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Verlorene Erinnerungen





Verlorene Erinnerungen

Beitragvon Darken » Mi 15. Feb 2023, 20:57

Zwar gab es viele unbekannte, fremde Eindrücke, doch es war schön und auch irgendwie aufregend diese Welt hier zu entdecken. Jonael war zwar zunächst immer ein wenig scheu, doch freundlich und immer neugierig, fragte die Glacier nach vielen Sachen und wie sie hießen und was sie machten. Nur als er in der Ferne einen Hofhund bellen hörte, war er ganz schnell bei Tiarla und knabberte an einem der frischen Brötchen.
Dann gingen sie zum Knotenpunkt wo die Winde aufeinandertrafen, Karon wollte sie alle auf einem der dunklen Winde mitnehmen. Selbst als der Kriegerprinz sie alle schützte, hielt es Jonael kaum aus, sein Geist war in Aufruhr, zerrte in alle Richtungen und er wollte am liebsten schnell wieder aus dieser Zwischenwelt. Sie durften nicht zu lange hier bleiben, das war gefährlich. Er wußte nicht woher dieser Eindruck kam, doch er war besonders stark.

Als es endlich vorbei war, löste der junge Prinz sich gleich von der Gruppe, taumelte zu einem Waldrand wo er sich hinter einigen Büschen übergab. Dann hatte sein Magen sich auch endlich wieder beruhigt. Durstig trank er einige Schlucke Wasser aus seiner Feldflasche, wusch sich das Gesicht. "Wir können weiter... sind wir bald da?", fragte er Karon.
Sie saßen wieder auf den Pferden und so wie der Dea al Mon prophezeihte mußten sie nur noch ein Stück des Waldes durchqueren bis sie schon von dort lauter Gerüche und Laute hörten. Als sie den Wald verließen erstreckte sich vor ihnen ein riesiges Lager. Mit großen Augen blickte Jonael sich um, sah staunend zu den hohen Kriegsmaschinen und bekam bei dem Anblick einen Schauder nach dem anderen.
"Und... Lia ist dort irgendwo?", fragte er leise, denn selbst konnte er sie nicht spüren. Karon nickte. Zu dritt sahen sie über das Lager und bildeten eine reichlich ungewöhnliche Gruppe Reisender. Jonael strich sich die schwarzen, glatten Haare aus dem Gesicht, er trug seinen neuen, weichen Mantel aus Lammleder, dazu eine schwarze Hose an dessen Seite die Ende eines kettenartigen Gürtels baumelten. Auch das Shirt war dunkel, der Arm war durch ein gehäkelten Stulpen aus grauer Wolle geschützt.
"Sind... die friedlich?", erkundigte Jonael sich als er eine Gruppe bärtiger Männer sah, die sich wegen irgendetwas prügelten. Ein bißchen kam ihm das wie ein Räuberlager aus Geschichten vor. Geschichten? Was für Geschichten? Die Erinnerung verschwand wieder bevor er sie erhaschen konnte.
Der junge Prinz stieg vom Pferd. Längst waren Glacier auf sie aufmerksam geworden und schließlich trat auch einer vor, hatte einen Bogen in der Hand und fragte sie, zu wem sie gehörten oder wollten.
Bevor auch nur irgendeiner was sagen konnte, stob plötzlich ein Junge mit aschblonden Haar hervor, flog geradezu in Karons Arme. "Papa!" Jauchzend ließ er sich von ihm herumwirbeln und bestürmte ihn mit Fragen, ob er am Wettkampf teilnehmen würde. Jonael beobachtete das ganze perplex. Karons Sohn war ein Glacierjunge? Aber... Karon hatte überhaupt nichts erwähnt. Vielleicht hatte der Kriegerprinz eigene Gründe gehabt hierher zu kommen.
Es dauerte nicht lange, da kam eine Frau zusammen mit ihrem Gefolge und Jonael spürte instinktiv, dass dies die Königin war. Mit ihr kamen noch weitere neugierig herbei, der Prinz begann sich ob der Masse an forschenden Augenpaaren unwohl zu fühlen. Ob Lia auch dabei war? Endlich hatte er sie gefunden und konnte sie nach Hause bringen. Gleich würde er all seine Erinnerungen wieder erhalten, hoffte er und war gleichzeitig unheimlich nervös.
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von Anzeige » Mi 15. Feb 2023, 20:57

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Re: Verlorene Erinnerungen

Beitragvon Tiarla » Mi 15. Feb 2023, 20:58

Neugierig blickte Tiarla sich um. Das Lager, welches sich unter ihnen erstreckte, war wirklich gross. Und noch viel grösser waren die seltsamen Gerüste, die da gebaut wurden. Für was auch immer die gut sein mochten. Von hier oben sah es jedenfalls aus wie ein riesiger Ameisenhaufen. Unwillkürlich kribbelte es Tiarla in den Fingern und sie hatte gut Lust, ebenfalls in dem Ameisenhaufen herum zu krabbeln und sich alles anzusehen.

Jonael schien sich jedoch nicht ganz so wohl zu fühlen wie Tiarla. Nur leise fragte er, ob dort unten Lia sei, die Heilerin, nach der er schon so lange suchte. Karon, der Kriegerprinz, nickte nur stumm und schien sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Und so ritten sie auch gleich weiter auf das Lager zu, nachdem sie sich von hier aus einen kleinen Überblick verschaft hatten.

"Friedlich?" hakte Tiarla verwirrt nach, als sie eine Gruppe bärtiger Männer sich wegen irgend etwas prügeln sahen. Tiarla zuckte mit den Schultern. "Sie Blutleute wie wir, Jonael", erklärte sie unbesorgt. "Also werden sie kaum friedlich sein." Das war doch klar. Sie schwang sich vom Pferd und half anschliessend Jonael von dem Tier hinunter. Die Glacier waren schon auf sie aufmerksam geworden, heran getreten und wollten wissen, wer sie seien und was sie hier täten. Bevor jemand von ihnen aber noch antworten konnte, stürmte ein aschblonder Junger hervor und begrüsste seinen Papa, also Karon überschwenglich.

Grinsend sah Tiarla den beiden zu. Ja, so war es richtig. So war es schön. Jetzt musste nur noch sie den Jungen finden und nach Hause bringen. Zwischendurch hatte sie ja das Gefühl, dass Jonael der Junge sei. Aber das hatte sie auch schon bei Atsumichi geglaubt. Vielleicht irrte sie sich ja wieder. Bevor sie jedoch weiter darüber nachdenken konnte, kam die Königin mit ihrem Gefolge zu ihnen und etwas wichtigeres drängte sich für Tiarla in den Vordergrund.
"Hallo Savah", begrüsste sie die Glacierin freundlich, stockte dann aber kurz. Das war doch der richtige Name gewesen oder? "Du hast doch Majas Sklaven nicht geerbt oder? Den pruulischen Kriegerprinzen. Du solltest ihn nicht behalten. Er ist gefährlich. Gebunden. Ich hab sie wirklich versucht zu warnen, weisst du. Sie wollte einfach nicht hören."
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Re: Verlorene Erinnerungen

Beitragvon Savah » Mi 15. Feb 2023, 20:59

Sie hatte Karon schon gespürt als er auch nur einen Fuß nach Glacia gesetzt hatte. Ein wenig wunderte Savah sich, denn es waren noch nicht die Zeit um, wo er Leones dann immer besuchen kam und sie hatte ihm ja auch gesagt, dass sie nicht in der Burg sein würde. Neben dem Wundern freute die Königin sich auch, irgendwie war es schön ihn wieder in ihrem Leben zu haben. Vor allem für Leones.
Es dauerte jedoch lange bis Karon bei dem großen Platz umgeben von dichtem Wald war, er hatte Tage gebraucht. Warum reiste er nicht wie sonst über die Winde? Zugegeben, Savah hatte einen Ort fern ab von den meisten Winden gewählt, aber nicht für schwarzgrau... die Erklärung folgte erst als Karon ankam und zwei Fremde mitbrachte. Erst dann verriet die Glacierin ihrem Sohn, dass sein Vater da war und da gab es auch für Leones kein Halten mehr.
Savah kam etwas langsamer hinterher, begleitet von einigen aus ihrem Stamm.
"Das werden immer mehr Spitzohren", murrte Marten neben ihr, doch Savah wollte davon jetzt nichts hören. Nicht alle waren für das Bündnis mit den Dea al Mon, viele waren der Meinung, dass Glacia sich lieber um sich selbst kümmern sollte. Savah hielt unbeirrt an ihrem Kurs fest, der Besuch in Dea al Mon hatte sie davon überzeugt, dass ein Bündnis der richtige Weg war.

