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Ein neuer Anfang





Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Liasanya » Mi 16. Nov 2022, 20:25

Ja, was auch sonst, schoss es ihr durch den Kopf, als der Prinz beteuerte, er hätte kein Mädchen und dann noch im gleichen Atemzug behauptete, er und Eoshan seien nur Freunde. Also noch einer mehr, der sich in die Königin verguckt hat. Sie konnte einem ja wirklich Leid tun. Das beste war es wohl, wenn sie sich endlich einmal ein Gefährte zutat, der die ganzen verrückten Jungs von ihr fernhielt.

Doch sie nickte nur dazu, sagte nichts. Allerdings zeigte das unterdrückte Grinsen überdeutlich, dass sie ihm nicht wirklich glaubte. Aber dann wurde sie ernst, als er das Thema erneut zu wechseln versuchte und ihr von seinen Schalfproblemen erzählte. Als Heilerin war sie natürlich sofort bei der Sache.

"Was ist denn genau das Problem?" hakte sie interessiert und fachlich nach. "Fühlt sich dein Körper unwohl? Wie fühlt es sich an? Und was ist denn das für ein Schlafmittel? Was ist da alles drin?" Sie runzelte die Stirn. Schlafmittel waren für gewöhnlich eine heikle Sache.
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von Anzeige » Mi 16. Nov 2022, 20:25

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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » Mi 16. Nov 2022, 20:27

Liasanya bemühte sich nicht wirklich, ein weiteres Grinsen zu unterdrücken und Minan fragte sich, warum sie wieder so reagierte. Glaubte sie ihm etwa nicht? Er wollte doch nichts von Eoshan oder irgendeiner anderer Person, egal ob Mann oder Frau.
"Du kannst mir ruhig glauben, ich hab kein Interesse an ihr", schob er leise hinterher. "Sie ist nur nett." Für ihn war das schon etwas besonderes. Aber der Prinz hatte so das Gefühl jede weitere Beteuerung würde es nur noch schlimmer machen, also sagte er nichts mehr weiter dazu.
Zu seiner Erleichterung sprachen sie dann von dem Schlafmittel und nicht mehr über irgendwelche Mädchen auf die er stand oder nicht stand und was er nicht noch alles für Erfahrungen sammeln könnte. Lia hatte doch keine Ahnung. Allerdings waren ihm dann ihre Fragen wegen dem Mittel und warum er es brauchte, doch fast genauso unangenehm.

Minan machte eine vage Handbewegung. "Nur Albträume, nichts weiter", versuchte er sein Problem hinunter zu spielen. "In dem Schlafmittel war Schafgarbe, Lindenessenz, Baldrian, Passionsblume und Johanniskraut." Der Prinz nannte ihr die genaue Zusammensetzung, es war ein starkes Schlafmittel und auch durch das Johanniskraut, den Baldrian und die Passionsblume ein Trank gegen starke Depressionen und Angstzustände. Aber das letzte was Minan wollte, war Lia zu erklären, weswegen er es brauchte. "Wenn du mir nur die Zutaten zur Verfügung stellen könntest, kann ich es mir selbst zusammenmischen." Seit sie aus Hayll geflohen waren, hatte er keinen Zugang mehr dazu gehabt und die Albträume waren zurückgekehrt, so lebendig, quälend und angsteinflößend wie zuvor. Minan sehnte sich nach einem Schlaf ohne Träume.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Liasanya » Mi 16. Nov 2022, 20:29

Ein Schlaftrunk gegen Albträume? Was war den das für eine Heilerin in Hayll? Dafür waren Schlaftränke waren doch nicht dafür gedacht. Das unterdrückte sie doch nur. Liasanya kannte sich mit den geistigen Problemen nicht so aus, aber so viel wusste sie auch noch, dass man Ablträume so nicht bekämpfen konnte.

Ihre Besorgnis verstärte sich noch, als sie erfuhr, was der Inhalt des Trankes war. Es war ein gefährliches Mittel, das sehr schnell süchtig machte. Sie gab es nur Patienten, die eine sehr schwere Verletzung hatten und immer wieder den Schrecken ihrer Verursachung erlebten.

"Diesen Trank werde ich dir nicht geben Minan", sagte sie sehr ernst und enschlossen. "Das ist kein Trank gegen Albträume. Es gibt keine wirklichen Schlaffmittel gegen Albträume. Wie lange nimmst du das schon zu dir?"
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » Mi 16. Nov 2022, 20:29

Er hätte gedacht, sie würde vielleicht ablehnen weil sie noch krank war, doch dass Lia dann recht ernst ablehnte, ihm den Trank überhaupt zu geben, verwunderte Minan doch. Warum war sie dagegen? Die Heilerin sagte ihm, es wäre kein Mittel gegen Albträume, es gäbe überhaupt nichts, was dagegen half.
"Doch, es hilft", beharrte er, obwohl ihn die Dea al Mon durchaus etwas verunsichert hatte, "Wenn ich es vor dem Schlafen gehen nehme, schlafe ich besser und habe keine Träume." Der junge Prinz sah sie scheu an. "Warum willst du es mir nicht geben?", wagte er nachzufragen, weil er es nicht recht verstand.

Zunächst fragte ihn Liasanya aber wie lange er das schon nahm. "Jetzt nicht mehr", stellte Minan mit Bedauern fest, "Ich habe es ein paar Wochen in Hayll genommen, aber seit ich hier bin... nicht mehr." Und die Albträume waren wiedergekommen, beharrlich und unerbittlich. "Bitte.. kannst dus mir nicht geben. Ich schlafe dann viel besser."
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Liasanya » Mi 16. Nov 2022, 21:27

"Ein paar Wochen?" fragte sie entsetzt. So lange hatte er seine Albträume unterdrückt. Das musste ihn doch irre machen, wenn er das nicht verarbeiten konnte, was ihn beschäftigte. Ein paar Wochen. Das hiess wohl, dass er schon süchtig nach dem Getränk war. Gut, sein Körper vielleicht noch nicht wirklich, aber dafür sein Geist.

