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Vierundzwanzig Stunden





Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Darken » Mi 2. Nov 2022, 20:17

Also so wie ich das sehe, stehen wir vor einer Entscheidung und du bist unfähig sie zu treffen. Der dunkle Minan, der, der noch beide Arme hatte, blickte ihn lächelnd an.
Ich werde mich entscheiden... ich brauch nur mehr Zeit... ich will... ich weiß nicht...
Du bist zu schwach!, entschied sein anderer Teil. Wie ein Schatten floss er über die grauen Nebel. Ich werde diese Entscheidung treffen, ich habe immer entschieden, was gut für uns ist... ich habe die meisten Schmerzen von allen ertragen...
Wir sind trotzdem zerbrochen... es ist vorbei... er hörte leise die Stimme von Timaris, so fern als wäre sie in einer ganz anderen Welt. Minan kämpfte dagegen an, nicht diesen anderen Teil von ihm die Oberhand gewinnen zu lassen, doch es war furchtbar schwer. Ich muss das allein schaffen... ich kann genauso stark sein...
Du hast nur einen so starken Willen wegen mir...

Leben kehrte zurück in seine Augen und Minan keuchte auf. Zuerst wußte er überhaupt nicht wo er war, dann nahm er langsam seine Umgebung wieder wahr. Timaris...
"Ich habe euch gehört... von so weit weg...", flüsterte er und lächelte erschöpft. "Es ist manchmal so schwer..." Er schwieg, blieb einfach liegen wo er war. "Ich bin zerbrochen", gestand er ihr dann. Vermutlich würde sie im ersten Moment nicht verstehen, denn es war doch für jedermann ersichtlich, dass seine Juwelen ausgebrannt und man ihn zerbrochen hatte. Doch gerade jetzt meinte er es auf eine völlig andere Weise.
"Ich mußte... ich mußte mich zerbrechen... alleine habe ich es nicht mehr geschafft..." Beschämung stieg in seine Augen. Er war nicht stark genug gewesen so lange durchzuhalten. "Deswegen ist es so schwer, sich zu entscheiden." Minan seufzte. "Weil alle etwas anderes wollen..." Und es war so anstrengend, kurz fielen ihm die Augen zu, dann öffnete er sie wieder, sah Timaris an. "Ich muss die Splitter wieder zusammenfügen... ich weiß nur nicht wie... der Ring hat Talian vor dem Anderen beschützt... aber jetzt will er wieder mitbestimmen... es ist so schwer..."
Er seufzte. Sicher würde Timaris ihn jetzt für verrückt halten. Für ihn war dieser Zustand normal, nur so hatte er überleben können.
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von Anzeige » Mi 2. Nov 2022, 20:17

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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Timaris » Mi 2. Nov 2022, 20:24

Erleichtert sah sie ihn an, als er wieder die Augen aufschlug. Und sie hielt ihm erst einmal ein Glas klares Wasser entgegen. Da er aber es aber nicht mehr mit Hilfe seiner Juwelen überprüfen konnte, trank sie erst einen Schluck daraus, so dass er deutlich sehen konnte, dass sie auch wirklich trank. Vielleicht würde er es verstehen.

"Es freut mich, dass ihr mir zugehört habt Prinz Darken", sagte sie lächelnd. "Es ist manchmal wirklich schwer zu zu hören, egal ob man nah oder fern ist." Sie nickte dazu, dass er zerbrochen war. das war ja klar. Doch es schien mehr hinter seiner Aussage zu stecken. Seine nächsten Worte bestätigten es. Erst begriff sie lange nicht, doch dann keuchte sie überrascht auf.

"Ihr habt Euch selber zerbrochen?" fragte sie verblüfft und eindeutige Bewunderung schwang in ihrer Stimme mit. "Ihr habt Stück für Stück von Euch selber weggesperrt, um Eure stärkste Seite dies alles überstehen zu lassen? Beim Feuer der Hölle, das ist ja eine beachtliche Leistung. Ich habe noch nie auch nur von jemandem gehört, der das gekonnt hatte. Alle anderen waren dazu zu schwach gewesen. Ihr Lebenswille versiegte zu rasch."

Sie sah ihm fest in die Augen. "Das ist nichts weswegen ihr euch zu schämen braucht, Prinz Darken. Nein, überhaupt nicht, darauf könnt ihr sogar stolz sein. Und wir werden bestimmt herausfinden, wie wir die verschiedenen Teile Eurer selbst wieder zusammensetzen können. Kein Wunder ist es für Euch so schwer Euch zu entscheiden. Aber ein paar mal habt Ihr es ja schon geschafft", murmelte sie vor sich hin.

Sie wusste nicht genau wer ER war, doch sie konnte es sich inzwischen vorstellen. "Nun, wenn Er mitbestimmen will, ist das vielleicht gar nicht so schlecht", überlegte sie freundlich. "Schliesslich ist Er ja ein Teil von Euch. Solange nicht nur Er über Euch bestimmt. Ich werde Euch Zeit lassen Prinz. Soviel Zeit wie ihr wollt. Auch könnt Ihr jeder Zeit wieder zu mir zurück kehren und Ihr braucht auch nicht Angst zu haben, dass Ihr es mir nicht recht machen könntet. Das wäre nicht schlimm." Freundlich lächelte sie ihn an. "Aber vielleicht könnt ihr schon mal eine kleine Entscheidung treffen. Möchtet Ihr, dass ich Euch weiterhin sieze, oder wollen wir uns duzen, oder soll es wieder so sein wie zuvor, dass Ihr mich siezt und ich Euch duze?"
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Darken » Mi 2. Nov 2022, 20:28

Er nickte matt, als sie ihn fragte, ob er sich selbst zerbrochen hatte.
"Ich wollte immer leben", sagte er leise, "Auch wenn ich dafür alles andere opfern mußte..." Ja, überleben um jeden Preis... doch die Opfer waren so hoch gewesen.
Minan lächelte kurz, als Timaris ihm sagte, er könne darauf sogar stolz sein, weil dies gewiss nicht jeder geschafft hätte. Er wußte nicht, ob es so war. Damals war es ihm wie der einzige Ausweg vorgekommen. Trotzdem wäre er jetzt viel lieber wieder ganz gewesen, als so furchtbar zerteilt. Zerrissen.. zersplittert...

