Antwort schreiben

Neues Leben am Hof

Fr 4. Nov 2022, 21:56

Cerco ging langsam auf das Gehöft zu. Schon von weitem hörte er die Geräusche von anderen Menschen und das Klappern von Töpfen und Tellern. In seinem Inneren rumorte es kräftig, er hatte ein furchtbar mulmiges Gefühl. Der Krieger öffnete die Türe zu seinem Haus, alles wirkte wie immer. So als hätte er es nie verlassen. In der Küche fand er Ruth an der Spüle stehen und daneben Mabh, die einen Teller abtrocknete. Sie unterhielten sich, doch als Cerco den Raum betrat, fuhr Ruth sofort herum und starrte ihn an.
Ihre Augen waren gerötet und sie sah so aus als hätte sie schon lange nicht mehr gut geschlafen, doch er sah vermutlich auch nicht viel besser aus. Ruth nahm langsam das Geschirrhandtuch, wischte sich die nassen Finger ab.

"Papa..." Mabh blickte ihn überrascht an und lief dann auf Cerco zu, um ihm um den Hals zu fallen. Er erwiderte den Umarmung erleichtert, dass ihn wenigstens einer hier noch willkommen hieß. Liebevoll küsste er ihre Schläfe. "Wo warst du nur?"
"Wir reden später, ja?", sagte er nur, als er Ruths Blick sah.
"Mabh, geh zu deinem Onkel und sag ihm, dass dein Vater wieder da ist." Dann machte sie einen Schritt auf Cerco zu und blickte ihn streng an. "Wo warst du? Hast du nichts zu sagen? Ich.. ich mach mir hier Sorgen und Sorgen. Ich dachte, du wärest tot!" Sie schwankte zwischen Wut und noch etwas anderem.
"Es.. war eine lange Reise. Ich mußte gehen. Ruth..."
"Nein! Sag mir wo du warst! Sag mir es war etwas so wichtiges, dass es rechtfertigt, einfach abzuhauen und deine Familie im Stich zu lassen! Mich allein zu lassen!", schrie sie.

Fr 4. Nov 2022, 21:56

Re: Neues Leben am Hof

Fr 4. Nov 2022, 21:57

"Ruth..." Er machte noch einen Schritt auf seine wütende und verletzte Frau zu.
"Hör auf dauernd nur meinen Namen zu sagen! Sag mir wo du warst!", verlangte sie zu wissen, ihre Stimme schwang zwischen Hysterie und purer Sorge. Cerco überbrückte den letzten Abschnitt zwischen ihnen und schloss sie einfach schweigend in seine Arme. Im ersten Moment wehrte sie sich dagegen und ihre Fäuste trommelten gegen seinen Brustkorb, doch es waren schwache Schläge und sie versiegten relativ schwach bis sie sich weinend an ihn drückte und ihre Hände so fest in seinen Rücken krallte, dass es ihm weh tat. "Mach das nie wieder...", verlangte sie leise, als sie eine Weile so schweigend dagestanden hatten. Cerco nickte und fuhr mit seinen Fingern liebevoll durch ihr Haar.

"Es tut mir leid... ich muss dir vieles sagen... erinnerst du dich daran wie ich ins Lichtreich reisen mußte, als ich damals noch für den Hof von Tuathal arbeitete? Das war vor siebzehn Jahren..." Er schluckte. Es gab keinen einfachen Weg das zu sagen. "Dort traf ich auf eine Schwarze Witwe und sie... sie... gab mir Safframate... sie verführte mich und sie zwang mich bei ihr zu bleiben... ich wollte dir treu bleiben damals, Ruth, aber ich... ich hatte keine andere Wahl."
Sie blickte ihn erschrocken an und löste sich etwas von ihm. Voller Unglauben schüttelte sie den Kopf. "Nein... warum sagst du mir das jetzt?", hauchte sie, "Nein..." Sie schien es nicht glauben zu wollen.
"Als die Schwarze Witwe schwanger wurde... konnte ich fliehen... ich war fort, weil mich dieses Kind... mein Sohn... um Hilfe anrief und ich ihn suchen mußte...", brachte er stockend hervor. Ruth machte noch einen Schritt zurück, schüttelte immer wieder fassunglos den Kopf. Dann drehte sie sich abrupt um und eilte aus der Küche. Er hörte wie sie die Treppe hochlief und irgendwo weiter oben eine Türe knallte.

Re: Neues Leben am Hof

Fr 4. Nov 2022, 21:57

"Ruth..." Er klopfte zum wiederholten Male gegen die Türe. "Ruth, bitte lass uns reden. Ich.. kann es dir alles erklären."
"Geh weg!", hörte er gedämpft durch das Holz. Cerco seufzte und lehnte sich gegen die Türe. Nein, er würde nicht weggehen, wenn er das jetzt tat, würden sie vielleicht nie mehr zueinander finden.
Seufzend sank er nach unten gegen die Türe.
"Weißt du... ich habe sie getötet", sagte er, "Ich habe sie getötet, so sehr hasste ich sie."
Stille, dann wurde abrupt die Türe aufgerissen und Cerco, der nicht darauf gefasst gewesen war, fiel prompt nach unten und schlug schmerzhaft mit dem Hinterkopf auf den Boden auf. Ruth blickte von oben auf ihn herab.

"Wen?", fragte sie und wischte sich Tränen von den Augen.
"Talian Darken... die Mutter meines Sohnes Minan", antwortete er matt und richtete sich wieder ein wenig auf. "Ich wünschte nur, ich hätte sie schon viel früher töten können..."
Ruth setzte sich schweigend neben ihn. "Dann... war es wirklich nicht freiwillig?", fragte sie leise. Ihre Hand umgriff die seine und Cerco fühlte sich erleichtert.
"Ich.. hab es dir nur nicht damals gesagt, weil ich mich so sehr schämte...", gab er zu. "Sie... war eine sehr grausame Frau und jetzt bereue ich es, dass ich einfach weglief damals und Minan ihr überließ. Wenn du wüßtest, was sie dem Jungen angetan hat..."
Ruth strich ihm das Haar ein wenig aus dem Gesicht, schniefte leicht, doch straffte sich wieder. "Das nur alles zu hören von dir... jetzt auf einmal. Es fällt mir schwer, das alles zu glauben..."

