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Regen





Regen

Beitragvon Liasanya » Fr 9. Dez 2022, 21:06

Es regnete in Strömen und Liasanya war sofort bis auf die Knochen durchnässt. Ihre grüne Waldläuferkleidung aus Leder, klebte eng an ihrer Haut und machte das Bewegen schwerer. Es verhinderte, dass sie sich mit der gewohnten Geschmeidigkeit und Präzision bewegen konnte. Doch das störte sie nicht sonderlich. Es war ein warmer Regen und Lia genoss ihn einfach nur. Er war erfrischend und reinigend.

Sie war gerade dabei gewesen die Blütenblätter einer Schlingpflanze zu sammeln, die nur ganz weit oben in den Baumkronen ihre Blüten trugen. Schon wenn es trocken war, war es selbst für eine Dea al Mon, eine gefährliche Kletterpartie. So war sie sehr vorsichtig, als sie sich daran machte, wieder hinunter zu klettern. Wer hatte auch damit rechnen können, dass der Regen so plötzlich herein brechen würde. Ausserdem hatte sie die Blätter wirklich dringend gebraucht. Es gab einfach nichts besseres, um Fieber zu senken.

Sie war schon relativ weit unten, als sie unvermutet einem Vogelnest zu nahe kam. An und für sich war das kein Problem. Doch ausgerechnet dieses Vogelpärchen gehörte einer sehr aggressiven Rasse an und konnte gar nicht heftig genug ihre Jungen beschützen. Aufgeregt zwitschernd flatterten sie um ihren Kopf herum und attackierten sie aufs übelste mit ihren Klauen und Schnäbeln. Sie waren zu schnell und zu abrupt bei ihr, als dass sie einen schützenden Schild um sich hätte aufbauen können. So war sie gezwungen, mit ihren Händen zu verhindern, dass ihr ihre Augen ausgekratzt wurden.

Aber ihre eingeschränkte Bewegungsfähigkeit, der Regen und die aufgeregten Vögel waren einfach etwas zu viel des Guten und so rutschte sie auf dem nassen Holz aus. Durch eine geschickte Drehung im Flug versuchte sie noch einen Ast zu ergreifen, doch er war zu dünn und brach ab. Mit einem gellenden Schrei stürzte sie in die Tiefe. Doch der Schrei brach abrupt ab, als sie auf einen anderen Ast aufprallte. Grausam wurde ihr die Luft aus den Lungen gepresst und sie konnte richtig spüren, wie zwei ihrer Rippen brachen. Kurz darauf schoss ein scharfer Schmerz durch ihren linken Knöchel und gleich darauf wurde ihr schwarz vor Augen, als ein dumpfer Schlag ihren Kopf traf.

Am Rande bekam sie noch mit, dass Wasser sie umschloss. Aber das war ja kein Wunder. Es strömte in Regen. Natürlich war sie da von Wasser umgeben. Doch weshalb zerrte es so an ihr und warum bekam sie keine Luft? Weshalb durfte sie den Mund nochmals nicht öffnen?
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von Anzeige » Fr 9. Dez 2022, 21:06

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Re: Regen

Beitragvon Darken » Fr 9. Dez 2022, 21:06

Kaltnasse Blätter schlugen ihm ins Gesicht, strichen über seine Wangen wie das Streicheln einer toten Hand, die langsam in der Tiefe versank. Pendelnd zwischen Verzerrten Reich und Wirklichkeit rannte Darken durch den Wald, rutschte fast auf tückisch glatten Wurzeln aus, fing sich gerade so noch, hastete weiter.
In seinen Ohren rauschte der Fluss. Es hatte immer heftiger zu Regnen begonnen, aber seine Augen waren von einem wirbelnden Grau erfüllt, sah wieder und wieder die Szenerie, die er schon einst beim Baden am Fluss wahrgenommen aber nicht hatte wahrhaben wollen. Jetzt konnte er es nicht mehr leugnen, er durchlebte die Vision so intensiv, dass er das untrügliche Gefühl hatte, der eigentlichen Zeit wo sich das Unglück ereignen würde, immer näher zu kommen.
Der Prinz rannte schneller, sein Herz hämmerte wie wild. Oft war er schon am Fluss entlang gegangen, selbst bei schlechtem Wetter, darauf wartend, dass er wenigstens einmal die Gelegenheit hatte, eine Vision zu ändern, zu beeinflussen. In all seinen Albträumen ging es nur um diese eine Angst. Das Unvermögen nichts ausrichten zu können. Hilflos zu sein. Und wenn Darken etwas hasste, dann Hilflosigkeit.

Er sprang mit einem Satz über einen umgestürzten Baumstamm, zwischen den vorbeihuschenden Stämmen sah er den Fluss, der sich durch den plötzlichen Regen in einen wilden Strom verwandelt hatte. Jeder Tropfen, der irgendwo auftraf, sei es auf einem Blatt, auf seinem Körper, auf der aufgewühlten Wasseroberfläche, Darken hatte das Gefühl es zweifach verstärkt wahrzunehmen. Er war hier schon einmal gewesen... er mußte sich nur erinnern. An die Zukunft erinnern...
Seine Augen schienen weiß vor Kälte. Er kämpfte sich durch einen Busch und wäre beinahe selbst bei einem schlammigen Hang ins Wasser abgerutscht, als er den Eindruck hatte, etwas grünes im Wasser treiben zu sehen. Darken kniff die Augen zusammen, nein, es war eindeutig ein Körper. Ein lebloser Körper.
Lia.
Blitzartig durchfluteten ihn die vergangenen Erinnerungen mit ihr. Diese unliebsamen so gehassten Erinnerungen. Er schluckte, sein Mund fühlte sich ganz trocken an. Die Augen wieder öffnend, sah er nichts mehr im Wasser außer die Fluten selbst. War es nur die Vision gewesen? Hatte er sich getäuscht? Er durfte nicht zögern!
Ach verflucht... Darken rannte weiter, sah einen ins Wasser ragenden Stein und sprang darauf und von dort in den Fluss. Sofort sogen sich seine Kleider mit klammer Kälte voll, so wie auch sein Herz sich mit Kälte und Verzweiflung vollsog. Die Kraft des Wassers wollte ihn davon drücken, er schluckte Wasser, hustete, holte Luft, tauchte.

Seine Hand griff ins Leere, dann fühlte er etwas schweres, Kleidung, zog daran. Das blasse Gesicht der Dea al Mon durchstieß die Wasseroberfläche.
"Lia!" Darken hatte das Gefühl der Regen und der Wind rissen seine Stimme einfach mit sich fort. Die Heilerin hing in seinem Arm wie ein nasser Sack Mehl, der ihn gleichfalls hinabziehen wollte. Er konnte sie zwar halten, aber nicht mehr weiter in irgendeine Richtung schwimmen.
"Lia! Komm schon! Wach auf! Du bist nicht tot!", schrie er sie unsinnigerweise an, wofür er gleich noch mehr Wasser schluckte. Vergessen war, dass er seit Tagen nicht mehr mit ihr geredet hatte, jedem Versuch von ihr ausgewichen und ihr aus dem Weg gegangen war. Er wußte momentan nur, dass er nicht wollte, dass sie starb. Und sein eigener Überlebenstrieb war schon immer groß gewesen.
Der Prinz versuchte gegen den Strom anzukämpfen, doch sie wurden unerbittlich weiter mitgerissen bis er einen großen Ast zu packen bekam, wo er sich wenigstens mit der Heilerin festhalten konnte. Atmete sie noch? Mußte er sie etwa beatmen? Entsetzen packte ihn. Aber es war kein Entsetzen davor, sie zu berühren, sondern mehr Entsetzen, dass er zu spät gekommen war, dass er nichts ändern und ausrichten konnte. Niemals.
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Re: Regen

Beitragvon Liasanya » Fr 9. Dez 2022, 21:10

Minan? Hörte sie tatsächlich Minan? Das konnte nicht sein. Seit Tagen redete er nicht mehr mit ihr, war böse auf sie und wich ihr immer aus, wenn sie mit ihm sprechen wollte. Also hatte sie irgendwann einfach aufgehört, ihn zur Rede zu stellen wollen und ihm die Zeit gegeben, die er anscheinend für irgend etwas brauchte. Er würde jetzt wohl kaum bei ihr sein. Wo war sie den überhaupt?

Irgendwann musste sie dann wohl doch eingeatmet haben und kühles Wasser floss in ihre Lungen. Sie spürte noch, wie etwas an ihr zerrte, dann driftete sie engütlig ab und bekam nichts mehr mit.
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Re: Regen

Beitragvon Darken » Fr 9. Dez 2022, 21:11

Er fluchte auf, als die Heilerin ihm erneut zu entgleiten drohte, doch er hatte alle Mühe sich selbst über Wasser zu halten. Rasch presste er ihren Körper wieder an sich, ihren Kopf nach hinten geneigt, damit sie kein Wasser schluckte. Ihre Haut war so blass... Darken konnte sich nicht auf sie konzentrieren, unbarmherzig trieb der Fluss sie weiter und der Prinz versuchte den Überblick zu behalten, irgendwo einen Ausweg aus dem reißenden Strom zu finden, aber Wasser schien überall zu sein, der Regen peitschte ihm zusätzlich ins Gesicht.
Ich hab schon schlimmeres erlebt, dachte er. Der Gedanke war von einer beruhigenden Kälte, denn er entsprach der Wahrheit. Dann sah er kurz vor sich weiteres Treibgut und er hatte nur den Bruchteil einer Sekunde den Ast herumzureißen, so dass er sich in den anderen Ästen verhakte. Darken verspürte einen leichten Schmerz an der Seite als ihm einer der Äste das Shirt aufriss, aber das war jetzt auch schon egal. Er packte die Heilerin fester, zog sie mit sich Richtung Ufer, seine Beine traten gegen die Wassermassen und ab und zu auch gegen die Beine von Lia, die so leblos herabhingen. Verbissen kämpfte er weiter ehe er es schaffte, sie beide aus dem Fluss zu bringen, das schlammige Ufer hochzuziehen. Mehrmals verfluchte er dabei Lia, dass sie so unkooperativ war, konnte sich aber des beklemmenden Gefühls nicht erwehren, dass er nur noch mit einer Toten stritt.

