Re: Frühlingsträume
von Liasanya » So 15. Jan 2023, 08:58
"Oh, ich bin mir sicher, dass Merion dich früher oder später genau das fragen wird", schmunzelte Lia auf Darkens Überraschung, dass ihn noch nie wer gefragt hätte, was er sich von jemand anderem wünsche. "Um genau zu sein, hat er dich das sogar schon gefragt. Wenn auch nicht mit diesen Worten und sehr indirekt." Doch für Darken war das alles noch so neu, dass er das nicht erkennen konnte. Lieber konzentrierte er sich darauf, nicht enttäuscht zu werden.
"Es ist wahr, dass es riskant ist, auf etwas zu hoffen, zu planen oder sich etwas zu wünschen", gab sie zu. Während dieses wundervollen Gesprächs, wo Darken ihr so sehr vertraute, merkte sie selber immer mehr, dass ihre eigene Hoffnung enttäuscht und ihr Wunsch nicht erfüllt werden würde. Sie hatte den Prinzen jedoch viel zu gern, als dass sie ihm nicht würde helfen wollen. Selbst wenn sie ihn damit in allein Merions Arme trieb und nicht auch in ihre eigenen.
"Andererseits, wenn man nicht weiss, wohin man will, wird man auch nie dort ankommen", versuchte sie ihm eine andere Sichtweise darzulegen, dass es sich manchmal eben doch lohnte, etwas zu riskieren. "Wenn du dir überlegst, was du dir von Merion wünschst, geht es nicht darum, dass er all deine Wünsche erfüllen musst. Es geht mehr auch darum herauszufinden, was du nicht willst. Nur weil du keine Wünsche, Pläne und Hoffnungen festlegst, heisst das noch lange nicht, dass du alles mit dir machen lassen musst, nur um nicht enttäuscht zu werden. Überleg dir, was du willst, was du nicht willst und wo du bereit bist, Kompromisse zu machen und wo nicht. Das ist nichts, was für immer in Stein gemeisselt ist und sich nicht ändern kann. Es ist mehr ein Leitfaden, an den du dich halten kannst, wenn einmal alles zu verwirrend wird. Ich finde, das bist du dir und den anderen Splittern schuldig, dass du dich das fragst." Sonst würde Darken nie auf den Gedanken kommen, dass er eine ganz normale Beziehung führen konnte.
"Na, indem du so fair bist und ihn das Selbe fragst", musste Lia dann doch leise lachen, als Darken so süss unbedarft fragte, wie er denn wissen sollte, was mit Merion wäre. Darken verpackte seine angehende Beziehung lieber in etwas harmloses. Sie wären halbwegs Freunde. Etwas, worauf er sich nicht zu sehr einlassen wollte, weil es hinterher sowieso anders käme, als man dächte. Auch da konnte Lia ihm nicht wirklich widersprechen. Sie fand trotzdem, dass dies kein Grund war, es nicht dennoch zu versuchen.
"Ja, vielleicht kannst du ihm diesbezüglich was zeigen", stimmte sie zu und fand es absolut unfair von Darken, dass er ihr ein Bild von den beiden heissen Jungs beim Sex in den Kopf pflanzte. Wie sollte sie da denn weiterhin tapfer sein und sich selbst zurück nehmen?
"Und er kann dir im Gegenzug andere Dinge zeigen", erinnerte sie Darken, dass er durchaus auch noch was lernen konnte, ausser zu kämpfen. Zum Beispiel seine Zeit als Jugendlicher zu geniessen. Es zu geniessen, sich zu verlieben und sich eine erste Beziehung aufzubauen.
"Wichtig ist aber vorallem, dass ihr miteinander redet, Darken", riet sie dem unerfahrenen, süssen Prinzen. "Ihr müsst miteinander reden, damit ihr einander versteht und euch nicht gegenseitig weh tut. Es muss nicht gleich sofort sein, aber findet heraus, was ihr wollt. Wollt ihr einfach nur locker Freunde sein? Oder wollt ihr vielleicht versuchen ein Paar zu sein? Wollt ihr euch nur zu zweit treffen oder auch mit anderen? Wenn man weiss, was dem anderen wichtig ist, dann verletzt man ihn weniger und wird auch weniger verletzt." Es wäre einfacher, wenn sie für diese Erklärung das Wort Beziehung hätte nutzen können. Nur fürchtete Lia, dass Darken dann schreiend aus davongerannt wäre.
"Hmmm, nein lieber nicht", wehrte sie ab, als Darken sich dann doch noch daran erinnerte, dass er ihr ein Schmerzmittel zubereiten sollte. "Sonst schlafe ich den Nachmittag durch. Lassen wir es gut sein für heute. Räum bitte einfach noch einmal auf und ich kümmere mich nachher selbst um ein Schmerzmittel." Sie verstand nun, warum Darkens Gedanken dermassen abwesend waren. Es war süss. Traurig für sie selbst. Doch sie wollte, dass er glücklich war. Alle Splitter. Da brachte sie es nicht über sich, ihn mit dem Vorschlag einer Dreiecksbeziehung zu überfordern.