"Du wirst es mir glauben, wenn du Minan gesehen hast. Ich weiß, er ist nicht dein Kind und... ich kann nicht von dir verlangen, nett zu ihm zu sein, aber wenn du ihn siehst... sie hat... ihm seine Flügel abgeschnitten, einen Arm abgetrennt... ihn vollständig zerbrochen... er mußte seiner eigenen Mutter als Lustsklave dienen", berichtete er stockend. Ruth schlug eine Hand vor den Mund, blickte ihn ungläubig an.
"Aber wo ist er denn?", fragte sie.
"Ich mußte ihn aus Talians Haus befreien und dabei hat mir die Königin von Hayll geholfen. Dort ist er jetzt. Übermorgen will ich ihn abholen und hierher bringen... er wird furchtbare Angst haben, er war die ganze Zeit ein Sklave, er kennt nichts anderes." Cerco sah Ruth fragend an. "Ich will ihm helfen, er braucht ein normales Zuhause... aber ohne dich schaff ich es nicht. Bitte, Ruth, lass ihn herkommen, sieh ihn einfach mal an..."
"Er ist dein Sohn..." Sie blickte an ihm vorbei, seufzte schwer.

Re: Neues Leben am Hof

Fr 4. Nov 2022, 22:36

Es blieb nicht viel Zeit etwas vorzubereiten und hastig räumten sie ein Zimmer im Gehöft für Minan um. Es hatte früher einmal als Kinderstube gedient, doch ihre drei Kinder waren nun schon älter und jeder hatte sein eigenes, wenn auch kleines, Zimmer erhalten. Dafür war der alte Hof zum Glück groß genug. Cerco glaubte nicht, dass sie die Wiege noch einmal benötigen würden und rasch wurden alle alten Kindersachen entfernt, um seinem Sohn ein neues Zuhause zu bieten. Es war nicht viel, doch später könnten sie es immer noch schöner gestalten. Cerco war Ruth sehr dankbar, dass sie ihm half, obwohl sie erst vor kurzem erfahren hatte, was ihm damals in Terreille widerfahren war und dass er - wenn auch gegen seinen Willen - ein weiteres Kind gezeugt hatte.
Sie konnten später streiten. Es gab wichtigeres, was er in der kurzen Zeit in Scelt erledigen musste. Seinem Bruder hatte er noch nichts erklären können und auch seine Kinder hatte er vertrösten müssen. Er wusste nicht wie er ihnen beibringen sollte, dass sie einen Halbbruder hatten. Einen, der jünger als Hagen, sein ältester, war. Trotzdem versammelte Cerco seine drei Kinder und versuchte ihnen stockend zu sagen, dass es Minan gab und wer er war. Wenn sein Sohn hier leben sollte, so sollte es nicht mit einer Lüge beginnen. Genausowenig sollte irgendjemand Minan die Schuld für die Situation geben.
Es war äußerst unangenehm zugeben zu müssen, dass ihn eine mächtige Schwarze Witwe verführt hatte, als er noch jünger gewesen war. Cerco vermied es, es eine Vergewaltigung zu nennen. Er wollte seine Kinder nicht verstören. Außerdem wusste er selbst nicht mehr wieviel er wahrhaftig genossen hatte und wieviel den Verführungsfäden oder dem Safframatte zuzuschreiben gewesen war. Vielleicht brachte er es auch nicht über sich vor seinen Kindern zu gestehen wie sehr er damals dieser Frau ausgeliefert worden war.
Sein ältester Sohn Hagen wurde wütend, Mabh verschloss sich und war geschockt, sein jüngster, Tarek, weinte. Und Cerco hatte kaum Zeit es ihnen ausführlicher zu erklären oder sie zu trösten. Er beschwor sie nur es nicht Minan spüren zu lassen, der für nichts konnte und sehr unter seiner Mutter hatte leiden müssen.

Ein Tag später saß Cerco wieder in der dunklen Kutsche, die ihm die Königin von Hayll zur Verfügung gestellt hatte, und war zurück auf dem Weg nach Terreille. Nach einer langen Reise, kam er müde in Draega an. Es war so spät, dass man ihn nur in ein Gästezimmer im Palast brachte und er gleich einschlief. Minan würde er am nächsten Tag sehen.
Zum Glück wurde er morgens ohne viel Warterei zur Königin vorgelassen und mit Freuden sah er wie ihn sein Sohn gleich erwartete. Er wollte wirklich mit ihm kommen. Minan wirkte dennoch sehr eingeschüchtert. Er war so zierlich.. so zerbrochen. Cerco wusste nicht, ob er ihn umarmen sollte. Vorsichtig tat er es und löste sich gleich, als sich Minan spürbar versteifte.
"Danke, dass ihr auf ihn achtgegeben habt", bedankte er sich bei der Königin und verneigte sich. Cerco hatte zwar gar nicht gepasst wie Timaris ihn nach der Befreiung behandelt hatte, doch er hatte nichts daran ändern können. Er war froh, wenn Minan nicht mehr in ihrer Nähe war, obwohl er sie zu mögen schien und sie augenscheinlich wusste wie man mit Zerbrochenen umging. Cerco wollte Minan auch nicht verbieten die Königin wieder zu besuchen.
Denn sein Sohn schien Schwierigkeiten zu haben sich von Timaris zu lösen.
"Du kannst sie jederzeit wieder besuchen", versicherte Cerco. "Aber magst du nicht deine Geschwister kennenlernen? Der Hof wird dir gefallen. Es ist ruhig und friedlich dort. Mitten im Grünen." Das war gewiss eine bessere Umgebung als dieser intrigante Palast.
Minans Gesicht hellte sich auf. "Ich werde im Grünen leben. Es wird wunderschön in der Baumhöhle mit-" Er stockte. Seine dunklen Augen wirkten für einen Moment milchig. Cerco sah ihn verwirrt an ehe er schmunzelte.
"Ein Baumhaus ist es nicht, aber du wirst ein eigenes Zimmer haben." Sachte berührte er Minan an der Schulter. Der Jugendliche verabschiedete sich noch einmal von Timaris. Dann huschte sein Blick zu einer Gestalt etwas entfernt im Gang. Ein Adeliger mit blonden zurückgestrichenen Haaren. Cerco wusste nicht wer es war, doch Minan schien ihn zu kennen.
"Willst du dich verabschieden?", fragte Cerco. Minan schüttelte ängstlich den Kopf und kam näher zu ihm.
"Danke, Lady Tolarim, für alles. Auf bald." Nur hoffentlich nicht so bald. Er führte seinen Sohn zur Kutsche und war froh, als sie dann auf dem Weg nach Scelt waren.

