Ein normales Leben
von Darken » Sa 25. Feb 2023, 16:41
Die nächsten zwei Tage konnte er Merion kaum sehen, er war immer noch krank und hatte Fieber. Minan machte sich große Sorgen und es half nicht, dass Darken den Eltern Merions weiterhin misstraute. Eoshan hatte ihnen gesagt, sie sollten sich entschuldigen, weil Darken so ausgerastet war, doch es war alles andere als leicht Darken dazu zu bringen sich zu entschuldigen. Minan hatte ihn beschworen es zu tun aus Angst, dass sie sonst nie mehr bei den Riendes willkommen sein würden. Der andere Splitter war jedoch stur geblieben und am Ende hatte sich Minan bei den Eltern entschuldigt. Vielleicht spürten sie, dass es nicht ernst gemeint - bzw. nicht vom richtigen kam - denn er durfte seinen Freund die letzten beiden Tage nur einmal kurz sehen. Merion ging es noch zu schlecht. Viel von den Besuchen bekam er nicht mit. Der junge Prinz saß trotzdem am Bett seines Gefährten, versuchte für ihn tapfter zu sein. Es war Minans Schuld, dass es Merion nicht gut ging. Sie hätten gleich beim Regen rein und er hätte sich besser im Griff haben müssen, er hätte das Glas nicht fallen lassen sollen. Nun, dies alles war während Darkens Kontrolle geschehen, doch seine immensen Schuldgefühle schwappten auch zu Minan hinüber.
Er hoffte, es ginge Merion bald besser.
Wenn Minan nicht bei ihm war, hielt Nüsschen über ihn Wache und sandte ihnen regelmäßig wie es Merion ging, ob etwas passiert sei. Das beruhigte Darken, nicht andauernd in der Nähe der Baumhöhle der Riendes zu sein. Minan bedankte sich mit Nüssen bei dem kleinen Eichhörnchen. Ansonsten war er viel bei Eoshan. Seine große Schwester würde bald nach Nharkhava reisen, zusammen mit ihrem Blutdreieck und fast jedem, den Minan besser kannte. Er wollte nicht alleine bleiben, egal wie oft Darken beharrte, sie kämen alleine klar. Besonders der Tänzer vermisste Eoshan quasi jetzt schon und war deshalb recht anhänglich. Vielleicht lag es auch daran, dass er gerade keine Berührungen von Merion bekam. Minan wusste nicht was er dagegen unternehmen sollte. Eoshan wollte noch vor der Abreise versuchen das nächste Netz in ihnen zerstören, doch der zerbrochene Prinz scheute sich noch davor. Beim letzten Mal hatte es so viel von all ihnen abverlangt. Wie konnte er das Eoshan zumuten?
Da Darken sich meist brodelnd und grübelnd zurückzog, traute Minan sich kaum alleine etwas zu unternehmen. Der Tänzer übernahm viel zu oft die Kontrolle und dann hatte Minan Angst, er flirtete mit den anderen Jugendlichen mit denen sie sich manchmal trafen. Sie hatten so viel Freizeit, aber sie wussten alle nicht, was sie damit anfangen sollten. Es war seltsam. Zu Lia zu gehen war leider auch keine Option, da die Heilerin immer noch auf Abstand ging.
Minan las viel, trieb im verzerrten Reich oder ließ sich von Naischa beibringen wie man kochte. Kleine nicht zu komplizierte Gerichte, die er mit einer Hand bewerkstelligen konnte. Es war mühsam. Selbst eine Kartoffel zu schälen dauerte ewig. Minan dachte an den Ausflug, wo sie gefeiert hatten, dass sie drei Monate zusammen waren. Er hätte nicht so ausgehen sollen. Hoffentlich mochte Merion ihn trotzdem noch.
Am nächsten Tag drückte der Jugendliche sich wieder in der Nähe der Baumhöhle der Riendes herum bis er endlich so viel Mut hatte auch hinzugehen und anzuklopfen. Er konnte dem Vater, der ihm die Türe öffnete, kaum ins Gesicht schauen. Es tat ihm schrecklich leid.
"Guten Morgen, Lord Riendes", sagte Minan leise höflich, "Wie geht es Merion? Darf ich ein bißchen zu ihm, bitte?"
Er durfte, es hieß Merion wäre wach und so huschte der junge Prinz die Treppe hinauf zu Merions Zimmer. Bereits auf dem Flur musste Minan darum kämpfen, dass Darken ihn nicht verdrängte. Das hatte er die letzten beiden Male schon gemacht, gleich nachdem Minan sich den Eltern gestellt hatte. Feigling.
Ich bin kein Feigling, ich hab bloß keinen Bock auf diesen Stress mit denen. Ich trau ihnen nicht.
Du willst nur nicht zugeben, dass du dich geirrt hast. Ich hab mich hierher getraut, ich will jetzt Merion sehen.
Damit öffnete Minan die Türe, schaute dann doch eher vorsichtig hinein. Er lächelte klein, als er Merion im Bett sitzen sah. Auf dem Nachttisch stand ein Tablett mit Frühstück.
"Guten Morgen", hauchte Minan, kam näher und lächelte noch mehr, erfreut, dass Merion endlich wach war und sein Blick auch gar nicht mehr so fieberumwölkt. Während des Fiebers war es Minan schwer gefallen nicht Merions Geist zu erfassen und wenigstens dort richtig bei ihm zu sein. Das wäre gar nicht gut gewesen.
"Wie gehts dir?", fragte Minan, setzte sich an den Bettrand. Ob er Merion küssen durfte? Scheu sah er seinen Freund an.