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Vierundzwanzig Stunden





Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Timaris » Sa 29. Okt 2022, 21:48

Cerco gehorchte ihrem Blick und redete nicht weiter. Timairs wusste nicht genau, weshalb sie wollte, dass ihre Abmachnung geheim blieb. War es, damit sie Minan mehr quälen konnte und er nicht wusste, wie lange er es bei ihr aushalten musste, oder wollte sie tatsächlich nicht, dass das Verhältnis zwischen den beiden getrübt wurde? Es waren eigenartige, unangenehme Gedanken, die sie rasch bei Seite schob. Daran war Aaron schuld. Da war sie sich sicher. Doch mit ihm würde sie später reden.

Jetzt führte sie Minan erst einmal ins Schloss. Dass er einfach so mit ihr mitging und sogar noch seinen Vater zurückhielt gab ihr ein berrauschendes Gefühl von Macht. Timaris brachte ihn in ein gemütlich eingerichtete Stube, die mit roten, schweren Samtvorhängen ausgestattet und in sanftes Kerzenlicht getaucht war. Das Tageslicht wurde hier ausgeschlossen und würde dem Jungen nicht mehr wehtun. Also entfernte sie seine Augenbinde. Zusätzlich zu der Eingangstüre, gab es noch zwei Türen, die zur Hälfte geöffnet waren. Die eine führte in ein Schlafzimmer, das in dunklen Rottönen und schwarz gehalten war, die andere in ein grosszügig eingerichtetes Bad.

Aufmerksam musterte sie den Prinzen, suchte aber vorallem den Augenkontakt und betrachtete weniger seinen Körper. "Tut dir etwas weh Minan?", fragte sie nach einer Weile. "Hast du eine körperliche Verletzung, die geheilt werden muss?"
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von Anzeige » Sa 29. Okt 2022, 21:48

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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Darken » Sa 29. Okt 2022, 21:48

Sein Vater bedankte sich bei dem Sklaven, aber Minan würde sich nicht daran beteiligen. Er war nicht gerettet, auch wenn das irgendjemand seinen Vater hatte glauben lassen. Minan sah zu der Königin, die jetzt auf ihn zu trat und dann ein dunkles Tuch über seine Augen band. Es half ihm, seine Augen zu entspannen. Über die Welt hatte sich ein dunkelgrauer Schleier gelegt und er war für den Moment dankbar dafür.

Timaris erteilte zunächst dem Sklaven einen Befehl, dann ihrem neuen Sklaven. Minan zeigte durch nichts, ob er verstanden hätte. Erst als sein Vater sich ihm zuwandte und etwas davon zu reden begann, er wolle ihn begleiten, um das gemeinsam durchzustehen, reagierte Minan. Er wollte nicht, dass sein Vater das sah. Es ist schon gut... es war ja nicht das erste Mal, dass es geschah. Außerdem.. es war sein Vater. Sollte er sehen wie Minan zwischen den Schenkeln einer Frau lag oder vor ihr kniete? Sein Vater... Minan wußte nicht wie er überhaupt damit umgehen sollte, plötzlich einen Vater zu haben. Oder wie ein Vater war und sich verhielt. Alle Männer, die er bisher gekannt hatte, hatten ihn benutzt. Nein, da wollte er wirklich nicht, dass sein Vater auch noch dabei war.

Minan sah noch genug, um seiner neuen Herrin nach drinnen zu folgen bis sie in ein kleines Zimmer kamen, das schwere rote Samtvorhänge besaß, tiefe gemütliche Sessel, eine breite mit glattem Leder bezogene Liege und eine Bar hinter dessen Glasvitrine mehrere Kristallkaraffen mit Alkohol standen. Bei zwei geöffneten mit rotem Stoff ausgepolsterten Türen erspähte Minan ein großes Schlafzimmer und einen ebenso großen Baderaum. Seine Augenbinden bekam er entfernt, aber die Farbtöne in dem Zimmer waren immer noch gedämpft.
Die Königin sah ihm in die Augen und Minan hielt den Blickkontakt bis sie ihn dann fragte, ob er irgendwo Schmerzen hätte.
"Nein, ich habe keine körperliche Verletzung, Herrin", antwortete er wahrheitsgemäß. Das stimmte, doch nach den seelischen Verletzungen fragte niemand... Wieder sah er sie aus seinen dunklen Augen an. "Darf ich euch bei irgendetwas behilflich sein, Herrin?"
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Timaris » Sa 29. Okt 2022, 21:49

Er war so schön an zu sehen. das schwarze Haar, das ihm immer wieder ins Gesicht fiel, die langen Wimpern, die verträumt wirkenden, dunklen Augen. Es dauerte eine Weile, bis Timaris begriffen hatte, dass und vorallem was er ihr geantwortet hatte. Nein, körperliche Verletzungen besass er keine. Aber seelische würde er haben, doch sie bezweifelte stark, dass er ihr die erzählen würde. Vielleicht würde sie ihn später aber doch noch dazu befragen.

