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Rückkehr zum Wald





Rückkehr zum Wald

Beitragvon Darken » Di 7. Mär 2023, 13:28

Er bekam nicht viel von dem mit was nach dem Kampf und der Rettung geschah. Er versuchte stark zu sein und die vielen Schmerzen nicht an sich heranzulassen, sie vor allem vor Merion zu verbergen, damit dieser nicht auch noch damit zu kämpfen hatte in welchem Zustand Darken war. Schwach und abgemagert, halb tot. Er fühlte sich so. Aber Merion war dauernd an seiner Seite und so lange konnte Darken nicht durchhalten. Dann zitterte selbst seine gesunde Hand und sein Atem bekam etwas angestrengt röchelndes.
Wenn er wegdriftete, tauchte manchmal Minan auf, er weinte viel, vor Erleichterung Merion und Eoshan wiederzusehen, aber auch von den Schmerzen, dem Erlebten, die viele verstörende Qual. Darken konnte den sanften Splitter nicht trösten. Es kostete alles überhaupt bei Bewusstsein zu bleiben und dann gleichzeitig noch Eis und Hexe davon abzuhalten, die Kontrolle zu übernehmen. Tänzer spürte er dagegen weiterhin nicht, was ihm noch mehr Sorgen bereitete.
Wenn er schlief, so quälte ihn Talians Netz und ihre vielen perfiden Albträume. Es gab keine Ruhe, kein Innehalten, immer nur Kämpfen und Wehren und stark sein. Darken war so unendlich erschöpft...
Er hielt sich wach, als Yadriël und die anderen Soldaten kamen, um sich zu verabschieden. Er konnte Yadriël ansehen, dass er sich entschuldigen wollte, doch Darken gab ihm mit eindringlichen Blicken zu verstehen, dass er den Mund halten sollte. Nicht während Merion dabei war. Außerdem wollte der Jugendliche diese Entschuldigung sowieso nicht. Was würde es bringen? Es würde nichts besser machen. Er vermisste die Träume der Soldaten. Seit die Spinnenkönigin tot war, waren die Netze gebrochen und er kam nicht mehr so einfach in die Träume der Männer. Yadriëls Träume waren so erholsam gewesen...
Der Prinz driftete wieder ab, merkte wie man ihn auf der gepolsterten Trage erhob und durch die hohen, leeren Gänge der Feste trug. Die Schritte der Dea al Mon hallten nur federleicht von den Wänden. Darken beneidete sie um ihren leichten Gang, ihre Anmut. Wenn er einer von ihnen hätte sein können...
Er biss die Zähne zusammen, als sie ihn in die Kutsche hoben. Jede kleinste Bewegung jagte Schmerzstöße durch seinen Körper, doch kein Ächzen verließ seine Lippen. Merions Hand tastete nach seiner. Der guten Hand. Nicht jene, die man ihm regeneriert hatte. Sie fühlte sich nicht wie seine eigene an. Im Grunde fühlte sie sich nach reinem Schmerz an. Roh und wund. Die Heilerinnen hatten den Arm sorgsam verbunden, damit sich nichts entzündete und er nicht bewegt wurde.

Er musste weggedämmert sein und wusste auch nicht, ob ein anderer Splitter an der Oberfläche gewesen war. Verdammt. Als er aufwachte, lag er in der Kutsche und er fühlte die leichten Vibrationen. Jeder Atemzug kostete immer noch Kraft. Er versuchte jegliches Röcheln und Pfeifen zu unterdrücken, lächelte matt, als Merion sich freute, dass er schon viel besser klang.
Merion... das schöne Gesicht seines Freundes war fast ständig in seinem Blickfeld, ragte immer wieder über ihm auf. Darken hätte ihn so gerne berührt und umarmt. Er konnte kaum glauben, dass er Wirklichkeit war. Es war nicht gut zu hoffen und sich in Sicherheit zu wiegen. Er war in Dea al Mon verweichlicht. Das würde ihm nicht noch einmal passieren. Jetzt würde er immer wachsam sein. Er würde nicht zulassen, dass Eis oder sonst irgendjemand alles kaputt machte.
Darken driftete immer wieder aus einem erschöpften Dämmerzustand, konnte sich nicht mehr erinnern was davor passiert war. Er wollte nicht reden. Lieber hörte er den erleichterten Worten Merions zu. Darken gefiel es gar nicht, dass Merion sich wegen ihm so in Gefahr gebracht hatte. Was wohl mit seinen Eltern war? Sie hatten Streit deswegen gehabt. Merion hatte heimlich in den Krieg ziehen wollen... ob seine Eltern im Krieg waren?
Sie hielten nachts, doch er wusste nicht, ob es nur eine Nacht gewesen war oder mehrere. Er lag in der Kutsche und hörte die gedämpften Gespräche der Dea al Mon. Manche sorgten sich, dass sie immer noch in Dhemlan waren und viel zu nahe den Kämpfen. Sie wollten über die Winde reisen, doch die Heilerinnen hielten das für zu riskant. Sie sorgten sich über die vielen filigranen und bereits schwer angeschlagenen Heilnetze in Minans Körper. Darken lag in der Dunkelheit wach und versuchte ihre Gespräche auszumachen. Ohne Merion. Er schlief neben ihm. Sie mussten irgendwie die Bänke in der Kutsche verrückt haben, dass dies möglich war. Der Jugendliche tastete angestrengt nach seinem Freund, hatte es endlich geschafft und konnte seine Fingerkuppen über Merions Arm streichen. Er musste sich wieder vergewissern, dass Merion wirklich hier war. Dass er selbst nicht mehr im Labor war.
Lass mich ihn auch berühren, ich will auch, meldete sich Minan. Darken zögerte. Es sind zu viele Schmerzen, du würdest nur wieder weinen. Nein, würde ich nicht. Und du.. du bist so erschöpft.
Darken seufzte innerlich und ließ zu, dass Minan an die Oberfläche kam. Es ging natürlich nicht ohne weinen. Minan schniefte leise, während er zittrig Merions Arm streichelte.
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Re: Rückkehr zum Wald

Beitragvon Merion » Di 7. Mär 2023, 13:35

Merion hatte nie daran gezweifelt, dass sie Minan finden und ihn retten würden. Natürlich hatte er Angst um ihn gehabt, dennoch war es für ihn immer klar gewesen, dass sie es schaffen würden, war voller Vertrauen in seine Königin mit dieser seltsamen Gruppe in dieses unangenehme Steinhaus gekommen. Erst als die Spinnenkönigin tot war und Minan in relativer Sicherheit in der Krankenstation lag, um da von seinen Strapazen zu genesen, erst da begriff er allmählich, was für ein unheimliches Glück sie gehabt hatten. Wie knapp es gewesen wäre. Dass es genau so gut hätte sein können, dass sein Gefährte jetzt tot war. Zum Glück war Darken viel zu stur, um so etwas zuzulassen.

Dennoch fuhr der Schreck ihm ganz schön in die Glieder, als er bei seinem abgemagerten, schlafenden Gefährten am Bett sass. Darken hatte kaum mehr gelebt, als sie ihn im Kerker bei den ausbrechenden Gefangenen gefunden hatten. Selbst jetzt war sein Körper kaum lebensfähig ohne die Netze der Heilerinnen. Er war nur noch Haut und Knochen. So als wäre jeder noch so kleine Vorrat dazu genutzt worden, ihm seinen zweiten Arm wieder zu geben. Warum auch immer. Darken war auch mit nur einem Arm ganz gut zurecht gekommen. Er hatte das sicher nicht gewollt und er hatte sicherlich auch keinerlei Fettreserven gehabt, die man ihm hätte wegnehmen können. Minan war schlank, muskulös, zierlich und so unglaublich verführerisch gewesen.
Jetzt sah sein Gefährte furchtbar schrecklich aus. Noch schlimmer als damals, als Hexe sich selbst verletzt hatte. Aber das war Merion egal. Er wusste, dass dies wieder vergehen würde. So war das immer. Nach einer Verletzung musste man sich Zeit geben, um wieder zu heilen, doch dann würde man wieder wie vorhin aussehen. Ausserdem waren Darkens intensiver Blick, Minans süsses Lächeln, Hexes tiefgründige Augen immer noch das gleiche geblieben und bewegten Merion tief. Einmal tauchte sogar Eis auf. Merion hielt dabei innig seine Hand und strahlte ihn verliebt an. Er wusste nicht, was er zu dem fremden Splitter sagen sollte, vor dem Darken ihn so eindringlich gewarnt hatte. Er war einfach nur froh, dass er am Leben war und freute sich darauf, ihn kennen zu lernen. Dann war der Moment auch schon wieder vorbei und Eis war wieder verschwunden. Nur Tänzer tauchte nie auf. Das war schade, doch Merion konnte es gut verstehen. Tänzer mochte es gar nicht, wenn man böse mit ihm war und der Körper seines Gefährten sah sehr heftig danach aus, als wäre man sehr böse mit ihm gewesen.