Er schüttelte sofort den Kopf, als Timaris meinte, es wäre vielleicht gar keine so schlechte Idee, den Anderen mitbestimmen zu lassen. Nein, er durfte nicht hierher kommen... Minan wußte, dass er das nur tat, um sie alle zu beschützen, aber jetzt wo Talian tot war, war das vielleicht nicht mehr notwendig. Er wollte wieder selbst stark sein können.
"Ich schreie und weine nie, wenn er da ist", verriet er ihr leise, damit sie den Anderen erkennen würde, wenn er da sein würde. Minan nahm ein Schluck von dem Wasser, was Timaris ihm angeboten hatte. Sie stellte ihn vor eine neue Entscheidung und dieses Mal war er sogar froh darüber.
"Es wäre schön, wenn ihr mich wieder dutzen könnt... das andere klingt so seltsam..." Er lächelte leicht verlegen. Über das andere war er sich nicht so im Klaren. "Darf.. ich euch... dich wirklich duzen?", er flüsterte es furchtsam. "Ihr seid doch meine Herrin..."
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Timaris » Mi 2. Nov 2022, 20:30

Er war ja so süss, wenn er lächelte. Aber vor IHM schien er Angst zu haben. Das war etwas, dass sie sich merken musste. Damit würden sie sich wohl noch auseinander setzen müssen. Aaron schreit und weint auch nie, schoss es ihr durch den Kopf. Aber Minan nickte sie nur freundlich zu, um ihm zu verstehen zu geben, dass sie seine Warnung verstanden hatte.

Sie grinste ihn an. "Ja, das kann ich mir vorstellen, dass sich das für dich seltsam anhört. Aber du wirst dich wohl daran gewöhnen müssen, denn ab jetzt wird jeder höfliche, fremde Mensch dich so ansprechen." Sie nickte bestätigend. "Ja, Minan, du darfst mich duzen und mich auch bei meinem Vornamen nennen, wenn du willst. Schliesslich habe ich es dir angeboten. Aber ich bin nicht deine Herrin. Ich bin noch nicht einmal deine Königin. Es sei denn du willst es."
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Darken » Mi 2. Nov 2022, 20:32

"Solche Menschen gibt es?", fragte er leise zurück und setzte sich dann ein wenig auf. "Dann habe ich die bisher noch nie kennengelernt... aber ihr seid nett." Jedenfalls jetzt war sie nett. Wieder lächelte er sie an. Selbst wenn er vieles von dem, was Timaris tat, noch nicht so recht glauben konnte... vertrauen konnte er ihr nicht. Noch nicht.
Ein wenig überrascht blickte er sie an, als sie ihm weiter sagte, sie wäre weder seine Herrin noch seine Königin. Es sei denn, er wollte das.
"Ich weiß nicht... ob ich dich... dutzen kann. Das klingt auch so seltsam." Und doch hatte es einen schönen Klang, wie als wären sie gleichwertig, auch wenn das nicht stimmte.
Machst du dir etwa Hoffnungen? Hast du vergessen? Sie sagt es nur, um dich in Sicherheit zu wiegen, irgendwann wird sie erbarmungslos zuschlagen und alles wieder zerstören. Fall nicht darauf rein.

"Ich.. überlege mir das, ob ich euch... dir dienen will. Ich muss es mir überlegen", entschied er.
Glaubst du sie lässt dich wirklich entscheiden? Nur wenn du so wählst wie es ihr passt. Willst du nicht sehen wie weit deine Freiheit geht? Sag Nein. Oder hast du etwa Angst davor, herauszufinden, dass alles nur eine Lüge war? Sie ist nicht nett, sie ist nur verschlagen.
Minan nahm hastig noch einen Schluck Wasser, wagte nicht mehr Timaris anzublicken.
"Es.. fällt mir immer noch schwer, das alles zu glauben. Dass ich jetzt frei bin und selbst entscheiden darf... bin ich das wirklich?", mußte er sich wieder vergewissern. "Ihr.. du bist nicht böse, wenn ich mich anders entscheide?"
Sag Nein und finde es heraus... du bist lange genug vor anderen herumgekrochen. Es waren nicht nur seine Zweifel, die da sprachen. Es war jener Teil von ihm, der ihm all das sagte, um ihn zu beschützen. Ihn davor zu bewahren, abermals enttäuscht zu werden, ihn davor zu bewahren, zu hoffen, wo es nichts zu hoffen gab. Keine Hoffnung, kein Vertrauen... dann würde er auch nicht enttäuscht werden.
"Du hast doch auch noch andere Sklaven... denen helft ihr nicht. Warum hilfst du mir und denen nicht?", traute er sich zu fragen, versuchte irgendwo ein altes Muster zu erkennen, wo keines war.
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Timaris » Mi 2. Nov 2022, 20:34

Irgendwie kamen sie auf einmal wieder gut vorwärts. Aber er stellte viele komplizierte Fragen, die sie ihm zwar alle wahrheitsgemäss beantworten wollte, doch nicht wusste, wie er darauf reagieren würde. Überforderte es ihn dann wieder?

