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Der verlorene Sohn





Der verlorene Sohn

Beitragvon Cerco » Sa 7. Jan 2023, 11:33

Cerco blickte zu dem hoch vor ihm aufragenden Wald. Dea al Mon. Bisher hatte er nur Sagen und Legenden darüber gehört. Der Krieger atmete tief durch und machte einen Schritt vorwärts. Das Dorf in der Nähe hatte ihn darüber gewarnt, dass man den Wald nicht betreten durfte, wenn man nicht erwünscht war. Aber es war der einzige Weg mehr über Minans Verbleib zu erfahren, mußte er es da nicht riskieren? Wenn auch nur die geringste Chance bestand, dass sein Sohn noch lebte...
Trotzdem war schon einige Zeit vergangen seitdem Cerco mit der Königin von Hayll geredet bzw. gestritten hatte. Sie hatte nicht in offenen Worten darüber gesprochen, doch ihm erklärt warum alle Minan für tot halten mußten. Es gab mehrere Gründe dafür. Einerseits die visionshaften Bilder, die der Junge gemalt hatte, dann, dass er als zerbrochene Schwarze Witwe tiefer ins Verzerrte Reich konnte, um genauere Visionen von Sion zu erhalten und zum anderen, dass er schutzlos war und viel über Timaris und ihren Hof wußte. Genug Gründe, um ihn von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Für immer?
War er wirklich tot? Aber solange es nur einen Strohhalm Hoffnung gab, würde er sich daran klammern. Lady Tolarim war nicht so herzlos wie alle sie dafür hielten. Und sie hatte ihm gesagt, wenn er mehr erfahren wolle, sollte er mit einer Schwarzen Witwe in Dea al Mon reden. Cerco hatte es als Hinweis darauf verstanden, dass Minan hier sein konnte.

Der Gedanke hatte ihn in den letzten Wochen nicht mehr losgelassen und die Ungewissheit war quälend. Trotzdem hatte es so lange gebraucht sich wirklich zu dieser Reise durchzuringen, denn er war oft genug vor diesem Wald gewarnt worden. Cercos Frau hatte ihn beschworen, nicht zu gehen, aber am Ende hatte sie ihn doch nicht aufhalten können. Er mußte diese Reise einfach machen. Der Krieger ging vorsichtig und langsam weiter.
Es war gefährlich was er hier unternahm, das wußte er. Schließlich wollte er Sion ja nicht doch noch auf die richtige Spur führen. Anderseits, hatte Cerco nie angenommen, dass er, ein einfacher Hunde- und Pferdezüchter aus Scelt, einmal in solche Ereignisse hinein gezogen werden würde. Erst als einmal bei seinem Hof in Scelt ein schwarzgewandteter Reiter erschienen war und ihn unter dem Vorwand einer Volkszählung von Blutleuten seltsame Fragen nach seinen Kindern gestellt hatte, war Cerco wirklich die Tragweite der Geschehnisse bewußt geworden. Wahrheitsgemäß hatte er geantwortet, dass Hagen, Mabh und Tarek seine einzigen noch lebenden Kinder wären von denen er wüßte. Doch die Beklemmung war dagewesen... wie ein drohender dunkler Schatten über ihm.
Der Krieger ging weiter, betrat den Wald. Seit dem Reiter war viel Zeit vergangen und er mußte jetzt einfach Gewissheit haben. Er hatte sogar nach Verfolgern Ausschau gehalten, die Knotenpunkte der Netze mehrmals gewechselt und war sich selbst sehr verrückt und paranoid dabei vorgekommen.
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von Anzeige » Sa 7. Jan 2023, 11:33

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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Pyratres » Sa 7. Jan 2023, 11:36

Warum beim Feuer der Hölle musste sie ihm dauernd so kryptische Aufgaben und Anweisungen geben? Er mochte ja Rätsel und überlegte gerne, wie sich schwierige Aufgaben erledigen liessen. Doch ein:Wir kriegen ein Besuch, den ich gerne Empfangen würde, was ich aber nicht darf, der uns traurig und erfüllt von Hoffnung zugleich, schnell und unbehelligt wieder verlassen soll und der dir möglicherweise wertvolle Informationen liefern kann, war nicht sonderlich viel. Informationen was betreffend, bitteschön und von wo kam er. Die Grenze zu Dea al Mon war lang. Aber Eoshan hatte nur den Kopf geschüttelt und gemeint, dass er diesen Krieger abfangen sollte, bevor ihm etwas geschah und ihn möglichst rasch unter eben genannten Bedingungen nach Hause schicken sollte. Schwarze Witwen, also ehrlich! Konnten die sich nicht einmal klarer ausdrücken? Das hatte er Talyn auch schon einmal gefragt und sie hatte amüsiert grinsend gemeint, dass im Nachhinein doch immer alles wunderbar klar sei.

Schliesslich fand er den Krieger doch, allerdings war seine Stimmung nun nicht gerade heiter. Wenigstens war der Krieger noch nicht sonderlich weit gekommen und er musste ihn nicht aus Schlingpflanzen retten und hoffentlich auch nicht irgendwelche Vergiftungen kurieren. Allerdings war er drauf und dran in ein Feld voller stacheligen Brombeerranken zu treten.

"Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, erst anzuklopfen, bevor du jemandes Heim betrittst, Lord?" fragte er unwillig aus den Ästen heraus. "Das könnte unangenehme Folgen für dich haben." Pyratres kletterte flink einige Äste weiter nach unten, so dass der Fremde ihn sehen konnte. Gekleidet war er in robustes und doch geschmeidiges, schwarzes Leder und auf dem Rücken trug er ein eindrucksvolles Breitschwert. "Wer bist du und was willst du hier?"
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Cerco » Sa 7. Jan 2023, 11:37

Mit gebotener Vorsicht begann Cerco in den Wald vorzustoßen. Lebte hier wirklich dieses sagenhafte Volk von dem er manchmal gehört hatte? Sollte er sich dann irgendwie bemerkbar machen oder wurde er bereits beobachtet? Der Krieger sah sich prüfend um, aber er bemerkte niemanden, spürte niemanden.
So ging er weiter, war jedoch noch nicht so weit gekommen, als er zwar nichts hörte, jedoch trotzdem plötzlich die Anwesenheit von jemand anderen spürte. Kurz darauf ertönte eine etwas ungehaltene männliche Stimme aus dem Blätterwerk über ihm. Cerco blieb prompt stehen. Die Frage nach dem Anklopfen und den unangenehmen Folgen klang mehr wie eine Drohung, so wollte der Krieger den Fremden nicht noch weiter provozieren. Ein Kriegerprinz wie er auch noch feststellte, als dieser den Baum weiter herunter geklettert kam, jedoch auf einem der niederen Äste stehen blieb und auf Cerco herab sah. Ihm fielen sofort die spitzen Ohren auf. Also hatte er es wirklich mit einem Dea al Mon zu tun. Der Kriegerprinz trug dunkle Lederkleidung, man sah den Griff eines großen Schwertes hinter seinem Rücken aufragen.

