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Ein neuer Anfang





Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » Sa 12. Nov 2022, 21:41

"Ich sehe, dass es schwer für dich ist", antwortete sie ihm leise. "Doch ich wirklich verstehen kann ich es nicht. Schliesslich habe ich nicht die selben Erfahrungen gemacht wie du."

Er hatte anscheinend wirklich etwas gesehen und sie nickte verstehend, als er meinte, er habe nur kurz etwas gesehen. Das ging ihr oft sehr ähnlich, dass sie nur kurz und unzusammenhängend etwas sah, wenn sie kein Netz gewoben hatte.

Da fragte er auch schon nach dem Essen und dem Speisesaal. Überrascht sah sie ihn an. "Du willst wieder zurück ins Hauptgebäude?" fragte sie nach. "Das Essen wird jetzt dann gleich dort aufgetragen, aber ich dachte wir essen hier in der Stadt, damit ich dir noch mehr zeigen kann." Während sie sprach gingen sie weiter. Eine andere Treppe hinunter und kamen schliesslich zu einem Haus, wo man an einer Theke einen warmen Eintopf zum Mitnehmen erwerben konnte. Die leckeren Düfte hatten auch schon einige Dea al Mon angelockt.

"Aber wir können auch gerne zurück gehen, wenn dir das lieber ist", bot sie an und sah ihn fragend an. Das er müde war, interpretierte sie nicht nur auf seine körperliche Verfassung.
Bevor er ihr aber antworten konnte ging sie erst noch auf seine Vision ein. "Da hast du wohl das Erdbeben gesehen, das erst kürzlich im lichten Askavi geschah. Das war eine schreckliche Sache", meinte sie betrübt. "Es gab viele Tote und verschollene. Darunter auch Lilian Sekoshaa, die Territoriumskönigin. Hayll leistet nun grosse Hilfe beim Wiederaufbau des Territoriums." Irgendwie schien Eoshan über den letzten Punkt nicht wirklich glücklich zu sein.
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von Anzeige » Sa 12. Nov 2022, 21:41

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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » Sa 12. Nov 2022, 21:42

Eoshan sagte ihm, sie könnte nicht wirklich verstehen wie schwer es für ihn war, sie hätte ja nicht die gleichen Erfahrungen gemacht wie sie. Minan war sehr froh darum, betete, dass niemand sonst auf der Welt so etwas je hatte erleben müssen. Und wie sollte Eoshan es auch verstehen? Er hatte ihr ja nicht viel über sich erzählt. Vielleicht war er irgendwann soweit, doch jetzt noch nicht und so mußte er alleine damit klarkommen.
Die Königin schlug ihm vor, dass sie ja hier in der Stadt essen könnten und so könnte sie ihm weiter alles zeigen. Minan nickte. "Ja, ich würde gerne noch mehr sehen", gab er zurück und blickte neugierig zu einer Art offenem Wirtshaus, wo sich draußen schon andere Dea al Mon eingefunden hatten, aßen und plauderten. "Ich dachte nur.. du hast vielleicht noch wichtiges zu tun..." Er war es nicht gewohnt, dass eine Königin ihm unbegrenzt Aufmerksamkeit schenkte und er wollte sie ja auch nicht belasten. Seine Gedanken wanderten zurück zu Timaris und wie sie sich beim ersten Tag auch so intensiv um ihn gekümmert hatte. Damals war er noch zurückgezogener und fragiler gewesen als jetzt, glaubte er. Vielleicht hatte die Geburtstagsfeier doch nicht alles zerstört.

Minan blieb stehen als Eoshan doch tatsächlich etwas mit seinen unzusammenhängenden Bildern anfangen konnte und ihm von einem großen Erdbeben in Askavi, Terreille berichtete. Seine Augen wurden groß und er fühlte eine unerklärliche plötzliche Leere in sich.
"Niemand hat mir was davon gesagt... Caelvar und ich waren die ganze Zeit von Hayll hierher unterwegs. Wir haben es vermieden uns anderen Leuten zu zeigen und wir wollten so wenig wie möglich auf den Winden reisen", erklärte er stockend. "In Askavi? Weißt du.. weißt du ob der Haushofmeister von Hayll noch lebt?" Ayden war da gewesen, er hatte ihm ja sogar geschrieben. Dann erst fiel ihm ein wenig der Unterton von Eoshans Stimme auf. "Gefällt es dir nicht, dass Hayll Askavi unterstützt?" In Minans Ohren klang das gut, dass dem zerrütteten Land geholfen wurde.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » Sa 12. Nov 2022, 21:48

"Schön", meinte sie zufrieden, als er meinte, er würde gerne noch etwas sehen. "Ich mache doch gerade etwas wichtiges", fand sie dann aber und sah ihn ernst an. "Wenn ich dich schon in mein Territorium entführe, ist es nur Recht, wenn ich es dir auch zeige. Einen Moment, ich komme gleich wieder." Sie zwinkerte ihm zu und lief rasch zu dem Thresen, um zwie Teller Eintopf zu holen. Dabei grüsste sie die anderen Dea al Mon fröhlich, scherzte mit ihnen.

Schliesslich kam sie mit zwei vollgefüllten, heiss dampfenden Tellern zu Minan zurück und bedeutete ihm, sich neben sie auf den Steg zu setzen. Anschliessend rief sie noch Besteck, Servietten und einen kühlen, süssen Tee zum trinken herbei.

"Das Erdbeben passierte auch erst vor ein paar Tagen", erklärte sie dem Prinzen. "Da wäre es schon erstaunlich, wenn ihr etwas davon gehört hättet. Das war schon richtig, dass ihr den anderen Leuten ausgewichen seid. Ich selber habe einen Nachhall der Erschütterung zu spüren bekommen. Bin bei der Vision doch glatt vom Stuhl gefallen, so überrumpelt hat sie mich." Sie grinste. "Die Anderen haben ganz schön verblüfft geguckt."

"Leider kann ich dir nichts über Ayden Asar sagen", fügte sie dann wieder ernst hinzu. "Ist er ein Freund von dir? Ich könnte versuchen, in einem Netz nach ihm zu suchen, wenn du möchtest."

Sie schaufelte etwas von dem Eintopf auf ihre Gabel, ass aber noch nicht davon, da er noch viel zu heiss war. So pustete sie nur etwas darauf. "Ich finde es schon gut, dass Askavi in dieser schrecklichen Zeit unterstützt wird", fuhr sie zögernd fort. "Askavi braucht jetzt unbestreitbar Hilfe. Doch Hayll tut nichts je umsonst. Ich fürchte, der Preis, den Askavi für Haylls Unterstützung zahlen muss, wird sehr, sehr hoch sein. Was Askavi wirklich braucht ist eine starke, gesunde, eyrische Königin, die das Land wieder heilen kann."
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » Sa 12. Nov 2022, 21:53

Er blickte sie etwas verwirrt an, als Eoshan ihm sagte, sie würde doch etwas wichtiges tun, nämlich ihm, ihr Territorium zeigen. Minan hatte sich selbst für nicht so wichtig befunden, doch irgendwie war es auch schön. Er blickte der Königin hinterher, die so anders war als alle, die er davor kennengelernt hatte. Unsicher blieb er am Rande stehen, dachte über das nach was er gesehen hatte und nahm dann den Teller entgegen, den sie ihm brachte.
"Danke..." Er lächelte zaghaft, setzte sich nach ihrer Einladung neben sie und stellte seinen Teller ab, um dann zu essen zu beginnen. Nicht jedoch bis die Dea al Mon zuvor auch ihr Mahl begonnen hatte. Jetzt erzählte sie ihm mehr von dem Erdbeben und dass sie auch eine Vision davon gehabt hatte. "In der Öffentlichkeit eine Vision zu haben ist nicht schön", stimmte er ihr zu. Die meisten betrachteten ihn dann, als wäre er verrückt. Wie sollten sie auch nicht? Kaum jemand wußte, dass er eine Schwarze Witwe war, immerhin war es mehr als nur selten wie er mittlerweile erfahren hatte, und er war zerbrochen, immer an der Grenze zum Wahnsinn.