Nachdem Karon ihren gemeinsamen Sohn umarmt und umher gewirbelt hatte, begrüßte die Königin ihn auch mit einer innigen Umarmung. Erst danach musterte sie seine zwei Begleiter etwas genauer. Da war ein hellhäutiger, feingliedriger Junge, den Savah deswegen zunächst auch wegen einen Dea al Mon gehalten hatte, aber die spitzen Ohren fehlten. Und noch etwas fehlte... sein linker Arm.
Die andere Person war eine Heilerin und Schwarze Witwe, die gleich freundlich auf sie zutrat und sie begrüßte. "Sei gegrüßt", erwiderte Savah, wunderte sich erstmal nicht, dass die Frau ihren Namen kannte. Die drei waren offensichtlich zu Pferde in Glacia unterwegs gewesen, da schnappte man schonmal was auf. Nur die darauffolgenden Worte waren Savah völlig unverständlich.
"Was denn für einen Sklaven? Ich weiß nicht wer du bist, doch in Glacia gibt es keine Sklaverei mehr. Kanntest du die alte Königin?", fragte Savah nach. "Karon, willst du mir nicht sagen, wen du da angeschleppt hast." Sie grinste kurz. Der Kriegerprinz erklärte dann gleich, dass sie Tiarla auf der Reise begegnet wären und dass er den jungen Prinzen aus Dea al Mon mitgebracht hatte.
Jener trat scheu nach vorne, wirkte recht nervös. Dabei brauchte er doch keine Angst haben. "Wir sind hier um Liasanya zu finden und zurück in ihre Heimat zu bringen. Ich bin Jonael."
Savah sah den schmächtigen Kerl verwundert an, seine Augen hatten ein tiefes eindringliches Schwarz. Irgendetwas war seltsam an ihm, aber sie konnte es nicht recht benennen. Wohl fühlte sie aber, dass er zerbrochen war.
*Lia?*, sandte sie der Heilerin. Warum wollte man sie zurückholen? Savah hatte angenommen die Heilerin wäre zum einen als Botin und zum anderen wegen den Wettkämpfen und ein wenig Bündnis pflegen hier... etwas was sie ja ausgiebig mit Henrik tat soweit die Königin das mitbekommen hatte. *Man scheint dich in dem Wald zu vermissen. Hier sind Karon und ein gewisser Jonael, die dich sehen wollen."
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Re: Verlorene Erinnerungen

Beitragvon Liasanya » Mi 15. Feb 2023, 21:02

Verwundert blickte sie in die ungefähre Richtung, aus der der Speerfaden der Königin von ganz Glacia gekommen war. Savah hatte ihr mitgeteilt, dass Karon und ein gewisser Jonael hier wären, die sie sehen wollten. Man würde sie ihm Wald vermissen. Liasanya war sich nicht so ganz sicher, was das bedeuten sollte. Sie und Karon hatten zwar die eine oder andere interessante Nacht miteinander verbracht, doch sie waren kein Paar. Sie hatten nur Spass miteinander gehabt, nachdem sie ihn von seiner Besessenheit von Eoshan geheilt hatte. Durch seine lange Abwesenheit vom Wald, Heimat und Königin, hatte der Kriegerprinz das Bedürfnis einer Königin, Eoshan zu dienen mit Liebe zu ihr verwechselt und die süsse, liebe und unschuldige Eoshan ganz schon in Bedrängnis gebracht, weil diese das auch noch nicht verstanden hatte.

Jedenfalls hatte Lia nicht das Gefühl gehabt, dass da nicht etwas tieferes als eine lockere, gute Freundschaft zwischen ihnen bestand und sie keine Verpflichtungen ihm gegenüber hatte. Und einen Jonael kannte sie noch nicht einmal. Vielleicht war das auch nur eine Wache, die Karon wie Liasanya mitgeschickt bekommen hatte. Doch weswegen sollte ein Kriegerprinz, der schwarzgrau trug eine Wache benötigen. Höchstens eine Begleitung gegen die Langeweile. Aber Karon war schon öfters alleine Unterwegs gewesen und mit schwarzgrau wäre die Reise hier hin auch nicht so lang. Jonael war noch nicht einmal ein typischer Dea al Mon Name. Das ergab alles gar keinen Sinn.

Dennoch sandte sie Savah respektvoll ihren Dank und sagte ihr, dass sie gleich kommen würde. Das tat sie dann auch gleich. Sie gab nur noch rasch Lereji und Talaoes auf mentalem Weg Bescheid und schon huschten die drei Dea al Mon schnell und geschmeidig an den vielen Glaciern vorbei, ohne wirklich zu rennen. Viele bemerkten sie noch nicht einmal wirklich, da sie so leise und unauffällig auftraten. Zudem waren sie alle mit ihren eigenen Arbeiten beschäftigt.

Dabei wollte Lia eigentlich gar nicht zu Savah und Karon. Irgend etwas stimmte da nicht und sie wollte nicht wissen, was es war. Sie hatte hier bei den Glaciern entspannen wollen, für eine Weile entspannen wollen. Vergessen wollen, was passiert war. Teilweise hatte sie es ja dank Eoshans Netz auch tun können. Doch nun holten sie ihre Probleme wieder ein. Sie wurde sich dessen um so gewisser, je näher sie zu dem Treffpunkt kamen. Unerklärliche Angst erfasste sie. Ihr Körper zitterte leicht und sie war schon nahe daran, wieder Rückwärts zu gehen, als Lereji sie besorgt fragte, was los sei. Es nicht wissend, schüttelte sie nur den Kopf und trat an den Glaciern vorbei zu Savah ihren Begleitern, Karon, Leones, einer leicht verwirrt wirkenden Schwarzen Witwe und Heilerin und Jonael.

Liasanya erstarrte, als sie den feingliedrigen, jungen Mann sehen konnte, musste sich erst einmal darauf konzentrieren zu atmen. Er war es gewesen, der ihr das angetan hatte. Er hatte sie vergewaltigt und hintergangen. Vor ihm war sie geflohen und nun verfolgte er sie bis hier her.
*Was willst du hier?* knurrte sie ihn zutiefst verletzt an. Schlug zurück wie ein wildes, verwundetes Tier es tat. Einfach nur in ihrer gedanklichen Stimme. *Nach allem was du mir angetan hast, kannst du mich nun nicht wenigstens hier in Ruhe lassen? Musst du mich noch weiter quälen.*
Mühsam versuchte sie sich zusammen zu reissen, lächelte Karon und die Dhemlanerin zur Begrüssung zu und neigte ihren Kopf, blieb äusserlich ruhig, obwohl sie am liebsten geflohen wäre, ignorierte Jonael schlichtweg.
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Re: Verlorene Erinnerungen