Re: Neues Leben am Hof

Fr 4. Nov 2022, 22:37

Ein paar Tage später war alles wieder vorbei.
Die Kutsche hielt vor dem großen Platz vor dem Schloss und Cerco atmete leicht auf. Minans Hand hatte sich fest in sein Hemd gekrallt, während sich sein Sohn an ihn drückte. Wenigstens das hatte er erreicht, eine erste Nähe zu seinem Sohn, doch er wußte auch, dass ein Zusammenleben mit Minan für ihn gerade unmöglich war und es schmerzte sehr. Er tätschelte den jungen Mann, der halb in seinen Arm lag und einfach aus Erschöpfung nicht mehr weinte und zitterte.
Erst als die Kutsche entgültig hielt, hob er ängstlich den Kopf und blickte sich leicht orientierungslos um. Cerco lächelte ihn warm an.
"Wir sind zurück in Hayll, vor dem Schloss. Sei ganz unbesorgt, Minan", sagte er ihm und sein Sohn rappelte sich wieder auf. Zu sehen wie tatsächlich Erleichterung in Minans Augen kroch, schmerzte Cerco sehr. Er hatte so sehr gewünscht, er könnte Minan ein Zuhause bieten, doch im jetzigen Zustand war es unmöglich.

*Lady Tolarim, ich bin mit Minan zurückgekehrt. Ich glaube, er würde euch sehr gerne wiedersehen*, sandte er einen respektvollen Speerfaden zu Timaris. So sehr es ihm nicht passte, dass Minan aus irgendeinem Grund Zuneigung für diese sadistische Frau entwickelt hatte, er mußte den Fakt akzeptieren, dass Minan momentan sogar hier besser aufgehoben war.
Cerco öffnete die Kutsche und sein Sohn folgte ihm zaghaft. Seine Augen waren immer noch verheult, sein Haar verstrubbelt.
"Es... es tut mir leid, Vater", wisperte er. Cerco blickte ihn sacht lächelnd an und legte eine Hand auf seine Schulter. So viel Berührung ließ Minan bereits zu ohne zusammenzuzucken.
"Dir muss dir nichts leid tun. Irgendwann wirst du deine Angst schon überwinden... und ich komme dich besuchen so oft ich kann", versprach er. Es war ein wirkliches Versprechen. Er würde regelmäßig nach Minan sehen wie es ihm ging.

Re: Neues Leben am Hof

Sa 5. Nov 2022, 08:08

Timaris blickte überrascht auf, als sie den Speerfaden von Cerco erhielt. Er war mit Minan zurück gekehrt. Das war viel zu früh. Es musste etwas geschehen sein. Mit Minan. Besorgt sprang sie auf und eilte in Richtung Hof. Bemerkte dabei gar nicht, dass sie sich racht untypisch verhielt. Ihr schoss nur der Gedanke durch den Kopf, dass es ein Glück war, dass sie nur ein Buch gelesen hatte und sich nicht mit einem Sklaven beschäftigt hatte. Der Geruch von Sex und Gewalt würde Minan nur durcheinander bringen.

Schliesslich war sie auf dem Hof angelangt und ging die Treppe etwas hinunter, nun wieder etwas gemesseren Schrittes. "Minan, Lord Sarden, schön dass ihr mich besuchen kommt", sagte sie den beiden zur Begrüssung mit einem warmen Lächeln, das eigenartigerweise auch beiden galt, wie sie überrascht feststellte.
Doch in Gedanken sandte sie dem Krieger voller ehrlicher Sorge: *Was ist passiert? Ihr solltet doch noch gar nicht wieder kommen.*

Re: Neues Leben am Hof

Sa 5. Nov 2022, 10:22

Es dauerte wirklich nicht lange, da kam Timaris nach draußen und kam die breite Treppe herunter geschritten. Cerco spannte sich leicht an, doch dann lächelte er zurück, als sie sie freundlich begrüßte. Der Krieger verneigte sich respektvoll.
"Wir kommen euch nicht nur besuchen....", sagte er mit schwerem Herzen und blickte zu Minan, der beschämt zu Boden blickte. "Minan, möchtest du es ihr nicht selbst sagen?"
Der Junge hob doch wieder den Kopf und sah zu Timaris. "Ich... ich möchte hier bleiben. Erst einmal. Ich kann nicht... bei meinem Vater..." Er wischte sich über die Wangen wie als wären dort noch Tränen. "Zu viele Hunde." Minan zitterte. "Es tut mir so leid, Vater."

Dann begann er doch wieder zu weinen und Cerco umarmte ihn, um ihn beruhigend zu streicheln, was sein Sohn zuließ.
"Schsch... es muss dir nicht leid tun. Es ist nicht deine Schuld", redete er leise auf ihn ein und sah über Minan hinweg, der sich an Cercos Brust gedrückt hatte, zu Timaris. Der Blick des Kriegers war voller Schwermut.
*Ich wußte nicht, dass er so eine panische Angst vor Hunden hat. Er wollte mir nicht sagen warum... aber... ich bin Pferde- und Hundezüchter. Das ist, wovon meine Familie lebt, das kann ich nicht ändern. Nicht einmal für Minan. Er hatte solche Angst als er die Hunde gesehen hat. Ich hatte keine andere Wahl ais ihn zurück zu bringen*, sandte er ihr zurück, streichelte dabei über Minans Haar. *Könnt ihr... auf ihn achtgeben? Ich werde ihn so oft besuchen wie ich kann. Ich hätte mir wirklich so sehr gewünscht, er könnte bei mir leben...*
Cerco seufzte leise.
"Beruhig dich, Minan, es ist alles vorbei und hier gibt es keine Hunde. Magst du mir nicht deine Zimmer zeigen, die du hier hast?", fragte er, um seinen Sohn ein wenig abzulenken und der zerbrochene Prinz beruhigte sich in der Tat ein wenig. Minan blickte hinüber zu Timaris.
"Darf ich hier bleiben? Gibt es meine Zimmer noch?"

Re: Neues Leben am Hof

Sa 5. Nov 2022, 10:25

Minan sah wirklich schrecklich aus. Seine Haare waren verwuschelt, seine Augen verheult und er schien am ganzen Leib zu zittern. Sie kamen sie nicht nur besuchen. Was beim Feuer der Hölle war da passiert? Minan erklärte es auch sogleich und Timaris erbleichte. Ungewollte Bilder stiegen in ihr hoch. Wölfe, die sie umzingelten, hungrig, die Lefzen hochzogen. Mühsam verdrängte sie es rasch wieder. Kein Wunder das Minan so durcheinander war. Sie musste ihn dringend davon ablenken, besonders, da er schon wieder zu weinen anfing.

