Re: Ein normales Leben
von Merion » Sa 25. Feb 2023, 21:50
"Vielleicht wäre es an der Zeit, dass du nun doch einmal in eine Schule gehst", meinte sein Vater nur ruhig, anstatt darauf zu antworten, ob Minan am Nachmittag wieder kommen könnte. Merion bekam gleich ein schlechtes Gewissen, weil sie eindeutig die Zeitangabe seines Vaters überschritten hatte. Er sollte sich endlich zusammen reissen, um seinen Vater und alle anderen, die er warten liess nicht weiter zu enttäuschen und hängen zu lassen. Das wollte er ja auch nicht.
Seine Mutter sprang dann für sie ein und erlaubte Minan am Nachmittag wieder zu kommen. "Danke, Mama." Sein Vater sagte nichts dazu, nickte nur bei Tänzers sanfter Entschuldigung. Warum konnte er es nicht annehmen? Sonst war er doch auch nicht so... so... verschlossen. Merion kannte die Seite an seinem Vater gar nicht.
"Bis nacher", hauchte er scheu, als Minan sich verabschiedete und erwiderte den langen Kuss nur ganz leicht. Waaah, Minan konnte ihn doch nicht so vor seinen Eltern küssen. So lange und sinnlich. Dann würde er nur wieder wie vorhin im Schlafzimmer... ah, nein, nicht daran denken.
"Es tut mir leid, dass wir so lange gebraucht haben, um runter zu kommen", entschuldigte er sich, nachdem Minan gegangen war. Seine Wangen glühten und er vermochte nicht zu erklären, warum es so lange gedauert hatte. "Papa, Minan hat es wirklich nicht böse gemeint. Könnt ihr ihm nicht verzeihen? Bitte." Flehend sah er seine Eltern an. Räuspernd wand sein Vater den Blick ab. "Er tut dir nicht gut und lenkt dich von deinen Zielen und deiner Ausbildung ab."
"Lasst uns erst etwas Suppe essen", lenkte seine Mutter ab. "Merion muss nach dem langen Fieber wieder zu Kräften kommen. Danach können wir reden.
Seine Eltern waren Minan nicht mehr böse. Aber sie machten sich Sorgen um Merion. Schon zwei Mal war er verletzt von einem Ausflug mit seinem Freund zurück gekommen. Er liess sein Training sausen und kam zu Verabredungen zu spät. Das tat ihm ja auch leid und er sah auch ein, dass das nicht richtig war. Er wollte das wieder gut machen und sich besser an seine Termine und Versprechungen halten. Nur wollte er auch gerne ganz oft bei seinem Freund sein. Er wusste nur nicht, wie er das bewerkstelligen sollte. Die Tage, wo er noch das Bett hüten musste, kam ihn sein Freund ganz oft besuchen, was ihm sehr gefiel. Doch über heisses Knutschen kam es nie mehr hinaus, da Merion immer viel zu nervös war, um sich auf mehr einzulassen. Die Erinnerung daran, wie sein Vater angeklopft hatte, während sie mitten drin gewesen waren, sich heiss und nackt aneinander zu reiben, sass ihm noch tief in den Knochen, weswegen er sich immer zurück zog, wenn es zu intensiv wurde.
Heute war der zweite Tag, an dem er schon wieder etwas durch die Stadt streifen durfte, aber noch nicht zum Training gehen musste, weil er dazu dann doch noch nicht gesund genug war. Genau wie gestern machte er sich alleine und ohne seinen Freund auf. Dabei wollte er gerne bei Minan sein. Nur war Zuhause die Situation noch immer recht angespannt. Deswegen wollte er lieber draussen und auch etwas für sich sein, um eine Lösung für ihr Problem finden. Irgend einen Weg musste es doch geben. Sein Vater und seine Mutter waren ja auch irgendwie zusammen gekommen und konnten viel Zeit miteinander verbringen, ohne ihre Pflichten zu vernachlässigen.
Schliesslich fand er sich auf einmal vor einer kleinen, unbewohnten Baumhöhle wieder. Neugierig betrat er die Wohung, schreckte dabei einige Tiere auf. Die Behausung war wirklich nicht gross. es gab ein Wohnzimmer mit einer offenen Küche. Weiter hinten war ein Bad und wenn man der Treppe nach oben folgte gelangte man in ein Schlafzimmer mit einer grossen Bettkuhle. Es schien eine ganze Weile nicht mehr bewohnt zu sein. Man müsste einiges machen, aber dann...
Abrupt machte er auf dem Absatz kehrt und rannte wie gestochen auf die Signatur seines Freundes zu. Er musste ihm unbedingt die Wohnung zeigen. Sein Herz hüpfte wie verrückt und er ignorierte, dass seine Mutter ihn gemahnt hatte, sich nicht zu überanstrengen. So dringend wollte er zu Minan, um ihn in die Wohnung zu entführen.