Da fragte er sie, ob er ihr bei etwas behilflich sein durfte. Nicht, ob er etwas tun sollte, sondern ob er es durfte. Timaris erschauerte und sie konnte es einfach nicht sein lassen. Es steckte in ihrem Wesen. "Du bist wirklich sehr höflich Minan", antwortete sie ihm schon fast beeindruckt. Aber dann verdunkelte sich ihre Miene etwas. "Ich kenne da jemanden, der könnte sich wirklich eine Scheibe von dir abschneiden. Ob du mir bei etwas behilflich sein kannst? Was denkst du denn, was jetzt auf dich zu kommt Minan?" Scheinbar durch Zufall blitzen die beiden Kontrollringe an ihrem Finger im Kerzenschein auf.
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Darken » Sa 29. Okt 2022, 21:49

Er war also höflich. Minan hätte sagen können, dass Talian ihm dies so eingehämmert hatte. Jedes falsche Wort, jeder falsche Blick, jede falsche Geste, alles hatte sie wider und wider grausamst bestraft, sich daran ergötzt ihn zurechtzuschleifen nach ihrem Gefallen. Das war eines der schlimmsten Dinge, die sie ihm angetan hatte. Ihn abzurichten wie irgendein Tier. Ja, er war höflich, doch es war kein Kompliment für Minan. Genau genommen, empfand er nichts als Kompliment, kein Wort wurde ohne Hintergedanken ausgesprochen.
Minan blinzelte nur, als die Königin weitersprach, sie kenne jemanden, der sich eine Scheibe von ihm abschneiden könne. Ob sie damit den anderen Sklaven meinte? Aber vermutlich hatte sie dutzende als Königin von Hayll. Er war jetzt nur einer davon und gerade interessant, weil er neu war. Und wenn er nicht mehr neu war, sondern verbraucht und langweilig, würde der nächste ihn bekommen und er immer weiter hinab gereicht werden bis jeder ihn gehabt hatte.

Er blickte zu den Kontrollringen an den Fingern von Timaris, doch in seinen Augen war keine Angst abzulesen, nur Lethargie. Ihre Frage war eine Falle, das wußte er. Auf solche Fragen konnte man keine richtige Antwort geben. Es gab Fragen, die schienen harmlos, aber sie waren nur dafür gedacht, dass man den Sklaven als ungehorsam bestrafen konnte.
"Was immer ihr möchtet, Herrin", antwortete er leise. Was hätte er sagen sollen? Schmerzen? Sex? Was auch immer es sein würde, er würde der Königin seinen Körper überlassen. So wie immer.
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Timaris » Sa 29. Okt 2022, 21:50

Etwas enttäuscht sah Timaris ihn an. Er war wirklich ganz gebrochen. Keine Reaktion war von zu sehen. Nur die höfliche, ihm eingetrichterte Antwort gab er. Dann flackerte kurz Wut in ihren Augen auf. Talian hatte ihn ihr weg genommen. Minan wäre bestimmt viel interessanter, wenn er noch nicht völlig gebrochen war. Allerdings hatte er auch so seinen Reiz.

"Genau", fauchte sie ihn an. "Was immer ich möchte." aufgebracht funkelte sie ihn an. "Zieh dich aus und komm mit mir mit", herrschte sie ihn an und drehte sich abrupt um und ging zum Bad. In der Tür blickte sie nochmals zu ihm zurück. "Oder brauchst du dabei Hilfe?"

Ohne auf seine Antwort ab zu warten, liess sie in die grosse Wanne heisses Wasser ein. Gleichzeitig gab sie noch verschiedene Öle und Seifen hinzu, so dass es kräftig schaumte und gut duftete. Ungeduldig sah sie zur tür und wartete darauf, dass Minan auch kam.
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Darken » Sa 29. Okt 2022, 21:51

Er hatte nicht die richtige Antwort gegeben, es hatte sie nie gegeben. Minan nahm also die leichte aufbrandende Wut seiner Herrin hin und empfing ihre Befehle mit einem stummen Nicken. Er war bereits dabei sein dunkles Hemd aufzuknöpfen, als Timaris sich nochmals zu ihm umwandte und ihn gar fragte, ob er dabei Hilfe bräuchte.
Ein schwaches kaum wahrnehmbares Lächeln erschien auf seinen Lippen. "Ich kann mich selbst aus- und anziehen, Herrin", erklärte er ihr und bewies ihr dann auch indem er sich ohne zu Murren aller Kleidung entledigte.

