lebendig. Er sagte so viel, rief immer wieder seinen Namen, sagte etwas von aufgeben und sterben. Kosta seufzte erleichtert. Ja. Endlich. Er war so bereit dazu. Aber Eneas war traurig und liebte ihn. Verwirrt runzelte Kosta die Stirn. Er kam nicht mehr mit. Plötzlich gab ein Halt in seinem Bauch nach und er kippte nach vorne. Schmerzvoll stöhnend. Sein Bauch tat so weh. Warum fesselte Eneas ihn? Das schmerzte noch mehr, so wie er auf seine Wunden drückte. Kosta hatte es verdient. Er hatte anderen so viel Schmerzen bereitet. Eneas allen voran. Und dann lockte er ihn auch noch in diese Falle.

Benommen liess er sich von Eneas auf den Rücken betten, gab sich ihm hin. Endlich war es vorbei. Kein kämpfen mehr. Kein Verrat mehr. Verrat! Schuldbewusst kam Kosta das Gegenmittel in den Sinn. Timaris brauchte es doch. Deswegen war er überhaupt hier. Mühsam versuchte er es herbei zu rufen. Doch sobald er seine Juwelenkraft nutzen wollte, schmerzte sein Körper noch viel heftiger. Alles zog sich feurig in ihm zusammen, benebelte seinen Verstand, so dass er sich nicht konzentrieren konnte. Gequält keuchend öffnete Kosta seinen Mund, wollte Eneas das mit dem Gegenmittel zu sagen. Es kam jedoch nur ein blutiges Röcheln von seinen Lippen. Von Eneas bekam er daraufhin eine komische Antwort. Sie gab gar keinen Sinn auf sein Anliegen.
*Wunde?* sandte Kosta schwach und verwirrt. Eneas klagte, dass er so viel Blut verloren hätte. Er solle bei ihm bleiben und durchhalten. *...bleibe...* versprach Kosta müde. Er würde Eneas nicht mehr widersprechen. Er wollte ihm nicht weiter weh tun. Aber dazu musste er aufhören so viel Blut und Leben zu verlieren. *...Hose aufschneiden... Ader abklemmen...* Bis Hilfe kam. *...im Bauch...* Da sollte Eneas auch die Adern abklemmen. Am Besten mit der Kunst. Eneas war gut mit der Kunst. Besser als mit dem Messer.
*...Gegenmittel!* sandte er ihm drängend, was ihn eigentlich beschäftigte. *...Asar finden... bitte... Gegenmittel... Timaris...* Es musste zu ihr. Selber konnte er seines nicht herbei rufen. Er versuchte es verzweifelt, kümmte sich darauf jedoch nur wieder schmerzerfüllt. Sein Atem ging ganz hektisch und schwach. Ihm war so kalt. Tränen rannen ihm über die Wangen. Er hatte so viele verraten. Ganz umsonst. Er konnte Eneas das Gegenmittel nicht geben, damit er es Timaris brachte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 18:49

Blut troff über Kostas Lippen, was Eneas noch mehr alarmierte. Das war kein gutes Zeichen. Er fürchtete sich davor, dass sein Freund hier sein Leben aushauchen würde. Eneas verspürte Todesangst darüber. Kosta redete zum Glück nicht mehr und strengte sich darüber an. Stattdessen sandte er ihm, fragte nach der Wunde.
"Du bist verletzt. Ich muss die Blutung stillen. Du verlierst.. zu viel Blut. Halt durch, Kosta. Du darfst nicht sterben. Ich.. ich erlaube es nicht, hörst du?", sagte er verzweifelt, wischte sich hastig ein paar Tränen fort und verteilte dabei mehr von Kostas Blut auf seinem Gesicht.
Der Speerfaden seines Freundes wurde immer schwächer, bildete bloß noch zusammenhangslose Wörter. "Streng dich nicht an", sagte Eneas. Er bekam aber auch mit, dass Kosta ihm unbedingt etwas sagen wollte. Schwach vernahm Eneas, dass er die Hose aufschneiden und Adern abklemmen sollte, auch die im Bauch. Ja, ja, Kosta hatte Recht. Eneas wollte dies auch tun, doch er sah vor lauter Blut kaum etwas. Mit der Säbelspitze schnitt er am Bein die Hose auf so gut er es vermochte. Da war irgendein Lederband um Kostas Oberschenkel. Was war das? Eneas dachte nicht länger darüber nach. Die Finger des Kriegers glitten in die Wunde und tastete nach der pulsenden Ader.
Es wird alles wieder gut, sagte er sich. Er durfte jetzt nicht die Nerven verlieren. Kosta brauchte ihn. Er musste dafür sorgen, dass sein Freund überlebte. Sie konnten sich nicht wieder verlieren.
Plötzlich sandte ihm Kosta eindringlich von dem Gegenmittel. Er sollte Prinz Asar finden, Timaris brauchte das Gegenmittel. Zumindest interpretierte Eneas es so.
"Wir werden ihn finden", sagte Eneas, "Timaris wird es gut gehen, aber erstmal musst du leben. Halte durch. Ich brauche dich, das weißt du doch", sprach er verzweifelt auf Kosta lange. Eneas hatte endlich die größte Ader gefunden, klemmte sie mit seiner Juwelenkunst ab. Aber das half nicht, dass Kosta bereits so viel Blut aus der Wunde verloren hatte. Er brauchte neues. Ganz dringend. Der Krieger war bereits richtig bleich, atmete immer schwächer. Hilflos musste Eneas mit ansehen wie sein Geliebter unter seinen Händen immer weiter verfiel.
"Bitte bleib bei mir. Bleib hier. Du musst kämpfen, hörst du? Kämpfe!", versuchte er Kosta aufzurütteln.

"Mach dir keine Sorgen um das Gegenmittel. Prinz Asar ist ein fähiger Mann. Er wird es Timaris bringen. Ganz bestimmt", sagte Eneas. Er hatte den Oberschenkel nochmal mit einem Druckverband versehen, obwohl der weiße Verband schon ganz blutgetränkt war. Er hatte keine Zeit den Schnitt zu vernähen, er musste sich um die große Bauchwunde kümmern.
Hastig öffnete er vorne Kostas Jacke, hielt irritiert inne. Was...
Eneas sah erschrocken auf die Brust. Kosta hatte beide Knospen gepierct und schwere Gewichte hingen daran, waren mit Ketten verbunden. Ketten, die auch nach oben zu einem Halsreif führten und ebenso weiter nach unten ehe sie in der Hose verschwanden. Was war das... hatte Kosta sich freiwillig all diese Ketten auferlegt oder hatte man sie ihm aufgezwungen? Es schien so viel...
Er konnte nicht länger darüber nachdenken, er musste sich um die Wunde kümmern. Eneas wischte das Blut beiseite. Die Dolchwunde war viel schwieriger, hatte so viel kaputt gemacht.
"Bleib hier... Kosta, bleib wach", sagte er ihm immer wieder. Hilflos kniete er vor ihm, tastete so behutsam wie es ging in der Wunde und versuchte etwas zu erkennen.
Dann hörte er Schritte. Nein, bitte kein weiterer Gegner! Eneas griff hastig nach seinem Säbel den er neben sich gelegt hatte. Zu seiner Erleichterung sah er die Gruppe um Minan und die Soldaten.
"Bitte schnell, helft ihm! Er.. er stirbt", sagte Eneas. Er sah Leto verzweifelt und flehentlich an, die zu ihm eilte und sofort ihre Hand auf die Bauchwunde legte, um ihn zu heilen. "Er hat ganz viel Blut verloren. Am Oberschenkel und ein gezackter Dolch war in ihm drin", begann Eneas ihr zu erzählen.
"Er braucht Blut", stimmte Leto zu.
"Hinter uns sind Wachen. Wir müssen weiter", sagte einer der Soldaten. Eneas blickte ihn wütend an.
"Siehst du nicht, was los ist?", sagte er aufgebracht. "Nimm meines", bat er Leto dann. Die Heilerin schüttelte den Kopf.
"Du weißt doch, dass deines nicht kompatibel ist", erinnerte sie ihn. Verzweifelt sah Eneas in die Runde.
"Jemand muss ihm helfen. Bitte, schnell", drängte er. "Hat Kosta euch nicht geholfen auszubrechen?"
"Er hat uns erst in die Zellen gebracht", sagte ein glatzköpfiger Kerl.
"Das war nicht sein Plan, sondern vom feinen Haushofmeister", wandte der dhemlanische Prinz ein. Wenigstens er sah besorgt zu Kosta und kam näher. "Also wenn er sonst verreckt... und falls mein Blut passt, kann ich schon...", setzte er an. Eneas genügte das. Er packte den Mann am Arm und zerrte ihn nach unten zu Kosta.
"Müsst ihr das jetzt machen? Wir sitzen gleich in der Falle", drängte einer der anderen Soldaten, blickte sich immer wieder um.
"Er stirbt, wenn wir jetzt nichts machen", sagte Maria und war ebenfalls dabei, Kosta zu helfen. Beide Heilerinnen waren nun über dem Krieger gebeugt. Leto zapfte etwas von dem Blut des Prinzen ab, um es zu überprüfen. Kurz hielt sie irritiert inne, sah den Mann verwundert an, schüttelte dann den Kopf leicht.
"Passt es nicht?", fragte der vernarbte Dhemlaner.
"Doch. Es passt sehr gut", erwiderte sie leise und stach mit einer Nadel in den Arm des Prinzen, um ihm Blut durch einen Schlauch abzunehmen. Eneas hielt Kostas Hand, redete furchtsam auf ihn an, dass er kämpfen und wach bleiben sollte.
"Du bist dieser Piratenkapitän oder?", fragte der Prinz neben ihm. Eneas blickte verwirrt auf, nickte. Hatte Kosta über ihn geredet? Und was? "Nett dich kennenzulernen. Ich bin Zucker."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 18:53

Er war so müde und ihm war so kalt. Kosta wollte einfach nur die Augen zu machen und schlafen. Weg von all dem Schmerz, der ihn komplett zerfrass. Doch Eneas herrschte ihn an, dass er nicht sterben dürfe. Das würde er ihm nicht erlauben. Kosta bekam grosse Augen. Eneas befahl ihm etwas. Streng und eindringlich und nicht einfach nur im Spiel. Das fühlte sich gut an. Er wollte mehr davon. Überrumpelt nickte er artig. Ja, er hörte. Und er würde gehorsam sein. Wenn Eneas es ihm schon so befahl.

Fahrig versuchte er ihm zu erklären, was er tun musste, damit Kosta auch am Leben bleiben konnte. Da wurde auch Eneas etwas ruhiger. Er schnitt ihm die Hose auf und schob seine Finger in die Schnittwunde am Oberschenkel. Jetzt musste Kosta doch schreien. Das tat mehr als nur weh. Sein Fleisch wurde gedehnt und auseinander gedrängt. Ein Fremdkörper drang in ihn ein, wo er es gar nicht konnte. Das war so falsch. Schreiend wand er sich auf dem Boden, wollte vor dem neuen Schmerz fliehen und beruhigte sich erst wieder, als Eneas seine Finger zurück zog. Dafür spürte er nun einen angenehmen Druck in seinem Bein. Es tat gleich viel weniger weh.

So schaffte er es auch, sich zu konzentrieren und Eneas zu senden, dass sie Prinz Asar finden mussten. Wegen dem Gegenmittel. Der ältere Krieger beruhigte ihn, dass er sich deswegen keine Sorgen machen musste. Prinz Asar war ein fähiger Mann. Tatsächlich wurde Kosta etwas ruhiger. Das stimmte. Der Haushofmeister war gut und zielstrebig bei dem was er tat. Er würde nicht in einen Dolch laufen, sondern das Gegenmittel sofort zu Timaris bringen. Kosta könnte später nachkommen und sich vorher etwas ausruhen. Nur kurz. Ihm war kalt. Schlafen halt.
Erschrocken riss er blinzelnd wieder die Augen auf. Eneas rief ihn an, wach zu bleiben. Bei ihm zu bleiben. Was? Was hatte er den getan? Er lag doch noch immer hier. *...bleibe...* Versprach er schwach. Eneas hatte ihm schliesslich verboten, zu sterben. Also musste er bleiben.

Auf einmal waren Schritte zu hören und eine viele Stimmmen, so dass Kosta der Kopf schwirrte. Er konnte dem nicht folgen. Das waren zu viele, zu schnelle Stimmen und Eneas war so aufgeregt. Das war so anstrengend. Plötzlich hörte sein Bauch jedoch auf so zu schmerzen, wie er es getan hatte, stattdessen prickelte und juckte er wie verrückt. Eine Hand lag auf seinem Bauch. Müde folgte er mit den Augen nach oben. Leto.
*Es... es tut mir so leid...* sandte er ihr innig und zutiefst traurig und verzweifelt. *Ich... ich wollte das nicht... Er sollte sich doch besser um dich kümmern... Habe ihm nichts gesagt.* Leto war traurig zu ihm gekommen, hatte ihn gebeten, Eneas und ihr den Freiraum zu geben, den sie brauchten, um in ihrer Beziehung weiter zu kommen, um sie zu festigen. Kosta hatte es auch tun wollen, doch er war es so falsch angegangen, dass Eneas sich stattdessen von Leto getrennt hatte. Eine weitere Schuld, die schwer auf ihm lastete und die er sehr bereute. Nun wo er vielleicht die einzige und letzte Möglichkeit hatte sich bei Leto zu entschuldigen, sandte er ihr all seine Reue, damit sie wusste, dass er das nicht gewollt hatte. Damit sie Eneas verzeihen konnte und die zwei wieder zueinander fänden.

Eneas sprach weiter auf ihn ein. Dass er kämpfen solle. Schliesslich brauche er ihn. Er könne doch nicht ohne ihn. Das stimmte doch nicht. Oder schon? Musste er immer bei Eneas bleiben, damit dieser in Sicherheit war? Ein schöner Gedanke. Aber auch falsch. Das durfte nicht sein. Aber Eneas befahl es ihm. Oh, er war so verwirrt. Ausserdem tat sein Bauch nicht mehr so weh. Er schien nur noch ein dumpfes Pochen zu sein. Durfte er jetzt nicht ein wenig schlagen? Doch da nagte noch etwas in seinem Hinterkopf. Eine Falle hatte jemand gesagt. Es war gefährlich hier. Eneas musste hier weg.
*Geh!* sandte er ihm schwach. Zucker tauchte in seinem Gesichtsfeld auf und stellte sich als Zucker vor. Komisch. Kosta wusste doch, wer er war. *Geht*, sandte er beiden drängend. *... zu gefährlich...Keine Falle...* Sie sollten nicht in eine Falle geraten, sondern fliehen. Sonst wäre Kosta ganz umsonst bei ihnen geblieben, anstatt alleine mit dem Gegenmittel zu fliehen. *...Gegenmittel...* Er konnte es noch immer nicht herbei rufen. *...helft Prinz Asar... Bitte... Geht...* Es durfte nicht alles um sonst gewesen sein. All der Tod und der Verrat. Eneas bitte. Bring dich in Sicherheit.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Ayden » So 25. Sep 2022, 19:08

Ayden schlief kaum die Nacht vor der Reise. Er schaffte es einfach nicht und noch weniger konnte er nicht dauernd an den Aufbruch denken. Er kontrollierte dutzende Male seine Koffer, bemüht sich beschäftigt zu halten. Es war alles vorbereitet. Zorya ahnte nichts, beruhigte er sich. Sie würde ihn und Kosta einfach so ziehen lassen, damit sie die Provinzen von Dhemlan besuchten, um das marode und ausgebeutete Territorium wieder etwas zu sanieren. Im Prinzip eine Aufgabe, die Ayden sehr gefallen hätte, doch es gab weit bedeutenderes was er vorhatte. Nein, er konnte nicht daran denken. Er durfte nicht.
Es war schwer sich abzulenken. Zorya wollte ihn natürlich noch einmal spüren bevor er aufbrach. Der platinblonde Prinz stürzte sich regelrecht auf sie, versuchte sich ganz in der Gewalt und der Dominanz zu verlieren, einfach nur an die Lust zu denken. Es gelang ihm viel zu gut, denn die Königin musste ihn immer mal wieder bremsen, als er all zu hart wurde. Ayden bekam Mühe seine Gewalt im Zaum zu halten, wo ein Teil von ihm sie liebend gerne verprügelt hätte. Sie musste es spüren, denn danach sah sie ihn immer mal wieder seltsam an, schien über ihn nachzudenken.
Der Prinz hoffte nur, sie bräuchte länger als einen Tag, um ihren Entschluss über ihn zu fällen. Er brauchte nur noch diese eine ruhige Nacht. Hoffentlich hatte Kosta alles vorbereitet und besorgt. Der Sklave sollte ihn jetzt nicht im Stich lassen, nur weil er gerne von diesem Kerkermeister genommen wurde. Ayden benötigte ihn viel dringender. Zu gerne hätte er Kosta ebenfalls unterworfen und ihn ausgiebig büßen lassen wie sehr er sie beide in Gefahr gebracht hatte.
Während Zorya neben ihm lag und schlief, dachte Ayden an Sex, während er ihren dunkelhäutigen, schönen Körper betrachtete. Er würde sie vermissen... aber sie waren nie gut zueinander gewesen. Und egal wie fürsorglich Zorya stets gewesen war, sie war seltsamerweise die egoistischere von ihnen beiden.
Am anderen Morgen spürte er ihre Hände auf seinem Körper. Ihre tastenden Finger in seinem Geist...
Ayden fuhr alarmiert auf, als er merkte was los war. Kritisch blickte er sie an. "Was tust du da?", fragte er sie.
"Außerhalb der Feste ist es nicht sicher. Die Provinzhöfe... es wäre besser, wenn ich dich mit einem Netz vor den dortigen Schwarzen Witwen schütze", erklärte Zorya. Ayden erhob sich vom Bett, ging nackt wie er war zu einer Waschschüssel, um sich etwas Wasser ins Gesicht zu spritzen. Er musste sehr schnell wach werden. Das war gefährlich gewesen.
"Ich kann auf mich selbst achtgeben", wehrte er ab. "Willst du mich bemuttern?", fragte er sie. Zorya verzog das Gesicht und Ayden lächelte innerlich. Er wusste, dass sie das Wort nicht mochte. Schließlich zauberte sich wieder ein Lächeln in das ebene Gesicht der dunklen Schönheit.
"Nicht doch.. du kannst es mir nur nicht verdenken, dass ich besorgt um dich bin", sagte Zorya und glitt anmutig aus dem Bett, um auf ihn zu zutreten. "Vergiss nicht wie kurz Sion davor ist all unsere Ziele zu verwirklichen. Mehr Macht als du es dir je erträumen kannst.." Ihre Finger strichen über seine Wangenknochen. Ayden spürte lockende Verführungsfäden. Unwillkürlich presste er sich an ihren nackten Körper.
"Trage diese Botschaft in die Provinzhöfe", trug sie ihn auf. "Ich würde dich am liebsten begleiten, doch die männliche Schwarze Witwe ist zu wichtig." Ayden nickte verständnisvoll, während er versuchte jeden Gedanken an den Jungen sofort fahren zu lassen. Stattdessen packte er Zorya und küsste sie lange und voller Leidenschaft.
"Mmmhh... ich will dich auch kaum allein lassen", gestand er ihr mit rauem Unterton. "Wir haben noch etwas Zeit.." Er schob sie zurück zum Bett.

Nach dem Frühstück begab Ayden sich nach unten in den Hof. Die Kutsche stand schon bereit und der Kutscher und ein Diener beluden das Gepäck des Haushofmeisters. Von Kosta war noch nichts zu sehen, was den Prinzen etwas verstimmte und gleichzeitig beunruhigte. Er ließ es sich nicht anmerken, wollte keinesfalls drängend wirken. Alles verlief den Plan und er würde es gewiss nicht aufs Spiel setzen, weil der Sklave unpünktlich war.
Aber als der Kutscher die letzten Gepäckstücke festgezurrt hatte, wurde Ayden doch unruhig. War dem Krieger etwas zugestoßen? Wie lange sollte er hier warten? Jede Minute, die er hier tatenlos herumstand, war eine Minute mehr in der er doch noch aufgedeckt werden konnte. Schließlich kam auch noch der Kutscher zu ihm.
"Können wir los, Haushofmeister?", fragte er ungeduldig. Ayden blickte ihn ungnädig an.
"Erwartet ihr, dass ich ohne meinen Kammerdiener abreise? Ohne jeglichen Komfort?", fragte er zurück. Der Prinz begann sich noch Sonderwünsche auszudenken, um die Abfahrt zu verzögern. Reiseproviant spezieller Art, ein weiteres Kissen und so fort.
Dann erreichte ihn plötzlich ein Speerfaden von Kosta. Er sandte verwundert, wieso Ayden schon abreisen würde.
*Bitte. Warum wartet Ihr nicht auf mich?*, sandte er. Ayden fluchte innerlich. Das klang nicht gut. Das klang danach, als sollte er sofort abreisen und nicht länger warten. Was war passiert? Hatte man Kosta entdeckt oder wollte der dumme Kerl bloß versuchen Minan zu retten? Aber Ayden hatte ihm doch extra eingeschärft, dass Timaris' Chancen größer waren, wenn sie beide abreisten. Der Haushofmeister konnte nicht glauben, dass Kosta dies doch noch ignorierte. Ayden wusste wie sehr Kosta seine Königin vergötterte und verehrte.
Er würde nicht grundlos senden, dass Ayden aufbrechen sollte. Der Prinz konnte dem Speerfaden nichts anderes entnehmen, sandte aber auch nicht zurück. Er musste alleine abreisen und Kosta hier zurücklassen. Ayden hatte keine Skrupel dies zu tun, aber er machte sich Sorgen um die Abreise. Es half nichts darüber zu hadern. Der Prinz stieg in die Kutsche.
"Wir können los", sagte er, erklärte sich dabei nicht. Ayden hieb gegen das Kutschdach, als Zeichen, dass sie sich in Bewegung setzen konnte. Die ersten der angespannten Pferde trabten bereits an.
Ehe sie wieder hielten. Ayden blickte aus dem Kutschfenster, sah Zorya und ihre Zofen. Hastig machten die Diener Platz. Der Prinz hatte das Gefühl, seinen eigenen Herzschlag in den Ohren dröhnen zu hören. Trotzdem lächelte er sie an.
"Möchtest du mich noch einmal verabschieden?", fragte er charmant.
"Das, und ich wollte mich von Kosta ebenfalls verabschieden", erklärte Zorya. Sie blickte an ihm vorbei in die Kutsche, stockte. "Wo ist er denn?"
"Oh, er ist noch drinnen etwas holen", log Ayden nonchalant. Er hatte zu lange mit der Abreise gezögert, er wusste es. Er hätte sofort abreisen sollen, als er Kosta nicht auf dem Hof gesehen hatte. "Lass dich doch nicht von uns aufhalten. Wir sind bald wieder zurück", sagte er gelassen. "Deine Aufgabe ist weit wichtiger."
"Ich habe Zeit", winkte Zorya ab. "Sie verlegen ihn gerade. Es wird etwas dauern bis er in den oberen Stockwerken ist."
"Ist er nicht sehr unstabil?", fragte Ayden, besorgt über ihr Experiment. "Ich hoffe, er besteht die Umverlegung unbeschadet. Diese Heilerinnen können doch kaum ermessen wie wichtig er ist. Nicht so wie eine Schwarze Witwe es kann.." Jetzt tat er alles, um sie zu Minan zu locken. Zorya schien auch kurz so, als würde sie dem nachgeben, blickte schon zum Eingang in die Festung.
Ayden wusste nicht was sie tat, vielleicht sandte sie jemanden, doch dann stockte sie irritiert. "Wieso erreiche ich sie nicht...", sagte sie mehr zu sich und wandte sich wieder zu Ayden um. Er sah sie weiterhin ruhig an.
"Ist etwas nicht in Ordnung?", fragte er.
"Lady Ellel.. sie antwortet nicht", erklärte Zorya.
"Sie wird beschäftigt sein, obwohl ich schon sagen muss, dass es äußerst unhöflich ist, einer Königin nicht augenblicklich zu antworten", bemerkte er. "Genauso unhöflich wie trödelige Kammerdiener, die ihren Herrn warten lassen.." Er rümpfte die Nase. Ayden hatte einfach abwesend und nicht sonderlich betroffen von Lady Ellel wirken wollen, aber mit einem Male sah Zorya ihn misstrauisch an.
"Du weißt etwas darüber", sagte sie. Und Ayden wusste in dem Moment, dass er verloren hatte. Er hätte Lady Ellel, Zorya und Kosta nicht so nahe beinander erwähnen sollen. Verfluchte Schwarze Witwen und ihre verfluchte Intuition.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Ayden » So 25. Sep 2022, 19:08

