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Am Hafen von Lasosala





Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Eneas » Do 21. Jul 2022, 10:26

Kosta wich seinen Blicken zunächst aus und versuchte Eneas zu überzeugen, dass er das richtige tat. Vermutlich hatte er damit sogar recht, doch Eneas wollte das so schnell nicht akzeptieren. Lieber schrieb er alle Vernunft in den Wind und half Kosta bei der Suche - egal wie lange sie dauern würde. Der andere Krieger beharrte, dass er ihm nur helfen würde. Eneas dürfte sich bei der Suche nicht erschöpfen und sollte sich lieber ausruhen. Eneas hob eine Augenbraue. Endlich blickte Kosta ihn wenigstens wieder an und man konnte sehen wie zerrissen er war und mit sich haderte.
"Du meinst, ich leg jetzt die Beine hoch, während Tileo die Dunkelheit weißwerwo steckt? Nein, sicher nicht", gab er energisch zurück, "Ich geh jetzt mit dir suchen. Wenn wir ihn bis morgen mittag nicht finden, überlegen wir, ob wir alle hier bleiben oder nur ein Teil. Aber ich lass dich nicht alleine", beharrte er und drückte innig Kostas Hand.
"Könnt ihr eure Beteuerungen und Schwüre vielleicht auf später verschieben und tatsächlich nach dem Kind suchen?", unterbrach Leto sie, am anderen Ende des Steges stehend. Leicht zornig bedachte sie die beiden Krieger. Schuldbewußt ließ Eneas sofort Kostas Hand los.
"Wir wollten gerade aufbrechen", wehrte er sich gegen die versteckten Anschuldigungen.
"Bringt ihr mich dorthin, wo ihr Tileo zuletzt gespürt habt?", fragte sie. Eneas nickte und sie setzten sich in Bewegung. Beim Marktplatz war jetzt nicht mehr viel los, alle Stände waren abgebaut oder verdeckt.

Sie verbrachten die Nacht damit die Stadt nach Tileo zu durchkämmen, hatten sich aufgeteilt, um schneller vorzugehen. Nur ab und zu tauschten sie sich mit Speerfäden aus. Eneas war soweit gegangen und fragte in Wirtshäusern nach dem kleinen Jungen, aber niemand hatte Tileo gesehen. Irgendwann verdächtigte der Hayllier sogar die ein oder andere zwielichtige Gestalt ihn anzulügen. Hölle, er durfte nicht paranoid werden. Eneas hielt inne, dachte genauer nach. Warum war Tileo abgehauen? Hatte er gedacht, sie würden ihn nicht mehr holen? Und wenn er Tileo wäre, wo würde er hin? Würde Tileo nicht Kosta suchen? Eneas konnte sich nicht vorstellen, dass der Junge den Piraten nicht mehr gern haben wollte.
*Ich weiß ja nicht ob das wichtig für dich ist, aber ich hab hier einen Knirps achtern im Lagerraum gefunden*, sandte ihm Noyan unverhofft. *Was macht man mit Kindern? Braucht er was zu essen?*
*Oh, danke, Noyan, ich bin sofort da! Sende auch Kosta*, bat er den Seemann erfreut, machte kehrt und rannte zurück zum Hafen. Er hetzte über den Steg und kam keuchend im Lagerraum an. Dort war von Noyan und Tileo aber nichts mehr zu sehen und so erklomm Eneas rasch die Treppen. In Noyans Kajüte wurde er fündig. Der Mann mit der bronzefarbenen Haut und dem goldenen Locken zeigte Tileo gerade ein paar Kartenspielertricks. Der Junge saß im Schneidersitz auf dem Bett, mampfte dabei eine zusammengerollte Wurstscheibe und sah staunend zu.
"Tileo!", entfuhr Eneas, eilte zu dem Kind und drückte es. "Wo hast du nur gesteckt? Wir waren krank vor Sorge. Gehts dir auch gut?"
Nicht wenig später traf Kosta ein.
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Kosta » Do 21. Jul 2022, 10:45

