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Das Ende der Spinnenkönigin





Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Merion » Fr 23. Sep 2022, 21:11

"Ich weiss und es ist furchtbar", klagte Merion leidenschaftlich auf den Hinweis, dass er an der Situation zur Zeit nichts ändern konnte. Er sollte sich wohl nicht so vor einer Fremden auslassen. Sie war keine Dea al Mon. Merion konnte nicht einschätzen, wie sie reagierten würde. Doch die Hexe traf zielsicher Punkte in seinem Innern, die ihn schwer beschäftigten. Gleichzeitig schien sie ihn auch zu trösten zu versuchen. Sie sagte ihm, dass er stark sein müsse. Wenn Minan ein Gefangener wäre, könnte ihm viel schweres passiert sein. Er würde jemanden brauchen, der ihm half und ihn tröstete. Merion nickte. Das wollte er immer. Doch Minan oder eher Darken wollte oft nicht reden. Er wollte es einfach nur schön bei ihm sagen.

"Du meinst, dass sie ihn vergewaltigen und foltern, oder?" fragte er leise auf ihre behutsamen und doch so eindringlichen Worte. Sie erinnerten ihn stark an die Besorgnis von Darken, als er ihm hatte ausreden wollen, anstatt seiner Eltern in den Krieg zu ziehen. "Minan... er hat mir davon erzählt, dass ihr das macht." Merion hielt sich an dem Geländer des Schiffes fest und starrte in den Himmel. "Also nicht du, Lady Laree", beeilte er sich zu sagen, als er merkte, wie seine Worte auch verstanden werden konnten. "Aber viele der Leute, die in Steinhäusern wohnen. Viel zu viele. Es ist furchtbar."

Die freundliche Hexe schien ihm seine Worte nicht böse zu nehmen. Stattdessen meinte sie, dass ihr Bruder ein toller Stratege und Einbrechkünstler sei. Sie würden in die Feste reinkommen und alle Gefangenen finden. Ausserdem wäre es gut, dass Minan ihn hätte. Womöglich dächte er gerade an ihn und es gäbe ihm Kraft. Das war ein schöner Gedanke und diesmal konnte Merion tatsächlich leicht lächeln.
"Einbrechkünstler?" fragte er unwissend nach. "Was ist das?" dieses Wort kannte er nicht. "Die anderen Gefangenen, kennst du sie? Iason? Wie ist er? Minan ist übrigens auch noch ein Prinz. Nicht nur eine Schwarze Witwe alleine."
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von Anzeige » Fr 23. Sep 2022, 21:11

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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Laree » Fr 23. Sep 2022, 21:12

Etwas überrascht sah Laree zu dem jungen Krieger, als er von Vergewaltigung und Folter sprach. Sie hatte nicht erwartet, dass er dies wusste und wer hatte ihm so schreckliche Sachen gesagt? Sie zögerte kurz, nickte dann aber. Kein Grund den Dea al Mon anzulügen. Er erklärte, dass Minan ihm erzählt hatte, dass sie das machen würden.
"Wir?", fragte Laree kritisch. Merion verbesserte sich hastig, dass er nicht sie meinte, sondern die Leute, die in den Steinhäusern wohnten. Es wären viel zu viele, die dies machten. Ah, dann hatte ihm Minan wirklich viel anvertraut und anscheinend auch das was ihm in Hayll widerfahren war.
"Wir sind nicht alle so", wandte sie ein. "Die meisten sind nicht so", fügte sie hinzu. "Aber es reicht bereits einer..." Ihr goldener Blick wurde leicht dunkler, während sie auf die sturmumtosten Wellen sah. Es wäre besser über etwas hoffnungsvolleres zu sprechen. So versuchte die Hexe sie beide aufzumuntern und ihnen Mut zu machen. Minan würde vielleicht gerade jetzt an seinen Gefährten denken und das brachte den Dea al Mon zum Lächeln. So sah er gleich nochmal so hübsch aus.
"Ein Einbrecherkünstler ist jemand, der auch in gut gesicherte und verriegelte Festungen hineingelangt. Normalerweise um Dinge daraus zu stehlen." Sie grinste spitzbübisch. Sie war mittlerweile auch gut darin, Schlösser zu knacken oder jemanden das Geld aus der Tasche zu ziehen, aber längst nicht so gut wie Eneas und seine Mannschaft. "Er wird dafür sorgen, dass wir in die Feste kommen."

