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Re: Ein neuer Anfang

Sa 19. Nov 2022, 20:09

Minan war nicht beim Abendessen gewesen. Sie hatte schon nach ihm suchen wollen, da er sonst eigentlich immer recht zuverlässig gekommen war. Vielleicht hatte er sich wieder im Wald verirrt. Aber dann hatte Lia, als sie den suchenden Blick der Königin bemerkt hatte, gemeint, dass er sich wohl in sein Zimmer zurück gezogen hatte, um sich auszuruhen.
Verwundert hatte Eoshan die Heilerin angesehen. Was hatten die zwei denn so anstrengendes gemacht, dass er sich derart erholen musste. Mit einem Grinsen erklärte diese, was sie von Maldris Eltern als Geschenk erhalten hatten und dass sie natürlich gleich davon hatten probieren müssen. Nun konnte auch Eoshan sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie kannte die Wirkung dieses Getränks nur zu gut.

Nach dem Essen, liess sie sich etwas von Naischa geben, das sie Minan auf sein Zimmer bringen konnte, damit er nicht verhungerte, wenn er doch noch Appetitt bekam. Allerdings machte sie noch rasch einen Umweg zu ihrem Zimmer, um vorsorglich ihr Schwarze Witwe Kleid anzuziehen. Nicht, dass sie noch einmal zurück kommen würde müssen, wenn Minan zu diesem Netz zusagte.

Bei seinem Zimmer angekommen, klopfte sie leise an seine Türe. "Minan? Darken?" fragte sie höflich. Sie war sich nicht so ganz sicher, wer jetzt gerade die Oberhand hatte. Ausserdem waren das die einzigen zwei Splitter, die sie kannte. "Ich habe dir versprochen, dir heute Abend nochmals eine Frage zu stellen. Zudem habe ich noch etwas zu Essen für dich dabei." Sie stockte kurz. Vielleicht war ihm schlecht und er hatte keinen Hunger. Vorsorglich hatte Lia ihr etwas gegen Kopfschmerzen mitgegeben. "Wenn du magst." Das Tablett balancierte sie auf ihrer einen freien Hand. Allerdings machte sie es mit Hilfe der Kunst etwas leichter.

Sa 19. Nov 2022, 20:09

Re: Ein neuer Anfang

Sa 19. Nov 2022, 20:10

Der Alkohol hatte ihn vielleicht doch in einen leichten Schlummer getrieben aus dem Minan erst wieder aufschreckte als er das Klopfen an der Türe hörte und kurz darauf Eoshans Stimme. Der junge Prinz strich sich die etwas verstruwelten Haare aus dem Gesicht, setzte sich geschmeidig auf und öffnete dann die Türe.
Seitdem Darken mit ihr gesprochen hatte, hatten sie selbst nicht mehr miteinander geredet und er wußte nicht wie die Schwarze Witwe über alles dachte. Entsprechend unsicher blickte er sie an, lächelte dann aber, als er das Tablett sah. Einladend öffnete er die Türe.
"Danke. Ich.. ich hab das Essen ganz vergessen", gab er zu. Minan rieb sich die Stirn, die ein bißchen pochte, aber es war nicht ganz so schlimm. Eoshan bot ihm das Essen an, falls er mochte. "Ja, ich hab Hunger." Er setzte sich im Schneidersitz in einen der gepolsterten Korbsessel und zog das Tablett näher zu sich heran.

Der zerbrochene Prinz sah die Königin etwas fragend an, als sie meinte, sie wolle ihm noch eine Frage stellen. Zuerst wußte er nicht ganz genau was sie meinte, als ihm die Erinnerungen von Darken wieder präsent wurden. "Oh... du meinst das Netz oder?" Er blickte auf das Essen, nahm zaghaft etwas zu sich. Anders als Darken hatte er immer noch Hemmungen davor. "Ich hab an Netze keine guten Erinnerungen..." Minan sah sie leicht hilflos an. "Es.. es tut mir leid, dass ich dich angelogen habe. Wie es mir wirklich geht, meine ich." Seine Miene bekam etwas zerknirschtes reumütiges, doch es war ehrlich gemeint. "Ich dachte, es wäre so besser... wenn mich nicht alle für ganz verrückt halten. Dann könnte ich vielleicht ein normales Leben führen." Er zuckte mit den Schultern, schwieg weil er nicht wußte was er noch dazu sagen sollte und ob Eoshan überhaupt seine Beweggründe dahinter verstehen würde.
"Das Netz ist nur für Darken und mich? Um die Visionen im Schlaf abzuschirmen?", vergewisserte er sich.

Re: Ein neuer Anfang

Sa 19. Nov 2022, 20:17

Er schien tatsächlich etwas geschlafen zu haben, denn sein Haar war ganz zerzaust, als er ihr die Tür öffnete. Sein unsicherer Blick liess sie vermuten, dass sie jetzt mit Minan sprach. Besonders als er sie dann anlächelte und die Türe einladend öffnete.
"Das macht doch nichts", lächelte sie freundlich und trat geschmeidig ein, stellte das Tablett auf den Tisch und setzte sich in einen der Korbsessel. "Ich habe auch etwas gegen Kopfschmerzen dabei, wenn du welche haben solltest." Sie war froh, dass er Hunger hatte, sich ebenfalls setzte und das Essen zu sich heran zog.

Sacht nickte sie, als er auf die Netze zu sprechen kam. Ja, die meinte sie. Minan schien das ganze gar nicht zu gefallen. Sie war sich nun absolut sicher, dass sie es mit Minan zu tun hatte, denn Darken schien Netze nicht ganz so schlimm zu finden.
"Ja, ein Netz einer Schwarzen Witwe kann sehr viel Unheil bringen", bestätigte sie Minans Unbehagen diesbezüglich mit dunkler Stimme. "Allerdings will ich dir nicht schaden Minan. Ich weiss aber auch keinen anderen Weg, dir dies zu beweisen, als dass du mir einfach vertraust."
Ihre wurde weich, als er sie so zerknirscht ansah. Wie ein kleiner Junge, den man am liebsten knuddeln möchte. Doch das schien nichts für Minan zu sein, so hielt sie sich zurück. "Ich mag es nicht, angelogen zu werden", erwiderte sie ihm. "Doch ich kann verstehen, weshalb du es getan hast. Für die anderen wird es einfacher sein, dir zu begegnen, wenn sie nicht wissen, dass dein Geist zersplittert ist. Das verhindert mögliche falsche Hemmungen. Für dich wird es allerdings um so schwerer, da du höheren Ansprüchen genügen musst. Doch das kann dich stärken und dich wachsen lassen. Du musst nur rechtzeitig bemerken, falls es dir zu viel wird."

Ihr Blick wurde neugierig. "Ein normales Leben?", hakte sie nach. Was er wohl darunter verstehen mochte? Hier gab es so viele verschiedene Leben, keines war wie das andere. Doch welches war als normal zu bezeichnen? Vielleicht meinte er einfach nur, dass er nun nicht mehr als Sklave behandelt wurde. "Ich glaube nicht, dass die anderen dich für verrückt halten würden, wüssten sie von deinem zersplitterten Geist. Sondern halt nur für jemanden, der mehr zu kämpfen hat, um alle Details zu registrieren und sich für etwas zu entscheiden. Manche haben dafür vielleicht keine Geduld, aber deswegen würden sie dich nicht als verrückt bezeichnen."
Ein schelmisches Grinsen huschte über ihr Gesicht, als sie sich an etwas erinnerte. "Verrückt würden sie dich bezeichnen, wenn du mitten in der Nacht losstürmst, ohne jemandem Bescheid zu sagen, um dem Kriegerprinzen von Dhemlan einen Besuch abzustatten."
Dann wurde sie wieder ernst. "Ja, das Netz ist dafür gedacht, dass du im Schlaf nicht von den Visionen überwältigt wirst", bestätigte sie ihm freundlich. "Allerdings ist das für alle Splitter von dir, die es wollen und die du mir zeigen möchtest. Wenn du selber nicht so glücklich bei der Vorstellung bist, mit einem Netz verwoben zu werden Minan, dann musst du es nicht tun. Ich kann es auch nur für Darken weben, wenn nur er es will."