Ein wehmütiges Lächeln huschte über seine Lippen, ei Eneas Beteuerungen, dass er ihn nicht alleine lassen würde. Für einen kurzen, verbotenen Moment genoss er den innigen Händedruck. Dabei gestattete er sich so etwas sonst nie an Bord. Prompt wurden sie auch von Leto ertappt, die alles andere als erbaut über den Vorfall war. Schuldig zog Kosta sich von Eneas zurück, straffte sich und hielt sich im Hintergrund, damit das Paar nebeneinander gehen konnte. Es stand ihm nicht zu. Eneas Leto streitig zu machen.

Schweigend, aufgewühlt und besorgt gingen sie wieder zurück in die Stadt, teilten sich in Gruppen auf und suchten nach dem jungen Krieger, fragten in Wirtshäusern nach ihm, hielten ab und an auch Passanten auf. Doch niemand hatte das Kind gesehen. Es war zum Verzweifeln. Kosta fühlte sich so schlecht, wie schon lange nicht mehr und konnte den Gedanken kaum ertragen, Tileo nie wieder zu sehen.

Er stand kurz davor, den nächsten Menschen windelweich zu prügeln, damit dieser ihm sagte, wo Tileo war, als er den erlösenden Speerfaden von Noyan bekam, er hätte Tileo gefunden. *Geht es ihm gut?* Sandte er mit einer aufwühlenden Mischung aus Sorge und Erleichterung. Die Erleichterung obsiegte kurz darauf, als der Pirat ihm sandte, dass, soweit er es beruteilen könne, alles gut sei. *Danke Noyan*, meinte Kosta innig. *Du hast was gut bei mir.*

Es dauerte nicht mehr lange, bis er aufs Schiff gestürmt kam. Inzwischen konnte er Tileo auch spüren und rannte deswegen zielstrebig zu Noyans Kajüte, in der Tileo gerade ausgiebig von Eneas gedrückt und geherzt wurde. Unwillkürlich hatte Kosta kurz das Bild von Lela vor Augen. Tileo schien es hingegen nicht so zu gefallen, dass er wie ein Teddybär geknuddelt wurde. Ansonsten schien es ihm aber wirklich gut zu gehen. Die Erleichterung überwältigte ihn nun entgültig. Ganz überrascht merkte Kosta, wie er ganz weiche Beine bekam und am ganzen Körper zu zittern anfing. Abrupt drehte er sich um und stakste unbeholfen den Gang weiter zu seiner eigenen Kajüte. Benommen liess er sich im Dunkeln in sein Bett fallen und sehnte sich nach einer grossen Flasche Rum, um sein rasendes Herz zu beruhigen.
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Eneas » Do 21. Jul 2022, 10:48

Eneas ließ Tileo wieder los, der sowieso das Gesicht ein wenig verzogen hatte. Vielleicht mochte er nicht gedrückt werden, Eneas hatte nicht daran gedacht. Er wußte im Grunde so wenig über den Jungen. Es wurde Zeit das schleunigst zu ändern. Der Hayllier wandte den Kopf, blickte zu Kosta und wartete auf eine Reaktion, doch der starrte nur mit unbewegter Miene zurück ehe er sich wortlos abwandte und man nur noch seine Schritte im Gang verklingen hörte.
Der zurückgelassene Junge bekam große, feuchte Augen. "Ihr wollt mich gar nicht hier haben", sagte er mit kläglicher Stimme. Rasch setzte Eneas sich zu ihm aufs Bett, während Noyan etwas ratlos daneben saß.
"Doch, natürlich wollen wir das", versicherte der Kapitän der 'E'. "Wir haben die ganze Nacht nach dir gesucht. Ich dachte schon, dir ist etwas schlimmes passiert. Und Iason hat sich auch riesige Sorgen gemacht. Er hat dich furchtbar lieb."
"Stimmt gar nicht!", platzte es aus dem Jungen heraus und er schob die Unterlippe trotzig vor, obwohl es so aussah als ob er gleich anfangen würde zu weinen. Verzweifelt versuchte Eneas das zu verhindern.
"Doch, ganz sicher. Das hat er mir gesagt. Er ist nur gerade sehr überwältigt und durcheinander. Ich glaube, er versteht nicht warum du weggelaufen bist. Ich auch nicht..." Eneas sah Tileo fragend an. Der Junge stopfte sich noch eine Wurstscheibe in den Mund und sah dann aus dem Bullauge raus.
"Weil.. ihr wolltet mich da lassen! Ich dachte, ihr kommt nich wieder. Da wollt ich mich hier als blinder Passagier verstecken. Und dann auf See hättet ihr mich nicht mehr wegschicken können. Oder?" Er sah Eneas an ehe er zu Noyan blickte. "Aber Noyan hat mich gefunden."

