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Re: Rückkehr der Erinnerungen

So 19. Feb 2023, 11:45

"Du hast was dagegen dabei? Das wäre lieb, danke", stimmte Minan zu, als Merion ihm etwas gegen die Kopfschmerzen anbot. Während der Prinz noch in dem Beutel kramte auf den sein Freund gezeigt hatte, gab der Krieger zu, dass er auch auf ihn hatte aufpassen wollen. Minan hob den Kopf, lächelte Merion an.
"Das hast du doch. Ganz toll sogar", versicherte er und meinte es ernst. Er kannte niemanden sonst, der die ganze Nacht neben ihm sitzen, ihn halten und einen Schutzzauber stundenlang aufrecht erhalten würde. Nun, seine Schwester vielleicht noch, doch hier bei Merion war das etwas anderes; etwas ganz schönes und wunderbares. Minan hatte das Mittel gefunden, blickte ein wenig zerknirscht rein als Merion nachfragte, warum Minan nicht gut genug auf ihn aufgepasst hätte.
"Weil ich nicht machen konnte, dass du keine Albträume hast. Das ist schade. Dabei hab ichs mir so sehr gewünscht", erklärte Minan und träufelte etwas von dem Elixier gegen Kopfschmerzen in ein Glas Wasser. Dann huschte er schnell zum Kamin, schaute nochmal nach der Linsensuppe. Nicht, dass das Essen anbrannte.
Beinahe hätte er den Topf ins Feuer gekippt vor lauter Schreck, als sein Freund ihm lachend erklärte von was er geträumt hatte. Oh je.. oh je... das hatte Minan gesehen oder war es etwas anderes gewesen? Hinterher wurde Merion so wütend wie Lia damals als Darken sie in den Schlaf gesprochen hatte oder sie in Minans Träumen gelandet war. Das war auch keine Absicht gewesen, bestimmt nicht. So lachte der Jugendliche nicht mit und blieb recht kleinlaut.

Dafür grummelte Merions Magen laut und der Krieger gab gut gelaunt zu, dass er einen Riesenhunger hätte. "Hoffentlich schmeckt das..." Der junge Prinz schleppte den Topf vom Kamin zur Küchenanrichte, damit er von dort mit der Suppenkelle das Essen in die Holzteller geben konnte.
"Hm? Ja, das mach ich doch gern", meinte Minan noch ganz in Gedanken, als Merion das Essen zum Bett gebracht haben wollte. Kurz darauf erwähnte er, dass ein gewisser jemand nicht wollte, dass er das Bett verließ oder sich anzog. Minan bekam glühende Wangen vor lauter Verlegenheit. Das mit der "Leine" hatte er ganz vergessen. In Gedanken hatte Tänzer einen Heidenspaß, wollte ihn dazu animieren Merion zu zeigen, warum er angeleint war. Nun hatte Minan auch noch Probleme das Kribbeln und Ziehen zu verdrängen, was Tänzer hervorgerufen hatte.
"Ähh.. ja.. ich dachte, dass ist besser für deinen Fuß", pflichtete der junge Prinz eifrig zu. "Und... aufregend war es auch", gab er ehrlich zu, denn er log seinen Freund nicht gerne an. Minan kam zum Bett. "Jetzt kann ichs ja wieder abmachen." Zögerlich sah er Merion an, strich nervös über das Fell neben ihm. "Oder lieber noch nicht.. weil.. ach, Merion, es tut mir leid, ich glaube ich hab... also..", druckste er herum, "Teile von deinem Traum hab ich gesehen.. glaub ich. Nicht mit Absicht, bitte, das mußt du dir glauben", beteuerte er eindringlich, "Ich kann das nicht steuern. Aber da war genau dieses Krötenmonster und es wollte an deinen Fuß. Ich war so erschrocken, dass ich mit dem Kochlöffel danach geschlagen hab." Er machte die Armbewegung nach. "Da ist es verschwunden und du bist aufgewacht. Ich hätte beinahe auf deinen Fuß gehauen", nuschelte Minan betrübt, "Das tut mir so leid." Er rieb sich die Stirn, denn sein Kopf tat noch weh. Vielleicht deswegen?

So 19. Feb 2023, 11:45

Re: Rückkehr der Erinnerungen

So 19. Feb 2023, 11:46

"Oh, dann habe ich aber auch nicht gut auf dich aufgepasst, Minan", meinte Merion leicht betrübt, aber nicht ernsthaft traurig. Er wollte Minan nur zeigen, dass es nicht schlimm war, dass er seinen Albtraum nicht hatte verhindern können. Das ging einfach nicht. Aber man konnte füreinander da sein, nach dem Abltraum und dann war er nur noch halb so schlimm. Genau das hatte Minan für ihn getan. Er war für ihn da gewesen. Besser ging es gar nicht. "Ich konnte auch nicht machen, dass du keine Albträume hast, obwohl ich es mir auch ganz fest gewünscht habe."

Merion lachte lieber wieder, wollte den Schrecken des Schlafs vergessen und so erzählte er Minan von seinem Traum, während dieser nach dem Essen sah und das Mittel gegen die Kopfschmerzen zu sich nahm. Allerdings schien Minan selber nicht so lachen zu wollen. Mühsam schleppte er den Topf vom Kamin auf die Anrichte und machte sich Sorgen, ob das Essen auch schmeckte. Am liebsten wäre Merion aufgesprungen, um ihm zu helfen. Dummerweise hielt ihn nicht nur seine Fessel davon ab, sondern auch die Verletzungen an seinem Fuss. Wenigstens juckten die nicht mehr so dolle.

"Es schmeckt bestimmt wunderbar", lächelte er zuversichtlich und wollte Minan etwas aufheitern. So neckte er ihn auch etwas wegen der Leine. Wurde dummerweis dabei aber total verlegen. Allerdings nicht nur er, sondern auch Minan. Merion sah es, als er überrascht aufblickte, weil der sonst so scheue Minan unter anderem ganz offen zugab, dass er ihn angeleint gelassen hätte, weil es aufregen gewesen sei. Die Wangen des Prinzen glühten. Merion ging es aber nicht anders und in seinem Bauch kribbelte es wie verrückt.

"Aufregend?" flüsterte er scheu und neugierig zugleich. Unwillkürlich fragte er sich, was Minan denn so mit ihm machen würde, wenn er sich getraute. Darken und Tänzer waren in der Hinsicht ja viel direkter. So hatte Merion gar nichts dagegen, dass Minan sich doch noch anders entschied und ihm die Fessel doch nicht abmachte. Sein Herz schlug gleich noch etwas schneller und er leckte sich rasch über die Lippen. Aber anstatt ihn nun fordernd zu küssen, druckste er nervös herum und entschuldigte sich auf einmal bei ihm. Mit grossen Augen hörte er staunend zu.

"Ich liebe dich Minan Darken", entschlüpfte es ihm strahlend und überhaupt nicht böse. Geschmeidig rappelte er sich etwas auf und umarmte Minan behutsam und unendlich verliebt. "Verteidigst mich gegen so ein grässliches Untier mit einem Kochlöffel. Du bist so mutig. Ich danke dir Minan." Sanft schmiegte er seine Wange an die seines Freundes. "Ich glaube dir, dass du das nicht absichtlich gemacht hast und du hast wundervoll darauf reagiert. Ich danke dir wirklich sehr."

Re: Rückkehr der Erinnerungen

So 19. Feb 2023, 11:47

Minan fühlte sein Herz ganz rasch pumpen, als Merion ihn unvermittelt anstrahlte und ihm noch einmal stürmisch seine Liebe gestand ehe er ihn innig umarmte und festhielt. Der Krieger schwärmte wie mutig Minan wäre das Untier mit dem Kochlöffel vertrieben zu haben, bedankte sich mehrmals und schien überhaupt nicht böse. Der Prinz war sehr verwirrt, doch das änderte nichts am aufgeregten, verliebtem Kribbeln in seinem Bauch. Jetzt wußte er, warum es hieß, dass man Schmetterlinge im Bauch hätte. Glücklich lächelte er, schmiegte auch seine Wange gegen die des Dea al Mon.
"Ich liebe dich auch, Merion. Ich bin so froh, dass du nicht böse bist. Nicht, dass du denkst, ich würde in deinem Geist äh herumschnüffeln oder mehr über dich erfahren als du mir von dir aus sagen willst. Ich kann das nicht wirklich nicht steuern. Auch wenn ich wünschte, dass ich tausende Visionen von uns hätte wie wir glücklich zusammen sind und das noch ganz lange." Jetzt strahlte auch der schwarzhaarige Jugendliche, kuschelte mit seinem Freund. Merion war das allerbeste was ihm passiert war und gerade fühlte er sich sehr wohl bei ihm, vertraute ihm.

