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Reise nach Glacia





Re: Reise nach Glacia

Beitragvon Tiarla » Mi 15. Feb 2023, 20:06

"Na ja, das Wissen kommt und geht", gab sie freimütig zu, nachdem es Jonael entfahren war, dass sie ja nicht sonderlich viel wissen würde. Inzwischen hatte sie sich daran gewöhnt. Bis jetzt war sie ganz gut zurecht gekommen. "So wird es auch kommen, wenn ich in Glacia bin. Also ja, ich weiss das auch nicht." Bei dem Angebot, mit ihnen zu reisen, nickte sie strahlend. "Oh ja, das wäre schön. Dann verlaufe ich mich hoffentlich nicht. Passt ihr auf mich auf?" Jonael meinte, dass er keinen Kater auf dem Fensterbrett kennen würde. Da lachte sie freundlich auf. "Jetzt weisst du aber nicht viel."

Dass sie sich unter der Decke wärmen konnte, schien dem Prinzen gar nicht zu gefallen. Aber er hatte es ihr doch vorhin angeboten. Doch jetzt schien es nicht zu gehen, weil sie sich dazu nicht genug kannten. Fragend blickte sie ihn an. Dann sollten sie sich eben besser kennen lernen. Entgültig verwirrte er sie schlussendlich damit, dass er ihr nun doch eine Decke reichte und meinte, dass es beim Feuer warm sei. Tiarla verstand nun gar nichts mehr. Aber wenigstens hatte sie jetzt eine Decke "Danke", meinte sie verwirrt lächelnd. "An euch Beide. Gute Nacht miteinander."

Frühstück gab es am nächsten Morgen keines. Doch Tiarla wollte nicht klagen. Schliesslich hatte sie jetzt zwei nette Begleiter gefunden. So half sie Karon beim Zusammenpacken und die Pferde zu Satteln. Der Kriegerprinz meinte, sie solle bei Jonael mitreiten, da er selber Mobil bleiben sollte, um sie besser beschützen zu können. Tiarla nickte. Das klang vernünftig. Nur Jonael schien irgendwie wie gelähmt. Er sass in seine Decke gehüllt und starrte mit weit aufgerissenen Augen vor sich hin. Rührte sich nicht. Besorgt ging sie neben ihm in die Hocke und legte ihm ihre Hand auf die Schulter. "Alles in Ordnung?"
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von Anzeige » Mi 15. Feb 2023, 20:06

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Re: Reise nach Glacia

Beitragvon Darken » Mi 15. Feb 2023, 20:13

Auch die Schwarze Witwe war schon auf und ging Karon tatkräftig zur Hand, sie hatten sogar bereits die Pferde gesattelt und Jonael saß immer noch da und wußte nicht was er tun sollte. Ihm war schon klar, dass dies ein feuchter Traum gewesen war, doch das er so etwas anscheinend hatte und dass das seine Kleidung in Mitleidenschaft ziehen konnte, das war Jonael erst danach klar geworden. Krampfhaft versuchte er sich zu erinnern und den Traum zurückzurufen. Warum wußte er über so Dinge wie... Sex bescheid, warum sah er diese Bilder und wußte was ein Baum war, ein Pferd und was es bedeutete Angst zu haben? Und gleichzeitig war da rein gar nichts wenn er an etwas persönliches zu denken versuchte, an Familie oder Freunde, Hobbies und Erlebnisse... es ließ ihn so verloren fühlen. Wie als hätte man ihm etwas weggenommen. Etwas wichtiges was er nichtmal kannte. Oder hatte er einfach nichts gehabt? Der Gedanke war noch erschreckender.
Bevor er noch zu sehr versuchte sich zu erinnern und deswegen Nasenbluten bekam, war da plötzlich eine Hand auf seiner Schulter. Rasch schob der Prinz die Hand fort, spannte sich instinktiv an und blickte zu Tiarla. Erst als sie fragte, ob alles in Ordnung wäre, war es mit der plötzlichen Selbstsicherheit wieder vorbei und er konnte nicht verhindern, dass er rot anlief.

