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Re: Verstummt

Sa 8. Okt 2022, 20:13

Iason beruhigte ihn, dass Fabiene nichts falsch gemacht hätte. Er würde hier nicht wegen des Essens sitzen und wäre auch nicht ungeduldig. Der Jüngling war etwas erleichtert, wollte sich aber trotzdem beeilen, das Essen zu holen. Als Iason sein verschwitztes Aussehen bemerkte, sah Fabiene an seiner hellen Tunika herab, klopfte den Staub rasch etwas ab.
"Ja, ich habe mit Levi den Bereich des Zimmers eingerichtet, der für das Baby ist", erzählte er und begann dabei zu strahlen. "Wir haben eine Kommode mit einem Wickeltisch eingebaut." Ausführlich beschrieb er die Arbeit, die dahinter steckte, jedoch auch die Sorgen, die er sich wegen der Platzierung machte. Nicht, dass das Baby doch noch aus dem Fenster fiel. Fabiene beschrieb auch den Rest der Zimmers, blickte seinen Herrn erwartungsvoll an was dieser davon hielt. Iason hatte so viel mehr Ahnung über Kinder und was diese benötigten.
Der Pirat schien jedoch zufrieden und lobte ihn, was Fabiene gleich nochmal so viel strahlen ließ. "Danke... ich gebe mir Mühe, es so zu gestalten wie ihr mir geraten habt", sagte er. Iason sprach ihn darauf an, ob er sich nicht duschen gehen wollte. Fabiene nickte zögerlich. Das hatte er vorgehabt, doch nun, wo Iason hier so saß und wartete, wollte Fabiene seine eigenen Bedürfnisse nicht egoistisch voranstellen. So war ihm das nicht beigebracht worden.
"Seid ihr sicher?", fragte er, "Ich möchte euch nicht warten lassen."
Erst als Iason lächelnd erwiderte, dass er gerne auf der Bank saß, war Fabiene beruhigt. Bevor er in sein Zimmer ging, hielt er inne, lächelte seinen Herrn ergeben an und fragte sanft, ob dieser ihn unter die Dusche begleiten mochte. Vielleicht hatte er es deshalb angesprochen. Fabiene wollte ihm jede Möglichkeit geben, über ihn zu verfügen. Er sehnte sich danach, doch sein Herr berührte ihn nie sinnlich.
Auch jetzt lehnte er ab und schüttelte den Kopf. Fabiene nickte und huschte in sein Zimmer.

Dort beeilte er sich so schnell es ging, sich zu duschen und in eine saubere Tunika zu wechseln. Er rannte regelrecht aus dem Zimmer, wollte Iason ja nicht lange alleine lassen. Der Hayllier saß weiterhin auf der Bank und blickte von dort gelassen in den Innenhof. Fabiene durfte sich neben ihn setzen, was er schweigend tat. Er war noch dabei die zweifarbige Seidenschnur um seine Tunika zu binden, beobachtete dabei ebenfalls den schönen Orangenbaum im leichten Wind. Der Jugendliche tat es schweigsam, da er gemerkt hatte, dass sein Herr diese Ruhe zu gefallen schien. Außerdem war Iason auch eher ruhiger. Nicht so wie Taelos, der zwar auch seine ruhigen Momente hatte, doch den Fabiene in den letzten Tagen vor allem stets bei der Arbeit oder vertieft in Gesprächen über die Arbeit war. Es war anstrengend dem nur zuzusehen. Fabiene war viel lieber bei Iason.
Nach einer Weile fragte ihn dieser, ob Fabiene sehr enttäuscht wäre, dass er sich Iason nicht hatte präsentieren könnten. Er wäre doch so traurig in Garois gewesen, dass er sich seinen Käufern nicht hatte anbieten können.
Der Jüngling schüttelte lächelnd den Kopf. "Jetzt bin ich doch bei euch. Ich wollte mich präsentieren, um meinem zukünftigen Herrn zu gefallen und ihn zu begeistern. Ich bin so froh, dass ihr mich auch ohne Darbietung erwählt habt." Er wagte kurz sanft seine Hand auf das Knie des Piraten zu legen. Ein unterschwelliges Angebot, falls dieser ihn berühren oder etwas Nähe wollte.
Iason blickte ihn nachdenklich an, fragte ein weiteres Mal, ob er wirklich nicht traurig sei.
"Es ist so schön für euch da sein zu dürfen. Aber wenn ihr möchtet, dass ich für euch eine Vorführung mache...", bot Fabiene eifrig an. Er hörte prompt auf damit, als Iason ihn fragte, ob er denn das Gefühl hätte, er hätte ihn erwählt. Fabiene war sich nicht sicher, wer wen erwählt hatte. Er wurde unsicher.
"Die letzten Tage.. ich dachte, ihr habt mich erwählt..", sagte er leise. Fabiene fühlte einen Knoten im Magen. Betreten senkte er den Kopf. "Ich wäre so gerne euer Sklave, Herr", brachte er innig hervor. Richtig und für immer. Iason war wundervoll.

Sa 8. Okt 2022, 20:13

Re: Verstummt

Sa 8. Okt 2022, 20:18

Es gab kein Zögern und kein Zaudern seitens Fabiene. Lächelnd schüttelte er den Kopf und erklärte leichthin, dass er jetzt doch bei ihm sei. Er hätte sich präsentieren wollen, um seinem zukünftigen Herrn zu gefallen und ihn zu begeistern. Nun sei er jedoch froh, dass Kosta ihn auch ohne Darbietung erwählt hatte. Kosta musterte den Jüngling nachdenklich. Fabiene hatte ihm zwar versprochen, ihm immer ehrlich zu antworten, selbst dann, wenn er beführchtete etwas zu sagen, was Kosta womöglich nicht gefiel. Doch das war nicht immer leicht, wie Kosta selbst genau wusste. Wenn man eingeschüchtert war, fiel man ganz schnell in alte, tief eingeübte Verhaltensmuster zurück.

"Du bist wirklich nicht traurig deswegen?" hakte Kosta sanft nach. Fabiene beteuerte, dass es schön sei, für ihn da sein zu dürfen. Kosta lächelte verstehend. Er konnte dieses Gefühl sehr gut nachvollziehen. Und auch, wie schmerzhaft es war, dem nicht nachgeben zu dürfen. Trotzdem schüttelte er seinen Kopf, als Fabiene eifrig anbot, ihm eine Vorführung zu machen. Auch ignorierte er die stumme Einladung an seinem Knie.
"Hast du denn das Gefühl, ich hätte dich erwählt?" fragte er stattdessen. In Garois hatte Kosta sich als Fabienes Herr aufgespielt, trotzdem hatte der Sklave die ganze Zeit das Gefühl gehabt, ihm nicht richtig zu gehören. Nun, wo Kosta nicht mehr herrisch war und sich nur mit Fabiene unterhielt, schien der junge Krieger ganz anders zu fühlen. Leise gestand er, dass er gedacht hätte, dass Kosta ihn in den letzten Tagen erwählt hätte. Unsicher senkte er seinen Kopf und flehte ihn an, sein Sklave sein zu dürfen. Er wäre es so gerne.

"Ich weiss", antwortete Kosta genau so leise und genau so innig. Er wusste ganz genau wie Fabiene sich fühlte und die Schuld brannte lodernd in ihm, weil er Fabiene nicht glücklich machen konnte. "Ich weiss, wie gerne du mich magst und wieviel wundervolle Hingabe du mir schenken könntest. Daran habe ich nie gezweifelt, Fabiene." Sanft fasste er den Jüngling an seinem Kinn und hob es an, um ihm fest in die Augen sehen zu können. Fabiene sollte die Zuneigung, die er für ihn hegte sehen können.
"Daran habe ich nie gezweifelt", wiederholte Kosta innig. "Und du darfst auch nicht an dir zweifeln Fabiene. Du bist ein wundervoller Mensch. Ein Geschenk, ganz wie du gesagt hast. Aber ich zweifle an mir Fabiene. Ich weiss, dass ich deine Hingabe nicht so erwidern kann, wie du es verdienst. Du willst jetzt vielleicht einwenden, dass das nichts ausmacht", liess er den Jungen nicht zu Wort kommen. Wusste er doch genau, was in ihm vorging.
"Du willst sagen, dass dir das nichts ausmacht und das glaube ich dir auch Fabiene. Wirklich. Ich weiss genau, was für ein wundervoller, hingebungsvolle Mensch du bist. Wie gerne du dienst und die glücklich machen willst, die du gern hast." Prüfend blickte er Fabiene in die Augen, um zu erkennen, ob er vielleicht doch falsch lag. "Aber weisst du, mir macht es etwas aus. Ich hätte stets ein schlechtes Gewissen, dass ich nicht erwidern kann, was du mir gibst. Du würdest täglich die Traurigkeit darüber in meinen Augen sehen und daran verzweifeln, dass du es nicht ändern kannst. Genau wie ich daran verzweifeln würde, dich nicht glücklich machen zu können."

Re: Verstummt

Sa 8. Okt 2022, 20:21

Iason entgegnete leise, dass er wüsste wie sehr Fabiene ihn mochte und wie innig er sich ihm hingeben wollte. Er hätte nie daran gezweifelt. Der Krieger berührte ihn am Kinn und hob Fabienes Kopf an, damit sie sich ansehen konnten. Fabiene blickte seinen Herrn hoffend und verliebt an. Er wollte ihn so gerne glücklich machen. Wusste Iason wirklich wie sehr, Fabiene ihn mochte? Vielleicht würde er es erwidern, wenn Fabiene es ihm noch besser zeigte.
Iason bekräftigte, dass er nicht an der Hingabe zweifelte. Er wäre wundervoll und ein richtiges Geschenk. Der Jüngling lächelte glücklich, sah Iason weiterhin innig in die Augen, hoffend dort eine Form der Erwiderung zu finden. Doch im Grunde wusste Fabiene, dass es Gründe hatte wieso Iason ihn nicht sinnlich berührte. Egal wie oft Fabiene es ihm anbot und bereit dafür war. Er hatte bloß gehofft... irgendwann wäre sein Herr soweit.
Aber dies schien nicht der Fall. Fabienes Herz bebte und ächzte, als er zuhören musste wie Iason ausholte, um ihm zu erklären wieso er dieses Geschenk nicht wollte. Es würde an ihm selbst liegen. Er könnte die Hingabe nicht erwidern. Jedenfalls nicht in der Form wie es Fabiene verdient hätte. Der Jugendliche wollte schon beteuern, dass es ihn nicht störte und er jede noch so kleine Erwiderung schätzen und lieben würde. Er würde nichts für sich verlangen. Alles was Iason ihm geben mochte, war gut, und mehr hatte Fabiene auch nicht verdient.

