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Re: Wer ist Prinz Erenos?

Fr 3. Apr 2020, 20:10

"Es tut mir nur so Leid, dass du all das hast ertragen müssen", nuschelte Kosta zwischen Trauer über Zuckers Vergangenheit und Glück, weil er Phoebe hatte treffen dürfen. Sie musste eine wunderbare Frau gewesen sein. Zucker beschrieb sie auch gleich vollmundig, erfüllt von dem inneren Strahlen, das Kosta das Herz erwärmte. Eine richtige Frau nannte Zucker sie, von denen er bisher keine Ahnung gehabt hatte. Volle, pralle Brüste und einen wunderschönen Hintern hatte sie gehabt. Hüften, die einen Mann verrückt gemacht hatte, ein sinnlicher Mund und noch sinnlicher wäre ihre Blume gewesen. Kosta lächelte. Es war schön, dass Zucker sich so hatte verlieben können.
Phoebe war zwar eine Haushexe gewesen, fleissig und sehr hilfsbereit, aber auch klug. So hätte Lady Moreno nicht gewusst, dass Phoebe auch hätte fluchen können wie der schlimmste Bauerarbeiter und sie wäre immer scharf gewesen. Kosta musste lachen. Phoebe schien eine feurige Frau gewesen zu sein. Eine die Zucker so richtig unter die Haut gefahren war. Eine freie Frau, die ihre Schulden hatte abarbeiten müssen. Eine Frau mit eigener Meinung und furchtlos genug, sie auch auszusprechen. Oh ja, Kosta konnte sich recht gut vorstellen, wie diese nervende Person Zuckers abgeschirmtes Leben so richtig auf den Kopf gestellt hatte. Voller Freude hörte Kosta Zucker zu, wie er Phoebe voller Hingabe beschrieb. Wie klug sie gewesen war und was sie so alles gekonnt hatte. Prompt bekam er auch Lust auf Kuchen, als Zucker davon schwärmte.

Aber Zucker hatte eine Aufgabe gehabt. Er hatte diese wunderbare Frau schwängern müssen und so hatte er getrickst und sie verführt. Oder die beiden sich gegenseitig. Nur hatte Phoebe nicht gewusst, wie sehr sie ausgetrickst worden war. Sie hatte es erst einmal einfach genossen, mit zucker zu schlafen. Leidenschaftlich und wild, bis es sogar einen Unfall gegeben hatte. Schmerzerfüllt verzog Kosta sein Gesicht. Er wusste, wie sich ein Ring des Gehorsams anfühlte. Aber der Schmerz hörte irgendwann auf. So ein Bruch hingegen, der schmerzte noch eine ganze Weile. Das wollte er selber keinesfalls erleben. Da unten war doch alles so empfindlich.
Trotz allem schien es irgendwie ein Glücksfall gewesen zu sein. Denn Phoebe wäre immer bei ihm geblieben und hatte sich um ihn gekümmert. Zucker hatte sie kennen lernen können. Ganz ohne Sex. Wieder lächelte Kosta. Er wusste, wie wertvoll so etwas war. Auch wenn es sich für Zucker damals noch unangenehm angefühlt hatte, weil ihm jemand ungefragt die Augen hatte öffnen wollen. Kosta nickte mitfühlend. Oh ja, er kannte das.
Irgendwann war Zucker dann wieder gesund geworden und sie hätten sofort wieder Sex miteinander gehabt. Die Anziehungskraft zwischen den Beiden musste enorm gewesen sein. Bis Phoebe dann doch noch schwanger geworden war. Eine Weile hatten sie es noch verbergen können, aber dann war es heraus gekommen und Zucker war wieder zurück zu seiner Herrin geschickt worden. Seine Arbeit war getan. Es musste furchtbar für den Prinzen gewesen sein. Sein erster Liebeskummer, konnte sich Kosta vorstellen. Und wahrscheinlich auch der Zündfunke, dass die Samen, die Phoebe gesäht hatte, zu spriessen begannen.
"Deine Arbeit war getan", nickte Kosta leise. "Aber diesmal war es nicht nur Arbeit gewesen, nicht wahr?" fragte er weiter nach. Zucker hatte ihn mit seiner Geschichte in den Bann gezogen. Kosta wollte ihm helfen und sich allen Schmerz anhören, damit es seinem Freund später dann besser ging.
"Diesmal war es anders", ahnte er. "Und auch danach konntest du nicht mehr wie bisher weiter machen. Obwohl du es versucht hast. Phoebe hat dich dazu gezwungen zu denken und wenn man einmal damit angefangen hat, dann kann man nie wieder damit aufhören. Niemals." Egal, was man versuchte. Kosta kannte das nur zu genau. Es war ein schmerzhafter Prozess und konnte ein Leben lang noch weh tun. Doch für gewissen Menschen war es das absolut wert.

Fr 3. Apr 2020, 20:10

Re: Wer ist Prinz Erenos?

Fr 3. Apr 2020, 21:21

"Nein, es war nicht nur Arbeit. Es war richtig geiler Sex", antwortete Yadriël.
Aber es war nicht nur wegen dem Sex, dass Phoebe solchen Einfluss auf ihn gehabt hatte. Es waren vor allem ihre Zeit davor und danach gewesen. Kosta vermutete, dass Yadriël nach der Begegnung nicht mehr so hätte weitermachen können wie bisher. Phoebe hätte ihn gezwungen zu denken und einmal begonnen, könne man nicht mehr damit aufhören.
Der Prinz nickte.
"Es war anfangs nicht so schlimm. Ich hab oft an sie gedacht und das war alles. Ich sollte weitere Kinder zeugen. Aber ihre Worte ließen mich nicht los." Yadriël seufzte. "Ich hab sie verdrängt", gab er zu, "Es war zu schwierig. Ich war noch jung. Ich wusste nicht wie ich damit umgehen konnte, was ich getan habe. Hölle, ich weiß es selbst jetzt nicht. Zugegeben, ich habe es verdrängt bis Dalmadans Feste... bis Minan. Er wusste etwas über mich. Vielleicht aus meinen Träumen oder er hat etwas in der Zukunft gesehen. Er hat immer wieder nach meinen Kindern gefragt und ob ich weiß wo sie sind."
Er drückte Kostas Hand. Zumindest bei einem wusste er es mittlerweile.
"Aber was hätte ich wegen ihnen machen können? Ich konnte es nicht verhindern. Ich habe meiner Herrin gehorcht. Sie hatte Pläne mit mir und ich war froh ihr dienen zu können. Scheiße, das klingt mittlerweile alles so ekelhaft in meinen Ohren." Inzwischen konnte er sich nicht mehr vorstellen wieso er Rousseaux je gehorcht hatte. Wieso er sie verehrt hatte. Kosta erklärte es mit Manipulationen, aber man brauchte nicht viel Manipulation, wenn die Person nichts von der wirklichen Welt wusste.
"Trotzdem war ich sehr froh, als ich später zurück zu Phoebe konnte. Rousseaux hat Lady Moreno besucht und mich mitgenommen. Ich weiß nicht was sie sich dabei gedacht hat. Vermutlich hat sie die Gefahr nicht gesehen. Es war nur ein kurzer Aufenthalt in dem Anwesen, zwei weitere Lustsklavinnen begatten. Danach sind wir weiter zu einer hayllischen Züchterin. Für einen weiteren Austausch. Aber dieser kurzer Zwischenstopp... sagen wir so, er war genug."
Yadriël blickte zu Kosta. Seinem... scheiße, seinem Sohn.
"Genug um das Baby zu sehen", brachte er schließlich langsam vor. "Es war das erste Mal, dass ich mit den Folgen von meiner Arbeit konfrontiert worden bin. Ich wollte mit dem Kind nichts tun haben. Es war zu... fremd und verstörend", gab er offen zu. Er hätte das vor niemand anderem zugegeben.
"Aber Phoebe hat mich dazu gebracht. Ich wollte bei ihr sein und sie wohnte in einem kleinen Zimmer. Das Baby lag in einer kleinen Wiege oder es war in ihren Armen... bekam von ihr Milch. Ich weiß nicht wieso ich nicht sofort rausgerannt bin, aber es hat mich trotzdem immer wieder zu ihr gezogen."
Er rieb sich das linke Knie, das etwas protestierend schmerzte.
"Phoebe hat immer öfter davon gesprochen mit mir wegzurennen. Sie wollte mir die freie Welt zeigen. Vor allem wollte sie, dass ihr Sohn in Freiheit aufwächst. Sie konnte nicht begreifen, dass er in Sklaverei geboren worden war. Dass er ein Sklave auf Lebenszeit war. Wenn ihre Schuld abgearbeitet wäre, hätte sie gehen können. Aber ohne ihn und das konnte sie nicht akzeptieren." Und es hatte ihren Tod bedeutet. Vielleicht hätte sie die Möglichkeit gehabt wenigstens in der Nähe ihres Sohnes ihr Leben in Sklaverei zu verbringen, doch das war nicht die Zukunft, die Phoebe für Kosta gesehen hatte.
"In ihren Augen war Lady Moreno eine... verlogene Schlampe, die ihr ihr Kind wegnehmen wollte."

Yadriël atmete tief ein und aus. Der letzte Teil der Geschichte war schwierig. Kosta sollte sie auch nicht missverstehen.
"Ich weiß nicht wie eine Mutter normalerweise ist, aber von dem was ich gesehen habe, war sie eine der besten. Sie hatte nicht viel als Sklavin, aber das wenige was sie hatte, hat sie für ihren Sohn aufgebracht." Er stockte. "Unseren Sohn..."
Nein, klang immer noch seltsam.
"Eine ausgediente umgebaute Lagerkiste als Wiege." Im Nachhinein war eine Lagerkiste voller Safframattesamen vielleicht nicht die beste Wahl gewesen...
"Eine Decke aus alten Flicken. Ein geschnitzter Holzmann... kleine Spielzeuge, ein Lederball... sie war sehr kreativ. Sie wollte nur das beste für... den Jungen. Und dass ich mit ihnen mitkomme. Aber ich war feige. Die Aussicht in diese freie Welt mit ihr zu treten, war... zu überwältigend. Ich wollte meine Herrin nicht im Stich lassen. Ich hatte meinen Platz bei ihr." Yadriël blickte fassungslos an die Decke und schüttelte wieder den Kopf.
"Kleiner, oft glaube ich, dass war die dümmste Entscheidung, die ich je gemacht habe."

Re: Wer ist Prinz Erenos?

Sa 4. Apr 2020, 08:36

Nein, Zucker hatte nicht mehr wie bisher weiter machen können. Auch wenn es zu Anfang nicht so schlimm gewesen sei. Er hätte öfters an Phoebe gedacht und das wäre alles gewesen. Kosta nickte verstehend. Zu lernen zu denken war ein schwieriger Prozess. Es brauchte Zeit und der Samen dazu musste erst sinken, damit er keimen und spriessen konnte. Aber irgendwann musste etwas passiert sein, denn Zucker war nicht einfach so in den Salzminen gelandet.
Anderes hatte Zucker jedoch bis vor kurzem verdrängt. Bis hin in Dalmadans Feste und zu Minan. Der junge Prinz hätte ihn immer wieder nach seinen Kindern gefragt, weil er etwas über Zucker gewusst hatte. Er wusste nicht was, doch Minan hatte immer wieder von ihm wissen wolle, ob er wisse, wo seine Kinder wären. Als Zucker das erzählte, bekam diesmal Kosta die Hand gedrückt. Der Krieger erschauerte. Das musste furchtbar für Zucker gewesen sein. An so einem schrecklichen Ort an seine grauenhafte Vergangenheit erinnert zu werden. Kosta kam es ein Wunder gleich, dass Zucker dabei nicht zerbrochen war.

"Bitte quält dich nicht, dass du ihr hast dienen wollen", wollte Kosta Zucker liebevoll trösten. "Es kann etwas sehr schönes sein, jemanden voller Hingabe zu dienen. Du konnest damals nicht begreifen, dass Lady Rousseaux deiner Ergebenheit und Loyalität nicht wert war. Sie war alles, was du hattest. Sie war diejenige, die dir die Welt erklärt hat. Diejenige, die dir scheinbar so etwas wie Liebe entgegen gebracht hat und stolz auf dich war, wenn du etwas richtig gemacht hast. Sie war die Frau, die dich grossgezogen hat. Warum solltest du ihr auch weniger glauben als jemandem, den du nur einige Male hast treffen dürfen?" Zucker hatte niemals eine Mutter oder einen Vater gehabt, die ihn hätten aufziehen und im die Welt erklären können. Alles was er gehabt hatte, war Lady Rousseaux gewesen. Eine schreckliche Frau, die ihm eine falsche Welt vorgegaukelt und ihn von klein an angelogen hatte.

Dennoch, Phoebe hatte etwas bei ihm bewirkt. Zucker hatte sich gefreut, sie wieder zu sehen, als ihre jeweiligen Besitzerinnen wieder gemeinsam Geschäfte hatten machen wollen. Er hatte sich darauf gefreut Phoebe zu sehen, hatte dann aber viel mehr gesehen. Phoebes Baby. Kosta konnte sich nicht vorstellen, wie gross der Schock gewesen sein musste. Vermutlich hatte Zucker nie zuvor ein Baby gesehen. Hatte nie gesehen, wie zart und klein diese Wesen waren. Wie zerbrechlich und hilfos. Aber dann hatte er eines gesehen und ihm war bewusst geworden, dass er ganz viele dieser zerbrechlichen, hilflosen Geschöpfe produziert und sie dann vorallem schutzlos zurück gelassen hatte. Diese Erkenntniss, diese Schuld war bestimmt zuviel gewesen, als dass Zucker sie hätte verkraften können.
Er selbst nannte es fremd und verstörend. Kosta nickte. Das glaubte er ihm sofort. Lächelnd hörte er zu, wie Zucker trotz seiner Überforderung unbedingt bei Phoebe hatte sein wollen. Obwohl das Kind immer in ihrem Zimmer oder in ihren Armen gewesen war. Kosta vermutete, dass Zucker trotz aller Angst einen Weg gesucht hatte, mit seiner Liebe und auch mit seinem einschüchternden Kind zusammen zu sein. Etwas, was Phoebe sich anscheinend unbedingt für ihn gewünscht hatte. Sie hatte mit ihm wegrennen wollen. Mit ihm und ihrem Sohn. Kosta lächelte erneut, als er erfuhr, was für ein Geschlecht das Kind hatte, nur um gleich darauf wissend und traurig zu nicken. Ja, früher hatten die Kinder von Sklaven automatisch der Herrin oder dem Herrn gehört. Selbst wenn es Kinder von zeitweiligen Schuldsklaven gewesen waren. Es war grausam und Kosta konnte verstehen, warum Phoebe bereit war, alles zu riskieren, um ihrem Jungen dieses Schicksal zu ersparen.