Zögerlich widmete sie sich erst einmal seiner letzten Frage. "Wieso ich dir helfe, weiss ich noch nicht einmal selber. Ich habe einfach das Bedrüfnis dazu. Aber keine Angst, wenn ich mir etwas vorgenommen habe, dann bleibe ich auch dabei. Dieses Bedürfnis wird nicht einfach so wieder aufhören. Wieso ich meinen anderen Sklaven nicht helfe, hat der Grund, dass ich nicht nett bin, wie du vorhin gesagt hast. Ich bin zwar meistens ehrlich, doch nett bin ich keineswegs. Ich liebe es junge, gut aussehende Männer zu quälen und mit ihnen zu spielen."

Das würde ihn jetzt sicher erschrecken, aber andererseits kannte er das ja schon von Talian. "Wenn du dich anders entscheidest, als ich es gerne hätte, werde ich dir nicht böse sein. Es wird mir wohl nicht gefallen, doch ich will dir wirklich die freie Wahl lassen. Ja, du darfst selber entscheiden und ob du wirklich frei bist... Du bist auf jeden Fall kein Sklave mehr. Doch so wie ich das sehe, ist kein Mensch wirklich frei. Wir alle werden von unseren eigenen Ketten gefangen gehalten. Auch werden wir von den Konsequenzen, die unsere Taten hervor rufen, gefesselt." Ob das jetzt für ihn verständlich gewesen war?

"Entscheide in Ruhe, ob du mir dienen willst oder nicht", fuhr sie freundlich und leichter fort. "Das solltest du dir wirklich gut überlegen. Auch solltest du dir darüber im Klaren sein, was es heisst, mir zu dienen, denn ich bin ganz bestimmt keine einfache Frau und erst recht nicht eine nette Königin. Und wegen dem duzen, probiere einfach aus, was dir am besten passt und ich werde es annehmen." Sie lächelte herzlich. "Ja, solche höflichen Menschen gibt es. Doch es verwundert nicht, dass du sie bisher nicht kennen gelernt hast. Denn in Talian Umgebung gab es die höchstens bei ihren Bediensteten oder bei den Sklaven."
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Darken » Mi 2. Nov 2022, 20:38

"Du bist nett zu mir...", korrigierte er seine vorherigen Worte, als sie ihm sagte, dass sie nicht nett wäre. Warum half sie ihm und den anderen nicht? War er einfach nur interessant, weil Talian ihm so viel angetan hatte? Und später? Würde sie da wieder das Interesse verlieren und ihn so behandeln wie alle anderen? Timaris sagte ihm zwar, dass sie ihm weiterhin helfen wolle und dieses Bedürfnis nicht plötzlich aufhören würde, doch so ganz konnte er ihr nicht glauben.
Und sie quälte gerne junge Männer... das hatte er ja schon herausfinden dürfen. Warum sollte er dann überhaupt bei ihr bleiben, wenn er das wußte? Er sollte mit seinem Vater mitgehen und froh sein, wenn er hier weg war... aber sie wollte ihm helfen... sie konnte das vielleicht besser als alle anderen. Sie ist eine Lügnerin! Sie wird dir nicht helfen, sie wird dich nur benutzen und dann wegschmeißen, wenn du uninteressant geworden bist.

Aber sie war ehrlich. Timaris sagte ihm, sie wäre keine einfache Frau und Königin und es würde sicher schwer werden, ihr zu dienen. Nein, wir dienen ihr nicht. Wir sind vor Talian gekrochen, nie mehr wieder. Du brauchst es ihr nur zu sagen, du mußt nur den Mund aufmachen. Doch er tat es nicht, er nickte nur, über ihre Worte nachdenkend.
"Ich.. werde es mir überlegen. Und... wirst du ehrlich zu mir sein?", hakte er nach. "Immer?"
Selbst wenn sie ja sagt, du kannst es ihr nicht glauben. Du kannst niemanden glauben. Die Wahrheit ist nur eine Illusion, jeder glaubt an seine eigenen Lügen. Und niemand ist frei... Minan dachte an die Worte von Timaris, darüber, dass jeder von Ketten gefangen gehalten wurde. Er spürte diese Ketten immerzu, aber er war unfähig sie abzulegen. Nicht solange er daran glaubte, dass es keine Wahrheit und kein Vertrauen gab..
"Was darf ich denn tun bis mein Vater wiederkommt?", fragte er als nächstes leise. "Darf ich lesen lernen?" Minan hatte keine Ahnung wie schnell man das tun konnte. Er wollte einfach nur irgendetwas machen, was anders war als Frauen und Männern zu Diensten zu sein. Selbst wenn... wenn das eine Mal mit Timaris sogar gewollt war von ihm. Es war nur der Zauber, flüsterte eine Stimme in ihm.
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Timaris » Mi 2. Nov 2022, 20:39

Sie konnte richtig spüren, wie er mit sich selber kämpfte. Darum kämpfte ob er ihr vertrauen sollte oder nicht. Timaris überlegte, wie sie ihm begreiflich machen konnte, dass er ihr gar nicht vertrauen sollte, dass dies sicherer für ihn war und dass sie das auch gar nicht von ihm verlangte. Und selbst wenn, er brauchte dem noch lange nicht nach zu kommen.