Doch Iason hatte auch dafür Argumente. Er wüsste, dass Fabiene dies glauben würde und wie sehr er dienen und seine Hingabe verschenken wollte. Er wäre so ein wundervoller, hingebungsvoller Mensch. Aber was war daran so falsch? Fabiene würde es wirklich nichts ausmachen, wenn sein Herr nicht im gleichen Maße empfand. Wenn der Jugendliche ihm nur weiter dienen dürfte. Das wäre genug, glaubte er.
Mit brechendem Blick sah er Iason an, der ihm auch diese Möglichkeit entzog. Der ältere Krieger erklärte, dass es eben ihn stören würde. Er hätte ein schlechtes Gewissen, wenn er diese Hingabe nicht im gleichen Maße erwidern könnte.
"Du würdest täglich die Traurigkeit darüber in meinen Augen sehen und daran verzweifeln, dass du es nicht ändern kannst. Genau wie ich daran verzweifeln würde, dich nicht glücklich machen zu können", sagte er. Fabiene schluckte schwer. In seinem Hals war ein dicker Kloß. Tapfer versuchte er weiter gerade zu sitzen und die Tränen zurückhalten. Dass Iason ihn doch nicht erwählen wollte, tat furchtbar weh. Es kam so plötzlich. Gerade eben war doch alles noch gut gewesen. Fabiene hätte die Frage mit der Vorführung nicht beantworten sollen. Dort hatte er irgendetwas falsch gemacht. Etwas falsches gesagt. Es musste an ihm liegen. Er war nicht gut genug. Seine Schultern zitterten leicht.
"Es tut mir leid", hauchte er, "Es tut mir so leid, dass ich euch nicht glücklich machen kann. Ich dachte... wo ihr doch besser schlaft, wenn ich dabei bin, dass ich es kann." Der Gedanke war offenbar vermessen gewesen. Fabiene fühlte sich furchtbar, dass er so versagt hatte. Er ballte die Hände zu Fäusten, schluckte. Für eine Weile schaffte er nicht etwas zu sagen. Er wollte die nächste Frage überhaupt nicht stellen.
"Dann.. mögt ihr nicht mehr mein Herr sein?", krächzte er. Für Fabiene war es neu, so zurückgewiesen zu werden. Das hatte der Jüngling bisher nicht erlebt und es fühlte sich viel schlimmer an, als gar nicht erwählt zu werden. Jedenfalls glaubte er das gerade. Er hatte geglaubt, es würde mit Iason funktionieren und er hätte seinen Für-Immer Herrn gefunden.
"Wenn ich etwas anders machen würde?", versuchte er es trotzdem noch einmal und bewies damit, dass da auch eine kleine, scheue Kämpferseele in dem Sklaven steckte. Jene, die ihn schon auf dem Sklavenmarkt dazu gebracht hatte, sich von den Fesseln lösen zu wollen, um sich zu retten. "Ich würde nicht verzweifeln", beteuerte er im gleichen Maße verzweifelt, "Ich würde versuchen, eure Traurigkeit von euch zu nehmen.." Wenn er es nur schaffen würde. Iason schien dies nicht zu glauben.

Re: Verstummt

Sa 8. Okt 2022, 20:24

Es tat so weh, wie das liebevolle Lächeln in Fabienes wunderschönen Augen brach. Er versuchte es tapfer zu erhalten, doch sein Blick verriet alles. Verriet, wie sehr es ihn schmerzte, dass Kosta ihn nicht haben wollte. Dabei wollte Kosta ihn doch haben. Nur nicht so, wie Fabiene sich das vorstellte. Tränen brannten in den Augen des Jünglings, seine Schultern zitterten leicht und er schien kaum noch zu wissen, wie er es aushalten sollte. Zutiefst verletzt entschuldigte er sich, dass er Kosta nicht glücklich machen könne. Er hätte gedacht, er hätte es gekonnt. Wo Kosta doch besser schlafen würde, wenn er dabei sei. Er brachte seine Frage kaum heraus, ob Kosta nicht mehr sein Herr sein mochte. Seine Stimme war ganz kratzig dabei und hörte sich so unendlich verloren an.

"Fabiene", flüsterte Kosta traurig. So gerne wollte er den Jungen trösten. Liebevoll legte er ihm einen Arm um die Schultern und zog ihn an sich, damit er sich ausweinen konnte, wenn er wollte. "Fabiene, du machst mich glücklich", versicherte er ihm tröstend und streichelte ihm zärtlich über die Schulter. "Nur nicht auf die Weise, wie du es denkst. Ich bin sehr gern bei dir und dank dir schlafe ich wirklich viel besser. Deine Gegenwart ist Balsam für meine Seele. Und du hast recht, ich habe dich auserwählt. Nur nicht als dein Herr, wie du es dir erhofft hast, sondern als dein Freund. Ich schäme mich dafür, dass ich dich etwas anderes habe denken lassen. Es tut nur so gut, dich um mich zu haben, dass ich das so hemmungslos ausgenutzt habe. Es tut mir Leid, Fabiene." Sachte drückte er ihn etwas fester an sich.

"Ich weiss, dass du alles dafür geben würdest, um mich glücklich zu machen, Fabiene", flüsterte er innig. "Glaub mir, ich weiss, dass ich alles von dir verlangen könnte. Aber gerade das wird mich traurig machen. Es gibt nichts, was du anders machen könntest. Musst du auch nicht. Du bist perfekt. Genau so wie du bist. Lass dir bloss nichts anderes einreden. Auch von dir selbst nicht. Es liegt nicht an dir, dass ich nicht dein Herr sein kann, sondern daran, dass ich mich selbst schon lange verschenkt habe. Lange bevor du überhaupt geboren wurdest. Deswegen ist das einzige, was ich dir anbieten kann, dass ich als Freund dein Übergangsherr bin, bis wir jemanden für dich gefunden haben, der zu dir passt und dich glücklich machen kann."

Re: Verstummt

Sa 8. Okt 2022, 20:27

Es wurde noch schwerer sich zusammenzureißen, als Iason einen Arm um ihn legte und ihn an sich zog. Fabiene rang zittrig nach Luft, doch es wurde trotzdem ein leises Schluchzen daraus. Tapfer blinzelte er gegen die Tränen an. Er wollte seinen Herrn damit nicht belasten... aber er war nicht mehr sein Herr. Wollte es nicht mehr sein. Fabiene musste etwas falsch gemacht haben, oder er war nicht gut genug gewesen, machte er sich Vorwürfe. Sich dennoch an Iason pressen zu dürfen, tat furchtbar weh und war gleichzeitig so wunderschön.
Er verstand nicht recht, was der ältere Krieger damit meinte, dass Fabiene ihn glücklich machte, aber nicht so wie Fabiene dachte. Wenn er seinen Herrn glücklich machte, egal in welcher Art, wäre der Jugendliche damit zufrieden. Er wollte doch nichts anderes, als Iason ein bißchen Glück zu bereiten. Der Pirat versicherte, dass er gerne bei Fabiene sei. Seine Gegenwart wäre Balsam für seine Seele. Der schöne Jüngling richtete sich wieder etwas auf und sah Iason verliebt an, bei diesen schönen Worten. Iason war so wunderbar, dass er sich Sorgen um Fabiene machte und ob ihm reichte, was sein Herr ihm gab. Natürlich reichte es. Bevor Fabiene dies innig beteuern konnte, fuhr Iason fort und sagte, dass er sein Freund und nicht sein Herr wäre. Er hätte ihn nicht etwas anderes denken lassen sollen. Er hätte ihn ausgenutzt.
Fabiene schüttelte sachte den Kopf. Er lächelte Iason an, versuchte ihm zu zeigen, dass es nichts gäbe, um traurig zu sein.
"Ihr habt mich nicht ausgenutzt", erwiderte er, "Ich helfe euch gerne. Ich bin so gerne bei euch. Ihr müsst euch nicht sorgen, es wäre zu wenig. Alles was ihr mir geben mögt, ist genug. Lasst mich Balsam für eure Seele sein", wiederholte er Iasons liebe Worte.

Er nickte ergeben, als Iason erkannte, dass er alles von ihm verlangen könnte. Doch dann sagte er wieder, das würde ihn traurig machen. Fabiene wäre zwar perfekt, doch anscheinend konnte er nichts mehr tun, um Iason glücklich zu machen. Dem Jugendlichen liefen ein paar Tränen über die Wangen.
Er verstand nicht, wieso er nicht Iasons Sklave sein konnte, wenn dieser ihn als perfekt empfang. Der Hayllier erklärte es damit, dass er sich selbst schon verschenkt hätte. Lange bevor Fabiene geboren worden wäre. Hieß das, Iason wollte selbst der Sklave von jemanden sein und jemanden dienen?
Trotzdem bot der ältere Mann ihm an, dass er sein Übergangsherr sein könnte ehe sie jemanden gefunden hätten, der Fabiene glücklich machen könnte. "Aber ihr macht mich glücklich", sagte Fabiene traurig und ließ den Kopf sinken. "Ich dachte... auf dem Hügel habt ihr gesagt, ihr seid mein Herr. Aber ich mag euch nicht traurig machen." Das war so ungefähr das Schlimmste was er sich vorstellen konnte, doch Iason hatte gesagt, es würde ihn traurig machen, dass er Fabienes Hingabe nicht erwidern konnte.
"Darf ich euch trotzdem weiter helfen, Herr?", fragte er. Fabiene wusste nicht, was ein Übergangsherr war. Er musste ja kein richtiger Sklave sein, wenn Iason ihn so nicht wollte. Wenn er ihm trotzdem helfen könnte, wieder einzuschlafen. "Ich werde keine Belastung sein", beteuerte er. "Nur solange bis ihr euren eigenen Herrn habt", fügte er hinzu.

Re: Verstummt

Sa 8. Okt 2022, 20:31

"Warum weinst du denn traurig, wenn ich dich glücklich mache", fragte er Fabiene sanft. Es tat ihm so leid, dass er dem Jungen so weh tat. Er hatte eigentlich gar nicht so rasch auf dieses Thema zu sprechen kommen wollen. Er hatte dem Jüngling erst zeigen wollen, wie vielen Menschen er inzwischen etwas bedeutete und wie gut er ihnen half. Das hätte ihm Sicherheit und ein gutes Gefühl gegeben. Jetzt jedoch musste Lilian sich einfach nur verstossen vorkommen. Es war ein grausam schreckliches Gefühl.

"Oh, du darfst weinen, Fabiene", versicherte er innig. "Bitte, ich wollte dir das nicht absprechen. Manchmal muss man sogar weinen, um heilen zu können, wenn etwas in der Seele wehtut." Lieb streichelte er Fabiene über die Schultern. "Ja, auf dem Hügel habe ich gesagt, ich wäre dein Herr. Aber nicht, weil ich dein wahrer Herr bin. Sondern weil du einen Halt gebraucht hast, der dir Sicherheit gibt. Weil du mich zu deinem Herrn gemacht hast." Etwas, was Fabiene wohl nicht so recht verstehen konnte. Schliesslich wählte normalerweise nicht der Sklave seinen Herrn aus, sondern umgekehrt.

