Re: In Talians Fängen
von Cerco » Sa 29. Okt 2022, 21:43
Er blickte Talian hasserfüllt an, obwohl es ihn durch die Verführungsfäden immer mehr nach ihr verzehrte. Beinahe war er froh um die Fesseln. Selbst die schallende Ohrfeige von Timaris bekam er kaum noch mit, sie war nur eine weitere Demütigung.
Gegen seine Wut ankämpfend, hörte er wie Timaris sich auch noch mit Talian unterhielt, am liebsten hätte er beiden die Köpfe eingeschlagen. Wie konnten Frauen nur so grausam und... gleichgültig gegenüber das Leben und die Würde von anderen sein? Die Vorstellung, die beiden Frauen würden sich gleichzeitig an Minans Leid ergötzen... es widerte ihn an. Er hatte das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen.
"Ich bring dich um...", hauchte er, als Talian sich auch noch an seinem Zustand erfreute und ihn verspottete. Die Schwarze Witwe wollte neue Spielzeuge, bat Timaris darum den Schild fallen zu lassen. Minan wurde zum bloßen Tauschobjekt degradiert. Erst jetzt warf Cerco dem anderen Mann einen Blick zu. Er war also ein Spielzeug von Timaris. Und Cerco... Cerco war ebenfalls Teil des Handels. Erbittert sah er hoch zur Königin.
"Elende Verräterin... er ist mein Sohn... er ist kein Spielzeug. Für keinen von euch."
Talian lachte. "Ach, Cerco, du warst schon immer so verkniffen. Das hat sich wohl gar nicht geändert. Als du bei mir warst, warst du so viel lockerer... abgesehen natürlich von deiner Männlichkeit, die war immer hart. Wir können die alten Zeiten gerne wieder aufleben lassen", lockte sie, doch trotz der Verführungsfäden, wär Cerco ihr am liebsten an die Gurgel gegangen.
Aber die zwei Frauen beschlossen die Männer abermals zu ignorieren. Stattdessen redeten sie über das Aussehen von Minan und was Cerco da hörte, ließ kalte Wut in ihm aufsteigen.
Sie... sie hatte ihm die Flügel abgeschnitten. Sie... ihm fehlten die Worte. Man hörte ihn nur schnaufend atmen.
Dann schien Talian nach "ihrem" Minan zu rufen, aber es dauerte lange Zeit und nichts geschah. Die schwarze Witwe wurde ungeduldig, trat hinaus auf den Flur und Cerco wurde von Timaris unbarmherzig mitgezogen.
Was er dort im Flur sah, zog ihm sein Herz schmerzhaft zusammen. Er hatte das Gefühl zu fallen. Ein junger Mann in dunkler Kleidung lag dort auf dem Boden, schien augenscheinlich Schmerzen zu haben. Er mühte sich aufzustehen, aber Talian ließ es nicht zu. Minan... ohne Flügel, ohne linken Arm. Zerbrochen. Cerco vernahm kaum die Worte von Talian, er starrte nur zu dem, was noch von seinem Sohn übrig geblieben war.
"Minan..." Sein Ton war brüchig. Doch seine Stimme schien Minan zu bewegen, nochmal zu versuchen aufzustehen.
Talian erwähnte im Plauderton, dass sie mit Minans Juwelen irgendwelche Griffe verziert hätte, doch ihr Tonfall änderte sich abrupt, als Timaris Minan von oben bis unten ansehen wollte.
"Los, steh auf", herrschte sie und zeigte dann ihre Hand stolz. "Ich hab ihn einen Ring des Gehorsams angelegt, eigentlich brauch ihn nicht mehr, jetzt wo er zerbrochen ist, aber es ist eine so schöne Tradition."
Cercos Sohn erhob sich wacklig und blieb mit gesenkten Kopf stehen. Dem Krieger zerriss es beinahe das Herz, ihn so sehen zu müssen. Er versuchte sich aus seinen Fesseln zu befreien, als Minan plötzlich zu ihm hinüber sah. Ein Teil seines schwarzen Haarschopfes hing ihm ins Gesicht.
Sofort verzog Minan schmerzerfüllt das Gesicht und drohte erneut in die Knie zu gehen. "Wie kannst du es wagen! Hier steht Timaris Tolarim, Königin von Hayll. Du zeugst ihr gefälligst Respekt und nicht deinem erbärmlichen Wicht von Vater. Los, geh zu ihr."
Minan fügte sich und kam gehorsam zu Timaris. "Herrin..."