Re: Ein neuer Anfang

Sa 19. Nov 2022, 20:18

Eoshan setzte sich ebenfalls, erwähnte auch, dass sie etwas gegen Kopfschmerzen dabei hätte, doch Minan schüttelte den Kopf. "Nein, so schlimm ist es...", er stockte, blickte sie erschrocken an, "Liasanya hat dir davon erzählt?", fragte er scheu nach. Warum hätte sie sonst etwas dafür bei? Aber was hatte die Heilerin alles erzählt? Er hatte sich nicht mit ihr gestritten, aber Darken...
Der junge Prinz bemühte sich, sich lieber aufs Essen zu konzentrieren, während die Königin noch einmal über das Netz sprach und sie wolle ihm damit nicht schaden, er müsse ihr einfach vertrauen. Er nickte langsam.
"Ich weiß... es ist nur so schwer", gab er zu. Ihr zu vertrauen und auch sich so normal wie möglich zu verhalten, eben nicht zersplittert. "Ich hatte nie die Möglichkeit ein... normales Leben in Freiheit zu führen. Ohne dass jemand meinen Hintergrund wüßte", erklärte er sich weiter, als die Schwarze Witwe nachfragte, was er mit normalen Leben meinte. "Was auch immer normal ist", fügte er hinzu, denn inzwischen hatte auch er begriffen, dass es da Unterschiede gibt.
"Ja, die Ansprüche sind manchmal sehr hoch..." Minan schwieg, knabberte nachdenklich an einem Brot. "Darken meint, es wäre nicht gut, dass ich die anderen Splitter unterdrücke... aber ich weiß nicht was ich sonst tun soll." Hiflosigkeit lag in seinen matten zerbrochenen Augen.

Eoshan schien ihn davon überzeugen zu wollen, dass die anderen ihn nicht für verrückt halten würden, nur eben für etwas anders. Womöglich hatte sie recht, doch er konnte das jetzt noch einfach nicht. Es war nur eine Erleichterung, dass Eoshan halbwegs bescheid wußte und er mit ihr darüber reden konnte. Er musterte sie leicht. Und sie sah ihn nicht so an als wäre er wahnsinnig. Die Königin grinste und meinte, es wäre verrückt, wenn man mitten in der Nacht zum Kriegerprinzen von Dhemlan wollte.
"Welcher Kriegerprinz?", fragte Minan etwas verständnislos nach. "Aber das würde ich nie machen. Nachts würde ich mich gar nicht durch den Wald trauen", schob er hinterher. Aber jemand anderer in ihm schon, dachte er, wenn er daran dachte, wo er heute morgen aufgewacht war.
Die Schwarze Witwe lenkte das Thema zurück auf das Netz und sie würde es für all jene Splitter weben, die damit einverstanden wären. "Ich weiß nicht ob ich es will... es wäre vermutlich besser..." Trotzdem fühlte er sich nicht wohl dabei. Minan lauschte in sich. "Aber Darken hat nichts dagegen und..." Sag ihr, dass der Tänzer es auch will. Der Prinz schüttelte prompt den Kopf. Nein, nicht er, er darf nicht rauskommen. Weißt du nicht was beim letzten Mal passiert ist?
Er sagt, wenn wir ihn länger einsperren, sorgt er dafür, dass wir nächste Nacht ganz ohne Unterwäsche aufwachen. Und er ist der einzige, der sowas wie einen Kontakt zu dem unbekannten Splitter hat.
Minan seufzte und nahm einen tiefen Schluck Wasser. "Und... jemand anderer hat auch nichts dagegen. Aber er ist gefährlich", fügte er gleich hinzu, "Ich will nicht, dass er dir oder jemand anderem etwas tut." Er rieb sich leicht die Schläfe, dachte nach. Nein, er konnte das nicht verantworten, er würde Eoshan nie mehr unter die Augen treten können, wenn der Tänzer zu weit ging und er hatte furchtbare Angst vor dem was der Tänzer machen wollte. Minan versuchte die Angst zurückzukämpfen, aß konzentriert aber schweigend weiter.
"Du kannst das Netz auch für mich weben...", rang er sich ab, wollte ihr zeigen, dass er ihr vertraute. Unglücklicherweise würde sie das umgekehrt in seinem Falle schlecht können.

Re: Ein neuer Anfang

Sa 19. Nov 2022, 20:20

Es schien ihm peinlich zu sein, dass Lia erzählt hatte, dass er sich betrunken hatte. Das konnte sie gut verstehen. Ihr war es auch unangenehm gewesen, als sie auf dieses Getränk hereingefallen war. "Sie hat es nur mir erzählt", beruhigte sie ihn, ohne zu wissen, was Lia sonst noch so alles hätte erzählen können.

"Balthasar Danna", klärte sie ihn über den Namen des dhemlanischen Kriegerprinzen auf. "Und du traust dich jetzt noch nicht alleine Nachts in den Wald zu gehen, was momentan auch noch ganz gut so ist. Aber ich traue mich. Doch Pyratres hat mich ja dann relativ schnell wieder eingeholt."

Aufmerksam hörte sie ihm zu, als er ihr mehr über seine Splitter erzählte und seine Probleme mit ihnen umzugehen. Vor einigen Splittern schien er regelrecht Angst zu haben. unwillkürlich fragte sie sich, ob sie auch Teile von sich hatte, die ihr Angst machten. Es gab bestimmt Dinge, die sie nicht so gerne machte, aber sie glaubte nicht, dass sie Angst davor hatte. Jetzt sollte sie sich sowieso auf Minan konzentrieren.

"Ich denke Darken hat Recht", meinte sie schliesslich behutsam. "Wenn du deine anderen Splitter unterdrückst, werden sie irgendwann gegen dich rebellieren und du verlierst dich. Du magst es doch auch nicht eingesperrt zu sein. Das heisst ja nicht, dass du sie auf einen Schlag alle freilassen sollst, aber vielleicht kannst du dich ihnen gegenüber etwas öffnen und mit ihnen ein bisschen zusammen arbeiten. Das würde euch allen gut tun."

Sie gab ihm etwas Zeit, das zu verstehen. So leicht würde es aber wohl nicht werden. Aber nun meinte Minan, sie könne auch ein Netz für ihn weben. Lächelnd nickte sie ihm anerkennend zu, würdigte das Vertrauen, das er in sie setzte.
"Ein Netz also für drei Minan Darkens", murmelte sie, als würde sie eine Bestellung aufnehmen. Doch dann sprach sie wieder zu dem Prinzen. "Also für dich, für Darken und den Gefährlichen. Warum sagst du mir nicht, was an dem Splitter zu gefährlich ist? Dann kann ich abschätzen, ob ich dieses Risiko eingehen darf. Was wird mich erwarten? Weisst du, je mehr Splitter sich in das Netz fügen, desto wirkungsvoller wird es. Das habe ich auch schon Darken gesagt."