Beitragvon Darken » Mi 15. Feb 2023, 21:02

Jonael war ein bißchen überwältigt von so vielen Menschen, die ihn anschauten und sie begrüßen wollten. Karon war offensichtlich bekannt hier und hatte auch einen Sohn, der auf ihn wartete. Tiarla wirkte vollkommen natürlich, ging gleich auf die Königin zu und redete mit ihr wie als würden sie sich schon ewig kennen. So fühlte der junge Prinz sich mehr als nur verloren, kam nur zögerlich näher und wußte nicht was er sagen sollte. Zusätzlich war da noch die Aufregung, dass ihre Reise nun ein Ende hatte und er am Ziel war. Gleich würde er Lia kennenlernen... nein, wiedersehen und hoffentlich konnte sie ihm sagen wer er war. Eoshan hatte gesagt, sie wären gute Freunde. Er mußte sich einfach an sie erinnern.
Zunächst fragte die Königin Karon aber wen er denn mitgebracht hätte. Jonael war etwas überrascht über die laxe und gleichzeitig herzliche Art der Glacierin. Irgendwie hatte er sich das anders vorgestellt, sie waren auch nicht beim Schloss der Herrscherin sondern weiterhin mitten in der Wildnis und überall waren nur Zelte zu sehen. Was war das hier? Und wo war Liasanya?
Der Prinz hielt es nicht länger aus, trat scheu nach vorne und fragte nach der Heilerin, stellte sich auch vor.
"Ja, Lia ist hier, das ist nett, dass ihr den ganzen weiten Weg bis hierher unternommen habt und rechtzeitig zum Finale der Wettkämpfe", sagte die Königin, "Schön euch kennenzulernen. Ich bin Savah Thorne."
Jonael verneigte sich leicht. "Es freut mich auch..." Aber in Wahrheit hatte er kaum einen Kopf dafür, blickte sich immer wieder nervös nach Lia um, hoffte ein bekanntes Gesicht inmitten der Glacier zu sehen.

Da traten ein paar Männer zur Seite und drei Dea al Mon erschienen. Jonael erkannte sie sofort. Nicht nur an den spitzen Ohren, auch an der Art wie sie sich bewegten, so selbstsicher und ohne jegliche Mühe. Der junge Prinz blickte zu der Heilerin, sie war es, ganz eindeutig. Er fühlte auch eine gewisse Vertrautheit... ja, er kannte sie. Jonael freute sich noch über diesen aufsteigenden Funken Erinnerung als er plötzlich ihre Stimme verletzt und feindselig in seinem Geiste hörte. Was er hier wollte und warum er sie nicht in Ruhe lassen könnte nach allem was er ihr angetan hatte.
Der Prinz zuckte zusammen wie unter einem Schlag, blickte sie betroffen und vollkommen verwirrt an. War das ihr Gedankenfaden gewesen? Aber... aber... warum? Er verstand das nicht und ihre Worte taten weh. Jonael biss sich auf die Lippen, wußte nicht was er machen sollte. Währenddessen begrüßte Lia Karon.
Savah besah sich das auch stirnrunzelnd, denn die fehlende Wiedersehnsfreude war nicht zu ignorieren. "Wie lange bleibt ihr denn? Ihr seid alle drei an unserem Feuer willkommen. Morgen ist das Ende der Versammlung hier und übermorgen brechen wir wieder auf, doch ihr könnt uns auch gern mit zur Burg begleiten."
Jonael schwieg, er hatte nicht damit gerechnet, dass Lia ihn überhaupt nicht sehen wollte. Anscheinend wußte sie sehr genau wer er war... Karon sprang für ihn ein als er sah, dass der Prinz nur zu Boden blickte. Sie würden sich freuen bis übermorgen hier zu bleiben und würden es von Lia und ihren Begleitern abhängig machen wann die zurück nach Dea al Mon aufbrechen wollten.
"Ihr müßt hungrig sein von der Reise. Kommt mit", sagte ein Glacier. Jonael tappte der Gruppe nur hinterher, sah zu Liasanya. Er wollte ihr auch senden, merkte aber, dass es irgendwie nicht klappte. Konnte er das überhaupt? Er wußte es nicht.
"Ich... muss mit Lia reden", flüsterte er Tiarla zu, löste sich von der Gruppe und eilte der Heilerin flink hinterher als die abseits ging und zwischen den Zelten verschwinden wollte. "Lia? Bitte warte... es tut mir leid, ich... weiß gar nicht weswegen du so wütend auf mich bist."
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Re: Verlorene Erinnerungen

Beitragvon Liasanya » Mi 15. Feb 2023, 21:05

Äusserlich blieb ihre Miene glatt, ruhig und schön. Doch innerlich hätte sie am liebsten geschrien, als Karon Savah erklärte, dass sie ihre Rückreise mit der von Liasanya und ihren Begleitern abstimmen würden. Sie hatte hier ihre Ruhe vor Jonael haben wollen. Doch nun konnte sie gerade so gut jetzt wieder nach Hause reisen. Warum tat Eoshan ihr das an? Sie hatte doch gewusst, dass sie etwas Ruhe brauchte. Die Königin hatte sie gehen lassen, wenn sie sich auch diesem Netz hatte unterwerfen müssen. Doch nun schickte sie Karon mit ihrem Peiniger. Das tat so weh. Hätte sie nicht wen anderen herschicken können?

Erleichtert, dass die Begrüssung so schnell vorbei war, wandte sich Lia ab und nachdem sie einige Schritte mit den Glaciern gegangen war, die Karon, Tiarla und Jonael etwas zu essen geben wollten, zweigte sie ab und wollte zwischen den Zelten verschwinden. Sich etwas in den Wald zurück ziehen, um wieder etwas Luft zu bekommen.

Leider dauerte es nicht lange und sie hörte helle, flinke Schritte von leichten Füssen hinter ihr her eilen. Jonael! Er wkonnte es tatsächlich nicht sein lassen und musste sie noch weiter quälen. Lia bekam kaum noch Luft und dieses schrille Klirren machte sie noch wahnsinnig. Wie konnte ein junger Mann, der so hübsch, sanft und lieb aussah, der so grosse, unschuldige Augen hatte und so verwirrt und betroffen gucken konnte, so schreckliche Dinge tun? Lia begriff es nicht. Dennoch schaffte er es selbst jetzt, sie noch weiter zu verhöhnen.

*Ja, klar, warum sollte man auch auf seinen Vergewaltiger wütend sein?*, fauchte Liasanya aufgebracht auf einem abgeschirmten Speerfaden, wirbelte abrupt zu Jonael herum, packte ihn hart an Oberarm und Schulter und presste ihn fest gegen einen der Baumstämme am Waldrand. Das Klirren wurde immer schriller und unerträglicher. *Aber keine Sorge, ich habe niemandem gesagt, was du getan hast. Es wird dich niemand zur Rechenschaft ziehen. Das befürchtest du doch oder? Deswegen bist du hier. Um dich zu vergewissern, dass ich niemandem davon sage.*
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Re: Verlorene Erinnerungen

Beitragvon Darken » Mi 15. Feb 2023, 21:05

Endlich hatte er die Heilerin eingeholt, versuchte mit ihr zu reden und zu erfahren warum sie so wütend auf ihn war. Und was wenn sie es mit Recht war? Wenn seine Erinnerungen ganz schlimm waren und sie sich gestritten hatten? Jonael hielt das für das furchtbarste, dabei kannte er die Frau vor sich überhaupt nicht. Plötzlich fauchte ihn Lia wieder an, ein Gedankenfaden, der regelrecht weh tat. Der Prinz riss die Augen entsetzt auf. Vergewaltiger? Eine Flut von unbekannten, schrecklichen Bildern stürzte bei dem Wort auf ihn ein, ließ ihn gequält aufkeuchen. Alles passierte so schnell, die Heilerin fuhr herum, packte ihn ganz fest am Oberarm und an der Schulter, drückte ihn hart gegen einen Baumstamm.
Sein Herz raste wie verrückt, trotzdem ließ Jonael es perplex geschehen, kam immer noch nicht über ihre Anklage hinweg. Vergewaltigung.. er wußte irgendwie sehr genau was das war und er merkte noch etwas. Er mochte es nicht so ohne Vorwarnung angepackt zu werden, es tat nicht nur körperlich weh, es war ein tiefer Schmerz in seiner Seele dabei, was weit über ein unangenehmes Prickeln hinausging.
Schweigend und wie gelähmt blieb der junge Prinz stehen, Liasanya sandte weiterhin Blitze auf ihn ab, die ihn durchbohrten. Sie hätte niemanden etwas erzählt und deswegen wäre er doch hier. Um zu kontrollieren, dass es ein Geheimnis blieb.

