Re: Auszeit
von NSC » Mo 13. Feb 2023, 08:19
Henrik
Lia wehrte gleich ab, dass Henrik ihnen gar nichts mehr zu zeigen bräuchte, sie wollten ihn nicht von seinem Training abhalten und er könnte ihnen doch stattdessen dort etwas zeigen. Der Glacier zuckte mit den breiten Schultern, der Vorschlag klang ganz gut in seinen Ohren, er wußte bloß nicht was die drei Dea al Mon dort helfen sollten. Womöglich wollten sie ja mitmachen. "Klar, beim Training könnt ihr mitmachen. Es gibt alle möglichen Wettkämpfe. Werfen, Weitsprung, Baumstammweitwerfen, Sägen, Bullenreiten, Ringen, Bogenschießen, Axtweitwurf, Gewichte stemmen, Tierstimmen imitieren, Milchkannenweitwurf, Tauziehen und ach, noch so viel, dass ich auch manchmal den Überblick verliere", zählte er auf und führte die Gäste zwischen den Zelten hindurch zu dem Feld wo die meisten Sachen geübt wurden. Auf dem Weg dorthin beobachteten sie die Glacier, es gab auch bewundernde Pfiffe für die Heilerin und einige anzügliche Augenaufschläge für die zwei Dea al Mon Männer. Henrik grinste in sich hinein, was das betraf, waren die Glacier reichlich locker - wenn auf ihre Art und ihren Gesetzen - und er zweifelte nicht daran, dass es jeden Abend bei den Wettkämpfen große Gelage und Feste gäbe. An das Wort Orgie dachte er dabei nicht, jedoch eher weil es den Glaciern nicht so geläufig war.
Dann ging Henrik noch auf eine Frage von Lia von vorhin ein, auch weil sein Blick auf die Katapulte und Triböcke fiel und er sich wieder daran erinnerte. "Wir haben die meisten schon auf freiem Feld erprobt." Der Glacier deutete auf die Katapulte. "Jetzt will Savah ihre Durchschlagskraft testen, das geht am besten im Wald." Er konnte sich gut denken, dass die Dea al Mon das nicht gut fand. "Es ist Krieg, Lia. Selbst wenn das die meisten noch nicht wahrhaben wollen, aber unsere Leute sterben bereits an der Grenze zu Dhemlan. Und die zertrümmerten Bäume benutzen wir immer noch für Brennholz hier." Das war ein schwacher Trost, doch einen besseren gabs nicht.
"Also was wollt ihr euch anschauen?", fragte er den Dea al Mon, er hatte ihnen ja schon einiges aufgezählt. So sah man Zielscheiben, Männer, die Baumstämme warfen oder Hammerwurf übten. Einige traten auch gegeneinander im Ringen an oder versuchten sich im Armdrücken. Natürlich zielten viele der Wettkämpfe mehr auf Stärke denn als auf Geschick ab, doch so war nunmal das Wesen der Glacier. "Oh, ich zeig euch ein Training bei dessen Wettkampf ich auch teilnehmen werde." Er krempelte sich die Ärmel hoch, so dass der Stoff sich schon um seine Armmuskeln spannte. In der Nähe war ein Holzstamm aufgebockt und eine große Säge lag daneben. Wulfhart kam gleich zu ihm.
"Mann, ich dacht schon, du bist ins Bierfass gefallen. Wenn wir das morgen packen wollen, müssen wir noch üben", sagte er, warf dann einen Blick auf die Dea al Mon und kratzte sich am rotblonden dichten Bart, grinste leicht. "He, ihr seid die Spitzohren. Ach, ihr seht auch so zart aus wie dieser Karon. Ists euch hier nich zu kalt?"
*Er meints nicht böse*, sandte Henrik der Heilerin, *Aber die meisten Glacier haben Schwierigkeiten eure komplizierten Namen oder allein das Wort Dea al Mon auszusprechen.* "Das ist Wulfhart, mein Partner", erklärte er, "Das ist nämlich ein Gemeinschaftswettkampf und alleine gehts nicht." Henrik hob das eine Ende der großen Säge mit gewaltigen gezackten Blatt auf. "Das Ziel ist es so schnell und so korrekt wie möglich eine Scheibe des Baumes abzusägen. Es gibt Punkte für Schnelligkeit, aber auch für die Sorgfalt der abgesägten Scheibe. Es gibt den Wettkampf auch mit der Axt und einen, oh der ist klasse, seht ihr dort hinten die kahlen Baumstämme?" Henrik deutete zu einigen noch vereinzelt freistehenden Bäumen, die von allen Ästen und der Rinde befreit waren, ganz oben stand nochmal ein Holzblock. "Beim Wettkampf muss man später Trittbretter in den Stamm schlagen, um oben anzukommen und dort nochmal den Holzblock zerhacken. Man hat nur eine bestimme Anzahl von Brettern, je weniger man benutzt desto besser."
"Willste hier noch lange reden oder endlich mal anfangen?" Wulfhart schnippte gegen die Säge, die ein schwingendes, klares, schönes Geräusch ergab. Ganz im Gegensatz zu ihrer zerstörerischen Kraft, die sie entfalten konnte. Weiter in der Ferne hörte man Dudelsackklänge und Trommelschläge, die Barden übten für ihre eigenen Wettbewerbe.