"Ich möchte dich auch nicht traurig machen, Fabiene", beteuerte Kosta dem Jugendlichen herzlich, blickte ihm fest in die Augen. "Es ist nur so... manchmal bürdet uns die Dunkelheit Wege auf, wo uns nur die schreckliche Wahl bleibt zwischen, jemanden, den man mag weh tun oder diese Person langsam zu zerstören. Deswegen sage ich dir jetzt Fabiene, dass ich nicht der Mensch bin, dem du deine Hingabe schenken darfst. Das macht dich zwar jetzt traurig, doch es wird dich nicht kaputt machen. So kann ich bei dir sein und dich trösten. Ich weiss, dass du dich so gerne verschenken möchtest Fabien. Aber habe bitte noch etwas Geduld, Fabiene. Ich bin mir sicher, dass du jemanden finden wirst, der dein ganzes Wesen erbeben lässt. Jemanden, bei dem du jeglichen Gehorsam vergisst, weil du einfach nur willst, dass diese Person glücklich ist. Das wird dann der richtige Mensch für dich sein." Kosta würde ihm dann gerne zu Seite stehen und ihm dabei helfen. Er wusste, wie erschreckend und tiefgreifend dieses Gefühl war. Besonders wenn es einem dazu trieb Dinge zu tun, die gegen jegliche tief eingeimpfte Erziehung verstiessen.

"Natürlich darfst du mir weiterhin helfen, Fabiene", beruhigte er den Krieger liebevoll. "Natürlich bist du keine Belastung. Das weiss ich auch so. Du bist eine Bereicherung für jeden, in dessen Leben du trittst. Ich möchte nur nicht, dass du dich an mich bindest. Das musst du mir versprechen, Fabiene. Deine Person wird schon noch kommen. Hab nur ein wenig Geduld und dann wird es wunderschön für dich werden. Wenn du mir das versprechen kannst, dann darfst du mir sehr gerne weiter helfen. Ich wäre sogar froh darum. Jetzt und auch dann noch, wenn mein Geschenk angenommen wird. Du darfst mich so lange als deinen Übergangsherren sehen, wenn du möchtest. Oder aber sogar als deinen Freund. Wenn dir das nicht zuviel ist."

Re: Verstummt

Sa 8. Okt 2022, 20:32

"Es tut mir leid", entschuldigte er sich und versuchte sich hastig die Tränen fortzuwischen, "Ich wollte euch damit nicht belasten." Am liebsten wäre Fabiene fortgerannt, um sich irgendwo zu verstecken. Wieso musste er ausgerechnet vor Iason weinen? Er wollte den Krieger nicht noch weiter unglücklich zu machen.
Iason streichelte ihm über die Schulter, was bloß weitere leise, gedämpfte Schluchzer hervorrief. Der Krieger erklärte, dass er auf dem Hügel nur gesagt hätte, er würde Fabienes Herr sein, weil dieser es gebraucht hätte. Es hätte ihm Sicherheit gegeben. Dann wollte Iason ihn nicht wirklich? Fabiene hatte ihn doch nicht zu einem Herr gemacht. Wie sollte das gehen? Der Sklave verstand es nicht. Er verstand bloß, dass Iason nicht sein Herr sein würde. Jedenfalls nicht richtig. Es brach Fabiene das Herz. Er bewunderte den älteren Krieger, er wollte ganz für ihn da sein. Aber es durfte nicht sein. Fabiene hielt den Kopf gesenkt, versuchte tapfer Fassung zu bewahren, da Iason auch gefragt hatte wieso er denn traurig wäre, wenn Iason ihn doch glücklich machen würde. Der Jugendliche wusste es nicht. Vielleicht reichte es doch nicht, was Iason ihm weniges geben konnte... Fabiene wollte aber unbedingt, dass es reichte. Er musste genügsamer sein.
Der Pirat versuchte ihn zu trösten und brachte ihn wieder dazu, ihm in die Augen zu schauen. Iason sagte, er wollte ihn nicht traurig machen. Er erklärte etwas kompliziertes, das Fabiene ebenso wenig verstand. Dass man manchmal entweder jemanden verletzen oder zerstören könnte. Fabiene dürfte ihm seine Hingabe nicht schenken. Iason wüsste wie traurig ihn das machte, doch es würde ihn wenigstens nicht kaputt machen.
"Ich verstehe das alles nicht, Herr", sagte Fabiene unglücklich. Er wusste nicht was Iason ihm sagen wollte.

Dieser beschwor ihn, dass er Geduld haben müsste bis er sich verschenken konnte. Er würde bestimmt jemanden finden, der ihn erbeben ließe. "Aber ihr seid das", schluchzte der Jugendliche aufgelöst und glaubte das ganz fest. Er wusste nicht wie er jemand anderen finden sollte. "Ihr seid so gütig und freundlich. Ihr seid so wundervoll", schwärmte er.
Iason räumte ein, dass Fabiene ihm weiter helfen dürfte. Er wäre keine Belastung, sondern eine Bereicherung. Trotzdem dürfte sich Fabiene nicht an ihn binden. Er sollte es versprechen. Der Jüngling biss sich auf die sanften Lippen. Er wusste nicht wie. Wenn es Iason glücklich machte, so würde er gerne alles versprechen. Nur redete der Pirat weiter von dieser Person, die für Fabiene noch kommen würde. Er müsse sich gedulden. Aber wo sollte Fabiene auf dieser Insel einen so wundervollen Herrn wie Iason finden? Niemand hatte hier sonst Sklaven.
Fabiene hoffte immer noch, dass Iason ihn am Ende doch wollte und nicht nur sein Übergangsherr sein wollte. "Ich helfe euch gerne weiter aus", versprach der Jugendliche mit bebender Stimme. Iason hatte gesagt, er wäre froh darum. Diesen Hinweis verstand der Sklave, all das andere machte ihm Angst und überstieg seine Vorstellungskraft.
"Darf ich jetzt euer Essen holen, Herr? Ich verspreche, ich mache keine Fehler mehr", beteuerte er unterwürfig. Um dieses Versprechen hatte Iason zwar nicht gebeten, doch das andere wusste Fabiene nicht wie er es versprechen sollte. Er tupfte sich die Tränen fort.

Re: Verstummt

Sa 8. Okt 2022, 20:41

Fabiene gab unglücklich zu, dass er das alles nicht verstehen würde. Kosta nickte. Das konte er gut nachvollziehen. Es war nicht leicht zu verstehen. Besonders wenn man eine solche Sehnsucht verspürte, wie Fabiene. Wenn man doch eigentlich glaubte, am Ziel angelangt zu sein. Innig brachte der Jüngling vor, dass Kosta doch die Person sei, die ihn erbeben liess. Er sei so gütig und freundlich. Er wäre wundervoll. Kosta lächelte traurig. Ja, das versuchte er für Fabiene zu sein, bis dieser sich von ihm lösen und ein eigenständiges Leben führen konnte. Doch der zarte Sklave schien nicht glauben zu können, dass er einfach noch etwas Geduld brauchte, bis alles gut für ihn werden.

Mit bebender Stimme und todunglücklich beteuerte er, dass er ihm gerne weiter aushelfen würde. Leider sagte er nichts dazu, dass er gerne Kostas Freund wäre. Oder das Gegenteil, dass er das nicht sein wollte. Es schien ihm nichts zu sagen. Stattdessen bat er, ihm sein Essen holen zu dürfen. Unterwürfig versprach er ihm, keine Fehler mehr zu machen. Er versprach ihm jedoch nicht, sich nicht an ihn zu binden. Der hübsche Krieger war eben doch auch stur und hatte seinen eigenen Willen. Auch wenn ihm das nicht bewusst war. Kosta lächelte ihn liebvoll an und hoffte, dass er ihm das beibringen konnte.

"Du hast keinen Fehler gemacht, Fabiene", stellte Kosta sanft klar. "Aber nein, ich möchte nicht, dass du jetzt mein Essen holst. Ich möchte weiter mit dir sprechen und dir helfen, damit du dich nicht mehr so unglücklich fühlst. Komm." Kosta erhob sich. Hunger hatte er jetzt sicherlich nicht. "Lass uns spazieren gehen. Manchmal muss man etwas anderes sehen, um seine eigenen Gedanken auf neue Weise sehen zu können." Einladend streckte er Fabiene seine Hand entgegen, der diese auch gleich ergriff. Es kam ihm nicht in den Sinn, nicht zu gehorchen. Zumindest nicht bei etwas, bei dem es so leicht zu gehorchen war.

Sanft führte Kosta den Jüngling die Treppe hinunter und dann aus dem Haus heraus. Es war zwar bald Zeit fürs Abendessen, doch Kosta wollte Fabiene nicht vor diesem Gespräch fliehen lassen. Auch wenn es für sie Beide nicht leicht war. Kosta wollte Fabiene nicht weh tun. Nur zu gerne hätte er sich seinem Wunsch hingegeben, wenn er es gekonnt hätte. Doch da er wusste, dass es nicht ging, versuchte er den Jugendlichen so behutsam wie möglich auf den Gedanken zu bringen, dass er nicht wirklich einen Herrn brauchte, ohne ihm dabei sagen zu müssen, dass seine bisherige Ausbildung einfach nur falsch und verdorben war und dass er sein ganzes Leben lang bis jetzt nur missbraucht worden war. Denn das zerstörte so viel. Tat so unglaublich weh.
Schweigend gingen sie an Gärten vorbei, über hügelige Wiesen, bis sie zu einem Weg kamen, der entlang den Klippen führte, zwischen denen immer wieder kleine Sandstrände hervor blitzten. Hier oben war es meistens windig, was die Gedanken immer schön durchlüftete. Kosta war in den letzten Tagen oft mit Fabiene hier entlang spaziert.
"Fabiene", begann er schliesslich sanft. "Ich weiss, dass du sehr gerne eine Besitzerin oder einen Besitzer hättest, damit du ihm all deine Hingabe, deine Liebe, dein ganzes Wesen schenken kannst. Ich kenne dieses Gefühl, diesen Wunsch. Ich weiss, dass es sich wundervoll anfühlt. Aber... wenn das nun nicht so wäre. Wenn du nicht so viel zu geben hättest. Wenn das Gefühl nicht da wäre, dass du dich jemandem schenken möchtest. Denkst du, du bräuchtest trotzdem noch einen Herrn?"

Re: Verstummt

Sa 8. Okt 2022, 20:42

Iason wollte sein Essen jedoch nicht erhalten. Stattdessen wollte er mit Fabiene spazieren gehen und ihm helfen, damit er nicht mehr unglücklich sei. Der Jüngling blickte hoch zu dem Krieger, versuchte zu lächeln. Anmutig ergriff er die angebotene Hand und erhob sich. "Ich gehe gerne mit euch spazieren." Es war eine von Fabienes liebsten Beschäftigungen. Es war so schön friedlich mit Iason über die Insel spazieren zu gehen. Danach würde er betimmt weniger unglücklich sein, hoffte der Jüngling. "Danke, dass ihr mit mir spazieren geht..." Wollte Iason wirklich nichts essen? Wenn er nun darauf verzichtete, weil Fabiene so viel Zeit erforderte? Er war untröstlich.
Dennoch ließ er sich von Iason die Treppe hinunter und vom Haus wegführen. Fabiene kannte den Weg, hier waren sie schon öfter lang gegangen. Es war eine schöne Strecke, vorbei an den Gärten und über die Wiesen bis sie zu den Klippen kamen durch die ein kleiner Weg entlangführte. Hier schienen sie mit der Natur alleine und fern von der kleinen Geschäftigkeit des Dorfes. Ab und zu konnten sie den Strand sehen, aber oft fielen die Klippen auch steil und zerklüftet ab. Nur in Sandalen und Tunika bekleidet, folgte der Jüngling seinem Herrn. Fabiene versuchte zu verstehen was eben auf der Bank passiert war. Konnte er Iason nicht einfach weiterdienen? Er durfte ihm ja auch in Zukunft helfen. Was hatte sich geändert? Jetzt gingen sie wieder spazieren. Fabiene fühlte sich dennoch schwermütig, weil Iason ihn nicht haben wollte. Er tat es nur, um Fabiene zu helfen.