Cerco nickte ihm zu, mit dem festen Vorsatz sich nicht gleich abwimmeln zu lassen. "Hätte ich eine Türe gesehen, so hätte ich angeklopft, Prinz", erwiderte er freundlich. "Ich wußte nicht wie ich mit eurem Volk Kontakt aufnehmen sollte, ich wollte niemanden zu nahe treten oder beleidigen, entschuldigt", gab Cerco zu. Wie fragte er jetzt am besten nach Minan? Noch einmal sah er sich um, doch der Fremde schien alleine zu sein. "Ich bin Cerco Sarden, ich komme aus Scelt, und ich bin auf der Suche nach jemanden, der mir sagen kann, was mit meinem Sohn passiert ist", setzte er zu einer Erklärung an. Man konnte die Hoffnung in Cercos Augen erkennen, die eines Vaters, der nicht glauben wollte, dass sein Sohn tot war. "Ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr mich zu eurer Königin bringen könnt, damit ich ihr meine Bitte vortragen kann." Cerco hatte mittlerweile herausgefunden, dass die Königin von Dea al Mon eine wunderschöne junge Frau sein sollte, was ihn aber mehr interessierte war, dass sie eine Schwarze Witwe sein sollte. Vielleicht die von der Lady Tolarim gesprochen hatte.
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Pyratres » Sa 7. Jan 2023, 11:40

"Wir haben hier genügend Wachposten entlang der Grenze", knurrte er nicht gerade milder gestimmt, wohl wissend, dass er dem Krieger gerade unrecht tat. "Ein Speerfaden hätte gereicht." Ja, er war jetzt gerade sehr unfair. Er sollte sich unbedingt etwas zusammennehmen. So sprang er schliesslich von dem Baum und landete geschmeidig vor dem Krieger.

"Du hast niemanden beleidigt Lord Sarden", beruhigte er Cerco. "Es ist nur gefährlich, hier einfach herum zu spazieren. Dea al Mon ist nicht umsonst ein geschlossenes Territorium. Wenn du die Geschichte deines Sohnes erfahren willst, solltest du dafür sorgen, dass du nicht von Schlingpflanzen zerquetscht wirst."

Das schien Minans Vater zu sein, wie Pyratres vermutete. Auf einmal wurden Eoshans kryptischen Worte klarer, ganz so wie Talyn es prophezeit hatte. Zwar wusste er nicht alles über die Vorgeschichte des Prinzen, doch er wusste, dass ihn alle für tot hielten und es auch so bleiben sollte, da sie ihn sonst nicht so gut vor Sion schützen konnten. Das hiess jedoch, dass er diesem Mann sehr wehtun würden müsste. Dunkelheit! Glauben zu müssen, der eigene Sohn sei tot. Das war grausam. Aber alles hat seinen Preis.

"Wie kommst du denn auf den Gedanken, Lord Sarden, dass meine Königin etwas über den Verbleib eines sceltischen Kindes weiss? Warum sollte sie das kümmern?" fragte er etwas freundlicher nach. Da kam ihm noch etwas in den Sinn. Cerco würde dies wohl nichts bringen, doch für Minan mochte es ein Geschenk sein. So liess er über ihnen auf einem Ast, eine Musik und Bilder Kugel erscheinen, um alles aufzuzeichen.
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Cerco » Sa 7. Jan 2023, 11:41

Der Dea al Mon warf ihm gleich vor, dass es an der Grenze mehrer Wachen gäbe und er hätte einfach einen Speerfaden ausschicken sollen. Cerco biss sich auf die Lippen, um keine patzige Antwort zu geben, woher er das bitte hätte wissen sollen. Nein, er mußte ruhig bleiben, selbst wenn er wie auf glühenden Kohlen saß und endlich mehr über das Schicksal von Minan wissen wollte. Immer noch machte er sich Vorwürfe was mit dem Kind passiert war. Wenn er damals bei Talian geblieben wäre... nur solange bis sie Minan geboren hätte. Er hätte versuchen können dann mit seinem Sohn zu fliehen, ihn nicht dieser verdorbenen Hexe überlassen. Manchmal lag er nachts im Bett wach und hatte deswegen schreckliche Schuldgefühle. Er war ein miserabler Vater gewesen, er war nicht für den Jungen da gewesen, hatte ihn nicht vor seiner grausamen Mutter beschützen können. Hätte er damals nur geahnt, dass sie dies ihrem eigenen Kind antun würde...

Der Krieger verdrängte die Gedanken, richtete seinen Blick wieder auf den Kriegerprinz, der gerade geschmeidig vom Ast sprang und auf dem Boden landete. Der Dea al Mon warnte ihn vor dem Wald und es wäre gefährlich hier herumzuspazieren.
"Das habe ich gehört, aber ich mußte es trotzdem riskieren", gab Cerco unerschütterlich zurück. Und dann stellte der Mann die Frage, die Cerco schon befürchtet hatte. Wie er darauf käme, dass die Königin etwas über seinen Sohn wüßte. "Ich habe gehört, dass sie eine mächtige Schwarze Witwe sein soll und..." Nein, nicht zu viele Details über Minan verraten, er mußte vorsichtig sein.
"Mein Sohn wurde das letzte Mal lebend in Hayll gesehen, wo... es heißt, die Königin von Hayll hat ihn vor den Augen zahlreicher Gäste beim lebendigen Leibe verbrannt." Cerco ballte die Hände zu Fäusten, knirschte mit den Zähnen. "Aber ich möchte Gewissheit haben. Er ist schließlich mein Sohn. Und selbst wenn er in die Dunkelheit eingegangen sein sollte... so hätte eure Königin vielleicht doch einen Weg ihn zu erreichen..." Er sah dem Dea al Mon in die Augen, hoffte auf irgendein Zeichen des Verständnis. "Wenigstens zu erfahren, ob es ihm gut ist, dort wo er jetzt ist..."
Cerco rief eine größere Schachtel herbei und legte sie auf dem Boden ab, öffnete den Deckel. Darin waren ein eingewickelter wunderschön filigraner Degen, ein Etui mit Schreibfedern und eines mit einem Set feinster Pinsel.
"Dies sind alles Gegenstände meines Sohnes. Die Königin von Hayll war so... großzügig mir seine letzten Habseligkeiten zu überlassen. Sie tragen noch seine Signatur wie euch womöglich auffällt, Prinz." Noch einmal sah er den Kriegerprinzen prüfend an. Erkannte der Mann die Signatur gar wieder? Abermals hoffte er auf irgendeinen Hinweis, und so er noch so gering. "Vielleicht... ich hoffte, mit Hilfe der Gegenstände könnte eure Königin etwas über den Verbleib meines Sohnes herausfinden."
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Pyratres » Sa 7. Jan 2023, 19:00

"Es gibt mächtigere Schwarzen Witwen, als meine Königin", antwortete der Kriegerprinz und erwiderte scheinbar gleichgültig den Blick des Kriegers. Seine Augen waren wie Steine und verreiten nichts. Innerlich schrie er aber auf. "Solche mit dunkleren Juwelen und leichter für dich zu erreichen. Es ist ein langer und gefährlicher Weg von Scelt nach hier her. Ausserdem warum sollte ich es zulassen, dass sich meine Königin zu den Zeiten einer solchen Gefahr aussetzt?"

Auf die Kiste, die auf dem Waldboden stand, achtete er gar nicht erst, scheinbar. Doch durch nichts liess er erkennen, dass er Minans Signatur daran sehr wohl wahr nahm. Er war sich nicht sicher, was er dem Vater alles sagen sollte. Am liebsten hätte er ihn ja einfach nach Faolchur gebracht und ihm seinen Sohn gezeigt. Erst musste er noch etwas mehr wissen, um entscheiden zu können, wieviel er dem Krieger geben konnte.

"Lady Timaris Tolarim also?" fragte er gedehnt nach. "Ich habe sie einmal getroffen. Sie erschien mir nicht als eine Frau, die Sachen anfängt und nicht zuende führt. Wenn sie deinen Sohn verbrannt hat, wird wohl nichts mehr von ihm übrig sein, weder von seinem Körper noch von seinem Geist. Immerhin könnte er ja sonst als Dämonentoter zurück kommen und sich an ihr Rächen. So ein Risiko wird sie wohl kaum eingehen."
Wohlweisslich sprach Pyratres nicht sein Beileid für seinen Verlust aus. Denn Minan lebte ja noch. Stattdessen sah er den Krieger nur scharf an und verschränkte seine Arme vor der Brust. "Was lässt dich also daran Zweifeln, dass nichts mehr von deinem Sohn existiert und weshalb kommst du ausgerechnet hier her?"
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Cerco » Sa 7. Jan 2023, 19:43

Der Kriegerprinz erklärte, dass es ja mächtigere Schwarze Witwen gäbe. Das wußte Cerco auch, doch es hatte ja noch mehr Gründe warum er ausgerechnet hierher kam. Wußte es dieser Dea al Mon etwa? Doch seine Augen waren hart, das markante Gesicht verschlossen. Cercos Hoffnungen begannen zu schwinden. Hatte er sich in Timaris' Worten getäuscht? Nur etwas hereingelesen was er hatte hinein lesen wollen? Nein, es konnte nicht sein!
"Ja, es war ein langer und gefährlicher Weg von Scelt und genau deswegen könnt ihr auch bestimmt denken, dass ich nicht einfach so wieder gehen werde", beharrte der Krieger, blieb stehen wo er war. Der andere Mann schien nichtmal zu der Kiste zwischen ihnen zu blicken, doch Cerco ließ sie auch nicht verschwinden.