Re: Ein neuer Anfang

Sa 19. Nov 2022, 20:22

Minans Augen weiteten sich leicht, als Eoshan bemerkte, Lia hätte es nur erzählt. Was erzählt? Etwa alles? Aber er wollte ganz bestimmt nicht darüber so reden, so hielt er einfach den Mund und hoffte, sie würden über das ihm unangenehme Thema nicht mehr weitersprechen.
Als die Königin den Namen von Balthasar Danna erwähnte, machte irgendetwas Klick bei Minan und nickte. "Der Herr der Sternenfeste... er hat alles verloren und fiel", bemerkte er und seine Stimme hatte kurz etwas leicht entrücktes bekommen. "Warum wolltest du zu ihm?", fragte er neugierig.

Eoshan stimmte Darken zu und dass er die Splitter nicht unterdrücken dürfe, weil sie irgendwann gegen ihn rebellieren würde. Minan wand sich ein wenig unbehaglich auf seinem Sitz, sie hatte ja Recht, doch er wollte das einfach nicht einsehen. Warum konnte er nicht einfach so sein? Ohne die anderen.
Das hast du jetzt nicht wirklich gedacht! Wir sind genauso wichtig wie du, empfing er den Zorn des Anderen. Minan seufzte resigniert. "Ja, ich mag es auch nicht eingesperrt zu sein. Darken vermutet, dass ich schlafwandel, weil einer der anderen Splitter bereits rebelliert." Er schwieg, aß langsam weiter. "Es ist nur schwer, wenn mit manchen von ihnen zusammenarbeiten, wenn sie genau das Gegenteil von dir sind und all das mögen, was man selbst nicht mag...", deutete er die Schwierigkeit an.

So schüttelte der zerbrochene Prinz auch wieder den Kopf, als Eoshan meinte, sie würde für drei von ihnen das Netz weben. "Nein... nicht er." Er war noch lange nicht so weit sich damit abzufinden und er überlegte hin und her wie es eine Möglichkeit gab, dem Tänzer Freiraum zu lassen ohne dass er gleich das tat, was Minan verabscheute.
Die Dea al Mon fragte ihn, was so gefährlich an dem Splitter wäre und Minan druckste ein wenig herum, konnte nicht verhindern, dass er errötete. "Er... er verführt sehr gerne. Ihm macht sowas... Spaß", erklärte er stockend, "Und er tanzt mit Vorliebe. Wenn Musik läuft, dann ist er meistens da... ich hab aber keinen Kontakt zu ihm. Er ist zu weit weg von mir." Das war vielleicht seltsam ausgedrückt, doch so wie Minan es empfand. "Er... als ich im Verzerrten Reich war, auf der Flucht... da war eine Schwarze Witwe aus Dhemlan, sie wollte, dass wir zu ihr kommen... aber er... er hat sie in die tieferen Spähren gelockt... soweit bis sie zerbrochen ist." Der junge Prinz atmete tief durch, blickte schweigend zum Fenster, wo draußen der Regen vorbei plätscherte.
Er verspricht, er wird ihr nichts tun, hörte er den Gedanken von Darken. Er will nur einmal raus. "Dir würde er nichts tun", ergriff Minan nach einer Weile leise wieder das Wort.

Re: Ein neuer Anfang

Sa 19. Nov 2022, 20:24

"Ja, der Herr der Sternenfeste, der nun inzwischen alles verloren hatte und fiel. Ich wollte mit ihm sprechen und ihn warnen. Doch er hat es nicht ernst genug genommen." Sie musste allerdings selbst zugeben, dass sie nie gedacht hätte, dass dies schliesslich dabei herauskommen würde.

"Hmmm, das klingt wirklich kompliziert", meinte sie nachdenklich. "Ich bin zwar nicht zerbrochen, doch manchmal habe so ein ähnliches Problem. Ein Teil von mir will nach links gehen, während der andere unbedingt nach rechts will." Sie vereinfachte das ganze zwar drastisch, hoffte aber dass er es so verstehen würde. "Manchmal schaffe ich es, dass ich jeden Wunsch genau abwäge und zum Schluss feststelle, dass alle Wünsche ein und der Selbe sind. Allerdings ist das nicht sonderlich leicht zuzugeben."

Dann hörte sie ihm aber wieder zu und versuchte herauszufinden, was denn so gefährlich an diesem Splitter war. "Tanzen ist doch etwas schönes", begann sie zögerlich, ohne wirklich zu verstehen. "Im Verzerrten Reich ist es gefährlich. Unter anderem sind auch die Schwarzen Witwen gefährlich. Wenn sie dich wohin mitnehmen wollte, wohin du nicht mitwolltest, dann ist sie selber Schuld. Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten, aber man muss die nehmen, die einem zur Verfügung stehen."

Da meinte er auf einmal ganz leise, dass dieser gefährliche Splitter ihm nichts tun würde. Warm lächelte sie ihn an. "In dem Fall droht mir ja keine Gefahr, wenn er mir nichts tun würde. Ausserdem habe ich auch so meine Tricks. Ich denke also, ich kann es wagen." Fröhlich zwinkerte sie ihm zu.
Aber dann wurde sie etwas unsicher. Das was sie ihm nun zu sagen hatte, würde ihm bestimmt nicht gefallen. "Minan, wenn du dann soweit bist, dass ich das Netz weben kann... Es wird viel wirkungsvoller sein, wenn ich es da webe, wo du schläfst... Und etwas Blut brauche ich auch von dir. Nur zwei, drei Tropfen."

Re: Ein neuer Anfang

Sa 19. Nov 2022, 20:25

Minan wußte was sie damit meinte, dass ein Teil von ihr links und ein anderer rechts gehen wollte. Er nickte leicht. "Ich weiß, ich habe gelernt, dass es für... andere Menschen auch schwer ist Entscheidungen zu fällen. Nicht nur für mich." Der junge Prinz lächelte scheu. Allerdings hatte er schon öfters vor dem Problem gestanden, dass die Wünsche nunmal nicht ein und derselbe waren.
Er dachte noch darüber nach, als Eoshan durch ihre Worte zeigte, dass sie nicht wirklich verstanden hatte wo die Gefahr des Tänzers lag. "Ja, ähm, tanzen ist schön, aber... er kann sehr überzeugend sein, was andere Menschen betrifft..." Minan kroch wieder die Röte in die Wangen. "Selbst wenn du nicht.. tanzen willst, dann willst du es schon... ähm... weißt du was ich meine?" Fragend blickte er sie an, hatte aber das Gefühl, er müsse noch deutlicher werden, nur irgendwie hatte er mehr Hemmungen als Darken darüber zu reden. "Lass dich einfach auf nichts ein was er vorschlägt. Egal wie verlockend es ist."

Eoshan zeigte Verständnis dafür was er im Verzerrten Reich getan hatte, doch als Minan es damals realisiert hatte... er hatte sich geschämt gefühlt, beschmutzt dazu getrieben worden zu sein so weit zu gehen.
"Ja... ich war so verwirrt und ich hatte Angst... ich wußte keine andere Möglichkeit. Ich wünschte, ich hätte eine gewußt, aber Timaris hat so viel auf sich genommen, alle glauben zu lassen, dass ich... tot bin." Sie hatten nicht riskieren dürfen, entdeckt zu werden. Minan wußte das auch, aber er war nicht so stark wie der Tänzer gewesen in der Situation. Und er hatte immer getan was notwendig gewesen war.
Die Königin schien immer noch nicht ganz die Gefahr des Tänzers zu sehen, es war nichts gegen das man sich körperlich verteidigen konnte. "Bitte... sei sehr vorsichtig. Er ist... trickreich."
Zuerst hoffte Minan, die folgende Unsicherheit der Schwarzen Witwe hätte mit seiner Warnung zu tun, aber stattdessen sagte sie ihm etwas, was nun wiederum ihn sehr unsicher machte. "Aufs.. aufs Bett?" Er blickte dort hin. "Und du... webst das Netz während ich dort liege? Und wie wird das gehen? Du mußt mit jedem Splitter reden? Ich.. weiß, wir haben leicht unterschiedliche Signaturen." Er hatte mehr Probleme mit dem Liegen auf dem Bett in ihrer Gegenwart als mit dem Blut.
Der zerbrochene Prinz erhob sich geschmeidig. "Und wie... willst du das Blut?"

