Re: Frühlingsträume
von Liasanya » Fr 13. Jan 2023, 21:32
"Meine ich nicht", gab sie genau so scharf und mindestens so genervt zurück. Sie hasste es, wenn er ihr die Worte in den Mund legte, dass sie ihn für einen unfähigen Krüppel hielt. Es war gemein, dass er so von ihr dachte und es war kränkend, dass er ihre Kräuterkunde noch immer so wenig hielt, dass er nicht glauben konnte, dass Gifte verherende Schäden anrichten konnten und einem Messer in nichts nachstanden.
"Ich meine, dass du die Wirkung von Pflanzen nicht unterschätzen solltest", stellte sie ungnädig klar. "Schon gar nicht so tief in Dea al Mon." Darken fehlte hierfür schlichtweg der Feinsinn. Dass man auch mit etwas anderem, als einem Dolch gefährlich sein konnte.
Merkwürdigerweise regte sich Darken dennoch sehr darüber auf, dass sie Safframatte in ihrem Vorratsschrank hatte. Also schien er dieser Pflanze doch etwas zuzutrauen. Erst verwundert, dann erstaunt hörte sie ihm zu, wie er Safframatte als Droge bezeichnete, die er nichtmal hätte anfassen sollen. Er wäre froh, dass er endlich von dem Zeug runter wäre. Lia runzelte die Stirn. Sie wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. Ob er damit meinte, dass er süchtig danach gewesen sei. Allerdings war es ihr schwer vorstellbar, dass man nach Safframatte süchtig sein konnte. Wütend fuhr Darken sie an, dass es nicht offen zugänglich sein sollte. Safframatte sollte noch nicht einmal in Dea al Mon sein. Er hätte gedacht, sie wären anders.
Anders als wer? Lia setzte sich auf dem Sofa wieder auf und verstand nicht, warum Darken so eine grosse Angst vor Safframatte hatte, wo er sonst die Kräuterheilkunde so nieder machte. Wegen dieser Angst überlegte sie sich, was passierte, wenn man zuviel von Safframatte einnahm. Sie nahm an, dass man dann länger als erwartet scharf war und dass es bei einem Mann vielleicht einen Blutstau geben könnte. Doch das war kein Grund, weswegen Darken so ausrastete. Nicht Darken, der vor kaum etwas Angst hatte und selbst wenn, dann bekämpfte er seine Angst gnadenlos. Wegen dem Safframatte wirkte er jedoch regelrecht panisch.
Wütend erklärte ihr, was passiert wäre, wenn sie den Trank getrunken hätte. Liasanya konnte kaum glauben, was Darken da behauptete. Andererseits konnte sie nicht anders, als ihm zu glauben. Darken war so ausser sich. Ein tiefes Trauma, das gerade aus ihm heraus brach. Es war Lia nur so fremd, dass Safframatte so etwas anrichten können sollte. Die Vorstellung war entsetzlich. Sie verstand, warum Darken so aufgebracht war. Langsam erhob sie sich und trat zu ihm. Sofort war der Prinz auf der Hut und knurrte sie gleich an, dass er sich seine Hand selbst waschen könne, als sie ihre Hände entsprechend hob. Sie sollte ihn nicht anfassen. Lia liess ihre Hände sinken, zog sie aber nicht zurück.
"Ich weiss, dass du das selber tun kannst, Darken", antwortete sie ruhig. Ihr eigener Zorn war längst verflogen. "Ich würde dir jedoch gerne helfen. Einfach als freundliche Geste. Um dir etwas gutes zu tun." So ganz schien der Jugendliche das nicht glauben zu können, denn er fluchte grummelnd vor sich hin. Doch schliesslich liess er die Hilfe trotzdem zu. Lia lächelte sanft.
"Es gibt so einige Pflanzen, die grossen Schaden anrichten können, wenn man zuviel davon einnimmt", erkärte sie ruhig, während sie seine Hand mit einer Fingerbürste gezielt und systematisch sauber schrubbte, so dass er sich sicher sein konnte, dass kein Krümelchen Safframatte mehr an seiner Haut haften würde.
"Pflanzen, die bei geringer Dosis, heilende Wirkung haben", fuhr sie fort. "Wenn man jedoch zuviel davon nimmt, können sie entsetzliche Krämpfe auslösen oder dafür sorgen, dass man für immer einschläft. Es gibt zum Beispiel ein Kraut, dessen Rauch einem schön leicht fühlen lässt und den Schmerz nimmt, doch wenn man zuviel davon abbekommt wird einem Speiübel. Oder Pilze, die lustige Träume hervorrufen und einem einen guten Schlaf bescheren, dich aber ins Verzerrte Reich locken, wenn du zuviel ist. Safframatte ist genau so. Mit der Dosis, die ich es verwende, ich es hilfreich. Ich wusste nicht, dass es so eine Wirkung hat, wie du sie es beschrieben hast. Davon habe ich noch nie gehört. Danke, dass du mir davon erzählt hast. Nun bin ich gewarnt und kann auch andere Heilerinnen warnen."