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Rückkehr der Erinnerungen





Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitragvon Darken » Fr 17. Feb 2023, 21:11

Allen drein war die Situation wohl ein wenig unangenehm, doch Eoshan war zum Glück nicht allzu böse und meinte nur, dass sie überrascht gewesen wäre, dass die beiden ihre Wiedersehensfreude hier auf dem Balkon auslebten. Verstohlen streichelte Jonael über Merions Hand, wußte gar nicht wohin er schauen sollte.
"Dass das dein Balkon ist, haben wir irgendwie... vergessen", murmelte er. "Kommt nicht wieder vor", beteuerte er eifrig. Wahrscheinlicher war, dass sie sich ganz rasch einen anderen Ort zum Rumknutschen suchen würden. Jonael konnte es kaum erwarten. Hoffentlich sah die Königin seine Erregung nicht. Er hielt die Beine fest zusammen.
Eoshan hatte aber andere Pläne und erinnerte den jungen Prinzen wieder an Minan Darken, der ihn vermissste und ihn brauchte. Ob Jonael sich nicht an den sechs- oder siebenjährigen Jungen erinnern würde. Er zögerte länger. "Weiß nicht... nicht so richtig", gab er zu. Da war nur so ein seltsames Gefühl, was er nicht erklären konnte. Denn das, was Eoshan ihm sagte, löste dennoch etwas in ihm aus. Dass er gar nicht hier sein durfte...

Aber Jonael war gerne hier. Er wollte nur seine Erinnerungen wieder, dann das mit Lia klären und danach hoffentlich sein normales Leben weiterleben. "Muss ich ihn denn heute treffen?", fragte er, "Kann ich nicht morgen zu ihm gehen? Oder wo ist er jetzt? Hat er nicht Familie, die auf ihn aufpasst?" Der Prinz hatte die Erklärung mit dem Geist weder verstanden noch akzeptiert. Er ging von einem kleinen Jungen aus, der hier irgendwo in der Stadt lebte. Dass der Flügel besaß, kam ihm jedoch seltsam vor. War das auch kein Dea al Mon?
"Die Reise war doch so lang..." Auch wenn er es nicht so richtig zugeben wollte, war Jonael schon ein wenig nach Ausruhen und Erholen. Da konnte er sich nicht gleich auch noch um ein kleines Kind kümmern. Wieso machte er das überhaupt? Das ergab alles keinen Sinn.
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von Anzeige » Fr 17. Feb 2023, 21:11

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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitragvon Eoshan » Fr 17. Feb 2023, 21:13

Als sie die Sprache auf Minan brachte, wurde Jonael sofort wieder zögerlich und schien nicht so recht zu wollen. Der Splitter spürte wohl, dass dies etwas war, das eine grössere Tragweite hatte. Vielleicht sogar, dass er dann für länger verschwinden würde. Eoshan wollte das ja auch nicht. Doch es war ihr tausend mal lieber, Jonael lebte in einer glücklichen Traumwelt als dass er erfahren musste, was ihm angetan worden war.

"Jonael, ich möchte dich nicht dazu zwingen", erklärte Eoshan behutsam. "Es ist wichtig, dass du dich selber dafür entscheidest. Wo er ist, kann ich dir nicht genau sagen. Vorhin haben wir darüber gesprochen, dass ihr euch an einem Ort getroffen habt, an den ihr nur mit dem Geiste hingelangen könnt. Du bräuchtest also nur deine
Augen zu schliessen und dich auf ihn zu konzentrieren. Ich weiss nicht, wie du dich sonst mit ihm getroffen hast. Entweder hast du deinen Geist wohl tief in dich zurück gezogen, dich in Trance versetzt oder du hast geschlafen und von ihm geträumt. Du könntest dich also jetzt etwas in Merions Arme kuscheln, einschlafen und versuchen so Minan Darken zu erreichen.

Ermutigend lächelte sie den beiden Jugendlichen zu. Merion sass nämlich auch mehr als hilflos auf der Bank und schien gar nicht zu wissen, was er sagen sollte und ob er überhaupt etwas sagen wollte. Er war jedoch sofort bereit, seinen Gefährten liebevoll in den Arm zu nehmen und ihn an sich zu drücken.
"Was ich jedoch weiss, Jonael", fuhr Eoshan wehmütig fort. "Ist dass der Junge keine Familie hat, die sich um ihn kümmern kann, da wo er jetzt ist. Das kannst nur du." Es war eine traurige Wahrheit. Eoshan hätte es Jonael doch gerne abgenommen. "Erinnerst du dich vielleicht an dieses Haus?" kam ihr in den Sinn und sie sandte ihm das Bild des Hauses, wo sie mit Minan, Darken und Hexe gewesen war. Da war es schön friedlich und erholsam gewesen. "Konzentriere dich darauf. Da könntest du ihn finden." Hoffentlich war das jetzt richtig gewesen. Dunkelheit, der Tänzer hätte ihr ruhig sagen können, was er vorhatte und wie es später weiter gehen sollte.
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitragvon Darken » Fr 17. Feb 2023, 21:14

Eoshan redete auf ihn ein, dass sie ihn zwar nicht zwingen wollte, doch es klang trotzdem sehr wichtig, dass er sich um den kleinen Jungen kümmerte. Wie er ihn erreichen könnte, wäre einfach. Er müßte nur die Augen schließen und sich auf ihn konzentrieren. Vielleicht hätte er sich früher in Trance versetzt oder von ihm geträumt.
"Ich verstehe das alles nicht", flüsterte Jonael hilflos, wagte es nicht zu laut auszusprechen. War das eine besondere Kraft, dass er diesen Jungen erreichen konnte mit seinem Geist? Aber... warum klang es dann so, als würde er dazu mehr in sich gehen müssen. Er wollte das nicht. Merion nahm ihn derweil in den Arm und der junge Prinz war über die behütende Geste sehr dankbar, kuschelte sich an ihn. Wie sollte es jetzt weitergehen? Der Jugendliche fürchtete sich ein wenig davor, er wollte lieber hier bleiben und wissen was los war.

Die Königin lächelte ihn an, aber das half auch nicht sehr viel. Sie sagte ihm, dass er der einzige wäre, der sich um den kleinen Jungen kümmern könnte, denn er hätte keine Familie dort wo er wäre. Es gäbe ein Haus, wo er ihn vielleicht finden könnte. Er solle sich darauf konzentrieren. Der Prinz empfing das Bild eines schönen Hauses. Es sah friedlich aus und dort befand sich auch eine Schaukel und blühende Pfirsichbäume. Langsam schloss er die Augen, öffnete sie aber gleich darauf wieder, sah hoch zu Merion.
"Du hälst mich weiterhin fest?", fragte er. "Lass mich nicht los..."
Wieder senkte er die Augenlider, das Bild des Hauses wurde immer größer und detaillreicher. Bald vermeinte Jonael, dass er unter seinen Füßen das Gras spürte und den Duft der Pfirsichblüten roch. Vorsichtig bewegte er sich auf das Haus zu, ging die Holztreppe zur weißen Veranda hinauf. Es war still hier, ein Windspiel hing vom Vordach, drehte sich leicht hin und her.
"Hallo? Minan?" Jonael öffnete die Türe langsam. War das alles seine Vorstellung? Träume er? Wo war er? Das war nur seine Fantasie...
Er zögerte einen langen Moment, dann machte er den letzten Schritt über die Schwelle und in jenem Augenblick strömte eine so feste Lebenseinstellung auf ihn ein, dass es ihn einfach mit sich fort riss. Er war für Minan da. Das war sein Dasein und es ließ keinerlei Raum für Zweifel.
Der Prinz blickte sich im leeren Hausflur um. "Minan?", rief er. Abwartend blieb er stehen, lauschte in die Stille des Hauses. Es dauerte lange, aber dann hörte Jonael von oben kleine Füße trappeln und kurze Zeit später riss ein Junge im oberen Stockwerk eine Türe auf.
"Du bist wieder da!", jauchzte er, rannte zur Treppe, eilte ein paar Stufen hinunter und stieß sich dann ab um mit seinen kleinen, schwarzen Flügeln auf Jonael zuzugleiten, der ihn erfreute auffing und in den Arm nahm. "Ohhh, ich hab dich so vermisst! Hast du mir was mitgebracht?"
Jonael lächelte. "Ja, eine tolle Geschichte. Über ein fernes Land, wo es ganz kalt ist. Willst du sie hören?" Er nahm den schmächtigen Jungen an die Hand und gemeinsam verschwanden sie tiefer im Haus...