Re: Ein neuer Anfang

Sa 19. Nov 2022, 20:38

Sie wusste nicht im Geringsten war er genau meinte und verstand auch die Röte nicht, die auf einmal auf seinen Wangen erblühte. Ihn schien irgend etwas verlegen zu machen. Tanzte er etwa nicht gerne? Doch sie nickte nur dazu, dass sie nichts tun sollte, was dieser Splitter ihr vorschlug, egal wie verlockend es war. Diesen Rat würde sie bestimmt beherzigen.

"Zu töten ist niemals leicht", flüsterte sie. Marek! Vielleicht war er nun doch auf eine Weise mit seiner Liebsten zusammen. "Egal ob es der Körper oder der Geist ist. Doch ich werde vorsichtig sein, versprochen."

Wie erwartet schien ihm die Vorstellung im Bett zu liegen nicht sonderlich zu gefallen. "Ja, aufs Bett. Ich werde es benutzen, um das Netz zu weben beginnen. Danach werde ich im Verzerrten Reich weiter machen. Dort werde ich auch die anderen Splitter miteinbeziehen. Ich muss nicht mit ihnen reden, wenn du es nicht willst. Eigentlich brauche ich nur ihre Anwesenheit, damit ich ihre Signaturen in das Netz einweben kann. Das Blut brauche ich ganz am Anfang, wenn wir noch hier sind. Nur ein paar Tropfen auf den ersten gewebten Strang. Minan... kannst du dich noch daran erinnern, als wir uns das erste Mal im Verzerrten Reich begegnet sind. Da hast du auch nicht gemerkt, dass du in meinen Armen liegst. Hier wirst du es auch nicht merken. Nur ganz kurz am Anfang. Sobald wir im Grauen Reich sind, sind wir wieder sehr weit voneinander entfernt."

Re: Ein neuer Anfang

Sa 19. Nov 2022, 20:42

Immer noch nervös hörte er Eoshan zu wie sie ihm erklärte auf welche Weise sie das Weben des Netzes angehen würde. Kritisch sah Minan zum Bett hinüber, ging langsam in jene Richtung.
"Und wenn ich woanders einschlafe? Aus Versehen meine ich", fügte er rasch hinzu, "Wirkt es nur hier?" Seine Augen bedachten sie fragend. Die Schwarze Witwe sagte, sie würde im Grauen Reich weitermachen mit dem Netz und bräuchte dort nur die Anwesenheit der anderen Splitter für ihre Signaturen, aber sie müßte nicht mit ihnen reden, wenn er nicht wollte.
Minan schüttelte den Kopf. "Das kann ich nicht bestimmen. Ich wünschte, ich könnte es trennen, welcher Splitter im Verzerrten Reich ist und welcher gerade... meinen Körper steuert, aber es ist beides das gleiche." Er atmete tief durch. "Nur manchmal habe ich das Gefühl, ich könnte es entwirren und trennen, aber ich will das lieber nicht versuchen. Wer immer also im Verzerrten Reich anwesend sein wird, wird es auch hier sein. Auf dem Bett", bekräftigte er.

Zögerlich setzte er sich auf sein Bett, zog die Beine an. Dass er Eoshan dafür berühren mußte, gefiel ihm überhaupt nicht. Nicht, dass er sie nicht mochte, aber es machte ihn nervös.
"Ich liege nur in deinen.. Armen?" Er schluckte. "Du machst sonst nichts?" Er war hin und hergerissen und definitiv nun sehr aufgewühlt. Minan rutschte weiter nach hinten, so dass er sich gegen das Kopfende des Bettes lehnen konnte. "Mein Blut kannst du gerne haben, das macht mir nichts." Dafür war er zu oft aufgestochen worden. "Lass uns bitte anfangen", bat er rasch und streckte seine Hand aus. Minan drängte allein so, weil er spürte, dass er kurz davor war einen Rückzieher zu machen. Er wollte es einfach so schnell wie möglich hinter sich haben.
"Wie lange wird das Netz eigentlich halten?" Ihm war klar, dass ein Netz, das Visionen abwehren sollte, das nicht unbegrenzt tun konnte, denn es waren Kräfte und Ströme, die in das Netz mit jeder Abwehr fließen würde.

Re: Ein neuer Anfang

Sa 19. Nov 2022, 20:45

"Es wird auch wirken, wenn du woanders einschläfst, egal ob aus Versehen oder nicht", erklärte sie ihm weiter. "Doch hier wird es am stärksten wirken." Weiter lauschte sie ihm aufmerksam, was er ihr über seine Splitter sagte. Das klang alles reichlich verwirrend, aber sie verstand, dass der Splitter der im Verzerrten Reich mit ihr redete, auch die Kontrolle über seinen Körper hatte. Das war wohl eine weitere Warnung vor dem Splitter, den er als so gefährlich ansah. Sie würde also auch ihren Körper schützen müssen. Verstehend nickte sie.

Bewundernd beobachtete sie, wie er er sich erhob und trotz allem Unwohlsein und Angst zum Bett ging und sich zögerlich auf das Bett setzte. So stark und doch so zerbrechlich. Geschmeidig erhob sie sich, liess das Geschirr verschwinden und ging auf ihn zu, setzte sich in etwa einem Meter Abstand neben ihn auf das Bett. Er streckte ihr seine Hand entgegen und bat darum anzufangen.
"Du wirst noch nicht einmal in meinen Armen liegen Minan", tröstete sie ihn. "Wir werden uns nicht berühren. Damals im Wald wusste ich erst nur nicht, was mit dir los war und da ich dich nicht kannte, konnte ich dir über deinen Körper am Besten in das Verzerrte Reich folgen. Nun ist das aber nicht mehr nötig. Du bist mir inzwischen vertrauter. Das Netz wird vorläufig für einen Monat halten. Dann werden wir sehen, ob du es noch brauchst und wenn, was daran geändert werden musste. Dann werden wir damit anfangen."