Als sie etwas vom Dorf entfernt waren, durchbrach Iason das Schweigen indem er nochmal betonte, dass er wüsste wie gerne Fabiene eine Besitzerin oder Besitzer hätte, dem er sich hingeben könnte. Iason kannte diesen Wunsch nur zu gut und wüsste wie wundervoll es war.
"Weil ihr auch der Sklave von jemanden werden wollt?", fragte Fabiene, "Es ist Taelos oder? Ihr schaut ihn immer so an..." Das konnte man nicht übersehen und Fabiene hatte auch nicht den Streit vergessen, den die beiden wegen ihm gehabt hatten. Sie hatten es sich gegenseitig verboten, Fabiene anzufassen...
Der Jüngling ließ seinen Kopf hängen. Iason versuchte ihm etwas zu erklären, fragte ihn wie es denn wäre, wenn er nicht so viel zu geben und sich nicht jemanden schenken wollte. Ob er dann immer noch einen Herrn bräuchte. Verwirrt blickte Fabiene auf.
"Ich verstehe nicht... wenn das Gefühl nicht da wäre?" Er wusste nicht wie er sich das vorstellen sollte. "Das Gefühl ist immer dagewesen. Ich weiß nicht wie es ohne wäre... dann hätte ich ja einen Herrn oder Herrin." Erst dann würde das Gefühl fortgehen, glaubte Fabiene. Er hatte gedacht, mit Iason hätte er diese Person gefunden und nun sollte es doch nicht sein? Der Krieger verbat ihm regelrecht, sich ihm hinzugeben.
"Dafür wurde ich doch ausgebildet. Für einen Besitzer", sagte er hilflos. Etwas anderes kannte Fabiene nicht. "Ihr habt gesagt, ich soll mir jemanden suchen und erwählen, aber ich scheine das nicht richtig zu machen... ihr wollt mich nicht", sagte er niedergeschlagen und blieb auf dem Weg stehen. Dass jemand einen anderen nicht wollte, war für den jungen Sklaven noch neu. Das hatte es in seiner Ausbildung nicht gegeben. Jeder hatte ihn stets gewollt. Er war niemals abgelehnt worden. Natürlich hatte man ihm beigebracht, wann es Zeit war sich zurückzuziehen oder seine Verhalten zu ändern, um den Herrn oder Herrin zufrieden zu stellen, aber eine völlige Ablehnung? Jedoch war es ja keine ganze. Iason wollte weiterhin Hilfe und sein Freund sein. Es fiel Fabiene schwer dazwischen zu unterscheiden und was es nun alles zu bedeuten hatte.

Re: Verstummt

Sa 8. Okt 2022, 20:48

"Sklave ist nicht das richtige Wort", überlegte Kosta nachdenklich. Eneas gegenüber benutzte er zwar dieses Wort, aber nur, weil Eneas diesen Teil von ihm ablehnte. "Es ist zu klein. Was ich will, ist viel grösser. Viel umfassender. Aber du hast recht, es ist Taelos. Ich will sein sein. Sein Eigentum, sein Liebhaber, sein Freund, seine Liebe, seine Familie, sein Leben." Er wollte all das für Eneas sein, wenn er ihn nur liesse. Er verzehrte sich nach ihm, ganz ähnlich wie Fabiene sich ihm hingeben wollte. Kosta konnte nur hoffen, dass der Jüngling sich noch nicht wirklich an ihn gebunden hatte.

"Du siehst, Sklave allein ist ein unzureichendes Wort", lieb lächelte er Fabiene an, der sich zwar Mühe gab, ihn zu verstehen, dabei jedoch kläglich scheiterte. Er verstand Kostas Frage nicht. Wenn er eine Herrin hätte, würde das Gefühl verschwinden, sich jemandem so hingeben zu wollen. Ausserdem sei er doch dafür ausgebildet worden, um jemandem zu gehören. Kosta hätte gesagt er solle sich jemanden suchen und erwählen. Fabiene würde das anscheinend nicht richtig machen. Denn Kosta würde ihn nicht wollen.

"Es tut mir Leid, Fabiene, dass ich dich nicht genügend wollen kann, damit wir beide miteinander glücklich werden können", entschuldigte er sich tief empfunden bei dem unglücklichen Jügling. "Ich habe in Garois nicht gedacht, dass du mich erwählen würdest. Ich wollte dich nur in Sicherheit bringen und dafür sorgen, dass du dich nicht in weitere Schwierigkeiten bringst. Es gab so viel zu beachten und zu tun. Und... um ehrlich zu sein, ich dachte nicht, dass ich Raej überleben werde", gestand er schliesslich leise. Er hatte das gesagt, von dem er gedacht hatte, es würde Fabiene helfen. Kosta schüttelte niedergeschlagen seinen Kopf. Er hatte sogar gehofft, dass er Raej nicht überleben würde.

"Lass mich meine Frage von vorhin anders formulieren", bat er Fabiene. "Als eine was wäre wenn Frage. Sagen wir einmal, du gibst deine Hingabe jemandem, der nicht dein Herr ist. Ich weiss, du hast das nicht wirklich vor. Aber wir tun jetzt einmal so als ob. Vielleicht geschah es ausversehen. Das ist nicht wichtig. Es ist nur passiert. Du hast dich an jemanden gebunden, der nicht dein Herr ist. Wenn das so wäre, bräuchtest du dann noch jemanden, der dein Herr ist oder würde die andere Person alleine genügen, auch ohne, dass sie dein Besitzer ist?"

Re: Verstummt

Sa 8. Okt 2022, 20:49

Iason sagte, dass er noch viel mehr als ein Sklave für Taelos sein wollte. Er wollte etwas größeres. Wollte sein Eigentum, Freund, Liebe und Leben sein. Das klang wirklich wunderschön, fand Fabiene. So etwas wünschte er sich auch, wenn er überhaupt in einer Position war, sich etwas zu wünschen.
Der Jüngling nickte nachdenklich, als Iason nochmal bekräftigte, dass er weit mehr als ein Sklave sein wollte. Fabiene hätte es gereicht, wenn er als Sklave einem Herrn dienen dürfte, aber es war nicht mehr so einfach wie er es sich damals in Dhemlan ausgemalt hatte. Das hätte alles für ihn von anderen entschieden werden sollen. Alles was er hätte tun müssen, wäre sich zu fügen und der Jugendliche wäre dem nur zu gerne nachgekommen. Jetzt war alles umso vieles komplizierter und verwirrender. Fabiene kämpfte mit seinem ersten Herzschmerz. Dass Iason ihn nicht als Sklave wollte, tat sehr weh. Verzweifelt überlegte Fabiene, ob er irgendetwas tun könnte, um sich dem Hayllier noch besser anzubieten. Es schien nicht zu funktionieren, wo Iason sich seinerseits ganz und gar Taelos hingeben wollte. So sehr, dass er nichts mehr für andere übrig hatte an Hingabe. Nicht das kleinste bißchen. Fabiene wollte doch nur ein winziges Zipfelchen. Aber eigentlich hätte er gar nichts für sich zu fordern. Man hatte ihm nicht beigebracht etwas anderes zu wollen außer seinen Besitzer zufriedenzustellen.
Der Pirat entschuldigte sich innig, dass er ihn nicht genügend wollte. So würden sie beide nicht glücklich werden. Er hätte nicht erwartet, dass Fabiene ihn erwählen würde.
"Ihr habt mich gerettet", sagte der junge Krieger ergeben und zutiefst dankbar. "Ihr wart so gut zu mir."
Doch Iason erklärte es damit, dass er ihn nur in Sicherheit hatte bringen wollen. Der Pirat hatte nicht geglaubt, Raej zu überleben. Erschrocken blickte Fabiene ihn an. War es so gefährlich gewesen? Er hatte nicht alles mitbekommen und das wenige, was er in Raej erlebt hatte, hatte ihn sehr geängstigt.
"Ich bin so froh, dass ihr überlebt habt. Es tut mir leid, falls ich in Garois eine Last für euch war", entschuldigte sich Fabiene. "Ich hätte euch nicht um Hilfe anrufen sollen..." Damit hatte er das Leben seines Herrn... nein, nur sein Übergangsherr, sehr erschwert.

Iason wollte das nicht hören, dass Fabiene eine Last gewesen sei, beteuerte erneut, dass Fabiene nicht so denken dürfte und das richtige getan hätte um Hilfe zu rufen. Der Jugendliche nickte zaghaft. Darüber hatten sie schon einmal gesprochen. Iason hatte ihm da erklärt, dass es Fabienes Recht gewesen wäre sich zu befreien, wo ihn die Sklavenhalter doch im Stich gelassen hätten.
Noch einmal stellte ihm der Pirat seine schwere Frage von vorhin. Dieses Mal sollte sich Fabiene vorstellen, was wäre, wenn er jemand anderem außer seinem Herrn seine Hingabe geben würde. Wenn es aus Versehen oder sonstwie geschehen würde. Fabiene hatte Mühe sich das vorzustellen. Jemand anderem außer seinem Besitzer? Wann und wie sollte das passieren?
"Wenn das so wäre, bräuchtest du dann noch jemanden, der dein Herr ist oder würde die andere Person alleine genügen, auch ohne, dass sie dein Besitzer ist?", fragte Iason.
"Ich weiß es nicht genau... ich...", überlegte Fabiene angestrengt. "Wer ist denn diese Person?", wurde er neugierig.
Iason erklärte, dass es eine Person sein könnte, die er sehr mögen und lieben würde. So wie ein Freund. Fabiene musste da natürlich gleich an Levi denken. Er hatte Levi sehr gerne, obwohl der Raejer so anders war als er. Iason riet ihm, dass die Person jemand sei, die ihn genauso gern hätte und die ihn auch verwöhnen und bedienen wollte. Nun, das klang weniger wie Levi, dachte Fabiene enttäuscht.
"Habe ich diese Person schon getroffen?", fragte Fabiene grüblerisch, doch Iason konnte ihm das nicht beantworten. Er wollte nur wissen, falls es so eine Person mal gäbe, ob er dann immer noch einen Herrn bräuchte.
"Ich glaube... es muss kein Sklavenbesitzer sein. Kein Herr... wenn.. wenn ich so eine Person treffen würde", sagte Fabiene. Dabei wollte er eigentlich niemand neuen treffen. Neue Personen zu treffen war schwierig. Am liebsten wollte der verliebte Jüngling weiterhin bei Iason bleiben. "Wenn ich jemanden treffen würde, der gut zu mir ist, dann würde ich auch dieser Person dienen", sagte er eifrig. "Egal ob sie mich auch liebt oder nicht", fügte er innig hinzu. Fabiene wollte einfach für jemanden da sein.