Unter den Schichten von Stoff, offenbarte sich eine zarte helle Haut. Auf seinem Rücken sah man zwei Narben dort wo seine Flügel den Ansatz gehabt hatten. Sie waren schwarz und wunderschön filigran gewesen...
Langsam kam er Timaris hinterher ins Bad, wo sie gerade heißes Wasser in die große Wanne einließ, sie bot Platz für mehr Personen. Es roch nach Düften und Ölen. Minan blieb davor stehen, sah die Königin abwartend an. Er tat nichts, um seinen Körper zu verbergen, auch war ihm keinerlei Scham anzumerken, obwohl er nackt vor ihr stand, ohne rechten Arm, ohne Flügel.
Unter seinen dunklen Wimpern blickte er sie lange an, wartete auf weitere Anweisungen von ihr.
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Timaris » Sa 29. Okt 2022, 21:51

"Was weiss ich denn, was du so alles kannst und was nicht", murrte Timaris, als Minan nackt neben die Wanne trat. Sie betrachtete diesmal seinen Körper nicht. Sah ihn gar nicht erst an, seit er ins Bad getreten war. Trotzdem war ihr seine helle Haut im Kontrast zu seinen schwarzen Haaren aufgefallen. "Na jetzt steig schon ein. Das Wasser bleibt nicht ewig heiss und deine Muskeln müssen nach diesem Ritt gelockert werden. Oder bist du das Reiten schon so gewohnt?"

Sie ging zur Tür und wollte schon gehen, da kam ihr aber etwas in den Sinn und sie schloss sie einfach nur. Anschliessend ging sie wieder zu der Wanne, zog sich kurzerhand aus und liess sich mit einem wohligen Seufzer in das warme Wasser gleiten. Das war jetzt wirklich das, was sie nach dieser Begegnung mit Talian brauchte. Zufrieden schloss sie die Augen und wirkte auf einmal sehr friedlich und sanft, schon fast zerbrechlich. Er hatte vorhin gelächelt. Das hat sehr süss ausgesehen. Aber diese Narben, wie hatte Talian ihn nur so verstümmeln können?

Nach einer Weile hob sie träge ihre Lieder und sah Minan neugierig an. "Was kannst du denn sonst noch so alles, ausser dich selber aus- und anzuziehen?" fragte sie freundlich, doch irgendwie schwang auch ein wenig Spott in ihrer Stimme mit.
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Darken » Sa 29. Okt 2022, 21:52

Minan stieg in die Badewanne und genoß in der Tat das warme Wasser und den Duft der Seifen, der vom Schaum aufstieg. Langsam ließ er sich ganz in das Wasser sinken und lehnte sich zurück. Der Marmor der Wanne war kühl an seinem Rücken und bot einen angenehmen Kontrast.
"Frauen reiten mich, das bin ich gewohnt", erwiderte er auf die Frage der Königin. Ob sie diese Art von Reiten gemeint hatte?

Minan sah ihr zu wie sie sich auszog und mußte feststellen, dass sie einen hübschen Körper hatte. Schwarzes dichtes Haar fiel ihr über die Schultern bis zum Rücken. Aber viele Frauen und Männer waren hübsch und sie traten ihm trotzdem weh. Wortlos glitt auch die Königin in das warme Wasser und schloss dann die Augen, was Minan seinerseits die Möglichkeit gab die seinen zu schließen und die kurze Ruhe zu genießen. Er kannte das nicht wirklich... Ruhe. Früher hätte er vor Angst gezittert, aber wovor hätte er Angst haben sollen? Sie hatten ihm bereits alles erdenkliche angetan.

Erst als Timaris ihn ansprach, hob er rasch die Augenlider und sah sie ebenfalls an. Was er alles konnte? Wollte sie wissen, was man ihm beigebracht hatte, was er zu bieten hatte? Sollte er sich selbst anpreisen?
"Talian hat mir nichts beigebracht außer Frauen und Männer zu dienen. Wenn ihr möchtet, dann diene ich euch und versuche euch zu befriedigen, Herrin", antwortete er. Es war traurig, dass dies die Wahrheit war. Er konnte nichts anderes. Niemals hatte er eine Waffe halten dürfen, die Kunst war ihm nicht gelehrt worden und jetzt ohnehin für ihn unerreichbar, er hatte kein Handwerk gelernt.
"Ich... konnte einmal Harfe spielen." Als er seinen anderen Arm noch gehabt hatte. Seine Hand schöpfte abwesend ein wenig Wasser und Schaum von der Oberfläche, ließ sie wieder sinken.
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Timaris » So 30. Okt 2022, 07:50

Timaris musste leise lachen, als er sagte, was für eine Art von reiten er gewohnt war. Nun, das hatte sie schon erwartet. Schliesslich war er Talian's Spielzeug gewesen. "Ich habe eigentlich das reiten auf Pferden gemeint", antwortete sie amüsiert. "Das kann ganz schön schmerzhaft werden, wenn man es sich nicht gewohnt ist und auf einmal so viel reiten muss."

Sie beobachtete, wie er abwesend mit dem wasser spielte. "Harfe?" hakte sie sanft nach. "Das ist wirklich ein schönes Instrument. Das mag ich sehr. aber vielleicht erhälst du ja bald die Gelegenheit, ein anderes Instrument zu erlernen." Verträumt blickte sie ihn an und stellte sich vor, wie der zarte Junge Harfe spielte, noch mit beiden Armen und mit schönen dunklen Schwingen. Da kroch wieder die Wut auf Talian hoch. Sie hätte ihn nicht verstümmeln sollen.