Der Seemann grinste. "Blinder Passagier.. von wem er die Idee hat..." Feixend blickte er zu Eneas. Jener fühlte tausende von Schuldgefühlen ihn überrennen, weil Tileo ja durchaus Recht mit seinen Ängsten gehabt hatte. Warum war Kosta nicht hier? Der konnte das viel besser erklären. Sollte er Tileo jetzt anlügen oder ihm die Wahrheit sagen.
"Wir wären auf jeden Fall zurück gekommen, Tileo", beteuerte er, "Aber das Leben auf einem Piratenschiff ist gefährlich und wir sind auf einer gefährlichen Mission unterwegs. Wir haben dich so lieb und deswegen wollen wir nicht, dass dir etwas passiert. Dass es besser ist, wenn du bei einer netten Familie bist. Erst einmal. Bis wir deine eigene gefunden haben."
"Ich will aber hier bleiben!", rief Tileo, "Ich will nich abgegeben werden!"
Eneas versuchte die aufgeregten Worte des Kindes zu verstehen. "Ist dir das passiert bevor du auf den Sklavenmarkt gekommen bist? Hat dich jemand abgegeben?"
Tileo konnte die Tränen nicht länger zurückhalten, schluchzte. Unbeholfen wollte Eneas ihn trösten, doch der kleine Krieger sprang rasch vom Bett. "Nein, du willst mich auch nich hier haben!" Er rannte aus der Kajüte. Sofort eilte er dem Kind nach.
"Tileo, bleib stehen. Natürlich wollen wir dich hier haben. Du bleibst hier", rief er, holte Tileo ein, stellte sich vor ihm und ließ sich in die Hocke sinken, um auf gleicher Augenhöhe zu sein. "Aber du mußt verstehen, dass es sehr gefährlich werden kann. Böse Leute können uns angreifen, ein fürchterlicher Sturm kann das Schiff kaputt machen und noch viel mehr Schreckliches. Wir tun alles um dich zu beschützen, aber auf dem Schiff musst du tun was man dir sagt. Du kannst nicht so einfach weglaufen", schärfte er dem flinken Jungen ein. "Falls du wirklich hier bleiben willst. Hier in der Stadt bist du sicherer und du hast auch Kinder zum spielen. Wir holen dich ab, wenn die Mission vorbei ist und suchen deine Familie", probierte er es Tileo schmackhaft zu machen, aber der hatte schon bei den ersten Worten begonnen unentwegt seinen Kopf zu schütteln.
"Ich kann doch ein ganz kleiner Pirat sein", meinte er und reckte sich trotzdem in die Höhe, "Den sehen die Bösen nicht. Ich kann mich verstecken."
Eneas mußte schmunzeln. "Na gut, kleiner Pirat. Aber nicht mehr weglaufen und wenn die Bösen kommen, dann mußt du ganz schnell die Befehle deines Kapitäns ausführen, ja?" Tileo nickte rasch. "Dann verrat ich dir jetzt auch ein Geheimnis." Wie bei einem richtigen Geheimnis, flüsterte er es Tileo leise ins Ohr, während er gleichzeitig kurz einen Hörschutz wegen Kayne und Julia errichtete. "Taelos ist nur mein Geheimname. Mein richtiger Name ist Eneas. Eneas Ivores. Und Iason heißt auch nicht Iason, sondern in Wirklichkeit Kosta. Das ist zur Tarnung, damit die Bösen uns nicht gleich finden. Deswegen darfst du die richtigen Namen nie nie nie jemandem verraten."
"Ohhh...", entfuhr dem Jungen flüsternd, "Krieg ich auch einen Geheimnamen?"
"Na klar. Einen ganz tollen", versprach Eneas. "Komm, ich bring dich zu Kosta. Er ist bestimmt nicht böse auf dich."
Er wollte vorausgehen, doch da fasste Tileo ihn an der Hand. Er schien wirklich nicht mehr allein gelassen werden zu wollen. Was war ihm nur passiert? Hatten die Eltern ihn etwa abgegeben?
Eneas klopfte an die Kajüte, öffnete die Tür einen Spaltbreit und steckte den Kopf rein. Etwas weiter unten versetzt tat Tileo es ihm naseweis nach. "Ich bin jetzt Pirat", flüsterte er.
Eneas blickte Kosta entschuldigend an. Was hätte er gegen die Kindertränen sonst machen sollen? Tileo wollte nicht in Lasasola bleiben.
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Kosta » Do 21. Jul 2022, 10:56

