Go to footer

Wiedersehen in Loraka





Re: Wiedersehen in Loraka

Beitragvon Kosta » Sa 30. Jul 2022, 12:45

"Das brauchte sie noch nie", lächelte Kosta wehmütig. Oft hatte er auch nicht nachvollziehen können, warum Timaris etwas tat. Doch das war egal. Meistens hatte es eben doch gute Gründe gehabt, auch wenn man die nicht immer nachvollziehen konnte und selten war ihr etwas egal gewesen. Kosta hatte die Königin oft harte, grausame Dinge tun sehen und sie danach heimlich beobachtet, wie sie still vor sich hin gelitten hatte. Es war nicht leicht in Draega. Das wusste er. Deswegen sollte Eneas nie die Stadt betreten. Genau so wenig wie Laree ursprünglich. Timaris hatte keinen Ivores dort sehen wollen. Aber Laree hatte so gerne gewollt und Timaris hatte sie sehr gerne verwöhnt. Wie hatte das nur so aus dem Ruder laufen können.

"Du weisst, dass er für dich sein Wort gebrochen hätte", flüsterte Kosta überzeugt. Larees Schmerz tat ihm selber ganz weh. "Ausserdem gilt das Verbot nur für ihn und nicht für den Rest der Mannschaft. Bitte, Venka. Lass uns dir helfen." Lass mich wieder in dein Herz und dich umarmen. Sicherheitshalber kam Kosta ihr jedoch nicht näher. Er liess sie dann auch gehen, als sie meinte, Revan würde sonst misstrauisch werden. Da hatte sie durchaus recht. Er würde sie ein andermal sprechen.

"Du lässt sie einfach gehen?" fragte Leandra aufgebracht. "Was wenn sie uns jetzt doch verrät, weil sie unbedingt bei diesem Revan bleiben will. Wir sollten lieber gleich dafür sorgen, dass sie für immer..." Weiter kam die Hexe nicht, denn Kosta war blitzschnell zu ihr getreten, hatte sie fest an den Haaren gepackt und ihr ein Messer an die Kehle gelegt.
"Wag es nicht einmal, auch nur daran zu denken", drohte er ihr dunkel. "Ansonsten wirst du dir wünschen, ich hätte dir jetzt einfach nur die Kehle durchgeschnitten." Erschrocken sog Leandra die Luft ein und schüttelte ihren Kopf. "Gut, dann sieh zu, dass du für Zucker zwei Pferde organisiert kriegst. Danach werden wir beide Pläne schmieden, wie man euch im Untergrund am Besten helfen kann." Leandra nickte und verschwand auch gleich, sobald er sie losliess.

"Pass auf dich auf Venka", verabschiedete er sich lieb und unschuldig von seiner Jugendfreundin, nachdem er das Messer hatte verschwinden lassen. "Bitte, sei mir nicht böse, dass ich so gemein zu dir war. Ich weiss, ich setze mich einfach über deine Wünsche hinweg, obwohl das nicht mein Recht ist. Ich kann einfach nicht mitansehen, wie du dich selbst zerfrisst. Bitte lass uns einmal noch unter vier Augen sprechen." Laree warf ihm einen mehr oder weniger gnädigen Blick zu, bevor sie schliesslich ebenfalls den Dachstock verliess.

Schliesslich befanden sich nur noch Zucker und er unter den Dachschrägen. Wenigstens musste er den Prinzen nach dem Drama nicht mehr überzeugen, dass er war, wer er behauptete zu sein. Innig bedankte er sich bei ihm, dass er ihm bei Phönix beigestanden war. Danach machten sie sich hastig ans Planen, überlegten, was Rashar unbedingt gesagt werden musste und wie sie in Kontakt bleiben konnten. Kosta überlegte sich, dass er womöglich zum Fort zurück kehren könnte, sobald Prinz Malateste abgeliefert worden war. Allerdings sagte er Zucker noch nichts davon. Er merkte nur selber, wie er mithelfen wollte, Sion zu besiegen. Wie er seine Schuld, die er beim Fort Maloun aufgeladen hatte, wieder sühnen wollte.

Spät in der Nacht war dann alles gesagt und geplant und Zucker konnte losreiten. Bevor sie jedoch gingen, fasste er den Prinzen scheu an der Hand. "Es tut mir leid, dass ich dich so oft habe anlügen müssen", entschuldigte er sich schliesslich ehrlich. "Ich wünschte, wir hätten uns woanders kennen gelernt. Aber vielleicht, wenn es irgendwann nicht mehr so viel zu tun gibt, könnten wir ja doch mal für einen kleinen Urlaub auf die Insel." Süss und hoffnungsvoll lächelte er seinen Schwarm an. "Pass auf dich auf und halte durch, ja? Ich komme dich holen. Versprochen. Hier." Er drückte ihm einen von Goldauges Talern in die Hand. "Solltest du Mal in Schwierigkeiten geraten, dann geh in die schäbigste Hafenkneipe, die du finden kannst und frag nach Goldauge. Sag Iason hat dich geschickt. Dann wird dir geholfen." Ob er ihn zum Abschied noch einmal küssen durfte? Nein, Kosta traute sich nicht. Der Abschied war viel zu schnell, zu plötzlich gekommen.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


von Anzeige » Sa 30. Jul 2022, 12:45

Anzeige
 


Re: Wiedersehen in Loraka

Beitragvon Yadriël » Sa 30. Jul 2022, 12:46

Er hatte das Gefühl ein Drama zu beobachten von dem er weder den Anfang noch das Ende kannte. Er sah bloß einen kurzen Ausschnitt. Einiges konnte Zucker aus dem Streit zwischen Iason und Venka schlussfolgern. Dass sie dem Krieger vorwarf sie nicht in Draega gerettet zu haben und dass sie die Königin von Hayll hasste, da etwas zwischen ihnen passiert war. Was auch immer es gewesen war, Venka wollte nicht fort und sperrte sich dagegen.
Als sie schon vorzeitig gehen wollte, stellte sich Zucker neben den Rekruten. Er befürchtete, dass Phönix tatsächlich in den Blickpunkt der Armee geriet, wenn Jason Bonderus von hier floh. Eigentlich konnte sich Zucker aber nicht vorstellen, dass der Kriegerprinz Venka hier zurückließ. Wenn Jason hier wäre, hätte er die kesse Hexe jetzt schon gefesselt und sie sich über die Schulter geworfen. So gesehen hatte Zucker keine großen Bedenken, dass sie auf dem Schiff landen würde.
Allerdings zeigte ihm Venka auf, dass für ihn selbst auch Gefahr bestand, da er ständig mit Bonderus, Venka und Iason gesehen worden war. Leider hatte sie verdammt Recht. Was sollte er dagegen machen? Der Prinz überlegte, ob es besser wäre zu desertieren, um einer Folter zu entgehen. Es könnte aber die Aufmerksamkeit auf den Rest der 6. Kompanie lenken, wenn er abhaute. Das durfte nicht passieren, weswegen er Iasons Angebot ablehnte. Egal wie reizvoll es sein mochte.

Der hayllische Krieger bat Venka derweil, sich helfen zu lassen. Das ehemalige Dienstmädchen wollte nur noch weg und nichts schien sie mehr halten zu können. Sie schob vor, dass Revan misstrauisch würde, wenn sie zu lange fort blieb. Nun, das wollte echt niemand. Nur die Rebellin Leandra sah das anders, befürchtete, dass Venka sie alle verraten würde. Rasch war Iason bei ihr, bewies ein weiteres Mal seine enorme Schnelligkeit. Er drohte Leandra mit dunkler Stimme. Wie konnte der Mann so lieb und dann wieder so gefährlich wirken? Zucker war sich immer noch nicht sicher, wie oft ihn Iason angelogen hatte.
Leandra fügte sich leise, wollte Pferde organisieren.
Nachdem die Hure gegangen war, wollte auch Venka verschwinden. Iason hielt sie noch einmal auf, entschuldigte sich. Zucker trat auch zu ihr.
"Hey... kann sein, dass wir uns nicht mehr sehen...", fing er an und umarmte sie dann kurz. "Pass auf dich auf, Phönix. Du solltest nen Neuanfang machen. Nur nich unbedingt hier. Ich hab gehört Chaillot soll nett sein um die Jahreszeit..."
Venka seufzte. "Ich werd mich nicht von dir verabschieden. Wir sehen uns bald wieder." So ein Sturkopf. Er nickte grinsend, sah ihr nach, als sie ging.
Danach setzten die beiden Männer sich, konzentrierten sich lieber auf den Fluchtplan. Zucker hatte ein eigenes Interesse daran, dass dabei alles glatt verlief. Wenn Iason und Bonderus es verpatzten und geschnappt wurden, schwebte auch Zucker in Gefahr. Viel stand auf dem Spiel.