Wann immer Eoshan Zeit dafür fand, war sie bei ihm, um entweder Merion Kraft zu geben oder ihrem Bruder Mut zuzusprechen. Merion bewunderte sie heftig dafür. Dabei musste sie sich doch genau so grosse Sorgen um ihren Bruder und um ihr ganzes Volk machen. Zudem musste sie auch noch mit der Königin von Glacia und mit Askavi besprechen, wie es weiter gehen sollte. Merion überlegte einmal, dass er sie da wohl unterstützen sollte, doch die Königin hatte ihn da ziemlich resolut abgewimmelt. Er sei derjenige aus ihrer Wache, der für ihren Bruder verantwortlich war und sich um ihn kümmern sollte. Diesem Wunsch kam Merion natürlich nur zu gern nach. Selbst wenn er nicht viel mehr machen konnte, als bei Minan zu sitzen und zu warten, ob er kurz aufwachte, um ihn dann anzustrahlen und ihm zu sagen, wie froh er war, wieder bei ihm sein zu können.

Schliesslich war es dann auch soweit, dass Darken stabil genug war, damit sie wieder zurück nach Dea al Mon reisen konnten. Leider nicht über die Winde, da der Prinz noch immer viele heikle Heilnetze in sich trug, die diese Art von Reisen wohl nicht überstehen würden. Deswegen bauten sie extra eine Kutsche um, damit Minan darin bequem und sicher liegen konnte. Die anderen Krieger waren sogar so lieb, dass sie genügend Platz machten, dass Merion sich behutsam zu seinem Gefährten legen konnte. Dabei brauchte der junge Krieger gar nicht so einen geschützten Schlafplatz. Doch sie alle hatten gemerkt, dass Darken sehr unruhig wurde, wenn er aufwachte und dann nicht Eoshan oder Merion sehen konnte. Fast so, als würde er befürchten, dass er doch nicht gerettet worden war. Merion konnte das nur zu gut nachvollziehen. Er konnte es selbst noch nicht fassen, dass er seinen Gefährten nun endlich wieder mit nach Hause nehmen konnte.

In dieser Nacht wurde Merion von einem leisen Geräusch geweckt. Er konnte es erst nicht einordnen, was es war. Dann verspürte er ein hauchzartes, unregelmässiges streicheln an seinem Arm. Minan! Schlagartig war er wach und riss seine Augen auf. Sein Gefährte lag neben ihm, weinte leise und streichelte ihm über den Arm.
"Minan", flüsterte Merion inniglich und nahm die Hand des Prinzen in die seinen, küsste zärtlich dessen Finger. "Minan, du bist in Sicherheit", versicherte er ihm liebevoll. "Hattest du einen Albtraum? Oder sind die Schmerzen wieder zu schlimm? Brauchst du ein Schmerzmittel?"
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Re: Rückkehr zum Wald

Beitragvon Darken » Di 7. Mär 2023, 13:37

Es war wirklich Merion. Er war noch hier. Es war kein Traum gewesen. Das hier war richtig und das Labor ein schlimmer Albtraum. Minan war so froh dem entronnen zu sein, er hatte schon gar nicht mehr daran geglaubt. Auch jetzt schmerzte sein ganzer Körper, er fühlte sich so schwach und müde. Er wollte am liebsten alles vergessen, was in dem schrecklichen Kerker passiert war.
Zwar hatte er Darken versprochen, er würde nicht weinen, aber es ging dann doch nicht. Er war einfach nur erleichtert. Leise schniefend versuchte er zitternd Merions Arm zu berühren und zu streicheln. Es war fast mehr Berührung, als er die letzten Wochen je bekommen hatte. Außer durch Kosta. Der hatte manchmal seine Hand gehalten... aber er hatte dafür andere schreckliche Dinge getan. Nein, nicht daran denken. Nicht daran denken.
Er schluchzte auf und Merion schlug prompt die Augen auf. Sein Gefährte ergriff seine Hand, küsste Minans Fingerspitzen, während er ihm gut zuredete, dass er in Sicherheit wäre ehe er ihm ganz viele Fragen stellte. Ob er schlecht geträumt hätte, ob er ein Schmerzmittel bräuchte. Minan schüttelte den Kopf.
"Ich bin nur froh, dass du jetzt neben mir liegst", krächzte er. Sein Hals tat ganz weh. "Etwas Wasser...", bat er und Merion setzte sich gleich auf, um ein Glas Wasser einzuschütten und es ihm dann an die Lippen zu halten. Minan brauchte alle Kraft, um den Kopf etwas zu haben. Er trank nur ein paar Schlucke, dann sank er wieder zurück.
"Danke.." Trotzdem musste er husten. So heftig, dass es ihn schüttelte. Es tat furchtbar weh, Minan keuchte und ächzte, blieb danach erschöpft liegen. Draußen hatten die Gespräche innegehalten und sofort öffnete sich die Kutschtüre und eine der Heilerinnen kam hinein, um Minan zu untersuchen.
"Brust.. tut so weh... und der Arm...", krächzte Minan leise. Die Dea al Mon verstand und gab ihm dann doch ein Schmerzmittel. Sie sagte Merion, dass es besser wäre, wenn Minan viel schlafen und nichts reden würde. Von dem Schmerzmittel wurde dem Jugendlichen ohnehin bald sehr dusig zumute. Er hatte das Gefühl, als würde es ihn langsam in Watte hüllen. Im Labor hatte man ihm nie etwas gegen die Schmerzen gegeben, aber die Heilerinnen hier ließen ihn zum Glück nicht so lange leiden.
"Ich glaube... die reden draußen.. über mich", wisperte der Junge. "Will.. keine Last sein... tut mir.. leid." Dann fielen ihm die Augen zu und er war erneut eingeschlafen.

Als er erneut aufwachte, fiel Tageslicht durch die Kutschfenster und das Gefährt bewegte sich stetig rumpelnd vorwärts. Darken hatte wieder die Kontrolle gegriffen. Die Schmerzen waren für die anderen Splitter einfach zu stark, um sie länger ertragen zu können. Auch er selbst hatte immer wieder Probleme. Sein ganzer Körper schien angegriffen, so dass die Heilerinnen es nicht wagten über die Winde zu reisen.
Dies änderte sich abrupt, als mehrere Eyrier über ihnen hinwegflogen. Darken bekam in der Kutsche nur etwas davon mit, als sie schließlich mit schlagenden Flügeln landeten und dadurch die gesamte Kutsche erzitterte. Es waren Streiter der Allianz, die sie zuerst für Feinde gehalten hatten, nun aber Eoshan rasch warnten, dass nicht weit von hier eine Schlacht tobte und der Weg mitten hindurch führen würde. Man konnte selbst hier bereits das Knistern unzähliger Juwelenkräfte spüren. Die Luft war angeladen damit.
Es folgten leise, besorgte Gespräche ehe irgendwann Eoshan und die zwei Heilerinnen in die Kutsche kamen. Man würde mit dem Gefährt nur schlecht abseits der Wege fahren können, aber sie konnten auch nicht in eine große Schlacht geraten.
Der Jugendliche nickte matt.
"Also über die Winde", erriet er. Eoshan sagte ihm, dass ihnen keine andere Wahl blieb. Die Heilerinnen zögerten noch ehe sie ihm eröffneten, dass sie ihn in einen künstlichen Schlaf legen wollte. So wäre es weniger anstrengend für seinen Körper und sie hätten die Heilung besser im Griff.
Darken nickte matt. Er wollte auch nicht, dass sie in Kämpfe gerieten. Er wollte nicht riskieren jetzt auf dem Rückweg wieder alles zu verlieren. Nicht wo er solange gekämpft hatte am Leben zu bleiben. Aber auf den Winden wusste er nicht, ob nicht Hexe zum Vorschein kommen würde. Er konnte sie da nicht zurückhalten und sie würde nur alles ruinieren so wie sie es oft mit ihrer unbedachten Art tat. Er drückte Merions Hand, der ihm vorsichtig über den gesunden Arm streichelte und besorgt daneben saß. Er vertraute den Heilerinnen, doch Darken hatte größere Bedenken. Die letzten Wochen waren Heilerinnen die Quelle all seiner Schmerzen gewesen... das würde er nicht vergessen.
"Wehe, ich wache nicht mehr auf", drohte er mit heiserner Stimme. Er wollte nicht und ganz sicher nicht, dass wieder Heilerinnen an ihm herumpfuschten, aber diejenigen, die ihn gerettet hatten, sollten nicht in Gefahr geraten. "Macht schon... bevor.. ichs mir anders überlege..."
Er blickte zu Merion, wollte die Hand heben, um ihm über die Wange zu streicheln, schaffte es aber nicht. Zitternd sank die Hand zurück. Darken atmete angestrengt, der schmale Brustkorb hob und senkte sich. "Schau nicht so traurig", verlangte der Prinz. Beide Frauen legten ihre Hände an seine Stirn. Darken spannte sich an. Er keuchte und verkrampfte sich, als er fühlte wie eine dunkle Schwere in seinen Geist floss.
Dann war er weg.

