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Ein langer Weg





Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 11:55

Eneas war mehr als erleichtert, als Kosta für ihn einsprang und in seiner liebenswerten Höflichkeit die Einladung zum Essen ablehnte. Er betonte nochmal wie spät es sei und was für eine lange Rückreise sie hatten. Das war natürlich etwas beschönigt. Im Grunde hatten sie es nicht eilig, wussten sie ja nichtmal wohin es sie als nächstes verschlagen würde, doch Eneas war heilfroh, dass sein Freund seine Ausrede bekräftigte. Zudem vermutete Kosta, dass Tileos Eltern ihren Sohn für heute Abend gern für sich hätten. Die Beiden wirkten prompt ertappt und etwas verlegen, aber Eneas war deswegen nicht gekränkt. Er konnte verstehen, dass die Eltern sich nun ganz ihrem verlorenem Sohn widmen wollten. Sie würden von ihm hören wollen was er erlebt hatte und sicher stellen wollen, dass es ihm auch wirklich gut ging. Da störten Kosta und Eneas nur.
Tileo verstand dies natürlich noch nicht und es tat Eneas in der Seele weh dem Jungen etwas abzuschlagen, aber mehr als einen kurzen Abschied schaffte er gerade nicht. Eneas wollte hier weg. Sie hatten Tileo abgeliefert und das wars. Er war fortan kein riesengroßer Teil ihres Lebens mehr. Kein Zubettbringen mehr, kein Spielen, keine Fürsorge, keine Unterhaltungen mehr. Eneas hätte gerne Kostas Hand gefasst, um sich zu beruhigen, aber gerade wollte er nicht, dass die Eltern von ihren Zuneigungen wussten. Sie waren sowieso schon misstrauisch genug. Es war ohnehin seltsam, dass zwei Männer sich um ein Kind kümmerten. Nicht, dass es unüblich war, dass Männer einander mochten, doch Familien in dieser Konstellation waren sehr selten. Schließlich sah das Protokoll des Blutes anderes vor. Und Kostas Einstellung dazu war auch eher entsetzt bis ablehnend.
Eneas versuchte nicht daran zu denken. Kosta gab vor den Eltern zu, dass ihnen Tileo sehr ans Herz gewachsen sei und Eneas schaffte es nur, zustimmend zunicken.
Er war seinem Liebsten so dankbar, dass er auch nochmal mögliche Besuche in ferner Zukunft ansprach. Dann würden sie für ein Essen nochmal vorbeikommen.
"Ja.. es wäre schön, könnten wir uns nochmal davon überprüfen, ob es ihm auch gut geht. Wo wir so lange für ihn gesorgt haben", bemerkte Eneas leiser. Die Mutter warf ihm einen nachdenklichen Blick zu ehe sie verständnisvoll lächelte und kurz nickte.
Tileo wollte trotzdem, dass sie schon heute bei ihnen aßen. Kosta ging vor ihm in die Hocke und begann es ihm liebevoll zu erklären. Der Junge sah es zum Glück ein, aber jetzt wo der Abschied nahe an, fing er doch leise zu schniefen an und dass er sie vermissen würde. Eneas rang mit sich.
"Ja, wir haben begonnen ihm das Lesen und Schreiben beizubringen", konzentrierte er sich lieber auf die Frage der Mutter. "Er.. er ist ein sehr kluger Junge."

Kosta hatte inzwischen Tileo umarmt und geherzt, ehe er ihm die reparierte Angel gab. Aber dann sah Tileo hoch zu Eneas. Der Schriftsteller bekam feuchte Augen. Schließlich gab er sich einen Ruck und ging, um Tileo zu umarmen.
"Bereite deinen Eltern keine grauen Haare und mach nicht all den Unsinn, den ich dir gezeigt hab", sagte er ihn, während er den Jungen feste drückte und ihm durch die Haare wuschelte. Die mussten dringend wieder geschnitten werden. Eneas hatte das versäumt. Und neue Hosen brauchte er so viele. Die alten waren doch zu kurz, wenn es jetzt kälter wurde. Eneas spürte einen Kloß im Hals.
"Schreibst du mir, wenn Iason mit dir zusammen will?", flüsterte der Junge ergriffen.
"Sofort", flüsterte Eneas zurück. "Aber jetzt müssen wir auch los." Länger hielt er die Umarmung nicht aus. Eneas löste sich schnell. Kosta hatte inzwischen die große Kiste mit den Geschenken überreicht. Eneas sagte nicht, dass sich dort auch Geld befand. Das war vielleicht nicht etwas, das sie im Beisein der vielen anderen Dorfbewohner sagen sollten.
"Iason, wir müssen gehen", drängte er seinen Freund.
Sie verabschiedeten sich übereilt von den Eltern, die sich nochmals bedankten.
"Passt gut auf ihn auf. Ihr habt unsere Adresse. Wirklich, wenn irgendetwas ist.. wir helfen gerne aus", wiederholte Eneas ein weiteres Mal. Er klopfte sich den Reisestaub vom Mantel, machte ein paar Schritte zurück. Gezwungen lächelte er Tileo zu und winkte ihm. Der Junge drückte sich an seinen Vater. Besser sie gingen jetzt, wo Tileo noch etwas überrumpelt war und noch niemand ernsthaft angefangen hatte zu weinen.
Eneas wollte Tileo nicht beunruhigen. Er sollte sich freuen, jetzt zuhause zu sein.
"Komm, ich bring uns auf die Winde", sagte Eneas und fasste nun doch Kostas Hand. Sich von Tileo abzuwenden, schaffte Eneas nicht ganz. So zog er Kosta nach letzten Worten und Winken mit sich und einen Moment später waren sie auf den roten Juwelenwinden. Eneas schluchzte auf und prompt wurde ihre Reise sehr viel unruhiger und instabiler.
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von Anzeige » Mo 10. Okt 2022, 11:55

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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 12:09

War es bis jetzt schon schnell gegegangen, ging es urplötzlich noch viel schneller. Auch Eneas umarmte Tileo, verabschiedete sich lieb von ihm und zerwuschelte ihm das Haar. Dann löste er sich jedoch überraschend früh von dem Jungen. Kosta vermutete, damit er nicht zu weinen anfangen musste. Das ging ihm ganz ähnlich. Aber dass Eneas ihn dann packte und ihn drängte, dass sie gehen müssten, kam schon etwas überraschend. Eneas ging sogar noch weiter und zog ihn mit sich. Kosta konnte gerade noch einige Schritte rückwärtsgehen, Tileo noch einmal lieb zuwinken, als die Welt um ihn herum in rotes Flimmern getaucht wurde.

Kaum waren sie auf den roten Winden, sackte Eneas zusammen und schluchzte Eneas traurig auf. Prompt wurden sie durchgerüttelt und die Winde zerrten an ihnen. Erschrocken klammerte Kosta sich an Eneas. Jedoch nur für den ersten Schreck. Danach nahm er Eneas liebevoll in den Arm und drückte ihn tröstend an sich.
*Lass uns eine Pause machen, Eneas*, sandte er ihm beruhigend. *Wir sind weit genug gereist. Bring uns von den Winden runter.* Kosta wollte es nicht riskieren, dass Eneas sich in der Dunkelheit verlor, weil er zu aufgewühlt war, sie auf den roten Winden zu halten. Sie waren zwar noch nicht lange auf den Winden gereist. Doch es würde weit genug weg von Tileo und seinem neuen Zuhause sein, so dass sie sich in Ruhe zum Weinen verkriechen konnten.
*Es ist gut, Eneas*, sandte er seinem Freund noch einmal. *Lass uns eine Pause machen.* Sanft sandte er Eneas beruhigend zu, damit er die Konzentration fand, sich wieder von den Winden fallen zu lassen. Wie schon beim Aufsprung benutzte Eneas dazu kein Landepunkt, sondern verliess sie auf eigene Kraft. Es war ungewöhnlich. Doch Kosta machte es keine Angst. Er wussste, wie gut Eneas auch unter stressigen Bedingungen mit seinen Juwelen umgehen konnte.

Sie landeten auf einer kleinen Lichtung, scheinbar mitten in einem Olivenbaumwald. Zwischen all den knorrigen, mächtigen Bäume wirkte es ganz so, als wären sie alleine auf der Welt. Das war ganz gut so. Kosta war nicht bereit, sich anderen Menschen zu stellen. Gerade wollte er einfach nur Eneas trösten, ihn fest im Arm halten und für ihn da sein, bis es ihm wieder besser ging. Und natürlich darüber hinaus. Dabei müsste er eigentlich selber auch ganz traurig wegen Tileo sein. Er müsste endlich durchatmen können, weil er sich nicht mehr zusammen reissen musste. Aber all das war gerade weg. Es zählte einzig und alleine Eneas zu trösten.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 12:10