Es war schon sehr spät, als sie die Pläne fertig hatten. Zucker musste sich beeilen, um möglichst schnell beim Fort zu sein, damit er Rashar und Bonderus zusammen führen konnte. Der Prinz wollte noch heute, im Schutze der Nacht, aufbrechen. Als alles bereit war, blieben Iason und er noch im Dachstock zurück. Zucker schob einen leeren Teller beiseite in dem vorhin noch eine Mahlzeit aus Fisch und Reis gewesen war. Iason berührte ihn an der Hand. Der Prinz lächelte leicht im dämmrigen Kerzenlicht.
"Ich war auch nicht immer ehrlich", gab er zu. Er würde Iason aber nicht sagen wo. "Bei Fronturlaub sag ich nich nein", scherzte er. "Aber von deiner Insel werden wir dann nicht viel sehen." Er versuchte den Abschied mit etwas Witz zu überspielen. Zucker wusste nicht wie er für den Hayllier empfinden sollte. Heute war so viel passiert, dass er noch keine Gelegenheit gehabt hatte darüber nachzudenken.
Iason gab ihm zahlreiche Versprechen. Er würde ihn holen kommen und ihn finden. "Wir sehen uns auf dem Schlachtfeld wieder. Du erkennst mich an ner roten Nelke im Knopfloch." Der Prinz strich sich durch sein dunkles, kurz geschnittenes Haar. "Ich hab doch meine Kompanie. Und ein schweineglück. Mir passiert nix." Wieso sorgte sich Iason? War das auch nur Schau, um ihn bei seinen Plänen gewogen zu halten? Der Sklave und Pirat gab ihm eine Goldmünze mit dem er ihn in jeder Hafenkneipe erreichen könnte. Zucker drehte die Münze hin und her.
"Ist das so? Merk ich mir." Er erhob sich. Als Iason neben ihm stand, drückte Zucker ihn und gab ihm einen kurzen, rauen Kuss, etwas unsicher, ob er das überhaupt wollte. Außerdem war ihm das etwas zu viel Gefühlsduselei, wo er den Krieger offensichtlich kaum kannte.
"Okay, ich muss los. Pass auf Venka auf. Wenn nötig, zwack dir aus der Krankenstation, was Betäubungsmittel ab und leg sie schlafen." Er grinste. Dann fiel ihm plötzlich etwas ein. "Frag Venka, ob sie Maeve mitnehmen will." Er zwinkerte. "Könnt helfen."
Benutzeravatar
Yadriël
Prinz
Prinz
 
Beiträge: 417
Registriert: So 3. Nov 2019, 19:26
Wohnort: Prinz


Re: Wiedersehen in Loraka

Beitragvon Kosta » Sa 30. Jul 2022, 12:55

"Das macht nichts", lächelte Kosta verlegen und zupfte etwas an seinem Haar. Er war froh, dass Zucker nicht mehr böse auf ihn zu sein schien. Von ihm aus mussten sie wirklich keine Besichtigungstour der Insel machen. Da gab es spannenderes zu tun. Dass dieser ihn auch angelogen hatte, störte ihn nicht. Jeder Mensch hatte so seine Geheimnisse. Manchmal waren es gute, manchmal schlechte und oft gab es einen guten Grund, warum man sie geheim hielt.
"In Ordnung", nickte er zuversichtlich, als hätten sie nun tatsächlich eine Verabredung und als würde Kosta Zucker dann wirklich an einer roten Nelke im Knopfloch wieder erkennen. "Das mit dem Dämon, war übrigens kein Scherz", fügte er noch hastig an. "Vor lauter Aufregung kam ich nicht dazu, das noch klar zu stellen. Aber Sion ist wirklich kein Mensch. Er besetzt nur einen. Pass also auf. Bitte."
Schlussendlich bekam er doch noch seinen Kuss. Kurz und rau und doch so heiss. Kosta spürte sein Herz heftig in seiner Brust wummern. Innig erwiderte er ihn, drückte Zucker auch noch rasch an sich, bevor sie entgültig gehen mussten. Leandra hatte es tatsächlich geschafft, zwei Pferde für Zucker aufzutreiben und sie wollte ihn ausserhalb der Stadt dahin führen. Kosta blieb zurück und versprach Venka nach Maeve zu fragen.

Er kam erst zwei Tage später dazu. Seine Ausbildung als Rekrut ging nach wie vor weiter. Er musste am Nachmittag noch immer in der Krankenstation helfen und am Abend traf er sich mit Leandra, um ein Ablenkungsmanöver zu planen, wie Zucker es vorgeschlagen hatte. Kosta wollte auch noch herausfinden, ob der Hafen mit einer Kette gesichert war. Wenn die jemand hochzog, wäre die Flotte erst einmal eingesperrt und sie bekämen wertvollen Vorsprung.

Abends fand er Laree ausserhalb der Stadt am Rande eines nahen Wäldchens. Sie übte da zielgenau mit der Armbrust umzugehen. Kosta näherte sich ihr leise, verbarg seine Signatur jedoch nicht. Er drängte sich ihr auch nicht auf, sondern setzte sich in der Nähe hin und wartete, bis sie fertig war.
"Diese Treffsicherheit hast du bestimmt von deinem Vater", lächelte Kosta. Es hatte eine Weile gedauert, doch irgendwann war der Krieger dahinter gekommen, dass der Oberste Butler in Mineva nicht einfach nur ein strenger Vorgesetzter, liebevoller Familienvater und ein exakter Geigenlehrer war, sondern auch eine militärische Vorgeschichte hatte. Auch er konnte eine Armbrust zielgenau einsetzen.
"Zucker bat mich, dich zu fragen, ob du Maeve nicht auch mitnehmen magst", löste er sein Versprechen gleich ein. "Ich fände das eine gute Idee. Wieso ist sie eigentlich noch hier? Gibt Sion so wenig auf ein Menschenleben? Sogar auf Menschenleben, die ihm treu dienen?"
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Wiedersehen in Loraka

Beitragvon Laree » Sa 30. Jul 2022, 12:56

Die nächsten zwei Tage konnte Laree kaum schlafen. Sie war extrem angespannt und aufgewühlt. Nicht mehr lange und Eneas würde mit einem Schiff hier eintreffen. Sie befürchtete, man würde das Schiff sofort beschießen und versenken sobald es in der Nähe war. Wenn die Tarnung nun nicht gut genug wäre... und ob Kosta wirklich schaffen würde mit Gualterio zu fliehen... so viele Gedanken kreisten in ihrem Geiste, das sie selten zur Ruhe kam. Als wäre das nicht genug Aufregung, durfte Laree sich nichts anmerken lassen. Revan war gut in seiner Arbeit und sehr aufmerksam. Er durfte nicht anfangen Fragen zu stellen.
Die Hexe lag nachts neben ihm, dachte an Malateste und wünschte, er wäre hier und sie könnte mit ihm reden. Er würde sie auch nur verschleppen wollen, dachte sie kurze Zeit später. Zurück nach Draega. Aber womöglich war er auch wütend auf sie, da sie nun Revans Geliebte war... Laree wusste es nicht, da sie Gualterio ja aus dem Weg gegangen war. Jetzt war ihr das nicht mehr so recht. Ach, sie drehte noch durch. Die Hexe erledigte müde ihr Tagwerk. Zucker war nicht mehr im Fort, doch es schien niemandem aufzufallen und keiner fragte sie danach.
Um ihre Nerven zu beruhigen, ging Laree in den Wald. Sie konnte sehr gut Armbrust schießen und zu beobachten wie der Bolzen jedesmal in die Mitte des Holzes fuhr, war in gewisser Weise beruhigend. Solange bis Kosta auftauchte. Er konnte es einfach nicht sein lassen. Laree versuchte ihn zu ignorieren. Sie konnte nicht mit dem Krieger darüber reden. Er himmelte Timaris an. Wenn Laree ihm deutlich erzählte wie seine Herrin in Wirklichkeit war... entweder würde er ihr nicht glauben oder es würde ihm sehr weh tun. Vielleicht berichtete er sogar Timaris alles, die sich dann an Laree für ihr Plappermaul rächte. Nein, nicht hier. Hier war sie sicher. Aber genausogut bestand die Möglichkeit, dass Kosta alles Eneas erzählte und das würde ihrem Bruder das Herz brechen.

Als Laree all ihre Bolzen verschossen hatte und zur Zielscheibe ging, um die Munition wieder herauszuziehen, trat Kosta zu ihr und meinte lächelnd, dass sie ihre Treffsicherheit gewiss von ihrem Vater hätte. Laree zuckte mit den Schultern. "Möglich." Sie wollte nicht mit Kosta reden.
Das klappte jedoch überhaupt nicht, als dieser plötzlich fragte, ob Laree Maeve mitnehmen wollte. Die Gefreite drehte sich überrascht um. "Ihr würdet sie mitnehmen?" Daran hatte sie noch nicht gedacht. Laree hatte sich in den letzten Wochen mit der Heilerin angefreundet. Sie wusste, dass Maeve sich sorgte, was mit ihr nach der Schwangerschaft passieren würde. Sobald Lorcann das Baby sah, würde er wissen, dass es nicht von ihm war. Zudem befürchtete Maeve, dass das Kind nicht überleben würde. Tiger hätte ihr gesagt, dass schon einmal ein Kind von ihm nicht lebend geboren worden war. Laree wollte gar nicht daran denken. Es erinnerte sie an ihr eigenes...
"Wieso sollte sie nicht hier sein?", fragte die Hayllierin schnippisch zurück, "Sie wendet die Kunst nicht mehr an, aber nur weil eine Frau schwanger ist, heißt das nicht, dass sie total gebrechlich wird. Sie will arbeiten und helfen und nicht bloß auf das Baby reduziert werden." Laree verdrehte genervt die Augen, wurde dann leiser.
"Sie hat es längere Zeit verheimlicht... Aber sie wird nicht mehr lange hier sein, sondern sehr bald zurück nach Dhemlan." Die Hexe sah sich um. Sie waren allein, aber die Zelte der 3. Kompanie waren nicht sehr weit entfernt. Laree ging weiter in das Wäldchen hinein. Hier hatte sie ihre Rekrutenprüfung abgehalten.
"Könnt ihr sie mitnehmen? Sie kann meinen Platz haben", fragte Laree wieder, als die Zelte nicht mehr zu sehen waren. "Ich weiß nicht, ob sie würde... sie ist immer sehr korrekt, aber... sie kann nicht nach Dhemlan. Das Kind... es ist nicht von Lorcann, sondern von Tiger. Du darfst das niemandem sagen. Wenn ihr sie mitnehmt, wäre euch die Unterstützung von Tiger gewiss. Und er hat ein gewichtiges Wort bei den Entscheidungen Rashars."
Benutzeravatar
Laree
Hexe
Hexe
 
Beiträge: 476
Registriert: Mi 15. Apr 2020, 22:42
Wohnort: Hexe


Re: Wiedersehen in Loraka

Beitragvon Kosta » Sa 30. Jul 2022, 13:04

"So meinte ich das nicht", wehrte er leise ab. Larees Vorwürfe taten sehr weh. Es schien, als würde sie ihren ganzen Hass, den sie für Timaris empfand, auf ihn abladen. Besonders weh tat dabei, dass er es offensichtlich verdient hatte, weil er sie im Stich gelassen hatte. Er hätte ihr doch so gerne geholfen.
"Ich weiss noch gut, wieviel deine Mutter geleistet hat, als sie schwanger war", fuhr er sanft fort und folgte Laree brav in den Wald hinein. "Nur konnte sie damals auf einen Haufen Verwandten, Freunde und Heilerinnen zählen. Lady Winters hingegen hat nur... Lorcann." Kosta spuckte den Namen verächtlich aus. Allein bei der Erwähnung dieses Mannes, spannte sein Rücken wieder und schmerzte. Der Krieger versuchte sich etwas zu strecken, um dem entgegen zu wirken.
"Ich mag Lady Winter sehr. Sie hat besseres verdient, als in so einem Schlammloch zu sitzen." Genau wie Laree. Diese schien zwar noch immer böse mit ihm zu sein, sah es aber ebenfalls so, dass Maeve von hier weg sollte.