Sie rief ihren kleinen, silbernen Dolch herbei, den sie für diese Zwecke oft nutzte. Danach begann sie zu weben. Nachdem sie ein Stück weit gekommen war, piekste sie mit der Dolchspitze schon beinahe zärtlich in die Fingerbeere seines Mittelfingers. Schnell und geschickt, ohne selber seinen Körper selber zu berühren.
"Jetzt leg dich hin und mache es dir bequem", wies sie ihn sanft an. "Nicht dass du dich noch verletzt. Wenn du willst kannst du dich schon einmal ins Verzerrte Reich vorgehen. Ich komme dir dann gleich nach."
Dann konzentrierte sie sich wieder auf das Weben, auf Minan und diesen Raum. Anschliessend legte sie sich wie versprochen neben ihn, nach wie vor mit gebührendem Abstand und glitt ins Graue Reich.
*Minan?*

Re: Ein neuer Anfang

Sa 19. Nov 2022, 20:51

Er wirkte sehr erleichtert, als Eoshan ihm erklärte, dass sie keinen Körperkontakt aufbauen mußten und er demnach nicht in ihren Armen liegen müßte. Trotzdem... nebeneinander auf dem Bett. Aber es war immer noch besser als in einer wirklichen Umarmung, so sank ein Teil seiner Nervösität. Aufmerksam hörte Minan ihr zu, auch darüber wie lange das Netz halten würde. Ob er in einem Moment besser mit seinen Albträumen würde umgehen können? Er wußte es nicht, aber er wagte wieder zu hoffen.
Die Schwarze Witwe hatte sich zu ihm aufs Bett gesetzt, allerdings weit genug von ihm entfernt. Der Prinz versuchte sein Herz ruhiger schlagen zu lassen, sah zu wie Eoshan das Netz webte und spürte es wie ein sachtes Prickeln überall, aber nicht unangenehm. Er zuckte nichtmal zusammen als sie mit der Dolchspitze in seine Fingerkuppe stach, nur leicht und sacht, aber genug, dass ein paar Blutstropfen hervorquollen wie Tränen.

Minan legte sich vorsichtig zurück. Es kam ihm immer noch komisch vor hier so offen und ungeschützt vor ihr zu liegen, aber wenigstens war er nicht nackt. Als Eoshan ihm sagte, er könne schon einmal ins Graue Reich vorgehen, nickte er und ließ sich fallen. Das war eine der leichtesten Sachen, er mußte nur dem Ziehen nachgeben. Seine Augen wurden mattgrau, während sein Körper ruhig da lag. Viel bekam Minan nicht mehr davon mit, da er längst in die Schichten des Verzerrten Reiches stieg.
Hier hatte er seine alte Gestalt. Zwei Arme, schwarze Flügel. Nur seine Kleidung war momentan die gleiche, die er auch in der Wirklichkeit trug.
Dann vernahm er den Ruf der Königin und folgte ihr bis er auf der gleichen Ebene war wie so.
"Ja, ich bin hier." Er legte leicht den Kopf schief. "Funktioniert es?" Vielleicht eine unnötige Frage, aber er war immer noch etwas nervös und unsicher. Eoshan tat so viel für ihn und er wünschte, er hätte ihr noch mehr helfen können. Minan kniete sich hin, blickte sie an. "Danke, dass du mir hilfst."

Er wartete geduldig wie sie weiterwob. Solange bis es Zeit war den Anderen zum Vorschein kommen zu lassen. Kaum geschehen verschwand die Erscheinung Minans und es dauerte eine kurze Zeit, als Darken aus tieferen Schichten des Grauen Reiches aufstieg, komplett in schwarz gekleidet und mit einem bodenlangen Mantel. An seinem Eisengürtel war ein langes schlankes Schwert befestigt.
"Wie lange wird das dauern?", fragte er, hielt gebührenden Abstand zu ihr. Der Prinz streckte seine Flügel leicht, legte seinen Kopf etwas zurück wie als nehme er Witterung auf, aber vielleicht wollte er wirklich überprüfen, ob andere in der Nähe waren. Abrupt wandte er sich wieder zu Eoshan um. "Minan hat begonnen dir zu vertrauen. Sonst hätte er sich nicht darauf eingelassen." Darken machte zwei Schritte auf sie zu. "Ich rate dir, dieses Vertrauen niemals zu enttäuschen." Der Tonfall einer leisen Drohung schwang in den Worten mit, doch er würde sie alle beschützen, wenn es nötig war.

Re: Ein neuer Anfang

Sa 19. Nov 2022, 21:01

Er ging auf ihren Vorschlag ein und ging schon einmal ins Verzerrte Reich. Allerdings viel tiefer als sie das tat. Hier schien er wirklich in seinem Element zu sein. Er bewegte sich mit einer unglaublichen Selbstsicherheit und Leichtigkeit. Dabei war Eoshan schon relativ tief im Verzerrten Reich. Sie konnte zwar noch tiefer rein, doch das war jetzt nicht nötig und hier konnte sie das Netz weben ohne zuviel Kraft zu verlieren. Und wiedereinmal wurde ihr bewusst, dass sie ihn unbewusst immer mit seinen Flügeln und beiden Armen sah. Erst hier im Grauen Reich sah sie es jedoch wirklicht und sah nicht einfach als Schwarze Witwe, wie sein Wesen aussah. Das war reichlich verwirrend.

*Ja, es funktioniert* bestätigte sie ihm lächelnd, blickte ihn allerdings etwas verwundert an, als sich hinkniete. *Zumindest was dich anbelangt. Ich hoffe nur, dass die Visionen nicht über die anderen Splitter deinen Schlaf stören. Aber so sollten sie schon einmal sehr abgeschirmt werden. Ich helfe dir doch gerne*, fügte sie noch hinzu, als er sich bei ihr bedankte. *Das hätte schon viel früher jemand tun sollen.*

Nachdem sie fertig war, zog er sich zurück und seine Kämpfernatur trat aus den Tiefen des Verzerrten Reiches auf sie zu. Komplett in Schwarz gekleidet in einen dunklen Mantel gehüllt, ein schlankes Schwert an seiner Hüfte. Darken.
*Ich weiss nicht wie lange es dauern wird, Minan. Hier verläuft die Zeit anders*, antwortete sie ihm weiterhin freundlich. Sie wusste zwar, dass dieser Teil sich Darken nannte. Doch auch er war ein Part von Minan, deswegen nannte sie ihn nicht wie heute Morgen Darken.
Unverkennbar wie ein Jäger und Kämpfer ging her hin und her, schien darüber zu wachen, dass sie auch ja alleine hier waren. Kurz darauf schritt er auf sie und drohte ihr. Unerschrocken erwiderte sie seinen Blick und kurz funkelte etwas wölfisches in ihren Augen auf. Sie mochte sanft und ruhig wirken, manchmal etwas impulsiv, aber sonst eher freundlich. Doch auch sie war eine Dea al Mon, auch sie war eine Kriegering und sie kämpfte, wenn sie bedroht wurde.
*Ich weiss, Minan*, meinte sie ernst. *Er hat begonnen mir zu vertrauen, genau wie du. Und ich habe auch nicht vor dieses Vertrauen zu missbrauchen.* Doch ich werde nicht zulassen, das meinem Volk etwas geschieht.
Währendessen webte sie immer weiter konzentriert und beharrlich. *Ich habe es gleich.* Ein kurzes Innehalten. *So, wenn du willst, kannst du wieder gehen und den nächsten schicken.*

Re: Ein neuer Anfang

Sa 19. Nov 2022, 21:48

Darken hob eine geschwungene Augenbraue, betrachtete Eoshan kritisch, als diese ihn mit Minan ansprach. Natürlich hörte er auch darauf, es war sein Name, doch es war einfacher, sich als Darken von Minan und dem Rest zu distanzieren, nichts mit ihren Entscheidungen zu tun zu haben. Er war eigenständig, wenn er sich auch für die anderen Splitter verantwortlich fühlte, sie zu beschützen versuchte.
*Ich weiß, deswegen ist es so einfach, zu lange hier zu bleiben*, erwiderte er als die Dea al Mon ihm sagte, die Zeit würde hier anders verlaufen. Er bemerkte fast mit Zufriedenheit wie die Königin sich nicht einschüchtern ließ, seinen Blick fest erwiderte. Sie war stark. Wenn auch bei manchen Dingen unglaublich unerfahren.
Der Prinz verschränkte die Arme vor der Brust, als Eoshan ihm versicherte, sie würde das Vertrauen von Minan und ihm nicht mißbrauchen. *Das sagst du jetzt. Aber es ist längst nicht so leicht wie du denken magst.* Sie würde es bald herausfinden. Darken passte es zwar auch nicht den Tänzer die Kontrolle zu überlassen, aber es war immer noch besser als diese Seite zu unterdrücken. Das würde alles nur noch schlimmer machen.
Er wartete ein wenig ungeduldig während Eoshan das Netz webte.
*Du solltest den Aufenthalt hier kurz halten. Soweit ich weiß hast du kein Netz, dass dich vor Sions Spinnen schützt oder?* Sie bot ihm an, er könne nun gehen und den nächsten schicken. Darken blickte hinter sich wie als würde der Tänzer dort schon stehen.
Das ist ein Zeichen unseres guten Willens und Vertrauens. Vermassel es nicht, riet er dem Tänzer. *Tu mir ein Gefallen und lass dir nicht den Kopf verdrehen. Das wäre für alle Beteiligten das beste.* Dann wandte er sich ab und ging solange bis er langsam in den Nebeln verschwand.