Der Kriegerprinz erstaunte ihn damit, dass er anscheinend schon einmal die Königin von Hayll getroffen hätte und dass er glaube, dass sie keine halben Sachen mache und Minan bestimmt gänzlich verbrannt hätte, Körper und Geist. Der Dea al Mon hatte die Arme vor der Brust verschränkt, abweisend.
"Was mich zweifeln lässt?" Cerco ließ ein Stück Pergament erscheinen, er wollte das nicht laut sagen, hatte es wohl weißlich in seinem Juwelengepäck verstaut wo man nicht dran kam. "Hier." Er reichte dem Dea al Mon die Schriftrolle.

Ich glaube, dass mein Sohn Minan Darken noch lebt. Die Königin von Hayll ist nicht ganz so grausam wie viele denken. Sie hat mit mir meinen Sohn aus den Händen seiner Mutter Talian Darken befreit, die ihn seit Jahren mißbraucht hatte. Da er Angst vor Wölfen hat und ich Hundezüchter bin, konnte er nicht bei mir leben, so lebte er für einige Zeit am Hof von Hayll. Timaris hat seinen Tod nur inszeniert, um ihn zu schützen, weil er von Sion gesucht wird. Ich glaube, sie hat ihn sehr gemocht. Sie hat mir zu verstehen gegeben, dass ich hier nach ihm suchen soll.

"Sagt euch das irgendetwas?", fragte er den Kriegerprinzen, blickte ihn prüfend an. "Könnt ihr es wenigstens eurer Königin übermitteln, damit sie entscheiden kann, ob sie mich sehen möchte oder nicht? Ich warte sogar hier."
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Pyratres » Sa 7. Jan 2023, 19:54

Minan hatte einen wundervollen Vater. Pyratres hatte gegenüber dem Krieger viel Respekt, dass er in so gefährlichen Zeiten und an so gefährlichen Orten nach seinem Kind suchte. Nicht, das Pyratres dies nicht auch getan hätte. Dennoch gehörte viel Mut oder auch Dummheit dazu, einfach nach Dea al Mon zu gehen. Bei Cerco schien es die Liebe zu seinem Sohn zu sein. Aber selber durfte er sich nicht von seinen Gefühlen leiten lassen.

Bevor er die kleine Schriftrolle entgegennanm, untersuchte der Kriegerprinz sich vorsichtig. Als er zufrieden damit war und sie entgegen genommen hatte, rollte er sie behutsam auf und lass rasch die Zeilen, die von dem Krieger zu stammen schienen. Die Sätze Sie hat mit mir meinen Sohn aus den Händen seiner Mutter Talian Darken befreit, die ihn seit Jahren mißbraucht hatte und Sie hat mir zu verstehen gegeben, dass ich hier nach ihm suchen soll wirkten wie ein rotes Tuch auf ihn. Abrupt kroch eisige Wut empor. Wie konnte eine Mutter ihr Kind nur so quäle? In dem Satz erfuhr er so einiges über den Jungen, was Eoshan ihm wohl verschwiegen hatte. Seine wunderbare, starke und tapfere Königin, die bald eine Standpauke bekommen würde. Sie sollte doch nicht alles alleine tragen. Und dann war da noch die Sache mit der hayllischen Königin. Wie konnte sie nur so unvorsichtig sein und den Krieger hier her schicken, nachdem sie Minans Tod so aufwändig vorgetäuscht hatte? Was wenn ihm jemand gefolgt war oder er schon Sions Netze in sich trug? Dass er aber tatsächlich Minans Vater war, daran zweifelte er nicht im Geringsten. Man konnte die verwandschaft in der Signatur spüren.

"Sion ist nicht tot und stellt nach wie vor eine Gefahr da", war seine wütend geknurrte Antwort darauf und die Schriftrolle verschwand in seinem Juwelengepäck. Über die Kiste legte er heimlich einen roten Schutzschild. Cerco würde sie nicht mehr an sich nehmen können und Pyratres würde sie nacher Minan bringen. Aber erst...
"Wir machen einen Spaziergang", informierte er den Krieger und wandte sich ab. Die Kugel, die das ganze Gespräch speicherte, schwebte verborgen über und etwas leicht vor ihnen her. Der Krieger würde den Wald nicht an der gleichen Stelle betreten, wie er ihn verlassen hatte.
"Nehmen wir einmal an, das stimmt alles", fuhr er etwas ruhiger und in überaus sachlichem Ton fort. "Sollte da dein Sohn in den Gedanken eines Menschen wieder lebendig werden, war alles umsonst. Früher oder später wird Sion diesen Menschen finden und am besten beginnt er die Suche wohl bei der Familie von deinem Sohn. Es ist besser, dein Sohn bleibt tot, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass du ihn sehr vermisst und ihm noch so viel hättest sagen wollen."
Sag es jetzt und Minan wird es hören und sehen können. Pyratres blieb wieder stehen und sah den Krieger eindringlich an. "Meine Königin schickte mich mit dieser Nachricht zu dir Lord Sarden", klärte Pyratres ihn auf und zum ersten Mal war so etwas wie Anteilnahme zu spüren. "Sie wird dich jetzt nicht empfangen. Nicht solange Sion eine solche Gefahr darstellt und sie sich um ihr Volk und ihre immer grösser werdende Familie sorgen muss."
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Cerco » Sa 7. Jan 2023, 19:57

Der Kriegerprinz las die Schriftrolle mit unbewegliche Miene, doch selbst wenn sein äußeres nichts preisgab, so spürte Cerco doch eine aufkeimende eisige Wut in dem Fremden aufsteigen. Das mochte zwar nicht unbedingt bedeuten, dass er etwas über Minan wußte, aber dass er den Mißbrauch stark verurteilte.
Der Mann antwortete erst nach einer Weile in der Cerco immer angespannter geworden war. Dass Sion nicht tot war, wußte auch Cerco, doch er hatte es trotzdem riskieren müssen. "Ich weiß nicht, ob ihr Kinder habt, aber könnt ihr euch vorstellen, nicht zu wissen, ob euer eigener Sohn noch lebt oder nicht?", fragte er, versuchte an das Verständnis und Mitgefühl des verschlossenen Kriegerprinzen zu appelieren, aber bisher hatte der Mann nichts davon zu erkennen gegeben.
Er ging ihm rasch hinterher, als der Dea al Mon sagte, sie würden ein Stück gehen, doch es klang leider nicht so, als würde er ihn nun tiefer in den Wald hinein führen. Stattdessen erwähnte er sehr viel was Cerco sich auch schon selbst gedacht hatte. Dass es besser wäre, wenn er es nicht wußte, denn er würde Minan nur in Gefahr bringen. Es ist besser, dein Sohn bleibt tot. Der Satz schwirrte Cerco im Kopf herum. Ja, es war besser so... für Minan. Sollte er wirklich noch leben.

