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Bei der Provinzkönigin





Re: Bei der Provinzkönigin

Beitragvon Siandra » Fr 22. Jul 2022, 14:25

Es war schwer ihren neuen Herrn und die neue Herrin zufrieden zu stellen. Bei ihrer Herrin war es noch etwas einfacher, weil sie ihr meist klare Befehle gab. Aber auch wenn sie die befolgte war immer noch etwas nicht gut. Sie lobten sie zwar, versicherten ihr, dass alles in Ordnung war, doch die Hexe konnte spüren, dass das nicht stimmte. Sie waren nicht wirklich glücklich. Dabei gab sie doch ihr bestes.

Es dauerte eine Weile, bis sie realisierte, dass der Prinz und die Hexe wollten, dass sie diese Siandra war. Doch sie kannte diese Frau nicht. Sie wusste nicht wie sie war. Nur manchmal, bekam sie ganz leise eine Ahnung davon. Wenn ihr Herr oder ihre Herrin sie in den Arm nahmen und sie fest an sich drückten, dann vibrierte ganz tief in ihr drin etwas. Dann glaubte sie ein goldenes Staubkorn in der Dunkelheit zu sehen, was ihr alle Antworten lieferte. Nur hatte sie Angst vor dem Staubkorn und sowieso, bevor sie es recht fassen konnte, war die Umarmung auch schon hektisch unterbrochen worden. So als wäre es widerlich sie zu umarmen.

Siandra liess es einfach mit sich geschehen und tat ihr bestes, um ihre Herrschaft zufrieden zu stellen. Sie wollten kein Knien und keine Verneigung. Sie wollten auch kein Sex. Zumindest sagten sie das. Doch bei dem Prinzen war sie sich sicher, dass er log. Deswegen sagte sie jedoch nichts, sondern trug stattdessen die schlichten, nützlichen Kleidungsstücke, die man ihr hinlegte, ass, was sie vorgesetzt bekam.

Eines Tages waren sie wieder an Land. Siandra nahm an, dass es nun zu der Villa des Prinzen weiter gehen würde. Für einen Moment verspürte sie einen Anflug der Freude, weil sie das Schiff verliessen. Darauf war es ihr nicht wohl. Doch ein Herzschlaf später war der Gedanke wieder vergessen. Artig nickte sie und folgte ihrem Herrn nach oben an Deck. Da gab es unheimlich viele Männer. Noch mehr als sonst. Jetzt waren da nicht nur die, auf dem Schiff, die alle erstaunlicherweise sehr freundlich zu ihr gewesen waren. Auch an Land waren wahnsinnig viel Männer und zumindest einer von ihnen war sehr, sehr wütend.

Unwillkürlich ging Siandras Atem schneller. Viele Männer waren nicht gut. Da war wieder etwas, woran sie sich erinnern sollte. Besonders bei der Wut des einen Mannes. Zitternd versteckte sie sich hinter ihrem Herrn und hoffte, dass ihn das nicht zornig machte. Aber nachdem er seinen Arm nicht mehr um sie gelegt hatte, fühlte sie sich sehr in Gefahr. Sie wusste nicht wieso, doch seit sie ihre neue Herrschaft hatte, schien es ihr so, als müsste sie sich an etwas erinnern. An ein Leben vor diesem. Kurz blickte sie ihren Herrn flehend an, dass er sie nicht fortschickte, bevor ihr Blick jedoch wieder leer wurde und sie einfach nur die gehorsame Hülle war.
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von Anzeige » Fr 22. Jul 2022, 14:25

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Re: Bei der Provinzkönigin

Beitragvon Eneas » Fr 22. Jul 2022, 16:25

Es war nicht die Königin, sondern der Kriegerprinz, der hinter ihr stand, der sich zu Wort meldete. Eneas spürte große Macht von ihm ausgehen. Der Mann war nicht zu unterschätzen, das hatte er vorhin bereits mit Einschüchterung der Schaulustigen bewiesen. Eneas vermutete, dass der Mann der persönliche Leibwächter der Provinzkönigin sein musste, wenn nicht sogar ihr Hauptmann der Wache. Der Kapitän der 'E' sah kurz zum Kai, wo Kosta neben dem Landungssteg stand. Er nickte unmerklich, um Eneas' unausgesprochene Frage zu beantworten. Ja, es war der Hauptmann. Es wäre äußerst günstig den Mann zu überzeugen etwas gegen den adeligen Hayllier zu unternehmen. Als Hauptmann war er schließlich für den Schutz der Provinz verantwortlich und nichtmal ausländische Adelige konnten es sich leisten Touristinnen zu entführen. So hoffte Eneas jedenfalls.
Der Kriegerprinz äußerste sich zunächst zurückhaltend. Er wolle den "Hinweisen" nachgehen. Der Mann stockte kurz, schien sich mental zu unterhalten ehe er sich wieder an Eneas wandte. Der Kapitän verneigte sich dankbar.

Er wollte gerade etwas sagen, als die Königin sich laut zu Wort meldete und anscheinend auf den Speerfaden des Mannes reagierte. Sie wollte die Befreiten in ihrer privaten Villa empfangen, wo die Frauen es ruhiger hätten.
"Das ist sehr großzügig von euch, Königin Hoia", ergriff Eneas das Wort, wandte sich auch an den Hauptmann, "Meine Unterstützung ist euch gewiss, Prinz. Wenn wir uns ungestört unterhalten können, werde ich euch die gesamte Geschichte erzählen - und wer der Schuldige ist", erwiderte Eneas. Leider war Fjirell Uleste nicht auf der Insel gewesen. Sie hatten ihn nicht "inflagranti" erwischen können. Hoffentlich konnte man ihn trotzdem überführen. In Hayll war er vor ihren Verfolungen weitaus sicherer als hier in Chaillot.
Lady Hoia wollte das Schiff glücklicherweise nicht betreten. Das fehlte noch, dass die Provinzkönigin über ihr Schmuggelgut stolperte. Eneas wollte verhindern, dass sich allzu viel Aufmerksamkeit auf seine Mannschaft - oder ihn - legte. Darunter könnte die Hilfestellung für die befreiten Frauen leiden.
Die Königin schien sich ein wenig beruhigt zu haben. Ihre Miene wirkte nicht mehr wütend und nun hieß sie ihn willkommen auf Chaillot.
"Vielen Dank, Lady Hoia. Ich sehe, es war richtig meine Hoffnungen in euch zu setzen. Mein Steward hat nur das getan, worum ich ihn gebeten habe", übernahm Eneas die Verantwortung. Für Außenstehende war es meist besser, wenn es so wirkte, als hätten sie eine ordentliche Hierarchie auf dem Schiff. Außerdem konnten sie sich so gegenseitig schützen.

"Selbstverständlich werde ich euch alles berichten. Uns ist auch daran gelegen, dass den Entführern der Prozess gemacht wird", entgegnete der hayllische Krieger, "Danke für die Audienz. Wann immer es euch genehm ist." Gegen einige Tage Landurlaub hatte er nichts. Sie brauchten die Zeit, um sich von der Jagd und dem Kampf zu erholen.
Die Königin wollte eine größere Kutsche rufen, um die Frauen zu ihrer Villa zu bringen. Eines musste man ihr lassen: sie war eine Frau der Tat. Eneas gefiel das.
"Ich würde mich gerne persönlich von dem Zustand der Frauen überzeugen, solange wir auf die Kutsche warten." Lady Hoia hielt ihm ihre Hand entgegen. Eneas ergriff ihre Hand sanft, neigte seinen Kopf.
"Natürlich, Königin. Seid mein Gast", bot er an und führte sie den Steg hinauf ins Schiff. Er konnte schlecht Nein sagen. Vor allem, da ihnen weiterhin dutzende an Leuten zusahen. Der Steg führte ins obere Deck, wo auch Waren verladen wurden. Leto hatte die Frauen hergebracht und nun kamen auch Kayne, Julia und Siandra. Der blonde Prinz hielt sich dicht bei seiner Freundin, beäugte besonders den Hauptmann misstrauisch.
"Das hier sind Kayne und Julia. Unsere Auftraggeber. Kaynes Gefährten Siandra wurde in Beldon Mor entführt", erklärte Eneas. Kayne verneigte sich knapp. Das Erlebnis hatte ihn sehr mitgenommen, man konnte es ihm ansehen.
"Danke für eure Hilfe", sagte er knapp, "Aber wir können Uleste alleine jagen. Er wird uns nicht entkommen", knurrte er wütend. "Wir möchten jedoch länger hier bleiben. Um Siandras Willen." Er sah mit einem schmerzlichen Gesichtsausdruck zu ihr. "Damit sie sich erholen kann."
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Re: Bei der Provinzkönigin

Beitragvon NSC » Fr 22. Jul 2022, 16:27

Lex

Barmherzige Dunkelheit, diese Angst! Lex war es durchaus gewohnt, dass man ihm mit Vorsicht begegnete, er war auch gewohnt Angst in den Augen seiner Feinde zu sehen, aber Angst in den Augen einer Frau? Niemals in seinem Leben hatte er einer Frau einen Grund gegeben sich vor ihm zu ängstigen und doch fürchtete sich diese Frau vor ihm.
Um die Frauen, die ohnehin schon genug ertragen haben, nicht noch weiter zu ängstigen, lächelte er auf die gleiche Weise, auf die er seine Mutter und seine Schwestern anlächelte... und manchmal Charette, wenn sie es nicht sehen konnte. Es war ein Lächeln, das einfach, ehrlich und verfügt war, ein entwaffnetes Lächeln, das Lex ein wenig verwandelte und beinah über die Tatsache täuschte, dass unter der freundlichen Oberfläche ein Tier schlummerte.

