Er bekam nicht viel von dem mit was nach dem Kampf und der Rettung geschah. Er versuchte stark zu sein und die vielen Schmerzen nicht an sich heranzulassen, sie vor allem vor Merion zu verbergen, damit dieser nicht auch noch damit zu kämpfen hatte in welchem Zustand Darken war. Schwach und abgemagert, halb tot. Er fühlte sich so. Aber Merion war dauernd an seiner Seite und so lange konnte Darken nicht durchhalten. Dann zitterte selbst seine gesunde Hand und sein Atem bekam etwas angestrengt röchelndes.
Wenn er wegdriftete, tauchte manchmal Minan auf, er weinte viel, vor Erleichterung Merion und Eoshan wiederzusehen, aber auch von den Schmerzen, dem Erlebten, die viele verstörende Qual. Darken konnte den sanften Splitter nicht trösten. Es kostete alles überhaupt bei Bewusstsein zu bleiben und dann gleichzeitig noch Eis und Hexe davon abzuhalten, die Kontrolle zu übernehmen. Tänzer spürte er dagegen weiterhin nicht, was ihm noch mehr Sorgen bereitete.
Wenn er schlief, so quälte ihn Talians Netz und ihre vielen perfiden Albträume. Es gab keine Ruhe, kein Innehalten, immer nur Kämpfen und Wehren und stark sein. Darken war so unendlich erschöpft...
Er hielt sich wach, als Yadriël und die anderen Soldaten kamen, um sich zu verabschieden. Er konnte Yadriël ansehen, dass er sich entschuldigen wollte, doch Darken gab ihm mit eindringlichen Blicken zu verstehen, dass er den Mund halten sollte. Nicht während Merion dabei war. Außerdem wollte der Jugendliche diese Entschuldigung sowieso nicht. Was würde es bringen? Es würde nichts besser machen. Er vermisste die Träume der Soldaten. Seit die Spinnenkönigin tot war, waren die Netze gebrochen und er kam nicht mehr so einfach in die Träume der Männer. Yadriëls Träume waren so erholsam gewesen...
Der Prinz driftete wieder ab, merkte wie man ihn auf der gepolsterten Trage erhob und durch die hohen, leeren Gänge der Feste trug. Die Schritte der Dea al Mon hallten nur federleicht von den Wänden. Darken beneidete sie um ihren leichten Gang, ihre Anmut. Wenn er einer von ihnen hätte sein können...
Er biss die Zähne zusammen, als sie ihn in die Kutsche hoben. Jede kleinste Bewegung jagte Schmerzstöße durch seinen Körper, doch kein Ächzen verließ seine Lippen. Merions Hand tastete nach seiner. Der guten Hand. Nicht jene, die man ihm regeneriert hatte. Sie fühlte sich nicht wie seine eigene an. Im Grunde fühlte sie sich nach reinem Schmerz an. Roh und wund. Die Heilerinnen hatten den Arm sorgsam verbunden, damit sich nichts entzündete und er nicht bewegt wurde.
Er musste weggedämmert sein und wusste auch nicht, ob ein anderer Splitter an der Oberfläche gewesen war. Verdammt. Als er aufwachte, lag er in der Kutsche und er fühlte die leichten Vibrationen. Jeder Atemzug kostete immer noch Kraft. Er versuchte jegliches Röcheln und Pfeifen zu unterdrücken, lächelte matt, als Merion sich freute, dass er schon viel besser klang.
Merion... das schöne Gesicht seines Freundes war fast ständig in seinem Blickfeld, ragte immer wieder über ihm auf. Darken hätte ihn so gerne berührt und umarmt. Er konnte kaum glauben, dass er Wirklichkeit war. Es war nicht gut zu hoffen und sich in Sicherheit zu wiegen. Er war in Dea al Mon verweichlicht. Das würde ihm nicht noch einmal passieren. Jetzt würde er immer wachsam sein. Er würde nicht zulassen, dass Eis oder sonst irgendjemand alles kaputt machte.
Darken driftete immer wieder aus einem erschöpften Dämmerzustand, konnte sich nicht mehr erinnern was davor passiert war. Er wollte nicht reden. Lieber hörte er den erleichterten Worten Merions zu. Darken gefiel es gar nicht, dass Merion sich wegen ihm so in Gefahr gebracht hatte. Was wohl mit seinen Eltern war? Sie hatten Streit deswegen gehabt. Merion hatte heimlich in den Krieg ziehen wollen... ob seine Eltern im Krieg waren?
Sie hielten nachts, doch er wusste nicht, ob es nur eine Nacht gewesen war oder mehrere. Er lag in der Kutsche und hörte die gedämpften Gespräche der Dea al Mon. Manche sorgten sich, dass sie immer noch in Dhemlan waren und viel zu nahe den Kämpfen. Sie wollten über die Winde reisen, doch die Heilerinnen hielten das für zu riskant. Sie sorgten sich über die vielen filigranen und bereits schwer angeschlagenen Heilnetze in Minans Körper. Darken lag in der Dunkelheit wach und versuchte ihre Gespräche auszumachen. Ohne Merion. Er schlief neben ihm. Sie mussten irgendwie die Bänke in der Kutsche verrückt haben, dass dies möglich war. Der Jugendliche tastete angestrengt nach seinem Freund, hatte es endlich geschafft und konnte seine Fingerkuppen über Merions Arm streichen. Er musste sich wieder vergewissern, dass Merion wirklich hier war. Dass er selbst nicht mehr im Labor war.
Lass mich ihn auch berühren, ich will auch, meldete sich Minan. Darken zögerte. Es sind zu viele Schmerzen, du würdest nur wieder weinen. Nein, würde ich nicht. Und du.. du bist so erschöpft.
Darken seufzte innerlich und ließ zu, dass Minan an die Oberfläche kam. Es ging natürlich nicht ohne weinen. Minan schniefte leise, während er zittrig Merions Arm streichelte.