"Ja... ja, ähm, alles in Ordnung", erwiderte er krächzend, räusperte sich. "Ich.. will mich nur in Ruhe umziehen..." Wechselkleidung hatte er ja in seiner Tasche dabei. Jonael zog die Tasche rasch an sich, wühlte darin nach Unterwäsche und Hose, schob alles verstohlen unter die Decke und begann sich dann sehr umständlich und sehr sehr lange umzuziehen. Zum einen war er aufgeregt, zum anderen ging es mit einer Hand sehr schwer. Trotzdem merkte er, dass er es gewohnt war mit einer Hand auszukommen, die Bewegungen und Griffe waren sicher. Dass er weiterhin errötet dasaß, total aufgeregt und verlegen, konnte er leider nicht verhindern. Unter der Decke knüllte er die alte Kleidung zusammen, stopfte sie in einen Jutesack, der dann verschnürt auch in seine Tasche wanderte. Und was wenn er nächste Nacht wieder so etwas träumen würde? Jonael wollte nicht nur in Unterwäsche in der freien Wildnis schlafen.
Er erhob sich, vermied es Tiarla und Karon anzusehen. Sicher lachten sie ihn aus. "Wir... können los", murmelte er, ging zu seinem Pferd. Karon half ihm nach oben.
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Re: Reise nach Glacia

Beitragvon Tiarla » Mi 15. Feb 2023, 20:36

Tiarla mussterte Jonael skeptisch. Irgendwie glaubte sie ihm nicht so recht. Wurde er doch auf einmal sehr rot. Ob er am ersticken war? Das würde zu seiner krächzenden Stimme passen. Ach, immer diese jungen Männer, die nicht sagten, was wirklich mit einem los war. Da machte man sich doch nur erst recht sorgen. Sie war doch eine Heilerin. Sonst vergass sie oft viele Dinge, doch mit ihrer Kunst konnte sie einwandfrei umgehen. Das hatte sie nie vergessen.

Jonael meinte, dass er sich nur in Ruhe umziehen wollte. Na wenn das wirklich alles war. Tiarla nickte, erhob sich und wandte ihm den Rücken zu. Wobei sie sich fragte, warum er sich denn nicht in den Wald zurück zog, um sich umzuziehen. Und überhaupt, warum er deswegen so viele Umstände machte. Aber er musste wissen, wie er das handhaben wollte. Die Schwarze Witwe ging solange zu den Pferden, kraulte sie hinter den Ohren. Wozu sie aber zu aufgedreht waren. Die Tiere wollten los. Wollten sich bewegen.

Schliesslich war Jonael soweit und Karon half ihm auf sein Pferd. Anschliessend half er auch Tiarla, die ihre Arme gleich um den jungen Prinzen schlang, um sich festzuhalten. Auch Karon schwang sich nun auf sein Pferd und dann konnte es los gehen. Unwillkürlich klammerte sie sich noch fester an Jonael. "Tut mir leid", entschuldigte sie sich, als sie merkte, dass sie doch etwas zu fest zugedrückt habe. "Ich bin schon lange nicht mehr geritten. Normalerweise gehe ich immer zu Fuss, oder reise auf den Winden. Verirren tu ich mich zwar auf beide Varianten, doch wenigstens habe ich dann kein Tier bei mir, um das mich zu kümmern ich nicht vergessen darf. Und was ist mit dir? Warum fliegst du nicht?"
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Re: Reise nach Glacia