Eine lange Zeit passierte nichts, obwohl immer noch die Anwesenheit von Minan zu spüren war, nur eben sehr viel schwächer als zuvor. Es dauerte bis die Präsenz stärker und stärker wurde. Minan stieg einfach von den tieferen Schichten durch den Nebel, der wie lichte Schleier an ihm herabrann. Bekleidet war er nur mit einer weißen Hose.
Er atmete tief durch, bedachte Eoshan mit einem Blick aus seinen intensiven vor Leben nur so strahlenden Augen und lächelte dann charmant.
*Hallo, Eoshan...* Seine Stimme, seine Gedanken wie eine sanfte Liebkosung der Sinne. *Endlich lernen wir uns einmal kennen.* Er machte ein paar Schritte auf sie zu. *Ich glaube, meine Vorgänger haben ein wenig übertrieben wie gefährlich ich bin. Ich war nichts weiter als neugierig, deswegen wollte ich dich kennenlernen.* Minan streckte seine Hand nach ihr aus, drückte die ihre zärtlich. Es hatte etwas von einer normalen Begrüßung, wären da nicht seine Finger gewesen, die mit einer unterschwelligen Sinnlichkeit kurz über ihren Handrücken strichen und dann weiter über ihre Finger als er seine Hand wieder zurückzog.

Re: Ein neuer Anfang

Sa 19. Nov 2022, 21:58

Nein, jemandem zu vertrauen oder dessen Vertrauen nicht zu missbrauchen war niecht immer leicht. Sie hatte es auch wirklich nicht vor, es zu missbrauchen. Aber manchmal geschahen auch Dinge die man nicht gross beeinflussen konnte und sie hatte Prioritäten zu setzen. Von dem her konnte es schon geschen, dass sie sein Vertrauen missbrauchte. Vor hatte sie es allderdings wirklich nicht vor es zu tun.
*Danke für deine Besogrnis*, meinte sie ernst. *Ich werde mich nur so lange wie nötig hier aufhalten. Allerdings habe ich auch einen Schutz vor Sion. Anders als du, aber eine seiner Schwarzen Witwe kann mich nicht einfach so finden und zuweit weglocken. Selbst wenn sie dunklere Juwelen hat als ich.*

Sich nicht den Kopf verdrehen lassen. Gut. Sie würde darauf achten. So langsam bekam sie eine Ahnung, was Minan meinte. Da Darken der Kämpfer war war das Kopf verdrehen lassen das er meinte wohl dich die Art mit Gewalt, denn das wäre wohl sein Bereich gewesen und nicht des geheimnisvollen Unbekannten.

Schliesslich kam er dann auch, der dritte Splitter. Bekleidet nur mit einer einfachen weissen Hosen. Auch wenn Minans Kleider alle etwas ungewohnt waren, so standen sie ihm sehr gut. Er hatte dafür wirklich eine Begabung. Aber seine Ausstrahlung und sein verhalten war irgenwie seltsam und erst recht seine Stimme. Sie war zwar sehr angenehm und prickelnd, aber irgendwie... Doch seine Augen waren so voller Leben und Energie. Etwas was den anderen beiden Splitter fehlte.

*Hallo Minan*, grüsste sie in ebenso freundlich wie die anderen beiden und blickte dann etwas verwirrt auf ihre Hand, sie er ergriffen hatte. Was war den das jetzt gewesen? Eine Abänderung des rituellen Grusses? Er sollte sie allerdings nicht beim Weben ablenken, so angenehm es sich auch anfühlte.
*So?* fragte sie leicht amüsiert nach. *Du bist also nicht so gefährlich, wie sie gesagt haben? Weshalb hast du es dann so nötig, dich gleich zu verteidigen?* Sie grinste kurz, konzentrierte sich dann aber gleich darauf wieder auf seine Signatur und das Netz. *Du bist bestimmt ganz harmlos. So harmlos und neugierig wie ein schleichender Nebel.*
Weiter weben, mit flinken geschickten Fingern und gleich hatte sie auch seine Signatur in das Netz verflochten. Sie hob ihren Kopf und blickte ihn wieder mit ihren silbernen Augen an. *So, es ist geschafft. Hast du noch einen anderen Splitter, der sich dem Netz anschliessen möchte?* Es war gewagt, doch sie hatte Minan gesagt, dass das Netz um so stärker wurde, je mehr Splitter sich dem anschlossen.

Re: Ein neuer Anfang

Sa 19. Nov 2022, 22:00

*Touché*, erwiderte er, als Eoshan ihn gleich fragte, wenn er nicht so gefährlich wäre, warum er sich dann verteidigen würde. Minan lächelte, zeigte sich aber nicht im Mindesten verärgert. *Sagen wir, ich wollte die Gelegenheit ergreifen, ein wenig von meinem schlechten Ruf zu korrigieren, den ich besitze. Die anderen nennen mich Tänzer, aber ich glaube, sie würden mir alle Namen der Welt geben, wenn das bewirken würde, dass ich weniger zu ihnen gehöre.*
Etwas Betrübnis schlich sich kurz in seine Augen, verschwand aber ebenso schnell wieder. Minan sah der Schwarzen Witwe aufmerksam zu wie sie das Netz webte. Sie hatte gesagt, er wäre so harmlos und neugierig wie schleichender Nebel. Im gewissen Sinne hatte sie recht. Er wünschte nur, die anderen hätten nicht so viel über ihn erzählt. Er war nicht so schlimm wie immer behauptet wurde. Alles was er wollte, war das Leben zu genießen. Und der Prinz würde bestimmt nicht die Gelegenheit, wo er endlich einmal wieder hier sein konnte, ungenutzt verstreichen lassen.
Als Eoshan fertig damit war seine Signatur in das Netz zu weben, lag sein Blick auf ihren schlanken Fingern. *Du bist sehr geschickt damit...* Minan fing den Blick aus ihren silbernen Augen auf, nachdem sie den Kopf gehoben hatte. Bei der Frage nach den anderen Splittern, schüttelte er langsam den Kopf.
*Nein, ich befürchte nicht. Von dieser Unterhaltung bekommen nicht viele etwas mit.* Was der Wahrheit entsprach. Er konnte die anderen Splitter aussperren, sie davor bewahren mitanzusehen was er tat. Seine Art des Schutzes, aber auch ein zweischneidiges Schwert.

