Re: Wiedersehen in Loraka
von Laree » Sa 30. Jul 2022, 17:47
Ihr Jugendfreund konnte ihre Beweggründe nicht recht verstehen, obwohl er beteuerte, dass er es sehr wollte, um ihr zu helfen. Laree lächelte entschuldigend zurück. "Ist nicht so schlimm", erwiderte sie ein wenig zärtlich. Kosta wusste ja nichts von dem was ihr passiert war. Jetzt war nicht die Zeit sich auszuheulen. Laree musste sich zusammenreißen und stark bleiben.
Kosta stimmte ihr zu, dass Sion wahrscheinlich nicht verlieren würde, jedoch alle anderen, die ihm folgen würden. Sion wäre ein Ungeheuer und nur darauf aus alles zu vernichten. "In welcher Art unterscheidet er sich von irgendwelchen machhungrigen, sadistischen Adeligen? Das kleine Volk hat unter jedem gleich zu leiden. Es macht keinen Unterschied."
Sie schwiegen sich eine kurze Weile an. Laree musste wieder zurück und es würde sicher auch den anderen Rekruten auffallen, wenn Kosta sich immer fortschlich. "Du auch auf dich. Pass dich an und sei so unauffällig wie möglich. Und... wenn du in der Krankenstation bist, versuch Schwarztraumspritzen zu organisieren. Aber sei vorsichtig, Maeve ist sehr gewissenhaft. Tausch sie aus gegen Fläschchen mit schwarzem Staub oder etwas in der Art." Bei Kostas fragenden Gesicht, erklärte Laree. "Malateste braucht Schwarztraum. Er wirds nicht zugeben, aber er ist süchtig danach. Wenn ers nicht mehr nimmt, wird er in Blutrausch verfallen. Und ihr wollt das nicht mitten auf dem Schiff", warnte sie.
Damit verließ sie Kosta, um zurück zu ihrer Arbeit zu gehen und Revan aufzusuchen. Die Tage verstrichen viel zu schnell. Heute war Gualterio mit seiner Einheit zurück von seiner Mission gekommen. Die Hexe wusste nicht, ob er mit Rashar gesprochen hatte oder nicht. Sie hoffte alles wäre gut gegangen. Laree hatte noch nicht überlegt, ob sie nun fliehen wollte oder nicht. Heimlich beobachtete sie Gualterio, doch er würde zurück nach Draega und dort versuchen zurück in die Gunst von Timaris zu gelangen. Alles für seine Königin.
Malateste war keinen Tag zu früh wiedergekommen, denn am nächsten Tag schon sah Laree Kosta auf dem Exerzierplatz. Er wirkte aufgeregt, obwohl er es zu verbergen versuchte. Als er ihr zunickt, wusste auch die Gefreite bescheid. Es war soweit. Eneas war hier oder kurz davor. Ihr Herz begann augenblicklich schneller zu schlagen. Was sollte sie tun? Es musste schnell gehen. Keine Zeit zu überlegen. Laree hatte in den letzten Tagen einige der Akten von Revan heimlich eingesehen und versucht abzupausen. Es waren nur einige Blätter, aber die könnte Gualterio mitnehmen. Außerdem hatte sie ihre Tasche gepackt und etwas für Maeve vorbereitet.
Laree ging rasch nach drinnen hoch in die Krankenstation. Sie hatte keine Ahnung, wie es jetzt vorangehen sollte, doch zuerst musste sie mit Maeve sprechen.
Es brauche eine Weile bis Maeve alleine war. "Maeve, kann ich kurz mit dir reden?", bat Laree. "Hast du dir schon überlegt was passieren soll, wenn das Baby da ist?"
Sie hatten sich an einen kleinen, weißen Tisch gesetzt. Die Heilerin rückte ihr Kleid zurecht, was ihr oben herum schon etwas zu eng wurde. "Ich denke über nichts anderes nach", gestand sie leise und sah Richtung Flur.