Doch das Gesetz hatte damals nicht auf ihrer Seite gestanden. Weder in Dhemlan noch in Hayll. Das Ganze schien sich in Hayll abgespielt zu haben, wenn Kosta das richtig verstanden hatte. Vom Namen her schien Phoebe eine feurige Hayllierin gewesen zu sein. Zucker schwärmte von ihr, was für eine tolle Mutter sie gewesen sei. Sie hätte als Sklavin kaum etwas gehabt, doch was sie gehabt hätte, hätte sie für ihren Sohn aufgebracht. Für ihren gemeinsamen Sohn. Zucker schien da genauer hingeschaut zu haben, als ihm bewusst war. Denn er wusste, in was für einer Wiege sein Sohn gelegen hatte. Was er für Spielzeuge bekommen hatte und was seine Mutter alles für ihn gewollt hatte. Er hatte es mitbekommen und gleichzeitig war es ihm alles zuviel gewesen.

"Ja, da hast du Recht", stimmte Kosta aus tiefstem Herzen, aber ohne Verachtung zu. "Das war wirklich die dümmste Entscheidung, die du je gemacht hast." Sachte streichelte er ihm die Hand, um Zucker zu zeigen, dass er es nicht böse meinte. "Aber ich kann verstehen, warum du dich so entschieden hast. Du warst gefangen zwischen zwei Extremen. Zwischen der Frau, die dich aufgezogen und erzogen hat und der Frau, die dir eine beängstigende Welt voller Fehler, Verantwortung und Schuldbewusstsein gezeigt hat. Du hattest niemanden sonst, mit dem du deine unterschiedlichen Erfahrungen hättest abgleichen können. Es ist verständlich, dass du die Welt gewählt hast, die dir vertraut war. Diejenige, die weniger beängstigend war." Zucker fühlte sich deswegen bestimmt furchtbar schuldig und Kosta wusste, dass er ihm das nicht nehmen konnte. Auch wenn er es gerne getan hätte. Doch so funktionierte das nicht. Er konnte ihm nur sagen, dass sein Handeln nur normal und absolut verständlich gewesen war. Lieb drückte er ihm erneut die Hand. Eine Verbindung, die sie zu Anfang des Gesprächs aufgebaut und unbewusst nicht wieder losgelassen hatten.

"Was..." Beinahe hätte er gefragt, was mit Phoebe passiert wäre. Er hatte durch die lebhafte, leidenschaftliche Erzählung von Zucker vergessen, dass er das bereits wusste. Zucker hatte ihm einige Tage zuvor erzählt, dass seine nervende Person tot wäre und er gerne einmal ihr Grab besuchen würde. Kosta wusste nun, dass Phoebe seine nervende Person war. Die erste Person, die Zucker je geliebt hatte und nun war sie tot. Das war grausam. So furchtbar traurig. Kostas Augen begannen wieder zu brennen. Allein durch Zuckers Erzählungen hatte er Phoebe lieb gewonnen. Er hätte die feurige Haushexe mit der wahnsinns Figur gerne kennen gelernt. Er hatte sich gewünscht, dass Zucker wieder zu ihr zurück finden konnte. Aber das war nicht mehr möglich.
"Was passierte mit dem Jungen?" fragte Kosta stattdessen erstickt. Bitte, Zucker durfte nicht auch noch sein Kind verloren haben. Nicht dieses auch noch. "Was geschah mit deinem Sohn, Yadriël?"

Re: Wer ist Prinz Erenos?

Sa 4. Apr 2020, 10:23

Ich hoffe, du kannst mir irgendwann verzeihen, dachte Yadriël bei sich, als Kosta zustimmte, dass es die dümmste Entscheidung gewesen war, die er je gemacht hätte. Kosta fragte sich immer noch warum Yadriël ihm hatte verzeihen können und nicht mehr wütend auf ihn war, doch das war leicht gewesen. Spätestens nachdem er gewusst hatte wer Kosta war.
Der Kleine streichelte ihm sanft die Hand und meinte, er könne ihn verstehen. Es hätte für ihn nur zwei Extreme gegeben. Die Frau, die ihn aufgezogen hätte und die Frau, die ihm eine beängstigende Welt gezeigt hätte. Yadriël hätte wieder den Weg gewählt, der ihm vertraut gewesen wäre.
"Ich habe es bereut sobald ich wieder in Dhemlan gewesen bin. Ich wollte kein Zuchtsklave mehr sein, aber... ich wusste nicht wie. Ich wusste lange Zeit nichtmal, dass ich diesen Gedanke hatte. Es war ein undefinierbares Etwas in meiner Magengruben." Schwer zu beschreiben.
Yadriël blickte auf, als er Kosta mit bebender Stimme fragen hörte, was mit dem Jungen passiert wäre. Ahnte er etwas? Oder nahm er einfach nur Anteil an Yadriëls Geschichte?
"Ich habe beide noch ein letztes Mal wiedergesehen. Zwei, vielleicht drei Jahre später", setzte der Prinz wieder an. "Sie war immer noch beim Anwesen. Sie hat mich einen feigen Arsch genannt." Er lächelte. Zu recht. "Hölle, sie war nachtragend und ziemlich wütend. Aber irgendwie... hat das irgendwann keine Rolle gespielt. Wir waren wieder im Bett. Sie hat Schokoladenkuchen gemacht. Der Kleine war größer und konnte so... wacklig umhergehen. Er wollte ihr ständig helfen."
Der Prinz schwieg längere Weile.

Sie stand vornübergebeugt beim Tisch, während sie den Kleinen in einem blechernen Waschzuber wusch. Yadriëls Blick wanderte über das verblichene, alte Nachthemd. Hinten war ein großer Flicken von einem anderen Stoff und am Saum waren mehrere kleine Löcher gestopft. Das Hemd ging bis zu den Oberschenkeln, schwang sachte dort an der Haut entlang und der Prinz wusste aus Erfahrung, dass sich ihre Brüste durch den weichen Stoff absolut himmlisch anfühlten.
"Du siehst so sexy aus", seufzte er.
Phoebe blickte auf, etwas Schaum am strähnigen Haar und Wasserflecken vorne auf dem Hemd, weil der Kleine im Zuber heute nicht ganz so brav war.
"Ja, ich fühl mich auch unheimlich sexy." Sie sah zu ihm hinüber. "Komm her...", sagte sie sanft und winkte ihn herbei. Er wollte nicht, weil dort auch das Kind war, aber dann trat er doch vorsichtig näher.
"Hier." Phoebe drückte ihm ein größeres weiches Tuch in die Arme. "Halt es. Breite es etwas aus. Ja, so."
Yadriël wusste nicht was das zu besagen hatte, als Phoebe bereits den patschnassen Kleinen aus dem Zuber hob und in das ausgebreitete Handtuch drückte. Genau in Yadriëls Arme.
"He.. nein, nein, ich wollte das nicht", wehrte er sich überfordert.
"Halt ihn fest!", drängte Phoebe. Ihre Juwelen unter ihrem Nachthemd glühten, doch Yadriël war zu abgelenkt, um es zu bemerken. Er rang mit sich, panisch und unsicher.
Dann überwog Instinkt und seine Arme schlossen sich. Der Kleine war in seinen Armen. Nackt und nass aber mit einem glücklichen Strahlen. Er lachte, blickte hoch, plapperte mitteilsam etwas vor sich hin was Yadriël nicht verstand. Zitternd stand er da, spürte die Wärme des Kleinen, die bewegenden Beine und Ärmchen, die sich gegen seinen Körper drückten.
Phoebe wickelte das Handtuch geübt um den kleinen Körper, gab ihm dann einen Kuss auf die Stirn. "Mein süßes Zuckerstück... das ist dein Vater, der dich da hält."
"Du hast mich reingelegt", sagte Yadriël.
"Du wusstest was passiert wenn du näher kommst", hielt Phoebe dagegen. "Du hättest ihn fallen lassen können."
"Nein, hätte ich nicht." Niemals.


"Ich hatte ihn einmal im Arm...", brachte er endlich hervor und kämpfte mit seiner Stimme. Yadriëls Hand zitterte.
"Warum wir nicht sofort geflohen sind, gleich dort, weiß ich nicht. Zu dem Zeitpunkt nahm ich bereits heimlich Verhütungstränke. Meine Herrin war enttäuscht und sie hat begonnen mich als Lustsklaven einzusetzen. Es war nicht unbedingt... besser. Nur anderer Sex. Phoebe wollte immer noch fliehen. Sie hatte Angst, dass man ihr das Kind wegnehmen würde sobald er älter würde. Sie war bereit um ihn zu kämpfen wie eine Löwin."
Kosta sollte nicht glauben, dass seine Mutter ihn einfach aufgegeben hatte. Yadriël wusste nicht was genau passiert war, doch er konnte sich nicht vorstellen, dass Phoebe alleine gegangen war. Sie hätte irgendwas versucht. Auch ohne ihn.
"Ich habe mit Lady Moreno schlafen sollen und danach habe ich mich jedes Mal zu Phoebe geschlichen", erzählte er. "Doch Lady Moreno wurde misstrauisch wo ich immer hin verschwand. Sie schickte jemanden mir zu folgen. Sie informierte meine Herrin." Yadriël atmete tief durch. "Und dann fingen sie mich ab. Und ich sah Phoebe nie wieder. Ich bekam nie die Gelegenheit für eine zweite Entscheidung. Die Strafen, die ich bekam, waren nicht so schlimm wie das. Nicht so heftig wie meine Wut auf mich selbst und wie feige ich gewesen war." Yadriël ballte die andere Hand zur Faust. Natürlich war er auch wütend auf die beiden Adelsfrauen gewesen, die die Besuche unterbunden hatten, doch nicht so sehr wie auf sich selbst. Er hatte genügend Gelegenheiten gehabt mit Phoebe durchzubrennen und es brachte auch nichts sich einzureden, bei der nächsten Möglichkeit hätte er sich für sie entschieden. Yadriël wusste es nicht. Vielleicht wäre er wieder ein feiges Arschloch gewesen, das sie im Stich gelassen hätte.
"Danach.. oh, danach, hab ich mir von niemanden mehr etwas sagen lassen wollen. Ich habe offen rebelliert und ich habe jedes Mal dafür brutal bezahlt, aber es hat meine Wut bloß noch weiter angestachelt. Manchmal war ich versucht mich wieder zu fügen und gehorsam zu sein, damit die Strafen aufhörten, aber sofort wurde meine Wut auf mich wieder größer. Sie war wie ein Tier und sie nahm keine Rücksicht auf Verluste." Rousseaux war zwar enttäuscht von ihm gewesen, doch wirklich gelitten hatte nur Yadriël.
"Meine Herrin hat alles versucht. Die enttäuschte Miene, die Versprechungen, die Drohungen, Erpressungen. Aber es war für mich alles nur noch eine Farce. Es war mir egal. Irgendwann hat Rousseaux mich dann verkauft und meine Wanderung begann von einem Besitzer zum nächsten. Das war meine Zeit als Lustsklave und es war scheiße, aber wenigstens musste ich keine Kinder mehr zeugen. Als ich meinem letzten Herrn sein Ding abbiss, landete ich in den Salzminen und den Rest kennst du ja."
Natürlich hatte Yadriël vieles ausgelassen. Er hatte Jahrzehnte als Lustsklave verbracht und als Arbeitssklave in den Minen, aber das waren andere Geschichten.
"An Phoebe habe ich erst in den letzten Monden wieder gedacht. Davor... nur manchmal, wenns mir dreckig ging, hab ich mir vorgestellt wie sie mit dem Kind geflohen ist und irgendwo glücklich und zufrieden lebt. Ich wusste, dass das verblendeter Mist war. Aber jetzt weiß ich, dass sies nicht geschafft hat. Unser Sohn ist in Sklaverei aufgewachsen und hat seine Eltern nie gekannt."
Er sah Kosta lange an. "Aber da waren glückliche Zeiten. Du musst mir glauben. Es waren nicht viele, aber es gab sie", sagte er eindringlich.

Re: Wer ist Prinz Erenos?