In der Wirklichkeit lag Minan Darken schlafend in den Armen seines Freundes, sein Brustkorb hob und senkte sich friedlich. Es dauerte gut zwei Stunden bis sich die Augen der Schwarzen Witwe öffnen, tiefblau schimmernd. Neugierig blickte sie nach oben, direkt in das Gesicht Merions. *Du*, sandte sie nur in einem ersten, zaghaften Erkennen. Minans Hand streckte sich nach ihm aus.
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitragvon Merion » Fr 17. Feb 2023, 21:16

Dunkelheit war das peinlich, sich so von der Königin erwischen zu lassen. Das war ja fast so, als wären seine Eltern plötzlich aufgetaucht und hätten sie hier erwischt. Auf dem Balkon der Königin. Ihren Privatgemächern. Merion kam sich so verantwortungslos vor. Eoshan würde ihn bestimmt nie in ihrer Leibwache haben wollen, wenn er sich weiterhin so dumm anstellte.
Aber er hatte seinen Gefährten so vermisst und er war gerade so anschmiegsam, so willig gewesen. Merion hatte natürlich gemerkt, dass es mit Jonael ganz anders war, als mit Minan, Darken oder Tänzer. Mit allen war es schön, keine Frage. Nur jetzt wo er den Unterschied bemerkt hatte, erkannte er, dass bei den anderen Splittern ein Kuss nicht nur ein unbeschwertes, unschuldiges Erkunden war wie mit Joneal. Es war, als trugen sie alle eine Last die sie daran hinderte, sich gänzlich fallen zu lassen. Jonael kannte diese Bedenken nicht. Überrascht von diesem neuen Gefühl, hatte Merion auch seine Zurückhaltung fallen lassen.

Glücklicherweise war Eoshan ihnen nicht böse. Stattdessen ging es nun darum, dass Jonael für den kleinen Jungen Minan Darken da war. Merion verstand nicht einmal die Hälfte und er wusste nicht, wie er seinem Freund beistehen sollte. Ob es darum ging, dass die anderen Splitter wieder zum Vorschein kamen, Jonael davon aber nichts erfuhr? Hatte das etwas mit seinen verlorenen Erinnerungen zu tun. Merion fühlte sich ziemlich hilflos.

Jonael schien das ganz ähnlich zu gehen und sprach flüsternd aus, was Merion dachte. Behutsam und tröstend nahm dieser seinen Gefährten spontan in den Arm. Vielleicht konnten sie so einander Mut und halt geben für das was die Königin von Jonael forderte. Aber er vertraute Eoshan auch. Sie würde nichts tun, was ihrem Bruder im Geiste schadtete. Sie würde niemandem aus ihrem Volk etwas tun. Sie war eine gute Königin.

"Ich werde dich weiterhin festhalten", nickte er flüsternd. Jonael hatte sich fest an ihn gekuschelt. "Ich lass dich nicht los. Ich liebe dich Jonael. Du brauchst keine Angst zu haben. Es wird bestimmt alles wieder gut." Vorsichtig beugte er sich vor und küsste seinen Gefährten süss auf den Mund, legte seine Stirn auf die von Jonael, um ganz nah bei ihm zu sein. Da war es ihm auch egal, dass Eoshan zusehen konnte. Bei diesem Abschiedskuss, was er befürchtete, dass dieser Kuss tatsächlich gewesen war, schämte er sich nicht.

Jonaels Atemzüge wurden zusehends ruhiger und tiefer und sein Körper erschlaffte mehr und mehr. Erschrocken sah er die Königin aus seinen grossen, silbernen Augen an. Sie erklärte ihm auch gleich darauf, dass dies glücklicherweise normals sei. Sein Freund würde jetzt schlafen und sich geistig so seinen Weg zu Minan suchen. Merion nickte vertrauensvoll und entspannte sich wieder. Seinen Freund immer noch im Arm haltend, versuchte er es ihm möglichst bequem auf der Bank zu machen. Eoshan half ihm dabei.

Und dann warteten sie gemeinsam. Und warteten und warteten. Merion wollte schon wieder nervös werden und er hatte das Gefühl, dass auch Eoshan besorgt schien. Doch sie meinte, dass dies wie ein Mittagsschläfchen sei. Jonael sei in den letzten Wochen viel gewandert. Da sei er nun erschöpft. Das Schlafen sei nicht das Problem. Vielmehr sei der Punkt entscheidend, wenn er aufwachte. Es war wichtig, wer aufwachte.

Dann war sie auf einmal da. Dunkel, geheimnisvoll, berrauschend. Sie schlug ihre mitternachtsblau schimmernden Augen auf und Merion erwiderte den Blick mit einem glücklichen, verliebten Lächeln. Es schien alles gut verlaufen zu sein. Darken hatte ihn zwar stets von Hexe gewarnt, aber Merion spürte, dass dieser Splitter ihm nichts anhaben wollte. Davon war er überzeugt.
"Hallo Minan", begrüsste er sie glücklich und umschloss ihre Hand, die sich ihm entgegen streckte, sachte mit der seinen. Bemerkte nicht, wie Eoshan einen roten Schutzschild um seine Inneren Barrieren zog, damit er nicht unabsichtlich gesandte Bilder empfing. "Hast du gut geschlafen?"
"Schwester", begrüsste nun auch Eoshan die Schwarze Witwe. "Schön, dass du wieder aufgewacht bist. Du hast lange geschlafen. Wie geht es dir?"
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitragvon Darken » Fr 17. Feb 2023, 21:20

Direkt über ihr konnte sie das ebene, helle Gesicht eines jungen Mannes erkennen. Minan kam er bekannt vor, doch sie wußte nicht mehr genau woher, versuchte sich zu erinnern. Er hatte spitze Ohren, das konnte sie ein bißchen durch das silberne Haar erkennen. Seine Augen waren ein Farbspektrum von silber bis zum Blau eines Ozeans an einem strahlenden Sommertag. Das war schön. Hexe wußte nur nicht wieso.
Als sie ihre Hand nach ihm ausstreckte, mehr um festzustellen, ob sie träumte, umschloss er ihre Finger mit seiner Hand und lächelte sie an. Hexe reagierte zunächst nicht, war noch zu beschäftigt faszinierend ihre Finger zwischen seinen liegen zu sehen. Nebenher bekam sie zwar mit, dass er etwas sagte, doch zunächst schien es so als hörte sie ihn nichtmal richtig.
Erst eine weibliche Stimme ließ Hexe den Blick lösen und sie sah hinüber zu Eoshan. Erkennen stahl sich in ihr Gesicht. *Ich weiß wer du bist. Eoshan*, stellte sie fest. Daran erinnerte sie sich noch. Eoshan hatte sie besucht. Sie alle... *Geschlafen? Das ist kein Traum?*