Beitragvon Darken » Mi 15. Feb 2023, 20:37

Nachdem Karon ihm geholfen hatte, ging der aber nicht zu seinem eigenen Pferd sondern half zunächst noch Tiarla hinauf so dass sie plötzlich hinter Jonael saß. Angespannt atmete er ein. Warum konnte sie nicht mit Karon reiten? Aber der junge Prinz wollte nicht unhöflich sein und sagte nichts. Auch wenn es ihn mehr als unruhig machte, dass Tiarla ihn quasi umarmte und festhielt. Er kannte sie doch überhaupt nicht und fremde Frauen, die einen hielten... das klang überhaupt nicht gut und erfüllte Jonael mit Widerwille aber auch Wut gleichermaßen.
Nachdem Karon aufgesessen war, ritten sie los, woraufhin die Schwarze Witwe prompt noch fester zudrückte. Jonael keuchte auf. "He-", setzte er an, aber da entschuldigte sich Tiarla bereits und erklärte, dass sie schon lange nicht mehr geritten wäre, sie ginge öfter zu Fuß oder reise über die Winden. Etwas besänftigter dadurch dass Tiarla es nicht mit Absicht gemacht hatte, beruhigte der Prinz sich ein wenig.
"Ich glaub, ich bin auch noch nicht so oft geritten", murmelte Jonael.

Anscheinend war es für die leicht verwirrte Schwarze Witwe einfacher zu Fuß zu unterwegs zu sein, da sie da dann kein Tier dabei hätte um das sie sich kümmern müßte. Hinterher würde sie es noch vergessen. "Ich vergesse das Pferd schon nicht", bekräftigte er und war froh, dass die sanftmütige Stute auf seinen Schenkeldruck reagierte und Jonael sie so recht problemlos lenken konnte. Er hoffte wirklich, dass er das Pferd nicht vergaß. Was wenn er irgendwann wieder seine Erinnerungen verlor? Das klang schrecklich.
Plötzlich fragte Tiarla ihn, warum er denn nicht flöge. "Ich kann doch gar nicht fliegen", erklärte er, "Ich hab keine Flügel." Außerdem war Jonael gerade vollauf damit beschäftigt ihre warmen Hände zu ignorieren, die ganz kribblig auf seinem Bauch lagen. Sie ritten weiter durch die karge, wilde Landschaft von Dharo. Für heute hatte der Krieger auch einen weichen Pullover angezogen, denn es war durchaus kälter geworden. Es gab keine Grenze im eigentlichen Sinne als sie am abend des dritten Tages nach Glacia kamen. Dafür sahen sie in der Ferne einen glacianischen Wachturm, erkennbar an den entsprechenden Flaggen, und daneben auch eine kleine Scheune. Sonst war weit und breit nichts zu sehen, kein Weg, kein Haus, kein Mensch. Nur Wälder, Wiesen und in der Ferne einige Berge. Ein kalter Wind wehte ihnen entgegen. Dea al Mon schien bereits ewig weit weg. Die letzten zwei Nächte hatte der Prinz wieder nur unruhig geschlafen, wann waren sie endlich da? Tiarla war immer noch bei ihnen und ihre ganzen seltsamen Bemerkungen verunsicherten ihn. Es wirkte manchmal so als wüßte sie mehr über ihn als er selbst, doch wenn er dann nachfragte, schien sie es direkt wieder vergessen zu haben. In seinen Träumen geisterte stetig der Dea al Mon mit dem hellen Haar und den wunderschönen Augen.
"Vielleicht können wir dort bei dem Turm unterkommen", schlug Jonael vor. Oder zumindest fragen ob sie auf dem richtigen Weg waren. Karon hatte vor zu einem Knotenpunkt der Winde zu kommen um dort noch einmal über die Winde zu reisen bis sie näher bei Linaka waren, denn bis dorthin war es selbst zu Pferde noch ein sehr weiter Weg.
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Re: Reise nach Glacia

Beitragvon Tiarla » Mi 15. Feb 2023, 20:44

"Oh, das ist gut", meinte sie fröhlich, auf Jonaels Versicherung, dass er das Pferd nicht vergessen würde. "Das wäre ja gar nicht gut für das Tier. Ansonsten ist ja noch Karon da. Der passt bestimmt gut auf uns und die Pferde auf." Bis jetzt hatte er das auf jedenfall getan. Doch der Dea al Mon war eher schweigsam und beteiligte sich nicht so sehr an ihrem Gespräch. Dafür schaute er sich um und sagte ihnen, wo sie langreiten sollten. Das war bestimmt auch wichtig.