Die Reise auf den Winden wurde noch unstabiler und verzerrter und es war nur Eneas' Übung zu verdanken, dass sie trotz allem auf den Juwelenwinden blieben. Umhüllt von roten Schlieren war der Krieger zusammengesackt und schluchzte gequält auf. Er hatte Tileo nicht abgeben wollen, er hatte den Jungen so ins Herz geschlossen und ihn nun einfach zurückzulassen, tat so weh.
Er presste sich weinend an Kosta, der die Arme um ihn legte und ihn festhielt. Sein Geliebter drängte aber auch darauf, dass Eneas sie von den Winden runterbringen sollte. Der Speerfaden war sanft, doch Eneas verstand. Er konnte sich kaum noch auf die Reise konzentrieren. Er hatte nur unbedingt schnell von diesem Feld weggemusst.
Eneas wollte Kosta sagen, dass es schon ginge und er nur einen Moment brauchte, aber er schaffte es weder zu senden noch einen Ton herauszubringen. Der Hayllier hielt sich die Hand vors Gesicht, die Schultern bebten unter unterdrückten Schluchzern. Verdammt! Das würde Kosta doch wieder viel zu sehr aufwühlen und verunsichern. Eneas versuchte vergeblich sich zusammenzureißen. Wieder sandte Kosta ihm, dass sie landen sollten. Der Speerfaden fühlte sich an wie ein sanftes Streicheln. Eneas griff fest nach Kostas Hand, um sie zu halten.
Dann ließ er den Anker zu den roten Winden so ruhig wie möglich los, damit sie wieder hinauskamen. Normalerweise brauchte man dafür einen Landepunkt. Andernfalls konnte es sehr gefährlich werden. Sie hatten weder eine Ahnung wo sie herauskommen würden noch viel Zeit einen möglichen Aufprall abzufedern. Doch Eneas hatte schon immer gut mit seinen Juwelen umgehen können. Er war zwar ein lausiger Kämpfer, doch die Juwelenkraft kam natürlich zu ihm. Instinktiv hüllte Eneas sie in ein Schutzschild sobald sie aus den Winden kamen. Trotzdem würde das Landen inmitten eines Olivenhains etwas holprig. Eneas stolperte mit Kosta im Arm ein paar Schritte über eine kleine Lichtung. Keuchend blieb er stehen, die Augen tränenverklebt. Der Schriftsteller sackte ins Gras, keuchte und schluchzte.

Sofort kniete Kosta wieder neben ihm, zog ihn in eine Umarmung. Eneas drängte sich weinend und schluchzend an ihn. Es war ihm gerade egal. Er konnte nicht anders. Der Schmerz musste hinaus. Er konnte bloß an Tileo denken und an das Gefühl, dass er den Jungen jetzt verloren hatte. Er hatte ihn dort zurückgelassen. Dabei war er in Sicherheit bei seinen Eltern. Eneas musste an die vergangenen Monde denken und die schöne Zeit mit dem Jungen. Verflucht, wieso war das so schwer?
"E-es tut mir leid...", brachte er schließlich zittrig hervor, "Ich hab ihn so.. ins Herz geschlossen gehabt..." Eneas hatte weit mehr Zeit mit dem Jungen verbracht als Kosta. Hätten sie Tileos Eltern nicht mehr gefunden, er hätte sich wirklich um das Kind gekümmert, glaubte Eneas. Kosta schien das etwas anzuzweifeln, aber Eneas fühlte es. Er hätte es getan. Egal wieviel Verzicht es bedeutet hätte.
"E-es geht schon wieder...", sagte er und weinte trotzdem weiter. Tränen netzten Kostas Hemd an der Schulter. Es dauerte noch eine Weile bis Eneas sich endlich beruhigte und die Tränen langsam versiegten.
"Danke...", murmelte er, wischte sich verlegen über die nassen Wangen. "Ich dachte nicht, dass es so schwer wird", gab er zu.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 13:09

Eine noch holperige Landung folgte auf die sehr unruhige Reise. Eneas und Kosta mussten einige Schritte über die Wiese taumeln, um den Schwung abzufangen. Dann sackte Eneas beinahe augenblicklich auf den Boden und weinte Hemmungslos. Selbst ganz traurig, weil sein Freund so litt, kniete Kosta sich sofort neben Eneas und umarmte ihn wieder tröstend. Verzweifelt klammerte Eneas sich an ihn, als ob er sich in ihm verkriechen wollte, weinte und schluchzte absolut unglücklich. Er konnte kaum sprechen, so sehr schüttelte es ihn. Zittrig entschuldigte Eneas sich und erklärte, dass er Tileo so sehr ins Herz geschlossen hätte.

"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen", erwiderte Kosta liebevoll und gab sich Mühe, Eneas so zu umarmen, dass er sich bei ihm sicher und beschützt fühlte. "Du darfst doch weinen, weil du ihn vermisst." Es war nur erschreckend, wie sehr sich Eneas an Tileo gebunden hatte. Dabei hatten sie verhältnismässig früh gewusst, dass Tileos Eltern noch lebten. Es hatte nur eine Weile gedauert, bis sie ihn zurück bringen hatten können. Eneas hätte veranlassen sollen, dass ihn jemand nach Hause brachte, sobald er Kostas Brief mit allen Daten bekommen hatte. Bevor er sich selber auf die wahnwitzige Reise begeben hatte, Kosta aus Dalmadans Feste zu befreien.

Tileo erst jetzt zurück zu bringen, wo sie sich in Ruhe von ihm verabschieden konnten, tat nun natürlich mehr weh. Eneas traf es besonders. Kosta kam sich regelrecht taub und leer vor im Vergleich zu dem Unglück, welches sein Freund fühlte. Es... es schien als hätte Eneas sich vorgestellt, dass Tileo sein Sohn wäre, ging es Kosta plötzlich auf. Deswegen wahrscheinlich auch letztens die Bemerkung in Kolyvos, dass er gerne Kinder haben würde. Kosta hatte nicht geahnt, dass der Wunsch so innig war. Nachdenklich fragte er sich, wie er selbst noch in Eneas' Leben passen sollte. Nicht zum ersten Mal. Doch nun, mit Eneas Kinderwunsch, nahm die Hürde, die vor ihnen lag, gleich noch einmal ganz andere Proportionen an. Eneas sollte sich in dem Fall nicht so an ihn klammern. Er sollte ihn gehen lassen. Nur hatte Kosta ihm versprochen, nicht mehr wegzugehen. Wieder so eine unlösbare Situation.

Eneas schluchzte irgendwann, dass es schon wieder gehen würde. Kosta ignorierte es, da er genau hörte, dass dem nicht so war. Sachte streichelte er ihm über den Kopf, während er ihn im Arm hielt. Prompt weinte Eneas weiter. Kosta liess ihn weinen, hielt ihn liebevoll im Arm und streichelte ihn beruhigend. So lange, bis die Tränen dann doch noch weniger wurden und schlussendlich versiegten. Eneas bedankte sich murmelnd bei ihm und wischte sich die Tränen von den Wangen. Überrumpelt gab er zu, dass er nicht gedacht hätte, dass es so schwer werden würde. Kosta wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Das hatte er auch nicht gedacht. Vorallem hatte er damit gerechnet, dass er derjenige sein würde, der zusammen klappte und nicht Eneas.
"Du sagtest, du hättest ein Zelt dabei", meinte er stattdessen. Zärtlich streichelte er Eneas die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Es ist schön hier. Wie wäre es, wenn du es aufbaust. Ich gehe solange Holz für ein gemütliches Feuer suchen. Wer weiss, vielleicht finde ich sogar noch ein paar Pilze für eine leckere Pilzpfanne."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 13:21

Kosta sagte nicht viel, nur, dass Eneas sich nicht entschuldigen müsse fürs Weinen. Er dürfte weinen, weil er Tileo vermisse. Eneas kam sich trotzdem etwas beklommen vor. Er hatte nicht solch einen Ausbruch erwartet und fragte sich nun, was Kosta wohl darüber dachte. Er wollte seinen Freund nicht damit belasten, der gerade mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen hatte. Zudem war er sicherlich auch traurig wegen Tileos Abschied. Wobei ihr Gespräch vor ein paar Tagen über einen möglichen Kinderwunsch, ganz anders geklungen hatte. Kosta hatte gesagt, er hätte Tileo in einem möglichen Fall nicht adoptieren wollen. Die Antwort hatte Eneas doch überrascht, wo er wusste wie sehr Kosta Kinder liebte. Da wollte er nie eigene haben, weil er ein Sklave war?Eneas setzte sich etwas auf. Das war eine Unterhaltung für eine ganz andere Zeit. Es gab noch so viel anderes über das sie vorher sprechen sollten.
Kosta reagierte nicht weiter auf Eneas' Zusammenbruch und fragte ihn nach einem Zelt, während er ihm ein paar Strähnen aus der Stirn strich. Eneas lächelte ihn dankbar an. Die Fürsorglichkeit seines Freundes fühlte sich so schön an. Kosta schlug vor das Zelt aufzubauen.
Eneas blickte sich um und nahm erst jetzt so richtig die Umgebung wahr. Ein kleiner abgeschiedener Olivenhain. Es war nicht das erste Mal, das sie sich in einen verirrten. Meistens war es für gar nicht so traurige Anlässe gewesen...
"Ähm, ja, kann ich machen", versuchte Eneas sich von seinen Gedanken nichts anmerken zu lassen. Er räusperte sich und wischte sich nochmals über die Wangen. Nun wollte Kosta doch zelten? Würden sie wirklich für ein paar Monate in einem Häuschen wohnen, wie seinem Geliebten herausgerutscht war? Und würden sie dann über sie beide reden?
Eneas wurde nervös wenn er nur daran dachte. Jetzt durfte er nichts falsch machen.