Hexe setzte sich auf, zog ihre Hand zurück und zog auch ihre zierlichen Beine ein wenig an. Wer Minan genau kannte, merkte auch die äußerlichen Unterschiede, selbst wenn sie klein waren. Die leicht veränderte Augenfarbe, sanftere Gesichtszüge, die mehr androgyn wirkten. Auch ihre Haltung war anders als bei den restlichen Splittern. Sachte strich sie sich die schwarzen Haare zurück, wandte den Kopf und musterte den Jungen eindringlich. Ihr Blick hielt ihn bei sich, sie wollte tiefer gehen. Es geschah nicht aus Böswilligkeit, schlicht aus Neugier. Irritiert schüttelte Hexe den Kopf, als sie merkte, dass das nicht ging. Wieso nicht? Eoshan...
Minan versuchte sich so zu erinnern, auch wenn das schwer war. *Dich hab ich schonmal gesehen. Es hat geregnet und ich bin hingefallen. Du... bist Merion...*, fiel ihr wieder ein. Der Freund, den sie im Regen gesucht hatten, doch wann und wo das gewesen war, daran konnte Hexe sich nicht mehr erinnern. *Ist das ein Traum?*, fragte sie nochmal, jegliche Antwort von zuvor vergessend. Die Schwarze Witwe blickte sich um, strich mit den Fingern über das Polster der Bank.
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitragvon Merion » Fr 17. Feb 2023, 21:20

*Sie hat Mühe, die Realität vim Traum zu unterscheiden und sie vergisst viel*, sandte die Königin ihm erklärend. Merion dankte ihr auf mentalem Weg für die Information, erkannte, dass dies der Grund war, warum Minan so merkwürdig auf ihn reagierte, ihn so besonders ansah und erst nicht so genau zu wissen schien, wer er war.

"Ja, ich bin Eoshan kleine Schwester", meinte die Königin neben ihm lächelnd. Prompt verspürte Merion einen leichten Stich der Eifersucht, dass Minan ihn nicht zuerst erkannt hatte. Auch wenn ihm klar war, dass Eoshan und Minan sich schon länger kannten. Aber Minan entzog sich ihm nun auch noch, indem sie sich aufsetzte. Merion liess sie gehen und beobachtete sie gespannt, ob ihr vielleicht doch noch in den Sinn kam, wer er war. Dabei bemerkte er, dass Minan nun wirklich recht feminin wirkte. Minan und Tänzer waren schon so recht androgyn, doch mit dem femininen gebaren wirkte Minan fast wie ein Mädchen vor der Pubertät. Das verwirrte Merion schon etwas. War er doch davon ausgegangen, dass er auf Männer stand und Minan war ja auch ein Mann. Nur gerade jetzt nicht. Irgendwie...

"Wir haben uns im See gesehen und ich war bei dir in den Träumen", erklärte Eoshan weiter. "Weisst du noch? Gemeinsam mit den anderen Splittern haben wir dich zu Tänzer gebracht. Aber das hier ist kein Traum. Du bist wach. Du bist in Dea al Mon. Weisst du noch?" Merion verstand das Gespräch nicht so ganz, aber so war es ihm heute ja schon öfters ergangen. Der junge Krieger sagte sich, dass er auch nicht alles verstehen musste. Hauptsache er konnte bei Minan sein.

"Ja", nickte er freudestrahlend, als es der Schwarzen Witwe doch noch in den Sinn kam, wer er war. "Ja, ich bin Merion. Genau, damals war es Nacht und es hat ganz fest geregnet. Ich konnte dich nicht finden, aber du hast mich gefunden und mir gesagt wo du bist. So konnte ich dich doch noch finden. Vielen Dank." Sein Herz schien Saltis zu machen und in seinem Bauch kribbelte ein Ameisenhaufen. Merion freute sich so sehr, dass sie sich nun auch an ihn erinnern konnte. Verliebt lächelte er sie an.
"Es tut mir leid, dass ich dich nicht früher gefunden habe", entschuldigte er sich reumütig. "Dann hättest du dich nicht verletzt. Aber ich habe mich gut um die Wunde gekümmert. Es ist keine Narbe zurück geblieben. Nein, das ist kein Traum. Endlich bist du wieder da. Ich habe dich so vermisst." Verliebt lächelte er sie an, fuhr mit seinen Fingern scheu ebenfalls über das Polster der Bank, um die ihren zu treffen und sacht über sie streicheln zu können
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitragvon Darken » Fr 17. Feb 2023, 21:21

Hexe blickte fragend zu der Königin, die ihr bestätigte, dass sie Eoshan wäre und sie daran erinnerte, dass sie sich zuerst im See gesehen hätten. See? Angestrengt versuchte Minan sich zu erinnern, wo das gewesen war. In der Wirklichwelt? War das hier wirklich? Bisher war es in der wirklichen Welt immer schrecklich gewesen. Sie war immer aufgetaucht, wenn es nicht mehr auszuhalten gewesen war und hatte alles bekämpft. Warum Hexe jetzt hier war, wußte sie nicht.
Im Traum... ja.. Eoshan war im Traum gewesen. Langsam nickte sie.
*Dea al Mon. Wald*, wiederholte sie, *Blätter. Pfoten. Augen überall.* Mit großen Augen schaute sie sich um, reckte ihre schlanke, grazile Gestalt und blickte nach oben zum grün schimmernden Blätterdach. Überall konnte sie es wispern hören und wenn sie sich konzentrierte waren da so viele Miraden an Lebenstropfen. Fast zu viel. Überwältigend. Wie eine grüne Flut.
Hastig verschloss Hexe sich wieder vor den Eindrücken, sank zusammen und bemühte sich, sich auf die großen Personen bei ihr zu konzentrieren. Noch hatten sie ihr nicht weh getan. Eoshan hatte geholfen und das Netz gemacht.

Merion... er erzählte aufgeregt von der regnerischen Nacht. Sie hätten sich gefunden und er hätte sich um ihre Wunde gekümmert, es wäre keine Narbe zurückgeblieben. Wirklich nicht? Hexe streckte ihr Bein und krempelte ihr Hosenbein hoch, um auch zu gucken. Die Haut war glatt und makellos. *Ja, stimmt. Du hast geholfen.*
Trotzdem war sie verwirrt, musterte den Krieger neugierig. *Deine Augen leuchten. Alles an dir leuchtet. Wieso?* Er strahlte sie an. Das verstand sie nicht. Merion sagte ihr, er hätte sie so vermisst. Seine Finger streckten sich nach den ihren aus. Abwartend beobachtete Hexe das, ließ zu, dass seine Hand dann auf ihrer lag. Probeweise schob sie wieder ihre Finger zwischen seine, verhakte sie. *Wie ein Netz*, stellte sie fest, wußte damit aber eigentlich noch nichts anzufangen. Wieso vermisste er sie?
Hexe starrte eine Weile auf ihr Fingernetz, ihr Blick sackte ins Leere. *Wo bin ich?*, fragte sie nach einer Weile wieder verwirrt, mußte erneut die Antwort hören. *Dea al Mon*, wiederholte Hexe danach abermals. *Wieso? Wieso bin ich hier?*
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitragvon Eoshan » Fr 17. Feb 2023, 21:24

"Du bist hier sicher Minan", beruhigte Eoshan, als die Schwarze Witwe Dea al Mon mit Wald in Verbindung brachte. Das war sehr richtig. Allerdings kannte Minan Wälder von früher nur aus negativer Sicht. Er war von Wölfen gejagt worden. Hier gab es zwar auch Wölfe, doch sie würden ihn nicht jagen. Hier hatten die Wölfe keinen Grund dazu. Zu viel wolle Eoshan aber vor Merion auch nicht sagen, weil sie wusste, dass Minan das nicht wollte und auch um den treuen Krieger nicht zu verletzen.