"Was?" fragte sie verwirrt? "Du hast keine Flügel?" Dabei war sie felsenfest davon überzeugt gewesen, er hätte welche. "Wirklich nicht?" Jetzt wo er es sagte, sah sie die Flügel wirlich nicht mehr. Dennoch tastete sie sicherheitshalber mit einer Hand seine Rücken ab. "Tatsächlich." Da waren wirklich keine Flügel. "Du würdest aber gut aussehen mit Flügeln. Ganz schwarz, aber nicht zu grosse. Schön filigran und zierlich."

Tiarla fand, dass Jonael wirklich ein guter Gesprächspartner war. So genoss sie es, während der reise viel mit ihm zu plaudern. Dass er sie dabei oft gar nicht verstand, realisierte sie gar nicht. Was sie aber merkte war, dass Karon sie nie einsammeln kommen musste. Sie lief nicht einfach mitten in der Nacht irgendwohin, sondern blieb immer bei der Gruppe. Darauf war sie stolz. Vielleicht lag das daran, dass sie auf dem richtigen Weg war.

Am dritten Tag sahen sie in der Ferne einen Turm. Joneal schlug vor, dass sie doch dort unterkommen könnten. Tiarla war das genau so recht, wie wenn sie mit den Winden reisten, wie Karon es geplant hatte. Dieser informierte sie nun auch, dass das die Grenze zu Glacia sei und es wäre nur höflich, wenn sie sich da vorher anmeldeten. So steuerten sie auf den Turm zu. "Ich habe mal am Hof von Glacia gedient", kam es Tiarla plötzlich in den Sinn.
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Re: Reise nach Glacia

Beitragvon Darken » Mi 15. Feb 2023, 20:44

Jonael verstand nicht warum Tiarla so überrascht war, dass er keine Flügel hatte. Dass sah man doch. Aber die Schwarze Witwe tastete dann auch nochmal seinen Rücken ab um das zu kontrollieren. Der junge Prinz zuckte zusammen, neigte sich mehr nach vorne um dem zu entgehen. Das war ihm doch zu intim. Besonders dort wo seine Schulterblätter waren, irgendwie fühlte sich das seltsam an... er wußte nicht, dass dort seine Narben waren.
Während Tiarla schwärmte wie schön er doch mit schwarzen Flügeln aussähe, versuchte Jonael sich das auch vorzustellen, aber von den Bildern bekam er nur Kopfschmerzen und das Pferd scheute kurz nervös. "Haben nicht nur Mischlinge schwarze Flügel? Ich hab jedenfalls keine, ich weiß auch nicht wo ich herkomme, aber ein Eyrier bin ich nicht", bekräftigte er. So viel wußte er doch.
Sie ritten weiter und Tiarla redete oft mit ihm, obwohl der Prinz manchmal lieber einfach nur geschwiegen und die wilde Landschaft betrachtet hätte. Außerdem verstand er die Schwarze Witwe die meiste Zeit überhaupt nicht.