Ayden versuchte trotzdem ihr wachsendes Mißtrauen mit seinem üblichen Charme zu zerstreuen.
"Über Lady Ellel oder meinen Kammerdiener? Du verwirrst mich." Er lächelte entschuldigend. "Ich weiß nur, dass ich allmählich spät dran bin, wenn ich diesen Tag noch nutzen will."
"Über beides", ließ Zorya nicht locker, sie griff durch das Kutschenfenster und packte ihn am Arm. Ayden spürte augenblicklich ihre tastenden Finger an seinem Geist. Rasch versperrte er seine Barrieren, blickte sie pikiert an.
"Ich dachte, wir hätten das geklärt?", sagte er. "Wenn du denkst, du kannst meinen Geist durchsuchen wann es dir passt, kann ich nicht dein Haushofmeister sein. Ich bin keines deiner Experimente." Nicht mehr, dachte er bei sich. Ayden schob ihre Finger entschlossen beiseite.
Zorya schüttelte wütend den Kopf. "Nein, das reicht mir nicht mehr. Ich war zu nachlässig. Ich habe dich vor Sion geschützt, weil ich dachte, du willst wirklich bei mir sein! Aber du weißt etwas. Das spüre ich", warf sie ihm laut vor. Einige der Wächter im Burghof drehten die Köpfe. "Was verschweigst du mir?"
Ayden sah keine andere Wahl, als von selbst aus der Kutsche zu steigen. Er wusste, dass er sonst wenig später gezwungen werden würde und das wollte er unbedingt vermeiden. Er bemühte sich, ruhig zu bleiben. "Lass uns das woanders diskutieren. Nicht hier vor deinen Untertanen", sagte er ihr leise gepresst und bot ihr seinen Arm an. Solange sie so öffentlich waren, würde Zorya nicht umzustimmen und zu besänftigen sein. Verflucht, wo war nur Kosta? Was war da los?
Die Königin sah ihn sofort scharf an. "Ich spüre deine Gedanken... deine Barrieren bringen dir nicht viel", warnte sie. "Sag mir lieber gleich was es ist."
Ayden seufzte innerlich. Auffällig blickte er sich um, nickte hinüber zu einem der Eingänge. "Nicht hier, Zorya, bitte... ich erzähl es dir, aber ich muss auch meinen Ruf waren...", versuchte er sie vom Hof wegzulocken, während er gleichzeitig nicht versuchte daran zu denken wieso. Es gab nur den Grund, dass es ihm unangenehm war und dass er seine Königin beruhigen wollte. Das war alles. Nur kurz sah er hinüber zu der verschlossenen Türe, die Richtung Kerker ging.
Wenigstens konnte er Zorya nach drinnen locken. Sie gingen eine Wendeltreppe empor, aber nicht bis ganz nach oben in Zoryas Gemächer, nur bis in eine eher schlicht eingerichtete Bibliothek, die hohe spitze Fenster nach draußen hatte.
"Was willst du mir sagen? Es ist besser die Wahrheit", warnte Zorya, als sie alleine waren. Ihre Zofen blieben draußen, genauso wie die Leibgarde. Sie hätte sie nicht wirklich gebraucht. Ayden würde ihrem schwarzgrauen Juwel nicht viel entgegenzusetzen haben und im Gegensatz zu Kosta hing er noch an seinem Leben.
"Mein Kammerdiener... ich..." Ayden tat so, als rang er mit sich. "Es wird dich überraschen und du wirst mir vermutlich sowieso nicht glauben, aber... er ist nicht nur mein Kammerdiener. Er ist mein Liebhaber."
Zorya sah ihn in der Tat zunächst ungläubig an.
"Keine Sorge, ich bevorzuge immer noch Frauen." Ayden lächelte raffiniert. "Aber ich war so gestresst und er war der einzige um mich... es ist einfach passiert. Ich hatte Sorge, du wirst eifersüchtig, wenn du es erfährst. Ich hab ihm verraten, dass du es dominant magst... er ist sonst eher unterwürfig. Mir gegenüber jedenfalls." Sein Lächeln bekam etwas verzeihendes.
Die Königin vor ihm schien immer noch nicht recht zu wissen was sie sagen sollte. "Ayden... oh, ich wusste nicht.. deswegen hast du den Dreier stets hinausgeschoben", erkannte sie. Der Prinz nickte.
"Und deswegen wollte ich ihn gerne auf der Reise dabei haben", erklärte er. "Es tut mir leid."
Zorya lächelte amüsiert. "Eine Entschuldigung? Aus deinem Mund? Du hast dich verändert", bemerkte sie. Mehr als du glaubst, dachte Ayden. Der Prinz streichelte ihr über den Arm.
"Es muss sich deswegen nichts zwischen uns ändern... ich habe es mit ihm begonnen schon bevor wir uns trafen, aber er bedeutet mir nichts", versicherte er. Seine Finger liebkosten ihren Hals. Zorya sah ihn skeptisch an.
"Lügner.. du hättest ihn nicht so lange verheimlicht, wenn er dir gar nichts bedeuten würde", erkannte sie. Ayden lächelte ertappt.
"Vermutlich", gab er zu und wandte sich ab, den verletzten Prinzen spielend, "Ich wollte es nicht nur dir verheimlichen. Ich glaube, ich wollte es auch mir verheimlichen", sagte er leise. Als sie sich von hinten an ihn schmiegte, entspannte Ayden sich, lächelte in sich hinein. Dann erklang die Alarmglocke von draußen.

Zorya ließ ihn augenblicklich los. Ayden drehte sich um. Er blickte sie verwirrt an, nur ihr Blick zeigte, dass er sie verloren hatte.
"Was ist da los?", fragte er, doch ihre dunklen Augen waren bereits wieder zornumwölkt. Zoryas Hände schossen vor, packten ihn an den Schläfen.
"Oh, du bist gut. Du hättest mich beinahe wieder um den Finger gewickelt", zischte sie. "Ich wollte dir glauben." Ihre dunkle Kraft stieß gegen seine Barrieren wie Sturmwellen gegen eine Klippe. Ayden stöhnte auf, sackte auf die Knie.
"Zorya... das hat nichts.. mit mir zu tun", brachte er keuchend hervor, wehrte sich trotzdem verbissen dagegen, dass sie in seinen Geist eindrang. Er stieß mit roter Macht gegen sie, aber Zorya hatte sich bereits mit einem Schild geschützt und sie wankte nicht einmal. Die rote Kunst raste an ihr vorüber, fuhr in die nächsten Bücherregale und brachte sie dazu geräuschvoll umzukrachen. Bücher flogen durch die Luft, Blätter regneten zu Boden.
Sofort wurden die Türen aufgestoßen und die Leibgarde kam hinein. Zorya würdigte sie nicht einmal eines Blickes.
"Findet heraus, was dort vor sich geht!", rief sie. "Und findet Kosta Erenos!"
Für einen Moment spürte Ayden wie ihr geistiger Griff sich lockerte. Der Prinz riss sich auch körperlich von ihr los, kam aber nicht weit. Unsichtbare Phantomhände packte ihn, hoben ihn in die Höhe.
"Mit dir bin ich noch nicht fertig!", rief die dunkelhäutige Königin. Trotzdem schien sie einen Moment abgelenkt, sondierte wohl die Umgebung. Ayden tat es ihr gleich. Er suchte sofort im Kerker, was schwierig war, denn diese Stockwerke schienen besonders abgeriegelt. Man konnte keine einzelnen Signaturen ausmachen von außen, aber er spürte sehr wohl die Ankunft von neuen Signaturen. Mächtigen Signaturen. Wer immer das war, Zorya merkte es auch und sie schien nicht erfreut.
"Du hast mich von Anfang an verraten!", warf sie Ayden vor und wieder strömte ihre schwarzgraue Macht gewaltsam gegen ihn. Seine Barrieren wankten, bröckelten. Er konnte nicht daran denken. Er durfte nicht... Ayden hing in der Luft wie eine Puppe, spannte seine Muskeln an, versuchte sich aus dem unmenschlichen Griff zu befreien.
"Du warst nie eine richtige Königin", sagte er ihr, wollte sie wütend machen. Wer wütend war, wurde unvorsichtig. "Du wolltest nie regieren. Du wolltest bloß Menschen, die dich anbeten und bewundern. Ich habe es dir gesagt. Dhemlan steht kurz vor einer Revolte. Du hast diesem Land alles geraubt. Wie lange dachtest du, werden sie das hinnehmen?"
"In jeder Vision zerschlage ich den Widerstand", entgegnete Zorya aufgebracht. Schwarzgraue Fäden schlängelten sich verzweigt durch die Luft, hielten auf Aydens Kopf zu. "Und in jeder Vision... verendest du wie ein Tier! Meinst du, ich wusste nicht, dass du mich hintergehen wirst?" Verletzt sah sie ihn an. Ayden blickte perplex zurück.
"Du wusstest... wieso hast du es dann zugelassen?", fragte er.
"Weil ich wollte, dass du dich trotzdem für mich entscheidest! Mich! Deine Königin!", warf sie ihm vor. Tränen spritzten ihr aus den Augen. "Ich habe dir jede Chance gelassen das richtige zu tun!"
"Du warst nie meine Königin", entgegnete Ayden, versuchte vergeblich gegen ihre Macht anzukämpfen, neigte den Kopf nach hinten, um den heranrückenden Fäden zu entgehen. Wie dünne Schlangen hingen sie vor seinen grünen Augen.
"Ich hätte es sein können", sagte Zorya bitter. Dann stießen die Fäden zu, bohrten sich in seine Augen, tiefer hinein und damit auch in seinen Geist. Der Haushofmeister brüllte vor Schmerzen.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » So 25. Sep 2022, 19:11

Endlich ihren Bruder wieder zu sehen, liess Eoshan spüren, wie angespannt sie gewesen war. Auch wenn sie sich stets bemüht hatte, ihre Ruhe zu bewahren und konzentriert zu bleiben, damit ihnen kein Fehler bei ihrer Rettungsmission unterlief. Doch nun, wo Darken knochendünn aber lebendig auf dieser Trage vor ihr lag, fühlte sie sich so ungemein erleichtert, dass sie keinen Zweifel mehr hegte, dass sie alles bewältigen konnten, was sie nur wollten. Zu aller erst Zorya Einhalt gebieten.
Wie immer hatte Eoshan ihren Bruder zuerst so gesehen, wie er geworden wäre, wenn seine Mutter ihn nicht verstümmelt hätte. Kraftvoll und sanftmütig. Feingliedrig mit fast schon filigran anmutenden, schwarzen Flügeln. Normalerweise verschwand dieses Bild wieder, wenn sie sich konzentrierte. Diesmal blieb sein linker Arm jedoch. Ungläubig strich sie ganz sanft über die linke Schulter behutsam runter zu seinem Oberarm. Er war immer noch da. Es war keine Illusion, sondern Fleisch, Blut und Knochen. Deswegen war ihr Bruder so abgemagert. Die Heilerinnen hatten seine ganze Kraft dazu verwendet, ihm einen neuen Arm wachsen zu lassen und sie hatten es sogar geschafft. Eoshan hätte das nicht für möglich gehalten. Es war Wahnsinn.

"Es tut so gut, dich zu sehen, kleiner Bruder", flüsterte sie ihm erleichtert zu, als Merion kurz einmal Luft schöpfen musste und Darkens Aufmerksamkeit für einen Moment freigab. "Vielen Dank für deine Warnung. Du hast viel Leben gerettet. Merion wird dich jetzt nach Hause bringen, wo du wieder zu Kräften kommen kannst. Ich komme gleich nach." Noch einmal streichelte sie ihm zärtlich über sein verschwitztes Haar.
Es viel ihr schwer, Darken schon wieder ziehen zu lassen und ihn nicht gleich selber nach Hause in Sicherheit zu bringen. Doch nun war es an der Zeit, die Gruppe aufzuteilen. Kosta, der seinen Nicht-Gefährten nicht mehr aus dem Arm lassen zu wollen schien, drängte darauf, dass er weiter müsste. Wohl um das Gegegenmittel zu Timaris zu bringen. Die ehemaligen Gefangenen wollten auch ganz dringend hier heraus und Eoshan schickte einen ihrer Krieger zusammen mit der Heilerin, Merion und Darken mit ihnen mit. Sie sollten gemeinsam mit den anderen durch die Gänge im Felsen wieder hinaus gehen und dann sofort auf die Winde springen, um nach Dea al Mon zu gelangen. Darken brauchte unbedingt einen sicheren, ruhigen Ort, wo er genesen konnte.

Selber wollte Eoshan mit Savah und ihren Leuten hoch zu Zorya, um dafür zu sorgen, dass sie keinen Schaden mehr anrichten konnte. Laree wollte sich ihnen anschliessen, weil sie Ayden Asar finden wollte. Bei den ehemaligen Gefangenen hiess Laree allerdings Venka und sie schienen einen gemeinsamen Freund namens Rashar zu haben. Eoshan lächelte staunend über die verschlungenen Wege der Dunkelheit.
Dann blieb ihnen jedoch keine Zeit mehr, weiter einander zu begrüssen. Erneut wurden sie von dhemlanischen Soldaten angegriffen und noch immer läutete die Alarmglocke enervierend. Mit frischem Mut und Energie warfen sich die Glacier und die Dea al Mon ihren Feinden entgegen. Dass sie Minan und Kosta gefunden und gerettet hatten gab ihnen alle neue Zuversicht, um auch den letzten Teil ihres wagemutigen Plans in die tat umzusetzen. Eoshan streichelte Darken noch ein letztes Mal über die Stirn, bevor sie wieder die Kapuze hochschlug, die ihre Signatur verbard und sich den Kämpfenden anschloss.

Wobei Eoshan selbst sich aus den Kämpfen selbst eher heraus hielt und im Hintergrund blieb. Sie hatte keine jahrelange Ausbildung darin, wie die meisten anderen hier. Ja, sie konnte kämpfen, war schnell und wendig, doch als Königin war es ihre Pflicht, sich keinem unnötigen Risiko auszusetzen. So blieb sie mit der Priesterin eher etwas zurück, während die, die kämpfen konnten hart und rücksichtslos mit den Dhemlanern verfuhren, die sich ihnen entgegen stellten. Ausserdem würde Eoshan ihre Kräfte nacher noch brauchen, wenn sie sich Zorya entgegen stellten. Sie war die einzige Schwarze Witwe in ihrer Gruppe und womöglich würde sie tief ins Verzerrte Reich eindringen müssen. Eoshan wusste nicht, was sie erwarten würde.

Sie alle wussten jedoch, dass sie sich beeilen mussten. Wenn Zorya floh und sich bei Sion in Sicherheit brachte, hatten sie gleich zwei mächtige Gegner, denen sie sich auf einmal stellen mussten. Es wäre besser sie gleich hier zu besiegen und das schattige Dhemlan Sions Einflussbereich zu zu entziehen. So entwickelten sich die Kämpfe mit den Wachen heftig aber kurz. Es war mühsam in den engen, dunklen Gängen zu kämpfen. Besonders für die grossen Glacier, die eigentlich mehr Bewegungsfreiheit bräuchten. So griffen sie alle oft auf ihre Juwelenkraft zurück, um die Gegner zu erledigen. Nicht selten auch so, dass sie eine Decke oder eine Wand zum Einsturz brachten und so die Dhemlaner unter schweren Steinen begruben. Eoshan empfand dies als erschreckend effektiv und brutal. Besonders dann, wenn sie wieder über einen Geröllhaufen kletterten und darunter noch Arme oder Beine hervor lugten.

Sie durften sich davon jedoch nicht ablenken lassen. Sie mussten zu Zorya, die sich erstaunlicherweise ganz in der Nähe aufzuhalten schien. Sie bewegte sich auch nicht von dort weg. Wahrscheinlich rechnete sie nicht damit, dass die Eindringliche Erfolg haben könnten. Eoshan wusste nicht, wieviele Soldaten sich ihnen noch in den Weg stellen würden, doch sie war davon überzeugt, dass sie Zorya besiegen konnten. Genau jetzt. Es war etwas, was sie nicht wirklich erklären konnte. Zumindest niemandem, der nicht auch eine Schwarze Witwe war. Eoshan spürte, wie sie einem der möglichen Wege in die Zukunft folgten, der den Tod der Spinnenkönigin mit sich brachte.

Über eine etwas breitere Treppe gelangten sie nach oben von dem Kerker in das eigentliche Haus. Augenblicklich war Zoryas Signatur besser zu spüren und nun auch die von Ayden Asar. Sie schienen sich über ihnen aufzuhalten. Zügig hielt die Gruppe auf die Signaturen zu, hielt sich nicht mit Dienern auf, die sich verschreckt hinter Schränken oder Türen verschreckten und den Wachen warfen sie sich nur noch entschlossener entgegen. Hier konnte man freier kämpfen, was sowohl den Glaciern, als auch den Dea al Mon nur zum Vorteil gereichte.
Je weiter sie gelangten, desto vertrauter schien Eoshan diese Umgebung. Manchmal hätte sie felsenfest schwören können, hier schon einmal gewesen zu sein. Der Traum, in dem sie mit Minan, Darken und Tänzer nach Hexe gesucht hatte, hatte offensichtlich mehr Wahrheit enthalten, als sie gedacht hatte. Und schliesslich gelangten sie in eine verwüstete Bibliothek. Erstaunlicherweise standen keine Wachen davor. Eher im Gegenteil, sobald sie die ebenerdige Etage verlassen hatten, waren sie eher von den Soldaten verfolgt worden, als dass sie sie weiter vor sie hatten herdrängen müssen. Überraschend war es jedoch vorallem deswegen, weil sich in der Bibliothek Zorya Eacir und Ayden Asar aufhielten. Hatte sie die Wachen weg geschickt? War es eine Falle?
Eoshan verstand diese merkwürdige Königin nicht, die es zuliess, dass die Signatur ihres Zuhause so voller Einsamkeit, Verzweiflung und Angst war. Sie begriff jedoch, was Zorya mit dem Haushofmeister von Hayll machte. Sie hielt ihn nicht nur in der Luft und quälte ihn mit ihrer Juwelenkraft. Auch wenn Zorya viel dunklere Juwelen als Eoshan besass, so war der Dea al Mon als Schwarze Witwe klar, dass Zorya versuchte, den Geist des Prinzen aufzubrechen, zu erkunden und ihm jegliche Geheimnisse entreissen wollte, die er besass.

Eoshan hielt sich an der Priesterin fest, damit diese auf sie aufpasste und sie zur Not aus dem Kämpfen heraus hielt, und liess sich augenblicklich tief ins rot ihres Abgrundes fallen. Glücklicherweise trug Prinz Asar ebenfalls rot. Es würde ihr so leichter fallen, seinen Geist zu finden. Drängend streckte sie ihre fühler nach ihm aus, fand ihn gequält und gefesselt in seinem roten Netz, welches kurz davor war zu zerreissen. Er wehrte sich verbissen dagegen. Doch die unbarmherzige, schwarzgraue Königin schlug wütend nach ihm, schien ihn zerbrechen zu wollen.
Geschickt glitt Eoshan zu ihm. Sie mochte mit Schwert und Bogen nicht so gut umgehen können wie andere aus ihrem Volk, doch dafür war sie eine hervorragend ausgebildete Schwarze Witwe, meisterte ihre Gabe wie kaum eine andere. In ihrem Schwarzen Witwen Kleid erschien sie neben dem gequälten Geist des Prinzen. Den Umhang trug sie hier nicht. Frei schwebte ihr langes, silbernes Haar um sie. Sanft aber schnell fasste sie ihn an der Hand und zog ihn mit sich ins Verzerrte Reich.
"Hier können wir uns eine Weile vor Zorya verstecken", erklärte sie dem Prinzen ruhig, zog ihn aber stetig mit sich weiter. Sie konnten sich nicht tiefer bewegen, als die andere Schwarze Witwe. Doch im Grauen Reich herrschten andere Regeln. Sie würden eine ganze Weile vor Zorya fliehen und sich vor ihr verbergen können, bevor sie wieder auf ihre Juwelenkraft zurückgreifen mussten. Das reichte hoffentlich, bis die anderen die Königin ausser Gefecht gesetzt hatten. "Du musst dich nur immer schön an mir fest halten, Ayden Asar. Ansonsten gehst du mir hier verloren und dein Geist zerbricht gänzlich."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Savah » So 25. Sep 2022, 19:13

Savah wischte ihr Schwert an der Kleidung eines gefallenen Wärters ab ehe sie den anderen folgte, um weiter nach oben zu gehen. So schön es gewesen war das herzliche Wiedersehen zwischen den Verliebten zu sehen und zwischen Eoshan und ihrem Bruder, deswegen war die Glacierin nicht hier. Sie wollte Zorya bekämpfen. Wenn sie diesen Sieg für ihr Volk erringen konnte, würden die Dhemlaner gewiss an Moral verlieren und im Gegenzug würden ihre Krieger leichteres Spiel haben. Es würden nicht so viele von ihnen sterben. Das war Savahs Motivation, die sie schneller ausschreiten ließ.
Gemeinsam mit einigen der Dea al Mon kämpften sie sich nach oben. Sie waren zwar wenige, doch sie hatten sehr dunkle Juwelen und das machte einiges wett. Savah hätte einen ehrlichen, gleichwertigen Kampf zwischen Zorya und sich bevorzugt, aber sie wollte auch wieder zurück nach Glacia. Zu ihrem Sohn. Als sie den Kerker verlassen hatten, konnten sie nun auch die Spinnenkönigin spüren. Sie und ihre dunkle Kraft. Savah setzte ihre Kunst nicht oft ein, jedenfalls nicht bewusst, aber sie tat es, wenn es darum ging ihre Leute zu beschützen. Instinktiv hatte sie so stets zur richtigen Stelle ein schwarzgraues Schild oben an dem die Angriffe der Soldaten abprallten. Savah atmete tief durch, schleuderte die Kraft zurück durch den Gang. Die Männer wurden mit ihr nach hinten geschleudert. Geräuschvoll krachten Mauern von der Durchschlagskraft ein, Säulen stürzten in sich zusammen.
Den Platz benötigten sie auch. Savah konnte kaum mit ihrem Anderthalbhänder in den engen Gängen ausholen. Erst als sie aus dem Kerker gekommen waren, wurden die Gänge wieder breiter und auch höher. Wenn sie Dienern begegneten, flohen die meisten entsetzt und riefen nach Erbarmen oder Hilfe. Savah ließ sie wegrennen, doch die Wächter, die sich ihnen gegenüberstellten, wurden erbittert bekämpft. Savah dachte nur an ihr Volk, und an Marten, Magnus, Rasmus und Hagen an ihrer Seite. Die Männer wollten sie sowieso beschützen und verteidigen, aber die Königin war eine gute Kämpferin und benötigte nicht viel Schutz. Trotzdem ließ sie die Männer meist vor und sparte sich ihre eigenen Juwelenreservern auf. Sie wusste, dass sie diese noch benötigen würde. Zorya war vielleicht keine starke Königin, aber sie war mächtig. Savah konnte ihre Macht bereits spüren. Es machte sie nervös. Nicht darüber zu sterben. Für ihr Volk, gerne. Es machte sie eher nervös, weil sie an das Königinnentreffen in Nharkhava denken musste. Auch dort hatte sie eine Königin getötet. Sie wollte nicht in die Geschichte eingehen als Königintöterin.