"Nein, Minan, das werde ich dir nicht geben", erklärte sie ihm sanft. Inzwischen hatte sie bemerkt, dass er nicht zu verstehen schien. "Ich weiss nicht was dir die Heilerin in Hayll gesagt hat, doch das ist ein sehr gefährlicher Trank. Ich gebe den nur meinen Patienten, die den Schock ihrer Verwundung nicht überwinden können und zu sehr umherzappeln, als dass ich sie heilen könnte. Doch ich gebe ihnen nur ganz wenig davon und höchstens zwei bis drei Mal."

Sie richtete sich etwas mühsam in ihrem Bett auf. "Minan, das Zeug macht dich süchtig. Zwar hast du dann keine Träume, weil du zu tief schläfst, das hast du schon recht. Doch er lässt nicht zu, dass du dich wirklich erholst. Ausserdem lässt er nicht zu, dass du das was deinen Geist beschäftigt, verarbeiten. Das wird dich irgendwann durchdrehen lassen. Ich kenne mich damit nich so gut aus, aber soviel weiss ich noch. Wegen der Albträume musst du einen anderen Weg finden, die los zu werden. Am besten du redest mit einer Schwarzen Witwe oder mit einer Heilerin darüber reden. Die einzigen Schlaftränke die ich dir geben würde, wäre wenn dir etwas wehtäte und du deswegen nicht schlafen könntest, oder wenn du einfach so nicht einschlafen könntest. Doch die würden deine Albträume nicht unterdrücken."
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » Mi 16. Nov 2022, 23:43

Die Heilerin war prompt entsetzt, als er ihr gesagt hatte wie lange er das Mittel schon nahm. Noch einmal beharrte sie auf ihrer Entscheidung ihm das Mittel nicht zu geben, es wäre sehr gefährlich und nicht dazu gedacht, dass man es über längere Zeit einnahm.
"Die Heilerin in Hayll hat mir gesagt, dass es süchtig machen kann und gefährlich ist. Aber die andere Möglichkeit wäre ein Netz gewesen und ich wollte lieber den Trank", erklärte er, seine Stimme bekam fast etwas entschlossenes. Er wollte aber auch nicht sagen warum er ein Netz abgelehnt hatte. "Es war meine Entscheidung."

Was Liasanya aber nicht sehr zu interessieren schien, sie sagte ihm auch, dass das Mittel sehr schnell süchtig mache und er außerdem nicht fähig wäre seine Albträume je zu verarbeiten. Die Heilerin klang ebenso entschlossen und es sah nicht so aus als würde sie ihm den Trank brauen oder erlauben, dass er das selbst tat. Nach ihrer Meinung sollte er einen anderen Weg finden, mit seinen Albträumen klarzukommen und sie schlußendlich loszuwerden.
Minan seufzte und ließ den Kopf sinken. Aber er wußte doch nicht wie, er wollte einfach nur in Ruhe schlafen. "Aber ich brauche den Trank, du verstehst das nicht. Ich gehe auch das Risiko ein, dass es mich süchtig macht, es ist mir egal. Es ist immer noch besser als die Träume." Als er sein Gesicht ihr wieder zuwandte, sah man kurz etwas von der Qual und dem Schmerz in seinen dunklen Augen wiedergespiegelt. "Ich habe sie schon sehr lange..." Eigentlich seitdem es begonnen hatte...
Und jeden Tag, jedes Jahr waren neue Träume hinzu gekommen, viel zu viele als dass er sie alle hätte je verarbeiten können. Früher hatten sie ihn einfach nochmal das durchleben lassen was er kurz darauf erlebt hatte, eine nicht enden wollende Qual. "Ich weiß nicht wie ich sie verarbeiten soll. Aber der Trank hilft, bitte, kannst du ihn mir nicht geben? Ich kann ihn auch selbst zusammenmischen, wenn ich dein Labor benutzen darf", bot er ein weiteres Mal an.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Liasanya » Do 17. Nov 2022, 06:50

Wenigstens hatte die Heilerin in Hayll gewarnt. Doch was mussten das für schreckliche Albträume sein, dass er sich bewusst für die Sucht entschieden hat. Der Blick seiner dunklen Augen verriet es ihm. Er war so voller Qual und Schmerz. Sie konnte es nicht fassen und noch nicht einmal im Ansatz verstehen. Unwillkürlich erschauderte sie und für einen kurzen Moment geriet sie tatsächlich ins Wanken. Doch dann drückte die Heilerin in ihr wieder durch.

"Du wählst die Sucht?" fragte sie sanft, aber ohne Mitleid nach. Mitleid war etwas, was ihre Patienten selten vertrugen. "Tu es nicht. Noch ist dein Körper nicht süchtig danach. Immerhin hast du es von Hayll bis hier her geschafft. Noch ist es leichter davon weg zu kommen. Du willst doch nicht wirklich in einem Monat vor mir stehen und um eine neue Portion des Trankes betteln? Denn irgendwann ist die jetztige Dosis nicht stark genug. Du brauchst mehr und mehr. Es wird dich neben den Träumen zugrunde richten. Zum Schluss wird es so schlimm sein, dass du weinend vor mir kniest und mich um noch eine stärkere Dosis anflehts. Du wirst dich verlieren und die Selbstbeherrschung über dich. Das willst du doch nicht wirklich."