"Was denkst du, was Lorcann tun wird?", ließ Laree nicht locker.
"Ich wag nicht daran zu denken." Maeve atmete tief durch. "Ich sollte es ihm sagen."
"Maeve.. hast du Angst, er wird dir schaden?" Laree sah ihr in die Augen. Maeve hielt dem Blick stand ehe sie den Kopf schüttelte.
"Nein, er würde mir nicht weh tun, nicht körperlich. Aber meine Karriere wäre vorbei und ich sorge mich um Amaya."
"Amaya?", fragte Laree. Es stellte sich heraus, dass dies Tigers richtiger Name war. Er hatte ihn ihr gesagt bevor es zur Schlacht im Fort gekommen war. Maeve wischte sich einige Tränen fort.
"Es gibt noch eine andere Möglichkeit. So dass es nie herauskommt... indem du fort gehst. Woanders hin", tastete sie sich vor.
Maeve hielt es für einen Scherz, lächelte. "Das geht nicht."
"Und wenn doch? Wenn es ein Schiff gäbe, das dich fortträgt? Weit weg von Lorcann und all dem hier?", drängte Laree. Maeve sah sie leicht fragend an, rückte etwas fort.
"Das ist lieb, Venka, aber in Dhemlan passiert mir nichts. Ich habe dort Familie, die sich um mich kümmert", versicherte Maeve.
"Und wenn sie sehen von dem das Baby ist?", fragte Laree. Maeve verstummte. Vorsichtig griff die Hexe nach der Hand der Heilerin. "Kannst du ein Geheimnis bewahren?"
Sie fühlte sich kurz vor einem Sprung von einer Klippe. Laree war Maeve zwar sympathisch, doch sie konnte nicht abschätzen, ob sie Verständnis für eine Privatspionin hatte. Es wäre gut möglich, dass Maeve sie meldete. Und dann? Sollte sie es riskieren?
Laree merkte, dass sie schon viel zu lange geschwiegen hatte. "Was ist los, Venka?", fragte Maeve. "Was willst du mir sagen?"
"Es gibt ein Schiff, das dich wegbringen könnte", sagte Laree leise, "Gerade in diesem Moment ist ein Schiff hier vor Anker, das aussieht wie ein dhemlanisches aber keines ist. Es kann dich zu einer Insel bringen, wo du in Sicherheit bist und später, wenn der Krieg vorbei ist, kann Tiger dich dort treffen." Sie erzählte es rasch, gedrängt, aus Angst man könnte sie belauschen oder die Dhemlanerin würde sie entsetzt unterbrechen. Maeve wirkte eher verwirrt.
"Was redest du da? Was meinst du?", fragte sie.
"Es ist nicht viel Zeit. Ich.. habe Kontakte. Sie sind hier, um mich mitzunehmen. Aber wir können dich auch mitnehmen, wenn du willst. Bitte verrate uns nicht", wisperte Laree und drückte weiterhin Maeves Hand.
"Du.. du bist..." Erkennen zeigte sich in Maeves Augen. "Was hast du getan?" Sie zog ihre Hand fort.
In dem Moment kam Kosta in die Krankenstation. Er lächelte charmant, kam locker zu ihnen und erklärte, dass er Maeve eigentlich zu einem Spaziergang hätte einladen wollen. Es wäre so schön draußen und sie bräuchte die frische Luft. Die Dhemlanerin erhob sich.
"Gehörst du dazu?", fragte sie. "Was macht ihr hier? Soll ich die Wachen rufen?"
Laree trat zu ihr. "Das ist nicht nötig. Wir schaden dir nicht. Niemanden hier", versicherte sie. "Ich wollte dir eine Möglichkeit bieten, von hier fortzugehen. Du musst dir dann keine Sorgen mehr machen."
"Ich habe mein ganzes Leben in Dhemlan", hauchte sie, schüttelte den Kopf. "Nein, geht bitte. Ich muss mich hinlegen."