"Deinen Platz kann sie sicher nicht haben, nein", wehrte Kosta ab. "Aber natürlich nehmen wir sie mit. Keine Frage. Ich fürchte nur, du wirst das organisieren müssen, dass sie zur rechten Zeit am rechten Ort ist, wenn du denkst, dass sie womöglich nicht mitwill. Du kennst sie besser als ich und kannst das sicherlich sicherer bewerkstelligen." Unschuldig lächelte er Laree an. Allerdings war er noch immer etwas verwundert, dass sie noch immer glaubte, sie würden sie hier tatsächlich zurück lassen.

"Oooooh, ein Baby von Tiger", gurrte Kosta strahlend, als Laree ihm eröffnete, was Maeves Problem war. "Ach, vergiss doch Rashar." Die politischen Ränke waren ihm jetzt sowas von egal, nach dieser Eröffnung. "Denk doch nur, ein Baby von Tiger." Seine Gesichtszüge wurden ganz weich und er bekam ein inneres Strahlen, dessen er sich selbst nicht bewusst war. "Oh, er wird sich so freuen. Tiger wird bestimmt ein guter Papa. Er ist so fürsorglich. Auch wenn er es gut zu verbergen versucht. Ach, dass ist so viel besser, als dieser Lorcann. Weisst du, liebt sie den sehr oder darf man ihm die Kehle durchschneiden? Mit ihm habe ich nämlich noch eine Rechnung offen."
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Wiedersehen in Loraka

Beitragvon Laree » Sa 30. Jul 2022, 13:05

"Maeve hat mehr als nur Lorcann. All die anderen Heilerinnen helfen ihr. Und ich weiß, dass Lorcann ein Arschloch ist, aber... zu ihr ist er nett. Sie sagt, er hätte ihr nie ein Haar gekrümmt." Was nicht hieß, dass Lorcann egoistisch war und versuchte Maeve zu dominieren. Maeve hatte Angst vor seiner Reaktion, wenn er ihre Affäre herausfand. Kosta wollte sie gerne mitnehmen, doch er forderte von Laree die Flucht zu organisieren, da es ja vielleicht nötig würde Maeve zu überzeugen. Laree würde sie besser kennen.
"Es war nur so eine Idee... ich weiß nicht, ob sies tun wird. Und jetzt kann ich nicht mit ihr reden. Sie hält sich an die Regeln, sie ist für Dhemlan. Es kann sein, dass sie uns verrät", befürchtete die Hexe. "Ich kann es ihr erst sagen kurz bevor ihr flieht und dann muss alles sehr schnell gehen." Sie dachte darüber nach. Wenn Maeve sie tatsächlich verriet, würde Laree fliehen müssen. Sie seufzte.
"Wohin könnt ihr sie bringen? Und... mich, falls ich mitkommen muss. Wohin außer Hayll? Oder werdet ihr Hayll zuerst ansteuern?", wollte sie wissen.
"Sie soll keine Kriegsgefangene werden."

Kosta freute sich zunächst über das Baby, die Politik war ihm da egal. Er fing an zu Strahlen, wie immer, wenn es um Kinder ging. Laree glaubte weiterhin, dass er irgendwann selbst Vater sein würde. Allerdings mochte er lieber Männer als Frauen, vielleicht war es deswegen schwieriger.
"Tiger wird sie oder das Tigerjunges kaum wiedersehen", vermutete Laree leise. "Du kannst Lorcann nicht umbringen. Keinen der Offiziere. Bei einem Mord würden sie gleich alles abriegeln und untersuchen. Je weniger Aufmerksamkeit ihr verursacht desto mehr Vorsprung habt ihr." Sie bezog sich immer noch nicht ein bei der Flucht. Laree hoffte, sie könnte hier bleiben.
Benutzeravatar
Laree
Hexe
Hexe
 
Beiträge: 476
Registriert: Mi 15. Apr 2020, 22:42
Wohnort: Hexe


Re: Wiedersehen in Loraka

Beitragvon Kosta » Sa 30. Jul 2022, 13:22

All die anderen Heilerinnen, die selbst vollkommen ausgelastet waren. Nein, das war wirklich kein Umfeld für eine schwangere Frau, wobei er die Heilerin sicher nicht nur auf ihr Baby reduzieren wollte. Es war kein Umfeld für irgendwen nettes und deswegen auch nicht für Laree. Lorcann, Bovert und Revan durften von ihm aus hier versauern, bis sie schwarz wurden.

"Ja, ziemlich schnell", stimmte Kosta zu und versuchte nicht zu lächeln, als Laree erwähnte, dass sie vielleicht auch mitkommen müsste, damit Maeve mitkäme. Und wie sie mitkommen musste. Egal ob Maeve mitkam oder nicht. "Eigentlich hatten wir vor, direkt zurück nach Draega zu segeln, ja. Das wäre am sichersten, da uns dort die hayllische Flotte verteidigte. Solange Maeve auf dem Schiff bliebe, würde sie sicherlich auch keine Kriegsgefangene werden. Die Königin will zwar nicht, dass der Dichter einen Fuss nach Draega setzt, aber sie lässt sein Schiff im Hafen und uns in Ruhe, wenn wir da anlegen.
Aber wenn du lieber woanders hinmöchtest, können wir auch gerne einen anderen Hafen ansegeln. Chaillot zum Beispiel, ganz wie Zucker gesagt hat, oder Shalador. Allerdings, soweit ich weiss, ist Chaillot mit Hayll verbündet und rüstet sich ebenfalls zum Krieg und in Shalador wird es wohl auch bald nicht mehr so hübsch und friedlich sein. Am sichersten wärt ihr wohl auf Goldauges Insel. Gerade weil sie so weit ab jeglicher Zivilisation ist."
Auch wenn Laree nicht wusste wer Goldauge war, hatte sie im Gegenzug zu Zucker sicherlich von ihm gehört. Sie durfte sich nur nicht vor einem Piratennest fürchten. Aber so schätzte er sie nicht ein.

"Keine Offiziere töten", nickte er brav, dachte sich aber dabei, dass er sich, sollte sich eine Gelegenheit ergeben, sicher nicht zurück halten würde. Dann machte er aber ehrlich ein langes Gesicht. "Was? Warum soll Tiger Maeve und sein Junges nicht mehr wieder sehen? Ist es denn keine geheime Liebschaft zwischen den beiden? Hat er sie gegen ihren Willen genommen? Nein, das würde er doch nicht tun. Will sie seine Vaterschaft nicht anerkennen?"
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Wiedersehen in Loraka

Beitragvon Laree » Sa 30. Jul 2022, 14:25

Kosta teilte ihr seine Pläne mit. Sie wollten sofort nach Draega zurück, dort könnte sie die hayllische Flotte beschützen. Laree lehnte ihre Armbrust gegen einen Baumstumpf, schüttelte den Kopf. "Vergiss es. Wenn ihr an hayllischer Küste anlegt, kommt Maeve nicht mit. Und ich erst recht nicht."
Der Krieger begann Alternativen zu überlegen, aber alles klang risikoreich und nicht so, als könnte Maeve länger dort bleiben. Sie sollte auch nicht auf der Flucht sein, während sie schwanger war. Laree rief sich ins Gedächtnis, ob sie irgendwo Kontakte in Chaillot oder Shalador hatte, wo Maeve gut versorgt wäre. Es war schwer, wenn ihre meisten Bekanntschaften in Hayll waren.
Dann hatte Kosta doch noch eine Idee. Es gäbe eine Insel, Goldauges Insel, wo sie sicher wäre, da sie weit ab von jedem Territorium gab. "Goldauge? Das ist der berühmte Pirat. Warte Mal..." Laree rief eine goldene Münze herbei. "Die hat mir Eneas mal gegeben", sagte sie. Die Hexe wusste, dass es viele Inseln rund um die größeren Länder gab. Auch Inseln, die auf keiner Karte verzeichnet waren. Es klang nach Freiheit.

"Das klingt gut... könnt ihr Maeve nicht vorher dort unterbringen? Bitte nicht nach Hayll. Sie weiß viel über Dhemlan, ja, aber du hast selbst gesagt, es muss nicht wichtig sein, was in der Politik los ist. In Hayll landet sie im Palast. Klar, wird sies gut haben, aber man wird ihr Fragen stellen, sie unter Druck setzen und immer beobachten. Da wird sie immer eine Gefangene sein. Das Gefängnis ist bloß größer", versuchte sie Kosta klar zu machen. Laree räumte die Bolzen zurück in Schlaufen einer Ledertasche. Teilweise befürchtete die Hexe, dass es ihr eigenes Schicksal wäre, wenn sie zurück nach Draega kam. Man hatte ja schon vermutet, dass sie fortlaufen würde. Laree hatte befürchtet, dass es ihr bald unmöglich gemocht worden wäre. Sie hatte Glück gehabt wegzukommen.
"Wie soll sie denn Tiger wiedersehen?", fragte Laree, "Er wird weiter kämpfen, vielleicht sterben. Ja, ich glaube schon, dass sie sich lieben.... falls es so etwas wirklich gibt." Sie seufzte, strich sich durch die kurzgeschnittenen Haare. "Ich kenn ihn nicht gut genug. Zuerst wollte er Maeve nichtmal mehr sehen. Gualterio hat ihn überzeugt." Die Hexe hängte sich die Tasche um, nahm die Armbrust wieder zur Hand.
"Wie ist es auf dieser Insel?", fragte sie nach einer Weile, "Wer herrscht dort? Sind dort viele Männer?"
Benutzeravatar
Laree
Hexe
Hexe
 
Beiträge: 476
Registriert: Mi 15. Apr 2020, 22:42
Wohnort: Hexe


Re: Wiedersehen in Loraka

Beitragvon Kosta » Sa 30. Jul 2022, 14:29

"Goldauges Taler", lächelte Kosta sanft, als Laree die goldene Münze herbeirief. Natürlich hatte Laree so etwas. Alle anderen von Eneas Geschwister wohl auch. Wenn auch ohne zu wissen, wer Goldauge tatsächlich war. "Pass gut darauf auf. So etwas hat nicht jeder und es ist ein guter Schutz, wenn du dich in den Häfen herum treibst. Wer solch eine Münze besitzt, darf Goldauge jederzeit um Hilfe bitten." Hatte Eneas ihr das nicht erklärt? Wahrscheinlich hatte er es nicht für nötig gehalten. Kleine Schwestern trieben sich schliesslich auch nicht in schäbigen Matrosenspelunken rum. Kosta musste schmunzeln. Bis ihm in den Sinn kam, wie sehr Laree mit ihnen schimpfen würde, wenn sie erfuhr, dass Eneas Goldauge war.

