Re: Der 17. Geburtstag
von Darken » So 6. Nov 2022, 17:02
Es war Aaron, der überraschenderweise zuerst antwortete und ihm sagte, dass Geburtage normalerweise anders gefeiert wurden. Dann erklärte Timaris es genauer und so wie sie es beschrieb... er kannte es, aber auf so eine pervertierte Art und Weise, dass er wütend wurde, wenn er allein an Talian dachte. Seine Fingernägel pressten sich fest in seinen Handballen und er atmete tief durch. Dann kam Timaris darauf, dass die Adeligen zu ihren Geburtstagen neben Feiern auch oft Orgien veranstalteten, aus freien Stücken natürlich. Und für Sklaven würde sie manchmal auch solche Feste veranstalten. Erst als sie meinte diese Feste wären dem was er erlebt hatte, nicht unähnlich, presste er seine Lippen fest zusammen und schnaubte leicht.
"Solange du dich dabei wohl fühlst...", sagte er bitter und mit einem Seitenblick zu Aaron. Der dunkle Prinz sah zu wie sich Timaris erhob und dann ohne ein weiteres Wort zum Bad zu gehen und die Türe hinter sich zu schließen.
Als er dann mit Aaron allein im Schlafzimmer stand, verschränkte dieser die Arme vor der Brust und blickte ihn abwartend an, fragend, ob er endlich erklären würde, was mit ihm los wäre.
"Ich bin zerbrochen", erwiderte Darken, sah aber nur kurz zu Aaron und richtete dann seine Aufmerksamkeit wieder auf die Badezimmertüre.
Wir müssen ihr helfen, flehte Minan in ihm drin, du bist schuld, dass es ihr so schlecht geht, du hast ihr das Netz gezeigt. Aber der dunkle Prinz ignorierte die Stimme in seinem Inneren.
"Minan hat es nicht allein geschafft, den Horror von Talian zu überleben... ich bin der Andere", stellte er sich vor, "Der Teil, der sich wehrt und nicht schreit. Wenn es Minan zu viel wird und er zu große Angst hat, komme ich und helfe aus..." Er lächelte dünn und sah nun doch hinüber zu Aaron. "Zum ersten Mal war ich da, als er als Junge erkältet war und keine Luft mehr durch die Nase bekam und zu ersticken drohte, weil... nun ja, in unserem Mund steckte zu der Zeit was andres... wir wären gestorben, denn er hatte zu viel Angst und war zu schwach..." Er schwieg kurz und strich mit der Hand leicht über die Bettdecke. "Ich dagegen war stark genug um zuzubeißen."
Der Andere ließ Aaron genug Zeit, das zu verstehen, während sein Blick ungewollt wieder zum Badezimmer ging.
Hilf ihr, schrie eine Stimme in ihm, du willst vielleicht keine Freunde haben, aber ich und sie ist eine. Hilf ihr!
Er seufzte ergeben und ging zum Badezimmer, noch im Gehen sprach er weiter. "Es gibt noch andere Persönlichkeiten, aber sagen wir so... es ist besser, wenn sie nicht zum Spielen rauskommen." Und damit meinte er nicht nur den Tänzer... er mußte nur an die Hexe denken und ihm wurde ganz anders, aber sie war lange nicht mehr da gewesen, eigentlich nur einmal an dem Tag, wo sie die schwarzen Juwelen bekommen hatten... danach war sie nicht mehr aufgetaucht und vielleicht ganz verschwunden..
"Wir sollten Timaris helfen..", sagte er mehr zu sich selbst als Aaron. "Es ist meine Schuld, das Netz war eigentlich für Talian bestimmt, aber ich bekam nie die Gelegenheit dazu und Timaris war damals gerade da..."
Er öffnete die Badezimmertüre und blickte auf Timaris hinunter, die sich auf dem Teppich zusammengerollt hatte. Der Wasserhahn plätscherte immer noch, ihre langen Haare breiteten sich wie ein dunkler Strom auf den Fliesen aus. Es war ein sehr trauriges Bild und langsam sank er auf die Knie und blickte zu Timaris.
"Es tut mir leid... ich hätte dir das niemals zeigen sollen...", sagte er leise und ernst. Seine Hand streckte sich zu ihr aus, wie um sie zu berühren, doch dann zog er sie wieder zurück. Er fragte sich, warum Timaris die Erinnerung an sein Leben nie von Varisa hatte entfernen lassen, vielleicht war sie zu stolz dafür...