"Nein, nicht in die Residenz, die Frauen sollen in meine private Villa gebracht werden, umso weniger sie gesehen werden umso schneller können sie sich ausruhen, ich will nicht das sie sich begafft fühlen!" Lex verneigte sich knapp und gab entsprechende Anweisungen an seine Männer weiter.
Er lächelte noch, als Charette ihre Hand ausstreckte und sich auf das Schiff helfen ließ. Wie ein Schatten (ein richtig freundlich lächelndes Schatten) folgte er seiner Königin. Jetzt konnte er die Frau etwas genauer ansehen. Es war eine sehr hübsche Frau, die eine schwache Ähnlichkeit mit Karen hatte. Bei dem Gedanken an seine Schwester musste Lex sich wirklich anstrengen immer noch zu lächeln. Karen besuchte ihn oft hier, sie ging gern im Hafen spazieren...
*Es hätte Karen sein können", flüsterte er leise über den Speerfaden zu seiner Königin. *Diese Mistkerle hätten meine Schwester entführen können.* Doch er durfte diesen Gedanken icht an sich heran lassen, sonst würde er für nichts mehr garantieren können.
"Die Kutsche ist bereit unterwegs hierher", berichtete er halblaut, als ihn die Nachricht von einem seiner Männer erreichte. Dann fuhr er in normaler Lautstärke fort, wobei er sich sowohl an die Königin richtete, als auch an die Männer um ih herum.
"Ich habe alles Nötige veranlasst, um die Reise so angenehm und sicher gestalten, wie es nur möglich ist. Ich würde auch gern Dana, meine ältere Schwester hierher hohlen, sie ist eine erfahrene Heilerin und ich vertraue ich vorbehaltlos. Ich würde ruhiger schlafen, wenn bei den Frauen jemand bleiben würde, dem ich vertrauen kann."
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Re: Bei der Provinzkönigin

Beitragvon NSC » Fr 22. Jul 2022, 16:30

Charette

Da alle Schritte veranlaßt waren und augenscheinlich keine direkte Gefahr bestand lockerte sich Charettes Gemütszustand. Sie näherte sich vorsichtig den Leuten auf Deck, die ihr als der 'Auftraggeber' und seine entführte Gefährtin vorgestellt worden waren.
Etwas an der Art wie die beiden beieinander standen passte allerdings nicht in das Gesamtbild. Eine vor Angst zitternde Frau die sich an ihren Liebsten schmiegte sah anders aus. Etwas ging nicht mit rechten Dingen zu was dazu führte das Charette ihre innere Unruhe wieder an die Kette legen musste. Wie ein wütend gewordener Hund sprang und zerrte diese in ihr herum. Sinnbildlich gesprochen passte das ganz gut, so konnte Charette nach außen hin ruhiger wirken.

Lex wandte sich ebenfalls an sie mit seinen innersten Ängsten 'Es hätte Karen sein können!' schickte er ihr über einen Speerfaden. Sein innerer Hund stand kurz davor sich loszureißen. Aber auch er versuchte nach außen hin Ruhe zu signalisieren.
Charettes Blick ruhte auf der jungen Frau und ihren Gefährten während sie freundlich lächelte und sich dabei vorstellte wie sie einen wütenden Hund beruhigen würde. Die Hand hinhalten? Er würde hineinbeißen, schlagen oder treten? Er würde nur noch wilder werden. Sanft auf ihn einreden dauerte zu lange. Sie schickte Lex einen vertrauten Speerfaden zurück: *Muss ich dich im Nacken packen und mich auf dich draufsetzen oder reicht es dir wenn ich dir versichere das es Karen gut geht und ihr niemand ohne unser Wissen zu nahe treten wird, geschweige denn sie entführen könnte?*
In Anbetracht dessen das sie selbst gerade eben noch Sorgen gehabt hatte einen Fuß auf ein fremdes Schiff zu setzen, weil es hätte sie ja entführen können! war das zwar nur ein kläglicher Trost, aber man musste auch zugeben, so ohne mir nichts dir nichts hätte niemand sie, ihre Zofen oder überhaupt eine Frau ihres Hofes entführen können.
Und im Gegensatz zu Überlegungen die sie noch an diesem Morgen gehabt hatte war es durchaus WICHTIG IMMER in Begleitung eines Mannes zu sein. Wie dieses traurige Desaster der entführten Frauen bewies.
Wieviele mochten noch tagtäglich einem solchen Schicksal begegnen? Charette wollte es sich lieber nicht vorstellen.

Zurückkehrend zu ihrer jetzigen Situation verzichtete Charette darauf die Frau vor sich zu berühren, obwohl alles in ihrer Natur als Königin und Beschützerin, als Erneuerin und als Band der Menschen danach schrie die Frau tröstend in den Arm zu nehmen. Ihre Natur als Priesterin hingegen verlangte etwas anderes. Diese sah mit anderen Augen, weder der Rache noch des Trostes. Es sagte schlichtweg: kaputt.
Was das genau bedeutete wusste Charette noch nicht zu sagen, aber fakt war das mit dem Mädchen etwas nicht stimmte. Ihre Haltung und der eigentümlich dümmlich wirkende Ausdruck in ihrem Gesicht bar einer hoffnungsvollen oder erleichterten Reaktion. War dies das Leid das Apathie hervorrief oder war es etwas Widerwertigeres? Was taten diese Schweine den Frauen an?
Und wieso sprach der Mann, wie hieß er?- Achja Kayne- wieso sprach Kayne so unbedacht. Charette hatte geglaubt unter dem sichtlich abgekämpften Oberfläche einen erleichterten Mann zu finden. Stattdessen stritt sich Rache und Vernunft in seinem Inneren. Ein weiterer Hund, dachte Charette ohne jeden Humor und stellte sich vor wie Kaynes Hund im inneren auf und ablief, die abgerissene Kette hinter sich herschleifend und dennoch nicht in der Lage weiter weg zu laufen.
Sie nahm den Blick von der Gefährtin und antwortete Kayne, der einerseits jagen und andererseits umsorgen wollte: "Auch um Euretwillen bin ich froh, dass Ihr meiner Bitte nachkommt mein Gast zu sein. Eure Jagd solltet ihr zügeln bis Ihr soweit seid." Sie hob die Hand mit der Innenfläche nach oben gewand als Zeichen der stillen Vergebung, dass ihre Worte nicht als Beleidigung aufgefasst werden sollten. "Ich bin mir sicher in der jetzigen Situation tut Ihr selbst gut daran Euch nicht kopflos in eine Jagd zu stürzen. Ob mit oder ohne meine Hilfe bei der Ergreifung dieses 'Ulestes' entscheiden wir gegebenenfalls später."
Charette stellte damit klar das sie durchaus in der Lage war den Mann, wenn auch mächtiger als sie, in die Schranken zu verweisen wenn er es darauf anlegte. Wenn er den Uleste alleine jagen wollte war das seine persönliche Sache um seiner Gefährtin Rache Willen. Auch wenn diese scheinbar zu dem jetzigen Zeitpunkt solche Gefühle nicht hegte. Auf einem anderen Blatt Papier standen aber all die anderen Frauen, die dunkelhäutige Freundin war nicht die einzige und das war der Grund weshalb Kayne NICHT alleine jagen würde ob mit direkter Unterstützung oder ohne.
Um so wichtiger war es dem Gefühl welches Charette hatte in Bezug auf der Gefährtin nachzugehen und später die anderen Frauen ebenfalls zu überprüfen, vielleicht erklärte sich alles logisch im Gespräch mit dem Kapitän und der Crew.
Die Königin wandte sich an die junge Frau und veränderte ihre Stimme mittels Magie soweit das sie weniger herrisch und mehr fürsorglich klang, wie es einer Dame in ihrem Alter vielleicht angemessen war. Sie beugte sich zu dem Mädchen vor und hielt ihr die Hände hin, sie glaubte nicht das die andere sie ergreifen würde. Die Hexe schien viel zu jung für solch eine Tortur zu sein, ihre hübschen haare waren matt und verklebt und ihr Teint glich mehr einem grau denn überhaupt irgendeiner gesunden Farbe. "Wie heißt du, mein Kind?" fragte Charette liebevoll und sanft und hoffte zumindest irgendeine Reaktion aus der apathischen Hexe hervorlocken zu können.
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Re: Bei der Provinzkönigin