Der Krieger seufzte. "Ihr habt gewiss recht... ich wünschte nur, ich hätte ihn noch einmal gesehen... die Königin hat ihn ausgerechnet an der Feier seines siebzehnten Geburtstages getötet... in Flammen aufgehen lassen", berichtete er und das Herz wurde ihm schwer. "Es ist nicht fair... er war etwas besonderes und ich hatte zu wenig Gelegenheit bei ihm zu sein und ihm das zu sagen. Ich wünschte nur, ich hätte ihn davor bewahren können was ihm angetan worden ist. Hätte ich ihn nach seiner Geburt mit mir genommen... hätte ich die neun Monate gewartet... aber ich hatte niemals geglaubt, dass sie ihrem eigenen Kind etwas antun würde. Mir ja... aber ihrem Sohn?" Cerco schüttelte den Kopf, er machte sich deswegen immer noch Schuldgefühle. "Aber was erzähl ich das einem Fremden, ihr wißt offensichtlich nicht wovon ich überhaupt spreche." Er blieb auch stehen, erwiderte den Blick des Mannes, der ihm nun entgültig klarmachte, dass seine Königin ihn nicht sehen würde. "Ich verstehe...", erwiderte Cerco beherrscht, atmete tief durch. Aber es war etwas an den Worten des Dea al Mon, die seine Hoffnung nährten, sei sie auch noch so gering.
Nicht solange Sion eine solche Gefahr darstellt und sie sich um ihr Volk und ihre immer grösser werdende Familie sorgen muss. Ihre größer werdene Familie.... konnte es heißen, dass Minan hier ein Zuhause gefunden hatte?
"Ich werde wiederkommen, wenn Sion tot ist. Vielleicht kann eure Königin ja dann ohne Gefahr nach dem Schicksal meines Sohnes forschen..." Cerco rief noch einen Beutel mit Geld herbei. "Hier ist trotzdem etwas für eure Mühe und eure Hilfe. Bitte nehmt es an. Macht damit was ihr für richtig haltet. Bitte", bat er den Dea al Mon eindringlich und hielt ihm den Beutel entgegen.
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Pyratres » Sa 7. Jan 2023, 20:17

Kaum merklich schüttelte er den Kopf. Nein, er hatte weder Kinder, noch wusste er wie es war, wenn man nicht wusste, ob sein Kind noch lebte oder nicht. Eoshan war die einzige Person, die einer Tochter nahe kam. Sich vorstellen zu müssen, dass er gesehen hatte, dass sie verbrannte und im Nachhinein nicht wissen zu können, was jetzt wirklich mit ihr los war, war einfach nur grausam. Der Krieger musste durch die Hölle gehen.

"Ich kenne das Gefühl, dass man in die Vergangenheit zurück möchte, um ein Unrecht gut zu machen und jemand von einem grauenvollen Schicksal zu bewahren", antwortete er schliesslich leise. Seine Maske war nichtssagen und der Tonfall neutral, aber gerade deswegen konnte man erahnen, dass dahinter sehr tief vergraben ebenfalls grosses Leid steckte. Doch wurde er jeden Tag daran erinnert. Jedes Mal, wenn er Eoshan sah.
"Aber Lord Sarden, das hätte niemand vorausahnen können. Niemand würde glauben dass eine Mutter ihrem Kind so etwas antut. Sähe ich nicht den ehrlichen Schmerz in deinem Gesicht, würde ich behaupten, dass du lügst." Hätte ich nicht gesehen, wie unsicher dein Sohn ist.

Das Geld zögerte er nicht anzunehmen. Zwar brauchten weder Eoshan, noch er, noch Minan es, doch er sah wie wichtig es dem Mann war. Knapp und überaus respektvoll neigte er vor Cerco den Kopf. "Ja, komm wieder, wenn Sion tot ist und du wirst empfangen werden. Bis dahin, leb wohl Krieger und achte gut auf dich und deine Familie." Er hielt inne und überlegte kurz. "Solltest du Hilfe brauchen, sollte deine Familie in Gefahr geraten, du weisst, wo du mich findest."
Damit waren sie auch schon wieder zum Waldrand gelangt. Ein gutes Stück davon entfernt, wo der Krieger Dea al Mon betreten hatte.
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Cerco » Sa 7. Jan 2023, 20:23

Auch wenn der Kriegerprinz weiterhin äußerlich keinerlei Emotionen erkennen ließ, alles hinter seiner steinernen Miene verbarg, so konnte Cerco doch heraushören, dass der Mann ebenfalls viel Leid erfahren hatte, gerade als er davon sprach, dass er wußte wie es wäre wenn man Fehler in der Vergangenheit ungeschehen machen wollte. Wenigstens zeigte der Dea al Mon so etwas wie Anteilnahme, trotzdem hätte Cerco viel lieber gehört, dass er ihn mit in den Wald begleiten dürfte, doch er hatte begriffen, dass es zu gefährlich war und der Kriegerprinz schon wegen dem Schutz seiner eigenen Leute ablehnen mußte und sich gewiss auch nicht erweichen oder bestechen lassen mochte.
"Ich wünschte um seinetwillen es wäre nur eine Lüge", gab Cerco bitter auf die Worte des Mannes wider, der gerade den Beutel mit den Geld annahm. Der Krieger wußte nicht einmal, ob es von Wert war in dem Wald, aber allein der Gedanke - und sei er noch so unwahrscheinlich - die Münzen könnten irgendwie zu seinem Sohn gelangen, war in gewissem Sinne tröstend.

Auch er verneigte sich vor dem Kriegerprinzen, der sich höflich und respektvoll von ihm verabschiedete. "Habt Dank, dass ihr mich wenigstens angehört habt. Ich mußte es zumindest versuchen, das war ich ihm schuldig." Sie waren zurück beim Waldrand, doch auch Cerco bemerkte, dass es nicht die gleiche Stelle war. Weniger wegen der Umgebung, sondern wegen der Kiste mit Minans Sachen, die er woanders zurückgelassen hatte. Aber der Krieger war klug genug nicht mehr danach zu fragen. Selbst wenn sein Sohn nicht hier war, allein diese Erinnerungsstücke zu sehen und die schwache Signatur Minans daran zu spüren, war schmerzhaft für Cerco. Es war besser, wenn er sie hier zurückließ.
"Lebt wohl, Prinz und entrichtet meine Grüße eurer Königin." Auch wenn er nicht dessen Namen wußte, aber vermutlich war es besser so. Cerco zögerte noch kurz, dann aber gab er sich einen Ruck und kehrte sich ab, um Dea al Mon entgültig zu verlassen. Es wurde Zeit zurück nach Hause zu reisen und da er wieder einige Umwege zur Sicherheit nehmen wollte, würde es noch ein langer Weg werden.
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Pyratres » Sa 7. Jan 2023, 20:26

"Um seinet- und deinetwillen", ergänzte der Kriegerprinz sanft, als der trauernde Vater meinte, er wünschte sich, dass der Tod seines Sohnes nur eine Lüge währe. In seinem Fall war es das glücklicherweise auch so. Allerdings fragte sich Pyratres, nun wo er so einiges mehr über die Umstände dieses Schauspiels wusste, weshalb sich die Königin von Hayll darauf eingelassen hatte. Warum hatte sie den Jungen nicht einfach so getötet? Der Haushofmeister wusste zwar, weshalb Eoshan dies nicht tun würde, aber Lady Timaris. Sie hatte auf ihn nicht den Eindruck erweckt, dass sie solche Skrupel besässe. Oder steckte da noch ein anderes Motiv dahinter? Es wurde wirklich Zeit, dass er ein ausführliches Gespräch mit dem Prinzen führte.

Er nickte dem Krieger noch einmal zu, als dieser sich dafür bedankte, dass er ihn wenigstens angehört hatte. "Ja, das warst du ihm schuldig", erwiderte er leise. Und das war auch seine Meinung. Wenn man ein Kind in die Welt setzte, dann hatte man auch dafür zu sorgen und zu achten, dass es ihm gut ging.
"Ich werde ihr die Grüsse ausrichten und möge Sion bald besiegt sein, damit du weiter nach deinem verlorenen Sohn suchen kannst."Und ihn dann auch findest. "Ich wünsche dir eine sichere Heimreise."

