Re: Ein neuer Anfang
von Darken » Do 17. Nov 2022, 23:09
Er zuckte ein wenig zusammen, als Lia von einem Opfer sprach das sie gefunden hätte, aber sicher meinte sie es nicht so wie er dachte. Minan versuchte sich wieder zu beruhigen, was ihm jedoch nicht leicht fiel, nachdem die Heilerin gesagt hatte, sie würde sich etwas überlegen was er für sie tun könnte. Wieder den Kopf heben, blickte er Lia an und nickte leicht, als sie zugab, sie könnte vielleicht doch noch etwas Schlaf vertragen.
"Das wäre schön", bestätigte er, "Und ich hoffe, dir geht es morgen wieder besser." Minan lächelte schüchtern und erhob sich dann in einer fließenden Bewegung. Er verabschiedete sich von Lia und zog sich rückwärts aus dem Raum zurück wie er es oft tat und noch so gewohnt war. Zwar sah er am gleichen Tag auch noch Eoshan, aber irgendwie traute er sich nicht so recht sie wegen den Albträumen anzusprechen weil er befürchtete, sie würde Hilfe ebenso ablehnen wie Liasanya. Oder vielleicht wußte sie auch keinen Rat und dann hätte er keine Hoffnung mehr. So konnte er sich wenigstens noch einreden, es gäbe irgendein Mittel dagegen.
In den nächsten Tagen lebte er sich weiter ein, besuchte Lia in der Krankenstation, um zu lernen wie man Tränke zubereitete, oder las in der Bibliothek, momentan meistens über verschiedene Gifte, da ja auch Eoshan begonnen hatte ihn zu unterrichten. Nur seine Albträume waren so schlimm wie immer und oft wachte er voller Entsetzen auf. Minan versuchte seine Müdigkeit niederzukämpfen und zu verbergen, er war das schon seit Jahren so gewohnt. Manchmal dachte er aber trotzdem voller Sehnen an den Trank, aber Lia hatte es verboten also unternahm er nicht einmal den Versuch sich den Trank selbst zusammenzubrauen. Nur Trainieren ging er nie, da Darken sich immer noch nicht gemeldet hatte und so allmählich machte das Minan sehr unruhig. Er wollte ja wieder ganz werden, nicht mehr so zersplittert sein, aber dass der Andere einfach so verschwunden schien, beschäftigte ihn doch.
Bis an einem der Tage...
Minan schlug die Augen matt auf, blinzelte ins Morgenlicht. Eine milde Brise spielte mit seinen schwarzen Haaren. Als er sich streckte, berührten seine nackten Zehen Erde und vom Morgentau feuchtes Moos. Als der junge Prinz entgültig wach wurde, presste er sich erschrocken gegen den Baum, sein Atem ging heftig. Wo war er? Wie...
Er war ins Bett gegangen zum Schlafen und jetzt... Minan blickte sich hektisch um. Er saß bei den Wurzeln eines großen Baumes inmitten des Waldes, trug immer noch schwarze Pants und ein ebenso schwarzes ärmelloses Unterhemd. Auf seiner Haut entdeckte er ein paar Kratzer und Schrammen, aber nichts schlimmes. Der Prinz schob sich an dem Baum hoch bis er stand, sah auf seine Hand wie als könnte die ihm sagen wie er hierher gekommen war. Panisch forschte er in seinen Erinnerungen, aber da war nichts. Wie? War es einer der anderen? Doch auch von denen hatte er doch immer Erinnerungen? Nein, es konnte nicht sein... hatte er geschlafen während jemand anderer wach gewesen war oder war es dieses Schlafwandeln?
Hilflos und sehr verwirrt ließ er sich wieder auf den Boden sinken. Darken, warst du das? Darken? Er rief in seinen Geist, doch empfing keine Antwort und plötzlich fühlte er sich sehr allein. Hexe? Irgendjemand? Sehr sehr allein.
"Hallo? Ist da jemand?", rief er leise in den Wald hinein, versuchte sich zu überlegen ob er hier schon einmal gewesen war, doch es kam ihm alles unbekannt vor. Nur der Wind, der die Blätter zum Rascheln brachte, antwortete. Minan versuchte sich zu beruhigen, obwohl es ihm schwer fiel. Er konnte doch nicht einfach in irgendeine Richtung gehen und senden konnte er auch nicht...
"Hallo?!"
Aber vielleicht Eoshan auf andere Weise erreichen. Minan schlüpfte augenblicklich ins Verzerrte Reich ehe ihm einfiel, dass er nicht die geringste Erklärung anzubieten hatte, wenn er die Königin wirklich antraf. Er streifte unruhig durchs Graue Reich auf der Suche nach Eoshan, aber er spürte sie nicht unmittelbar im Verzerrten Reich. Minan sank auf grauen aschigen Boden, schloss die Augen und konzentrierte sich weiter auf die Dea al Mon, stellte sie sich so intensiv vor, dass sie ihm fast greifbar schien. Und dann sandte er einen Ruf nach ihr aus. Er wußte nicht, ob das funktionieren würde, er hatte so etwas noch nie gemacht, aber er war verzweifelt und das ließ einen oft über sich hinauswachsen. Bei anderen hätte es wohl nicht geklappt, aber sie war eine Schwarze Witwe und vielleicht spürte sie den Ruf des Verzerrten Reiches.
*Eoshan? Hörst du mich? Eoshan, bitte kannst du mich finden? Ich weiß nicht wo ich bin. Eoshan...*