"Prinz Darken", herrschte sie ihn hart an. "Habt ihr in den paar Tagen schon Euren Anstand verloren? Begrüsst eine Königin gefälligst so, wie es sich für einen Prinzen laut Protokoll gehört. Insbesondere da ihr etwas von mir wollt." Nun, das sollte ihn etwas aufrütteln und auf andere Gedanken bringen.

Cerco fragte sie aber entsetzt: *Ihr habt die Hunde gleich bei Eurem Haus wo ihr lebt? Nicht etwas abseits?* Etwas ruhiger fuhr sie fort: *Ja, ich werde mich um ihn kümmern und dafür sorgen, dass er lernt in der Welt zu überleben.*

Nachdem sie Minan so angefahren hatte, wandte sie sich an den Krieger. "Selbstverständlich dürft ihr hier bleiben Lord Sarden. Diesmal auch ohne Gegenleistung. Ihr könnt solange die Zimmer neben denen Eures Sohnes beziehen."

Re: Neues Leben am Hof

Sa 5. Nov 2022, 10:29

Er drückte sich an seinen Vater und vergoss erneut heiße Tränen an dessen Brust. Minan fühlte sich, als hätte er jeden hier enttäuscht. Warum war er nicht stark genug? Immerfort entschuldigte er sich, auch wenn sein Vater ihm wieder und wieder sagte, es wäre nicht seine Schuld und nicht schlimm.
Er fing sich erst wieder als Timaris ihn so laut anherrschte, wo sein Anstand geblieben wäre. Minan versuchte sich zusammen zu reißen und nachdem sein Vater ihn noch einmal aufmunternd übers Haar gestrichen hatte, verneigte er sich und konnte gerade noch dem eintrainierten Drang verhindern vor ihr auf die Knie zu fallen.

"Es tut mir leid, Herrin... bitte verzeih mir. Darf ich wieder hier leben? Das möchte ich..." Er bekräftigte seinen Wunsch, stand jetzt wieder ohne sich an seinen Vater zu lehnen. Timaris sagte ihm, dass er auch hier übernachten könne, wofür sich der Krieger höflich bedankte. Minan fragte sich, was sie mit 'ohne Gegenleistung' meinte, doch er wagte nicht darüber nachzudenken.
Der zerbrochene Prinz wischte sich die Tränen fort und blickte zu seinem Vater.
"Es tut mir wirklich leid..."
"Es ist schon in Ordnung, Minan. Jeder hat Angst vor bestimmten Dingen und irgendwann wirst du deine Angst vor Hunden schon überwinden.." Er lächelte aufmunternd, doch in Minans Augen war stumpfe Hoffnungslosigkeit zu lesen.
"Das glaube ich nicht, Vater."

Sein Blick wanderte über den Hof, als er eine junge Zofe sah. Sie lachte und plauderte fröhlich mit einer anderen, doch Minan sah andere Bilder, sah sie blutüberströmt am Boden liegen, während der Schatten eines Mannes über sie fiel. Verstört wandte er den Blick ab. Er hasste es, wenn er die Dinge anders sah, als sie eigentlich waren. Das passierte öfter, doch er war unfähig sich dagegen zu wehren.
"Magst du Lady Tolarim nicht zeigen, was du bekommen hast?", fragte sein Vater und riss ihn aus seinen Gedanken. Minans Miene wurde ein wenig fröhlicher.
"Meine Geschwister haben mir Geschenke gegeben. Meine ersten Geschenke. Ich darf sie doch behalten oder?", fragte er unsicher.
Er zeigte Timaris einen schlanken, filigranen Degen, der einen wunderschönen geschmeidigen Griff hatte. Sein ältester Bruder Hagen hatte ihn ihm geschenkt. Von seiner Schwester hatte er ein Set mit verschiedenen sehr guten Pinseln bekommen, weil sie meinte, er würde sicher ein sehr guter Maler werden. Minan war sich da selbst nicht so sicher, doch er wollte es unbedingt ausprobieren. Sein jüngster Bruder hatte ihm dagegen edle Schreibfedern geschenkt, damit er das schreiben lernen konnte.
"Ich würde das so gerne alles erlernen...", gab Minan zu. Vielleicht durfte er ja wenigstens eines erlernen... er hoffte sehr, dass niemand ihm die Sachen wieder abnahm.

Re: Neues Leben am Hof

Sa 5. Nov 2022, 10:32

Wenigstens weinte er jetz nicht mehr und stand auch zu seinen Wünschen. Mit einem anerkennenden Nicken nahm sie seine Verbeugung entgegen. War da nicht auch noch ein Zucken gewesen? So als ob er auf die Knie fallen wollte? Timaris war irgendwie stolz auf ihn. Er bekam sich immer mehr in den Griff.
Warm lächelnd trat Timaris näher an die beiden heran. "Sei willkommen hier Minan und ich nehme deine gerne an." Doch sie glaubte genau so wenig wie der Prinz, dass er seine Angst vor Hunden überwinden würde.

Da schien der Junge irgend etwas zu sehen, das ihn verwirrte, dabei war es doch wirklich ruhig und friedlich auf dem Hof. Erst recht für Hayll. Sie musste dringend eine Schwarze Witwe an den Hof holen, die sich um den Prinzen kümmern konnte und ihm zeigen konnte, wie er mit seiner Begabung umzugehen hatte.

"Deine Geschwister sind wirklich sehr grosszügig und haben einen ausgezeichneten Geschmack, Minan", meinte sie schliesslich bewundernd, als er ihr die Geschenke zeigte. Sie meinte es wirklich ernst und freute sich für ihn. "Selbstverständlich darfst du sie behalten und sollte irgend jemand versuchen, sie dir weg zu nehmen, werden wir den Dieb zur Rechenschaft ziehen." Ihre Stimme war schon fast zornig geworden bei dem Gedanken daran, jemand könnte ihren Schützling bestehlen.
"Das mit dem Erlernen ist auch kein Problem. Ich werde dir gute Lehrmeister dafür besoregen. Allerdings hast du dir da viel vorgenommen. Das wird seine Zeit brauchen."

Sie wandte sich ab um die Treppe hoch zu gehen. "Doch lasst uns jetzt doch hineingehen. Ihr beide könnt euch in Euren Zimmern frisch machen und anschliessend essen wir gemeinsam etwas. Ihr habt doch bestimmt Hunger." Sie gab schon einmal in der Küche Bescheid. Auch darüber, dass für Minan das Essen schon geschnitten sein musste.