*Außerdem hatte ich gehofft, wir könnten uns ein wenig besser kennenlernen.* Er lächelte unschuldig. *Wenn du wüßtest wie es ist, nur aus den Schatten den anderen zuzusehen... ungehört...* Minan machte noch einen Schritt näher zu ihr, so beiläufig, dass es kaum auffiel, dass er ihr so nahe gekommen war. Seine dunklen lebhaften Augen blickten in die ihren. *Lass mich noch nicht gehen, Eoshan...* Bittend, lockend, verführerisch.
Er streckte die Hand nach ihr aus und sie streichelte unendlich sacht über ihre Wange, mehr wie Regentropfen, die über die Haut perlten, wie der Wind und glatte Blätter. *Alles was ich will, ist leben.* Minan lächelte, ein Lächeln was auch seine Augen erreichte. *Und für mich war das Leben immer.... so unfassbar schön.* Genau wie du. Aber das sagte er nicht.
Er konzentrierte sich und um sie herum nahm das Graue Reich weiter Form an, die Form seiner Gedanken. Sie standen gemeinsam unter einem mächtigen Weidenbaum, der mit seinen langen herabhängenden Zweigen wie ein Vorhang aus Blättern wirkte. Die Sonne schien durch die Zweige, jeder Lichtstrahl eine einzige Perlenschnur aus funkelnden Juwelen.

Re: Ein neuer Anfang

Sa 19. Nov 2022, 22:02

*Ich habe auch viel geübt*, erklärte sie ihm lächelnd. Dann aber erklärte er ihr, dass dies alle Splitter gewesen seien. *Dann sollte ich jetzt gehen. Immerhin habe ich dir versprochen nicht zu lange hier zu verweilen. Das solte ich wohl auch halten.*
Sie machte anstallten sich aus dem Verzerrten Reich zu gehen, als er sie mit seinen Worten zurück hielt, dass er sie besser kennenlernen wollte, klagte ihr sein Leid hier so eingesperrt zu sein. Auf einmal Standen sie unter einer mächtigen Weide und das Sonnenlicht perlte auf wundersame Weise durch die Blätter. Sie erschauderte unwillkürlich, als er über ihre Wange strich. Es wäre so schön, weiter mit ihm zu plaudern und in einem Winkel ihres Verstandes begann sie immer mehr zu begreifen, wovor die anderen sie hatten zu warnen versuchen. Allerdings begriff sie noch nicht ganz.

*Das Leben ist schön Minan und ich kann gut verstehen, dass du nicht eingesperrt sein möchtest. Aber den anderen scheint dein Verhalten Angst zu machen. Vielleicht sind sie auch nur überfordert.* Er stand so unglaublich nah bei ihr und sie konnte seinen angenehmen Duft riechen. Sie war nahe daran sich einfach gemütlich an ihn zu lehnen. *Aber wenn du sie langsam und behutsam an dich gewöhnen lässt, dann sperren sie dich vielleicht nicht mehr so oft ein. Aber ich glaube nicht, dass sie das tun um dich zu verletzen.*

Unter Aufbietung grosser Konzentration trat sie einige Schritte von ihm zurück. *Es ist nicht an mir, dich wegzuschicken oder dich herbei zu rufen*, meinte sie sanft. *Das musst du mit dir selber ausmachen, Minan. Aber ich werde das Verzerrte Reich jetzt verlassen um das Netzt zu vollenden. Warte noch einem Augenblick, bevor du ebenfalls auftauchst, dann bin ich schon vom Bett verschwunden.*
Sie zögerte noch einen Augenblick. Warum viel es ihr so schwer, von ihm wegzugehen. Sein Ruf und Verlangen nach Leben war so unglaublich stark. Doch eingesperrt oder hier im Verzerrten Reich konnte man nicht Leben. Aber sie musste weg von hier. Es war gefährlich, schon ohne die Bedrohung von Sion. Und so verliess sie das Graue Reich eilig, bevor Minan noch etwas weiter einwenden konnte.

Kaum in Minans Zimmer zu sich gekommen, erhob sie sich geschmeidig vom Bett und machte sich daran, das Netzt zu beenden. Als es soweit war, glühte es einen Moment lang rot und dann silbern auf, bevor es endgültig verschwand. Danach blickte sie Minan fragend an. Neugierig wie er sich fühlte und welcher Splitter jetzt mit ihr sprechen würde.

Re: Ein neuer Anfang

Sa 19. Nov 2022, 22:04

Sie hatte ihm versprochen, nicht lange hier zu verweilen? Zuerst begriff er nicht ganz bis ihm Darkens Worte einfielen. Ach ja... aber er hatte sie bestimmt nicht gebeten, weil die Häscherinnen des Schattens sie einfangen könnten. Minan wartete ab, spürte und sah, aus den kleinsten Regungen ihrer unbewußten Körperhaltung und ihrer Mimik, dass Eoshan es bereits schwerer fiel ihn hier allein zu lassen. Sie ergab sich dem sanften Streicheln seiner Hand, versuchte ihm dann zu erklären, warum die anderen ihn einsperrten.
*Ja, Nähe macht ihnen Angst, aber es gehört zum Leben dazu und das werden die anderen noch lernen müssen*, erwiderte er mit samtenen Gedanken, blickte der Königin mal schimmernd in die Augen, ließ mal seinen Blick wieder streifen, um ihr Gelegenheit zu geben ihn ihrerseits ungestört anschauen zu können.

Trotz der Nähe, die sich zwischen ihnen immer stärker aufbaute, machte Eoshan dann ein paar Schritte zurück, sagte ihm, sie werde das Graue Reich nun verlassen, um das Netz fertig zu stellen. Ihre Bemerkung, er solle noch kurz warten, damit sie das Bett verlassen konnte, klang fast wie eine Warnung.
Eine Warnung, die bei den anderen angebracht wäre, nicht bei ihm. Ihm machte Nähe nichts aus, im Gegenteil, er suchte sie gerne, sein ganzes Leben war auf der Suche nach jemanden, der ihn liebte und den er lieben konnte. Selbst wenn es nur für einen flüchtigen Moment war. Augenblicke waren alles was sie besaßen.
Eoshan ließ ihm keine Gelegenheit mehr das richtig zu stellen, sie verschwand sofort und Minan folgte ihr ohne zu Zögern, wobei er kaum, dass er da war, spürte wie das Netz dichter wurde, seinem Ende näher kam. Er richtete sich grazil auf. Sie hatten ihm freiwillig den Platz überlassen und der Prinz war erfreut festzustellen, dass er noch da war.

Die Dea al Mon stand neben dem Bett und Minan erhob sich anmutig vom Bett, trat zu ihr.
"Ich bin dir sehr dankbar, dass du das für mich gemacht hast... war es anstrengend für dich?" Seine Augen musterten sie mit regem Interesse und offener Anteilnahme. "Ich würde gern auch etwas für dich machen..." Er lächelte in einer Art, die schon viele schwach gemacht hatte. "Wenn du es möchtest..." Der Prinz trat seitlich zu ihr, seine Finger strichen federleicht eine ihrer silbernen Haarsträhnen beiseite, um ihr ins Ohr flüstern zu können.
"Ich muss dir noch etwas anvertrauen..." Sein warmer Atem liebkoste ihre Haut. "Ich habe keine Albträume. Wenn ich träume... dann nur von schönen Dingen... von Berührungen zweier Menschen und die Liebe, die sie teilen... einst besaß ich Albträume, aber ich glaube, man kann seine Ängste überkommen... wenn man sich helfen lässt, sich selbst zu helfen..." Nur welche Ängste ihm im Traum begegnet waren, sagte Minan ihr nicht. "Von was träumst du? Wenn du nachts allein im Bett liegst und den Wald um dich herum spürst und die tausend Leben, die darin wohnen...", fragte er sanft, zog sich nur ein wenig zurück und sah Eoshan wieder tief in die Augen.