Dennoch folgte die Gruppe zielstrebig der Signatur der Königin. Sie war nicht alleine. Irgendjemand schien bei ihr zu sein. Auf dem Weg dorthin begegneten sie einer größeren Gruppe von Wächtern, die besonders verbissen kämpfte. Nicht alle kamen unverletzt aus diesem Kampf. Marten humpelte bedenklich, die Miene schmerzerfüllt verzogen, doch er beklagte sich nicht. Magnus blutete aus einer Platzwunde am Kopf. Der Kriegerprinz wischte sich immer wieder das Blut aus dem Gesicht.
Dann stießen sie eine Türe auf und fanden Zorya in einer halb zerstörten Bibliothek wieder. Savah hatte erwartet, dass sie zusammen mit einem Leibwächter oder Begleiter dort wäre, doch stattdessen war die Schwarze Witwe vollends darauf konzentriert einen Prinzen in die Luft zu erheben und ihn scheinbar zu quälen wie es schien. Savah hatte so etwas noch nie gesehen. Schwarze Witwen waren selten an ihrem Hof und allgemein in Glacia. Der blonde Prinz hing wehrlos in der Luft, den Kopf nach unten hängend. Er schien bewusstlos. Seltsame schwarze Fäden gingen von Zorya aus und hatten sich in die Augen des blonden Prinzen gebohrt. Sie wirkte zunächst ganz konzentriert auf ihre Beute. In dem Moment kam sie Savah tatsächlich wie eine Spinne vor.
Als die Gruppe aber in den Raum traten, fuhr sie herum. Sie beäugte Eoshan mit scharfem Blick.
"Wie kannst du es wagen, du dummes Ding?", fuhr sie die Dea al Mon an. "Er ist mein Haushofmeister. Er hat mir Rechenschaft abzulegen. Er hat mich verraten!"
Savah hob langsam ihren mit glacianischen Runen verzierten Anderthalbhänder. "Deine Herrschaft ist vorbei, Zorya", sagte sie. "Hör auf mit.. was auch immer du da tust und ergib dich."
Die dunkelhäutige Königin sah sie unwirsch an. "Das ist mein Reich. Es war ein Fehler von euch hierher zukommen."
"Bisher scheinen wir uns ganz gut geschlagen zu haben", lachte Rasmus und hielt seinen mächtigen Streithammer mit beiden Händen. "Hör auf Savah."
Zorya lächelte. Savah machte einen halben Schritt nach vorne. Sie hatte ein schlechtes Gefühl. Schon seit sie diesen Raum betreten hatten. Das ging zu leicht... nichts was es wert war darum zu kämpfen, kam einem leicht zu...
"Es war ein Fehler von euch hierher zu kommen", wiederholte die Königin. "Ich habe Dutzende von Schwarzen Witwen zu meiner Verfügung. Hunderte Augen, die für mich sehen, hunderte flinke Finger, die für mich Netze spinnen. Und ihr denkt, ihr habt mich überrascht? Ich wusste vielleicht nicht wer kommt, aber ich wusste, dass jemand kommt."
Sie machte eine fließende Handbewegung. Der Raum schien sich zu verdunkeln. Es dauerte einen Moment bis Savah begriff was es war. Sie sah nach oben und entdeckte mehrere Schwarze Witwen, gewiss ein Dutzend, die oben auf der Galerie standen, die die Bibliothek umgab und wo sich weitere Bücherregale befanden. In ihren dunklen Gewändern hatten sie das Licht von den Fenstern verdeckt. Sie streckten ihre Hände aus und mit einem Mal flossen aberzählige der schwarzen Spinnenfäden nach unten.
Die Türe fiel hinter ihnen krachend ins Schloss, versperrt mit schwarzgrauer Kunst.
Savah hieb nach den Netzen, die auf sie niederfielen. Neben ihr brach plötzlich Magnus zusammen. Erschrocken griff die Glacierin nach ihm. "Magnus!" Sie rüttelte an ihm, aber er blieb bewusstlos. Sie spürte, dass er atmete, nur wachte er nicht auf, seine Augen starrten offen ins Leere. Verdammt. Was hatten die Schwarzen Witwen mit ihm gemacht? So konnten sie nicht kämpfen.
"Nach oben!", rief sie Marten und Rasmus zu. Die Schwarzen Witwen mussten weg. Savah rief einen Schild über ihnen herbei, um die Netze abzublocken, doch sofort spürte sie wie Zorya sie bekämpfte und den Schild zu zerstören versuchte. Die Königin eilte zu Zorya, hieb mit dem Schwert nach ihr. Spinnenfäden schlangen sich um die Klinge, hielten die Waffe fest. Wütend zerrte Savah daran. So kämpfte man doch nicht! Hagen kam ihr zur Hilfe, durchtrennte die schwarzgrauen Fäden mit seiner eigenen mit Kunst verstärkten Waffe. Gemeinsam setzten sie nun der Königin zu, aber es war schwierig an sie heranzukommen ohne Opfer eines der Netze zu werden. Was immer mit Magnus passiert war, es hatte auch einen der Dea al Mon getroffen. Sie konnten keine weiteren Kämpfer verlieren. Oben auf der Galerie tobte bereits ein Kampf. Kreischend fiel eine der Schwarzen Witwen blutig über die Brüstung und krachte nach unten.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Hagen » So 25. Sep 2022, 19:16

Es war ein merkwürdiger Kampf. Hagen hatte schon oft gekämpft. Nicht selten aus einer Dummheit heraus, wie zum Beispiel bei einer Kneipenschlägerei. Die waren ganz lustig. Oder wenn er bei einem Diebstahl erwischt worden war und sich hatte freikämpfen müssen. Hagen hatte allerdings auch schon auf Befehl einer Königin gekämpft, oder um sie zu beschützen. Auch wenn er noch nie so intensiv für eine Königin empfunden hatte, wie er es für Savah tat. Er liebte sie nicht, respektive, war nicht verliebt in sie, auch wenn sie eine überaus attraktive Frau war. Das was er für sie empfand ging tiefer. Sein Blut sang zu ihrem. Das hatte er von dem Moment an überdeutlich gespürt, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Jetzt war er noch dabei heraus zu finden, was das für ihn bedeutete. Was ihn selbstverständlich nicht davon abhielt, für Savah zu kämpfen und sie beschützen zu wollen.
Der Kampf hier, in diesem traurigen, von der Dunkelheit verlassenen Schloss, war jedoch etwas ganz merkwürdiges. Alle die ihnen entgegen traten, schienen nur mit halbem Herzen dabei zu sein. Die meisten wirkten so, als wollten sie gar nicht wirklich hier sein. Einige von ihnen flohen sogar tatsächlich. Diejenigen die sie dafür am heftigsten attackierten, wirkten so, als wären sie auch die Dümmsten der Soldaten. Ihre Attacken waren voller Gewalt und ohne Raffinesse. Es war nicht sehr schwer, sie zu bekämpfen. Es brauchte nur Geduld.

Leider hatten sie nicht viel Zeit. Sie mussten möglichst schnell zur Spinnenkönigin gelangen, damit sie sie ausschalten konnten, bevor sie zu Sion floh. Das gefiel Hagen gar nicht. Nicht, dass sie gegen die Königin kämpften, sondern, dass sie sich keine Zeit nehmen konnten, ihre Umgebung zu sondieren. Dem grossen Krieger schmeckte das gar nicht. Kein Einbruch hatte so je gut funktioniert. Man musste langsam und ruhig vorgehen und nicht wie eine Herde Ochsen vorpreschen. Das war zu gefährlich.
Sein schlechtes Gefühl verstärkte sich zusehends je weiter sie nach oben gelangten und als sie dann in diese Bibliothek traten, wo die Spinnenkönigin ganz alleine ohne Leibwachen einen Prinzen mit Hilfe ihrer Kunst quälte, stellten sich ihm die Nackenhaare auf. Wäre Sava nicht eingetreten, wäre er niemals in diesen Raum gegangen, der förmlich nach einer Falle stank. Im Lauf seiner Einbrecherkarriere hatte er dafür ein gutes Gefühl entwickelt.

Seltsamerweise schimpfte die Spinnenkönigin jedoch mit Eoshan Sitara, der zierlichen Königin von Dea al Mon. In Hagens Augen war sie eigentlich noch ein Kind und er konnte nicht verstehen, wie man so einem Mädchen die Verantwortung über ein ganzes Territorium übertragen konnte. Auf der Reise hier her, hatte sie jedoch bewiesen, wie zäh und ausgeglichen sie war. Und nicht selten hatte er sich als der kleine, unerfahrene Junge gefühlt, wenn er mit ihr gesprochen hatte. Sie waren schon sehr anders diese Dea al Mon. Hagen fühlte sich bei Savahs Stamm viel heimischer. Zum ersten Mal überhaupt eigentlich. Auch wenn der Stamm ihn noch etwas belächelte, weil er gern weiche, warme Betten hatte und es ihm nichts ausmachte, sich in einer Burg aufzuhalten und deren Luxus zu geniessen.
Wütend erklärte die Spinnenkönigin, dass der Prinz ihr Haushofmeister sei. Er hätte ihr Rechenschaft abzulegen, da er sie verraten hätte. Von der Dea al Mon kam nur ein mentales, freundliches Lachen zur Antwort. So wie man lachte, wenn ein Kleinkind einem erzählte, dass es eine rosa Katze gesehen hätte oder sonst etwas lustiges, unglaubwürdiges daher plapperte.

Während Eoshan sich eher am Rand des Saals aufhielt, gingen die Glacier direkt auf die Spinnenkönigin zu und rieten ihr, sich zu ergeben. Da endlich liess diese ihre Falle zuschnappen. Es wurde dunkel in der Bibliothek. Die Tür schlug hinter ihnen zu und Hagen musste nicht an der Türklinke rütteln, um zu wissen, dass sie hier eingesperrt waren. Über ihnen, auf der Galerie der Bibliothek tauchten mehrere Schwarze Witwen auf und schickten ihre Netze auf die gefangenen Fliegen hinunter. Magnus brach draufhin plötzlich zusammen und blieb regungslos auf dem Boden liegen, die Augen weit offen. Er schien noch am Leben zu sein, jedoch zur Bewegungslosigkeit verdammt.
Hagen fluchte deftig und hüllte sich sofort in einen Schild ein. Schwarze Witwen waren eine unheimliche Kaste. Voller fauler Tricks und Gemeinheiten. Sie wussten Dinge, die sie nicht wissen sollten und nutzten diese gnadenlos aus. Hagen hatte sie noch nie gemocht und ging ihnen lieber aus dem Weg, als gegen sie zu kämpfen. Nur die letzten Tage mit Eoshan hatten ihn dieses Vorurteil etwas vergessen lassen. Jetzt kam diese Abneigung jedoch mit voller Wucht zurück und er überlegte sich doch leicht panisch, wie sie hier wieder rauskommen sollten. Heftig schlug er nach den Fäden, die seine eigene Königin einwickeln wollten. Sie waren zähes Zeug und er hatte nur Erfolg dabei, weil er sein grosses Schwert mit seiner Macht verstärkte.
Die Dea al Mon, die mit ihnen hier hoch gekommen waren, und die kesse Schwester des Kapitäns schossen mit Pfeilen, respektive Armbrustbolzen nach den Schwarzen Witwen. Einer der Dea al Mon wurde jedoch auch von so einem furchtbaren Erstarrungsnetz getroffen und konnte nichts anderes tun, als am Boden liegen zu bleiben. Die Kämpfer ohne Fernwaffen hasteten die Treppen zur Galerie hoch, um direkt gegen die Schwarzen Witwen zu kämpfen, die sie daran hindern wollten, zu der Spinnenkönigin zu gelangen, die wahrlich wie eine fette, schwarze Spinne in der Mitte ihres Netzes sass. Hagen wollte mit Savah jedoch direkt zu ihr gelangen. Nur wenn sie tot war, würde es vorbei sein.

*Lasst euch nicht von den Netzen einschüchtern*, sandte ihnen Eoshan da auf einmal selbstsicher, unerschrocken und ermutigend. Hagen fragte sich, woher sie diese Kraft nahm, genoss jedoch die Zuversicht, die dem Speerfaden an sie alle anhaftete. *Man muss keine Schwarze Witwe sein, um ein Netz zu zerstören. Eure Juwelenkraft alleine reicht dafür.* Ja, genau, Hagen hatte ja gesehen, wie sein mit der Kunst verstärktes Schwert, die schwarzen Fäden durchtrennt hatten.
*Ich weiss, was sie euch antut, Schwestern*, sandte die Dea al Mon nun den gegnerischen Schwarzen Witwen, liess aber alle Anwesenden mithören. *Ich weiss, wie Zorya Eacir euch foltert und unrechtmässig eure Fähigkeiten beansprucht.* Plötzlich war das Bild von vielen Schwarzen Witwen zu sehen, die in einem Saal auf Betten lagen und denen Visionen um Visionen entzogen wurden. Auch wenn Hagen nicht dort gewesen war, er war sich absolut sicher, dass sich dieser Raum hier in diesem Schloss befand. Schon allein wegen der Architektur. Aber abgesehen davon, war das der Ort, woher diese furchtbare Ausstrahlung des Schlosses stammte. Dessen war er sich absolut sicher.
*Und wenn ihr ihr nicht gehorcht und von ihr foltern lasst, dann droht sie euch mit einem furchtbaren Tod*, fuhr Eoshan eindringlich fort und sandte ihre eigene Erinnerung, wo sie aufgehängte Schwarze Witwen auf dem Weg hier her gesehen hatten. *Ich kann verstehen, dass ihr Zorya Eacir unter diesen Umständen gehorcht und euch von ihr ausnutzen lässt.* Mitgefühl war zu spüren. Mitgefühl aber auch die Hoffnung, dass es sich ändern könnte. *Doch nun hat sich die Situation geändert. Zorya Eacir hat verloren, auch wenn sie es noch nicht weiss. Das Tor ist geschlossen. Das schattige Dhemlan ist von Sions Einflussbereich abgeschnitten.* Tatsächlich? Eine zweite Geheimmission? Nun ja, warum auch nicht? Sie hatten es mit ihrer kleinen Gruppe ja auch bis hier her geschafft.
*Es wird keine weitere Verstärkung für sie eintreffen*, stellte Eoshan den anderen Schwarzen Witwen klar. *Dies ist eure Gelegenheit, euch von ihr zu befreien und euer Leben zurück zu fordern. Ihr müsst ihr nicht weiter folgen. Sie hat keine Macht mehr über euch. Lasst sie fallen. Zorya Eacir hat verloren. Allerspätestens dann, wenn Sion erfährt, dass sie den Schlüssel zur Vernichtung seiner mächtigsten Feinde hat entkommen lassen. Ihm noch nicht einmal mitgeteilt hat, dass sie ihn hatte. Lasst seinen Zorn nicht auch euch treffen, sondern sagt euch lieber gleich los von ihr, so wie es die Hälfte der Wachen ohnehin bereits getan hat.*
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Ayden » So 25. Sep 2022, 19:17

Er konnte fühlen wie sie in seinen Geist drang. Ayden spürte wie seine inneren Barrieren eine nach der anderen unerbittlich niedergerissen wurden egal wie heftig er sich dagegen sperrte.
*Zorya, hör auf. Wenn dir unsere Freundschaft noch etwas bedeutet*, sandte er gequält, fühlte einen immensen Druck in seinem Geist. Er würde das nicht lange durchhalten. Hilflos hing Ayden in der Luft, zerrte an unsichtbaren Fesseln, die ihn stärker und stärker einschnürten.
*Freundschaft? Jetzt redest du von Freundschaft? Ich war immer nur eine Freundin solange du etwas wolltest*, sandte Zorya zurück. Ihre Stimme dröhnte in seinem Geist und mit ihr ihr eigener Schmerz, den sie gnadenlos an ihn weitergeb. Ayden bäumte sich auf, schrie erneut, als die Fäden in seine Augen wanderten. Für einen Moment war sein kompletter Körper, jede einzelne Faser angespannt in einem letzten Widerstand. Dann sackte er zusammen. Er konnte nichts mehr sehen. Die Bibliothek verblasste, Zoryas hasserfülltes, bitteres Gesicht. Alles schwand und machte einem undurchdringlichen grauen Nebel Platz. Ayden schnappte hilflos nach Luft.
*Du hast mich fallen lassen, als du deine tolle Königin gefunden hattest*, hörte er Zoryas Stimme. Sie tauchte vor ihm auf, dunkel und bedrohlich. *Und jetzt bist du auch hier wegen ihr. Ist es nicht so? Du suchst das Gegengift?* Sie blickte ihn forschend an, während Ayden zu Boden sackte und nach Luft rang. Er spürte keinen Widerstand in diesem Boden, hatte das Gefühl weiter zu fallen.
Zorya schnaubte abschätzig. *Ich vergaß... ihr Männer seid hilflos hier.. du besonders. Du warst nie sonderlich vertraut mit dir selbst. Du konntest dich selbst nie gut leiden.*
Der Prinz hob den Kopf. Ihr Bild schien vor seinen Augen zu verschwimmen. Weiter konnte er sie in seinem Geist spüren. Während er hier war - wo immer das war - glitten mehrere seiner Erinnerungen an ihm vorbei. Er durchlebte sie teilweise noch einmal, was den Prinzen zusätzlich verwirrte. Er wusste nicht mehr wo er war. Wann er war. Was passierte mit ihm? Orientierungslos schüttelte er den Kopf, versuchte aufzustehen. Zorya strich ihm über den Kopf.
Ayden blickte sie an. Sie lagen in ihrem Bett in ihrem Haus in Klein Terreille. Das war schon passiert... nicht?
*Du warst glücklich hier...* Sie streichelte ihm weiter über die Wange. *Ich habe dir geholfen, dich geformt... und eine andere Frau erntet nun die Früchte meiner Arbeit? Du verstößt mich einfach?*
*Ich habe nicht...*, setzte Ayden überrumpelt an. Die Szenerie änderte sich erneut. Er sah sich selbst und wie er mit Kosta in der dunklen Schiffskajüte war. Er kniete über dem Krieger, fickte dessen einladenden Mund.
*Ihr beide habt das geplant, nicht wahr? Ihr seid hierher gekommen, um mich zu bestehlen... du kannst es mir sagen...*, säuselte Zorya. Ihre langen spinnengleichen Finger drangen in seinen Geist. *Du musst es mir nur sagen. Was habt ihr geplant?*
*Ich..* Ayden versuchte nicht daran zu denken.
*Sag es mir*, drängte Zoryas Stimme. *Sag es!* Ihre Kraft schmetterte gegen ihn. Ayden stöhnte auf, sackte wieder. Erneut. Er wusste nicht wieviel er davon aushalten konnte.

Dann verschwand er abrupt, tauchte woanders auf, nur dieses Mal war nicht Zorya bei ihm, sondern eine andere Frau. Kleiner, mit langem silbernen Haar, heller Haut und spitzen Ohren. Sie kam ihm bekannt vor, doch er wusste gerade nicht von woher. Die Frau streckte die Hand nach ihm aus, zog ihn mit sich. Ayden hatte das Gefühl, als würde er sich nicht bewegen und gleichzeitig mit atemberaubender Geschwindigkeit durch kalten Nebel gleiten.
*Ich sollte nicht hier sein*, erkannte er. Die Frau.. oh, es musste eine Dea al Mon sein, eine Schwarze Witwe. Ayden fiel es schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Er fühlte sich wie unter einer großen Last. Die Dea al Mon sagte, sie könnten sich hier vor Zorya verstecken. Ayden wollte dafür am liebsten von hier weg. Er musste weg. Er...
*Ich muss nach Hayll zurück*, sandte er ihr. Auch wenn er nicht wusste wer sie war, sie schien genau zu wissen wer sie war. Sie wollte, dass er sich an ihr festhielt. Ayden blickte sie an. Sie war schön, obgleich auch sehr jung. Ihr Haar war wie ein glänzender Wasserfall und ihre Augen tiefe, silberne Seen.
*Ich halt mich sehr gerne an dir fest*, entgegnete er samten, versuchte sich wieder zu fassen. Vielleicht befand er sich in einem Traum. Er wusste es nicht mehr. *Aber ich muss bald wieder aufwachen. Ich... kann kaum atmen*, gab er zu. Etwas stimmte nicht.
Die Dea al Mon sah ihn kurz irritiert an ehe sie antwortete:
"Das ist das Verzerrte Reich. Es ist nicht für Unzerbrochene gedacht oder Blutmenschen, die keine Schwarze Witwen sind. Deswegen musst du bei mir bleiben, damit du nicht zerbrichst. Aufwachen kannst du, sobald sie nicht mehr nach deinem Geist tastet und dich zerfetzen will. Noch ist sie nicht abgelenkt genug, als dass sie dich schon freigegeben hätte."
Nun war es an Ayden zu stutzen. Das Verzerrte Reich? Er sollte nicht hier sein. Das wusste er auch. Es dauerte einen Moment bis er die Tragweite ihrer Worte begriff.
*Abgelenkt... das heißt... du bist hier? Wirklich hier? Du kannst sie sehen?*, fragte er. Sie konnte keine von Zoryas Schwarzen Witwen sein. Die hätten ihm niemals geholfen. Sie waren schon zu sehr verloren an dieser Gehirnwäsche, befürchtete Ayden. Der Prinz musterte sie eindringlich. *Woher kenne ich dich? Ich würde kein Frau vergessen so schön wie du es bist.* Waren die Dea al Mon gekommen, um gegen Dhemlan zu kämpfen und Zorya zu stürzen? Der Gedanke war zu absurd.
*Timaris? Hat sie dich geschickt?* Das war das einzige was für Ayden Sinn machte. Timaris würde schnell herausgefunden haben wieso Ayden nicht aus Raej zurückgekehrt war. Sie würde wissen, dass er sich nicht wirklich Zorya angeschlossen hatte. Hatte sie ihm Hilfe geschickt?
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » So 25. Sep 2022, 19:23

Ein gutmütiges, mitleidiges Lachen entfloh ihrem Geist, als Königin Eacir sich darüber aufregte, dass sie es wagte, ihr ihren Haushofmeister zu entführen. Schliesslich hätte er ihr Rechenschaft abzulegen, denn er hätte sie verraten. Das war wohl nicht sonderlich diplomatisch, dass sie auf diese Aussage hin lachte. Es war nur so offensichtlich, dass Ayden Asar nicht Zorya Eacirs Haushofmeister war. Vielleicht hatten sie es so vereinbart, doch die Dunkelheit hatte für den Prinzen anderes vorgesehen. Sein Blut sang nicht zu dem der Spinnenkönigin. Die zwei würden niemals eine erfüllende Partnerschaft führen können und dass ausgerechnet die Frau, die sowohl Königin, als auch Schwarze Witwe war, das nicht erkannte, fand Eoshan ziemlich absurd.

*Ich weiss*, sandte sie dem Prinzen verständisvoll zurück, der noch reichlich orientierungslos wirkte von der abrupten Flucht. Ganz von alleine stellte er fest, dass er hier nicht sein sollte und dass er zurück nach Hayll müsse. Das war gut. Das bedeutete, dass sein Geist noch keinen grossen Schaden genommen hatte. Er war ein sehr starker Mann.
*Wir werden dafür sorgen, dass du so schnell wie möglich wieder zurück zu deiner Königin gehen kannst*, versprach sie ihm. Eoshan wusste schliesslich um Timaris Vergiftung und Kosta hatte angedeutet, dass sie hier das Gegenmittel gefunden hätten. Dies musste natürlich sofort zu der Königin von Hayll, damit sie sich Sion mit voller Kraft entgegen stellen konnte.