"Du darfst nicht tot sein, hörst du? Wehe diese Plackerei war umsonst, dann schmeiß ich dich gleich wieder rein", schimpfte er und legte sie dann auf das nasse Gras. Der Regen prasselte immer noch auf sie nieder. Darken versuchte zu überblicken, wo die Heilerin verletzt war. Jetzt wünschte er, er hätte ein bißchen besser bei ihren Lektionen aufgepasst. Oder überhaupt noch ihren Unterricht besucht...
Schwer atmend wischte er sich das Wasser aus dem Gesicht, blickte halb über Lia gebeugt auf sie herab. Aus einem Impuls heraus verpasste er ihr eine leichte Ohrfeige, doch sie wachte nicht auf. Der Puls.. Puls... seine Finger glitten zu ihrem Hals, der sich so kalt anfühlte. Da war das Pochen ihrer Ader, zwar schwach, aber da.
Vielleicht hatte sie doch Wasser geschluckt... er starrte sie zitternd an, biss sich auf die eigene Lippe.
"Verflucht nochmal, wehe du verreckst hier noch!" Wut war gut, Wut half nicht den Kopf zu verlieren. Und er durfte nicht zögern, jede Sekunde konnte entscheidend sein. Der Prinz beugte sich weiter über sie, kam ihrem Gesicht näher. Mit den Fingern hielt er ihr die Nase zu, dann blies er Luft in ihren Mund, zählte die Sekunden, wiederholte das ganze. Komm schon... du bist doch sonst auch so stur...
Darken drehte sie leicht auf die Seite, setzte die Beatmung fort, während er die ganze Zeit nur daran denken konnte wie kalt und weich zugleich ihr Mund doch war. Dann spürte er plötzlich wie sie hustete und er gleich Wasser in seinen Mund bekam. Rasch zog er sich zurück, drehte aber ihren Kopf weiter auf die Seite, sah wie sie das Wasser ausspuckte.
Sie lebte... sie lebte wirklich. Der Gedanke vertrieb nur kurz die Empfindungen der Kälte, die sich um ihn gelegt hatte. Mit der Hand schirmte er den Regen ab, sah zu Lia.
"Ich weine nicht. Das ist nur der Regen", sagte er leise.
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Re: Regen

Beitragvon Liasanya » Fr 9. Dez 2022, 21:16

Sie spuckte und würgte und endlich konnte sie wieder atmen. Erst verstand sie gar nicht, was los war. Ihr Kopf wurde so seltsam beiseite gedreht. Allerdings war er gut so, denn so konnte sie auch besser das Wasser ausspucken und husten. Erst jetzt bemerkte sie, wie sehr ihr Brustkorb schmerzte. Sie sollte lieber aufhören zu husten.

Da sagte Minan etwas zu ihr und verwirrt drehte sie den Kopf zu ihm, verzog gleich darauf schmerzvoll das Gesicht. Ihr Kopf tat so weh. Als sie nach ihrere Beule tastete, fühlte sie etwas warmes, klebriges, feuchtes, was garantiert nichts mit dem Regen zu tun hatte. Verwundert zog sie die Hand hervor und stellte fest, dass sie ganz blutverschmiert war. Da kam ihr endlich wieder der Sturz in den Sinn, wie sie mehrmals auf einen Ast aufgeschlagen und schliesslich in den Fluss gefallen war.
Und Minan musste sie gerettet haben. Dabei war er nachdem sie miteinander Sex gehabt hatten, so wütend auf sie gewesen. War ihr andauernd ausgewichen, hatte mit ihr nicht mehr reden wollen und war auch nicht mehr zum Unterricht gekommen war. Und nun hatte er sie gerettet. Er hatte sie ja schon einmal gewarnt, dass sie aufpassen sollte am Fluss. Das hatte sie ja auch getan, nur leider hat es nichts genützt. Dankbar lächelte sie ihn an. Doch dann runzelte sie die Stirn.
"Du weinst nie, das ist mir schon klar", stellte sie mit krächzender Stimme fest. Das sprechen tat weh nach dem sie so gewürgt hatte. "Aber du solltest endlich damit aufhören im Regen herum zu spazieren, sonst erkältest du dich wirklich noch."

Mühsam versuchte sie sich hochzurappeln und stiess einen spitzen Schrei aus, als sie ihren verletzten Fuss belastete und sankt wieder auf die Knie. Ihr traten nun sehr wohl Tränen des Schmerzes in die Augen und sie fluchte lautstark vor sich hin. Ihr schwindelte und es wurde ihr immer wieder schwarz vor Augen. Es fiel ihr unglaublich schwer, sich zu konzentrieren. Sie konnte noch nicht einmal ihre Juwelen einsetzen, um Hilfe zu rufen.
"Wir müssen weg von hier", stellte sie murmelnd fest. "Aus dem Regen." Sie klammerte sich an einen Baum, um sich daran hoch zu ziehen und um auf die Beine zu kommen. Minan wollte ja nichts mit ihr zu tun haben. Langsam sah sie sich um. Schnelle Kopfbewegungen waren nicht gut, wie sie festgestellt hatte. "Wir sind ganz schön abgetrieben worden, aber hier in der Nähe sollte eine Hütte sein. Die gibt es in ganz Dea al Mon im Abstand von ungefähr einem Tagesmarsch." Entschlossen humpelte sie los.
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Re: Regen

Beitragvon Darken » Fr 9. Dez 2022, 21:20

Er sah mit wachsender Bestürzung wie die Heilerin sich an den Kopf griff und ihre Hand blutig war, als sie diese wieder zurückzog. Also hatte er sich doch nicht getäuscht, sie hatte einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen und war deswegen wohl bewußtlos im Fluss getrieben. Und er hatte das Blut zwischen ihren Haaren schon zuvor in der Vision gesehen.
Die Heilerin lächelte ihn mit ihren blassen Lippen an, anscheinend hatte sie ihm doch zugehört, sagte ihm, sie wüßte ja, dass er nie weinte. Darken wischte sich die Tropfen von den Wangen, schüttelte den Kopf matt. Nein, Lia hatte ihm keine Vorschreibungen zu machen wo er spazieren ging.
"Eine Erkältung ist echt mein geringstes Problem", erwiderte er knapp und trotzdem war er froh, dass die Dea al Mon wieder bei Bewußtsein war, konnte es nur nicht so recht zeigen. Ob sie überhaupt wußte, dass sie beinahe in diesem verdammten Fluss ertrunken waren?

Dann machte Lia etwas unglaublich dummes. Sie versuchte aufzustehen. Darken wollte ihr noch helfen, aber da war sie wieder vor lauter Schmerzen zurück auf die Knie gesunken.
"Wo hast du dich alles verletzt?", fragte er nach, schwieg während die Heilerin ungehemmt fluchte. Es war offensichtlich, dass sie Verletzungen hatte und nicht nur die am Kopf. "Ich habe dich im Fluss treiben sehen..." Dass er dies schon vor Tagen getan hatte, mal außer Acht gelassen und wie sehr er gerannt war...
Mit einem hatte die Dea al Mon recht, sie mußten aus dem Regen. Je länger er stillstand, desto mehr fror er durch die nasse Kleidung und ihr mußte es ähnlich ergehen. Dann zog Lia sich an einem Baum entgültig auf die Füße, entschloss, sie wären weit abgetrieben, aber es gäbe hier irgendwo eine Hütte.
Darken fluchte unterdrückt, eilte ihr rasch hinterher und legte dann seinen Arm unter ihren, stützte sie so. "Hier, stütz dich auf mich. Und woher willst du wissen wo wir sind? Du warst bewußtlos als wir im Fluss waren."
Er blickte durch das Halbdunkel, dadurch, dass es so stark regnete, war auch von dem Licht nicht mehr viel übrig geblieben. Seine Augen hatten immer noch einen leichten milchigen Schleier, ein deutliches Zeichen, dass er weiterhin mit einem Bein im Verzerrten Reich stand. Darken blickte sich um, während er mit Lia langsam weiterging.
Plötzlich entdeckte er zwischen dem Unterholz die Gestalt eines schlanken Wolfes, der stumm zu ihnen hinüber sah. Seine Augen hatten die gleiche Färbung wie die des Prinzen, weiß wie zwei Sterne in der Nacht. Dann war das Bild vom Regen verschluckt wie als wäre es nie dagewesen. "Da lang." Er führte die Heilerin mit sich in die Richtung wo der Wolf verschwunden war, zwar konnte er die Biester nicht ausstehen, aber irgendwie fühlte es sich richtig an. Unter seinem Arm fühlte er den nassen Körper von Lia, packte sie fester als sie zu straucheln drohte.

Sie kamen zu einer Gruppe großer Bäume mit breiten mächtigen Stämmen, doch Darken entdeckte nirgendwo eine Hütte. Bis er den Kopf in den Nacken legte und nach oben sah. Der Regen prasselte ihm ins Gesicht, aber zwischen den Ästen und dem Blätterwerk sah er die Umrisse einer Hütte, die nahezu mit den Bäumen verschmolz.
"Du wartest hier. Ich finde einen Weg rauf", sagte er Lia und ließ sie bei einem der Bäume stehen, wo es etwas trockener war und sie sich anlehnen konnte. Dann war er dabei den Baum zu erklettern hoch zu der Plattform, die in die Hütte führte. Die Äste waren schlüpfrig vom Regen bis Darken die Strickleiter fand, die er nach unten rollte. "Warte, ich helfe dir." Es war ja besser, wenn sie den Knöcheln nicht so sehr belastete. Er zog die Leiter weiter nach oben, reichte ihr dann seine Hand. Mit grauen Augen sah er zu der Heilerin, sein schwarzes Haar wirkte noch dunkler, hing ihm ins Gesicht, während Tropfen daran entlang rannen.
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Re: Regen

Beitragvon Liasanya » Fr 9. Dez 2022, 21:50

Dankbar ergriff sie seinen Arm, den er ihr zum abstützen anbot. Ihr war klar, dass sie alleine nicht weit kommen würde. Deswegen zögerte sie nicht, auch wenn sie die letzten Wochen keinen Kontakt miteinander gehabt hatten und sie noch nicht einmal wusste, weshalb das so war. Obwohl ihr alles weh tat, packte sie kraftvoll zu. Immerhin hatte sie ihre Kraft nicht verausgaben müssen, sich aus dem Fluss zu ziehen.
"Der Kopf" zählte sie auf seine Frage hin auf. "Mein linker Fussknöchel und auf der rechten Seite sind wohl zwei Rippen gebrochen. Aber ich glaube nicht, dass meine Lungen dabei verletzt wurden. Momentan kann ich meine Juwelen gerade nicht einsetzen. Sonst habe ich noch allererlei Kratzer und Beulen. Nichts schlimmes."