Langsam löste er sich von ihm, machte sich daran die Lederfessel zu lösen. "Trotzdem solltest du den Fuß noch schonen", erklärte er kleinlaut. Merion hatte ihn vorhin 'mutig' genannt. Das hatte einigen Eindruck bei Minan hinterlassen, weswegen er wagte etwas selbstbewußter zu sein. Er merkte es nicht einmal recht. Nur warum er es aufregend gefunden hatte den Krieger "angeleint" zu lassen, vermochte er nicht zu sagen. Der junge Prinz wußte es selbst nichtmal recht.
"Ich hol dir dein Essen." Eifrig brachte Minan den Teller mit der Suppe und etwas Brot, holte sich dann seinen eigenen und setzte sich zu Merion auf die Bettkante. Gemeinsam aßen sie. Minan beobachtete seinen Gefährten verstohlen, ob es ihm auch schmeckte.
"Kannst du denn mit dem verletzten Fuß nach Hause gehen? Ich könnte dich stützen...", überlegte Minan. Merion hatte eine andere Idee, schlug vor zu einem nahegelegenen Knotenpunkt der Winde zu gehen. Der Prinz zögerte nur kurz, nickte dann.
"Ja, natürlich. Das mit dem Fuß tut mir wirklich sehr leid. Es... war doch trotzdem ein schöner Ausflug oder?" Fragend sah er Merion aus seinen mandelförmigen Onyxaugen an. "Ich fand ihn toll... aufregend", schob er errötend hinterher.

Nach dem Essen räumte Minan fleißig auf. Er hatte vorhin, als Merion geschlafen hatte die gesamte Hütte erkundet so wie er es auch bei dem Ausflug davor getan hatte. Neugierig hatte er überall hinein geschaut, Sachen aus den Truhen untersucht und sogar unters Bett geschaut. Auch jetzt überprüfte er noch einmal alles. Für Außenstehende mochte es von einer kindlichen Neugier zeugen, wie eine kleine, junge Katze, die ein neues zuhause erkundete, doch für Minan war es ein Überlebensinstinkt. Räume waren für ihn früher Gefängnisse gewesen und er hatte jedes gewissenhaft erkundet; nach Dingen, die ihm helfen konnten, die Schutz versprachen, Verstecke, oder die gar gefährlich waren.
Nachdem alles aufgeräumt war und sie aufbruchsbereit, verließen sie die Baumhütte und machten sich auf dem Weg zum Knotenpunkt, wobei Minan seinen Freund stützte, damit er seinen verbundenen Fuß nicht so belasten mußte.

Re: Rückkehr der Erinnerungen

So 19. Feb 2023, 11:52

"Das weiss ich doch", meinte Merion herzlich und streichelte seinem Gefährten, über den Rücken. Dass sein Freund in seinen Geist eindringen und sich darin umsehen würde, auf den Gedanken war er nie gekommen. Das war viel zu absurd. Vorallem, dass er so etwas absichtlich tun würde. Darüber wollte Merion gar nicht erst sprechen. Viel lieber kuschelte er noch etwas mit Minan, streichelte ihn zärtlich.

Nur widerstrebend liess er den Prinzen ziehen und nickte brav, als dieser meinte, er solle seinen Fuss noch etwas schonen. Brav blieb er auch sitzen und tat nichts um die Fussfessel zu lösen, während Minan ihm sein Essen brachte. Gleichzeitig kribbelte es wie verrückt in seinem Bauch und er fragte sich, wie Minan das fertig brachte, so ungerührt aufzustehen. Auch wenn er nicht hatte erklären wollen, was es mit diesem aufregend auf sich hatte, war Merion sich ziemlich sicher, was es bedeutete. So ganz kalt konnte die Situation Minan nicht gelassen haben.

"Hmmmmm, lecker", schnurrte Merion nach dem ersten Bissen Linsensuppe und machte sich mit Heisshunger darüber her. Sein Bauch knurrte erneut vernehmlich. Es tat gut etwas hinein zu bekommen und so fragte er auch nach Nachschlag. Die paar Stunden Schlaf hatten längst nicht ausgereicht, seine Juwelen wieder gänzlich aufzuladen.

"Minan..." Merion wusste gar nicht so recht, wie er das nun sagen sollte, dass er nicht nach Hause gehen konnte. "Ich weiss, dass du das nicht gerne machst, aber ich kann nicht mehrere Stunden nach Hause wandern. Ich muss über die Winde reisen. Kommst du mit? Du kannst natürlich auch zu Fuss gehen. Aber ich verspreche, gut auf dich aufzupassen. Wir reisen mit einem möglichst hellen Wind. Dann wirst du nichts davon spüren, dass die Winde hier manchmal etwas ruppig sind." Leider war beim nächsten Landepunkt der hellste Wind Aquamarin. Zwar gab es einen mit einem weissen Wind, doch der war noch etwas weiter entfernt, als es der andere war und der war schon weit genug weg.

"Sicher war es ein schöner Ausflug", beteuerte Merion innig, wurde genau so rot wie Minan, als dieser meinte, der Ausflug wäre sogar aufregend gewesen. "Ja... sehr..." Erneut wurde es Merion ganz kribbelig zumute, während er in Minans schönen, dunklen Augen versank. "Hoffentlich machen wir noch ganz viele solche... aufregende Ausflüge." Wobei Merion natürlich nicht nur den Sex meinte, sondern einfach dieses vertraute, enge zusammen sein. Das war wunderschön.

Schliesslich machten sie sich dann aber doch für den Aufbruch bereit. Nachdem Minan ihn schlussendlich doch noch von der Leine gelassen hatte, zog Merion sich vorsichtig an, während Minan eifrig in der Hütte herumwuselte, aufräumte und alles noch einmal kontrollierte. Dabei sah er so niedlich auch und Merion sah ihm einfach nur verträumt zu. Vergass sogar, ihm seine Hilfe anzubieten. Dafür bot Minan Merion seine Hilfe beim Gehen an, stützte ihn, damit er seinen Fuss nicht so belasten musste.

Die Strickleiter konnte Merion sich noch gut hinunter hangeln, doch danach auf dem Waldboden dauerte es nicht lange, bis sein Fuss wieder höllisch schmerzte. Für den Spaziergang, der normalerweise eine halbe Stunde dauerte, brauchten sie gut eine ganze. Merion musste immer mal wieder eine kleine Pause machen und etwas trinken. Doch er jammerte nicht, kämpfte sich verbissen weiter. Beim Landepunkt angekommen, atmete er jedoch schon ziemlich erschöpft. Sein Fuss fühlte sich an wie ein blutiger Klumpen Fleisch und sein Kopf pochte er leicht schmerzhaft. Doch ihm blieb nichts anderes übrig, als weiter zu machen. Minan alleine losschicken wollte er nicht. Wusste er doch, wie Angst er vor Wölfen hatte und das Rudel von letzter Nacht musste hier noch irgendwo sein. Nicht, dass sie ihm etwas tun würden, aber Minan bekam ja dennoch Angst.

So ruhte sich Merion wieder etwas aus, trank noch etwas Wasser, bevor sie weiter reisten. Auf dem Wind musste er wenigstens seinen Fuss nicht mehr belasten. Sanft schlang er seinem Gefährten seine Arme um dessen Taille, nachdem er sich ausgeruht hatte und bereit für die Weiterreise war. Sicher umhüllte er sie mit seiner Purpurnen Juwelenkraft und sprang auf die Winde auf. Da sie über aquamarin reisten, kamen sie nicht so schnell vorwärts, dafür holperte es nur leicht zwischendurch einmal.

Erst als sie etwa schon eine Stunde unterwegs waren, sich langsam ihrem Ziel näherten und Merion zusehends erschöpfter wurde, wurde die Reise ruppiger. Schliesslich torkelten sie an einem Landepunkt ausserhalb der Stadt von den Netzen. Merion hatte es nicht riskieren wollen, noch einen Landepunkt weiter zu reisen. Aus dem Torkeln wurde auch prompt ein purzeln. Heftig atmend blieb Merion auf dem Rücken liegen und starrte in das grüne Blattwerk. Es schien sich leicht zu drehen.
*Papa?* sandte er seinem Vater mühsam und recht schwach. Kaum angekommen hatte er gleich mental nach ihm gesucht und zum Glück war er nicht weit weg. *Papa? Kannst du mich abholen kommen? Ich glaube, mir geht es nicht so gut.* Das tat es auch gar nicht. Seine Kopf glühte und diesmal nicht aus Verlegenheit und seine Augen waren ganz fiebrig glasig.
"Minan?" fragte er nach seinem Freund. Zu erschöpft, um sich aufzusetzen und nach ihm zu sehen. "Minan, geht es dir gut? Es tut mir leid, dass wir so unsanft gelandet sind."