Pyratres blieb noch lange im Schatten der Bäume stehen, auch nachdem der Krieger schon längst aus seinem Blick entschwunden war. Dabei überlegte er sich genau sein weiteres vorgehen. Er zweifelte nicht an Eoshans Urteilvermögen. Doch er glaubte nicht, dass sie die Bösartigkeit und Hinterlist gewisser Menschen überhaupt begreifen konnte. Etwas wofür er unglaublich dankbar war. Schliesslich ging er dann aber wieder zurück zu der Kiste, die der Krieger hier gelassen hatte, verstaute sie in seinem Juwelengepäck und machte sich auf die Rückreise nach Faolchur.

Am Vormittag des nächsten Tages machte er sich auf die Suche nach dem Prinzen. Eigentlich hätte er ja auch Eoshan fragen können. Sie schien immer zu wissen, wo sich die Mitglieder ihres Hofes oder ihrer Familie befanden, allerdings wollte er noch nicht, dass sie von diesem Gespräch erfuhr. Erst wollte er alleine mit Minan sprechen und ihn etwas kennen lernen. Immerhin hatten sie sich bis jetzt jeweils nur kurz getroffen und keine Gelegenheit gehabt miteinander zu sprechen.
Schliesslich fand er den Prinzen in der Bibliothek über ein Buch vertieft. Mit einem freundlichen Lächeln trat er zu ihm hin und begrüsste ihn mit tiefer Stimme. "Guten Morgen Prinz Darken", meinte er höflich. Auch wenn sie jetzt gewissermassen zur selben Familie gehörten, waren sie noch nicht wirklich miteinander vertraut. "Ich habe dich schon überall gesucht, da ich mit dir sprechen möchte. Aber nicht hier. Dafür habe ich ein gemütlicheres Zimmer, wo wir niemanden stören."
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Darken » Sa 7. Jan 2023, 20:35

Er war gerade dabei ein Buch über verschiedene Gifte, die in Dea al Mon vorkamen, zu lesen, als er eine dunkle Stimme vernahm und kurz vor Schreck zusammenzuckte. Minan blickte auf und nach oben in das Gesicht des Haushofmeisters. Sofort mußte er an die erste Begegnung mit ihm denken und daran wie der Kriegerprinz Eoshan angefahren hatte als diese mit Minan bei der Stadt angekommen war. Erst später hatte er begriffen, dass er es aus Sorge getan hatte, weil seine Königin sich einige Tage nicht gemeldet hatte, trotzdem hatte er seitdem nicht mehr oft mit Prinz Rall zu tun gehabt.
Minan erhob sich rasch. "Dir auch einen guten Morgen, Prinz Rall", erwiderte er ebenso höflich. Etwas unsicher sah er den Kriegerprinzen an. Warum suchte er ihn wohl auf? Denn es war ja offensichtlich, dass er irgendetwas von Minan wollte. Bis er nicht wußte was das war, würde seine Zurückhaltung und Unsicherheit wohl auch nicht verschwinden.
Als sich Pyratres dann auch erklärte, wurde Minan noch mulmiger zumute. Er hatte ein komisches Gefühl im Bauch. So wie sich der Haushofmeister ausdrückte, klang es nach etwas wichtigem "Ist etwas passiert?", fragte er zaghaft nach. Und dann wollte der Dea al Mon auch noch in einem abgeschiedenen Zimmer mit ihm reden wo sie durch niemanden gestört wurden. Wo ihn niemand hören würde...

Hast du etwas angestellt, fragte er in Gedanken Darken, der sich jedoch nicht entsinnen konnte und selbst wenn, wüßte Minan wohl selbst besser, ob es etwas schlechtes gewesen wäre oder nicht. Sein anderer Splitter hatte deutlich weniger Gewissensbisse.
"Also eigentlich... bin ich später mit jemanden verabredet." Es entsprach sogar der Wahrheit, doch Minan sagte es eher, um den Kriegerprinzen darauf hinzuweisen, dass man sein Verschwinden nach einer Weile bemerken würde. "Aber vorher habe ich noch Zeit." Der junge Prinz legte das Buch beiseite und sah Pyratres dann abwartend an, strich sich eine schwarze Strähne aus dem Gesicht. Selbst trug er eine dunkelbraune Hose mit vielen Taschen und eine grüne Weste. Die Fingernägel an seiner Hand waren wie so oft schwarz lackiert.
Hoffentlich wollte der Dea al Mon nichts schlimmes. Aber warum sonst der einzelne Raum? Leichte Angst und Unwohlsein kroch in ihm hoch, obwohl sie noch nichtmal bei dem Zimmer waren.
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Pyratres » Sa 7. Jan 2023, 20:37

Der Prinz erhob sich rasch, als er angesprochen wurde und grüsste ihn ebenfalls höflich. Doch sein Unbehagen war gut zu spüren. Zumindest für den Kriegerprinzen, der immer etwas aggressiv werden liess. Man brauchte vor ihm doch keine Angst zu haben. Eigentlich schon, aber doch nicht einfach so. Dennoch versuchte er sich zu beherrschen und den Jungen nicht anzufahren, er solle sich nicht so anstellen. Das wäre bestimmt nicht hilfreich.

"Ja, es ist etwas passiert und du solltest es erfahren", antwortete er ihm auf seine zaghafte Frage. Erst dachte er, der Prinz könne nicht kommen wegen seiner Verabredung. Doch dann sagte er, dass er vorher doch noch etwas Zeit hätte. "Gut, dann lass uns gehen." Er machte sich daran Minan in seinem Arbeitszimmer, oder besser gesagt den Salon davor zu führen. Dass der Prinz seine Verabredung erwähnt hatte, um ihn zu warnen, dass sein Verschwinden mit der Zeit bemerkt würde, kam ihm nicht einmal im Traum in den Sinn.

Während sie durch die Gänge gingen, wurde der Prinz immer nervöser und strahlte auch leichte Angst aus. Das zehrte an seinen Nerven und auch er wurde ungeduldiger. Doch glücklicherweise erreichten sie den gemütlichen kleinen Salon, dessen Wände voller Bücherregale waren. Er hoffte einfach, dass Minan hier ruhiger wurden.

"Setz dich doch", bot er dem Prinzen freundlich an und deutete auf einen der bequemen Sessel aus dunkelbraunem Leder. "Möchtest du etwas zu trinken haben?" Vorsorglich holte er schon zwei Gläser und verschiedene Flaschen mit nichtalkohlischen Getränken aus einem Schrank und stellte alles auf den Salontisch. Alkohol würde er dem Jugendlich jetzt bestimmt nicht anbieten.