Re: Verstummt

Sa 8. Okt 2022, 20:55

"Nein, bitte, denk nicht so darüber", schüttelte Kosta heftig seinen Kopf, als Fabiene es bereute, dass er in Garois um Hilfe gerufen hatte. "Ich bin froh darüber, dass du es getan hast und dass ich dir helfen konnte. Selbst wenn es schwierig war. Es gibt Lasten die man sehr gerne trägt Fabiene. Weil man weiss, wie toll die Belohnung dafür sein wird. Bitte, Fabiene, ich bin froh, dass du hier bist." Verständlicherweise konnte der Jüngling ihm das nicht so recht glauben, wo Kosta ihn doch gleichzeitig von sich stiess. So nickte er nur ganz zaghaft.

Behutsam versuchte Kosta seine Frage anders zu stellen, wofür Fabiene denn dachte, dass er einen Besitzer bräuchte. Erst einmal verstand der Sklave überhaupt nicht, weswegen Kosta es umzuformulieren versuchte. Er wollte herausfinden, ob Fabiene einfach jemanden haben wollte, den er mit seiner Liebe überschütten konnte, oder ob er sich tatsächlich nach jemandem sehnte, der ihm Befehle gab. Aber anstatt diese Frage zu beantworten fragte der Junge neugierig, wer denn diese Person sei. Uff, jetzt durfte er bloss keinen Namen nennen, sonst würde Fabiene noch glauben, er hätte sich in diesen Menschen verliebt.
"Nun, das könnte eine Person sein, die du sehr magst und liebst", überlegte Kosta stattdessen. "So wie einen Freund zum Beispiel. Jemand, der dich genauso gern hat, wie du ihn. Jemand der dich genau so gerne verwöhnen und bedienen mag, wie du ihn." Wenigstens das schien Fabiene sich vorstellen zu können. Dass seine Hingabe erwidert wurde. Zumindest wirkte er nun sehr nachdenklich, bis er unvermittelt fragte, ob er diese Person schon getroffen hätte.
"Das kann ich dir nicht sagen", antwortete Kosta vage. "Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Manchmal braucht es etwas Zeit um zu erkennen, wer diese eine richtige Person ist." Eneas hatte eine Ewigkeit dazu gebraucht und er war noch nicht einmal von selbst darauf gekommen. Es verunsicherte Kosta, ob Eneas ihn auch wirklich wollte oder ob das auch nur so eine Phase war, geboren aus Unsicherheit und Verlustängsten.

Wärend sie so über diese hypothetische Person sprachen, erreichten sie eine Weggabelung. Der eine Pfad führte über die Wiese den Hügel hoch. Den gingen sie normalerweise auf ihrem Spaziergang. Heute wählte Kosta jedoch den weiteren Weg. Den, der in den Wald führte, der vor ihnen lag. Vögel zwitscherten darin aufgeregt in der Abendstimmung.
"Hmmm, also fassen wir zusammen", nickte Kosta verstehend, nachdem Fabiene gesagt hatte, dass es kein Sklavenbesitzer sein müsste. "Es braucht keinen Herr, nur jemanden, der dich gern hat. So gesehen, wenn es also keinen Sklavenbesitzer braucht, dann müsstest du eigentlich auch kein Sklave sein, nicht wahr? Deine Hingabe könntest du auch so verschenken, ohne dass du eingeschränkt wirst." Kosta fragte sich, ob Fabiene die Falle begriff, die er ihm gestellt hatte. Vorallem hoffte er jedoch, dass er einen Gedanken von Eigenständigkeit hatte anstossen können.
"Oh, aber hier gibt es doch ganz viele Menschen, die gut zu dir sind", schmunzelte er auf Fabienes eifrige Beteuerung, dass er auch einer Person dienen würde, die gut zu ihm sei, egal ob sie ihn liebte oder nicht. "Levi, der dich als Freund fordert, Taelos, der dich wie ein Löwe beschützt, Tileo, der dich wie einen kleinen Bruder sieht, den man unterstützt, Maeve, die in dir eine wertvolle Hilfe sieht, Carlita, die dich wie eine Mutter bekocht und verwöhnt und all die anderen auf der Insel, die freundlich und gut zu dir sind. Das sind eine ganze Menge Leute, die gut zu dir sind. Du kannst sie alle gern haben, ja sogar lieben und ihnen zeitweise dienen, aber diese eine, ganz besondere Hingabe, die kannst du nicht allen schenken. Die kannst du nur einer einzigen Person geben. Besser also, du wartest, bis du diese ganz besondere Person triffst, die dich genau so liebt, wie du sie."

Re: Verstummt

Sa 8. Okt 2022, 21:17

Iason wusste nicht, ob Fabiene diese Person bereits getroffen hatte. Manchmal brauchte man Zeit, um diese Person zu erkennen. Der Jugendliche blickte Iason fragend an. Es klang sehr schwierig und ungewiss.
"Wann habt ihr gewusst, dass Taelos eure... Person ist?", fragte er. Da musste der Hayllier nicht lange überlegen. Er antwortete, dass er ein halbes Jahr benötigt hätte, um es zu erkennen. Jedoch hätte er vom ersten Augenblick gespürt, dass da etwas besonderes zwischen ihnen sei. Fabiene lächelte schwermütig.
"Das klingt schön", sagte er und freute sich für Iason, dass er diese eine, besondere Person gefunden hatte, der er sich vollends hingeben wollte. Gleichzeitig schmerzte es, denn dies machte es dem Jugendlichen noch einmal deutlich, dass Iason ihn nie so erwählen würde. Die kleine Hoffnung, die er vorhin noch gehabt hatte, dass der Krieger weiterhin sein Übergangsherr sein wollte, schien sich wieder zu zerschlagen.
Der ältere Krieger bat ihn eindringlich, dass Fabiene von diesen Worten nichts Taelos sagen dürfte. Der Jüngling nickte.
"Ich werde ihm nichts sagen", kam er der Bitte natürlich gewissenhaft nach, auch wenn er sie nicht verstand. Aber er musste es nicht verstehen, um sein Versprechen zu halten. Fabiene wusste nicht, was zwischen Iason und Taelos war. Taelos schien nicht zu wollen, dass Fabiene sich bei Iason aufhielt. Der Kapitän reagierte dann oft sehr komisch. Der Jugendliche konnte die Spannung zwischen den beiden spüren, wusste aber nicht woher sie rührte.
"Ich hoffe, es wird wunderschön für euch", wünschte er Iason. Obwohl ihn dieser ablehnte, hegte der sanftmütige Sklave keinen Groll gegen ihn. Er fühlte sich nur traurig.

Sie gelangten an eine Weggabelung. Fabiene wollte schon über die Wiese, wo sie immer drüber spazierten, als Iason dieses Mal den Weg in den Wald wählte. Die Sonne stand inzwischen schon tiefer, ließ die Baumstämme lange, rötliche Schatten werfen. Fabiene folgte dem Piraten treuherzig in den Wald hinein.
Iason zählte nochmal auf, dass Fabiene wohl keinen Herrn benötigte, sondern nur jemanden, der ihn gern hatte. Wenn Fabiene keinen Sklavenbesitzer brauchte, dann müsste er auch nicht zwingend ein Sklave sein.
"Ich glaube...", sagte Fabiene leicht verwirrt. Er brauchte wirklich keinen Herrn? Es schien schwer vorstellbar, doch Iason erklärte es damit, dass Fabiene seine Hingabe auch ohne Einschränkungen verschenken könnte. Wenn es egal sei, welchen Status diese besondere Person hätte, bräuchte er kein Sklave sein. "Ja... vielleicht", musste er überrumpelt über diese Erkenntnis zugeben. "Aber ich weiß nicht wie ich alleine zurechtkommen soll", gab er hilflos zu, "Ohne dass mir jemand sagt was ich tun soll... und mir erklärt wie alles funktioniert." So vieles in der freien Welt kam Fabiene noch fremd vor. Er hatte unter dhemlanischen Adeligen gelebt und keinerlei Erfahrung mit dem bunten, einfachen Treiben auf der abgeschiedenen Insel.
Nur solange er jemanden fand, der gut zu ihm war, hätte Fabiene einen Fixpunkt auf den er sich konzentrieren würde. Dann würde er in der chaotischen freien Welt hoffentlich nicht verloren gehen.
Iason zählte ihm allerdings auf, dass Fabiene schon sehr viele Personen in seinem Leben hätte, die gut zu ihm sein. Fabiene könnte diese zwar alle gern haben, doch er konnte sich nicht ihnen allen hingeben. Diese besondere Hingabe konnte man nur einer einzigen Person geben.
"Besser also, du wartest, bis du diese ganz besondere Person triffst, die dich genau so liebt, wie du sie", empfahl Iason ihm.
Fabiene nickte überfordert. Das begann ihm allmählich einzuleuchten. Er konnte sich nicht an jede Person bedingungslos binden, die gut zu ihm war. Nur wie die richtige Person finden?
"Aber was mache ich bis es soweit ist?", fragte Fabiene. Iason fragte zurück, was er denn machen wollte. Ratlos blickte ihn Fabiene an. Er wusste es immer noch nicht. Deswegen hatte er den älteren Krieger bei dem Gespräch auf dem Hügel ja auch darum gebeten, dass dieser ihm sagen sollte was er tun sollte. Das war um so vieles einfacher.
Jetzt wollte Iason jedoch, dass Fabiene herausfand, was ihm gefiel.
"Oh, aber wie stelle ich das an?", fragte er zurück. Das war vermutlich eine dumme Frage, doch der Jugendliche scheiterte bereits an so etwas rudimentärem. "Wann habt ihr gewusst, was euch gefällt?"

