Re: Frühlingsträume
von Liasanya » Do 19. Jan 2023, 20:50
Irgendwie war es seltsam, dass Darken so gar nicht auf ihre Schläge reagierte. Nicht einmal ein heftigeres ausatmen. Dabei wusste sie genau, dass es sich im ersten Moment etwas schmerzhaft anfühlte. Aber es war auch kein erleichtertes Aufseufzen zu hören, als er locker wurde. Darken nahm es hin, als wäre es gar nicht sein Körper und er würde nichts spüren, was damit getan wurde. Aber vielleicht hatte er einfach nur eine viel höhere Schmerzgrenze als die meisten Leute.
Trotzdem etwas verwirrt, zog sie sich wieder zu dem Baumstamm zurück und beobachtete, wie Merion den Prinzen massierte. Es war ein schönes Bild. Der Krieger tat es sehr hingebungsvoll und verliebt, während Darken sich wirklich allmählich entspannen konnte. Träumerisch beobachtete sie die Bewegungen, das Muskelspiel des Kriegers und am liebsten hätte sie Darken gleich mit massiert.
"Ach, gern geschehen", erwiderte sie erfreut. Darken bedankte sich selten. Das war sonst eher Minans Metier. Aber sie hütete sich, etwas dazu zu sagen und genoss es einfach nur. Warnte nur noch Merion, dass er dies vorsichtig üben müsse, bevor er es selber anwandte, da es sonst mehr Schaden, als Nutzen anrichten konnte.
Merion nickte und nachdem er Darken vollends gelockert hatte, konnte er sich doch noch einen Kuss ergattern. Ganz sacht zwischen Darkens Schulterblätter. Lia lächelte sacht. Das war ja so unglaublich süss. Auch Darken, der einfach nicht zugeben konnte, dass er es wollte und so tat, als sei ein Kuss eines Freundes etwas, das man überleben müsse.
Lia wollte dem Krieger gerade vorschlagen, seinde Hände etwas zu massieren, da er gleich zwei Rücken massiert hatte und dies wohl sehr angenehm für ihn sein würde, als sie fast sehen konnte, wie er einen Speerfaden erhielt. Gleich darauf erklärte er ihnen, dass er fort müsse, lud sie beide ein, Kuchen mit seinem Opa zu geniessen. Obwohl eigentlich lud er Darken ein und sie nur so der Höflichkeit halber. Doch das störte sie gerade nicht. Nachdem Darken abgelehnt hatte, schüttelte auch sie den Kopf. Das wäre ja mehr als seltsam, wenn sie jetzt da auftauchte. So verabschiedete er sich von ihnen und verabredete sich gleich mit Minan fürs Training am nächsten Tag.
Darken setzte sich in gewissem Abstand neben sie und lehnte sich an den Baum. Dabei fragte er sich, wie Merion es nur mit ihm aushalten könne. Lia grinste. "Oh, das ist ganz leicht", meinte sie amüsiert, erklärte aber nicht wie. Man musste den Prinzen einfach nur gern haben und schon war alles viel einfacher. Und Merion war ja bis über beide Ohren in ihn verliebt. Ausserdem war der Krieger sehr stark, auch wenn er noch recht jung war. Er würde nicht gleich anfangen zu weinen, nur weil Darken wieder einmal unfair war. Sie hatte es ja vorhin gesehen. Merion würde sich wehren und die Dinge klarstellen.
Doch dann sah sie Darken fragend an, als dieser sie so lange anblickte. Schliesslich rang er sich durch, sie zu fragen, ob er sie etwas fragen dürfe. Aufmunternd nickte sie ihm zu. Natürlich durfte er das. Allerdings überraschte sie seine Frage doch etwas und sie wusste nicht gleich, wie sie sie beantworten solle. So sah sie ihn erst einmal nur nachdenklich an, verstand seinen kleinen Wutausbruch, seine Frustration wirklich gut.
"Sag ihm die Wahrheit", meinte sie nach einer ganzen Weile nachdenklich. "Nicht die ganze natürlich. Aber sag ihm, dass du nervös und aufgeregt bist und dass du Angst hast. Streite es nicht ab Darken", warnte sie ihn, bevor er reagieren konnte. "Ich weiss, dass du sehr mutig und draufgängerisch bist. Ich weiss, dass du nur vor sehr wenig angst hast. Aber davor hast du eindeutig Angst. Das hast du mir selber gesagt, dass du Angst davor hast, dass es nicht schön wird, dass schreckliche Erinnerungen in dir hochkommen werden und du nacher Merion nicht mehr als dein Freund haben kannst. Er weiss ja, dass du oder der Tänzer schon sexuelle Erfahrung gemacht hast. Sag ihm, dass du es diesmal schöner haben willst und damit keine schlechten Erinnerungen hochkommen soll er doch das tun, worum du ihn gebeten hast."
Dann sah sie ihn aber eindringlich an, währden sie Darken Zeit gab, über das gesagte nachzudenken. "Willst du das denn wirklich, Darken?", fragte sie schliesslich ernst. "Willst du wirklich, dass er im Dunkeln unter dir liegt und ganz ruhig ist, während du mit ihm schläfst? Willst du nicht bei Sternenschein sehen, dass es wirklich die Person ist, die du dir erwählt hast, mit ihr zu schlafen? Willst du in seinen Augen nicht das liebevolle Glitzern sehen? Willst du nicht hören, wie er dir leicht ausser Atem sagt, dass er gerne mit dir zusammen ist, dass er aber trotzdem unglaublich nervös ist und etwas Angst davor hat? Immerhin ist es auch sein erstes Mal mit einem Mann. Er wird Angst davor haben, dass er etwas falsches tun könne, dass er im rechten Augenblick nicht soweit ist oder dass es wehtut. Soll er all seine Unsicherheit und Ängste in sich behalten und einfach nur ruhig daliegen? Ich weiss, dass du es schön für ihn machen kannst. Aber es ist doch ein Unterschied, ob du es tust, oder ob ihr es gemeinsam tut. Willst du ihm und dir das wirklich antun?"
Sie schüttelte den Kopf. "Weisst du was ich glaube Darken? Ich glaube, solange du willst, dass es dunkel ist, er seine Augen geschlossen hält, nichts sagt und keine Initiative ergreift, solange du das willst, bist du nicht bereit mit ihm zu schlafen. Du bist dann vielleicht scharf auf ihn, aber nicht bereit zu schlafen." Daran glaubte sie wirklich. Es war nichts, was sie mit logischen Argumenten hätte untermauern können. Das war einfach nur ein sehr starkes Gefühl. "Weisst du, jeder stolpert einmal über seine eigenen Füsse. Manche weniger, manche mehr und dir werden zusätzlich noch Stöcke zwischen die Beine geworfen. Du setzt dich einfach zu sehr unter Druck. So schnell geht das nicht."