Beitragvon Siandra » Fr 22. Jul 2022, 16:55

Neben dem wütenden Mann kam auch eine zornige Frau an Bord. Es war eine Königin. Beherrscht sprach sie mit dem Kapitän und kam dann auf sie zu, um sie zu mustern. Siandra hielt still und wartete, blieb aber noch immer halb hinter ihrem neuen Herrn stehen. Sie beide schienen sehr wütend über ihren früheren Herrn zu sein und stritten sich darum, wer ihn jagen dürfte. Siandra war das egal. Sie hatte jetzt neue Herrschaften, denen sie es Recht machen wollte.

So blickte sie auch erst ihren Herrn und ihre Herrin an, als die Königin auf sie zugetreten war, ihr ihre Hände einladend entgegen gestreckt hatte und wissen wollte, wie sie hiess. Fragend schaute sie sie an und wollte herausfinden, ob sie sie an die Fremde ausliehen und sie sich ihr hingeben sollte. Beide nickten ihr freundlich und aufmunternd zu. Siandra verstand und fügte sich selbstverständlich. Schade eigentlich. Sie war gerne bei ihrer neuen Herrschaft gewesen und es war schon ein gewaltiger Fortschritt für sie, dass sie so etwas überhaupt empfinden konnte.

Gehorsam trat sie mit einem sanften Lächeln vor und legte ihre Hände anmutig in die der Königin, knickste demütig vor ihr. "Ich heisse Siandra, Herrin", antwortete sie höflich und hoffte, alles richtig gemacht zu haben. Der Prinz und die Hexe hatten sie zumindest immer so genannt. Es wäre schön, wenn sie ihnen eine Freude damit machte, wenn sie sagte, dass sie so hiess. Es würde schon stimmen, wenn ihre Herrschaft das sagte.
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Re: Bei der Provinzkönigin

Beitragvon Kayne » Fr 22. Jul 2022, 17:07

Angespannt blieb er neben Siandra und Tania stehen, als die Provinzkönigin mit ihrem Hauptmann das Schiff betrat. Sie sollten Siandra nicht ängstigen. Sie wirkte schon so verstört genug. Der Kapitän stellte sie einander vor, doch Kayne verneigte sich nur knapp. Vor allem den rot tragenden Kriegerprinzen wollte er nicht lange aus den Augen lassen. Er sollte Siandra nicht zu nahe kommen. Da Tania es vorzug zu schweigen, lag es an Kayne sich für die Hilfe der Königin zu bedanken. Er fürchtete nur, dass jetzt Königin Hoia die Bestrafung von Uleste in die Hand nehmen würde. Vielleicht würde der Adelige mit einem blauen Auge davonkommen. Das durfte nicht geschehen. Er hatte Siandra so viel schreckliches angetan... am liebsten wäre Kayne gleich los, um den Mann aufzuspüren und Rache zu üben. Es war leichter sich dem hinzugeben, als was mit Siandra passiert war und wie wenig von ihr übrig schien. Er wusste in ihrer Gegenwart nicht mehr wie er sich verhalten sollten.
Doch egal wie schwer es war, es war das Beste für alle, wenn sie eine Weile hier blieben, damit Siandra sich erholen konnte. Gewiss würde sie dann wieder sie selbst oder? Sie stand bloß immer noch unter Schock. Es musste einfach einen Weg geben, damit sie wieder die Alte wurde.

"Ich bin mir sicher in der jetzigen Situation tut Ihr selbst gut daran Euch nicht kopflos in eine Jagd zu stürzen. Ob mit oder ohne meine Hilfe bei der Ergreifung dieses 'Ulestes' entscheiden wir gegebenenfalls später", mahnte ihn die Königin. Sie hatte sicherlich recht, aber es war nicht leicht es zu hören, wenn man das schwelende Feuer der Rache in seiner Brust spürte.
"Wir sind dankbar für die Hilfe, Lady Hoia. Uleste hat unaussprechliches getan. Er darf nicht ungestraft davonkommen", beharrte Kayne steif.
Der Kriegerprinz meldete sich zu Wort, dass die Kutsche bald eintreffen würde. Außerdem würde seine Schwester Dana als Heilerin die Frauen betreuen.
"Danke, das wissen wir zu schätzen", sagte Taelos, "Unsere beiden Heilerinnen bedarfen ebenfalls Erholung. Sie haben sich um die körperlichen Verletzungen der Frauen gekümmert. Die seelischen dagegen... das wird Zeit benötigen", fügte er leiser hinzu, blickte dabei hinüber zu Siandra. Jener widmete sich nun auch die Chailloter Königin, ergriff ihre Hände. Kayne spannte sich leicht an, er wollte schon etwas sagen, als Siandra ihn fragend anblickte. Aufmunternd nickte er ihr zu, versuchte zu lächeln. Scheiße, er wusste nie, wie er bei ihr reagieren sollte. Bestimmt machte er alles falsch. Hätten sie in Beldon Mor doch nie gestritten... er hatte sie nicht richtig beschützt.
Siandra knickste in Demut vor der Königin, beantwortete ihre Fragen höflich. Es wirkte alles einstudiert. Sie hatte nicht einmal Angst. Das war das erschreckenste. Wie sollten sie Siandra aus ihrer Apathie reißen?
"Sie ist noch unter Schock, Königin", bemerkte Kayne leise, "Sie war mal anders..." Seine Schwerthand ballte sich kurz zu einer Faust.
"Die Kutschen scheinen hier zu sein", machte Taelos darauf aufmerksam und deutete zu den herangefahrenen Kutschen am Hafen. Die anderen befreiten Frauen kamen nun auch auf Deck. Sie trugen hauptsächlich ausgeliehene Kleidung von Dido und Esmeralda. Scheu drückten sie sich aneinander. "Wir sollten das nicht unnötig hinauszögern", befand der Kapitän. "Wenn eure Männer mögliche Schaulustige fernhalten könnten, Hauptmann.."
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Re: Bei der Provinzkönigin

Beitragvon NSC » Fr 22. Jul 2022, 17:08

Lex

*Muss ich dich im Nacken packen und mich auf dich draufsetzen oder reicht es dir wenn ich dir versichere das es Karen gut geht und ihr niemand ohne unser Wissen zu nahe treten wird, geschweige denn sie entführen könnte?* Diese Frage lies Lex schmunzeln. Er fühlte sich ein wenig sicherer und entspannte sich ein wenig. Die Frauen, die er leibte, waren in Sicherheit. Was die Frauen hier anging.... er würde sich um sie kümmern.