Re: Neues Leben am Hof

Sa 5. Nov 2022, 10:34

Timaris hatte mal wieder die richtige Methode, um Minan dazu zu bringen, aufzuhören zu weinen, weil er bemüht war, es ihr recht zu machen. Die Königin sandte Cerco einen Gedankenfaden.
*Ich danke euch für alles was ihr für ihn getan habt und tut. Ich wünschte wirklich, er könnte bei mir leben, aber ich glaube... ich glaube, bei euch wird er schneller lernen, in dieser Welt zurecht zu kommen*, sandte er ihr zurück. Abermals versicherte er Minan, dass es nicht seine Schuld wäre. Der junge Prinz blickte über den Hof und bekam wieder jenen abwesenden Blick, den Cerco nun schon mehrmals an ihm gesehen hatte.
*Es gibt da vielleicht noch etwas was ihr wissen solltet.*

Um Minan wieder ins Hier und Jetzt zu bringen, erinnerte er den Jungen an seine Geschenke. Natürlich hatte Cerco vorher lange gebraucht, um mit seiner Frau darüber zu reden, aber seine Kinder waren von selbst mit der Frage gekommen, ob sie Minan irgendetwas schenken konnten. Sie hatten ihren zerbrochenen Halbbruder viel schneller akzeptiert als Ruth. Am Ende hatte es ihnen allen leid getan, dass Minan wieder hatte gehen müssen.
Der zerbrochene Prinz zeigte Timaris beinahe stolz seine Geschenke, hatte aber gleich Angst, dass sie ihm jemand wegnehmen konnte, obwohl Cerco ihm bereits auf der Fahrt mehrmals versichert hatte, das würde nicht passieren und Timaris bestätigte es noch einmal.
"Ich lerne eins nach dem anderen", erwiderte Minan erfreut auf ihre Zustimmung, dass sie Lehrmeister für ihn besorgen würde.

Sie folgten der Königin die Treppe hoch, als diese sagte, sie könnten jetzt ihre Zimmer sehen und danach etwas essen.
"Danke für das sehr großzügige Angebot, Lady Tolarim", bedankte Cerco sich respektvoll. Sein Groll, den er gegen die Königin von Hayll bei der ersten Begegnung gehegt hatte, war stummen Respekt gewichen.
*Ich verstehe nicht viel von der Kunst, vor allem nicht von den Gaben, die Schwarzen Witwen eigen ist und wieviel Minan davon beherrscht. Er sagte mir, Talian hätte ihm nie etwas dergleichen beigebracht und ohne seinen Schlangenzahn... ich weiß nichtmal, wieviel von ihm dann noch Schwarze Witwe ist, wo er doch auch zerbrochen ist, aber... ich hatte den Eindruck, dass er mehrmals Visionen hatte, aber ich bin mir nicht sicher. Sie ängstigen und verwirren ihn, weil er nicht weiß, was es ist*, erklärte er Timaris auf den Weg zu ihren Zimmern.
Sie kamen bei den Gemächern an. Vielleicht ergab sich ja noch die Möglichkeit, das sie in Ruhe darüber reden konnten oder Timaris eine andere Schwarze Witwe am Hof hatte, die Minan ein wenig helfen konnte.
Der junge Prinz legte seine Geschenke säuberlich auf eine Kommode neben seinem Bett und zeigte Cerco dann seine Zimmer. Dass Minan so etwas simples wie eigene Gemächer erfreuen konnte, solche Details, die andere als total nebensächlich gefunden hätten, überraschte Cerco immer wieder.

Nachdem Cerco in seinem eigenen Gästezimmer, die Reisekleidung gewechselt hatte, kam er, um zu sehen wie weit Minan war. Davon, dass er geweint hatte, sah man nicht mehr viel. Er hatte sich umgezogen, gewaschen und gekämmt. Trotzdem wirkte er ein wenig hilflos.
"Vater..." Er streckte ihm die Hand entgegen. "Kannst du mir die Nägel lackieren? Ich möchte hübsch aussehen."
Cerco wurde von der Frage doch mehr als nur unvorbereitet getroffen. So eine Frage kannte er sonst höchstens von seiner Tochter.
"Ähm... gut, wenn du möchtest", stimmte er zu. "Ich warne dich nur, in sowas bin ich nicht gut."
Minan reichte ihm schwarzen Nagellack. "Ich kann es selbst nicht machen mit nur einer Hand, aber ich kann dir erklären wie." Und das tat er dann auch. Am Ende hielt er seine zarte Hand hoch und lächelte zufrieden, darauf wartend, dass der Nagellack trocknete.
"Das ist toll. Danke, Vater."
Cerco wurde einmal bewußt wie sehr sich Minan von all seinen anderen Kindern unterschied. Wie sehr Minan sich gleichfalls von ihm selbst unterschied. Trotzdem ist er dein Sohn... er konnte es in Minans dunklen Augen sehen, die er von Cerco hatte.

Gemeinsam gingen sie dann zu dem Speisezimmer, wo Timaris sie zum Abendessen erwarten würde. Cerco hatte ganz vergessen wie hungrig er war nach der Reise, doch jetzt wurde es ihm erst wieder bewußt.

Re: Neues Leben am Hof

Sa 5. Nov 2022, 10:38

Timaris nickte ernst auf den Speerfaden von dem Krieger. *Wir werden uns später noch einmal in Ruhe darüber unterhalten. Nach dem Essen, wenn Minan etwas Ruhe gefunden hat.* Nachdem sie bei den Gemächern angelangt waren, verabschiedete sie sich und zog sich zurück, damit die Beiden in Ruhe ankommen konnten. Sie selber zog sich auch rasch um und bestellte in der Küche ein Abendessen für drei, mit dem Hinweis, dass ein Teller für Minan hergerichtet werden musste.

Schliesslich wartete sie in dem Speisezimmer auf die Beiden. Nun trug sie eine elegante schwarze Hose und eine dunkelgrüne, seidene Bluse, die ihre schlanke Figur gut betonte und umschmeichelte. Ihre Haare hatte sie sich hochgesteckt und an ihren Ohren baumelten dunkle, filigrane Anhänger.
Freundlich lächelte sie die beiden an, als sie eintraten. "Setzt euch doch", schlug sie sanft vor. "Das Essen wird gleich aufgetragen. Ihr müsst bestimmt hungrig sein. Wollt ihr schon etwas zu trinken?" Da fiel ihr ein kleines Detail auf und sie schenkte Minan ein warmes und geehrtes Lächeln. "Hübsch siehst du aus Minan."