Er schenkte Minan das gewünschte ein und schenkte sich selber Wasser in sein Glas, bevor er sich ihm gegenüber auf einen anderen Sessel setzte und ihn erst ansah. "Ich habe Besuch bekommen, der deine Ankunft hier in Dea al Mon in vollkommen anderes Licht rückt", begann er schliesslich direkt. Er lehnte sich im Sessel zurück und musterte die Reaktionen des jungen Mannes genau, um das zu erfahren, was er wissen wollte. "Willst du mir sagen, was genau in Hayll passiert ist? Wie es zu deiner Abreise kam?" Cerco hatte ihm ja schon einiges erfahren, doch er wollte das auch noch aus der Sicht von Minan hören. "Wie stehst du jetzt zu Hayll und seiner Königin?"
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Darken » Sa 7. Jan 2023, 20:39

Es war also doch etwas passiert, sein Gefühl hatte ihn nicht getrogen. Aber was? Es klang alles so unheilsschwanger. Der Kriegerprinz hüllte sich in Schweigen, begann nur ihn aus der Bibliothek zu führen. Minan wurde immer nervöser, während sie die Gänge entlang schritten, doch er traute sich auch nicht zu fragen, wohin genau sie gingen oder was dann passieren würde. Unruhig folgte er Pyratres und bemühte sich in Geduld. Der Weg kam ihm viel kürzer vor als er vermutlich in Wahrheit war, doch dann hatten sie leider schon ihr Ziel erreicht. Ein kleiner wirklich gemütlicher Salon in dem der junge Prinz bisher noch nie zuvor gewesen war. Gehörte das etwa zu den privaten Gemächern von Pyratres?
Aber er wollte nicht... Minan blickte zur Türe, seine einzige Fluchtmöglichkeit, die sich ihm jedoch gerade verschloss. Er versuchte sich zu beruhigen, sagte sich, dass Eoshan gewiss niemanden einstellen würde, der grausam war. Doch es half nicht gegen seine irrationalen Ängste, zudem hatte er den Kriegerprinz bereits einmal wütend erlebt und das wollte er nicht wieder erleben, womöglich sogar am eigenen Leibe abbekommen.

Minan setzte sich zögerlich in einen der Sessel, nachdem der Dea al Mon ihn dazu aufgefordert hatte. "Ich nehme das, was ihr.. du auch trinkst", verbesserte er sich rasch, versuchte nicht in seine alten Muster zurückzufallen, obwohl es ihm schwer fiel. Pyratres hatte einige Flaschen aus einer Vitrine geholt, schenkte ihm nun Wasser ein und stellte ihm das Glas hin. Sie tranken beide das gleiche, das war wenigstens etwas sicher, doch trotzdem würde Minan das Glas nicht anrühren bevor nicht der Dea al Mon zuerst von seinem einen Schluck genommen hatte. Es geschah aus reiner Gewohnheit, dass er so handelte.
Der Haushofmeister ließ sich ihm gegenüber nieder, was den jungen Prinzen etwas beruhigte, da der Tisch zwischen ihnen war. Aber als er dann den ernsten Blick mitbekam, war es mit der Ruhe wieder vorbei. Vor allem als Pyratres nun zu sprechen begann. Besuch? Und was meinte er damit, dass es Minans Ankunft in ein vollkommen anderes Licht rückte? In ein schlechtes Licht? Würde er ihn aus dem Wald hinauswerfen? Nein, Eoshan würde das doch nicht erlauben, aber vielleicht wußte sie ja gar nichts von dem Gespräch und erreichen konnte er sie auch nicht. Minan vermied es zur Tür zu blicken, doch er wirkte eindeutig etwas verloren in dem Ledersessel.

Minan schwieg, während Pyratres ihm einige Fragen stellte, die ihn in noch mehr Verwirrung stürzten. Was sollte er dazu nur sagen? Und vor allem, warum wollte der Kriegerprinz das bloß wissen? Er nagte an seiner Unterlippe, schwieg eine Weile. Minan hatte selbst mindestens ebenso viele Fragen, doch er wagte nicht eine von ihnen zu stellen. Zum Beispiel was passierte, wenn er die Fragen des Haushofmeisters nicht beantworten wollte.
"I-ich hatte Geburtstag und wurde siebzehn.... und deswegen durfte ich in Draega ins Theater", fing er nun doch an zu berichten, "Als ich wiederkam, hatte Timaris ganz viele Adelige eingeladen und sie war wütend und der Meinung, dass ich zu spät kam... obwohl ich gar nichts von der... Feier wußte." Der Prinz schluckte, senkte den Kopf und konnte den Dea al Mon nicht anschauen. So genau hatte er das noch nie jemanden gesagt. "Dann... dann hat sie Musik angemacht und ich mußte mit ihr tanzen, bis ich mich wehrte und sie noch wütender wurde und mich schlug... da hat sie eine Machtkugel auf mich geschleudert. Es sah aus als würde ich brennen und ich hatte furchtbare Angst, dass ich wirklich sterbe, doch Caelvar, der Eyrier, der mit mir gekommen ist, hatte ein Schild unter seine und meine Kleidung gelegt und so verbrannte nur meine Kleidung und wir selbst verschwanden. Ich weiß nicht genau was dann passierte, ich schrie... und viele zerbrachen und dann wurde ich ohnmächtig. Als nächstes wachte ich im Wald auf, bei Caelvar und er sagte mir, dass Timaris dies alles nur inszeniert hatte, weil man mich für tot halten muss, damit Sion nicht weiter nach mir sucht, und dass wir nun nach Dea al Mon reisen würden. Das haben wir gemacht und seitdem bin ich hier..." Langsam hob er seinen Kopf wieder, in seinen Augen glitzerten Tränen. "Was glaubst du denn wie ich deswegen zu Hayll und seiner Königin stehen soll?" Er würde ihr nie mehr vertrauen können. Von der Reise selbst wußte er nichts zu berichten, denn er war in völliger Apathie gewesen und wäre Darken nicht, hätte Caelvar ihn wohl den weiten, gefährlichen Weg tragen müssen. "Warum fragst du mich das alles? Muss ich jetzt von hier auch weg?", fragte er ganz leise. "Bitte, ich möchte nicht gehen..." Allein bei dem Gedanken daran, wurde ihm schlecht. Er war so gerne in Dea al Mon, er wollte nicht mehr fort, besonders nicht wo er nun auch Freunde hier hatte.
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Pyratres » Sa 7. Jan 2023, 20:55

Der Prinz wirkte so unglaublich klein und zart in dem Sessel. Seine Nervosität machte den Kriegerprinzen fast wahnsinnig. Dabei machte er doch gar nichts und bemühte sich freundlich zu dem Jungen zu sein. Aber es schien einfach nichts zu nützen. Auch trank er nichts, obwohl er doch zugestimmt hatte, dass er etwas trinken möchte. Ihn Pyratres kämpfte derweil der Drang ihn anzuknurren mit dem Drang ihn zu beschützen. Dabei war Minan trotz des Namen keine Königin, geschweige denn eine Frau. Das war sehr verwirrend.

Dann aber begann er stockend zu berichten, was passiert war. Soweit er das beurteilen konnte schien das ein eindrucksvolles Theaterstück gewesen zu sein, das hervorragend nach Hayll passte. Doch irgend etwas schien nicht zu stimmen. Was Minans Frage nur bestätigte. Doch das hätte Pyratres ja gerne von dem Prinzen gewusst, wie er zu Hayll und Timaris stand. Gleich darauf fragte er aber ganz leise, so dass Pyratres ihn fast nich hören konnte, ob er jetzt auch von hier weg musste. Ausserdem beteuerte er, dass er nicht gehen möchte und er machte einen ganz elenden Eindruck.