"Wenn eure Männer mögliche Schaulustige fernhalten könnten, Hauptmann..", bat Taelos, als die Kutschen endlich in am Hafen eintrafen. Am liebsten hätte Lex den verdammten Schaulustigen etwas geboten, was wirklich sehenswert war. Zum Beispiel den Mitkerl, der den Frauen so etwas antat, bei lebendigen Leib die Haut abziehen. Er gab einen mentalem Befehl an seine Männer den Platz zu räumen, auch wenn es bedeuten würde die besonders neugierige Personen auf der Stelle wegen der Behinderung von Rettungsarbeiten hinzurichten. Na gut, er hatte ein wenig lauter "gesprochen", als beabsichtigt, so dass die Menschenmasse, die unten wartete es gehört hatte. Von den Menschen auf dem Schiff hatte er es natürlich abgeschirmt. Auf jeden Fall hatte es die richtige Wirkung, die Menschen verzogen sich und der Platz unten wurde tatsächlich leer.
"Ich denke es wird genügen", lächelte er zufrieden. Er zwang die Bestie in ihm in die Ecke und verwandelte sich in einen charmanten, liebenswürdigen Mann, denn die Frauen seiner Familie kannten.
"Darf ich den Ladys beim Abstieg helfen?", fragte er mit einem gewinnenden Lächeln. "Ich darf Ihnen versichern, dass sie bei meinen Männern in Sicherheit seid. Ihr habt nichts mehr zu befürchten."
Dann drehte er sich zur Kayne und der jungen Hexe, die sich als Siandra vorgestellt hatte.
"Prinz, vielleicht wäre es besser, wenn Sie die Lady ein wenig begleitet. Ich denke es wäre für sie leichter den Weg in das Anwesen zu überstehen, wenn sie eine vertraute Person begleitet. Außerdem ... außerdem würde ich gern mit Euch reden, Prinz. In einer Umgebung die weniger förmlicher ist."
*Ich will nicht, dass er in deinem Herrschaftsgebiet zur Selbstjustiz greift*, übermittelte er an seine Königin. *Der Mitkerl, der das eingerichtet hat, bekommt seine Straffe, und ich will dass alle begreifen, dass solche Handlungen hier nicht geduldet werden. Ich hoffe es ist in deinem Sinne, Lady."
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Re: Bei der Provinzkönigin

Beitragvon NSC » Fr 22. Jul 2022, 17:10

Charette

Wo waren ihre verdammten Süßigkeiten?
Nicht das die Lage sich zuspitzte aber es war alles in allem ein sehr merkwürdiger Moment, als das zarte Blümchen vor ihr knickste und sie Herrin nannte.
Charette hatte keine Sklaven, nur retliche Angestellte die Familien hatten und anständig vergütet wurden. Jemanden zur Bestrafung unbezahlte Dienste leisten zu lassen war angemessen, aber Lustsklaven ging mal gar nicht. Charette wusste nicht genau was sie erwartet hatte, äußerlich war das Mädchen vielleicht abgekämpft, den Umständen entsprechend, aber ihr erster Eindurck des 'hier stimmt was nich, da is was kaputt' bestätigte sich. Sie hatte gehofft die Frau würde ihr die Hände ebenfalls entgegen strecken aber es hatte mehr einen Akt der Pflichterfüllung an sich. Aus Furcht- vor ihr?- hatte sie sogar ihren Liebsten angeblickt und auf eine Zustimmung gewartet.
Die Königin erwiederte das Lächeln und legte den Kopf leicht schief, am liebsten hätte sie Siandra über das Haar gestreichelt um sie zu trösten. Aber sie wollte ihr nicht zu nahe treten. Stattdessen tastete sie vorsichtig die innere Barriere ab um herauszufinden ob zumindest hier so weit alles in Ordnung war. In der Kürze bekam sie aber keinerlei tiefgehende Einblicke, alles was sie wirklich mit Sicherheit sagen konnte, war das es ihr vorkam wie in einem Nebel mit der Hand zu winken und damit nur ein paar Kräusel und Schatten zu verändern. So mir nichts dir nichts war da gar nichts zu erkennen.
Sie ergriff eine Hand der Frau und drückte sie ganz zart zur Bestätigung. "Wir haben schöne Zimmer für euch in dem ihr euch entspannen könnt." lockte sie und schloß mit der freien Hand mit einem Wink über das Deck alle Anwesenden ein bis sie zum Hafen hinunter zeigte: "Dazu müssen wir alle nur ein Stück mit der Kutsche fahren, magst du Kutschfahrten?" Es klang selbst für sie etwas unbeholfen aber es würde seine Zwecke tun, ein bisschen von den 'Schockzuständen' wie es der Prinz ausgedrückt hatte abweisen und Alltäglichkeit anbieten. Dann führte sie die Hand und den Arm Siandras Richtung Kayne: "Wenn ihr irgendetwas benötigt zögert nicht es mich wissen zu lassen."

Sie blickte Kayne forschend ins Gesicht. Mutter der Nacht, wusste er eigentlich was seine Augen preisgaben? Diese Wildheit, diese Lust zu Töten? Gut das sie hier die Gute war. Es würde äußerst schwer fallen ihn an die Leine zu legen sobald Uleste auch nur einen Pieps von sich gab.
Darin war sie sich mit ihrem Hauptmann Lex einig.

*Ja Lex, ich werde weder Selbstjustiz eines Fremden Hilfesuchenden dulden noch die eine meiner engsten Vertrauten. Im Klartext: Ich will den Mann lebend und ungebrochen! Ein enthäutetes Bündel Knochen kann ich weder zu seinen Mittelsmännern noch zu Verbindungen befragen! Ach-ja und fang schon einmal an dir Ausreden auszudenken, ich will nicht das die anderen Königinnen und schon gar nicht Thalias Hof hier herumschnüffelt ohne dass ich vorher im Bilde bin! Sag vorerst unsere Gäste kamen aus einem noch ungeklärten Grund und am besten für alle weiteren Belange werden sie als meine persönlichen Gäste betitelt bis ich einen ausformulierten Bericht angefertigt habe. Lass es mich bitte auch wissen sobald mein Haushofmeister abkömmlich ist und er zur Villa kommen kann.*

Sie wandte sich zum Gehen: "Kapitän, eure Leute sollen für ihr Risiko natürlich nicht unbelohnt bleiben, die Villa fasst bei Weitem nicht alle eure Leute, aber ich lasse euch gern Verpflegung und andere Dinge bereitstellen die ihr benötigt." Sie zeigte sich von der großzügigen Seite und hoffte damit auf Gegenliebe zu stoßen. Was nicht hieß das man ihre Gastfreundschaft über die Zier strapazieren konnte, aber vorerst war sie hier schließlich die Gute und konnte ruhig einen ordentlichen Topf Suppe und eine Fleischplatte anbieten und Verbandsmaterial oder ähnliches. Für ihre Weiterfahrt mussten sich die Seeleute schon selbst eindecken.
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Re: Bei der Provinzkönigin

Beitragvon Siandra » Fr 22. Jul 2022, 17:30

"Ja, Herrin, ich mag Kutschenfahren", antwortete sie mit einem artigen Lächeln. Der Königin schien das sehr wichtig zu sein, weswegen sie sagte, dass sie es mochte. Dabei wusste sie es gar nicht. Sie wusste noch nicht einmal so recht, was mögen bedeutete. Es hatte meistens etwas damit zu tun, dass sie zu etwas zustimmen sollte. Leider schien dem Prinz ihr Verhalten nicht zu gefallen. Dabei gab sie sich so viel Mühe, es ihm Recht zu machen. Doch er meinte nur betrübt, dass sie nicht immer so gewesen wäre. Siandra hatte schon herausgefunden, dass der Prinz und auch die Hexe sie anders haben wollten. Sie hatte nur noch nicht herausgefunden, wie das sein sollte.

Versuchsweise strahlte sie ihn an, als sie von der Königin wieder zurück zu ihm geführt wurde und schmiegte sich glücklich an ihn. Vielleicht mochte er ja das, dass sie ihm vertraut war. Was er ja auch war. Sie war lieber bei ihm, als bei der Königin. Hoffentlich war das nicht falsch.
Erschrocken zuckte sie zusammen, als eine der Frauen entsetzt zu kreischen anfing, weil der Kriegerprinz auf sie zugetreten war. Panisch klammerte sie sich an eine andere Hexe, die sie ebenfalls mit dem Weinen ansteckte. Es gab einen ziemlichen Tumult und es dauerte eine Weile, bis Dido und Esmeralda die Frauen beruhigen konnte. Es funktionierte erst, als der Kriegerprinz sich mit seinen Wachen zurück zog.