Re: Rückkehr der Erinnerungen

So 19. Feb 2023, 11:58

Obwohl Merion sich verletzt hatte und - wieder einmal - Minan daran indirekt Schuld hatte, hoffte der Jugendliche ebenfalls, dass sie oft noch solche aufregenden Ausflüge machten. Nur eben schön Aufregendes und nicht schrecklich Aufregendes. Minan hatte erst hier in Dea al Mon erfahren, dass es so etwas wie ein gutes Aufgeregt sein gab. Nicht die Furcht um Leben und Tod, Furcht vor Demütigung und ähnlichem. Wie ein Kind erfuhr der Prinz begierig all die neuen Gefühle von denen er nicht einmal geahnt hatte, dass sie existierten. Er war noch jung, sein zersplitterter Geist kämpfte darum mit der Vergangenheit fertig zu werden, doch Minan hatte das Gefühl, dass es ihm immer besser gelang.
Mit kleinem, teuer erkauftem Selbstbewußtsein im Herzen half Minan seinem Freund beim Heimweg. Er hatte zwar Angst vor den Winden, doch lieber reiste er so, als dass Merion Schmerzen hatte. Besorgt beobachtete er den Krieger, ging extra langsam oder hielt irgendwann an, damit Merion sich ausruhen konnte. In Gedanken drängte ihn Darken jedes Mal dazu, der besonders beschützend war, was den Dea al Mon betraf.
"Gehts? Das sollte sich eine Heilerin ansehen. Kann es deine Mutter nachher heilen?", fragte Minan, reichte Merion etwas aus der Lederflasche zu Trinken.

Irgendwann hatten sie den Knotenpunkt erreicht und nach einer kleinen Rast, umhüllte Merion sie mit seiner purpurnen Juwelenkraft. Minan spürte davon zunächst nur ein Kribbeln, lächelte dann versonnen und schloss die Augen.
"Du bist überall...", flüsterte er, "Überall kann ich dich fühlen." Es war ein tolles Gefühl. Nicht einengend, sondern behütend, eine Versicherung, dass Merion ihn nicht plötzlich verlassen würde. Der junge Prinz drückte sich fest an Merion, als es dann auf die Winde ging. Es machte Minan unruhig, er konnte Hexe spüren; ganz nah. Und noch so vieles mehr... flüchtige Eindrücke von anderen Reisenden, visionsartige Bilder, verstörende Gedanken. Minan war jedesmal sehr angespannt, wenn er sich in den Winden befand. Wie als würde er dort nicht hingehören. Merions Nähe beruhigte ihn.
Leider wurde die Reise immer unruhiger. "Merion?" Minan hatte gewagt die Augen leicht blinzelnd zu öffnen, erschrak als er Merion sah. "Merion, du bist ganz blass!"
Kurz darauf fielen sie praktisch aus den Winden heraus. Nicht beim Landenetz in der Stadt, sondern etwas davor. Erschrocken stolperte Minan ein paar Schritte, fiel hin. Hastig rappelte der Prinz sich auf, krabbelte zu Merion, der nur dalag und sich nicht rührte. Minan bekam nun doch große Angst bei dem Anblick. Bitte, seinem Freund durfte nichts passiert sein.
"M-Merion?" Er sah krank aus. Trotzdem erkundigte der Krieger sich nach Minans Wohlergehen.
"Mir gehts gut, ich hab mir nur das Knie was aufgeschürft, glaub ich. Aber du... he, du glühst ja!", entfuhr Minan, als er Merions Gesicht abtastete. "Oh... soll ich jemanden holen? Ich kann schnell in die Stadt laufen." Der Prinz war ganz verzweifelt, sah sich hilflos um. Was sollte er jetzt bloß tun? Darken?
Sein anderer Splitter übernahm prompt, schob seine zusammengeknüllte Jacke unter Merions Kopf, sah ihn ernst an.
"Du hast Fieber. Tut dir etwas weh außer dem Fuß?", fragte Darken, "Kopfschmerzen? Halsschmerzen? Gliederschmerzen?" Er überlegte, ob das Fieber von der Verletzung herkam. Woher sonst? "Du gehörst ins Bett und das mein ich nicht auf eine anzügliche Art und Weise."

Re: Rückkehr der Erinnerungen

So 19. Feb 2023, 12:07

"Dein Knie?" Merion kam es so vor, als kämen Minans Worte von ganz weit weg und mit einiger Verzögerung nach seinen Mundbewegungen an Merions Ohr. Entsprechend ging es auch lange, bis er begriff und noch länger, bis er antworten konnte. "Warum?" Ihm kam etwas in den Sinn. "Oh... oh, es tut mir leid. Das wollte ich nicht. Ich wollte dich nicht fallen lassen." Dabei hatte er Minan doch versprochen, gut auf ihn aufzupassen.

"Nein, bitte, bleib bei mir", murmelte er müde. Ihm war auf einmal ganz kalt, während er gleichzeitig auch recht heiss hatte. Das war merkwürdig. Er erschauderte. "Kannst du mich etwas im Arm halten? Ich habe kalt." Und alles tat ihm weh. Die Augen fielen ihm zu. Gleich darauf öffnete er sie jedoch wieder, als ihm in den Sinn kam, dass er ja noch auf eine weitere Frage antworten sollte. "Ich habe Papa gesandt. Er kommt gleich." Sein Vater hatte ihm versprochen, dass er gleich kommen würde und besorgt gefragt, was denn los sei. Doch Merion war zu erschöpft gewesen, um darauf zu antworten.

"Hihi, ich sehe dich ja zweimal", kicherte er auf einmal. "Minan und Darken. Beide gleichzeitig." So kam es ihm zumindest vor. Auch wenn sie so seltsam miteinander verschwimmen wollten. Zum Schluss blieb nur noch Darken übrig, der wie verrückt auf ihn einredete.
"Oh, die anzügliche Art und Weise, würde mir aber sehr gefallen", lallte er grinsend. Dann erschauderte er jedoch wieder und verzog sein Gesicht. "Ich habe Kopfschmerzen... Und mein Fuss tut weh", klagte er, als wäre das etwas neues. Ist Papa schon da? Ich glaube, ich sollte etwas schlafen. Ich bin müde."

Re: Rückkehr der Erinnerungen

So 19. Feb 2023, 12:08

Darken versuchte seinen Arm etwas um Merion zu legen, da er ihn ja darum gebeten hatte. Er machte sich wirklich Sorgen um seinen Gefährten. Was war mit ihm? Wurde er krank? Die Stimme des anderen Jugendlichen klang belegt und erschöpft, er meinte, ihm wäre kalt, was die Sorge des Prinzen weiter steigerte, denn Merions Haut brannte. Rasch kramte der Prinz Merions Jacke aus dessen Tasche, legte sie ihm um.
"Ich werd dich ins Warme bringen, okay? Du wirst wieder gesund." Darken hatte nur keine Ahnung wie er das anstellen sollte. Er mußte aber etwas tun. Tatenlos daneben zu sitzen kam gar nicht in Frage. "He, nicht einschlafen!"
Der Dea al Mon öffnete die Augen wieder halb, sagte ihm, dass er seinem Vater gesandt hatte. Abgesehen davon war Merion aufgrund seines Zustandes nicht sonderlich hilfreich. Im Gegenteil, er schien das alles sehr lustig zu finden.

Der Prinz verdrehte die Augen, als Merion lallend meinte, dass ihm die anzügliche Art lieber gefallen würde. "Das denk ich mir, aber- oh! Verdammt, letzten Abend im Platzregen... du mußt dich erkältet haben. Scheiße, wir hätten eher in die Hütte anstatt.." Merion grinste wieder. In seinem Fieber schien ihn wirklich alles nicht zu stören.
Wäre Darken nicht über ihn hergefallen...
Merion fragte nach seinem Vater und meinte, er wäre müde. "Dein Vater kommt sicher bald", beruhigte Darken ihn. Eigentlich schmeckte es ihm nicht auf die Hilfe des Dea al Mon angewiesen zu sein, aber was sollte er machen? Er konnte Merion nicht alleine helfen.
"Gleich kannst du schlafen.." Darken hielt ihn fest, sah durch das Blätterwerk der Bäume bis er endlich den Vater von Merion ausmachte, der besorgt zu ihnen kam. Der Prinz erhob sich geschmeidig. "Wir sind über die Winde gereist. Dann ging es ihm plötzlich nicht gut. Er hat Fieber", erklärte er dem Erwachsenen. Darken schulterte die zwei Taschen. "Tragt ihr ihn? Er muss ins Bett."

Re: Rückkehr der Erinnerungen

So 19. Feb 2023, 12:10

"Ich bin doch nicht krank", nuschelte Merion protestierend. "Aber warm ist gut." Ihm fielen immer wieder seine Augen zu. Tapfer riss er sie auf, als Darken ihn anrief, er solle nicht einschlafen. "Ich hab nicht geschlafen", quengelte er. Denn Merion wollte nun eigentlich ganz gern schlafen. Oder mit Darken etwas heiss kuscheln. Wo dieser schon so verführerisch davon sprach. Solange er sich nicht zuviel bewegen musste. Dazu war er zu erschöpft. Aber darum musste er sich ja eigentlich keine Sorgen machen bei Darken. Der übernahm gerne die Führung.