Timaris nickte dazu, dass er es sich überlegen wollte, doch dann schlich sich ein trauriger Zug in ihre Augen. "Ich werde viel zu dir ehrlich sein Minan", sagte sie sanft. "Mehr als wahrscheinlich zu irgend einem Menschen sonst. Aber ich werde es nicht immer sein. Es gibt Dinge, von denen ich nicht will, dass du sie weisst und manchmal werde ich dich sogar anlügen müssen, um dir helfen zu können."

Ob er das jetzt verstanden hatte? Und warf es ihn jetzt wieder zurück? Sie hatte zwar Erfahrung mit Zerbrochenen, doch noch nie hatte sie versucht einen wieder so sehr auf zu päppeln, dass er wenigstens mehr oder weniger selbständig leben konnte. "Du darfst machen was du willst. Du kannst in den Garten gehen, Musik hören und du kannst lesen lernen. Das wird allerdings länger als zwei Tage dauern", erklärte sie lächelnd. "Das kann ich dir beibringen oder auch jemand anders hier im Schloss. Ich habe da zum Beispiel einen Sklaven, der sich sehr gut mit Büchern auskennt. Er ist etwa im gleichen Alter wie du."

Sie hielt kurz inne. "Und ach ja, was ich dir noch sagen wollte. Wenn du im Schloss herumspazierst und dir irgend etwas Angst macht, dann darfst du mich jeder Zeit rufen, egal wie spät es ist. Ich werde dir dann helfen. Du darfst sowieso immer zu mir kommen, wenn du meine Hilfe brauchst. Egal, ob du mir jetzt dienst, bei deinem Vater in Scelt lebst oder sonst irgendwo bist. Du wirst hier immer einen sicheren Ort haben."
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Darken » Mi 2. Nov 2022, 20:45

Sie würde ehrlich zu ihm sein, aber nicht immer. Nicht immer. Dann war alles eine Lüge.
"Wie kann ich das nur unterscheiden...", seufzte er ganz leise. Er würde einfach daran glauben müssen, dass es keine Wahrheit gab, nur Lügen. Lügen für die anderen, Lügen für sich selbst. Anlügen, um ihm zu helfen... es war auch nur eine Lüge, es mußte so sein. Oder glaubte sie, er wäre nicht stark genug für manche Sachen? Vielleicht war er das auch nicht... so wie da, als sie ihm gesagt hatte, schwarz wäre das höchste Juwel. Und er hatte nichts als weinen können... jetzt schämte er sich dafür. Er wäre so gerne stärker.
Du bist stark... mit mir...
Minan nippte an dem Wasser und schloss die Augen für eine Weile. Am liebsten wäre er in sich verschwunden, wie als läge man unter Wasser und halte die Luft an. Alle Geräusche waren dann gedämpft, selbst die eigenen Gedanken verblassten leicht und es wirkte alles viel friedlicher und ruhiger...

Timaris schlug ihm vor was er alles im Schloss machen könne. Musik hören... das klang interessant. Er mochte Musik und gerade deswegen bedauerte er es, dass er nicht mehr Harfe spielen konnte. Liebend gerne hätte er Timaris einmal etwas vorgespielt, vielleicht hätte ihr das auch gefallen. Ob es irgendein Instrument gab, was er einhändig spielen konnte? Ihm fiel keines ein...
Ihre weiteren Worte rissen ihn ein wenig aus seinen melancholischen Gedanken und ein scheues Lächeln erschien kurz auf seinen Lippen ehe es wieder verblasste. Einen Zufluchtsort... er könnte jederzeit hierher zurückkehren und wenn ihm irgendetwas im Schloss Angst machte, könnte er Timaris rufen.

Natürlich... träum weiter, meldete sich der Andere in ihm wieder. Sie testet dich nur. Du glaubst doch nicht wirklich, dass das hier ein Ort ist, wo du sicher bist. Es gibt keinen solchen Ort, mach dir nichts vor. Du weißt was passiert, wenn du dich selbst anlügst... wenn alle anderen lügen, wir können nur überleben, wenn wir alle Lügen sehen und uns an unsere eigene, nackte Wahrheit halten...
"Danke...", brachte er müde hervor, "Vielleicht... darf ich dann einmal in die Bibliothek und die Bücher anschauen?" Minan atmete tief durch, seine Stimme veränderte sich leicht. "Und ich brauche eine Waffe, um uns zu verteidigen." Rasch schüttelte er darauf den Kopf. Er wollte nicht kämpfen, er fühlte sich viel zu leer und kraftlos dazu... der andere wollte es aber schon. "Es tut mir leid... seit der Ring fort ist, ist es schwerer geworden... es war kein normaler Ring des Gehorsams..." Das hatten ja bereits die Zauber gezeigt. Ihm fielen wieder die Augen halb zu.
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Timaris » Mi 2. Nov 2022, 20:46

Ah, das war also der andere, dachte Timaris. Ein Kämpfer, aggressiv und forsch. Doch gleich war er wieder weg und Minan schüttelte den Kopf, war wieder sanft und ängstlich. Trotzdem beschloss Timaris auf den anderen ein zu gehen. Vielleicht konnte sie ihn so wenigstens noch so lange wach behalten, bis sie ihn in sein eigenes Zimmer gebracht hatte.
Der Junge schloss nämlich schon wieder sein Augen. War er so erschöpft von der letzten Nacht oder war es der innere Kampf gegen sich selbst, der ihm so zu schaffen machte? Wahrscheinlich war es beides zusammen. Nein, der Ring war ganz bestimmt nicht ein normaler Ring des Gehorsams gewesen.