Er rief das Zelt herbei, während Kosta aufgestanden war, um in der Umgebung nach Holz zu suchen. Einige Meter vom Olivenhain entfernt standen auch andere Laubbäume, boten etwas Schutz vor dem Wind. Eneas blickte seinem Freund nach wie er sich in die Richtung begab und sich immer mal wieder bückte, um einen Ast aufzuheben.
Eneas konzentrierte sich rasch auf seine eigene Tätigkeit und suchte eine ebene Stelle, wo er das Zelt aufschlagen konnte. Er strich den Untergrund glatt und befreite ihn von kleineren Steinchen ehe er begann das Zelt aufzubauen. Es war nicht sonderlich groß, aber für sie beide dürfte es schon reichen. Und Tileo hätte da auch reingepasst...
Eneas atmete tief durch, konzentrierte sich darauf mit einem Stein die Pflöcke in die Erde zu hauen, die den Zeltstoff straff hielten. Tileo war bei seinen Eltern, dort wo er hingehörte. Ungewohnt war es nichtsdestotrotz. Für eine lange Zeit hatte er Tileo nun so oft um sich gehabt. Gerade jetzt würde er vermutlich hinter Kosta herrennen und ihm helfen. Die kleine aufgeregte Stimme hörbar über den Hain. Eneas schniefte leise, schüttelte den Kopf. Dunkelheit, was war nur mit ihm los? Sie hätten Tileo viel früher zurückbringen sollen. Er hätte jemanden damit beauftragen sollen bevor er auf seine Suche nach Kosta aufgebrochen war. So unverantwortlich gegenüber Tileo.
Der Pirat rief Decken und ein Kissen herbei, bemühte sich das Innere des Zeltes weich und bequem herzurichten. Ein kleines Hexenlicht summte um ihn herum, um ihm Licht zu spenden. Als er wieder aus dem Zelt gekrochen kam, sah er, dass sein Hexenlicht nicht das einzige Licht auf dem Hain war. Kleine Glühwürmchen schwirrten durch die einsetzende Nacht. Leuchtende Funken über einer ansonsten stillen Wiese.
Eneas lächelte kurz, begann ein paar Schritte vor dem Zelt eine Stelle für das Lagerfeuer vorzubereiten. Da kam auch Kosta mit einem Bündel knorriger Zweige zurück.
"Und warst du erfolgreich, Pilzpflücker? Ansonsten hab ich auch noch etwas Proviant den wir über dem Feuer zubereiten können", schlug Eneas vor. Er begann das Holz aufzuschichten, das Kosta ihm reichte. Das kleine Hexenlicht schwirrte anhänglich um Kosta herum, da auch Eneas' Gedanken bei seinem Schwarm weilten. Rasch rief er das Licht zurück, damit er etwas sehen konnte, wenn er den Reisig anzündete.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 13:39

Eneas schien etwas überrumpelt von Kostas Vorschlag, doch er sprach sich nicht dagegen aus. Es schien ihn auch von seinem Kummer wegen Tileo abzulenken. Das war gut für den Moment. Kosta nickte ihm aufmunternd lächelnd zu und erhob sich dann anmutig, um Holz sammeln zu gehen. Dabei war er selber ganz verwirrt. Er sollte traurig sein, wegen Tileo. Stattdessen war er eher froh. Was hatte das zu bedeuten? Dass er Tileo nicht geliebt hatte? Nein, das konnte er nicht glauben. Aber warum war er dann nicht so am Boden zuerstört wie Eneas? Mit ihm lief eindeutig etwas falsch.

Gedankenverloren sammelte er trockenes Holz zwischen den uralten, knorrigen Bäumen zusammen, während es allmählich einzudunkeln begann. Ab und an entdeckte er zwischen den Wurzeln einige essbare Pilze. Er schnitt sie allerdings noch nicht ab, da er dazu jedesmal sein Holz hätte niederlegen müssen. Kosta kam gerade zum wiederholten Mal beim Zelt an, um seine hölzerne Ausbeute abzuladen, als Eneas aus dem Zelt gekrochen kam.
"Ich habe einige Pilze gesehen, die uns schmecken werden", lächelte Kosta seinen schönen Freund an. Eneas hatte gerade etwas besonders verlockendes an sich, wie er da noch so halb im Zelt kniete. Während er von einem kleinen Hexenlicht umschwirrt wurde, reichte er Eneas behutsam das Holz. "Ich wollte sie gerade holen gehen. Sie sollten reichen, damit wir satt werden. Doch wenn du etwas Knoblauch, eine Zwiebel und etwas Salz und Öl bereit stellen könntest, wird unsere Pilzpfanne noch viel leckerer. Ich gehe derweil unsere Pilze holen." Kosta lächelte Eneas noch einmal zu und drehte sich dann um, um zwischen den alten, knorrigen Bäumen nach Pilzen zu suchen.
Dabei tauchte er in ein kleines Meer aus Glühwürmchen ein. Kosta hatte gar nicht gemerkt, wie sie aufgetaucht waren. Nun glitzerte und blinkte es um ihn herum. Kosta betrachtete es eine Weile fasziniert, so dass er für den Moment fast vergass, was er hatte tun wollen. Die kleinen Käferchen waren so hübsch in ihrem leuchtenden Tanz. Es wirkte so friedlich. als ob alles in Ordnung wäre. Kosta liess sich gerne davon verleiten, es zu glauben. Träumerisch ging er von Plätzchen zu Plätzchen, wo er die Pilze zuvor gesehen hatte, um sie zu schneiden. Inzwischen brauche er sein eigenes Hexenlicht. Doch er machte es so schwach wie möglich, um den Glühwürmchentanz nicht zu stören.

Als zurück zum Zelt kam, hatte Eneas inzwischen ein prasselndes Feuer in Gang gesetzt und eine Knoblauchzehe geschält und geschnitten. Er wollte sich gerade der Zwiebel widmen, als Kosta sich anmutig neben ihm setzte. Auf einem Tuch breitete er die Pilze aus, die er gesammelt hatte, und legte ein zweites, weiches Tuch dazu, damit Eneas damit behutsam den Dreck von den Pilzen wischen konnte. Im Gegenzug nahm er ihm die Zwiebel, sein Rüstmesser und das Schneidebrett ab. Eneas hatte heute schon genügend weinen müssen. Er sollte das nicht auch noch beim Zwiebelschneiden tun müssen. Er würde das übernehmen.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 13:42

Kosta lächelte ihn an, als er ihm das Holz reichte. In dem Licht sah er so wunderschön und begehrenswert aus. Eneas hätte ihn am liebsten zu sich gezogen, um ihn zu küssen. Rasch konzentrierte er sich auf das Aufschichten des Holzes. Kosta wollte noch einmal aufbrechen, um die erkundschafteten Pilze zu pflücken. Eneas vertraute vollkommen, dass sein Freund wusste welche genießbar waren und nicht. Da kannte sich der andere Krieger weit besser darin aus. Ebenso schlug er vor, dass Eneas schon einmal einige andere Zutaten aus dem Juwelengepäck vorbereiten könnte.
"Mache ich. Das klingt lecker", stimmte er zu. Zur Belohnung bekam er noch ein weiteres hinreißendes Lächeln geschenkt. Versonnen sah Eneas ihm nach, seufzte leise verliebt. Und doch waren da weiterhin Zweifel. War Kosta gerade so nett und ruhig, weil Eneas wegen Tileo geweint hatte? Was war mit Kostas eigenem Kummer? Vielleicht war er für eine Weile verflogen. Eneas wusste selbst, dass solche tiefen Gefühle und Erinnerungen in Wellen anstiegen und abfielen. Mal war es schlimmer, mal besser. Eneas wollte seinem Liebsten so gerne helfen.
Aber vielleicht nicht heute. Heute wäre er zufrieden, wenn sie gemeinsam etwas essen und hier draußen übernachten konnten. Der Pirat kümmerte sich wieder um das Entfachen des Feuers. Als es langsam anfing die kleineren Zweige zu verschlingen und erste Flammen aufstiegen, rief Eneas die Zutaten sowie ein Holzbrett herbei auf dem er die Knoblauchzehe kundig zu schälen und zu schneiden begann. Zwei Beutelchen mit Salz und Pfeffer lagen daneben. Dazu ein kleines Fläschchen Öl.

Eneas griff nach der Zwiebel, als Kosta gerade zurückkam und mehrere Pilze ablieferte. "Ah, das sind wirklich genug. Danke", sagte Eneas. Sein Freund setzte sich neben ihn, breitete ein Tuch für die Pilze aus. Dafür bekam Eneas wortlos die Zwiebel abgenommen. Anscheinend wollte Kosta sie schneiden und Eneas war zum Pilzwascher befördert worden. Er schmunzelte und fügte sich seiner neuen Aufgabe.
Schweigend widmeten sie sich den Vorbereitungen und ebenso schweigend genoss Eneas den sachten Frieden zwischen ihnen. Zerbrechlicher Frieden, das war ihm bewusst. Gerade deshalb wollte er nichts tun, um diesen zu zerbrechen. Trotzdem kam Eneas nicht umhin auf einen leeren Platz gegenüber des Feuers zu schauen. Dort fehlte jemand, hatte er das Gefühl. Tileo hätte da jetzt eigentlich gesessen und vermutlich viel zu vorwitzig mit einem Stock im Feuer gestochert.
Eneas atmete tief durch. Vielleicht kam auch nur ihm der Platz dort leer vor.
Er rief die Pfanne herbei und nutzte seine Juwelenkunst, um sie über dem Feuer schweben zu lassen. So musste niemand von ihnen zu nah am Feuer mit der schweren Pfanne hantieren. Während die Pilze, Zwiebeln und andere Zutaten darin brutzelten, stellte Eneas zwei kleine Tonschalen für sie aufs Schneidebrett. Sie hatten schon tausende Malen aus diesen Schalen gegessen. Sie hatten so viel gemeinsam erlebt. Würde es ihnen helfen? Konnten sie überhaupt noch eine "erste Verabredung" haben? Aber womöglich wollte Kosta all das nicht. Er hatte auch keine Blumen haben wollen. Ach, Eneas machte sich wieder zu viele Gedanken.
Er rief ein Tuch herbei und hielt es Kosta lächelnd hin.
"Für deine Tränen." Vom Zwiebelschneiden waren Kostas Augen ganz feucht geworden. Ob es nur vom Zwiebel schneiden war? Eneas sah ihn fragend an, traute sich aber nicht zu fragen.
"Es ist schön, dass wir hier zelten können", bedankte er sich bei Kosta. "Morgen kannst du ja überlegen wohin unser Weg gehen soll.." Das wollte Eneas jetzt lieber Kosta überlassen. Er schien da versteckte Vorstellungen zu haben. Wenn Eneas einfach wartete, würden sie hoffentlich wieder zum Vorschein kommen.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 13:49