"Wir können euch auch direkt dort hinbringen", stimmte Kosta zu. "Mir fällt zumindest nichts ein, was dagegen spricht. Wir können da nur nicht bleiben, weil wir weiter müssen." Zumindest er würde nicht bleiben können. "Ich muss doch Zucker hier rausholen und ihn auch dahin bringen." Scherzhaft zwinkerte er Laree zu. "Da nehm ich Tiger am besten gleich mit." Schön wäre es, wenn er das wirklich tun könne. "Warum glaubst du denn, dass es die Liebe nicht gibt? Die gibt es doch ganz fest und ganz innig." So sehr, dass es weh tat und ihn beinahe zerriss.

"Wild und sanft zugleich", antwortete Kosta mit einem friedlichen Lächeln, als Laree erst einmal wissen wollte, wie es auf der Insel war. "Es hat hohe, scharfe Klippen und gefährliche Riffe. Gleichzeitig gibt es auch lange Strände aus feinstem, weissen Sand und glasklarem Wasser. Wilder Dschungel und grüne Hügel. Goldauge herrscht da. Männer gibt es da nur viele, wenn die Schiffe angelegt haben. Ansonsten gibt es da eigentlich mehr Frauen. Und Kinder", verriet er ihr ein schönes Geheimnis.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Wiedersehen in Loraka

Beitragvon Laree » Sa 30. Jul 2022, 14:32

Als sie die Münze in ihrer Hand hielt, erklärte Kosta, dass sie damit jederzeit Goldauges Hilfe erbitten könnte. Laree grinste kurz. "Ach, der soll dann auch noch hier aufkreuzen? Ich hab ja schon ein halbes Dutzend unfreiwilliger Helfer hier, die mich verschleppen wollen." Dabei wollte sie nicht. Ach, sie war nicht sicher, was sie wollte. Sie dachte, es wäre besser für sie hier zu bleiben. Wieso sollte sie nicht Karriere in Dhemlan machen? Sie hatte alles für Hayll gegeben und alles verloren. Laree wollte nicht mehr.
"Und du kannst dafür garantieren, dass sie dort hinkommt? Du wirst nichts über sie Timaris sagen? Sie weiß nicht, wo die Insel ist?", erkundigte sich Laree misstrauisch.
Kosta stimmte zu. Sie müssten nur gleich weiterreisen. Ja, sicherlich, Malateste musste zurück nach Draega für seinen Bericht. Außerdem wollte der Krieger Zucker holen und auch zur Insel bringen. Laree wusste nicht, ob er das im Scherz sagte oder ernst meinte.
"Misch du dich nicht auch noch in den Krieg ein. Tiger und Zucker werden die 6. nicht verlassen. Ich kenn sie. Sie sind eine eingeschworene Truppe", mahnte die hayllische Hexe.

Kosta glaubte an die Liebe, sehr heiß und innig wie er sagte. Das konnte Laree sich vorstellen. Aber auch wirkte so, als hätte er die große Liebe noch nicht gehabt. "Ich bin schon zu oft enttäuscht worden", sagte die Gefreite. "Am Ende tuts nur weh. Es ist bloß ein Spiel für uns Langlebige." Sie zuckte mit den Schultern. "Vielleicht wissen die, die nur 100 Jahre alt werden, was wahre Liebe ist."
Sie wollte eher nicht darüber reden, sagte dann doch noch etwas dazu.
"Er hat mir gesagt, er liebt mich..." Laree rollte mit den Augen. Sie glaubte Malateste nicht. Rasch wechselte sie das Thema. "Die Insel klingt nett... aber mit all den Piraten. Ist es nicht sehr rau? Gibt es Überfälle? Ich glaube, Maeve wäre sehr geschockt."
Benutzeravatar
Laree
Hexe
Hexe
 
Beiträge: 476
Registriert: Mi 15. Apr 2020, 22:42
Wohnort: Hexe


Re: Wiedersehen in Loraka

Beitragvon Kosta » Sa 30. Jul 2022, 14:50

"Oh, die Helfer sind mehr als ein Dutzend und alle sind freiwillig hier", beteuerte Kosta grinsend. "Nur die holde, zu rettende Maid gibt sich etwas sperrig. Aber wenn du dich lieber von Goldauge entführen lässt, schau ich Mal, was sich da machen lässt. Doch nur, wenn du mir versprichst, ihm nicht zu verraten, dass eine hübsche Lady wie du sich in schmierigen Tavernen wie dem Schwarzen Kessel rumtreibt." Oh, es war schön, dass Laree nicht mehr ganz so finster und böse war. Er spürte wieder einmal, wie sehr er es vermisst hatte, mit ihr herum zu albern. Wobei sie eigentlich immer mit ihm herum gealbert hatte und er dabei rot angelaufen war.

"Ich kann dir garantieren, dass du und Maeve zu der Insel kommt, dort Asyl erhalten und in sicherheit sein werdet", versprach er Laree hoch und heilig. "Ob Timaris weiss, wo die Insel sich befindet, weiss ich nicht und ich kann dir nicht versprechen, dass sie nicht von Maeve erfährt. Doch sie mischt sich da nicht ein. Die Insel gehört Goldauge, den sie... respektiert. Was soll sie mit Maeve schon anfangen wollen. Die schwangere Gefährtin eines unbedeutenden Offiziers hier mitten im Nirgendwo. Egal wie treu Maeve Sion sein mag. Verraten kann sie doch so oder so nicht viel. Auf der Insel ist sie jedenfalls definitiv sicher. Genau wie du." Er wollte doch vorallem Laree in Sicherheit wissen.

Genau wie diese nicht wollte, dass er sich in den Krieg einmischte. Sie sagte ihm, er solle sich nicht auch in den Krieg einmischen, da Zucker und Tiger die 6. sowieso nicht verlassen würden. Unsicher strich Kosta sich über den Arm.
"Aber ich habe es ihm versprochen", wandte er leise ein. "Dass ich ihn holen kommen werde. Wenn er nicht mit will, dann... dann kann ich doch wenigstens darauf aufpassen, dass er überlebt. Ich will nicht..." Kosta verstummte. Laree hatte schon genügend eigene Probleme. Da musste er sie nicht noch mit seinem eigenen Wirrwarr belasten.

"Das ist wahr", stimmte Kosta zu, dass die Liebe jedesmal weh tun würde. "Ich glaube aber nicht, dass es nur ein Spiel für uns ist. Wir sind nur zu schwach, sie zu ertragen, weil wir langlebig sind und so viel erleben. So viel Schmerz, so viel Sehnsucht, das macht uns irgendwann irre, wenn man sich nicht davor verschliesst." Wehmütig lächelte Kosta Laree zu, tastete vorsichtig mit seinen Fingern nach ihren.
"Und? Liebst du diesen geheimnisvollen ER auch?" wollte er sanft wissen. "Ist ER der Grund, weshalb du nicht von hier weg willst? Sollen wir noch jemanden mitnehmen?" Das wäre doch kein Problem. Gut, es würde etwas eng auf dem Schiff werden, aber das bekämen sie schon hin. Mit den befreiten Mädchen, war es noch viel enger gewesen.

"Ja, Maeve wäre sicherlich geschockt", musste er dann aber Lachen. "Und es ist rau ja. Wenn auch nicht längst so rau wie im Schwarzen Kessel. Auf jeden Fall wohlriechender. Und Überfälle? Nein, bis jetzt ist mir noch niemand untergekommen, der so bescheuert wäre, der ein Nest voller blutrünstiger Piraten anzugreifen." Er zwinkerte Laree zu. "Keine Angst, so schlimm sind sie nicht. Besonders untereinander nicht. Höchstens einmal eine Wirtshauskeilerei. Aber das gehört einfach dazu. Das hält einem in Übung."
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Wiedersehen in Loraka

Beitragvon Laree » Sa 30. Jul 2022, 14:53

Nochmals beteuerte Kosta, dass Maeve - und auch Laree - auf der Insel in Sicherheit wären und auch Timaris nicht dorthin kommen würde. "Du bist sicher? Niemand vom hayllischen Adel?", konnte Laree das nicht so recht glauben. Sie war noch skeptisch. Wollte sie dorthin? Vielleicht würde man sie dort in Ruhe lassen. Dann hätte sie nichts mehr mit der Politik zu tun. Eventuell würde der Krieg nie bis zu dieser Insel gelangen. Ach, das klang zu schön um wahr zu sein. Anderseits... was sollte sie da? Was sollte sie überhaupt mit ihrem Leben anfangen? Laree mochte das Spiel mit der Gefahr, die Politik und die großen Dimensionen... sie war gut darin gewesen. Aber es zehrte an einem und sie fühlte, dass sie nicht mehr die Kraft für Hayll hatte. Dass sie ein weiteres Mal nicht überstehen würde. Nicht nach dem Baby... verfluchtes Baby. Was regte sie sich so auf? Es war nie hier gewesen.
Tief in ihren eigenen Gedanken versunken, bekam die Hexe so nicht ganz mit was Kosta über Zucker sagte. Er hätte ihm versprochen ihn zu holen. Das konnte Laree sich nicht vorstellen. "Er will hier weg? Er ist Rashar doch treu ergeben... bring dich wegen ihm nicht in Gefahr. Er kann auf sich selbst aufpassen", meinte sie gedankenlos. Da schnappte Laree Kostas Blick auf. "Hast du dich etwa in ihn verliebt?", fragte sie leise.
Kosta fand auch, dass Langlebige zu schwach wären, um Liebe auf Dauer zu ertragen. Es würde sie kurz über lang irre machen. "Vielleicht hast du Recht... womöglich sind deswegen so viele Langlebige garstig. Je älter desto garstiger." Timaris hatte es auch getroffen. Nicht, dass sie alt war für eine Hayllierin, aber verdammt garstig.