Sa 4. Apr 2020, 11:28

Den Samen der Rebellion, den Phoebe gesetzt hatte, hatte keimen und spriessen können, als Zucker seinen Jungen zum ersten Mal gesehen hatte. Zu Anfang hatte er nocht nicht genau gewusst, was mit ihm passierte. Es wäre ein undefinierbares Gefühl in seiner Magengrube gewesen. Aber immerhin hatte das Gefühl gereicht, damit er Verhütungstränke zu sich genommen hatte. Noch nicht zu mehr, aber immerhin.
Einige Jahre später hatte Zucker dann noch einmal die Möglichkeit Phoebe zu treffen und spätestens dann hatte sich gezeigt, wie feurig sie tatsächlich gewesen war. Sie war wütend auf Zucker gewesen und schien ihm die Hölle heiss gemacht zu haben. Allerdings hatte sie ihn auch geliebt, so dass sie wieder miteinander geschlafen hätten. Ausserdem hätte sie Schokoladenkuchen gemacht. Kosta wusste nicht, warum das jetzt relevant war, aber für Zucker schien es ein prägendes Erlebnis gewesen zu sein. Er hatte ja vorhin gesagt, dass er als Zuchtsklave keine Schokolade hätte essen dürfen. Entsprechend war dieser Schokoladenkuchen wohl sehr wichtig. Dass sein Sohn inzwischen gewachsen war und schon etwas umher gehen konnte, war ihm hingegen noch immer suspekt. Oder die Erinnerung daran war sehr stark. Es musste ein süsses, liebes Kind gewesen sein, wie Zucker es beschrieb. So wie es seiner Mutter ständig hatte helfen wollen.

Irgendwie hatte Phoebe es doch noch geschafft, Zucker zu bewegen, seinen Sohn in den Arm zu nehmen. Zucker schien am Ende seiner Kräfte, als er das beichtete. Seine Hand zitterte und seine Stimme war rau vor Reue. Er wünschte sich, dass sie genau in dem Moment geflohen wären. Da, wo er seinen Sohn in den Armen gehalten hatte. So wie es Phoebe es gewollt hatte. Weil sie unbedingt gewollt hatte, dass man ihr ihren Sohn liess und er ihr nicht weggenommen wurde, sobald er alt genug war, um als Sklaven zu dienen.
Aber irgend etwas hatte Zucker zurück gehalten. Der Gedanke an Flucht war vielleicht inzwischen schon nicht mehr so erschrecken gewesen, sondern wünschenswert. Doch er hatte wohl erst noch begreifen müssen, wie so etwas ging. Was es auch war, man kam ihm und Phoebe auf die Schliche. Sie fingen ihn ab, bestraften ihn und er sah Phoebe nie wieder. Am Schlimmsten bestrafte Zucker jedoch sich selber, mit seinem Selbsthass auf sich. Kosta kannte dieses Gefühl. Diese Wut. Diese Hilflosigkeit und diesen Abscheu. Man konnte sich selber kaum ertragen und hielt nur noch durch, weil es etwas von aussen gab, das einem hielt.

In Zuckers Fall hatte es jedoch nichts und niemanden gegeben, der ihn gehalten hätte, ausser eine seltene, vage Hoffnung, dass es Phoebe und ihrem Kind gut ging. Es hatte nur seine allumfassende, tiefe Wut gegeben, die er mit aller Macht um sich geschleudert hatte, um auch die leiden zu lassen, die ihm das alles angetan hatten. Er hatte offen rebelliert und gekämpft. Egal wie brutal er dafür bestraft worden war. Er hatte gekämpft, genau wie es Phoebe getan hatte. Egal wie schmerzhaft es gewesen war. Egal wie sehr er versucht gewesen war, die Strafen zu umgehen. Der Verlust seiner Liebe und seines Sohnes hatten ihn unbrauchbar für Lady Rousseaux gemacht. Egal, was sie versucht hatte. So hatte sie ihn irgendwann verkauft.
Von da an schien er immer mal wieder verkauft worden zu sein. Benutzt als Lustsklave, wofür Zucker fast so etwas wie dankbar zu sein schien, denn ab da hatte er keine Kinder mehr zeugen müssen. Dennoch war es schrecklich gewesen und Zucker hatte nicht mehr daran gedacht, sich zu fügen. Bis es irgendwann so weit gekommen war und er seinem letzten Herrn die Männlichkeit abgebissen hatte, wofür er in die Salzminen verkauft wordenen war. Kosta nickte grimmig. Ja, diesen Teil der Geschichte kannte er und er war stolz auf Zucker, dass er das getan hatte. Der Prinz hatte ein schreckliches Schicksal hinter sich, was er absolut nicht verdient hatte. Kein Wunder wollte Zucker inzwischen möglichst schuldlos und ungebunden bleiben. Kein Wunder war er frech und hatte unflätige Sprüche auf Lager. Kosta fragte sich unwillkürlich, wie Zucker gewesen war, als Phoebe ihn kennen gelernt hatte. Ob er da auch so sanft und zart gewesen war, wie zum Beispiel Florien oder ob er schon immer eine Neigung zum frech sein gehabt hatte.

Trotz Zuckers empfindlicher Beine, schob Kosta sich behutsam zu Zucker aufs Sofa, um ihn liebevoll in die Arme zu nehmen und ihn tröstend an sich zu drücken. Etwas anderes hielt er einfach nicht aus. Es tat ihm so weh, dass dieser tapfere Mann so schlimme Dinge hatte ertragen müssen.
"Das glaube ich dir", nickte Kosta lieb, nachdem er sich wieder von Zucker gelöst hatte. "Euer Sohn hatte Eltern, die ihn liebten. Das ist sehr viel wert. Gerade in so jungen Jahren. Glaub mir Zucker, das ist etwas ganz wichtiges." Zucker hatte ja sonst keine Erfahrung mit Kindern. Kosta verstand nun auch seine Reaktion auf Lhal. Es hatte ihn zu schmerzhaft an seinen eigenen Sohn erinnert. Der wahrscheinlich irgendwann zusammen mit seiner Mutter gestorben war. In Sklaverei. Kosta war sich nicht so ganz sicher. Zucker hatte ihm seine Frage nicht wirklich beantwortet, was aus seinem Sohn geworden ist. Nur, dass er gehofft hätte, Phoebe hätte mit ihrem Kind fliehen und irgendwo glücklich und zufrieden leben können. Auch wenn er gewusst hatte, dass das nur verblendeter Mist gewesen war. Er wüsste jetzt, dass Phoebe es nicht geschafft hätte. Ihr Sohn sei in Sklaverei aufgewachsen und hätte seine Eltern nie gekannt.

Jetzt? Kosta runzelte verwirrt die Stirn. Irgend etwas ging mit Zuckers Erzählungen nicht auf. Phoebe war gestorben. Zucker wusste von ihrem Grab. Aber sein Sohn war aufgewachsen. Ohne Mutter. Konkret ganz ohne Eltern. Er hätte sie nie gekannt. Ausserdem wäre das Kind in Sklaverei aufgewachsen, wie er jetzt wisse. Woher denn? Vielleicht hatte Zucker etwas nachgeforscht, als er in Draega gewesen war. Weder in den Salzminen noch im Krieg oder in den Kerkern schien es Kosta dazu eine Möglichkeit gegeben zu haben. Höchstens in Draega.
"Du weisst jetzt wo dein Sohn ist?" fragte er aufgeregt und verwirrt gleichermassen. "Das ist doch gut. Er hat überlebt. Dann... dann können wir versuchen ihn freizukaufen. Damit du Phoebes Wunsch doch noch erfüllen kannst. Du kannst ihm helfen. Gemeinsam könnt ihr lernen, wie es ist, kein Sklave mehr zu sein. Du kannst jetzt für ihn da sein und ihn liebhaben, so wie du es eigentlich von Anfang an gewollt hast. Auch wenn du es zuerst nicht begriffen hast." Aufmunternd strahlte er Zucker an. Wenn das keine Motivation war, ganz schnell wieder laufen zu lernen. Denn So wie Kosta Zucker verstanden hatte, hatte er seinen kleinen Jungen durchaus gewollt. Er war nur überfordert gewesen mit der damaligen Situation.

Re: Wer ist Prinz Erenos?

Sa 4. Apr 2020, 12:14

Yadriël blickte verwundert auf, als Kosta zu ihm aufs Sofa kam, um sich dort an ihn zu kuscheln und ihn in den Arm zu nehmen. Mist, der Kleine sollte ihn jetzt nicht trösten, sonst würde er die Geschichte nie fertig bringen. Besonders nicht den letzten Teil den er immer noch vor sich herschob. Normalerweise hätte Yadriël nie so detailliert über Phoebe und sich geredet. Bei keinem anderen. Aber Kosta sollte wissen unter welchen Umständen er gezeugt und geboren worden war. Wie seine jüngste Kindheit gewesen war. Yadriël wunderte es nicht, dass Kosta sich daran nicht mehr erinnerte. Er war noch sehr klein gewesen. Hölle, Yadriël wusste über seine eigene Kindheit nicht mehr viel außer ein paar Erinnerungsfetzen. Es war vielleicht besser.
Aber Phoebe hatte sich liebevoll um ihren Sohn gekümmert. Er hatte es gut gehabt. Wenigstens diese kurze Zeit.
Kosta bekräftigte, dass er ihm glaubte und meinte, dass der Sohn Eltern gehabt hätte, die ihn liebten. Yadriël biss sich auf die Lippen, um keine Reaktion preiszugeben. Verdammt, das war noch schwieriger als er es sich vorgestellt hatte. Der Kleine sollte solche Sachen nicht sagen. Er konnte sich sowieso nicht erinnern und sprach arglos davon wie wertvoll diese Liebe gewesen war.
Der Prinz schwieg überfordert. Er war fertig mit der Geschichte, doch etwas hinderte ihn noch daran Kosta darüber aufzuklären was mit dem Sohn passiert war.
Dann kam Kosta von selbst darauf, dass Yadriël mehr über dessen Schicksal wusste als er bisher zugegeben hatte. Aufgeregt fragte er, ob Yadriël wüsste wo sein Sohn sei.
"Ja...", sagte der Dhemlaner leise.
"Das ist doch gut. Er hat überlebt. Dann... dann können wir versuchen ihn freizukaufen. Damit du Phoebes Wunsch doch noch erfüllen kannst", plapperte Kosta aufgeregt weiter. Yadriël musste trotz allem leicht lachen. Wenn Kosta wüsste was er da sagte. Er war schnell dabei anderen helfen zu wollen, aber für sich selbst war es schwieriger. Er hatte auch mehrmals betont wie zufrieden er war Timaris' Sklave zu sein. Er würde an diesem Status nichts ändern wollen. Phoebes Wunsch hin oder her.
Yadriël war das nicht so wichtig wie der Rest von Kostas Worten. Er solle für seinen Sohn da sein und ihn liebhaben. So wie er es von Anfang an gewollt hätte.
"Ja.. ich versuchs", gab Yadriël zu. Er blickte in Kostas strahlendes Gesicht, der für ihn sofort wieder voller Hoffnung war.

"Kleiner... das ist nicht so einfach wie du denkst.. Es... ich habe dir noch nicht alles gesagt", fing er mühsam wieder an. Sein Körper zitterte leicht. "Mann, ich weiß nicht wie... vielleicht willst du dich lieber setzen... und flipp nicht aus. Ich hab dir gesagt, am Ende der Geschichte werde ich dir erklären wieso ich dir das alles erzählt habe."
Kosta wollte ihn aber scheinbar trotzdem lieber halten und trösten. Sein warmer Körper an seinem. Längst nicht mehr so klein wie damals, aber es weckte das gleiche Gefühl in ihm. Dieser seltsame Wunsch ihn halten zu wollen.
"Ich habe erst in Draega erfahren, dass.... mein Sohn lebt und ich habe erfahren wer er ist. Du musst mir glauben, dass ich davor nicht die geringste Ahnung hatte." Andernfalls hätte er sich das mit dem Sex nochmal überlegt. Bestimmt.
"Es war nachdem ich dir die Piercings abgenommen hatte. Nachdem ich dich zu Eneas aufs Schiff gebracht hatte." Kosta sollte genau wissen wann es geschehen war. "Deine Königin hat es mir gesagt. Sie hatte... Nachforschungen angestellt. Diese gruselige Schwarze Witwe hatte was damit zu tun. Und ich glaube, Leto ahnte es auch. Seit Dalmadans Feste. Seit sie deine Wunden geheilt und ich dir Blut gegeben hatte. Unser Blut."
Er pausierte kurz. Kurz vor dem Sprung ins kalte Wasser.
"Kosta.... Phoebes voller Name war Phoebe Erenos. Du bist mein Sohn. Phoebe war deine Mutter und ich..." Seine Stimme stockte und obwohl er es nicht wollte, wurden seine Augen feucht.

"Ich bin dein Vater."

Re: Wer ist Prinz Erenos?

Sa 4. Apr 2020, 13:51

Kosta nickte zuversichtlich. Ja, er war sich sicher, dass Zucker es versuchen würde, für seinen Sohn daz zu sein. Vielleicht gelang es nicht immer ganz so gut oder so wie gewollt, doch das war normal. Das war in allen Familien so. Zucker würde seinen Sohn ganz sicherlich liebhaben. Er war ein guter Mann. Das hatte Kosta schon bald gewusst.
Zucker schien jedoch Angst davor zu haben, denn er wehrte ab, dass es nicht so einfach wäre, wie Kosta dachte. Das Sprechen fiel ihm immer schwer und sein Körper begann leicht zu Zittern. Allmählich machte Kosta sich Sorgen, dass diese Geschichte Zucker zuviel wurde. Vielleicht sollte er sich erst etwas ausruhen, bevor er weiter sprach. Es schien etwas zu sein, was ihn noch viel mehr beschäftigte. Etwas, wo Kosta nicht ausflippen und sich lieber setzen sollte. Das weswegen es erklärte, warum Zucker ihm das alles erzählt hatte.
"Ich sitze doch schon", widersprach Kosta sanft, aber bestimmt. Er würde Zucker jetzt ganz sicher nicht alleine auf dem Sofa sitzen lassen. Er würde ihn lieb im Arm halten und die Kraft geben, die er benötigte, um das jetzt zu bewältigen.