Aber seine Frage, weshalb sie wisse, wo sie seien, liess sie nur schnauben. "Das ist meine Heimat", meinte sie verächtlich. "Ich weiss wo dieser Fluss langfliesst." Sie Atmete tief durch. Minan hatte das nun bestimmt nicht verdient, dass sie ihn so anfuhr. Die Schmerzen liessen ihr nur keine Ruhe und Wellen der Übelkeit schwapten durch ihren Körper. "Ja, ich war ohnmächtig im Fluss", erklärte sie freundlicher. "Aber ich bin eine voll ausgebildete Waldläuferin. Ich kenne das Territorium und erst recht die Umgebung von Faolchur."

Dennoch liess sie sich widerstandslos von Minan führen. Seine Stimme, seine Körpersprache strahlte eine Gewissheit aus, die sie nicht anzweifelte. Irgendwann meinte er zu ihr, sie solle hier warten, er würde einen Weg nach oben finden. Anscheinend waren sie bei der Hütte angekommen. Die Schmerzen hatten ihr inzwischen die Sinne vernebelt und so lehnte sie sich keuchend an den Baumstamm, versuchte wieder zu Kräften zu kommen und klar zu denken. Sie musste es nur endlich schaffen, ihre Juwelen zu benutzen. Nur etwas Konzentration und sie könnte sich alles gleich viel erleichtern.

Auf einmal baumelte eine Strickleiter vor ihrer Nase. Noch einmal atmete sie durch, packte die Leiter und hangelte sie Sprosse für Sprosse hoch, ohne ihre Füsse zu benutzen. Gleichzeitig zog Minan sie hoch und so dauerte es nicht lange, bis sie oben war. Doch es hatte sie beide viel Kraft gekostet. Heftig atmend und mit schmerzverzerrtem Gesicht lag sie vor Minan auf dem Boden.

Doch sie durfte sich nicht ausruhen. Noch nicht, denn dann würde sie für eine Weile nicht mehr weiter machen können. So rappelte kroch sie auf allen vieren in die Hütte. Schimpfte mit sich, sie solle sich endlich zusammen reisen, sich konzentrieren und endlich die Kunst anwenden. So machte sie sich selber so wütend, dass sie mit einem zornigen Aufschrei auf den Kamin deutete. Und es gelang tatsächlich. Feuer loderte im Kamin auf. Das würde Minan und ihr schon einmal sehr helfen. Aber dann brach sie vor Erschöpfung zusammen und es wurde ihr erneut schwarz vor Augen.
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Re: Regen

Beitragvon Darken » Fr 9. Dez 2022, 21:51

Als Lia endlich oben auf der schmalen Plattform vor der Hütte war, war sie nicht die einzige, die erschöpft durchatmete und versuchte sich wieder aufzurappeln. Darken hatte gerade die klemmende Türe aufgedrückt, da rappelte sich auch schon die Heilerin auf.
"Verdammt nochmal, du hast zwei gebrochene Rippen, hör auf zu krabbeln", warf er ihr vor, wollte ihr irgendwie helfen, wußte nicht wie und dann hatte es die Dea al Mon doch bis ins Innere geschafft. Rasch schloss der Prinz die Türe hinter sich bevor noch mehr Regen hineinkam. Zunächst war es düster und er konnte kaum etwas erkennen, als sich seine Augen mehr an die Dunkelheit gewöhnten. Für einen Augenblick vermeinte er auflammenden Feuerschein zu sehen und ein mit Fellen bedecktes Strohbett in einer Ecke. Einen Atemzug später hatte Lia sich mit einem wütenden Aufschrei dazu gebracht, eben jenes Kaminfeuer zu entzünden. Aufkeuchend kniff der Prinz kurz die Augen zusammen, wandelte immer noch zur Grenze des Reiches, so dass er das befremdliche Gefühl hatte dauernd alles zweifach zu erleben.

Die Augen wieder öffnet, sah er zu Boden. Lia war ohnmächtig geworden und rührte sich nicht mehr. Besorgt ging Darken neben ihr in die Hocke. Er hatte registriert, dass die Heilerin ebenfalls so wie er Wut als Kraftantrieb nutzte, doch irgendwann geht selbst das nicht mehr.
"Sture Frau. Du hättest deine Kunst besser benutzt, um dich anfangen zu heilen", warf er ihr vor, obwohl sie ihn nicht hören konnte. Darken folgte den Schattenbildern und Fackelschein auf den gebogenen Holzwänden und sah in der Ecke tatsächlich ein Bett ausgelegt mit Fellen. Vielleicht konnte er Lia irgendwie darauf bringen. Er machte sich an ihren Stiefeln zu schaffen und öffnete mit vor Kälte klammen Fingern vorsichtig die Schnürung, zog besonders vorsichtig ihren linken Stiefel aus, um ihren Fußknöchel nicht noch weiter zu verletzen.

Kritisch blickte er danach auf die bewußtlose Dea al Mon. Ihre Kleidung war genau wie seine klatschnass und verdreckt. So konnte er sie unmöglich ins Bett legen, sie würde sich noch weiter unterkühlen. Trotzdem zögerte Darken weiter, es gefiel ihm gar nicht sie wieder so nah zu berühren, sie auch noch ausziehen... es weckte so viele Erinnerungen.
Noch einmal atmete der Prinz tief durch. Ach, sollte sie ihn doch als verrückten Lüstling sehen, es führte ja sowieso kein Weg daran vorbei, sie zu entblättern. Sehr behutsam, möglichst ohne ihre Verletzungen zu belasten, öffnete er ihre Hose, zog sie ihr gleich mit der Unterwäsche aus. Ihre Haut fühlte sich so kalt und nass an... aber er selbst fror auch erbärmlich. Darken bemühte sich, sie nicht allzu genau anzuschauen. Es war wie als wäre nie etwas zwischen ihnen gewesen.
Er streckte ihre Arme zurück, schob eines seiner Beine unter ihren Rücken, damit er ihr die Tunika über den Kopf streifen konnte. Dann legte er seinen Arm um sie, zog sie an sich hoch, mußte sie zwangsläufig dicht an sich gepresst halten, um sie hinüber zu dem Bett ziehen zu können.
"Verflucht, du könntest ruhig mithelfen", knurrte er, doch Lia schien immer noch ohnmächtig. Darken hoffte, es wäre nur aus Erschöpfung und nicht wegen schlimmerem, aber ihr Puls war noch da und sie atmete auch noch. Selbst sie auf das Bett zu legen, war für ihn schon schwierig mit nur einem Arm, doch dann hatte er es irgendwann geschafft, deckte sie noch mit einem der Felle zu ohne ihr noch einmal einen Blick zu schenken und ließ sich erschöpft neben das Lager sinken, die Beine angezogen und den Kopf gesenkt, das Gesicht halb durch seine Haare verdeckt.

Er wollte nichts weiter als selbst einmal kurz durchatmen zu können, aber als er den Blick wieder hob, hatte er erneut mit Visionen zu kämpfen. Seine weißen Augen sahen in eine endlos wirkende Halle mit dutzenden von Betten und darauf dutzenden von Frauen, die Hände über der Brust gefalten. Weiße Vorhänge brannten, flossen hin und her wie Drachenzungen.
"Nicht jetzt...", stöhnte Darken gequält auf, sank nach vorne, presste seine Hand gegen die Schläfe. Flackernd sah er immer neue Bilder, während er sich gleichzeitig wieder aufkämpfte und in Richtung Kamin wankte. Sein Blick fiel auf eine Anrichte und daneben einen Bottich und eine Wasserpumpe. Vielleicht war sie mit einem Regenfass draußen verbunden.
Vor seinen inneren Augen sah er die Halle brennen, hörte wie die Frauen gequält aufschreien, manche noch aus ihrem Schlaf auffuhren, andere nur stumm und wie tot dalagen, während die Flammen sie umfingen. Netze über ihnen zogen sich in sich zusammen, zerfielen wie Zunder, das man ins Feuer warf. Für einen kurzen Moment waren überall Teile der Netze brennend zu sehen, schienen rote Linien in die Luft zu schneiden.
Und ihm war so kalt. Und so heiß.
Seine Hand in seinen eigenen Oberschenkel krallend, versuchte Darken sich auf den Schmerz zu konzentrieren, um die Vision abschütteln zu könne und als er es endlich geschafft hatte, fischte er einen leeren Kessel vom Haken über dem Kamin, ging damit zu der Wasserpumpe, um den Kessel mit Wasser zu füllen und wieder über das Feuer zu hängen. Warmes Wasser erschien ihm wie eine gute Idee.
Die Vision war weiter hartnäckig, er taumelte zurück zu der Heilerin, sank neben das Bett und griff dann schwer atmend nach ihrer Hand, drückte sie.
"Lia? Bist du wach? Du darfst jetzt nicht schlafen. Noch nicht." Seine milchigen Augen richteten sich auf sie und doch schien er mehr durch sie hindurchzusehen. "Du mußt mir erst sagen wie ich dir helfen kann." Er erzitterte. So schwer wie es ihm auch fiel zuzugeben, er konnte das nicht alleine.
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Re: Regen

Beitragvon Liasanya » Fr 9. Dez 2022, 21:54

Etwas zog an ihrer Hand und schien um Hilfe zu rufen. Unwillig versuchte sie es abzuschütteln, doch es klappte nicht. Minan! Er war ebenfalls in den Fluss gestürzt. Sie musste sich vergewissern, dass es ihm gut ging. Dennoch dauerte es noch eine Weile, bis sie ihre Erschöpfung ein zweites Mal überwinden konnte und blinzelnd ihre Augen öffnete. Suchend sah sie sich nach dem Prinzen um und blickte schliesslich in seine milchigen Augen.
"Siehs schrecklich aus", stellte sie müde fest. "Verletzt?"