Merion fragte sie nach den anderen Gefangenen und ob sie Iason kennen würde. Dann fügte er hinzu, dass Minan auch ein Prinz wäre. Laree nickte. Das wusste sie ja bereits. "Eine sehr seltene Kombination. Die Königin bei der er ist.. Zorya. Sie wird sehr interessiert an ihm sein. Ich meine, sie wird dafür sorgen, dass er am Leben bleibt", fügte sie schnell hinzu, da man ihre ersten Worte auch falsch verstehen konne. "Ich denke, sie wird sich dafür interessieren, dass er eine Schwarze Witwe ist. Nicht dass er ein Mann ist."
Aber dasselbe ließe sich vermutlich nicht für alle in der Feste sagen und Minan hatte so eine Ausstrahlung...
"Iason ist auch ein guter Freund von mir." Sie kam etwas näher zu Merion. "Ich kenne ihn schon seit ich ein Mädchen war. Aber was noch viel wichtiger ist, mein Bruder ist ganz fett verknallt in ihn." Laree zwinkerte dem Dea al Mon zu. "Das heißt, er wird alles menschenmögliche unternehmen, um ihn zu retten. Alles. Und die beiden haben einfach ein romantisches Ende verdient", seufzte die Hexe. "Ich weiß nicht, ob Iason in einer Zelle sein wird. Wir Hayllier sind listig und raffiniert. Wenn er es schafft, wird er bestimmt dafür sorgen, dass er die Feste ausspionieren kann. Wer weiß, vielleicht weiß er auch wo Minan ist oder hat ihn bereits getroffen. Iason ist eine herzensgute Seele und er kann nie wegschauen, wenn irgendwo ein Unrecht geschieht. Er wird Minan bestimmt helfen", erzählte Laree. "Die anderen Gefangenen sind dhemlanische Soldaten, die in Raej stationiert waren. Ich kenne sie ein bißchen..." Sie waren gut zu ihr in Loraka gewesen. Besonders Zucker...
"Sie haben versucht Zorya in Raej zu überwältigen, doch es hat nicht geklappt. Die Soldaten mögen raubeinig erscheinen, aber ich glaube, sie haben das Herz am rechten Fleck. Ich hoffe, wir finden sie auch in Dalmadans Feste", sprach Laree ihre Gedanken aus. "Darunter ist einer, der hat einen süßen Spitznamen. Zucker." Sie grinste. "Er war immer sehr nett zu mir..."
Ob Zucker wusste wieso Kosta und Ayden sie verraten hatte? Ob einige von ihnen eingeweiht gewesen waren? Bei Rashar hatte es ganz und gar nicht danach geklungen.
"Dann ist da noch.. mmhhh mein alter Arbeitgeber", umschrieb sie es. "Ein Prinz, der für Haylls Hof arbeitet. Er ist ein Meister darin, Frauen um den Finger zu wickeln. Vielleicht hält er Zorya beschäftigt und abgelenkt." Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Ayden ein Gefangener war. Er konnte sich aus allem herausreden.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Merion » Fr 23. Sep 2022, 21:13

Laree erklärte ihm, was ein Einbrechkünstler war. Doch Merion war sich nicht so sicher, ob er sie recht verstanden hatte. Das klang irgendwie sehr nach einem Dieb. Doch bei der hayllischen Hexe sah es ganz so danach aus, als wäre das etwas gutes. Merion runzelte verwirrt die Stirn. Aber vielleicht hatte sie recht und für sie war es wirklich etwas gutes, dass Taelos so gut einbrechen konnte. Es würde ihnen helfen, Minan zu befreien.