Ihr Jugendfreund fragte sie nach ihrem geheimnisvollen Verehrer und ob sie deswegen nicht von hier fortwollte. Schnell verneinte Laree. Die Fragen wurden ihr unangenehm. "Nein, es ist der Kriegerprinz den ihr mitnehmt. Er ist nicht wirklich in mich verliebt, er glaubt das nur, weil er den Sex so toll findet." Und weil er sie als potentielle Mutter für seine Kinder sah. Laree wollte jedoch nicht von einer ausbeutenden Männerbeziehung zur nächsten. "Es ist nicht so wichtig...", wehrte sie ab. "Ich liebe ihn nicht. Außerdem komm ich grad erst aus einer ziemlich heftigen Beziehung", sie dachte dabei an Ayden. Er würde es nicht als Beziehung sehen, doch für sie war es das gewesen. Es war, als wäre mit der neuen Tätowierung auch der Bann über sie gebrochen worden. "Ich brauch das nicht gleich wieder. Ich würd ihm nur weh tun."
Sie sah hinüber zum Fort. "Ich sollte langsam zurück...", setzte sie an. Sich hier im Wald so lange herumzutreiben, erhöhte bloß die Chancen, dass jemand etwas von ihren Treffen mitbekam. "Es klingt so, als wärest du schon öfter auf dieser Insel gewesen." Kosta tat wirklich alles, um es ihr schmackhaft zu machen. Vielleicht wollte sie doch gerettet werden.
"Ich würd meinen Bruder gern wiedersehen...", gab sie zu, "Gehts ihm gut? Gehts dir gut?" Bei all der Aufregung hatte sie keine Gelegenheit gehabt zu fragen.
Benutzeravatar
Laree
Hexe
Hexe
 
Beiträge: 476
Registriert: Mi 15. Apr 2020, 22:42
Wohnort: Hexe


Re: Wiedersehen in Loraka

Beitragvon Kosta » Sa 30. Jul 2022, 17:26

"Na ja, der eine oder andere Ausreisser verschiedenster Adel gibt es da schon", gab Kosta zu, als Laree weiterhin misstrauisch mehr Details über die Insel wissen wollte. "Doch die sehen sich nicht als Adlige. Auf der Insel gibt es vorallem ehemalige Sklaven, die sich da ein neues Leben aufbauen. Manche von ihnen bleiben für immer, andere sammeln sich nur, um dann wieder in ihre Heimat zurück zu kehren."

Es würde Laree sicher gut tun, wenn sie sich da ausruhte und auch Zucker hatte es verdient, etwas schönes zu erleben. Nur wollte dieser nicht. Laree machte ihm das auch noch einmal deutlich in klar. Er wusste es ja. Wusste, dass Zucker noch nicht einmal etwas von ihm wollen würde, wenn kein Krieg wäre. "Nein, er will nicht von hier weg", gab er verloren zu, wich Larees Blick aus und liess seinen Kopf hängen. Nur um gleich darauf wieder erschrocken aufzuschauen und ihn heftig zu schütteln. "Nein, nein, hab ich nicht", wehrte er ab. Er konnte Timaris und Eneas doch nicht so einfach verraten und sich in wen anderen verlieben. "Das wäre doch bescheuert." Es war eben einfach nur nett in Zuckers Gegenwart.

"Hmmmm, man hat gespürt, dass er ganz verrückt nach dir ist", meinte Kosta, als sie glücklicherweise sein Liebesleben nicht weiter anschauten, sondern sich dem von Laree widmeten. "Auf dem Rückmarsch von Fort Maloun konnte es gar nicht schnell genug gehen. Der Sex mit dir muss absolut genial sein." Frech stubste er Laree an der Schulter an und grinste freundschaftlich. "Es muss ja nicht immer gleich eine Beziehung mit Liebe und allem sein", stimmte er ihr zu, als sie das ablehnte. "Manchmal ist ehrlicher, guter Sex und nicht mehr auch ganz in Ordnung." Er nickte, als sie meinte, sie solle langsam zurück. Zu lange durften sie tatsächlich nicht wegbleiben. "Aber wir reden weiter, ja? Ich will doch noch den neusten Klatsch und Tratsch wissen." Herzlich drückte er sie ganz rasch an sich, bevor er wieder auf Abstand ging.

"Hmmm, ja, das eine oder andere Mal", nickte er, als Laree ganz recht erkannte, dass er schon öfters auf der Insel gewesen sei. "Ich mags eben, wenn es rau zu und her geht", scherzte er verwegen, bis ihm klar wurde, wem er das gerade gesagt hatte. Ab da begannen seine Wangen ziemlich rasant rot zu werden. "Ähm... also... ich meine.... es ist ganz nett da." Oh, Dunkelheit, wie peinlich.
"Ja, ihm geht es sehr gut", beeilte er sich auf die Frage nach Eneas zu antworten und freute sich sehr, dass Laree nicht mehr ganz so abgeneigt war, vielleicht doch mitzukommen. "Er hat wieder eine schöne, starke Gefährtin. Sie sind auch schon recht lange zusammen. Ich denke, das könne halten." Wenn er nicht im weg war, wie Leto ihm deutlich klar gemacht hatte. Es wäre wirklich das beste, wenn er sich auf die Suche nach Zucker machte, sobald sie in Draega gewesen waren. Eneas könnte dann mit Leto zurück zu Laree und ihr helfen.
"Verrätst du mir auch, was dich hier hält?" wollte Kosta sanft wissen und ignorierte schlichtweg, dass Laree sich auch nach seinem Befinden erkundigt hatte. "Hast du dich in Revan Asar verliebt?"
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Wiedersehen in Loraka

Beitragvon Laree » Sa 30. Jul 2022, 17:31

Kosta stritt gleich heftig ab, dass er sich in Zucker verliebt hätte. Das wäre ja bescheuert. Wieso war das bescheuert? Kosta wirkte leicht niedergeschlagen sobald man Zucker ansprach. Der Prinz hatte es ihm richtig angetan. Länger schien der Krieger nicht darüber sprechen zu wollen und scherzte mit ihr, dass der Sex mit ihr absolut genial sein müsste, da Malateste es kaum hatte erwarten können zurückzukommen. Kosta grinste, meinte locker, dass ehrlicher guter Sex ohne Beziehung auch toll sein könnte. Laree nickte, ihr war aber nicht wirklich danach darüber zu reden. Dazu war ihre Lage viel zu ernst.
"Ich wünschte, du wärest nie hierher gekommen... es sollen mich einfach alle in Frieden lassen", seufzte sie. Die Hexe war müde. Es war anstrengend eine nonchalante Miene zu wahren. Die beiden Hayllier wechselten das Thema hin und her, sprachen bald wieder über die Insel. Kosta gab zu, dass er schon öfter dort gewesen war. Er mochte es rauer.
"Weiß ich doch." Laree grinste. "Ich mags auch rauer." Kosta errötete. Es war ein ungewöhnliches Bild, da es schon so lange her war wo sie ihn zuletzt hatte erröten sehen.

Das ließ erst nach, als er über Eneas sprach. Er hätte eine schöne, starke Gefährtin mit der er schon lange zusammen wäre. "Ja, ich hab davon gehört. Leto oder?", fragte sie. Kosta glaubte, dass es dieses Mal halten würde mit den beiden.
"Meinst du? Die Frauen können ihn ja nie lange halten. Er ist eben ein Freigeist." Womöglich lag es auch daran, dass er sich seit Timaris nie mehr wirklich auf eine Frau eingelassen hatte. Noch ein Mann den die Königin völlig verkorkst hatte. Aber Laree wusste auch wie schlecht es Timaris nach der Trennung gegangen war. Sie hatte versucht sie zu trösten, weil ihr Timaris so leid getan hatte. Im Nachhinein fühlte sich Laree sehr dumm, dass sie sich so hatte manipulieren lassen.
Kosta fragte, warum Laree hier bleiben wollte. Ob sie sich etwa in Revan verliebt hätte. Die Hexe lachte. "Dunkelheit, nein. Er ist bloß... er ist normal. Er behandelt mich gut und er respektiert mich. Das reicht mir schon", erklärte sie. "Ich will eben nicht zurück nach Hayll und.. ich will ihr weh tun. Es ist nicht so schlecht hier in der Armee zu sein. Wenn man gut ist, kann man weit in den Rängen nach oben kommen. Egal ob man mal ein Dienstmädchen war oder nicht. Adel ist hier ziemlich egal, weißt du? Das ist so befreiend." Laree schwieg länger. "Außerdem glaub ich nicht, dass Sion je verlieren wird. Es ist besser sich auf die Seite der Gewinner zu schlagen." Je mehr sie darüber sprach desto weniger wollte Laree wieder hier fort.
"Ich muss jetzt gehen. Pass auf dich auf."
Benutzeravatar
Laree
Hexe
Hexe
 
Beiträge: 476
Registriert: Mi 15. Apr 2020, 22:42
Wohnort: Hexe


Re: Wiedersehen in Loraka

Beitragvon Kosta » Sa 30. Jul 2022, 17:36

"Ich würde dir gerne Frieden geben", erwiderte Kosta scheu, als Laree sich wünschte, dass er nie hier her gekommen sei. Natürlich war in Frieden lassen und Frieden geben nicht das Selbe. Gerade deswegen hatte Kosta es so formuliert. Wollte der jungen Frau klar machen, dass sie auf lange Sicht hier nicht glücklicher sein würde. Dass sie der Hass auf Timaris weiter verfolgen würde, wenn sie ihn nicht los wurde.

