Re: Auszeit
von Savah » So 12. Feb 2023, 21:08
Die Dea al Mon schien ehrlich überrascht, als Savah andeutete, dass sie noch gar nicht so lange lesen und schreiben konnte. Die Königin schämte sich dessen nicht, zuckte nur mit den Achseln. "Früher war mein Vater und Nann die einzigen, die lesen und schreiben konnten. Es war im Stamm einfach nicht notwendig, nicht für das Leben in freier Natur. Unser Wissen haben wir immer mündlich weitergegeben, in Geschichten und Liedern. Ich denke, ihr Dea al Mon solltet das doch gut verstehen", vermutete sie freundlich. Die Heilerin bedankte sich nochmal für die Einladung zu bleiben und versprach, dass wenn sie zurückkam, sie allen von den Wettkämpfen erzählen würde. Das freute Savah ehrlich. "Bevor ihr aufbrecht, werde ich dir dann auch noch einen Brief für Eoshan mitgeben." Wenn ihr die andere Königin schon schrieb, konnte sie ja auch zurückschreiben, sie wußte zwar noch nicht was, aber vielleicht würde sich das aus dem Inhalt der Briefe ergeben, die sie später noch lesen würde. Normalerweise waren ferne Briefe immer ein Ereignis, sie wurden herumgezeigt, laut in der Gruppe vorgelesen und dergleichen, doch womöglich schrieb Eoshan etwas was das Bündnis betraf.
Während die Glacierin darüber grübelte, untersuchte Lia ihren Arm. Anschließend legte sie ihre Tasche auf den Tisch, wo allerlei Utensilien drin verborgen waren, die gleich neugierig von Leones betrachtet wurden. Die Dea al Mon öffnete derweil den Verband und begann die Wunde zu nähen. Savah machte es nicht viel aus, es ziepte allenfalls ein bißchen und sie war hart im Nehmen.
Etwas anderes hatte dann viel mehr ihre Aufmerksamkeit, nämlich, dass Henrik es nicht so recht schien, dass die Dea al Mon von einem ihrer Bräuche erfuhr. Vielleicht hatte er recht und das Waldvolk würde es tatsächlich nicht verstehen, doch warum etwas ändern was Jahrzehnte gut funktioniert hatte? Dafür mußten sie sich nicht schämen und würden sich gewiss auch nicht ändern. Lia fragte neugierig nach was denn die Belohnung wäre und warum Henriks Kusine nervös wäre. Henrik trank seinen Bierkrug aus bevor er antwortete.
"Fredegunde ist noch Jungfrau. Es ist üblich, dass wenn ein Mädchen soweit ist, die Männer, die nicht mit ihr verwandt sind, darum kämpfen wer sie durch die Jungfernnacht führen darf", erklärte er nun doch. "So dass es am Ende der Stärkste und Geschickteste ist, der sie durch die Nacht geleitet. Deswegen ist Fredegunde aufgeregt."
"Oh, sie hat keinen Grund dazu, wir werden doch alle bei ihr sein und alles wird gut gehen", bemerkte Savah.
"Gar nicht wahr, ich darf nicht dabei sein", murrte Leones. Er schien nur verärgert, bei einer wichtigen Sache nicht dabei zu sein ohne überhaupt recht zu wissen was es wahr, obwohl er schon halbwegs aufgeklärt war. Savah grinste.
"Das ist nur für Erwachsene. Wenn du älter bist, darfst du bestimmt auchmal dabei sein, Spatz", erklärte sie, gab ihm noch einen Kuss und schickte den Jungen dann wieder spielen. Savah sah zu wie Lia ihren Arm gekonnt vernähte und die Salbe auftrug. "Ich erinner mich noch an meine Nacht, ich hab geblutet wie ein abgestochenes Schwein." Sie lachte, nahm mit dem unverletzten Arm ihren Krug und trank etwas. Dass es bei ihr so schlimm gewesen war, hatte natürlich vor allem am dunklen Juwele gelegen, doch trotzdem hatte sie die Nacht sehr schön in Erinnerung, sie hatte sich sehr geborgen gefühlt. "Und Freya hat die ganze Zeit meine Hand gehalten und gestreichelt..." Sie lächelte, selbst wenn es etwas schwermütiges hatte, da Freya nicht mehr lebte.