Sie überlegte, er hatte etwas gesagt. Genau, er wollte wissen, was er tun musste. "Feuer." Gut, das hatte er schon erledigt. "Ausziehen. Keine nassen Sachen." Sie schauderte. Zwar steckte sie nicht mehr in nasser Kleidung, aber frieren tat sie trotzdem noch. "Mir ist kalt. Oh, Tee. Gegen Fieber."
Komm schon, das schaffst du. Nur ein wenig Konzentration. Und tatsächlich, irgendwann erschien ihre Tasche mit ihren ganzen Heilutensielien. Doch das anwenden der Kunst löste bei ihr einen erneuten Hustenanfall aus und dieses Mal spuckte sie ein wenig Blut. Ärgerlich blickte sie auf ihre Hand. Eine verletzte Lunge konnte sie jetzt nicht gebrauchen. Ausserdem war ihr so übel.
"Eimer", wiess sie Minan an. Im Notfall brauchte sie etwas, worin sie sich übergeben konnte. "Kopfwunde auswaschen und abtasten, ob gebrochen." Sie vermutete es zwar nicht. "Heilsalbe. Ich glaube du brauchst nicht zu nähen." Minan sollte sich selber ausruhen. "Rippen und Fuss auch abtasten. Sag mir, was du fühlst. Wenn das Fussgelenk noch nicht zu angeschwollen ist, kannst du es mir wieder einrenken. Sonst machen wir das nacher. Du musst dich dringend ausruhen."
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Re: Regen

Beitragvon Darken » Fr 9. Dez 2022, 21:56

Zuerst befürchtete er, Lia würde gar nicht mehr aufwachen, doch Darken gab nicht auf, sagte ihr immer wieder, sie müsse zu sich kommen und tatsächlich, irgendwann blinzelte sie, auch wenn es noch etwas dauerte bis sie ihn erkannte und dann sagte, er sähe schrecklich aus. Der Prinz lächelte grimmig.
"Du auch. Nein, nur ein paar Kratzer", beantwortete er ihre Frage, jedenfalls glaubte er, es wäre eine Frage gewesen, ob er verletzt wäre. Aber er war sich da nicht so sicher, spätestens als die Dea al Mon anfing Sachen zu reden, die für ihn erstmal absolut keinen Sinn machten. Ob sie schon Fieber hatte? Er legte kurz prüfend seine Hand auf ihre Stirn. Und warum redete sie vom Feuer? Es brannte schon. Und warum vom Ausziehen? Sie war ja schon nackt. Oder meinte sie etwa ihn? Darken war unbestreitbar kalt, doch die Vorstellung hier nackt rumzulaufen war genauso unansprechend.
Ihr war kalt, ihm auch, dachte er bei ihren Worten. "Ich kann nicht alles auf einmal machen", meinte er, als er noch eine Wolldecke fand und sie unter das Fell legte, sie damit weiter zudeckte. Schon hatte Lia gesagt, sie wolle Tee. Wasser hatte er ja bereits aufgesetzt, doch er wußte nicht, ob es hier irgendwo Tee gab. Vielleicht in einem der Fächter unter der Anrichte.

Aber die Heilerin hatte offenbar anderes im Sinn, denn plötzlich erschien ihre Tasche.
"Sag mal, lernst du nicht?", fluchte er, als Lia anfing zu husten. Seine ungehaltenen Worte brachen sofort ab und Darken verstummte, nachdem er sah, dass sie Blut spuckte. Das war ganz und gar nicht gut, womöglich hatte sie doch innere Verletzungen. Mit einem Tuch tupfte er ihren Mund ab, eilte und holte ihr einen Eimer, den er neben das Bett stellte.
"Keine Kunst mehr", gab er ihr auch eine Anweisung, "Du mußt dich schonen." Lia sagte ihm noch mehr was er tun sollte und bei den ganzen Sachen, die noch zu erledigen wären, versuchte der Prinz sich das ganze nicht zu Kopf steigen zu lassen. Eines nach dem anderen. Er schloss die Augen, atmete tief durch. Trotzdem verschwanden die Bilder nicht, mehr Visionen, die ausgerechnet jetzt auf ihn einströmen mußten. Zudem war es währenddessen ein Ding der Unmöglichkeit vielleicht Eoshan über das Verzerrte Reich erreichen zu können.
Der Prinz schüttelte nur den Kopf, als Lia etwas von Ausruhen sagte. Klar, und wer versorgte sie dann? Er suchte in ihrer Tasche, fand Teekräuter und unter der Anrichte eine entsprechende Teekanne, so dass er erstmal das heiße Wasser hineinfüllte und den Tee ziehen ließ. Etwas von dem warmen Wasser sparte er sich auf, tränkte damit ein sauberes Tuch und setzte sich auf die Bettkante.
"Könnte gleich weh tun", warnte er sie vor. Behutsam bettete er ihren Kopf kurz auf seinen Schoß, um so besser die Wunde sehen zu können. Mit dem warmen Tuch tupfte er das Blut fort bis er die Wunde sah. "Sieht nur wie eine leichte Platzwunde aus." Der Prinz fand ein Fläschen Desinfektionsmittel in der Tasche, gab etwas auf ein neues Tuch und atmete nochmal tief durch. Vor seinen Augen tanzte das Bild einer durchregneten Nacht und einer Frau, die am Rande eines Turmfensters saß, langsam nach hinten kippte. Ihr Kleid flatterte noch auf, ihre Hände fuhren durch die Luft, dann war sie hinab gestürzt.
"Nicht jetzt...", murmelte Darken, ballte seine Hand zur Faust bis er seine Nägel tief in den Handballen getrieben hatte. Der kurze scharfe Schmerz half. Danach griff er wieder zu dem Tuch. "Das wird jetzt brennen." Er reinigte die Wunde ehe er wie Lia angewiesen hatte, die Heilsalbe nahm und auftrug.
Behutsam schob er ihren Kopf zurück aufs Kissen, strich ihr das nasse Haar aus dem Gesicht. Mit dem angewärmten feuchten Tuch reinigte er nun auch Lias Hände gewissenhaft, eilte zurück zum Kamin, um neues Wasser in den Kessel zu geben. In solchen Moment wünschte er sich noch mehr als sonst seinen linken Arm zurück. Dann wäre es wenigstens etwas schneller gegangen. Darken setzte sich kurz auf einen Schemel, zog seine eigenen Schuhe und Socken aus, weil er an den Füßen wirklich fror. Kaum hatte er das geschafft, war der Tee auch schon fertig und er goss ihn in zwei Tassen, stellte eine davon bei einem Beistelltisch am Bett ab.

"Ich glaub, ich hab vorhin in einem Fach eine Wärmflasche gesehen. Ich könnte sie zwischen deine Füße legen", bemerkte er, zog wieder die Wolldecke und das Fell weg, um nun Lias Körper nach den Verletzungen abzutasten. Immer wieder mußte er die Augen zukneifen, warten bis ein neuerlicher Anfall von ihm vorbei war. Gleichzeitig wollte er eigentlich gar nicht zu genau den Körper der Heilerin anschauen. Trotzdem tat er es, sah ihre nackte nun schneeweiße Haut und wie sie zitterte, ihre Knospen aufgerichtet. Egal.. nicht daran denken. Er tastete vorsichtig über ihre Rippenbögen.
"Ja, die hier ist gebrochen", stellte er fest, er hatte selbst schon gebrochene Rippen gehabt, damit kannte er sich aus. "Und die darunter, glaube ich, nur angeknackst." Aber was konnte er schon dagegen tun? Lia war die Heilerin von ihnen beiden, er konnte ihr nur sagen was er fühlte. Er strich mit dem warmen Tuch sacht über ihren Oberkörper und ihre Arme, säuberte sie und trocknete sie auch anschließend ab.
Dann setzte er sich ans Bettende, betrachtete ihren linken Fußknöchel.
"Er sieht noch nicht angeschwollen aus. Soll ich das Gelenk wieder einrenken?", fragte er, wissend, dass es mit schlimmen Schmerzen verbunden war. Darken sah noch einmal über ihren nackten zitternden Körper hinweg, aber das Bild änderte sich. Er sah ein Pritschenbrett, ein hayllischer Gefangener darauf, angekettet, liegend und die Augen geschlossen, während er unentwegt mit den Fingerknöcheln knackte, um dann plötzlich aufzufahren und scheinbar direkt durch den Prinzen hindurchzusehen, mit Augen wie glimmende Kohlestücke.
Darkens Körper krampfte sich kurz zitternd zusammen, seine Hand krallte sich ins Laken. Wenn das nicht bald aufhörte, würde er noch durchdrehen.
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Re: Regen

Beitragvon Liasanya » Fr 9. Dez 2022, 22:03

Sie atmete scharf ein, als Minan ihren Kopf behutsam auf seinen Schoss bettete. Nun wo sie sich einen Moment ausruhen konnte, tat ihr jede Bewegung weh. Es war allerdings noch nichts dagegen, als er ihre Wunde auswusch, desinfizierte und einsalbte. Allerdings schien ihn irgend etwas abzulenken. Ob ihm das Blut zu schaffen machte? Vielleicht sollte sie ihm etwas Mut machen.
"Das machst du gut", stellte sie träge und vorallem krächzend fest. "Deine Finger sind sanft und gefühlvoll. Es tut fast gar nicht weh. Also doch, aber so im Verhältnis." Sie war müde, durfte aber nicht schlafen, also fing sie an zu schwafeln. Doch wenigstens blieb sie so wach. Währenddessen bereitete Minan den Tee zu. Gerne hätte sie einen Schluck des wärmenden Getränk genommen, doch das hätte sie betäubt. An und für sich wäre das ja ganz gut, besonders in Anbetracht was ihr noch bevor stand. Doch sie musste bei Verstand bleiben, damit sie Minan sagen konnte, was er tun musste und ganz dringend sollte er sich seine Kleidung ausziehen.