"Nein natürlich musst du hier nicht weg", versicherte er dem Jungen etwas verwirrt. "Wie kommst du denn darauf? Ich versuche nur herauszufinden, warum Lady Tolarim so einen Aufwand betrieben hat, um dich vor Sion zu schützen. Nimm es mir bitte nicht böse, aber sie hat auf mich den Eindruck gemacht, dass sie einen fast fremden Jungen eher töten würde, als so ein Risiko einzugehen. Ich will heraus finden, ob sie sonst noch etwas damit bezweckt hat. Deswegen auch meine Frage, wie du zu ihr stehst. Ich würde also vermuten, dass du ihr sehr dankbar bist und deswegen so einiges für sie tun würdest. Allerdings machst du nicht gerade diesen Eindruck..."
Langsam ging ihm auf, was vorhin nicht gestimmt hatte. "Beim Feuer der Hölle", knurrte er zornig und knallte das Glas zurück auf den Tisch, aus dem er gerade hatte trinken wollen. "Sie hat es dir nicht gesagt. Sie hat dich einfach reinlaufen lassen und es nur Caelvar gesagt. Du wusstest nicht, dass es nur eine Schau war und hast tatsächlich gedacht, dass sie dich töten würde." Warum hatte die Frau das nur getan?
"Na so dankbar wirst du ihr wohl doch nicht sein. Das muss ein ganz schöner Schreck für dich gewesen sein." Ungläubig schüttelte er den Kopf. "Wie kann sie dein Vertrauen nur so missbrauchen?"
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Darken » Sa 7. Jan 2023, 21:24

Gespannt und immer noch etwas ängstlich wartete Minan auf die Reaktion des Kriegerprinzen, während er sich fortwährend sagte, dass hier Fragen stellen erlaubt war und der Mann nicht böse deswegen werden würde. Gänzlich sicher war er aber nicht und so war er wirklich ehrlich erleichtert, als Pyratres als erstes sagte, er müsse nicht von hier fort.
"Ich dachte nur... weil du mir all diese Fragen stellst und... vielleicht habe ich ja etwas falsch gemacht." Ratlos ließ er die Schultern hängen. "Ich weiß auch nicht...."
Der Dea al Mon erklärte ihm daraufhin, er wolle nur wissen warum Timaris so einen Aufwand betrieben hatte, um ihn zu schützen, wo sie ihn doch mit viel weniger Risiko einfach hätte töten können. Darauf wußte Minan auch keine wirkliche Antwort, er glaubte, er hatte es mal gewußt, doch seit der schrecklichen Geburtstagsfeier war alles anders. Erst als Pyratres etwas davon sprach, dass er vermutete, Minan wäre der Königin sehr dankbar, blickte der Prinz ihn mit großen Augen an. Wie kam er denn darauf? Glaubte der Mann etwa, es wäre schön gewesen, Todesängste an seinem Geburtstag auszustehen? Nicht dass das etwas neues für Minan gewesen wäre. Er hatte sich vorgenommen deswegen niemanden mehr sein Geburtsdatum zu verraten.

In dem Moment knurrte Pyratres plötzlich wütend auf, knallte sein Wasserglas heftig auf den Tisch. Minan zuckte vor Schreck zusammen, presste sich enger an die Lehne des Sessels. Warum war der Kriegerprinz so wütend? Dann aber begriff Minan allmählich das es deswegen war, weil Timaris ihm nichts von ihren Plänen verraten und er völlig unwissend in diese Feier getappt war.
"Nein, so dankbar bin ich ihr deswegen nicht...", stimmte er verhalten zu. Wieder mußte er sich in Erinnerung rufen, dass die Dea al Mon ganz anders auf Ereignisse reagierten, sie Anteil nahmen und wütend wurden wenn sie solche Geschichten hörten, dass sich die Wut dabei nicht gegen Minan richtete. Als Pyratres ihn fragte wie Timaris sein Vertrauen nur so hatte missbrauchen können, schluckte der junge Prinz leicht.
"Damit es echt wirkt...", antwortete er schließlich bitter. "Weil sie mir nicht getraut hat, dass ich sie nicht verrate...." Er seufzte leise kläglich. "Ich weiß nicht warum sie mich nicht einfach getötet hat... ich dachte, weil sie mich mag und mir helfen wollte. Sie hat mir auch den Ring des Gehorsams abgenommen und ich durfte lesen und schreiben lernen und solche Dinge. Mein Vater durfte mich besuchen... aber jetzt denken alle dort, ich wäre tot. Vermutlich sollte ich ihr dankbar sein. Wegen Sion und dass sie mich nicht getötet hat. Sie hat auch gar nicht so lange mit mir gespielt, es war nicht so schlimm wie sonst."
Minan sah wieder zu dem Haushofmeister, man konnte ihm anmerken, dass es ihm schwer fiel überhaupt darüber zu sprechen und lieber woanders gewesen wäre.
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Pyratres » Sa 7. Jan 2023, 21:25

Die Bewegung des Prinzen, als er vor Schreck zusammenzuckte, lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf Minan, der sich eng an den Sessel presste. Wie ein in die Ecke gedrängtes Mäuschen, das sich vor einer Katze verstecken wollte. In den Augen des Kriegerprinzen funkelte es deswegen auch entsprechend angriffslustig. Die Angst von Minan nagte immer mehr an ihm und er befürchtete ihn hinaus werfen zu müssen, bevor er alles mit ihm hatte besprechen können.

"Du wirst hier nicht weg geschickt, wenn du etwas falsch machst", knurrte er beherrscht, was wohl nicht sonderlich beruhigend klang. "Dazu habe ich auch gar nicht das Recht. Das ist Eoshans Pflicht. Aber sie wird dich jetzt bestimmt nicht wegschicken." Einmal abgesehen von Sion, hatte sie Minan adoptiert.

"Ja, natürlich nicht", brummte Pyratres, als Minan meinte, er sei Timaris nicht sonderlich dankbar dafür. Es verwirrte ihn mehr und mehr. War bei der Sache wirklich nichts für die Königin herausgesprungen? Nur das Risiko? Alles nur weil sie den Jungen retten wollte? Gut, Eoshan würde auch so handeln. Aber Timaris war nicht Eoshan.
"Damit es echt wirkt?" wiederholte er schnaubend die bitteren Worte des Prinzen. Allerdings konnte er die Befürchtung des Verrats verstehen. Selbst wenn er unabsichtlich geschah. "Allerdings haben die Königinnen manchmal die wenig beneidenswerte Aufgabe, Dinge zu tun, deren Preis sehr hoch ist. Und der Hof zahlt den Preis." Der Junge seufzte leise und überaus kläglich und erzählte, wie es ihm bei Lady Tolarim langsam besser gegangen war. Auch wenn es eigentlich nur sehr wenig war.

"Nun, ein gewisses Mass an Dank schuldest du ihr schon, Prinz", räumte Pyratres etwas ruhiger ein. "Na hoffentlich hat sie dir dieses Ding auch abgenommen. Dieses Folterinstrument ist einfach nur pervers. Wie kann man überhaupt nur daran denken, so etwas zu erfinden. Das ist..." Der Kriegerprinz bemerkte, dass er sich in Rage geredet hatte, hielt inne und atmete tief durch, um sich wieder zu beruhigen. Allerdings half ihm der letzte Satz des Prinzen nicht sonderlich dabei.
"Gar nicht so lange?" knurrte er ungläubig und mit einer unglaublich schnellen, fliessenden Bewegung war er aufgestanden, um den Tisch gegangen und hatte sich dicht vor Minan auf den Tisch gesetzt und sah ihn nun eindringlich an. "Nich so schlimm wie sonst? Heisst das etwa Lady Tolarim hat dich ebenfalls missbraucht? Hat sie das Werk von Talian Darken, deiner Mutter etwa fortgeführt?"
Alles begann sich um ihn zu drehen und er spürte, wie er langsam herab sank. Wie konnte jemand nur so etwas tun? Und sie waren mit dieser Frau auch noch verbündet. Dabei sollte man sie töten, zerreissen. Jah, jemanden zerreissen, das würde jetzt gut tun.
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Darken » Sa 7. Jan 2023, 21:31

Was er auch tat, der Kriegerprinz wurde immer wütender und mittlerweile hatte Minan wirklich die Befürchtung, diese Wut würde nachher an ihm ausgelassen werden. Trotzdem sagte Pyratres, es würde nicht fortgeschickt werden, er hätte auch nicht das Recht dazu, was Minan etwas erleichterte. Dafür redete der Dea al Mon weiter, sichtlich beherrscht und man konnte ihm anmerken, dass er das Tun von Timaris im gewissen Sinne auch verurteilte, gleichzeitig dann aber sagte, Königinnen müssten manchmal solche Dinge tun deren Preis sehr hoch war. Ein Preis den dieses Mal Minan gezahlt hatte, schließlich hielt ihn jeder in Hayll für tot, und auch sein Vater... Timaris hatte einfach ohne zu Fragen all seine Banden, die er zaghaft geschlossen hatte, grausam zerrissen, seine Hoffnung, sein einsetzendes Vertrauen gnadenlos missbraucht und zerstört. Minan war einfach noch ganz und gar nicht bereit ihr zu vergeben, selbst wenn er ihr eigentlich dankbar sein sollte.
Pyratres schien wenigstens zu wissen was der Prinz mit dem Ring des Gehorsams meinte und dass er dieses Folterinstrument pervers fand. Minan konnte ihm nur schweigend zustimmen, drückte sich aber weiter in den Sessel, weil der Haushofmeister immer zorniger wurde. Bis der Kriegerprinz sich mit einem Satz schnell erhob und sich dicht vor ihm auf den Tisch setzte, ihn anfuhr, ob Timaris ihn missbraucht hätte, ob sie das Werk seiner Mutter fortgeführt hätte.