Eoshan fragte ihn nach Ayden und der Prinz mußte einen Moment darüber nachdenken. "Ich weiß nicht, ob er ein Freund ist... aber er hat mir das Fechten beigebracht und..." Nein, dass er mit ihm geschlafen hatte, wollte er nicht sagen, er wollte ja selbst nichtmal daran denken. "Teilweise mag ich ihn. Ich weiß, er war zum Zeitpunkt des Bebens in Askavi, um Königin Sekoosha mit der Verwaltung zu helfen. Ich würde gerne wissen, ob er noch lebt." Minan zögerte kurz. "Wenn das geht."
Er nahm einen Schluck von dem Tee nachdem er mehrmals in die Tasse gepustet hatte. Dass die Dea al Mon es nicht gut fand, dass Hayll Askavi unterstützte, verstand er nun auch nach ihren Erklärungen.
"Ja, ich weiß. In Hayll kann man alles kaufen und alles hat seinen Preis", steuerte er bei, "Das habe ich jedenfalls gehört. Ich habe nicht wirklich viel von Hayll gesehen, als ich da war. Hat Askavi nun keine Königin mehr?", fragte er nach. Betrübt schüttelte er den Kopf. "So viele Reiche ohne Königin, so viel Chaos und Leid... Meinst du das ist sein Ziel, Eoshan?" Hier wollte er den Namen von Sion nicht laut aussprechen. "Dass die Königinnen verschwinden... um ihre Reiche zu schwächen, damit er leichter dort einfallen kann?" Er hatte viel in der Bibliothek von Hayll gestöbert, um seine immensen Wissenslücken aufzufüllen und da waren ihm auch ein paar Bücher über berühmte Strategen und Schlachten in die Hände gefallen. Zwar hatte Minan bei weitem nicht alles verstanden, doch er verstand, dass Königinnen eng mit ihrem Land verbunden waren und ihre Stärken und Schwächen ins Reich übergingen. So hoffte er auch, es würde bald eine neue Königin für Askavi geben, um es zu heilen.
Aber manche Dinge kann man nicht mehr heilen, sagte eine leise Stimme in ihm..
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » Sa 12. Nov 2022, 22:02

"Ich werde es versuchen", versprach sie ihm ernst und nickte ihm zu. "Aber nicht gleich jetzt. Dafür muss ich mich vorbereiten und ausgeruht sein." Inzwischen war auch ihr Hunger geweckt worden und sie machte sich hungrig über den Eintopf her. "Ach, so schlimm ist das nicht. Freunde können einem auch gegebenenfals auch auffangen. Das gibt weniger Flecken", fand sie gleichmütig zu dem Thema in der Öffentlichkeit eine Vision zu haben.

"Aber das ist irgendwie nicht logisch", antwortet sie nachdenklich, als Minan ihr seine Theorie darlegte. "Daran habe ich zuerst auch gedacht, doch etwas stimmt nicht. Weshalb ist er dann nicht über Shalador, Scelt oder Klein Tereille hergefallen. Es wären gerade leichte Ziele für ihn. Stattdessen macht er sich Dena Nehele und Pruul untertan, obwohl das starke Königinnen herrschten. Das ergibt doch keinen Sinn. Ausserdem, wenn er alle Territorien in Besitz nimmt, werden sie verdorren ohne Königinnen. Das kann er doch nicht wollen, denn er ist doch selber auf die Länder und ihre Erträge angewiesen." Es ist viel wahrscheinlicher, dass er aus irgend einem Grund hinter Königinnen und Schwarzen Witwen her ist. Aber das sagte sie nicht, sondern ass nur nachdenklich weiter.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » Sa 12. Nov 2022, 22:05

Eoshan versprach ihm, dass sie versuchen würde etwas über Ayden herauszufinden, meinte aber, es würde nicht gleich jetzt gehen, woran Minan nicht einmal gedacht hatte. Er schüttelte rasch den Kopf.
"Nein, es ist nett, dass du es überhaupt für mich versuchst." Ein scheues kurzes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. "Danke." Der Prinz verspeiste weiter den Eintopf und auch wenn der Geschmack ein wenig fremd und unbekannt war, so schmeckte es ihm doch und irgendwie verlor er langsam ein wenig von seiner Angst und Schreckhaftigkeit. An Liasanya denkend, überlegte er wie er sich bei ihr entschuldigen sollte ehe er seine Gedanken wieder darauf lenkte was Sion vielleicht oder vielleicht auch nicht planen könnte.

Eoshan zweifelte seine Idee an, meinte das Argument, dass er nicht in diese Länder, wo die Königinnen einfiel, dagegen sprach. Minan mußte ihr stillschweigend zustimmen. Wenn Sions Ziel war die Reiche zu erobern, dann wäre jetzt sicher der Moment in diese Länder einzufallen. Das alles gab ihm doch zu denken, während er weiteraß und dann einen Schluck von dem Tee nahm.
"Vielleicht denken wir einfach falsch", bemerkte er dann, "Anders als er." Minan schüttelte sich leicht wie vor Widerwillen. "Aber ich glaub, ich will mich auch gar nicht in ihn hineinversetzen und überlegen wie er denkt. Meinst du, er denkt manchmal darüber nach was wir denken?" Doch er wußte, es hatte nichts damit zu tun, dass Sion sich in andere hineinfühlte, es klang mehr wie kalte Berechnung. Der zerbrochene Prinz dachte noch eine Weile darüber nach warum man Königinnen entführen, dann aber nicht deren Land eroberte, aber er kam auf keine sinnvolle Lösung.
"Ich hab auch schon einmal sein Schloß gesehen, glaube ich. So viele Raben, so dunkel, so kalt..." Sein Blick verlor sich in der Ferne. "Und eine große siebeneckige Kammer... aber dann ist da so viel Nebel wie als könne man nicht weitersehen und später bin ich nie mehr so weit gegangen, ich hatte Angst ich verliere mich..." Selbst wenn er nur daran dachte, wurde ihm wieder kalt. Minan versuchte an etwas anderes zu denken.
"Habt ihr eigentlich hier irgendwo eine Bibliothek?", fragte er neugierig nach. "In Hayll habe ich viel gelesen. Ich war nie in einer Schule.."
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » Sa 12. Nov 2022, 22:15

Sie schauderte. "Nein, ich will mich auch nicht in ihn hineinversetzen, um heraus zu finden wie er denkt. Das ist mir zu unheimlich. Er denkt auf jeden Fall anders als wird. Das muss einfach so sein", behauptete sie zuversichtlich. Das war einfach zu absurd, wenn er gleich denken sollte wie sie. "Dass er darüber nachdenkt, wie wir denken, glaube ich schon. Schliesslich will er sicher wissen, wie wir auf seine Handlungen reagieren. Die Frage allerdings ist, ob er sich in uns hineinversetzen kann."

Neugierig, aber auch etwas besorgt sah sie ihn an. "Sein Schloss habe ich auch schon gesehen", begann sie sanft. "Diese Kammer allerdings noch nicht. Ich musste wie du aufpassen, dass ich nicht zu tief ins Verzerrte Reich abdrifte. Würdest du mir, wenn du dich stark genug dafür fühlst, diese Kammer zeigen?"

Dann sah sie ihn aber etwas überrascht an. Nicht weil er das Thema wechselte. Das war verständlich. "Aber natürlich haben wir eine Bibiliothek", nickte sie. "Ich habe dir doch gezeigt in welchem Gang sie liegt. Oder meinst eine Stadtbibliothek? Das ist die selbe." Sie liess ihren Blick kurz hoch zu einer anderen Brücke gleiten. Nur kurz, kaum bemerkbar. "Ich war auch nie in einer Schule um Schrei..."

Sie verstummte und noch einmal schweifte ihr Blick rasch ihn und her, ohne für einen anderen ausser Minan auffällig zu wirken. Dann liess sie ihre Teller und Löffel zu der Theke verschwinden, packte Minan an der Hand, sprang auf und zerrte ihn mit sich hoch. "Lauf", rief sie ihm zu, wirbelte herum und jagte los.
Sofort erscholl wildes Geschrei und helles Gekicher. Dazu war schnelles Gtrappel vieler kleiner Füsse zu hören. Es war ein beliebtes Spiel, dass die Kinder der Stadt mit Eoshan spielten. So ungefähr einmal in der Woche, wenn sie die Stadt besuchten, versuchten sie sie ein zukreisen und 'gefangen' zu setzen. Natürlich entwischen Eoshan ihnen immer wieder und es gab schlussendlich immer viel fröhliches Gelächter.

So rannte sie geschmeidig mit Minan an der Hand über einige Brücken, Stege und Treppen. Aber dann hatten sie die Kinder fast abgehängt und Eoshan drängte den Prinzen in einer dunklen Nische gegen die Wand und legte ihm eine Hand über den Mund. "Psssst." Ihre Augen glitzerten übermütig und sie schmiegte sich eng an ihn. Es war jedoch nichts erotisches dabei. Trotz der Rennerei ging ihr Atem kein bisschen schneller. Sobald die Kinder sie doch noch eingeholt hatten, würde sie mit lautem Gebrüll hervorspringen und sie etwas erschrecken. Das gehörte zum Ritual.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » Sa 12. Nov 2022, 22:16

Er wußte, er hätte nicht von der Kammer erzählen sollen, denn prompt fragte Eoshan nach, ob Minan sie ihr zeigen könnte. Der Prinz schüttelte matt den Kopf. "Jetzt noch nicht. Bitte, Eoshan..." Er fühlte sich nicht annähernd stark genug dafür. "Ich kann tief ins Verzerrte Reich, sehr tief, aber jedesmal wird es schwerer den Rückweg zu finden..." Und ob er sie seine Erinnerung zeigen wollte? Nein, dazu war er erst recht nicht bereit und vor allem auch Eoshan nicht, sie wußte nicht worauf sie sich einließ. Doch genausowenig, wußte Minan, konnte er sie wirklich davon abhalten. Wenn sie wollte, konnte sie in seinen Geist sehen auch ohne seine Zustimmung. Er hoffte, sie würde nie so weit gehen, aber er kannte sie noch nicht recht, konnte sie nicht einschätzen. Bisher schien sie in kein Schema der Menschen zu passen denen er zuvor begegnet war.