"Ach was, von so ein bisschen Regen erkälte ich mich doch nicht", wehrte er selig grinsend bei dem Gedanken an vergangenen Abend ab. "Ich bin schon viel länger im kalten Regen in nassem Matsch gelegen und habe mich nicht erkältet." Seine Worte brachte er nur langsam und undeutlich hervor, ohne es selbst zu merkten. Ihm war nicht klar, dass er in den anderen Fällen, wo er vom Regen durchnässt worden war, nicht seinen Fuss verletzt und seine Juwelenkraft derart gebraucht hatte.

Darken versprach ihm, dass er bald schlafen könne. Sein Vater würde bald kommen. Verliebt lächelte er seinen Freund an, bis ihm mal wieder die Augen zufielen. Auf einmal war dann auch sein Vater da und hob ihn sanft auf seine Arme.
"Hallo Papa", meinte er glücklich. "Ich bin etwas müde."
"Merion? Was ist passiert? Ich rieche Blut?"
Oh, deswegen guckte sein Vater wohl so komisch. "Ähm, ja, Minan hat sich sein Knie verletzt, weil ich nicht gut genug auf ihn aufgepasst habe." Müde kuschelte er seinen Kopf an die Schulter seines Vaters, liess seinen Gefährten aber nach wie vor nicht los. Als sein Vater ihn hochgehoben hatte, hatte Merion sich an Darkens Ärmel festgehalten.
"Dann kommt Minan am Besten auch gleich mit zu deiner Mutter und lässt sich von ihr untersuchen."
"Ja, das wäre gut", murmelte Merion müde lächelnd. "Papa?"
"Ja?"
"Selbst die Verantwortung für sein Handeln zu tragen, ist doof?" Ihm fielen die Augen entgültig zu und so bekam er nicht mehr mit, kurz ein amüsiertes, liebevolles Schmunzeln über das sorgenvolle Gesicht seines Vaters huschte.

Re: Rückkehr der Erinnerungen

So 19. Feb 2023, 12:12

Zwar war Merion müde und erschöpft, aber offensichtlich nicht so erschöpft als dass er nicht hätte prahlen können, dass er sich bei Regen eigentlich nie erkältete. Nun mußte auch Darken zurückgrinsen, gab seinem Freund einen Nasenstüper.
"Das war bevor du dich im Regen auf eine ganz besondere Art verausgabt hast und deinen Freund die Nacht über vor Wölfen beschützt hast", erklärte er. "Aber wenn du so taff bist, haben wir dich in Nu wieder auf den Beinen. Wirst sehen." Er versuchte Zuversicht auszustrahlen, um seine eigene Sorge zu kaschieren, dass Merion sich viel zu heiß anfühlte. Und das nicht auf eine gute Art und Weise.
Der Krieger lächelte ihn an. Schon wieder schien er in einen Schlaf wegzudämmern, rasch rüttelte Darken ihn wieder wach. Er sollte jetzt nicht einschlafen. Vor allem sollte Merion jedesmal wieder aufwachen. Er dachte an Kaden und dessen erleichtertes Lächeln. Er hätte seine Augen nicht mehr geöffnet.

Das Auftauchen von Merions Vater riss Darken aus den düsteren Erinnerungen. Obwohl der Prinz den Mann gebeten hatte Merion zu nehmen, rang er mit sich, denn gleichzeitig hätte er den Dea al Mon beinahe angefaucht ihm Merion bloß nicht wegzunehmen. War er schon so abhängig geworden? Das war schwach. Außerhalb von Dea al Mon hätte er sich diese Schwäche niemals erlaubt, doch hier schien alles anders...
Merions Vater fragte sofort besorgt was passiert wäre. Merion schob das Blut auf Darkens Knie, doch vielleicht hatte der Erwachsene auch das von Merions Fuß verletzt. "Er hat sich heute morgen seinen Fuß an ein paar Scherben verletzt. Ich habs verbunden", erklärte Darken und folgte den beiden. Auch, da Merion ihn nicht losließ.
Merions Vater wollte ihn ebenfalls untersucht haben, doch der Gedanke, dass die Frau ihn genauer inspizierte, schmeckte dem Prinzen überhaupt nicht. "Es ist nur ne kleine Schürfwunde, ich brauch keine Heilerin", wehrte er ab, "Sie soll ihre Kraft auf Merion konzentrieren."
Sein Gefährte bekam von dem Gespräch nichts mehr mit. Er war eingeschlafen. Darken sah immer wieder zu ihm, drückte die Hand des anderen Jugendlichen, obwohl er dazu viel zu nah an dem Vater stehen mußte. Egal.
Als sie in einem der hölzernen Fahrstühle nach oben fuhren, sah Darken in den Wald hinein. Es war inzwischen später Nachmittag, feine Sonnenstrahlen fielen schräg zwischen die riesigen Baumstämme, strichen über die samtweichen, grünen Blätter.
"Es war meine Schuld", fing Darken ernst an. "Ich habe zugelassen, dass wir zu lange im Regen waren. Wegen mir konnte er nicht schlafen, weil ich Albträume hatte. Und ich habe das Glas fallen lassen in das er getreten ist." Warum Merion das alles nicht sah, war Darken schleierhaft. Sein Blick wanderte weiter über die hoch empor gereckten Äste, als sie stetig nach oben kamen und immer mehr von der Stadt sichtbar wurde. Er war kein guter Freund. Er konnte seinen Gefährten nicht so beschützen wie Darken das wollte. Merion fing vielleicht gerade erst an zu lernen was eigene Verantwortung bedeutete, für Darken gab es nichts anderes. Es hatte sich nie jemand um ihn gekümmert. Es war stets seine Aufgabe gewesen für die anderen Splitter zu sorgen, ums überleben zu kämpfen und sie zu beschützen. Merion war kein Splitter von ihm, aber er war doch irgendwie ein Teil von Darken geworden.
Die Erkenntnis drohte ihn kurz zu überwältigen, weswegen er in ein Schweigen verfiel.
Für andere zu sorgen außer für sich selbst war neu. Er wollte wegrennen und seine Unabhängigkeit zurück, aber nicht für den Preis Merion zu verlieren. Selbst wenn er dem Krieger nicht gut tat?

Re: Rückkehr der Erinnerungen

So 19. Feb 2023, 12:20

Besorgt hatte er sofort alles stehen und liegen gelassen und war dahin gerannt, wo er seinen Sohn gespürt hatte. Merion war ein ruhiger, verantwortungsvoller Junge. So etwas, wie dieser Speerfaden war ihm noch nie untergekommen. Als Vater hatte er immer damit gerechnet, dass sein Sohn früher oder später Dummheiten machen würde als Jugendlicher. Etwas rebellieren, zu spät kommen und was eben sonst noch so alles dazu gehörte.

Doch stattdessen hatte es so gewirkt, als hätte Merion seinen Freiheitsdrang und die jugendliche Frechheit gleich an seine jüngere Schwester weiter gegeben, ohne selbst davon zu naschen. Lariel war dafür um so aufgedrehter, lauter und interessierte sich jetzt schon für Jungs. Merion hatte bis vor kurzem noch nicht einmal interesse an einem Mädchen gezeigt. Dabei war er der ältere.

Jetzt wusste Teron auch warum. Sein Sohn interessierte sich nähmlich ebenfalls für Jungs. Genauer gesagt für einen ganz bestimmten Jungen. Minan Darken. Teron wusste nicht so recht, was er von dem Prinzen halten sollte. Manchmal war er sehr freundlich und schon fast ängstlich und dann wieder war er ruppig und schroff und einmal sogar... Teron wusste gar nicht so recht, wie er das nennen sollte. Minan war jedenfalls sehr seltsam und seit Merion mit ihm zusammen war, liess er immer mal wieder seine Aufgaben schleifen. Aber das war wohl normal und Teron vertraute seinem Sohn. Er sollte sich ruhig etwas austoben. Solange es nicht zu weit ging und zu lange dauerte.

Nun schien es aber ganz so, als wäre es zu weit gegangen. Nicht genug, dass er sein Training schleifen liess, oft unaufmerksam war, Albträume hatte und manchmal einfach eine Nacht wegblieb. Nun kam er auch schon verletzt und vollkommen erschöpft nach Hause. Minan war nicht wirklich schuld daran. Dennoch war es nicht zu leugnen, dass er jedesmal irgendwie darin verwickelt war.