"Ich wette, du kannst noch nicht einmal richtig dienen", meinte sie verächtlich. Und damit bezog sie sich auf das Protokoll und nicht aufs Bett, was Minan aber wohl nicht wirklich realisieren würde. "Nicht wenn du Talian als Lehrmeisterin gehabt hast. Aber was ist mit dir? Willst du mir überhaupt dienen?"
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Darken » So 30. Okt 2022, 08:47

Als Timaris lachte, zuckte er leicht zusammen. Zwar nur kurz, aber sie mußte es dennoch bemerkt haben. Talian hatte oft gelacht... viele hatten gelacht, während er unerträgliche Qualen hatte. Nein, für Minan war dieses Geräusch mit nichts gutem verbunden.
"Ich lag ein paar Mal gefesselt auf einem Pferd, aber ich glaube, das zählt nicht", erwiderte er leicht nachdenklich. War der Ritt auf dem Pferd schmerzhaft gewesen? Er erinnerte sich nicht mehr, es war alles so schnell gegangen, wie in einem Traum...
Minan sah auf, eine Haarsträhne hatte sich wieder vor eine seiner Gesichtshälften geschoben, als die Königin davon redete, er hätte vielleicht bald die Gelegenheit ein anderes Instrument zu erlernen. Aber was konnte er schon mit einer Hand spielen? Was konnte er überhaupt mit einer Hand, mit zerbrochenen Juwelen? Er fühlte sich so leer...

Ob er ihr dienen wollte? Es wirklich wollte? Nein, es war ihm egal bei wem er war. Sie waren alle schlimm, jeder auf seine Weise. Niemand war bisher gut zu ihm gewesen, auch wenn es ein paar gegeben hatte, die sanft gewesen waren. Aber auch die hatten ihn nicht nach seiner Meinung gefragt, auch die hatten ihn benutzt. Jeder auf seine Weise.
"Ich hatte nicht nur Talian als Lehrmeisterin, Herrin", erklärte er leise, "Manche Gäste von ihr blieben länger und denen diente ich auch..." Noch immer hatte er ihre Frage nicht beantwortet.
"Ja, ich möchte euch dienen", sagte er dann und sah Timaris dabei in die Augen. "Ich werde mich nicht wehren und ich werde alles tun, was ihr möchtet, Herrin."
Eine andere Antwort würde sie jetzt nicht von ihm bekommen. Er war ein abgerichtetes Tier. Ein Tier zwar, aber ein abgerichtetes. Minan ließ ein paar Tropfen von seiner Hand auf seine Brust tropfen. Er mochte Wasser, im Wasser tat es nicht so weh.
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Timaris » So 30. Okt 2022, 09:06

Als sie lachte, zuckte Minan zusammen. Timaris sah es nicht wirklich, sondern nahm es mehr wahr. Verständnisvoll sah sie ihn an. Sie wusste, wann die Meisten in der Gegenwart eines Sklaven lachten. Dann, wenn er vorl lauter Schmerzen und Qual um Gnade winselte. Denoch lachte sie nochmals leise, als er von seinen Ritten erzählte. Wie um ihm zu zeigen, dass man auch in anderen Situationen lachen konnte, ohne dass es für ihn Leid bedeutete. "Da hast du vollkommen recht", bestätigte sie freundlich. "Das zählt nicht, auch wenn es nicht sonderlich bequem ist. Aber du liegst ja jetzt in warmem Wasser und kannst dich entspannen. So wirst du morgen keinen Muskelkater oder steife Gelenke haben."

Er schien ihr nicht wirklich zu glauben, dass er ein anderes Instrument erlernen konnte und doch wirkte es so, als läge in seinem Gesicht, das so etwqas wie Hoffnung oder vielleicht sogar Freude sein mochte. Doch es war nicht klar. Ein Instrument führ ihn zu finden würde wahrlich schwer sein. Aber vielleicht konnte er ja singen. Ja, das wäre etwas für ihn, wenn er Musik mochte.

Ja, du hattest andere Lehrmeister, aber doch waren alle wie Talian. Dienen bedeutet nicht, das Bett zu wärmen und zu gehorchen, zumindest nicht nur. Dienen bedeutet vorallem beschützen. Doch das ist etwas, dass du später erfahren wirst. Jetzt scheinst du noch nicht bereit dafür zu sein.


Er wollte ihr angeblich dienen. Timaris sah ihn scharf an. Das glaubte sie nicht wirklich. Er sagte einfach das, von dem er glaubte, es sei das Richtige und trüge ihm keine Bestrafung zu. Wie eine Raubkatze kam sie geschmeidig auf ihn zu und lehnte sich mit ihrem Oberkörper soh halb über ihn. Ihre Lippen waren nah an seinem Hals, bereit zu zu beissen. "Du wirst dich nicht wehren und alles tun, was ich von dir verlange?" fragte sie heiser und er musste ihren warmen Atem auf seiner Haut spüren.