Der arme Merion schien die Hälfte ihrer Unterhaltung zu verstehen. Trotzdem versuchte er Hexe zu helfen, erklärte ihr alles ruhig, auch wenn er sich wohl wunderte, warum Hexe nicht alles verstand. Entsprechend verblüfft blinzelte er Minan an, als sie sagte, seine Augen würden leuchten. Alles würde an ihm leuchten. Neugierig sah er an sich herab.
"Ich leuchte?" fragte er verwundert. "Wirklich? Ich weiss nicht wieso." Süss lächelte er die Schwarze Witwe an, streichelte sanft ihre Finger, verhakte die ihren mit seinen, was Minan gleich als ein Netz erkannte. Aber dann vergass sie schon wieder wo sie war. Zwar kam es ihr wieder in den Sinn, wollte dann aber wissen, warum sie hier sei.

"Du bist hier, weil das hier dein neues Zuhause ist, Minan", erklärte sie ihrer jüngeren Schwester im Geiste. "Weil du hier in Sicherheit bist Minan." Liebevoll sah sie das Mädchen in dem Jungenkörper an. "Das ist alles etwas viel, nicht wahr? Du kannst dich gerne etwas ausruhen, wenn du magst. Willst du dafür den Tänzer rufen? Weisst du, wen ich meine? Den, der so gerne tanzt und feiert. Wir haben ihn auch schon lange nicht mehr gesehen und wollen wieder einmal mit ihm sprechen. Ist das in Ordnung?"
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitragvon Darken » Fr 17. Feb 2023, 21:24

Eoshan wiederholte, dass sie hier in Sicherheit wäre, doch Hexe wußte nicht, ob sie das glauben sollte. Bisher hatte sie keinen sicheren Ort gekannt außer in ihrem Geist und selbst dort hatte sie der Schattenmann erreicht und so schlimme Dinge getan. Warum sie jetzt hier war, wußte Minan auch nicht. Würde wieder etwas schreckliches passieren? Ihre Finger verhakten sich stärker mit Merion, es war wie ein kleiner Anker, um in dieser Welt zu bleiben. Ein bißchen half es sogar, fand die junge Schwarze Witwe.
*Ja... ich weiß auch nicht wieso*, flüsterte Hexe in Gedanken, betrachtete das neue, ungekannte Lächeln und ahmte es zaghaft nach. Ihr Blickkontakt unterbrach erst als Eoshan ihr sagte, dass das jetzt hier neues Zuhause wäre. *Hier?* Sie blickte sich um. War die Bank ihr zuhause? Oder das ganze hier drumherum? Manchmal war ihr Zuhause nicht größer als eine Truhe gewesen. *Was ist zuhause?*, fagte sie nach, versuchte sich darauf zu konzentrieren, doch ihr Geist begann schnell zu wandern, vergaß vieles gleich wieder. Sie war wahrhaftig zerbrochen... das fühlte sich immer noch so leer an. Ein ganz grausamer Schmerz und er hörte nie auf. Diese abgrundtiefe riesige Leere in die man so schnell stürzen konnte. Man hatte alles weggenommen.

Hexe schniefte leicht, zitterte. Langsam nickte sie, als Eoshan erriet, dass das alles sehr viel war und ob sie sich nicht ausruhen wolle. Ja, das wollte sie gerne und wieder hier weg. Minan traute dem allen nicht und es war so schwer hier. Ihr Geist wanderte, doch ihr Körper blieb wo sie war und riss sie jedesmal wieder erbarmungslos zurück. Das tat weh.
*Ja... bei ihm ist immer Musik...*, erinnerte Minan sich. An Tänzer erinnerte sie sich sehr gut, er hatte ihr geholfen und sie war auf seinem Schiff mitgefahren. Sie kicherte leise. Rolliger Kater, genau. Eoshan mußte sie erst noch zweimal auf das Rufen ansprechen ehe Minan sie ansatzweise verstand. Dennoch blickte sie die andere ratlos an.
*Ich weiß nicht wie. Die anderen haben immer nur mich gerufen, nicht umgekehrt.* Sie versuchte irgendwie einen Ruf an Tänzer auszusenden, aber Hexe hatte das Gefühl, als verhallte es ungehört. Unsicher probierte sie es nochmals. *Es geht nicht... wieso nicht?* Minan löste sich von Merion, wiegte sich leicht hin und her. *Ich will wieder zurück, ich will nicht gefangen sein hier.* Für sie war das hier mehr Traum und unwirklich als das, wo sie vorher gewesen war. Ihr zierlicher Körper zuckte zusammen, Bilder rauschten rascher und rascher vor ihren inneren Augen entlang. Vor Schmerz verzog Minan das Gesicht. Auf dem Tisch neben der Bank begannen leicht die Limonadengläser zu wackeln an. Der Drang den Schmerz herauszulassen, wurde immer stärker.
*Wieso bin ich hier?!* Ihr Speerfaden wurde eindringlicher und kräftiger. *Wieso bin ich allein?*
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitragvon Eoshan » Fr 17. Feb 2023, 21:26

"Zuhause ist da, wo dein Herz ist", antwortete sie sanft. Minan war mit ihren Gedanken schon weiter. Eoshan blieb nichts anderes übrig, als dem Mädchen immer und immer wieder die Dinge zu erklären. Wenn man es oft genug tat, schien zumindest ein Teil bei ihr hängen zu bleiben. So konnte sie sich auch an Tänzer erinnern. Sie wusste, dass bei ihm immer Musik war, kicherte leise.

"Genau, das ist Tänzer", nickte Eoshan. "Ihr habt auch zusammen geschaukelt. Kannst du ihn erreichen?" Erst einmal musste aber Eoshan Hexe erreichen und ihr beibringen, was sie von ihr wollte. Das dauerte etwas. Dann gab Hexe zu, dass sie nicht wisse, wie das ginge. "Versuche dich an ihn zu erinnern. Denk an die Musik. Versuche sie tief in dir zu fühlen. Vielleicht lässt er sich so hervor locken."

Leider wollte es nicht klappen und Hexe wurde immer unsicherer, löste sich von Merion, der selbst auch immer hilfloser aussah und wiegte sich leicht hin und her. *Sei einfach für sie da*, sandte sie dem Krieger beruhigend. *Sei ihr Anker. Sie scheint dich zu mögen und konnte sich sehr schnell wieder an dich erinnern, obwohl ihr euch nur so kurz gesehen habt. Das ist ein sehr gutes Zeichen. Du brauchst keine Angst zu haben.* Tapfer aber verunsichert nickte der Krieger, versuchte Minan scheu über ihren Arm zu streicheln.