Re: Verstummt

Sa 8. Okt 2022, 21:18

"Es hat etwa ein halbes Jahr gedauert, bis ich das herausgefunden habe, dass Taelos meine besondere Person ist", wusste Kosta sofort zu antworten und erinnerte sich an den Moment, wo er Eneas versprochen hatte, Timaris nichts von den Vergewaltigungen zu sagen. "Aber ich habe von Anfang an gewusst, dass ich ihn sehr gerne habe und das da etwas besonderes zwischen uns ist." Rückblickend hatte er eneas schon immer geliebt.
"Ja, es ist schön", nickte Kosta wehmütig. "Aber nicht immer leicht und manchmal tut es auch sehr weh." Gerade jetzt schmerzte es höllisch. "Bitte sag Taelos nichts von dem, was wir über ihn und mich gesprochen haben", bat er Fabiene deswegen inständig. Eneas sollte das nicht von jemand anderem hören. Er sollte es selbst erfahren. Kosta musste einfach endlich einen Weg finden, wie er es ihm so zeigen konnte, dass er ihm auch glaubte.
Auf den lieben Wunsch von Fabiene, dass es wunderschön für Eneas und ihn werden sollte, sagte er nichts. Denn er glaubte nicht daran. Es würde noch sehr, sehr traurig und schmerzhaft werden. Er wollte dem Jüngling jedoch keine Angst einjagen. Oder ihm Hoffnungen machen, dass er doch zu ihm gehören konnte. Insbesonder deswegen nicht, weil Fabiene tatsächlich zu begreifen schien, dass er nicht wirklich einen Herrn brauchte und dass er im Umkehrschluss auch kein Sklave zu sein brauchte. Diese Logik überrumpelte ihn ziemlich.
"Du musst doch gar nicht alleine zurecht kommen", entgegnete Kosta herzlich und drückte Fabiene kurz an der Schulter. "Auch als freier Mensch musst du nicht alleine zurecht kommen. Du hast hier jede Menge Freunde und gute Leute, die dir gerne dabei helfen. Die mit dir zusammen sein wollen, dich gerne beraten und dir erklären wie alles funktioniert. Das kann jeder lernen, wenn er es nur will. Manchmal ist es einfacher, manchmal schwieriger. Hier auf Nuranessa ist es sicherlich sehr fremd für dich, aber es ist absolut sicher. Hier will dir niemand etwas böses und es ist nicht schlimm, wenn man Fehler macht. Das gehört zum Lernen dazu." Ermutigend schaute er ihn an. "Das kennst du doch von deiner vorherigen Ausbildungsstätte. Du hast auch nicht alles von Anfang an gewusst und gekonnt, sondern musstest üben und lernen. Hier ist es genau gleich."

Gemütlich spazierten sie auf dem engen Pfad tiefer in den Wald hinein. Er machte nun öfters einmal eine Biegung. Bald würde ein Wasserfall kommen, der in einen See mündete, an dem es eine kleine Lichtung gab. Noch war es jedoch nicht soweit und Kosta riet Fabiene derweil, dass er sich nicht jeder Person hingeben konnte, die gut zu ihm war. Er sollte sich für die Person aufsparen, die ihn gern hatte. Allmählich schien er Fabiene damit gepackt zu haben. Dem Glitzern in seinen Augen nach, schien er sich bereits zu überlegen, wie er diese Person finden konnte und ob er gleich dazu losstürmen sollte. Stattdessen fragte er jedoch, was er machen solle, bis es soweit ist.
"Was möchtest du denn gerne machen?" fragte Kosta, wofür er nur einen ratlosen Blick von Fabiene erntete. "Nun, in dem Fall könntest du dich damit beschäftigen, herauszufinden, was du gerne tun magst", schlug er hilfsbereit vor, was dem Jüngling jedoch nicht wirklich eine Hilfe zu sein schien.
"Durch ausprobieren", schmunzelte Kosta dazu, wie man das herausfinden konnte. "Gewisse Sachen habe ich sofort gewusst, andere erst nach einer ganzen Weile. Ich bin in einer Bibliothek aufgewachsen. Deswegen kommt es mir so vor, als hätte ich es schon immer geliebt Bücher zu lesen. Aber als Baby konnte ich natürlich nicht lesen. Das musste ich auch erst lernen. Das geschah jedoch so früh, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann. Andere Dinge habe ich zu Anfang sogar gehasst. In einer lauten Taverne sitzen und mit Freunden ein Bier zu trinken, zum Beispiel. Es war so laut, unheimlich und stinkig. Ich sehnte mich zurück nach der Ruhe meiner Bibliothek. Doch Taelos hat es geliebt und er hat mich immer wieder gezwungen mitzukommen. Inzwischen habe ich es ebenfalls zu lieben gelernt. Das Geige spielen wusste ich jedoch sofort, dass ich das mochte, als ich das erste Mal dieses Instrument habe spielen hören. Das war wie wenn man einen Korb voller Hundewelpen ansieht. Die mag man auch sofort. Wieder andere Sachen lernt man aus der Notwendigkeit heraus und findet dann gefallen an ihnen. Wie zum Beispiel Kochen. Und dann gibt es da natürlich noch die zweischneidigen Sachen, die man sowohl mag, als auch hasst. Ich mag Taelos beschützen, deswegen habe ich gelernt zu kämpfen. Aber ich hasse es, andere Menschen zu verletzen oder gar zu töten. Das..." Kosta bebte unwillkürlich. "Das ist wirklich etwas ganz schlimmes. Deswegen bin ich sehr froh, dass ich eine Ausbildung zum Mediziner und Chirurg machen durfte. So kann ich auch als Mann verletzten und kranken Menschen helfen. Dazu habe ich mich ganz bewusst entschieden, als ich erfahren habe, dass man sich dazu ausbilden kann." Als er gesehen hatte, wie Timaris Florien geholfen hatte, obwohl sie keine Heilerin war.
"Du hast doch inzwischen auch schon eine Menge gelernt, seitdem du hier bist", machte er den Jüngling darauf aufmerksam. "Du weisst, wie man ein Zimmer renoviert und einrichtet und es obendrein noch kindersicher macht. Du hast zumindest den Anfang gelernt, wie man Möbel baut und ein Zimmer streicht. Vielleicht hast du ja noch mehr gelernt, ohne genau darüber nachzudenken. Was meinst du, was habe ich vergessen aufzuzählen? Hast du bei Lanto auch etwas gelernt? Und von all den Sachen, die du seit Garois so gemacht hast, was hat dir davon gefallen? Darauf können wir aufbauen."

Re: Verstummt

Sa 8. Okt 2022, 21:21

Iason drückte ihn an der Schulter und sagte ihm aufmunternd, dass er auch als freier Mensch nicht alleine zurechtkommen müsste. Er hätte viele Freunde, die ihm dabei helfen und ihm alles erklären würden. Manchmal würde es vielleicht schwieriger sein, es zu lernen, wo Nuranessa so fremd für ihn sei, doch es wäre nicht schlimm, wenn man hier Fehler machte. Das wäre wie seine frühere Ausbildung. Dort hätte er auch viel üben und lernen müssen.
Fabiene nickte. Am Anfang hatte er gar nichts gewusst und es war auch oft beängstigend gewesen. Nur hatte es dort auch viel Struktur gehabt. Fabiene hatte genau gewusst, wer seine Lehrer gewesen waren und wer ihm was beibringen würde. Sie waren immer zu ihm gekommen, nie umgekehrt.
"Ich möchte nur nicht so viel fragen und den anderen zur Last fallen", gab Fabiene zu, "Und dann weiß ich nicht, wen ich fragen soll... und manche Sachen fallen mir gar nicht ein. Es ist so... frei und chaotisch, so kommt mir die Insel manchmal vor", erzählte er ungewöhnlich viel, doch Iason hatte so eine Art, dass man ihm gerne alles anvertrauen und sich ihm öffnen wollte.
"Es wäre einfacher, wenn es dafür auch eine Schule gäbe", wünschte er sich. Eine Ausbildung fürs freie Leben. Deswegen hatte er sich auch so gefreut, dass er Iason als Herrn gehabt hatte. Mit seiner Weisung hatte Fabiene sich sicher gefühlt. Die anderen freigelassenen Sklaven schienen nicht so viele Probleme zu haben, doch soweit Fabiene es beobachtet hatte, schienen sie die meiste Zeit Dummheiten anstellen und über die Stränge schlagen zu wollen. Etwas was für den wohlerzogenen Sklaven unvorstellbar war.

Sie spazierten weiter durch den Wald, obgleich es schon dämmerte. Dann würden sie womöglich nicht vor Einbruch der Dunkelheit zurück sein. Mit Iason als Begleiter machte sich Fabiene trotzdem keine Sorgen. Er traute ihm vollkommen.
Aufmerksam hörte er Iason zu wie er über diese besondere Person sprach, die es zu finden galt. Es klang jedoch auch noch schwierig und teilweise verwirrend für den Jugendlichen, der keinerlei Erfahrung damit hatte jemanden zu "finden". Das hatte man ihm nicht beigebracht. Sanfte Verführung und Verlockung, ja, aber da hatte er stets gewusst, wen es zu verführen galt. Er hatte nicht suchen müssen.
Bei Iason klang es allerdings so, dass diese Person einfach irgendwann auftauchen würde. Er müsse nur Geduld haben. Nur was sollte er in der Zwischenzeit tun? Wie lange würde es dauern? Fabiene wusste nicht wie er inzwischen sein Leben verbringen sollte. Wo Iason nicht mehr richtig sein Herr sein wollte, fühlte sich der Jugendliche etwas haltlos.
Fabiene wusste nicht wie er herausfinden sollte, was er gerne machte wie Iason ihm geraten hatte. Lächelnd empfahl dieser ihm, dass Fabiene es nur durch ausprobieren herausfinden würde. Dann erzählte er ihm wie er auf die Dinge gekommen wäre, die ihm gefielen. Das Lesen von Büchern, Geige spielen und sogar Sachen wie in eine Taverne gehen, was er zu Beginn gehasst hätte. Da Taelos es jedoch geliebt hätte, hätte er gezwungenermaßen mitgemacht. Bis es ihm irgendwann selbst gefallen hätte.
"Levi macht oft Sachen, die mich aufregen", fiel Fabiene ein. Das war fast so ähnlich. Der Dieb schien keine Probleme damit zu haben, abgeschlossene Türen zu überwinden, wo Fabiene dachte, dass diese aus einem triftigen Grund abgeschlossen waren.
Iason erzählte ihm von seiner Kampfausbildung, die er vor allem gemacht hätte, um Taelos zu beschützen. Trotzdem würde er es hassen, andere zu verletzen. Fabiene nickte. Das konnte er nachempfinden. Er wollte auch niemanden weh tun.
"Das ist schön, dass ihr Mediziner seid", fand der junge Dhemlaner. "Das war sicher schwierig zu erlernen." Er hatte großen Respekt davor. Normalerweise beschäftigten sich nur Frauen mit dieser Materie, besonders die Heilerinnen, doch dass auch ein Mann dies erlernen konnte, war beeindruckend.
Iason zählte auf, dass Fabiene mittlerweile auch vieles neues gelernt hätte. Er wüsste nun wie man ein Zimmer einrichten und kindersicher machen würde. Und die ersten Kenntnisse wie man Möbel bauen würde, hätte er auch erlernt. Fabiene nickte nachdenklich. So hatte er das noch gar nicht gesehen.
"So viel kann ich darin nicht", wiegelte er ab, "Ich mache viele Fehler."
Iason fragte ihn, ob er vielleicht noch mehr neues gelernt hätte. Eventuell bei Lanto. Fabiene überlegte. "Ich habe das Restaurant dekorieren dürfen und konnte mit Lanto bei der Bäckerei einkaufen. Ich durfte den Gästen servieren, das war schön, aber es war nicht so viel anders als meine Dienste in Dhemlan. Dort habe ich auch öfter Essen gereicht."
Der ältere Krieger wollte aber noch vieles mehr wissen. Was hätte ihm bisher am besten gefallen. Fabiene lächelte. "Bei euch zu sein", sagte er sofort, wurde darüber aber gleich wieder etwas trauriger, da er wusste, dass Iason nicht sein Herr, seine besondere Person, sein würde. "Aber das ist wohl keine Tätigkeit?", fragte er. "Ich weiß es nicht... ich mag es Lady Winter zu helfen. Und ihr Zimmer schön einzurichten, all diese kleinen Details. Ich freue mich so darauf, wenn sie es dann sieht. Dass Möbel bauen, streichen und umstellen ist anstrengender als gedacht. Aber es ist schön dies mit Levi gemeinsam zu machen. Selbst wenn er schimpft, dass ich mich nie entscheiden kann, wo ein Möbelstück am Ende stehen soll", gab er zu. "Ich lerne sehr viel. Und es macht ihm auch so viel Spaß." Fabiene wusste aber nicht zu sagen, was er am liebsten machte. Über so etwas hatte er früher nie nachgedacht und es war ungewohnt in diesen Bahnen zu denken.
"Am allerschönsten war es, dass ich euch das Essen bringen und euren Schlaf beruhigen konnte", wagte er am Ende zu flüstern. "Es ist so schön, für euch da sein zu dürfen."