Dennoch sagte sie noch noch nichts, sondern genoss einfach nur die Behandlung, die er ihr gewährte. Das warme Tuch, mit der er ihren Körper wusch war wirklich Balsam für sie. Auch wenn sie noch immer kalt hatte. "Wenn sie nicht zu selstam absteht, kümmern wir uns um die Rippen später. Mach einfach erst einmal einen Stützverband darum."
Ächzend rappelte sie sich auf, damit er ihr den Verband anlegen konnte. "Bettflasche klingt gut und wenn du jetzt noch stark genug bist, dann renke das Fussgelenk ein. Aber gib mir erst noch etwas zum Draufbeissen. Ich will mir nicht auch noch die Zunge verletzen. Und dann", sie sah Minan herausfordernd an, obwohl ihr gar nicht so zu mute war und noch immer viel ihr das Atmen schwer und sie fror erbärmlich. "Ich verspreche dir, keine Kunst mehr einzusetzen, bis ich mich nicht etwas erholt hab. Aber dafür wirst du dich aus deinen nassen Schälen und zwar alle. Damit meine ich auch deine Unterwäsche. Ich weiss nicht, was du auf einmal für ein Problem mit mir hast, aber das zählt jetzt nicht und ich werde hier keinen Widerspruch dulden. Sieh meintetwegen in den Schränken nach. Darin findest du bestimmt eine Tunika und eine Hose, wenn dir das peinlich ist. Und nach dem Fuss einrenken, trinkst du den Tee und legst dich zu mir ins Bett. Eine Bettflasche alleine reicht nicht. Ich friere und du tust es auch. Wir brauchen unsere gegenseitige Körperwärme. Was auch immer dein Problem ist, das zählt jetzt nicht. Du bist der Heiler und ich die Patientin, du hast dafür zu sorgen, dass es mir wieder gut geht, damit du später mit mir schimpfen kannst, dass ich nicht aufgepasst habe. Ich werde dir bald nicht mehr helfen können, denn sobald du mir den Fuss eingerenkt hast, werde ich in Fieberträume fallen, trotz des Tees. Ich bin zu schwach. Wenn du nacher einschläfst, brauchst du Wärme, damit du nicht auch Fieber bekommst und du solltest dringend auch etwas schlafen. Du siehst furchtbar aus. Habe ich das schon gesagt? Ich glaube, ich habe das schon gesagt. Ausserdem bin ich müde und erschöpft. Ich fange immer an zu schwafeln, wenn ich mich in so einem Zustand befinde. Minan?" Sie sah ihn mit grossen Augen an, in denen Tränen der Erschöfpung schimmerten. "Ich habe Angst davor. Das tut bestimmt höllisch weh, den Fuss einzurenken. Ich hatte noch nie einen ausgerenkten Fuss. Weisst du überhaupt, was du tun musst? Kannst du nicht einen schmerzlindernden Trank brauen?" Seufz. "Nein, dafür bleibt keine Zeit. Und kein Alkohol." Das kühlte nur ab und die Kunst stand ihnen ja auch nicht zur Verfügung.
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Re: Regen

Beitragvon Darken » Fr 9. Dez 2022, 22:05

Dass er sanfte und gefühlvolle Finger hatte, wollte er nun eigentlich wirklich wissen. Es klang fast so als hätte Lia zu viel getrunken, so wie sie mit belegter Stimme sprach und schwafelte. Nachdem er ihre Rippen untersucht hatte, wies sie ihn an nur einen Stützverband anzulegen, was Darken allerdings nur mit ihrer gemeinsamen Hilfe schaffte und indem er sich halb hinter sie kniete, um sie zu stützen, während er den Verband herumwand. Stumm verfluchte er das gesamte Unglück, auch weil es ihn regelrecht dazu zwang intensiven Körperkontakt mit ihr zu haben.Danach bettete er sie vorsichtig zurück, durchwühlte schweigend die Tasche nach dem Rundholz. Was sollte er schon sagen? Lia redete ja genug für zwei. Und was sie da erzählte, passte ihm nicht unbedingt. Vielleicht weil sie recht hatte mit dem was sie sagte.
Und was hieß das, ob er stark genug wäre ihr Gelenk wieder einzurenken? Natürlich war er das. Der Prinz hob wieder den Kopf, empfing den herausfordernden Blick der Dea al Mon, konnte ihr aber nachfühlen, dass sie diese Stärke nur spielte. Er hörte ihren flachen Atem und bestimmt hatte sie Schmerzen bei jedem Atemzug, er kannte das. Lia versprach wenigstens keine Kunst mehr einzusetzen, nur forderte sie dafür auch etwas im Gegenzug von ihm. Er sollte sich ausziehen. Natürlich hatte sie recht.
"Sag du mir nicht was ich zu tun habe", knurrte er sie trotzdem an, nachdem sie ihm gesagt hatte, er solle sich nachher zu ihr ins Bett legen. Was auch immer sein Problem war... Darken wollte nichtmal daran denken. Trotzdem lächelte er schwach, als die Heilerin ihn daran erinnerte, er müsse doch später mit ihr schimpfen können.
"Ich bin kein Heiler...", wand er leise ein. Seine Augen glitten in eine dunkle mondlose Nacht, wo er sich daran erinnerte, dass er ganz gewiss kein Heiler war.

Lia gab zu, dass sie zu schwach wäre und nachher nicht mehr ansprechbar wäre. Erneut stellte sie auch fest, er sähe furchtbar aus und er bräuchte ebenso Wärme und Schlaf. Das letzte was er wollte war einzuschlafen, die Visionen, die ihn überfielen, waren auch so schon zu viel. Oder... würde das Netz von Eoshan auch hier funktionieren? Es stimmte, er war erschöpft und ja ihm war kalt. Ihr erging es da nicht anders. Darken trat an das Bett an ihre Seite, als sie ihn so direkt ansprach und in ihren Augen konnte er die Tränen schimmern sehen.
"Ja, es wird höllisch weh tun und ja, ich weiß, was ich tun muss. Ich habe mir schon mehrmals selbst was eingerenkt." Wie es dazu gekommen war, ließ er lieber unerwähnt. Darken reichte ihr die Tasse, setzte an ihre Lippen und half ihr ein paar Schlucke zu nehmen. Dann strichen seine Finger kurz und zögerlich über ihre Wange. Vermutlich fühlten sich seine Finger entsetzlich kalt an und er bereute die Geste fast sofort. "Du mußt keine Angst haben." Seine Stimme bekam einen unterschwelligen Tonfall, dem man sich nicht entziehen konnte. Seine milchigen Augen blickten tief in die ihren. "Es wird alles wieder gut. Du wirst nur noch etwas länger durchhalten müssen, Lia. Dann kannst du das schaffen. Ich werde jetzt den Fuß einrenken und ich werde bis drei zählen." Der Prinz gab ihr das Rundholz zum Draufbeißen, trat zurück zum Bettende und kniete sich darauf, nahm ihr Bein zwischen seine Beine, um es zu stabilisieren.
"Eins." Er atmete tief durch, legte seine Finger um ihr Gelenk. "Zwei." Er renkte es abrupt wieder ein. "Drei." Darken blickte zu Lia, lächelte dünn. "Ich hab nie gesagt, ich drehs bei Drei um." Außerdem wars besser, wenn es unvorbereitet kam. Sanft strich er über ihr Gelenk, doch es fühlte sich wieder gut an.

Behutsam deckte er die Heilerin wieder zu und legte dann auch die Wärmflasche, die er inzwischen mit heißem Wasser gefüllt hatte, ans Fußende des Bettes. Darken hustete leise und gestattete sich, nun auch endlich einen Schluck von dem Tee zu nehmen, wobei er fast die Tasse fallen gelassen hatte, als ihn die Bilder eines Krieges überströmten. Sein Atem ging rascher, er stellte die Tasse fort, blickte zögernd zu Lia. Sie hätte recht mit der Kälte und dem Wärmen und ihm war so furchtbar kalt.
Seufzend entledigte er sich seines Shirts, öffnete dann seine Hose und zog sich aus, mußte unwillkürlich daran denken wie er sich in ihrem Zimmer wieder angezogen hatte. Was stellte er sich überhaupt so an? Schließlich hatte sie ihn schon in aller Ausführlichkeit nackt gesehen. Der Prinz zog sich ganz aus, hängte alle Kleider auf einem hölzernen kleinen Klappwäscheständer aus. Vermutlich waren öfter Jäger hier und gerieten in Unwetter oder dergleichen. Mit einem Handtuch trocknete er sich ab, sah dabei wieder nachdenklich zu Lia. Noch einmal trank er einen Schluck Tee, wärmte seine Hand an der heißen Tasse. Trotzdem verschwand die Kälte nicht und seine Glieder fühlten sich so schwer an.
Was ist eigentlich dein Problem, hm? Magst du Nähe nicht? Das ist doch das was normale Menschen tun, wolltest du nicht dazu gehören? Er trat näher zu dem Bett. Zum Glück war die Heilerin wohl wirklich schon etwas hinweggedämmert, so dass sie hoffentlich nicht viel von dem inneren Kampf mitbekam den der Prinz hier ausfocht und wieviel Überwindung es ihn kostete, hinter ihr ins Bett zu steigen und unter die Decke zu ihr zu kriechen. Es fühlte sich an als hätte er verloren und er wußte nichtmal was. Seufzend zog er die Decke und das Fell dicht um sie beide. Da Lia auf dem Rücken lag wegen ihrer Verletzung, lag es wohl an ihm sich an sie zu... schmiegen und ihr Körperwärme zu spenden.
Ja, das hast du jetzt davon, dass du unbedingt diese eine Vision gerade biegen wolltest. Vielleicht hatte er auch gar nichts verändert, vielleicht war alles genau so gekommen wie es sollte. Ermattet von dem Kampf im Fluss, vom Kampf um Lias Leben, vom Weg hierher und der Versorgung von ihnen beiden, drehte sich Darken schließlich zur Seite, rutschte langsam näher an die Heilerin heran bis er sich an ihren nackten Körper gedrückt hatte und seinen Arm über ihren Bauch legte. Er bemühte sich, nicht zu stark zu zittern, obwohl er es nicht wirklich abschütteln konnte und er immer mal wieder husten mußte. Müde kam sein Kopf an ihrer Schulter zum Ruhen. War doch alles egal... seine Augen fielen zu.
Unwillkürlich mußte er daran denken wie er in der Dunkelheit auf dem Rücken in seinem Bett gelegen hatte. Von draußen hatte er ihre Schritte auf dem Flur hören können. Der schwache Teil hoffend sie würde vorüber gehen. Aber er selbst hatte nur gedacht, solle sie doch nur kommen. Dieses Mal... dieses Mal würde er stark genug sein sie zu töten. Und dann kam sie, stieg zu ihm ins Bett, drückte ihren nackten Körper an ihn, streichelte ihn. Seine Gedanken waren längst zu einem weiteren Albtraum von ihm geworden. Sein Wille war da ihr etwas anzutun, ihr das Gesicht zu zerkratzen, sie zu beißen, treten, schlagen, aber immer war er wie gelähmt, bewegungsunfähig, dazu verdammt alles zu ertragen was sie ihm antat.
Irgendwann erwachte er keuchend, rutschte sofort von Lia fort. Er konnte das nicht, er war nicht soweit und er hatte ein Bett lieber für sich ganz allein. Darken war kurz davor, aufzustehen und sich auf den Boden zu legen. Er hatte schon oft auf hartem Boden geschlafen, es machte ihm nichts mehr aus. Das einzige was ihn davon abhielt, war, dass die Dea al Mon doch seine Körperwärme brauchte. Ach verdammt, warum kümmerte es ihn überhaupt? Der Prinz rückte wieder näher, schlief erneut vor Erschöpfung ein, wobei er immer heftiger zu atmen begann.
Im Traum fand er sich im Fluss wieder und dieses Mal war dort kein helfender Ast, sondern nur das reißende Wasser, das ihn erbarmunglos mitzog. Er versuchte dagegen anzukämpfen, gegen den Strom zu schwimmen, doch es war unmöglich und irgendetwas schweres an seinen Füßen drohte ihn zusätzlich nach unten zu ziehen. Die Wassermassen schlugen über ihn zusammen, er trieb in die Tiefe und als er herabsah, erkannte er, dass es Talian war, die ihn an den Füßen festhielt. Wild strampelte er, aber sie zog ihn weiter in sein nasses Grab.
"Lass los... Talian, lass los...", stöhnte er gequält auf, wobei er tief in sich drin wußte, dass nicht sie es war, die loslassen mußte, sondern er.
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Re: Regen