Beim Turm eröffnete Tiarla so ganz plötzlich, dass sie mal an einem Hof von Glacia gedient hätte. Überrascht sah Jonael sie an, inzwischen waren sie schon abgestiegen und der junge Prinz streckte seine Glieder. "Oh, wo denn? Dann kennst du dich ja in Glacia aus", vermutete er. Karon hielt derweil auf den Turmeingang zu, klopfte. Es dauerte eine Weile bis unten ein bärtiger Glacier in Lederrüstung aufmachte. Jonael fröstelte ein wenig, hörte schweigend zu wie der Dea al Mon verhandelte und zum Austausch ein paar Münzen wurden ihre zwei Pferde versorgt und sie konnten auch in der Scheune schlafen. Außerdem hieß es, dass es beim nächsten Knotenpunkt ein Dorf gäbe wo sie ihre Vorräte auffüllen konnten.
Jonael strich noch einmal über die Flanke der Stute, nachdem sie diese in den Stall geführt hatten. Der Prinz mühte sich etwas ab selbstständig die Decke auf dem Stroh auszubreiten wo er sich hinlegen konnte. Da sie die Scheune schließen konnten, war es auch nicht ganz so kalt. Vom Turm hatten sie kalte Hammelkeule bekommen und so aßen sie das zusammen mit etwas Brot. Jonael hatte einen dicken Wollpullover an, kuschelte sich in die Decke und seufzte. Er wollte endlich da sein, er vermisste den Wald und wußte nichtmal wieso. Da war so ein schmerzhaftes Ziehen und er bekam den anderen Jungen nicht mehr aus den Kopf.
Vorsichtig fragte er Karon, ob er nicht wüßte, ob Jonael Freunde im Wald hatte, aber wie so oft wollte der Kriegerprinz ihm nichts sagen. Jonael gab es schließlich auf, er konnte nur hoffen dass diese Lia was wußte.
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Re: Reise nach Glacia

Beitragvon Tiarla » Mi 15. Feb 2023, 20:52

"Am Hof von Maja Kinnenderra", antwortete Tiarla freimütig. "Allerdings weiss ich nicht, ob ich mich wirklich gut hier auskenne. So lange war ich nicht bei der Territoriumskönigin. Etwa ein halbes Jahr oder so. Doch sie war töricht. Sie und die Dea al Mon Königin. Die beiden haben sich in den Sklaven von Maja verliebt. Ein Geschenk aus Pruul oder Raej. Ich weiss es nicht mehr. Ich habe sie versucht zu warnen. Aber sie wusste es besser. Dafür hat der Kriegerprinz beide getötet. Alle sind tot. Dumme Leute. Jetzt ist es da hoffentlich besser."

Karon organisierte ihnen beim Turm eine Übernachtungsmöglichkeit. Die Pferde bekamen endlich wieder einen Stall und sie konnten im Heuschober schlafen. Da war es wärmer und nicht mehr so zugig, wie unter dem freien Himmel. Allerdings konnten sie hier kein Feuer machen und so hatte Tiarla sich auch warm angezogen. Sie hatte noch eine mit dichtem Fell gefütterte Lederjacke von ihrem vorherigen Leben in Glacia. Die gab schön war.

"Du siehst so traurig aus, Jonael", stubste sie ihn während des Essens an. Karon war eher wortkarg und wollte dem Jungen nichts über seine Freunde zu Hause erzählen. Der Prinz gab ihrer Meinung nach der bessere Gesprächspartner ab. "Magst du nicht einmal etwas Lächeln? Dann ist auch alles schon viel leichter. Du wirst sehen."
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Re: Reise nach Glacia

Beitragvon Darken » Mi 15. Feb 2023, 20:53

Jonael schreckte aus seinen verlorenen Gedanken heraus als Tiarla ihn beim Essen anstubste und anmerkte, dass er sehr traurig aussähe. Der junge Prinz hob den Kopf, schaute sie aus großen, perlschwarzen Augen an. "Ich weiß nicht einmal warum ich so traurig bin", erwiderte er leise, "Das ist das wirklich traurige. Ich vermisse mein Zuhause, aber ich weiß nicht wo das ist und... ich vermisse jemanden und weiß nicht wen."
Die Schwarze Witwe meinte, er sollte lieber lächeln und dann würde alles auch gleich viel leichter erscheinen. Jonael versuchte es und brachte ein schüchternes, leicht klägliches Lächeln zusammen. Sonderlich viel besser ging es ihm dadurch nicht, er wußte immer noch rein gar nichts über sich selbst und das quälte ihn. Wenn er erst einmal bei Lia war, die er zurückholen sollte, würde er sich wieder erinnern. Oder wenigstens konnte diese Heilerin ihm einige wichtige Fragen beantworten.
"Ich möchte mich bloß wieder erinnern", bekräftigte er, "Dann bin ich bestimmt auch nicht mehr traurig." Dieses Mal wirkte sein Lächeln ein wenig überzeugender. Der Prinz aß von dem Hammelfleisch was Karon ein wenig mit der Kunst aufgewärmt hatte.