Re: Neues Leben am Hof

Sa 5. Nov 2022, 10:59

Bevor sie mit Timaris essen würden, hatte sie ihnen erlaubt, sich umzuziehen und frisch zu machen und außerdem wollte Minan gerne seinem Vater seine Zimmer zeigen. Er hatte endlich irgendetwas eigenes und Schloß Hayll war bereits so ein bißchen so etwas wie ein Zuhause geworden. Jedenfalls ein bessres Zuhause als da wo er mit Talian gewesen war.
Danach zog er sich selbst neue Kleidung an, frisierte sich und bat dann seinen Vater, ihm Nagellack aufzutragen. Viele Dinge konnte er nun mal nicht einarmig und das gehörte dazu. Er war ständig auf irgendjemanden angewiesen oder abhängig, doch er kannte es ja auch gar nicht anders.

Danach suchten sie das Speisezimmer auf, das kurz darauf auch von Timaris betreten wurde. Minan lächelte ihr scheu zu und setzte sich erst nach ihrer Aufforderung. Sie fragte sie beide, ob sie etwas zu trinken wollte und Minan zögerte noch kurz, sah zu seinem Vater, der ihn aufmunternd anlächelte, und dann zu Timaris.
"Ja, gerne", antwortete er dann, errötete aber prompt, als sie ihm sagte, er sähe hübsch aus. Er hatte es ja auch für sie gemacht und irgendwie war er froh, dass es ihr auffiel. Er wußte auch nicht warum.
"Danke...", hauchte er leise und sein Blick legte sich auf sie. "Du siehst wunderbar aus...", wagte er zu sagen ehe er rasch wieder den Blick senkte und gar nicht mehr wußte, was er sagen sollte.
"Danke, dass ihr uns einladet, Lady Tolarim", ergriff dann sein Vater das Wort. "Es wäre schön, wenn ich bis morgen bleiben könnte. Und... ich hatte gehofft, ich könnte nächste Woche wiederkommen und Minan besuchen. Wenn ihr nichts dagegen habt, Lady Tolarim."
Minan lauschte dem Gespräch stumm, er wußte ja auch gar nicht was er dazu hätte sagen sollen. Er wußte nur, dass er sich freuen würde, seinen Vater wiederzusehen. Vielleicht könnte er ihm nächste Woche schon zeigen, was er bis dahin alles gelernt hatte. Wieviel konnte man in einer Woche lernen? Er wollte so viel wie möglich lernen, damit sein Vater stolz auf ihn sein konnte und ihn mochte und auch weiterhin so nett zu ihm war.

Re: Neues Leben am Hof

Sa 5. Nov 2022, 11:00

Am liebsten hätte sie ihn ganz herzlich geknuddelt, als er so süss errötete wegen dem Kompliment. Doch das hätte ihn wohl zu sehr erschreckt. So lächelte sie ihn einfach nur freundlich an, als er das Kompliment erwiderte. Inzwischen schenkte sie etwas Wein in drei Gläser, trank von jedem ein Schluck und reichte anschliessend jeweils Minan und seinem Vater eines. So konnte sie beiden zeigen, dass das Getränk nicht vergiftet war. Der Prinz konnte es ohne seine Juwelen ja nicht überprüfen und die von Cerco waren sehr hell.

"Es freut mich, dass ich dir gefalle, Minan", sagte sie erfreut. Da kamen auch schon die Diener herein und brachten die Vorspeise, geräucherter Lachs, herein. Nachdem sie wieder gegangen waren wandte sie sich an den Krieger. "Selbstverständlich könnt ihr nocht bis morgen bleiben Lord Sarden. Auch dürft ihr euren Sohn so oft ihr wollt besuchen kommen. Ausserdem müssen wir ja noch einiges Regeln. Zum Beispiel unter was für Bedingungen Euer Sohn hier bleibt. Als Gast oder als Mitglied meines Hofes."

Re: Neues Leben am Hof

Sa 5. Nov 2022, 11:02

Sie mußten nicht lange warten, da betrat dann auch die Königin das Esszimmer und Cerco mußte zugeben, dass sie wirklich in jeder Kleidung sehr attraktiv aussah, doch er hoffte einfach mal, dass sie keine weiteren Versuche starten würde ihn zu etwas bringen was er nicht wollte. Er hatte bereits genug Streit mit Ruth, die es nicht interessierte wie nobel und treu seine Absichten auch gewesen sein mochten.
Cerco beobachtete wie sein Sohn über das Kompliment der Königin errötete, doch er selbst war besorgt darüber, dass Minan sich so hübsch für Timaris machte und ihr gefallen wollte. Zwar glaubte er jetzt der Königin, dass sie Minan ebenfalls mochte und ihm helfen wollte, doch er hatte dennoch Sorge um Minan. Was, wenn er zu sehr von Timaris abhängig wurde? Wenn er Dinge nur tat, um ihr zu gefallen und von ihr gemocht zu werden?
Doch er behielt seine Sorgen für sich, da er weder Minan damit vor den Kopf stoßen wollte noch Timaris verletzen wollte. Wie gesagt, er respektierte sie mittlerweile. Als sein Sohn verstummte, ergriff Cerco das Wort und bedankte sich noch einmal, um gleich zu erbitten, dass er noch bis morgen bleiben könnte und ob er Minan nächste Woche wieder besuchen könne. Die Bitte klang so surreal, doch Timaris war schließlich die Königin von Hayll und sie war schon einmal nicht sehr erfreut gewesen, als er sich quasi selbst eingeladen hatte. Und Cerco konnte es sich ganz bestimmt nicht leisten, Timaris zu verärgern, hinterher enthielt sie ihm noch seinen Sohn vor.

Die Königin hatte inzwischen Wein in drei Gläser eingeschenkt und von jedem einen Schluck genommen, um ihnen zu zeigen, dass es nicht vergiftet war. Cerco war für die Geste doch dankbar, auch wenn er Timaris wohl niemals vollständig trauen würde. Er nahm mit einem dankbaren Lächeln sein Glas und dann kamen die Diener mit der Vorspeise herein.
"Danke, Lady Tolarim, das ist sehr großzügig von euch", bedankte der Krieger sich höflich, als die Königin ihm für jederzeit ein Besuchsrecht gewährte. Dann sprach sie jedoch an, unter welchen Bedingungen Minan bei ihr bleiben sollte und Cerco spürte seinen Sohn neben sich leicht unruhig werden, doch er sagte nichts.
"Ich denke, es wäre erst einmal gut, wenn Minan sich ganz ohne Verpflichtungen einleben kann. Zum... jetzigen Zeitpunkt wären solche Dinge vielleicht noch zu... anstrengend", wagte er einzuwerfen, zum großen Teil aus Besorgnis getrieben. Er wollte nicht, dass sich Minan schon für eine lange Zeit an den Hof von Timaris band. Cercos Meinung nach sollte sein Sohn ein so normales Leben wie möglich führen und nicht als einer von vielen Dienern bei Timaris leben und dann auch noch ihre Launen ertragen und in ihr Bett kommen wann immer sie es wünschte. Minan hatte das Recht darauf endlich einmal zu erfahren, dass es auch andere Weisen gab, sein Leben zu führen.