Im Gegenzug fragte Merion nach den anderen Gefangenen, schob dann noch hinterher, dass Minan auch noch ein Prinz war. Einfach damit sie auch ja den richtigen Gefangenen befreiten. Laree fand das gut, dass Minan so eine seltene Kombination von Blutkasten war. Das würde Zorya interessieren. Wieder verstand Merion nicht so recht, was daran gut war. Laree erklärte rasch, dass Minan deswegen am Leben bleiben würde und nicht weil er ein Mann sei. Oh, sie schien zu meinen, dass sie Minan deshalb nicht vergewaltigen würde. Merion hoffte es sehr. Minan hatte schon viel zu viel zu leiden gehabt.

Laree begann von Iason zu erzählen. Er sei ein Freund von ihr, den sie schon kannte, seit sie ein Mädchen war. Merion wusste nicht, wie alt Laree war, konnte es noch nicht einmal abschätzen. Doch er vermutete, dass es eine schön lange Zeit war. Da konnten sich bestimmt sehr tiefe Freundschaften entwickeln.
"Fett verknallt?" hakte er verwirrt nach. Die Hexe benutzte so viele umgangssprachliche Wörter und Redewendungen, dass es ihm schwer fiel, ihr zu folgen. Es stellte sich jedoch heraus, dass ihr Bruder sehr verliebt in Kason war und deswegen alles daran setzen würde, um ihn zu befreien und Minan auch. Merion bekam leicht rote Wangen vor Verlegenheit, weil seine eigene Verliebtheit so unterstrichen wurde. Es tat aber sehr gut zu hören, dass es jemandem hier auf dem Schiff ganz ähnlich ging wie ihm. Das hiess, sie würden sich wirklich alle Mühe geben, Minan zu finden und nicht einfach nur seine Königin und ihre Begleiter. Es gab Merion Hoffnung. Genau wie die Beschreibung von Iason, der vielleicht in einer Zelle sass, sich aber vielleicht auch durch eine List frei bewegen konnte. Womöglich hatte er Minan getroffen und weil er so ein guter Mensch sei, versuchte er ihm sicher zu helfen. Merion hoffte, dass sie auch diesen Iason befreien konnten und er wünschte sich auch für Taelos und Iason ein romantisches Ende. Genau wie für Minan und sich.

"Und du bist ganz fett in diesen Zucker verknallt?" wagte er es Laree nach dem einen Soldaten zu fragen, den sie so hervor hob und der immer sehr nett zu ihr gewesen sei. Die Hexe wehrte jedoch lachend ab und nun bekam Merion erst recht rote Ohren vor Verlegenheit. Laree erklärte ihm, dass Zucker eben nur einfach sehr nett zu ihr gewesen sei und das Herz am richtigen Fleck hatte. Das bedeutete wohl, dass er ein guter Mann war.
"Frauen um den Finger zu wickeln?" musste er erneut eine Redewendung erfragen. Allmählich wurde er doch müde. Zwar hatte er schon gemerkt, dass er als Dea al Mon weniger Schlaf brauchte, als ander Blutleute, doch heute war ein aufregender Tag gewesen und durch das Gespräch mit Laree, fiel zum ersten Mal etwas Balast von seinen Schultern. Vielleicht sollte er doch noch nach der Schlafmöglichkeit fragen. "Du hast am hayllischen Territoriumshof gedient? Alle hier?" Im Gespräch unten in dem Versammlungsraum hatte der Kapitän so eine Andeutung gemacht, dass er die hayllische Territoriumskönigin kannte. Genau wie Minan. Vielleicht waren sie sich ja schon einmal begegnet. Aufregung erfasste ihn. Ob er sagen sollte, dass Minan die Königin auch kannte. Aber sie hatte ihn vor Augen aller getötet. Besser er liess Minan tot und sagte nichts. Andererseits hatte er schon seinen Namen genannt. Also müsste Laree doch eigentlich wissen, von wem er sprach. Warum tat sie so, als kenne sie Minan nicht. Oh, das war alles sehr verwirrend. Besser er sprach zuerst mit Eoshan darüber.
"Es ist langsam wirklich schon spät geworden", schob er seine Müdigkeit vor. "Wenn ich nun doch nach einer Schlafgelegenheit fragen darf? Vielen Dank, Lady Laree, für dieses aufmunternde Gespräch. Ich fürchte nur, ich bin zu müde, um ihm noch richtig folgen zu können."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Laree » Fr 23. Sep 2022, 21:14