Endlich schaffte Jonael es sich ein wenig zu winden, starrte die Dea al Mon immer noch entsetzt an. "Wir...", seine Stimme war ein leises Piepsen, "Wir... hatten.. S-sex miteinander?", fragte er. "Ich... davon weiß ich nichts", fügte er rasch hinzu. "Ehrlich.. ich.. weiß nicht wer ich bin oder wer du bist. Ich bin eines Tages aufgewacht und wußte nicht wer ich bin. Da.. da war ein Brief und...", er stockte, denn die Heilerin wirkte nicht so als ob sie ihm glaubte oder ihm überhaupt zuhörte. So fuhr er hastig fort. "In dem stand mein Name. Jonael. Und dass ich dich finden muss, dass.... dass ich dich sehr gern habe und dass wir eine gemeinsame Vergangenheit haben." Eine wo er.. wo er... nein, daran wollte er gar nicht glauben, das war zu grausam. Wollte er überhaupt Jonael sein?
"Und... dass ich dich unbedingt wiederfinden muss und du in großer Gefahr bist und nur ich.. ich dir helfen kann." Er schniefte leicht. "Und jetzt... jetzt bin ich hier im Nirgendwo und ich weiß nicht was ich tun soll und ich dachte... du.." Der zarte Prinz erzitterte, seufzte. "Ich weiß nicht was ich gedacht hab.. ich dachte, ich erinner mich wieder." Was offensichtlich nicht der Fall war. "Vielleicht will ich mich lieber nicht erinnern", murmelte er.
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Re: Verlorene Erinnerungen

Beitragvon Liasanya » Mi 15. Feb 2023, 21:07

Verletzt und wütend knurrte sie bedrohlich, als er piepsig leise nachfragte, ob sie Sex miteinander gehabt hätten. Sie wollte sich ganz bestimmt nicht noch weiter von ihm quälen und verspotten lassen. Ihre Finger gruben sich fester in sein Fleisch und der Daumen der Hand, die ihn an der Schulter gepackt hielt, rutschte an seine Kehle, wo er einen leichten Druck ausübte. Dabei spürte sie seine Angst und sein Entsetzen, die schon fast an Panik grenzte, weil sie ihn so fest hielt. Stimmt ja, er mochte es nicht, wenn er überraschend angefasst wurde. Aber sie war selber viel zu verletzt, um darauf gerade gross Rücksicht nehmen zu können.

Jonael fügte rasch hinzu, dass er nichts davon wisse. Er wisse noch nicht einmal, wer er sei und wer sie sei. Er sei eines Tages aufgewacht und wusste nicht, wer er sei. Da sei nur ein Brief gewesen. Lia blickte den jungen Prinzen skeptisch an. Das klang alles etwas weit her geholt. Eoshan hätte ihm doch gesagt, dass sie ein Netz für ihn weben würde, der ihn einen Teil vergessen liess. Sie würde doch nicht so grausam sein, ihn alles vergessen zu lassen und dann mit Karon hier her schicken. Das klang gar nicht nach ihrer Königin. Sie glaubte Jonael nicht. Ihr Griff verstärkte sich noch einmal.

Dieser fuhr hastig fort, dass in dem Brief gestanden hätte, dass er Jonael sei und dass er sie finden müsse. Ungläubig starrte Lia ihn an. Was war denn das für eine abstruse Geschichte? Im Brief hätte auch gestanden, dass er sie sehr gerne hätte und sie eine gemeinsame Vergangenheit hätten.

"So kann man es auch nennen", knurrte Lia unwillig, lockerte aber allmählich ihren Griff. "Du hast mich also sehr gern? Fühlst du das wirklich oder sind das einfach nur Worte aus einem Brief?" Die Heilerin wusste nicht, was sie davon halten sollte. Auch dass sie unbedingt gefunden werden müsse, weil sie in grosser Gefahr sei und nur er ihr helfen könne. Das klang alles zu absurd, als dass man es erfinden konnte. Sie fluchte innerlich. Dummerweise konnte sie sich auch nur schemenhaft erinnern. Sie wusste, was Jonael ihr angetan hatte, doch sie wusste nicht, wie es dazu gekommen war. Nur, dass es mit Jonael nie leicht gewesen war, weil er so... vielseitig, so facettenreich war.

Der zarte Prinz erzitterte und sniefte leicht. Dass er nun hier im Nirgendwo sei und nicht wisse, was er tun solle. Er hätte gedacht, dass er sich wieder erinnern würde, aber vielleicht wolle er sich lieber nicht erinnern. Nun tat er Lia doch leid. Wenn er sich wirklich an nichts mehr erinnern konnte, war das ja nicht wirklich er, dem sie Vorwürfe machen und ihn zur Rechenschaft ziehen konnte. Also Heilerin hatte sie auch sofort das Bedürfnis, ihm helfen zu wollen. So seufzte sie, drückte Jonael nicht mehr gegen den Baumstamm, sondern drehte ihn Richtung Wald und schob ihn etwas vor sich her, bevor sie ihn ganz losliess.

"Komm, lass uns etwas spazieren gehen", forderte sie ihn ruhiger und freundlicher auf. "Das verschafft einen klaren Kopf." Es war schön hier bei den Glaciern, doch sie waren so laut, dass ihr der Kopf dröhnte. Etwas Ruhe würde ihr wirklich gut tun. "Und du kannst dich wirklich an gar nichts mehr erinnern?" fragte sie nach einer Weile. "Trotzdem bist du gekommen, um mich vor einer grossen Gefahr zu bewahren? Was ist das denn für eine Gefahr? Oder wolltest du einfach nur, dass ich dir dein Gedächtnis zurück gebe und bist deswegen hier?" So ganz traute sie der Sache noch nicht.
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Re: Verlorene Erinnerungen

Beitragvon Darken » Mi 15. Feb 2023, 21:07

Lia ließ ihn nicht los, packte ihn gar noch fester und allein um ihrem Griff zu entgehen und ihre bösen, anklagenden Blicke nicht länger ertragen zu müssen, erzählte der junge Prinz ihr das wenige was er wußte. Das mußte doch einfach alles ein Missverständnis gewesen sein, er konnte nicht wirklich... sie beide... wieder errötete er, nicht wissend ob vor Scham oder noch weit mehr.
Knurrend fuhr die Heilerin ihn an, ob er sie wirklich sehr gern hätte oder nur weil es in dem Brief gestanden hätte. "Ich..." Jonael wußte nicht was er dazu sagen sollte. "Ja, ich habe es aus dem Brief", gab er schließlich zu, "Aber... den.. habe wohl ich an mich selbst geschrieben und... und dann habe ich dich gemocht als ich.. noch wußte wer du warst. Ich wollte dich nicht vergessen und wenn... ich dich ansehe, dann wirkst du so vertraut." Wenigstens das. Es mußte etwas zu bedeuten haben. Hatte er sie wirklich einmal gemocht? Konnte er sich selbst vertrauen? Jonael war niemals der Gedanke gekommen, dass er mit der Heilerin... geschlafen hatte. Es fühlte sich auch nicht so an wenn er in sich forschte und doch... Vergewaltigung? Nein, nein, nein, das wollte er nicht hören. Gar nichts wollte er damit zu tun haben. Allein dieses Wort.. jemanden Gewalt antun, ihn vollkommen unterdrücken.