Ihr Blick war anteilnahmsvoll, doch unnachgiebig. "Ich werde dir den Trank nicht brauen und auch nicht zu lassen, dass du ihn dir selber zubereitest", beschloss sie ernst. "Hast du denn nun schon Unterricht in Kräuterkunde gehabt. Könntest du ihn dir tatsächlich selber brauen?"
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » Do 17. Nov 2022, 10:23

Er nickte stumm, als Lia ihn fragte, ob er die Sucht wählte. Freiwillig. Zwar konnte Minan nicht über seine Träume sprechen, doch es mußte ihr eine Ahnung davon geben wie schlimm sie waren, dass er bewußt so ein Risiko einging. Trotzdem verweigerte sie ihm erneut seine Bitte, meinte, er hätte noch Zeit von dem Trank loszukommen. Außerdem beschrieb sie ihm wie die nächsten Monate für ihn aussehen würden, wenn er an dem Schlafmittel festhielt und dass er immer stärkere Portionen würde brauchen müssen, damit sie eine Wirkung hatten.
"Ich weiß, man braucht immer mehr bis es wirkt...", stimmte er ihr leise zu, dachte dabei aber nicht an den Trank sondern an Safframate von dem man ihm später auch immer mehr hatte einflößen müssen. "Woher weißt du, dass es so enden wird?", fragte er mit wirklicher Neugier und sah sie aus melancholischen Mandelaugen an. "Hast du so etwas schon einmal erlebt?" War ein Dea al Mon einmal süchtig geworden nach etwas oder sprach sie nur von etwas was sie sich vorstellen konnte?

Der zerbrochene Prinz nickte wieder, nachdem die Heilerin noch einmal entschieden hatte, sie würde ihm weder das Mittel geben noch zulassen, dass er es selbst herstellte. Schweigend fügte er sich seinem Schicksal und den Träumen. "Nein, keinen Unterricht, aber ich habe viel darüber gelesen und die Heilerin in Hayll, Varisa, hat mir gezeigt wie man den Trank herstellt und ich habe ihr dabei geholfen und es später auch selbst gemacht", antwortete er wahrheitsgemäß. "Aber ich bin nicht süchtig", beteuerte Minan gleich, "Ich möchte nur ruhig schlafen." Der Prinz schwieg betreten. "Soll ich dich auch in Ruhe schlafen lassen?" Ihm fiel auf, dass er schon recht lange hier saß und vielleicht wurde er Lia ja lästig. "Vielleicht kann ich ja mit Eoshan darüber reden...", sagte er mehr zu sich selbst als zu der Dea al Mon.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Liasanya » Do 17. Nov 2022, 18:52

Es verblüffte sie schon ein wenig, dass Minan genau wusste, dass man von dem Trank immer stärkere Dosen brauchen würde, er sich aber trotzdem dafür entschieden hatte. Seine Albträume mussten wirklich sehr schrecklich sein. Egal wie stark oder schwach der Prinz auch sein mochte.

"Nein, ich habe so etwas noch nie erlebt", antwortete sie mit einem sanften Lächeln. "Ich wurde nur sehr gut unterrichtet. Es gibt andere Heilerinnen, die solche Erfahrungen mit verletzten Kämpfern gemacht haben. Die haben ihre Geschichten weiter erzählt, so dass wir alle anderen davon lernen konnten."

Sie legte sich wieder zurück in ihr Kissen, nun da Minan nicht mehr ganz so erpicht war, den Trank zu bekommen. "Dein Körper ist vielleicht noch nicht süchtig, doch deine Psyche scheint zumindest sehr nahe daran zu sein. Doch ich kann verstehen, dass du in Ruhe schlafen willst."

Etwas verstimmt sah sie ihn an. "Nein, ich mag nicht noch mehr schlafen. Ich liege den ganzen Tag schon so rum. Das ist langweilig und nicht ermüdend. Allerdings verstehe ich, dass solche Krankenbesuche nicht sonderlich interessant sind. Du brauchst also nicht zu bleiben."
Ihre Miene hellte sie wieder etwas auf. "Aber mit Eoshan solltest du wirklich darüber sprechen", nickte sie bekräftigend, ignorierte, dass er es vielleicht nicht zu ihr gesagt hatte. "Sie kennt sich mit sowas aus und kann dir bestimmt helfen."
Unwillkürlich musste sie trotzdem gähnen und grinste etwas schief darauf. "Nicht schlecht, dass du den Trank tatsächlich hinbekommen hast", meinte sie anerkennend. "Hättest du den nicht Lust, auch zu lernen, wie man andere Tränke herstellt, die man öfters verwenden kann? Wie zum Beispiel gegen Schmerzen, oder Fieber."
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » Do 17. Nov 2022, 20:39

Auf seine Frage hin, erklärte Lia ihm doch noch wie sie zu ihrem Wissen kam und dass sie es von anderen Heilerinnen gelernt hatte, die ihre Erfahrungen mitgeteilt hätten. Minan wünschte sich, es wäre alles so einfach wie das. Andere machten die schlimmen Erfahrungen und dann hörte man davon und wußte es besser. Doch in der Realität sah das meistens anders aus.. Menschen hielten sich oft genug nicht an Ratschläge oder schädigten bewußt sich und anderen. Trotz all der Erfahrung von tausenden von Menschen tausende Jahre davor. Der Mensch vergaß... leider in Minans Falle nicht schnell genug. Er wollte ja auch gar nicht vergessen was ihm angetan worden war, er wollte nur nicht mehr, dass ihn diese Erinnerungen jagten und weiter peinigten.