"Verliebt meine ich. So wie du in deinen Gefährten verliebt bist", erklärte Laree, da der Dea al Mon das Wort 'verknallt' nicht verstand. Der Jugendliche errötete leicht. Der war ja süß, fand Laree. Und anscheinend noch nicht ganz so erfahren, wenn er bereits dabei rot wurde. Die Hexe versuchte Merion nur klar zu machen, dass Eneas nicht locker lassen würde bis sie in Dalmadans Feste waren und Kosta gefunden hatte.
Dafür traute sich der junge Krieger aber trotzdem frech zu fragen, ob sie in Zucker verknallt wäre. Laree lachte, schüttelte den Kopf.
"Er ist ein heißer Kerl, aber nein, ich bin nicht in ihn verliebt", wehrte sie ab. "Er ist ein guter Mann und er war immer nett zu mir. Ich hoffe, es geht ihm gut."
Es war wohl alles etwas zu viele unbekannte Informationen, die der Dea al Mon zu verarbeiten hatte. Verwirrt fragte er nach, was es bedeutete, jemanden um den Finger zu wickeln. "Ich meine, er ist gut darin, Frauen zu verführen und sie dazu zu bringen ihm seine Wünsche zu erfüllen." So hoffte Laree, dass Ayden es schaffte Zorya wieder auf diese Weise zu umgarnen und das Gegenmittel zu sichern. Nicht einen Moment glaubte sie daran, dass er die Seite gewechselt hatte und übergelaufen war. So dumm und kurzsichtig war er nicht.
Leider hatte sie in ihren Bemühungen den Jugendlichen abzulenken, vielleicht zu viel preisgegeben und trotz der vielen Informationen, zog Merion gleich die richtigen Schlüsse und fragte sie, ob sie am hayllischen Territoriumshof gedient hätte. Laree dachte kurz darüber nach, nickte dann doch. Timaris hatte ihr nie gesagt, dass sie irgendetwas verheimlichen sollte über Minan.
"Ja, ich habe dort gedient. Die anderen nicht. Es sind.. Wegelagerer wie deine Königin gesagt hat, die es vorziehen, wenn man nicht in ihrer Vergangenheit stöbert", erklärte sie. "Piraten heißt es eigentlich. Meist stehlen sie von reichen Handelsschiffen, befreien Sklaven oder ärgern die Dhemlaner."

Merion fragte nun doch, ob er zum Schlafquartier könnte. Er wäre zu müde um ihr noch folgen zu können. Laree nickte verständlich. Auf Deck war es auch wirklich ungemütlich und viel zu kalt für die Hayllierin. So war sie froh, als sie unter Deck konnten. Sie führte den Dea al Mon zu einer kleinen Koje. Hier lag schon Gepäck eines anderen Dea al Mon, aber sie waren alleine.
"Hier kannst du dich ausruhen. Frühstück gibt es in der Messe. Das große Esszimmer wo wir waren", erklärte sie. Laree verharrte noch etwas an der ovalen, kleinen Türe.
"Wieviel weißt du über Minans Vergangenheit?", fragte sie leise, den Kopf halb an den Türrahmen lehnend. Merion sah sie vorsichtig an und fragte nach einer bedeutungsschweren Pause wie sie auf diese Frage käme. Laree zuckte mit den Schultern.
"Er ist kein Dea al Mon, meine ich. Ich fragte mich wie er dann zu euch gekommen ist", tastete sie sich vorsichtig vor. Wenn Merion nichts genaues über Minan wusste, wollte Laree lieber nicht zu viel sagen und es ihm nicht noch schwerer machen. Anderseits hatte Minan ihm wohl erzählt, dass die Menschen in den Steinhäusern vergewaltigten und folterten. Irgendetwas musste Merion also bereits wissen.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Merion » Sa 24. Sep 2022, 07:06