Cerco blickte zu Minan, der auf sein Essen starrte und an seiner Unterlippe nagte. In dem Moment wirkte er noch so jung und unschuldig... ach wie sehr wünschte Cerco, Minan wäre noch unschuldig und wieder einmal fühlte er den tiefen Hass auf Talian auflammen. Am liebsten hätte er die Frau noch einmal umgebracht.
"Minan, was würdest du denn gerne tun?", fragte Cerco. Minan blickte ihn hilflos an und dann wanderte sein Blick zu Timaris.
"Ich... ich weiß es nicht. Ich möchte nur die Sachen lernen...", antwortete er dann und schwieg wieder. Cerco verbarg ein Seufzen, aber er wußte ja, dass es Minan noch überforderte solche weitreichenden Pläne oder Entscheidungen zu treffen. Mittlerweile konnte er kleinere Entschlüsse selbstständig treffen und sich auch kurzfristige Ziele stecken wie Lesen zu lernen, doch alles andere....
*Ich glaube, er braucht noch ein wenig Zeit, um sich selbst darüber klar zu werden*, sandte er Timaris, *So große Entscheidungen ist er noch nicht gewöhnt zu fällen.*
"Möchtest du nicht erst einmal mit uns anstoßen? Vielleicht fällt dir ein Trinkspruch ein", ermunterte er Minan und hob sein eigenes Glas. Ein flüchtiges Lächeln erschien im Gesicht seines Sohnes, dann hob er sein Weinglas.
"Dann.... auf das Leben", sagte er. Minan sagte es unbeschwert und doch fühlte Cerco einen Stich. Auf das Leben... und was hatte das Leben bisher für Minan bereit gehalten? Nur Schmerzen, Qualen und Demütigungen... und trotzdem, der Überlebenswille seines Sohnes schien ungebrochen.

Re: Neues Leben am Hof

Sa 5. Nov 2022, 11:22

Timaris nickte herzlich. "Gut, dann wirst du mein Gast sein Minan und diese Sachen lernen. Und ab besten setzt du dich dann auch mit dem Protokoll auseinander, wenn du etwas lesen kannst. Das wird dir sehr dabei helfen, damit du weisst, wie du am einfachsten mit anderen Menschen umgehen kannst." Sie verstand Cerco gut und wusste, was er für seinen Sohn wollte. Auch sah sie die Hilflosigkeit in den Augen von Minan. Dennoch.
*Ich werde ihm etwas Zeit geben, wo er als Gast bei mir sein kann. Er wird alle Freiheiten haben und keine Verpflichtungen. Doch all zu lange kann ich das nicht aufrecht erhalten. So hat er einfach zu wenig Schutz, wenn er nicht in meinen Diensten steht.*

Lächelnd herob sie das Weinglas um sich dem Trinkspruch an zu schliessen, auch wenn sie überrascht war, ausgerechnet diesen von Minan zu hören und das auch noch so leicht. "Auf das Leben", bestätigte sie fröhlich. "Und auf die Kraft und den Mut, es zu bestehen."

Re: Neues Leben am Hof

Sa 5. Nov 2022, 11:26

Minan sah zu wie Timaris ihnen Wein einschenkte und vorher alle kostete, wie um ihnen zu zeigen, dass es nur normaler Wein wäre. Für die Geste war Minan ihr sehr dankbar, doch er hätte es ja so oder so getrunken, nur um Timaris nicht zu verärgern. Er war mehr als nur froh, als Timaris dann seinem Vater erlaubte, Minan so oft zu besuchen wie er wollte. Erst als Timaris dann davon sprach, es wäre ja noch zu klären, ob er als Gast blieb oder Mitglied des Hofes, kroch starke Unruhe in ihm empor.
Diener kamen herein und brachten das Essen, doch jetzt war Minan viel zu aufgeregt, um überhaupt an Essen zu denken. Er wußte nicht was er wollte. Sein Vater hatte ihm gesagt, er solle nichts überstürzen oder unterschreiben, selbst wenn Timaris es anbot und dass es so viele Arten gäbe zu leben, in Freiheit zu leben ohne dass man jemanden diente und Minan diese erst noch kennenlernen sollte.
Zu seiner Erleichterung übernahm sein Vater für ihn, zu antworten und gemeinsam mit Timaris treffen sie erst einmal eine vorläufige Übereinkunft, dass Minan hier als Gast bleiben konnte bis er sich selbst entschied. Denn bei der Frage, was er denn tun wolle, hatte der zerbrochene Prinz nur zögernd und leicht hilflos antworten können, dass er lernen wollte.

Minan wußte nicht, dass die beiden mental miteinander redeten, doch über die angestrengte Stille, die manchmal herrschte, konnte er es vermuten. Sein Vater ermunterte ihn für einen Trinkspruch und Minan hob sein Glas, um auf das Leben anzustoßen. Er wußte nicht, warum ausgerechnet darauf, aber er hatte es mal so gehört und vielleicht wurde sein Leben ja jetzt endlich besser... auch wenn der Besuch auf Scelt ein harter Rückschlag für ihn gewesen war und dass er sich nicht so frei und unbeschwert bewegen konnte wie andere.
Timaris bestätigte seinen Trinkspruch und fügte noch etwas hinzu, was Minan mit einem sachten Lächeln hinnahm ehe er trank.
"Danke, dass ich hier als Gast bleiben darf, Timaris", bedankte er sich, "Und das Protokoll werde ich auch lernen...." Vielleicht konnte er dann irgendwann mehr als nur Lust erzeugen... vielleicht war er einmal von Wert.... er aß von dem Essen vor ihm, bemerkte, dass es für ihn vorbereitet war, doch er war dankbar dafür, da er sich nun nicht extra deswegen bemühen mußte.
Die anderen beiden begannen auch zu essen und Minan war froh, dass Timaris und sein Vater sich scheinbar verstanden.
"Vielleicht sollten wir noch über das reden, was du in letzter Zeit siehst und fühlst, Minan?", erinnerte ihn sein Vater und der zerbrochene Prinz schaute hastig woanders hin. Er wollte nicht, dass alle anderen dachten, er wäre verrückt. Gut, vielleicht war er das ja, er war schließlich zersplittert, aber nicht mehr zu wissen was real war und was nicht, war eine ganz andere Sache.
"Manchmal... sehe ich Dinge, die nicht da sind... ich will sie nicht sehen", gestand er leise, "Aber ich kann es unterscheiden", fügte Minan hastig hinzu, "Ich weiß, dass es nicht real ist, nur eingebildet von mir..." Wie würde er so je von Wert sein, wenn sich niemand auf ihn verlassen konnte?