Stockend und leise erzählte Zucker ihm davon, dass er erst in Draega erfahren hätte, dass sein Sohn noch am leben wäre. Kosta nickte. Ja, er hatte bereits vermutet, dass Zucker da an mehr Informationen gelangt war. Dort hatte er also erfahren, wer sein Sohn war. Kosta war natürlich neugierig das zu erfahren. Zucker wollte ihm vorher jedoch noch einmal versichern, dass er davor nicht die geringste Ahnung gehabt hätte. Es wäre erst nachdem er ihm die Piercings abgenommen und ihn zu Eneas aufs Schiff gebracht hätte gewesen. Kosta nickte verstehend.
"Es tut mir leid, dass ich dich damals so im Stich gelassen habe und zu nichts mehr zu gebrauchen war", entschuldigte er sich reuig. Er hatte Zucker Versprechungen gemacht, dass er mit ihm einkaufen gehen würde. Dass er ihn ausrüsten würde. Stattdessen hatte er ihn einfach so wieder in den Krieg ziehen lassen. Das tat ihm sehr leid.
Allerdings war Zucker nicht gleich wieder zu Rashar gegangen. Vorher schien er noch mit Timaris gesprochen zu haben, die Nachforschungen angestellt hatte. Zu Zuckers Sohn? Das war seltsam. Dafür hatte sie damals doch gar keine Zeit gehabt. Und Sorra Tolarim war ganz bestimmt nicht in Familienzusammenführungen interessiert. Dennoch war sie auch involviert gewesen. Genau wie Leto es geahnt hätte. Kosta kam nicht mehr mit. Leto würde sich nie im Leben freiwillig mit Timaris oder gar Sorra Tolarim zusammen tun, um etwas herauszufinden. Wobei, das mit Leto war schon früher gewesen war. Schon in Dalmadans Feste, als sie Kostas Wunden geheilt und Zucker ihm sein Blut gegeben hätte. Ihr Blut.

Kosta runzelte die Stirn. Er hatte nicht gewusst, dass ihm noch jemand anderes Blut gespendet hätte. Eneas Blut kam dafür nicht in Frage. Und was hatte seine Verletzung mit Timaris, Leto, Sorra Tolarim und Zucker Sohn zu tun? Während er noch versuchte in all dem Durcheinander einen Weg zu finden, wenigstens eine halbwegs vernünftige Frage zu stellen, blickte Zucker ihn plötzlich ganz eindringlich an, ehe er tief Luft holte, um ihm zu sagen, dass Phoebes voller Name Phoebe Erenos sei. Dass Kosta Zuckers Sohn wäre. Phoebe wäre seine Mutter und er wäre sein Vater.
Zuckers Stimme stockte und seine Augen wurden dabei feucht. Aber diesmal konnte Kosta ihn nicht trösten. Erst musste er begreifen, was er da gehört hatte. Mutter. Vater. Worte, die er nie mit sich in Verbindung gebracht hatte. So etwas gab es nicht für ihn. Und jetzt plötzlich doch? Ausgerechnet Zucker? Warum sagte er so etwas? Zucker wollte sich doch nicht an ihn binden.
"Du... du willst mein Vater sein?" fragte er nach einer ganzen Weile des verblüfften Schweigens und ratlosen anblinzeln überrascht. "Aber das kann nicht sein." Sachte schüttelte er mit einem lieben, wehmütigen Lächeln. Er wollte Zuckers Illusion nicht zerstören. Doch er konnte sie auch nicht unterstützen. Das wäre nicht gut. "Ich bin Hayllier und du bist Dhemlaner." Deswegen konnte er nicht Zuckers Sohn sein. Der arme Prinz irrte sich. Er hatte sich in seinem Schmerz wohl jemanden gesucht, der in etwa so alt war, wie es sein Sohn jetzt wäre. Weil er einen Sohn brauchte. Weil er jemanden brauchte, den er gern haben konnte.

Re: Wer ist Prinz Erenos?

Sa 4. Apr 2020, 14:13

Er wartete nach der großen Enthüllung angespannt auf eine Reaktion. Es war endlich raus. Viel zu spät und doch überhaupt die Tatsache, dass sie sich in dieser riesigen Welt gefunden hatten, war unglaublich. Es hatte Yadriël einen ganzen Krieg und die schlimmsten Nächte allein im Dschungel gebraucht, aber er hatte akzeptiert, dass Kosta sein Sohn war und dass er eine Verbindung zu ihm wollte. Er hatte die Taten in seinem vergangenen Leben als Zuchtsklave akzeptiert. So schrecklich sie auch gewesen waren.
Aber jetzt hatte Yadriël das Gefühl, als müsste er etwas daraus machen. Irgendetwas gutes. Er konnte nicht mehr wegschauen und die Vergangenheit ignorieren.
Und es begann alles bei Kosta. Genauso wie damals. Er war der Auslöser für Yadriëls Rebellion gewesen. Sein großer Mittelfinger gegen seine Besitzer.
Doch der Kleine runzelte nur verwirrt die Stirn und starrte ihn verblüfft an.
Klar, das war ne Riesennummer. So schnell verdaute man das nicht. Yadriël hielt die Klappe und ließ den Kleinen verarbeiten was er gerade gehört hatte. Leider kam dieser zum völlig falschen Schluß. Yadriël wusste nicht womit er gerechnet hatte, aber nicht, dass Kosta es verleugnete und nicht glauben konnte.
Wobei... genauso hatte Yadriël auch reagiert.
"Ich will nich- ich bins", erwiderte Yadriël. "Ich mein... ich hatte Probleme es zu akzeptieren, aber ich hatte in Raej viel Zeit drüber nachzudenken."
Mittlerweile wollte er es und er wars. Trotzdem war es nicht so, dass er es sich ausgesucht hatte. Kosta schien irgendwie zu glauben, dass Yadriël es sich einbildete. Er meinte, das könne nicht sein und er wäre Hayllier und Yadriël Dhemlaner.
"Ich weiß, ich bin nicht grad der Traumvater." Er zuckte mit den Schultern. "Du hast dir sicher wen andren vorgestellt. Aber du bist kein Hayllier. Du bist halb Hayllier, halb Dhemlaner. Was meinst du, wieso deine Haut so hell ist?" Er tippte gegen Kostas hellen Arm.

Kosta hatte dafür eine brutale Erklärung. Er wäre die ersten 160 Jahre in einer Bibliothek eingesperrt gewesen. Yadriël fluchte. Was für ein scheiß Leben. Und das war seine Schuld. Vielleicht wäre Phoebe die Flucht geglückt, wäre sie nicht allein gewesen... vielleicht hätte einer von ihnen Kosta in die Freiheit bringen können. Aber Yadriël hatte sich nicht rechtzeitig entschieden. Mit 250 Jahren war ihm die Vorstellung von dieser freien Welt zu einschüchtern vorgekommen. Er hatte nicht gewusst was er da sollte und er hatte auch nicht an seine Kinder denken wollen.
"Das ist scheiße", pflichtete Yadriël, "Aber nicht der Grund. Ich bin wirklich dein Vater." Ugh, wieso musste er das so oft sagen?
"Die Daten stimmen alle. Wann ich in Hayll war, wie alt du ungefähr bist", zählte er auf. "Und als ich dir in Dalmadans Feste Blut gespendet habe, hat Leto gespürt, dass unser Blut gleich ist. Und die Schwarze Witwe deiner Königin muss es auch gespürt haben, als sie uns beide untersucht hat. Du bist in Sklaverei geboren, aber du hast einen Nachnamen? Das kommt nicht so oft vor. Den Namen hast du von Phoebe. Du wurdest irgendwo in Hayll im Anwesen von Lady Moreno geboren. Sie hatte eine Safframatteplantage", versuchte er Kosta zu überzeugen. Vielleicht brachte es auch nichts. Vielleicht wollte Kosta ihm nicht glauben.
"Der Beutel!", fiel ihm dann ein. "Kleiner, der Beutel auf meinem Nachtisch. Kannst du ihn herbringen? Er enthält Erinnerungsstücke. Sachen von deiner Mutter und deiner Zeit bei Lady Moreno. Deswegen habe ich dir das zur Aufbewahrung gegeben. Falls ich im Krieg draufgegangen wäre, hättest du trotzdem von deiner Mutter gewusst. Von deinen Eltern."

Re: Wer ist Prinz Erenos?

Sa 4. Apr 2020, 15:47

Zucker widersprach ihm, dass er nicht sein Vater sein wolle, aber er wäre es. Erneut runzelte Kosta die Stirn. Warum suchte er ihn sich dann aus, wenn er es nicht wollte. Um sich selbst zu bestrafen? Er schien jedenfalls leidenschaftlich überzeugt davon zu sein und erzählte, dass er es auch nicht geglaubt hatte zu Anfang. Doch in Raej hätte er viel Zeit gehabt, um darüber nachzudenken. Das glaubte Kosta sofort. Eingeklemmt unter dem Baumstamm, einsam und mit einer schrecklichen Vergangenheit, langsam am verdursten, halb wahnsinnig vor Schmerzen. Ja, da kamen einem bestimmt die seltsamsten Gedanken.

"Ich war die ersten 160 Jahre meines lebens in einer Bibliothek eingesperrt und kam nie ans Sonnenlicht", erklärte er Zucker ruhig, warum seine Haut heller als die der meisten Hayllier war. Zucker sollte das nicht nutzen, um seine Wahnvorstellung zu unterstützen. Dieser fluchte auch gleich gepflegt. Allerdings nicht, weil Kosta seine Argumente entkräftete, sondern mehr über das Leben, das Kosta geführt hatte. Inbrünstig beteuerte er ihm, dass er wirklich sein Vater wäre. Alle Daten stimmten. Wann er in Hayll gewesen wäre, wie alt Kosta ungefähr sei und Leto hättes beim Blutspenden gespürt. Genau wie Sorra Tolarim, als sie sie untersucht hatte. Zucker hatte für alles eine Erklärung. Er hatte in Raej wirklich viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Kostas Sorgen wurden nur noch grösser. Das überstieg seine Fähigkeiten. Er sollte Kalliope bitten, eine ihrer Freundinnen, die auch Priesterin war, vorbei zu schicken.

"Nein, Zucker, ich werde den Beutel nicht holen gehen", widersprach er deswegen ernst. "Selbst wenn darin Erinnerungsstücke an Phoebe drin sind, bedeutet das noch lange nicht, dass sie meine Mutter war oder dass du mein Vater bist. Ich habe dich sehr lieb Zucker, aber diese Wahnvorstellung werde ich nicht unterstützen. Stattdessen werde ich Tessa bitten, vorbei zu kommen, damit sie unser Blut untersucht. Dann wirst du sehen, dass wir nicht miteinander verwandt sind. Bitte Zucker, es ist nicht gesund, wenn du diesem Traum glaubst. Es bringt dir Phoebe und deinen Sohn nicht zurück. Nicht wirklich und dann wirst du um so enttäuschter sein."

Er hatte kaum ausgesprochen, als Zucker erst recht zu fluchen begann. Das zuvor war noch richtig harmlos gewesen und allmählich bekam auch Kosta als hart gesottener Pirat rote Ohren davon. Zucker schien sich damit warm zu reden, um ihm klar zu machen, dass es keine Wahnvorstellung sei. Auch wenn es schwer zu akzeptieren wäre, er sei sein Vater. Was Kosta denn glaubte, wieso er so sexsüchtig sei. Das läge daran, dass seine Mutter eine sehr hungrige Haushexe und sein Vater ein Zuchtsklave aus der 6. Generation sei. Und seine Wiege wäre eine Kiste gewesen, in der man zuvor Safframatte gelagert hätte. Kosta zuckte gequält zusammen. Es schmerzte, dass Zucker seine Schwächen, die er so genau kannte, für seine Zwecke nutzte.

"Weil du jemanden brauchst, den du gern haben kannst", erklärte Kosta leise, warum Zucker das erfinden sollte. "Damit du nicht alleine bist, wenn du wieder gesund bist." Es gab noch einige Gründe mehr, warum Zucker einen sohn haben wollte. Doch der Prinz liess ihn nicht weiter sprechen. Stattdessen stellte er resolut klar, dass er kein Problem damit hätte, wenn Tessa sie beide untersuchte. Danach fluchte er erneut. Vielleicht glaubte er, Kosta würde sich von der Untersuchung abbringen lassen, wenn er so tat, als gäbe es nichts, was er zu befürchten hätte. Ausserdem sollte der Brief von Timaris auch ausreichen.
"Was für ein Brief?" fragte Kosta mitfühlend. "Ich habe keinen Brief von ihr erhalten." Er wusste nicht, was Zucker sich da zusammen fantasierte. Dieser gab jedoch nicht klein bei und stellte klar, dass er ein Brief von ihr bekommen hätte. Er läge in der Schublade seines Nachttisches. Kosta solle den auch holen gehen. Der Krieger zögerte. Er wollte da nicht mitmachen. Doch dann erinnerte er sich daran, dass da mal was gewesen war. Dass Zucker tatsächlich Post bekommen hatte. Und wenn nicht, könnte Kosta diese Wahnvorstellung hier und jetzt beenden.

"Also gut", stimmte er deswegen zu und erhob sich, um in Zuckers Zimmer zu gehen. Der zerknitterte Beutel mit dem Band daran lag noch immer da, wo Kosta ihn hingelegt hatte. So wichtig konnten die Sachen darin nicht sein, wenn Zucker sie so achtlos behandelte. Aber in der Schublade, des Nachttisches lag tatsächlich ein Brief. Kosta nahm beides mit, um es Zucker zu bringen. Der Prinz fummelte auch gleich in dem Briefumschlag herum und zupfte einen kleineren, versiegelten Brief heraus. Aufgebracht drückte er ihn ihm in die Hand und befahl ihm, ihn zu lesen.
Kosta bekam Herzklopfen. Das war doch alles verrückt. Er sollte Zuckers Sohn sein? Er hatte nie Eltern gehabt. Und ausgerechnet Zucker sollte sein Vater sein? Ausgerechnet der Mann, der ihn im tiefsten Abgrund gesehen hatte. Angstvoll blickte er auf das Sigel. Es war Timaris persönliches Zeichen. Nicht einfach das Wappen der Tolarim. Nein, dieser Brief kam von ihr selber. Kosta konnte sogar noch ganz schwach ihre Signatur daran erspüren. Diese Signatur, die er überall erkannt hätte. Mit zitternden Finger erbrach er das Siegel.