Er zitterte, schniefte leicht und ließ den Kopf sinken, überwältigt von allem. Da ließ ihn die Dea al Mon los, seufzte nur noch einmal auf. Rasch und geschmeidig zog Jonael sich zurück sobald Liasanya von ihm abgelassen hatten. Gemeinsam blickten sie in den dunklen Wald vor ihnen.
Ganz im Gegensatz zu ihren wütenden Worten vorhin, forderte Lia ihn nun auf, dass sie spazieren gehen sollten. Etwas misstrauisch blickte der zierliche Prinz sie an. Alleine? Wollte sie ihm etwas antun? Aber sie war seine einzige Chance auf die Vergangenheit und er sollte bei ihr bleiben. So folgte Jonael ihr zaghaft und schlang seinen Mantel enger um sich.
Die Heilerin fragte ihn, nachdem sie ein Stück gegangen waren, ob er sich an gar nichts mehr erinnern könnte. Jonael schüttelte traurig den Kopf. "Nein... nur solche allgemeinen Dinge... dass ich weiß was eine Ulme ist oder... ein Kuss." Er schaute rasch beiseite. "Und seltsame Träume... doch ich habe nur Nasenbluten bekommen als ich versucht habe mich zu erinnern."
Wahrscheinlich klang das alles so unglaubwürdig, dass Liasanya die Geschichte bezweifelte. Sie fragte ihn auch, ob er nicht eher hier wäre, damit sie ihm ihr Gedächtnis zurückgäbe. "Auch", gab Jonael leise zu. "Eoshan hat mich hierher geschickt", erklärte er, "Sie weiß mehr als sie mir sagen wollte und ich dachte, wenn ich dir helfen kann, kann ich auch mir helfen." Vorsichtig blickte er sie von der Seite her an. "Wenn du nur mit mir zurück kommst, dann können wir das bestimmt alles klären", hoffte er. "Und... sie hat gesagt, dass du..." Sollte er das Lia sagen und wie konnte ausgerechnet er ihr dabei helfen? "Dass es dir nicht gut ginge und deine Juwelen... dass sie unter großer Belastung stünden." Vorsichtig formuliert, er wollte nicht das Wort 'Zerbrechen' benutzen. "Hat sie recht?", fragte er leise nach.
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Re: Verlorene Erinnerungen

Beitragvon Liasanya » Mi 15. Feb 2023, 21:08

Wenigstens war der Prinz ehrlich, als er nun sagte, dass er es aus dem Brief hätte. Doch eigentlich hätte er sie vergessen. Auch wenn sie ihm vertraut vor käme. Es entlockte Lia ein leichtes Lächeln. Jonael war wirklich süss. Auch wenn ihre Erinnerungen an manchen Stellen lückenhaft und verschwommen waren, mochte sie ihn doch irgendwie immer noch. Es war alles so verwirrend. Hier ausserhalb von Dea al Mon war das schwer zu klären. Aber eigentlich wollte Lia nichts klären. Deswegen war sie ja gegangen. Weil sie ihre Ruhe haben wollte.

Ängstlich folgte er ihr tiefer in den Wald und erzählte ihr, an was er sich alles erinnerte. Dass er seltsame Träume hätte. Doch er würde nur Nasenbluten bekommen, wenn er versuchte sich zu erinnern. Jonael gab zu, dass er auch gekommen wäre, um sein Gedächtnis wieder zu erlangen. Eoshan hätte ihn geschickt. Wenn sie gemeinsam zurück kehren würde, könnten sie bestimmt alles aufklären. Eoshan hätte auch gesagt, dass es ihr nicht gutgehen würde und ihre Juwelen unter grosser Belastung stehen würden.

Liasanya wich Jonaels Blick aus und ging lieber weiter in den Wald. Eoshan hatte recht. Natürlich. Sie hatte immer Recht. Doch beantworten wollte sie die Frage nicht. Weil... sie musste sich etwas konzentrieren, doch dann wusste sie es wieder. Weil Jonael so schwer verletzt gewesen war, dass sie ihre Juwelen offensichtlich bis zum Letzten ausgeschöpft hatte, um ihn zu retten. Sie hatte ihn nicht unter Druck setzen oder ihm ein schlechtes Gewissen machen wollen, weswegen sie ihm nichts gesagt hatte. Und da es noch immer so war, schwieg sie auch jetzt, wurde langsam aber wieder ruhiger und dieses kräftezehrende Schrillen war auch nicht mehr so laut, verstummte langsam.

Endlich konnte sie versuchen über all das nachzudenken. Auch wenn das nicht viel brachte. Sie fühlte sich immer noch zu tiefst verletzt und verwirrt. Und nun stand sie ihrem Peiniger gegenüber, der sich an nichts erinnern konnte und dem das offensichtlich alles zuviel war. Er wirkte so, als hätte er noch nie Sex gehabt, geschweige denn, dass er jemanden vergewaltigen würde. Allerings hatte er noch nie so ausgesehen und auch jetzt hatte er nichts gegen die Vorwürfe gesagt. Vielleicht fand er es gar nicht so schlimm.

"Es tut mir Leid, dass ich dich so angefahren habe Jonael", meldeten sich entschuldigend ihre Heilerininstinkte. Verwirrt lächelte sie ihm zu. "Wenn du dich an nichts erinnern kannst, dann bist du irgendwie wie eine andere Person, die einfach den gleichen Körper hat, wie der andere. Es wäre nicht fair, dir diese Vorwürfe zu machen. Du hast es dann ja nicht wirklich getan." Es fiel ihr aber doch schwer, das zu sagen. Denn sein Gesicht erinnerte sie die ganze Zeit daran, was sein voriges Ich mit ihr gemacht hatte. "Ich verstehe nur nicht, warum Eoshan dich gleich alles hat vergessen lassen und nicht nur ein Netz gewoben hat, das dich die Geheimnisse vergessen liess, wie sie es bei mir auch gemacht hat."
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Re: Verlorene Erinnerungen

Beitragvon Darken » Mi 15. Feb 2023, 21:08

Irgendetwas stimmte da nicht. Liasanya antwortete nicht auf seine Frage, wich sogar seinem Blick aus und ging bloß tiefer in den Wald. Jonael blieb nichts anderes übrig als ihr zu folgen; ein mulmiges Gefühl im Magen. Hoffentlich konnte er Lia helfen, und ja damit auch sich selbst. Es wurde immer quälender sich an nichts erinnern zu können. Jedoch bekam Jonael langsam mit, dass dies kein Unfall gewesen war sondern bewußt so geschehen war, nur wie genau wußte er noch nicht. Konnte er der Dea al Mon glauben? War er so ein schrecklicher Mensch? Plötzlich hatte er Angst zu sehr in sich zu forschen. Wie als könnte ein furchtbares Monster in ihm lauern.
Schweigend ging der junge Prinz weiter bis Lia wieder das Wort ergriff und sich entschuldigte. Er wäre nicht die Person, die sie gemeint hätte, obgleich er denselben Körper besäße. Das klang kompliziert, es gab doch nur ein Ich von ihm.
"Aber...", setzte er zögernd an, "Wenn du mich nicht verwechselst... dann muss ich es doch getan haben. Ich kann mich nur nicht mehr erinnern." Ob er sie fragen sollte was passiert war?