Re: Neues Leben am Hof

Sa 5. Nov 2022, 11:28

Minan erwiderte ihren Trinkspruch und schliesslich fingen sie an zu essen. Er bedankte sie bei ihr und am liebsten hätte sie ihn einfach mal ganz fest genuddelt. Allerdings hätte ihn das dann wohl schon ganz arg erschreckt. So hörte sie ihm einfach ruhig zu, als er sich vornahm, auch das Protokoll zu lernen.

Als sein Vater, aber von seinen Visionen anfing, schien er sich wieder sehr unbehaglich zu fühlen. Seine hastigen und leisen Worte nach zu schliessen befürchtete er wohl, für verrückt gehalten zu werden.

So nickte Timaris ernst. "Ja, das war zu erwarten, dass du so Sachen siehst", meinte sie nicht im geringsten überrascht. "Schliesslich bist du nicht auf einmal keine Schwarze Witwe mehr, nur weil du deinen Schlangenzahn nicht mehr hast. Allerdings glaube ich nicht, dass du es unterscheiden kannst", fügte sie noch hart hinzu. "Du glaubst es nur zu tun. Denn das sind keine Einbildungen von dir, sondern die Vergangenheit, die Gegenwart oder eine mögliche Zukunft, die du siehst. Ich werde so bald wie möglich eine Schwarze Witwe einstellen, die dir das genau erklären und dich unterrichten kann."
Sanft lächelte sie ihn an. "Und wenn du willst, darfst du mir gerne sagen, was du siehst. Vielleicht kann ich dir dann erklären, ob sich das in der Vergangenheit zugetragen hat oder nicht."

Re: Neues Leben am Hof

Sa 5. Nov 2022, 11:31

Timaris schien überhaupt nicht überrascht, dass er irgendwelche Dinge sah und führte es darauf zurück, dass er eine Schwarze Witwe sah. Minans Hand schloß sich fester um die Gabel. Talian war Schwarze Witwe gewesen, er wollte es nicht sein...
Er blickte ein wenig unwillig auf, als Timaris ihm sagte, er könne diese Bilder und die Wirklichkeit nicht unterscheiden. Sie wußte ja nicht wie es war, all das zu sein, diese vielen schrecklichen Dinge... nicht zu wissen, was real war und was nicht, das Gefühl alles entgleite dir. Es war so schwer, so anstrengend sich zusammenzureißen und hier zu bleiben und nicht ins Verzerrte Reich einzugehen. Es kostete so viel Kraft...
"Das klingt doch gut, hm?", versuchte sein Vater ihn aufzumuntern, als Timaris erklärte, sie würde so bald wie möglich eine Schwarze Witwe einstellen, die ihn unterrichten würde.

"Und was soll die mir beibringen?", fragte Minan ohne viel Hoffnung in der Stimme. Sie sieht nicht das was wir sehen... all das Leid und der Schmerz... so viel Schmerz... Er seufzte leise und aß schweigend weiter. Erst als Timaris sich anbot, dass er ihr erzählen könnte, was er sah, blickte der junge Prinz unsicher auf.
"Ich weiß nicht... es sind immer so schreckliche Sachen... ich will das nicht sehen, aber ich kann mich nicht dagegen wehren", antwortete er leise. Sein Vater sah hinüber zu ihm.
"Minan, du mußt diese Bürde nicht alleine tragen, wenn du anderen davon erzählst...", fügte er hinzu. "Versuch doch wenigstens darüber zu reden.."
Der zerbrochene Prinz schüttelte langsam den Kopf. "Lieber nicht..." Er trank noch etwas von dem Wein. "Später vielleicht..." Außerdem wollte Minan nicht zeigen wie sehr ihn manche von diesen Sachen ängstigte. Und sie wurden schlimmer, er wußte nicht warum.
Schweigend aß er weiter und hoffte, dass nicht noch mehr Fragen kamen. Schließlich sah er kurz auf. "Diese Schwarze Witwe... kann die mir dann auch etwas über... über dieses Verzerrte Reich beibringen?", fragte er leise. "Dort.. gibt es auch andere... Zerbrochene oder?"
Timaris bestätigte es und versprach ihm, dass sie ihn rufen würde, sobald sie eine entsprechende Schwarze Witwe gefunden hätte. Minan nickte dankbar.

Re: Neues Leben am Hof

Sa 5. Nov 2022, 11:48

Seit sie Minan versprochen hatte, ihm eine Schwarze Witwe zu finden, welche ihm helfen konnte, mit seinem zerbrochenen Wesen umzugehen, hielt sie die Augen offen, wenn eine Schwarze Witwe bei ihr vorstellig wurde. Respektive Ayden kümmerte sich als ihr Haushofmeister darum. Nun schien sich mit dieser Varisa Crowan möglicherweise eine passende Person gefunden zu sein. Ayden hatte recht. Varisa war eine fähige Heilerin. Schon bald war bei.Laree beinahe nichts mehr von den Verletzungen an zu sehen und die Heilerin sprach sie auch direkt darauf an.
Timaris nickte huldvoll und meinte anerkennend: "Ja, ich bin sehr zufrieden und habe deshalb gleich noch eine zweite Aufgabe für euch." Nun galt es jedoch herauszufinden, ob ihre Fähigkeiten als Schwarze Witwe ebenso gut waren. "Ich habe einen Freund, dessen Geist zuersplittert ist. Unterhaltet euch ein wenig mit ihm. Vielleicht findet ihr ja einen Weg, ihm zu helfen. Doch bedrängt ihn nicht und seid behutsam."

Im Geiste rief sie schon einmal nach ihm. *Minan, komm doch kurz zu mir*, sandte sie sanft. *Hier ist jemand, von dem ich will, dass du diese Person kennen lernst. Sie möchte mir dienen und wir sind gerade bei dem Vorstellungsgespräch.*
Antwort schreiben



Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Erde, Essen, NES, USA, Reise

Impressum | Datenschutz