Auf einmal war der Hafen fast menschenleer. Die Wachen hatten die Schaulustigen in die Gassen zurück getrieben und waren selbst auch da geblieben. So waren keine beängstigenden Männer mehr ihn der Nähe, ausser die vom Schiff, an die sie sich schon etwas gewöhnt hatten. Aber auch die hielten sich zurück. Scheu und dicht aneinander geträngt verliessen die Frauen das Schiff und bestiegen gehorsam die Kutschen, die ihnen zugewiesen worden waren. Siandra hielt sich dicht bei ihrem Herrn und ihrer Herrin, die sie in der Kutsche beschützend in ihre Mitte nahmen. Rumpelnd fuhr die Kutsche los, wohl zu der Villa, von der gesprochen worden war.
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Re: Bei der Provinzkönigin

Beitragvon Eneas » Fr 22. Jul 2022, 20:41

Eneas war sehr bestrebt darum, dass sie die Frauen schnell in die Kutschen brachten - und damit auch die Provinzkönigin von seinem Schiff. Der Gedanke, dass sie mitten über wertvolles Beutegut stand, reichte ihm an Nervenkitzel. Außerdem wollte Eneas die befreiten Frauen nicht weiter der vielen Aufmerksamkeit aussetzen. Es war zwar gut, dass sie die Königin direkt beim Hafen angetroffen hatten, doch es verursachte unnötigen Aufruhr im Hafen. Lady Hoia widmete sich Siandra, fragte sie freundlich aus. Die Pruulerin war jedoch nicht verängstigt wie die anderen Frauen. Sie war weiterhin apathisch und schien nicht zu verstehen was um sie herum geschah. Es schmerzte Eneas dies mitanzusehen. Es erinnerte ihn an damals und wie hart er gekämpft hatte wieder Sinn in seinem Leben zu sehen. Das Traurige war, dass, wenn Siandra endlich realisierte was ihr passiert war, der richtige Schmerz für sie erst begann. Die Apathie war bloß ein Schutzmechanismus.
Der Kapitän bedauerte auch Kayne, der trotz Kostas Erklärungen noch nichts davon zu erahnen schien. Er wirkte fast genauso verwirrt wie Siandra. Zudem war er sehr angespannt in der Nähe des Chailloter Hauptmannes. Am besten sie kamen bald zu offenem Raum. Das hieß runter vom Schiff und möglichst mit wenig Aufmerksamkeit.

Als Eneas den Kriegerprinzen bat sich um die Schaulustigen zu kümmern, damit niemanden Frauen zu nahe kam, vertrieb der Mann gleich alle Menschen im Hafengebiet. Eneas spürte, dass der Hauptmann die Kunst einsetzte und die Leute unten am Kai entsetzte Gesichter machten. Lächelnd kam er danach zu den Frauen, bot ihnen ihre Hilfe an. Eneas glaubte zu spüren, dass er es gut meinte, er war nur leicht übereifrig. Die meisten der Befreiten verunsicherte es mehr. Eine kreischte auf, hielt sich an der zweiten fest. Leto und Maria eilten rasch zu ihnen, um sie zu beruhigen.
"Bitte, ihr macht ihnen Angst, Prinz", wandte sich die Heilerin an den Kriegerprinzen.
Eneas konnte es ihnen nicht verdenken. Vor Kriegerprinzen besaß jeder einen gesunden Respekt. Der Hauptmann wandte sich an Kayne, empfahl ihn, seine Freundin zu begleiten.
"Ich lasse sie nicht aus den Augen", versicherte der Prinz. Er wurde damit belohnt, dass Siandra sich mit einem Lächeln an ihn drückte. Verwirrt ließ Kayne es mit sich geschehen. Wenn man ihn so hilflos sah, konnte man seine Gefährlichkeit schnell vergessen, dachte Eneas.
"Kapitän, eure Leute sollen für ihr Risiko natürlich nicht unbelohnt bleiben, die Villa fasst bei Weitem nicht alle eure Leute, aber ich lasse euch gern Verpflegung und andere Dinge bereitstellen die ihr benötigt", bot die Königin ihm an.
"Das nehmen wir gerne an, Lady Hoia. Danke schön", entgegnete Eneas freundlich. "Wenn ihr nichts dagegen habt, begleite ich die Frauen zu eurer Villa zusammen mit meiner Gefährtin Dido, der Heilerin Esmeralda und meinem Steward Iason. Ich würde euch gerne erzählen, was wir auf der Insel gesehen haben."
Eneas sandte Ulysses mit der Bitte, ob er solange auf Tileo achtgeben könnte. Als er dann jedoch mit der Gruppe vom Schiff wollte, trat Kosta zu ihm und vermittelte ihm, dass er lieber zurückbleiben würde, um auf Tileo aufzupassen. Es war bestimmt auch aufregend für ihn gewesen. Sie hatten versucht den Jungen von dem Tumult auf Deck fernzuhalten.
*Besorg ihm ein Eis*, erinnerte er Kosta liebevoll in Geheimsprache. Wahrscheinlich wartete Tileo noch darauf. "Wir sind bald wieder zurück." Wenn sich alles beruhigt hatte.
Zusammen mit seiner Freundin nahm Eneas in einer der Kutschen Platz, womit sie zur Villa gebracht wurden. Er hoffte, dass sie dort alles erklären könnten und Lady Hoia etwas gegen den hayllischen Adeligen unternehmen würde.
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Re: Bei der Provinzkönigin

Beitragvon NSC » Fr 22. Jul 2022, 20:42

Charette

Die Kutschen schlängelten sich die gewundene Auffahrt hinauf. Normalerweise fuhr im Höchstfall eine Kutsche diesen Weg, wahrscheinlich mussten die Kutscher die Pferde alle ausspannen, die Wagen drehen und wieder einspannen um wieder hinaus zu gelangen. Aber in diesem Sonderfall wollte Charette auf gar keinen Fall alle Gäste an der Straße am Tor aussteigen lassen.
Ihr Anwesen war verhältnismäßig klein aber großzügig geschnitten und lag etwas erhöht, so dass man nicht nur eine bezaubernde Aussicht auf die Stadt hatte, sondern auch Etagenweise hatte bauen können. Die Villa hatte vormals ihren Eltern gehört und davor einem ihr unbekannten chailloter Adligen, der es verkauft hatte.
Auf dem Vorplatz zum Eingang hatten ihre Bediensteten Aufstellung bezogen. Gärtner, Lakai, Haushälterin und Dienstmädchen. Darüber hinaus stand Bendon, der Freund ihrer Zofe Linda ebenfalls am Eingang. Er wohnte mit in der Villa, ebenso wie ihre Zofen, wenn diese nicht gerade bei ihr am Hof schliefen.
An sich bot das Haus mit Sicherheit genügend Platz für die Gäste. Immerhin hatte es vier Schlafzimmer. Trixi würde kurzerhand ihr Zimmer zur Verfügung stellen müssen. Bendon und Linda behielten ihres. Charettes eigenes Schlafzimmer blieb ebenfalls verschlossen. Blieb noch das reguläre Gästezimmer. Darüber hinaus verfügte das Anwesen über einen Speisesaal und einen Wohnraum. Das private Arbeitszimmer Charettes war nur über das entsprechende Schlafzimmer erreichbar und somit ebenfalls verschlossen. In der tiefer gelegenen Etage waren die Bedienstetenräume sowie die Küche. Hinter dem Haus in dem runden Anbau befand sich ein Altarraum. Nicht zuletzt war dieser Raum von ihren Eltern für Charette errichtet worden.

Auf dem Weg zurück hatten sie auch- für Süßigkeiten ausgesetzt- Trixi wieder eingesammelt und mit einem Taschentuch wischte sich die Königin nun ein bisschen Puderzucker vom Mund. Jetzt ging es ihr um einiges besser. Die Situation erfoderte Feingefühl aber vor allem eine starke Königin die Schutz bot.
Als erstes ließ Charette Lex aussteigen und sich von ihm aus der Kutsche helfen. Ihr leicht angespannter Fußmuskel muckte zwar nicht mehr aber ein falscher Tritt und am Ende lag sie noch am Boden. Sie begrüßte knapp ihre Angestellten und setzte sie davon in Kenntnis: "Ich wünsche meine Gäste gut untergebracht zu sehen." Ihr Personal, gerade das ihrer Villa war loyal und verschwiegen, ein Grund mehr wieso die Frauen hier in Ruhe genesen konnten.
Sie wandte sich an die Menschen die nun aus der Kutsche ausstiegen. "Mein Haus steht Euch zur Verfügung." Sie machte eine einladende Geste und ihr Personal dienerte geschult aber nicht unterwürfig höflich. Während der Koch zählte und das Essen im Kopf zusammenstellte zog sich die Haushälterin sogleich mit der Angabe: "Ich beginne die Zimmer herzurichten." ins Innere zurück und nahm das Dienstmädchen auch gleich mit.
Charettes Lakai, Butler, Schreiber und Mann für Alles begrüßte die Damen und Herren ebenfalls: "Wenn Sie mir bitte in den Wohnraum folgen möchten? Ich lasse sofort eine Erfrischung reichen und zeige Ihnen dann Ihre Zimmer."
Mit dem einen einzigen Badezimmer im oberste Geschoss musste man sich vielleicht arrangieren bei so vielen Leuten, aber das würde sicherlich eine kleine Unannehmlichkeit darstellen.
Zu ihrem Hauptmann, dem Kapitän und dem Prinzen, sowie deren Begleitung gewandt sagte sie: "Unsere Besprechung verschieben wir auf eine Zeit nach dem Essen."
"Lex, das Wachpersonal am Tor weiß Bescheid, lass deine Schwester sofort nach ihrer Ankunft zu den Frauen nach oben."
An alle gewandt, ehe schließlich alle hinein gehen würden sagte sie noch: "Jedem steht es frei dieses Haus auf eigenen Wunsch hin zu verlassen, ich rate aber jedem sich vorerst bis morgen auszuruhen." Sie sah während der Worte jede einzelne Frau an die befreit worden war und zweifelte ob diese sie überhaupt verstanden hatten.
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Re: Bei der Provinzkönigin