"Nein, ich werde dir keine waffe in die Hand geben", sagte sie hart und stand auf. "Damit kannst du sowieso nicht umgehen. Talian wird dir wohl kaum beigebracht haben, wie man mit einem Messer oder einem Schwert umgeht. Da ich nicht will, dass du dich damit nur selber verletzt, werde ich dir keine Waffe geben." Die Wahrheit. "Ausserdem, sollte es dir in den Sinn kommen, mich mit einer Waffe angreifen zu wollen, werde ich dich mit meinen Juwelen aufhalten. Da bist du mir nicht ebenbürtig, denn deine sind ausgebrannt." Nackte, brutale Wahrheit.
"Du wirst einen anderen Weg zu kämpfen finden müssen Minan", fuhr sie etwas sanfter fort. "Doch wir finden bestimmt jemand, der dich auch den Umgang mit Waffen lehren kann. Wenn du dann soweit bist, bekommst du dann auch eine."

Sie packte ihn fest, aber nicht grob an den Schultern und setzten ihn auf. "Und nun hoch mit dir. Ich werde dir jetzt deine Zimmer zeigen. Und dann kannst du dich entscheiden, ob du lieber noch etwas schlafen willst, oder lieber doch gleich in die Bibliothek gehen willst", fuhr sie bestimmt fort. "Wenn du dauernd so müde bist, brauchst du einen Ort, an dem du dich zurück ziehen kannst. Und den zeige ich dir am Besten als erstes. Und zu deiner Frage, wie du Wahrheit und Lüge unterscheiden kannst, dafür entwickelst du mit der Zeit ein Gespür. Es ist bestimmt nicht einfach und du wirst wohl immer wieder hereinfallen, aber das machen alle Menschen." Sogar sie selbst, auch wenn sie das gar nicht gerne zu gab. "Aber ich bin mir sicher, dass du stark genug dafür bist."
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Darken » Mi 2. Nov 2022, 20:47

Timaris erhob sich wieder, verbot ihm streng eine Waffe und dass er damit sowieso nicht umgehen könne.
"Ja, Talian hat es verboten", stimmte er leise zu, "Sie hatte viel zu sehr Angst davor, dass ich irgendwann stärker als sie werden könnte."
Wir waren immer stärker als sie... immer...
Beinahe erschrocken blickte Minan Timaris an, als sie tatsächlich meinte, sollte er sie je angreifen, würde sie ihn mit ihren Juwelen aufhalten.
"Ich würde euch... dich niemals angreifen." Das war ihm gar nicht in den Sinn gekommen. Oh doch... lass sie nur einmal unaufmerksam sein und wir befreien uns entgültig von ihr... sie hat uns auch weh getan. Rasch blickte Minan zur Seite. "Ich brauche keine Waffe", bekräftigte er. "Ich weiß auch gar nicht, ob ich mit nur einem Arm kämpfen kann..."

Timaris packte ihn fest und half ihm sich aufzusetzen. Er stand danach relativ rasch auf, da sich ihre nächsten Worte wie ein Befehl angehört hatten. Kurz darauf erfuhr, dass er ein eigenes Zimmer erhalten sollte.
"Ich bekomme ein eigenes Zimmer, wirklich?", fragte erfreut, "Hat es auch ein Fenster? Ich hatte nie ein Fenster." Plötzlich war er ganz aufgeregt, aber es hielt nur kurz an, dann zwang er sich selbst wieder ruhiger zu werden. Er durfte nicht zu viel erwarten, er wollte nicht zu viel erwarten. Es war nur ein Zimmer, es war nicht wichtig.
"Ich weiß auch nicht warum ich so müde bin... es ist alles so schnell gegangen... vielleicht muss ich mich an alles erst gewöhnen..." Er hatte ja noch nichtmal so richtig verinnerlicht, dass Talian tot war, ganz zu schweigen von dem ganzen Rest. "Aber schlafen mag ich nicht... ich mag die Träume nicht..." Er wünschte, er hätte etwas gutes träumen können. Minan ging neben Timaris her. Das Schloss war so riesig, jedenfalls viel größer als das Haus in dem er vorher gelebt hatte. Sein Blick blieb an einem Gemälde hängen, das eine der Wände schmückte an der sie vorbeigingen.
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Timaris » Mi 2. Nov 2022, 20:52

Du würdest mich vielleicht nicht angreifen, aber ein anderer Teil von dir sehr wohl. Der würde mir, wenn er die Möglichkeit erhielte, ohne mit der Wimper zu zucken die Kehle durchschneiden. "Du brauchst nur den richtigen Lehrmeister, dann wirst du auch mit nur einem Arm kämpfen können."

Sie musste lächeln, als er plötzlich so aufgeregt wegen seinem neuen Zimmer war. Doch lange schien er sich nicht zu trauen, sich darüber zu freuen. "Ja, du bekommst deine eigenen Gemächer", sagte sie amüsiert. "Lass dich überraschen. Es wird dir bestimmt gefallen." Sie wusste etwas wunderbares für ihn. Ganz in der Nähe von ihrer eigenen Suite und der von Aaron. Am Ende des Ganges konnte man von Minans Zimmerflucht den Salon betreten. Er war nicht sonderlich gross, aber ein Esstisch, Stühle und eine gemütliche Sitzgruppe vor dem Kamin hatten locker darin Platz. Das beste daran war aber, dass es ein Eckraum war. Das hiess, zwei der Wände bestanden praktisch nur aus Fenstern und von der Veranda aus konnte man bequem über eine kleine Treppe den Garten erreichen. Neben an gab es ein Schlafzimmer. Ausstaffiert mit einem Schrank, einer Komode und einem Bett, in dem höchstens zwei Personen drin Platzfanden. Es war ja schliesslich Minans Zimmer und da brauchte niemand ausser ihm im Bett Platz. Natürlich gab es auch hier viele hohe Fenster, die das Tageslicht einliessen. Eine weitere Tür im Schlafzimmer führte in ein grosszügig eingerichtetes Bad mit einer grossen Wanne.