Die Reise über die Winde bekam er nicht mit. Nicht einmal, als eines der Heilnetze unter den Strapazen riss und die zwei Heilerinnen eiligst dabei waren ihm am Leben zu erhalten, noch während die Kutsche in hohem Tempo durch die grauen Winde schlingerte, die Rachhad aufrecht erhielt. Bewusstlos lag der dünne, ausgemergelte Körper in der Kutsche, während um ihn herum hektisch die Heilerinnen am Werk waren und blutige Tücher einen Eimer füllten, als er Blut spukte und doch nicht aufwachte.
Eis schlug die Augen auf. Über ihm bewegten sich die ausladenden, sattgrünen Blätterkronen eines dichten Waldes. Dicke Regentropfen sanken nach unten, platschten gegen einen unsichtbaren Schild über ihm und rannen langsam an den Seiten hinab. Es dauerte eine Weile bis er bemerkte, dass nicht der Wald sich bewegte, sondern er selbst. Er lag in einer gepolsterten Trage, die über dem Boden schwebte, während vor ihm ein Dea al Mon lautlose Schritte auf den Waldboden setzte. Regen perlte an der grünen Kleidung ab, hing in dem silbrigen Haar. Eis hörte von überall her Geräusche. Vogelgezwitscher, Blätter, die von Tropfen getroffen wurden, Rascheln im Unterholz und seltsame Tierlaute, die er nicht zuordnen konnte. Mehrere schillernd blaue und violette Schmetterlinge saßen am Rand der Trage. Mit hellen, eisblauen Augen sondierte Eis die Umgebung.
Das war der Wald. Der Wald aus dem er geflohen war. Sie hatten ihn eingefangen und zurückgebracht. Er wollte sich aufsetzen, doch es ging nicht. Alles fühlte sich seltsam taub an. Donnergrollen rollte über die Baumkronen hinweg. Eis versuchte zu verstehen was passiert war, doch er erinnerte sich nur an Fragmente. Immer nur Fragmente. Mutter... diese dunkle Königin hatte gesagt, sie sei tot. Es konnte nicht sein... ohne sie war er nichts, hatte er niemanden. Er spürte Darken in den Tiefen seines Geistes nagen, doch der sonst so starke Splitter schien sehr geschwächt. Das letzte an dass sich Eis erinnerte war wie er seinen neuen Schlangenzahn in den Hals dieser dummen Heilerin gerammt hatte, die ihn als ihr Versuchsobjekt genutzt hatte. Wenigstens hatte er den Gefallen erwidern können, dachte er zufrieden. Er bedauerte es bloß, dass er nicht noch weitere von ihnen hatte töten können.
Und nun schien alles umsonst und er war wieder hier in dem Wald. Er hatte doch seinen Vater finden wollen, um ihn zur Rede zu stellen. Er sollte Mutter getötet haben und Eis wollte es von ihm hören - und wenn es stimmte, seine Rache ausüben. Er versuchte seine Hand zur Faust zu ballen.
Der Dea al Mon vor ihm schien die Bewegung aus den Augenwinkeln bemerkt zu haben, lächelte ihn erfreut an. Eis wusste nichts mit dieser Freude anzufangen, aber der andere Jugendliche kam ihm seltsam bekannt vor, er wusste nicht woher.
"Ich will zu meinem Vater", verlangte er mit leiser, kühler Stimme.
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Re: Rückkehr zum Wald

Beitragvon Merion » Di 7. Mär 2023, 13:40

Minan war einfach nur froh, dass Merion jetzt neben ihm läge. Merion drückte sachte seine Hand und strahlte ihn verliebt an. Er würde immer neben ihm liegen, versprach er seinem Gefährten in Gedanken. Er sagte es jedoch nicht laut, da er Minan nicht überfordern wollte. Minan kam so selten zu ihm. Die Schmerzen, die sein gequälter Körper haben musste, waren zu heftig für ihn. Darken konnte sie besser ertragen. Ausserdem wollte Minan etwas Wasser. Hilfsbereit setzte Merion sich auf, schenkte ihm rasch etwas Wasser ein. Ganz vorsichtig hielt er es ihm an die Lippen, stützte Minans Kopf, damit er etwas trinken konnte.
Nicht viel. Nur ein paar Schlucke, damit er seine Kehle befeuchten konnte, so kam es Merion vor. Trotzdem war es wohl schon zuviel der Anstrengung für Minan gewesen, denn er musste plötzlich ganz heftig husten. So sehr, dass es seinen ausgemergelten Körper richtig durchschüttelte. Merion bekam es mit der Angst zu tun und sandte eilig nach den Heilerinnen. Die hatten Minans Husten jedoch schon gehört und kamen rasch in die Kutsche.
"Er hatte Durst", erklärte Merion schuldbewusst, warum er mit Minan gesprochen hatte. Die Heilerinnen hatten ihn gemahnt, dafür zu sorgen, dass Minan zu viel Schlaf kam. "Ich werde das nächste Mal gleich nach euch rufen", versprach er reuig. Dann konnten sie ihm das Wasser geben. Trotzdem würde er Minan immer fragen, wie es ihm ging. Denn im Gegensatz zu den Heilerinnen wusste Merion, dass sein Gefährte oft schlimme Albträume hatte. Damit konnte er ihn doch nicht alleine lassen.
"Du bist keine Last", beteuerte er seinem Geliebten innig und kuschelte sich vorsichtig an ihn, ohne ihn wirklich zu berühren. "Wir sind nur alle froh, dass wir dich wieder haben und wollen, dass dir die Rückreise möglichst bequem wird." Minan musste sich keine Sorgen machen, wenn man über ihn sprach. Aber wahrscheinlich hatte er das schon gar nicht mehr mitbekommen, denn Minan waren vor Erschöpfung schon wieder die Augen zugefallen und er war eingeschlafen.

Dann wurde es jedoch doch noch brenzlig, mit der Kutsche weiter zu reisen. Vor ihnen kämpften ihre Verbündete gegen die Dhemlaner. Merion verstand nicht wieso. Ihre Königin war doch tot. Aber es war wohl egal. Er verstand die ganze Sache mit Sion ohnehin nicht wirklich. Er spürte jedoch, wie Juwelenkräfte heftig eingesetzt wurden und die Luft bis hier hin damit aufgeladen hatten. Merion juckte es in den Fingern, nach draussen zu stürmen und Eoshan zu unterstützen. Andererseits wollte er keinesfalls Darken alleine lassen, der wieder aufgewacht war. Es war seine Aufgabe, ihn zu schützen und für ihn da zu sein und das tat er von Herzen gerne.
Dicht beieinander warteten sie schweigend in der Kutsche, während draussen einige Eyrier mit Eoshan und Rachhad sprachen. Schlussendlich stellte sich heraus, dass sie tatsächlich nicht mehr würden weiter fahren können. Eoshan erklärte Darken, dass sie mit den Winden reisen mussten und dazu sollte er in einen tiefen Schlaf fallen. Das klang ziemlich unheimlich. Natürlich verstand er, warum dies nötig war, trotzdem klang es unheimlich. Was, wenn Darken dann wieder Albträume hatte und nicht daraus aufwachen konnte, weil das Netz der Heilerinnen ihn daran hinderte.
Besorgt streichelte Merion ihm über den Arm und Darken drückte seine Hand. Es waren nur wenige, überaus vorsichtige Berührungen, die sie einander gestatten konnten, doch Merion war es genug. Sie waren so intensiv, dass er sich sicher war, dass alles wieder gut werden würde. Behutsam nahm er Darkens Hand in die Seine, die sich nach ihm ausgestreckt hatte, schmiegte sich sachte daran. Tapfer lächelte er seinen Freund an, als dieser von ihm verlangte, nicht so traurig zu schauen.
"Ich werde an deiner Seite warten", versprach er ihm verliebt. "Und wenn du wieder aufwachst, dann sind wir sicher schon zu Hause, wo du dich in aller Ruhe erholen kannst. Ich freue mich darauf." Dennoch bekam Merion einen ziemlichen Schrecken, als Darken sich annspannte, keuchte, sich verkrampfte und dann wie tot zusammen sank. Die Heilerinnen schienen jedoch zufrieden zu sein und so hüllte Merion Darken und sich noch einmal in einen extra Schutzschild, als sie auf die Winde sprangen, damit sein Gefährte eine möglichst sicherere Reise hatte.

Zu seinem Entsetzen war die Reise für Darken dann doch nicht so sicher. Eines der Heilnetze riss und Darken spuckte Blut. Viel und sein dünner Körper wurde dabei ganz schlimm geschüttelt. Merion hatte Angst, er würde allein durch das Husten auseinander fallen. Glücklicherweise waren die Heilerinnen jetzt auch in der Kutsche und gaben ihr Bestes, um Darken zu helfen. Währenddessen klammerten Merion und Eoshan sich aneinander, um sich Trost zu geben, während sie um den Prinzen bangten. Im Nachhinein wurde Merion ganz verlegen, als er daran dachte, wie kindlich er sich an seine Königin geklammert hatte. Doch in dem schrecklichen Moment war es das einzig richtige gewesen. Wohl auch für Eoshan, denn Merion hatte davon blaue Fingerabdrücke auf seinen Armen davon getragen. Die Königin hatte auch jemanden gebraucht, an dem sie sich hatte festhalten können.