Mein lieber Süsser,
Wenn du diesen Brief liest, dann hoffentlich deswegen, weil du Prinz Erenos nicht glaubst und nicht weil er zu feige war, es dir selbst ins Gesicht zu sagen. Wobei ich das eigentlich nicht glaube. In seinem Herzen ist er ein tapferer, hingebungsvoller Mann und ich bin mir sicher, dass er dir mit etwas Übung ein guter Vater sein wird.
Es freut mich, dass er meinen Vorschlag bedacht und deinen Familiennamen angenommen hat. Sorra hat mir von eurer Verwandschaft erzählt, nachdem sie dich noch einmal genauer überprüft hat, weil sie genau weiss, wie gern ich solche Dinge über meine Lieblinge wissen möchte. Dabei hat sie übrigens auch all ihre alten Netze aus dir entfernt. Sozusagen ein Dankeschön für deine Heldentaten.
Ich hoffe, du kannst den Schock verwinden, dich wieder an Andiël zu erinnern und vorallem wünsche ich mir für dich, dass du dir selber vergeben kannst, was du damals getan hast.
Geniesse deine neue Familie mein süsser Liebling und überschlage dich nicht damit, ihm ein guter Sohn zu sein. Geniesse es einfach nur. Du hast es dir verdient.


Kosta sackte auf dem Sessel in sich zusammen und wurde ganz klein. Jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht und er starrte auf den Brief, ohne die Worte noch zu sehen.
"Es tut mir leid", wisperte er tonlos und zutiefst beschämt. "Es tut mir so leid." Zucker anschauen konnte er nicht. Nicht nachdem, was der Prinz alles über ihn wusste. Was sein Vater alles über ihn wusste.

Re: Wer ist Prinz Erenos?

Sa 4. Apr 2020, 18:38

Statt dass Kosta aber aufstand, um den Beutel zu holen, lehnte er ab und meinte, dass Erinnerungsstücke von Phoebe nichts beweisen würden. Er hätte ihn sehr lieb, doch er wolle diese Wahnvorstellungen nicht unterstützen.
"Es sind keine Wahnvorstellungen!", hielt Yadriël aufgewühlt dagegen. Er hatte nicht geglaubt, dass er nach der Enthüllung noch so stark um Kostas Glauben kämpfen musste. Sein Verdacht erhärtete sich immer mehr, dass Kosta es nicht wahrhaben wollte. In seinen Vorstellungen waren seine Eltern bestimmt ganz andere Leute. Jedenfalls nicht ein ausgemusteter Zuchtsklave. Yadriël konnte es verstehen. Es war nicht unbedingt ein Märchen.
Kosta appellierte an ihn, dass es nicht gesund wäre sich diesem Traum hinzugeben. Es würde Phoebe und seinen Sohn nicht zurückbringen. Er würde sich selbst enttäuschen. Eben dieser Sohn drängte nun darauf, dass Tessa vorbeikam, um diesen Spuk aufzulösen.
"Verdammt nochmal, es ist keine Fantasie", polterte Yadriël los. Es war schwer genug gewesen darüber zu reden und zu gestehen wer er war. Kosta musste es nicht noch schwerer machen.
"Ich weiß, es ist nicht leicht zu akzeptieren, aber ich bin... dein Vater. Was meinst du wieso du so sexsüchtig bist? Du bist von einer sehr hungrigen Haushexe und einem Zuchtsklaven aus der 6. Generation. Und deine Wiege aus alten Safframattekisten hat womöglich auch dazu beigetragen... aber es ist alles wahr, was ich gesagt habe. Wieso sollte ich das erfinden? Wenn du willst, dass Tessa uns untersucht, hab ich kein Problem damit."
Kosta antwortete leise, dass er jemanden bräuchte, den er gern haben könnte. Damit er nach seiner Genesung nicht allein war.
Yadriël grollte. Er dachte nicht gerne darüber nach was mit ihm passierte, wenn er wieder laufen konnte. Was da auf ihn wartete. Aber er suchte doch niemanden an den er sich hängen konnte. Oder? Scheiße, er wusste es selbst nicht. Er war nie allein gewesen.
"Das hat nichts damit zu tun!", wies er das von sich. "Was fürn Arsch wär ich, würd ich dich damit erpressen?"
Yadriël fluchte wieder, als ihm einfiel, was Kosta womöglich akzeptieren würde. Er glaubte Yadriël nicht, aber er würde garantiert seiner geliebten Herrin glauben. Trotz allen Redens seitens Kosta wie die Besitzer einen manipulierten und dass er Yadriëls Sohn freikaufen konnte, damit sich doch noch Phoebes Wunsch erfüllte, so war er bizarrerweise gerne Sklave und dieser Königin tief ergeben. Kosta würde auf sie hören.
"Aber der Brief von deiner Königin sollte reichen", sagte Yadriël deshalb.

Kosta lehnte wieder ab. Er hätte keinen Brief von ihr bekommen.
"Ich aber. Er ist in der Schublade im Nachttisch. Es wird deinem Dickschädel alles erklären", beharrte Yadriël. Zugegeben, er kannte den Brief der Königin nicht, doch sie hatte behauptet, es würde als Beweis dienen, wenn Kosta ihm nicht glaubte. Sie hatte das bereits vorausgesehen und geahnt, dass ihr Sklave erst ihren Segen brauchte.
Verdammte Adelige...
Selbst hier hatten sie ihre Finger drin.
Endlich gab Kosta nach und willigte ein den Brief zu holen. Angespannt blieb Yadriël liegen und wartete darauf, dass der Kleine zurückkam. Scheiße, das war alles so gründlich in die Hose gegangen. Er hatte sich nicht unbedingt vorgestellt, dass Kosta ihm rührend in die Arme flog. Aber wenn Kosta bereits jetzt so ablehnend reagierte, wie erst, wenn er davon überzeugt war, dass sie verwandt waren? Yadriël bereitete sich auf einen Rauswurf vor. Kosta würde ihn wahrscheinlich nicht gleich vor die Tür setzen, aber vielleicht nicht mehr mit ihm zu tun haben wollen und ihm im Haus aus dem Weg gehen.
Kosta kam zurück und brachte ihm den Brief. Den Beutel hatte er auch mitgebracht, stellte ihn auf dem Couchtisch ab.
"Gib her." Yadriël wollte das jetzt schnell hinter sich bekommen. Ungeduldig rupfte er den Umschlag auf und zog den kleineren Brief heraus. Er war noch versiegelt.
"Hier! Lies!", forderte er.
Der Kleine setzte sich in den Sessel, öffnete den Brief und begann zu lesen. Yadriël konnte regelrecht zusehen ab wann Kosta die Wahrheit begriff. Es schien ein Schock. Er wurde ganz blass. Nicht gerade eine erfreute Reaktion. Gut, das war nicht weiter überraschend. Yadriël war gut genug gewesen für schnellen Sex und irgendwie war daraus eine seltsame Freundschaft entstanden, aber Vater... er war nicht gerade dafür geeignet oder wirkte wie einer.
Kosta sackte im Sessel zusammen und ließ den Brief etwas sinken. Kaum hörbar entschuldigte er sich. Yadriël griff zum Sessel hinüber und konnte so Kostas Knie berühren.
"Mir tuts auch leid, Kleiner. Die ganze verdammte Scheiße... glaubst du mir jetzt?"
Es schien ganz so.
"Selbst wenn du nicht damit einverstanden bist, dass ich bin... was ich bin, ich wollte es dir jetzt sagen, damit du nicht länger glaubst du bist seltsam oder abartig. So wurden wir gezüchtet. So wurdest du gezüchtet. Schönes, bezauberndes Aussehen, Grazie, Charisma, die natürliche Sinnlichkeit und die Leichtigkeit andere damit zu verführen, der immens hohe Sextrieb, pralle Fruchtbarkeit..." Es war ein Wunder, dass Kosta keine eigenen Kinder hatte. Vielleicht war dies seiner Vorliebe für Männer geschuldet.

Re: Wer ist Prinz Erenos?

Sa 4. Apr 2020, 19:20

Kosta zuckte zusammen und machte sich noch kleiner, als Zucker ihn am Knie berührte. Er konnte ihn nicht ansehen, den Mann, der sein Vater war. Denjenigen, der sein Leben riskiert und gegen alles rebelliert hatte, nur weil er ihn einmal im Arm gehalten hatte. Dazu schämte er sich viel zu sehr. Er konnte nur fahrig dazu nicken, dass er ihm jetzt glaubte. Wie hätte er sich auch einer Antwort verweigern können. Im war von klein auf eingetrichtert worden, jede Frage ehrlich zu beantworten. Inzwischen konnte er sich zwar gegen diesen Impuls wehren. Meistens. Jedoch nicht immer. Nicht wenn er überumpelt wurde und abrupt in eine Stresssituation geriet. Und diese Situation hier war jenseits von allem, was er kannte.

Ja, er glaubte ihm. Denn Zucker hatte Recht. Der Prinz hätte nicht viel davon gehabt, ihn deswegen anzulügen. Es wäre wirklich ein grausamer Scherz. Oder eine grausame Verwirrung. Es war nur so unglaublich. Dass er quer durch Raej stolperte, wo er in all dem Chaos und dem Schmerz ausgerechnet dem Mann begegnete, der sein Vater war. Einem Sklaven, der allen widrigen Umständen zum Trotz doch überlebt hatte und Soldat geworden war. Sowas gab es noch nicht einmal in Büchern. Kein Wunder, dass Kosta das nur mit einem Bluttest glauben konnte. Oder durch Timaris Worte. Seine Königin hatte nichts davon, ihn deswegen zu belügen und sie würde ihm niemals so etwas schreiben, wenn sie sich dessen nicht absolut sicher wäre. Noch nicht einmal dann, wenn ihr extrem langweilig wäre und sie etwas brauchte, um sich die Zeit zu vertreiben. Was jetzt kurz nach dem Krieg ganz bestimmt nicht der Fall war.

Zucker war sein Vater. Er hatte auf einmal einen Vater. So einen richtigen, normalen Vater. Einen mit Namen und einer Geschichte. Natürlich war ihm das immer bewusst gewesen, doch für Kosta hatte sein Leben in der Bibliothek begonnen. Er hatte nie üer seine Eltern nachdenken wollen. Über etwas, was er ohnehin nicht haben konnte. Aber auf einmal hatte er es und dann war es ausgerechnet der Mensch, den er mehrfach verraten, angelogen und im Stich gelassen hatte. Der, der ihn im Kerker in Dalmadans Feste erlebt hatte, wo er am wenigsten sich selber gewesen war. Kosta schämte sich so sehr.
Leidenschaftlich sprach Zucker auf ihn, dass es egal wäre, ob Kosta damit einverstanden wäre oder nicht. Sie wären so gezüchtet worden. Zucker meinte, dass Kosta nicht seltsam oder abartig wäre. Nur um beinahe im selben Atemzug zu sagen, dass er dazu gezüchtet worden sei. Das Aussehen, die Ausstrahlung und natürlich der hohe Sextrieb. Für Kosta klang das alles sehr abartig.

"Es... es tut mir so leid", schluchzte Kosta und schob seine Arme um seinen schlanken Körper. Den Kopf hielt er noch immer beschämt gesenkt. "Das... das muss so eine riesengrosse Enttäuschung für dich sein." Tränen traten unter seinen dichten Wimpern hervor. "Dass... dass dein Sohn genau das wurde, was du nicht wolltest. Ein sexhungriger Verräter, der dich belogen, betrogen und verraten hat. Wieder und wieder. Du hast ihn im Arm gehalten und hast wegen ihm gegen alles gekämpft und er wird zur Soldatenhure und bringt dich in eine widerwärtige Situation nach der anderen. Wie hast due es die Wochen hier jetzt nur aushalten können? Das muss dir doch so zuwider sein." Er musste ihm zuwider sein.

Re: Wer ist Prinz Erenos?

Sa 4. Apr 2020, 20:47

Kosta reagierte nicht sonderlich auf Yadriëls angestrengte Erklärungen und Beteuerungen. Er begann sogar zu weinen und zu schluchzen. Scheiße!
Der Kleine wiederholte, dass es ihm leid täte, hatte dabei den Kopf gesenkt, so dass der Prinz ihn nicht ansehen konnte.
"Das... das muss so eine riesengrosse Enttäuschung für dich sein."
"Was?", fragte Yadriël perplex. Wieso sollte er enttäuscht sein? Er konnte verstehen wieso Kosta weinte. Es war ja wirklich ziemlich krass und offensichtlich keine freudige Nachricht. Jedenfalls dachte Yadriël das. Bis Kosta unter Schluchzen hervorbrachte, dass Yadriël enttäuscht sein musste, dass sein Sohn zu genau das wurde was er nicht gewollt hätte. Ein sexhungriger Verräter, der ihn wieder und wieder belogen und betrogen hätte.
"Was?", wiederholte sich Yadriël verwirrt.
"Wieder und wieder. Du hast ihn im Arm gehalten und hast wegen ihm gegen alles gekämpft und er wird zur Soldatenhure", schluchzte der Kleine und wirkte untröstlich.
"Jetzt warte mal...", setzte der Prinz an.
"Wie hast du es die Wochen hier jetzt nur aushalten können? Das muss dir doch so zuwider sein."
Yadriël schüttelte mehrmals den Kopf. Am liebsten wäre er aufgestanden, um Kosta den Blödsinn aus dem Kopf zu schütteln, aber es ging nicht. "Du denkst, ich bin enttäuscht? Der Grund wieso ich die letzten Wochen nix gesagt hab, ist, weil ich dachte, du wirst enttäuscht sein! Dass du mich rauswirfst oder nichts mehr mit mir zu tun willst. Ich weiß nicht viel über Väter, aber sie sind bestimmt nicht wie ich und du hast dir sicher wen anderen gewünscht. Ich war scheiße! Ich habe dich im Stich gelassen. Ich hätte mit Phoebe und dir fliehen sollen und habs nicht getan. Ich habe dich in diese Welt gebracht. All den Mist den du ertragen musstest... wegen mir!"