"Vielleicht schläft Tänzer so tief und du kannst ihn deswegen nicht erreichen", riet Eoshan. *Du bist nicht alleine Minan. Merion ist hier und ich bin hier.* Die Königin war dazu über gegangen, zu senden, weil sie hoffte, so eine engere Bindung zwischen allen dreien aufzubauen und der Schwarzen Witwe so Ruhe zu geben. *Du brauchst keine Angst zu haben. Wenn du magst, kannst du auch wieder einschlafen und träumen. Dabei machst du das so gut hier und wir haben dich gerne bei uns. Tänzer, Minan und Darken schlafen nur sehr sehr tief in dir drin. Wenn du sie wecken willst, musst du tiefer gehen. Aber vergiss uns dabei nicht. Vergiss Merion nicht. Er hat dich sehr gern und will dich nicht verlieren. Sie ihm in die Augen. Da siehst du die Wahrheit. Du kannst sie strahlen sehen. Weisst du noch? Das hast du selber gesagt.*
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitragvon Darken » Fr 17. Feb 2023, 21:28

Unbewußt schaute Minan hinüber zu Merion, als die Dea al Mon sagte, dass Zuhause dort sei, wo das Herz wäre. Hexe merkte es nicht einmal selbst, befühlte danach prüfend ihre Brust. *Ich bin mein Zuhause?* Das machte für sie Sinn, denn sie lebte tief in ihrem Geist, dort wo es normalerweise sicher war. Den Bezug zur wirklichen Welt hatte sie immer noch nicht gespannt. Es war lange her, wo sie hier für längere Zeit gewesen war, war sich weiterhin nicht sicher, ob sie nicht doch träumte. Es war so fremd sich mit anderen Lebewesen auseinander zu setzen außer ihnen Schmerz zuzufügen.
Hexe wollte auch gerne wieder zurück, das hier war schwierig und sie war mehr als überwältigt von all den Eindrücken überall.
Sie schaffte nicht zu den anderen Splittern durchzudringen. War sie denn allein? Nein nein, sie wollte weg. Minan wiegte sich unruhig hin und her ehe sie etwas warmes an ihrem Arm spürte. Die Schwarze Witwe wandte den Kopf, fokusierte ihren Blick auf den Jungen mit dem silbernen Haar. Den kannte sie. Vertrautheit.

*Merion.* Das war sein Name oder? *Du klingst schön.* Saß er schon die ganze Zeit neben ihr? Die Konzentration entglitt ihr immer wieder. Jeder klare Gedanke war hart erkämpft und doch so flüchtig wie ein Herzschlag. Herz... da war etwas gewesen. Zuhause.
*Zuhause?*, fragte Hexe erneut und mußte noch einmal erklärt bekommen wo sie war. Eoshan beruhigte sie, dass sie sich nicht fürchten müsste. Die anderen würden tief in ihr drin schlafen. *Ich bin auch müde.* Sie streckte ihre Beine. Der Körper gehorchte ihr noch nicht ganz, alles war sehr anstrengend und unter großer Last. Als wöge der Körper Tonnen und als wäre die Luft hart Holz.
Minan blickte Merion in die Augen. Stimmt, die strahlten. Wenn sie nur wüßte wieso. *Gern haben?* Wie ging das? Was war das? Die Schwarze Witwe hob ihren Arm, berührte ohne innezuhalten Merions Gesicht, ob er tatsächlich real war und hier neben ihr saß. Sanft strichen ihre Fingerkuppen über seine Wangenknochen, die Nase entlang, um die Augenpartien, das Kinn und schließlich auch über den Mund wie als wäre sie blind und könnte ihn allein durch Ertasten sehen.
*Ich vergess dich nicht*, versprach sie danach. Minan blinzelte, gähnte dann leise. Erschrocken über den eigenen Laut, rückte sie mehr auf die Bank. *Was war das?*
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitragvon Merion » Fr 17. Feb 2023, 21:31

Merion lächelte sacht, als Minan sein Gesicht sanft wie eine Blinde erkundete. Wie als müsse sie sich mit ihren zarten Fingerspitzen vergewissern, dass er auch wirklich da war. Das war er und so unheimlich kompliziert die Situation gerade auch war, so war er doch einfach nur froh, dass Minan wohlbehalten wieder da war und dass sich dieser Splitter vor ihm, noch an ihn erinnern konnte. Wie er gerade merkte, war das ganz und gar nicht selbstverständlich. Das war etwas besonderes.

*Ja, ich habe dir wirklich ganz fest gern*, beteuerte verliebt und lächelte seinen Gefährten innig an. Es war ihm zwar sehr peinlich, wie die Königin sein Aussehen, sein Strahlen beschrieb, doch wenn Minan es half, würde er nichts dagegen sagen. *Ich werde dich auch nicht vergessen", versprach er sanf und streichelte sacht über ihre Hand.

*Du hast gegähnt*, kicherte er, als Hexe ob des Geräusches erschrak. Aber er lachte sie nicht aus. Er fand sie nur unheimlich süss. *Das machen Menschen, wenn sie Müde sind. Schau, ich zeige es dir.* Merion gähnte ebenfalls herzhaft und schaute sie danach verschmitzt an.

*Ihr scheint alle beide Schlaf dringend nötig zu haben*, lachte die Königin silbern in seinen Gedanken. *Merion sei so gut und hänge diese Hängematte auf. Dann kann Minan darin etwas schlafen und ich kann über sie wachen. Wieviel hast du eigentlich, die letzten Nächte geschlafen?" Merion lief rot an und starrte seine Schuhspitzen an. Vor lauter Aufregung war er nicht zu viel Schlaf gekommen. Eoshan nahm es ihm glücklicherweise nicht böse, dass er nicht sofort antwortete. Stattdessen lachte sie wieder und schickte ihn dann nach Hause, damit er sich ebenfalls richtig ausschlief.

Zwar wollte der junge Krieger seinen endlich zurück gekehrten Gefährten nicht schon wieder alleine lassen, doch er verstand natürlich, dass die Königin noch etwas alleine mit ihrem Bruder im Geiste sein wollte. Schon nur, um wieder mit dessen Splittern in Kontakt zu treten. So nickte er gehorsam und hängte die herbeigerufene Hängematte auf dem Balkon auf, legte noch ein Kissen und eine Decke hinein, bevor er Minan hinein half.
*Hier kannst du etwas schlafen und dich ausruhen, bis du nicht mehr müde bist*, erklärte er ihr sanft. *Bis bald, Minan.* Scheu beugte er sich vor, um ihr einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen, bevor er gehen musste.
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitragvon Darken » Fr 17. Feb 2023, 21:31

Gern haben? Wie meinte er das? Minan verstand das immer noch nicht so recht. Mit großen Augen beobachtete sie wie er lächelte, aber dann passierte noch mehr und da war seine Hand auf ihrer. Hexe schaute arglos dorthin, ahnte nicht, was das alles zu bedeuten hatte. Sie konnte jedoch seltsamerweise einordnen, dass er ihr nicht weh tat. Sie hatte nicht den Drang ihn zu bekämpfen. Doch was war es dann?
So kompliziert. Die Schwarze Witwe verlor den Gedankengang wieder, mußte gähnen. Merion erklärte ihr, was das war und machte es auch gleich. Leise kicherte Minan, beobachtete ihn wieder. Eoshan bat den silberhaarigen Jungen eine Hängematte aufzuhängen, damit sie darin schlafen könnte.
*Hängematte?* Hexe wußte nicht was das war, verfolgte das seltsame Tun aufmerksam.