Glücklicherweise war dies der einzige Zwischenfall und sein Gefährte konnte auf dem restlichen Rückweg nach Dea al Mon in Ruhe weiter schlafen. An der Grenze zum Wald verliessen sie die Kutsche und betteten Minan auf eine Trage um. So konnten sie ihn auch viel ruhiger und sicherer transportieren, selbst wenn sie mit der Kutsche in den Wald hätten hinein fahren können. Merion ging dabei immer neben der Trage her, achtete auf Regungen seines Freundes, der noch immer wie tot da lag. Dieser tiefe Schlaf war wirklcih etwas sehr unheimliches. Merion hätte am liebsten gehabt, wenn der aufhörte. Die Heilerinnen fanden es jedoch viel besser so, weil Minans Körper sich so am Besten erholen konnte. Allerdings verlängerten sie den Schlaf doch nicht mehr, nachdem sie Dea al Mon erreicht hatten, da er doch auch seine Risiken barg.

Als sein Gefährte dann endlich aufwachte, tat er es so ruhig und regungslos, dass es einen kleinen Moment, bis Merion es merkte. Helle, eisblaue Augen musterten ihn nachdenklich. Das musste Eis sein, von dem Darken ihn immer gewarnt hatte. Merion strahlte ihn trotzdem glücklich an. Sie waren sich schon einmal kurz begegnet und er gehörte zu seinem Gefährten dazu. Merion freute sich, ihn kennen zu lernen. Er war überhaupt froh, dass sein Geliebter wieder aufgewacht war.
"Ja, das denke ich mir", nickte Merion herzlich und verstehend, dass Eis zu der Familie wollte, die er kannte. "Wir werden ihn besuchen gehen, sobald du wieder gesund bist und der Krieg vorbei ist. Er vermisst dich sicherlich sehr. Meine Eltern vermissen mich auch und ich sie. Vorallem aber habe ich dich vermisst. Oh, du weisst gar nicht wie sehr. Ich bin so froh, dass wir dich gefunden haben und dass du wieder aufgewacht bist. Dieser Schlaf war wirklich sehr unheimlich." Merion schüttelte sich, strahlte Eis jedoch weiter einfach nur überglücklich an.
"Zum Glück sind wir bald wieder zu Hause", plapperte er aufgeregt weiter. "Dann kannst du dich ganz Ruhe und auf normale Weise erholen und ich werde gut auf dich aufpassen, damit du dich rundum wohlfühlst. Oh, ich sollte mich wohl noch vorstellen, oder? Wir haben uns nur kurz gesehen und Darken sagt, dass ihr euch nicht so oft unterhaltet. Ich bin Merion", stellte er sich vertrauensvoll, aber auch deutlich aufgeregt vor. Vorsichtig hielt er eine Hand in die Nähe der seines Gefährten, damit dieser sie drücken konnte, wenn er mochte. "Es freut mich, dich kennen zu lernen, Eis."
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Re: Rückkehr zum Wald

Beitragvon Darken » Di 7. Mär 2023, 13:43

Der junge Dea al Mon mit dem silbernen Haar strahlte noch mehr und antwortete, dass sie Eis' Vater besuchen gehen würden sobald es ihm besser ging und der Krieg vorbei wäre. Krieg? Was für ein Krieg? Noch weniger verstand der Prinz, dass ihn sein Vater vermissen würde.
"Er kennt mich nicht. Er kann mich nicht vermissen", sagte Eis knapp. Der Dea al Mon redete sowieso ohne Unterbrechung weiter. Ein nerviges Gezwitscher, das in Eis' Ohren dröhnte. Der andere Jugendliche behauptete, er hätte ihn unheimlich vermisst und wäre so froh, dass sie ihn gefunden hätten.
Eis war alles andere als froh gefunden worden zu sein. Er hätte mit den Soldaten fliehen können, die ihm geholfen hatten. Danach wäre er schon alleine klargekommen und hätte seinen Vater gefunden. Jetzt zurück in diesen Wald gebracht zu werden, war das Gegenteil von dem was er hatte erreichen wollen und er war verwirrt über die vielen Neuigkeiten, die ihm alle nichts sagten. Sofern das noch möglich war, strahlte der fremde Krieger ihn noch stärker an. Er plapperte etwas von einem Zuhause und dass er gut auf ihn aufpassen würde.
"Ich brauche keinen neuen Wärter", lehnte Eis ab. Man hatte ihn wochenlang bewacht von dem was er zwischen den Schmerzen mitbekommen hatte. Eis wollte nicht länger eingesperrt werden. Weder sein Körper noch in seinem Geist, wo ihn der andere Splitter immer wieder zu unterdrücken versuchte. Dabei würden sie ohne ihn überhaupt nicht mehr leben. Er war der Liebling gewesen. Ohne die anderen hätte Mutter ihn nie bestrafen müssen. Er hatte immer gehorcht. Sie war gut zu ihm gewesen. Er war ein guter Sohn gewesen.
Der Dea al Mon sprach so viel von Vermissen, doch den einzigen, den Eis vermisste, war seine Mutter. Ohne sie fühlte er sich verloren. Sie hatte ihm immer alles gesagt, was er hatte wissen müssen.
Dem Jugendlichen fiel endlich ein, sich vorzustellen. Er würde Merion heißen. Eis bekam eine Hand entgegen getreckt. Er blickte sie nur abschätzig an und starrte dann wieder nach oben zu den Blätterkronen. Er fühlte sich schwach und es behagte ihm nicht. Für den Moment schien er keine andere Wahl zu haben, als zu tun was diese Dea al Mon wollten.
"Dann wisst ihr also wer ich bin", stellte er emotionslos fest. Darken war zu weich geworden, dass er jemand anderem so viel anvertraute. Früher hätte es das nicht gegeben. Man vertraute nur in Mutter. Alle anderen hatten ihn stets verraten.
Eis räusperte sich. Es tat weh die Stimmbänder zu benutzen. Er sollte lieber senden. *Wo ist mein Vater?*, sandte er dem Dea al Mon, der Merion hieß. Es war ein kühler, fordernder Speerfaden. *Bringt ihn hierher.* Wenn er nicht zu ihm gehen konnte, dann konnte sein Vater womöglich zu ihm kommen. Wo immer das auch war.
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Re: Rückkehr zum Wald

Beitragvon Merion » Di 7. Mär 2023, 14:24

Eis meinte, dass sein Vater ihn nicht kennen würde, weswegen er ihn auch nicht vermissen könnte. Wahrscheinlich meinte er, dass er als spezifischer Splitter seinen Vater nie kennen gelernt hatte. Eis schien nicht so oft aufzutauchen. Darken verhinderte das wohl so gut und oft es ging. Es wirkte, als würde er diesen Splitter gar nicht mögen, weswegen er ihn verbarg. Allerdings hatte er zu Anfang auch schlecht von Tänzer gesprochen. Einfach weil er so fremd und anders war, als Darken selber. Merion war also schon ganz neugierig darauf, Eis kennen zu lernen.

"Nein, jetzt brauchst du keine Wache mehr", pflichtete Merion erleichtert lächelnd bei. "Jetzt sind wir in Sicherheit und können nicht mehr angegriffen werden." Darum war er unglaublich froh. Dass sie beinahe in eine Schlacht geraten waren, mit dem verletzten Minan und seiner Königin, das war ein wirklich grosser Schrecken gewesen.
"Nicht wirklich", schüttelte er seinen Kopf, dass er nicht wirklich wisse, wer Eis sei. "Wir sind uns ja nur einmal ganz kurz gesehen und Darken erzählt nicht viel über andere Splitter. Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt darauf dich kennen zu lernen." Merion stellte sich vor, dass Eis der Splitter war, der sich möglichst keine Gefühle erlaubte. Ähnlich wie Darken nur mit weniger Wut. Allerdings konnte Merion nicht wirklich glauben, dass jemand gar keine Gefühe hatte. Das funktionierte doch nicht. Man konnte vielleicht keine Gefühle haben wollen, aber tatsächlich keine zu haben, das konnte Merion sich nicht vorstellen.