Doch sie berührte ihn nicht, biss nicht zu, küsste ihn nicht, sondern tauchte ihn stattdessen einfach unter Wasser und zog sich wieder etwas zurück. Als er wieder auftauchte, knurrte sie ihn an: "Vielleicht solltest du dich aber wehren. Und nun dreh mir deinen Rücken zu, damit ich ihn dir waschen kann. Und was das dienen anbelangt, da werde ich dich später noch einmal fragen. Das von vorhin giltet nicht." Man hätte es ihm tatsächlich glauben können, dass er ihr dienen wolle. Hatte er ihr dabei doch fest in die Augen gesehen. Wenn er nicht noch die letzten Worte hinzugefügt hätte und wenn da nicht sein stumpfer Blick gewesen wäre.

Das ganze war nicht gerade leicht für Timars. Dieser süsse Junge unterwarf sich ihr und bot sich ihr dar. Ihr ganzes Wesen und ihre Instinkte drängten sie, das auszunutzen und über ihn her zu fallen. Seinen Körper zu erkunden und zu erfahren. Ihn physisch und psychisch zu quälen. Und doch, irgend etwas hielt sie davon ab. Daran war ganz bestimmt Aaron schuld. Dieser Blick, den er ihr im Landhaus zugeworfen hatte.
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Darken » So 30. Okt 2022, 09:20

Die meisten warteten eigentlich geradezu darauf, dass er sich bereit erklärte, seiner neuen Herrin oder seinem neuen Herrn bedingungslos zu dienen. Sie ergötzten sich an der Macht, die sie über ihn hatten und wie er sich ihnen willenlos auslieferte. Aber natürlich gab es da noch eine kleine Gruppe von anderen, die es vorzogen, wenn sich ihr neues Spielzeug wehrte und sie so den Eindruck bekamen, sie könnten es zähmen. Anscheinend gehörte die Königin zur letzten Gruppe, aber Minan hatte nicht mehr die Kraft sich zu wehren. Für was sollte er noch aufbegehren? Für was kämpfen?

Reglos blieb er im warmen Wasser sitzen, während Timaris näher zu ihm kam, sich halb über ihn beugte. Ihre Brüste drückten leicht gegen seinen Oberkörper, Minan empfand nichts dabei. Er wartete nur. Wartete auf Schmerzen, auf die Erniedrigung. Er dachte, sie würde ihn nun küssen oder beißen, aber stattdessen fühlte Minan nur ihren heißen Atem.
So kam es auch überraschend für ihn, dass Timaris ihn plötzlich unter Wasser tauchte. Doch es war nur kurz, nicht so lange, dass er bereits zappeln würde, weil er es nicht mehr aushielt. Minan tauchte wieder auf, hustete leise. Vielleicht war seine Herrin wütend, Minan jedoch nicht.

"Es tut mir leid", hauchte er leise, als er sich bereits umgedreht hatte und sie so nicht ansehen mußte. "Es tut mir leid, Herrin... ich kann mich nicht mehr wehren... Es tut mir leid, dass ich euch nicht besser dienen kann."
Es klang ehrlich so, als würde er dies zutiefst bedauern und zum Teil war es das auch. Wer sich nicht mehr wehrte, wer nicht kämpfte, der hatte bereits verloren, der hatte aufgegeben und alle Hoffnung vergessen. Früher hatte er das doch mal gekonnt...
Wasser rann seinen Rücken hinab. Er konnte nicht so recht glauben, dass sie ihn waschen wollte und es nicht umgekehrt war. Aber manche wiegten ihr Spielzeug gerne in Sicherheit, damit es umso schlimmer wäre, wenn sie dann Ernst machten. Also konnte sich Minan beim besten Willen nicht entspannen. Dann würde er eben nur länger auf die Schmerzen warten.
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Timaris » So 30. Okt 2022, 09:43

Sie rief einen Schwam herbei und tauchte ihn unter Wasser, als er sich bei ihr entschuldigte. Timaris erstarrte für einen Moment und ihre Finger verkrampften sich in den Schwam. Es klang so ehrlich und so zerbrochen. Doch warum machte ihr das auf einmal etwas aus? Sie selber hatte schon viele Männer zerbrochen und wusste, dass sie danach für nichts mehr die Kraft und Motivation hatten. Und da hatte es sie nie gestört. Sie hatte sie einfach fortgeworfen und ein neues Spielzeug gesucht. Aber bei Minan... wollte sie dem liebenden Vater tatsächlich einen gesunden Sohn mit nach Hause geben? Und irgendwie wirkte der Junge auch so, als ob er nicht völlig zerstört war. Vielleicht konnte man da ja wieder etwas neues aufbauen. Eine völlig neue Erfahrung für Timaris.

Zärtlich strich sie mit dem nassen Schwam über seinen Rücken, drückte ihn aus und betrachtete das Wasser, wie es in vielen kleinen Bächen über sein Haut rann. Wie gerne hätte sie die Bäche mit ihren Fingern nach gefahren. "Ist schon gut Minan", beruhigte sie ihn sanft. "Ist schon gut."

Lange schwieg sie, wusch sanft seinen Rücken, massierte ihn so halb mit dem Schwamm. Nie berührte sie ihn selbst. "Du musst mir nicht dienen Minan", fuhr sie nach einer Weile sehr leise fort und wurde immer leiser dabei. "Doch für dich selbst wäre es gut, wenn du dich wehren würdest. Mir ist es egal."

