Re: Böses Blut
von Timaris » Mi 10. Aug 2022, 20:27
Während sie Ebonie schilderte, was die Symptome wären, wurde Ayden neben ihr zusehends unruhiger. Timaris blickte nicht zu ihm hinüber. Sie war sich sicher, dass sein Gesicht eine unbeteiligte Maske war. Es war auch nur leicht zu spüren und er gab sich grosse Mühe, seine Gefühle zu verbergen. Auch das wusste Timaris. Doch die Verbindung zu ihrem Haushofmeister und Freund war stark. Stark genug, dass sie spürte, wenn seine Seele in Aufruhr war.
Die Königin hätte es ihm gerne erspart, dies alles so detailiert zu erfahren. Als sie ihre Vergiftung vor ihrem Blutdreieck eingestanden hatte, war kurz darauf Streit ausgebrochen, weswegen niemand genauer hatte fragen können, wie es ihr tatsächlich ging. Worüber sie eigentlich ganz froh war. Es strengte sie schon genügen an, sich gegen Sorra, Rhiana und Daipha durchzusetzen, damit sie jeden Morgen aufstehen durfte. Und das musste sie tun. Wenn sie sich nicht mehr am Hof blicken liess, dann würde Sion im Nu wissen, wie weit die Droge fortgeschritten war. So hingegen blieb er nun im Ungewissen, wie erfolgreich sein Attentat ihn Wahrheit gewesen war.
Damit Ebonie ihnen nun aber helfen konnte, musste Timaris so genau wie möglich antworten. Sonst würde die Schwarze Witwe nicht wissen, gegen was alles sie ankämpfen musste. Ob Ayden nun ein schlechtes Gewissen hatte, dass er sie so bedrängt hatte, mit ihm das Bett zu teilen? Ob es ihn reute, ihr damit Schmerzen bereitet zu haben? Wohl eher nicht, nein. Wahrscheinlich war er viel eher wütend auf sie, dass sie sich hatte erwischen lassen. War sie ja auch.
"In Ordnung, dann gehen wir uns ein paar Scelter plücken", schmunzelte Timaris, als Ebonie überlegte, dass das Blut eines Scelters ihr wohl am ehesten helfen würde. Die Idee war nachvollziehbar, doch kaum realisierbar. Sie konnten schlecht einige Scelter entführen. Das würde ihrem Bündnis sehr schaden. Und herum gehen und fragen, ob jemand der Königin von Hayll sein Blut spenden mochte, kam erst recht nicht in Frage.
"Was wären denn die Nebenwirkungen?" wollte sie dennoch wissen, als Ayden Ebonie auf einmal versicherte, dass sie sie und ihre Tochter vor Sion schützen würden, sollte es soweit kommen. Er gab ihr sein Wort, sollange sie absolutes Stillschweigen bewahre. Doch etwas überrascht blickte Timaris ihn an und bekam ein derart finsteren Blick zurück, dass sie nicht so ganz wusste, ob sie nun erschrocken fiepen oder lachen sollte. Es war offensichtlich, dass er von ihr verlangte, dass sie sich Ebonie endlich offenbarte, damit sie sie untersuchen und am besten auch gleich komplett heilen konnte. Oder so ähnlich.
"In Ordnung", seufzte Timaris. "Dann gehst du jetzt besser Ayden. Du brauchst das nicht zu sehen." Sofern das überhaupt noch ging, erntete sie auf ihr Angebot ein noch viel dunkleren Blick. Diesmal lachte sie leise. "Selber schuld. Dann reiche mir wenigstens deine Hand." Niemals würde sie sagen, dass er ihr beim Aufstehen helfen sollte. Allerdings ging es auch nicht mehr gut ohne Hilfe. Es tat so schon weh genug.
"Öffne mein Kleid", forderte sie ihn leise und leicht ausser Atem auf, nachdem er ihr hochgeholfen hatte. Der Verschluss des warmen Winterkleides war am Rücken und somit inzwischen unmöglich für sie, ihn selbst zu öffnen. Darunter trug sie nur noch ein leichtes Unterkleid aus feinster Seide. Unterwäsche hingegen verursachte zuviel Druckstellen und schmerzten derart, dass sie sie nicht mehr tragen konnte.