Diese Hayllier hatten wirklich sehr merkwürde Wertvorstellungen. Dass sie es gut fanden, wenn man irgendwo einbrach und etwas stahl und dass es etwas gutes war, Frauen zu manipulieren und für sich auszunutzen. Das war doch einfach nur respektlos und ging Merion absolut gegen den Strich. Noch seltsamer fand er, dass es ausgerechnet eine Frau war, die ihm das sagte und diese Eigenschaften gut fand. Und da war noch etwas, was ihm auffiel. Nähmlich, dass es ganz so klang, als hätte Laree am Territoriumshof gedient. Dort wo aud Minan für eine Weile gelebt hatte. Als er sie darauf ansprach, gab sie das auch zu. Allerdings hätte nur sie dort gedient. Die anderen nicht. Sie wären Wegelagerer oder genauer Piraten. Sie würden von reichen Handelsschiffen stehlen, Sklaven befreien und Dhemlaner ärgern. Dabei klang sie noch immer so, als wäre das etwas gutes. Nun, dass sie Sklaven befreiten war sicherlich etwas gutes.

Da ihm das Gespräch über Minan und den hayllischen Territoriumshof doch allmählich zu heikel wurde, schob er Müdigkeit vor und bat darum, die vorher angebotene Schlafmöglichkeit gezeigt zu bekommen. Laree zeigte sich sehr verständnisvoll und brachte ihn gleich wieder in das Innere des Schiffes. Dabei wäre Merion lieber draussen geblieben. Auch wenn es da frisch und windig war. Die Hexe brachte ihn zu einem ganz kleinen Zimmerchen, das aus einem einzigen, schmalen Gang zu bestehen schien. Auf der einen Seite war eine Wand und auf der anderen Seite waren zwei schmale Betten übereinander gestellt. So, dass sowohl unten als auch oben genügend Platz war, damit eine Person in dem Bett schlafen konnte. Laorions Gepäck befand sich bereits auf dem unteren Bett. Dann würde Merion oben schlafen.

Laree erklärte ihm, wo es das Frühstück geben würde. Messe hiess der grosse Raum von vorhin. Komischer Name. Ob man darin auch von etwas Mass nahm, dass er so hiess? Bevor er sich von der Hexe dankend verabschieden konnte, fragte sie ihn auf einmal leise, was er über Minans Vergangenheit wisse. Dabei lehnte sie ihren Kopf leicht gegen den Türrahmen. Merion musterte sie vorsichtig und wusste nicht so recht, was er dazu sagen sollte. Er verstand nicht, warum Laree das fragte. Taten das Hayllier bei jedem oder kannte sie Minan vielleicht doch? Und wenn ja, war sie ihm wohlgesonnen oder gehörte sie zu denen, vor denen Königin Tolarim Minan hatte beschützen wollen
`"Wie kommst du auf diese Frage", wollte er schliesslich unwohl wissen. Die Hexe zuckte mit den Schultern, als wäre es nicht wichtig. Sie erklärte, dass Minan kein Dea al Mon sei. Da würde sie sich fragen, wie er zu ihnen gekommen sei. Merions blinzelte die Hexe an. Sie wirkte so freundlich und nett. Doch gerade merkte er, dass sie sehr gefährlich war. Da stimmte etwas ganz gewaltig nicht. Niemand hatte gesagt, dass Minan kein Dea al Mon war.
"Ich..." Merion musste sich räuspern. "Ich glaube, du hast da etwas falsch verstanden, Lady Laree", wandte er hastig ein. "Minan ist nicht Königin Sitaras leiblicher Bruder. Aber das wars auch schon. Ich danke dir dafür, dass du so freundlich zu mir warst und mir dieses Zimmer gezeigt hast. Ich wünsche dir eine gute Nacht." Damit verneigte er sich angemessen und schloss dann rasch die Tür, damit die Hexe ihm nicht noch weitere gefährliche Fragen stellen konnte. In heller Aufregung sandte er seiner Königin auf einem abgeschirmten Speerfaden, was er gerade erlebt hatte, um sie zu warnen. Zu seiner Erleichterung schien sie nicht sonderlich überrascht zu sein, lobte sein Handeln und versprach ihm, sich darum zu kümmern. Er müsse sich keine Sorgen machen. Dennoch konnte Merion erstmal überhaupt nicht schlafen, nachdem er sich in sein Bett gelegt hatte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Sa 24. Sep 2022, 08:02