Minan schnappte nach Luft, sein Herz raste und in seinen Augen stand pure Angst geschrieben. Nicht nur weil Pyratres ihm unwirsch und im aufgebrachten Tonfall all diese Fragen stellte, sondern besonders weil der Mann so nah vor ihm saß. Er konnte einfach nicht mehr, hatte furchtbare Angst der Dea al Mon würde doch Hand an ihn legen.
So übernahm Darken, der den Kriegerprinzen sofort mindestens genauso wütend anblickte. "Ich hab keine Mutter!", zischte er, "Es gab nur eine Person, die mich in die Welt gesetzt hat, und die hat mein Vater getötet!" Der Prinz fuhr so heftig auf, dass der Ledersessel nach hinten kippte, aber wenigstens hatte er so eine Rückzugsmöglichkeit. Wild funkelnd sah er Pyratres an. Woher wußte der überhaupt so viel darüber? Hatte Eoshan ihm davon erzählt?
"Und Timaris war die Nettigkeit in Person", knurrte er, "Sie hat mir sogar geholfen mich vom Safframatte zu befreien. War das nicht unglaublich nett von ihr? Ich möcht fast vor Dankbarkeit vergehen." Seine Stimme troff nur so vor Sarkasmus, der Kriegerprinz konnte sich bestimmt denken auf welche Weise Timaris ihm "geholfen" hatte. "Und ich will nie wieder über diese Person sprechen! Es hätte andere Möglichkeiten gegeben, meinen Tod zu inszenieren, sie hätte es vorher mit mir besprechen können, aber nein, ich bin ja ein zerbrochener Krüppel den man nichtmal trauen kann irgendetwas richtig zu machen. Es hätte einen anderen Weg gegeben als mich ausgerechnet an meinem Geburtstag zu quälen! Aber ich schätze, im Vergleich zu meinen anderen Geburtstagsfeiern davor, die jedesmal riesige Orgien waren, war Timaris wirklich richtig nett. Verleihen wir ihr einen Orden!"
Voller Zorn starrte er Pyratres angriffslustig an. "Na, noch mehr so tolle Fragen? Möchtest du ein paar Details hören? Scheint dich ja mächtig aufzugeilen, du siehst so aus als würdest du gleich in die Luft gehen." Angst hatte Darken jedoch nicht die Spur, auch seine Signatur wirkte dunkler, aggressiver.
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Pyratres » So 8. Jan 2023, 08:58

Die Angst von Minan schoss augenblicklich in die Höhe, als er so nah bei ihm war und es war beinahe zuviel für Pyratres. Da geschah mit Minan etwas merkwürdiges. Die Angst wandelte sich augenblicklich in Wut. Das war gut. Damit konnte er besser umgehen. Allerdings lenkte ihn der Wandel des Prinzen noch viel mehr ab. Die Angst wurde nicht nur zu Wut, seine ganze Signatur schien sich zu ändern, war aber noch immer Minan. Nur war sie jetzt um einiges dunkler und aggressiver. Das war ihm schon öfters aufgefallen, besonders bei den Abendessen. So als ob er es mit Zwillingen zu tun hätte, aber immer nur einen aufs Mal sah. Er hatte das einfach dem zugeschrieben, dass Minan verschiedene Launen hatte und sich deshalb seine Signatur so stark verändert, weil ihm niemand beigebracht hatte, wie man das kontrollierte. Das war ja möglich in den anderen Territorien. Aber nun da er den Wandel direkt mitbekam, schien ihm das etwas anderes zu sein.

Minan fuhr ihn inzwischen an, dass er keine Mutter hätte. Nur eine Frau, die ihn auf die Welt gebracht hatte und die sein Vater getötet hatte. Pyratres nickte anerkennend. Einerseits weil er die Sichtweise des Prinzen durchaus als berechtigt und richtig ansah, andererseits weil er Lord Sarden genau so eingeschätzt hatte und seine Anerkennung für den tapferen Krieger, der so litt weiter anstieg.
Mit einem dumpfen Knallen viel der Stuhl nach hinten, als Minan sich abrupt erhob. Pyratres erhob sich ebenfalls geschmeidig und so standen sie einander gegenüber und funkelten sich an. Sarkastisch erzählte der Prinz weiter wie Timaris zu ihm gewesen war und dass er nicht mehr über sie sprechen wollte, was Pyratres zwar nur zu gut verstehen konnte, sich aber nicht sicher war, ob er Minan diesen Wunsch auch erfüllen konnte.
Ein dunkles Grollen entwich seiner Kehle, als der Prinz das Safframatte erwähnte und seine Wut begann wieder zu kochen. Er kannte dieses Potenzmittel, auch wenn er es selber nie gebraucht hatte. Er wusste was es für eine Wirkung ein zerriebenes Samenkorn hatte. Allerdings konnte er sich nicht vorstellen, dass diese Talian es bei einem Korn belassen hatte. Das musste für den Prinzen wie eine Brunst für einen Kriegerprinzen gewesen sein. Aber in dem Alter? Das war einfach nur grausam und Pyratres bekam immer mehr den Wunsch, mit jemandem zu kämpfen. Er sollte nacher wohl Gwenderon oder Rachhad aufsuchen. Oder Eoshan. Seine Köngin. Ja, genau, denk an sie. Denk an Eoshan und Talyn.

Langsam wirkte es und sein Blut begann wieder langsamer durch seine Adern zu fliessen. Selbst als der Prinz erwähnte, dass er zerbrochen sei und davon erzählte, wie seine Geburtstage bisher verlaufen seien.
"Ja", bestätigte er dunkel und sah den Prinzen eindringlich an, der ihn noch immer voller Zorn und Angriffslust anstarrte. "Ja, es hätte andere Möglichkeiten gegeben, deinen Tod vorzuttäuschen. Sie hätte es mit dir besprechen sollen."
Ein fragender Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. "Zerbrochen? Dann hast du also wirklich nie die Kunst benutzt und es erschien mir nicht so." Erkenntnis gesellte sich zu der Frage, als er alle Beobachtungen zusammen fügte, die er gemacht hatte. Schliesslich war das sein Beruf, auch die winzigst kleine Mimik in den Gesichtern zu sehen und die Gesten zu interpretieren. "Hat das damit zu tun, dass du jetzt dein eigener Zwilling zu sein scheinst? Einfach nur wütender, bereit zu kämpfen und nicht so verflucht ängstlich."

Pyratres schüttelte den Kopf, um ihn frei zu bekommen. "Beim Feuer der Hölle, natürlich gehe ich gleich in die Luft. Junge, hat dir denn niemand beigebracht, wie man mit einem Kriegerprinzen umgeht? Ich geile mich ganz bestimmt nicht an deiner Vergangenheit auf. Sie ist schrecklich und macht micht fassungslos und zornig zugleich. Dennoch musste ich doch herausfinden, wie du zu Hayll stehst, ob du indirekt eine Gefahr für Eoshan darstellst, nachdem ich erfahren habe, wie du hier her gelangt bist."
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