Re: Ein neuer Anfang
von Darken » So 13. Nov 2022, 11:11
Jaja, es war nicht seine Schuld und warum klang es bei ihr immer so? Und dann besaß sie auch noch die Frechheit ihm zu sagen, er hätte Angst gehabt und sein Urteilsvermögen wäre getrübt gewesen. Die Dea al Mon hatte ein Talent dazu ihn zu reizen, jedenfalls schaffte sie das immer ganz gut.
"Ich hatte keine Angst", fauchte er sofort zurück und blickte sie leicht zornig an. "Du weißt ja nichtmal was richtige Angst ist. Wir reden weiter, wenn dich was so sehr ängstigt und peinigt, dass deine Juwelen brechen wie Kristall und du nur noch fällst und fällst..." Unbewußt war er ein bißchen näher zu ihr gerückt, doch als er es bemerkte zog er sich gleich darauf wieder zurück. "Du hast ja keine Ahnung", fügte er ein wenig leiser und fast trotzig hinzu. Darken konzentrierte sich wieder darauf, das Unkraut zu jäten, vielleicht etwas verbissener als notwendig gewesen. Und es mochte ja sein, dass sein Urteilsvermögen getrübt war, dass es nicht hierher passte, doch das war sein Weg zu überleben und er würde das bestimmt nicht ändern. Kein Glück war von Dauer und irgendwann folgte immer der Vertrauensbruch und die Enttäuschung...
Der andere Eyrier half ihm in die Kutsche. Minan war tränenblind und die Schmerzen waren höllisch, doch er realisierte trotzdem noch, dass er endlich in Sicherheit war bei der Kutsche. Jetzt würde er von diesem schrecklichen Ort fortkommen, endlich fliehen können. Es war ihm auch egal, dass Talian immer noch seine roten Juwelen besaß. Lieber ein Leben ohne Juwelen und ohne Qualen.
*Danke, Sangrear, danke... ich weiß nicht wie-*, setzte er an und erstarrte dann förmlich, als die Schmerzen abrupt aufhörten und Talian hinter dem anderen eyrischen Prinzen erschien, ein tückisches Lächeln auf den Lippen. "Sangrear! Pass auf!" Aber Sangrear lächelte plötzlich das gleiche Lächeln und schmiss nur Minan die Kutschentüre vor der Nase zu und verschloss sie mit einem schweren Vorhängeschloss. Dann trat er neben Talian.
"Nein...", hauchte Minan, als er erkannte welch grausames Spiel sie mit ihm gespielt hatte. Und das schon wochenlang. Seine Augen wurden stumpf und leer, als seine Hoffnungen langsam zerbrachen. Ein weiteres Mal.
"Ich hab dir doch gesagt, dass du keine Freunde hast. Glaubst du meinen Worten etwa nicht?", sagte Talian ruhig und blickte ihn durch das vergitterte Kutschfenster an, lächelnd. Das Lächeln gefror zu einer kalten Miene als der Prinz sie nur weiter fassungslos anblickte. "Du solltest deiner Mutter immer glauben, mein Sohn..." Das letzte Wort sprach sie voller Geringschätzung aus und Minans Augen veränderten sich. Seine Finger krallten sich härter um die Stangen.
"Ich hab keine Mutter", stieß Darken aus, seine Augen nun nicht mehr mit Entsetzen sondern hartglänzendem Hass erfüllt.
"Sag es!", forderte sie in diesem Tonfall, der so nah an der Hysterie war und ihm allein schon in den Ohren schmerzte. Darken schwieg verbissen, darauf konnte sie lange warten. Sein Blick ging hinüber zu Sangrear. Oh, am liebsten würde er den Verräter umbringen, ihm das Herz rausreißen und es ihm in seine blöde Visage stopfen bis er daran erstickte. Talian nickte gerade in dem Moment Sangrear zu und der ließ eine Fackel erscheinen, trat auf die Kutsche zu.
"Sag, dass du deiner Mutter immer glauben sollst! Du hast keine Freunde!", wiederholte Talian ihre Forderung unnachgiebig, machte einen Wink zu dem Eyrier und schon bald hörte Darken das Knistern und Knacken des Holzes, als das Feuer langsam die Kutsche zu erobern begann. Er hustete und keuchte wegen dem vielen Rauch, doch er sprach kein einziges Wort. Er weinte nicht, er schrie nicht.
Darken bemerkte, dass er kurz davor gewesen war, eines der Kräuterbüschel herauszureißen und rasch hielt er inne und klopfte die Erde wieder etwas fester. Er hatte keinen Ton mehr gesprochen, war in tiefem Schweigen versunken, während ihn alte Erinnerungen heimsuchten. Lias Worte über ihre Freizeit und Arbeit und dass eigentlich beides das gleiche wäre, hatte er nur halb mitbekommen. Nur ihre letzten Worte waren deutlich in sein Bewußtsein getreten. Er schürzte leicht abschätzig die Lippen, seine dunklen Augen voller Grim.
"Manche Leute sollten ihre Leidenschaften besser nicht ausleben. Jedenfalls nicht auf Kosten anderer", fügte er hinzu. "Also entschuldigung, dass ich über das Fesseln nicht so erfreut war. Man kann es einem ja auch schlecht verdenken, dass man versucht sich zu befreien oder dem zu entgehen oder?" Der junge Prinz schwieg kurz. "Es sei denn natürlich man steht auf Fesselspiele", hängte er lapidar hintendran. "Oder geschlagen zu werden. Manche fahren ja richtig darauf ab." Er besah sich das frisch umhärkte Beet, das nun wieder frei vom Unkraut war.
"Also wenn du das gern in deiner Freizeit machst...", wies er auf das Kräuterbeet. Darken stand dem eher skeptisch gegenüber. Obwohl es ja doch ganz beruhigend sein konnte, um nicht zu sagen ermüdend und einschläfernd.