Schweigend sassen sie beieinander und bereiteten gemeinsam ihr Abendessen vor. Es war ein gutes Schweigen. Ein Schweigen, wo sie die Gegenwart des anderen genossen und die friedliche Ruhe, die sie Umgab. Kosta sog diesen Moment des Friedens in sich auf wie ein Verdurstender Wasser in der Wüste. Entsprechend gab er sich auch gar nicht Mühe, schnell mit der Zwiebel fertig zu werden, obwohl sie bald schon in seinen Augen zu brennen begann, nachdem er die Schale ins Feuer geworfen hatte. Dazu war es viel zu schön, einfach hier neben Eneas zu sitzen, nicht zu sprechen und sich einzig und allein auf das Kleinschneiden der Zwiebel zu konzentrieren und zu lauschen, wie das Feuer vor ihnen leise prasselte.

Schliesslich gab es dann jedoch nichts mehr zum Kleinschneiden und Eneas tat alle Zutaten in eine Pfanne, die er mit Hilfe der Kunst über dem Feuer schweben liess. Es war ein routinierter Ablauf, den sie Beide harmonisch schon unzählige Male wiederholt hatten. Kosta genoss dieses ruhige Beisammen sein. Es erinnerte an viele andere, ruhige und verliebte Momente. Höchstens eine Flasche Bier für jeden fehlte noch, welche sie trinken konnten, während ihr Essen allmählich gar wurde.
Bevor Kosta jedoch in seinem Juwelengepäck danach suchen konnte, ob da noch etwas übrig geblieben war, hielt ihm Eneas ein Taschentuch entgegen. Für seine Tränen. Kosta blinzelte überrascht. Das war doch nur die Zwiebel gewesen. Er hatte an nichts trauriges gedacht. Im Gegenteil, er hatte daran gedacht, wie schön es gerade war. Eneas sprach seine Gedanken aus. Es wäre schön, dass sie hier zelten könnten. Kosta lächelte ihn verliebt an. Ja, das war es. Leider war Eneas schon wieder weiter und meinte, Kosta solle sich morgen überlegen, wohin sie ihr Weg führen sollte. Verwirrt und fragend blickte Kosta Eneas an und schaute sich dann auf der Lichtung um.
"Da lang?" fragte er schliesslich und zeigte aufs Geratewohl in die dunkle Lücke zwischen zweier Olivenbäume. "Muss unser Weg überhaupt wohin führen?" stellte er dann seine eigentliche Frage. Konnten sie nicht einfach jetzt hier sein? Es war gerade gut hier. Gedankenverloren hob er das Taschentuch an seine Augen, um das Brennen aus seinen Augen zu wischen, welches die Zwiebel verursacht hatte.
"Ich habe keine Tränen", gab er leise preis, was ihn beschäftigte. Womit er meinte, dass er nicht so wie Eneas um Tileo weinen konnte. Das sollte er doch eigentlich. Oder? Schliesslich hatte er Eneas sehr gerne. "Vielleicht später." Es war mehr eine hoffnungsvolle Frage.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 13:53

Kosta sah ihn auf die Frage nur verwirrt an und blickte sich im Hain um, wie als würde sich die Antwort irgendwie offenbaren. Schließlich zeigte er einfach in irgendeine Richtung zwischen den Olivenbäumen hindurch und fragte, ob sie überhaupt ein bestimmtes Ziel haben müssten.
Eneas schüttelte den Kopf. "Nein. Für den Augenblick haben wir keine Pläne und keine Aufträge oder Ziele", bestätigte er, "Wir gehen dorthin, wo es uns verschlägt." Eigentlich hatte Eneas viele Ziele - oder vielmehr Wünsche und Träume, aber er konnte verstehen, dass es für eine Weile gut war, durch nichts und niemand gebunden zu sein. Keinerlei Verpflichtungen. Kosta hatte ständig für andere gekämpft und sich aufgeopfert. Es wäre gut, wenn sie sich einmal einfach treiben ließen, kam Eneas zum Schluß. Wenn sie das lange genug täten, könnte Kosta hoffentlich zu Ruhe kommen und vielleicht würde er dann nochmal dieses Häuschen erwähnen in dem er gerne mit ihm wohnen wollte. Jetzt schien es zu früh zu sein, danach zu fragen.
Als Eneas seinem Freund das Taschentuch hinhielt, sagte Kosta, dass er keine Tränen vergossen hätte. Trotzdem tupfte er sich die Augen ab.

"Oh.. das ist nicht schlimm", sagte Eneas. Meinte er Tränen wegen Tileo? "Jeder geht mit Abschieden verschieden um.." Und Kosta war sowieso so emotional angeschlagen, dass es schwer war vorherzusagen, was ihn aus der Bahn werfen würde. Als Zucker gegangen war, hatte er auch nicht viel, beziehungsweise seltsam, darauf reagiert.
Eneas sah nach ihrer Pilzpfanne und rührte etwas um. Schweigend warteten sie bis das Essen fertig war, lauschten dem Knacken des Feuers und beobachteten die Glühwürmchen, die über die Wiese glitten.
"Irgendwann müssen wir vielleicht mal zu einem Dorf, um unsere Vorräte aufzustocken", sagte Eneas, als er seine Schüssel hinhielt, während Kosta das Essen verteilte. "Obwohl ich deine Pilzpfanne immer essen könnte." Er lächelte Kosta sanft an. Nebeneinander sitzend aßen sie ihr Mahl und Eneas hatte das Gefühl, in letzter Zeit selten so etwas leckeres gegessen zu haben. Außer vielleicht den Fisch, den sie zusammen mit Tileo gefangen hatte...
Er seufzte leise. Als Kosta ihn fragend ansah, schüttelte der Schriftsteller den Kopf.
"Ich denke nur an ihn." Eneas deutete mit der Gabel hinüber zum Feuer. "Das da drüben so ein leerer Platz ist, wo er jetzt sitzen würde." Der Krieger aß weiter. "Es geht sicher wieder weg. Er hat es ja jetzt gut bei seinen Eltern. Wir haben was gutes getan."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 14:00

Kosta nickte erleichtert, als Eneas ihm versicherte, dass sie keine Pläne, Aufträge oder Ziele, weswegen sie einfach dahin gehen könnten, wo es sie hinverschlagen würde. Das war gut. Das gab ihm Zeit nachzudenken. Gab ihm die Zeit, einen Schritt nach dem anderen zu machen. Zum Beispiel heraus zu finden, warum er nicht traurig war wegen Tileo. Eneas meinte nur, dass das nicht schlimm sei. Jeder würde anders mit Abschieden umgehen. Trotzdem. War das normal, wie er reagierte? Es konnte doch nicht sein, dass Eneas so traurig und unglücklich war und Kosta dagegen beinahe froh.

Schweigend sassen sie beieinander, während sie darauf warteten, dass die Pilze fertig wurden. Gedankenverloren schob Kosta sie mit eienr Holzkelle etwas hin und her, damit sie nicht anbrannten. Dass er nach dem Bier hatte schauen wollen, war längst wieder vergessen. Er war es auch zufrieden, einfach nach dem Essen zu schauen. Als es fertig war, füllte er ihrer beider Schalen, die Eneas ihnen bereit gestellt hatte. Es duftete köstlich und er freute sich darauf, davon zu probieren. Eneas war jedoch schon wieder weiter und am Planen. Irgendwann müssten sie zu einem Dorf, um ihre Vorräte aufzustocken. Kosta spürte unvermittelt wieder Druck auf seinen Schultern lasten und zuckte prompt etwas zusammen. Sachte zitternd setzte er sich wieder hin, nachdem er ihnen geschöpft hatte. Eneas' Kompliment hörte er schon gar nicht mehr.
"Müssen wir nicht", erwiderte er langsam und versuchte sich zu fassen. "Man kann jahrelang in der Wildnis leben, wenn man möchte. Man braucht in keine Dörfer zu gehen oder andere Menschen aufzusuchen." Eneas Erwartungen und Pläne und waren sie noch so klein, überforderten ihn sofort wieder. "Kannst du es nicht einfach einmal sein lassen?" fragte er leicht verzweifelt. "Kannst du nicht einfach mal los lassen? Sieh was auf dich zukommt. Lass dich treiben. Kannst du nicht einfach mal vertrauen und dich führen lassen? Wenigstens mal eine Stunde lang?" Wie sollte Eneas ihm glauben können, dass er ihm die Wahrheit sagte, wenn er sich nicht auf ihn einliess? Noch nicht einmal dann, wenn sie ohne Pläne, Aufträge und Ziele mitten im Wald sassen und er ihm sogar angeboten hatte, zu entscheiden, wohin sie gingen.