Als er Merion so vollkommen erschöpft in Minans Arm liegen sah, musste er sich stark zusammen reissen, den Krieger nicht einfach von seinem Sohn wegzuprügeln. Doch Merion war wichtiger, denn er roch Blut. Besorgt fragte er nach, was passiert sei, hob sein Kind auf die Arme und sandte seiner Frau, damit sie Zuhause blieb und sich auf sie vorbereiten konnte. Auch Minan sollte sich untersuchen lassen, da er ja auch etwas abbekommen zu haben schien. Die Wut auf den Prinzen war nach dem ersten Impuls auch schon wieder verschwunden. Wie hätte er auch wütend auf den Jungen sein können, an dem seinem eigenen Kind so viel lag, dass ihn schon halb ohnmächtig noch immer festhielt.

Auf dem Weg nach oben überraschte ihn Minan damit, dass er meinte, Merions Zustand sei seine Schuld. Diesmal wirkte er nicht so schüchtern wie sonst so oft. Ein stolzes Lächeln huschte über Terons Gesicht, als er hörte, dass sein Sohn Wache für seinen Freund gestanden war. Kein Wunder, war Merion so erschöpft. Aber dass er in die Scherben eines Glases getreten war, hörte sich so gar nicht nach seinem Sohn an.
"Wir unterhalten uns nacher", meinte er deswegen nachdenklich. Erst einmal wollte er Merion nach Hause bringen. Seine Frau empfing sie auch schon in der offenen Tür, sehr bleich und ihr hübsches Gesicht war sorgenvoll. Ohne sich absprechen zu müssen, brachten sie Merion in ihr gemeinsames Bett, wo sie sich um ihn kümmern konnte. Lariel, die ebenfalls gewartet hatte, brach unversehens in Tränen aus und wollte ihren Bruder umarmen. So nahm Teron sie behutsam in den Arm und führte sie in das Wohnzimmer, nachdem er seinen Sohn seiner Frau übergeben hatte. "Komm", raunte er ihr zu. "Lass deine Mutter ihre Arbeit machen. Es wird alles wieder gut. Er ist nur sehr müde."

Re: Rückkehr der Erinnerungen

So 19. Feb 2023, 12:21

Merions Vater ließ nicht erkennen, was er von Darkens Erklärung hielt und verschob ein Gespräch auf später. Das schmeckte widerum dem Jugendlichen nicht so recht, denn das klang ganz so als würde man ihn zur Rechenschaft ziehen. Er war aber niemandem mehr Rechenschaft schuldig. Er war kein Sklave mehr. Darken spürte auch die große Angst seines anderen Splitters, dass Merions Eltern ihm verbieten könnten seinen Freund zu sehen, weil er ihm mehr schadete als nutzte. Das werde ich nicht zulassen, dachte Darken, Ich werde um ihn kämpfen. Dieses Mal mach ichs richtig. Ich werde Merion nicht im Stich lassen, egal was andere sagen.
In seinen Gedanken versunken folgte er dem Dea al Mon, wobei er vor allem seinen Gefährten wachsam beobachtete und nicht aus den Augen ließ. Merion war momentan wehrlos, weswegen Darken ihn nicht alleine lassen wollte. In all den Monaten hatte er der Familie Merions nie recht getraut und Darken hatte zu wenig Zeit mit seinem eigenen Vater verbracht, als dass er eine normale, intakte Familie erkannte. Seinen Freund hatte es zwar oft gestört, dass Darken so wenig auf dessen Familie gab, doch dieses Mißtrauen hatte er nie abstellen können. Selbst Minan hatte genauso oft befürchtet, dass man Merion schlimm bestrafte, weshalb er Darken nicht selten beschwor den Krieger rechtzeitig nach Hause zu bringen oder ihn nicht mehr zu überreden das Training sausen zu lassen.

Sie kamen bei dem Haus an, wo bereits Merions Mutter und Schwester warteten. Beide sahen sehr besorgt aus und Lariel brach sogar beim Anblick ihres Bruders in Tränen aus. Die Reaktion war für den Prinzen völlig unverständlich. So furchtbar ging es Merion nun auch wieder nicht. Er würde überleben.
Merions Vater trug seinen Sohn in ein Schlafzimmer, wo Darken bisher noch nicht gewesen war. An der Schwelle zögerte er. Hier mußte die Mutter schlafen. Normalerweise hätte der Prinz so ein Zimmer niemals freiwillig betreten, aber der Gedanke Merion hier zurückzulassen war noch entsetzlicher. So gab Darken sich einen Ruck, folgte Lord Riendes. Mißtrauisch beobachtete er wie man Merion aufs Bett legte. Was sollte das? Warum brachten sie ihn hierhin?
"Er hat doch sein eigenes Zimmer", erinnerte er die Eltern wie als hätten sie das vergessen. Erst jetzt schienen jene zu bemerken, dass Darken ihnen gefolgt war. Lord Riendes wollte ihn sofort aus dem Schlafzimmer werfen, was in Darken den Wunsch nur noch mehr festigte bei seinem Freund zu bleiben. "Ich bleibe bei ihm", beharrte er. "Ist mir doch egal wessen Schlafzimmer das ist", entgegnete er. Währenddessen beschwor Minan ihn es sich mit Merions Eltern nicht zu verscherzen. Sie sind doch so wichtig für ihn.
Ach, sollen wir ihn im Bett seiner Mutter liegen lassen?

Darken verspürte den Drang Lord Riendes eine runterzuhauen und die Heilerin energisch von Merion zu ziehen. Der junge Prinz strahlte immer mehr Aggressivität aus und als Merions Vater ihn aus dem Schlafzimmer schob, sprang Darken geschmeidig zurück. "Fass mich nicht an!" Er bleckte fast die Zähne wie ein in die Enge getriebenes Raubtier. "Ich will nach ihm sehen!"
Da half auch das Argument, dass Merions Mutter Ruhe für die Heilung bräuchte, recht wenig. Erst die Androhung, dass der Jugendliche entweder im Wohnzimmer warten oder gleich ganz gehen konnte, zog. Darken nahm widerwillig auf einer mit Lederkissen gepolsterten Weidenbank Platz. Unruhig wibbelte er mit dem Fuß, strich sich mit den Fingern durch die Haare, lauschte angestrengt den Geräuschen aus dem Schlafzimmer.

Re: Rückkehr der Erinnerungen

So 19. Feb 2023, 12:22

Er hatte seinen Sohn nicht mehr in das Schlafzimmer gelassen, welches er mit seiner Frau teilte, seit Merion in die Pupertät gekommen war. Nun stand es natürlich ausser Frage, dass seine Mutter ihn hier behandelte. Dieses Bett war am grössten und sie hatten hier am meisten Platz. Doch dass Minan ebenfalls hier herein gekommen war, liess arg an Terons Selbstbeherrschung bröckeln. War er doch schon angespannt genug aus Sorge um seinen Sohn. Da wollte er sich nicht auch noch Sorgen um seine Frau machen müssen. War sie doch so angreifbar, wenn sie heilte.