Anschließend legte sich Jonael unter seine Decke ins Stroh. Verborgen befühlte er dort die Schulter wo ihm ein Arm fehlte. War das schon immer so gewesen? Wie war das passiert? Sein eigener Körper gab ihm so viele Rätsel auf. "Tiarla?", flüsterte er in der Dunkelheit, während draußen der Wind an der Scheune rüttelte und es kalt zog. Hier drinnen roch es jedoch nach Stroh, Pferden und anderen fremden Gerüchen, die Jonael alle einigermaßen neugierig auf die unbekannte Welt aufsog.
"Meinst du, es gibt irgendwo eine Heilerin, die mir wieder einen Arm geben kann?"
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Re: Reise nach Glacia

Beitragvon Tiarla » Mi 15. Feb 2023, 20:54

Der junge Prinz bedachte sie mit einem perlschwarzen Blick und erwiderte leise, dass er noch nicht einmal wisse, warum er so traurig war. Das sei das traurige. Er würde sein Zuhause vermissen, doch er wisse nicht, wo das sei und er würde jemanden vermissen, wisse aber nicht wen. Das klang wirklich alles sehr traurig. Dennoch versuchte Jonael zu lächeln, wie sie es ihm geraten hatte, doch es wollte nicht sonderlich klappen.

"Vielleicht solltest du dann wieder nach Hause gehen", erwiderte sie leichthin. In dem schumrigen Licht in der Scheune konnte man nicht so recht erkennen, ob ihre Augen nun dunkelgolden waren oder den Schleier des Verzerrten Reiches trugen. "Ich kann dich ja dann da hinbringen, wenn du in Glacia warst. Bis dahin solltest du das aber mit dem Lächeln jeden Tag noch etwas üben. Sonderlich gut kannst du das nämlich nicht. Siehst du, so macht man das." Liebevoll und hilfsbereit strahlte sie ihn unschuldig an und ihre Augen leuchteten nun wieder klar.

"Vielleicht erinnerst du dich ja wieder, wen du vermisst, wenn du wieder zu Hause bist" schlug Tiarla vor. "Manchmal ist es auch gar nicht so schlecht, keine Erinnerung zu haben. Dann wird man mit nichts aus der Vergangenheit belastet und kann einfach in die Zukunft sehen. Das Lächeln jetzt war übrigens schon viel besser." Ermunternd nickte sie ihm zu und machte sich ebenfalls über ihr Abendessen her. Danach kuschelten sie sich in ihre Decken und das Stroh, um zu schlafen. Allerdings hatte Jonale da noch eine Frage.
"Eine alleine wohl kaum", überlegte Tiarla laut und ungehemmt. Dachte nicht daran, dass Jonael die Antwort vielleicht nicht gefallen würde. "Dazu müsste sie schon sehr mächtig sein. Eine gut aufeinander abgestimmte Gruppe von Heilerinnen, hat wohl mehr Chancen auf Erfolg. Allerdings wird beides schwer zu finden sein. Dunkle Juwelen gibt es nicht oft und jede Heilerin hat ihren eigenen Stil. Das braucht jahrelange Übung, bis man fehlerfrei miteinander heilen kan. Aber wenn du etwas von beidem findest, könnte es durchaus möglich sein. Hast du denn deinen Arm noch, damit man ihn annähen könnte?"
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Re: Reise nach Glacia