Re: Verstummt

Sa 8. Okt 2022, 21:23

"Ja, das wäre wirklich viel einfacher", lachte Kosta, als Fabiene meinte, dass es gut wäre, wenn es hier eine Schule gäbe, die einem beibrachte, wie man ohne Herr leben konnte. "Das habe ich mir auch oft gewünscht. Nur leider funktioniert das so nicht. Es geht nur durch lernen und erfahren. Und durch Fragen stellen. Sehr viele Fragen stellen. Mach dir deswegen jedoch keine Sorgen. Hier auf der Insel gibt es viele Lehrer, die dir gerne deine Fragen beantworten werden. Und wenn es dir hier zu chaotisch und zu frei ist, dann musst du dir deine eigenen Regeln aufstellen. Selber bestimmen, was richtig ist und was falsch. Was du tun wirst und was nicht. Im Grunde muss das ohnehin jeder für sich selber bestimmen. Auch wenn das nicht so offensichtlich ist. Jeder bestimmt für sich selber. Auch Sklaven. Teusche dich nicht. Auch Sklaven entscheiden, ob sie gehorchen oder nicht." Darüber hatten sie schon einmal gesprochen. Damals hatte Fabiene nicht viel damit anfangen können. Jetzt konnte der Gedanke jedoch vielleicht sickern. Nun wo Fabiene sogar bereit war zu akzeptieren, dass er weder einen Herrn brauchte noch ein Sklave sein musste.

Gemütlich sprachen sie über Sachen, die man lernen konnte. Kosta erzählte, was er so alles gelernt hatte und was es für Gründe dafür gegeben hatte. Dabei gab er nicht nur schöne Dinge an, um ehrlich zur Fabiene zu sein und um ihm auch zu zeigen, dass aus Dingen, die man nicht so gerne tat, auch gutes erwachsen konnte. Fabiene fand jedenfalls sofort etwas, was ihn aufregte. Manche Dinge, die Levi machte. Kosta schmunzelte. Das kam jetzt nicht sonderlich überraschend.
"Ich glaube, Levi ist ein sehr guter Freund für dich", lächelte er liebevoll. "Er fordert dich, zeigt dir eine andere Seite des Lebens. Das tut dir gut. Aber ich denke, dass du auch wichtig für ihn bist, wenn du auch sein Freund sein möchtest. Dann kannst du ihm sagen, wenn er zu weit geht und er übertreibt. So könnt ihr euch gegenseitig helfen." Kosta wusste, dass Levi ein ehemaliger Dieb war und nun noch immer gerne überall gerne einbrach. Dabei war es gar nicht mehr notwendig. Levi und Fabiene würden sich gegenseitig gut tun.
"Und ja, Medizin zu studieren, war ganz schön anstrengend", gab er offen zu. "Dazu brauchte es viel Fleiss, Konzentration und Ausdauer. Das Geige spielen übrigens auch. Es hat eine gefühlte Ewigkeit gebraucht, bis es sich nicht mehr so angehört hatte, als würde ich eine Katze foltern. Dabei würde ich einer Katze niemals so wehtun, dass sie solche Geräusche machen müsste. Und noch viel länger hat es gedauert, bis es sich schön angehört hat, was ich gespielt habe." Fabiene musste sich also keine Sorgen deswegen machen, wenn er noch viele Fehler beging. Das gehörte dazu.

"Nein, bei mir zu sein, ist keine Tätigkeit", lächelte Kosta wehmütig. So schnelll ging es wohl nicht, Fabiene davon abzubringen, nach ihm zu schmachten. "Vielleicht hast du ja Lust, in einer Taverne zu arbeiten. Da kannst du auch das nutzen, was du schon gelernt hast. Oder du könntest Carlita in der Küche helfen. Dabei lernst du vielleicht kochen. Wenn dich das interessierst. Oder, wo es Levi und dir Spass gemacht hat, die Zimmer einzurichten, könntet ihr das weiter machen. Alle, die hier neu ankommen sind sicherlich genau so froh wie Lady Winter, wenn du und Levi ihnen mit ihrer neuen Wohngelegenheit helft. Oder auch die, die nicht so ganz zufrieden mit ihren Zimmern sind, wären sicherlich dankbar für eure Hilfe." Aber am liebsten brachte Fabiene ihm das Essen und half ihm seinen Schlaf zu beruhigen. Natürlich.

"Ja, anderen zu helfen gefällt mir auch sehr gut", nickte Kosta und tat so, als hätte er nicht so ganz verstanden, was Fabiene ihm eigentlich hatte zuflüstern wollen. "Deswegen werde ich heute Abend für dich da sein und dir etwas zu essen bringen. Komm, das wird dir gefallen." Kosta faste Fabiene an der Hand und zog ihn mit sich. Man hörte schon das Rauschen des Wasserfalls und nach einer Biegung tat sich dann auch die kleine Lichtung auf, wo ein etwa drei Meter hoher Wasserfall in ein Wasserbecken mündete. Es war ein friedliches Plätzchen. Am Waldrand stand ein grosser Mangobaum. Kosta streckte sich und pflückte zwei reife Früchte. Danach zog er Lilian weiter an den Rand des Sees, um sich mit ihm dahin zu setzen.
"Das wird jetzt vielleicht etwas saften und kleben, aber es gibt nichts besseres, als eine so richtig reife Mango frisch gepflückt vom Baum", lächelte der Krieger und rief sein Messer herbei, um die Früchte entzwei zu schneiden und das Fruchtfleich in der Schale in Stücke zu schneiden. "Hier, ich hoffe, du magst süsse Sachen." Lächelnd reichte er Fabiene seine Mango.

Re: Verstummt

Sa 8. Okt 2022, 21:26

Iason fand auch, dass Levi ein sehr guter Freund sei. Er würde Fabiene fordern andere Seiten des Lebens kennenzulernen und das würde ihm gut tun. "So wie Taelos euch gezwungen hat, Bier in Tavernen zu trinken?", fragte Fabiene. Sollte er das dann auch machen? Aber Iason forderte ihn auch auf, dass er Levi sagen sollte, wenn er zu weit ginge und übertrieb. So könnten sie sich gegenseitig aushelfen.
"Ich versuchs", versprach der Jugendliche sanftmütig. Manchmal traute er sich einfach nicht, Einwände hervorzubringen. Levi schien aber auch so zu merken, dass etwas nicht stimmte und ging dann auf ihn ein. Vielleicht war das einer der Gründe wieso er den Dieb so gerne hatte.
Iason schlug ihm vor, dass er in einer Taverne arbeiten könnte. Da könnte er nutzen was er gelernt hätte. Der Pirat hatte noch viele andere Vorschläge. Er könnte bei Carlita in der Küche kochen lernen oder mit Levi weiter zusätzliche Zimmer einrichten. Fabiene wusste nicht was er dazu sagen sollte.
"So viele Möglichkeiten", flüsterte der Jugendliche ein wenig überwältigt. Er wusste nicht wie er sich entscheiden sollte. Weiterhin hatte er große Probleme, solche wichtigen Entscheidungen selbstständig zu treffen. Konnte Iason ihm nicht einfach sagen, was er tun sollte?
Leider gab es auch keine Schule, wo man Entscheidungen und ein freies Leben lernen könnte. Iason meinte, dies könnte man nur durch Erfahrungen lernen und indem man sehr viele Fragen stellen würde. Aber gerade vor diesen Fragen hatte Fabiene Angst. Es wirkte ungeregelt und chaotisch. Und wie sollte er sich seine eigenen Regeln aufstellen? Das überstieg die Vorstellungskraft des Jungen. Man konnte doch nicht seine eigenen Regeln machen. Aber genau das sollte er irgendwie tun. Auch Sklaven würden für sich selber bestimmen, ob sie gehorchen wollten oder nicht.
Dennoch fiel es Fabiene schwer sich dies vorzustellen.
"Ich wünschte trotzdem, es gäbe einen offiziellen Lehrer", wagte er vorzubringen. "Einem, der einem eine Einführung über die Insel und.. das normale Leben allgemein gibt", stellte er sich das vor. "Und was für Aufgaben man hat und wo man helfen kann", versuchte Fabiene eine eigenständige Idee zu formulieren ohne dass er es so recht merkte.

All dies wäre aber nicht notwendig, wenn Iason weiterhin sein Herr sein würde. Leider würde es nicht funktionieren. Es stimmte Fabiene trotz der vorherigen aufmunternden Worte traurig. Wenn er nur weiter Iason helfen dürfte, würde alles gut werden, glaubte der junge Krieger.
Iason ging nicht darauf ein und meinte nur, dass er auch gerne anderen half. Heute würde er Fabiene helfen und ihm etwas zu essen bringen. Damit wurde der Jüngling an der Hand gefasst und mitgezogen. Verwirrt und neugierig folgte er dem Piraten ehe ihm der Atem wegblieb, als sie zu einem Wasserfall kamen.
"Ohhh... so schön...", murmelte er ehe er schon wieder weitergezogen wurde. Fabiene starrte zum Wasserfall, der von weiter oben in ein mit Steinen und Pflanzen umgebenes Becken rauschte, während er weiter hinter Iason herstolperte. Sie gelangten zu einem großen Baum an dem vielfarbige, große Früchte hingen. Erst als Iason einige davon pflückte, erkannte Fabiene sie wieder. Mangos. Manchmal gab es sie hier zum Nachtisch. Bisher hatte Fabiene sie aber in kleinen akkuraten Stückchen mit einer Gabel gegessen. Der Jüngling setzte sich mit dem Piraten ans Wasser. Während er verträumt den Wasserfall und die umgebene Lichtung betrachtete, schnitt Iason ihnen die Früchte auf. Es würde zwar klebrig werden, aber frisch wären Mangos am besten.
"Ja, vielen Dank, Herr", erwiderte Fabiene und nahm die Mango entgegen. "Ich meine... Iason", verbesserte er sich zögerlich. Der Jüngling besah sich die Mango und versuchte trotzdem sie gesittet zu essen, aber es war unmöglich. Fruchtsaft floss ihm über die Hände. Es schmeckte trotzdem köstlich.
Sachte streckte der Jüngling seinen Fuß in das kühle Wasser. Es wurde langsam immer dunkler und so rief er eine kleine Leuchtkugel herbei, die schimmernd oranges Licht spendete. Schweigend aß Fabiene seine Mango, rief zwei Servietten aus seinem Juwelengepäck und hielt eine davon Iason hin, falls er sie haben mochte.

