Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit
von Eneas » Di 4. Okt 2022, 20:34
Er sah den Soldaten jähzornig an und war versucht, sich trotz allem auf ihn zu stürzen. Eneas hatte befürchtet, dass die beiden im Palast wieder etwas miteinander anfangen würden und Eneas hatte nicht dort sein können, um Kosta vielleicht wieder für sich zu gewinnen und das mit Zucker wieder auszureden. Aber Eneas hatte vor langer Zeit ein Versprechen gegeben, also war er beim Schiff geblieben und hatte sich versucht dadurch abzulenken indem er sich um die Instanthaltung der schlanken Korvette kümmerte. So wie immer. Aber dieses Mal war es ihm nicht geglückt sich abzulenken. So frei wie Eneas sich auch auf der 'E' fühlte sobald sie auf offenen Gewässern waren und die Ozeane durchpflügten wohin sie auch wollten, sobald sie bei Draega vor Anker lagen, fühlte es sich mehr wie ein Gefängnis an. Jedenfalls jetzt. Jetzt, wo fast alle oben bei dem Palast waren und Eneas nicht wusste wie es Kosta oder Timaris ging. Hatte er ihr das Gegengift gegeben? Wie war ihr Gespräch verlaufen? Wie fühlte Kosta sich jetzt? Hatte er Sorras Durchsuchung gut verkraftet?
Eneas machte sich große Sorgen. Er wusste, dass es seinem Freund nicht gut ging, doch er wollte sich scheinbar von niemanden helfen lassen und blockte jeden Versuch ab ihm nahezukommen. Oder diese Nähe wurde dann zu etwas anderem und es lief ganz furchtbar ab. Eneas warf sich immer noch vor, dass er sich falsch verhalten hatte, als Kosta in seinem Quartier gewesen war. Wenn er sich dort anders verhalten hätte, wenn sie miteinander Sex gehabt hätten... vielleicht wäre er dann nicht wieder bei Zucker im Bett gelandet, dachte Eneas bitter.
Weiterhin blickte er den Prinzen wütend an, der gerade eben zugegeben hatte, dass er Kosta die Piercings entfernt hatte und dieser dadurch ganz hysterisch geworden war. Wie konnte der Dhemlaner bloß glauben, es wäre eine gute Idee, Kosta während des Aktes die Piercings zu entfernen? Das hatte der doch nur gemacht, weil er bei Kosta hatte landen wollen. Der Krieger war gerade viel zu verletzlich. Zucker hatte das ausgenutzt.
Der Prinz widerum warf ihm vor, dass Eneas keinen Anspruch auf Kosta hatte und dieser eben seine eigene Entscheidung getroffen hatte. Eneas hörte das gar nicht gern, aber er wusste, dass Zucker recht hatte. Nur weil Eneas deutlich gemacht hatte, dass er um Kosta werben wollte, bedeutete dies noch rein gar nichts, wenn sein Freund ihn nicht wollte oder noch nicht bereit dafür war... Es war eine sehr bittere Pille zu schlucken. Eneas musste es akzeptieren.
Das hielt ihn aber nicht davon ab, dem Soldaten vorzuwerfen, dass es eine dämliche Idee gewesen war die Piercings während des Sexes zu entfernen. Eneas schloss die Augen und seine Finger glitten zu der Münzhälfte an dem Lederband, um das Metall zu berühren. Es war ganz kühl. Der Hayllier konzentrierte sich auf Kosta. Selbst im Gewühl einer Stadt konnte er seinen Freund wiederfinden. Seine Signatur war für Eneas unverwechselbar und einzigartig. Er tastete mit seiner Juwelenkraft die Umgebung ab, streckte es bis hin zum Palast. Jemanden, der mit Kostas Signatur nicht so intensiv vertraut gewesen wäre, wäre es womöglich entgangen, aber Eneas vermochte die kleinen Nuancen auszumachen. Vielleicht war es auch Intuition. Kosta musste noch im Palast sein.
Lucero überlegte zu warten bis Timaris mit ihnen reden würde und Eneas hörte auch die anderen diskutieren was man nun tun könnte. Er versuchte die Stimmen allesamt auszublenden, um sich noch stärker auf seinen Geliebten zu konzentrieren. Bald konnte Eneas aus diesen Nuancen verschiedenste Emotionen ausmachen. Gedämpft und fern, aber da. Angst, Panik, Schmerz, Reue. Keine Emotion davon gut.
Eneas hielt sich keuchend an Larees Arm fest. "Wir müssen ihn finden. Jetzt", drängte er alarmiert. Wieder sah er finster zu Zucker. "Wie konntest du ihn allein lassen?!"