"Er schläft nur?" fragte Lariel schniefend, wischte sich einige Tränen von der Wange und klammerte sich fest an ihn. "Er ist nicht tot?"
"Nein, Lariel, er ist nicht tot. Nur sehr müde", beruhigte Teron sein tapferes Mädchen, das von der Situation vollkommen erschrocken war. Kein Wunder. Immerhin hatte sie ihren Bruder noch nie so gesehen. "Komm, lass uns ins Wohnzimmer gehen und dort warten, bis deine Mutter fertig ist. Du auch Minan." Er wollte den Prinzen bestimmt nicht alleine mit seiner schutzlosen Frau lassen. Das war ein Instinkt, der sich einfach nicht abschütteln liess.
Doch Minan wollte nicht gehen, regte sich darüber auf, dass Merion nicht in seinem eigenen Zimmer läge, wollte dann aber unbedingt bei ihm bleiben, egal wessen Zimmer das war. "Aber mir ist es nicht egal", widersprach Teron streng. "Merion kann nacher wieder in sein eigenes Zimmer. Jetzt braucht meine Frau aber Ruhe, um ihn heilen zu können." Sie war auch schon fleissig dabei und zog Merion behutsam aus. "Wach auf mein Liebling", bat sie ihren Sohn sanft. "Nur kurz Merion. Wach auf damit ich dir deine Medizin geben kann."
Minans Hirn schien sich für den Moment jedoch vollends verabschiedet zu haben, denn er wollte unbedingt hier bleiben. So packte Teron ihn hart am Arm, um ihn aus dem Zimmer zu ziehen. Normalerweise achtete Teron streng auf die Regeln des Protokolls. Als Prinz stand Minan in der Bluthierarchie über ihm. Auch wenn er kein Dea al Mon war. Trotzdem gehörte er nun zu der Familie der Sitaras. Aber das hier war sein Zuhause, seine Familie. Wenn die in Gefahr schien, blieb das Protokoll eben auf der Strecke und Minan wurde rausgedrängt. Dieser entwischte ihm aber überraschend flink und bleckte seine Zähne. Teron kam es so vor, als hätte er einen verwundeten Wolf in die Enge getrieben. Gemeinsam mit seiner Tochter starrte er den Prinzen für einen Moment lang einfach nur mit grossen Augen an. So etwas bei einem Jugendlichen zu sehen, war sehr verwunderlich. Doch dann fasste er sich rasch wieder und straffte sich.
"Prinz Darken, entweder wartest du mit uns im Wohnzimmer, bis Merion wieder ansprechbar ist oder du wartest ausserhalb dieser Behausung", stellte Teron leise aber fest klar. Er würde den Jungen ohne mit der Wimper zu zucken rauswerfen und nicht mehr in sein Haus lassen, wenn er sich noch weiter quer stellte. Glücklicherweise war dies nicht nötig und Minan gab endlich klein bei. Er kam mit ihnen ins Wohnzimmer und setzte sich, wobei er eindeutig ganz nervös wirkte. Minan machte sich offensichtlich ebenfalls grosse Sorgen um Merion.
Etwas besänftigt von dieser Erkenntnis schenkte Teron ihnen drei heissen Tee ein, den seine Frau vorhin aufgebrüht haben musste, drückte Minan und Lariel je eine Tasse in die Hand, bevor er sich selber in einen Sessel setzte. Seine Tochter schenkte dem Tee nicht viel Beachtung, stellte ihn auf den Tisch und kam zu ihm auf den Schoss, kuschelte sich schutzbedürftig an ihn und so stellte auch Teron seinen Tee beiseite und umarmte seine Tochter tröstend. Aus dem Schlafzimmer war das leise Singen seiner Frau zu hören und zwischendurch ein verhaltenes Stöhnen oder Wimmern seines Sohnes.
"Erzähl mir, was passiert ist", forderte er Minan deswegen auf. Er wollte nicht hören, wie sein Sohn litt, während er nichts anderes tun konnte, als hier zu sitzen und zu warten.

Re: Rückkehr der Erinnerungen

So 19. Feb 2023, 12:24

Darken wurde immer angespannter, denn diese Situationen kamen ihm arg bekannt vor. Und sie hatten nie etwas gutes bedeutet. Er konnte nicht anders als die Eltern verdächtigen, dass sie Merion weh taten. So war es immer, die einem am nahestehendste Person von der man sich Heilung, Trost und Zuspruch erhoffte, verletzte und zerstörte einen am meisten. Er hatte das schon früh gelernt. Blut bedeutete gar nichts. Die Mutter hatte die ganze Macht und die nutzte sie auch voll aus. Zwar wußte der zerbrochene Prinz, dass dies hier in Dea al Mon irgendwie anders lief, doch so viele Einblicke und Erfahrungen hatte er dort noch nicht gemacht und die Sorge um Merion ließ ihn das Schlimmste vermuten.
Bei den Worten, die Merions Mutter an den Jugendlichen gerichtet hatte, während sie ihn auszog, hatte es Darken halb den Magen umgedreht und er hatte sich kaum beherrschen können nicht durchzudrehen. Dort wo andere eine normale, liebevolle Szene sah, konnte der Prinz bloß Mißbrauch, Falschheit und Demütigung erkennen. Er wollte die Frau von seinem Freund wegreißen, ja, sie gar töten und es kostete ihn Mühe diese Mordlust aus seinen Augen fernzuhalten. Wie konnte sie es wagen ihren eigenen Sohn auszuziehen und ihn zu berühren? Was sollte das für eine Medizin sein? Darken hatte gedacht, die Eltern hier wären anders, doch sie schienen genauso grausam.
Erst unter der Androhung ganz aus dem Haus geschmissen zu werden, fügte der junge Prinz sich scheinbar. Während er auf der Bank saß, überlegte er fieberhaft wie er Merion helfen konnte. Lord Riendes verfügte über seine Juwelenkraft und er war stark. Darken konnte auf normale Weise nicht gegen ihn ankommen. Aber irgendetwas mußte er einfach tun! Seine Hand ballte sich zitternd zur Faust.

Der Dea al Mon brachte Tee und reichte Darken eine Tasse. Der Prinz spürte wie heiß die Brühe war, überlegte, ob er sie dem Mann ins Gesicht schütten sollte. Das würde ihn für einen Moment außer Gefecht setzen und er könnte Merion holen...
Aber der hatte immer beteuert, dass seine Eltern ihn nicht bestraften... vielleicht passierte ihm doch nichts... Darken wußte nicht mehr weiter und all die auf ihn einströmenden Gedanken seiner anderen Splitter machte es nicht unbedingt leichter sich zu konzentrieren. Dann sah er allerdings wie Lariel sich wie selbstverständlich auf den Schoß ihres Vaters setzte, der sie herrisch an sich presste. Darken blickte die beiden perplex an und als Merion im Nebenraum auch noch aufstöhnte vor Schmerzen, kannte der Prinz kein Halten mehr, schoss wieder in die Höhe, schleuderte die Teetasse von sich und rannte zum Schlafzimmer.
"Ihr seid doch alle krank!", rief er wütend, riss die Türe auf. Der Prinz wollte schon in den Raum stürmen, als er gegen ein unsichtbares Schild knallte, das daraufhin grün schillernd aufflackerte. Wütend fauchte Darken auf, stemmte sich dagegen. "Nimm deine dreckigen Hände von ihm weg! Du sollst ihm nicht weh tun!", schrie er Merions Mutter an, die ihn jedoch offensichtlich nicht hörte und ungerührt weiter Merion betatschte, der von alledem nichts mitbekam. Der Anblick machte den Jugendlichen rasend.
Darkens Hand versuchte den Schild zu durchdringen, hieb dagegen bis ihn abrupt der Dea al Mon zurückriss. "Lass mich los!" Verbissen versuchte der Prinz sich zu wehren, schlug und trat einfach gegen alles, während er vor seinem geistigen Auge wieder Talian sah und wie sie ihn behandelt hatte.
Hör auf, Darken, hör auf, schluchzte Minan in seinem Inneren. Hör auf! Der Prinz hatte begonnen aus der Nase zu bluten.

Re: Rückkehr der Erinnerungen

So 19. Feb 2023, 12:29

Anstatt, dass Minan ihm nun erzählte, was auf dem Ausflug geschehen war und warum er den Schuld sei, wie er es im Aufzug angedeutet hatte, schleuderte der Prinz seine Teetasse von sich, brüllte, sie seien alle krank und stürmte los. Perplex starrte Teron den Jungen an, während Lariel wieder heftig erschrack und sich an ihn presste. Behutsam hielt er sie weiter im Arm, wollte gleichzeitig auch Minan hinterher, da er den ganz offensichtlich ziemlich verwirrten Jungen nicht einfach in seinem Haus herumtoben lassen wollte. So erschuf er auch gleich einen Schild und einen Hörschutz vor seinem Schlafzimmer, als er realisierte, wohin er wollte.

"Bleib hinter mir und schütze dich mit einem Schild, Lariel", wies er seine Tochter ruhig an, schob sie sanft von seinem Schoss. "Ich werde mich um Minan kümmern. Er hat wohl ganz fest Angst um Merion und weiss nicht so recht, wie er damit umgehen soll." Das war zumindest die einzige Erklärung, die er seiner Tochter so auf die Schnelle geben konnte und die sie auch verstand.
Teron selbst kam noch eine andere Vermutung. Von Merion wusste er, dass Minan nie gut mit seiner Mutter ausgekommen war und dass er nicht einarmig geboren worden war. Vielleicht war der Prinz gerade in seinen Erinnerungen von damals gefangen, als er seinen eigenen Arm verloren hatte. Für ein Kind musste das noch viel Schlimmer sein, als für einen Erwachsenen und für die war es schon schlimm genug.

"Minan, beruhige dich", rief er dem Prinzen hinterher, eilte ihm auch gleich nach. Doch dieser reagierte nicht, hämmerte wie wild gegen den Schild. Wenn er so weiter machte, würde er sich noch selbst verletzen. So packte er Minan an der Schulter und zerrte ihn herum. Da fing dieser an, sich wie verrückt zu wehren und um sich zu schlagen. Geistesgegenwärtig wehrte Teron einen Hieb in den Magen und gleich darauf eine Faust ins Gesicht ab.
Dunkelheit, der Junge war wirklich ausser Rand und Band. Einem Impuls folgend umarmte er ihn schlichtweg von hinten, liess ihn nicht los, so dass Minan sich nur noch in seinen Armen winden, ihn aber nicht mehr verletzen konnte. Dann drehte er sie beide so, dass sie gemeinsam ins Schlafzimmer sehen konnten, wo sich Shardala vorsichtig um Merions Fuss kümmerte, der wirklich furchtbar aussah.
"Minan, komm wieder zu dir", redete er eindringlich auf den Prinzen ein. "Sie tut ihm nicht weh. Sie heilt ihn. Meine Frau kann das gut. Sieh hin. Sie schliesst die Wunden. Aber dazu braucht sie Ruhe. Du willst doch auch, dass es Merion wieder besser geht. Du magst ihn doch. Sieh ihn. Sie hilft ihm. Es wird wieder gut werden. Du brauchst keine Angst zu haben."