Da sagte die Heilerin plötzlich laut, sie verstünde nicht warum Eoshan ihn alles hätte vergessen lassen und nicht nur ein Netz gewoben hätte wie bei ihr. Jonael erstarrte, hatte das Gefühl die Bäume würden dichter rücken.
"Sie... sie... war das?", hauchte er, "Sie hat meine Erinnerungen geraubt? Ich dachte... sie wollte mir helfen." Jonael war verblüfft und auch irgendwie verletzt, er hatte nichtmal in Erwägung gezogen, dass die Königin das gemacht hatte. Dafür hatte er sich mit ihr instinktiv verbunden gefühlt. Konnte er sich auf seine Instinkte überhaupt verlassen?
"Ich dachte nicht, dass sie mich anlügt. Ich weiß überhaupt nichts mehr." Und ob Lia die Wahrheit sagte... sein Mißtrauen wuchs. "Was für ein Netz meinst du denn? Geheimnisse? Ich verstehe das alles nicht. Ich.. hatte gehofft, ich würde hier Antworten bekommen, doch überall sind nur noch mehr Fragen."
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Re: Verlorene Erinnerungen

Beitragvon Liasanya » Mi 15. Feb 2023, 21:11

Ob sie nun wollte oder nicht, hatte Lia Mitleid mit dem jungen Prinzen. Er konnte sich an gar nichts mehr erinnern, war eigentlich ein liebevoller Mensch, wurde aber als Vergewaltiger beschimpft und ahnungslos weggeschickt. Die Heilerin spürte seine aufkommende Angst und seine Verletzung. Sie blieb stehen und setzte sich auf eine dicke Wurzel, blickte Jonael sanft an. Gerade konnte sie keine Wut auf ihn empfinden. Zumal sie sich nicht so sicher war, ob sie ihn dafür verantwortlich machen konnte, für das was er vor seinem Gedächtnisverlust getan hatte.

"Jede Königin, jeder Hof hat seine Geheimnisse, die gewahrt werden müssen", erklärte Lia Jonael beruhigend. "Das muss nichts mit dir zu tun haben. Wahrscheinlicher ist, dass du etwas weist, das niemand erfahren darf. Selbst wenn er dein Geist durchforstet. Normalerweise macht Eoshan das nicht. Doch Sion ist sehr gefährlich. Sie hätte das sicher auch nicht gegen deinen Willen getan oder dich angelogen. Du kannst dich wohl nur nicht daran erinnern. Eoshan hat dir mit dem Netz nicht die Erinnerungen geraubt, sondern verwahrt sie für dich, bis du wieder nach Hause kommst. Dann bekommst du deine Erinnerungen wieder und bestimmt auch Antworten für deine Fragen."
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Re: Verlorene Erinnerungen

Beitragvon Darken » Mi 15. Feb 2023, 21:18

Liasanya schien nicht mehr ganz so wütend auf ihn zu sein, denn sie setzte sich auf eine dicke Wurzel und sah ihn mit so einem gewissen Gesichtsausdruck an, den der Prinz nicht recht zu deuten wußte. Die Heilerin erklärte, dass jeder Hof Geheimnisse hätte, die nicht nach außen getragen werden dürften. Jonael würde vielleicht etwas wissen was niemand sonst wissen durfte und deswegen hätte Eoshan ihm mit einem Netz die Erinnerungen genommen. Er würde sie wieder bekommen sobald er wieder nach Hause käme.
"Aber..." Der Prinz wußte gar nicht wo er anfangen sollte, er hatte gedacht, hier bekäme er Antworten und Lia würde ihm helfen. "Da war dieser Brief... der sah mehr so aus als hätte ich ihn an mich selbst geschrieben, doch ich bin mir nicht sicher... Eoshan hat nichts von einem Netz gesagt, nur dass ich meine Erinnerungen nicht erzwingen kann. Ich weiß nicht... ich dachte wenn ich dich sehe, dann... naja.." Er scharrte betreten mit dem Fuß. "Fällt mir alles wieder ein..."

Zwischen zwei dunklen Haarsträhnen schaute er sie mit dunklen Perlenaugen dringlich an. "Du... weißt doch etwas, du kannst dich erinnern oder? Was ist passiert?" Dass sie solche schrecklichen Dinge zu ihm sagte. "Und was heißt, Eoshan hat auch ein Netz über dich gelegt?" Und warum wußte er was damit gemeint war, ging ihm einen Moment später auf. Das war alles so verwirrend.
"Ich will auch wieder nach Hause, ich weiß aber nicht wo das ist. Bei Eoshan klang es nicht so als wäre ich schon lange in Dea al Mon. Ich sehe ja auch nicht wie einer aus, irgendwoanders muss ich zuhause sein. Weißt du wo das ist?", fragte er mit leichter Verzweiflung in der Stimme.
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Re: Verlorene Erinnerungen

Beitragvon Liasanya » Do 16. Feb 2023, 07:54

Leider konnte Liasanya den jungen Prinzen nicht beruhigen. Es kamen nur noch mehr Fragen. Das ganze war aber auch sehr merkwürdig. Warum konnte Jonael sich an gar nichts mehr erinnern, ausser an die grundlegendsten Dinge eben? Warum hatte Eoshan keinen Brief geschickt oder jemand anderen, der Lia alles erklären und sie zurück holen konnte. Stattdessen schickte sie einen überforderten Jungen, der sich lieber in sein Bett verziehen und weinen mochte. Was ja auch verständlich war, wenn man völlig ahnungslos in so eine Situation tappte.

Seinem eindringnlichen Blick wich sie aus. Ja, sie wusste einige Dinge, doch wenn er seine Erinnerung verloren hatte, wollte sie ihn nicht damit konfrontieren. Sie konnte nicht von ihm erwarten, dass er sich für etwas verantwortete, woran er sich nicht erinnern konnte. Er würde sich nur noch schrecklicher fühlen.
"Ja, ich kann mich erinnern", gab sie ausweichend zu. "Aber auch nicht an alles. Ich habe einige Dinge vergessen, von denen ich noch nicht einmal weiss, dass ich sie vergessen habe. So ein Netz hat Eoshan über mich gelegt. Ich glaube, ich habe einiges über dich vergessen, denn als man mir sagte, dass ein Jonael mich sehen wollte, sagte mir das nichts. Erst als ich dich gesehen habe, wusste ich..." Sie hielt inne und schüttelte den Kopf.
"Nein, ich will dir nichts vorwerfen, an das du dich nicht erinnern kannst", meinte sie selber einigermassen verwirrt. "Wir sollten uns auch nicht daran erinnern, bis wir wieder zurück in Dea al Mon sind. Das ist zu gefährlich. Sollten wir uns erinnern können, würden wir es auch tun, was auch immer Eoshan für Netze für uns gewebt hat. Ich vertraue ihr."