"Oh, du kannst senden?" rutschte es ihm aufgeregt heraus. Darken konnte das nur unter grosser Anstrengung. "Das ist gut. Die Heilerinnen sagen, du solltest besser nicht sprechen, um deine Stimme zu schonen." Aufgedreht und überglücklich strahlte er seinen Gefährten an, hätte ihn am liebsten in den Arm genommen.
"Ich weiss leider nicht, wo dein Vater ist", erinnerte Merion sich zu antworten. "Wahrscheinlich bei sich zu Hause. Ich kann ihn leider nicht auf die Schnelle hier her bringen. Es tut mir leid."
"Eis, schön dich wieder zu sehen", grüsste da die Königin ihren jüngeren Bruder, den sie offensichtlich schon einmal gesehen hatte. Lady Sitara hatte mitbekommen, wie der Prinz aufgewacht war und war zu ihnen an die Trage getreten. "Wie geht es dir? Hast du Schmerzen?"
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Re: Rückkehr zum Wald

Beitragvon Darken » Di 7. Mär 2023, 14:25

Der treuherzige Dea al Mon begriff nicht, dass Eis ihn als Wärter bezeichnet hatte. Dieser Merion freute sich einfach nur, dass sie in Sicherheit wären und nicht mehr angegriffen werden könnten. Er sollte sich lieber nicht so sicher fühlen, dachte der Prinz bei sich, behielt seine Gedanken aber - wie meistens - für sich.
Der andere Jugendliche wehrte ab, dass er ihn gut kannte. Sie hätten sich nur einmal kurz gesehen und Darken hätte nicht viel über andere Splitter erzählt. Sie hatten sich einmal gesehen? Eis versuchte sich daran zu erinnern, aber der Dea al Mon, der neben der Trage herging, sagte ihm nichts. Er hätte gerne etwas gegen das viele Geplapper und diese seltsame Fröhlichkeit unternommen, doch Eis konnte sich kaum rühren. Jeder Muskel schien zu schmerzen und die Atemzüge gingen schwer. Dafür hatte er seinen Arm zurück. Er wusste nicht recht was er davon halten sollte. Er hatte ihn zurückgewollt, aber ohne den Schlangenzahn. Mutter hatte immer versucht ihm dies auszutreiben. Eis hatte das eingesehen. Er konnte kein Prinz und Schwarze Witwe gleichzeitig sein. Männer waren keine Schwarzen Witwen. Es war eine Abart der Dunkelheit. Eis hatte keinesfalls so sein wollen. Anderseits war der Schlangenzahn sehr nützlich geworden... er war wieder wehrhaft. Das gefiel ihm.
Während Eis darüber nachdachte, sprach der Dea al Mon davon, dass er ihn gerne kennenlernen würde.
*Zu welchem Zweck?*, wollte Eis wissen und konnte sich nicht vorstellen wieso der Fremde gespannt darauf war ihn kennenzulernen. *Natürlich kann ich senden*, bestätigte er und wusste nicht wieso sich dieser Merion so freute. Irritiert und reglos beobachtete er die viele Freude und das strahlende Gesicht des Kriegers. Was sollte das? Eis wusste nichts damit anzufangen. Er wollte endlich wissen, wo sein Vater war.
Der Dea al Mon sagte nicht sehr präzise, dass sein Vater vermutlich bei sich zu hause wäre. *Und wo ist das?*, verlangte Eis zu wissen. *Ich muss ihn sehen, ich habe ein Recht darauf.* Etwas anderes interessierte ihn momentan nicht. Er musste wissen was mit seiner Mutter passiert war - und dann würde er den Schlangenzahn nutzen, um seinem Vater ein Ende zu bereiten.

Eine Stimme riss ihn aus seinen Rachegedanken. Eine Dea al Mon mit silbernem Haar sah ihn an. Eis' Blick verdunkelte sich.
"Du", sagte er fast anklagend. Ja, er erinnerte sich an sie. Sie war in seinen Geist eingedrungen, mehrmals schon. Die anderen Splitter hatten sie zu ihm geführt und er hatte mit Darken gekämpft. Aber danach... sie hatte so viele Dinge gesagt. Dass sie ihn lieben würde und dann war da dieses warme Licht gewesen. Eis hatte versucht es abzublocken, aber es war zu viel gewesen. Sie hatte ihn auf die Stirn geküsst. Danach wusste er lange Zeit nicht mehr was passiert war und bald war Eis nicht mehr sicher gewesen, ob sie überhaupt real war. Aber hier war sie und ging neben ihm her. Es musste also alles passiert sein.
"Eoshan", kam ihm in den Sinn, was ihr Name war. "Du mischst dich immer noch in Dinge ein... die dich nichts angehen." Er keuchte. Sprechen tat wirklich weh. Er überging die Frage, ob er Schmerzen hat. "Ich will meinen Vater sehen", wiederholte er.
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Re: Rückkehr zum Wald

Beitragvon Merion » Di 7. Mär 2023, 14:32

*Na, damit wir Freunde werden können*, sandte Merion überrascht und doch sich dessen sehr sicher, dass sie Freunde werden würden. Schliesslich waren sie ja Gefährten. Also irgendwie. Zumindest mit den Splittern, die er schon kannte und die ihn auch kannten. *Also, ähm, natürlich nur wenn du willst*, fügte er etwas verlegen hinzu, weil er Eis so drängte. Zarte Röte knosptete auf seinen Wangen auf, liess sie warm brennen.
*Ich weiss nicht, wo dein Vater wohnt. Es tut mir Leid*, entschuldigte er sich bedauernd. *Darüber haben wir bisher noch gar nicht gesprochen.* Es war etwas merkwürdig, wie Eis so deutlich sagte, dass es sein Recht wäre, seinen Vater zu sehen. Aber wahrscheinlich war das eine Formulierung, die aus der Zeit stammte, wo er von seiner Mutter eingesperrt und alles verboten bekommen hatte. *Ich weiss nicht, wie wir ihn erreichen können.*

Eoshan trat zu ihnen, nachdem sie mitbekommen hatte, dass ihr Bruder wieder aufgewacht war. Erstaunlicherweise blickte Eis sie ganz finster an. Fast so, als hätten sie miteinander gestritten. Nun ja, das kam vor unter Geschwistern. Merion wusste das nur zu gut. hoffentlich konnten sich die Beiden bald wieder vertragen.
"Das Wohlergehen meines kleinen Bruders geht mich durchaus etwas an", schmunzelte die Königin freundlich. "Auf das Wiedersehen mit deinem Vater wirst du dich jedoch noch etwas Gedulden müssen. Die Gefahr durch Sion ist leider noch nicht gebannt. Jetzt erst recht nicht, wo Zorya Eacir ihm wohl von dir erzählt hat und wo sie dich gefunden hat. Doch keine Sorge. Du wirst hier in Sicherheit sein. Und nun solltest du dich wieder ausruhen. Schone deine Stimme. Es muss dich schmerzen, so viel zu sprechen. Wir sind bald wieder zu Hause. Da kannst du dich in einem weichen, bequemen Bett erholen."
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Re: Rückkehr zum Wald

Beitragvon Darken » Di 7. Mär 2023, 14:41

Freunde? Was meinte er mit Freunde? So etwas gab es nicht. Andere Menschen nutzten einen nur aus und hintergingen einen. Sie logen und verrieten. Seine Mutter hatte es ihm immer gesagt. Allein auf sie hatte er sich verlassen können. Familie. Das war das wichtigste. Auf alles andere konnte man nicht zählen. Seine Mutter war alles was er gehabt hatte. Und sie sollte nicht mehr hier sein? Eis konnte das immer noch nicht verwinden.
Was interessierte ihn irgendjemand anderer? Er kannte diesen seltsamen Dea al Mon nicht, der selbst in seinen Speerfäden plapperte und ihn nicht in Ruhe ließ. Er hatte bedauerlicherweise auch keine Informationen über Eis' Vater, womit der Krieger gerade rapide an Wert verlor.
*Wenn du mir nicht helfen kannst, was nutzt du mir dann?*, sandte Eis hart. Er hatte kein Interesse daran, eine Freundschaft zu schließen. Sie waren sowieso nicht echt. Der junge Prinz wusste nicht was er ohne seine Mutter tun sollte. Ohne ihre Weisungen. Das einzige Ziel war sein Vater. Von ihm wollte er hören was vorgefallen war.
Eine halbwegs bekannte Person tauchte auf. Diese Schwarze Witwe, die ihn in seinem Geist besucht hatte. Sie hatte darin nichts verloren gehabt. Eis versuchte von ihr mehr Informationen zu erhalten, aber zunächst musste die Dea al Mon ihre Lügen verbreiten. Er wäre ihr kleiner Bruder. Eis blickte sie frostig an.
"Ich habe.. keine Geschwister", brachte er hervor. Noch schlimmer, Eoshan wollte ihn nicht zu seinem Vater bringen. Sion würde jetzt erst recht nach ihm suchen. "Wer ist.. Sion?", fragte er krächzend. "Was mach ich hier? Ich.. will.." Seine Stimme versagte. Er presste die Lippen zu einem dünnen Strich, starrte nach oben. Die Schwarze Witwe riet ihm, seine Stimme zu schonen. Sie wären bald zu Hause, wo er in Sicherheit wäre und wo er sich in einem weichen Bett erholen könnte. Eis konnte nichts weiter als frustriert liegen zu bleiben. Wieso war er überhaupt aufgewacht? Was sollte er in einer Welt, wo es seine Mutter nicht mehr gab? Wo war sie? Sie hätte ihm das alles erklären können und ihm sagen können, was er machen sollte. Er hatte ihr immer gehorcht. Er war gut gewesen. Er war ein guter Sohn gewesen.