Um Ayden Asars Geist nicht zu verlieren, riet sie ihm, sich an ihm fest zu halten. Er sollte ihr schliesslich nicht zerbrechen. Mit einem ganz merkwürdigen Tonfall beteuerte er ihr, dass er sich sehr gerne an ihr festhalten täte. Eoshan musterte ihn irritiert, da sie nicht verstand, was diese Tonlage zu bedeuten hatte. Also eigentlich tat sie es schon, nur konnte sie nicht glauben, dass es jetzt hier in dieser Situation das zu bedeuten hatte, von dem sie dachte, dass es bedeutete. Andererseits, bisher war jede Vision, die sie von dem hayllischen Haushofmeister gehabt hatte, in diese Richtung gegangen. Vielleicht konnte der Man auch gar nicht anders. So wie Tänzer. Vielleicht sollte sie ihm nachher einmal anbieten, seinen Geist nach Zwangsnetzen zu untersuchen.
*Das ist das Verzerrte Reich*, antwortete sie ihm jetzt jedoch rasch, um sich von den Visionen abzulenken, die sie über den Prinzen gehabt hatte. Sie wollte vor ihm jetzt bestimmt nicht rot werden und erklärte ihm so, warum er sich hier so unwohl fühlte. *Es ist nicht für Unzerbrochene gedacht oder für Blutmenschen, die keine Schwarze Witwen sind. Deswegen musst du bei mir bleiben, damit du nicht zerbrichst. Aufwachen kannst du, sobald sie nicht mehr nach deinem Geist tastet und dich zerfetzen will. Noch ist sie nicht abgelenkt genug, als dass sie dich schon freigegeben hätte.*

Ihre Erklärungen schienen ihn jedoch nur weiter zu verwirren. Eoshan überraschte das nicht. Das ging den meisten so, die keine Schwarzen Witwen waren. Es war schwierig diese Welt des Geistes zu verstehen, geschweige denn zu erklären. Selbst für Schwarze Witwen bestand stehts Gefahr, sich im Grauen Reich zu verlieren.
Doch wie sie vorhin schon festgestellt hatte, war Prinz Asars Geist sehr stark. Er begriff allmählich, was um ihn herum geschah, wollte aufgeregt wissen, ob sie wirklich hier sei. Er meinte wohl physisch. Ob sie Zorya Eacir sehen könne. Eoshan lachte leise, erfreut, dass sie nicht zu spät gekommen war, seinen Geist zu retten. *Ja, ich bin auch in dem Reich in deiner Nähe, wo sich unsere Körper befinden*, gab sie zu. *Und ja, ich kann Zorya Eacir sehen. Sie ist ziemlich wütend. Leider hat sie noch immer nicht verstanden. Ich glaube nicht, dass sie noch zu retten ist. Aber komm, wir müssen weiter. Bevor sie uns hier findet. Es fällt ihr leichter, wenn wir an sie denken.*
Ayden Asar weiterhin an seinem Arm haltend, zog sie ihn weiter durch das Verzerrte Reich. Weil sie sich so schnell vorwärts bewegten, blieb es um sie herum vorwiegend grau. Nur schemenhaft waren hohe Felsen und tiefe Schluchten um sie herum zu sehen, die nicht selten ihre Form veränderten und zwischendurch wie dicke, uralte Bäume wirkten, die eine urtümliche Macht ausstrahlten. Die ihnen Sicherheit versprachen, wenn man sich an ihre Gesetze hielt.

Verwundert wollte der Prinz wissen, woher er sie kenne. Dabei musterte er sie eindringlich, bevor er meinte, dass er keine Frau vergessen täte, die so schön war, wie sie es sei. Nun war es an Eoshan, den Prinzen eindringlich zu mustern. *Wir sollten uns später wirklich über Zwangsnetze unterhalten*, rutschte es ihr besorgt heraus. Natürlich freute sie sein Kompliment. Besonders da er einem anderen Volk entstammte, welches wohl entsprechend auch andere Schönheitsideale hatte. Gleichzeitig nahm sie das Kompliment nicht so ganz ernst. Der Haushofmeister schien einfach nicht anders zu können.
*Du kennst mich nicht Prinz Asar*, erklärte sie dem Mann, damit er sich nicht weiter wundern musste. *Wir sind uns noch nie begegnet. Aber wir haben verschiedene, gemeinsame Bekannte und sind Verbündete.* Oh, das hätte sie wohl besser nicht senden sollen. Von Minan sollte sie ihm nichts erzählen und von Tania wollte sie ihm nichts erzählen. Gütige Dunkelheit, bloss nicht daran denken. Nicht rot werden. Rasch, sie mussten weiter.
*Nicht mich*, verneinte sie, dass Timaris Tolarim sie geschickt hätte. Als ob sich eine Dea al Mon von einer Hayllierin schicken lassen täte. Es gab wohl noch einiges mit dem Prinzen zu klären. Andererseits war es Eoshan gerade noch lieber, wenn er so wenig wie möglich wusste. Zumindest so lange, bis sie ausser Gefahr waren, dass ihre Geister gelesen wurde. *Jemand anderes ist deinetwegen hier*, beruhigte sie den Prinzen. *Sie ist allerdings keine Schwarze Witwe und kann nur deinen Körper schützen, nicht deinen Geist. So oder so war es jedoch ziemlich klar, dass jetzt der Moment ist, in dem wir angreifen sollen. Lady Tolarim unterstützt uns dadurch, dass sie Sions volle Aufmerksamkeit auf sich lenkt, damit er das schattige Dhemlan für einen Moment lang vergisst und wir es befreien können.* Danach war Terreille an der Reihe.

Weiter kam Eoshan jedoch nicht mit erklären, denn sie spürte auf einmal die Anwesenheit vieler Schwarzer Witwen, die ihre Netze verstreuten. Die Dea al Mon blieb derart abrupt stehen, dass der Prinz gegen sie prallte. Aber das machte nichts. Je näher er bei ihr war, desto sicherer war er. Eisern hielt sie ihn ganz dicht bei sich fest.
*Sie hat ihre Schwarzen Witwen zu Hilfe gerufen*, erklärte Eoshan wispernd. "Einen ganzen Stundenglaszirkel. Sie sind mächtig. Oh, aber ihre Netze sind nicht so stark, wie sie sein könnten.* Eoshan spürte, wie sie auch in dem Grauen Reich verteilt wurden und nicht nur in der Bibliothek. Manche der Schwarzen Witwen trugen hellere Juwelen als sie. Deswegen erkannte sie auch, dass die Frauen nicht ihr volles Potential ausschöpften. *Diese armen, gequälten Seelen*, erkannte sie voller Mitgefühl, was den Frauen angetan worden war. Sie hatte es ja schon in Hexes Traum gesehen, doch es jetzt noch einmal ganz direkt und traumlos zu spüren, machte es ungleich intensiver.

*Lasst euch nicht von den Netzen einschüchtern*, sandte Eoshan ihren Gefährten ermutigend, da sie wusste, was ihre Kaste für einen einschüchternden Ruf hatte. *Man muss keine Schwarze Witwe sein, um ein Netz zu zerstören. Eure Juwelenkraft alleine reicht dafür.* Sie hoffte, dass ihre Worte gerade den Glaciern half, die ohnehin sehr wenig Kunst einsetzten.
*Ich weiss, was sie euch antut, Schwestern*, wandte sie sich anschliessend an die gegnerischen Schwarzen Witwen, liess aber alle Anwesenden mithören. *Ich weiss, wie Zorya Eacir euch foltert und unrechtmässig eure Fähigkeiten beansprucht.* Allen zeigte sie das grausige Bild von vielen Schwarzen Witwen zu sehen, die in einem Saal auf Betten lagen und denen Visionen um Visionen entzogen wurden. *Und wenn ihr ihr nicht gehorcht und euch von ihr foltern lasst, dann droht sie euch mit einem furchtbaren Tod*, fuhr Eoshan eindringlich fort und sandte ihre eigene Erinnerung, wo sie aufgehängte Schwarze Witwen auf dem Weg hier her gesehen hatten. *Ich kann verstehen, dass ihr Zorya Eacir unter diesen Umständen gehorcht und euch von ihr ausnutzen lässt.* Mitgefühl war zu spüren. Mitgefühl aber auch die Hoffnung, dass es sich ändern könnte. *Doch nun hat sich die Situation geändert. Zorya Eacir hat verloren, auch wenn sie es noch nicht weiss. Das Tor ist geschlossen. Das schattige Dhemlan ist von Sions Einflussbereich abgeschnitten.* Das war etwas übertrieben, doch Eoshan war sich sicher, dass sie dies bald würden bewerkstelligen können. Gerade war es nur wichtig, dass die Schwarzen Witwen auf sie hörten und sich umstimmen liessen. Oder wenigstens, dass ihre Mitstreiter nicht die Hoffnung verloren, bei dieser überzahl an Schwarzen Witwen.
*Es wird keine weitere Verstärkung für sie eintreffen*, stellte Eoshan den anderen Schwarzen Witwen unumstösslich klar. *Dies ist eure Gelegenheit, euch von ihr zu befreien und euer Leben zurück zu fordern. Ihr müsst ihr nicht weiter folgen. Sie hat keine Macht mehr über euch. Lasst sie fallen. Zorya Eacir hat verloren. Allerspätestens dann, wenn Sion erfährt, dass sie den Schlüssel zur Vernichtung seiner mächtigsten Feinde hat entkommen lassen. Ihm noch nicht einmal mitgeteilt hat, dass sie ihn hatte. Lasst seinen Zorn nicht auch euch treffen, sondern sagt euch lieber gleich los von ihr, so wie es die Hälfte der Wachen ohnehin bereits getan hat.* Eoshan war sich sicher, dass Sion so einen Fehler niemals verzieh.

*Komm, wir gehen denjenigen helfen, die von den Netzen gefangen wurden*, forderte sie ihren Begleiter auf, ohne auf die Antwort der anderen Schwarzen Witwen oder Zorya Eacir zu warten. Sie hatte sie gewarnt. Alles andere lag in deren Entscheidung. *Dann können wir mithelfen, anstatt uns hier nur zu verstecken.* Wirklich eine Wahl sich dagegen zu entscheiden liess Eoshan dem Haushofmeister jedoch nicht. Sie zog ihn vorsichtig weiter, wich immer mal wieder Netzen aus, die sie manchmal sehen konnte, manchmal aber einfach nur spürte.
Bis sie zu einem Fleckchen Erde gelangten, der stark an eine winterliche Tundra erinnerte. Auf dieser Insel im Verzerrten Reich befand sich ein grosser, kräftiger Löwe. Seine Mähne strahlte golden. Nur an seiner linken Flanke war eine alte, verheilte Narbe zu sehen. Auf seiner Brust prangte stolz ein zornig leuchtender Saphir. Der Löwe war sehr ungehalten über seine missliche Situation, in der er steckte und sie schien ihn auch zu erschrecken. Verständlich, denn er war in eine Grube Treibsand geraten und je heftiger er sich dagegen wehrte, desto tiefer versank er darin. Das wollte der Löwe gar nicht akzeptieren.
Rasch eilte Eoshan mit Prinz Asar zu dem Löwen, da sie ihm helfen wollte, das Netz loszuwerden. Wenn man einmal darin gefangen war, war es nur sehr schwer, sich davon zu befreien. Selbst als Schwarze Witwe. Der Löwe mit der Signatur eines Kriegerprinzen konnte sich nicht selbst befreien. Panik machte schien sich in ihm breit zu machen, als die zwei unbekannten Signaturen auf ihn zutraten. Bedrohlich brüllte er sie an, schlug mit seiner mächtigen Pranke nach ihnen. Eoshan war jedoch ausser Reichweite stehen geblieben und stemmte nun empört ihre Hände in die Hüften.
*Magnus Askermark*, donnerte sie resolut. *Hör augenblicklich auf, mich anzubrüllen. Das ist sehr unhöflich. Bin ich doch hier, um dich zu befreien.* Der Löwe, irritiert über die Unerschrockenheit, die sich ihm entgegen stellte, zuckte nervös mit den Ohren. *Jetzt tu doch nicht so*, lockte Eoshan sanfter. *Du kennst mich doch. Wir waren die letzten Wochen Weggefährten. Na komm. Erfühl meine Signatur.* Sanft hielt sie ihm ganz unbedrohlich ihre Hand vor die grosse Schnauze, damit er daran schnuppern konnte. Was der Löwe erst misstrauisch, dann neugierig und aufgeregt tat. Anschliessend schnaubte er abfällig über die seine Situation. So sollte es nicht sein. Eoshan lachte zustimmend.
*Genau, so soll es nicht sein*, bestätigte sie freundlich. *Wir werden dir raushelfen, wenn du uns lässt.* Bei dem Wörtchen wir, ruckte der schwere Kopf des Löwen hoch, damit er nun Prinz Asar dunkel anknurren konnte. Seine Ohren hatte er flach zurück gelegt und aus seiner Kehle war ein dunkles, bedrohliches Knurren zu hören.
*Ja, er wird mithelfen*, stellte Eoshan streng klar. *Prinz Askermark, das ist Prinz Ayden Asar, Haushofmeister von Königin Timaris Tolarim*, stellte sie die beiden Männer dem Protokoll folgend einander vor. *Er ist unser Verbündeter. Prinz Asar, dies ist Prinz Magnus Askermark aus dem Stamm von Königin Savah Thorne.* Sie liess den beiden Männern einen Moment für eine würdevolle Begrüssung. Etwa zwei Herzschläge lang.
*So, dann können wir jetzt weiter machen, nachdem das geklärt ist?* fragte sie drängend und machte ziemlich deutlich, dass dies nur eine rhetorische Frage gewesen war und die Männer sich zu fügen hatten, da sie ihrer Meinung nach schon viel zu viel Zeit mit dem Geplänkel verloren hatten. Bestimmt zog sie Prinz Asar mit sich hinunter, und legte ihre Hände flach auf den Boden.
*Ich werde die Stränge des Netzes zerschneiden und du baust ihm eine Rampe, damit er aus dem Treibsand steigen kann*, wies sie den Haushofmeister an. Selbst wenn es ihm sehr unangenehm war hier im Verzerrten Reich, dafür würde er nicht viel Kraft brauchen. Mehr eigentlich eine gute Vorstellungskraft. Es würde auch seinen Geist gesund halten, wenn er ihn benutzte.
Tatsächlich gelang es dem Prinzen auch relativ rasch eine Rampe für Magnus zu erstellen, der erst noch unsicher, dann aber kraftvoll aus seinem Gefängnis sprang. *So ist es gut*, lobte Eoshan die beiden Männer und kraulte den Löwen hinter dem Ohr. *Und jetzt ab mit dir zurück an die Seite deiner Königin. Sie wird dich brauchen.* Damit sandte sie den Geist von Magnus wieder zurück in seinen menschlichen Körper. Ayden Asar zog sie jedoch weiter mit sich.
*Das war ja gar nicht so schwer*, lächelte sie zuversichtlich. *Das kommt eben davon, wenn man jemanden zwingt. Diese Person wird niemals ihr ganzes Potential ausschöpfen können. Entsprechend schwach und von der Juwelenkraft abhängig sind die Netze unserer Gegnerinnen.* Leider waren es so viele von ihnen, womit sie ihre Unfähigkeit wett machten. Eoshan tat ihr möglichstes, dagegen anzukämpfen. Gemeinsam mit Prinz Asar gelangte sie auf eine grüne Wiese, auf der eine junge Buche stand. Brutal wurde sie von einer Schlingpflanze langsam aber sicher erwürgt.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Ayden » So 25. Sep 2022, 19:23

Die Dea al Mon bestätigte, dass sie in seiner Nähe wäre. Sie könnte sogar Zorya sehen und wie wütend diese wäre. Ayden verstand nicht, was die Schwarze Witwe dann hier mit ihm machte oder warum sie so gelassen und froh wirkte. Nicht wirklich so, als befände sie sich in einem Kampf oder in Gefahr. Trotzdem drängte sie, dass Ayden ihr folgte. Sie müssten sich vor Zorya verstecken. Hier? Im Verzerrten Reich? Ayden wusste bloß, dass er aus dem Reich wollte. Er sollte nicht hier sein.
*Du musst mich wieder aufwecken*, sagte er, während die Frau vor ihm ihn weiterzog. Ayden folgte ihr langsam. Normalerweise ließ er es sich nicht gefallen, wenn eine wildfremde Frau ihn so herumführte und an ihm zog, doch der Prinz wollte keinesfalls an diesem Ort alleine gelassen werden. Nichts schien greifbar. Sie gingen durch einen Nebel, der sich beständig veränderte und die Formen änderte noch während er sie ansah. Hastig konzentrierte sich Ayden lieber auf seine seltsame Führerin. Sie kam ihm so bekannt vor. Er war sich sicher, dass er sie schon einmal gesehen hatte. Als er sie darauf ansprach, blickte sie ihn bloß besorgt an und erwähnte etwas von Zwangsnetze. Ayden zog die Brauen kritisch zusammen.
*Ich habe genug von Schwarzen Witwen, die meinen Geist durchforsten*, entgegnete er. Er hatte das Gefühl, dass dies immer noch passierte, Zorya immer noch versuchte ihm all seine Erinnerungen zu entreißen. Was wäre er ohne sie? Es gab viele dunkle Erinnerungen in seinem Geist, und einige wenige gute. Einige wenige, wo er versucht hatte, gut zu sein. Ayden hätte nichts dagegen die vielen, dunklen Momente zu vergessen, aber nicht auf Kosten dieser kleinen Momente... es gehörte alles zusammen, hatte ihn gemeinsam geformt.
*Ich muss hier weg. Du kennst Zorya nicht so wie ich sie kenne*, drängte Ayden erneut. Die Dea al Mon erklärte, dass sie selbst sich noch nie begegnet wären. Sie hätten aber gemeinsame Verbündetete und Bekannte. Der blonde Prinz fragte sich wen genau sie meinte und vermutete Timaris. Sie würde wissen, dass Kosta und er hier waren. Kosta...
Wo war der Krieger? Immer noch im Kerker oder hatte wenigstens er es rausgeschafft? Irgendetwas war schief gelaufen.. Ayden versuchte sich daran zu erinnern, aber es fiel ihm schwer. Sein Geist fühlte sich wie eine schmerzende, rohe Wunde an.

Die Dea al Mon verneinte, dass Timaris sie geschickt hätte. Jemand anderer wäre wegen Ayden hier. *Sie ist allerdings keine Schwarze Witwe und kann nur deinen Körper schützen, nicht deinen Geist*, sandte die silberhaarige Frau. Ayden blickte sie skeptisch an.
*Müsst ihr Schwarze Witwen immer in Rätseln sprechen?*, entgegnete er. Wer sollte wegen ihm hier sein? Für einen Moment dachte er irrigerweise an die eine Frau, die er schon länger versuchte zu vergessen. Es würde nie funktionieren. Sie würden nie mehr haben als die eine Woche in Glacia.
Neben ihm formte sich aus den Nebeln eine schleierhafte, großgewachsene Frau. Ayden presste die Lippen zusammen, verbannte die Gedanken energisch. Er musste wirklich hier weg. Die Schwarze Witwe erklärte weiter, dass Timaris sie unterstützen würde indem sie Sion im lichten Dhemlan bekämpfte. Jetzt wäre der Moment des Angriffes. Plötzlich dämmerte es Ayden.
*Du bist Lady Eoshan Sitara*, erkannte er. *Königin der Dea al Mon.* Er erinnerte sich an ihr Bild. Ein Hauch eines Lächelns floss über die sinnlichen Lippen des Prinzen. *Es war schwer an ein Bild von dir heranzukommen*, erinnerte er sich viel mehr an die Suche nach einem Bild der sagenumwobenen Königin. Ein Haushofmeister sollte wissen wie die Territoriumsköniginnen aussahen. Sie hatte älter auf dem Bild ausgesehen, nicht so furchtbar jung.
Moment, wenn Lady Sitara hier war, dann bedeutete es, sie war gewiss nicht alleine gekommen. Die Dea al Mon retteten sie tatsächlich?
*Was ist da draußen los? Ich muss wieder aufwachen*, verlangte er von ihr, doch die Königin reagierte kaum noch, schien etwas anderes wahrzunehmen. Ayden prallte überrascht gegen sie, nur ging die Dea al Mon danach nicht auf Abstand, hielt ihn eng fest. Der Prinz sah sie fragend an.
Die Schwarze Witwe bemerkte, dass Zorya ihren Stundenglaszirkel gerufen hätte. Mächtige Schwarze Witwen. Aber nicht so mächtig wie sie sein könnten. Arme, gequälte Seelen, nannte die Dea al Mon sie. *Nicht unbedingt was ich sie nennen würde*, erwiderte Ayden. Er lebte nun schon länger hier und er hatte gesehen, dass es genug Schwarze Witwen gab, die sich nur zu gerne der Macht hingaben, die Sion und Zorya versprachen.
Lady Sitara wandte sich mit dem nächsten Speerfaden offenbar nicht nur an ihn, sondern auch an andere, sagte ihnen, sie sollten sich von den Netzen nicht einschüchtern lassen und sie stattdessen zerstören. Ayden wusste nicht an wen sie sich wandte, nur, dass er nicht hier sein sollte. Er musste zurück... er wollte Zorya gegenübertreten und es war so schwer, es im Verzerrten Reich auszuhalten.
Die Dea al Mon sandte weiter, dieses Mal an Zoryas Schwarze Witwen und wie sehr diese nicht unter der Folter litten. Zorya hätte verloren und sie sollten ihr nicht weiter folgen. Ayden glaubte nicht, dass dieser Appell noch irgendwen umstimmen würde. Zorya war nicht dumm. Für ihre engsten Vertrauten hatte sie bestimmt niemanden gewählt, der sie insgeheim hintergehen wollte. Anderseits... sie hatte sich auch mit ihm umgeben...
*Sie hat keine Macht mehr über euch. Lasst sie fallen. Zorya Eacir hat verloren.*
Ayden konnte sich nicht helfen. Bei den Worten fühlte er so etwas wie Bedauern. Was immer sie sich gegenseitig angetan hatten, sie waren einmal Freunde gewesen. Sofern zwei kalte, grausame Persönlichkeiten Freunde haben konnten. Ayden hatte nie gewollt, dass es soweit kam. Er hatte nicht viele Freunde. Wenn Zorya starb... dann war es einer weniger. Genau wie Asmodeus...
Etwas anderes ergriff seine Aufmerksamkeit. Die Dea al Mon sandte allen, dass Zorya den Schlüssel zur Vernichtung von Sions Feinden hatte entkommen lassen.