Er seufzte tief empfunden.
"Ich bin nicht enttäuscht von dir", sagte er schließlich etwas ruhiger. "Ich bin verdammt froh, dass du noch lebst. Dass wir uns irgendwie gefunden haben. Ich hatte keine Wünsche und keine Erwartungen an dich. Ich habe dich gehalten, ich hab dich gesehen als du ganz klein warst, deine riesigen Augen, dein fröhliches Plappern... das hat mich durch dunkle Zeiten gebracht. Keine Seifenblasenvorstellung davon wie du ein toller Held bist. Du bist das geworden was du konntest."
Er drückte Kostas Knie fester, damit dieser ihn mal ansah.
"Genug mit den Schuldgefühlen, Kleiner. Dass du sexhungrig bist, ist nichts abartiges und nichts weswegen ich enttäuscht bin. Es ist ein Teil von dir. Keiner um den du gebeten hast, klar, aber es gehört zu dir und es ist weder schlecht noch gut. Es ist... einfach da. Es ist egal was du schlimmes gemacht hast. Hast du mir nicht zugehört? Ich hab mindestens genauso viel verbrochen."

Re: Wer ist Prinz Erenos?

Sa 4. Apr 2020, 21:36

Diesmal nickte er schon etwas heftiger. und wie er dachte, dass er Zucker enttäuschte. Dieser hatte sich seinen Sohn bestimmt ganz anders vorgestellt. Das gab Zucker allerdings nicht zu und meinte im Gegenteil, dass er gedacht hätte, Kosta würde über ihn enttäuscht sein. Dass er ihn rauswerfen und nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Erschrocken ruckte Kosta auf und blickte Zucker mit grossen, überraschten, verweinten Augen an. Heftig schüttelte er seinen Kopf. Das hätte er niemals getan. Er war nicht enttäuscht von Zucker. Im Gegenteil, er was so stolz auf den Prinzen und wie er sich entwickelt hatte. Ausserdem war er ihm sehr dankbar für all die Hilfe, die er ihm gegeben hatte.

Gleich darauf schüttelte Kosta erneut den Kopf. Nein, Zucker war nicht scheisse. Er hatte ihn nicht im Stich gelassen. Er hätte mit Phoebe zwar fliehen sollen, ja das stimmte. Aber um seiner selbst willen. Nicht wegen ihm. Kosta kam gar nicht hinterher, so leidenschaftlich sprach Zucker auf ihn ein. Er seufzte nur einmal tief empfunden. Doch das reichte noch nicht, als dass Kosta auch nur einen klaren Gedanken hätte fassen können.

Noch einmal versicherte Zucker ihm, dass er nicht enttäuscht von ihm wäre. Er sagte es ruhiger, so dass Kosta es in sich aufnehmen und ein scheues Lächeln wagen konnte. Zucker, also sein Vater, versicherte ihm, dass er verdammt froh wäre, dass Kosta noch lebte und dass sie sich irgendwie gefunden hätten. Ja, das war wirklich fantastisch. Noch immer kaum glaubwürdig. Zucker war es egal. Er erklärte ihm nur weiter, dass er keine Wünsche und keine Erwartungen an ihn hätte. Er hätte ihn damals gehalten, ihn gesehen, als er ganz klein war. Seine riesigen Augen, das fröhliche Plappern, das hätte ihm durch dunkle Zeiten geholfen. Das wären nicht Seifenblasenvorstellungen gewesen, was Kosta für ein toller Held sei. Kosta sei das geworden, was er hätte werden können.

"Und das genügt?" fragte Kosta scheu und mit grossen Augen, nachdem Zucker ihn fester am Knie gedrückt hatte. Er konnte es kaum glauben, dass Zucker keine Vorstellungen gehabt hatte, wie Kosta werden sollte.
"Mehr als das, Kleiner", war Zuckers inbrünstige Antwort. "Du hast deine Königin gerettet. Du bist Chirurg geworden. Du spielst Geige. Du segelst als Pirat über die Meere. Ich meine... ich habe Sion vernichtet." Verschmitzt grinste der Prinz ihn an und zwinkerte ihm zu, so dass Kosta gar nicht anders konnte, als leise zu lachen. "Aber du bist nah dran. Das sind nur die Sachen, die ich von dir kenne. Von dem was ich miterlebt und gehört habe, führst du ein sehr aufregendes Leben. Mehr als ich mir je hätte vorstellen können."

Und dann befahl Zucker ihm, dass er keine Schuldgefühle mehr haben solle. Dass er sexhungrig wäre, sei nichts abartiges und nichts weswegen Zucker enttäuscht wäre. Kosta bekam flammend rote Wangen. Es war seltsam, so deutlich darüber zu sprechen. Zumindest hier wo er nicht in der Spielwiese war, in der er sich mit Alvaro so tummelte. Zucker befand schlichtweg, dass es eben ein Teil von ihm wäre. Keiner, um den er gebeten hätte, aber es gehöre nun mal zu ihm und wäre weder gut noch schlecht. Es wäre einfach da. Ausserdem egal, was Kosta schlimmes getan hätte, Zucker selbst hatte mindestens genau so viel verbrochen.

"Du bist... " Kosta stockte. "Wir sind... dazu gezwungen worden", verbesserte er sich. Hoffnungsvoll blickte er zu Zucker, ob das so richtig gewesen war. Er konnte seine Schuldgefühle nicht einfach abstellen. Er konnte das, was er über sich selbst fühlte nicht einfach so verändern. Allerdings konnte er es versuchen anders zu sehen. Seinem Vater zuliebe. Denn wenn Kosta schlecht über sich selbst dachte, würde das bedeuten, dass er auch schlecht über Zucker dachte, der das Selbe getan hatte. Aber Kosta konnte nicht schlecht über ihn denken. Dazu hatte er ihn viel zu lieb.

"Du bist also wirklich mein Vater?" fragte er staunend und noch immer ziemlich fassungslos. Einfach so sass plötzlich sein Vater vor ihm. Sein Vater. Das klang merkwürdig und so streng.
"Papa?" versuchte er es anders. Das klang auch irgendwie seltsam. So verantwortungsvoll.
"Papi?" Kosta strahlte. Ja, das war das richtige. Liebevoll und verspielt. Überwältig fiel er Zucker um den Hals und drückte ihn ganz fest an sich.
"Das ist wunderbar, dass du mein Papi bist", beteuerte er innig. "Denn so kann ich dich ganz doll lieb haben, ohne dass du etwas dagegen unternehmen kannst. Ich darf mich hemmungslos an dich klammern, dich betüddeln und umsorgen und du kannst nicht sagen, dass ich das nicht tun darf, weil wir keine Beziehung miteinander haben." Kosta lehnte sich auf dem Sofa etwas zurück und strahlte den Prinzen verschmitzt und durchaus triumphierend an.

Re: Wer ist Prinz Erenos?

Sa 4. Apr 2020, 22:14

Da waren sie wieder. Diese großen, scheuen und doch wissbegierigen Augen. Ob das genüge. Was war das überhaupt für eine Frage? Natürlich genügte es. Mehr als das. Kosta war unvorstellbar. Yadriël hatte sich nichts für seinen Sohn vorgestellt oder erhofft. Allein die Tatsache, dass er akzeptierte, dass er einen Sohn hatte, war für ihn sehr viel. Es war sehr anstrengend gewesen diesen Gedanken zuzulassen, aber dieses Mal war er nicht weggerannt.
Gut, er konnte gerade nicht wegrennen, doch er hatte Kosta alles erzählt. Es wäre leichter gewesen es zu verschweigen.
"Mehr als das, Kleiner", antwortete Yadriël deshalb.
"Du hast deine Königin gerettet. Du bist Chirurg geworden. Du spielst Geige. Du segelst als Pirat über die Meere. Ich meine... ich habe Sion vernichtet." Er musste grinsen und zwinkerte Kosta dann zu. Der Kleine konnte trotz Tränen wieder etwas lachen. "Aber du bist nah dran. Das sind nur die Sachen, die ich von dir kenne. Von dem was ich miterlebt und gehört habe, führst du ein sehr aufregendes Leben. Mehr als ich mir je hätte vorstellen können."
Kosta musste nicht fürchten, dass Yadriël von ihm enttäuscht war. Noch einmal wollte er ihm sagen, dass er sich deswegen nicht quälen musste. Er brauchte keine Schuldgefühle zu haben. Wenn Kosta ein sexhungriger Verräter sein sollte, so war es Yadriël genauso sehr. Aber ihre Triebe waren nicht von grundauf schlecht und abartig. Sie hatten sie einfach und es gehörte zu ihnen. Es war nicht leicht damit umzugehen, aber Kosta sollte nicht glauben, er hätte abartige Gelüste. Der schlanke Krieger errötete, doch er sah ihn dabei an und er hatte aufgehört zu weinen.
"Ja, wir wurden damit geboren", erwiderte der Prinz. "Ich wusste nur von Anfang an darüber und hatte Zeit zu lernen damit umzugehen."
Kosta schien eine Weile darüber nachzudenken und es zu verarbeiten ehe er wieder ungläubig fragte, ob Yadriël sein Vater sei.
"Hmm", brummte dieser zustimmend.

Dann blickte er überrascht auf, als Kosta ihn plötzlich mit 'Papa' ansprach. Was... Dann wurde es ein 'Papi' und der Kleine strahlte erfreut über das Wort ehe er vom Sessel sprang und übermütig in Yadriëls Arme. Der Prinz keuchte auf, als er so überfallen wurde, musste lachen. In ihm drin stellte sich ein aufgeregtes, unbekanntes Gefühl ein.
"Papi? Das ist.. ein Kosename für Vater oder?", fragte er nach. "Kleiner... ich weiß so gut wie gar nix über meine Rolle."
Aber das schien Kosta nicht zu besorgen. Er hatte bereits seine eigenen Pläne und wusste auf einmal sehr genau was Yadriëls Rolle in seinem Leben sein würde. Er fände es wunderbar, dass Yadriël sein Papi sei und er würde ihn doll lieb haben ohne dass Yadriël etwas dagegen machen könnte. Er wolle sich an ihn klammern, ihn umsorgen und knuddeln und Yadriël könne nichts dagegen einwenden.
"Hmm, scheint so", gab Yadriël sich lächelnd geschlagen, während Kosta bereits das Klammern kräftig ausprobierte und ihn triumphierend anstrahlte.
"Ich glaub, wir sollten nur keinen Sex mehr miteinander haben", fiel ihm ein.
Kosta blickte ihn schmollend an und fuhr mit dem Finger über Yadriëls Brust, sinnliche kleine Kreise.
"Och, menno, aber ich wollte dich doch mal noch ganz in Ruhe und ohne Druck ausprobieren", beschwerte er sich. Kosta leckte sich lockend über die Lippen, blickte ihn schelmisch an. Yadriël bekam dabei gute Lust die Vorschreibung wieder in den Wind zu schießen. Er hätte auch gerne nochmal mit Kosta. Dieser seufzte ergeben und nickte dann.
"Ja, du hast wohl recht", gab er zu.
"Minan war darin sehr entschieden. Er hat mir gesagt, wir sollten das nicht mehr machen. Wir sollen eine andere Beziehung haben. Ich weiß nicht wie das werden wird, aber wir haben sehr viel Zeit es herauszufinden. Ich geh nicht mehr weg." Er gab seinen Sohn einen süßen Kuss. Sein... Sohn. Es war unbegreiflich.
"Mich würde nur interessieren, ob unsere Speere ähnlich aussehen. Ich finde, das sollten wir wissen." Er grinste verschlagen.
Dann deutete er aber erstmal zu dem Beutel. "Willst du ihn jetzt aufmachen? Ich teile die Erinnerungsstücke gerne mit dir. Weißt du, du hast viel von deiner Mutter. Sie war auch am zufriedensten, wenn sie wen umsorgen konnte. Oder vögeln konnte." Yadriël schmunzelte, als er daran dachte. "Es tut mir leid, dass du nicht viel Zeit mit ihr hattest..."

Re: Wer ist Prinz Erenos?

Sa 4. Apr 2020, 22:51

"Jaha, so ist es", stellte Kosta noch einmal deutlich klar, dass Zucker ihn nun nicht mehr von sich schieben konnte, als sich der Prinz seinem Schicksal ergab. Egal, dass er nicht wusste, dass Papi eine Koseform von Vater war oder dass er nicht wusste, was seine Rolle als Vater war. Kosta wusste auch nicht, was seine Rolle als Sohn war. Das konnte er sich höchstens bei Eneas und seinen Brüdern abschauen. Was er jedoch wusste war, dass er eine Verbingung zu Zucker hatte, die ihm immer bleiben würde. Sein Papi, der nun ganz plötzlich da war. Einfach so aus dem nichts. Für einen Jungen, dem es nicht selten am wahrscheinlichsten vorgekommen war, dass er einfach eines Tages mal aus einem Buch gekrochen war.