Nun, ihr war es nicht wirklich egal. Sie wollte, dass wieder etwas Leben in den Jungen kam. Auch wenn das so gar nicht zu ihr passte. Um die Stimmung etwas auf zu lockern fragte sie ihn schliesslich fröhlich: "Hast du eigentlich Hunger? Wenn ja, könnte ich in der Küche etwas bestellen. Auf was hättest du den Lust?"
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Darken » So 30. Okt 2022, 09:44

Minan selbst bemerkte nicht wie die Königin mit dem Schwamm kurz inne hielt. Er wartete einfach nur und selbst als der nasse Schwamm dann langsam über seinen Rücken glitt, empfand er nichts, nahm es nur hin. Natürlich, die Berührung war sanft, sie tat nicht weh. Er war froh, dass er das überhaupt noch unterscheiden konnte. Es hatte eine Zeit gegeben, wo ihm jegliche Berührung höllische Schmerzen bereitet hatte.
Er sagte nichts auf ihre leisen Worte. Wollte sie ihn beruhigen? Verzieh sie ihm? Minan konnte mit den Worten und ihrer Bedeutung nichts anfangen.
Aber sein Körper entspannte sich leicht unter den sanften Berührungen des Schwammes, die andauerten. Noch folgten keine Schmerzen. Vielleicht bald. Wer wußte schon wie lange sie dies treiben würde? Irgendwann würde selbst er nervös werden.

Dann durchbrach wieder die leise Stimme von Timaris die Stille. Minan lauschte ihr ergeben. Er mußte ihr nicht dienen? Was erwartete sie denn dann von ihm?
"Wenn ich mich wehre, erhalte ich nur mehr Schmerzen, sonst nichts. Ich weiß nicht warum ich mich dafür wehren soll, Herrin." Irgendwann hatte er es einmal gewußt, aber er hatte die wahren Gründe vergessen warum man sich wehrte...
Ihre leise Stimme schwang plötzlich um und wurde fröhlich. Die Frage erinnerte ihn daran, dass er wirklich Hunger hatte, doch sein Mißtrauen ließ sich nie abschütteln. Vielleicht war es eine Falle, dass er sich etwas zu Essen wünschte. Womöglich stellte sie es ihm dann vor die Nase und er dürfte es doch nicht essen. Oder er sollte es von ihrem Körper essen. Oder vom Boden. Eines von beiden. Er hatte bereits so viele Erdbeeren mit Schlagsahne von irgendwelchen Körpern gegessen und geleckt, dass er Erdbeeren mittlerweile nicht mehr ausstehen konnte.
Minan überlegte was er sich gefahrlos wünschen könne, doch es gab nichts. Die Angst vor der Enttäuschung kroch langsam in ihm empor. Er wußte, dass er enttäuscht werden würde, der einzige Ausweg, den es gab, war zu sagen, dass es ihm egal wäre, dass er keinen Hunger hätte.
Seine Schultern zitterten unmerklich. Noch immer hatte er nichts gesagt. Vermutlich roch sie seine aufkeimende Angst schon, was furchtbar erbärmlich war, bereits bei einer solchen Frage so etwas zu verspüren.
"Ich werde das essen, was ihr möchtet, Herrin...", erwiderte er endlich leise. "Aber wenn zwei Kirschen dabei wären, würde mich das freuen...", fügte er dann noch kraftlos hinzu. Zwei Kirschen, weil er es mochte zu sehen wie beide Stiele zusammenhingen und sich drehten, wenn man die Mitte auf der Fingerspitze balancierte. Er hatte als Kind nie Spielzeug gehabt, aber manchmal hatte es Kirschen gegeben...
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Timaris » So 30. Okt 2022, 09:54

Sein Körper begann sich langsam zu entspannen, doch sein Geist schien immer mehr in Aufruhr zu geraten. Timaris wusste, dass er jeden Moment eine Falle, Schmerzen und Demütigungen erwartete und je länger sie ausblieben, desto schlimmer würde dann die Enttäuschung für ihn sein, wenn sie dann doch kamen. Sie könnte ihm sagen, dass sie nicht vor hatte ihm weh zu tun. Aber er würde ihr wohl nicht glauben und sie war sich nicht so sicher, dass sie das auch wirklich bis zum Schluss durchzog, dieses Nettsein. Also schwieg sie dazu.

Ja, normalerweise würde er Schmerzen erhalten, wenn er sich wehrte, aber auch das Gefühl nicht aufgegeben zu haben. Ein klein wenig Selbstachtung. Doch auch dazu schwieg Timaris. Das war wohl etwas, das er selber wieder entdecken musste. Sie konnte ihm höchstens den Weg weisen.