Minan war froh, nachdem sie nun das Thema gewechselt hatten. Die Dea al Mon erinnerte ihn daran, dass sie ihm bereits gezeigt hatte wo die Bibliothek war und der Prinz sah beschämt in seine Teetasse.
"Ja, stimmt... es ist nur so viel auf einmal. Irgendwann behalte ich es sicher."
Wenn du unbedingt in die Bibliothek willst, kann ich es dir auch zeigen... wenn ich dafür endlich wieder trainieren kann. Der Trainingsplatz sah gut aus, auch wenn ich schätze, es ist vergebene Liebesmüh uns den Bogenkampf beibringen zu wollen. Selbst in den Gedanken konnte man den leicht bissigen Zynismus des Anderen heraushören. Aber vielleicht Messerwerfen...
Der junge Prinz versuchte die Gedanken des Anderen auszublenden, damit er nicht dauernd abgelenkt war und schreckte dann auf, als Eoshan ihn plötzlich an der Hand packte und ihm zurief, er solle laufen. Minans Aufregung schoß sofort in die Höhe, doch er reagierte augenblicklich und rannte mit ihr fort, obwohl er nichtmal wußte wohin. Es zählte nur eines, das Wissen, dass jemand hinter ihnen her war. Und wenn Minan was gut konnte, dann fliehen. So oft wie man ihn einfach zum Spaß in die Wildnis ausgesetzt hatte, um zu testen wie hoch sein Überlebenswillen noch war, um ihn zu jagen und zu hetzen wie ein Tier. Nur für Minan war es nie Spaß gewesen, sondern bitterer Ernst. Er kannte auch kein Fangen und Verstecken, hatte es nie als Kind gespielt, weswegen das alles für ihn neu war und er es auch nicht begriff. Für ihn war die Angst und die Gefahr nur zu real.

Sein Herz pochte schmerzhaft schnell, als Eoshan ihn plötzlich in einer Nische zwischen zwei dicht stehenden Häusern gegen die Wand drängte. Er konnte gerade noch nach Luft schnappen, da lag schon ihre Hand auf seinem Mund und seine Panik steigerte sich. Ihr Körper, der sich dann dicht an seinen schmiegte, machte es nicht besser und ihre ungewohnte Nähe rief in ihm Angstzustände hervor und sicher keine Lustimpulse.
Minan blieb starr an der Wand gelehnt, seine Gedanken rasten, er sah Szenen aus der Vergangenheit vor sich, die so schmerzhaft ähnlich gewesen waren.

Sangrear hielt ihm mit der Hand den Mund zu. Seine Augen strahlten etwas Verbissenes aus, was nahe an Verbitterung war.
*Hör auf zu flennen, wir sind bald draußen, Kleiner. Leise jetzt*, sandte der ältere Eyrier einen Speerfaden. Minan wagte nicht einmal zu atmen. Im Nebengang schritten zwei eyrische Wächter entlang, während Sangrear ihre beiden Signaturen verschleierte. Aber Minan kämpfte nicht nur gegen die Tränen an, auch gegen die Gedankenfäden von Talian, die wie spitze Nadeln auf ihn niederprasselten, ihn nie in Ruhe ließen.
*Sprich mit mir, Süßer. Du kannst dich nicht ewig verstecken und ich verspreche dir, wenn du ein braver Junge bist und freiwillig zurückkommst, wird die Strafe nicht so groß sein*, säuselte sie. Und als sie merkte, dass ihr Lockungen nichts bewirkten, setzte sie den Ring ein, so dass Minan beinahe zusammengesackt wäre vor lauter Schmerz und Sangrears Hand nun seine Schreie dämpften.
*Komm, du hälst das aus, Junge. Reiß dich zusammen, du packst das*, versuchte der andere Eyrier Kräfte in ihm zu mobilisieren. *Ich habs dir doch versprochen, ich bring dich hier raus. Weiter jetzt.* Er legte einen Arm von Minan über seine Schulter und schleifte den jungen Prinzen mehr als dass dieser selbstständig hätte gehen können.


In der Gegenwart war nichts von seiner Erinnerung, die er noch einmal durchlebte, zu sehen. Nichts außer einer Träne, die langsam über seine Wange rann und wie er Eoshan mit weit aufgerissenen Augen anblickte.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » Sa 12. Nov 2022, 22:23

Auf einmal verspürte sie eine extreme Unruhe, Angst, ja schon beinahe Panik und da benetzte etwas ihre Hand, mit der sie Minan den Mund zu hielt. Zuvor hatte sie sich auf die Kinder konzentriert. Doch nun spürte sie, dass diese Gefühle von Minan stammten. Überrascht sah sie ihn an, bemerkte, dass er eine Träne geweint hatte. Langsam zog sie ihre Hand zurück, leckte sacht einem Impuls folgend, seine Träne von ihrer Hand und sah ihn fragend an. Verstand nicht, wovor er so Angst hatte.
*Du bist in Sicherheit Minan*, sandte sie ihm beruhigend. *Spielst du nicht gerne verstecken? Keine Sorge, sie sind ganz lieb, nur etwas laut.*

Eoshan beschloss es ihm zu zeigen und das Spiel weiter zu spielen. Da stürmte die lärmende Kinderhorde auch schon an ihnen vorbei. Die Königin löste sich von Minan, trat auf den Steg hinaus und rief fröhlich. "Ha! Habe ich euch."
Abrupt blieben die Kinder stehen, drehten sich um und stürtzen auf die Schwarze Witwe zu. "Nein, wir haben dich", kreischten sie lachend, umkreisten sie fröhlich und eines der Kinder, stürzte sich in ihre Arme, um von ihr hochgehoben zu werden. insgeheim vermutete Eoshan, dass jedes Mal das sorgfältig geregelt wurde, wer von der Königin hochgehoben werden durfte. Denn jedes Mal hielt sie jemand anderen in den Armen. Das konnte kein Schnelligkeitswettbewerb sein.

Lachend begrüsste sie die Kinder, zerwuschelte ihnen ihr Haar und drückte sie an sich, heute mit der schweigsamen Karil auf der Hüfte, die ihre dünnen Ärmchen um ihren Hals geschmiegt und ihren Kopf auf Eoshans Schulter gelegt hatte, sich richtig anschmiegte.
Da endeckten sie Minan in der Nische und wirbelten zu ihm herum. Sie waren doch ein wenig zu schüchtern, um ihn ebenfalls zu umarmen, besonders da er kein Dea al Mon war. Doch das liess sie um keine Spur leiser werden, sondern nur aufgeregt tuscheln, wer er denn sei. Stadtdessen sahen den Prinzen viele, fröhlich lachende, neugierige Kindergesichter an, mit erwartungsvollen Augen, dass er etwas sagte.

"Das ist Minan Darken", stellte Eoshan ihn vor. "Er ist für eine Weile unser Gast. Also sein höflich zu ihm", fügte sie mahnend hinzu. Doch ihr Grinsen zeigte, dass sie schon wusste, dass die kleinen Dea al Mon wussten, was sich gehörte. Diese lachten auch sogleich und versprachen es viel zu artig.
"Ich bin Maldris", erklärte eine selbstbewusste junge Hexe von etwa acht Jahren und trat zu Minan hin. "Spielst du nun auch mit uns und Eoshan?"
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » Sa 12. Nov 2022, 22:32

Eoshan zog ihre Hand wieder zurück, als sie zu merken schien wie es ihm ging. Aber Minan sah in ihren Augen, dass sie es nicht wirklich verstand. Wortlos sah er zu wie sie die Träne von ihrer Hand ableckte und war froh, dass sie sie von dort ableckte und nicht von seiner Wange. Er wußte ja auch, dass er in Sicherheit war, doch seine Ängste hatten nichts mit Vernunft und Logik zu tun. Zudem waren seine Hoffnungen und sein Vertrauen so oft gebrochen worden, dass er nicht mehr wußte, wem er es noch schenken sollte. Die Angst vor Enttäuschung war sehr groß.
Der Prinz ging nicht weiter auf ihren Speerfaden ein, sah dann aber zu wie die Dea al Mon plötzlich auf den Steg hinaustrat und die Kinder erschreckte, die vorbei gerannt waren. Es löste in ihm seltsame Gefühle aus zuzusehen wie Eoshan mit den fröhlichen Kindern lachte, scherzte und tobte. Eine Welt, die er so niemals gekannt und erlebt hatte. Die Königin hatte eines der Kinder hochgehoben und kam zu ihm zurück, da hatten ihn schon die restlichen Kinder entdeckt und scharten sich aufgeregt um ihn herum. Minan drückte sich ein bißchen mehr in die Nische hinein, normalerweise war so viel Aufmerksamkeit, die ihm galt, nie gut gewesen, doch vor Kindern mußte man ja nicht wirklich Angst haben oder? Er konnte nur auch nicht von sich behaupten, er wäre jemals mit welchen umgegangen. Weder in seiner Kindheit noch später. Zumindest keine Kinder, die solch fröhlichen Gesichter gehabt hätten. Allenfalls hatte er mal aus der Ferne Kinder von reichen Adeligen gesehen, während er selbst durch den Hintereingang in ein entsprechendes Haus geführt wurde um zu Diensten zu sein..