Während sie sich noch unterhielten, erhielt Eneas einen Speerfaden von Eoshan, dass sie sich später noch mit ihm unterhalten wollte. Alleine. Dabei klang sie etwas verlegen und hatte rote Wangen bekommen, was der Krieger nicht richtig zuordnen konnte. Wieso sollte sie verlegen sein? Aber es musste damit zu tun haben, als er erwähnt hatte, dass Iason auch für die Königin von Hayll wichtig sei. Anscheinend hatte dies die Dea al Mon nicht gewusst, doch da sie eine Schwarze Witwe war, fragte sich Eneas durchaus was sie alles gesehen hatte und ob sie ihnen tatsächlich alles gesagt hatte.
Eneas verschob die Gedanken auf später, da gerade die Suppe ausgeschenkt wurde. Befremdlich sah er zu wie sich die Glacier darüber hermachten und jedem Piraten dabei Konkurrenz machen könnten was Tischmanieren betraf. Sie waren eindeutig anders als das frühere höfische Glacia was Eneas kennengelernt hatte auf seinen Reisen. Sein Blick wanderte weiter und er sah Laree wie sie sich mit dem jüngsten Dea al Mon der Gruppe unterhielt. Eneas hatte versucht seiner Schwester auszureden mitzukommen, aber das war völlig unmöglich gewesen. In Raej war er sehr froh, dass sie dabei gewesen war. Andernfalls hätten sie sich vielleicht den Weg freikämpfen müssen bei der 6ten Kompanie. Aber Laree, oder Venka wie sie dort bekannt war, schienen sie zu mögen. Laree hatte immer noch nicht viel über ihre Zeit in der dhemlanischen Armee erzählt. Ungefähr genausoviel wie ihre Zeit beim hayllischen Hof. Es gab Eneas zu denken.

Als das Essen zuende war und man Schlafquartiere für ihre neuen Gäste suchte, wandte sich Eneas an Eoshan.
"Ich kann dir jetzt den Kartenraum zeigen", bot er an. "Wenn du die Pläne der Festung siehst, kannst du mir vielleicht genauer sagen, wo diese Krankenstation sein könnte in der dein Bruder festgehalten wird."
Ihr Begleiter, Rachhad, schien sofort mitkommen zu wollen. Er wirkte wie ihr zweiter Schatten. Eoshan schaffte es trotzdem alleine die Messe zu verlassen und Eneas führte sie in den Kartenraum. Er trat zu einem der Regale und holte die Rollen mit den passenden Plänen heraus, um sie auf dem Tisch ausbreiten und mit kleinen Gewichten befestigen zu können. Immer noch schwankte die 'E' hin und her. Die See hatte sich noch nicht beruhigt. Kurz musste Eneas daran denken wie Kosta das letzte Mal mit ihm im Kartenraum gewesen war. Er, Laree, Maeve und Malateste waren gerade knapp aus Loraka entkommen. Nach Wochen hatte er Kosta endlich wiedergesehen, hatte ihn hier umarmen und küssen wollen. Hier hatte er zum ersten Mal zu spüren bekommen, dass zwischen ihn etwas nicht mehr in Ordnung war. Eneas wusste immer noch nicht genau woran das lag. Ob es wirklich nur wegen Zucker war oder weil Kosta die geheime Liebschaft, die sie gehabt hatten, nicht mehr genügt hatte. Vielleicht hatte Kosta sich in Raej auch verändert... er hatte nie mit ihm genau darüber geredet. Es war nie Zeit gewesen und dann war bereits der Streit passiert...
Eneas merkte, dass er schon viel zu lange praktisch durch die Karte der Festung hindurchstarrte ohne sie recht zu sehen. Er räusperte sich und hob den Blick wieder.
"Du wolltest mit mir reden", erinnerte er die Königin.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Sa 24. Sep 2022, 19:55