Ungefähr solange bis sie einen vorbeifliegenden Schmetterling entdeckte und der gerade viel interessanter war. War der echt? Sie streckte die Hand nach ihm aus, doch er war zu schnell weg. Als sie wieder aufschaute, stand da ein Junge mit silbernem Haar bei einem seltsamen Netz in der Luft. *Was ist das?* Und wo war sie? Hexe erhob sich geschmeidig ehe sie gleich wieder den Halt verlor auf den wackligen Füßen. Merion fing sie in seinen Armen auf, Minan schaute hoch in seine Augen.
*Merion?*, vergewisserte sie sich. *Ich soll in einem Netz schlafen?* Konnte ihr das etwas tun? Aber es war ein unechtes Netz, es tat nichts, das spürte sie. Doch wie konnte es dann gleichzeitig hier sein? Hexe war zwar verwirrt, ließ sich jedoch von Merion in die... Hängematte helfen, wobei sie mehrmals in dem filigranen Ding erschrocken aufquietschte, zurückwollte und sich an den Krieger klammerte.
Als Hexe endlich in der Hängematte lag und Merion sie zudeckte, war es ein tolles Gefühl. *Ich schwebe.* Merion beugte sich vor, was Minan zuließ, da sie gar nicht wußte was seine Absichten waren. Er kam immer näher bis plötzlich nicht mehr sicher war wo er aufhörte und sie anfing, weil ihre Lippen sich berührten. Ein komisches, kribbliges Gefühl. So wie seine Hand auf ihrer Hand. Nur anders. *Du kitzelst*, stellte Hexe danach fest. Sie hatte keine Ahnung was er da gemacht hatte.
Merion verabschiedete sich und Minan blickte ihm lange nach. *Ist er jetzt verschwunden?* Sie hatte keinen Begriff dafür was hinter dem Balkon lag. Ob es da überhaupt eine Welt gab. *Bleibt er verschwunden?* Eoshan versicherte ihr, dass Merion wiederkommen würde. Hoffentlich erinnerte sie sich dann an. Hoffentlich kam sie auch wieder... Minan schloss die Augen und nicht lange, da war sie in einen tiefen Schlaf gefallen.

Ein Schlaf, der erst später, als es draußen schon dunkel war, unruhiger wurde. Minan wälzte sich in der Hängematte hin und her, die begonnen hatte zu schaukeln. Gewisperte Worte verließen seinen Mund, dass er etwas nicht wollte. Sein Körper schien mit etwas zu kämpfen und zu ringen bis er plötzlich mit einem Schrei auffuhr. So abrupt, dasss der junge Prinz aus der Hängematte zu plumpsen drohte, während er immer noch schrie und panisch strampelte.
"Timaris, nein! Nein! Er tut ihr weh! Sie darf nicht sterben!"
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitragvon Eoshan » Fr 17. Feb 2023, 21:35

Es war nicht leicht mit Hexe. Sie wusste nichts. Zumindest nichts aus der Realität. Man musste ihr alles erklären. Erklären, was ein Schmetterling war oder was eine Hängematte war. Und kaum hatte man es getan, musste man es ihr noch einmal erklären und noch einmal, nur um am Schluss festzustellen, dass ihre Gedanken längst schon wieder weiter waren. Es war anstrengend und brauchte viel Konzentration und Geduld.

Eoshan tat das natürlich gerne für ihren jüngeren Bruder, der sich für ein Mädchen hielt. Dennoch war sie schlussendlich froh, als Minan sich etwas schlafen legen wollte und sie so auch etwas Pause bekam. Das einzige, was stets in Minans Gedanken blieb und sie nicht vergass war Merion. Minan schien den jungen Krieger wirklich sehr zu mögen. So sah sie ihm auch lange nach und Eoshan musste ihr versichern, dass Merion wieder kommen würde. Danach wünschte sie Minan ebenfalls einen schönen Schlaf.

Stunden später, Eoshan war gerade in ihr weisses Nachtgewand geschlüpft und wollte nun zu Bett gehen, als sie einen lauten Schrei von ihrem Balkon hörte. Erschrocken zuckte sie zusammen und rannte hinaus zu Minan. Wobei sie sich aber stark konzentrieren musste. Gleichzeitig spürte sie nämlich auch noch einen mächtigen Ruf aus dem verzerrten Reich. Wie als würde sich eine Vision ankündigen.

"Minan, wach auf", rief sie und kam gerade noch rechtzeitig, um ihren kleinen Bruder aufzufangen, der so hefti in der Hängematte zappelte, dass er herauszufallen drohte. "Du hast nur schlecht geträumt Minan. Hab keine Angst, du bist in Sicherheit." Was Minan gerufen hatte, hatte sie nicht recht verstanden, da sie da noch nicht bei ihm gewesen war. "Es ist alles in Ordnung", tröstete sie Minan weiter und hielt ihn sanft ihm Arm, streichelte ihn sacht.
Kurz darauf zuckte sie allerdings schon wieder zusammen, als die Türe zu ihrem Salon mit einem Knall aufgebrochen wurde und ein besorgter Rachhad hereingestürmt kam und wissen wollte, was los sei. Zwei, drei Atemzüge später tauchten auch Pyratres und Gwenderon auf. Eoshan verdrehte innerlich ihre Augen. Männer! Dass diese immer so übertreiben mussten.
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitragvon Darken » Fr 17. Feb 2023, 21:35

Er bekam kaum noch mit wie sein schlanker Körper aus der Hängematte fiel und in Eoshans Armen landete. Der junge Prinz wandt sich schreiend hin und her, stieß um sich, um sich gegen die Vision zu wehren, die stark genug gewesen war ihn sogar aus dem Schlaf zu reißen. "Nein, nein, er tut ihr weh! Er soll aufhören!", rief er aus einem Gefühl bevor er noch die richtigen Bilder dazu sah. Sein schmächtiger Körper bäumte sich mit unglaublicher Kraft auf, bog sich wie unter gewaltiger Anspannung. Auf dem Höhepunkt dessen riss er die Augen auf, die milchig weiß geworden waren, sackte mit einem Aufseufzen zurück und driftete endgültig ins Verzerrte Reich.

Unter ihm breitete sich eine Landschaft im Spätherbst aus. Graue Felder, dazwischen eine Straße sich entlang schlängelnd. Die Bäume waren umweht mit roten Blättern, so farbenprächtig und doch wie mit einem Nebelschleier belegt. Minan fixierte seinen Blick auf die Straße, eine Kutsche kam langsam näher. Aber der Junge wußte, dass die Kutsche hier nichts gutes erwarten würde.
"Nein, kehrt um! Nicht hier lang! Seht ihr nicht die Gefahr?!"
Er sah sie. Drei Monster befanden sich auf einem angrenzenden Hügel, dunkel und bösartig. Von ihren Gestalten peitschten Schatten mal in die eine, mal in die andere Richtung. Ihre Augen glühten wie gefrorenes Eis, wenn es von einem plötzlichen Lichtschein getroffen wurde. Nebel verdichtete sich. Minan konnte kaum weiter sehen. Ein Netz, das eigentlich verhindern sollte, dass er diese Szene sah. Oft hatte es ihn zurückgehalten hinter die Spiegel zu schauen, doch jetzt nicht. Mühelos wie als würde sich seine schlanke Gestalt durch ein Dornengeflecht schieben, sah er weiter als je zuvor. Dieses Mal, zum ersten Mal, würde er sehen, wer sich in der Kutsche befand.
Auch wenn Minan unglaubliche Angst davor hatte. Er mußte das aufhalten. Die schwarzen Reiter trabten an, ritten auf die Kutsche zu. Wie Schatten folgten die Monster dem Gefährt auf den Seiten. Unsichtbar, aber nicht für Minan. Er schrie wieder nach Timaris. Jetzt sah er ihre Gestalt auch in der Kutsche, so schön und machtvoll. Für den Jungen ein schmerzhafter Anblick. Er wollte sie warnen, schrie sich die Lunge aus dem Leib, wollte zu ihr und konnte sich nicht bewegen.
Ein Kampf entbrannte zwischen den Leibwachen und den Monstern. Sie sahen so hässlich aus, so furchtbar. Minan wollte sie kaum anschauen.
"Nein, nicht kämpfen! Flieh!" Das schlimmstete wartete doch noch. Die Aura des schwarzen Dolches brannte sich durchs ganze Land. Minan keuchte auf, konnte die Augen nicht schließen, die von der Macht geblendet wurden.
"Timaris!!" Einem Raben gleich schoss das letzte Ungeheuer auf sie nieder, versank mit ihr in der Kutsche. So oft hatte Minan schon die Vision gehabt wie der Dolch tief ins Fleisch drang, seine schwarzen Fäden ins Blut sickern ließ. Es ging sofort los. Warum sah es denn niemand? Durch ihre Venen floss das schwarze Wasser wie Eis, erstickte alles.
Minan rannen Tränen über die Wangen. Nein nein... sie sollte nicht sterben. Warum hatte er das nicht verhindern können? Er spürte die Wut der Königin am eigenen Leib, sie schrie, es klang nach Wut, nach Demütigung. Hexenfeuer brannte hell auf. Die Monster zogen sich zurück, verschwanden tief in der Erde. Aber das schlimmste Monster, es war durch den Dolch in Timaris' Blut gekrochen. Konnte das denn niemand sehen?

