Re: Neues Leben am Hof
von Darken » So 6. Nov 2022, 00:55
Natürlich verstand der Hayllier nicht und sah Minans Abwehrreaktionen als Stolz, der seiner Meinung hier fehl am Platz war. Doch Minan besaß schon lange keinen Stolz mehr. Er strich sich eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht und sah Tarek schweigend an ehe er doch noch antwortete.
"Ich hab nichts gegen Hilfe. Ich hab nur was dagegen, wenn man mich anfasst ohne mich vorher zu fragen", erklärte er lapidar. Nähe und unaufgeforderte Berührungen erinnerten ihn nunmal viel zu stark an all die Mißbräuche, die er durchgemacht hatte und mit Nähe konnte er nicht umgehen und wollte diese auch nicht. Der Andere stieß alle aus reinem Selbstschutz weit von sich, es war sein Überlebenstrieb.
Tarek blieb klugerweise auf Abstand, fragte dann aber, ob es nichts gäbe, um Minan fester in dieser Welt zu verankern. Dieser zuckte nur mit den Schultern. "Früher gabs ein Netz, das mich davon abgehalten hatte", bemerkte er knapp, doch weiter wollte er nicht darüber sprechen. Talian hattes gewebt, jedoch nur um ihn vom Fliehen abzuhalten, als sie gemerkt hatte, dass er eine Schwarze Witwe war. Der Andere hasste Netze, er würde diese Lösung nicht mehr akzeptieren können. Jedenfalls nicht allzu bald.
Der Hayllier machte eine Bemerkung über Varisa und dass sie bis in den Abend hinein schlafen würde und dass Minan sich eher um seinen eigenen Zustand sorgen sollte. Darken lächelte schmal und flüchtig.
"Wenn du immer noch mit Minan reden würdest, hättest du sicher recht, aber ich halte mehr aus als er. Wesentlich mehr", gab er zurück, sein Blick ruhte weiterhin auf Varisa. Erst nach einigen Augenblicken legte sich der kühle Blick aus seinen dunklen schwarzen Augen wieder auf Tarek, der doch tatsächlich sagte, es würde ihm Sorgen bereiten, dass Minan so alleine im Verzerrten Reich wäre.
"Allein? Nein, das bin ich nur selten. Das Verzerrte Reich ist nicht so leer wie es den Anschein hat. Aber ich weiß, dass es gefährlich ist, ich versuche so wenig wie möglich dorthin zu gehen, aber manchmal lässt man mir keine andere Wahl." Er sah zu der Stelle, wo die Bilder gestanden hatten, die Tarek nun noch einmal erwähnt hatte. Der Andere zuckte teilnahmslos mit den Schultern.
"Die Bilder? Von mir aus hättest du sie behalten können, aber mich hat man ja nicht gefragt." Darken ging mit der ihm natürlichen inne wohnenden Grazilität zur Türe, doch dieses Mal hatte der Gang etwas katzenhaftes. Es wurde immer offensichtlicher, dass Tarek es hier mit einer ganz anderen Persönlichkeit Minan Darkens zu tun hatte.
"Und sag mir nicht, was ich tun sollte oder nicht. Ich kanns nicht leiden, wenn man über mich bestimmt", entschied er, legte den Kopf leicht schräg, als ihm noch was einfiel. "Ich denk, dir gehts da ähnlich." Eigentlich wollte der Andere nun gehen, denn er hatte wirklich Hunger, doch vorher mußten sie sich wohl um Varisa kümmern. Minan betrachtete sie wieder kritisch.
"Ich kann dir nicht helfen sie zu tragen mit nur einem Arm, also müssen das ein paar Diener machen. Danach gehe ich essen."