Eoshan stellte ihn vor und Minan war erleichtert, dass er selbst nichts sagen mußte, er wußte nämlich überhaupt nicht was. Ein junges Mädchen trat näher zu ihm und fragte ihn dann, ob er jetzt mit Verstecken spielen würde. Verlegen strich der zerbrochene Prinz sich eine dunkle Haarsträhne zurück.
"Ähm... ich weiß gar nicht wie das Spiel geht...", gab er zu. Bis vor kurzem hatte er ja nichtmal gewußt, dass es ein Spiel war. Die Augen der kleinen Hexe wurden groß.
"Du kennst kein Fangen und Verstecken?", fragte sie erstaunt. Minan schüttelte den Kopf. Maldris begann ihm dann gleich zu erklären wie es ging, stolz, dass sie einem Älteren auchmal etwas beibringen konnte. Ein bißchen hilflos schaute er hinüber zu Eoshan, weil Maldris doch ziemlich schnell erzählte und noch alle möglichen anderen Spiele erwähnte, die er auch nicht kannte. "Du kennst keine Ballspiele?", fragten die Kinder nach. Er mußte verneinen. "Klettern?" Minan schüttelte wieder den Kopf. "Vater, Mutter, Kind?"
Er riss prompt die Augen auf, weil das Spiel in seinen Ohren grausam klang, aber dann erklärte es eines der anderen Kinder und Minan entspannte sich wieder.
"Spielt ihr da wo du herkommst andere Spiele?", fragte ein Junge nach und Minan versuchte fieberhaft zu überlegen, ob er irgendein Spiel kannte was er sagen konnte.
"Seifenblasen", fiel ihm plötzlich ein und die Kinder klatschten aufgeregt in die Hände und jauchzten, dass sie das auch toll fänden. Gleich fragten sie Eoshan, ob sie nicht auf der großen Wiese Seifenblasen machen könnten. "Gaaaanz große." Maldris breitete ihre Arme aus wie um anzuzeigen wie groß.
"Mit dem großen Pusteding", pflichtete ein kleinerer Junge bei.
"Ähm, ich weiß nicht ob wir dafür Zeit haben", wand Minan zögernd ein, der sich nicht vorstellen konnte, dass die Königin von Dea al Mon Seifenblasen steigen lassen wollte.
"Es ist ganz in der Nähe. Da ist auch der Bach, da kann man Schiffe fahren lassen", versuchte Maldris ihn zu überzeugen, obwohl der Prinz keine Ahnung hatte wovon sie redete.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » Sa 12. Nov 2022, 22:33

Erst befürchtete sie, dass sie Minan durch irgend etwas überfordert hatte, als sie sah, wie er sich gegen die Wand drückte. Aber dann schien er sich etwas zu beruhigen und antwortete auf die Fragen der Kinder. Wenn auch oft damit, dass er nicht wisse, wie dieses Spiel gehe. Erstaunt betrachtete Eoshan ihn. War er denn schon als Kind als ein Sklave behandelt worden? Hatte er nie Spiele spielen können? Und weshalb riss er so die Augen auf bei der Erwähnung des Spieles Vater, Mutter, Kind? Was stellte er sich da denn vor?

Doch die Kinder erklärten ihm voller Begeisterung geduldig. Wobei sie sich allerdings gegenseitig immer wieder ergänzten, so dass es reichlich chaotisch wirkte. Wahrscheinlich musste sie ihm später alles noch einmal in Ruhe erklären.
Schon meinte sie dann, ihm aus der Klemme helfen zu müssen, als er eines der Spiele aufzählen sollte, das er kannte. Doch dann brachte er Seifenblasen hervor, was ein Begeisterungssturm bei den Kindern auslöste.

"Ach, für Seifenblasen und Schiffe haben wir schon Zeit Minan", meinte sie freundlich und die Kinder jauchzten auf. Kaum hatte sie Karlin abgesetzt, damit sie gehen konnten, packten sie die Kinder bei ihren Händen, um sie und Minan zum nächsten Aufzug zu ziehen und zu schieben. "Mal sehen, was für grosse Blasen wir zu machen schaffen Maldris.* Grinsend zerwuschelte sie dem fünfjährigen Lerenos das Haar. "Genau, mit diesem Pustedings Lerenos. Habt ihr denn auch alles dabei, oder müssen wir eure Schiffe erst noch basteln?"

Wieder war ein fröhliches Geplauder zu hören, bei dem schlussendlich daraus zu schliessen war, dass nur Minan noch ein Schiff brauchte, sie ihm aber alle ganz bestimmt dabei helfen würden. Die Älteren machten sich dann auch gleich daran, schnell und geschickt hinunter zu klettern, während die Jüngeren mit Eoshan und Minan den Aufzug benutzten.
"Du sagst, wenn du keine Lust dazu hast Minan?" fragte Eoshan, als sie langsam nach unten schwebten.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » Sa 12. Nov 2022, 22:42

Eoshan wiegelte ab und meinte, sie hätten durchaus Zeit, um Seifenblasen zu machen, was die Kinder noch mehr freute und Minan fühlte sich abrupt von einem der Kinder an der Hand gezogen. Die ganze Bande tollte bis zum Aufzug um sie herum, machte Vorschläge, sprach über diese seltsamen Schiffe und dass er auch noch eines bräuchte und schon bald hatte der junge Prinz den Faden verloren. Das mit den Seifenblasen verstand er ja noch, aber nicht was es mit diesen Schiffchen auf sich hatte. Dann standen sie zusammen mit einigen der jüngeren Kinder im Aufzug und die Dea al Mon bat ihn, ruhig zu sagen, wenn er keine Lust darauf hätte. Minan schüttelte den Kopf.
"Nein... ich bin schon neugierig", gab er zu. "Und wenn du noch Zeit hast..." Er lächelte sie scheu an. Der Aufzug schwebte weiter nach unten und sie gingen ein Stück auf einer niedrigeren Ebene der Stadt, ehe ein weiterer Aufzug folgte, noch eine Treppe und dann waren sie wieder unten und die Kinder tollten voraus und führten sie zur großen Wiese, die sich als malerische Lichtung zwischen den Bäumen entpuppte. Und überall stand blühender Löwenzahn, Schaumkraut, Sauerampfer, Butterblumen und Kornblumen und vieles was Minan so nicht kannte. Auch die Blumen und Pflanzen erkannte er nur wieder, weil er ein Naturkundebuch in Hayll gelesen hatte. Zwischen den Bäumen im Schatten hörte man den Bach munter vor sich hinplätschern. Ein paar Schmetterlinge kamen gleich zu dem zerbrochenen Prinzen angeschwirrt und die Kinder lachten.
"Sie mögen dich!" Sie rannten weiter in die Mitte und einige wenige der Kinder waren schon alt genug, dass sie ihr Geburtsjuwel besaßen. So erschienen bald zwei große Decken, ein Bottich mit der Seifenlauge und die "Pustedinger", manche kleiner andere größer noch als eine Handfläche.

Minan bekam einen der Stäbe in die Hand gedrückt und so versuchte er gleich ein paar Seifenblasen zu fabrizieren, was ihm auch ziemlich gut gelang. Er setzte sich auf eine der Decken und sah zu wie die schillernden Blasen weiter nach oben stiegen. Natürlich mußte er dabei an Aaron denken und es war ein schöner Gedanke, dass die Seifenblasen den ganzen Weg bis nach Hayll schweben würden, damit er es sehen konnte und wußte, dass Minan noch lebte und irgendwo da draußen war. Und gerade jetzt... ging es ihm da nicht sogar halbwegs gut? Er fragte sich, wie das Leben in Hayll ohne ihn weiterging. Vermutlich genauso wie bisher...
Die Kinder spielten weiter und er machte kräftig mit. Natürlich hatte er ihre offenen neugierigen Blicke bemerkt und so dauerte es nicht lange bis Maldris ihn genauer ansah.
"Du, wo ist denn dein anderer Arm?", fragte sie neugierig. Minan sah kurz zu Boden. Die Hexe war noch jung, selbst wenn er nie eine eigene Kindheit gehabt hatte, so begriff er doch ganz genau, dass es sicher nicht gut war, wenn er die volle Wahrheit sagte.
"Ich war einmal ganz ganz krank und damit ich nicht sterbe, mußte man mir den Arm abnehmen." Er zwang sich regelrecht zu einem Lächeln. "Aber jetzt gehts mir wieder gut." Minan atmete tief durch. "Wo sind denn eure Schiffe?", wechselte er rasch das Thema. Einige der Kinder waren schon zum Bach gerannt und man hörte sie von dort lachen, plappern und kreischen. Er blieb noch bei Eoshan sitzen, neigte sich zu einem blühenden Löwenzahn und pustete darüber, so dass die weißen Schirmflieger aufstoben und sich in der Luft verteilten, langsam zum Boden zurückschwebten. Mit Blicken verfolgte er ihren Flug, fing eines der Samenkörner auf, barg es in seiner Faust ehe er diese wieder öffnete und den kleinen Flieger von der Handfläche pustete.
"Es ist wirklich schön hier... und friedlich." Seine Augen hatten einen lebhaften Glanz bekommen, während er hinüber zu Eoshan schaute. "Ist es wahr, dass es einem Land immer so gut geht wie seiner Königin? Oder dass es ihr ähnlich ist... ich habe darüber gelesen, aber es nicht ganz verstanden."
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » Sa 12. Nov 2022, 22:44

Es machte wirklich grossen Spass, mit den Kindern über die Blumenwiese zu tollen, zu lachen und Seifenblasen zu machen. Es war ein fröhlicher Tanz, bei dem auch der schüchterne Minan mitmachte. Aber schliesslich fragte Maldris doch nach seinem Arm. Doch der zerbrochene Prinz schaffte es ruhig und verständnisvoll zu antworten. Eoshan fragte sich jedoch entsetzt, ob sich sein Schlangenzahn entzündet hatte. Die Seite würde Stimme.