Timaris führte Minan durch die Gänge und meinte schliesslich. "Ja, das ging wirklich alles sehr schnell und vorallem so viel auf einmal. Das musst du wohl erst einmal verdauen und vielleicht finden wir auch einen Weg, dass du in Ruhe schlafen kannst, ohne dass du von Albträumen gequält wirst."

Als sie bemerkte, dass sein Blick an einem Gemälde hängen blieb, blieb sie stehen, damit er Zeit hatte, es zu betrachten. "Gefällt es dir?" fragte sie schliesslich leise.
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Darken » Mi 2. Nov 2022, 20:53

Minan sah immer noch zu dem Bild und so bekam er die Worte von Timaris nur halb mit, nur dass sie sagte, er bekäme seine eigenen Gemächer und sie würden ihm bestimmt gefallen.
Das Gemälde zeigte einen großen weißen Balkon, wo eine Frau mit dem Rücken zum Betrachter stand, und über eine grüne friedliche Ebene blickte. Aber für Minan sah es trotzdem aus wie ein Schlachtfeld wie er bald darauf erkannte. Speere ragten aus den grauen, dunklen Körpern. Ascheregen fiel vom Himmel...
Timaris' Frage riss Minan wieder aus der versunkenen Betrachtung. "Jemand war sehr traurig als das gemalt wurde", sagte er nur abwesend und wandte sich wieder an Timaris. "Gehen wir jetzt zu meinem Zimmer?"

Sie taten es, aber Timaris hatte gelogen. Es war nicht nur ein einzelnes Zimmer, es waren gleich mehrere davon. Zumindest betraten sie zunächst einen hellen Salon, der von vielen hohen Fenstern dominiert wurde und auch eine Veranda zum Garten besaß. Es war sehr schön hier und Minan blickte sich neugierig um.
"Wo ist denn mein Zimmer?", fragte er kleinlaut, dann sah er die halb offene Türe, die zu einem Schlafzimmer führte. Es war gemütlich und das Bett war auch nicht groß, sondern schmal. Licht fiel durch die Fenster auf die Decken. Minan ließ seine Finger über den Stoff streichen. Einen Schrank und eine Kommode gab es ebenfalls, auch wenn er nicht wußte, was er dort hätte hinein legen können. Mehrmals drehte sich der zerbrochene Prinz hin und her.

"Ist das wirklich mein Zimmer? Es ist so schön..." Viel zu schön und gut für ihn. Kurzerhand legte er sich aufs Bett, um es zu prüfen. "Es ist schön hart..." Meistens schlief er auf dem Rücken oder dem Bauch und da mochte er das. Zum Glück hatte es keine vergitterte Kopf- und Fußseite. Fesseln konnte man hier nicht befestigen und es war auch kein Himmelbett mit langen Pfosten. Es war offen und frei. Aber noch gestattete er sich nicht, sich darüber so zu freuen.
"Und wenn ich weg bin und wiederkomme... ist es dann immer noch mein Zimmer?", fragte er zögerlich nach.
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Timaris » Mi 2. Nov 2022, 20:55

Verwundert warf Timaris noch einmal einen Blick auf das friedliche Bild. Wieso war da jemand sehr traurig gewesen, als er es gemalt hatte? Oder spiegelte seine Aussage einfach nur seine eigene Gefühlswelt wieder?

Doch sie hatte keine Zeit, um darüber nach zu denken. Denn nun wollte Minan sein Zimmer sehen. Sie führte ihn an das Ende des Ganges, öffnete die entsprechende Türe und liess ihn als erstes eintereten. Glücklich beobachtete sie, wie er sich neugierig umsah. Es schien ihm zu gefallen. Allerdings hatte er da etwas nicht mitbekommen.

Doch bevor sie darauf antwortetn konnte, erkundete er schon das Schlafzimmer. In den Salon war sie eingetreten, aber vor seinem Schlafzimmer machte sie halt. Sah ihm vom Wohnraum aus zu, wie er das Bett austestete.

"Nein Minan, nicht dein Zimmer", antwortete sie schliesslich kopfschüttelnd auf seine letzten Fragen. Das musste jetzt geklärt werden. "Du hast da etwas nicht richtig mitbekommen. Das sind deine Zimmer. In dem hier kannst du schlafen und deine Sachen aufbewahren und im anderen kannst du essen, lesen, Leute empfangen und was dir sonst noch so alles in den Sinn kommt. Und das dort drüben" Sie deutete auf die andere Türe "ist dein Badezimmer."

