Re: Scherben zusammensetzen
von Merion » So 5. Feb 2023, 21:13
Merion ging auf, dass Minan anscheinend gar nicht genau wusste, was es bedeutete treu zu sein. Um es ihm erklären zu können, überlegte der Krieger für sich, was dies bedeutete und merkte dabei, dass es ihm selber gar nicht so hundertprozentig klar war. So nickte er auch nur zögerlich.
"Ja, ich glaube, da ist noch mehr", begann er überlegend. "Weil eine Beziehung ist doch auch viel mehr als das Vereinen zweier Körper. Das hat doch auch mit dem Geist und der Seele zu tun. So gesehen, könnte man sogar sagen, dass man schon dann den Partner betrügt, wenn man von jemand anderem bewusst sexuell träumt oder sich vorstellt, wie es mit jemand anderem wäre. Aber ich glaube, das... das ist zu extrem und gar nicht realisierbar. Denn wie du sagst, in den Gedanken ist man frei und es ist so schnell passiert, dass man sich so etwas vorstellt, ohne dass man es vielleicht wollte. Würde man es so eng sehen, dann hätte ich dich auch schon betrogen."
Verzeihend blickte er seinen Freund an und hoffte, dass er ihm nun nicht zu böse war. "Also wenn man jemanden anderem körperlich schläft, ist das bestimmt Betrug, ausser man hat eine dieser komischen, offenen Beziehungen. Das was du mit Lia hattest, war zwar nicht körperlich, aber doch mehr, als eine reine Fantasie. Oder? Also so wie ich das verstanden habe, ist das etwas sehr intimes."
Merion schwirrte der Kopf. Es war wirklich nicht leicht zu erklären, was Treue war. Besonders wenn man dabei merkte, dass man selber nicht so genau wusste, was Treue nun überhaupt bedeutete. Aber hatte er dann überhaupt ein Recht darauf wütend auf Minan und verletzt zu sein. Er hätte ihm ja vorher auch sagen können, was für eine Beziehung er mit ihm wollte. Andererseits hatte er auch gedacht, dies sei klar.
Minan erzählte ihm nun, dass er versprochen hätte, es für sich zu behalten und er es deswegen nicht sagen könnte. Aber Lia hatte sich bei ihm ausgesprochen mit der Meinung, sie würde mit sich selber reden und im Nachhinein sei sie sauer geworden, weil es nicht so gewesen war. Nur hatte der Prinz nicht realisiert, dass sie es nicht gewusst hatte und nun waren alle böse mit ihm. Das fand Merion hingegen auch nicht gut. Er war zwar verletzt, aber deswegen durften noch lange nicht alle auf Minan herum haken.
"Oje", seufzte er und drückte tröstens die Hand des Prinzen. "Du hast ja wirklich ein Talent, in Missverständnisse zu geraten. Aber ich glaube dir, dass du sie nicht in deinen Traum einladen wolltest. Und du denkst, sie ist jetzt fort zu ihrer Familie, weil sie sauer auf dich ist? Doch woher hättest du auch wissen können, dass sie nicht weiss, dass du in ihrem Traum bist, während sie..." Merion kam etwas in den Sinn und er blickte Minan mit grossen Augen und rotwerdend an. "Sag mal... sie hat es die ganze Zeit nicht gewusst? Also auch nicht als ihr...? Sie hat da gedacht, sie träume?"