Dann machten sich die Kinder auf zum Bach und begannen aus grossen Rindestücken, feinen Zweigen, Blättern und Gräsern ein Boot für Minan zu basteln. Der Prinz setzte sich jedoch zu ihr. Lies die Samen eines Löwenzahn fliegen. Selber erschuf eine Seifenblase, die sich um den letzten davonfliegenden Samen schloss, mit ihm davontrieb.

"Ja, schön ist es hier wirklich", antwortete Eoshan verträumt. "Allerdings ist friedlich vielleicht nicht das richtige Wort. Jetzt ist es ruhig. Aber es kann hier auch ganz schön stürmisch werden. Hier ist es eben natürlich, ursprünglich."

Sie erschuf eine weitere Seifenblase, formte sie mit Hilfe der Kunst zu einem Schmetterling, der sich auf Minans Nase niederliess und da zerplatzte. Fröhlich grinste sie ihn an.
"Nun, es ist nicht ganz so einfach. Es ist wohl eher so, dass die Königin, also eigentlich die Territoriumskönigin, ist eher so wie ihr Land. Auch ist das Land nicht so eng mit einer Territoriumskönigin verbunden, dass, wenn sie eine Magenverstimmung hat, es auch dem Land schlecht geht. Damit das Land verdirbt, muss auch die Königin sehr verdorben sein. Das kann sich aber über Jahrunderte hinziehen. Das geht nicht so schnell. Nur wenn es ihr seelisch sehr schlecht geht oder sie in Kalte Wut verfällt, kann man unmittelbare Folgen am Land feststellen. Das kommt auf die Königin drauf an und auf die Bindung, die sie zum Land hat."
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » Sa 12. Nov 2022, 22:48

Er blickte staunend auf als sich eine Seifenblase um den letzten fliegenden Samen bildete und mit ihm davonschwebte. Minan lächelte und entspannte sich leicht, das mußte Eoshans Werk gewesen sein. Sie meinte es wäre nicht friedlich hier, sondern natürlich, trotzdem war der Prinz froh, dass er diese stürmische Seite noch nicht erlebt hatte. Er war ja auch erst ein paar Tage in Dea al Mon, vielleicht würde er sich irgendwann eingewöhnen.
Minan zuckte leicht zusammen, als sich ein Seifenblasenschmetterling überraschend auf seine Nase setzte und dann zerplatzte. Aber dieses Mal hatte er keine Angst und erwiderte sogar das verschmitzte Grinsen der Königin. Schweigend hörte er ihrer Erklärung zu und dass besonders sehr starke Emotionen der Königin ans Land weitergegeben wurden.
"Ich hoffe, den Dhemlan Reichen geht es nicht so schlecht", entgegnete er nachdenklich. "Ich verstehe gar nicht wie ein Kriegerprinz über ein Land herrschen kann. Gibt es nicht immer eine Königin?"
Er hörte gerade ihrer Antwort zu, als die Kinder wieder angerannt kamen und sich beschwerten, dass Eoshan und Minan ja gar nicht mit den Schiffen spielen. So erhob sich der zerbrochene Prinz anmutig und folgte zusammen mit der Königin der Bande zum Bach, wo sie ihm stolz das neue gebastelte Schiff präsentierten.

"Oh, es ist toll", entfuhr es dem Prinzen und er betrachtete das Boot mit leuchtenden Augen. "Und das ist wirklich für mich? Danke..", stammelte er, denn Geschenke waren immer noch etwas besonderes für ihn. Minan stockte. "Und äh wie spielt man das jetzt?", fragte er verlegen nach. Die Kinder holten ihre eigenen Schiffe heraus.
"Wir machen ein Wettrennen! Welches Schiff am weitesten kommt", sagte Lerenos und so setzte jeder sein Schiff in den Bach und ließ es erst los, als das Startsignal gegeben wurde. Die Kinder rannten aufgeregt am Ufer entlang, feuerten ihr Schiff an, halfen mit Stöcken nach wenn es irgendwo festhing und beschuldigten sich gegenseitig manchmal, dass wer die Kunst eingesetzt hätte und schummelte. Minan verfolgte das ganze auch gebannt, irgendwie regte sich bei den ganzen Spielen eine lang verborgene und unterdrückte kindliche Seite in ihm von der er gar nicht gewußt hatte, dass sie überhaupt da gewesen war.
Als eines der jüngeren Kinder beim Rennen stolperte und zu weinen begann, weil es sich das Knie aufgeschürft hatte, war Minan mehr als alles andere von dem Weinen irritiert, weil es ihn an sein eigenes von damals erinnerte. Er hielt sich selbst zurück, während die restlichen Kinder bereits ihrem Kameraden Trost zugesprochen hatten und es aufmunterten.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » Sa 12. Nov 2022, 22:51

"Noch ist Sion nicht sehr lange an der Macht", antwortete Eoshan nachdenklich. "Deswegen wird das Land wohl noch nicht zu sehr gelitten haben. Allerdings hat da zuvor Balthasar Danna geherrscht. Anscheinend waren die Provinz- und Bezirksköniginnen damit einverstanden und haben sich um das Land gekümmert. Irgendwie hat das anscheinend ganz gut geklappt. Aber..."

Weiter kam sie nicht, da die Kinder angerannt kamen und meinten, sie sollten doch auch endlich mitspielen. Geschmeidig erhoben sie sich und folgten der Schar zu dem Bach, wo sie Minan stolz das Schiff zeigten, das sie für ihn gemacht hatten. Voll ehrlicher Freude nahm er es entgegen und fragte auch sogleich, wie man denn nun damit spielte. Auch Eoshan rief ihres herbei, welches sie vor Jahren gebastelt hatte und setzte es mit den anderen an die Startlinie. Und als alle soweit waren, ging das fröhliche Rennen los.

Doch wie das oft so bei aufgeregten, rennenden Kindern war, stolperte eines und begann zu weinen, weil es sich das Knie aufgeschürft hatte. Sofort kümmerten sich die anderen Kinder um es. Doch Minan schien ihrgendwie irritiert zu sein, hielt sie plötzlich wieder zurück.

Aber erst einmal kümmerte sich nun auch Eoshan um den kleinen Krieger. Vorsichtig säuberte sie seine Wunde mit einem sauberen Tüchlein, dass sie zuvor in den Bach getunkt hatte und rief anschliessend eine kleine Dose herbei. Behutsam schmierte sie die darin enthaltene Salbe auf die Aufschürfung des Jungen.
"Die hat Liasanya var La gemacht, weil ich mir auch dauernd etwas aufschürfe", meinte sie tröstend zu dem Jungen und die Kinder rissen die Augen auf, plapperten gleich wild darauf los. Eoshan fiel auch dauernd um und verletzte sich? Der Krieger bekam von der Salbe der Hofheilerin ab. Sie wollten auch etwas davon haben.
Eoshan musste Lachen. Oh ja, sie schaffte es noch immer, sie kleine Verletzungen zu zu ziehen, wenn auch bei anderen Gelegenheiten, beim Training. "So, ihr dürft die Dose behalten", meinte sie zu den Kindern. "Damit ihr aufeinander aufpassen könnt." Die Kinder jubelten und versprachen auch sogleich treuherzig, dass diese kleine Dose allen gehören würde.

"Minans Schiff kam als erstes ins Ziel" meinte da auf einmal die sonst eher schweigsame Karil. Schnell war die Aufmerksamkeit bei ihr und wieder bei den kleinen Booten. Die Kinder jauchzten, lachten, beklückwünschten Minan und sich gegenseitig.

Eoshan nahm ihr Schiff und das von Minan aus dem Wasser heraus, gab dem Prinzen seines. "Ihr solltet öfters eure Schiffe gemeinsam basteln", bemerkte die Königin freundlich. "So scheinen die besten zu entstehen." Und natürlich war es wichtig zu lernen, wie man zusammen arbeitet.

Begeistert von der Idee, machten die Kinder sich gleich daran, gemeinsam neue Boote und Staudämme zu bauen. Vertieft in ihr Spiel gab dies Eoshan die Gelegenheit sich zu verabschieden und mit ihm weiter zu schlendern.

"Du weisst schon, dass du jetzt eine Verpflichtung hast?" fragte sie lachend. "Du wirst all die neu entstandenen Boote und die Staudämme begutachten musst. Ausserdem musst du auch die ganzen Spiele lernen, die sie dir aufgezählt haben. Aber keine Sorge, die kleinen sind geduldige Lehrer und wenn es dir zu viel wird, sag es mir. Dann werde ich mit ihnen sprechen."
"Sieh, da vorne ist das Trainingsgelände", wechselte sie abrupt das Thema. "Auf dieser Seite sind wir einigermassen sicher. Auf der Anderen wird mit den Wurfwaffen traniert. Da muss man gut aufpassen, wo man lang geht."