Re: Ein neuer Anfang

Sa 19. Nov 2022, 22:09

Sie hatte es gar nicht wirklich mitbekommen, doch auf einmal war Minan neben ihr und sah ihr tief in die Augen. Fasziniert erwiderte sie seinen Blick. Seine dunklen Augen waren so intensiv und glitzerten vor Lebenslust. Sie waren wunderschön und es gab darin so viel zu lesen.
"Ja", meinte sie etwas verwirrt. "Ja, es war schon ganz schön anstrengend. Schliesslich mache ich so etwas nicht jeden Tag. Es hat viel Konzentration und Kraft erfordert. Doch wenn ich jetzt etwas esse, dann geht es schon wieder."
Matt lächelte sie ihn an, als er meinte er würde auch gerne etwas für sie tun, wenn sie wolle. "Ist schon gut, Minan. Das habe ich doch gern gemacht. Das habe ich dir doch schon gesagt. Du musst auch nichts für mich tun. Ich erwarte dafür keine Gegenleistung."

Auf einmal war er noch näher bei ihr und strich ihr Haar beiseite. Silberne Seide streichelte ihren Hals, gleich gefolgt darauf von Minans heissem Atem. Sie erschauderte unwillkürlich, ohne es zu verstehen. Bei seinen Worten stiegen ihr die Erinnerungen an ihre Jungfrauennacht hoch, zumindest die, die sie noch hatte. Rachhad und sie, die sich in dem ganzen Juwelenschimmer und der eindringlichen Atmosphäre von Dea al Mon geliebt hatten. Ihre heissen Körper, die sinnlichen Berührungen und die wilde Leidenschaft. Ihr Herz begann schneller zu schlagen und ihr Atem ging flacher. Das Kerzenlicht schien auf einmal viel gedämpfter zu sein.

"Das ist schön, dass du keine Albträume mehr hast" hauchte sie, gefangen von seiner Nähe viel es ihr auf einmal schwer zu denken und sie war nahe daran, sich müde an ihn zu lehnen. Aber dann zog er sich wieder etwas zurück und sie konnte wieder Atmen. "Ich träume eigentlich selten", beantwortete sie seine Fragen etwas klarer. "Früher hatte ich manchmal auch Albträume. Als Kind, doch wenn ich mit meiner Grossmutter oder Pyratres darüber gesprochen habe, dann habe ich sie nicht mehr geträumt. Du hast also durchaus Recht. Wenn man sich helfen lässt sich selbst zu helfen, kann man wirklich weiter kommen. Allerdings muss man sich dazu die richtigen Personen aussuchen."
Sie atmete noch einmal tief durch. Ihre Brust hob und senkte sich in ihrem Schwarze Witwe Kleid. Die Splitter ihres roten Juwel funkelten im Kerzenlicht. "Aber jetzt kann ich mich nur noch selten an meine Träume erinnern. Ab und zu habe ich Nachts eine Vision oder ich kriege einen besonders intensiven Traum von einem Hofmitglied ab. Das ist nun einmal so als Schwarze Witwe. Doch meistens spüre ich, wie du gesagt hat einfach den Wald, das vielfältige Leben darin und lasse mich davon davon treiben." So wunderschöne, dunkle Augen.

Sie drehte sich zur Seite, so das sie zu dem Tisch blickte, auf dem nun gerade etwas Wein, Brot, Oliven und Käse erschien. "Das hat mir Naischa vorhin zurecht gemacht, weil sie weiss wie hungrig ich bin, wenn ich meine Kunst ausgeübt habe. Nur keine Angst, ich habe ihr nicht gesagt, was ich tue und für wen. Willst du auch noch etwas essen." Sie drehte den Kopf zu ihm und suchte mit ihren silbernen Augen, seine dunklen, machte jedoch keinen Schritt zu dem Tisch. Dazu genoss sie seine Nähe viel zu sehr, auch wenn sie das nicht wirklich realisierte.

Re: Ein neuer Anfang

Sa 19. Nov 2022, 22:10

"Nein, ich muss nicht", stimmte er ihr zu, als Eoshan ihm sagte, sie erwarte keine Gegenleistung und er müsse auch nichts tun. Der Prinz lächelte. "Aber ich will." Er konnte ihr überdeutlich anmerken, dass sie noch nicht viel Erfahrung mit intimeren Beziehungen hatte. Was ihn verwunderte, war sie doch die Königin, aber er hatte ja schon gemerkt, dass hier in Dea al Mon vieles anders lief und es war schön so. Er genoss es, er glaubte, alle Splitter in ihm taten dies.
So nah stand er ihr, dass er ihren schnelleren Puls regelrecht spüren konnte, ihre wachsende Aufregung, aber auch Verwirrung. Wie konnte sie so unwissend sein? Wie nicht das hohe Spiel der Verführung, die Kunst von Annäherung und Berührung kennen? Minan leckte sich langsam über die Lippen, war bereit Eoshan zu umarmen und zu streicheln, sollte sie sich an ihn schmiegen. Ihre Stimme war zu einem Hauchen herabgesunken.

"Jeder träumt, jede Nacht. Die meisten erinnern sich nur nicht daran", bemerkte er leise, "Sie träumen oft von dem was sie sich wünschen, aber nicht wagen... und wenn sie die Augen wieder aufschlagen, hat der helle Morgen alle verborgenen Sehnsüchte der Dunkelheit bereits hinfortgewischt. Aber sie sind immer noch dort, tief drinnen..." Und war er nicht selbst einer dieser Träume? Eine personifizierte Sehnsucht, die man sich selbst nicht eingestand?
Seine dunklen tiefen Augen hielten sie gefangen, während er genauso in ihren silbernen Monden versunken war.
Eoshan erzählte ihm von dem Wald und wie sie sich im Traum davontreiben ließ. Erst das Erscheinen einer Platte mit Wein, Brot, Oliven und Käse unterbrach ihren intensiven Augenkontakt. Die Königin hatte ja gesagt, sie brauche etwas zu essen, um sich zu erholen, gleichzeitig bot sie ihm an, er könnte mit ihr speisen.
"Danke.. ich fände es schön, mit dir hier zu sitzen, etwas Wein zu trinken und den letzten Rest des Abends zu genießen", erwiderte er, lächelte charmant.

Aber keiner von beiden rührte sich vom Fleck. Draußen hörte man das ruhige, fast melodische Prasseln des Regens und Minan hörte es sehr gerne. Es gab dem Ganzen einen fast magischen Hintergrund, wie als gäbe es in diesem Regen nur sie zwei, geschützt wie unter dem Weidenbaum.
Wieder sahen sie sich an. Der Prinz berührte mit seinen Fingerspitzen sacht ihre Taille, strich betörend weiter nach oben. Sie standen sich nun so nah, dass nur wenige fingerbreit zwischen sie gepasst hätte. Auch sein Atem war hörbar, die Geräusche der Stille hüllten sie ein, knackendes Holz, aufgewühlter Atem, streichender Regen. Es waren wie geflüsterte Worte.
Der junge Prinz neigte sich etwas weiter vor, ließ sich Zeit damit, um Eoshan eine Ahnung davon zu geben, was sie gleich tun würden, um in ihr gleichfalls den Wunsch zu wecken. Seine Lippen berührten die ihren, weich und doch sinnlich. Ein Kuss ohne Zunge, aber nicht ohne Erotik und eine Spur Verführung.
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