Re: Der verlorene Sohn
von Darken » Sa 7. Jan 2023, 20:39
Es war also doch etwas passiert, sein Gefühl hatte ihn nicht getrogen. Aber was? Es klang alles so unheilsschwanger. Der Kriegerprinz hüllte sich in Schweigen, begann nur ihn aus der Bibliothek zu führen. Minan wurde immer nervöser, während sie die Gänge entlang schritten, doch er traute sich auch nicht zu fragen, wohin genau sie gingen oder was dann passieren würde. Unruhig folgte er Pyratres und bemühte sich in Geduld. Der Weg kam ihm viel kürzer vor als er vermutlich in Wahrheit war, doch dann hatten sie leider schon ihr Ziel erreicht. Ein kleiner wirklich gemütlicher Salon in dem der junge Prinz bisher noch nie zuvor gewesen war. Gehörte das etwa zu den privaten Gemächern von Pyratres?
Aber er wollte nicht... Minan blickte zur Türe, seine einzige Fluchtmöglichkeit, die sich ihm jedoch gerade verschloss. Er versuchte sich zu beruhigen, sagte sich, dass Eoshan gewiss niemanden einstellen würde, der grausam war. Doch es half nicht gegen seine irrationalen Ängste, zudem hatte er den Kriegerprinz bereits einmal wütend erlebt und das wollte er nicht wieder erleben, womöglich sogar am eigenen Leibe abbekommen.
Minan setzte sich zögerlich in einen der Sessel, nachdem der Dea al Mon ihn dazu aufgefordert hatte. "Ich nehme das, was ihr.. du auch trinkst", verbesserte er sich rasch, versuchte nicht in seine alten Muster zurückzufallen, obwohl es ihm schwer fiel. Pyratres hatte einige Flaschen aus einer Vitrine geholt, schenkte ihm nun Wasser ein und stellte ihm das Glas hin. Sie tranken beide das gleiche, das war wenigstens etwas sicher, doch trotzdem würde Minan das Glas nicht anrühren bevor nicht der Dea al Mon zuerst von seinem einen Schluck genommen hatte. Es geschah aus reiner Gewohnheit, dass er so handelte.
Der Haushofmeister ließ sich ihm gegenüber nieder, was den jungen Prinzen etwas beruhigte, da der Tisch zwischen ihnen war. Aber als er dann den ernsten Blick mitbekam, war es mit der Ruhe wieder vorbei. Vor allem als Pyratres nun zu sprechen begann. Besuch? Und was meinte er damit, dass es Minans Ankunft in ein vollkommen anderes Licht rückte? In ein schlechtes Licht? Würde er ihn aus dem Wald hinauswerfen? Nein, Eoshan würde das doch nicht erlauben, aber vielleicht wußte sie ja gar nichts von dem Gespräch und erreichen konnte er sie auch nicht. Minan vermied es zur Tür zu blicken, doch er wirkte eindeutig etwas verloren in dem Ledersessel.
Minan schwieg, während Pyratres ihm einige Fragen stellte, die ihn in noch mehr Verwirrung stürzten. Was sollte er dazu nur sagen? Und vor allem, warum wollte der Kriegerprinz das bloß wissen? Er nagte an seiner Unterlippe, schwieg eine Weile. Minan hatte selbst mindestens ebenso viele Fragen, doch er wagte nicht eine von ihnen zu stellen. Zum Beispiel was passierte, wenn er die Fragen des Haushofmeisters nicht beantworten wollte.
"I-ich hatte Geburtstag und wurde siebzehn.... und deswegen durfte ich in Draega ins Theater", fing er nun doch an zu berichten, "Als ich wiederkam, hatte Timaris ganz viele Adelige eingeladen und sie war wütend und der Meinung, dass ich zu spät kam... obwohl ich gar nichts von der... Feier wußte." Der Prinz schluckte, senkte den Kopf und konnte den Dea al Mon nicht anschauen. So genau hatte er das noch nie jemanden gesagt. "Dann... dann hat sie Musik angemacht und ich mußte mit ihr tanzen, bis ich mich wehrte und sie noch wütender wurde und mich schlug... da hat sie eine Machtkugel auf mich geschleudert. Es sah aus als würde ich brennen und ich hatte furchtbare Angst, dass ich wirklich sterbe, doch Caelvar, der Eyrier, der mit mir gekommen ist, hatte ein Schild unter seine und meine Kleidung gelegt und so verbrannte nur meine Kleidung und wir selbst verschwanden. Ich weiß nicht genau was dann passierte, ich schrie... und viele zerbrachen und dann wurde ich ohnmächtig. Als nächstes wachte ich im Wald auf, bei Caelvar und er sagte mir, dass Timaris dies alles nur inszeniert hatte, weil man mich für tot halten muss, damit Sion nicht weiter nach mir sucht, und dass wir nun nach Dea al Mon reisen würden. Das haben wir gemacht und seitdem bin ich hier..." Langsam hob er seinen Kopf wieder, in seinen Augen glitzerten Tränen. "Was glaubst du denn wie ich deswegen zu Hayll und seiner Königin stehen soll?" Er würde ihr nie mehr vertrauen können. Von der Reise selbst wußte er nichts zu berichten, denn er war in völliger Apathie gewesen und wäre Darken nicht, hätte Caelvar ihn wohl den weiten, gefährlichen Weg tragen müssen. "Warum fragst du mich das alles? Muss ich jetzt von hier auch weg?", fragte er ganz leise. "Bitte, ich möchte nicht gehen..." Allein bei dem Gedanken daran, wurde ihm schlecht. Er war so gerne in Dea al Mon, er wollte nicht mehr fort, besonders nicht wo er nun auch Freunde hier hatte.