"Ja, Leto", nickte Kosta zustimmend und versuchte zu lächeln. "Sie kennt ihn gut und weiss mit seinem Wesen umzugehen. Sie gibt ihm die Freiheit, die er braucht und ist sehr geduldig. Es könnte funktionieren. Es täte ihm sicher gut." Laree in die Augen schauen konnte er bei den Worten jedoch nicht. Er kam sich so schäbig vor. Eigentlich sollte er sich doch für die beiden freuen. Tat er auch. Nur stimmte es ihn auch ganz wehmütig. Es wäre wirklich das Beste für sie alle, wenn er das Schiff verliess und selbst jemanden fand, auf den er sich voll und ganz einlassen konnte. Das ging nicht, wenn er jedes Mal im Hinterkopf hatte, dass Eneas ihn wieder an Bord brauchte.

"Ihr weh tun, indem du auf Sions Seite kämpfst?" fragte er dann aber doch etwas überrascht. "So tust du vorallem deiner Familie weh, die sich gegen ihn stellt, aber nicht ihr. Das würde sie nicht zulassen. Also ich meine, dass es ihr weh tut. Sie würde es einfach nur wegsperren. Um sie wirklich zu verletzen, müsstest du viel weiter gehen. Du müsstest sterben, oder zumindest eine Affaire mit ihrem neuen Gefährten anfangen. Das würde sie ernsthaft verletzen." Fahrig fuhr er sich durchs Haar.

"Es tut mir Leid, dass ich dich nicht richtig verstehe", entschuldigte er sich. "Ich seh, dass du sehr aufgewühlt bist und mir irgend etwas zu sagen versuchst, was ich einfach nicht begreife. Es tut mir Leid, dass ich so dumm bin. Als Dienstmädchen bist du doch auch aufgestiegen, weil du gute Arbeit geleistet hast." Zumindest hatte er es so mitbekommen.
"Sion wird womöglich tatsächlich nicht verlieren", nahm er ihren Gedankengang auf. "Aber alle, die ihm dienen. Er wird das Land nicht bewahren können, was er sich erobert. Nicht weil er keine Königin ist, sondern weil er tot ist. Er ist ja noch nicht einmal ein Mensch. Nur irgend ein Unwesen aus der Hölle und da gibt es kein Leben. Sion wird uns alle vernichten, egal auf welcher Seite wir stehen. Deswegen kämpfe ich lieber gegen ihn, als für ihn und zwar bis zum letzten Atemzug." Wenn Laree lieber für Sion kämpfte, sollte sie ihn lieber gleich töten. Nein, natürlich nicht wirklich. Ihr sollte nur klar sein, dass sie dann viele, gute Freunde verlieren würde.
"Pass auch auf dich auf, Venka", nickte er ihr zu. "Es wird schon alles gut werden."
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Wiedersehen in Loraka

Beitragvon Laree » Sa 30. Jul 2022, 17:47

Ihr Jugendfreund konnte ihre Beweggründe nicht recht verstehen, obwohl er beteuerte, dass er es sehr wollte, um ihr zu helfen. Laree lächelte entschuldigend zurück. "Ist nicht so schlimm", erwiderte sie ein wenig zärtlich. Kosta wusste ja nichts von dem was ihr passiert war. Jetzt war nicht die Zeit sich auszuheulen. Laree musste sich zusammenreißen und stark bleiben.
Kosta stimmte ihr zu, dass Sion wahrscheinlich nicht verlieren würde, jedoch alle anderen, die ihm folgen würden. Sion wäre ein Ungeheuer und nur darauf aus alles zu vernichten. "In welcher Art unterscheidet er sich von irgendwelchen machhungrigen, sadistischen Adeligen? Das kleine Volk hat unter jedem gleich zu leiden. Es macht keinen Unterschied."
Sie schwiegen sich eine kurze Weile an. Laree musste wieder zurück und es würde sicher auch den anderen Rekruten auffallen, wenn Kosta sich immer fortschlich. "Du auch auf dich. Pass dich an und sei so unauffällig wie möglich. Und... wenn du in der Krankenstation bist, versuch Schwarztraumspritzen zu organisieren. Aber sei vorsichtig, Maeve ist sehr gewissenhaft. Tausch sie aus gegen Fläschchen mit schwarzem Staub oder etwas in der Art." Bei Kostas fragenden Gesicht, erklärte Laree. "Malateste braucht Schwarztraum. Er wirds nicht zugeben, aber er ist süchtig danach. Wenn ers nicht mehr nimmt, wird er in Blutrausch verfallen. Und ihr wollt das nicht mitten auf dem Schiff", warnte sie.

Damit verließ sie Kosta, um zurück zu ihrer Arbeit zu gehen und Revan aufzusuchen. Die Tage verstrichen viel zu schnell. Heute war Gualterio mit seiner Einheit zurück von seiner Mission gekommen. Die Hexe wusste nicht, ob er mit Rashar gesprochen hatte oder nicht. Sie hoffte alles wäre gut gegangen. Laree hatte noch nicht überlegt, ob sie nun fliehen wollte oder nicht. Heimlich beobachtete sie Gualterio, doch er würde zurück nach Draega und dort versuchen zurück in die Gunst von Timaris zu gelangen. Alles für seine Königin.
Malateste war keinen Tag zu früh wiedergekommen, denn am nächsten Tag schon sah Laree Kosta auf dem Exerzierplatz. Er wirkte aufgeregt, obwohl er es zu verbergen versuchte. Als er ihr zunickt, wusste auch die Gefreite bescheid. Es war soweit. Eneas war hier oder kurz davor. Ihr Herz begann augenblicklich schneller zu schlagen. Was sollte sie tun? Es musste schnell gehen. Keine Zeit zu überlegen. Laree hatte in den letzten Tagen einige der Akten von Revan heimlich eingesehen und versucht abzupausen. Es waren nur einige Blätter, aber die könnte Gualterio mitnehmen. Außerdem hatte sie ihre Tasche gepackt und etwas für Maeve vorbereitet.
Laree ging rasch nach drinnen hoch in die Krankenstation. Sie hatte keine Ahnung, wie es jetzt vorangehen sollte, doch zuerst musste sie mit Maeve sprechen.

Es brauche eine Weile bis Maeve alleine war. "Maeve, kann ich kurz mit dir reden?", bat Laree. "Hast du dir schon überlegt was passieren soll, wenn das Baby da ist?"
Sie hatten sich an einen kleinen, weißen Tisch gesetzt. Die Heilerin rückte ihr Kleid zurecht, was ihr oben herum schon etwas zu eng wurde. "Ich denke über nichts anderes nach", gestand sie leise und sah Richtung Flur.
"Was denkst du, was Lorcann tun wird?", ließ Laree nicht locker.
"Ich wag nicht daran zu denken." Maeve atmete tief durch. "Ich sollte es ihm sagen."
"Maeve.. hast du Angst, er wird dir schaden?" Laree sah ihr in die Augen. Maeve hielt dem Blick stand ehe sie den Kopf schüttelte.
"Nein, er würde mir nicht weh tun, nicht körperlich. Aber meine Karriere wäre vorbei und ich sorge mich um Amaya."
"Amaya?", fragte Laree. Es stellte sich heraus, dass dies Tigers richtiger Name war. Er hatte ihn ihr gesagt bevor es zur Schlacht im Fort gekommen war. Maeve wischte sich einige Tränen fort.
"Es gibt noch eine andere Möglichkeit. So dass es nie herauskommt... indem du fort gehst. Woanders hin", tastete sie sich vor.
Maeve hielt es für einen Scherz, lächelte. "Das geht nicht."
"Und wenn doch? Wenn es ein Schiff gäbe, das dich fortträgt? Weit weg von Lorcann und all dem hier?", drängte Laree. Maeve sah sie leicht fragend an, rückte etwas fort.
"Das ist lieb, Venka, aber in Dhemlan passiert mir nichts. Ich habe dort Familie, die sich um mich kümmert", versicherte Maeve.
"Und wenn sie sehen von dem das Baby ist?", fragte Laree. Maeve verstummte. Vorsichtig griff die Hexe nach der Hand der Heilerin. "Kannst du ein Geheimnis bewahren?"

Sie fühlte sich kurz vor einem Sprung von einer Klippe. Laree war Maeve zwar sympathisch, doch sie konnte nicht abschätzen, ob sie Verständnis für eine Privatspionin hatte. Es wäre gut möglich, dass Maeve sie meldete. Und dann? Sollte sie es riskieren?
Laree merkte, dass sie schon viel zu lange geschwiegen hatte. "Was ist los, Venka?", fragte Maeve. "Was willst du mir sagen?"
"Es gibt ein Schiff, das dich wegbringen könnte", sagte Laree leise, "Gerade in diesem Moment ist ein Schiff hier vor Anker, das aussieht wie ein dhemlanisches aber keines ist. Es kann dich zu einer Insel bringen, wo du in Sicherheit bist und später, wenn der Krieg vorbei ist, kann Tiger dich dort treffen." Sie erzählte es rasch, gedrängt, aus Angst man könnte sie belauschen oder die Dhemlanerin würde sie entsetzt unterbrechen. Maeve wirkte eher verwirrt.
"Was redest du da? Was meinst du?", fragte sie.
"Es ist nicht viel Zeit. Ich.. habe Kontakte. Sie sind hier, um mich mitzunehmen. Aber wir können dich auch mitnehmen, wenn du willst. Bitte verrate uns nicht", wisperte Laree und drückte weiterhin Maeves Hand.
"Du.. du bist..." Erkennen zeigte sich in Maeves Augen. "Was hast du getan?" Sie zog ihre Hand fort.