Re: Verstummt

Sa 8. Okt 2022, 21:27

Überrascht und erfreut blickte er auf, als Fabiene ihn mit seinem Vornamen ansprach. Lächelnd nickte er ihm zu. Er hatte ihm gerne die Mango zubereitet. Vorallem aber freute es ihn, dass Fabiene ihn mit seinem Vornamen ansprach, also mit seinem Piratennamen, aber das kam auf das Selbe hinaus. Kosta war neugierig, wie der Jüngling zu diesem Impuls kam. Weil er dachte, dass Kosta das hören wollte oder vielleicht sogar deshalb, weil er ihn nicht als Herr ansprechen musste, da er ja auch kein Sklave sein musste.
"Die brauchen wir nicht", schüttelte er grinsend seinen Kopf, als Fabiene so lieb war und zwei elegante Stoffservietten aus seinem Juwelengepäck herbei rief und ihm eine davon anbot. "Wir haben doch den Bach", erklärte er verschmitzt. "Da halten wir nachher unsere Köpfe und Hände rein. Das geht viel besser, als mit den Servietten. Aber vielen Dank. und danke für das Licht. Es ist sehr hübsch." Kosta nickte zu dem Hexenlicht und vergrub sein Gesicht wieder in der saftigen Mango um an das süsse Fruchtfleisch zu gelangen. Dabei verklebte sein ganzes Gesicht. Kosta störte es nicht.

"Hmm, das ist wohl wieder etwas zu chaotisch", schmunzelte er gleich darauf. "Aber das ist nicht schlimm. Entscheide dich einfach dafür, wobei dir wohler ist. Benutze die Serviete, oder versuche das mit dem Bach. Was immer du möchtest. Beides ist gut." Das war es wirklich. Ausser für Fabiene vielleicht, der sich schon wieder vor eine Entscheidung gesetzt sah. Hoffentlich überforderte diese ihn nun nicht. Fabiene hatte schon so viel zu verkraften und ihm stand noch eine weitere grosse und wirklich schwierige Entscheidung bevor.
"Weisst du, du bist gar nicht so ahnungslos über die Insel, wie du denkst", griff er das Gespräch von vorhin wieder auf. Geduldig erinnerte Kosta Fabiene an ihre gemeinsamen Spaziergänge und das, worüber sie gesprochen hatten. Kosta hatte ihm auf unauffällige Art und Weise erzählt, wo wer wohnte, wer welchem Beruf ausübte, wo sich die Felder befanden und vieles mehr. Natürlich hatte er nicht alles auf einmal erzählt. Sondern bei jedem Spaziergang wieder etwas. Nun erinnerte er Fabiene daran, was er ihm alles erzählt hatte. An die Grundsätze der Insel und was sie gemeinsam schon entdeckt hatten.
"Also eigentlich hattest du schon einen Lehrer. Nur warst du wohl viel zu beschäftig, ihm auf den Hintern zu starren, anstatt zuzuhören", scherzte er liebevoll und musste lachen, als Fabiene flammendrot im Gesicht wurde. "Ist schon gut", beruhigte er den Jüngling. "Na komm, gehen wir uns waschen." Kosta legte sich bäuchlings ans Ufer und holte Luft, bevor er sein Gesicht unter Wasser drückte. Rasch wusch er seine Hände und sein Gesicht, ehe ihm die Luft ausging und er den Kopf wieder hob. "Jetzt du", grinste er Fabiene zu. "Es fühlt sich gut an. Schön frisch."

Re: Verstummt

Sa 8. Okt 2022, 21:29

Iason lächelte ihn an, als Fabiene ihn mit Vornamen anredete. Doch für den Jugendlichen war es eher ein trauriger Anlass. Er wollte seinen Herrn nicht verlieren, aber noch weniger wollte er den älteren Krieger belästigen und unter Druck setzen. So schien es ihm lieber zu sein. Das erfreute Lächeln zeigte es. Fabiene lächelte zaghaft zurück. Als er Iason die Servietten reichte, lehnte der Pirat ab und deutete auf den Bach. Dort würden sie sich nachher waschen und zwar indem sie Kopf und Hände hineinsteckten. Der junge Dhemlaner machte große Augen. Er sollte was? Den Kopf ins Wasser stecken?
Während Fabiene seine Mühe hatte, die Mango zu essen, störte sich Iason überhaupt nicht daran wie sehr er sein Gesicht verschmierte. Er wirkte vollkommen gelassen dabei. Fabiene bewunderte ihn dafür, aber selbst schaffte er es einfach nicht, solch eine Sauerei zu veranstalten. Das widersprach all seinem einstudierten Verhalten. Levi forderte so etwas auch immer heraus. So saß Fabiene angespannt da und wusste nun nicht genau was er mit der Mango anstellen sollte.
Bis Iason dies schmunzelnd erkannte und ihm erlaubte, dass er auch die Serviette benutzen könnte, wenn er wollte.
"Es tut mir leid", entschuldigte sich der Jüngling und tupfte sich den Mund mit der Serviette ab. Doch gleich beim nächsten Bissen tropfte wieder alles und seine Finger waren süß klebrig. Lecker schmeckte die Mango trotzdem.

Während sie aßen, erinnerte Iason ihn daran, dass Fabiene bereits viel über Nuranessa wüsste. Iason hätte ihm doch erzählt, wer auf der Insel lebte, wo die wichtigsten Orte seien und wer was machte. Fabiene nickte zurückhaltend. Ja, Iason hatte ihm viel erzählt, aber vor allem war es dem Jugendlichen recht überwältigend vorgekommen. Meistens war er aber so glücklich gewesen, den Krieger hatte begleiten zu dürfen, dass er vor lauter Glückseligkeit nicht alles hatte erfassen können. Das schien auch Iason zu bemerken und meinte, dass Fabiene zu beschäftigt damit gewesen wäre ihm auf den Hintern zu starren.
Der Jugendliche hätte beinahe seine Mango fallen gelassen. Ertappt flammten seine Wangen rot auf.
"Ich.. das..", begann er zu stammeln. Verlegen senkte er seinen Kopf. Er hatte nicht unaufmerksam sein wollen. Iason beruhigte ihn und forderte auf, dass sie sich nun waschen sollten. Damit legte er sich mitten ans Ufer. Fabiene versuchte tapfer nicht auf den Hintern des älteren Kriegers zu blicken. Er wurde dann auch davon abgelenkt, dass Iason einfach seinen Kopf und Arme ins Wasser tauchte. Kurze Zeit später richtete er sich wieder auf, nass und tropfend. Er sah so wunderschön aus. Fabiene blickte ihn nervös an. Grinsend wollte Iason, dass Fabiene es ihm gleich tat. Es würde sich erfrischend anfühlen.
Der Jüngling legte den letzten Mangoschnitz sorgsam beiseite. Er sollte seinen Kopf einfach so ins kalte Wasser stecken und ganz untertauchen? Aber wenn Iason es so wollte, konnte Fabiene es unmöglich abschlagen. Umständlich begann der Jüngling sich auf den großen, flachen Stein zu legen, der ans Ufer grenzte. Mehrmals versuchte Fabiene seine Tunika vom Dreck zu befreien ehe er vorsichtig seine Hände ins Wasser schob. Es war sehr kalt. Fragend blickte der Jüngling hoch zu dem Piraten.
"Ganz unter Wasser?", fragte er nochmal, während er so dalag. Iason lächelte ihm zu und meinte nur aufmunternd, dass er das tun sollte worauf er Lust hätte. Das half Fabiene nicht sehr. Er wollte doch Iason zufriedenstellen und ihn nicht enttäuschen. Fabiene sammelte seinen Mut und näherte sich der Wasseroberfläche bis seine Nasenspitze es fast berührte. Trotzdem konnte er nicht anders, als sich zunächst mit den Händen etwas Wasser ins Gesicht zu spritzen, um es auszuprobieren. Dann versuchte er es nochmal und tauchte mit dem Gesicht ins kalte Wasser. Brrr, es war so kalt! Hoffentlich war Iason stolz auf ihn. Fabiene drückte seinen Kopf nochmal etwas weiter unter Wasser ehe er es nicht mehr länger aushielt und hastig hervorkam. Nun waren seine Haare auch tropfnass. Erwartungsvoll lächelte er den älteren Krieger an.

Re: Verstummt

Sa 8. Okt 2022, 21:30

Fabiene blickte ihn eher skeptisch an, als Kosta ihn dazu aufforderte sich im See zu waschen. Er schien nicht zu wollen, aber noch mehr schien er zu fürchten, ihn zu enttäuschen. Schwierige Entscheidung, das wusste Kosta. Der Jüngling entschied sich dafür, es zu tun. Sehr umständlich legte er sich auf einen grossen, flachen Stein, wischte immer mal wieder etwas Dreck von seiner Tunika. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis er es endlich geschafft hatte. Ganz vorsichtig schob er seine Hände ins Wasser, hielt gleich wieder inne und fragte, ob er ganz unter Wasser gehen sollte.

"Ganz wie du willst", lächelte Kosta aufmunternd. Er rutschte vom See etwas weg und rollte sich seitlich hin, um Fabiene betrachten zu können. Seinen Kopf stützte er auf seiner nassen Hand ab. Dabei kümmerte er sich nicht darum, dass die Wassertropfen über sein Gesicht den Hals hinunter unter sein Hemd auf seine Brust rannen. Dazu war es viel zu faszinierend Fabiene zu betrachten, wie er sich vorsichtig dem Wasser annäherte. Sehr behutsam, als ob es ihn angreifen könnte. Scheu spritzte er sich etwas Wasser ins Gesicht, erst dann wagte er es, sein Gesicht ins Wasser zu tauchen. Es dauerte nicht lange, da tauchte er hastig wieder auf. Tropf nass und erwartungsvoll Lächelnd.

"Es ist nicht leicht, eigenständige Entscheidungen zu treffen, nicht wahr?" lächelte Kosta mitfühlend. "Ich kenne das. Aber glaub mir, es wird einfacher. Nicht immer und überall, doch für den Grossteil wird es wird es viel einfacher werden. so einfach, dass du es noch nicht einmal mehr merkst, dass du dich entschieden hast. Habe einfach etwas Geduld und mach einen Schritt nach dem anderen. So wie das hier." Kosta deutete auf das Wasser.
"Dadurch haben wir zum Beispiel schon wieder etwas heraus gefunden", erklärte er Fabiene, der aber nicht ganz verstand. "Na es ist ganz offensichtlich, dass du es lieber geordnet und gesittet hast. Es war dir anzusehen, dass du dir lieber adrett mit der Serviette den Mund abgetupft hättest, als dich hier in den Dreck zu legen. Den scheinst du auch nicht sonderlich zu mögen. Den Dreck. Schon gar nicht auf deiner hübschen, hellen Tunika. Und schon hast du wieder etwas gelernt. Du hast herausgefunden, was du nicht gerne tun magst. Das ist auch wichtig. Und es war doch gar nicht so schlimm, das zu lernen. Oder?"
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