Re: Rückkehr der Erinnerungen

So 19. Feb 2023, 12:30

Während Darken noch um sich schlug, packte ihn der Dea al Mon plötzlich und hielt ihn fest. Es beruhigte den Jugendlichen nicht wirklich, stattdessen machte es ihm im ersten Moment noch aggressiver. Es war für ihn unerträglich, wenn man ihn gegen seinen Willen festhielt und es rief sofort eine Menge schmerzhafter Erinnerung hervor.
"Lass mich los! Nimm deine Finger da weg!", brüllte er, bockte und trat nach hinten, um den Krieger irgendwie zu erwischen. Lord Riendes blieb unerbittlich und neben seinem Widerstand war da auch noch Minan, der ihn in seinem Geist beschwor aufzuhören. Durch den inneren Kampf hatte Darkens Nase angefangen zu bluten. Irgendwann hielt er stiller, vermochte auch wieder die Worte des Dea al Mon vernehmen, der ihm erklärte, dass Merions Mutter ihrem Sohn nicht weh tat, sondern ihm half.
Das konnte Darken noch eine Weile nicht glauben, er mußte es mit eigenen Augen sehen, um sich davon zu überzeugen und bei jeder allzu intimen Berührung begehrte er wieder auf.
"Ich hab keine Angst!", fauchte der Prinz, "Ich wollte nur bei ihm sein. Hättest du mich zusehen lassen..." Wieder versuchte er Teron abzuschütteln. Darken hasste die Berührung, hatte momentan allerdings eingesehen, dass Kämpfen nichts brachte. Er traute der ungewohnten Situation nicht, hielt seinen Blick gerade auf die Szene im Schlafzimmer gerichtet.

Endlich lockerte der Dea al Mon den Griff und Darken riss sich sofort los, um Abstand zwischen sich und dem Mann aufzubauen. Darken stellte sich wieder an das durchsichtige Schild, sah ins Schlafzimmer hinein und kam sich sehr weit weg vor. Da fiel ihm auf, dass ihm Blut aus der Nase tropfte.
"Scheiße..", murmelte er, wischte es hastig ab. Aus den Augenwinkeln sah Darken wie Lariel sich weinend hinterm Sofa versteckt hatte. Dabei war er der Splitter gewesen, der immer am besten mit ihr ausgekommen war. Er hatte sie gerne geneckt.
Langsam war der Prinz wieder fähig zu erkennen, dass die Heilerin sich tatsächlich nur normal um Merion kümmerte und jetzt seinen Fuß heilte. Aber in seiner Vorstellung hatte sich hinter der Schlafzimmertüre alles möglich abspielen können. Er hatte wirklich geglaubt, dass Merions Familie schrecklich und grausam war. Gänzlich vom Gegenteil war Darken weiterhin nicht überzeugt. Er merkte nur, dass er enttäuscht gewesen war, als er geglaubt hatte sie wollten Merion etwas antun.
Bedeutete das, er hatte begonnen ihnen zu vertrauen?
Da reichte Lord Riendes ihm ein Taschentuch, meinte, dass alles wieder gut werden würde. Darken blickte das Tuch an wie als würde es eine weitere Falle bedeuten, nahm es dann aber schließlich doch und wischte sich das Blut ab.
"Ich bin kein kleines Kind mehr. Das Märchen kannst du wem anderen erzählen", knurrte er. Alles wird wieder gut. Für ihn hatte diese Phrase keine Bedeutung. Es war nie etwas wieder gut für ihn geworden. Nicht ein einziges kleines Mal.
"Für ihn soll alles wieder gut werden", bemerkte Darken mit ernstem Blick ins Schlafzimmer.

Re: Rückkehr der Erinnerungen

So 19. Feb 2023, 12:44

Es dauerte lange, bis Minan wieder ruhiger wurde. Zu sehr hielten ihn die Dämonen aus seiner Vergangenheit fest. Auf einmal tat der Junge ihm leid, auch wenn Teron vorhin noch ziemlich wütend auf ihn gewesen, weil er seine Familie so durcheinander brachte. Doch während er den Jugendlichen festhielt, spürte er, wie auch Minan litt. Wie er sich sorgen um Merion machte und mit der Situation einfach nicht klar kam. So sprach er ihm gut zu und liess ihn zusehen, wie Shardala, um die Gesundheit von Merion kämpfte.

Schliesslich konnte er den Jungen aber loslassen, der gleich sofort auf Abstand ging und besorgt ins Schlafzimmer starrte. Teron hingegen blickte besorgt zu seiner Tochter, die sich heulend hinter das Sofa verkrochen hatte. *Keine Angst Lariel*, beruhigte er sie liebevoll. *Er tut dir nichts. Minan ist selber nur ganz erschrocken, weil Merion so ein hohes Fieber hat. Aber Mama kümmert sich gut um ihn. Du wirst sehen. Minan kennt sie nicht, weiss nicht, wie gut sie heilen kann. Deswegen ist er so ausser Rand und Band. Hab keine Angst. Ich komme gleich zu dir.*

"Hier", reichte er Minan sein Taschentuch, da er mitbekommen hatte, dass der Prinz aus seiner Nase blutete. Bei dessen gefluche wäre es auch schwer gewesen, das nicht mitzubekommen. "Es wird alles wieder gut. Meine Frau versteht ihre Arbeit." Minan wollte jedoch nichts davon hören und klang dabei reichlich bitter. Der Verlust seines Armes hatte ihn offensichtlich sehr schwer getroffen. Da waren noch längst nicht verheilte Wunden in dem Prinzen. Doch wenigstens wollte er auch, dass es Merion gut ging.

"Du magst ihn sehr, nicht wahr?" fragte Teron leise. Es war schon noch etwas merkwürdig, dass sein Sohn bereits eine derart feste Beziehung hatte. Dabei war er doch noch so jung. Andererseits war Merion schon immer sehr ernsthaft gewesen. "Wenn du willst, dass für Merion alles gut wird, dann verstehe ich nicht, warum du so ein Theater machst. Warum du meine Frau ihn nicht heilen lassen willst und mich davon abhälst ihr und meiner Tochter beizustehen. Es kann sein, dass sie jederzeit etwas von uns braucht. Doch wie soll ich ihr das geben können, wenn du so eine Aufruhr machst, Prinz Darken. Wenn du dich ruhig verhälst, darfst du von mir aus hier vor der Türe warten, bis Shardala fertig ist. Aber nacher gehst du bitte." Oder er würde doch noch Lady Sitara behelligen müssen.

Re: Rückkehr der Erinnerungen

So 19. Feb 2023, 17:37

War das nicht mittlerweile offensichtlich? Natürlich mochte er Merion sehr. Er liebte ihn sogar, doch das wollte er dem Vater nicht sagen. So nickte Darken nur, hielt seinen Blick weiterhin ins Schlafzimmer gerichtet. Der Dea al Mon fragte ihn, warum er so ein Theater mache, denn damit würde er die Heilung von Merion nur verzögern. Terons Frau könnte ihn oder ihre Tochter jederzeit brauchen, aber dann könnte er ihr nicht beistehen, da er sich um den randalierenden Prinzen kümmern müßte.
Darken warf ihm einen missmutigen Blick zu. Er mißtraute der Familie, nur wußte er nicht, ob er das jetzt noch so sagen konnte, wo die Mutter augenscheinlich Merion wirklich nur half. "Ich bin es nicht gewohnt, dass Eltern so nett zu ihren Kindern sind...", murmelte er leise, so dass Lariel es möglichst nicht hörte. "Ich dachte..." Er überlegte kurz. "Ach, ist ja auch egal.." Er wollte sich dem erwachsenen Dea al Mon nicht erklären. Darken mußte sich nicht rechtfertigen. Sollten die doch denken was sie über ihn wollten.

Allerdings wollte Lord Riendes, dass er nach der Heilung gehen sollte. Darken hatte nicht vor Merion alleine zu lassen. "Nein, ich bleib bei ihm", beharrte er. "Ich will nochmal mit ihm reden." Sie konnten ihn nicht so einfach rausschmeißen. Und wenn sie es taten, um dann erst richtig Merion leiden zu lassen? Darken war sich nicht sicher. Er mußte es sehen, um sich zu überzeugen. Er mußte Merion davor beschützen.
So ließ der Prinz sich nicht vom Türeingang wegbewegen und beobachtete alles was die Heilerin tat. Selbst Darken hätte ihr gerne geholfen, Merion beigestanden. Dass sie ihn nicht zu seinem Freund ließen, gefiel ihm gar nicht.