In dem Moment kam Kosta in die Krankenstation. Er lächelte charmant, kam locker zu ihnen und erklärte, dass er Maeve eigentlich zu einem Spaziergang hätte einladen wollen. Es wäre so schön draußen und sie bräuchte die frische Luft. Die Dhemlanerin erhob sich.
"Gehörst du dazu?", fragte sie. "Was macht ihr hier? Soll ich die Wachen rufen?"
Laree trat zu ihr. "Das ist nicht nötig. Wir schaden dir nicht. Niemanden hier", versicherte sie. "Ich wollte dir eine Möglichkeit bieten, von hier fortzugehen. Du musst dir dann keine Sorgen mehr machen."
"Ich habe mein ganzes Leben in Dhemlan", hauchte sie, schüttelte den Kopf. "Nein, geht bitte. Ich muss mich hinlegen."
Benutzeravatar
Laree
Hexe
Hexe
 
Beiträge: 476
Registriert: Mi 15. Apr 2020, 22:42
Wohnort: Hexe


Re: Wiedersehen in Loraka

Beitragvon Kosta » Sa 30. Jul 2022, 17:53

"Gegen sadistische Adlige kann man sich wehren", erwiderte Kosta ernst. Oder sie geniessen, schoss es ihm gleich darauf verboten durch den Kopf. "Gegen den Tod nicht. Venka, ich sage nicht, dass Hayll gut so ist, wie es ist. Selbst wenn es vor gar nicht so langer Zeit noch viel schlimmer war. Aber das was Sion uns bringen wird, ist viel schlimmer. Das ist nicht einfach nur Unterdrückung. Weisst du denn nicht, was es bedeutet, wenn ein Land keine Königin hat. Es verdorrt und stirbt. Hungersnöte und Seuchen werden kommen. Davor habe ich Angst. Nicht vor der Peitsche eines Sadisten." Dunkelheit, klang das dramatisch und passte so gar nicht zu seinem aufregenden Abenteuerleben, wo sie noch immer mit einem Lachen knapp hatten entwischen können. Aber sie waren nicht dumm und hatten sich viele Gedanken zu Sion gemacht. Seine Verprechen waren trügerisch, auch wenn sie sehr gut und richtig klangen.

Mehr Zeit zu reden hatten sie jedoch nicht mehr und so verabschiedeten sie sich besorgt und hastig. Kosta nickte artig, als Laree ihm tausend Ratschläge gab und kam sich kurz vor wie bei Lelaëno, so dass er Lächeln musste. Danach schlich sich jedoch Verwunderung in sein Gesicht, als es hiess, es solle Schwarztraumspritzen stehlen. Gleich darauf kam die Erkenntnis. Oh ja, die Droge hatte er schon gesehen und sich gefragt, was das für ein Gift war. Nun war alles klar und er beschloss genügend mitgehen zu lassen. Einen Kriegerprinzen im Blutrausch konnten sie wirklich nicht an Bord gebrauchen. Kayne hatte schon gereicht.

So verbrachte er die nächsten Tage damit, Ruhe vorzutäuschen, ihn Wahrheit aber alles fieberhaft für ihre Flucht zu planen. Es gab Treffen mit Leandra, um Ablenkungsmanöver vorzubereiten und heimliches Ersetzen der Drogen durch schwarzen Sand. Täglich fragte er sich, ob Prinz Malateste rechtzeitig wieder kommen würde. Ob er sich mit Rashar hatte treffen können und wie es Zucker wohl ginge. Dem ging es wahrscheinlich gerade bestens. Weit ab von Schickane, Spionen und einem aufdringlichen Piraten.

Dann ging auf einmal alles ganz schnell. Prinz Malateste kam von seiner Mission zurück und am nächsten Tag spürte er Eneas Signatur sich nähern. Gegen Abend würde er wohl hier sein. Oh, Dunkelheit, hoffentlich ging alles gut. Er würde es sich nie verzeihen, wenn Eneas hier etwas geschah. Sie hätten doch übers Land nach Norden flüchten sollen. Ohne, dass Eneas nach Loraka kommen musste.
Kosta atmete tief durch und schalt sich, dass er seinem Freund mehr vertrauen sollte. Besser er machte sich auf, Laree und Prinz Malateste Bescheid zu geben. Den Kriegerprinzen aufzufinden, war bedeutend einfacher. Laree sah er nur von weitem über den Exerzierplatz. Ernst nickte er ihr zu, um sie wissen zu lassen, dass es soweit war. Hoffentlich hatte sie verstanden.

Hoffentlich würde sie mitkommen! Da Laree sich bisher immer stark dagegen gewehrt hatte, wollte Kosta nicht darauf vertrauen, dass sie sich alle im Hafen traffen. Stattdessen ging er auf Larees Signatur zu, sobald es möglich war. Er fand sie auf der Krankenstation. Anscheinend wollte sie die schwangere Heilerin doch überreden. Beim Feuer der Hölle, sie sollte sich aber beeilen. Sie mussten noch gemütlich zum Hafen hinunter spazieren können. Wenn sie rannten wäre das viel zu auffällig. So klopfte er kurzerhand an und betrat mit einem charmanten Lächeln die Krankenstation.

"Guten Tag die Damen", grüsste er die beiden Ladies höflich und verneigte sich. "Bitte, entschuldigt, wenn ich euch in eurem Gespräch unterbrochen habe. Es ist nur so schön draussen und da wollte ich Lady Winter fragen, ob sie mit mir spazieren gehen will. Etwas frische Luft und einmal eine andere Tapete täte euch beiden sicherlich gut. Lady Ives, magst du uns nicht begleiten." Er schien in einem ziemlich prekären Moment gekommen zu sein und die Heilerin wollte gleich die Wache rufen.

"Bitte nicht", schüttelte Kosta den Kopf, nachdem Laree versichert hatte, dass sie niemandem hier schaden würden. "Ich gehöre zu Venka, ja. Sie ist meine kleine Schwester. Wir wollen weg von hier. An einen sicheren Ort, wo es keinen Krieg gibt. Wir wollen niemandem etwas böses und wir dachten, dass Ihr Euer Kind auch lieber an einem friedlichen Ort aufziehen möchtet. Bitte ruft keine Wachen."

Maeve hatte jedoch nicht wirklich ein Gehör für sie und meinte, dass sie ihr ganzes Leben in Dhemlan verbracht hätte. Sie sollten nun gehen, da sie sich hinlegen müsse. "Bitte verzeiht, dass wir Euch so aufgeregt haben, Lady", verneigte Kosta sich mit einem entschuldigenden Lächeln. "Das wollten wir nicht. Wir wollten Euch nur etwas gutes tun, weil Ihr uns wichtig seid. Ihr ward immer sehr freundlich zu uns." Vorsichtig trat er zu ihr und nahm sanft ihre Hand in die seine, sobald er sich sicher wahr, dass sie dann nicht gleich losschreien würde.
"Ich kann gut verstehen, dass Ihr lieber in Dhemlan bleiben wollt", sprach er ruhig mit dem Tonfall auf die Heilerin ein, mit der Männer nicht selten eine Frau innig um etwas baten, wenn sie ihr dienten. "Es ist ein wunderschönes Land, dem es die Treue zu halten lohnt. Ich habe selbst viele, schöne Zeiten hier verbracht. Ich liebe Eure raffinierten, erholsamen Gärten. Ihr hattet eine gute Königin und einen starken Kriegerprinzen, die das Land beschützten. Einen Kriegerprinzen, der stark war und vor dem sich niemand zu fürchten brauchte. Er war frei und stolz und wurde nicht aus Angst mit einem süchtig machenden Gift zu einem zahmen Kätzchen gemacht." Vielleicht erinnerte sie das an Tiger, wie er wirklich sein könnte. Wie er wirklich sein sollte. Als Heilerin konnte sie nicht wollen, dass er derart beschnitten wurde.
"Solch einem blühenden Land, solch starken und tapferen Anführern ist es wirklich wert, die Treue zu halten", zeigte er Maeve gegenüber Verständnis. "Ich hoffe sehr, dass Dhemlan bald wieder frei ist und wieder zu der Schönheit aufblühen kann, wie ich es kenne. Als Heilerin muss es Euch sicherlich sehr schmerzen, Eure Heimat so geknechtet zu sehen. Wir würden Euch gerne helfen, wenn wir dürfen. Wir wollen Euch keinesfalls schaden."
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Wiedersehen in Loraka

Beitragvon Laree » Sa 30. Jul 2022, 17:54

Nun schaltete sich auch Kosta ein, dass sie Maeve oder dem Fort nicht schaden wollten. Kosta schob vor, dass Laree seine kleine Schwester wäre und sie alle von hier weg wollten. Laree lächelte ihn warm an. Er war so etwas wie ein großer Bruder für sie. Sie wollte das nicht verlieren. Sie wollte mit und diese komische Pirateninsel sehen.
Kosta versuchte Maeve zu überzeugen, lockte mit einem friedlichen Ort, wo sie ihr Kind in Ruhe aufziehen konnte ohne dass sie belästigt wurde oder um ihre Sicherheit fürchten müsste. "Es geht nicht nach Hayll, sondern zu einer freien Insel. Niemand wird dich dort belästigen", steuerte Laree bei.
Dann begann Kosta eine flammende Rede wie sehr er Dhemlan liebte und hoffte, dass es wieder befreit und gerettet werden konnte. Eneas schien auf ihn abzufärben, was Eloquenz und Idealismus betraf. Kosta sprach davon wie wunderschön Dhemlan war und wie gut es einmal regiert worden war. Von einer Königin und einem Kriegerprinzen, der frei und stolz gewesen war. Ohne süchtig machendes Gift.
Maeve bekam feuchte Augen bei den Worten, schluckte. Sie presste ihre Hand an den Bauch, obwohl man noch nichts sah.
"Ich komme mit dir mit", sagte Laree, "Wir nehmen uns eine kleine Wohnung und vergessen alle Sorgen. Was denkst du?"