"Hey, er hat mich ausgetrickst. Ich dachte, er hätte sich beruhigt", verteidigte sich Zucker. "Verdammt, der Kleine hat mich wieder reingelegt. Ich dachte, wenn wir Sex haben-"
Eneas machte einen Schritt auf ihn zu, packte ihn am Hemd. "Gedacht?! Du hast gedacht?! Wenn ihm etwas zustößt, ist das deine Schuld!" Er schüttelte ihn aufgebracht. "Ich massakrier dich, wenn du-" Olintes und Amancio zogen ihn beherzt zurück, redeten auf ihn ein, dass sie sich lieber auf die Suche konzentrieren sollten.
Eneas ging zum Durchgang der Messe. "Ja, ich gehe selbst und suche ihn! Er schreit um Hilfe und ihr habt ihn nichtmal gehört!" Die anderen sogen erschrocken die Luft ein, nur Zucker blieb ruhig und eher verwirrt.
"Du.. willst vom Schiff?", fragte Olintes. "Hälst du das für ne gute Idee?" Eneas wusste selbst nicht, ob es eine gute Idee war. Er wollte Timaris' Wunsch respektieren und Eneas wusste, dass er nicht in den Palast gehörte. Das war ihre Welt und nicht seine; war es nie gewesen. Aber er hatte es so satt hilflos zu sein. Er hatte das Gefühl, dass er die letzten Monate nur dabei war anderen hinterher zu rennen und doch nie rechtzeitig anzukommen. Es war immer zu spät. Er hatte Kosta nicht schützen können.
Laree legte eine Hand auf seine Schulter. "Du musst hier bleiben", sagte sie, "Was, wenn Kosta doch hierher kommt und nach dir sucht? Meinst du es hilft seinem Zustand, wenn du sein halbes Weltgefüge auf dem Kopf stellst und nicht mehr da bist wo du immer bist? Er soll sich doch auf dich verlassen können oder?"
Eneas sah sie an, seufzte geschlagen. "Wieso hast du immer so gute Argumente?", fragte er. Sie grinste ihn kurz an.
"Tja, von den besten gelernt. Und du kannst etwas machen", fuhr Laree fort. "Bleib hier und sende ihm."
"Wir fahren zurück zum Schloss", sagte Amancio. "Wenn wir ihn finden, senden wir dir sofort."
Eneas musste wohl oder übel zustimmen. Laree wollte mit ihnen mitfahren, nur Laertes blieb zurück.
"Es ist besser, wenn du gehst. Musst du morgen nicht zur Universität?", fragte Eneas. Sein kleiner Bruder nickte.
"Ich brauch nicht viel Schlaf und Manolis kann auch mal selbst hingehen." Er lächelte schelmisch.
"Und wer weckt deinen Tolarim?", fragte Eneas. Laertes rieb sich fragend am Kinn und musste zugeben, dass sein Plan einen Haken hatte. Die beiden Brüder verabschiedeten sich.
"Bis bald, Eneas. Und du zeigst Ulysses die Pläne? Ich hab keine Zeit die Maschine in größerem Maßstab zu bauen. Irgendjemand muss es ausprobieren." Er drückte Eneas die vielen zusammengerollten Pläne in die Arme.
"Werd ich, wobei mir es immer noch schleierhaft vorkommt, wie etwas Wasserdampf auch nur irgendetwas bewegen soll", sagte Eneas skeptisch. Laertes ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen.
"Ganze Schiffe, wenn ich Recht hab", sagte er grinsend. "Sende mir, wenn ihr Kosta wiedergefunden habt. Ich hoffe, es geht ihm gut."
Nachdem Laertes gegangen war, zog Eneas sich in seine Kapitänskajüte zurück, um sich dort auf das Bett zu setzen und sich auf Kostas Signatur zu konzentrieren. Innig begann er ihm zu senden, obwohl er nicht wusste, ob es seinen Freund erreichen würde. Er schien nicht nur körperlich weit weg..
*Kosta.. bitte melde dich. Wir machen uns Sorgen um dich. Ich bin nicht wütend. Wenn du willst und kannst, kannst du zu mir kommen*, sandte Eneas, *Ich helfe dir. Was immer passiert ist. Gib nicht auf. Bitte, Kosta... sende mir wo du bist... ich mache mir Sorgen.* Er sandte ihm immer wieder, versuchte dabei partout ihn nicht zu bedrängen oder etwas zu fordern, aber er konnte nicht verhindern, dass seine Sorge durchschlug. Die nicht weniger wurde, weil er keinerlei Antwort bekam außer diese schrecklichen aufbrandenden Emotionen. Als die Worte nicht halfen, versuchte er gute Gefühle und Bilder in seinen Speerfaden zu senden. Ruhe und Trost, Frieden, eine geistige Umarmung. Eneas bekam stärker das Gefühl, dass Kosta wieder näher kam. Er schien so nahe... Eneas streckte seine Hand aus und stellte sich vor, er würde Kosta in den Armen halten und streicheln. Sachte Phantomberührungen.