Die Bilder verschwammen, setzten sich zu einer neuen Szenarie zusammen. Die Königin lag in einem riesigen Bett, wo ihre Gestalt so winzig klein wirkte. Das Monster hatte sie fast vollständig erobert. Überall sah Minan die schwarzen Adern unter der blassen, wächsernen Haut hervortreten. Ihr Atem ging quälend. Ein blonder Mann kniete demütig neben ihrem Bett, die Stirn gegen ihre matt ausgestreckte Hand gepresst.
"Ich weiß mit Sicherheit, dass es eine Falle ist. Ich weiß, dass wir ihnen damit in die Hände spielen." Er schwieg. "Ich gehe trotzdem." Er küsste ihre Hand.

Dann wurde es schlagartig dunkel. Minan brauchte eine Weile bis er sich zurechtgefunden hatte. Er war in einem dunklen Zimmer. Leise hörte er aus einer Ecke das Schluchzen einer Frau, versteckt neben einer Kommode. "Timaris?", hauchte er fragend, kam langsam näher. In diesem Moment warf sich aus der Dunkelheit das Monster mit gewaltigen Brüllen. Erschrocken schrie der junge Prinz auf, strampelte um sich und erwachte mit keuchendem Luftschnappen.


"Timaris! Er tut ihr weh!", rief er panisch, starrte in Eoshans besorgtes Gesicht. "Sie ist das Ziel des Attentats. Die Monster werden zu ihr kommen! Und dann ist ein Monster in ihr und macht sie immer schlechter. Überall ist es schwarz, schwarzes Blut... nein nein...", schluchzte er aufgelöst.
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitragvon Eoshan » Fr 17. Feb 2023, 21:39

Schwer stürzte sie mit Minan in den Armen zu Boden. Der junge Prinz war nicht leicht zu halten, da er sich ansapnnte, durchbog und zappelte heftig, entwickelte dabe eine enorme Kraft. Als es am schlimmsten war, riss er seine Augen auf, die milchig weiss geworden waren. Mit einem Aufseufzen sackte er zusammen und Eoshan wusste, dass seine Vision, die ihn zuerst als Albtraum heimgesucht hatte, nun voll im Griff hatte.

Es schien um Timaris Tolarim zu gehen. Jene Frau, die ihrem jüngeren Bruder so übel mitgespielt hatte, um ihn zu retten. Eoshan hegte der Frau gegenüber überaus zwiespältige Gefühle. Doch darum ging es jetzt nicht. Sondern darum, dass der Königin von einem ER wehgetan wurde und Minan das trotz allem nicht wollte.

Rasch schickte Eoshan ihren Gefährten wieder nach drausen, da sie Minan zurück holen wollte und dieser nicht erschrecken sollte, wenn gleich drei Männer um ihn herum standen. Pyratres und Gwenderon schickten sich nämlich auch schon an, ihren Balkon zu betreten. Nur sehr widerwillig verliessen sie ihre Gemächer wieder. Vorher hatte Eoshan ihnen versichern müssen, sich nicht in Gefahr ins Verzerrte Reich zu begeben und ihnen gleich zu senden, sobald es Minan besser ging.
Dann endlich zogen sie sich zurück und Eoshan wollte sich daran machen, Minan behutsam aus der Vision zu locken, die ihn so erschreckte und peinigte. Bevor sie jedoch dazu kam, brach es aus Minan heraus, dass Timaris das Ziel des Attentates sei. Monster würden zu ihr kommen, eines würde sogar in ihr sein und überall wäre schwarzes Blut. Beim Feuer der Hölle, was hatte das zu bedeuten. das Klang ja gar nicht gut.

*Wir werden sie warnen, Minan*, sandte sie ihrem Bruder innig, versuchte ihn aus seiner Vision zu wecken. *Komm wieder zu mir zurück, kleiner Bruder. Du hast eine Vision. Du hast genug gesehen. Wir werden ihr einen Boten mit einer Warnung schicken. Du hast das sehr gut gemacht. Aber nun komm wieder zu mir zurück. Hier bist du in Sicherheit.*
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitragvon Darken » Fr 17. Feb 2023, 21:40

Der junge Prinz keuchte wild, schnappte nach Luft und hatte die Augen weit aufgerissen. Der milchige Schleier wollte noch nicht verschwinden, immer wieder stürzten Fetzen der Vision auf ihn ein, erschreckende Details, andere Blickwinkel, wilde Farben, vorwärts und rückwärts bis Minan vollends verwirrt und panisch war. Doch wie eine aufschäumende See wurde es allmählich ruhiger. Zwischendurch hörte Minan seine Schwester senden, die ihm sagte, dass er eine Vision hatte und sie Timaris warnen würden.
"Schwester?" Er tastete nach ihrer Hand, zog sie näher, flüsterte dicht an ihrem Ohr genauer was er gesehen hatte. Es mußte einfach irgendjemand hören, denn nur so wurde die Vision schwächer. Es mußte ja einen Grund haben, dass er sie erlebt hatte. Sie wollte erhört werden. "Timaris... ohh... es war schrecklich... er wird ihr so weh tun..." Minan erschauderte. "Mein Kopf tut weh." Er fühlte sich erschöpft, sein Blut pochte rasend schnell durch die Schläfen.
Eoshan beruhigte ihn, dass er in Sicherheit wäre. "Wir müssen sie warnen, ihr darf nichts passieren... ohhh... wo bin ich?" Blinzelnd schaute er sich kurz um, während er noch auf dem Rücken lag. "Wieder zuhause? Ahhh... mein Kopf tut so weh..."
Er hielt sich die Stirn, hatte das Gesicht verzogen.

"Ist Timaris auch in Sicherheit?" Minans Augen klärten sich nur langsam, er zitterte leicht. Im Geiste spielte die Vision sich immer noch ab. Was waren das für furchtbare Monster gewesen? Was machten sie mit der Königin? Ob es ihr gut ging? Minan hoffte, dass seine Vision nicht in Erfüllung ging. Er hatte schon so viel seltsames gesehen. Er wußte nicht, ob die Bilder, die er sah stimmte. Was konnte man noch trauen? Zwischen den fremden Bildern einer unbekannten Landschaft, rötlich herbstlich und doch so kühl und bedrohlich waren da auch klirrendes Weiß und das tiefe Gelächter von fremden Gestalten.
Und inmitten dessen... Lia...
"Wir haben sie zurückgebracht oder?" Der Prinz lächelte schwach. "Alle sind wieder hier?" Er verzog wieder das Gesicht ob der Kopfschmerzen.
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitragvon Eoshan » Fr 17. Feb 2023, 21:44

"Ja, ich bin es Minan", bestätigte sie dem Prinzen besorgt. "Eoshan. Du bist wieder zuhaus in Dea al Mon. Du bist auf meinem Balkon. Versuche dich zu entspannen und tief durchzuatmen. Ich weiss, das ist schwer und du bist aufgewühlt. Versuche er aber gerade deswegen." Eoshan hatte ja nur einen Bruchteil von Minans Vision mitbekommen. Nämlich das was er gesagt hatte und das hatte sich schon furchtbar angehört. Er musste ganz schreckliches gesehen haben und das obwohl sie doch ein schützendes Netz um ihn gelegt hatte. Ihr armer Bruder. Innig versuchte sie ihn zu trösten.