Die Heilerin sagte ihm, sein Geist wäre nahe dran von dem Mittel süchtig zu werden. Vielleicht hatte sie recht, aber es wäre ihm lieber als die Albträume gewesen. Er würde versuchen müssen damit auszukommen, wenn Eoshan nicht doch noch eine Lösung fand. Womöglich könnte ein Netz wirklich die bösen Träume fernhalten, aber Netze, die auf ihn angewandt wurden, erinnerten ihn daran wie Talian das früher auch gemacht hatte und das wollte er nicht.
Seine Gedanken glitten zurück zum Hier und Jetzt, wo Liasanya ihm vorschlug, er müsse nicht länger bleiben. Unsicher sah Minan sie an. Wollte sie nun Besuch oder keinen? Sie stimmte ihm zu, er solle mit Eoshan reden und nachdem die Dea al Mon doch noch ein Anzeichen von Müdigkeit gegeben hatte, fragte sie ihn tatsächlich danach, ob er nicht lernen wollte wie man Tränke herstellte. Minans Gesicht hellte sich leicht auf.
"Wirklich? Ich meine... das wäre sehr nett. Ich würde das gerne lernen, es klingt nützlich." Er wußte, Darken hätte sich niemals dafür interessiert, doch er selbst war so froh, dass Lia ihm auch etwas beibringen wollte, dass er das vergaß. "Ich weiß nur nicht wie ich das jemals zurückzahlen kann...", wand er zögerlich ein. Selbstlosigkeit von anderen war ihm so fremd, er erkannte sie nicht wenn er sie sah. In seinem ganzen Leben hatte immer nur die Devise gegolten, wenn du etwas willst, mußt du dafür hart arbeiten und nichtmal dann war es gewiss, dass man erhielt was man sich erhofft hatte. Im meisten Falle eher das Gegenteil. "Vielleicht kann ich ja irgendwann etwas für dich tun." Wieder ein bißchen nervös geworden, blickte er auf seine dunklen Schuhspitzen.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Liasanya » Do 17. Nov 2022, 20:55

"Natürlich, das mache ich doch gerne", erwiderte sie lachend. "Es interessiert doch schon wenige genug und ich fachsimple gerne über meine Arbeit. Wenn ich dann schon ein Opfer finde, dass mir freiwillig zuhört, dann packte ich natürlich die Gelegenheit beim Schopf", scherzte sie erfreut und zwinkerte Minan verspielt zu.

Er schien vollkommen ausgetauscht zu sein. Sein ganzes Misstrauen, die düstere Griesgrämigkeit und sein nervender Pessimismus war wie weggeblasen. Anscheinend hatte der Junge heute sich etwas beruhigt und fing an, sich einzugewöhnen. Allerdings wirkte er nun auch um einiges unsicherer und jünger. Nicht mehr so dunkel verführerisch. So konnte er ihr wenigstens nicht mehr vorwerfen, sie würde ihn unangemessen ansehen.

"Aber das musst du mir doch nicht zurück zahlen", winkte sie amüsiert ab. "Es ist doch schön, wenn ich dir das zeigen kann. Doch ich verstehe natürlich, wenn du dich erkenntlich zeigen möchtest. Das geht mir auch oft so. Wir werden schon etwas finden, was du für mich tun kannst. Ich werde mir etwas überlegen."

Freundlich lächelnd sah sie ihn an und fragte sich, weshalb er nun auf einmal so nervös auf seine Schuhspitzen sah. Vielleicht war ihm inzwischen tatsächlich langweilig und er wusste nicht, wie er sich höflich zurück ziehen konnte. So gähnte sie noch einmal herzhaft.
"Vielleicht sollte ich doch noch etwas schlafen", gab sie widerstrebend zu. "Morgen sollte ich dann aber wieder gesund sein. Dann können wir deine erste Lektion abhalten, wenn du willst. Danke für deinen Besuch. Das hat mich sehr gefreut und es war sehr lustig."
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » Do 17. Nov 2022, 23:09

Er zuckte ein wenig zusammen, als Lia von einem Opfer sprach das sie gefunden hätte, aber sicher meinte sie es nicht so wie er dachte. Minan versuchte sich wieder zu beruhigen, was ihm jedoch nicht leicht fiel, nachdem die Heilerin gesagt hatte, sie würde sich etwas überlegen was er für sie tun könnte. Wieder den Kopf heben, blickte er Lia an und nickte leicht, als sie zugab, sie könnte vielleicht doch noch etwas Schlaf vertragen.
"Das wäre schön", bestätigte er, "Und ich hoffe, dir geht es morgen wieder besser." Minan lächelte schüchtern und erhob sich dann in einer fließenden Bewegung. Er verabschiedete sich von Lia und zog sich rückwärts aus dem Raum zurück wie er es oft tat und noch so gewohnt war. Zwar sah er am gleichen Tag auch noch Eoshan, aber irgendwie traute er sich nicht so recht sie wegen den Albträumen anzusprechen weil er befürchtete, sie würde Hilfe ebenso ablehnen wie Liasanya. Oder vielleicht wußte sie auch keinen Rat und dann hätte er keine Hoffnung mehr. So konnte er sich wenigstens noch einreden, es gäbe irgendein Mittel dagegen.

In den nächsten Tagen lebte er sich weiter ein, besuchte Lia in der Krankenstation, um zu lernen wie man Tränke zubereitete, oder las in der Bibliothek, momentan meistens über verschiedene Gifte, da ja auch Eoshan begonnen hatte ihn zu unterrichten. Nur seine Albträume waren so schlimm wie immer und oft wachte er voller Entsetzen auf. Minan versuchte seine Müdigkeit niederzukämpfen und zu verbergen, er war das schon seit Jahren so gewohnt. Manchmal dachte er aber trotzdem voller Sehnen an den Trank, aber Lia hatte es verboten also unternahm er nicht einmal den Versuch sich den Trank selbst zusammenzubrauen. Nur Trainieren ging er nie, da Darken sich immer noch nicht gemeldet hatte und so allmählich machte das Minan sehr unruhig. Er wollte ja wieder ganz werden, nicht mehr so zersplittert sein, aber dass der Andere einfach so verschwunden schien, beschäftigte ihn doch.
Bis an einem der Tage...