Taelos war so höflich und ging nicht weiter auf ihren Speerfaden, beziehungsweise auf ihr verlegenes Erröten ein. Das gab Eoshan die Gelegenheit sich zu fassen. Noch mehr Zeit bekam sie dadurch, dass gerade eine Suppe ausgeschenkt wurde. Sie roch kräftig und aromatisch. Die Glacier machten sich mit gewohntem Heisshunger darüber her. Aber auch die Dea al Mon langten kräftig zu, da diese Suppe genau das Richtige war, für in diesem schwankenden Haus auf dem Meer. Allerdings assen die Kinder des Waldes bedeutend geräuschloser und graziler, als ihre Verbündeten.

Nach dem Essen und sich mehr oder weniger vorsichtig kennen lernen, zeigten die Wegelager ihnen grosszügig Quartiere, wo sie nächtigen durften. Eoshan war beeindruckt von dem Mut, Fremde Leute in ihr kleines Heim zu lassen. Obwohl es doch erstaunlich gross war, wie sie hier unter der Oberfläche feststellte.
Taelos bot ihr nun an, einen Moment lang ungestört mit ihm zu reden. Dabei wollte er ihr diesen faszinierenden Kartenraum zeigen. Sofort war Rachhad an ihrer Seite, wollte sie begleiten. "Ich bin doch gleich nebenan", wehrte sie die Bemühung ab. "Du wirst immer meine Signatur spüren können. Ausserdem bin ich nicht alleine." Widerwillig liess Rachhad sie ziehen und Eoshan folgte Taelos mit einem freundlichen Lächeln aus dem Essraum.

Sie kamen in einen kleinen Raum voller Regale mit aufgerollten Papieren. Karten, wie sich zeigte, nachdem einige der Rollen aus den Fächern genommen und auf dem grossen Tisch aufgerollt hatte. Mit kleinen Gewichten befestigte er die Ecken. Die Gewichte mussten aber schwer genug sein, dass sie trotz des Schwanken des Schiffes nicht von Tisch kullerten. Dieses Schwanken war lustig. So ganz anders als das wogen der Äste im Wind. Manches mal kitzelte es sogar im Bauch. Wenn auch nicht mehr so heftig, wie da wo sie mit dem Boot auf dem Wasser gewesen waren.