Beitragvon Liasanya » Fr 9. Dez 2022, 22:19

Mit seinen Worten trotzte er ihr zwar, aber dennoch rechnete Liasanya damit, dass er schlussendlich tun würde, was sie ihm gesagt hatte. Ihm musste doch klar sein, dass sie sonst nur noch länger hier bleiben würden müssen. So trank sie brav von dem Tee, den er ihr gab. Allerdings musste sie sich stark zusammenreissen, dass sie nicht aufschluchtze, als er mit seinen kalten Fingern zärtlich über ihre Wange streichelte. Diese liebevolle Geste tat ihrem überforderten Leib und Geist so gut.
Und seine Stimme erst. Sie war so sanft und so einlullend. Unwillkürlich konzentrierte sie sich nur noch auf seine Stimme. So müde wie sie war, war ihre Körper schon weit weg, genau wie die Schmerzen. Nur seine Stimme war noch da und auf einmal ein seltsames Stück Holz zwischen ihren Zähen. Wofür? Ah ja, genau, damit sie sich nicht die Zunge abbiss. Angst flackerte wieder hoch. Doch bevor Lia sie wirklich realisieren konnte. Zuckte von ihrem Knöchel aus ein gleissender Schmerz durch ihren ganzen Körper. Aufschreind trieb sie ihre Zähne in das Rundholz, spannte ihren Körper an, was ihr gleich noch einmal weitere Schmerzen verursachten. Tränen flossen ihr über die Wange und sie hatte furchtbare Probleme zu atmen.
Aber almählich ebbte der Schmerz wieder ab und ihr Fuss fühlte sich nun viel besser an. Ausserdem war da nun die herrlich warme Bettflasche. Erleichternd aufseufzend, liess sie das Beissholz aus ihrem Mund gleiten und schloss die Augen. Was Minan noch so tat, bekam sie nicht mehr mit. Beim besten Willen konnte sie nicht mehr darauf achten, dass er das tat, wozu sie ihn angewiesen hatte. So schlief sie erschöpft ein.
Doch während des Schlafes kam das Fieber, heiss und gnadenlos und mit dem Fieber kamen die Albträume, genau so gnadenlos. In ihren Träumen konnte sie sich nicht bewegen oder nur wenig, dabei hätte sie doch gegen das Ertrinken ankämpfen müssen. Aber jede Bewegung tat ihr weh und sie bekam fast keine Luft, was schreckliche Panik bei ihr auslöste. Ihr Atem ging flach und hektisch. Und weshalb war das Wasser so veflucht warm? Es behinderte sie beim Atmen. So stiess sie ihm Schlaf die Bettdecke von sich, was sie jedoch gleich darauf wieder zum Zittern brachte.
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Re: Regen

Beitragvon Darken » Fr 9. Dez 2022, 22:23

Er fuhr aus seinem eigenen Albtraum auf, weil ihm kalt wurde und zuerst hatte er keine Ahnung wo er war, blickte nur in die Dunkelheit und spürte Wärme dicht neben ihm. Wärme und Kälte. Darken realisierte, dass Lia die Decke von sich gestrampelt hatte und damit auch von ihm. Der Prinz beugte sich dicht über sie, um in dem wenigen Licht, das noch vom Kamin war, zu erkennen wie es der Heilerin ging. Sie schwitzte, er konnte ihren Atem hören und sah wie sich ihre Pupillen unter den geschlossenen Augenlidern hektisch hin und her bewegten, also träumte sie und so wie sie das Gesicht verzog und atmete, nicht gut. Erschöpft seufzte Darken, deckte Lia wieder zu, hatte sich aber selbst erhoben, saß nun am Bettrand und strich sich die Haare aus dem Gesicht, mußte erstmal selbst seine Albträume verarbeiten. Aber gut, dazu brauchte er niemanden und auch auf die Dea al Mon war er beim besten Willen nicht angewiesen.
Sein Blick fiel erneut auf Lias Gesicht. Der flackernde Schein der Flammen zauberte ein bizarres Schattenspiel auf ihre Miene. Vorhin hatte Darken gespürt wie heiß und aufgewärmt die Heilerin war, sie hatte eindeutig Fieber. Irgendetwas mußte er doch dagegen unternehmen können. Er erhob sich und beschloss ihr Wadenwickel zu machen, tränkte Tücher mit Wasser, schlang sie fest um ihre Beine wovon Lia in ihrem jetzigen Zustand ohnehin nichts mitbekam. Erneut deckte er sie zu, tupfte mit einem Tuch den Schweiß von ihrer Stirn.

Der Prinz legte sich wieder halb hinter sie, saß jedoch im Bett, so dass er Lias Schlaf überwachen konnte und er immer mal wieder ihre Stirn fühlte oder abtupfte. Aber sie schlief so unruhig... er mußte doch mehr tun können.
Nachdenklich ließ er seine Hand auf ihrer Stirn, versuchte sich zu konzentrieren, ihren Geist zu berühren, doch es fiel ihm unglaublich schwer. Er war eben keine richtige Schwarze Witwe mehr, nicht ohne Juwelen. Darken versuchte es trotzdem weiter, seine Schultern zitterten leicht.
"Träum etwas anderes, Lia...", sagte er ihr, "Niemand wird dir etwas tun, ich werde bei dir sein." Seine Stimme voller hypnotischer Kraft ohne dass er wußte, ob es Lia überhaupt in ihrem Unterbewußtsein erreichte. "Du wirst nicht ertrinken", fügte er aus einem plötzlichen Impuls heraus hinzu, weil er das Gefühl hatte, darum würde es in ihrem Traum gehen, er wußte auch nicht wieso.
"Nimm meine Hand..." So sprach er auf sie ein, unwissend ob es überhaupt etwas brachte, doch es hielt auch ihn wach und so konnte er auf sie aufpassen. Der Schlaf lockte ihn weiter, Darken konnte aber nun wirklich auf weitere Albträume verzichten. "Weißt du eigentlich, dass ich dir Mund zu Mund Beatmung gegeben habe?", murrte er, als seine Konzentration durch die Erschöpfung etwas nachlies. "Willst du wissen woher ich das kann?" Wenn Lia schwieg war sie irgendwie eine viel bessere Gesprächspartnerin, stellte er fest.
"Da war dieser andere Junge. Kaden. Einer seiner Kunden hat ihn in der Badewanne ertränkt und ich mußte ihn wiederbeleben. Sie standen alle um uns herum und haben uns mit ihren aufgegeilten Blicken zugesehen, während ich um sein Leben gekämpft habe, aber für sie sah es natürlich nur so aus als würden wir uns küssen. Es gab da so eine Wette... wie dankbar er mir ist, dass ich ihm das Leben gerettet habe... naja..." Er wurde leiser. "Später habe ich ihn sowieso getötet. Ich glaube, da war ich vierzehn."
Müde rieb er sich die Augen, versuchte weiter wachzubleiben, wechselte irgendwann nochmal die Wickel ehe er wieder unter die Decke schlüpfte und der Schlaf ihn erbarmungslos zu sich zog.
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Re: Regen

Beitragvon Liasanya » Fr 9. Dez 2022, 22:29

Auf einmal war Minan bei ihr und streckt ihr seine Hand entgegen. Mit einem erleichterten ausatmen griff sie danach, voller Vertrauen, dass er ihr helfen könne. Was er ihr sagte, verstand sie nicht wirklich. Dennoch half ihr seine Stimme und sie fühlte sich davon emporgehoben und aus dem Fluss gerettet. Sie fühlte sich nun viel wohler und kuschelte sich sowohl im Traum, als auch in Realität in die Decken. Aber noch immer fiel ihr das Atmen schwer, obwohl es schon einfacher ging. Doch dieses Stechen in ihren Lungen verschwand nicht.