Er war unheimlich froh, dass es Tileo gut zu gehen schien. Dass er nicht gestürtz war und sich verletzt hatte, dass er nicht vollkommen allein und verloren irgendwo in der Welt umher irrte oder schlimmer noch, dass ihn gar wer entführt hatte und ihn nun doch noch als Sklave hielt. Es waren furchtbare Gedanken und entsprechend machte er sich furchtbare Vorwürfe, dass er Tileo einfach so zurück gelassen hatte. Er wusste auch gar nicht, wie er sich nun verhalten sollte, nachdem klar war, dass Tileo in Sicherheit war. Zumal er doch eigentlich nicht auf dem Schiff bleiben sollte. Auch wenn Eneas und er sich dies wünschten.

Noch während er in der Dunkelheit seiner Kajüte mit sich haderte, streckte auf einmal Eneas seinen Kopf durch die Tür und mit etwas Verzögerungen tat Tileo es ihm gleich. Das war so ein süsses Bild, das Kosta Mühe hatte, nicht zu lachen. So machte er besser ein sehr ernstes und strenges Gesicht. Denn eigentlich durften sie Tileo nicht dafür belohnen, dass er weggerannt war. Sonst machte er wieder so etwas und das konnte sehr gefährlich werden, sollte er tatsächlich auf dem Schiff bleiben dürfen. Ach, sie sollten diesem egoistischen Wunsch nicht nachgeben.
"Du bist jetzt also Pirat?" fragte er gedehnt, während er sich langsam erhob und zu der Tür ging. Dabei warf er Eneas einen Blick zu, der ihm besagte, dass er gar nicht so entschuldigend zu schauen brauchte. Wenn er ihn einmal alleine und nicht auf dem Schiff in die Finger kriegen würde, dann würde er sich entschuldigen müssen und das lang und ausgiebig.
"Na, wenn der Kapitän das sagt, dann steht es mir nicht zu, dagegen zu rebellieren." Er klang nicht sonderlich glücklich darüber. Dabei freute er sich riesig. Nur hatte er eben auch ein wahnsinnig schlechtes Gewissen, dass er sich nicht dagegen wehrte. Es war viel zu gefährlich. Stattdessen zog er nur vorsichtig die Türe etwas auf und liess sich vor Tileo auf die Knie sinken.
"Ich dachte schon, du hättest mich nicht mehr gern und würdest die Welt alleine erkunden gehen, ohne dich bei mir zu verabschieden", gestand er ihm leise.
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Eneas » Do 21. Jul 2022, 10:57