*Was meinst du damit? Welcher Schlüssel?*, fragte Ayden, doch Eoshan zog ihn bereits weiter. *Ich bezweifle, ob du jetzt noch jemanden umstimmen kannst. Niemand gibt gerne zu sich getäuscht zu haben. Und niemand entscheidet sich gerne mit einem Messer an der Kehle.* Der Prinz sah sich um, aber es gab nichts woran sich sein Blick festsetzen konnte. *Was machen wir? Kannst du mich nicht zurückbringen? Ich kann mit Zorya reden*, appellierte er an die Schwarze Witwe, aber sie wollte irgendwelchen anderen Leuten helfen. Sie kamen zu einem eisigen Gebiet, wo sich ein großer, aber verletzter Löwe in einem Treibstand abstrampelte. Als sie näher kamen, brüllte der Löwe auf und schlug um sich, sackte bloß noch tiefer in den Sand.
Ayden sah sich die Szene perplex an, während die Dea al Mon sofort dabei war den Löwen zu helfen wie als wäre es das allerselbstverständliche. Der Prinz kam sich dagegen wie in einem Traum vor. Die Schwarze Witwe begann mit dem Löwen zu schimpfen, nannte ihn Magnus Askermark. Moment... der Name kam Ayden bekannt vor. Es klang glacianisch. Wo hatte er ihn gehört? Wieso fiel ihm das Denken so schwer?
Plötzlich knurrte ihn der Löwe an, hatte die Ohren nach hinten gestellt und zuckte. Ayden hob langsam die Hände. *Ich träume oder?* Oder Zorya hatte ihn bereits längst wahnsinnig gemacht und er saß irgendwo zerbrochen in einer Ecke. Eine schauderliche Vorstellung. Er wusste aber auch nicht, ob er die Fantasie hatte, sich eine blutjunge, hübsche Dea al Mon und einen Kriegerprinzen als Löwen zusammenzufantasieren. Eoshan begann eben jenen Löwen vorzustellen. Es wäre Magnus Askermark aus dem Stamm von Savah Thorne. Ah, er hatte doch gewusst, er kannte den Namen. Ayden hatte sich natürlich über die noch relativ neue Königin von Glacia informiert. Auch bei ihr war es schwer gewesen mehr über ihren Hof zu erfahren. Vor allem, da sie scheinbar nichts auf die üblichen Posten gab. Es existierte kein Haushofmeister, kein Hauptmann der Wache, kein Begleiter. So hatte sich Ayden auf ihre nach Informationen zu urteilen engsten männlichen Vertrauten konzentriert. Magnus Askermark war darunter gewesen.
*Erfreut*, sagte Ayden knapp. Die ganze Szenerie kam ihm sehr surreal vor. Die Dea al Mon fuhr sofort tatkräftig fort und verlangte, dass Ayden dem Kriegerprinzen aus dem Treibstand half. Der Prinz überlegte kurz, ob er darüber pikiert sein sollte, dass sie ihn herumscheuchte, aber dann zuckte er mit den Schultern und begann im Verzerrten Reich vermutlich imaginären Sand zu schaufeln. Es konnte nicht verrückter werden. Gemeinsam schafften sie es das Tier zu befreien. Die Schwarze Witwe hatte Netze um seinen Körper zerschnitten. Als der Löwe aus dem Loch sprang, kraulte Eoshan ihm hinter dem Ohr ehe sie ihn scheinbar zurückschickte.
*Schick mich auch zurück*, verlangte Ayden. *Ich sollte nicht hier sein.* Es war anstrengend und verwirrend in diesem seltsamen Reich. Stattdessen packte ihn die Dea al Mon und zog ihn weiter. Sie wirkte zuversichtlich, dass sie den Kampf bald gewonnen hätten, glaubte, dass die anderen Schwarzen Witwen gezwungen worden wären.
*Ich glaube nicht, dass sie alle gezwungen hat. Es gibt genug, die sich genauso wie sie daran erfreuen Macht auszuüben und über andere zu bestimmen. Aber du hast Recht, dass sie von Angst getrieben werden*, räumte er ein, *Aber nicht Angst vor Zorya, sondern Angst davor zu versagen. Sie haben einen dunklen Pfad betreten und sie wissen, dass es von diesem keinen Weg zurückgibt. Diese Frauen werden kämpfen bis zum letzten.* Er dachte darüber nach. *Zorya... sie ist vielleicht genauoso*, ging ihm auf, *Ich kenne sie. Sie ist einsam. Sie denkt vielleicht auch, dass es keinen Ausweg mehr für sie gibt außer zu kämpfen...*
Sie kamen zu einer grünen Wiese auf der ein Baum stand, der von Schlingpflanzen umgeben war, doch Ayden würdigte es kaum eines Blickes. *Schick mich zurück*, sagte er erneut, *Ich kann mit ihr reden. Sie überzeugen, dass es einen Ausweg gibt.* Ayden straffte sich, pausierte kurz. *Und wenn sie abgelenkt ist, könnt ihr sie töten.*
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » So 25. Sep 2022, 19:24

Ayden Asar stellte ihr eine Menge Fragen, die sie ihm nicht beantworten wollte. Zumindest noch nicht so lange, wie noch die Gefahr bestand, dass jemand seine Gedanken las, der daraus nur Schaden anrichten würde. Leider erriet der Prinz auch noch, wer sie war. Eoshan war natürlich klar gewesen, dass sie das nicht für immer vor ihm würde verheimlichen können, doch sie hatte gehofft, dass sie die Vorstellung noch etwas länger hätte hinaus zögern können. Zumindest solage, bis sie sie wieder aus dem Verzerrten Reich hinaus waren. Etwas, was Ayden unbedingt jetzt wollte. Doch dafür war es noch zu früh.
Also schwieg sie einfach dazu und konzentrierte sich auf die Netze der Schwarzen Witwen. Nur als Prinz Asar meinte, dass es schwierig gewesen sei, ein Bild von ihr aufzutreiben, huschte ein Schmunzeln über ihre Lippen. Das war auch gut so. Ihr wäre es am Liebsten, dass es gar keine Bilder von ihr gäbe. Dennoch liess sie den Prinzen etwas von der Anwesenheit des Waldes im Verzerrten Reich spüren, um ihm zu bestätigen, dass er mit ihrer Identität recht hatte.

Sobald sie Magnus befreit hatten, verlangte Ayden erneut, dass sie ihn zurück schickte. Er sollte nicht hier sein. *Damit hast du recht*, antwortete Eoshan geduldig. *Doch noch ist es zu früh. Wenn ich dich jetzt zurück schicke, wirst du zerbrechen. Hab noch etwas Geduld. Wir müssen ohnehin zuerst noch jemand anderes retten.* Deswegen führte Eoshan sie beide zu einer grünen Insel, wo Maoles Orien zu einer Buche erstarrt war, die von einer Schlingpflanze erwürgt wurde. Das war so grausam. Eoshan wollte ihn gleich davon befreien, damit er nicht weiter leiden musste. Prinz Asar sah jedoch nicht, dass Maoles ihre Hilfe brauchte und sprach eindringlich auf sie ein, als wisse sie nicht, was die Schwarzen Witwen an Zoryas Seite antrieb.
*Egal ob sie gezwungen werden oder aus Angst vor wem oder was auch immer so handeln, wie sie es tun. Ich habe ihnen die Möglichkeit, sich richtig zu entscheiden*, entgegnete Eoshan ungerührt und konzentrierte sich mehr darauf, eine der Schlingranke und zog sie vorsichtig etwas von dem Baumstamm weg. *Wenn sie sich dagegen entscheiden, werden sie sterben. Es ist ihre Wahl. Hier, schneide diese Ranke durch Prinz Asar. Wenn Maoles wieder mitkämpfen kann, stehen unsere Chancen bei weitem besser.* Sobald der Prinz die Ranke weggeschnitten hatte, konnte Eoshan sie in Luft auflösen lassen. So gingen sie weiter vor, damit sie Maoles gänzlich befreien konnten.
*Momentan kannst du gar nichts tun*, erklärte sie erneut. *Zorya hat noch immer ihre Fäden nach dir ausgestreckt, Prinz Asar. Kehrst du in deinen Körper zurück, stirbst du. Hier, schneiden.* Der Haushofmeister war so ungeduldig und es schien ihm unglaublich viel daran zu liegen, mit der Spinnenkönigin zu sprechen. Eoshan hielt inne, musterte ihn mitfühlend, als ihr etwas aufging. *Du möchtest sie retten, nicht wahr? Du willst nicht wirklich, dass wir sie töten, oder? Das wäre eine sehr schwierige Variante. Doch wenn es möglich wäre, wäre es mir auch lieber, sie nicht töten zu müssen. Sie hat einiges wieder gut zu machen.*
Schlussendlich hatten sie Maoles endlich befreit und Eoshan schickte auch ihn in seinen Körper zurück. Die junge Buche verschwand vor ihnen. Weitere Gefangenen spürte sie nicht, auch wenn viele ihrer Mitstreiter Mühe hatten, gegen die klebrigen Netze anzukämpfen. Sie sollten hier warten, bis...
*Jetzt!* sandte sie Prinz Asar abrupt, als sie spürte, dass sein Körper endlich frei war. Augenblicklich schleuderte sie ihn zurück dahin, weit weg vom Verzerrten Reich.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Laree » So 25. Sep 2022, 19:27

Sie hatten nur ein kurzes Wiedersehen gehabt ehe die Kämpfe erneut begangen. Laree hatte Zucker und die anderen Soldaten der 6ten erfreut gedrückt, froh sie abgekämpft aber lebendig wiederzusehen. Und Kosta...
Aber ihr Bruder beanspruchte das ganze Wiedersehen mit seinem Schwarm für sich und so kam Laree nur flüchtig dazu mit Kosta ein paar Worte zu wechseln. Der Krieger wollte ebenfalls nicht Eneas' Hand loslassen. Das war schön und gab ihr etwas Hoffnung für die beiden. Laree wäre gerne bei ihnen geblieben. Die Piraten und auch die Soldaten wollten die Feste so schnell wie möglich verlassen. Ebenfalls ein paar der Dea al Mon, zusammen mit Minan. Sie hatten ihn scheinbar noch gerade rechtzeitig gefunden. Es war ein Schock ihn so abgemagert und totenblass zu sehen. Laree erinnerte sich an den verstörten, scheuen Jungen, der manchmal in den Gärten im Palast herumgewandert war. Timaris hatte ihn wirklich nicht getötet. Das hatte sie nicht für möglich gehalten. Vielleicht hatte es Aaron geschafft, ihr kaltes, bitteres Herz wieder etwas aufzutauen. Sie und Zorya, sie waren sich gar nicht so unähnlich. Savah und Eoshan waren die ersten Königinnen, die Laree getroffen hatte, die ihr nicht kalt und bitter schienen, sondern im Gegenteil, lebenslustig und wagemutig. Nun, abgesehen natürlich von ihrer eigenen Nichte.
Laree hätte sich gerne mit allen Wiedergesehenen ausgetauscht, aber als Savah fragte, wer mit ihr weiter nach oben gehen würde, um die Feste einzunehmen und Zorya zu bekämpfen, meldete sich die Hexe trotzdem. Es war dumm. Sie hatte keine starken Juwelen und in einem richtigen Kampf inmitten von dunklen Juwelenträgern, konnte sie gut und gern als Zerbrochene enden. Anderseits hatten schon viele versucht sie zu zerbrechen. Ihr Kelch war stark. Nicht zuletzt Ayden hatte dafür gesorgt. Ayden...
Er war irgendwo da oben. Nichtzuletzt wegen ihm musste sie da hoch. Dabei hatte sie sich von ihm losgesagt. Sie hatte die Tätowierung entfernt, sie hatte nicht mehr sein Püppchen sein wollen. Nein, wollte sie immer noch nicht. Aber sie wollte auch nicht, dass er starb.
Dann hatten sie neue Wärter eingeholt und ein weiterer Kampf brach aus. Als Eneas mit Kosta floh, während Minan auf einer Liege von den Soldaten getragen wurde, blieb Laree zurück. Sie hatte ihre Armbrust, feuerte mit opalener Kunst verstärkte Bolzen ab, um ihren Freunden den Rücken freizuhalten.
Sie konnte nur hoffen, dass die anderen es unbeschadet hier rausschafften. Laree folgte den Glaciern und Dea al Mon.

Sie kämpften sich gemeinsam bis nach oben und konnten den Kerker endlich verlassen. Sobald sie es getan hatten, spürte Laree Aydens Signatur wieder viel deutlicher. Er war noch hier! Kosta hatte gesagt, dass Ayden aufbrechen wollte, aber er war eindeutig noch hier. Laree bekam ein schlechtes Gefühl. Sie kamen auch viel zu leicht bis zu Zorya. Die Hayllierin hielt sich im Hintergrund, nutzte nur ihre Armbrust wenn es notwendig wurde. Laree musste an ihre Zeit in Loraka denken. An das harte Training, die anderen Soldaten... sie hatte sich seltsamerweise zugehörig gefühlt. Sie konnte verstehen wieso die Männer, die sie gerade bekämpften, sich Zorya angeschlossen hatten. Manche aus Überzeugung, aber für manche würde es einfach nur eine Arbeit sein, die sie nährte und ihnen ein Dach über dem Kopf bescherte. Laree schoss trotzdem auf sie.
Die Hexe trat mit den anderen in die halb zerstörte Bibliothek. "Ayden!" Erschrocken sah sie wie der Prinz mitten in der Luft hing und von Zorya gequält wurde. Schwarze Spinnenfäden drangen in seine Augen. Laree verzog wütend das Gesicht, sah zu der dunkelhäutigen Königin. Sie hatte schon immer gewusst, dass Zorya nicht gut für Ayden war, aber der Prinz hatte natürlich nie auf sie gehört. Laree hatte es immer gehasst, wenn sie nach Klein-Terreille gereist waren. Danach war Ayden stets so zugedröhnt gewesen. Erst durch Timaris war er von diesem Goldstaub losgeworden.
"Lass ihn los!", rief sie Zorya an, die aber zu beschäftigt war mit Savah zu reden und ihre Rede abzuhalten. Laree interessierte sich nicht dafür, spannte einen neuen Bolzen ein und schoss auf die Schwarze Witwe. Es prallte an einem schwarzgrauen Schild ab und kurz darauf erschienen mehrere Schwarze Witwen oben auf der Galerie. Verdammt! Laree suchte Schutz hinter einem halb zusammengebrochenen Bücherregal, während die Netze auf sie niederregneten. Einige der Kämpfer eilten nach oben, um gegen die Schwarzen Witwen zu kämpfen, doch Laree wollte nur Ayden schützen. Vorsichtig kletterte sie über zerstörte Bücher und hinter Regalen vorbei bis sie in der Nähe war. Nur hing der Prinz immer noch in der Luft. Er wirkte bewusstlos. Zorya durfte ihn nicht zerbrechen! Laree konnte so etwas aushalten, aber nicht Ayden.
Laree konnte nichts anderes machen, als hinter der Deckung eines Regales auf die Schwarzen Witwen auf der Galerie zu schießen. Kaum ein Bolzen ging durch, sie waren alle stärker. Trotzdem versuchte die kleine Hexe es weiter, sah auch immer wieder zu Zorya. Savah und Hagen bekämpften sie. Die Luft brodelte von dunkler Macht. Schlagabtausch folgte auf Schlagabtausch. Die zwei Glacier versuchten Zorya mit ihren Waffen zuzusetzen, wurden aber immer wieder von Netzen aufgehalten.
Dann ging plötzlich alles ganz schnell. Etwas knallte, als einige der Spinnenfäden in der Luft rissen. Laree hörte ein Geräusch von weiter oben, wie ein Aufkeuchen, da sah sie bereits Ayden aus der Luft fallen. Hastig warf die Hexe ihre Armbrust beiseite und hechtete vor, um den Prinzen aufzufangen. Sie federte seinen Fall mithilfe ihrer Juwelen ab, musste aber trotzdem aufkeuchen, als Ayden in ihren Armen landete. Laree sackte mit ihm in die Knie.
"Ayden", sagte sie halb atemlos und erleichtert. Der blonde Prinz blickte sie eher perplex an.
"Laree", erwiderte er, eindeutig verwirrt sie hier zu sehen. Sie hatten sich sehr lange nicht mehr gesehen. Im Grunde seit Laree weggelaufen war, um Malateste nach Raej nachzueilen. Eine genauso dumme Entscheidung. Aber es war nicht nur wegen dem Kriegerprinz gewesen. Es war wegen dem Baby gewesen. Ayden hatte es ihr verschwiegen. Er hatte ihr dieses wichtige Ereignis in ihrem Leben verschwiegen. Und trotzdem konnte sie nicht anders als ihn ergeben und atemlos anzuschauen, als er ihr eines seiner unnachahmlichen Lächeln schenkte.
"Hier, um mich zu retten?", fragte er und strich ihr über die Wange. Bevor Laree etwas erwidern konnte, hatte er sich aus ihren Armen gelöst und erhoben.
"Ayden!" Sie blickte ihm hinterher, doch er beachtete sie bereits wieder nicht. Der Prinz ging auf Zorya zu. Die Königin hatte gerade Savahs Schwert mit so vielen dunklen Netzen umschlungen, dass es entzwei brach. Die Glacierin wirkte so entsetzt und erbost wie als hätte Zorya ihr gerade ein Kind geraubt.
"Jetzt werd ich wütend", knurrte Savah und zückte ein Kurzschwert, das bisher an ihrem Gürtel gehangen hatte.
"Zorya!", rief Ayden. Er hob die Hände. "Lass es gut sein... ich weiß, dass du das nicht wolltest."
Die dunkle Königin fuhr herum, sie blickte ihn bitter an. "Du hast alles kaputt gemacht", warf sie ihm vor.
"Das warst du selber, weil du nie genug bekommen kannst", entgegnete er und kam noch einen kleinen Schritt näher. Was hatte er vor? Laree griff nach ihrer Armbrust, um einen neuen Bolzen einzulegen.
"Nie genug?" Zorya wich zurück. "Du hast mich verlassen, da habe ich mir neue Freunde gesucht."
Ayden bedeutete den zwei Glaciern ihre Angriffe einzustellen, als er näher zu ihr ging. Savah ließ ihr Kurzschwert nur skeptisch sinken. "Wir sind immer noch Freunde...", fuhr Ayden fort.
Zorya schürzte verächtlich die Lippen. "Du bist nur hierher gekommen wegen dem Gegengift. Ich habe es gewusst... willst du es etwa leugnen?" Scharf sah sie ihn an, doch Ayden schüttelte sachte den Kopf. Er lächelte verzeihend.
"Nein... ich bin hierher gekommen, um Timaris zu helfen. Meiner Königin. Ich weiß, das willst du nicht hören und ich wollte es lange Zeit auch nicht hören, aber sie ist meine Königin. Daran können wir beide nichts ändern."
Laree war überrascht dies so deutlich von Ayden zu hören. Er hatte noch nie von Timaris als 'seine Königin' gesprochen.
"Ich wollte das Gegengift stehlen und wieder abhauen...", sagte der Prinz, "Aber... dein Blut zu trinken, es hat etwas geändert. Ich will dich nicht allein lassen." Ayden stand nun vor der Königin, streckte vorsichtig den Arm nach ihr aus. "Ich habe gespürt wie einsam du bist.. selbst jetzt noch. Sion kann diese Einsamkeit nicht füllen, er hat es nie gekonnt. Hör auf, Zorya... schließ dich uns an.. werde Teil unserer Allianz und herrsche über Dhemlan so wie du herrschen solltest... ich werde hier bleiben und mit dir arbeiten, dir helfen es aufzubauen. Ich verspreche dir, du wirst nicht einsam sein. Wir suchen dir das beste Blutdreieck von Kaeleer." Er lächelte sie an und man sah wie Zorya darunter wankte. Laree wusste selbst wie gut Ayden mit Worten war. Er konnte einem nicht nur genau das sagen was man hören wollte, er konnte es auf eine Weise sagen, dass man auch daran glaubte.
"Oh, Ayden...", stieß Zorya aus. Der Prinz fasste sie an der Hand, zog sie näher. Sie standen nun dicht beinander und Laree konnte sehen wie Zorya ihm etwas ins Ohr flüsterte. Es schien nicht etwas gewesen zu sein, was er hatte hören wollen. Der Prinz verzog das Gesicht, fast in Verwunderung. Er taumelte leicht zurück.
Laree erstarrte als sie die kleine Einstichwunde an seinem Hals sah. Seine Hand glitt dorthin, wirkte aber bereits unkoordiniert. Dann sackte er auf die Knie. Laree vergaß alle Vorsicht, eilte zu ihm. Nein, das durfte nicht sein. Ayden konnte nicht.. er durfte nicht. Die Hexe kniete an seiner Seite, fing ihn auf, als er zusammenbrach.
"Ayden..."
Das Gift einer Schwarzen Witwe war in den meisten Fällen tödlich. Und Zorya war eine mächtige Schwarze Witwe. Der Prinz regte sich kaum noch. "Ayden", wiederholte Laree hilflos.
"Er ist ein Lügner. Er war schon immer ein Lügner", wetterte Zorya. Sie lächelte triumphierend.
"Ich..." Ayden konnte kaum noch die Lippen bewegen. Seine Stimme klang ganz abgehackt. "War.. trotzdem... schneller." Seine Augen blickten auf eine bestimmte Stelle. Laree folgte dem Blick. Es dauerte auch eine Weile bis Zorya begriff. Ihre Hand glitt zu dem schmalen Brieföffner in ihrer Kehle. So fein, dass sie ihn kaum bemerkt zu haben schien. Der Griff des Brieföffners bildete eine knieende Frau. Natürlich. Typisch Ayden. Laree schniefte leicht, beugte sich über ihn.
"Ayden.. bleib hier", flehte sie.
"Wie ist das möglich?", ereiferte sich Zorya. Ihre Finger zitterten. "Mein Schild... wie konntest du.."
"Tania....", stieß Ayden ein letztes Wort aus. Dann erstarrte er komplett. Laree schluchzte auf. Ungläubig zog Zorya an dem Brieföffner, zog ihn aus ihrer Kehle. Blut sprudelte augenblicklich hervor. Sie hielt den Brieföffner wankend vor sich. An der Spitze prankte ein kleiner, dafür scharf geschliffener schwarzer Splitter. Klackernd fiel er ihr aus der Hand. Blut tränkte ihr weißes Gewand, färbte es in sekundenschnelle tiefrot. Sie hob ihre Hände, schwarzgraue Kunst knisterte um die Fingerspitzen, flackerte noch einmal auf, nur um sofort zu ersterben, als Savah und Hagen ihre Schwerter in ihren Leib rammten.
Laree hatte keinen Blick mehr für Zorya. "Ayden..." Sie rüttelte vergeblich an ihm. Seine grünen Augen starrten blicklos ins Leere.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » So 25. Sep 2022, 19:29

Kurz nach Prinz Asar aus dem Verzerrten Reich aufgetaucht war, fand auch Eoshan wieder den Weg zurück in ihren Körper und blickte als erstes in Rachhad halb besorgte, halb verärgerte Miene. Eoshan konnte nicht anders und musste kichern. Trotz der Gefahr, in der sie sich befanden. Es tat gut, sich derart beschützt zu wissen. Dass ihr Begleiter auch hier genau gleich guckte, wie wenn sie zu Hause etwas angestellt hatte. Rachhad schien mit ihrer Reaktion zufrieden zu sein und widmete sich wieder dem Kampfgeschehen. Als Leibwächter war er bei ihr geblieben, um ihren Körper zu schützen, während die anderen Dea al Mon in den Kampf eingemischt hatten.

Inzwischen standen schon weniger Schwarze Witwen an Zoryas Seite und nicht wenige von den verbleibenden waren bereits verletzt. Doch auch ihre Mitstreiter waren teilweise schwer verletzt oder kämpften gegen mühselige Netze an. Während Rachhad die Schwarzen Witwen aus der Ferne direkt mit der Kunst angriff, gab sich Eoshan gleich alle Mühe, all die Netze zu zerstören, die sie spürte, liess sie sie gleich in Hexenfeuer aufgehen. Es waren nur so viele. Sie kam kaum hinterher. Gleichzeitig genoss sie es auf seltsame Art und Weise auch, ihre Juwelen derart voll ausschöpfen und ihre Kunst so richtig ausnutzen zu können. So intensiv wurde sie selten gebraucht und es war ein berauschendes Gefühl.

Prinz Asar war inzwischen aufgestanden und ging langsam auf die Spinnenkönigin zu, um, wie versprochen, mit ihr zu sprechen. Gerade recht, da Savahs Schwert zerbrochen worden war. Ein grosser Verlust, wie Eoshan spürte. Doch darum konnte sie sich jetzt leider nicht kümmern. Angespannt verfolgte sie das Gespräch von Zorya Eacir und Ayden Asar. Sie verstand nicht alles. Doch irgendwie schien es um verschmähte Liebe und verratene Freundschaft zu gehen, oder so. Es lenkte jedenfalls alle von ihrem Kampf ab. Eoshan nutzte die Gelegenheit, heimlich weitere Netze zu zerstören. Auch wenn sie sich sorgen machte, dass Prinz Asar sich der dunklen Königin so sehr näherte. Immerhin war sie eine Schwarze Witwe und nur sie konnte das Gegengift für ihr Schlangenzahngift herstellen. Der Haushofmeister wäre also verloren, wenn sie ihn damit stach.