Beitragvon NSC » Fr 22. Jul 2022, 20:43

Lex

Seine Reaktion auf die Frauen lies Alexander wieder hinter einer höfflich-kühler Maske verschwinden. Offenbar wurde den Frauen mehr geschadet, als er angenommen hatte. Bisher wirkte sein "kleiner-Junge-Charme" immer hervorragend. Er hatte von seiner frühen Jugend an gelernt, dass seine dunklen Juwelen im Kombination mit der aggressiven Ausstrahlung eines Kriegerprinzen, besonders auf Frauen, bedrohlich wirkte. Er hatte auch gelernt, dass ein ehrlich gemeintes Lächeln die anderen beruhigte und ihnen zeigte, dass alles in Ordnung war. Doch hier war nichts in Ordnung. Ganz und gar nicht.
Die Hexen, die sie vom gerade nach Amstel gebracht hatten, waren - jede auf ihre Art- einzigartig. Sie waren verschreckt und verletzt und erschöpft. Sie weckten in Lex das Bedürfnis zu schützen, sie von den Sorgen und Ängsten abzuschirmen, ihnen das Gefühl der Sicherheit wiederzugeben, daher schmerzte es umso mehr, dass sie seine Hilfe verweigerten.
*Lex?* Dinas besorgte Stimme störte seine düsteren Gedanken.*Ich bin fast da. Geht es dir gut?* Seine Schwester hatte schon immer gewusst, wenn es ihm schlecht ging.
*Mir geht es gut, Di", log er. *Andere brauchen deine Hilfe. Wir warten in er Villa auf dich. Die Wachen werden dich passieren lassen.*

Charette verschob die Besprechung, was durchaus sinnvoll war. Sie alle waren nicht in bester Verfassung eine vernünftige Unterhaltung zu führen. Wären die Umstände anders gewesen, hätte Lex sich ein paar Gläser "Mondschein" gegönnt - ein Gebräu, dass ein Vater von einer seiner Reisen mitbrachte. Doch die Umstände erlaubten ihm nicht sich zu entspannen und sich ein wenig berauschen zu lassen. Die Umstände verlangten, dass er die Situation im Griff hatte.
Mit ein paar Befehlen sorgte er dafür, dass seine Männer zwar anwesend waren, aber den Frauen nicht unter die Augen kamen. Ein weiterer Befehl ließ ein paar seiner Männer sich nach diesem adligen Mistkerl umhören. Mit hoher Wahrscheinlichkeit würden sie nichts finden, aber vielleicht würden sie Glück haben.
Wieder riss Dina ihn aus seinen Überlegungen.
"Dina ist gerade angekommen", sagte er zur Charette. Dann wandte er sich an die anderen.
"Eine Heilerin ist gerade angetroffen", sagte er. "Eine Frau, der ihr voll und ganz vertrauen könnt", versicherte er. Dina war sanft, ruhig und liebevoll. Sie war ... sie war Dina und es gab wohl niemanden, der Angst vor ihr haben würde.

Lex rief eine der Zofen herbei.
"Wenn die Frauen soweit sind, begleite sie bitte nach oben. Dort wartet bereits eine Heilerin." höflich verbeugte er sich kurz vor den Damen um sich vorerst zu verabschieden.
"In dem Arbeitszimmer wurden ein paar Erfrischungen eingerichtet", berichtete er seiner Königin und den anderen. "Bis das Essen eingerichtet ist und Dina die erste Untersuchungen abgeschlossen hat, können wir uns dort etwas ausruhen."
*Lady, ich mache mir Sorgen um dich*, sandte er an Charette. Er hatte Keine Lust auf die üblichen Diskussionen und Machtspielchen. Also griff er auf das Protokoll zurück, was er nur widerwillig machte. *Mach bitte eine Pause, Lady. Trink ein Stärkungstrank, gib deinem Körper und mir etwas Ruhe."
Er bot ihr seinen Arm an und wartete auf die Reaktion der anderen.
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Re: Bei der Provinzkönigin

Beitragvon Eneas » Fr 22. Jul 2022, 20:43

Die Kutschfahrt dauerte, wie versprochen, nicht sehr lange. Vom Hafen aus ging es außen an der Stadt vorbei etwas weiter außerhalb. Langsam zogen die Pferde die Kutschen einen sich schlängenden Weg empor zu der Villa der Provinzkönigin. Sie lag äußerst schön. Von hier hatte man einen Blick sowohl über das Meer als auch die Stadt. Doch Eneas war nicht hier, um es sich gut gehen zu lassen. Er musste vorsichtig agieren. Ein falsches Wort und die Verdächtigungen und Zorn Lady Hoias könnte sich in Richtung der Seemänner entladen. Obwohl er die viele Aufmerksamkeit nicht mochte, war es ein Glück, dass die Provinzkönigin sich so rasch den Frauen annahm.
Eneas half seiner Gefährtin aus der Kutsche, als sie angekommen waren. Prüfend blickte er zu den Frauen, die nervös ausstiegen. Siandra hielt sich ungewöhnlich dicht an Kayne, der dies verwirrt zur Kenntnis nahm.
Ein Butler empfing sie und führte die kleine Gruppe in die Villa. Eneas beobachtete wie eine der Frauen, Mahasina, die anderen zu beruhigen versuchten, als sie hineingingen. Der Krieger lächelte leicht. Er wusste nicht wieso, doch Mahasina schien das Erlebte besser zu verkraften. Womöglich half es ihr schlicht sich um die anderen zu kümmern. Oder sie war einfach abgebrühter.

Die Königin informierte sie, dass sie die Besprechung nach dem Essen hören wollte. "Sehr wohl, Lady Hoia. Danke für die Einladung", bedankte Eneas sich freundlich. Er hatte in seinem Juwelengepäck Beweise von der Insel, die Prinz Ulestes Identität bestätigten.
"Jedem steht es frei dieses Haus auf eigenen Wunsch hin zu verlassen, ich rate aber jedem sich vorerst bis morgen auszuruhen", wandte die Königin sich an die befreiten Frauen.
Die meisten nickten nur zögerlich, eine sah sich verstohlen um. "Danke, M'lady", sagte Mahasin mit leicht pruulischen Akzent.
"Die Reise ist vorbei. Hier könnt ihr euch ausruhen und erholen", erklärte Leto den Frauen auch, "Er wird euch hier nicht finden und es erwartet euch nichts böses."
Der Hauptmann verneigte sich vor ihnen, nachdem er einer Zofe gewinkt hatte die Frauen zu den oberen Zimmern zu bringen. Das war sicher das beste. Es wäre gewiss zu aufwühlend, wenn die Frauen weiterhin die Aufmerksamkeit von allen bekamen. Maria begleitete die Frauen nach oben, damit sie ein vertrautes Gesicht hatten. Kayne ließ Siandra offensichtlich nur ungern ziehen, schloss sich dann aber der Gruppe an, die in ein Arbeitszimmer gebracht wurden.
Eneas nahm neben Leto auf einem Sofa Platz. "Bitte nehmt es den Frauen nicht übel, dass sie so zurückhaltend und erschrocken auf euch reagiert haben, Hauptmann", ergriff Leto das Wort. Sie strich sich durch ihr blondes Haar. "Wir haben aus ihnen auch nicht sehr viel herausbekommen außer ihre Namen. Dieses schreckliche Erlebnis muss erst verarbeitet werden."
Eneas räusperte sich, rief eine Seekarte herbei. "Darf ich?" Er legte sie vor der Königin auf den Tisch, deutete auf einen markierten Punkt. "Hier ist die besagte Insel, die Fjirell Uleste gehört beziehungsweise, die er zu kontrollieren scheint. Wie ihr seht, fällt sie in euren Hoheitsbereich. Die Insel ist nicht sehr groß. Es befindet sich sein Anwesen darauf. Zusammen mit vielen hayllischen... aber auch einheimischen Wachen. Wir haben die meisten im Zuge des Kampfes ausgeschaltet, doch es gibt Überlebende. Sie können nicht von der Insel." Es gab dort keinen Landepunkt der Winde und die restlichen Boote hatten sie zerstört. "Solange Fjirell Uleste nicht zurückkehrt, könnt ihr relativ gefahrlos zur Insel und die Wächter einsammeln. Falls ihr dies wünscht", fügte Eneas hinzu. Er wollte der Königin bestimmt keine Vorschreibungen machen.
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Re: Bei der Provinzkönigin