Beitragvon Darken » Mi 15. Feb 2023, 20:55

Tiarla riet ihm, dass er wieder nach Hause gehen sollte wenn er es so vermisste. Sie könnte ihn dort hinbringen. "Aber ich weiß nicht wo das ist", flüsterte er, "Wie kann man sein Zuhause vergessen?" Er hatte es getan und er sehnte sich auch sehr nach Dea al Mon, nur hatte die Königin gesagt, er wäre noch nicht lange dort und nur ein Gast. Hoffentlich hatte diese Lia alle Antworten, er wollte sich unbedingt wieder erinnern.
Auch wenn Tiarla sagte, dass es manchmal besser wäre keine Erinnerungen zu haben, dann würde man auch mit nichts belastet. Jonael fühlte sich sehr belastet, mit all den Fragen auf die er so drängend Antworten haben wollte. Leise fragte er nach den Künsten der Heilerinnen, doch die Schwarze Witwe meinte, dass es schon viele, mächtige Heilerinnen sein müßten. Es wäre schwer das zu finden.
"Nein... ich weiß nicht wo ich meinen Arm verloren hab", flüsterte er, wagte kaum laut zu reden, denn Karon wollte sicher schlafen und hatte öfters davon geredet, dass noch eine lange Reise vor ihnen läge. "Ich dachte nur... wenn eine Heilerin mir meine Erinnerungen wiedergeben kann, dann vielleicht auch meinen Arm..." Der junge Prinz seufzte, schloss die Augen und kuschelte sich tiefer in die Decke. So viele Fragen...

Wieder träumte er sehr wirr, sehr oft war da dieser Junge mit hellem, fast silbernen Haar und dieser wunderschönen Stimme, die einem einen Schauder nach den anderen verschaffte. Schöne, glücklich machende Schauder. Aber dieses Mal träumte er von einem anderen Mann, er war groß und hatte langes, schwarz glänzendes Haar. In seinen Pranken hielt er eine filigrane Perlenkette, doch sie zersprang ihm, er konnte sie nicht halten und die Perlen kullerten überall hin. Der Mann konnte nur eine einzige festhalten, eine andere rollte vor Jonaels Füße. Neugierig hob er sie auf und betrachtete das schillernde Gebilde mit großen, staunenden Augen. Die Perle wuchs zu einer schönen Seifenblase heran wo sich abenteuerliche Szenen abspielten.
Der Mann kämpfte verbissen gegen eine Horde Angreifer, die Augen vom Blutrausch verschleiert. Eine Frau näherte sich ihm, doch in seiner Wut schlug er sie genauso heftig beiseite wie alle anderen, wie eine feingliedrige Puppe fiel sie zu Boden, die Augen weit aufgerissen vor Schmerz und Tod.
Jonael hob erschrocken den Kopf, der Mann wandte sich bereits ab. "Hallo? Warte, das hast du vergessen, hier ist noch eine Perle. Geh nicht weg, hallo?" Jonael hielt die Perle hoch, rannte dem großgewachsenen Mann arglos hinterher, doch Nebel verschluckte seine Gestalt und bald war er nicht mehr zu sehen.