Kosta war der Appetit vergangen. Dabei hatte er noch keinen einzigen Bissen gehabt. Verloren starrte er auf seine Schüssel und fragte sich verzweifelt zum unzähligsten Mal, wie er Eneas Wünschen gerecht werden sollte. Und auch Eneas hängte seinen Gedanken nach, denn irgendwann seufzte er leise. Als Kosta ihn fragend anblickte, erklärte er, dass er nur an Tileo denken würde. Da auf der anderen Seite des Feuers wo ein leerer Platz sei, da würde er sitzen, wenn er noch bei ihnen wäre. Eneas vermutete, dass das Gefühl wieder gehen würde. Tileo hätte es jetzt ja gut bei seinen Eltern. Sie hätten etwas gutes getan.
"Ja, das haben wir", nickte Kosta. "Ich bin froh, dass er nicht mehr bei uns ist." Er wollte Tileo hier nicht haben. Er würde sich ewig um ihn sorgen. Dabei war er doch so unendlich erschöpft. Aber Eneas wollte Tileo gern bei sich haben. Oder irgend ein Kind? Wollte er jetzt Vater werden? Oder ging es mehr darum, dass er jemanden lieben konnte, der ihn bedingungslos zurück liebte? Konnte Eneas nur bei Kindern erkennen, dass er das hatte? Jemanden, der ihn bedingungslos liebte.
"Ich will keine Kinder haben, Eneas", platzte es aus ihm heraus. Eneas hatte gesagt, er solle für seine Wünsche einstehen. Aber eigentlich war sein Wunsch, Eneas glücklich zu machen. Wenn Eneas Kinder haben wollte, würde er ihm damit helfen, wenn er durfte. Aber dann konnten sie kein Paar sein. Kosta konnte sein Sklaventum nicht auf Kinder abfärben lassen. Wobei, doch, für Eneas würde er es können. So schrecklich der Gedanke auch war, der ihn nun heftig erzittern liess. Rasch stellte er seine noch gefüllte Schale auf das Schneidebrett ab, damit sie ihm nicht aus den Fingern glitt.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 14:02

Kosta wurde leider gleich wieder frustriert und aufgewühlt, als Eneas nur die Andeutung eines möglichen Provianteinkaufes machte. Der andere Krieger zuckte sogar merkbar zusammen. Eneas verfluchte sich innerlich. Verdammt, er hatte wieder etwas falsch gemacht. Kosta schien sich gegen jede Art von Plan aufzulehnen. Man könne ja auch jahrelang selbstversorgend in der Wildnis leben.
"Ja, du hast recht", räumte Eneas ein, bemüht darum den Frieden zu wahren und die Sache schnell fallen zu lassen. Dieses Mal zog sich Kosta jedoch nicht schweigend zurück, sondern fragte ihn, wieso er denn nicht einmal loslassen könne. Wieso er nicht vertrauen und sich führen lassen könnte?
Eneas hob fragend eine Augenbraue. Führen lassen? Vor ein paar Wochen war Kosta noch dankbar gewesen, dass Eneas alles für ihn geplant hatte. Alles andere hatte den Krieger überfordert. Jetzt schien es Kosta aber soweit wieder gut zu gehen, dass er nicht mehr alles ungefragt hinnahm und sich stattdessen beschwerte. Er wollte jetzt offensichtlich führen. Das war ein gutes Zeichen, dachte Eneas, anstatt sich zu angegriffen zu fühlen. Kosta wollte wieder etwas für sich selbst und er war stark genug es einzufordern.
"Ja, ich versuchs", stimmte er seinem Liebsten zu und widmete sich wieder dem Essen. Eneas hatte sich in letzter Zeit so stark um Kosta gesorgt. Vielleicht zu stark. Der Pirat wusste bei Kosta nie, wie der Tag werden würde. Viele Male hatte Eneas das falsche getan oder gesagt. Es war schwer. Und Kosta hatte recht, es war da schwer, einfach loszulassen, aber genau das musste er wohl gerade tun, damit Kosta weiter heilen konnte.
Eneas sah hinüber zu seinem Freund. Oder hatte er bereits wieder alles kaputt gemacht? Kosta hatte noch keinen Bissen getan. Eneas war sehr versucht, ihn zu fragen, beherrschte sich aber zu schweigen und einfach zu essen.

Abermals glitten seine Gedanken dabei zu Tileo und dass er hier fehlte. Jedenfalls in seinen Empfinden. Eneas wagte bei Kostas fragenden Blick zuzugeben, dass er an Tileo dachte und dass sein Platz am Feuer leer wäre. Um Kosta damit nicht zu stark zu bedrängen, fügte Eneas gleich hinzu, dass es gut wäre, Tileo sei bei seinen Eltern.
Relativ direkt sagte Kosta, dass er froh wäre, dass Tileo nicht mehr bei ihnen sei. Eneas sah ihn überrasch an. Was? Aber Kosta hatte Tileo auch sehr gerne. Kosta war es gewesen, der Tileo auf dem Sklavenmarkt entdeckt und unbedingt hatte befreien wollen. Kosta war derjenige, der beim Umgang mit einem Kind aufblühte und strahlte und jede drückende Last und Sorge vergaß. Was hatte sich da geändert? Das hatte es doch oder? Etwas war anders geworden.
Völlig überraschend platzte Kosta da hervor, dass er keine Kinder haben wollte. Dann stellte er seine Schale zitternd ab. Eneas hatte immer noch nicht verstanden wieso. Kosta hatte gesagt, dass er Sklave sei, würde ein Kind negativ beeinflussen und ihm einen Makel geben. Eneas glaubte da keinen Moment daran, doch es schien eine Barriere für Kosta zu sein.
"Ich verstehe das immer noch nicht ganz", gab Eneas zu, "Früher hast du jedesmal glückselig gestrahlt, wenn du ein Baby auf den Arm hattest. Und ich weiß, dass du es liebst, dich um Kinder zu kümmern. Und du hast auch Tileo geliebt. Aber eigene Kinder willst du nicht? Niemals?"
Das klang schon ziemlich endgültig.
Eneas stellte auch seine Schale beiseite und rückte vorsichtig näher zu seinem Schwarm. "Hör zu, wir sind beide noch jung. Ich vermisse Tileo gerade, weil ich mich so viel um ihn gekümmert habe und er mir ans Herz gewachsen ist. Aber ich renne nicht gleich los und ersetze ihn durch ein anderes Kind", versuchte er Kosta zu beruhigen.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 14:03

Zu seiner Überraschung beteuerte Eneas ihm nur zu, dass er es versuchen würde, einfach mal in den Tag, oder in mehrere Tage, hinein zu leben und sich führen zu lassen. Dabei hatten sie sich auf Nuranessa deswegen schon heftig gestritten. Weil Kosta einmal von Eneas gefordert hatte, er solle sein Sklave sein und ihm dargelegt hatte, dass er womöglich eine Beziehung voller Dominanz haben wollte. Eine Beziehung, wo er über Eneas bestimmte und ihm befahl, was er von ihm wollte. Nicht umgekehrt. Das hatte seinem Freund natürlich gar nicht gefallen. Deswegen war Kosta auch so überrascht, dass Eneas jetzt ohne Umschweife sagte, dass er es versuchen würde. Aber vielleicht sprache sie, wie so oft, wieder von zwei vollkommen unterschiedlichen Sachen.

Nach einer Weile des Schweigens kam die Sprache dann auch wieder auf Tileo. Verständlich. Eneas hatte den Jungen sehr lieb gewonnen und vermisste ihn wirklich sehr. Kosta wollte ihn deswegen gerne trösten. Gleichzeitig drängte sich in ihm aber auch ein schlechtes Gewissen auf. Eneas wollte ihn zum Gefährten haben und er schien auch Kinder haben zu wollen. Doch das konnte Kosta nicht mit seinem eigenen Gewissen vereinbaren, selber Kinder zu haben. Also musste er Eneas davor warnen. Auch wenn er nicht so recht wusste wie. Entsprechend platzte es ziemlich abrupt aus ihm heraus, dass er er froh war, dass Tileo nicht mehr bei ihnen wäre und dass er keine Kinder haben wolle.

Eneas blickte ihn überrascht an. Das konnte Kosta verstehen. Er war ja selber ganz überrascht, dass er das so deutlich sagte. Sein Freund meinte, dass er noch immer nicht ganz verstehen würde, warum Kosta keine Kinder haben wollte. Früher hätte er jedesmal glückselig gestrahlt, wenn er ein Baby auf dem Arm gehabt hätte. Kosta blinzelte fragend. Hatte er das? Das war ihm nicht bewusst gewesen. Ihm war auch nicht klar, dass dem noch immer so war. Dass er auch ganz glücklich gewesen war, als er vor ein paar Wochen noch Lhal auf seinem Schoss hatte halten dürfen.
"Kinder gern zu haben und sich um sie zu kümmern, ist etwas ganz anderes, als eigene Kinder zu haben", versuchte er vorsichtig zu erklären. "Ich habe Tileo noch immer gern und ich bin immer froh, wenn ich einem Kind helfen kann. Aber das heisst noch lange nicht, dass ich auch eigene Kinder haben will, Eneas." Und das wirklich niemals. Eneas rückte näher, stellte nun auch seine Schale beiseite und versuchte es abzuschwächen. Sie wären noch jung. Er würde Tileo vermissen, weil er sich so viel um ihn gekümmert hätte und er ihm ans Herz gewachsen sei. doch er würde nicht gleich losrennen und ein anderes Kind adoptieren wollen.
"Und wenn ich in fünfhundert Jahren noch immer keine eigenen Kinder haben möchte, Eneas?" fragte Kosta traurig nach. "Was, wenn ich wirklich niemals Kinder haben möchte? Was wirst du dann tun?" Würde er daran verzweifeln oder würde er Kosta er dann doch endlich einsehen, dass es keine gute Idee gewesen war, ihn zum Gefährten zu nehmen?
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 14:08