Minan schlug die Augen matt auf, blinzelte ins Morgenlicht. Eine milde Brise spielte mit seinen schwarzen Haaren. Als er sich streckte, berührten seine nackten Zehen Erde und vom Morgentau feuchtes Moos. Als der junge Prinz entgültig wach wurde, presste er sich erschrocken gegen den Baum, sein Atem ging heftig. Wo war er? Wie...
Er war ins Bett gegangen zum Schlafen und jetzt... Minan blickte sich hektisch um. Er saß bei den Wurzeln eines großen Baumes inmitten des Waldes, trug immer noch schwarze Pants und ein ebenso schwarzes ärmelloses Unterhemd. Auf seiner Haut entdeckte er ein paar Kratzer und Schrammen, aber nichts schlimmes. Der Prinz schob sich an dem Baum hoch bis er stand, sah auf seine Hand wie als könnte die ihm sagen wie er hierher gekommen war. Panisch forschte er in seinen Erinnerungen, aber da war nichts. Wie? War es einer der anderen? Doch auch von denen hatte er doch immer Erinnerungen? Nein, es konnte nicht sein... hatte er geschlafen während jemand anderer wach gewesen war oder war es dieses Schlafwandeln?
Hilflos und sehr verwirrt ließ er sich wieder auf den Boden sinken. Darken, warst du das? Darken? Er rief in seinen Geist, doch empfing keine Antwort und plötzlich fühlte er sich sehr allein. Hexe? Irgendjemand? Sehr sehr allein.
"Hallo? Ist da jemand?", rief er leise in den Wald hinein, versuchte sich zu überlegen ob er hier schon einmal gewesen war, doch es kam ihm alles unbekannt vor. Nur der Wind, der die Blätter zum Rascheln brachte, antwortete. Minan versuchte sich zu beruhigen, obwohl es ihm schwer fiel. Er konnte doch nicht einfach in irgendeine Richtung gehen und senden konnte er auch nicht...
"Hallo?!"
Aber vielleicht Eoshan auf andere Weise erreichen. Minan schlüpfte augenblicklich ins Verzerrte Reich ehe ihm einfiel, dass er nicht die geringste Erklärung anzubieten hatte, wenn er die Königin wirklich antraf. Er streifte unruhig durchs Graue Reich auf der Suche nach Eoshan, aber er spürte sie nicht unmittelbar im Verzerrten Reich. Minan sank auf grauen aschigen Boden, schloss die Augen und konzentrierte sich weiter auf die Dea al Mon, stellte sie sich so intensiv vor, dass sie ihm fast greifbar schien. Und dann sandte er einen Ruf nach ihr aus. Er wußte nicht, ob das funktionieren würde, er hatte so etwas noch nie gemacht, aber er war verzweifelt und das ließ einen oft über sich hinauswachsen. Bei anderen hätte es wohl nicht geklappt, aber sie war eine Schwarze Witwe und vielleicht spürte sie den Ruf des Verzerrten Reiches.
*Eoshan? Hörst du mich? Eoshan, bitte kannst du mich finden? Ich weiß nicht wo ich bin. Eoshan...*
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » Fr 18. Nov 2022, 07:09

Eoshan kam gerade vom Frühstück und machte sich auf den Weg zum Trainingsgelände, als das Verzerrte Reich an ihr zupfte. Nur schwach und so ignorierte sie es. Sie hatte gerade keine Lust auf eine Vision und manchmal spielte das Graue Reich einer Schwarzen Witwe sowieso Streiche. Wollte sie hinein locken, damit sie sich darin verirrte. Davor musste sich jede Schwarze Witwe hüten.

Aber als sie schliesslich mit dem Training anfangen wollte, war das Zupfen bis dahin beharrlich geblieben und gewann ganz schwach an Stärke. Es lenkte sie zusehends ab und inzwischen hatte es einen dringlichen, fast schon verzweifelten Ton angenommen.
Ergeben seufzte sie auf, traf alle möglichen Sicherheitsvorkehrungen und begab sich dann ganz vorsichtig in das Verzerrte Reich. Der verzweifelte Hilferuf von Minan traf sie so heftig und war so stark, dass sie gleich wieder aus dem Grauen Reich taumelte.

Verwirrt und überrascht schüttelte sie den Kopf. Sobald sie wieder bei sich war, sandte sie ihre mentalen Fühler nach Minan aus. In seinen Zimmern war er nicht, auch nicht in der Bibiliothek, im Speisesaal oder sonst wo im Hauptgebäude. So erkundete sie die Stadt, was schon etwas mehr Zeit und Energie benötigte. Doch auch da war der zerbrochene Prinz nicht zu finden.

Also ging sie nochmals vorsichtig ins Verzerrte Reich. Sofort vernahm sie wieder seinen Ruf. *Minan? Ganz ruhig, ich habe deinen Ruf vernommen*, sandte sie ihm beruhigend. *Aber ich kann dich hier im Verzerrten Reich nicht finden. Ich weiss dass dein Körper nicht in der Stadt ist. Bleib wo du bist. Ich werde nach dir suchen. Keine Angst, wir werden bald bei dir sein. Allerdings muss ich jetzt wieder aus dem Verzerrten Reich heraus, sonst kann ich nicht zu dir kommen.*

Sie mochte ihn da gar nicht alleine lassen. Sie spürte, wie einsam und verzweifelt er sich fühlte. So sandte sie ihm so etwas wie eine tröstende Umarmung und das Versprechen gleich bei ihm zu sein.
Zurück in ihrem Körper fragte sie bei der Wache nach, ob einer von ihnen den Prinzen gesehen hätte. Es dauerte auch nicht lange, als sie eine entsprechende Antwort erhalten hatte. Da Minan einfach das Territorium nicht verlassen durfte, hatten sie ihn aus der Stadt ziehen lassen. Eoshan konzentrierte sich auf ihr Territorium, liess sich in den Wald fallen und suchte in die Richtung, in der Minan anscheinend verschwunden war. Bald darauf fand sie den Prinzen auch. Ein leichter Gedanke und die Blumen auf dem Waldboden um ihn herum blühten auf, obwohl ihre Zeit noch nicht ganz gekommen war.