Warm lächelte sie ihn an. "Es freut mich sehr, dass es dir gefällt. Und ja, sie bleiben deine Zimmer, solange du es willst." Sie zögerte kurz und fragte dann behutsam: "Was wäre dir lieber Minan? Wenn eine sich eine Frau oder ein Mann um dein Zimmer kümmert?"
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Darken » Mi 2. Nov 2022, 20:55

"Nicht mein Zimmer?", fragte er zurück. Zuerst wirkte er unglaublich enttäuscht, aber als sie dann weitersprach, steigerte sich seine Verwirrung. "Meine Zimmer?" Minan blickte sich um und konnte das noch nicht so recht fassen. Timaris zählte auf, was er mit den Zimmern alles anstellen konnte und als sie auf die Türe deutete, mußte er sie gleich öffnen, um sich zu vergewissern, dass da wirklich ein Badezimmer war. Tatsächlich.
"Alle die Zimmer... so viel..." Er war ein wenig sprachlos, wurde dann aber übergangslos panisch, als Timaris fragte, ob ein Mann oder eine Frau sich um die Gemächer kümmern sollte. "Was? Was sollen die denn hier tun? Ich... ich würde nicht wollen, dass irgendjemand hier reingeht, wenn... wenn ich es nicht weiß."

Wenn das wirklich ein Rückzugsort sein sollte, dann mußte er wissen, dass niemand einfach ungefragt hereinkam oder etwas in den Zimmern änderte. "Ich muss selbst... darüber bestimmen können. Ich kann mich ja allein um die Zimmer kümmern", schlug er leicht hilflos war. Beunruhigt sah er Timaris an und hoffte irgendwie, dass sie verstand. "Bitte... ich ähm, kann ich einen Schlüssel für die Türe haben? Wenigstens... für das Schlafzimmer? Hier... kommt doch niemand einfach rein oder?"
Er hatte Angst davor im Dunkeln im Schlafzimmer zu liegen und zu versuchen einzuschlafen, während dauernd die Möglichkeit bestand, dass jemand hineinkam und sich zu ihm legte.
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Timaris » Mi 2. Nov 2022, 20:58

Sie musste lächeln, als er gleich nach dem Bad schaute, ob es auch wirklich da wäre. Es war so süss mit an zu sehen, wie es ihm gefiel und wie er sich über die Zimmer freute. Doch dann kippte seine Stimmung schlagartig um und er bekam Panik. Ihr erster Impuls war zu ihm zu laufen und ihn tröstend in den Arm zu nehmen. Ihr gelang es gerade noch so knapp ihn zu unterdrücken. Denn sie wollte nicht ohne Minans Einladung sein Schlafzimmer betreten.

"Natürlich kannst du einen Schlüssel haben, Minan", sagte sie beruhigend. "Für die Eingangstüre, die Balkontüre, die Schlafzimmertüre und auch einen füsr Bad wenn du willst. Auch wird niemand ohne deine Erlaubnis deine Gemächer betreten. Das hier ist dein Reich. Aber du kannst dich wohl schlecht um alles alleine kümmern. Oder willst du wirklich alles alleine abstauben, wischen, das Bad reinigen, die Bettwäsche wechseln und deine Wäsche waschen? Dass soll jemand anders für dich tun. So gemein das jetzt auch klingen mag, mit einem Arm schaffst du das wahrscheinlich gar nicht. Wir können ja mit dem Personal eine genau Zeit abmachen, wenn sie jeweils kommen sollen, damit du immer genau weisst wann und weshalb jemand hier ist. Wir können dann auch zu zweit aufpassen, dass alles in Ordnung geht. Ich habe dich gefragt, ob du lieber willst, dass ein Mann oder einde Frau sich um diese Dinge kümmert weil... na ja, weil eine leichte Signatur kurz zurück bleibt", fügte sie leise hinzu. "Und es kann ja sein, dass du sie einer Frau oder die eines Mannes nicht erträgst. Ach Minan", seufzte sie auf. "Es wird niemand hier reinkommen und Dinge von dir verlangen, die du nicht tun willst."
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Darken » Mi 2. Nov 2022, 20:59

Er blickte sie erleichtert an, als sie ihm Schlüssel für jedes Zimmer anbot. Niemand könnte dann die Räume ohne seine Erlaubnis betreten.
"Mein Reich...", wiederholte er leise, hörte wieder Timaris zu. Minan nagte betreten an seiner Unterlippe und sah zu Boden. Allein konnte er wirklich nicht alles aufräumen, das mußte er selbst einsehen, obwohl Talian oft dazu gezwungen hatte, zu putzen. Am meisten hatte er Blut wegwischen dürfen... sein eigenes. "Eine genaue Zeit... ja, das wäre gut." Wenn er wüßte, wann und warum jemand die Räume betrat, könnte er sich besser darauf vorbereiten und würde nicht überrascht werden.
Warum es Timaris so wichtig war, ob es nun eine Frau oder ein Mann war, verstand Minan dagegen nicht wirklich. Er trat wieder aus dem Schlafzimmer hinaus und besah sich noch einmal den Salon, strich mit seinen Fingern über Sessel und Regale wie um zu testen ob das auch wirklich echt war.
"Es ist mir egal, ob es eine Frau oder ein Mann ist", antwortete er, "Ich ertrage beides gleichermaßen gleich gut... oder schlecht." Er zuckte leicht mit den Schultern.

Sie sagte ihm, niemand würde hier hereinkommen und Dinge von ihm verlangen, die er nicht wollte. Minan nickte.
"Vielleicht... aber selbst wenn ich es ganz genau wissen würde..." Er blickte durch das Fenster hinaus. "Ich glaube trotzdem nicht, dass die Angst verschwinden würde... ich glaube nicht, dass das jemals passieren wird."
Es war wie durch ein Fenster zu sehen. Man sah vielleicht diese andere Welt, sie war so zum Greifen nah und irgendwie war es ihm dennoch unmöglich dorthin zu gelangen.
Minan legte seine Hand an das kalte Glas.
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Timaris » Mi 2. Nov 2022, 20:59

Timaris nickte. Ja, sie würden ganz genaue Zeiten abmachen, damit er nicht überrascht wurde. Das Personal würde sich auch wundern. Aber ihr war das egal. Sie wollte, dass Minan sich sicher fühlte. Wenigstens ein bisschen und dafür würde sie kämpfen. Dabei merkte sie gar nicht, wie sie sich immer tiefer in die Sache gleiten liess.