Dank Minans Führsorge sank das Fieber wieder etwas und sie fiel in tiefen erholsamen schlaf. Als sie wieder aufwachte, öffnete sie erst einmal langsam ihre Augen, rührte ihren Körper nicht. Minan lang eng an sie geschmiegt und schlief ebenfalls. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Er hatte also getan, worum sie ihn gebeten hatte. Gut. Er brauchte die Ruhe und die Wärme.
Noch etwas müde, aber schon viel ausgeruhter, konzentrierte sie sich auf ihren Körper. Überall an an ihm bereiteten Kratzer und Prellungen Schmerzen, doch die waren aushaltbar. Wenigstens tat ihr Fuss nicht mehr.
Behutsam tastete sie mental nach ihren Juwelen und stellte erfreut fest, dass sie sie wieder spüren konnte, dass sie sich wieder genug konzentrieren konnte. So begann sie vorsichtig mit Hilfe der Kunst und ihrer Begabung, Minan zu untersuchen. Er schien auch so alllerlei Blessuren zu haben, aber abgesehen davon, schien er nur einfach sehr erschöpft zu sein. Nur eine Erklältung schien sich bei ihm anzubahnen, der sie jedoch gleich einhalt gebot.
Anschliessend begann sie sich selber zu untersuchen. Nach einem kurzen Blick auf ihren Knöchel, stellte sie fest, dass Minan seine Arbeit sehr gut gemacht hatte. Wenn er nacher noch einen Stützverband daran machte, würde sie bald wieder gehen können. Auch ihre Kopfwunde war nur eine einfache Platzwunde. Sobald sie wieder Kraft genug hatte, würde sie sie narbenlos verheilen lassen können.
Was ihr jedoch sorgen machte, war ihre gebrochene Rippe, die gefährlich nahe ihrer Lunge war. Doch weiter konnte sie sie nicht untersuchen, denn ein Hustanfall schüttelte ihren Körper durch und erneut spuckte sie Blut. Verflucht! Das wenige der Kunst, was sie angewandt hatte, hatte sie sich schon überanstrengt. Dabei müsste sie sich doch um ihre Lunge kümmern. So blieb ihr nichts anderes übrig, als keuchend auf dem Rücken liegen zu bleiben.
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Re: Regen

Beitragvon Darken » Fr 9. Dez 2022, 22:35

Er sah einen vermummten Menschen in schwarzer Kutte vor sich stehen, mit einem Bogen in der Hand, den er ganz langsam spannte. Darken kniete in einer Entfernung, beide Arme nach hinten gestreckt und an einem Pranger gefesselt. Jemand hatte sein Hemd aufgerissen, die Brust war entblößt. Die Gestalt mit dem Bogen legte an, der Pfeil schoss von der Sehne und nur einen Bruchteil später hatte er die Haut des Prinzen durchstoßen und dann sein Fleisch und sein Herz und seine Muskeln. Er keuchte gepresst auf, doch er schrie nicht. Er schrie nie. Der Schmerz fuhr wie ein glühend Eisen durch ihn hindurch.
Voller Hass blickte er zu dem Schützen, das Gesicht war durch die tief gezogene Kapuze in Schatten gehüllt. Es war die pure gesichtslose Grausamkeit und Teilnahmslosigkeit. Gleich... gleich ist es vorbei, dachte er. Ein zweiter Pfeil durchbohrte ihn, knapp unterhalb einer der Rippen. Darken zerrte an den Fesseln, seine Armmuskeln spannten sich an, die Pfeile trieben heftiger in seinen Körper. Jeder Atemzug tat weh, er hatte das Gefühl jedesmal wenn er ausatmete auch einen Teil seines Lebens zu verlieren, Stück für Stück. Sein Gesichtsfeld war von Schwärze eingerahmt. Der Vermummte legte einen dritten Pfeil auf die Sehne, zielte dieses Mal auf den Kopf des Prinzen.
Blut strömte seine Brust herunter. Der Pfeil sauste gerade durch die Luft, unerbittliches unaufhaltsames Schicksal. Kurz bevor der Pfeil ihn traf, öffnete sich ein drittes Auge auf Darkens Stirn und die Spitze des Geschosses traf genau darauf. Der Prinz biss sich so heftig auf die Zunge, dass er Blut schmeckte.

So wachte er auch schweißgebadet auf, fuhr regelrecht in die Höhe und griff sich sofort an die Stirn. Nein, kein Auge, kein Pfeil. Aber er schmeckte wirklich Blut im Mund. Er mußte sich im Schlaf auf die Zunge gebissen haben. Tief durchatmend sank Darken zurück in die Kissen.
Ehe er seinen Kopf hinüber zu Lia neigte und sah, dass sie wach war. Draußen regnete es immer noch heftig, man konnte das Blätterrauschen und das Prasseln des Regens auf dem Holz hören. Er fragte sich wieviel sie von seinem Albtraum mitbekommen hatte, verdrängte den Gedanken wieder.
"Du bist ja wach...", stellte er leise fest, seine Augen waren wieder dunkel und klar. Wie lange hatte er wohl geschlafen? "Wie geht es dir?", fragte er nach. Sein eigener Husten war verschwunden, aber dafür registrierte er wie flach die Heilerin atmete und dann sah er auch das Blut. "Deine Lunge? Eine der Rippen muss sie verletzt haben."
Darken setzte sich wieder auf, ein Teil der Decke halb um seine Hüften ruhend. Sein Blick füllte sich mit Sorge. "Ich kann zur Stadt rennen, Hilfe holen", bot er an, ungeachtet seiner eigenen Erschöpfung und des Unwetters draußen. "Ich weiß nicht was ich sonst tun kann..." Dem Prinzen war nur klar, er wollte irgendetwas tun, nicht hilflos daneben stehen. "Würd dir ja meine Juwelenkraft borgen, aber naja... du kennst ja das Problem." Er war zerbrochen, da war nicht mehr viel Juwelenkraft, die er ihr hätte geben können. Darken langte über Lia hinüber und griff nach dem Tee. Es war ihm egal ob er kalt war, hauptsache er konnte den blutig metallischen Geschmack loswerden. Schweigend nahm er einen Schluck, stellte die Tasse wieder beiseite, rutschte ein wenig beiseite, als er realisierte wie nah er bei ihr saß. Dabei war ihm immer noch leicht kalt, aber er konnte sich nicht helfen.
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Re: Regen

Beitragvon Liasanya » Fr 9. Dez 2022, 22:38

Minan schien an einem schrecklichen Albtraum zu leiden und Lia überlegte sich, ob sie ihn daraus wecken sollte. Andererseits brauchte er aber den Schlaf, auch wenn er nicht sonderlich erholsam war. Doch schlussendlich nahm er ihr die Entscheidung ab, als er aus seinem Traum selber aufwachte, kerzerngerade im Bett sass und sich an die Stirn griff. Dummerweise zog er ihr damit die Decke vom Oberkörper, was sie gleich wieder frösteln liess.

"Dank dir geht es mir schon viel besser", lächelte sie ehrlich. "Mein Kopf tut fast gar nicht mehr weh und von meinem Fussgelenk spüre ich nur noch ein dumpfes Pochen. Das wird bald wieder in Ordnung sein."
Es war so rührend von Minan, wie er sich um sie sorgte. Wie er ihr anbot in der Stadt Hilfe zu holen, obwohl er wahrscheinlich den Weg nicht wusste und selber noch immer sehr erschöpft sein musste. Zudem tobte draussen ein Sturm. Weit würde er nicht kommen. Aber sie kannte sein Problem. Warten zu müssen, während ein Patient nur langsam genas, war eine ganz eigene Art der Folter.
Da kam er ihr auf einmal unglaublich nahe, als er sich über sie beugte und nach dem Tee griff. Bilder von ihren leidenschaftlichen Nachmittag flackerten auf, aber auch die von dem unschönen Ende. Sie war noch verletzt deswegen und wütend, doch das gehörte nicht hier her, solange sie beide noch so erschöpft und krank waren. So zog sie etwas an der Decke, als er sich von ihr wegsetzte. Sollte er doch tun, was er wollte. Sie wollte aber nicht frieren.
"Ist schon gut", meinte sie schwach den Kopf schüttelnd. "Ich wäre eh zu schwach, um deine Juwelenkraft zu kanalisieren. Es würde also gar nichts nützen. Vielleicht ist es mit der Lunge auch gar nicht so schlimm und nur die Luftröhre ist durch das viele Husten und würgen gereizt. Deswegen das Blut." Gut, das war etwas geflunkert, doch sie wollte nicht, das Minan sich noch mehr Sorgen machte. "Ich werde mich später darum kümmern, wenn ich wieder etwas ausgeruhter bin." Sie bemerkte gerade nicht, dass sie sich selber verraten hatte, dass sie schon einmal ausgeruht war, es nun aber aus irgend einem Grund nicht mehr war.
"Ansonsten gibt es hier noch jede Menge zu tun", fuhr sie leise fort. "Erstens brauche ich jemanden, der dafür sorgt, dass ich nicht an meinem eigenen Blut ersticke, wenn ich schlafe." Somit war ausgeschlossen, dass er in die Stadt rennen konnte, um Hilfe zu holen. "Zudem sollte man das Feuer wieder anfachen, bevor die letzten glühenden Kohlen auch erlischen. Sonst wird es mühsam, das wieder zu entzünden. Wir brauchen heisses Wasser für Tee und Suppe und um uns zu waschen. Besser gesagt du dich. Mich hast du ja schon gewaschen." Allerdings könnte sie nach den Fieberschüben schon wieder eine Wäsche vertragen. Doch Minan durfte sich nicht zu sehr anstrengen.
"Wir brauchen etwas Nahrung. In den Schränken wirst du bestimmt etwas führ eine gesunde Suppe finden. Ah und mein Knöchel könnte einen Stützverband gebrauchen. Besonders wenn ich aufstehen will."
Unwillkürlich sah sie ihn forschend an. "Wie geht es dir eigentlich? Was macht dein Fieber und dein Husten?"
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Re: Regen

Beitragvon Darken » Fr 9. Dez 2022, 22:38

Etwas kritisch blickte er die Heilerin an, als sie ihm sagte, dass es ihr schon viel besser ginge. Klar und die Verletzungen waren über Nacht weggegangen? Aber wenigstens schien sie keine heftigen Schmerzen mehr beim Kopf und Fuß zu haben. Darüber machte er sich auch keine Sorgen, er machte sich Sorgen um ihre inneren Verletzungen. Zwar waren sie nicht sichtbar und doch da.
Lia zog wieder die Decke an sich, was zufolge hatte, dass er nun wiederum zu wenig hatte und näher rutschen müßte, um wieder etwas von der Wärme zu bekommen. Trotzdem blieb Darken sitzen wo er war, während die Dea al Mon erklärte, dass sie zu schwach wäre, um auch nur irgendeine Juwelenkraft zu kanalisieren und ihm gleich weismachen wollte, sie wäre gar nicht so schlimm verletzt. Darken knurrte leise.
"Ja, klar... Mann, ich bin nicht bescheuert. Ich weiß wie es ist, wenn man schwer verletzt ist. Du mußt mir nichts vormachen", entgegnete er scharf. Vielleicht etwas zu scharf und er bereute seinen Tonfall auch gleich wieder. Aber das war nunmal seine Art, Aggressivität half die anderen Emotionen zu vergessen und zu verdrängen. Lia versicherte ihm, sie würde sich um die Lunge kümmern, wenn sie wieder ausgeruht wäre. Wieder? Der Prinz sah sie fragend an, doch da hatte die Dea al Mon schon weitergeredet und aufgezählt warum es gut war, dass er hier blieb. Auf sie aufpassen, Feuer anfachen, Tee und Suppe zubereiten, Waschen, Stützverband. Sonst noch irgendwas? Es gefiel ihm nunmal nicht, wenn man ihm Befehle erteilte und Anweisungen gab. Auf der anderen Seite... er wurde gebraucht und das war ein Gefühl, das er mochte. Schon seit sie von Talian befreit worden waren, hatte er den immer stärkeren Eindruck gehabt, er würde überflüssig, nun wo Minan in scheinbarer Sicherheit war. Es gab niemanden mehr, den er beschützen und verteidigen konnte. Und das fehlte ihm.