Beitragvon NSC » Fr 22. Jul 2022, 20:45

Lex

Dina fühlte die vertraute dunkle Signatur ihres jüngeren Bruders, fühlte dass er aufgewühlt und wütend war, dass er jeden Augenblick in den Blutrausch abtauchen könnte. Sie nahm sich vor sich um ihn zu kümmern, sobald ihre eigentliche Arbeit hier erledigt war.
Alexander nahm es den Frauen nicht übel, dass sich vor ihm ängstigten. Es machte ihn nur traurig und wütend. Wütend auf den Mann der die Hexen so tief verletzt hatte. Es hätte ihn gefreut ein Funken Vertrauen in den verängstigten Augen zu sehen.
Da die fremden Frauen vorerst versorgt und in Sicherheit waren, widmete er sich der Frau, der er mit Leib und Seele diente. Charette war erschöpft und brauchte einen Stärkungstrank, sie brauchte ein wenig Ruhe. Als vor Charette eine Seekarte erschien, hätte Lex diesem Kerl - hieß er nicht Taelos? - an liebsten den Kopf abgerissen. Sah der Mann etwa nicht, dass die Lady Ruhe brauchte? Seinen Unmut offen zu zeigen konnte er jedoch nicht. Er hatte bereits eine formelle Bitte an seine Königin gerichtet, nun war es an Chrette eine Entscheidung zu treffen. Sie war ein starke Königin und vor allem eine erwachsene Frau... eine sture Frau, die gern vergaß, dass auch sie körperliche Grenzen hatte.
Lex rief einen der großen Sessel herbei. Ein großes wuchtiges Ding mit weichen Polstern und bequemen Lehnen. Das Möbelstück machte eine leichte Bewegung, stieß die Königin unter die Kniekehlen und die Frau fiel Regelrecht in die weichen Polster.
Mit seliger Unschuldsmiene richtete Lex die ausgebreitete Karte so, dass auch Charette sie aus ihrer neuen Position sehen konnte.

"Meine Männer werden in einer Stunde in See stechen können." Er schaute zu dem Mann.
"Ich nehme an die Insel hat keinen Landepunkt, oder? Das erschwert die Sache." Wäre dort ein Landepunkt gewesen, hätte er den Rest des ersten Kreises hier antanzen lassen, um die Königin zu schützen, während er selbst den roten Wind genommen hätte und die Insel unter die Augen genommen hätte. Doch ohne Winde würde die Reise zu lange dauern...
*Die Frauen sind in Ordnung*, berichtete ihm seine Schwester.*Sie sind erschöpft und verängstigt, aber es werden keine bleibenden Schäden bleiben. Selbst die kleine Siandra wird wieder zurück finden, wenn die Dunkelheit gnädig ist.* Sie schwieg einen Augenblick. *Dieses Mädchen wurde fast gebrochen. Alexander? Kannst du mir etwas versprechen?*
*Alles!*
*Finde den Mann, der den Frauen so etwas angetan hat, Alexander. Finde ihn und lass ihn die Rechnung begleichen.*
*Natürlich, Schwester.*
Sie hat ihn nicht Lex genannt. Alexander. Es war einer förmliche Bitte einer Hexe an einen Kriegerprinzen.
*Und Kümmere dich um Charette*, meldete sich Dina nocheinmal *Ich habe ihr ein ein Trank mit deiner speziellen Mischung machen lassen. sie soll es trinken, so lange es warm ist.*
Endlich kam ein Dienstbote mit den Erfrischungen und einem Glas von Lex' Spezialmischung. Er nahm das Glas und reichte es seiner Königin.
"Das war Dinas strickte Anordnung für dich.Trink es, so lange es warm ist und einen erträglichen Geschmack hat."
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Re: Bei der Provinzkönigin

Beitragvon NSC » Fr 22. Jul 2022, 20:45

Charette

Kaum war nun also die Szene am Hafen entspannt und entwirrt worden musste sie sich wieder diesem zur Dunkelheit nervenden höflichen Anordnungen der Herrenwelt fügen. Charette überlegte ernsthaft Alexander dafür zu treten. Wie ein Kind, einmal fest vor's Schienbein, zack! Am besten so das er nächste Woche noch was davon hatte.
Na gut aber den Arm draußen nahm sie dann doch und ließ sich ins Zimmer geleiten. Sie nahm auch brav in dem Sessel Platz, setzte dabei eine sehr offene und starre Miene auf. Sollten die Gäste am besten denken, dass sie das genau so wollte und das sie als Königin ihrem Blutdreieck die Befehle erteilte sich um sie zu kümmern! Wo käme man denn dahin, wenn am Ende die Herren der Gattung selbstständig denken würden und auch noch von ganz allein auf die Idee kämen Sorge und Mitgefühl zu haben und daher ganz freiwillig einen Stuhl zurechtschoben! Ha!
Wohl aber war es sicherlich kein Geheimnis das sich bestimmt jede einzelne Königin in ganz Terreille am liebsten in solchen Momenten ohne ihre Männer wiedergefunden hätte, nur um stolzen Hauptes selber Platz zu nehmen! Sie war keine Greisin, sie konnte einen dämlichen Stuhl selber herbeiziehen, zur Not sogar mit minimalem Aufwand ihres Juwels! Mutter der Nacht; wozu hast du Männer erschaffen?

Abgesehen von diesen Gedanken die Charette innerlich amüsierten und dadurch nur umso ruhiger werden ließen konzentrierte sie sich nun auf den Kapitän der sich der Karte gewidmet hatte. Voller Tatendrang- die sie ihm nicht verübeln wollte- gab er ohne Umschweife sein Wissen preis.
Die Königin stutzte jedoch bei seinen Worten und betrachtete die Karte und den Finger und das Gesicht des Mannes. Ihr Hoheitsgebiet? Nun- ja. Gern, wenn sie vielleicht die Territoriumskönigin wäre könnte man das sagen. Tatsächlich aber lagerten die Inseln Forca, Vianden und Nyrany am östlichen Rand des Territoriums Chaillot nicht direkt in ihrem Hoheitsgebiet, sondern in dem von Dorsten. Papperlapapp. Die Menschen hatten bei IHR Schutz- nunja Hilfe gesucht und somit lag es in ihrem Hoheitsgebiet. Alles andere war schlichte Karteireiterei. Diesen kleinen bürokratischen Makel würde ihr Haushofmeister ausmerzen. Das konnte der Kapitän ja nicht wissen.