Sein Vater hatte auch gleich Vorschriften für ihn. Dass sie nun keinen Sex mehr miteinander haben sollten. Kosta blinzelte etwas verblüfft. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Zucker so etwas sagen würde. Das kam unerwartet und irgendwie gefiel es ihm nicht. Auch wenn Zucker recht hatte. Es war merkwürdig. Schmollend schob er seine Unterlippe vor und zeichnete neckisch sinnliche, kleine Kreise auf dessen Brust.
"Och, menno", quengelte er gespielt. "Aber ich wollte dich doch mal noch ganz in Ruhe und ohne Druck ausprobieren." Mit dem Schalk in den Augen, leckte er sich verführerisch über die Lippen. Er meinte es nur so halb ernst. Eigentlich hätte er gerne noch einmal mit Zucker in Frieden Sex gehabt. Aber nicht mit seinem Vater und schon gar nicht, seitdem er Eneas hatte. Deswegen seufzte Kosta dann auch ergeben, um sich Zuckers Vorschlag zu beugen.
"Ja, da hast du wohl recht." In Familien schlief man ohnehin nicht miteinander. Das war nicht richtig. Nur, Zucker war noch so neu sein Vater. Er fühlte sich gar nicht an wie Familie. Wobei Kosta sich ohnehin nie ganz sicher gewesen war, wie Familie sich anfühlte. Manchmal hatte er es gedacht. Doch sicher war er sich nie gewesen.

Zucker erklärte ihm, dass Minan da sehr streng mit ihm gewesen sei. Er hätte ihm gesagt, dass sie das nicht mehr machen sollten und sie eine andere Beziehung haben sollten. Kosta nickte. Er erinnerte sich vage daran, dass Minan ihm auch einmal sowas angedeutet hatte. Zucker versprach ihm jedenfalls, dass sie viel Zeit hätten, es herauszufinden, wie ihre Beziehung nun aussehen sollte, da er nicht mehr weggehen würde. Voller Liebe strahlte Kosta seinen Papi dankbar an und erwiderte den süssen Kuss zart. Das fühlte sich wunderbar an und sein Herz klopfte wie verrückt.

Zumindest so lange, bis Zucker herausfinden wollte, ob ihre Speere ähnlich aussehen würden. Dabei grinste er verschlagen. Kosta konnte nicht anders, als zu lachen, auch wenn ihm gleichzeitig die Ohren glühten vor Verlegenheit.
"Was du wieder für Prioritäten hast?" kicherte er verblüfft. "Aber du hast recht, wir hatten irgendwie nie so die Gelegenheit uns in Ruhe anzuschauen." Entweder war das Licht schummrig gewesen oder etwas anderes hatte gestört oder abgelenkt.

"Oh, ja, bitte, unbedingt", nickte er eifrig und griff nach dem Beutel mit den Erinnerungstücken. Vorsichtig kuschelte er sich noch etwas bequemer aufs Sofa zu Zucker. Nur um sich gleich darauf zu winden. Es war seltsam, wenn Zucker so vulgär über die Sexlust von Kostas Mutter sprach. Auch wenn sie gerne Sex gehabt hatte. Kosta hatte das Gefühl, dass man es bei Phoebe etwas respektvoller sagen sollte.
"Ist schon gut", tröstete Kosta seinen Papi. "Es ist schon erstaunlich und wunderbar genug, dass ich überhaupt eine Mutter hatte. Ich meine... natürlich hatte ich eine Mutter. Also eine Erzeugerin... Aber jetzt hatte ich eine echte Mutter. Jemand, der mich lieb hatte. Der mich im Arm hielt und mich beschützen wollte. So wie es sein sollte. Es war nicht einfach jemand, der gezwungen worden war, mich auszutragen. Ich hatte... habe richtige Eltern und nicht solche, die einfach nur das Geld brauchten und mich deswegen verkauften." Das hätte alles auch ganz gut sein können. Warum sonst sollte ein Sklavenkind einen Nachnamen haben?

Re: Wer ist Prinz Erenos?

Sa 4. Apr 2020, 23:34

Kosta kicherte und lachte, als Yadriël ihre beiden Stäbe vergleichen wollte.
"Gute Prioritäten", bekräftigte der Prinz grinsend und freute sich, dass Kosta die ganze Nachricht nach dem ersten Schrecken sehr gut aufnahm. Besser als es sich Yadriël je vorgestellt hatte. Er hatte befürchtet, dass er damit die kleine Freundschaft kaputt machen würde. Doch vielleicht war das Gegenteil eingetroffen. Es war schwer nach wenigen überdrehten Momenten zu beurteilen. Egal, Yadriël wollte nicht so genau darüber nachdenken und lieber genießen, dass sie sich beide irgendwie freuten und ausgelassen miteinander scherzten.
Der Kleine war auch sehr neugierig auf den Beutel und was darinnen war. Er schnappte sich den Beutel und kuschelte sich danach wieder dicht an den Prinzen.
Als Yadriël sich entschuldigte, dass Kosta nicht viel von seiner Mutter gehabt hatte, nahm es der Kleine ganz gefasst auf und meinte, dass es ihm reichen würde, dass er überhaupt eine Mutter gehabt hätte. Eine richtige, die ihn lieb gehabt hatte. die ihn beschützt hätte und so gewesen wäre wie es hätte sein sollen. Nicht jemand, der gezwungen worden war oder ihn für Geld verkauft hätten.
"Das hast du dir vorgestellt?", fragte Yadriël. "Es war nicht so. Klar, wir wurden gezwungen. Wir sollten dich zeugen, aber der Sex... den wollten wir beide und wir hatten Spaß daran und wir waren gerne zusammen. Es war keine richtige Beziehung, aber es waren schöne Momente, wenn wir zusammen waren. Und du warst immer dabei. Sie war eine echte Mutter, Kleiner." Yadriël lächelte. "Sie war ein Sturkopf. Sie wollte unbedingt, dass du ein Erenos wirst. Dass du es gut hast und deine eigenen Entscheidungen triffst. Ich hab nicht viel davon mitbekommen wie ihr beide zusammen gelebt habt, aber es muss schön gewesen sein. Sie hat dich ihr kleines Zuckerstück genannt." Er strich Kosta wuschelnd durchs Haar.

"Okay, öffne den Beutel", forderte er dann bevor er noch mehr rührseliges über Phoebe sagte. "Ich muss zugeben, die meisten Sachen hab ich... naja, gestohlen. Euch weggenommen, obwohl ihr nicht viel hattet." Yadriël wusste, dass das mies gewesen war. Er hatte nicht mit ihr fliehen wollen, aber Erinnerungsstücke haben wollen. Phoebe hätte ihn dafür in die Mangel genommen.
Kosta zog als erstes den Brief raus, den Yadriël geschrieben hatte.
"Da drin steht ungefähr das was ich dir erzählt hab. Vielleicht weniger. Der Brief war echt schwer", sagte der Prinz. "Es hätte dir jedenfalls nen Start gegeben selbst nach ihr zu forschen, wenn du es irgendwann gewollt hättest."
Zum Glück hatte Yadriël überlebt und sie konnten den Inhalt des Beutels gemeinsam entdecken. Als nächstes zog Kosta einen größeren Schlüpfer heraus. Der Stoff war dünn und das Muster darauf schon fast verblasst.
"He, ich hab dir gesagt, dass sie nen Prachtarsch hatte", erklärte der Dhemlaner grinsend. Danach fiel ein besticktes Tuch heraus. "Für ihre Haare. Wenn sie gebacken oder herumgeräumt hat, waren ihr ihre Haare oft im Weg und dann hatte sie dieses kleine Tuch auf. Hölle, sie war ständig am rumräumen. Ich bin aufgewacht und meine gesamte Kleidung war gewaschen und geflickt. Selbst wenn wir vorher gestritten hatten. Weit sind wir in den Streits nie gekommen. Die haben dir nie gefallen und dann haben wir aufgehört", erzählte er.
Yadriël griff sorgsam nach dem Tuch und strich darüber. "Als du ein Baby warst, hat sie damit Verstecken mit dir gespielt. Ich glaube, das sollte das sein. Wie war das noch... ja, sie hat das Tuch vor ihr Gesicht gehalten und dann wieder fallengelassen und ihr beide habt danach um die Wette gelacht."
Danach zog Kosta ein kleines Säckchen mit Körnern heraus.
"Riech mal dran", forderte Yadriël ihn grinsend auf. "Safframatte von der Farm wo du aufgewachsen bist. Wenn ich mich richtig erinner, war das Säckchen ein Ball mit dem du gespielt hast. Aber es lag auch in deiner Wiege und du hast mit deinen kleinen Fingern dagegen gedrückt. Die Safframattesamen waren echt überall. Sie hingen in der Kleidung, in den Haaren, in den Ecken der Räume. Deine Mutter hat sich mal beschwert, dass sie dich ständig davon abhalten musste, sie in den Mund zu stecken." Er dachte kurz darüber nach. "Ich würde mal drauf wetten, dass du ne viel höhere Dosis Safframatte verkraftest bis sie bei dir richtig anschlägst als andere."
Zuletzt fiel etwas heraus, das wie eine kleine flache Holzschale aussah. Sie passte in eine Handfläche.
"Das habe ich nicht gestohlen", versicherte Yadriël. "Das war dein Boot. Ich glaub, es war eigentlich irgendein Untersetzer. Aber du hast es im Waschzuber hin und hergefahren. Dann hast dus mir gegeben, als ich dir zugesehen hab. Ich weiß nicht, ob dus mir schenken wolltest oder ich es nur mal ausleihen durfte. Ich hatte nie mehr Gelegenheit es dir zurückzugeben."
Der Prinz drehte es um. Im Holz war grob 'R. Erenos' eingeritzt. Dann gab er es Kosta wieder.
"Ich weiß nicht woher es ursprünglich war. Phoebe hat nicht über ihre Familie geredet. Nur, dass sie irgendwo noch welche hatte. Sie hatte noch sieben Jahre Sklaverei. Danach wäre sie frei gewesen. Ich habe nie erfahren was mit ihr passiert ist, aber ich habe keine Zweifel daran, dass sie versuchte mit dir zu fliehen." Phoebe hätte Kosta niemals dort zurückgelassen.
"Verdammt, ich hatte so gehofft, dass sies packt."

Re: Wer ist Prinz Erenos?

So 5. Apr 2020, 09:54

"Ich habe mir Mühe gegeben, möglichst nicht darüber nachzudenken", gestand Kosta verlegen. "Eneas hat mich zu Anfang einige Male dazu gedrängt, nachzuforschen, woher ich kam, aber ich konnte nicht. Es... es war zu erschreckend. Ich wollte mir nicht irgendwelche Hoffnungen machen, die danach nur schmerzlich enttäuscht worden wären. Ich hatte Angst etwas ganz schreckliches heraus zu finden. Zum Scherz habe ich mir manchmal ausgedacht, dass ich als kleiner Junge einfach einmal eines Tages aus einem Buch gekrochen kommen bin."
Zucker versicherte ihm, dass es nicht so gewesen wäre. Ja, Phoebe und er wären gezwungen worden, doch der Sex, den hätten sie beide gewollt und sie hätten Spass daran gehabt. Kosta lächelte glücklich. Das war doch schon mehr, als man bei einem Zuchtsklaven hatte erwarten können. Sein Vater schwärmte davon, wie gerne Phoebe und er zusammen gewesen seien. Keine richtige Beziehung, doch es wären schöne Momente gewesen, wenn sie zusammen gewesen seien. Für Kosta klang das durchaus nach einer richtigen Beziehung. Soweit die Umstände es eben erlaubten. Mit glänzenden Augen und pochendem Herzen hörte Kosta zu, wie sein Vater ihm versicherte, dass er eine echte Mutter gehabt hätte.
"Ich bin ein Erenos", versicherte er innig. "Ich habe es gut und treffe meine eigenen Entscheidungen." Er kicherte verschmitzt. "Und ich bin auch ein Stück von Zucker." Aufgedreht bekam besagter Zucker einen dicken Schmatzer auf die Wange. Das nahm er sich heraus, wo Zucker ihm das Haar zerzauste.

Dicht an seinen Vater gekuschelt, widmete Kosta sich schliesslich dem zerknautschten Beutel. Zucker erzählte ihm zu jedem Stück, was er heraus zog etwas. Zuerst fischte Kosta einen erklärenden Brief heraus, den Zucker sich die Mühe gemacht hatte, um ihm zu erklären wer er war, sollte er es nicht mehr aus dem Krieg zurück schaffen. Glücklich drückte Kosta ihn an sein Herz. Er würde ihn später einmal lesen. Jetzt war er vorallem stolz darauf, dass Zucker sich durch all die Buchstaben gekämpft hatte, um einen Brief zu schreiben.
Der zweite Gegenstand, den Kosta aus dem Beutel zog, war so typisch für Zucker. Kosta musste kichern. Auch wenn er dabei grosse Augen bekam und wieder einmal knallrot anlief. Es war auch seltsam, den Schlüpfer seiner Mutter in der Hand zu halten. Zucker verteidigte sich, dass er doch gesagt hätte, dass Phoebe einen Prachtarsch gehabt hätte. Lächelnd legte Kosta das dünne Höschen zu dem Brief auf den Couchtisch. Zucker musste Phoebe wirklich leidenschaftlich begehrt haben. Das war so schön.

Das nächste Stückchen Stoff war weniger prekär. Es war ein hübsch besticktes Tuch. Zucker erklärte, dass sie sich damit die Haare zurück gebunden hatte. Wenn sie gebacken oder herumgeräumt hätte. Wobei sie beinahe ständig am rumräumen gewesen sei. Selbst wenn sie vorher gestritten hätten. Darin sähen sie allerdings nie weit gekommen, da es Kosta nicht gefallen hätte. Dann hätten sie aufgehört. Neugierig und vorsichtig roch Kosta an dem Tuch. Es war vorallem Zuckers Signatur darin zu spüren. So wie sie jetzt war. Aber auch jünger und... schüchterner? Konnte das sein. Er roch erneut an dem Tuch. Verschiedene Gefühle blitzen auf. Oder Erinnerungen? Verbindungen. Kosta dachte an Schokoladenkuchen, an Wärme und Kuscheln und an frisch gewaschene Wäsche.
"Ich kenne das Spiel", lächelte Kosta verträumt. Es war so schön Zucker... seinem Papi dabei zuzuhören, wie er von der Zeit erzählte, als sie alle drei zusammen gewesen waren. "Ich habe es auch schon mit kleinen Kindern gespielt. Sie haben so viel Spass daran." Dann konnten sie so herzlich lachen. Das Kosta das selbst je auch getan hatte, kam dem Krieger noch immer so unfassbar vor.