Kosta wehrte ab, dass es ein Unterschied wäre, ob man Kinder gern hätte und ob man eigene Kinder haben wollte. Ja, das sah Eneas ein, doch er glaubte nicht ganz, dass Kosta wirklich je keine eigenen Kinder haben wollte. Er wäre gewiss ein wundervoller Vater, aber gerade dies schien ein völlig unmöglicher Gedanke für Kosta zu sein. Einen, den er nicht mal zulassen wollte.
Eneas verstand nicht, wieso Kosta keine eigenen Kinder wollte. Manche entschieden sich dazu, weil sie Kinder doch nicht so gern hatten oder diese Verantwortung nicht übernehmen wollten. Sie wollten ihr Leben dafür nicht vollkommen ändern. Aber Kosta? Er war immer der erste, der sich für andere aufopferte und er liebte es, fürsorglich zu sein. Demnach war es etwas seltsam, dass Kosta dies so vehement ablehnte.
Befürchtete er, dass Eneas nun sofort sein Bedürfnis danach stillen wollte und gleich ein Kind adoptieren wollte? Natürlich war das jetzt viel zu viel. Sie hatten ja nichtmal zu sich selbst gefunden. Und es war nur recht, dass Kosta sich erstmal um niemand anderen mehr kümmern wollte als gerade sich selbst. Momentan war das eine Aufgabe, die groß genug war.
Eneas versuchte ihm die Sorge dies bezüglich zu nehmen, aber Kosta ließ sich davon nicht beruhigen und blieb vehement. Was denn sein würde, wenn er in fünfhundert Jahren immer noch keine eigenen Kinder haben wollte.
"Was, wenn ich wirklich niemals Kinder haben möchte? Was wirst du dann tun?", fragte er leise betrübt.
Eneas lächelte ihn an und schob sich leicht neben ihn, um ihn vertraut anzustupsen.
"Wenn wir fünfhundert Jahre zusammen wären, würde ich mich zum glücklichsten Mann in Terreille zählen", erwiderte er sanft. "Und dann noch einmal fünfhundert Jahre von dir erbeten", fügte er romantisch hinzu. "Ich komme aus einer Großfamilie. Ich dachte schon, dass ich irgendwann einmal meine eigene haben würde. Aber du bist meine Familie geworden, Kosta." Eneas fasste vorsichtig nach Kostas Hand, um sie zu halten und zu streicheln.
"Wenn unsere Familie nur aus uns zwei besteht, wäre es immer noch die schönste und größte Familie, die ich mir vorstellen könnte." Eneas schwieg kurz und blickte hoch zum Sternenhimmel. "Vielleicht leg ich mir dann irgendwann einen Hund zu." Er grinste Kosta an und zwinkerte ihm zu.

Eneas wurde wieder etwas ernster. "Du bist mir wichtiger als all das andere, Kosta. Mach dir keine Sorgen deswegen." Insgeheim hoffte Eneas, dass sich in fünfhundert Jahren viel ändern könnte, doch er hatte seine Worte ernst gemeint. Wenn Kosta wirklich keine Kinder haben wollte, nichtmal in fünfhundert Jahren, so würde Eneas ihm das nicht vorwerfen oder ihn verlassen wollen. Eneas hoffte erst einmal, dass sie überhaupt zueinander fanden. Und da redeten sie schon von Kindern. Irgendwie fingen sie das etwas verkehrt an.
"Aber ich würde gerne wissen, wieso du keine Kinder möchtest. Willst du dich einfach nicht eine so lange Zeit um ein Kind kümmern?" Das wäre wohl ein Grund, den Eneas akzeptieren musste, aber wenn da andere komische Ängste dahinter steckten, die Kosta einfach davon abhielten, wollte er das ergründen.
"Oder ist es wirklich, weil du denkst, du hättest einen Makel, weil du als Sklave geboren worden bist?", fragte Eneas. Das hatte Kosta als Grund erwähnt, als sie das erste Mal in Kolyvos darüber geredet hatten. Dass er nicht geeignet wäre, ein Kind aufzuziehen, weil er diesen Makel hätte und dies einem Kind mitgeben würde.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 14:23

Eneas zögerte nicht auf die, wie Kosta fand, schwierige Frage, was denn wäre, wenn er selbst nach fünfhundert Jahren keine Kinder haben wollte. Er sog nicht erschrocken die Luft ein und versuchte eine gute Antwort zu überlegen. Stattdessen rutschte er nur vertraut näher zu ihm, stubste ihn sachte an und meinte, als wäre es das normalste der Welt, dass er sich zum glücklichsten Mann von ganz Terreille zählen würde, wenn sie fünfhundert Jahre zusammen wären und dass er sich dann weitere fünhundert Jahre von Kosta erbitten würde.
Überwältigt blickte der Sklave Eneas ergeben an. Wirklich? Das waren so wunderschöne Worte. Und die sollten ihm gehören? Wirklich ihm ganz alleine? Er erbebte sehnsüchtig. Mit grossen Augen hörte er Eneas zu, wie dieser erklärte, dass er aus einer Grossfamilie käme und sich schon vorgestellt hätte, irgendwann selber eine Familie zu haben. Aber nun sei Kosta seine Familie geworden und wenn ihre Familie nur aus ihnen Beiden bestehen würde, sei das noch immer die schönste und grösste Familie, die er sich vorstellen könnte. Kosta konnte Eneas einfach nur anstarren und geniesserisch seine Hand halten lassen. Die Vorstellung fünfhundert Jahre miteinander verbringen zu können, war umwerfend.
Bis Eneas unvermittelt meinte, dass er sich höchstens vielleicht einmal einen Hund zulegen würde. Was? Kosta blinzelte verwirrt. Noch einmal, als er sah, wie Kosta ihn angrinste. Einen Herzschlag später begriff er den Scherz und schüttelte leise lachend den Kopf. Eneas war unmöglich. Sachte drückte er dessen Hand. An den Gedanken einen Hund bei sich zu haben konnte er sich noch eher gewohnen, als wenn es um ein Kind ging.

Nach einer Weile wurde Eneas jedoch wieder ernster. Innig versicherte er ihm, dass Kosta ihm wichtiger als alles andere sei. Deswegen müsste Kosta sich keine Sorgen machen. Er würde nur gerne wissen, wieso er keine Kinder haben wollte. Ob er sich einfach nicht eine so lange Zeit um ein Kind kümmern wollte. Kosta schaute verblüfft. Zwei- oder dreihundert Jahre waren doch nicht lange, um sich um ein Kind zu kümmern. Kosta schüttelte seinen Kopf. Nein, daran hatte er nicht gedacht und das störte ihn sicherlich nicht. Es war eher zweiteres. Er fühlte sich als Sklave nicht gut genug, um ein eigenes Kind haben zu können.
"Es fühlt sich nicht richtig an", versuchte er unwohl zu erklären. "Ich weiss, Sklaven sind nicht schlechter als freie Menschen. Trotzdem... Es fühlt sich nicht richtig an für mich." Er konnte es sich einfach nicht vorstellen. Sklavenkinder. Das war nicht richtig. "Ich habe auch nie darüber nachgedacht, weil das für mich ausser Frage steht. ich wusste sogar so lange nicht, was eine Familie ist. Bis Timaris und du meine Familie geworden seid. Und dann irgendwann auch Laree und Ulysses, Olintes und Farell. Aber Kinder. Das ist noch einmal etwas ganz anderes." Ihm kam unvermittelt noch ein anderer Gedanke. "Ausserdem müsste ich dich da noch viel, viel mehr teilen. Ich denke nicht, dass ich dazu in der Lage bin." Es war schön mit Eneas alleine am Feuer. So könnte er die Ewigkeit verbringen.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 14:24

Kosta schüttelte auf die Frage den Kopf, ob er sich einfach nicht längere Zeit um ein Kind kümmern wollte. Also daran lag es nicht, doch sein Freund versuchte ihm zu erklären, dass es sich nicht richtig anfühlen würde. Zwar wüsste er, dass Sklaven nicht schlechter als freie Menschen wären, aber für ihn würde es nicht passen, Kinder aufzuziehen. Er hätte sich das nie vorgestellt, denn es stünde völlig außer Frage.
Eneas verstand das weiterhin nicht gänzlich, doch natürlich wollte er nicht, dass Kosta sich mit solch einer großen Entscheidung nicht wohl fühlte. Kosta erklärte, dass er lange nichtmal wusste, was eine Familie sei. Das sei erst später gekommen, dass er Teil einer Familie geworden sei. Dabei zählte er Timaris, Eneas und auch einige Freunde auf, die er mittlerweile zu seiner Familie zählte. Trotzdem wären eigene Kinder etwas ganz anderes. Eneas nickte mitfühlend. Für ein Kind da zu sein, war eine sehr große Verantwortung. Mehr noch, es zu erziehen und ihm Werte und Fähigkeiten beizubringen, war gewiss nicht leicht. Jeden Tag wären aufs neue Entscheidungen gefordert, die das Leben des Kindes nachhaltig prägen konnten. Eneas konnte verstehen, dass gerade Kosta sich davor scheute. Ob er Angst hatte, ein Kind zu verderben?
"Vielleicht fühlt es sich irgendwann richtig an", sagte Eneas nachdenklich.
Sie hatten viel Zeit. "Und wenn nicht, bin ich trotzdem bei dir." Er lächelte Kosta zuversichtlich an und drückte dessen Hand.
Sein Freund hatte noch eine andere Erklärung. Er wollte Eneas nicht so viel mit anderen teilen. Der Schriftsteller lächelte geschmeichelt und wagte es vorsichtig einen Arm um seinen Liebsten zu legen.

