Re: Tanz bei Mondschein
von Liasanya » So 22. Jan 2023, 10:40
Sturer Kerl! Aufgebracht ging sie zu Eoshan zurück, versuchte sich allerdings auf dem Weg dorthin zu beruhigen. Es war nicht richtig, wenn sie dadurch ein schlechtes Bild auf Eoshan warf. Dieser Gedanke verhalf ihr dabei und schliesslich konnte sie mit einem freundlichen Lächeln in den Salon einzutreten, wo Eoshan und die Eltern von Merion warteten. Betrübt schüttelte sie den Kopf, doch die Königin lächelte ihr aufmunternd zu und gleich darauf verschleicherte sich ihr Blick. Ihre silbernen Augen wurden ganz Dunkel und Lia konnte ein angenehmes Prickeln spüren.
Trotzdem wurde sie nach einigen Minuten unruhig, als Eoshan sich immer noch nicht regte. Sie wusste zwar, was die Königin tat, allerdings war Geduld noch nie ihre Stärke gewesen. Doch schliess klärte sich Eoshans Augen wieder und beruhigte sie, dass sie Merion gefunden hätte und dass es ihm gut ginge. Anscheinend sandte sie seinen Eltern noch irgend etwas, denn ihr Gesichtsausdruck verwandelte sich von erleichtert zu verärgert. Wahrscheinlich war es ihnen unangenehm, deswegen zu Eoshan gegangen zu sein. Aber Lia wusste, dass die Königin so etwas gerne machte.
Als sich Merions Eltern aber erheben, sich verabschieden und ihren Sohn holen wollte, hielt die Königin sie zurück und schickte sie nach Hause, mit der Begründung Lia würde sich darum kümmern und sie hätte noch etwas zu klären. Überrascht sah sie die Königin an. Warum sollte sie das nun bitteschön erledigen? Eoshan erklärte es ihr nicht weiter, zeigte ihr nur, wo sie ihn finden konnte.
Sie hinterfragte es nicht weiter. Vielleicht hatte Eoshan ja auch mitbekommen, dass Darken und Merion sich gestritten hatten. Und anscheinend war es an ihr, das wieder gerade zu biegen. Ergeben seufzte sie auf und machte sich auf den Weg. Weshalb auch nicht? Sie sammelte darin ja immer mehr Erfahrung. Trotzdem war sie der Meinung, dass Eoshan als Königin das Zwischenmenschliche viel besser regeln konnte.
Nachdem sie den Aufzug verlassen hatte, spürte sie Darken ganz in der Nähe. Nach einigen Schritten stellte sie fest, dass er bei der Weidenlaub war. Gerne hätte sie ihn nun dazu aufgefordert mit ihr zu kommen. Doch sie vermutete stark, dass er sich wieder in sein Zimmer verkrümeln würde, wenn er wüsste, dass es Merion gut ging und sie wussten, wo er war. Dabei sollte er sich doch mit dem Prinzen versöhnen.
Da kam ihr eine Idee, wie er vielleicht mit ihr kommen würde. So ging sie zu der Laube und betrat sie musternd. Dabei warf sie Darken einen abwesenden Blick zu und nickte ihm zu. Sie schien gar nicht zu bemerken, dass er wütend war.
Neugierig nahm sie den angebissenen Pfirsich und die Champagnerflasche. "Sieht aus wie ein romantisches Treffen, von denen zumindest einer der Beteiligten gerne Pfirsiche hat", murmelte sie vor sich hin. Dann warf sie den angebissenen Pfirsich in die Büsche, damit die Ameisen weiterhin ihre Freude daran haben konnten. Die Champagnerflasche und die Gläser liess sie verschwinden. "Allerdings scheint das Treffen recht abrupt geendet zu haben und zu früh. Immerhin wurde der Pfirsich nicht aufgegesen und der Champagner nicht ausgetrunken."
Noch immer schien sie nicht mit Darken zu sprechen. Mit geschlossenen Augen und konzentriert liess sie ihre Finger über die Bank gleiten, um zu erkennen, an was sich die Bank erinnerte. "Hitze, überkochende Leidenschaft, Wut und Scham", fasste sie zusammen. Dass sie dabei das ganze Treffen peinlich genau auseinandernahm, gefiell ihr nicht sonderlich. Aber Darken hätte ihr ja von Anfang an helfen können und sie würde es ja nicht weiter erzählen.
Damit verliess sie die Laube wieder, ihren Blick aufmerksam auf den Boden gerichtet. "Unsichere Schritte", stellte sie fest. Kurz vor dem Aufzug blieb sie Abrupt stehen. "Das müssen Merions Spuren sein." So wandte sie sich vom Aufzug ab und folgte der Fährte rennend in den Wald. Dabei hoffte sie, dass Darken trotz seiner Wut neugierig genug war, um zu sehen was sie tat und dass er trotzdem seinen Freund finden wollte.