Re: Rückkehr der Erinnerungen

So 19. Feb 2023, 18:53

Die Antwort des Prinzen liess ihn aus allen Wolken fallen. Ich bin es nicht gewohnt, dass Eltern so nett zu ihren Kindern sind. Was sollte das denn bitte bedeuten? Dass war doch selbstverständlich, dass man sich um seine Kinder sorgte. Teron hatte von Merion zwar gehört, dass Minan sich nicht gut mit seiner Mutter verstanden hatte, doch diese Aussage eben im Zusammenhang mit Minans Verhalten deuteten darauf hin, dass 'nicht gut verstanden' eine gewaltige Untertreibung war.

"Shardala und ich, wir lieben unsere Kinder und würden ihnen niemals ein Leid antun", stellte Teron aufgewühlt klar. Eher würden sie sich selber verletzen, als ihnen absichtlich wehtun. "Was auch immer du gedacht hast, Merion ist bei uns in Sicherheit." Ganz im Vergleich dazu, wenn Merion bei seinem Freund war. "Du kannst mit ihm sprechen, wenn es Merion wieder besser geht."

Teron ging jedoch nicht weiter darauf ein, sondern kümmerte sich erst einmal um seine Tochter, die noch immer ganz verschreckt auf dem Sofa sass. Da Minan nacher jedoch nicht gehen wollte, sah Teron in der Situation keine andere Möglichkeit, als beim Hof anzufragen, ob er mit der Königin sprechen durfte. Ein Freund von ihm arbeitete im dritten Kreis half ihm dabei, Kontakt mit Lady Sitara aufzunehmen. Dabei war es ihm höchst unangenehm, sie zu belästigen. Doch wenn Shardala fertig mit dem Heilen war, würde sie erschöpft sein. Teron wollte den Schild dann nicht senken, wenn der wild gewordene Jugendliche noch immer hier in seinem Zuhause war.

Zehn Minuten später klopfte es auch schon leise an die Wohnungstüre. Teron erhob sich und ging mit Lariel die Türe aufmachen. Minan schien davon nichts mitzubekommen, starrte noch immer wie gebannt durch den Schild.
"Tritt ein Lady Sitara und sei willkommen", lud er die Königin leise ein. "Prinz Rall." Respektvoll verneigte er sich nacher auch noch vor dem Haushofmeister. "Es tut mir Leid, dass ich dir solche Umstände mache, Königin. Aber er glaubt mir nicht. Vielleicht kannst du mit ihm sprechen."
"Ist schon gut Lord Riendes", lächelte die Königin ihn freundlich an, nickte ihm zu und ging dann zu Minan, um ihn sacht an der Schulter zu berühren und ihn anzusprechen. "Minan? Was ist denn passiert?"

Re: Rückkehr der Erinnerungen

So 19. Feb 2023, 19:47

Der Dea al Mon bekräftigte energisch, dass sie ihre Kinder lieben würden. Jaja, Darken kannte diese verdrehte Art von "Liebe", die man für seine Kinder übrig hatte. Es gab keine Grenzen. Die Kinder waren den Eltern schutzlos ausgeliefert und vor ihnen mußte man sich am meisten in Acht nehmen. Das war die Lektion, die Darken schon sehr früh gelernt hatte. So konnte er den Beteuerungen immer noch nicht glauben. Egal wie oft Lord Riendes behauptete, Merion wäre bei ihnen gut aufgehoben. Wieso wollte der Mann ihn dann nicht zu Merion lassen, wollte ihn wegschaffen und vertröstete ihn auf später?
"Noch heute?", wollte Darken wissen, aber der Mann wich ihm aus und ging, um leise mit Lariel zu reden und sie zu beruhigen. Darken hatte nicht gewollt, dass das Mädchen das mit ansah, aber in dem Augenblick hatte er keine Rücksicht nehmen können. Er hatte sich nicht bremsen können.
Schweigend und seinen eigenen Gedanken nachhängend, die sich größtenteils um Merions Familie drehte, sah der Jugendliche weiter dem Heilungsprozess zu. Merions Mutter mußte doch langsam mal fertig sein. Hoffentlich konnte sie das Fieber seines Freundes senken.

Im ersten Moment bekam Darken da gar nicht mit, dass Eoshan und Pyratres aufgetaucht waren. Und als er es merkte, sah der Prinz nicht ein sich wegen dem Abholkommando umzudrehen. Neue Wut wuchs in ihm, dass Lord Riendes sich jetzt auch noch Hilfe holte, um ihn rauszuschmeißen. Er hatte sich scheinbar sehr unbeliebt gemacht.
Was, wenn sie uns nie mehr zu Merion lassen, sorgte Minan sich.
Eoshan trat zu ihm, berührte ihn an der Schulter und fragte leise, was los wäre. Darken sah kurz zu ihr, senkte das Tuch, das das Nasenbluten inzwischen gestoppt hatte. Was sollte er sagen? Sie mußte ihm helfen und dafür sorgen, dass Merion in Sicherheit kam. *Ich dachte, sie tun ihm weh*, sandte er aufgewühlt. "Merion hat sich erkältet und sich den Fuß verletzt, als wir auf dem Ausflug waren." Minan hatte seiner Schwester bei einem Essen erfreut von der kleinen Feier zu ihren 3 Monaten erzählt. "Wir sind auf den Winden gereist, dann ist er zusammengebrochen, aber jetzt wollen sie mich nicht zu ihm lassen. Er will mich rausschmeißen." Den letzten Teil hatte er nur noch sehr leise erzählt. "Ich muss sehen, obs ihm gut geht. Er ist schutzlos."

Re: Rückkehr der Erinnerungen

So 19. Feb 2023, 19:57

Natürlich war sie sofort losgeeilt, als sie die besorgte Botschaft von Teron Riendes erhalten hatte. Eoshan wusste, dass Minan den Eltern von Merion nicht so recht traute. Genauer gesagt traute er gar keinen Eltern. Es war nur so, dass er nun durch seinen Freund öfters mit dessen Eltern Kontakt hatte und denen eben besonders misstraute, weil er Merion so gerne hatte und ihn beschützen wollte.
Dummerweise war Pyratres gerade bei ihr gewesen, als sie den Speerfaden erhalten hatte und hatte es sich natürlich nicht nehmen lassen, sie zu den Riendes' zu begleiten. Er meinte es bestimmt nur gut. Königin beschützen und der Kram. Nur befürchtete Eoshan, dass dies Minan noch verschlossener machen würde. Deswegen war sie auch sehr froh, dass Pyratres sich dezent im Hintergrund hielt und im Gang blieb.

*Und? Tun sie es?* sandte sie Darken fragend zurück. Sie nahm seine Befürchtung ernst, auch wenn sie sich ziemlich sicher war, dass die Riendes Merion nichts antaten. Doch Darken musste es selber erkennen. Worte allein reichten offensichtlich nicht aus. Deswegen hatte sich Eoshan auch erst einmal von Darken die Situation erklären lassen.

"Darken", sie antwortete ihm ganz leise, damit Teron nicht hörte, wie sie ihren Bruder ansprach. Der Krieger war wieder zurück ins Wohnzimmer gegangen, um bei seiner Tochter zu sein. "Das hier ist sein Schlafzimmer. Wir müssen respektieren, dass dies sein Reich, sein Rückzugsort ist, in den er keine Fremden lassen will. Dir geht es doch genau so. Du willst auch niemanden in dein Schlafzimmer lassen. Zudem ist seine Frau, die er so liebt, wie du Minan liebst, darin, die ihre Kräfte braucht, um ihren gemeinsamen Sohn zu heilen. Sie ist ebenfalls schutzlos. Deswegen will er dich nicht zu ihr und damit zu Merion lassen." Teron hatte ihr das zwar nicht gesagt, aber das Leben in Dea al Mon führte zu diesem Gedankengang.

"Weisst du, als du damals die ganzen Schnitte an deinem Körper hattest, haben wir auch niemanden zu dir gelassen", erklärte Eoshan. "Einerseits weil du Ruhe und Zeit zur Erholung brauchtes, andererseits weil die Heilerinnen Ruhe brauchten, um dich heilen zu können. Du hilfst Merion nicht, wenn du nun da reinstürmst und seine Mutter ablenkst." Sanft streichelte sie Darken über den Rücken und lächelte ihn an. "Merion hat das auch gar nicht gefallen wollen damals, als wir ihn nicht zu dir gelassen haben. Doch er hat brav vor der Türe gewartet. Wie du es jetzt tust." In dem Moment erhob sich Lady Riendes und Lord Riendes schob sich an ihnen vorbei durch den Schild ins Schlafzimmer, um seine Frau zu umarmen und zu stützen.
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