Als er meinte, dass er beides gleichermassen schlecht ertrug, sah sie ihn nur traurig an. Die Bilder des Albtraumes blitzten wieder hoch. Er war von Frauen und Männern gleichermassen vergewaltigt worden. Mühsam verdrängte sie die Bilder wieder. Sie musste sich auf das hier und jetzt und vorallem auf Minan konzentrieren.

Sie beoabachtete wie er an ein Fenster trat und es behutsam berührte. Einen Moment lang hatte sie die Schreckensvision, wie der Junge sich aus dem Fenster stürzte. Erschrocken zog sie die Luft ein und sie war wieder weg. Zum Glück waren sie hier im Parterre. "Vielleicht wird das niemals passieren", sagte sie leise. "Doch ich hoffe schon, dass sie irgendwann verschwinden wird. Oder wenigstens ein bisschen. Und vielleicht wird sie dich eines Tages nicht mehr beherrschen und du kriegst sie in den Griff." Timaris hielt kurz inne. "Soll ich dich jetzt in die Bibliothek bringen oder möchtest du lieber alleine sein. Und wenn du willst, können wir morgen oder so, gemeinsam einkaufen gehen."
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Darken » Mi 2. Nov 2022, 21:02

Noch während Timaris redete, betrachtete Minan sein Spiegelbild im Fenster. Sein schmales zartes Gesicht, die dunklen leeren Augen, die leicht geschwungenen Lippen, das schwarze Haar, wo ihm eine Strähne beinahe unablässig ins Gesicht fiel. Dann begann sich das Bild ein wenig zu wandeln, die Augen wurden eine Spur dunkler, der Mund lächelte leicht wissend. Langsam strich er sich die Strähne ein wenig zurück. Minans Spiegelbild nickte ihm zu und legte dann den Finger an die Lippen wie als bewahren sie ein Geheimnis.
Als er sich wieder umdrehte, blickte er Timaris offen an. Wie sie klang... so als wäre sie die Dienerin und nicht umgekehrt. Ihm gefiel das... auch wenn es einen anderen Teil von ihm sehr verunsicherte. Aber er brauchte keine Angst haben, jetzt hatte er die Angst im Griff...

"Nein, ich möchte gerne hier bleiben und ein wenig über alles nachdenken." Er trat zu einem Lehnsessel und blieb daneben stehen. "Danach ruhe ich mich aus und gehe in die Bibliothek und dann höre ich Musik." Die genaue Planung war wichtig, er brauchte diese Ordnung. Wenn es Fixpunkte im Leben gab, hatte man einen Anker an dem man sich festhalten konnte. Außerdem mußte er alle Wünsche berücksichtigen, alle Bedürfnisse... "Ihr wollt euch vielleicht auch ausruhen. Es war sicher alles sehr anstrengend, sich um mich zu kümmern."
Einkaufen... er legte den Kopf leicht schief. Kurze Unsicherheit blitzte in seinen Augen auf.
"Was würden wir denn einkaufen? Ich würde das gerne machen und irgendetwas eigenes besitzen... es ist egal was. Ich.. hatte nur noch nie etwas eigenes. Darf ich euch noch etwas fragen?" Er blickte sie neugierig an. "Was passiert eigentlich mit Talians Vermögen? Ich weiß, dass sie welches hatte... nicht nur das Haus, auch ein paar Konten mit Geld für ihren Lebensstil... ich habe mir schon die ganze Zeit Gedanken darüber gemacht, irgendjemand muss es ja tun..."
Und die anderen waren alle viel zu träumerisch...
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Timaris » Mi 2. Nov 2022, 21:02

Als er sich wieder umdrehte und sie offen anblickte, war Timaris sofort klar, dass eine andere Facette von Minan die Oberhand übernommen hatte. Klar und zielstrebig, schon beinahe berechnend legte er ihr detailiert dar, was er als nächstes tun würde. Und irgendwie wirkte er auch unverschämt. Besonders der Satz, es war sicher alles sehr anstrengend, sich um mich zu kümmern, nagte an ihr.

"Gut, dann wünsche ich dir viel Spass bei deinem Vorhaben", sagte sie kühl. Wenn er so mit ihr redete, konnte sie auch wieder die Königin sein. "Du willst etwas eigenes haben? Du hast diese Zimmer reicht dir denn das etwa nicht?" wies sie ihn relativ scharf zurecht. "Ich dachte daran, dass wir dir neue Kleidung kaufen. Denn alles andere ist mit dem Haus zusammen verbrannt, das übrigens nicht wirklich ihr gehört hat, sondern mir." Schliesslich war sie ja die Territoriumskönigin. "Wo sie ihr Vermögen aufbewahrt hat, weiss ich nicht. Sofern sie testamentarisch nichts anderes verfügt hat, gehört es dir. Irgendwie wird sich das schon ausfindig machen lassen."

Sie drehte sich abrupt um und ging zu der Tür, die auf den Gang hinaus führte, öffnete sie, trat hinaus und drehte sich noch einmal zu ihm um. Falls du Hunger hast, dann bestell dir einfach etwas in der Küche." Etwas sanfter fuhr sie fort: "Ja, es ist anstrengend, so lange wach zu bleiben, doch ich mache das gerne."
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