Re: Ein langer Weg
von Kosta » Mo 10. Okt 2022, 19:05
Es tat ihm in der Seele weh, Eneas so aufzuwühlen und zu erschüttern. Dessen entsetztes Hauchen schnitt ihm ins Herz. Kosta hatte Eneas nicht wehtun wollen, indem er ihm das erzählte. Er hätte besser nichts sagen sollen. Es war einfach so aus ihm heraus gerutscht. Ausserdem hatte Eneas ja wissen wollen, was er erlebt hatte und das hier war bei weitem nur die Oberfläche. Aber das war schon zufiel. Eneas blickte ihn starr an, weil er so von dieser Offenbarung geschockt war. Er zitterte kläglich und alles was Kosta wollte war, seinen Freund tröstend in den Arm zu nehmen.
Als Eneas ihm schliesslich, als er es nicht mehr aushielt, kurzerhand verbot, in die Dunkelheit aufzugehen. Ein scheues Lächeln huschte über Kostas Lippen. Wirklich? Es war schön, wenn Eneas ihn ganz offen und bewusst so an ich band. Es war nur ein kleiner Moment, aber genug, damit Kosta Eneas wieder zuhören konnte. Dieser erklärte gequält, dass er kein Leben für tausende Jahre ohne ihn ertragen würde. Aufgewühlt löste er sich aus seiner Umarmung, damit er ihn ganz fest an beiden Händen fassen konnte. Die eine schmerzte sogar schon leicht.
Innig erzählte Eneas, dass er es kennen würde, wenn es einem so schlecht ginge, dass man es nicht mehr ertrüge und am liebsten sterben wolle. Kosta nickte. Er war so müde und es kam ihm nicht so vor, als hätte er überhaupt verdient, noch weiter zu leben. Eneas stellte jedoch klar, dass er nicht mehr überlebt hatte, als er sollte, sondern er hätte das alles überlebt, weil es geplant war, dass er leben sollte. Jetzt sei er in Sicherheit und er dürfe es nicht wagen, nun noch sein Leben zu nehmen. Kosta blinzelte etwas irritiert. Eneas meinte ernsthaft, dass die Dunkelheit gewollt hatte, dass er überlebte, damit er nun bei Eneas sein konnte? Dieser Gedanke kam überraschend, fühlte sich seltsam an. Dennoch konnte Kosta dem nicht so einfach widersprechen. Zumal Eneas ihn völlig verzweifelt anblickte und ihm erklärte, er würde nachts kein Auge mehr zutun können. Ausserdem würde er ihm jeden Wunsch erfüllen, der sein Leben wieder lebenswert machte. Er müsste ihm nur vorher versprechen, mit ihm zu reden, sollte er wieder daran denken, sich umzubringen. Es gäbe nichts, was sie beide nicht lösen könnten.
"Ich verspreche es", antwortete Kosta sanft. Er konnte gar nicht anders. Er wollte Eneas doch nicht leiden lassen. Er wollte nur, dass er glücklich war und dafür versuchte er alles zu geben. Er hatte Eneas nicht ängstigen wollen. Dieser war trotzdem ganz aufgewühlt und bot ihm an, dass er das mit dem Sklaven sein ja machen könne, damit Kosta glücklich war. Liebevoll lehnte Kosta das ab, da er seinen Freund damit nur quälen würde. Erklärte ihm, dass es nicht ging, da sie das nicht einfach nur so zum Spiel machen könnten.
"Indem es echt ist", antwortete Kosta sanft auf Eneas verwirrte Frage, wie es denn echt sein könne. Unwohl beteuerte dieser, dass er es versuchen wolle. Da bekam Kosta so eine Ahnung, dass sie von zwei verschiedenen Dingen sprachen. "Eneas, ich spreche nicht von einem sinnlichen Dominanzspiel, welches etwas über die Grenzen des Schlafzimmerst geht", klärte er ihn sanft auf. "Ich spreche von echter Sklaverei. Davon, wie es ist, dass auf einem offiziellen Papier steht, dass man jemand anderem gehört. Davon, dass man seine Juwelen abgeben muss. Dass man einen Sklavenring, ja vielleicht sogar einen Ring des Gehorsams trägt. Von dem wissen, das man hat, dass sein Besitzer jederzeit alles mit einem anstellen konnte. Nicht nur er selber. Sondern, dass man auch vermietet oder weiterverkauft werden kann. Für Sex oder andere Bedürfnisse und Vergnügungen."
Das würde er Eneas natürlich niemals antun. Er würde Eneas nicht zur Hure machen, ihn missbrauchen, schlagen oder gar weiterverkaufen. Niemals! Als Sklave jedoch hatte man jedoch diese Angst, dass dies geschehen könnte. Das gehörte dazu. Er würde Eneas also täuschen müssen, damit dieser glaubte, Koste könne es ihm vielleicht doch antun. Kosta schauderte sich innerlich. Was war er auch für ein furchtbarer Mensch, dass er seinem Freund so eine Angst einjagen wollte. Wobei, Eneas würde ihm wohl ohnehin nicht glauben, dass Kosta so etwas tun würde. Selbst wenn es offiziel beglaubigt würde, dass Eneas sein Sklave war. Womit Eneas auch absolut recht hätte. Doch er könnte wenigstens im Hinterkopf wissen, was ihm zumindest theoretisch alles blühen könnte, damit er wenigstens ein Gefühl dafür bekommen konnte, wie es sich anfühlte, ein Sklave zu sein. Damit er dann lernen konnte, dass man trotz aller Gefangenschaft freie Entscheidungen treffen konnte.
"Ich rede von echter Sklaverei, Eneas, wo dein Besitzer alles mit deinem Körper tun kann", machte er Eneas weiter klar. Sanft und nicht drohend. "Wo ich alles mit deinem Körper tun kann. Ich darf ihn dann berühren, wann ich will, aber ich darf ihn auch schlagen und ihn leiden lassen. Ich kann dir weitere Tätowierungen oder Piercings verpassen oder dir die Bilder, die du am Körper trägst, entfernen lassen. Sogar deine Narbe auf dem Oberarm." Die mit der Zahl darauf, wie oft Nevander ihn vergewaltigt hatte. "Du wirst all diese Ängste durchleben müssen, wenn du verstehen willst, wenn ich dir sage, dass ich frei genug bin."