Jonael schien jedoch nicht beruhigt. Leichte Verzweiflung schlich sich in seine Stimme, als er wissen wollte, wo sein Zuhause sei. Denn bei Eoshan hätte es nicht so geklungen, als wäre er schon lange in Dea al Mon. Er würde ja auch nicht wie einer aussehen. Deswegen müsse er irgendwoanders zuhause sein. Ob sie wisse wo das sei.
Einigermassen verwirrt schüttelte Lia erst den Kopf, während er redete, nickte dann aber auf seine Frage hin und erhob sie mit einem liebevollen Lächeln geschmeidig, trat zu dem Prinzen hin und hielt ihn sanft bei seiner Hand. "Du bist in Dea al Mon zu hause, Jonael", antwortete sie ihm innig und eindringlich. "Das weiss ich trotz des Netzes ganz genau. Da hast du Familie und Freunde. Ich weiss, dass da viele Menschen auf deine Rückkehr warten, die dich ganz fest lieb haben." Unwillkürlich musste sie an ihre eigenen Freunde und ihre Familie denken, die sie einfach so verlassen hatte. Vielleicht war es wirklich an der Zeit, wieder zurück zu gehen.
"Lass uns heute Abend noch das Fest der Glacier geniessen, Jonael", schlug sie aufmunternd vor. "Ohne schwere Gedanken an die Vergangenheit. Das passt auch gar nicht hier her. Und morgen dann, nachdem wir unseren Rausch ausgeschlafen haben, können wir uns ja verabschieden und wieder nach Hause gehen. Da können wir dann auch dafür sorgen, dass du dich wieder erinnern kannst."
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Re: Verlorene Erinnerungen

Beitragvon Darken » Do 16. Feb 2023, 09:18

Das war unfair, alle konnten sich erinnern nur er nicht, denn Liasanya antwortete ihm, dass sie sich teilweise erinnern könnte. Es wirkte aber nicht so als wollte sie ihm das sagen. Wenigstens konnte sie nachempfinden wie es ihm ginge. Er wußte auch bloß, dass er vieles vergessen hatte, nicht jedoch was. "Das ist kein schönes Gefühl", nickte er, "Wie eine dumpfe Lehre hier, da im Bauch." Er tippte auf seinen Bauch.
Die Heilerin fuhr fort, dass sie ihn erst erkannt hätte als sie ihn gesehen hätte. "Du... willst es mir nicht sagen?", fragte er leise, "Warum du so wütend auf mich bist und... diese Dinge gesagt hast..." Liasanya schob das nach hinten, sie sollten sich nicht erinnern bis sie nicht wieder zurück in Dea al Mon wäre. Alles andere wäre zu gefährlich.
"Meinst du, sie hat auch ein Netz bei mir gewebt? Aber... sie hat nichts darüber gesagt. Warum nicht?", fragte er sich laut. Er sollte Eoshan wohl auch vertrauen. Hoffentlich waren sie bald wieder zurück in Dea al Mon. Wieder überkam den jungen Prinzen Verzweiflung und er fragte Lia, ob sie nicht wußte wo sein Zuhause wäre. Die blonde Heilerin erhob sich wieder, lächelte ihn an und ergriff seine Hand.

Instinktiv überkam Jonael ein mulmiges Gefühl, er hatte nur eine Hand und wenn die jemand hielt, war da gar nichts mehr. Kein Schutz mehr, den er hätte. Jedoch wollte er Lia auch nicht zurückweisen und so blieb er unsicher stehen. Ihre lieben Worte beruhigten ihn ein wenig. Fest davon überzeugt erklärte sie ihm, dass er sehr wohl in Dea al Mon sein zuhause hätte. Da hätte er Familie und Freunde und viele, die auf ihn warteten. "Wirklich?", fragte er, "Es hat mich aber niemand verabschiedet... meinst du, das ist auch wegen dem Netz? Ach, ich wünschte auch wir wären wieder in Dea al Mon. Ich... irgendwie vermiss ich den Wald schon. Hier ist zwar auch einer, aber der... der fühlt sich anders an." Ob er ihr erzählen sollte, dass er so... Träume von einem Dea al Mon hatte? Vielleicht kannte Lia den ja. Jonael hatte das hübsche Gesicht des Kriegers so deutlich vor Auge, dass er ihn ganz bestimmt in allen Einzelheiten beschreiben könnte. Wer war er bloß? Ein Freund? Oder nur eine Wunschvorstellung?
Der Prinz zog seine Hand doch wieder zurück. "In Ordnung", stimmte er ihrem Vorschlag zu das Fest der Glacier zu genießen. Morgen könnten sie dann aufbrechen. Oh, das klang sehr gut. Nicht, dass es nicht abenteuerlich gewesen wäre in der Wildnis herum zu reisen und fremde Landschaften und Leute kennenzulernen, doch Jonael wollte erstmal seine Erinnerungen wieder. Bis dahin war fast alles fremd.
"Wie sind denn die Glacier hier so? Bist du schon lange hier?", fragte er und wollte mit ihr zurück zu den Zelten. "Und... äh was wird denn gefeiert?" So richtig hatte er das vorhin nicht mitbekommen.
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Re: Verlorene Erinnerungen

Beitragvon Liasanya » Do 16. Feb 2023, 19:33

"Ich weiss, was du meinst", nickte die Heilerin auf seine Aussage, dass es nicht schön wäre, wenn man sich nicht erinnern konnte, schüttelte dann aber leicht hilflos ihren Kopf. Sie wollte dem jungen Prinzen wirklich nichts vorwerfen. Er hatte ja keine Möglichkeit sich zu verteidigen, da er sich an nichts erinnerte.

"Ich weiss nicht, was und warum Eoshan getan oder gesagt hat, Jonael", versuchte sie zu erklären und liess seine Hand wieder los, da sie irgendwie das Gefühl bekam, dass er das nicht wollte, dass sie ihn an der Hand hielt. "Oder was sie eben nicht gesagt hat. Dass dich niemand verabschieden kam, liegt bestimmt an dem Netzt. Denn sonst wäre Merion ganz bestimmt gekommen, um dich noch einmal fest zu drücken." Aufmunternd lächelte sie den verwirrten Prinzen an.

"Ich vermisse Dea al Mon auch", nickte sie. "Der grosse Wald fühlt sich wirklich ganz anders an, als der hier. Lebendiger. Und Jonael... Ich bin dir jetzt nicht böse und was ich gesagt habe, tut mir Leid. Das gehört nicht hier her. Lass uns diese Nacht noch Spass haben und dann gehen wir wieder zurück. Du hast Recht. Es ist an der Zeit dazu." Erleichtert, dass der Jonael nicht mehr ganz so verzweifelt und sogar einverstanden war mit ihrem Vorschlag, wandte sie sich wieder Richtung Lager, damit sie zurück gehen konnte. Irgendwie hatte es sich auch für sie geregelt. Oder vielleicht hatte sie ihre Gefühle nur weggeschoben, weil es nichts brachte, Jonael Vorwürfe zu machen, wo er sich an nichts erinnern konnte.

"Die Glacier hier sind ein rauhes Volk, das seine Streitereien gerne sofort mit der Faust bereinigt", fing sie zu erklären an. "Aber sie sind auch ein sehr herzliches Volk die untereinander im Stamm sehr gut aufeinander aufpassen. Oh und sie sind laut. Ich bin jetzt etwa eine Woche hier und heute Abend wird der Abschluss der Wettkämpfe und des Treffens gefeiert. So wie das bis jetzt gelaufen ist, nehme ich an, dass es noch lauter wird und noch mehr Alkohol fliesst." Übermütig grinste sie Jonael an. Es war deutlich, dass sie sich darauf freute. Auf eine weitere und letzte leidenschaftliche nacht mit ihrem galcianischen Prinzen.
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Re: Verlorene Erinnerungen

Beitragvon Darken » Do 16. Feb 2023, 19:37

Liasanya hatte auch keine Erklärung und wußte nicht was Eoshan alles gemacht hatte. Jedoch vermutete die Heilerin, dass ihn niemand verabschiedet hätte wegen dem Netz. Andernfalls wäre gewiss Merion gekommen um ihn nochmal ganz fest zu drücken. Verdutzt und auch ziemlich neugierig blickte Jonael die Dea al Mon an.
"Merion? Wer ist denn das?", fragte er und versuchte in seinem Gedächtnis nach dem Namen zu greifen ob er ihm etwas sagte. Da mußte doch irgendetwas sein, wenigstens ein bißchen... ernüchtert stellte er fest, dass da gar nichts war. Ein Freund? War es ein Junge oder ein Mädchen?
Die Heilerin stimmte ihm zu, dass der Wald sich hier anders anfühle. Noch einmal bekräftigte sie, dass sie ihm jetzt nicht böse wäre, es täte ihr sogar leid. Diese Nacht sollten sie noch Spaß haben. "In Ordnung..", stimmte er kleinlaut zu, denn in seinem jungen Geist schwirrten noch immer ihre anklagenden Worte umher, die ihn auch verunsicherten und beschäftigten. Alleine konnte er sich aber keinen Reim darauf machen. Und wollte sie tatsächlich etwas mit ihm zu tun haben wo er ihr so unglaublich weh getan hatte?