Das Trainingsgelände bestand teilweise aus einer grossen Wiese, wo man die Anfänge üben konnte, und teilweise aus normalem Wald, wo man seine Künste auf unebenem Terrain üben konnte. Zwei junge Krieger von etwa sechzehn Jahren, waren auch gleich dabei, da einen Übungskampf mit langen Stangen aus zu tragen. Ihre Bewegungen waren so schnell, dass man sie kaum sehen konnte. Grazil bewegten sie sich zwischen den Bäumen auf sie, zu, begleitet mit lautem Klacken, wenn die Stäbe aufeinander traffen. Doch dann wurde einem der Jungen die Stange aus den Händen geschlagen, die Füsse unter ihm hinweggezogen, so dass er auf dem Rücken zu liegen kam. Das eine Stangenende der Waffe des anderen Junge sauste unglaublich schell auf die ungeschützte Kehle des am Boden liegenden Kriegers und hielt präzise eine Haaresbreit vor seiner Kehle inne. Sobald Merion anerkannte, dass er verloren hatte, streckte Eren ihm die Hand entgegen, um ihm hoch zu helfen.
Anschliessend wandten sie sich lachend und nur leicht atmend an die Königin. "Hallo Eoshan", grinsten sie. Und auch wenn Eoshan es nicht realisierte, so waren die beiden jungen Männer doch sehr aufgeregt, ihre Königin, die eine junge Frau war und nicht viel älter als sie, bei sich zu haben. "Lust auf einen kleinen Übungskampf?"

"Ich habe doch schon heute morgen trainiert, Eren", wehrte Eoshan lachend ab. "Ausserdem bin ich gerade meinen Gast Minan Darken am herumführen. Einmal davon abgesehen, dass Naischa mir den Hals umdreht, wenn ich in dem Kleid trainiere."
Die beiden Krieger verneigten sich respektvoll vor Minan und stellten sich vor. Es war deutlich, dass sie ihre Königin damit beeindrucken wollten, wie gut sie sich schon im Protokoll auskannten. "Keine faulen Ausreden Lady", meinte Merion und ahmte dabei trefflich Rachhads Tonfall nach, dass Eoshan einfach nur frech Kichern konnte. Geistesgegenwärtig fing sie auch sogleich den Stab auf, den er ihr zuwarf. "Ausserdem kann Prinz Darken ja gleich mitmachen."
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » Sa 12. Nov 2022, 22:57

Eoshan kümmerte sich um den weinenden Jungen, indem sie seine Wunde mit einer Salbe versorgte und gleich erzählte, sie würde sich auch dauernd etwas aufschürfen. Sogleich vergaß der Junge das Weinen und aufgeregt wurde die kostbare Dose begutachtet und nachgefragt. Bei Erwähnung von Liasanya dachte Minan daran wie der Andere sich bei ihr benommen hatte und eine Entschuldigung immer noch ausstand. Der zerbrochene Prinz wollte es nicht mit den Dea al Mon verscherzen, sie schienen nett. Die Königin gab gerade die Dose mit der Salbe her, was die Kinder wiederum sehr freute. Das Rennen war fürs erste vergessen gewesen, doch da machte Karil sie darauf aufmerksam, dass Minans Schiff beim Ziel angekommen wäre. Er war ganz verwundert und wußte auch nicht recht damit umzugehen, dass ihn die Kinder auf einmal alle beglückwünschten.
"Das lag nur an eurem gut gebauten Schiff", gab er freundlich zurück und lächelte. Eoshan merkte auch an, dass die Kinder öfter zusammen etwas basteln sollten. Minan hielt das Schiffchen mit seiner Hand behutsam fest, betrachtete es. Da die Kinder weiter basteln und spielen wollten, verließen Eoshan und er die Bande, um weiter zu gehen.

Ein Stückchen weiter entfernt, erinnerte sie ihn daran, dass er jetzt wohl jedes zukünftige Boot und Kunstwerk begutachten müßte und all die aufgezählten Spiele spielen.
"Sie sind nett, ich denke, das mache ich gerne", erwiderte er ruhig. "Ich glaube, ich habe einiges nachzuholen..."
Eoshan begann ihm das Trainingsgelände zu zeigen und sofort war der Andere, der sich während der Kinder erstaunlich ruhig gehalten hatte, wieder hellwach. Aufmerksam beobachteten sie beide wie sich zwei junge Männer, vielleicht in seinem Alter, mit Stangenwaffen duellierten. Minan verspürte den Neid und die Trauer des Anderen, weil sie beide wußten, dass sie niemals so würden kämpfen können. Nicht mit der Kunst und vor allem nicht mit einer zweihändigen Waffe.
Als der Kampf vorbei, kamen die beiden Dea al Mon zu Eoshan und ihm, fragten sie nach einem Übungskampf, das sie zunächst ablehnte und ihn dann gleich vorstellte. Nachdem die zwei Krieger sich vor ihm gemäß des Protokolls verbeugt hatten, tat es Minan ihnen gleich.
Merion warf Eoshan einen der Stäbe zu, den sie gleich auffing. Und dann wurde er gefragt, ob er nicht mitmachen wollte. Er schüttelte rasch den Kopf, blickte verlegen drein. "Ich kann und werde wohl niemals mit einem Stab oder einer Stange kämpfen können. Aber ich schaue euch gerne zu."
Verdammt nochmal, sag ihnen, dass wir sie mit einem Degen oder Langdolch jederzeit schlagen würden. Lass mich kämpfen. Du weißt, dass ich sehr gut bin. Minan zögerte und plötzlich erriet Darken seine Gedanken. Oh, du willst nicht, dass sie wissen wie gut. Du willst dich weiter einschleimen in der Hoffnung, dass alle zufrieden mit dir sind und dich mögen. Vergiss es! Ich hab ehrlich gesagt satt, dass du mich verleugnest. Lass mich kämpfen oder bei der nächsten Gelegenheit lass ich alle von unserer netten Gemeinschaft wissen. Sollen wir mit dem Tänzer beginnen? Er hat es nämlich auch satt, dass du uns unterdrückst.
Die Dea al Mon hatten schon längst angefangen zu trainieren und bekamen nichts von Minans eigenen Kampf mit, doch am Ende gab er auf und überließ Darken für den Moment das Feld gerade als dieser begonnen hatte es gewaltsam übernehmen zu wollen.

Der Prinz ließ die kämpfenden Dea al Mon nicht aus den Augen, während er hinüber zu mehreren Bänken an der Seite schlenderte, wo er weitere Waffen in Halterungen entdeckte. Er entdeckte ein Stilett, legte das Boot achtlos beiseite, und nahm die Waffe auf ehe er sich an Merion wandte.
"Ich kann zwar nicht mit zweihändigen Waffen umgehen, aber wie wäre es hiermit? Falls du Rücksicht auf einen einarmigen Krüppel nimmst..." Er lächelte dünn. Der Dea al Mon kam zu ihm und griff sich auch ein Stilett aus der Halterung.
"Klar, ist zwar schon länger her, dass ich mit der Waffe gekämpft hab, aber warum nicht. Wir bevorzugen hier Schwerter und Dolche." Der Krieger wog das Stilett prüfend in der Hand und sie gingen zu einer freien Fläche. Er ging gleich zum Angriff über, doch Darken wich ihm geschmeidig aus, schnellte seinerseits grazil vor und machte eine Finte, um kurz darauf die Spitze des Dolches schon fast an der Brust des anderen zu haben.
Merion wich einen raschen Schritt zurück. "Du bist gut. Und schnell", mußte er anerkennen.
"Ich habe ein bißchen trainiert", gab der Andere zu. Ja, so ungefähr jede freie Minute, die du hattest. Sie duellierten sich weiter und er zog das Tempo nach an, seine Bewegungen präzise und unglaublich schnell. Wenigstens war sein biegsamer Körper nun auch noch für was anderes gut. Darken setzte einen Fußfeger an, während er sich leicht drehte und riss dadurch den Dea al Mon von den Füßen, der von dem ganzen etwas überrascht war.
"He, ich hab nichts von Treten gesagt", beschwerte er sich, während der Andere über ihm stand und die Klinge an den Hals des Krieger hielt.
"Meinst du im wirklichen Leben schert sich irgendwer um Regeln? Da hast du oft nur eine einzige Chance und entweder lebst du weiter oder stirbst." Er legte den Kopf leicht schief und zog seine Waffe zurück. "In deinem Fall letzteres."
Merion knurrte leicht und stand schwungvoll wieder auf. Jetzt schau in seine Augen, Minan, und sag mir nicht, die wollen uns hier haben. Er ist nur wütend. Oh ja, weil er von einem Einarmigen fertig gemacht worden ist. Nein, weil du ihn beleidigt hast! Entschuldige dich.
Darken rollte mit den Augen, aber dann tat er doch etwas erstaunliches. "Ich habs nicht so gemeint... du kämpfst wirklich gut", wandte er sich an Merion und lächelte entschuldigend.
Danke..
Bild dir bloß nichts drauf ein, ich habs nur gesagt, damit dein kleines Spiel nicht auffliegt. Denn wir wissen ja beide wie sehr du es liebst dich entschuldigen zu dürfen...
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » Sa 12. Nov 2022, 23:02

"Du könntest doch mit einem kurzen Stab kämpfen", schlug Eoshan vor, als Minan ablehnte. "So wie mit einem Schwert." Dann aber widmete sie sich Eren und begann mit ihm einen Übungskampf. Viel langsamer als den, den er mit Merion gemacht hatte. Es ging mehr darum, die einzelnen Bewegungsabläufe einzutrainieren, als wirlich miteinander zu kämpfen. Denn Eoshan lernte noch nicht so lange zu kämpfen. Schliesslich hatte sie sich die letzten paar Jahre ihrer Aubildung als Schwarze Witwe gewidmet.