Maeve schien mit sich zu ringen, schüttelte den Kopf. "Dhemlan ist immer noch schön. Ich hab dort meinen Beruf und meine Familie, meine Freunde", wehrte sie ab. "Ihr wisst nicht wie es dort ist. Wir glauben alle an Sion. Es hat sich so viel gebessert. Ihr könnt das nicht sehen. Es ist dieses Gefühl... dass jeder das werden kann, was er will." Ihre goldenen Augen leuchteten, aber es kam Laree mehr traurig vor.
"Es ist eine Lüge. Es wird alles zusammenbrechen, Maeve. Und denk an das Baby."
"Nein, ich kann nicht." Maeve wich zurück. "Verschwindet. Ich komme nicht mit euch mit. Ich kenne euch nicht. Ich weiß nicht wer ihr seid."
Laree wollte sie weiter überreden, doch Kosta erinnerte sie, dass die Zeit drängte. Außerdem hörten sie im Nebenraum eine der anderen Heilerinnen von ihrer Pause wiederkommen. Sie mussten gehen. Laree warf noch einen letzten Blick zu Maeve ehe sie die Krankenstation verließ.
"Was machen wir jetzt?", fragte Laree leise, als sie die Treppe nach unten gingen.
Gualterio wartete draußen. Es sah so aus, als würde er sein Schwert schärfen und nichts zu tun haben. Laree und Kosta steuerten das Tor an. Ihr Herz hämmerte so heftig in ihrer Brust, sie hatte das Gefühl, jeder würde es hören können. Sie hatte wirklich gehofft, Maeve käme mit.

Feldwebel Bovert warf ihr einen finsteren Blick zu, während sein Mund schmierig lächelte. Gut, den würde sie nicht wiedersehen. Das war der Moment, wo Bovert zu ihnen hinüberkam.
"Wo solls denn hingehen, Rekrut? Es ist kein Feierabend. Sind die Übungen zu schwer, hm?", fragte er, die Daumen locker hinter seinen Gürtel geklemmt. "Oder willst du dich für eine schnelle Nummer mit der Fortschlampe hier verziehen?" Er warf einen abschätzigen Blick zu Laree. Hinter ihnen schloss Malateste schneller zu ihnen auf. Oh, er sollte bloß keine Szene machen.
"Wenn du in Zukunft Karriere machen willst, solltest du nicht Behauptungen aufstellen, dass die Interne mit Huren verkehrt, Feldwebel", erwiderte Laree schnippisch. "Ich leihe mir Rekrut Iason aus, da er ein Auge für medizinische Vorräte hat und ein neues Schiff aus Dhemlan eingetroffen ist. Er soll mir helfen, zu überprüfen, ob auch alles für die Krankenstation dabei ist." Das war ihr spontan eingefallen, doch sie hoffte, es reichte um Bovert abzuwimmeln.
Benutzeravatar
Laree
Hexe
Hexe
 
Beiträge: 476
Registriert: Mi 15. Apr 2020, 22:42
Wohnort: Hexe


Re: Wiedersehen in Loraka

Beitragvon Kosta » Sa 30. Jul 2022, 17:59

Kosta merkte, wie sie ganz langsam an Maeves Fassade kratzen und die ersten Zweifel wecken konnte. Doch es reichte nicht, als dass die Heilerin so plötzlich Hals über Kopf alles vergass, woran sie bis jetzt ihr Leben lang geglaubt hatte. Leider hatten sie keine Zeit, weiter in die werdende Mutter zu dringen. Er konnte sie nicht gegen seinen Willen durch das ganze Fort schleppen. Es wäre besser gewesen, sie wären schon beim Hafen gewesen. Wenigstens sperrte Laree sich nicht mehr weiter gegen die Flucht und um sie ging es. So traf Kosta eine harte Entscheidung und drängte Laree zu gehen.
"Dann lebt wohl, Lady Winter", verabschiedete er sich von der Heilerin, als diese sich erneut verweigerte. "Ich hoffe für euch beide, dass Euer Kind kein Kriegerprinz oder keine Schwarze Witwe sein wird." Das hoffte er wirklich. Sonst würde das Kind entweder mit dem Einsetzen der Pubertät verschleppt oder Drogenabhängig gemacht werden. Beides waren keine schöne Aussichten.

"Wir schlendern runter zum Hafen", raunte Kosta zurück. "Wir sind schon öfters gemeinsam was trinken gegangen. Es wird nicht auffallen. Prinz Bonderus wird uns sehen, wenn wir über den Hof gehen und uns unauffällig folgen." Soweit ging es auch ganz gut. Prinz Malateste schärfte sein Schwert und schien sie nicht zu beachten, während Laree und er gemütlich über denn Hof spazierten.

Sie waren schon fast bis zum Tor gelangt, als dieser widerliche Feldwebel Bovert ihnen in den Weg trat und ihn anblaffte. Instinktiv stand Kosta stramm und liess die hässlichen Worte wie viele Male zuvor über sich ergehen. Diesmal wurde er jedoch rot. Aber nicht wie sonst meistens, weil es ihm peinlich war, über Sex zu sprechen, sondern vor Wut. Gerne hätte er seinen Dolch herbeigerufen, um Bovert sein Grinsen für immer im Gesicht zu verewigen. Im Hintergrund hörte er das scharfe Sirren des Schwertschleifens. Es lud geradezu ein, dass er Laree rächte und Bovert sein widerliches Mundwerk stopfte.

Dummerweise sah er ein, dass es in der Situation wirklich nicht gut wäre, den Widerling zu töten. Sie kämen keine fünf Schritte mehr weit. Und ihn anfahren lag auch nicht drin, weil er dann garantiert zu hundert Liegestützen oder ähnlichem verdonnert wurde. Dazu hatten sie schlicht keine Zeit. Wobei es sehr verlockend gewesen wäre. Bovert hätte ihn dann beaufsichtigen müssen. Irgendwo abseits. Da hätte er ihm auch ein Messer in den Rücken rammen können. Laree reagierte zum Glück geistesgegenwärtig und erklärte, sie hätte ihn ausgeliehen, um eine Lieferung zu überprüfen. Uh, riskant.

"Genau Sir", antwortete Kosta zackig, bevor seine Haltung etwas nachliess. "Aber wenn ihr mich noch etwas drillen wollt... Ich mag nicht in einem nassen Schiffsbauch rumkriechen. Da ist es dunkel und es gibt bestimmt auch Ratten. Diese Viecher..."
"Ruhe", herrschte der Ausbildner ihn mit einem gehässigen Lachen an. "Erst verrichtest du die Arbeit für... die Interne. Niemand soll sagen, dass wir uns der Internen entgegen stellen würden. Danach, holst du dir deine nächste Aufgabe bei mir ab." Oh, das schien der Kerl ja so zu geniessen.
"Ja, Sir", meinte Kosta brav und dackelte Laree dann artig hinterher, als diese weiterging. Das war ja gerade noch einmal gut gegangen.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Wiedersehen in Loraka

Beitragvon Laree » Sa 30. Jul 2022, 18:04

Laree befürchtete schon Bovert würde einen Aufstand machen und sie nicht gehen lassen. Das fehlte gerade noch, dass ausgerechnet dieses Ekel ihre Flucht vereiteln würde. Ich muss dich nie, nie wiedersehen, dachte sie bei sich. Das war auch befreiend. Kosta spielte einen schüchternen, empfindsamen Rekruten sehr gut. Ob er sich dabei an früher erinnerte, wo er wirklich so gewesen war? Es wirkte jedenfalls und der Feldwebel drängte nun Kosta regelrecht, er solle sich nicht so anstellen und seine Aufgaben erfüllen.
"Sir." Auch Laree salutierte ehe sie mit Kosta abzog. Niemand stellten ihnen Fragen am Tor, doch sie konnte Boverts Blicke auf sich spüren. Nur mühsam verhinderte die Hexe daraufhin schneller zu gehen.
Gualterio schloss nicht zu ihnen auf, sie gingen getrennt. Manches Mal nahm er sogar andere Straßen hinunter zum Hafen. Hoffentlich war Eneas wirklich da. Laree wollte Kosta fragen, ob alles gut gehen würde, aber sie traute sich nicht. "Mir ist schlecht...", murmelte sie. "Wir müssen uns beeilen."
Und was würde passieren, wenn das Schiff mit ihnen drauf einfach so ablegte? Würde man sie verfolgen? Die beiden Hayllier in Uniform schritten die schlecht gepflasterten Straßen entlang. Wollte sie das wirklich tun? Es gibt kein zurück mehr. Nicht nachdem du Bovert diese Lügengeschichte aufgetischt hast. Es würde nichts mehr so sein wie zuvor.

Sie gingen weiter. Zwischen den Häuserdächern konnte man bereits einige der Schiftsmasten sehen. Man roch das Meer, hörte die Marktschreie der Fischer, die trotz der dhemlanischen Besetzung immer noch ihre Waren anpriesen so als wäre nichts geschehen. Laree glaubte immer noch, dass es den kleinen Leuten egal war von wem sie beherrscht wurden. Ob Sion oder eine Rajer Königin, für sie würde sich kaum etwas ändern.
Dann waren sie unten beim Hafen. Laree erkannte die 'E' sofort, da sie diesen einmaligen Schiffstyp schon oft gesehen hatte. Auf irgendeiner der 'E', eine der ersten, war sie sogar mitgefahren. Allerdings waren die schwarz-roten Segel mit dem Emblem der Hydra neu und das Schiff hieß 'Alienor III'. Laree spürte Eneas' Signatur. Dann sah sie ihn. In einer schmucken, tadellosen Uniform stand er am Kai, zusammen mit einigen der anderen. Sie sahen alle aus wie dhemlanische Soldaten. Eneas war gerade dabei mit einem anderen, einem richtigen Soldaten, zu sprechen. Ob sie richtige Papiere hatten? Die waren hier sehr genau. Laree ging schneller. Eneas hob den Kopf, blickte zu ihnen wie sie näher kamen. Seine Miene war unbewegt, doch seine sahnig goldenen Augen strahlten.
"Auf den Papieren steht, ihr sollt sofort von Zamora nach Dhemlan. Was macht ihr hier?", fragte ein Soldat, während er einige Papiere studierte. Laree war nah genug, um es zu hören.
"Das ist in Ordnung, Sir. Revan Asar schickt mich. Die Alienor III soll Unterlagen mit nach Dhemlan nehmen", sprang sie ein.
Der Soldat musterte sie, erkannte sie wieder. "Und wo sind diese Unterlagen?"
Benutzeravatar
Laree
Hexe
Hexe
 
Beiträge: 476
Registriert: Mi 15. Apr 2020, 22:42
Wohnort: Hexe

VorherigeNächste

Zurück zu Foren-Übersicht

Zurück zu Die Piraten

Wer ist online?

0 Mitglieder




Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Erde, Essen, NES, USA, Reise

Impressum | Datenschutz