Als nächstes sollte er an einem kleinen Säckchen mit Körnern drinn riechen. Kosta keuchte überrascht, als er es getan hatte. Eine Wolke Wolllust und Hitze umnebelte seinen Kopf. Mit grossen Augen hörte er zu. Er sollte einen Ball gefüllt mit Safframatte-Samen als Spielzeug gehabt haben? Das war alles andere als besonders sicher für ein Kind. Für niemanden. Aber anscheinend waren die Samen auf dieser Plantage überall gewesen und natürlich steckten sich kleine Kinder alles in den Mund, was nur irgend möglich war. So hatte Kosta als Kleinkind wohl an Safframattesamen herumgeknabbert. Als Mediziner schüttelte es Kosta bei der Vorstellung.
"Puh, ich weiss nicht", zweifelte er Zuckers Theorie an, dass er eine viel höhere Dosis an Safframatte verkraftete, bis sie bei ihm so richig anschlüge. "Die Portion damals im Kerker hat ganz schön eingeschlagen. Ich konnte mich kaum mehr beherrschen." Zudem hatte Kosta nicht viel Erfahrung mit Safframatte. Na ja, zumindest nicht mehr, seitdem er kein Kleinkind mehr war.

Zuletzt befand sich noch eine kleine Holzschale in dem Beutel. Wohl ein Untersetzer. Für Kosta damals war es jedoch ein Boot gewesen, mit dem er in seinem Waschzuber gespielt hatte. Fasziniert hörte Kosta dem zu. Er konnte sich sich selbst als so kleines Kind gar nicht vorstellen.
"Ich glaube, das war nur geliehen", behauptete er frech und gleichzeitig voller Sehnsucht. "Wenn... wenn ich darf, dann möchte ich es jetzt wieder haben." Er wollte Zucker nicht seiner wertvollen Erinnerungen berauben. Aber etwas hätte er doch gerne von seiner Mutter. Er durfte die Schale behalten. Zum Dank schmuste Kosta glücklich mit seinem Papi, der ihm zeigte, dass diese Schale ursprünglich einem R. Erenos gehört hatte.
"Wenn... wenn du abgefangen wurdest und sie nie wieder gesehen hast, woher weisst du dann, dass sie es nicht geschafft hat?" fragte er sanft. Lieb legte er einen Arm um Zucker. "Vielleicht hat sie es nur nicht mit mir zusammen geschafft. Warum glaubst du, dass sie gestorben ist?"

Re: Wer ist Prinz Erenos?

So 5. Apr 2020, 12:14

"Das bist du", bestätigte Yadriël nach dem Schmatzer lächelnd, als Kosta meinte, er wäre ein Stück von Zucker. Dabei war es so ein fremder Gedanke für ihn. Kosta war ein Teil von ihm. Gehörte zu ihm. Vielleicht würde sich das irgendwann normal anfühlen, doch bisher war es weiterhin unwirklich und fremd. Dennoch fühlte es sich gut an wie sie zusammen auf dem Sofa lagen, der Kleine dicht an ihn gekuschelt. während er die Inhalte des Beutels erkundete. Es war nicht viel, doch es waren besondere Stücke und Kosta untersuchte alles sehr genau, schnupperte an dem Safframattesäckchen.
Er wusste nicht, ob er die Droge besser verkraftete und meinte, dass er sich mit der Portion im Kerker kaum hätte beherrschen können. "Du hast es auf gewisse Weise auch genießen können. Das können die wenigstens mit Safframatte im Blut", gab Yadriël zu Bedenken. "Ich will dich nicht zu Selbstversuchen bringen, aber vielleicht erinnert dich der Geruch irgendwann auch etwas an deine Herkunft."
Das kleine Boot schien Kosta interessanter zu finden und er erklärte, es wäre nur geliehen. Er würde es jetzt gerne wiederhaben. Bereitwillig gab es Yadriël zurück.
"Natürlich. Das sollte alles mal dir gehören. Ihr Höschen würd ich gern behalten. Den Rest kannst du aufbewahren", bot er an und Kosta zeigte sich damit zufrieden, kuschelte sich wieder an ihn.
Als der Prinz davon erzählte, dass Phoebe sicher auch ohne ihn einen Fluchtversuch gemacht hatte, hatte Kosta eine andere Theorie dazu. Vielleicht hätte sie es einfach alleine geschafft. Yadriël wisse nicht, dass sie gestorben sei.
"Weil sie dich niemals zurückgelassen hätte", sagte Yadriël überzeugt. "Ich weiß, sie wollte am Anfang nicht schwanger werden, aber als du erstmal da warst, hat sie dich heiß und innig geliebt. Sie hätte dich nicht im Stich gelassen." Sie war nicht so wie Yadriël gewesen. Das konnte er nicht glauben.
"Irgendwann würde ich gerne herausfinden was mit ihr passiert ist, aber ich hab keine Hoffnungen dass sie noch lebt." Und Kosta sollte sie besser auch nicht haben. Wenn sie ihr Grab fänden, wäre das bereits ein großer Erfolg.
Yadriël sah seinen Sohn fragend an. "Kannst du dich an irgendetwas erinnern? An deine Kindheit?", fragte er dann doch neugierig. "An deine Zeit vor der Bibliothek oder wie du dort hingekommen bist? Vielleicht hat Lady Moreno dich weiterverkauft oder dein neuer Besitzer war jemand, den sie kannte. Wobei es mich wundert, dass sie dich überhaupt weitergegeben hat. Sie wollte dich schließlich haben."
Es war definitiv mysteriös.

Re: Wer ist Prinz Erenos?

So 5. Apr 2020, 12:53

Kosta verzog gequält das Gesicht. Er wusste nicht so recht, ob er das wirklich genossen hatte, als er Zucker vergewaltigt hatte. Vielleicht irgendwie schon. Das war furchtbar. Der Sex danach war allerdings wirklich sehr heiss gewesen. Da hatte das Safframatte noch in ihm gewirkt. Wenn wohl auch nicht mehr so stark.
"Uh, nein, ich bin schon so oft genug erregt", schüttelte er gleich wehement den Kopf. Er wollte ganz bestimmt keine Selbstversuche mit Safframatte machen. Ausserdem war er sich nicht sicher, ob Lady Morenos Plantage wirklich seine Herkunft war. Immerhin war seine Mutter da auch nur Sklavin gewesen und es war nicht ihre wirkliche Heimat gewesen.

Behutsam fragte er nach Phoebe. Vor einigen Tagen war Zucker noch überzeugt gewesen, dass sie tot war. Es hatte fast so geklungen, als wisse er wo ihr Grab war. Heute jedoch hatte es eher so geklungen, als wisse er nicht, was passiert sei, nachdem er verschleppt worden war. Vielleicht war sie also doch noch am Leben und hatte es alleine in die Freiheit geschafft. Die letzte Option wehrte Zucker rigoros ab. Er war sich absolut sicher, dass Phoebe ihn niemals zurück gelassen hätte. Auch wenn sie am Anfang nicht hatte schwanger werden wollen, hätte sie Kosta heiss und innig geliebt. Sie hätte ihn niemals im Stich gelassen.
Kosta fühlte sich ganz komisch bei diesen eindringlichen Worten. Es kribbelte wieder in seinem Bauch und er wollte sich besonders dicht an seinen Papi schmiegen. Er wollte ihn nie wieder loslassen.
"Wir werden es herausfinden, was mit ihr passiert ist", versprach er ihm zuversichtlich. "Aber erstmal musst du lernen, wieder gehen zu können und ganz gesund werden." Auch wenn sie jetzt vielleicht am liebsten auf die Ämter hätten rennen wollen, um nachzuforschen, was damals bei Lady Moreno passiert war. So etwas brauchte viel Kraft, Ausdauer und Geduld, was sie beide gerade nicht hatten.

"Ich... nein, es tut mir Leid, ich erinnere mich an nichts", schüttelte Kosta traurig seinen Kopf. "Der Name Phoebe kommt mit zwar sehr vertraut vor, genau wie die Gerüche von dem bestickten Tuch... aber... aber vielleicht ist das auch nur, weil ich mich gerne daran erinnern will. Für mich begann die Welt in der Bibliothek. Es tut mir leid." Er hätte sich so gern an seine Mutter erinnert, die ihn so lieb gehabt hatte.
"Marias Freundin auf der Akademie war eine Moreno", erinnerte sich Kosta. "Wir können Maria fragen, ob sie uns hilft mit ihr in Kontakt zu treten. Vielleicht ist ihre Freundin ja bereit, bei ihrer Familie nachzuforschen, damit wir wissen, was passiert ist. Weswegen wollte Lady Moreno mich denn eigentlich haben. Wofür war ich gedacht?"

Re: Wer ist Prinz Erenos?

So 5. Apr 2020, 16:21

Kosta war weit zuversichtlicher und meinte, dass sie zusammen herausfinden würden was mit Phoebe passiert wäre. Zunächst müsse Yadriël wieder ganz gesund wäre. Der Dhemlaner nickte.
"Ich hab nicht vor wegzurennen. Ich bin froh, dass ichs dir endlich sagen konnte. Weitere Pläne hatte ich nicht." Soweit dachte er nie. Er würde vollends damit beschäftigt sein wieder laufen zu können - und aufs neue mit Kosta umzugehen. Danach konnten sie irgendwann nachsehen was aus Phoebe geworden war. Yadriël glaubte trotzdem, dass sie nicht überlebt hatte. Ansonsten wäre Kosta jetzt nicht in Sklaverei oder? Sie hätte einen Weg gefunden ihren Sohn in Freiheit zu bringen und sie hätte nicht aufgegeben. Der Prinz war fest überzeugt davon.
Vielleicht wusste der Kleine doch mehr über seine frühe Kindheit, als er ahnte. Doch Kosta schüttelte betrübt den Kopf. Er würde sich nicht erinnern. Zwar käme ihm Phoebes Name bekannt vor und auch ein paar der Gerüche, doch er könne nicht sagen, ob er sich das einbildete, weil er sich so sehr erinnern wollte.
Seine ersten Erinnerungen wären in der Bibliothek gewesen.
"Kein Ding", wehrte Yadriël die Entschuldigung ab. "Du warst sehr jung. Ich erinner mich auch kaum an meine Kindheit."
Wenigstens hatte Kosta jetzt die Gewissheit, dass er eine liebende Mutter gehabt hatte. "Ich kann dir später so viele Einzelheiten über die Zeit damals erzählen wie ich mich erinner", versprach er.
Dann erwähnte der Kleine jemanden auf der Akademie, die eine Moreno gewesen wäre.
"Akademie?", fragte Yadriël und Kosta erklärte, dass er damit die Nautische Akademie in Mineva meinte. Stimmt, davon hatte er mal geplappert, als er ihm von der Stadt erzählt hatte. "Du kennst eine Moreno? Ich weiß nur, dass sie eine Adelsfamilie sind, aber nicht wie groß."
Soweit Yadriël mitbekommen hatte, war Maria eine der Piratinnen. Die Heilerin. Sie war anscheinend mit dieser Moreno befreundet gewesen. Kosta überlegte, ob Maria sie kontaktieren und darum bitten könnte in ihrer Familie nachzuforschen, was passiert war.
"Nen Versuch ists wert", entgegnete Yadriël, "Wenn man dieser Moreno vertrauen kann." Er bezweifelte, dass die Adelige die Wahrheit sagen würde, wenn es ein schlechtes Licht auf ihre Familie werfen würde. Vielleicht hatte man auch zwei Sklaven in irgendeinem ländlichen Anwesen vor zwei Jahrhunderten längst vergessen.
"Meinst du, es gibt Aufzeichnungen davon? Hmmm... ich erinner mich, dass Rousseaux umfassende Aufzeichnungen über ihre Sklaven hatte. Zuchtbücher nannte sie es", sprach Yadriël verächtlich aus. "Es waren Bücher und Bücher von Stammbäumen und Listen. Aber sie war ne Züchterin. Keine Ahnung ob die Morenos was ähnliches hatten." Vielleicht in kleinerem Umfang. Der Prinz wollte sich nicht zu viele Hoffnungen machen. Phoebe war keine permanente Sklavin gewesen. Bestenfalls tauchte sie vielleicht in irgendeinem verstaubten Büchlein eines Buchhalters auf. Falls man die nicht nach zweihundert Jahren verfeuert hatte.

"Wofür du gedacht warst? Puh.. es war nicht so, dass man uns mitgeteilt hat, wofür du bist. Ein paar Gesprächsfetzen weiß ich. Phoebes Herrin schätzte ihre Fleißigkeit und ihr sanftes Gemüt." Er unterdrückte ein Lachen, weil das zu absurd war. Phoebe war unheimlich temperamentvoll gewesen. "Die Worte 'Erinnerungsstück' fielen, ein neuer Liebling. Meine Vermutung wär nen Haussklave mit exklusiven Bettdiensten. Ich war mit Moreno im Bett. Glaub mir, du hast nix verpasst."
Er streichelte über Kostas Rücken. Er schien es mit der Königin besser getroffen zu haben.
"Wie war die Zeit in dieser Bibliothek? Was musstest du machen?", fragte Yadriël. "Wie alt warst du da?"
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