Eis schloss die Augen und versuchte sich zurückzuziehen. Er musste für eine Weile eingeschlafen sein, doch als er die Augen aufschlug, war er immer noch hier und der Wald über ihm und um ihn herum. Ebenso der aufgedrehte Junge, der ihn wieder anstrahlte und ihm die Hand vorsichtig drückte. Eis zuckte zusammen.
*Fass mich nicht an*, sandte er sofort. Er mochte keine Berührungen und gewiss nicht von diesem Fremden. Die Umgebung war ihm fremd, die Leute um ihn herum waren fremd. Das hier war nicht sein Zuhause. Sein Zuhause war in Askavi gewesen. Sie hatten ein großes Haus gehabt. Eis versuchte daran zu denken und den Dea al Mon um sich herum so gut es ging zu ignorieren. Der Tag schritt weiter voran und sie schienen für Stunden durch den Wald zu gehen. Eis wandte matt den Kopf. Da war immer noch der silberhaarige Junge. Er schien nicht weggehen zu wollen.
*Du willst mir helfen? Jemand muss wissen, wo mein Vater ist. Finde es heraus*, befahl er. *Und komm nicht wieder bevor du es nicht weißt*, fügte er ungnädig hinzu.
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Re: Rückkehr zum Wald

Beitragvon Merion » Di 7. Mär 2023, 14:57

Abweisend fragte Eis ihn, was er ihm denn nütze, wenn er ihm nicht helfen könne. Merion blinzelte überrumpelt. Nur weil er ihm nicht genau sagen konnte, wo sein Vater wohnte, hiess das noch lange nicht, dass er ihm nicht anderweitig helfen konnte. Ausserdem war das ohnehin nicht der einzige Bestandteil einer Freundschaft, dass man sich gegenseitig half. Es ging auch darum, dass man einander einfach gern hatte, sich vertraute und nicht alleine war. Eis schien dies jedoch vollkommen fremd zu sein. Das lag vielleicht daran, dass er so selten an die Oberfläche kam. Da konnte er das alles nichts lernen.

Auch dass Lady Sitara seine Schwester im Geist war, schien er nicht zu wissen. Darken hatte sehr alamiert gewirkt, als Merion ihm von seinen hellblauen Augen erzählt hatte. Diese Splitter sprachen ganz offensichtlich nicht miteinander. Merion hätte ihm gerne alles erklärt. Auch das mit Sion und warum er hier war. Doch das sprechen strengte den Prinzen sehr an. Deswegen riet Lady Sitara ihm, dass er sich ausruhen solle. Glücklicherweise war es wirklich nicht mehr weit bis Faolchur, wo man sich endlich in Ruhe um Eis Wohlergehen kümmern konnte. Darum, dass er wieder zunahm und gesund wurde. In dieser Burg hatte er so unglaublich dünn und krank ausgesehen. Auch jetzt noch schien sein Freund nur aus Knochen und Haut zu bestehen. Doch wenigstens war seine Hautfarbe nicht mehr ganz so wächsern. Immer noch sehr hell und durchscheinend, aber irgendwie gesunder. Zumindest kam es Merion so vor. Seine Mutter würde ihm dann erklären können, ob das ein gutes Zeichen war, oder ob er sich das vor lauter Hoffnung nur einbildete.

Eis war wieder eingeschlafen, nachdem er die Augen geschlossen hatte, um sich auszuruhen. Merion lächelte ihn verliebt an. Es war gut, dass der Prinz möglichst viel schlief. So konnten sich seine Muskeln erholen und dem Körper helfen, wieder gesund zu werden. Allerdings freute sich der junge Krieger heimlich sehr, als sein Freund wieder seine Augen aufschlug und wach wurde. Merion hatte ihn eben so vermisst. Sachte drückte er seine Hand, um ihn wissen zu lassen, dass er bei ihm war. Minan hatte das sehr gemocht und auch Darken schien es wichtig gewesen zu sein. Eis sandte ihm jedoch fauchend, dass er ihn nicht anfassen sollte.
*Es tut mir Leid*, sandte Merion etwas erschrocken und reumütig mit einem süssen, entschuldigenden Lächeln zurück. Selbstverständlich liess er Eis gleich los. Vorsichtig und langsam, um ihn nicht zu verletzen. *Ich wusste nicht, wer von euch aufwachen wird und die anderen haben es immer gemocht, mich zu spüren.* Unverdrossen strahlte er Eis an und fühlte sich nicht persönlich angegriffen. *Aber wir zwei kennen uns wohl noch nicht lange genug dafür. Es tut mir leid, dass ich dir zu nahe gekommen bin.* Das meinte Merion durchaus ernst. Doch man sah ihm an, dass er Eis gerne sehr nahe kommen würde. Dass er ihn gernhaben, ihn umarmen und es ihm rechtmachen wollte.

Wahrscheinlich überforderte er Eis ein wenig damit. Der Prinz blieb einfach finster auf seiner Trage liegen und reagierte nicht mehr gross auf ihn. Merion konnte sich gut vorstellen, dass er schlichtweg überfordert war. Deswegen versuchte er ihn auch nicht weiter zu bedrängen, sondern ging weitgehendst schweigend neben ihm her, bereit ihm jederzeit zu helfen, sollte er etwas benötigen. Tatsächlich wandte Eis ihm irgendwann den Kopf zu und fragte ihn, ob er ihm helfen wolle.
"Ja, natürlich", nickte Merion strahlend und Eis forderte ihn, herauszufinden, wer wusste, wo sein Vater sei. Ausserdem solle Merion nicht wieder kommen, bevor er es nicht wüsste. Das war eine komische Formulierung. Der Krieger verstand nicht ganz, was das sollte und schaute den Prinzen verwirrt an. Dann zuckte er innerlich jedoch mit seinen Schultern. Es war ja eigentlich egal. Hauptsache er wusste die Antwort.
*Na, dafür brauche ich nicht wegzugehen*, antwortete er grinsend. *Die Person habe ich schon gefunden.* Er liess Eis für einen Moment lang zappeln, weil er so finster dreinschaute. *Du weisst, wo dein Vater ist*, erlöste er ihn jedoch gleich darauf. *Respektive Darken und Minan wissen es. Sie waren schon bei ihm zu Hause. Ihr redet nicht so oft miteinander, nicht wahr? Weisst du, du hast nähmlich doch Geschwisster. Hagen ist dein älterer und Tarek dein jüngerer Bruder. Deine Schwester Mabh ist auch jünger als du und dann hast du noch Lady Eoshan Sitara, die deine Schwester im Geist ist. Was Lady Talyn Sitara gewissermassen zu deiner Grossmutter macht und Prinz Pyratres Rall zu deinem Patenonkel.*
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Re: Rückkehr zum Wald

Beitragvon Darken » Di 7. Mär 2023, 14:58

Der Dea al Mon entschuldigte sich dafür, dass er ihn angefasst hatte. Langsam zog der Krieger seine Hand wieder zurück und erklärte, dass die anderen Splitter es beim Aufwachen mochten, wenn Merion sie berührte. Eis sah ihn ungnädig an. Was fiel ihm ein? Und wie kam der Dea al Mon dazu, dass er ihn beim Aufwachen anfasste? Sofern es Eis betraf, war er die einzige Persönlichkeit in sich drin. Die anderen hatten ihn zu lange unterdrückt und selbst wenn er sich zurückziehen wollte, so schien es gerade nicht zu gehen.
*Die anderen sind nicht hier. Sie sind zu schwach*, sandte Eis zurück. Darken war sonst nie so schwach gewesen, hatte immer gekämpft ihn wegzusperren. Jetzt schien es ihm nicht mehr zu gelingen und Eis steckte hier fest in dieser fremden Umgebung mit all diesen fremden Leuten, die ihm nichts sagten. Er wusste auch nicht wieso er in diesem Wald verbleiben sollte und warum man ihn davon abhielt, seinen Vater aufzusuchen. Dass es gefährlich war, hatte Eis mitbekommen, als er beim Verlassen des Waldes auf diese dunkelhäutige Schwarze Witwe gestoßen war. Sie hatte ihn nach Dhemlan verschleppt und an ihm herumexperimentiert ohne dass Eis gewusst hätte wieso. Es war furchtbar gewesen, entsetzliche Schmerzen, die auf ihn eingestürzt waren, doch für Eis war das kein Grund nicht sofort wieder einen neuen Versuch zu starten zu seinem Vater zu gelangen. Er würde durch nichts aufgeben. Er musste herausfinden was mit Mutter passiert war. Vorher würde er keine Ruhe geben.
Da der Dea al Mon sowieso dauernd an seiner Seite war, nutzte der Prinz es, um Merion aufzutragen herauszufinden, wo sein Vater war. Der andere Jugendliche grinste ihn an und meinte, er hätte die Person, die dies wusste, bereits gefunden. Der Fremde pausierte länger, doch Eis schwieg verbissen, ließ sich nicht provozieren. Schließlich eröffnete der Dea al Mon, dass Eis selbst es wüsste, beziehungsweise die anderen Persönlichkeiten. Er wäre nämlich schon einmal bei seinem Vater zuhause gewesen.
Eis schwieg verblüfft. Das hatte er nicht gewusst. Wieso hatte er es nicht gemerkt? Er war bei seinem Vater gewesen und er hatte nicht mit ihm reden können.