Ihre Frage was er essen wolle, machte ihn nun doch ein wenig nervös und sie spürte, wie er Angst bekam. Anscheinend hatte er wirklich Hunger. Timaris wusste auch, wovor er Angst hatte. Sie kannte diese Spielchen, die am Anfang eigentlich recht harmlos wirkten, aber über viele Male sehr grausam waren. Und so gab er ihr die für ihn harmloseste Antwort. Am liebsten hätte sie ihn erneut untergetaucht. Doch er war zerbrochen, mahnte sie sich, da konnte sie nichts anderes erwarten. "Dann werde ich etwas leckeres für uns zwei bestellen", sagte sie fröhlich. "Lass dich überraschen. Etwas mit zwei Kirschen. Ich nehme mal an, du meinst die, die an den Stielen zusammen gewachsen sind."

Sie zog ihre Beine an und zog den Jungen an den Schultern zurück, so dass sein Kopf über dem Wasser auf ihren Knien zu liegen kam. So konnte er sich in dem Wasser vollkommen entspannt hinlegen. Mit den hohlen Händen schöpfte sie etwas Wasser über seine Haare und schamponierte sie schliesslich ein. Gab ihm dabei mit ihren schlanken Fingern eine sanfte Kopfmassage. "Was hälst du eigentlich davon, dass Talian tod ist?" fragte sie schliesslich auf einmal unerwartet. "Hättest du sie lieber selber töten wollen?"
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Darken » So 30. Okt 2022, 09:58

Es überraschte ihn doch, dass Timaris wußte welche Kirschen er meinte. Minan nickte leicht. Kurz, nur kurz glomm so etwas wie Hoffnung in seinen Augen auf, doch er trieb sie ganz schnell wieder zurück.
"Ja, die meine ich", gab er leise zurück. Aber überraschen lassen wollte er sich eigentlich nicht, Überraschungen waren nie gut. Doch zum Glück gab es nicht mehr viele Grausamkeiten, die er noch nicht kannte. Die Überraschungen waren Jahr für Jahr weniger geworden und sein Schmerz größer.

Nun setzte sich Timaris hinter ihm anders hin und sein Kopf ruhte leicht auf ihren Knien. Minan sah nach oben und zur Decke, während Wasser durch seine dunklen Haare rann und die Königin sie dann sanft zu waschen begann. Sanfte Berührungen... er genoss sie nicht, das konnte er nicht mit all den Gedanken an später, wo es nicht mehr angenehm sein würde.
"Sie ist nicht tot für mich, Herrin", antwortete er auf ihre Frage. Nein, das war sie nicht. Er verhielt sich noch immer gleich, es hatte sich nichts geändert. "Ihr Tod ändert nichts. Aber ich wollte sie töten, ja...", gab er zu. Was hatte er nicht alles für Pläne geschmiedet? Sich für Hoffnungen gemacht? "Ich erhielt nie die Gelegenheit. Sie hat mir nie beigebracht wie ich die Kunst verwende oder den Zahn. Ich glaube, sie hat mich gefürchtet, Herrin."
Minan sah nach oben und blickte Timaris in die Augen. Ja, Talian hatte ihn gefürchtet. Das hatte selbst er begriffen. Solange hatte sie ihn gefürchtet bis er zerbrochen und vollkommen wehrlos gewesen war. Alles nur aus Furcht...
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Timaris » So 30. Okt 2022, 10:11

Timaris nickte nur. Dazu, dass sie nicht wirklich tot für ihn war, dazu, dass er sie hatte töten wollen und vorallem dazu, dass sie Angst vor ihm gehabt hatte. "Nun hat dein Vater die Gelegenheit gehabt und sie ergriffen", war das einzige, was sie dazu sagte.

"Ja, sie hat dich gefürchtet", bestätigte Timaris ernst. "Und aus Furcht entsteht Hass. Das ist bei so zimlich allen so, die mächtig sind. Sie fürchten und hassen was noch mächtiger ist als sie und eine Gefahr für sie sein könnte."

Gründlich spülte sie ihm das Schampoo aus den Haaren. Aber auf einmal erstarrte sie. Begriff erst jetzt so langsam das eine Wort, dass er gesagt hatte. "Der Zahn?" fragte sie und ihrer Stimme war ihre Anspannung deutlich an zu hören.
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Darken » So 30. Okt 2022, 10:12

"Ich bin meinem Vater dankbar dafür", sagte er und meinte es auch so. Er hatte einen Vater... das war immer noch seltsam, dass es da plötzlich jemanden gab, der einfach nur für ihn da war und ihm helfen wollte und sonst nichts. Es hatte noch nie so eine Person in seinem Leben gegeben. Konnte sein Vater so sein? Oder würde er so wie Talian sein? Der Gedanke machte ihm Angst, selbst die Umarmung seines Vaters hatte ihm deswegen Angst gemacht. Zu viel Nähe... Nähe war nicht gut.
"Ich war nie mächtig, Herrin", erwiderte Minan, als die Königin von dem Hass sprach, der entstand, wenn man jemand mächtigeren fürchtete. "Sie hat mir immer gesagt wie schwach und unbedeutend ich doch bin..."