"Weißt du, das wäre der Vorteil, wenn du mein Gefährte wärest...", begann er. "Da würdest du immer an erster Stelle kommen und ganz viel von mir haben. Viel zu viel." Er blickte Kosta von der Seite her an. "Ich meine.. ehm, nicht, dass du mir vorher nicht wichtig warst. Du warst unglaublich wichtig. Aber da waren auch andere... all meine Freundinnen und so... aber jetzt nicht mehr", schwor er. Eneas wusste, dass Kosta zuletzt so seine Probleme mit Leto gehabt hatte. Er hatte versucht, Eneas und ihr Freiraum zu geben, damit es mit der Beziehung klappte, doch dafür hatte Eneas sie viel zu sehr sabotiert. Es hatte sich nicht richtig angefühlt. Er konnte also Kostas Gefühl mit den Kindern gut nachvollziehen.
Eneas würde gerne später nochmal mit Kosta darüber reden, da er glaubte, dass es wichtig war, dieses unwohle Gefühl von seinem Freund zu ergründen, aber es wäre jetzt vielleicht zu viel auf einmal.
Er löste seinen Arm wieder, um ein paar Bissen aus seiner Schale zu nehmen. Hoffentlich war er jetzt nicht zu weit vorgeprescht. Eneas wusste nicht, wann genau sie über sie beide reden würden, aber vermutlich nicht direkt am gleichen Tag, wo sie Tileo abgeliefert hatten. Anderseits hatten sie dieses Gespräch nun schon so lange unterdrückt und Eneas hatte seine Gefühle so lange im Zaum halten müssen, dass es jetzt einfach herauswollte.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 14:25

Eneas überlegte nachdenklich, dass es sich vielleicht irgendwann einmal für Kosta richtig anfühlen würde, eigene Kinder zu haben. Er machte sich also Hoffnungen, dass Kosta seine Einstellung irgendwann ändern würde. Das hatte er befürchtet. Eneas beteuerte ihm lieb, dass er jedoch trotzdem bei ihm bleiben würde. Aber er machte sich Hoffnungen und wenn diese nicht erfüllt wurden, konnten sie sich in Frust und Enttäuschung und schliesslich Wut umwandeln und das wollte Kosta ihm nicht antun. Ausserdem war er auch nicht bereit, Eneas mit einem Kind zu teilen, das so viel Aufmerksamkeit von ihm brauchen würde. Nicht für lange Zeit. Das war noch einmal etwas ganz anderes, als Eneas bisherige Gefährtinnen.

Bevor er noch einmal nachhaken konnte, ob Eneas wirklich auf Kinder verzichten konnte, legte sein Freund einen Arm um ihn und begann eifrig ihn auf einen Vorteil, wenn sie Gefährten wären, aufmerksam zu machen. Dann würde Kosta nämlich immer an erster Stelle kommen und ganz viel von Eneas bekommen. Viel zu viel. Kosta schmunzelte. Das war gar nicht möglich. Er würde nie zuviel von Eneas bekommen. Eher im Gegenteil. Es gab Dinge, die Eneas ihm nicht geben wollte oder konnte. Kosta konnte darauf verzichten. Solange Eneas nicht von ihm forderte, dass er auf alles bestand, was er sich wünschte.

Eneas kam ins Plappern, während er ihm zu erklären versuchte, was er meinte. Dass er ihm auch schon vorher wichtig gewesen sei. Das wusste Kosta doch. Nur wären da auch noch all seine Freundinnen und so gewesen. Doch jetzt nicht mehr. Etwas nervös nahm Eneas seinen Arm wieder zurück und ass rasch etwas von den Pilzen. Kosta betrachtete ihn nachdenklich.
"Keine Frauen mehr dich also, hmm?" fragte er samten. "Von mir aus. Aber was ist mit mir? Vielleicht hätte ich ja mal Lust auf eine", schmunzelte er neckisch und stubste Eneas sachte mit seiner Schulter an. Er meinte es nicht ernst. Eneas reichte ihm vollkommen. Aber etwas anderes verstand er nicht.
"Eneas, du willst Kinder", begann er nachdenklich. "Aber du bist bereit, meinetwegen darauf zu verzichten. Nur sagst du mir auch, dass es sehr wichtig ist, für das einzustehen, was man gerne möchte. Das passt doch nicht zusammen."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 14:27

Eneas wusste nicht genau wie er Kostas langen Blick deuten sollte, musste dann nervös lächeln, als sein Freund ihn auf die Frauen ansprach und ob er wirklich keine mehr wollte.
"Naja...", fing der Hayllier leicht hilflos an. Natürlich war er weiterhin an Frauen interessiert und momentan hatte er schon seit Monaten keinen Sex mehr gehabt. Er war gerade sehr interessiert. Nur wollte er noch inniger mit Kosta zusammenkommen, weswegen Eneas nun nicht genau wusste was er sagen sollte.
Kosta fuhr neckend fort, was denn mit ihm wäre und vielleicht hätte er mal Lust auf eine. Dabei stupste er ihn freundschaftlich an. Eneas grinste zurück. "Wenn ich dabei sein darf", räumte er ein. Er fragte sich, ob Kosta erwartete, dass Eneas für immer dem weiblichen Geschlecht abschwor. Das war nicht wenig für einen Langlebigen. Nur ohne Kosta sein zu müssen, klang noch viel entbehrlicher.
Leider würde es wohl noch etwas brauchen bis er seinen Schwarm davon überzeugt hatte, mit ihm zusammen zu kommen. Kosta war weiterhin bei der Sache mit den Kindern. Eneas wollte schließlich welche, doch für ihn würde er darauf verzichten.
"Nur sagst du mir auch, dass es sehr wichtig ist, für das einzustehen, was man gerne möchte", erinnerte ihn sein Freund und grübelte, dass sich diese beide Aussagen überschneiden würden.
"Ja, auf den ersten Blick passt das nicht", gab Eneas zu, "Aber wir haben oft nicht nur einen Wunsch, sondern viele verschiedene. Viele Varianten. Ja, ich könnte mir ein wunderschönes Leben mit Kindern vorstellen. Ich glaube es zumindest. Ich hab diese Vorstellung noch nicht lange", räumte er ein.
"Aber eine viel tiefere und ältere Sehnsucht von mir, ist mit dir zusammen zu sein. Selbst wenn es lange nur in meinem Unterbewußtsein war. Und dann muss man seine Wünsche abwägen. Was wichtiger ist. Wo man bereit ist Kompromisse zu machen. Und wo nicht", versuchte er Kosta zu erklären.

"Und, hmm, ich glaube, du hast da noch etwas nicht verstanden." Eneas strich mit dem Finger durch die Erde, kurz auf seine Lippe beißend, ehe er Kosta ansah.
"Ich will nicht einfach so Kinder", sagte er. "Ich will Kinder mit dir", betonte er, "Uns beide als Väter. Ich hatte ein paar Mal Gespräche mit Gefährtinnen, die Kinder wollten und ich habe immer abgelehnt oder Ausflüchte gesucht. Aber bei dir fühlt es sich das erste Mal so an, als würde es gehen. Nur wenn du nicht möchtest.. dann will ich immer noch dich. Das ist der Teil meines Wunsches, der mir wichtig ist. Mit dir."
Er strich sich durch die schwarzen Haare, dabei etwas von der Erde an seinen Fingern verteilend. "Ich fürchte, wir fangen das Gespräch ganz falsch herum an. Über Kinder können wir irgendwann noch einmal reden. Lange nachdem wir herausgefunden haben, was mit uns wird. Du hast vielleicht auch unterschiedliche Vorstellungen und Wünsche." Sie hatten jedenfalls schon öfter darüber gestritten und da war Kosta teilweise auch widersprüchlich oder verwirrend gewesen.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 14:55

So ganz schien Eneas nicht von dem Gedanken begeistert zu sein, sich nie wieder mit einer Frau einlassen zu dürfen. Er schaute auf einmal ganz ertappt und nicht so, als hätte er schonmal genauer darüber nachgedacht. Schmunzelnd wollte Kosta im Scherz wissen, was denn mit ihm selber sei. Ob er noch eine Frau haben dürfe, wenn er Lust auf eine hätte. Kosta glaubte jedoch nicht daran, dass dies passieren würde. Eneas grinste jedenfalls fast schon erleichtert und erlaubte Kosta seine Frauen, wenn er auch dabei sein dürfe. So, so!
Es war verlockend weiter darüber zu scherzen, doch Kosta hatte noch andere Fragen. Dinge die er nicht verstand. Also stellte er diese Frage. eneas gab zu, dass es auf den ersten Blick nicht passen würde, doch Menschen hätten oft nicht nur einen Wunsch, sondern viele verschiedene. Viele Varianten. Er könne sich ein Leben mit Kindern vorstellen. Dachte er zumindest, denn er wisse es nicht genau, da er diesen Wunsch noch nicht lange hegte. Er hätte jedoch noch eine viel tiefere und ältere Sehnsucht und die wäre mit ihm zusammen sein. Jetzt müsste er eben seine Wünsche abwägen. Er müsse entscheiden, was wichtiger sei, wo er bereit sei, Kompromisse zu machen und wo nicht. Kosta nickte verstehend. Davon war er auch immer ausgegangen.
"Und warum giltet dieses Abwägen der Wünsche nicht für mich?" hakte er nicht begreifend nach. Er verstand nicht, warum Eneas für ihn andere Regeln festgelegt hatte und von ihm forderte, dass er all seine Wünsche durchsetzte.