*Die anderen sagen mir nichts*, gab Eis zu. Merion erzählte ihm, dass Minan doch Geschwister hätte. Gleich zwei Brüder und eine Schwester. Eis versuchte den Kopf zu heben, schaffte es aber nur kurz. Geschwister? Er.. hatte Geschwister. Eis wusste nicht was er davonhalten sollte. Er war immer alleine gewesen. Er hatte nur seine Mutter gehabt.
*Schwester im Geiste? Was soll das sein?*, sandte er, *Haben meine Geschwister die gleiche Mutter? Wo sind sie?*
Merion hatte ihm immer noch nicht gesagt, wo sein Vater war. Mutter hatte nie viel über ihn geredet und wenn, dann nur mit Verachtung und Häme. Sie hatte ihn nie gemocht, was Eis ihr nicht verdenken konnte. Sein Vater war wie ein Feigling weggerannt, als Talian schwanger gewesen war. Wer machte so etwas? Wer ließ sein Kind im Stich? Seine Mutter war wenigstens immer da gewesen. Oh, Eis hatte seinem Vater viel zu sagen.
*Und was sollst du für mich sein?*, fragte Eis. Noch ein Verwandter im Geiste? Der Dea al Mon antwortete, dass sie noch Fremde wären, aber er hoffte, sie würden Freunde werden.
Eis wandte den Blick ab. *Ich habe keine Freunde*, erwiderte er kühl. *Ich habe meine Mutter und das ist alles was ich brauche.*
Damit verfiel er wieder in ein Schweigen. Von weiter vorne hörten man plötzlich Rufe der Dea al Mon und einige Späher kamen zurück. Eis hörte sie sagen, dass sie beinahe da wären und sie schon weitere Heilerinnen alarmiert hätten. Und wohin brachten sie ihn, fragte sich Eis.
Er sah zwischen den Bäumen hölzerne Konstrukte auftauchen, die teilweise mit den Bäumen verflochten schienen. Es wirkte vage vertraut. Von hier war er damals geflohen, ging ihm auf. Sie schoben die Trage auf eine hölzerne Plattform. Eis blickte sich um, erstarrte, als sich die Plattform plötzlich nach oben bewegte.
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Re: Rückkehr zum Wald

Beitragvon Merion » Di 7. Mär 2023, 14:58

*Ich hoffe, ihr alle werdet bald wieder gesund und stark*, sandte Merion innig zurück, als Eis zugab, dass die anderen ihm nichts sagen würde. Ausserdem wären sie nicht hier. Sie seien zu schwach. Merion nickte verstehend. Sein Gefährte hatte sehr viel schlimmes durchstehen müssen, was er sich selber gar nicht vorstellen konnte. Eis schienen die anderen Splitter eher egal zu sein. Doch für seine Familie interessierte er sich aufgeregt. Merion gab ihm da gerne Auskunft, froh, dass sie etwas hatten, worüber sie reden konnten.

*Schwester im Geist bedeutet, dass ihr einander so vertraut und befreundet seid, als wärt ihr Geschwister*, versuchte er das besondere Band zu erklären, welches sein Gefährte mit Königin Sitara verband. *Ähm, ja, soweit ich weiss, haben deine Geschwister alle die selbe Mutter. Sie wohnen alle zusammen auf dem Hof deines Vaters. Also auf ihrem Hof.* So wie Merion das verstanden hatte, gehörte das Gut der ganzen Familie und alle arbeiteten dort. *Sie züchten Pferde und Hunde.*

Zu seiner Freude wollte Eis auch wissen, was Merion denn für ihn sein. Freudestrahlend holte er Luft, um ihm zu offenbaren, dass sie Gefährten wären. Dabei kam ihm jedoch in den Sinn, dass er Eis womöglich überforderte, wenn er ihn damit überrollte. Ausserdem war er eine ganz andere Persönlichkeit, als die anderen Splitter. Vielleicht sah er das ja ganz anders. Sie sollten sich in Ruhe kennenlernen.
*Wir... hmmm, eigentlich sind wir noch Fremde*, gestand er verlegen. *Aber ich hoffe, dass wir bald Freunde werden können.* Freunde noch viel mehr. Herb schmetterte Eis seine Hoffnung jedoch ab, dass er keine Freunde hätte. Er hätte seine Mutter und das sei alles, was er brauche. *Das kann sich doch ändern*, wagte Merion scheu einzuwenden, wusste dann aber erstmal auch nichts mehr zu sagen. Wusste Eis etwa nicht, dass seine Mutter tot war? Und er hatte sie gern? Alle anderen Splitter hassten sie. Was Merion nur zu gut verstehen konnte. Nach all dem, was sie ihm angetan hatte. Eis schien jedoch ganz anders zu sein. Merion wollte nachfragen, traute sich jedoch nicht so recht.

Ausserdem kamen sie endlich in der Stadt an. Dea al Mon kamen ihnen entgegen, um die Königin zu sehen, um zu wissen, ob es ihr gut ging. Um es mit eigenen Augen zu sehen. Es drängte sich jedoch niemand auf. Die meisten Dea al Mon schauten nur aus einiger Entfernung kurz vorbei. So kamen sie auch ungehindert zu einem der Aufzüge, die direkt vor das Haupthaus führten.
*Keine Sorge, so ein Aufzug ist sicher*, sandte Merion eis, als dieser merkte, dass der Prinz erstarrte, sobald sie vom Boden abgehoben hatten. *Er bringt uns direkt vor das Haupthaus, damit wir dich möglichst schnell in die Krankenstation bringen können. Da kannst du dich dann endlich in Ruhe erholen kannst. Oh, Eis, ich bin so froh, dass wir dich gefunden haben*, rutschte es ihm dann doch noch verliebt heraus. Dabei hatte er den Prinzen doch nicht bedrängen wollen.

Der Fahrstuhl ruckelte und hielt. Sie waren oben angelangt. Die Wachen trugen Eis hinaus. Hier oben standen mehr Dea al Mon auf den Stegen und Terrassen, um sich über die unversehrte Ankunft ihrer Königin zu freuen. Leise Rufe und freudiges Gemurmel war zu hören. Speerfäden wurden nicht direkt gesandt, doch Merion konnte es richtig vibrieren spüren, ob all den erleichterten Gedanken, die sie ihnen allen entgegen brachten. Der Krieger lächelte herzlich. Es tat gut, wieder zu Hause zu sein.
"Merion!" hörte er seine Schwester rufen, nur kurz nachdem er neben Eis den Fahrstuhl verlassen hatte. Gleich darauf prallte Lariel gegen ihn und klammerte sich fest um seinen Bauch. Danach hörte man nur noch gedämpftes Schluchzen.
"Lariel", flüsterte Merion ergriffen und auch etwas schuldbewusst. Tröstend nahm er sie in den Arm. Er hatte nicht gewusst, dass sich seine Schwester so grosse Sorgen um ihn gemacht hatte. Selber war er seiner Königin voller Vertrauen gefolgt, dass sie Minan würden retten können. "Lariel. Ist ja gut. Ich bin wieder da. Mir geht es gut. Minan und Eoshan auch. Schau hin." Doch Lariel wollte nicht schauen, presste sich nur noch fester an ihn. Merion streichelte ihr beruhigend über den Kopf, suchte die Menge nach seinen Eltern ab, die sich sicherlich auch grosse Sorgen gemacht hatten. doch er konnte sie so auf die Schnelle weder sehen noch spüren.
*Eis?* sandte er seinem Gefährten. *Ich komme gleich nach. Ich sollte mich erst um meine Familie kümmern. Ich bin gleich wieder bei dir.*
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Re: Rückkehr zum Wald

Beitragvon Darken » Di 7. Mär 2023, 14:59

Der Dea al Mon erklärte, dass eine Schwester im Geiste einem so vertraut wäre wie als wären sie richtige Geschwister. Für Eis klang das ein wenig erfunden und er wusste noch weniger damit anzufangen, behielt seine Gedanken aber für sich. Er war kein Dea al Mon, er konnte keine Familie hier haben. Zumindest konnte ihm der andere Jugendliche mehr über seinen Vater erzählen. Falls er den Informationen trauen konnte, die Merion verbreitete. Mutter hatte immer gesagt, dass er nur ihr vertrauen konnte und niemanden sonst, aber sie war nicht mehr hier und Eis wusste nicht was er tun sollte.
Merion erzählte, dass alle Geschwister dieselbe Mutter hätten und auf dem Hof des Vaters wohnen würden, wo dieser Pferde und Hunde züchtete. Das klang alles andere als ein Adeliger. Wieso hatte seine Mutter sich überhaupt mit ihm abgegeben?
*Diese Mutter ist aber nicht die meine oder?*, vergewisserte sich Eis und Merion bestätigte, dass es jemand anderer wäre. *Aber ich habe einen älteren Bruder?*, begann der Prinz langsam die Puzzleteile zusammenzusetzen. Wieder bejahte der Dea al Mon arglos. Eis' helle Augen verdunkelten sich. Sein Vater hatte nicht nur Mutter rücksichtslos in ihrer Schwangerschaft und wehrlosen Zeit alleine gelassen, nein, er hatte auch noch eine andere Gefährtin gehabt. Die ganze Zeit über hinweg. Mutter hatte immer gesagt wie schwach sein Vater gewesen war, verlogen und ein Feigling. Eis würde seine Mutter rächen... er würde seinen Vater finden und ihn umbringen.
Während er noch in seinen Rachegedanken schwelgte, plapperte der Dea al Mon erneut davon, dass er Freunde werden wollte. Eis unterband das sofort. Dieser Merion sollte das am besten gleich vergessen. Eis wusste sowieso nicht was dieser von ihm wollte.
*Ich brauche dich nicht*, entgegnete er kühl auf den zaghaften Speerfaden, dass es sich vielleicht noch ändern könnte. Eis glaubte nicht daran. Er wollte seinen Vater sehen. Warum er in Dea al Mon war, verstand er nicht. Wenn sein Körper nur nicht so schwach gewesen wäre...