"Ich werde gleich einen Boten zu Timaris schicken, Minan", versprach sie ihm. Gerade weil die Vision so stark gewesen war, dass sie ihre und Talyns Netze durchdrungen hatte, glaubte Eoshan, dass sie sehr wichtig war und einen grossen Wahrheitsgehalt hatte. "Sobald du wieder etwas zu dir gekommen bist. Möchtest du etwas trinken? Nacher werde ich gleich jemanden zu ihr schicken, der sich nach ihrem Befinden erkundigen soll und sie warnt, was passieren könnte."

Minan war jetzt aber noch zu durcheinander, als dass sie ihn alleine lassen wollte. Fragte er doch auf einmal mit einem schwachen Lächeln, ob sie sie zurück gebracht hätten. Stolz nickte Eoshan und lächelte ebenfalls. "Ja, Minan, du hast es geschafft", bestätigte sie ihm sanft. "Oder Jonael. Du hast Lia zurück gebracht. Jonael geht es gut und auch Hexe. Mit Darken und Tänzer konnte ich noch nicht sprechen. Sie haben noch geschlafen. Weisst du, wie es ihnen geht? Kannst du sie erreichen?"
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitragvon Darken » Fr 17. Feb 2023, 21:44

Eoshan redete gut auf ihn ein, meinte, er solle sich entspannen. Minan wußte nicht wie das gehen sollte, die Bilder quälten ihn weiterhin, nur allmählich wurden sie schwächer. "Ich hab das schon so oft gesehen, aber ich wußte nicht welche Frau und ob es überhaupt eintrifft... ich wußte nicht, dass es Timaris ist... was ist, wenn wir zu spät sind?", fragte er bestürzt. Aber warum hätte er dann diese Vision sehen sollen? Es mußte sein, um sie rechtzeitig warnen zu können. Das machte Sinn. Es mußte einen Sinn geben.
Seine Schwester versprach sofort einen Boten zu Timaris zu schicken. "Sie darf nicht in dieser Kutsche sein... ich... will sie zwar nie wiedersehen, aber ich will auch nicht, dass die Monster sie kriegen..." Minan nickte schwach auf die Frage, dass er etwas zu trinken haben wollte. Sein Kopf dröhnte. "Mein Kopf tut wirklich ganz doll weh...", merkte er kleinlaut an.
So wagte er es nur ganz leicht zu lächeln, als Eoshan ihm versicherte, dass er es geschafft und Lia zurückgebracht hatte. Jonael und Hexe ginge es gut, doch sie wüßte nicht wie es mit Darken und dem Tänzer stünde. "Gut... denke ich... aber es tut alles weh. Darf ich etwas schlafen?" Minan rieb sich die linke Schläfe, kniff die Augen zusammen, doch so ganz wollte die Vision ihn noch nicht gehen lassen. Hoffentlich ging es bald vorbei.

Die Dea al Mon besorgte ihm ein Becher Wasser, den der junge Prinz in kleinen Schlucken trank. Unbeholfen versuchte er sich aufzusetzen, vor seinen Augen tanzten weiße Flecken. In dem Moment riss ihn die Vision zurück ins Verzerrte Reich und er sah noch mehr. Wieder war da ein dunkel gewandter Mann mit Maske, aber so sah er nur äußerlich aus. Minan erkannte ihn als eines der Ungeheuer wieder. Er jagte auf einem hohen Ross durch die Nacht und einer jungen Frau mit aschblonden Haaren hinterher, die Minan fremd war. Da war ein Mann bei ihr, sie kämpften gegen das Monster.
"Ahh... es ist passiert noch mehr... mehr Angriffe... woanders bei einer anderen Frau, ich weiß nicht wer sie ist oder wo das ist... es ist dunkel.. aber die Monster sind da..." Minan keuchte auf, kämpfte, um sich nicht von den Visionen überwältigen zu lassen. "Vielleicht passiert es überall", hauchte er und zog ängstlich die Beine an. "Was, wenn die Ungeheuer auch hierher kommen?" Mit großen, weißen Augen schaute er zu seiner großen Schwester.
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitragvon Eoshan » Fr 17. Feb 2023, 21:49

"Das will ich auch nicht", versicherte sie dem Prinzen. Sie mochte Timaris Tolarim zwar überhaupt nicht, fand es kommen falsch, wie sie ihr Leben und ihr Territorium führte und was sie Minan angetan hatte, machte sie besonders wütend. Andererseits wusste sie aber auch, dass diese merkwürdige, hayllische Königin auch aus ganz selbstlosen Gründen handeln konnte und dass sie nicht durch und durch schlecht war. Sie war eine starke Frau, die verbissen gegen Sion kämpfte. In Terreille musste es ja noch einiges schlimmer als in Kaeleer sein, denn da hatte Sion schon mehrere Territorien erobert oder war dabei. "Wir werden sie warnen und sollten wir tatsächlich zu spät sein, werden wir ihr helfen gegen das Monster zu kämpfen."

Minan war noch ganz durcheinander, wollte aber etwas zu trinken und etwas schlafen. Liebevoll lächelte sie den jungen Mann an, streichelte ihm übers Haar. "Ich hole dir auch noch etwas gegen deine Kopfschmerzen", versprach sie ihm. "Und dann kannst du gleich weiter schlafen. Du kannst mein Bett nehmen. Ich brauche es diese Nacht nicht mehr." Sie hatte einiges mit Talyn, Pyratres und Rachhad zu besprechen. Zuerst erhob sie sich nun, um für Minan ein Glas Wasser zu organisieren und ein Pulver gegen Kopfschmerzen rein zu tun.

"Hier für dich", reichte sie es ihm lächelnd. Nahm aber selber noch ein Schluck, bevor sie es ihm übergab. "Es wird etwa in fünf Minuten wirken und sollte deine Kopfschmerzen verblassen lassen. Ich nehme es selber auch oft, wenn ich eine heftige Vision hatte." Deswegene hatte sie das Pulver ja auch in ihrem Juwelengepäck. Ihr jüngerer Bruder konnte sein Misstrauen überwinden und trank in kleinen Schlucken davon. Trotzdem hatte er Mühe, sich aufzusetzen. Eoshan half ihm sanft, stützte ihn, indem er sich bei ihr anlehnen durfte.

"Ja, Sion hat schon viele Königinnen gefangen genommen", nickte sie traurig. "Darüber haben wir schonmal geredet. Weisst du noch?" Eoshan versuchte ihn auf das Gespräch zu konzentrieren, damit er nicht wieder von einer Vision heimgesucht wurde. "Und er versucht weitere zu fangen. Aber wir werden gegen ihn kämpfen Minan. Versprochen. Er wird es nicht schaffen, die ganze Welt zu versklaven. Ich verrate dir etwas." Süss lächelte sie ihn an, legte ihm einen Arm um seine Schultern. "Während du weg warst, kam wieder ein Bote. Die Königinnen der freien Territorien werden sich an einem geheimen Ort treffen, den nur sie wissen. Noch nicht einmal ihre Begleiter. Dort werden wir besprechen, wie wir unsere Kräfte am besten gegen Sion einsetzen können. Es ist Krieg Minan und es ist keine leichte Zeit. Bestimmt nicht. Doch wir werden nicht zulassen, dass er bis hier her kommt."
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