Da spürte sie auf einmal etwas seltsames, dass sie promt straucheln und innehalten liess, wobei sie sich einen langen Riss an der Seite einholte. Eren kam gleich besorgt zu ihr geeilt, entschuldigte sich und meinte, er hätte sie nicht unaufgewärmt zum Kämpfen auffordern dürfen und dass er Naischa sagen würde, dass es seine Schuld war, dass das Kleid kaputt gegangen war. Eine Vorstellung die ihm sichtlich nicht behagte.

Doch Eoshan winkte nur ab und legte ihm beruhigend eine Hand auf seinen Arm. Sofort verstummte er und blickte in die selbe Richtung wie sie. Da kämpften Merion und Minan miteinander, wobei sich der Prinz noch nicht einmal so schlecht anstellte. Doch irgend etwas war anders an ihm. Sie bezweifelte, dass Eren oder Merion es bemerkten, denn sie realisierte ja selber nicht einmal was es war. Nur, dass es etwas war, was sie wohl nru aufgrund ihrer Blutskaste als Königin und Schwarze Witwe spüren konnte.

Gespannt sah sie den beiden Fechtern zu, versuchte heraus zu finden, was sie so plötzlich beschäftigte. Minan hatte eine überraschend gute Körperbeherrschung dafür, dass er kein Dea al Mon war. Er setzte seine Bewegungen schnell und präzise und schaffte es schliesslich sogar Merion mit einem gezielten Fusstritt zu Boden zu bringen und ihm sein Stilett an die Kehle zu halten.

Dann fielen allerdings einige heftige Worte, was die beiden Krieger erzürnen liess. Doch sie schluckten ihre Wut aus Respekt vor Eoshan hinunter. Gleichzeitig waren sie auch sehr verwirrt, über Minans Verhalten.
*Was?* fragte Merion sie auf einem privaten Faden recht verwirrt. Eren konnte sie allerdings nicht so gut beherrschen und unterbrach seinen Freund. *Was sollte das?*, brach es aus ihm an Eoshan gewandt heraus, doch noch immer höflich. *Es war eine Übung und Merion hat sich doch absichtlich zurück gehalten, Eoshan. Wir wissen doch selber, dass man in einem richtigen Kampf sich nicht auf Regeln verlassen kann. Immerhin haben wir Rachhad und Gwenderon als Ausbildner.*

*Einen Moment*, beschwichtigte sie die beiden und ging geschmeidig auf ihren Gast zu.
"Minan, das es in einem Richtigen Kampf keinen Verlass auf Regeln gibt wissen die Beiden", erklärte sie ruhig. "Was Merion meinte ist, dass es ein Übungskampf war. Bei einer Übung lernt man die Bewegungsabläufe mit der Waffe. Deswegen war er vorhin auf dem Boden nicht dem Stabende von Eren ausgewichen, was er vielleicht gekonnt hätte, deswegen hat er seine Juwelen nicht eingesetzt und deswegen ist er auch jetzt nicht ausgewichen, hat nach dem Stilett geschlagen und dir Sand in die Augen gesträut, sondern nur einen engen Schutzschild aufgebaut. Weil es sich nicht zu einem Waffenlosen Kampf ausarten sollte. Sondern damit man weiter mit der abgemachten Waffe kämpfen kann, um ein Gefühl für sie zu erhalten. Merion hat sich zurück gehalten.
Ausserdem kennt er dich nicht. Er weiss nicht wie gut du mit Waffen umgehen kannst, wie zielsicher und beherrscht du bist. Für einen Trainingskampf mit allen Tricks und Kniffen, braucht es viel Vertrauen in den Übungspartner. Dass er sich im richtigen Moment zurück halten kann. Schliesslich wollen wir uns beim Training ja nicht ernsthaft gegenseitig verletzen. Kannst du das verstehen Minan?" Und sie war noch immer nicht dahinter gekommen, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte.

Auf jeden Fall verstanden die beiden Krieger nun, dass Minan einer wirklich fremden Kultur angehörte und beruhigten sich wieder. "Aber deine Füsse sind wirklich deine Schwachstelle", meinte Eren belustigt zu Merion und knuffte ihn in die Seite. "Das sagt auch Rachhad und du solltest wirklich darauf achtgeben. So habe ich dich vorhin nämlich auch erwischt." Merion grinste nur frech und knuffte Eren zurück.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » Sa 12. Nov 2022, 23:03

Darken blieb stehen, das Stilett seitlich leicht von sich gestreckt und hörte den Worten von Eoshan zu, die ihm auseinandersetzte, dass man in einem Übungskampf nunmal anders kämpfte und es sehr wohl Regeln gab und es mehr darauf ankam, den Umgang mit der entsprechenden Waffe zu lernen. Zum Schluß fragte sie Minan, ob er das verstehen würde. Der sah es sehr wohl ein, doch Darken war noch längst nicht soweit. Trotzdem antwortete er für ihn, bedachte sie mit einem Blick aus seinen mitternachtsdunklen Augen.
"Ich verstehe... in Hayll habe ich es anders gelernt", erwiderte er ruhig und er sah hinüber zu den zwei Dea al Mon Kriegern, die sich gegenseitig freundschaftlich neckten. Selbst seine Stimme hatte einen leicht anderen Unterton bekommen. Darken bemerkte wie die Königin ihn beobachtete, und wissend, dass er eine leicht andere Signatur als Minan besaß, zog er sich rasch wieder zurück. Dieser atmete tief durch, sein Blick klärte sich und ein wenig unsicher schaute er zu Eoshan. "Ich werd beim nächsten Mal versuchen mich daran zu halten", versicherte er und Eren kam zu ihm."Wir erklären dir schon die Regeln", meinte er. Dann knuffte er Merion wieder in die Seite und grinste breit. "He, spürst du wer im Anmarsch ist? Oh, und er ist ziemlich angefressen."

Minan wurde ein wenig mulmig zumute, denn er wußte nicht wer gerade im Anmarsch war. Vielleicht Rachhad, der wütend war, dass er die Regeln verletzt hatte? Dann aber trat zwischen den Büschen ein ebenfalls gleichaltriger Dea al Mon Krieger hervor. Er trug Jagdkleidung in Erd- und Waldtönen, allerdings war alles klatschnass und auch seine zu einem Zopf geflochtenen silbernen Haare glänzten feucht. Der Krieger stapfte auf den Platz des Trainingsgelände und warf seinen Bogen beiseite.
"He, Ricavo, irgendwas gefangen beim Fischen?", rief Eren hinüber und lachte bereits. Der Angesprochene knurrte nur etwas und drehte dann seinen Köcher um. Neben den Pfeilen kam ziemlich viel Wasser und ein Frosch hinausgeflossen, was die anderen beiden Krieger veranlasste sich vor Lachen nur so zu biegen.
"Was ist mit ihm?", traute Minan sich leise nachzufragen.
"Ich hab ihm gesagt, dass Lexie beim See ist", erwiderte Eren feixend, "Allerdings hab ich irgendwie vergessen zu erwähnen, dass sie dort tauchen wollte."
"Das ist nicht witzig", knurrte Ricavo, nachdem er hinüber zu ihnen gekommen war, "Ich wollte ihr nur helfen."
Merion grinste. "Schätze, sie hat keine Hilfe gebraucht." Er warf einen Blick hinüber zu Eoshan. "Wir wissen ja wie energisch Frauen sein können, wenn es darum geht, keine Hilfe zu wollen."
Minan verstand zwar nur die Hälfte von dem was gesprochen wurde, doch dann stellte Ricavo sich vor und es kam heraus, dass er der Cousin von Eren war, und siebzehn Jahre alt.
"Freut mich dich kennenzulernen. Ich bin Minan Darken, auch siebzehn ähm.. ich denke, ich werde eine Weile hier leben." Kurz sah er unsicher zur Königin und hoffte damit nichts falsches gesagt zu haben. Ricavo wrang währenddessen sein silbernes Haar aus und Merion holte vom Tisch einige Becher, die er mit Wasser gefüllt hatte. Minan nahm dankend einen entgegen, wartete wieder bis auch andere getrunken hatte, erst dann nahm auch er einen Schluck. Alte Überlebensmechanismen ließen sich eben nicht über Nacht ablegen.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » Sa 12. Nov 2022, 23:03

Minan meinte ruhig zu verstehen, was sie gesagt habe. Doch irgend etwas stimmte noch immer nicht. er wirkte fast zu ruhig, doch er befand sich eindeutig nicht in kalter Wut, auch wenn es daran erinnern mochte. Sie kam nur nicht dahinter. Und dann geschah es schon wieder und Minans Blick schien sich zu klären. Erst jetzt viel ihr auf, dass sie vorhin dunkler geworden waren. auch schien er auf einmal wieder Unsicher und nervös zu sein.

Doch dann lenkte sie Eren ab, indem er sie auf die aufgebrachte Signatur aufmerksam machte. Kurz darauf stapfte ein aufgebrachte junger Krieger klatschnass auf sie zu. Verblüfft starrte Eoshan ihn an, konnte sich dann ein leises Kichern allerdings nicht verkneifen, als ein etwas irritierter Frosch aus seinem Köcher gegossen wurde und rasch fort hüpfte.