Plötzlich fragte Lia ihn, wie es ihm ginge. Darken strich sich über die Stirn. "Mir gehts gut...", setzte er an. Allerdings, er hatte nicht mehr gehustet seit er aufgewacht war. Plötzlich dämmerte es ihm und er funkelte Lia aufgebracht an. "Das gibts doch nicht! Du hast mich geheilt, als ich geschlafen habe?!", fuhr er sie an und rückte aus Reflex etwas näher, blickte ihr in die Augen. "Was fällt dir denn ein? Meinst du, ich übersteh eine läppische Erkältung nicht? Ich hab schon viel schlimmeres ertragen. Verdammt, du brauchst deine Kraft für dich selbst. Und hör auf mir zu sagen, das wäre nichts schlimmes!"
Der Prinz schüttelte den Kopf, kämpfte sich aus der Decke frei und stand auf, um wütend seine noch nasse und dreckige Hose anzuziehen. "Ich brauch frische Luft. Steh bloß nicht auf. Ich bin gleich wieder da." Dann verließ er die Hütte, sofort strich der Regen wie eine nasse Hand über seine Brust und sein Gesicht. Darken hangelte sich durch das Geäst nach unten. Am liebsten wäre er losgerannt, um doch noch Hilfe zu holen, aber Lia hatte dummerweise recht, er konnte sie nicht alleine lassen. Und das Unwetter hatte noch weiter zugenommen. So ließ er nur abseits Wasser, kehrte danach wieder zurück, so wie er es versprochen hatte. Regen tropfte von seinen Haaren und über seine Brust, ihm war wieder so kalt wie zu Beginn.
So ging er zum Kamin, legte Holz und Zunder nach, um das Feuer stärker brennen zu lassen. Darken setzte schweigend neues Wasser auf, füllte es in einen Eimer und wiederholte das Ganze. Während das Wasser wärmer wurde, suchte er in der Anrichte nach nützlichem, was ihnen weiterhelfen konnte. Da war sogar Seife und auch getrocknete Kräuter, eingelagertes Gemüse und Kartoffeln, Zwiebeln, dergleichen. Für eine stärkende Suppe würde es reichen und Tee war auch noch da.
In einer Truhe in der Nähe des Kamins entdeckte Darken zum Glück auch Kleidung zum Wechseln. Sie war ihm zwar viel zu groß, weil sie wohl für einen Mann ganz anderer Statur gedacht war, aber das war ihm gerade egal. Wollene gestrickte Socken waren auch da. Zunächst gab er aber etwas Seife in den Eimer mit dem warmen Wasser. Sich von Lia wegdrehend, blieb er vor dem Kamin stehen, zog die nasse Hose wieder aus und begann sich dann zu waschen. Er drückte den Schwamm bei seiner Schulter aus, Tropfen rannen über seinen Rücken und dort wo seine Narben waren.
"Ich hoffe, du starrst nicht. Und wenn du willst, helf ich dir nachher mit dem Waschen", sagte er leise ohne sich umzudrehen. Seine Haut hatte einen kupferfarbenen Ton bekommen, da das Feuer seinen Schein darauf verbreitete. Darken wusch auch seine Beine und Füße, trocknete sich anschließend ab und streifte sich die Hose über, die er mit dem Gürtel festbinden mußte, damit sie ihm nicht runterrutschte. Auch das Hemd war ihm zu groß, doch wenigstens war es warm und weich. Nur der linke Ärmel hing natürlich lose hinunter. Er zog mit einem leisen zufriedenen Seufzer die Socken an, weil dann seine Füße nicht mehr so froren.
Der Prinz trat näher zu dem Bett, strich sich die noch etwas feuchten nach Seife duftenden Haare zurück. "Ich hab in der Truhe auch ein Kleid und eine Tunika oder sowas in der Art gefunden und Socken. Willst du etwas davon anziehen?", fragte er sie. Vorher sollte er wohl noch den Stützverband anlegen, aber vielleicht wollte sie sich doch noch vorher waschen. Darken versuchte nicht daran zu denken, dass er sie dafür auch noch berühren mußte. Er war ihr so nahe gekommen in den letzten Stunden, da war das nun auch schon egal.
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Re: Regen

Beitragvon Liasanya » Fr 9. Dez 2022, 22:39

Ja klar, der verwöhnte Junge wusste, wie es war, schwer verletzt zu sein. Hatte sich das Prinzchen eimal einen Nagel abgebrochen? Weiso musste er nur dauernd so wütend sein und sie gleich mit zornig machen? Das war anstrengend. Aber wahrscheinlich war sie jetzt gerade unfair zu ihm. Immerhin war er zerbrochen worden und hatte seinen Arm und seine Flügel verloren. Sie hatte die Narben auf seinem Rücken gesehen.

So sagte sie nichts dazu. Auch nicht zu seinen Vorwürfen, dass sie ihn nicht hätte heilen sollen, da er schon etwas aushalten könne. Da er aber gleich darauf aus der Hütte stürmte, kam sie schon gar nicht dazu, etwas zu sagen. Brav blieb sie einfach liegen und döste wieder ein. Dadurch bekam sie nur am Rande mit, wie er wieder eintrat und sich bei der Anrichte zu schaffen machte.
Erst als er sie ansprach öffnete sie Träge die Augen und wandte ihm den Kopf zu, um genau das zu machen, was er nicht wollte, dass sie tat. Doch nur kurz und sie legte sich wieder gerade hin.

"Mach ich nicht", beteuerte sie krächzend und lieferte auch gleich die Erklärung dazu. "Ist viel zu anstrengend, zu dir rüber zu sehen. Ausserdem weiss ich ja, wie du aussiehst, also brauche ich nicht zu starren." Diese kleine Spitze musste jetzt einfach sein. "Wie kommst du nur auf den Gedanken, ich würde in so einer Situation die Ruhe finden, deinen Körper zu bewundern?" fragte sie dann aber doch noch ungläubig, murmelnd, eher zu sich selber. Ansonsten fragte sie nicht weiter nach. Nicht, dass er wieder verschwand, wie er das in letzter Zeit getan hatte, wenn sie ihn auf seinen abrupten Abgang angesprochen hatte.

"Du bist ein Dummkopf" fuhr sie ärgerlich fort. "Du kommst vielleicht mit einer kleinen Erkältung klar. Doch was glaubst du, was passiert, wenn ich mich bei dir anstecke und auch husten muss?"

Schliesslich trat er zu ihr, in viel zu grossen Kleidung und sie musste ihn nun wirklich etwas ansehen. Er sah unglaublich süss aus und duftete gut. Gleichzeitig sehnte sie sich danach, sich ebenfalls waschen zu können und in warme frische Kleidung zu schlüpfen.
"Ja, das würde ich gerne. Danke Minan", meinte sie etwas ruhiger und rappelte sich mühsam auf, verzog dabei wieder vor Schmerzen das Gesicht. Diese Bewegung tat gar nicht gut. Sitzen oder liegen ging, aber das dazwischen tat nicht gut. "Kannst du mir aber erst bis zur Türe helfen?" Sie wurde etwas rot, dabei war sie sich das doch sonst von ihren Patienten gewöhnt. "Ich muss mal."
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Re: Regen

Beitragvon Darken » Fr 9. Dez 2022, 22:39

Er zuckte leicht zusammen, als Lia darauf anspielte, dass sie ihn ja schon nackt gesehen hatte. Mußte sie ihn ausgerechnet jetzt daran erinnern? Darken biss sich auf die Lippen, um ihr nicht mit gleicher Münze zurückzuzahlen und noch irgendetwas zu sagen was er später doch nur bereuen würde. Wieder hatte er das starke Bedürfnis sich dieser Unterhaltung zu entziehen, die eine Richtung annahm, die ihm überhaupt nicht gefiel. Aber so sagte der Prinz einfach nichts mehr zu ihrem gemurmelten Kommentar über die Bewunderung seines Körpers. Das hatte er doch überhaupt nicht gemeint.
Gleich darauf fuhr die Heilerin ihn an, er wäre ein Dummkopf und erklärte seine Heilung damit, dass sie sich nur selbst geholfen hätte, damit sie sich nicht ansteckte. Trotzdem war das ja wohl weniger wichtig als ihre innere Verletzung. Konnte die Frau sich endlich mal darauf konzentrieren dafür zu sorgen, dass sie nicht doch noch starb? Am liebsten hätte er sie angebrüllt. Wenigstens wurden sie dann beide etwas ruhiger, als der Prinz beim Bett stand und sie nach der Kleidung fragte. "Ich kann dir... beim Waschen helfen", rang er sich ab, obwohl er es eigentlich nicht wollte. "Und dir dann die Sachen anziehen und den Stützverband anlegen..."
Lia versuchte sich aufzusetzen und da Darken bemerkte, dass sie dabei Schwierigkeiten hatte, half er ihr kurzerhand.
"Bist du sicher, dass dus allein die Leiter runterschaffst? Soll ich dir helfen?", fragte er nach, ihre Röte im Gesicht ignorierend.

Der Prinz half ihr erst einmal, vom Bett aufzustehen, wobei die Decke nun ganz von ihrem Körper glitt und sie nackt vor ihm stand. Darken bemühte sich auch das zu ignorieren. "Versuch deinen Fuß nicht zu belasten."
Wenigstens einmal wünschte er, er wäre nicht zerbrochen. Es wäre so leicht ihr zu helfen, Hilfe zu rufen, ihr Wärme zu bereiten, bei der Verletzung beizustehen. Aber nein... er hatte ja die Dreistigkeit gehabt zu leben und das zu sein was er war. Und für Talian hatte dieser kleine Grund schon gereicht ihn zu zerstören.
Er vertrieb die Gedanken, bot Lia seinen Arm an, damit sie sich an ihm stützen konnte und half ihr so zur Türe. Abwartend blickte er die Dea al Mon an. Er wollte nicht, dass sie vor Schwäche auch noch stürzte und sich noch mehr weh tat. "Soll ich dir nun helfen oder nicht?", fragte er nochmal nach.
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