*Er will nicht hier bleiben, er will unbedingt nicht von uns allein gelassen werden*, sandte er Kosta in Geheimsprache, als der von seinem Bett aufblickte und zu ihnen sah. Zwar war die Miene des hübschen Haylliers ein wenig mahnend gegenüber Eneas, doch der glaubte, dass Kosta insgeheim genauso froh war sich noch nicht von Tileo trennen zu müssen. *Ich habe ihn auch in unsere Geheimnamen eingeweiht.*
Er schob die Tür mehr auf und der schlanke Junge drückte sich gleich hindurch, Eneas folgte ihm und Kosta gab sich scheinbar gegen den Überfall geschlagen. Der Krieger kniete sich vor Tileo, sagte ihm leise, dass er gedacht hätte, der Junge mochte ihn nicht mehr und wollte die Welt ohne ihn erkunden. Ohje, wollte er dem Kind Schuldgefühle machen? Eneas war einfach nur froh, dass Tileo nichts passiert war. Teilweise konnte er es noch nicht recht fassen, dass der Junge ausgebüxt war, um sich hier als blinder Passagier zu verstecken.
"Das hab ich auch gedacht", maulte Tileo ein wenig. Zögernd blickte er Kosta an, schien etwas fragen zu wollen, traute sich aber wohl nicht so recht.

"Ich hab ihm erzählt, dass wir uns eigentlich für ihn eine nette, liebe Familie wünschen, wo er sicher ist", warf Eneas ein. "Aber niemals hätten wir dich einfach so ohne ein Wort zurückgelassen."
Er wartete noch, blickte zwischen Tileo und Kosta hin und her, wer nun den ersten Schritt machte, doch als sich nix tat und Tileo schüchtern herumdruckte, schob Eneas ihn sanft näher und das brach offenbar den Bann. Mit seinen Ärmchen klammerte sich Tileo fest an Kosta und war ihm um den Hals gefallen. Lächelnd beobachtete Eneas das aus dem Hintergrund, auch wenn er wußte, dass solche Gesten es Kosta später umso schwerer machen würde, Tileo bei seiner Familie abzugeben. Wenn die noch lebte. Sie mußten Tileo irgendwie dazu bringen über seine Herkunft zu bringen. Sie wußten nichtmal, ob der kleine Knirps langlebig war. Mit dem dunklen Haar könnte er durchaus ein Hayllier sein. Wenn dazu seine Haut auch keinen so tiefen Goldton hatte.
Hinter Eneas ertönte ein Klopfen an der Türe. Vissarion.
"Ähhh... kann ich reinkommen?", fragte er. Eneas öffnete ihm.
"Natürlich." Dann schnüffelte er und trotz Zwielicht stach das verrutschte Hemd und die liederlich geschlossene Hose gleich ins Auge. Sofort schob Eneas den Matrosen energisch zurück in den Gang, folgte ihm. "Sag mal, bist du betrunken?", fragte er. "Und ließ dir deine Eroberung nichtmal richtig Zeit dich anzuziehen? Mensch, Welpe, in deiner Koje lebt jetzt auch ein kleiner Junge."
"Leto had gesascht, ihr lascht den hier", nuschelte Vissarion und lehnte sich gegen die Wand.
"Nein, tun wir nicht. Komm schon, du brauchst ne Piratenwäsche." Er würde den jungen Prinzen nicht nach Alkohol und sonstwas stinkend in die Kajüte lassen.
"Ey, du bis nich mein Vater. Ich bin alt genusch", wehrte Vissarion sich und wollte in die andere Richtung. Nach einigem Ziehen und Zerren hatte Eneas ihn soweit, um ihn zu den Waschräumen zu bringen.
"Nein, aber ich bin dein Kapitän und du bist 165 und deswegen ist es meine Verantwortung, dass dir nichts passiert", erklärte Eneas nicht zum ersten Mal.
"Un wir ham nur so nen bißchen gefummelt un so... un dann wurd die rabiat un... ähhhh... hat mein Geld geklaut", fügte er hinzu. Wider Willen mußte Eneas grinsen.
"Ich leih dir was..", bot er an und verkniff sich jeden anderen Spruch. Er war auch mal so jung gewesen. "Und beim nächsten Mal lass das Geld was du nich brauchst in deinem Juwelengepäck. Anstatt damit anzugeben."
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Kosta » Do 21. Jul 2022, 11:09

