Re: Angeheuert
von Kayne » So 3. Jul 2022, 21:01
Zwei Tage vergingen, die Kayne quälend lang vorkamen. Nun waren es schon drei Tage wo Siandra sich in der Gewalt der Entführer befand. Drei Tage zu viel. Selbst wenn Kayne auf dem Schiff mithalf, so kam er sich nutzlos vor, hasste das Warten. Die meiste Zeit über stand er auf Deck, blickte auf das Meer, das sie mittlerweile überall umgab. Auch wenn es so wirkte als würde er nur finster in die Ferne starren, so versenkte er sich tief in die Kunst und suchte auf seine eigene Weise, tastete nach den kleinsten Anzeichen von Siandras Signatur, versuchte ihr immer wieder zu senden in der Hoffnung irgendwann würde sie ihn hören... und was hatte es zu bedeuten, dass sie nicht antwortete? Hatte man ihr die Juwelen fortgenommen? War sie schon in Kaeleer oder... gar tot? Nein, daran wollte Kayne überhaupt nicht denken, sie mußte noch am leben sein und er würde sie finden. Selbst wenn er dazu bis nach Dhemlan müßte... wieder schliff der Prinz sein Schwert, es war mittlerweile so scharf, das es geradezu danach dürstete zarte Haut aufzuschneiden und Blut zu trinken.
Aber erst am zweiten Tag wurde ihm das vergönnt. Am Horizont war ein anderes Schiff zu sehen und bald rief der Kapitän sie zusammen. Kayne beachtete Tania nicht weiter, so hatten sie die letzten Tage auch gehalten. Aus den zwei Freunden waren Fremde geworden. Um sie herum herrschte geschäftiges Treiben, das Schiff holte auf und die Kanonen wurden geladen.
Taelos erklärte ihnen, dass sie es mit einer Sklavengaleere zu tun hätten. Es könnte sein, dass man dort etwas über den Verbleib von Siandra wüßte. Man müßte sich darauf einstellen, dass sie längst nicht mehr auf dem Schiff wäre, das sie anfangs entführt hätte. Wieder tastete Kayne nach Siandra und wieder spürte er sie nicht. Er durfte die Hoffnung nicht verlieren, sie konnten sie immer noch finden. Der Hayllier ermahnte sie sich nicht in Zerstörungswut zu verlieren, sie könnten niemanden befragen der tot wäre.
Kayne nickte knapp, blickte aus kalten Augen hinüber zu der Galeere, die immer näher kam. Vielleicht lag es auch daran, dass er es kaum erwarten konnte und nicht widerstehen konnte das Schiff schneller über die Wellen zu lenken. Aber auch so war die Taelos sehr schnell, sie schossen nur so dahin und bald konnte man schon die einzelnen Menschen auf dem Deck der Sklavengaleere sehen. Die Ruder bewegten sich rascher auf und nieder, tauchten im Gleichklang ins Wasser.
Der Prinz sprang auf die Reling, hatte sein Schwert gezogen und hielt sich mit der anderen Hand an einem der Taue fest. Kräftiger Seewind spielte mit den salzhellen Haaren und der Kleidung, einer schwarzen einfachen Hose sowie einem weißen Hemd mit blassen, schwarzen Streifen. Kayne hatte ein schwarzgraues Schutzschild um sich gelegt, wartete dann aber nicht länger sondern setzte die Kunst ein um pfeilschnell zum anderen Schiff hinüber zu springen. Wuchtig kam er auf dem Deck auf, stieß gleichzeitig eine schwarzgraue Welle der Macht aus, der die Männer umfegte.
Kayne hob langsam den Kopf, fixierte den ersten Matrosen, den er sah. Wenn auch nur irgendjemand auf diesem Schiff wußte, würde er es erfahren. Er mußte Siandra wiederfinden. Alles andere zählte nicht mehr. Der Prinz attackierte den Mann gleich verbissen, der sich mit einem Säbel zur Wehr setzte. "Siandra Tharish, kennst du den Namen? Hattet ihr eine Pruulerin an Bord? Ein dunkelhäutiges Mädchen, eine Hexe? Kennst du die Schiffe Eletine oder Guirille?", fragte er zwischen jedem Streich, drängte den anderen zusehends zurück.
Längst waren auch Kämpfer von der Taelos übergesetzt und Kayne spürte auch immer wieder Tania, ihre Signatur war nun wo sie diese nicht mehr verborg, nicht zu ignorieren.
"I-ich weiß von nichts, nein, keine Pruulerin", stammelte der Mann, stolperte nach hinten. Kayne setzte ihm mit einem Tritt gegen die Brust nach, stieß ihn so brutal gegen einige Fässer. Drohend näherte er sich, beugte sich über den Matrosen und legte ihm die Schwertspitze an die Kehle.
"Wenn du lügst, töte ich dich", erklärte er.
"Ich weiß nichts. Es gibt hier keine Siandra. Wir haben Papiere für die Sklaven, das ist alles legal", beteuerte der andere hastig, presste sich dicht an die Fässer um dem Schwert zu entgehen. Wütend und enttäuscht, dass der Matrose ihm nichts sagen konnte, packte Kayne ihn, warf ihn über Bord wo er mit einem Schreien im Wasser landete. Gleich kämpfte der Prinz gegen die nächsten zwei, versuchte jemanden auszumachen, der etwas zu sagen hatte.
Bald war seine Klinge blutgetränkt und er wußte nicht wieviele er auf seinem Weg tötete bis er jemanden hörte, der Befehle brüllte. Befremdlicherweise war es eine Frau. Kayne schob den letzten Toten von der Klinge, stieß ihn beiseite und ging knirschend die Treppe empor. Eine dunkelhaarige Frau mit einem Dreispitz auf dem Hut hatte eine halbnackte rothaarige Sklavin an einer Kette bei sich, bedrohte sie mit einem Krummdolch.
"Keinen Schritt weiter oder ich töte sie!", fauchte sie, ging langsam rückwärts.
"Ich will nur wissen wo meine Gefährtin ist. Sie heißt Siandra Tharish", erklärte Kayne, hob sein Schwert. Blut glitt tropfend an der Klinge entlang, fiel tödlich langsam zu Boden und traf aufs Holz.
Die Brünette lachte. "Wie putzig. Aber hier ist niemand mit diesem Namen. Also verschwinde. Wir liefern diese Sklaven nur ihren Käufern aus. Du willst deine Hand nicht an so heiße Ware legen." Sie drückte den Dolch näher zur Kehle der Sklavin, die vor ihr kniete.
Kayne machte trotzdem einen Schritt näher. "Diese Sklaven interessieren mich nicht." Er wollte noch näher kommen als in dem Moment die Frau aufschrie, nach hinten taumelte und sich an die Schulter griff. Ein Bolzen ragte heraus, zwischen ihren blutigen Händen kam schnell weiteres Blut hervor. Dido kam aus dem Schatten des Aufbaues am Achterdeck gelaufen, trat der Kapitänin rasch den Krummdolch aus der Hand und überwältigte sie.
"Was machst du denn? Sie war kurz davor die Frau hier zu töten!", fuhr sie Kayne wütend an, funkelte ihn aus ihren blauen Augen an. "Reiß dich zusammen!" Die Glacierin begann die Hände der Brünetten hinter ihrem Rücken zu verschnüren, sie dabei mit dem Knie grob zu Boden pressend.