Sobald Eoshan wieder zu sich zurück gefunden hatte, gab sie Rachhad bescheid und stürmte los. Sie war froh, dass sie ihre Trainigskleidung bestehend aus dunkelgrünem, enganliegendem Leder anhatte. Es behinderte sie nicht auf ihrem weg. So war sie auch schon bald bei dem Prinzen, trat geräuschlos zwischen den Bäumen hervor.
"Minan?" fragte sie leise. "Hier bin ich. Was ist passiert?"
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » Fr 18. Nov 2022, 09:34

Es dauerte so lange wie er den Ruf aussandte, dass er das Gefühl hatte nur noch ins Nichts zu schreien. Minan ging weiter in sich, verstärkte den Ruf des Reiches an Eoshan, obwohl es ihn immer weiter erschöpfte. Bis sie ihn endlich irgendwann doch hörte, zumindest glaubte er das, denn er hatte kurz den Eindruck sie wäre bei ihm, war jedoch gleich wieder fort. Entmutigt seufzte er auf, trieb zwischen den Ebenen des Grauen Reiches und wartete weiter. Was hätte er schon tun können? Sollte er auf eigene Faust versuchen die Stadt wiederzufinden? Er sandte weiter, obwohl es ihn immer mehr Kraft kostete. Erleichtert verspürte er dann abrupt Eoshans Antwort und war fast den Tränen nah, so sehr freute er sich endlich auf eine Reaktion.
*Eoshan, bitte, kannst du mich finden? Ich weiß nicht wo ich bin...*, sandte er ihr zurück und die Dea al Mon versuchte ihn zu beruhigen und dass er bleiben sollte wo er war und sie wäre bald bei ihm. Aber sie sagte ihm auch, sie müsse das Verzerrte Reich wieder verlassen und bei den Worten kam gleich wieder die Angst in ihm hoch. Er wollte nicht alleine sein. Der zerbrochene Prinz verspürte so etwas wie eine Umarmung, was ihn zumindest ein wenig beruhigte und so schaffte er es auch sich wieder aus dem Grauen Reich zurückzuziehen.

Als er in seinen Körper zurückkehrte, bemerkte er wie Blut aus seiner Nase lief und hastig wischte er es fort. Minan schloss erschöpft die Augen. Gegen den Baumstamm lehnend, wartete er auf Eoshan und hoffte, sie würde ihn finden. Und was wenn nicht? Nein, er durfte nicht daran denken. Genauswenig wie er daran denken wollte wie er hierher gekommen war, denn er wußte keine Antwort darauf. Als der Prinz seine Augen wieder öffnete, bemerkte er wie langsam viele der knospenden Blumen um ihn herum erblühten und irgendwie mußte er automatisch an Eoshan denken, konnte die Königin fast spüren.
Trotzdem dauerte es noch länger bis sie dann wirklich auftauchte und Minan erhob sich gewandt, er war so verwirrt, dass er auch ganz vergaß, dass er nur in Unterwäsche vor ihr stand. Erleichtert lächelte er sie an und fühlte sich nicht mehr ganz so hilflos.
"Ich.. ich weiß nicht. Danke, dass du mich gefunden hast", erwiderte er, "Ich weiß nicht wie ich hierher gekommen bin. Es war Nacht und ich bin schlafen gegangen und dann..." Er rang nach Worten, deutete vage zu dem Baum. "Hier aufgewacht. Ich kann mich nicht erinnern. Und ich wußte nicht wie ich zurücksollte..." Minan ließ die Schultern hängen und wirkte allgemein ziemlich verloren und verängstigt.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » Fr 18. Nov 2022, 20:23

Da stand er nun vor ihr, nur in Unterwäsche gekleidet, so zierlich und schlank. Erleichterung war in seinem Lächeln zu sehen. Trotzdem wirkte er mit seinen hängenden Schultern recht verloren und verängstigt. Besonders als er ihr erklärte, das er nicht wisse, was genau vorgefallen sei.
So handelte Eoshan impulsiv, trat rasch auf ihn zu und umarmte ihn fest und tröstend. "Natürlich habe ich dich gefunden", meinte sie sanft. "Bei dem starken Ruf, den du ausgesandt hast. Es dauerte zwar etwas, aber jetzt bin ich ja hier."

Geschmeidig trat sie von ihm zurück und mussterte ihn kurz. Gleich darauf rief sie ihren Umhang herbei und drückte ihn ihm in die Hand. "Du hast bestimmt kalt", stellte sie fest. "Wie wäre es, wenn wir erst einmal zurück gingten und eine heisse Tasse Schokoladenmilch trinken würden? Dann können wir noch mals in Ruhe darüber nachdenken, was eigentlich passiert ist. Wie es ja aussieht, scheinst du ja schlafzuwandeln. Ausser natürlich, jemand hat dich gerufen, was eigentlich dank des Netzes nicht möglich sein dürfte."
Sie rief zwei Lederstücke herbe und liess sich anmutig vor ihm nieder. "Für deine Füsse", erklärte sie freundlich. "Ich nehme nicht an, dass du es dir schon gewohnt bist, barfuss im Wald zu spazieren."
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » Fr 18. Nov 2022, 20:36