Doch der Prinz schien davon überzeugt zu sein, die Königin und Schwarze Witwe retten zu können. Dass sie nur fehlgeleitet sei und er ihr helfen würde, ihren Platz in ihrer Allianz zu finden. Dafür, dass sie nur fehlgeleitet war, tat sie aber erstaunlich viele erstaunlich grausame Dinge. Schon allein wie sie Minan gequält und bis ans absolute Minimum seiner Existenz gequält hatte. Eoshan glaubte nicht, dass sie ihr das jemals würde verzeihen können.
Und dann war es auch schon zu spät. Prinz Asar taumelte zurück, griff sich fahrig an den Hals und brach dann zusammen. Wieder war Laree trotz der Gefahr augenblicklich bei ihm, fing ihn auf. Aber dieses mal gab es keine Rettung. Je nach Dosis lähmte oder tötete das Gift einer Schwarzen Witwe und auch nur diese Schwarze Witwe konnte ein Gegenmittel für ihr Gift produzieren.
Zu ihrer aller Überraschung hatte jedoch auch Prinz Asar zugestochen. Eine dünne, scharfe Klinge steckte in ihrem Hals. Gefährlich solange sie darin steckte, tödlich ab dem Moment, wo sie ihn aus ihrer Halsschlagader gezogen hatte. Warum sie das wohl getan hatte? Vielleicht hatte sie es auch nicht besser gewusst. Überrumpelt, betroffen und erleichtert zugleich sah sie zu, wie das Blut nur so aus Zorya Eacir heraus sprudelte und ihr weisses Kleid ganz rot färbte. Obwohl sie sich selber den Tod gebracht hatte, wollte die Schwarze Witwe noch einmal mit ihrer Kunst zuschlagen. Savah und Hagen reagierten dann blitzartig, stiessen ihr ihre Schwerter in den Leib, damit sie zusammen brach.

*Schatten*, sandte Eoshan da ihrem Raben, der draussen auf dem Hof die Stellung gehalten hatte. Als Wache, ob nicht mehr Kämpfer kommen würde, aber auch als dunkler Tod, der die Soldaten davon abhielt, das Innere des Schlosses zu betreten und den Gefährten in den Rücken zu fallen. *Der Körper der Spinnenkönigin ist tot. Brenn ihren Geist aus, damit er nicht wiederkehrt und weiter Tod und Elend über uns bringt*, bat sie den Kriegerprinzen unglücklich, weil sie eigentlich niemandem so etwas aufbürden wollte. Als Verwandtes Wesen war es ohnehin nicht leicht, den Kämpfen der Blutmenschen zu folgen. Sie brauchten ihre Juwelenkraft für anderes, nutzten sie anders. Doch Schatten war der einzige, der Schwarz trug. Er würde sichergehen können, dass von Zorya nichts mehr übrig blieb.
Der Kriegerprinz schien auch gewillt zu sein, diese Aufgabe zu übernehmen. Plötzlich schienen alle Fenster in der Bibliothek zu explodieren unter der imensen Krafteinwirkung von Schattens schwarzem Juwel. Scherben regneten auf sie nieder. Rachhad reagierte instinktiv und erschuff über möglichst allen einen Schutzschild, woran sie abprasseln konnte. Eine der Schwarzen Witwen hatte sich jedoch gegen das Fenster gelehnt gehabt und stürzte nun mit einem panischen Schrei nach draussen in den Tod. Dunkel kam Schatten herein geschwebt. Dabei stand ihm eine weitere Schwarze Witwe im Weg. Sie wurde schlichtweg über die Brüstung der Galerie hinweggefegt, auf der Schatten sich nun würdevoll niederliess, um sich Zoryas Geist zu widmen.

Eoshan stieg derweil rasch über die verstreuten Bücher und die unzähligen Scherben zu Zorya Eacir. Vielleicht, wenn man ihr noch etwas von ihrem Gift melken konnte, könnte man Ayden vielleicht retten. Wenn er lange genug überlebte. Es war Wunschdenken. Eoshan wusste das schon, bevor sie zu Ayden trat, der von der todunglücklichen Laree festgehalten wurde. Jetzt hatten sie zwei so wunderschöne Wiedersehen gehabt. Warum konnte es nicht auch ein glückliches Ende für Laree geben? Mitfühlend wollte sie ihr über den Kopf streicheln, erstarrte jedoch bei der ersten Berührung, weil sie eine Vision absolut unerwartet und mit gewaltiger Wucht traf.
Ayden brüllte Laree wütend an. Etwas schien kaputt gegangen zu sein. Nichts wichtiges. Dennoch schien der Prinz sich in seiner Ehre verletzt zu fühlen und wollte die Hexe schlagen. Laree zeigte sich allerdings ziemlich unbeeindruckt und fragte: "Du willst doch nicht etwa deine Lebensretterin schlagen." Der elegang gekleidete Prinz stutzte, verdrehte entnervt seine Augen und fragte abfällig schnaubend: "Willst du mir das ewig vorhalten?" Laree nickte selbstzufrieden grinsend. "Aber natürlich", antwortete sie kess. "So mindestens für die nächsten hundert Jahre." Eoshan musste lachen. Toll, diese Lebensretterin.
Lebensretterin...


*Lebensretterin!* sandte sie Laree heftig, als die Vision wieder freiliess. Rasch setzte sie sich ihr gegenüber auf den Boden. *Hast du ihm das Leben schon gerettet? Oder wirst du es noch tun?* fragte sie sie eindringlich, obwohl sie sich ziemlich sicher war, dass es sich um eine Vision aus der Zukunft gehandelt hatte. Wobei sie sich nicht sicher war, ob die Hexe sie überhaupt hörte. Sie war völlig aufgelöst, weil ihr Freund starb. Eoshan fasste ihn an der Hand. War er überhaupt noch hier? Konnte man ihn noch retten? Eilig forschte sie nach seinem Geist, konnte ihn weit weg spüren.
*Er ist nur gelähmt*, erklärte sie Laree erleichter. *Das Gift hat sein Herz noch nicht erreicht. Er ist ein starker Mann. Ich werde seinen Geist festhalten. Rette ihn, Laree. Die Dunkelheit weiss, dass du es kannst. Sie liess es mich wissen. Finde den Weg. Du hast die Möglichkeit dazu.* Dann stürzte sie sich in den Abgrund, um Aydens Geist aufzufangen, bevor er in die Dunkelheit einging. Gerade noch rechtzeitig.
*Prinz Asar*, grüsste sie ihn verschmitzt und lud ihn mit einer Handbewegung dazu ein, sich zu ihr unter eine alte, mächtige Eiche zu setzen. *Da wären wir also wieder. Ich muss schon sagen, dafür dass du keine Schwarze Witwe bist, tantzt du gefährlich oft an den Grenzen des Verzerrten Reiches.*
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Ayden » So 25. Sep 2022, 19:31

Ayden spürte wie er auf die Knie sackte und es war das letzte, was er noch mit seinem Körper spürte. Die letzten Worte Zoryas rangen noch in seinem Ohr. Du warst schon immer zu sehr von dir selbst überzeugt gewesen.
Nun, sie hatte recht, aber in dem Falle hatte er nicht geglaubt, dass er sie noch würde umstimmen können. Sie wollte, ja, aber sie war auch eine stolze Frau und es lag ihr nicht, darum zu bitten verschont und gut behandelt zu werden. Ayden versuchte nur sie in ein Gespräch zu verwickeln, um nah genug an sie heranzukommen. Dabei hatte Eoshan recht gehabt. Ein Teil von ihm wollte Zorya nicht töten und er hätte es vorgezogen sie zu retten. Aber nicht einmal die mächtigste Schwarze Witwe hätte die Zeit zurückdrehen können. Es war zu viel zwischen ihnen passiert und sie hatte Dinge getan, die ihr so schnell niemand verzeihen würde. Sie würde immer einsam bleiben und er konnte das nicht ändern. Sie war nicht seine Königin...
Außerdem wollte Ayden sein restliches Leben nicht ständig über die Schulter schauen wollen, ob sie ihn nicht doch aus verschmähter Liebe und Eifersucht heraus töten würde. Er hatte schon viele Frauen getötet. Warum nur fiel es ihm bei ihr dann so schwer? Ayden hatte versucht sie in ein Gespräch zu locken und für sich zu gewinnen, doch sie schien bereits gespürt zu haben was er vorgehabt hatte und als sie ihm ihre letzten Worte zugeflüstert hatte, fühlte er den kurzen, leichten Stich in seinem Hals. Ebenso wie ihren letzten Atemhauch, ganz sanft auf seiner Wange, der Geruch ihres Parfüms, das so oft wie die letzte Meeresbrise eines Abends roch. Er würde es vermissen... es hätte anders enden sollen.
Er zog seine Hand zurück. Sie schien nicht einmal gemerkt zu haben wie er die Nähe zu ihr ebenfalls ausgenutzt hatte, um die letzte Karte zu spielen, die er noch besessen hatte. Tanias Juwelensplitter. Sie hatte sicherlich nicht erwartet, dass er ihn nutzen würde, um Zorya zu töten, aber Ayden glaubte nicht, dass die taffe Hexe etwas dagegen gehabt hätte. Tania... er hätte sie gerne noch einmal wiedergesehen. Würde er?
In seinem Gesichtsfeld tauchte eine Frau auf, aber es war nicht Tania. Laree sah ihn aufgewühlt und besorgt an, zerrte vergeblich an ihm. Ayden spürte es nicht mehr, er sah nur ihre Handbewegungen. Alles schien seltsam getrennt und auseinandergerissen. Mit letzter Kraft stieß er einige Worte aus. Er sah wie Zorya langsam begriff und ihre Hände zitternd nach oben zu dem Brieföffner gingen. Ayden lenkte seinen Blick beiseite, wollte nicht sehen wie sie ihn herauszog.
Der Duft der Meeresbrise verschwand, wurde ersetzt durch den kupfernen Geruch von Blut, begleitet von Larees Schluchzen. Das war das letzte was er wahrnahm. Dann verschwanden auch seine anderen Sinne und es wurde dunkel.

Da war ein Dröhnen, langsam, dumpf und tief. Es wurde schwächer und langsamer je länger er lauschte. Ayden glitt durch die Dunkelheit. Es gab nichts außer diesem Geräusch und er schien sich immer weiter davon zu entfernen. Er war nicht mehr fähig, einen Gedanken zu erfassen, da waren nur noch dunkle Gefühle, die um ihn herum trieben wie Raubfische.
Und dann war da eine Frau. Natürlich eine Frau. Selbst in seinen letzten Momenten, ließen ihn Frauen nicht los. Dieses Mal im wortwörtlichen Sinne. Sie fing ihn auf kurz bevor auch noch der letzte Herzschlag verklang. Ayden klammerte sich fest an sie und hatte keine Absichten sie loszulassen. Instinktiv wusste er, dass sie Rettung versprach.
Die Dunkelheit verschwand abrupt und mit ihr das Gefühl diese Frau in den Armen zu halten. Der blonde Prinz fand sich unter einer großen Eiche wieder. Eoshan saß davor. Die junge Dea al Mon lächelte verschmitzt und sagte in einem fast tadelnden Tonfall, dass er sehr oft an den Grenzen des Verzerrten Reiches tanze.
*Nicht freiwillig*, entgegnete Ayden. Was machte sie hier? Wo waren sie? *Was ist das hier? Ein letzter Abschiedsgruß?*, fragte er, denn bis vor kurzem hatte er noch das Gefühl gehabt, er würde sterben. Nach und nach hatte ihn die Dunkelheit umhüllt und das Schlagen seines Herzens war immer langsamer geworden. Er konnte es auch jetzt wahrnehmen, fern und dumpf. Bedeutete das, er war noch nicht tot?
*Ich hoffe nicht. Die Dunkelheit scheint dich noch nicht zu sich holen zu wollen und zeigte mir, dass es eine Möglichkeit gibt, dass du überlebst. Deswegen bewahre ich deinen Geist davor, in den Abgrund zu stürzen. Nicht, dass der vor deinem Körper stirbt. Das wäre wirklich schade*, erklärte die Schwarze Witwe. Ayden konnte schwer glauben, dass die Dunkelheit der Meinung war, dass er leben sollte. Zu versuchen Timaris zu retten war seit langem die ungefähr einzig gute Tat, die er getan hatte und es war ihm nicht einmal geglückt. Wenn er starb... niemand würde an das Gegenmittel in seinem Juwelengepäck gelangen. Ayden versuchte vergeblich aufzuwachen oder auf sein Juwelengepäck zuzugreifen.
*Das Gegengift.. es ist in meinem Juwelengepäck. Ich muss..* Er stockte, musste pausieren. Das Gegengift! Er hatte mehr als nur ein Gegengift in seinem Juwelengepäck. Das Gegenmittel zu Zoryas Gift... er hatte dies auch in seinem Gepäck. Schon Jahrzehnte lang. Vor langer Zeit hatte er es ihr heimlich abgezweigt, aus einem Gefühl heraus, dass es ihm irgendwann nützlich werden konnte. Eine Vorsichtsmaßnahme. Ayden hatte Zorya nie ganz vertraut. Zu recht wie sich nun herausstellte. Welch Ironie, dass er nun sterben sollte, wo er doch beide Gegengifte bei sich hatte...
Er konnte spüren wie sein Herz immer schwächer wurde. Ein dunkles Dröhnen, Bumm... Bumm...
Dann verstummte es ganz. Ayden saß Eoshan gegenüber, presste die Lippen bitter aufeinander.
*Ich bin nicht der einzige, der das Gegengift besitzt. Es gibt einen Sklaven von Timaris.. er muss noch hier in der Feste sein, wenn er nicht tot ist. Kosta Erenos. Du musst ihn finden und das Mittel zu Timaris bringen*, beschwor er Eoshan. Ayden hätte sie bitten können, Tania oder gar seinem Sohn eine Nachricht zu übermitteln, aber was hätte das gebracht? Er würde diesen zwei Menschen nur erneute Schmerzen bringen. Timaris konnte er wenigstens helfen.
Aber nicht tot. Er war nicht bereit zu sterben!
In dem Moment fühlte er einen wahren Strom an Energie, die durch seinen Körper raste und seinen Geist überflutete. Er keuchte auf, befürchtete dies wäre nun sein Ende. Seine Hand schoss vor und griff nach der Eoshans, um sich festzuhalten, wie als wäre sie ein Rettungsanker, der ihn noch hier behielt.

Das nächste was er spürte waren weiche Lippen auf seinen und warmer Atem in seinem Mund. Ayden erwiderte den Kuss instinktiv, wollte sich regen, aber er vermochte es nicht. Sein Brustkasten schmerzte, doch das war das einzige was er gerade fühlte. Das und dieser süße Mund auf seinen. Er schob seine Zunge sinnlich hinein.
"Ayden!" Der Mund entfernte sich. Laree blickte ihn keuchend und überrascht an, dann lachte sie aber erfreut und presste sich dicht an ihn, um ihn erneut zu küssen. "Du lebst! Ich hatte dir das Gegengift gespritzt, aber du hast nicht reagiert und dann war dein Atem weg und ich wusste nicht was ich tun sollte", plapperte sie, "Ich hatte es noch. Das Notfallgepäck für dich. Ich hab es nie weggetan. Ich bin so froh, dass ich es noch hatte. Weißt du noch? Du hast es mir gegeben. Mit Zoryas Gegengift." Ihre Worte waren wie ein plätschernder Strom. Ayden hätte es bevorzugt, wenn sie ihre Hände endlich von seiner Brust genommen hätte. Trotzdem lächelte er matt. Er bemerkte Eoshan, die neben ihm kniete und blickte sie an.
"Danke...", murmelte er schwach, während Laree immer noch weiter redete und wissen wollte wie es ihm ging. "Ich glaub, du hast mir eine Rippe angeknackst..", bemerkte er. Die Hexe machte ein kleines, empörtes Gesicht.
"He, ich habe dir gerade das Leben gerettet. Ein Danke wäre nett." Sie grinste, nahm aber ihre Hände von seiner Brust. Auf ihren Wangen glänzten Tränen.
"Danke", brachte Ayden leise hervor. Es war anstrengend überhaupt die Lippen zu bewegen. Alles fühlte sich taub an. Er versuchte seine Hand erneut zu bewegen, wusste aber nichtmal ob er es tat. "Ich... kann mich nicht.. bewegen..."
Laree tauschte einen besorgten Blick mit Eoshan aus.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » So 25. Sep 2022, 19:32

Sie musste lachen, als der Prinz energisch widersprach, dass er nicht freiwillig entlang der Grenzen der Verzerrten Reiches tanzte. Es klang so lustig. So empört. Vorallem war Ayden jedoch verwirrt und wollte wissen, was das hier sein. Ein letzter Abschiedsgruss. Eoshan blinzelte überrascht. An diese Möglichkeit hatte sie gar nicht gedacht. So etwas tat man doch nicht, einen Sterbenden davon abhalten, in die Dunkelheit aufzugehen. Zumindest nicht, wenn es keine Rettung mehr für ihn gab.
*Ich hoffe nicht*, wehrte sie leidenschaftlich ab, dass dies ein letzter Abschiedsgruss sein sollte. *Die Dunkelheit scheind dich noch nicht zu sich holen zu wollen und zeigte mir, dass es eine Möglichkeit gibt, dass du überlebst. Deswegen bewahre ich deinen Geist davor, in den Abrund zu stürzen. Nicht, dass der vor deinem körper stirbt. Das wäre wirklich schade." Laree war so traurig gewesen, dass sie Ayden nicht hatte retten können.

Prinz Asar blickte sie etwas ungläubig an, bevor er intensiv versuchte, seine Juwelen zu benutzen. Doch das würde hier nicht funktionieren. Zumindest nicht auf herkömmliche Weise. Eoshan wollte es ihm schon sagen, als der Prinz stockend erklärte, dass das Gegengift in seinem Juwelengepäck sei. Er müsse etwas. Die Königin blickte ihn fragend an, was er denn sagen wollte. Allerdings schwieg er dann erst einmal, presste unglücklich seine Lippen aufeinander. Eosan musterte ihn aufmerksam und fragte sich, was in ihm wohl vor ging. Schliesslich verriet er ihr, dass er nicht der einzige wäre, der das Gegengift besässe. Er beschwor sie, Kosta zu finden, damit er das Gegenmittel zu Timaris brachte.
*Schon erledigt*, strahlte sie den Prinzen an, der sich solche Sorgen machte, anstatt zu hoffen, dass sie sein Leben retten konnten. *Wir haben Kosta bereits getroffen und er ist längst auf dem Weg zu eurer Königin. Keine Sorgen.* Der Krieger hatte zwar schauerlich blutübergossen ausgesehen, doch nicht so gewirkt, als ob er selbst verletzt sei. Unwillkürlich flackerte neben ihnen ein Bild von Kosta und Ayden auf, wie sie gerade leidenschaftlich Sex hatten. Eoshan zischte ärgerlich über die unerwünschte Vision und verscheuchte sie mit einer hastig wedelnden Handbewegung. Sie war nicht lange zu sehen, dennoch konnte Eoshan nicht verhindern, dass sie dewegen knallrot wurde.
*Ähm... also... wie gesagt, alles in Ordnung*, stammelte sie verlegen. Glücklicherweise rief in dem Moment Aydens Körper seinen Geist zurück. Erschrocken hielt der Prinz sich an ihr fest. Sanft streichelte Eoshan über seine Hand und schickte ihn aus dem Verzerrten Reich, in der Hoffnung, dass es Laree gelungen war, Ayden zu heilen. Aber eigentlich war sie sich dessen ziemlich sicher, sonst hätte sein Geist anders reagiert.

Nachdem Ayden verschwunden war, blieb Eoshan noch einen Moment lang alleine zurück, um sich zu beruhigen. Diese Vision hätte jetzt wirklich nicht sein müssen. Es war so angenehm gewesen, den Prinzen einmal nicht beim Sex zu sehen. Und dann passierte so was. Ausgerechnet im Beisein von Ayden. Also wirklich. Und schon wollte das Bild wieder auftauchen. Eoshan wehrte sich wehement dagegen und ihre Wangen begannen wieder zu glühen. Da änderte sich das Bild und auf einmal lag Kosta blutend vor ihm auf dem Boden, hatte einen klaffenden Schnitt in seinem Bauch. Erschrocken taumelte Eoshan zurück und fand sich in ihrem Körper wieder.

Vor ihr plapperte eine überglückliche Laree auf Prinz Asar ein, wie sie ihn gerettet hatte. Eoshan lächelte. Es war schön, dass auch dieses Wiedersehen glücklich geendet hatte. Der Prinz blickte zu ihr und murmelte schwach ein dankeschön. Eoshan nickte ihm zu.
"Immer wieder gerne", antwortete sie glücklich. Bevor sie wieder rot anlief. Zumindest teilweise immer wieder gerne. Auf diese Sexvisionen konnte sie gerne verzichten. Sehr gerne! Sie erhob sich rasch, um zu sehen, was um sie herum geschah, als der Prinz schwach meinte, dass er sich nicht bewegen könne.
"Das ist nicht weiter verwunderlich Prinz Asar", lächelte Eoshan beruhigend. "Du bist einem sehr starken Gift ausgesetzt gewesen, das dich eigentlich hätte töten sollen. Dein Körper muss sich erst noch von diesem Schock erholen und deine Muskeln müssen sich erst wieder daran erinnern, wie sie sich bewegen können. Das vergeht wieder. Es brauch nur etwas Zeit. Nutze sie, um dich zu erholen. Soweit ich weiss, hast du viel hinter dir." Ganz viel Sex zum Beispiel. Ah und schon wieder wurden ihre Wangen ganz heiss. Rasch wandte sie sich ihm ab und schaute sich lieber in der Bibliothek um. Der schöne Raum war hoffnungslos zerstört worden. Es gab viele Verletzte und Tote. Überall war Blut verteilt Es war ein grausiger Anblick. Aber wenigstens hatten die Kämpfe geendet.