Sie kamen bei diesen Baumhäusern an und die Trage schwebte mit ihm in einen Aufzug, wie Merion ihm später erklärte. Sie wollten ihn in eine Krankenstation bringen, wo er sich erholen könnte. Auf den gefühlsduseligen Ausbruch, dass der Krieger so froh war ihn gefunden zu haben, reagierte Eis schlicht nicht.
Er keuchte gepresst, als der hölzerne Aufzug mit einem Ruckeln stehen blieb. Langsam wurde auch er erschöpft solange bei Bewusststein zu bleiben. Dazu kam die fremde Situation in die man ihn einfach hineingeworfen hatte. Mehrere der Spitzohren beobachteten ihn. Lauter fremde Gestalten an denen er vorbeigezogen wurde. Eis versuchte es alles zu ignorieren und an sich abprallen zu lassen. Jegliche Emotion fest zu verschließen. Es wurde zunehmend schwieriger, als er die vielen Gefühle und Gedanken in der Luft spürte. Eis wurde noch blasser, bebte leicht auf der Trage. Das war zu viel. Was sollte das? Wieso reagierten sie alle so auf ihn? Sie sollten aufhören ihn so damit zu bombardieren. Der junge Prinz war dies überhaupt nicht gewohnt und reagierte mehr und mehr überfordert. Seine Augen zuckten hastig hin und her im Versuch die vielen Leute einzufassen.
Aus der Menge löste sich eine junge Hexe, die auf Merion zurannte und ihn umarmte. Dann begann sie prompt zu weinen. Merion begann sie zu berühren und zu streicheln, es wäre alles gut. Die Trage schwebte langsam weiter, eingerahmt von den Dea al Mon, die sie schon die ganze Zeit begleitet hatten. Abgesehen von Eoshan sagten die Eis aber alle nichts. Merion sandte ihm, dass er sich um seine Familie kümmern wollte. Er würde nachkommen.
Eis war weiterhin in halber Starre über die vielen Gefühle, die ihm entgegen gebracht wurde. Er wollte sich zurückziehen, aber es ging nicht. Alle anderen Splitter schienen erschöpft und waren tiefer in ihm herabgesunken. Er war allein.
Eis merkte, dass er nicht alleine sein wollte. Er vermisste Mutter. Sie hätte ihn davor abgeschirmt und ihm die Situation erklärt; ihm klare Anweisungen gegeben. Die Trage glitt weiter. Eis versuchte mühsam den Kopf nach Merion zu recken bevor er außer Sichtweite verschwandt. *Nein, du musst mitkommen*, sandte er.
Merion blickte überrascht auf ehe er nickte. Trotzdem sandte er, er würde nachkommen. Er müsse sich um seine Schwester und seine Familie kümmern. Dann war das Mädchen, das er umarmte, seine Schwester?
*Nein, jetzt*, beharrte Eis in einem etwas energischeren Tonfall, als er sah wie zwei Dea al Mon auf die Trage zukamen und ihn augenscheinlich berühren wollten. Es waren Heilerinnen, doch Eis wollte das trotzdem nicht. Er versuchte sich etwas aufzurichten, hustete gequält. Da kam Merion doch nochmal zur Trage, seine Schwester im Schlepptau. *Es sind so viele Gedanken in der Luft.. für mich. Ich will hier weg*, beharrte Eis, als Merion fragte was los sei. *Du hast nicht gesagt, dass hier so viele Menschen sein würden.*
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Re: Rückkehr zum Wald

Beitragvon Merion » Di 7. Mär 2023, 15:00

Lariel war ganz aufgewühlt und wollte sich nicht beruhigen lassen. Etwas überfordert und auch weil er noch etwas bei Eis bleiben wollte, dem hier alles fremd zu sein schien, suchte er die Menge nach seinen Eltern ab, um bei ihnen Hilfe zu suchen. Er konnte sie nicht finden. Das war seltsam. Merion bekam ein mulmiges Gefühlt. Irgend etwas stimmte nicht, wenn er sich umschaute. Nur konnte er es nicht genau benennen. Tröstend drückte er Lariel weiter fest an sich, damit sie sich ausweinen konnte, bevor sie miteinander sprachen.
Da sandte ihm auch schon Eis. Aufgeregt und ziemlich nervös forderte er von ihm, dass er mitkommen müsse. Überrascht über die Art des Speerfadens blickte Merion auf. Gerade eben hatte Eis noch behauptet, dass er ihn nicht brauche und jetzt schien es plötzlich nicht mehr ohne ihn zu gehen. Eis schien ähnlich wie Darken zu sein, der immer viel stärker tat, als er sich eigentlich fühlte. Aufmunternd nickte er Eis zu.
*Ich komme gleich nach*, versprach er ihm. *Ich muss micht nur erst um meine Schwester und meine Familie kümmern. Dann bin ich gleich bei dir.*

Recht heftig antwortete ihm Eis, dass er jetzt mit ihm mitkommen müsse. Er wirkte ganz aufgeregt. Fast so, als wolle er vor den Heilerinnen fliehen, die auf ihn zukamen. Wahrscheinlich hatte er Angst vor ihnen wegen dem, was er in diesem Bergschloss hatte erleben müssen. So versuchte der Prinz gar, sich aufzurichten, weswegen er gleich husten musste. Merion konnte sich das nicht länger mit ansehen. Sanft legte er einen Arm um Lariels Schulter und führte sie mit sich zu Eis.
*Was ist denn los, Eis?* wollte er besorgt wissen. *Du musst keine Angst haben. Die Heilerinnen werden dir nichts tun.*
Zu seiner Überraschung war Eis jedoch wegen etwas anderes ganz durcheinander. Es wären so viele Gedanken in der Luft. Gedanken für ihn. Er wolle hier weg. *Sie sind alle froh, dass du wieder da bist und dass du noch am Leben bist*, sandte Merion liebevoll. Dennoch versuchte er sich an einem Schutzschild, um Eis vor den Gefühlen der anderen zu schützen. Es gelang ihm nur mässig, da er mit dieser Art von Schutz keine Erfahrung hatte. Glücklicherweise merkte Königin Sitara, was er vor hatte und schuff ihren eigenen Schild um ihren Bruder herum. Dankbar verneigte sich Merion in ihre Richtung.
*Wir sind gleich im Haupthaus, Eis*, erklärte sie dem Prinzen freundlich so, dass auch Merion zuhören konnte. *Dann wird es ruhiger und in der Krankenstation ist es dann ganz ruhig.* Trotzdem schien sie die Stadtbewohner zu bitten, sich zurück zu ziehen, da sie erst einmal alle Ruhe bräuchten. Leise leerten sich die Stege darauf hin. Und noch immer sah Merion seine Eltern nicht. Eis hatte ihm vorgeworfen, dass er ihm nicht gesagt hätte, dass hier so viele Menschen sein würden.

*So viele sind gar nicht hier*, antwortete er ihm gedehnt. Irgend etwas stimmte nicht. "Nur die Alten und die Jungen..." begriff er endlich, was er sah. Wo waren seine Eltern? Wo waren Lexie, Myriala, Eren und Ricavo? "Wo....?"
"Fort", schluchzte Lariel, die vorhin für einen Moment aufgehört hatte zu weinen, nun aber wieder damit anfangen musste. "Sobald sie davon gehört haben, dass es euch gut geht, sind sie mit den anderne nach Dhemlan in den Krieg gezogen. Sie wollten nicht bleiben." Weinend kuschelte Lariel sich an ihn. Wie betäubt hielt Merion sie fest, während er ganz traumwandlerisch neben Eis' Bahre herging. Nun war auch er ganz bleich geworden. Nein! Das hatte er doch verhindern wollen. Er hatte in den Krieg ziehen wollen, damit seine Eltern nicht gehen mussten. Er hatte gehofft, sie würden zu Hause bleiben, solange Merion sich um seinen Gefährten kümmern musste.
"Ich... ich muss zu ihnen", stammelte er überwältigt. "Ich muss sie beschützen."
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