Ein Glas schwebte in ihr Sichtfeld und seine Flüssigkeit schwappte darin und hypnotisierte einen Moment ihre Augen. Am oberen Rand hatte das Glas einen leichten Dunstschleier, es war warm.
"Das war Dinas strickte Anordnung für dich.Trink es, so lange es warm ist und einen erträglichen Geschmack hat." befahl Lex und Charette ergriff das dargebotene Getränk selbstverständlich. Nicht gegen das Schienbein treten dachte sie dabei, vielleicht doch lieber etwas höher. "Der Anordnungen einer Heilerin würde ich niemals widersrprechen." antwortete sie süffisant und widmete sich dann wieder den Gesprächen und Karten.
Der markierte Punkt störte Charette. Sie war nicht die Provinzkönigin von Dorsten, sie hatte keinerlei Handhabe über die Vergabe der kleineren Inseln und Anwesen auf den größeren Inseln. Aber es störte sie gewaltig das ein solches Verbrechen auf Grund und Boden ihres geliebten Chaillots stattgefunden hatte. Und wenn sie dafür Dorstens Königin angehen würde, von Gleich zu Gleich würde sie der Unfähigen ganz gehörig den Marsch blasen. Und erst die Bezirkskönigin, diese würde sie ganz sachgerecht im Kraten von Thurn entsorgen, gleich hinter diesem Uleste dessen Vorname ihr einfach nicht glatt liegen wollte.
Nachdem Lady Hoia ihr Getränk zu sich genommen hatte seufzte sie: "Gibt es Hinweise darauf WANN der Mann zurückkehrt?"
Sie gab eine Anweisung an Lex weiter: "Deine Leute sollen alles auf den Kopf stellen, ich will sämtliche Unterlagen, sämtliche Haushaltspläne, Briefe, Urkunden... " sie überlegte, "Karten, Quittungen, alles was ihr finden könnt." Sie rief einen Bogen papier und einen Füller herbei. Mittels Juwelenkraft ließ sie einen knappen vorformulierten Text von dem Füller schreiben. Solche und andere kurze schriftliche Anweisungen hatte sie mit ihrem Haushofmeister erdacht um eben in genau solchen Situationen schnell handeln zu können, diese handvoll Formulierungen kannte sie auswendig. Während die Feder über das Papier kratzte wandte sie sich wieder an den Kapitän: "Was wisst ihr über den Mann? Hayllier? Ein eher unbekanntes Haus 'Uleste' oder täusch ich mich?"
Sie nahm den Füller in die eigene Hand zurück und schrieb in eine Lücke den entsprechenden Namen und setzte ihre Unterschrift darunter. Die Rolle reichte sie ihrem Angestellten: "Wer auch immer grad Dienst hat, ich will die Unterlagen für den Inselkauf oder die Pacht heute noch hier haben!"
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Re: Bei der Provinzkönigin

Beitragvon Eneas » Fr 22. Jul 2022, 20:46

Die komfortable Einrichtung kam dem Kapitän kurzzeitig etwas unwirklich vor. Hier saß er auf bequemen Polstern, während sie über diese schreckliche Tat sprachen. Zumindest hatten die Königin und ihr Hauptmann sofort den Ernst der Lage erkannt. Der Kriegerprinz wirkte auch so, als wollte er die Täter gleich zur Rechenschaft ziehen. Eneas war froh, dass man rasch handeln wollte. Er hatte befürchtet mit mehr Bürokratie und Politik zu kämpfen zu haben. Allerdings hatten sie noch nicht über Fjirell Uleste geredet.
"Nein, es gibt keinen Landepunkt. Die Insel ist sehr klein", antwortete Eneas, "Es gibt einen Steg zum Anlegen. Es sollte jetzt verhältnismäßig sicher sein dort anzulegen. Ein schmaler Weg führt durch etwas Wald bis zum Anwesen. Wir haben gegen die Bediensteten und Wächter von Prinz Fjirell gekämpft. Es... gab Tote." Es hatte sich nicht vermeiden lassen.
Kayne, der auf einem Sessel saß, sagte nichts dazu, behielt seine trockene Miene bei. Er wirkte gezeichnet von diesem Kampf. Eneas hatte den Prinzen nicht kontrollieren können und so hatte Kayne zusammen mit Julia ziemlich im Anwesen gewütet.

"Manche leben noch. Diese haben wir eingesperrt in einem Zimmer des Anwesens. Ob wir welche übersehen haben, das weiß ich nicht", gab Eneas zu bedenken. Seine Erklärungen wurden kurz unterbrochen, als ein Diener eintrat und ihnen Getränke brachte. Der Hauptmann gab Königin Hoia gleich ein bestimmtes Glas, forderte sie auf den Inhalt zu trinken. Ob sie krank ist? Eneas blickte zur Seite. Leto sagte nichts dazu und Kayne wippte unruhig mit dem Fuß. Die Königin unterhielt sich derweil mit ihrem Hauptmann ehe sie sich wieder an die Gruppe wandte.
"Wir haben eine Einladung gefunden, die ihn zu einer Veranstaltung nach Draega einlädt", antwortete Leto.
"Ich habe gehört wie die Wächter gesagt haben, dass sie Siandra nach Draega bringen wollten, da Uleste dort einen Käufer für sie hätte", knurrte Kayne und starrte wütend auf die Karte wie als würde er mitten aufs Anwesen schauen wie sich dieses Gespräch abgespielt hatte.
Leto rief einen Brief herbei, legte ihn behutsam auf den Tisch. "Das ist die Einladung. Kein Absender, bloß ein Emblem. Zwei kniende Frauen, die sich ansehen."
Eneas war dieses Zeichen unbekannt, doch er hatte kein gutes Gefühl dabei. "Es ist ein Fest in einem Palacio Lesidades. Klingt nobel. Da diese Veranstaltung bereits gewesen ist, könnte man davon ausgehen, dass Uleste bald zurückkehrt", spekulierte er.
"Der ist immer noch in Hayll", entgegnete Kayne, "Er wartet doch darauf, dass ihm seine Untergebenen Siandra liefern. Wir müssen nach Draega!"
Die Königin hatte während der Unterhaltung Notizen gemacht, fragte dann nach, was sie noch über Fjirell Uleste wüssten.
"Er ist ein hayllischer Adelige", antwortete Eneas. "Und da wird es heikel... die Familie gehört zu Haylls Hundert. Zwar zu den unteren, aber es ist genug. Ich bezweifle, dass man ihn zur Rechenschaft ziehen kann solange er in Hayll ist. Er ist reich. Reich genug, um eine Insel zu kaufen und viele Bedienstete zu haben."
"Es ist mir egal, wieviel Geld er hat. Er kann nicht einfach freie Frauen entführen und versklaven!", ereiferte sich Kayne und war kurz davor aufzuspringen. "Egal wo er sich verkriecht, ich werde ihn finden. Er kann nicht einfach, er..." Der Prinz atmete rascher. Eneas konnte dessen Wut nur zu gut verstehen. Solange man reich und mächtig war, kam man selbst mit den schlimmsten Taten davon, konnte sich alles erlauben. Zumindest wirkte es oft so. Er konnte mitfühlen, durfte es jedoch eigentlich nicht. Wenn er zuließ, dass er sich noch weiter für Siandras Schicksal engagierte, würde ihn das innerlich auffressen. Aber er wollte helfen, er wollte Gerechtigkeit für sie...
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Re: Bei der Provinzkönigin

Beitragvon NSC » Fr 22. Jul 2022, 20:47

Lex

Seine Königin fauchte ihn an. Es war ihr gutes Recht. Innerlich lächelte Alexander zufrieden, äußerlich ließ er sich nichts anmerken. Was die Männer im Augenblick dachten war ihm gleich. Wenn sie den sog einer Königin kannten, würden sie ihn verstehen, wenn nicht, dass hatte es auch keinen Sinn es ihnen zu erklären.
"Deine Leute sollen alles auf den Kopf stellen, ich will sämtliche Unterlagen, sämtliche Haushaltspläne, Briefe, Urkunden... " sie überlegte kurz, wührend Lex bereits die nötigen Befehle weiter gab. "Karten, Quittungen, alles was ihr finden könnt.", fügte sie hinzu.
*Die Männer sind bereits unterwegs*, berichtete er ihr. Als der Mann die Einladung zeigte, studierte Lex aufmerksam das Emblem. Er kannte dieses Zeichen nicht. Dieser Uleste war also ein Hayllier. Er gehörte zu hayllischen Elite. Ein reicher Mann, der seine Stellung und sein Vermögen nutzte, um Frauen zu versklaven... Vor seinem inneren Augen stelle Lex sich vor, wie er diesem Mann jagte, durch diese verfluchte kleine Insel...
"Es ist mir egal, wieviel Geld er hat. Er kann nicht einfach freie Frauen entführen und versklaven!", schrie Kayne, was Lex dazu brachte sich schützend neben seiner Königin zu stellen und den Mann warnend anzuknuren. Das rote Juwel blitzte kurz auf.
"Diese Mann wird seiner Straffe nicht entgehen", versicherte Lex. "Er mag ein Hayllier sein, doch als er eine Frau aus Beldon Mor entführt hatte, hatte er sich mit Chaillot angelegt." Der Gedanke, dass seine Königin und auch seine eigene Schwestern in einer solchen Gefahr waren, ließ Alexander vor Wut kochen. Ein solcher Mann durfte nicht unbestraft davon kommen.
"Meine Schwester wir einige Tage hier bleiben", gab er Dinas Entscheidung weiter. "Sie wird sich eine Weile um sie kümmern. Damit die Frauen sich nicht auf eine andere Heilerin einstellen müssen."
In diesem Augenblick kam ein Bote mit den Unterlagen, die die Königin vorhin angefordert hatte. Lex nahm die Papiere entgegen, prüfte sie routiniert auf schädliche Zauber und reichte sie an Charette weiter.
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