Erleichtert drückte sie Rachhads Arm, der wieder bei ihr Stand und sie geschützt hatte, als sie sich erneut um Aydens geistiger Unversehrtheit gekümmert hatte. Es war vorbei. für den Moment. Aber etwas wichtiges, wenn auch trauriges war geschafft worden. So viele fehlgeleiteten Schwarze Witwen hatten ihr Leben dafür lassen müssen. Unwillkürlich musste Eoshan wieder an ihre Vision von dem verletzten Kosta denken, als sie all die blutigen Leichen um sich herum sah.
War den anderen aus ihrer Gruppe unten im Kerker etwas zugestossen? Besorgt tastete sie nach Merions Signatur, die sie nun viel schneller fand, obwohl er sich tief ihm Keller befand. Viele der Netze die etwas abgeschirmt hatten, waren verschwunden. So war es auch nicht schwer dem jungen Krieger zu senden.
*Merion*, kontaktierte sie ihn erleichtert. *Zorya Eacir ist tot. Wir haben es geschafft. Wie geht es euch? Alles in Ordnung bei euch?*
*Königin Sitara?* kam die überraschte Antwort. *Das... das ist grossartig. Ich bin so froh, von euch zu hören. Uns geht es gut. Darken ist sehr schwach. Aber er hält tapfer durch. Nur der Freund des Kapitäns, nachdem er so gesucht hat, der hat eine ganz schlimme Bauchwunde davon getragen. Die Heilerinnen sind dabei ihn zu heilen, aber hier unten ist es nicht gut. Es ist dunkel und unsauber.*
*Haltet durch*, sandte sie ihm besorgt. *Wir kommen zu euch.*
"Wir müssen wieder hinunter in den Kerker", trat sie zu Savah hin. "Und wir sollten die Krankenstation sichern. Es hat noch mehr Verletzte gegeben."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Yadriël » So 25. Sep 2022, 19:33

Es war alles so schnell gegangen. Einen Augenblick hatten sie noch tief in der Scheiße gesteckt und im nächsten waren sie gerettet gewesen. Oder halbwegs. Sie mussten immer noch aus diesem Höllenloch fliehen. Wenigstens taten sie es nicht mehr alleine. Sie hatten Verstärkung bekommen, genau wie Kosta angekündigt hatte. Verstärkung aus der Tiefe. Mehrere Dea al Mon, die offensichtlich wegen Minan hier waren und ihn hatten befreien wollen und dann waren da noch raubeinige Glacier gewesen und jede Menge besorgte.. Piraten? Zucker bekam das nur halb mit und er verstand auch kaum was vor sich ging, aber die Umarmung zwischen dem fremden Hayllier und Kosta war nicht misszuverstehen. Es sah aus wie zwei Liebende, die sich endlich wiedergefunden hatten. War das der Piratenkapitän, den Kosta in Raej erwähnt hatte? Er war Teil von dieser fantastischen Geschichte seiner Flucht gewesen, aber später hatte er so bitter über diesen Mann gesprochen, der ihn freigelassen hatte, dass Zucker schon damals gedacht hatte, dass nicht alles davon erfunden gewesen war. Gut, und dann war da natürlich das Segelschiff gewesen auf dem Kosta zusammen mit Venka geflohen war. Phönix! Sie war ebenfalls hier und Zucker freute sich ehrlich sie zu sehen. Er hatte schon nicht mehr damit gerechnet die feurige Hayllierin je wiederzusehen. Dass sie zudem noch Nachrichten über Rashar hatte, weckte auch das Interesse aller anderen Soldaten. Für sie gehörte Phönix zu ihnen und entsprechend wurde sie begrüßt und mit Fragen bestürmt.
Leider mussten die Antworten auf sich warten. Kaum hatten sie sich alle begrüßt, als die seltsame Gruppe sich bereits wieder aufteilte. Weitere Kämpfe waren zu hören.
Sie bemühten sich Minan von dort wegzubringen. Er war so schwach, dass selbst die kleinste Verletzung oder gar Erschütterung sein Ende bedeuten konnte. Inmitten dieser Kämpfe verlor Zucker Kosta aus den Augen. Gemeinsam mit seinen Kumpanen hatte es Zucker geschafft Minan in Sicherheit zu bringen, begleitet von zwei Heilerinnen und Minans Gefährten. Das musste Merion sein. Aber Kosta war nicht mehr hier. Vielleicht kämpfte er noch und hielt ihnen den Rücken frei. Sähe ihm ähnlich sich aufzuopfern.
"Wo geht es jetzt lang?", fragte er. Eine der Heilerinnen erklärte, dass sie weiter nach unten müssten und sie machten sich auf den Weg. Etwas später schlossen diese Piraten zu ihnen auf.
"Ich glaube nicht, dass wir den gleichen Weg wieder rausnehmen können", sagte einer der Männer. Er deutete auf Minan. "Den kriegen wir doch nie den Wasserfall runter."
"Wasserfall?", fragte Zucker verwirrt. Gut, er hatte den Wasserfall bei der Ankunft gesehen, aber was hatte das mit ihrem Fluchtweg zu tun? "Müssen wir klettern?", fragte er noch skeptischer.
"Wir sind am Wasserfall hochgeklettert", bestätigte ein Prinz. "Beim Aufstieg haben wir allerdings noch unsere Juwelen verborgen und geschont. Das ist jetzt anders."
"Wir können alle unsere Juwelen nicht einsetzen. Die Spinnenkönigin hat sie mit einem Netz versperrt", sagte Adrej.
"Gibt es keinen anderen Ausweg?", fragte Zucker. Die anderen überlegten.
"Die Zahnradbahn", sagte schließlich einer. "Das wäre sicherer."
"Abgesehen von den Gegnern dort", wandte ein anderer lax ein. "Oder dass wir nicht wissen wo sie ist." Er sah hinter sich in den Gang. "Wo ist Taelos?" Die schöne Hayllierin neben ihm bekam härtere Gesichtszüge.
"Er und Iason sind voraus. Sie sind schneller nur zu zweit", erklärte sie.
Zucker horchte auf. "Iason? Ihr redet von Kosta oder?", erriet er. Die Hayllier blickten ihn überrascht an. Zucker grinste wissend. "Diese ganzen Zweitnamen, die ihr habt, sind echt verwirrend", bemerkte er. Adrej schnaubte belustigt.
"Du hast einen Zweitnamen", erinnerte der Dhemlaner ihn. "Ihr alle habt Zweitnamen."
"Ja, aber unsere sind nicht verwirrend", verteidigte sich Zucker.

Während er noch gemeinsam mit Adrej Minans Trage vorsichtig durch die Gänge bugsierte, wirkten die Heilerinnen vor ihnen plötzlich alarmiert und das nicht wegen Minans furchtbaren Zustand. Er schien sich gefangen zu haben und verbissen ums Überleben zu kämpfen, seitdem sein Freund hier war und ihm nun nicht mehr von der Seite wich. Zucker musste bei dem Anblick kurz schmunzeln, hielt dann aber auch inne, balancierte vorsichtig das Gewicht der Tragegriffe in seinen Händen. Die Mienen beider Frauen wurden blass und sehr besorgt. Dann eilten sie ohne ein Wort in einen anderen Gang und der Rest der Mannschaft folgte ihnen sofort geschlossen.
"Ich schätze.. wir folgen?", riet Zucker, denn alleine wollte er hier auch nicht durch die Gänge streifen. Was war passiert, was die Piraten so in Alarmbereitschaft versetzt hatte? Die Soldaten folgten ihnen langsamer. Als sie dann bei einem Gang um die Ecke kamen, sahen sie selbst was los war.
Zucker schluckte schwer. Der nächste Gang war offenbar Schauplatz eines brutalen und blutigen Kampfes gewesen. Der Prinz erkannte Turgor. Der bullige Wärter lag reglos und sehr tot in der Mitte des Ganges. Ihm fehlte eine Hand und sein Rücken war übersäht mit Messerwunden. Wächsernes Blut breitete sich um ihn aus wie ein roter Teppich. Es war trotzdem längst kein so schlimmer Anblick wie der Hayllier, der vollkommen aufgelöst und verzweifelt neben Kosta kniete. Sein Schoß war voller Blut, sein Bauch voller Blut. Und dieses Mal schien es sein eigenes zu sein und nicht nur das seines Gegners. Als der Hayllier ihr Herankommen merkte, zückte er seinen Säbel und schien sich und seinen Liebsten bis aufs letzte verteidigen zu wollen. Dass er nicht mehr die Kraft dazu hatte, merkte man wie ihm die Waffe sofort wieder zitternd aus der Hand glitt, als er sah, dass ihm keine Feinde sondern Verbündete gegenüberstanden.
Die Heilerinnen liefen sofort hinüber zu Kosta. Zucker übergab Samtpfote seinen Teil von Minans Trage. Tote gehörten zum Krieg dazu. Das einzige was man machen konnte, war jede Chance zu nehmen, die man bekam. Entweder bis man gewonnen hatte... oder wenn einem die Chancen ausgingen. Und Kosta schienen die Chancen ausgegangen zu sein. Es war nicht der erste tote Freund den Zucker sah. Man sollte meinen, man würde sich daran gewöhnen. Der Pirat neben ihm machte keinerlei Anstalten Kostas Schicksal auch nur annähernd zu akzeptieren und flehte sie um Hilfe an.
Es wollte Zucker ebenso nicht schmecken, dass er Kosta ausgerechnet an diesen Turgor verlor. Zucker hatte gerade erst wieder begonnen, Kosta zu mögen. Die anderen Soldaten sahen das pragmatischer. Sie waren in diesem Gang weiteren Wärtern schutzlos ausgeliefert und die Soldaten wollten nicht ausgerechnet dem Mann helfen, der sie in die Zellen gebracht hatte.
Nur Zucker war mittlerweile klar, dass dies nicht Kostas Verschulden gewesen war. Sobald er nur angefangen hatte seine Hilfe anzubieten, zerrte ihn dieser Piratenkapitän bereits zu sich, damit Zucker Blut spenden konnte. Eine Heilerin nahm im Blut ab, um es zu testen. Zucker glaubte schon, dass es nicht übereinstimmte, denn die Hayllierin sah für einen Moment irritiert drein, doch dann war anscheinend doch alles in Ordnung. Zucker dachte nicht länger darüber nach und setzte sich. Während Blut aus seinem Arm in einen Schlauch rann, sah er zu wie der Piratenkapitän vollkommen besorgt mit einem halb bewusstlosen Kosta sprach und ihn abwechselnd anflehte und befahl, nicht zu sterben. Zucker hatte sich Piratenkapitäne immer anders vorgestellt, aber gut. In dem kurzen Moment der Ruhe stellte er sich dem Mann vor. Es wirkte, dass der Hayllier abgelenkt war. Erstaunt wurde Zucker angesehen.
"Du bist.. dieser Zucker?", fragte der Pirat. Dieser? Was sollte das denn heißen? Hatte Kosta über ihn geredet? "Oh.. oh, das ist gut, dass er dich hier hatte", brachte der hayllische Krieger hervor, nachdem er sich gefangen hatte. Was meinte er damit? "Ich bin Taelos."
"Dacht ich mir schon", erwiderte Zucker. Er sah zu wie sein Blut über den Schlauch in Kostas Leib verschwand. Dieser versuchte sich schwach zu regen. Ein zittriger, unsicherer Speerfaden erreichte Zucker. Kosta drängte sie, zu gehen. Es wäre zu gefährlich. Dann redete er etwas von einem Gegenmittel und Prinz Asar.
"Also ich versteh kein Wort", sagte Zucker danach. "Du gehörst ins Bett, Junge." Er strich Kosta über die Stirn, zog aber seine Hand langsam zurück, da ihn Taelos bei dieser Berührung seeehr komisch ansah. Zudem wurde Zucker langsam schwindlig. Er hielt sich den Kopf mit dem freien Arm. "Woah.. ich gehör auch gleich ins Bett.. wieviel Blut braucht er denn noch?"
"Eine Menge", sagte die Heilerin. Sie sah nur kurz zu Zucker, dann war sie sofort wieder mit Kosta beschäftigt.
"Nein.. nein, Kosta!" Der Piratenkapitän beugte sich alarmiert über den Krieger, als diesem die Augen zufielen und sein Kopf zur Seite kippte. Die Heilerin schob Taelos resolut beiseite.
"Er ist nur ohnmächtig. Das ist besser für ihn. Du hast eine gute Erstversorgung gemacht, aber du kannst jetzt nichts mehr für ihn tun. Lass uns unsere Arbeit machen", sagte sie ernst. Sie pausierte kurz. "Wenn du etwas tun willst, organisier uns eine zweite Trage und sichere den Gang."
Der Pirat straffte sich, nickte mit wächserner Miene.
"Und wir brauchen mehr Licht. Ich kann überhaupt nichts sehen", sagte die andere Heilerin. Augenblicklich hatten fast alle Piraten eine Leuchtkugel herbeigerufen und es wurde sehr hell im Gang. Zucker blinzelte.
Für eine Weile arbeiteten die Heilerinnen konzentriert und die Piraten fanden von irgendwoher eine Trage, da hörten sie Schritte. Der Prinz fluchte.
"Die klingen so trampelig. Das sind nicht zufällig die Glacier?", fragte er in vergeblicher Hoffnung. Eine der Heilerinnen schüttelte den Kopf.
"Die sind nach oben, um gegen Zorya zu kämpfen", sagte sie. "Schnell, fangt sie am Gangende ab!", wies sie die anderen an. Die Männer eilten nach vorne. Die Soldaten zögerten noch ehe Tiger sie anfuhr.
"Was steht ihr da rum wie lahme Enten? Los!" Es schien ihn nicht zu interessieren, dass die anderen Juwelen besaßen und sie nicht. Zucker blieb sitzen wo er war, blickte seinen Kumpanen hinterher. Konnten sie nicht einmal Glück haben? Er fand, er hätte etwas Glück verdient.
Zucker hörte nur wie die Kämpfe tobten, sah aber nicht viel davon. Ihm wurde immer schwächer zumute. Als sein Kopf leicht nach vorn kippte, rüttelte eine der Frauen an ihm und drückte ihm dann einen kleinen Becher mit Fruchtsaft in die Hand.
"Was stärkeres habt ihr nich? Ne ganz miserable Bar hier", murmelte Zucker, trank aber trotzdem. Vorsichtig tastete er nach Kostas Hand und drückte sie, wo der Piratenkapitän gerade dabei war zu kämpfen und Held zu spielen. Aber sie hatten schon einige Kämpfe hinter sich und wer immer da runtergekommen war, schien die Verbündeten langsam zurückzudrängen. Zucker konnte nun die Kämpfe sehen und einzig ein Schutzschild hielt die Machtbälle davon ab bei ihnen einzuschlagen. Besorgt sah der Prinz zu wie das Schild immer wieder unter den Einschlägen aufflackerte.
"Ich muss meinen Leuten helfen", sagte Zucker.
"Dein Platz ist hier", erklärte eine der Frauen und das war das. Zucker blieb sitzen. Er spürte irgendwie, dass sie Recht hatte. Aber verdammte Dunkelheit, das Blatt musste sich jetzt einfach mal für sie wenden. Wie konnte es sein, dass ausgerechnet seine Einheit immer die Gearschten waren und-
Auf einmal brannten seine Juwelen auf, die er bisher weiterhin lose in dem eisernen Kästchen aufbewahrt hatte. Zucker sah für einen Moment verwirrt zu dem opalen Schimmer. Seine Juwelen.. er konnte sie wieder spüren.
"Ja, verdammt, endlich! T-tiger, Tiger!", rief er mit lauter werdenden Stimme. "Unsere Juwelen, sie-"
Man hörte einen lauten Krach und Aufheulen von Gegnern. "Ah, er weiß es schon", stellte Zucker zufrieden fest. Im Gegensatz den Piraten hatten die Soldaten ihre Juwelen heute noch nicht eingesetzt und all die Wärter hatten immer gut dafür gesorgt, dass die Gefangenen voll aufgeladene Juwelen besaßen. Jetzt bekamen sie es deutlich zu spüren. Das Blatt wandte sich und es dauerte nicht lange, da war der Kampf vorbei.
"Zorya ist tot", sagte Tiger, als er wiederkam. Das leichte Fell des halben Tigerlanes war blutbestäubt. Er leckte sich über die blutigen Lippen, doch er wirkte dabei lebendiger und energiegeladener als je zuvor.
"Oder sie hatte keine Kraft mehr die Netze zu halten", spekulierte Adrej. Von Merion kam dann aber die Bestätigung, dass die Spinnenkönigin tatsächlich tot war. Die Glacier und Dea al Mon würden zu ihnen kommen, um die Krankenstation zu finden.
"Ich weiß wo die ist", sagte Zucker. Hatten sie nicht eine Heilerin aus dem Labor gehabt, die es ebenfalls wusste? Sie schien in dem Getümmel geflohen zu sein. Nun, sie würde bestimmt wieder auftauchen. Wenn Zorya tot war, würden sich die restlichen Bewohner hoffentlich ergeben.

Angeschlagen kehrten die Piraten zurück. Einige waren nun ebenfalls verletzt. Zucker bekam endlich den Schlauch abgenommen. Er glaubte auch nicht, dass er noch viel Blut zu geben hatte. Er fühlte sich sehr ausgelaugt. Wenigstens waren die Heilerinnen zufrieden und sprachen von einem starken, kämpferischen Herzschlag.
"Das hat mein Blut so an sich", bemerkte Zucker, ein bißchen stolz aber auch erleichtert, dass sie es geschafft hatten Kosta zu stabilisieren. Nur diese eine Heilerin sah ihn wieder so seltsam an. Waren es die Narben in seinem Gesicht? Zucker brauchte Hilfe, um aufzustehen und stützte sich bei Tiger. Mithilfe der Kunst wurde Kosta auf die zweite Trage gelegt und dann vorsichtig aus dem Gang getragen.
Zum Glück trafen sie auf keine weiteren Gegner, als sie nach einer Weile bei der kleinen Krankenstation im Kerker ankamen. Zuckers Beine fühlten sich vollkommen weich an und er war froh, als er sich auf ein Bett setzen konnte. Beinahe hätte er sich übergeben. Die Krankenstation war nicht leer. Ein Mann lag in einem der Betten und sah sie entsprechend alarmiert an, als sie hereinkamen. Er war so hässlich entstellt, dass Zucker einen Moment brauchte bis er Yugar erkannte. Von den Heilerinnen war keine Spur. Vielleicht waren sie geflüchtet.
Die Soldaten wollten den Mann gleich töten.
"Er ist unbewaffnet und verletzt", sagte einer der Piraten. Yugar versuchte auch etwas zu sagen, brachte jedoch nur ein Röcheln zustande. Einauge hieb trotzdem einen Dolch in die Kehle des Halbeyriers. Er starb praktisch augenblicklich. "Ja, aber er ist ein Arsch", erwiderte er. Zucker nickte gelassen.
"Kann ihm nur rechtgeben", stimmte er zu. "Kosta würde ihm ebenfalls rechtgeben, wenn er könnte. Er hat den Kerl erst auf die Krankenstation geschickt." Hatten sich die Piraten zuvor noch entrüstet, dass die Kämpfe vorbei waren und sie nicht wahllos Leute abschlachteten, die sich vielleicht ergeben wollten, wurden sie nach den Worten augenblicklich ruhiger. Der Kapitän wollte sofort wissen wieso Kosta gegen den Halbeyrier gekämpft hätte.
"Wir hatten nicht unbedingt Gelegenheit darüber zu reden", antwortete Zucker. Der Hayllier fragte nicht mehr nach. Es gab wichtigeres zu erledigen. Während die Soldaten Yugar nach draußen trugen, kümmerten sich die Heilerinnen um die Verletzten, waren wieder über Kosta gebeugt, den man inzwischen behutsam auf eines der Betten gelegt hatte. Hoffentlich packte er es. Es wäre schade um all das viele Blut, was Zucker gespendet hatte. Außerdem hatte er den Kleinen gern. Egal in wieviele Schwierigkeiten dieser ihn bereits gebracht hatte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 19:35

Hitze floss durch seine Adern. Starke, sinnliche Hitze. Voller Lebensfreude und dem unbändigen Drang nach Freiheit. Kosta keuchte überwältigt, verstand nicht was vor sich ging. Wenn er sich nicht so erschöpft gefühlt hätte, wäre er bestimmt erregt geworden. Die Kraft die in sein Körper floss war so belebend. Es war beinahe zuviel. Und es liess ihn die Schmerzen wieder überdeutlich spüren. Schmerzen aus seinem Bauch. Weil das Messer ihn getroffen hatte und glücklicherweise nicht Eneas.
Eneas! Er musste weg von hier. Es war gefährlich hier. Eneas sollte nichts passieren. Er musste das Gegengift finden. Für Timaris. Damit ihr auch nichts passierte. Verzweifelt versuchte er das Eneas und Zucker zu senden. Aber es war so schwer. Nur ein Teil seiner Gedanken kam an. Zucker wollte ihn lieber ins Bett stecken. Unwillkürlich grinste Kosta innerlich, äusserlich zuckten nur seine Mundwinkel. Jetzt wo der Prinz in Sicherheit war, zumindest fast, konnte er wieder übermütig denken. Die Kraft, die in ihn gepumpt wurde, verlieh ihm Stärke. Noch einmal versuchte er aus seinem Juwelengepäck das Gegengift herbei zu rufen. Es musste gelingen. Unbedingt. Doch er konnte noch nicht einmal nach dem Gegengift in seinem Juwelengepäck greifen, als ihn schon matte Schwärze umhüllte.

Einmal leuchtete grelles Licht auf. Ewiges Klirren war zu hören. Dann brach etwas. Ein Tiger brüllte markerschütternd und schliesslich wankte alles um ihn herum, als wäre er wieder auf dem Schiff. Und dann war da immer wieder diese allumfassende, weiche Dunkelheit, die ihn sich fühlen liess, als wäre er in Watte gepackt. Es war schön hier. So ruhig. So erholsam. Er könnte für immer hier bleiben. Hier war alles gut. Nur war da etwas, was er unbedingt erledigen musste. Etwas was getan werden musste, bevor er sich hier erholen konnte. Sonst würde es ihm niemals gelingen, hier Frieden zu finden.

Wieder schwankte alles. Dann wurde die Luft frischer. Kosta lächelte wohlig. Endlich konnte er befreiter atmen. Und wieder umhüllte ihn Dunkelheit. Sie war jedoch nicht mehr so undurchdringlich. Zudem tat sein Bauch weh. Alles tat weh. Aber sein Bauch ganz besonders. Wegen der Messerwunde. Wegen dem, war er noch tun musste. Er hatte schon viel zu lange lange dafür gebraucht. Mühsam kämpfte er sich angestrengt durch die schwarze Watte, suchte nach einem Ausgang. Das Gegengift. Sie mussten das Gegengift zu Timaris bringen.
"Prinz Asar!" schreckte er schliesslich aufgebracht aus seiner Ohnmacht auf. "Ihr müsst ihn finden", versuchte er den anderen eindringlich klar zu machen. "Das Gegengift..." Stöhnend krümmte er sich zusammen. Dennoch hörte er nicht auf, zu versuchen, sich aus dem Bett freizukämpfen und zu versuchen nötigenfalls den Prinzen selbst zu suchen.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 19:36

Eneas blickte dem toten Halbeyrier nach, der gerade aus der Krankenstation gebracht wurde. Auch vor dem Messer in der Kehle war er übel zugerichtet gewesen. Es musste sehr viel passieren, dass Kosta so zuschlug. Eneas machte sich Sorgen was Kosta in diesem Kerker wiederfahren war.
Nachdem die Kämpfe vorbei waren, hielt Eneas sich wieder in der Nähe Kostas, wollte nicht von seiner Seite weichen und übernahm es auch, einen Teil der Liege zu tragen. Sie waren aus den Kämpfen nicht ungeschoren rausgekommen. Ulysses hatte ein gebrochenes Bein, Amancio eine üble Streifwunde abbekomme, Damien klagte über Probleme beim Atmen und auch zwei der Soldaten waren verletzt. So waren sie froh, als sie die Krankenstation gefunden hatten. Sie war zwar klein, aber ausreichend, dass sie alle Verletzten untersuchen und notdürfig zusammenflicken konnten. Eneas hatte Glück gehabt, er war außer kleineren Blessuren ohne Schaden davon gekommen. Er fühlte sich nur sehr erschöpft und seine Juwelen waren nahezu leer. Er hatte alles gegeben, um den letzten Ansturm mehrerer Soldaten aufzuhalten. Sie hatten Kosta nicht erreichen dürfen.
Kosta... Eneas hielt seine Hand, streichelte sie kummervoll. Es war egal, dass er selbst unverletzt war, wenn ihm alles weh tat sobald er seinen Geliebten dort so liegen sah. Er nervte Leto und Maria vermutlich viel zu sehr indem er immer wieder fragte wie es Kosta ging und ob er etwas tun könnte. Die beiden Heilerinnen waren weiterhin dabei die inneren Wunden zu heilen und zu vernähen. Wenigstens die am Oberschenkel hatten sie gut verschließen können. Kosta war überall so blutig...
Eneas Blick huschte zu den Ketten, dem Halsband und den Piercings. Das sollten die anderen nicht unbedingt sehen, fand er und schickte sich an vorne das aufgerissene Hemd wieder etwas zuzumachen. Leto bemerkte es.
"Das muss offen bleiben", sagte sie.
"Es ist nur..." Eneas nickte sachte hinüber zu den schweren Gewichten, die an den Piercings der Brustknospen hingen. Hatte Kosta sich das freiwillig angetan? Er trug manchmal Piercings, aber so viele und so eingreifende hatte Eneas noch nie an seinem Freund gesehen. Dabei sah er nicht einmal alles. Er wollte gar nicht wissen wohin die Ketten führten.
"Oh, das. Das sollten wir besser abnehmen", erkannte Leto und wollte die Piercings an den Knospen entfernen. Eneas hielt sie rasch ab. Er musste an Kostas tätowierten Rücken denken. Sein Freund hatte es ihm im nachhinein sehr übel genommen, dass die Tätowierungen plötzlich verschwunden waren. Dabei hatte Eneas nur helfen wollen. Kosta war so schlimm am Rücken verletzt gewesen. Eneas hatte das ungeschehen machen wollen, aber es war nicht richtig gewesen und am Ende hatte er Kosta bloß weh getan.
"Nicht, vielleicht will er das nicht", sagte Eneas leise.
"Und ich will nicht, dass sich seine offene Bauchwunde infiziert", entgegnete Leto resolut. Sie entfernte die beiden großen Gewichte. "Die sind nicht dazu gemacht, dass man sie andauernd trägt. Die Gefahr ist zu groß, dass etwas reißt."
"Er muss über den Rest selbst entscheiden", drängte Eneas leise. Leto nickte nur, widmete sich dann wieder der Bauchwunde.