Als Jonael aufwachte, erinnerte er sich nicht mehr sehr an die wirren Träume. Karon wollte auch gleich weiterziehen, sie wollten es heute noch bis zu diesem Dorf schaffen wo sie über die Winde ein Stück weiter reisen konnten. Bibbernd tappste der junge Prinz aus der Scheune ins Kalte. Verwirrt wischte er sich über die Wange als er spürte, dass da was nasses war. Seine Augen wurden noch größer als er einen weißen, kleinen Fleck auf der Fingerspitze sah. Was war denn das?
Schnee.... schälte sich ein Wort ziemlich langsam aus seinem verborgenen Gedächtnis nach vorne. Jonael legte den Kopf in den Nacken, schaute nach oben wo noch mehr Schneeflocken langsam hinab rieselten.
"Oh... Schnee, schaut mal." Jonael haschte mit der Zunge danach, das Lächeln jetzt fiel schon weit leichter. Karon meinte nur, dass es ein Grund wäre so schnell wie möglich aufzubrechen bevor es noch heftiger schneite. So saßen sie bald wieder auf den Pferden und ritten weiter durch Glacia. Viel war nicht zu sehen, nur ab und zu Gehöfte an denen sie vorbei kamen. Jonael war ziemlich kalt, seine Zehen fühlten sich wie kleine Eiszapfen an.
Erst am Nachmittag gelangten sie zu dem Dorf wo Karon hingewollt hatte. Hier wollten sie ihre Vorräte und Proviant auffrischen. Zudem fand Jonael einen gefütterten, dicken Mantel aus weichem Leder mit dem ihm nicht mehr ganz so kalt war. Nun hörten sie auch das erste Mal von der Königin Savah und dass sie nicht bei ihrer Burg war, sondern woanders in der Wildnis und Wettkämpfe abhielt. Karon schien nicht sonderlich überrascht, er besaß dunkle Juwelen, vielleicht spürte er die Königin längst.
Jonael strich sich einige Schneeflocken aus dem dunklen Haar, probierte vorsichtig einige geräucherte Streifen Wildschweinfleisch was eine Glacierin ihm gegeben hatte.
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Re: Reise nach Glacia

Beitragvon Tiarla » Mi 15. Feb 2023, 20:56

Leider wusste Jonael nicht mehr, wie und wo er seinen Arm verloren hatte. Das komplizierte die Sache um einiges. Tiarla wusste, dass man ein Körperstück wieder annähen konnte, wenn es noch lebte. Auch wenn sie selber nicht sicher war, ob sie das konnte. Sie würde es lieber einer anderen Heilerin überlassen. So dachte sie noch eine Weile darüber nach. Jonael war inzwischen schon eingeschlafen und so konnte sie nicht mehr mit ihm darüber diskutieren. Also beschloss sie selber ebenfalls zu schlafen, wo sie bald schon einen lustigen Traum hatte. Sie träumte von einer Murmelbahn, wo stetig schwarze, runde Perlen hinunter rollten, lustige Geräusche machten und schliesslich zu Boden purzelten. Fasziniert blickte sie dabei zu, bis irgendwann keine Perlen mehr kamen und sie in tieferen Schlaf fiel.

Am nächsten Morgen machten sie sich rasch auf, da es zu schneien begonnen hatte. Es war süss, wie Jonael den Schnee neugierig erkundete, seine Zungenspitze danach ausstreckte. Leider war es noch zu wenig Schnee für einen Ball, sonst hätte Tiarla ihm gerne den Spass einer Schneeballschlacht gezeigt. Dann würde er bestimmt weiter so süss lächeln, wie jetzt gerade.
Einige Stunden später, erreichten sie ein Dorf, wo Karon frische Vorräte kaufte und Jonael eine warme fellgefütterte Lederjacke erstand. Tiarla war derweil von einer Bäckerei angelockt worden, wo es unglaublich lecker duftete. Sie konnte dem unmöglich widerstehen und kam mit einer grossen Tüte warmer, süsser Brötchen zu ihren beiden neuen Freunden zurück, verteilte sie grosszügig und dann ging es auch schon weiter.
Sie reisten nun samt Pferde über die Winde weiter. Karon mit seinen dunklen Juwelen, hüllte sie alle ein uns schützte sie. Dennoch vertug Jonael die Reise gar nicht gut. Tiarla versuchte es ihm so erträglich wie möglich zu machen, doch leider schien das nicht so ganz zu funktionieren. So sass er reichlich durcheinander auf ihrem gemeinsamen Pferd, als sie dann weiter ritten. Glücklicherweise hatten sie es nicht mehr weit. Es dauerte nicht mehr lange, bis man aus der Ferne Rauch sich kringeln sah und Lagerlärm zu hören war. Da mussten sich wirklich viele Menschen versammelt haben.
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