Minan war ziemlich überrascht als Eoshan plötzlich auf ihn zutrat und ihn umarmte. Er hatte nicht damit gerechnet und so war er zu perplex, um die Umarmung zu erwidern, doch er versteifte sich auch nicht. Es hatte etwas tröstendes und sie gab ihm Halt. Dennoch machte er unwillkürlich einen Schritt zurück als die Schwarze Witwe dann auch wieder auf Abstand ging.
"Es war sehr anstrengend", gab er zu, als sie ihn auf den Ruf ansprach, "Aber etwas anderes ist mir nicht eingefallen." Und Senden konnte er hier ja nicht wirklich. "Danke, dass du hier bist..."
Der zerbrochene Prinz nahm den Umhang von ihr entgegen und legte ihn um sich, erst wo sie ihn auf die Kälte hinwies, ging ihm auf in welchem Aufzug er ihr gerade gegenübertrat und er errötete prompt. Es war eben genau das was er angehabt hatte als er schlafen gegangen war. Außer dass er damals noch nicht diese Kratzer und leichte Schrammen gehabt hatte. Wie als wäre er durch den Wald gerannt. Minan versuchte sich nach Kräften zu erinnern, doch da war nichts und es machte ihm unbestreitbar Angst.

Er nickte, als Eoshan vorschlug, sie könnten zurückgehen und dann einen heißen Kakao trinken und darüber nachdenken was passiert war. "Ich erinnere mich nicht..." Vielleicht fiel es ihm ja noch ein, doch sicher war er sich nicht. Ein bißchen erschrocken wirkte er, als die Königin sich plötzlich vor ihm hinkniete. Normalerweise war er derjenige, der sich in dieser Position befand, aber doch nicht eine Königin. Was tat sie denn? Dann sah er, dass sie zwei Lederstücke herbei gerufen hatte und erklärte ihm dann, es wäre für seine Füße. Minan sah auf seine leicht zerkratzten Füße.
"Barfuß bin ich jedenfalls hierher gekommen", erriet er, schlüpfte dann aber doch in die Lederstücke, die man dann um die Füße binden konnte. "Danke..." Es war ihm irgendwie unangenehm, dass sie vor ihm kniete und so war er froh, dass sich Eoshan wieder erhob. Schweigend und recht nachdenklich ging er neben ihr her, aber obwohl er in Gedanken versunken war, bewegte sich sein Körper anmutig wie immer.
"Ich hoffe, ich habe dich nicht bei etwas wichtigem gestört. Es tut mir leid", entschuldigte er sich. Erschöpft strich er sich über die Wange. Die letzten Tage hatte er immer Albträume gehabt und jetzt schien er auch noch zu Schlafwandeln, es war alles ein bißchen zu viel. Minan blickte zu Eoshan. "Hattest du schon einmal Albträume? Ich meine so ganz schlimme wo du Angst gehabt hast, überhaupt einzuschlafen", fragte er leise nach.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » Fr 18. Nov 2022, 20:48

Sie lächelte sanft zu ihm hoch, als er sich erklärte, wie er darauf gekommen war, nach ihr zu rufen und sich noch einmal bei ihr bedankte. "Aber natürlich bin ich hier. Schliesslich hast du Hilfe gebraucht. Gut, dass dir dieser Weg eingefallen ist. So konntest du mich wohl am Schnellsten erreichen."

Geschmeidig erhob sie sich wieder, nachdem sie ihm die Lederfetzen um seine Füsse gebunden hatte. Sonderlich bequem würde es wohl nicht sein, doch es war noch immer besser, als barfus zu gehen. Schweigend gingen sie nebeneinander her, liessen sich Zeit. Ganz im Gegensatz wie sie wohl Beide hier her gelangt waren.

"Ist schon gut", beschwichtigte sie. "Ich wollte nur trainieren gehen. Aber das kann ich auch später nachholen." Sie hielt inne, überlegte sich, wie sie seine letzte Frage beantworten sollte. Wie viel sie über sich preisgeben sollte.
"Ja, ich hatte schon einmal solche Albträume", antwortete sie schliesslich leise und überlegt. "Damals war ich noch ganz klein. Doch es hat aufgehört. Später hatte ich dann ganz normale Albträume. Nur noch ganz selten passierte es, dass ich mich vor dem einschlafen fürchtete. Dann habe ich mich des Tags über total verausgabt, damit ich in der Nacht wie ein Stein geschlafen habe. Allerdings hält man das nicht lange durch."
Sie mussterte ihn scharf, sah wie bleich und erschöpft er wirkte. "Du leidest unter solchen Albträumen", stellte sie fest. Immerhin hatte sie ihn gehört auf ihrer Reise nach Faolchur, hatte im Schlaf am Rande auch seine Träume mitbekommen, seine Unruhe. Zudem hatte er erst vor ein paar Tagen erwähnt, dass er unter seinem Bett aufgewacht war."
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » Fr 18. Nov 2022, 20:52

Eoshan versicherte ihm, sie war nur auf dem Weg zum Training gewesen und sie könnte das auch später nachholen. Trotzdem fühlte sich Minan schuldig, dass er der Königin immer wieder so viel Zeit raubte. Erst der Unterricht, den sie seit ein paar Tagen begonnen hatten und nun auch noch das. Leise ging Minan neben ihr her und hörte ihr zu, als sie ihm sagte, sie hätte schon einmal so schlimme Albträume gehabt, aber mittlerweile nicht mehr. Er nickte verstehend zu ihren Worten, dass man sich nicht immer körperlich so verausgaben könnte, dass die Träume verschwanden. Minan kannte das, wenn er zuvor so oft mißbraucht und bis zum Rande seiner Belastbarkeit getrieben worden war, dass er danach wirklich wie ein Stein schlief. Bis man ihn wieder geweckt hatte...
Seine Augen füllten sich kurz mit Schmerz, doch er vertrieb die dunklen Gedanken mit aller Macht, besonders da Eoshan ihn gerade intensiv musterte. Unter ihren Blicken fühlte er sich seltsam und als sie erriet, dass er unter jenen Albträumen litt, fühlte er sich sehr erleichtert, dass sie es erkannt hatte.