Eneas hatte jedoch noch ein ganz anderes Anliegen, welches er klarstellen wollte. Eines, von dem er dachte, dass Kosta es nicht so richtig verstanden hätte. Er fuhr mit seinen Fingern nervös über den Boden, biss sich unsicher auf die Lippen, bevor er ihn mit grossen Augen ansah. Innig stellte er klar, dass er nicht einfach so Kinder haben wolle. Er wolle Kinder mit ihm haben. Kosta blinzelte verblüfft. Ja, das hatte er schon so verstanden. Zumindest in erster Linie. Er hatte angenommen, dass Eneas aber auch alleine Kinder haben wollte, wenn Kosta sich da lieber heraus hielt. Eifrig erzählte er ihm, dass er schon einige Male Gespräche mit seinen Gefährtinnen gehabt hatte, die Kinder hatten haben wollen. Doch bisher hätte er immer abgelehnt. Erst mit Kosta würde es sich richtig anfühlen. Trotzdem wäre es ihm wichtiger mit ihm zusammen zu sein, als Kinder zu haben.

"Nein, ich finde es ganz gut, dass wir jetzt über Kinder reden", wiedersprach Kosta Eneas, der fürchtete, sie würden das Gespräch ganz falsch herum anfangen. "Das gehört doch auch dazu, herauszufinden, ob wir ein Paar mit oder ohne Kinder werden. Du willst welche und ich will keine. Und ich habe nicht das Gefühl, dass sich das bei mir irgendwann einmal ändern wird. Es wäre nicht gut, wenn du jahrelang auf etwas hoffst, was nicht in Erfüllung gehen wird. Es wird dich enttäuschen und mit der Zeit wütend machen. Es würde uns vergiften. Besser wir sprechen jetzt darüber, als wenn es zu spät ist."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 17:16

Als Eneas erklärte, dass man seine Wünsche abwägen müsse und welche wichtiger seien, fragte Kosta nach, warum das nicht für ihn gelten würde. Eneas blickte verwirrt zurück.
"Wie meinst du das? Du kannst deine Wünsche doch auch abwägen", erwiderte er und verstand nicht worauf sein Freund anspielte. Kosta musterte ihn nachdenklich ehe er den Kopf schüttelte.
"Prinzipiell kann ich das schon, ja. Aber du sprichst mir das Recht ab, auch nach meinen Entscheidungen zu handeln", gab der andere Krieger zurück.
Eneas verstand immer noch nicht recht, doch er wusste, dass er Kosta schon öfter gesagt hatte, er solle für sich einstehen. "Als wir darüber geredet haben, war es dir egal in welcher Form wir zusammen sind", entgegnete er, "Alles war gut so wie es ist. Ich.. ich wollte dich nur etwas aufrütteln und dazu bringen, darüber nachzudenken was du wirklich willst."
Das hatte auch gut geklappt, wie ihr heftiger Streit auf Nuranessa bewiesen hatte.
"Natürlich kannst du deine Wünsche abwägen. Ich wollte dich nicht einschränken. Ich wollte nur, dass du nicht so passiv bist bei etwas was uns beide so stark betrifft", versuchte Eneas zu erklären und hoffte, er hatte es richtig erwischt. "Ich weiß, dass sich das mittlerweile geändert hat, aber vor zwei Monden ging es dir noch wesentlich schlechter."
Der Krieger hatte die Schale Pilzpfanne für den Augenblick vergessen, während sie vor dem prasselnden Lagerfeuer saßen, Rauch und Nachtluft in den Haaren und über ihr Zusammenleben sprechend.
Eneas wandte ein, dass sie vielleicht nicht zuerst über Kinder reden sollten, wo dies seiner Meinung nach ein Gespräch wäre, wenn sie erst einmal zusammengekommen wären. Doch Kosta beharrte auf die Aussprache. Es wäre besser, wenn sie zuerst darüber redeten, da Eneas schließlich welche wollte und Kosta nicht. Er glaubte nicht, dass sich dies je ändern würde. Eneas sollte nicht jahrelang darauf hoffen.
"Es wird dich enttäuschen und mit der Zeit wütend machen. Es würde uns vergiften", befürchtete sein Freund.

Eneas schüttelte den Kopf. "Ich möchte mit dir zusammenkommen", beteuerte er, "Wären Kinder schön? Ja", gab er zu, "Aber wir beide alleine ist auch schön. Beide Zukunftsmöglichkeiten stelle ich mir toll vor. Du musst dich nicht sorgen. Ich werde nichts vermissen", versicherte er.
"Aber wenn du ein Gespräch darüber willst... ja, da gibt es noch ein paar Dinge, die ich vorher wissen möchte", setzte er an, "Ich frage mich, wieso es dich so unwohl macht an eigene Kinder zu denken. Angenommen, du wärest nicht als Sklave geboren worden, würdest du dann welche wollen? Wenn du als freier Mann aufgewachsen wärest. In einer Familie mit Mutter und Vater", versuchte er Kostas Gefühle zu ergründen. Eneas hatte das schwierige Thema ruhen lassen wollen, da sein Freund immer noch recht labil war und schnell Albträume bekam und aufgewühlt wurde, doch da Kosta darüber reden wollte, fand Eneas, dass diese Frage dazu gehörte.
"Ich weiß, es ist schwer, aber versuch es dir vorzustellen", bat Eneas. "Wenn deine Herkunft nicht wäre." Er wollte herausfinden, ob dies der einzige Grund war wieso Kosta keine Kinder wollte.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 17:23

"Prinzipiell kann ich das schon, ja", antwortete Kosta, nachdem Eneas ihn verwirrt gefragt hatte, wie er das meine, dass diese Regeln nicht für ihn gelte. Er könne seine Wünsche doch auch abwägen. Für den Moment musterte Kosta seinen Freund. Er schien noch immer nicht zu begreifen, wie sehr er über ihn bestimmte. Es war seltsam. Kosta schüttelte sachte den Kopf. "Aber du sprichst mir das Recht ab, auch nach meinen Entscheidungen zu handeln", erklärte er Eneas, der ihn weiterhin ratlos anschaute.
Jetzt empörte er sich leicht und entgegnete, dass Kosta es damals egal gewesen sei, in welcher Form sie zusammen wären. Alles wäre gut so, wie es sei. Kosta nickte bedächtig. Das war doch noch immer so. Wenn er einfach nur bei Eneas sein durfte, war das schon wundervoll genug. Nur ihm zuliebe, hatte er Forderungen gestellt. Um ihn aufzurütteln und ihn dazu zu bringen, darüber nachzudenken, was er wirklich wolle.
"Eneas, ich weiss schon sehr lange, was ich wirklich will", entgegnete Kosta sanft. "In Draega war ich für eine Weile verwirrt. Ja, ich bin es immer noch. Doch was ich wirklich will, wusste ich immer. Wenn ich abwäge und mich entscheide passiv zu sein, du mir dann aber sagst, ich soll das nicht sein, dann bin ich nicht frei, nach meinen Entscheidungen zu handeln", versuchte Kosta es Eneas anders zu erklären, was er meinte.

Eneas war auch rasch dabei, das Thema Kinder beiseite schieben. Weil er wohl hoffte, Kosta später diesbezüglich einmal umstimmen zu können, wie der jüngere Krieger befürchtete. Und weil er Angst hatte, das würde lange zwischen ihnen schwelen und sie beide schlussendlich vergiften, wehrte sich Kosta dagegen, dass sie aufhörten darüber zu sprechen. Wenn Eneas ihn wirklich haben wollte, dann mussten sie für klare Verhältnisse sorgen. Sonst würde das nicht gut Enden.
Sein Freund schüttelte den Kopf und beteuerte, dass er vorallem mit ihm zusammen sein wollte. Kosta lächelte sachte. Kinder wären schön, müssten aber nicht sein. Kosta müsse sich keine Sorgen machen. Er würde nichts vermissen. So ganz konnte Kosta das nicht glauben. Mehr aus der Sorge heraus, dass Eneas nicht genau darüber nachdachte was er sagte, als dass er ihm nicht glauben würde, dass er die Wahrheit sagte. Eneas bohrte derweil weiter, warum Kosta keine Kinder haben wollte. Warum es ihn so unwohl werden liess. Kosta sollte sich vorstellen, er wäre nicht als Sklave geboren worden. In einer Familie mit Mutter und Vater. Ob er dann auch noch so denken würde. Aber Kosta kam nicht so weit zum Denken.
"Das ist grausam", wisperte er erstarrt. Zitterte am ganzen Leib. "Ich soll mir vorstellen, was ich alles verpasst habe? Ich soll mir vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn ich jeden Tag von meiner Mutter und meinem Vater in den Arm genommen worden wäre und gesagt bekommen hätte, dass sie mich liebten, nur um noch deutlicher zu spüren, was mir alles weggenommen wurde? Nein, Eneas!" Er rückte etwas von dem anderen Krieger ab. "Deine Forderungen zu denken und deine 'Was-wäre-wenn-Spielchen' haben schon immer sehr weh getan. Aber das hier geht zu weit. Nicht wenn es um Kinder geht. Ich habe dir gesagt, ich will keine. Bitte. Das muss reichen."
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