Kosta wollte den Jungen auch gar nicht mehr alleine lassen, wollte ihn beschützen und behüten. Allerdings überraschte es ihn, dass Eneas so offen zu ihm gewesen war und ihm von den Geheimnamen erzählt hatte. Und auch dass er ihm nun schon erklärt hatte, dass sie ihn sicher bei einer netten, lieben Familie wissen sollte.

"Von wollen kann nicht die Rede sein", schüttelte Kosta heftig seinen Kopf, brachte es aber nicht fertig, den Jungen einfach in seine Arme zu nehmen. Dazu sass der Schock noch zu tief. "Ich habe mich deswegen ganz heftig mit mir selbst gestritten. Weil ich dich doch dabei haben will, es aber viel wichtiger ist, dass du in Sicherheit bist. Aber wir hätten dich niemals einfach zurück gelassen Tileo. Wir hätten dir alles in Ruhe erklärt."

So recht schien ihm der Junge noch nicht glauben zu wollen. Oder er hatte einfach nur Angst. Kosta wusste auch nicht so recht, was er sagen sollte. Da nahm Eneas das in die Hand und schob das Kind auf ihn zu. Da spürte Kosta auch schon den vertrauten Druck der dünnen Ärmchen um seinen Hals. Unwillkürlich entspannte sich Kosta etwas und er schloss Tileo behutsam in seine Arme. "Ich lasse dich nicht zurück, Tileo", versicherte er ihm flüsternd. "Ich lasse dich ganz bestimmt nicht zurück."

Dass Eneas sich um Vissarion kümmerte, bekam Kosta nur am Rande mit und er war sehr froh, dass er sich nun alleine auf Tileo konzentrieren, ihm die Tränen trocknen konnte, die nun wieder ausgebrochen waren.
"Na komm, Herr jüngster Pirat aller Zeiten. Es wird alles wieder gut", munterte er ihn auf und reichte ihm ein Taschentuch. "Hast du eigentlich schon etwas gegessen?"
"Nur die Wurst bei Noyan", schniefte Tileo.
"Ich hab auch noch nichts gegessen. Lass uns in die Messe geben. Einauge hat bestimmt noch etwas essbares für uns."
Tileo nickte eifrig und so nahm Kosta ihn bei der Hand und sie verliessen die dunkle Kajüte, um zur Messe zu gehen.
"Und dann schreibst du Lady Samaria einen Brief."
"Einen Brief? Warum?"
"Darin bedankst du dich bei ihr für ihre Gastfreundschaft und entschuldigst dich bei ihr, dass du ihr so einen Schrecken eingejagt hast."
"Aber ich kann doch noch gar nicht so gut schreiben und ich wollte da nicht bleiben."
"Keine Widerrede junger Pirat", mahnte Kosta warmherzig. "Es wird dir eine gute Übung sein. Ich helfe dir dabei. Ausserdem ist es sehr wichtig, stets charmant und freundlich zu den Frauen zu sein. Das ist eine der obersten Regeln für einen guten Piraten. Sei stets zuvorkommend, freundlich und charmant zu den Frauen." Er zwinkerte dem Jungen, der ihn mit grossen Augen staunend ansah, scherzhaft zu. "Glaub mir, das kann in manchen Situationen sehr hilfreich sein."
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