Der Prinz nickte seufzend. "Ja... schon immer. Seit es.. begonnen hat", gestand er ihr. "In Hayll hatte ich einen Schlaftrunk, aber Lia möchte ihn mir nicht geben. Sie sagt, er wäre zu gefährlich und würde süchtig machen. Ich wußte das, aber ich weiß keinen anderen Weg..." Die Worte kamen ihm stockend über die Lippen, aber wenigstens fand er überhaupt den Mut mit Eoshan darüber zu reden. Sie hatte ihn hier entdeckt, während er anscheinend geschlafwandelt war und schlimmer konnte es seiner Meinung nicht mehr werden. "Manchmal sind sie so qualvoll, dass ich Angst habe zu schlafen... und sie sind über die Vergangenheit oder über eine schlimme Zukunft, ich kann es nicht immer unterscheiden. Kriege und Schatten und Schmerzen...", erzählte er, während sie weitergingen. "Aber ich weiß nicht was ich dagegen machen soll, ich hab das schon seit ich... ich weiß nicht, sieben oder acht war." Zehn Jahre voller Albträume... wer wäre nicht daran zerbrochen?
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » Fr 18. Nov 2022, 21:10

Zehn Jahre voller Albträume. Das alleine war ja schon ein Albtraum. Und dann auch noch am Tag keine Ruhe zu finden. Es war erstaunlich wie klar und ganz Minan dafür war. Ob es daran lag, dass er langlebig war? Für sie waren zehn Jahre nicht so lange. Vielleicht hielten sie ja mehr aus. Allerdings war das seine ganze Kindheit.

Stockend und schwerfällig erklärte er ihr, was sein Problem war. Er brauchte viel Zeit dafür, doch Eoshan liess sie ihm. Es war wichtig, dass er darüber reden konnte. Aus eigener Erfahrung wusste sie, dass noch nicht einmal das einfach war. Gut, sie war da allerdings auch viel jünger gewesen, als er jetzt.

"Lia ist da sehr strikt, wenn irgend etwas ihren Patienten schaden könnte", lächelte sie sanft und bestätigend. "Da wird sie dir den Trank wohl auch nicht überlassen, wenn ich mit ihr darüber redete. Ausserdem vertraue ich ihrem Urteil. Wenn sie meint, dass würde dir nicht nützen, dann sollten wir wirklich einen anderen Weg suchen."

Sie überlegte einige Schritte, bevor sie fortfuhr. "Habe ich das richtig verstanden, du hast auch Visionen in deinen Albträumen? Dagegen könnten wir ein Netz weben, dass sie sich dir nicht mehr aufdrängen, wenn du schläfst. Ich blocke sie ganz von alleine ab, ausser sie sind zu stark, heftig und wichtig. Dann überfallen sie mich auch. Aber bis du gelernt hast, sie abzuwehren, kann das ein Netz für dich machen. Dann haben wir schon einmal das aus dem Weg. Was deine Albtäume allerdings anbelangt, da müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen. Immerhin sind das Dinge, die du verarbeiten musst und nicht unterdrücken darfst."
Sie hielt kurz inne und lächelte ihn sanft an, als ihr etwas in den Sinn kam. "Meine Grossmutter hat mir füher immer gesagt, dass man jemandem den Albtraum erzählen soll, denn dann würden sie nicht mehr wieder kommen. Bei mir hat das auch geklappt."
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » Fr 18. Nov 2022, 21:16

Eoshan sagte ihm zwar, dass sie mit Lia über den Trank reden könnte, sie aber eigentlich dem Urteil der Heilerin vertraute und sie lieber gemeinsam einen anderen Weg suchen sollten. Minan wußte nur nicht wie dieser Weg aussehen sollte und als die Dea al Mon ein Netz vorschlug, um wenigstens seine Visionen abzuhalten, konnte er nicht verhindern, dass er sie unbehaglich anblickte.
"Ein Netz wurde mir auch schon vorgeschlagen... aber... Netze, die auf mich angewandt werden.. dabei muss ich immer an ein paar Dinge in meiner Vergangenheit denken", versuchte er einzuwenden ohne zu viel zu sagen. Zumindest erklärte das auch warum er anfangs so panisch auf das Netz reagiert hatte, welches Eoshans Großmutter auf ihn gelegt hatte.
"Ich weiß nicht, ob ich diese Visionen je abwehren kann.." Er besaß schließlich keine ganzen Juwelen mehr wie Eoshan. "Manchmal fühl ich mich wie ein Baum in den unentwegt der Blitz einschlägt..." Minan unterdrückte ein Seufzen. Er wußte nicht wie lange er schon diesen Druck aushielt.

Als Eoshan dann allerdings vorschlug, er sollte jemanden die Albträume erzählen und dann würden sie vielleicht nicht mehr wiederkommen, blickte Minan sie fast entsetzt an, schüttelte heftig den Kopf. "Nein.. nein, das geht nicht. Sie sind zu furchtbar." Er wollte nicht darüber reden und ebenso wollte er nicht, dass dann irgendjemand anderer an seiner statt die Albträume hatte. "Es ist nur meine Vergangenheit... die kann man ja nicht mehr ändern. Es.. es ist fast immer die gleiche Person, die mich quält... und ich weiß, dass sie tot ist, aber in meinen Träumen ist sie das nicht, da ist sie immer noch da." Der zerbrochene Prinz klang hoffnungslos und auch ein wenig entmutigt. Wieder ging er neben der Dea al Mon her und so langsam kam ihm die Umgebung vertraut vor.
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