Dann ging die Neckerei aber auf sie über, als Merion meinte, sie wüssten ja, wie energisch Frauen sein konnten, wenn sie keine Hilfe wollte. Empört stemmte sie die Hände ihn die Hüfte, was den Riss in ihrem Klein gerade noch mit einem gut hörbaren 'Ratsch' vergrösserte. auf der linken Seite begann er knapp unterhalb ihres Armes und verlief hinunter bis zu ihrem Hüftgelenk. So war viel von ihrer hellen, schönenen Haut zu sehen und sogar die Andeutung ihres seitlichen Brustansatzes. Doch im Vergleich zu den Jungs liess sie sich nicht davon irritieren. Schon nur mal weil sie nicht sah, wie kaputt ihr Kleid war.
"Wir haben doch gar nichts dagegen, wenn ihr uns helft", stellte sie richtig. "Aber nur, wenn wir eure Hilfe auch brauchen. Ihr mögt es ja schliesslich auch nicht, wenn man euch verhätschelt."

"Lady Eoshan, Hallo", meinte Ricavo etwas unbeholfen, weil er merkte, dass er seine Königin nicht begrüsst hatte und streckte ihr dafür seinen Wasserbecher entgegen, tunlichst darum bemüht, nicht auf das zu starren, was der Riss offenbart hatte. Dankend nahm Eoshan ihn entgegen und trank auch etwas.
Auch Merion und Eren versuchten sehr unruhig, es nicht zu tun. Da bemerkte Ricavo wie sein Cousin knallrot wurde, während Merions Wangen nur eine leichte Röte überzogen. "Du hast das Kleid der Königin zerrissen", schlussfolgerte er erfreut. Das war nur gerecht, nachdem sein Cousin ihm so einen Streich gespielt hatte.
Allerdings bemerkte er dann, dass sein Tonfall wohl nicht angemessen gewesen war und wandte sich rasch wieder an Eoshan. "Ich meine natürlich, das hätte er nicht tun sollen", bedauerte er gleich. "Ich werde dafür sorgen, dass er es dir ersetzt, Eoshan."

Die Königin schnaubte nur scheinbar genervt. "Ihr drei seid unmöglich", schimpfte sie belustigt und die Krieger grinsten sie glücklich an, denn das hiess, dass alles in Ordnung war.

Anschliessend wirbelte sie zu Minan herum, was natürlich nicht gerade half den Riss zu verbergen. Doch die Krieger hielten sich respektvoll im Zaum. Zumindest solange sie noch anwesend war.
"Ich muss unser Besichtigungsrundgang wohl für eine Weile unterbrechen, bis ich mich umgezogen und Naischa gebeichtet habe", meinte sie freundlich zu Minan. "Aber du wolltest doch noch zu Liasanya, oder? Sie ist hier gleich in der Nähe in ihrem Kräutergarten. Die drei hier werden dich zu ihr bringen. Wir sehen uns dann wohl wieder zum Abendessen."
Damit verabschiedete sie sich und machte sich flink und geschmeidig auf, die Bäume hoch zu klettern, um ins Hauptgebäude zu gelangen.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » Sa 12. Nov 2022, 23:06

Eoshan entgegnete, sie hätte nichts gegen Hilfe, wenn die Hilfe auch angebracht wäre. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und zuerst wußte Minan nicht warum die anderen drei jungen Männer so unruhig wurden, als ihm selbst aufging wie sehr das Kleid der Königin durch den Kampf aufgerissen worden war. Die Dea al Mon versuchten alle möglichst nicht zu ihrer Seite zu blicken, wo man ihre nackte Haut sehen konnte, obwohl immer mal wieder verstohlene Blicke dorthin glitten. Minan hatte sich da besser im Griff, wenn auch aus völlig anderen Gründen. Der nackte Körper einer Frau weckte in ihm eben keine schönen Erinnerungen.
Eren war inzwischen weiter errötet und Minan war froh, dass er ausnahmsweise nicht derjenige war, der rot wurde. Ricavo erkannte, dass sein Cousin an der Misere mit dem Kleid schuld war, allerdings versuchte er seine Freude gleich wieder herunterzuspielen und wandte sich an Eoshan und dass Eren das Kleid ersetzen würde.
Die Königin schien das ganze eher amüsant als ärgerlich zu finden, sie entschuldigte sich kurz darauf bei Minan, dass sie den Rundgang wohl unterbrechen müßten.
"Das ist schon in Ordnung. Danke, dass du mir schon so viel von der Stadt gezeigt hast", erwiderte er ebenso freundlich, wurde dann aber doch ein bißchen nervös, als sie Liasanya erwähnte und dass die drei Jungen ihn schon hinbringen würden. "Danke, dann bis nachher..." Minan blickte ihr hinterher wie sie die Bäume hochkletterte, zwischen den Ästen verschwand und bald nicht mehr zu sehen waren. Auch die drei Dea al Mon Krieger starrten ihr nach.
"Mann, sie ist heiß", entfuhr es Merion als Eoshan außer Sicht- und Hörweite war. "Das war ne echt gute Idee mit dem Kleid."
Eren verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich hab das nicht mit Absicht gemacht. Aber sie ist echt toll. Kein Wunder, dass diese ganzen Kerle hinter ihr her sind." Er sah rasch zu Minan. "Nicht du. Ich mein Karon und Cian und wie heißt der andere? Caranthir. Dabei ist doch Rachhad ihr Begleiter."
"Ja, ihr Begleiter, aber nicht ihr Gefährte. Das ist nen Riesenunterschied", mischte sich Ricavo altklug ein. "Ich kann Cian nicht ausstehen", entfuhr es ihm. Minan lauschte dem ganzen mit wachsender Verwunderung, während Eren lachte.
"Nur weil er mit Lexie befreundet ist. Versteh echt nicht was du an der findest. Und ich finde, Eoshan sollte öfters im Kleid kämpfen." Er grinste feist. "Man konnte ihre..." Der Krieger hielt inne und sah prüfend zu Minan. "Ähm, du sagst doch nichts weiter? Wir Männer müssen schließlich unter uns bleiben."
"Äh... okay." Er nickte rasch, wollte die drei nicht verärgern. Rasch nahm er noch ein Schluck Wasser und versteckte sich regelrecht hinter dem Becher. Trotzdem blickten ihn die anderen neugierig an.

"Sag mal... hast du schon... Erfahrungen?", fragte Merion. Der zerbrochene Prinz blickte ihn verständnislos an. Auch beim bisherigen Gespräch hatte er absolut nicht verstanden warum die drei so aufgeregt waren. "Mit Mädchen, mein ich", präzisierte der Dea al Mon die Frage.
Minan nickte leicht, auch wenn ihm die Frage irgendwie unangenehm war. Seine Hoffnung damit wäre das Thema erledigt, erfüllte sich nicht, denn seine Reaktion rief gleich neue Fragen hervor. Er wußte nicht warum die Krieger so interessiert daran waren.
"Hast du schonmal eine nackt gesehen? Ganz nackt. Ricavo behauptet, er hätte, aber ich finde, es zählt nicht wenn die Frau noch was anhat." Eren lachte und Ricavo zog ein finsteres Gesicht.
"Sie war nass, die Kleidung hat wie eine zweite Haut an ihr geklebt", versuchte er sich zu verteidigen. "Ihr hättet dabei sein müssen."
Der Prinz schaffte es nur wieder zu nicken und gleich darauf kam auch die Frage, ob er schon mit einer geschlafen hätte und wieder nickte er. Ihm war das alles sichtlich unangenehm und er hoffte, sie würden bald zu dem Kräutergarten gehen, damit er nicht mehr darüber reden müßte. Obwohl.. bis jetzt hatte er ja nur genickt und nichtmal einen Ton dazu gesagt.
"Echt?! Wow... ich bin mit Myriala zusammen, aber wir sind noch nicht soweit", gab Merion zu. "In Hayll laufen die Dinge wohl anders?"
Sie setzten sich wenigstens in Bewegung und Minan nahm das Schiffchen mit. "Ja, es ist vieles anders dort", bemerkte der junge Prinz. Er atmete tief durch und sammelte ein wenig Mut an. "Ähm... ich würd aber lieber nicht darüber reden, wenn es geht." Die drei Dea al Mon schienen seinen Wunsch zu respektieren, denn bald drehte sich die Unterhaltung um was anderes und Minan war ein bißchen erleichtert. Wieder fragte er sich wie wohl das Leben für diese Krieger bisher gewesen war, er versuchte sich in sie hineinzuversetzen und dass für sie Sex etwas aufregendes war, doch er schaffte es einfach nicht. Ihre Welt blieb ihm verschlossen.

Dann roch er bald die Düfte des Kräutergartens und die vier jungen Männer kamen zwischen den Bäumen hervor. Mehrere Beete waren hier angelegt, es gab auch kleine Steinpyramiden worauf terrassenartig Kräuter angepflanzt waren. Minan entdeckte Liasanya zwischen zwei der Beete. Sein Herz begann schneller zu schlagen vor Aufregung und er wußte nicht was er sagen sollte. Zum Glück übernahmen die drei Krieger das indem sie zu der Heilerin traten.
"Hey, Lia. Eoshan hat uns gebeten, Minan hier vorbeizubringen", setzte Eren an und stockte. "Bist du erkältet?"
"Das fehlte mir noch. Ich sollte lieber gehen und aus den nassen Sachen raus", bemerkte Ricavo und machte sich auf zum Gehen.
Können wir vielleicht auch Gehen? Es gibt keinen Grund mit ihr zu Reden, hörte Minan die Gedanken des Anderen.
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Darken
Prinz/Schwarze Witwe
 
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