Nur wenig später trafen die Glacier und Dea al Mon wieder ein. Es war vielleicht egoistisch, aber Eneas suchte mit mulmigen Gefühl sofort deren Anzahl ab, suchte nach seiner Schwester. Mit jeder Person, die sich durch den Eingang der Krankenstation schob und nicht Laree war, sank sein Herz. Nein.. nein, das schaffte er nicht. Sie durfte nicht...
Er blickte Eoshan an, die sich zu Merion gesellt hatte, um nach Minan zu schauen. "Laree...", setzte er fragend an, in seinem Hals bildete sich ein Kloß. Sie war nicht hier... was hatte es anders zu bedeuten als dass sie... seine Unterlippe bebte.
Und dann kam die erleichternde Nachricht, dass sie wohlauf war. Sie war zurückgeblieben, um sich um Ayden zu kümmern. Ah, das bedeutete also der Haushofmeister lebte. Eneas war es in dem Moment völlig egal. Laree lebte. Das war alles was zählte. Erleichtert atmete er tief durch.
"Wir werden die Feste durchstreifen und die Bewohner zusammentrommeln", sagte Savah. "Ein paar sind bereits durchs Tor abgehauen, aber ich vermute viele halten sich versteckt."
"Oder sind am plündern", warf Olintes ein. Savah grinste kurz.
"Was immer ihr macht, nur geht. Die Krankenstation ist zu klein. So viele Leute können wir hier nicht gebrauchen", drängte Leto. Sie standen sich tatsächlich bald schon gegenseitig auf den Füßen. Jeder wollte helfen.
Sie verteilten sich wieder, aber dieses Mal wollte Eneas Kosta nicht alleine lassen. Und auch nicht mit diesem Zucker, der auf dem Bett daneben lag und sich ausruhte. Eneas beneidete ihn. Es war absurd, doch Eneas hätte liebend gerne jeden einzelnen Tropfen Blut für Kosta gespendet. Dass es dieser Prinz stattdessen konnte und sein Blut so toll geeignet war... es ließ die Frage aufkommen, ob Zucker dann auch in anderen Dingen besser für Kosta geeignet war.
Dennoch.. es war gut, dass Kosta hier jemand gehabt hatte, den er gern hatte. Dass er nicht alleine gewesen war. Eneas wollte ihm das sicher nicht absprechen. Und er war heilfroh, dass Zucker da war, um Kosta das dringend benötigte Blut zu geben. Da war es ja ganz gleich, wer nun der Lebensspender war.

Etwas später traf die Nachricht ein, dass man oben eine viel größere Krankenstation gefunden hatte und sich dort zwei Heilerinnen ergeben hätten, die bereit wären zu helfen. Also verlegte man die Verletzten nach oben. Eneas war froh aus dem Kerker hinauszukommen. Er hatte so etwas bedrückendes an sich. Überall in den Gängen lagen noch Tote oder waren Spuren ihrer heftigen Kämpfe zu sehen. Der Kapitän achtete darauf, dass Kosta so sicher wie möglich transportiert wurde, aber einmal hatte er trotzdem das Gefühl, dass Kosta sich regte. Er lächelte sogar, als sie den Kerker hinter sich hatten.
"Halt durch", sagte Eneas leise zu ihm, während er ihn trug, "Es wird alles wieder gut. Du schaffst das. Du bist stark." Er wollte nur gute, positive Gedanken zulassen. Oben in der Krankenstation wurden die Verletzten in neue Betten gelegt. Ayden Asar war bereits da. Laree saß an seinem Bett direkt neben dem Kostas. Sobald Eneas sah, dass Kosta weiter von den Heilerinnen versorgt wurde, eilte er um das Bett herum, um seine kleine Schwester fest zu drücken.
"Ich dachte schon...", setzte er an. Sie drückte fest zurück. Prinz Asar schien zu schlafen.
"Ich bin nicht so leicht kleinzukriegen", erwiderte sie. "Wie geht es Kosta?"
"Er ist stabil, doch es war sehr knapp...", antwortete Eneas und begann zu erzählen was passiert war ehe Laree aufgeregt berichtete wie der Kampf gegen Zorya abgelaufen war und wie sie am Ende den Haushofmeister gerettet hätte. Er hätte ihr gerne noch länger zugehört, aber als er sah wie Leto einen der Vorhänge neben Kostas Bett zuzog, wollte er rasch wieder nach ihm sehen.
"Was hast du vor?", fragte er sie hinter dem Vorhang.
"Wir müssen ihn ausziehen, um ihn zu waschen und ihn richtig verbinden zu können", erklärte sie. Maria hatte bereits ein weißes Krankengewand und weite Hose organisiert. "Es ist vielleicht besser, wenn du gehst..", zögerte Leto.
"Ich kann helfen, ihn zu waschen", bot Eneas an.
"Er hat noch mehr Piercings und Fesseln dort unten", präzisierte Leto. "Ihr beide habt euch gestritten. Vielleicht möchte er nicht, dass du ihn so nackt und verletzlich siehst."
Eneas sah sie perplex an. Was? Aber das war Kosta? Er hatte ihn schon so oft nackt gesehen. Sie mussten sich voreinander doch nicht schämen. Schließlich sah er dennoch ein, dass Leto recht hatte. Er sollte Kostas Privatssphäre respektieren. "Ihr entfernt nichts?", fragte er.
"Nur wenn es ein sofortiges Risiko darstellt", schränkte seine ehemalige Gefährtin ein. Eneas nickte, sah noch einmal zu Kosta und verließ schweren Herzens das Krankenbett. Er fühlte sich so hilflos. Eneas setzte sich zu Laree auf die Bettkante von Prinz Asars Bett. Laree hielt seine Hand.
"Das wird schon wieder", sagte sie. "Wenn du möchtest, kannst du mir helfen Ayden zu waschen." Eneas' Kopf ruckte herum. Das meinte sie nicht ernst oder? Nein, seine Schwester grinste ihn an. "Die Vorhänge sind nicht gerade dick", erklärte sie. Also hatte sie das Gespräch mit angehört. Sie lehnte seinen Kopf an seine Schulter. "Das wird schon wieder", wiederholte sie. Für eine Weile saßen sie einfach nur so da.

Und dann hörte er Kosta. Eneas schoss sofort auf, kam atemlos hinter den Vorhang gerannt. Privatssphäre hin oder her. Maria und Leto hatten Kosta bereits gewaschen und umgezogen, aber direkt danach schien der Krieger aufgewacht zu sein. Er war total aufgebracht, rief nach Prinz Asar und dem Gegengift. Er war so energisch dabei aufzustehen, dass die Heilerinnen alle Mühe hatten ihn festzuhalten. Eneas kam ihnen zur Hilfe und drückte Kosta resolut zurück auf das Bett.
"Hör auf! Du darfst dich nicht bewegen. Deine Nähte und die Heilnetze gehen wieder auf!", rief er. Oh, er hatte gehofft, dass sein Liebster bald die Augen aufschlug, aber er hatte nicht mit so viel Energie gerechnet.
"Schon passiert", fluchte Leto und deutete auf einen kleinen Blutfleck im Oberteil. Eneas drückte seine Hände gegen Kostas Schultern, hielt ihn unten, damit Leto sich ungestört um die Bauchwunde kümmern konnte.
"Beruhige dich. Kosta? Kosta, es ist gut. Prinz Asar ist hier", sprach Eneas auf ihn ein. Laree schob auch gerade den Vorhang beiseite, so dass Kosta sehen konnte, dass der blonde Prinz das Bett neben ihm belegte. Der Haushofmeister schlug die Augen auf ehe er sehr langsam und scheinbar unter großen Anstrengungen seinen Kopf bewegte.
"Ich werde... nach Draega aufbrechen...", brachte Prinz Asar hervor. "Ihr das Gegengift bringen... du bringst ihr später.. die andere Hälfte."
Dabei sah der Prinz nicht gerade danach aus, als würde er irgendwohin aufbrechen.
"Und ich begleite ihn und sorge dafür, dass er auch ankommt", fügte Laree hinzu.
"Siehst du? Es ist für alles gesorgt. Du musst dir keine Sorgen machen", sagte Eneas und lächelte Kosta an. "Bleib liegen und ruh dich aus. Du hast schon so viel getan. Du.. hast mir das Leben gerettet. Danke." Er hatte noch keine Gelegenheit gehabt dies zu sagen.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 19:41

Hände hielten ihn fest, wollten ihn wieder auf den Rücken drücken. Aber das konnte er nicht zulassen. Nicht, wo soviel davon abhing. Selbst wenn es freundliche, sanfte und doch bestimmte Hände waren. Sie verstanden nicht. Er musste zu Prinz Asar. Auch Eneas war bei ihm, erkannte Kosta recht schnell und auch er verstand nicht. Ah, aber er war stärker, drückte ihn gnadenlos auf den Rücken. Tränen vor Hilflosigkeit brannten ihm in den Augen. Das Gegenmittel musste doch zu Timaris und Kosta konnte unmöglich schnell genug zu ihr gelangen. Er konnte es ja noch nicht einmal aus seinem Juwelengepäck heraus holen. Also musste es Prinz Asar zu Timaris schaffen.

Stöhnend wollte sich Kosta wieder klein zusammen rollen. Sein Bauch tat wieder so unglaublich weh. Ranard musste ihn gänzlich durchstossen haben, mit seinem gewaltigen Prügel. Dennoch hörte er nicht auf, sich gegen die Hände zu wehren. Eneas erklärte ihm zwar, dass Prinz Asar hier wäre, aber warum sagte sein Gebieter denn nichts. Bestimmt war er masslos enttäuscht wegen ihm. Doch das war egal. Hauptsache er lebte und konnte das Gegengift zurück bringen.
Da schob Laree den Vorhang zurück und Kosta konnte den Haushofmeister in dem Bett neben sich liegen sehen. Erschrocken sog Kosta die Luft ein und liess sich erschöpft in sein Kissen sinken. Was war mit seinem Gebieter? Warum fiel es ihm so schwer, den Kopf zu drehen und zu sprechen. Er erklärte, dass er nach Draega aufbrechen würde, um das Gegengift zu bringen. Kosta sollte später die andere Hälfte bringen.

Kosta nickte instinktiv gehorsam, auch wenn er sich gerade nicht vorstellen konnte, wie Prinz Asar dies bewerkstelligen wollte. Allerdings erklärte Laree, dass sie ihn begleiten täte und dafür sorgte, dass der Prinz dort auch ankäme. Da konnte Kosta erschöpft und zuversichtlich lächeln. Ja, Laree war stark. Bei ihr war Prinz Asar in Sicherheit. "Was... passiert", wollte er rau und schwach wissen. Matt streckte Kosta seine Hand nach ihr aus. Er wollte so gern die ihre drücken, sie anlächeln und sie für sich freuen, dass sie sich wieder mit ihrem Gebieter versöhnt hatte. Denn das war er doch. Und sie war sein Püppchen.

Eneas riss ihn aus seinen Gedanken und lächelte ihn an, dass er sich keine Sorgen machen müsste. Es wäre alles organisiert. Kosta solle liegen bleiben und sich ausruhen. Er hätte schon viel getan. Er hätte ihm auch das Leben gerettet. Dafür bedankte er sich. Kostas Lächeln schwand. Für einen Moment lang, blickte er ihm so voller Schmerz in die Augen. Dafür musste Eneas sich nicht bedanken. Das würde er jederzeit wieder machen. Er würde jederzeit alles und jeden verraten, um Eneas zu retten. Es waren nur so unglaublich viele Leben gewesen, die er dafür verraten hatte. Eine Schuld, die kaum zu ertragen war. Überwältigt senkte er den Blick.
"Wie... wie geht es den... aa..." Kosta kam nicht sehr weit. Das Sprechen strengte ihn sehr an. Das bisschen Kraft, was er gesammelt hatte, war längst wie der geschwunden. "Minan?" fragte er deswegen nur schwach. War er in Sicherheit? "Zucker?" Was war mit ihm und all den Gefangenen? Ohne ihre Juwelen waren sie alle so schutzlos. Bitte, sie mussten es alle auch geschafft haben. Kosta hatte sie einfach in dem Kampf im Stich gelassen, nur um sie dann noch einmal zu verraten, als er das Messer, welches für Eneas gedacht war, in seinen eigenen Bauch gelenkt hatte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 19:43

Wenigstens fiel Kosta wieder zurück in die Kissen sobald er Prinz Asar gesehen hatte. Typisch Kosta, dass er nicht an sich selbst dachte. Aber Eneas verstand, dass Kosta besorgt um die Mission war weswegen er überhaupt erst mit Prinz Asar hierher gereist war und gewiss viel dafür auf sich genommen hatte. Es sollte nicht umsonst gewesen sein. Sie würden das Gegengift zu Timaris bringen. Es musste einfach noch rechtzeitig eintreffen. Andere Gedanken wollte der Krieger nicht zulassen.
Wehmütig sah er zu wie Kosta seine Hand nicht nach ihm, sondern Laree ausstreckte. Seine Schwester griff auch sofort danach, drückte sie und lächelte Kosta zuversichtlich an.
"Wir brechen bald auf", erklärte sie, "Ayden wurde von Zoryas Gift erwischt, aber ich habe ihn retten können", fügte sie stolz hinzu.
"Und.. Eoshan..", sagte der Haushofmeister im Hintergrund.
"Ja, Eoshan hat ein bißchen geholfen." Laree grinste.
Eneas versicherte Kosta, dass er sich keine Sorgen machen müsste und ergriff dann auch die Gelegenheit sich bei seinem Lebensretter zu bedanken. Leider hatte es den gegenteiligen Effekt. Kostas schöne Lächeln war sofort wieder weg. Stattdessen füllten sich seine Augen mit tiefem Schmerz. Eneas erbebte innerlich unter dem Blick, vermochte ihm kaum standzuhalten. Die schöne Illusion, dass auf wundersame Weise alles wieder zwischen ihnen gut sei, war endgültig verschwunden. Sie beide senkten schweigend den Blick.
Kosta versuchte etwas zu fragen, musste sich aber unterbrechen.
"Schh.. du solltest dich schonen", erinnerte ihn Leto, die nochmal den Verband um seinen Bauch kontrollierte und ihn wieder heilte. Trotzdem ließ Kosta nicht locker und wollte offenbar unbedingt wissen wie es den anderen ging. Minan und Zucker vor allem.
"Ihnen geht es gut", erklärte Laree, während Eneas noch dabei war sich von dem vorherigen schmerzerfüllten Blick zu fangen. Der Krieger räusperte sich.

"Ja, Minan ist dort drüben." Er deutete zu einem der gegenüberliegenden Betten, wo ebenfalls Heilerinnen waren und natürlich auch Merion und Eoshan. "Er wird versorgt."
"Er ist noch zu schwach, um nach Dea al Mon zu reisen, aber er ist ein Kämpfer", hatte Leto noch mehr Informationen. Sie hob den Kopf und lächelte Kosta an. "Wie du, übrigens. Bedank dich bei Zucker. Er hat sehr viel Blut für dich gespendet." Sie nickte Maria zu und die zog den Vorhang auf der anderen Seite des Bettes fort. Ein Bett weiter lag der dhemlanische Prinz. Er hatte ein Tablett vollgepackt mit Essen auf seinem Schoß und war dabei sich wie ausgehungert den Bauch vollzuschlagen. Als er die Blicke bemerkte, hielt er inne und sah hinüber.
"Hm? Redet ihr über mich?", fragte er und wischte sich den Mund ab. "Adrej war so nett für mich die Küche zu plündern. Die meisten Plünderer vergessen die Küche. Dabei ist das der beste Ort zum Plündern." Er zwinkerte Kosta zu. "Hey, Kleiner. Schon wieder dabei die Welt retten zu wollen? Bleib liegen. Wir haben die Feste eingenommen. Oder fast. Die Glacier scheuchen noch ein paar durch die Gänge. Aber für uns Verletzte sind die Kämpfe vorbei."
"Du bist nicht verletzt, du hast Blut gespendet", erinnerte Laree ihn.
"Und das macht hungrig. Das ist fast das gleiche wie verletzt sein", entgegnete Zucker ungerührt. Eneas bekam allmählich mit wieso Kosta diesen Zucker so sehr anhimmelte. Trotzdem hatte er den eifersüchtigen Drang bekommen dem Kerl sein Essenstablett um die Ohren zu hauen, sobald dieser Kosta zugezwinkert hatte. Eneas konnte sich nicht helfen. Er wollte Kosta für sich gewinnen und kampflos würde er bestimmt nicht aufgeben. Nur jetzt brauchte sein Freund Ruhe und Erholung und sicher kein Beziehungsdrama, weswegen Eneas sich zusammenriss und versuchte einfach für Kosta da zu sein.
Amaya kam hinüber zu ihnen. Leichtfüßige Schritte, trotz seiner Größe. Der Kriegerprinz sah nur kurz zu Kosta, dann wandte er sich an Eneas'Schwester.
"Ich habe gehört, dass ihr nach Draega reist", sagte er. "Ich komme mit."
"Hey, du kannst uns doch nicht alleine lassen. Und was ist mit Rashar?", meldete sich Zucker zu Wort. Amaya gab ein leises Grollen von sich, blickte entschlossen zu Zucker.
"Mein Kind ist in Draega. Ich gehe nach Draega", erklärte er unumstößlich. "Ich habe genug vom Krieg."
"Wo ist die Zukunft für deine Kinder, wenn wir diesen Krieg verlieren? Rashars Plan-", setzte Zucker nochmal an.
"Wir.. senden.. Truppen nach Raej...", meldete sich Prinz Asar angestrengt zu Wort, "Werden.. euch helfen..."
Der Kopf des Kriegerprinzen ruckte herum, er fletschte die spitzen Zähne. "Du kannst froh sein, dass ich dir nicht die Kehle zerfetze! Du hast uns verraten! Du hast unsere halbe Kompanie getötet!" Er ging auf das Bett des Haushofmeisters zu. Es war Laree, die sich ihm in den Weg stellte.
"Tiger, nicht. Die beiden wollten ihre Königin retten und Zorya bekämpfen. Wir sind auf der gleichen Seite. Ayden hat Zorya getötet", redete sie auf ihn ein. Der Kriegerprinz entspannte sich nur merklich. Er bedachte beide nochmal mit finstren Blicken ehe er sich wortlos abwandte. Eneas sah ihm nachdenklich hinterher. Er glaubte ja nicht, dass eine gemeinsame Reise mit Prinz Asar und Amaya friedlich ablaufen würde.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » Di 7. Mär 2023, 13:26

Erschrocken hörte er, dass Prinz Asar von Zoryas Gift vergiftet worden war. Seine Hand zuckte leicht in dem Versuch, die von Laree fester zu drücken. Stolz strahlend erzählte sie, dass sie ihn jedoch hätte retten können. Zusammen mit Eoshan, wie der Haushofmeister sie drängte anzuerkennen. Laree tat es grinsend. Kosta blinzelte fragend, da er nicht wusste, wer Eoshan war. Aber es war wohl nicht wichtig. Wichtig war, dass es Prinz Asar gut ging und Laree wieder lächeln konnte. Es tat Kosta gut, das zu sehen. Larees Blick damals in Loraka hatte ihn zutiefst erschreckt.

Es tat auch gut Eneas zu sehen und dass es ihm gut ging. Nur erinnerte es ihn zugleich an all den Verrat, den er begangen hatte. Nicht zuletzt an Leto, die sich noch immer aufopfernd um ihn kümmerte. Das hatte er nicht verdient, nach allem, was er ihr angetan hatte. Verzeihend blickte er sie an, musste dann aber trotzdem nach all den anderen Fragen, die seinetwegen in Gefahr geraten waren oder die er eigentlich hatte retten wollen. Es gelang ihm nicht recht. Glücklicherweise schienen die andern zu verstehen. Laree versicherte ihm, dass es ihnen gut ginge. Dankbar lächelte er sie an und entspannte sich weiter. Ihm war so heiss und gleichzeitig kalt. Alles tat weh und sein Bauch juckte zudem noch wie verrückt. Am liebsten wollte er einfach nur schlafen.

Gegenüberliegend wurde ihm das Bett gezeigt, wo Minan drin liegen sollte. Er konnte den ausgemergelten Jungen nicht sehen, doch er glaubte Leto, dass noch am Leben war. Schwach nickte er. Minan war unglaublich stark. Dass er selbst es auch sein sollte, konnte er Leto nicht so ganz glauben. Schuldbewusst senkte er den Blick, als sie ihn anlächelte. Es war beinahe zu viel.
Glücklicherweise lenkten sie ihn rasch von seinen Schuldgefühlen ab, indem sie einen weiteren Vorhang beiseite schoben, so, dass Zucker auf seinem Bett zu sehen war. Vor sich hatte der Prinz ein Tablett vollbeladen mit Essen, was er hungrig in sich herein schaufelte. Kosta musste grinsen. Es war ein schönes Bild. Auch wenn es ihn vorher noch verwundert hatte, dass ausgerechnet Zucker Blut für ihn gespendet hatte. Schliesslich hatte er ihm so einiges angetan. Dass Zucker ihn retten wollte, schien Kosta nicht dessen erste Priorität zu sein.
Mit grossen Augen lauschte er den Erklärungen des aufgedrehten Prinzen, was sich so alles ereignet hatte oder noch am passieren war. Es schien alles gut zu sein. Kosta konnte es noch gar nicht so recht glauben, aber es hörte sich wundervoll an, was Zucker plapperte. Auch wenn er sich zu schwach fühlte, etwas darauf zu erwidern, oder auch nur auf das Zwinkern zu reagieren. Ihm blieb nur ein glückliches Anstrahlen des Prinzen. Er freute sich so sehr für ihn, dass er nun endlich frei war. So wie er es sich schon so lange gewünscht hatte.

Jemand weiteres gesellte sich zu ihnen. Zu Laree. Müde drehte Kosta träge seinen Kopf. Prinz Tiger. Er schien unversehrt zu sein. Zumindest sah er gesünder denn je aus. Aber das Beste war, dass er unbedingt zu seinem Kind nach Draega wollte. Ja, so sollte es sein. Lady Lhal sollte ihren Vater unbedingt kennen lernen. Und umgekehrt. Sie beide hatten dieses Glück verdient.
Allerdings schien dies eher problematisch zu werden, wenn er mit Prinz Asar reiste, da er ihn noch sehr gerne umbringen wollte wegen des Verrats. Verständlich zwar, aber das durfte er nicht tun. Laree hielt ihn glücklicherweise davon ab und Zucker wollte, dass er lieber Prinz Rashar half. Aber ihm würde anders geholfen werden. Da war Kosta sich sicher. Prinz Amaya musste zu seiner Tochter. Er stellte auch gleich klar, dass er nichts anderes tun würde, bevor er nach einem letzten finsteren Blick zu Prinz Asar aus der Krankenstation ging.
Auffordernd blickte Kosta zu Eneas, der dem halben Tigerlaner nachdenklich nachschaute. Er musste das in Ordnung bringen. Eneas konnte das. "Lhal... bei... Timaris", brachte er krächzend hervor. Eneas musste dafür sorgen, dass Tiger zu ihr vorgelassen wurde und zu seiner Tochter konnte. Nicht, dass die Palastwachen den Kriegerprinzen für eine Gefahr hielten und eine Dummheit beging. Kosta fürchtete auch, dass er sich nicht gut mit dem höfischen, hayllischen Protokoll auskannte. Eneas sollte ihm einen Brief mitgeben. Oder noch besser, jemanden aus der Mannschaft.
Kosta wollte ihm noch so vieles sagen, nun da er nicht gemeinsam mit Prinz Amaya nach Draega reisen konnte. Aber er war so müde. Selbst das denken fiel ihm schwer. Besonders, wo ihm nun alle versicherten, dass alles gut war. Dann musste er sich nicht weiter kümmern. Allmählich begann er zu glauben, dass es wirklich vorbei war. Dann musste er nicht mehr kämpfen. Endlich! Endlich konnte er sich der Dunkelheit ergeben. Erschöpft fielen ihm die Augen zu.
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