Timaris hielt inne und auch Minan spannte sich deswegen leicht an. Trotzdem beinhaltete ihre Frage nach dem Zahn nichts erstaunliches für Minan. Talian hatte ihm gesagt, dass es viele männliche Schwarze Witwen gäbe, dass sie alle schwach wären und nichts besonderes.
"Er war an der anderen Hand." Minan hob wie zum Beweis seinen rechten Arm mit den schwarzlackierten Nägeln. "Als sie ihn das erste Mal gesehen hat, hat sie mich beinahe zu Tode geprügelt. Talian hat mir gesagt, dass ich mich nur selbst vergiften würde und dass es das Los aller Männer wäre, die so sind wie ich. Und irgendwann ist es wirklich passiert und ich wurde sehr krank, Herrin. Es kroch ganz langsam meinen Arm hinauf und ging dann immer weiter. Ich wäre beinahe daran gestorben. Talian sagte mir, dass ich nur überleben würde, wenn sie mir den Arm abnehmen würde." Er machte eine Pause, das folgende gehörte zu den schlimmsten Dingen, die er je hatte erleben müssen. "Und dann ließ sie mich darum betteln. Als sie ihn abtrennte, zerbrach mein rotes Geburtsjuwel. Aber sie hat gesagt, es wäre ohnehin eines der schwächeren Juwelen und noch dazu ungeschliffen, weswegen ich froh sein sollte, es los zu sein..." Minan atmete tief durch. Die Erinnerungen an diese Zeit tat ihm beinahe körperlich weh. Eine einzelne Träne rann über seine Wange. "Aber ich spürte, dass sie log und ich war nicht froh..."
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Timaris » So 30. Okt 2022, 10:24

Eine männliche Schwarze Witwe. Sie sass gerade mit einer männlichen Schwarzen Witwe in einem Bad. Timaris hatte das Gefühl, dass der Boden unter ihr auf einmal zu schwanken begann. Dazu noch ein rotes, ungeschliffenes Geburtjuwel. Timaris schnaubte verächtlich. Nun war nur zu klar, weshalb Talian ihren Sohn so verstümmelt hatte. Die Eyrierin war so dumm und zu ängstlich gewesen, hatte nicht gewusst, was sie an Minan hatte. Es war eine reine Verschwendung.

Sie berührte Minan nicht mehr, sondern zog sie langsam und vorsichtig zurük. Von der gegenüberliegenden Seite der Wanne sah sie ihn an. Ihr Blick war so voller sich wiederstreitenden Gefühle. "Eine männliche Schwarze Witwe" murmelte sie ungläubig.

Langsam fasste sie sich wieder. "Kein Wunder wurdest du krank, wenn sie dir nur das gesagt hat. Und in dem Stadion war das wohl wirklich die einzige Möglichkeit dich noch zu retten", sagte sie schliesslich nachdenklich. Dann nickte sie. "Ja, Talian hat gelogen. Und wie sie dich belogen hat..." Es hörte sich so an, als wolle sie noch etwas sagen, doch sie verstummte. Timaris war sich nicht sicher, ob sie dem Jungen die ganze grausame Wahrheit sagen sollte.
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Re: Vierundzwanzig Stunden

Beitragvon Darken » So 30. Okt 2022, 10:25

Minan drehte sich wieder um, nachdem die Königin sich von ihm zurückgezogen hatte. Von seiner Seite der Wanne erwiderte er ihren Blick, wenn auch mit traurigen dunklen Augen. Er verstand den Unglauben in ihrem Gesicht nicht. Minan war nur traurig, weil das Gefühl in ihm wieder übermächtig wurde, dass Talian ihm nicht nur einen Arm abgenommen hatte. Sie hatte ihm sein Leben genommen, sein Selbst, das was er hätte sein können, was er hätte werden können.
"Niemand außer Talian hat mir je etwas erklärt. Die anderen Diener durften nicht...", sagte Minan leise. "Ich wußte, dass sie log, aber sie war die einzige, die irgendetwas sagte... manchmal weiß ich nicht, ob überhaupt irgendeine Erklärung von ihr nicht gelogen war. Ob ich irgendetwas richtiges weiß..." Der Gedanke daran, dass sein ganzer Glauben an die Dinge in dieser Welt auf einem einzigen Lügengerüst beruhte, war furchtbar und riss ihn immer noch auseinander, selbst jetzt, wo er schon längst zerbrochen war.

"Schwarz ist eines der höheren Juwelen oder? Sie sagte mir, es wäre gering, aber ich glaubte ihr nicht. Es fühlte sich ganz anders an..." Plötzlich wurde ihm erst bewußt wie offen er mit der Königin sprach, weil sie so wirkte, als würde sie die Antwort wirklich interessieren und weil es das erste Mal war, dass er das überhaupt loswerden durfte. Das hatte ihn unvorsichtig werden lassen, er war darauf hereingefallen. Rasch schlug er seine Augen nieder.
"Entschuldigung, Herrin... ich... wollte nichts fragen, vergebt mir, Herrin..."
Die Angst war augenblicklich und ohne Vorwarnung da, er drückte sich gegen den Beckenrand.
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