Er fragte erst einmal nicht nach. Spaß haben klang schöner und morgen würden sie ja wieder zurückreisen. Lia erzählte ihm auch von den Glaciern, die viel untereinander prügelten, feierten und sich gegenseitig beschützten. Heute würde der Abschluss der Wettkämpfe laufen. "Laut und Alkohol?" Der junge Prinz wußte nichtmal ob er das feiern wollte, Lia jedoch anscheinend schon so wie sie grinste.
"Kann man bei den Wettkämpfen zuschauen?", fragte er. Sie kehrten aus dem Wald zurück, sahen wieder die ersten Zelte. Wo war denn Karon? Vermutlich bei seiner Familie. "Hast du gewußt, dass Karon hier einen Sohn hat? Er hat mich begleitet um mich äh zu beschützen und unterwegs haben wir noch diese Schwarze Witwe getroffen. Tiarla. Sie ist sehr nett, ich sollte sehen wo sie ist", überlegte er.
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Re: Verlorene Erinnerungen

Beitragvon Liasanya » Do 16. Feb 2023, 19:45

"Du hast sogar Merion vergessen?" fragte Liasanya erstaunt nach. "Das Netz ist ja wirklich sehr krass. Na dann wird dich zuhause jedenfalls eine schöne Überraschung erwarten." Fröhlich grinste sie Jonael an und zerwuschelte ihm sein Haar. Nein, jetzt konnte und wollte sie ihm nicht böse sein. Dazu mochte sie ihn immer noch viel zu sehr. Oder besser gesagt mochte sie sein neues Ich auf Anhieb viel zu sehr. Vorher... waren ihre Gefühle viel tiefer gegangen und es tat unheimlich weh, wenn sie daran dachte, was er mit ihr gemacht hatte. Nein, lieber nicht daran denken. Sie war hier um glücklich zu sein.

"Jaaa, sehr laut und viiiiel Alkohol", bestätigte Lia kichernd. "Du wirst schon sehen. Und natürlich kannst du bei den Wettkämpfen zuschauen. Die Glacier lieben es zu zeigen, wie starkt und begabt sie sind und sich mit andern zu messen. Komm, ich stelle dir Henrik. Er ist ein Musterbeispiel von ihnen. Und natürlich kenn ich Leones. Er ist der Sohn von Karon und Savah. Aber Tiarla kenne ich nicht. Du kannst sie mir ja nacher vorstellen, wenn du magst."
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Re: Verlorene Erinnerungen

Beitragvon Darken » Do 16. Feb 2023, 19:45

Sogar? Was hieß denn das? Wer war dieser Merion? Natürlich wurde Jonael jetzt nur noch neugieriger. "Wer ist Merion? Was für eine Überraschung? Kannst du mir nicht wenigstens das sagen? Niemand will mir irgendetwas sagen, kann ich nicht diese eine Sache wissen? Nur irgendetwas aus meinem alten Leben?", drängte er die Heilerin, während er gewandt neben ihr herging. "He!" Sie hatte ihn angegrinst und seine Haare mit dem Haar zerstruwelt. So gut kannten sie sich auch nicht. Wenn da nur nicht das Gefühl von Vertrautheit gewesen wäre...

So ordnete Jonael bloß wieder seine dunklen, glänzenden Haare und folgte der kichernden Lia einigermaßen verwirrt, die sich schon auf den vielen Alkohol und das Fest im allgemeinen freute. Die Glacier würden es mögen zu zeigen was sie könnten und sie wollte ihm gleich Henrik vorstellen, ein Bild von einem Glacier.
"Ja, sobald ich Tiarla finde, stell ich sie dir vor", versprach Jonael. "Aber jetzt sag mir doch wer Merion ist. Bitteee... ist es ein Junge? Ein junger Krieger? Mit hellblonden Haar und Augen, die je nach Lichteinfall blau oder silbern glänzen? So wie wunderschöner Bernstein? Und ein sanfter geschwungener Mund, süße gespitzte Ohren und eine klare Stimme, mal ruhig, mal voller Begeisterung und mal so rau und..." Er stockte, wurde ein bißchen rot. "Ich hab geträumt", erklärte er etwas verlegen. Die Träume verwirrten ihn. Woher wußte er davon oder dass er Männer gern hatte... hatte er die wirklich gern? Warum dachte er gerade an... das eine?
Sie gingen zwischen den Zelten entlang, Jonael hörte schon die seltsame Musik der Glacier, mit Dudelsäcken und Hörnern, Trommeln und dergleichen. Aber sehr rhythmisch... hatte er das schonmal gehört?
"Wird hier auch getanzt bei den Festen?", fragte er. Hatte er so ein Fest schon einmal mitgemacht? Er war voller Fragen. Sein Blick traf eine junge Glacierin mit langen, glatten Haaren und ernsten Gesichtsausdruck, die gerade einen Falken auf ihrem Arm mit Fleischstückchen fütterte.
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Re: Verlorene Erinnerungen

Beitragvon Liasanya » Do 16. Feb 2023, 19:51

Ganz so leicht liess sich Lia nicht überreden, zu sagen, wer Merion war. Denn sobald Jonael wusste wer Merion war, würde sie nicht mehr wichtig für ihn sein und irgendwie hatte es ihr ja schon gefallen, dass er extra wegen ihr bis hier her nach Glacia gereist war und so viel auf sich genommen hatte. Sie wusste, das war gemein, aber für ein paar Minuten durfte sie das doch noch geniessen. Ausserdem war Jonael so süss, wie er es unbeding wissen wollte.

Die Heilerin wollte es dem jungen Prinzen gerade doch noch sagen, als Jonael schon selber darauf kam und Merion schwärmerisch und mit poetischen Worten selber schon beschrieb. Verblüfft starrte sie ihn mit grossen Augen an, während er fragte, ob Merion einen sanft geschwungenen Mund und so süsse, gespitzte Ohren hätte und und und. Schliesslich stockte er doch noch und wurde rot. Verlegen gab er zu, dass er geträumt hätte.
"Ich wollte schon fragen, ob du mich angeflunkert und du dich doch erinnern kannst", lachte Lia. "Na, du weisst jedenfalls schon sehr gut Bescheid, wer Merion ist. Da brauche ich dir das nicht zu sagen. Ich hab Merion nämlich nie ganz so genau angeguckt wie du." Schelmisch zwinkerte sie ihm zu und knuffte ihn sanft in die Seite.

Inzwischen hatten sie das Zeltlager wieder erreicht. Die Glacier bereiteten sich immer intensiver auf das Fest am Abend vor. Etwas weiter weg war auch schon ihre urige, rhythmische Musik zu hören. Lia freute sich schon darauf, wieder mit Henrik zu tanzen. Wo war er denn? "Oh ja und wie hier getanzt wird", bestätigte Lia grinsend. "Festefeiern können diese Glacier wirklich. Ah, sie mal, da vorne ist er ja. Hallo Henrik, lange nicht gesehen." Etwa eine Stunde. Die Heilerin trat zu dem Prinzen, legte einen Arm um seine Hüfte und kniff ihn kräftig in den Hintern. Küssen konnte sie ihn ja gerade schlecht, da er dabei war einen Bierkrug zu küssen. Oder so ähnlich. "Ich möchte dir Jonael vorstellen. Ein Freund von mir. Er ist extra gekommen, um heute mitzufeiern." Sie zwinkerte ihm zu, um zu bedeuten, dass sie das nicht ganz so ernst meinte.
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