Neugierig musterte sie die Karten. Es waren viele verwinkelte Gänge, Treppen und Hallen. Dalmadans Feste musste riesig sein. so starrten sie gemeinsam auf die Karten, um sie zu studieren. Zumindest dachte die junge Königin das. Dass der Kapitän ins nichts starrte, bekam sie nicht mit. Zu sehr war sie damit beschäftigt, sich alles möglichst genau einzuprägen. Der Kapitän riss sie aus ihrem Studium, indem er sie daran erinnerte, dass sie mit ihm hatte sprechen wollen.
"Ja", antwortete sie gedehnt. "Gleich."
"Das solltest du dir ansehen, Nüsschen", wandte sie sich stattdessen erst einmal an den pelzigen Krieger in ihrer Umhangkapuze. "Es wird gut sein, wenn du die Wege bereits kennst." Widerstrebend sandte ihr das verwandte Wesen auf einem abgeschirmten Speerfaden, dass Taelos ein Hayllier sei. Hayllier hätten Minan weh getan.
"Ich weiss", nickte Eoshan geduldig. "Aber nicht jeder Hayllier ist gleich. Jeder Mensch ist anders als der andere. Taelos will Minan nicht wehtun. Er will uns helfen, ihn zu finden und möchte, dass wir ihm helfen, seinen Gefährten zu finden. Genau wie Merion und Minan."
*Wie Minan und Merion?* sandte Nüsschen abgeschirmt. *Dann ist Taelos traurig. Wir helfen ihm."
"Ja, das werden wir", bestätigte Eoshan und liess Nüsschen Zeit, schüchtern aus ihrer Mantelkapuze zu klettern.
"Ich weiss nicht wo genau, Minan festgehalten wird", wandte sie sich wieder an Taelos. "Labor hat er es genannt. Aber ich habe viele Heilerinnen in seiner Nähe gespürt. Sie wollten ihn aufschneiden. Aus reinem Instinkt heraus, würde ich sagen, diese Krankenstation befindet sich hier." Sie deutete auf einige Zimmer in den unteren Geschossen, ohne zu wissen, dass sie auf den Kerker zeigte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Sa 24. Sep 2022, 19:56

Nun schien die Königin es auf einmal nicht mehr so eilig zu haben ihm zu sagen weswegen sie mit ihm hatte sprechen wollen. Stattdessen erwähnte sie jemanden namens Nüsschen und es dauerte etwas bis Eneas aufging, das sie das Eichhörnchen meinte, das es sich in der Kapuze ihres Umhanges gemütlich gemacht hatte. Eneas beobachtete die beiden interessiert.
"Ein verwandtes Wesen aus dem Wald?", fragte er. Zwar hatte er mitbekommen, dass die Dea al Mon Tiere mitgebracht hatte, doch er hatte dem bisher nicht viel Bedeutung beigemessen. Verwandte Wesen waren selten. Der Hayllier hatte jedenfalls noch nie ein solches Eichhörnchen gesehen. "Ich muss zugeben, ich habe so eines noch nie gesehen. Man hört Geschichten... und weit draußen im Ozean sind mehr als sich die meisten vorstellen würden, doch noch nie ein Eichhörnchen." Tileo hätte das sicherlich spannend gefunden. Eneas wollte ihm gerne alle Abenteuergeschichten, natürlich kindgerecht, erzählen. Er vermisste den Jungen, aber bei Estella und ihren Kindern war er gut aufgehoben solange bis sie ihn zurück zu seiner Familie bringen würden. Natürlich hatte Tileo wieder mitkommen wollen und es hatte viel Überzeugungskraft gebraucht, um ihn davon abzuhalten.
Eoshan unterhielt sich augenscheinlich mit Nüsschen, doch Eneas bekam nur ihre Antworten mit. Dass nicht jeder Hayllier gleich wäre und er Minan nicht wehtun wollte. Hayllier hatten anscheinend einen schlechten Ruf bei den Dea al Mon. Es wunderte Eneas nicht. Man hielt sein Volk oft für listig und verschlagen, aber wer so dachte, verurteilte sie zu schnell. Hayllier waren so temperamentvoll und engagiert, herzlich und voller Freude am Leben.
"Iason ist nicht mein Gefährte", wandte Eneas leicht betrübt ein. Wie hatte sich das so schnell herumgesprochen? Er hatte nur gesagt, dass Iason ein Mannschaftsmitglied war. Er pausierte kurz. "Gut, ich wünschte, er wäre mein Gefährte, aber es ist nicht so einfach." Er wollte der immer noch Fremden nicht alles davon erzählen. Ob sie als Schwarze Witwe etwas gesehen hatte? Der Krieger war versucht sie danach zu fragen.
"Merion ist der junge Dea al Mon, der euch begleitet?", schlussfolgerte der Kapitän. Das musste Minans Gefährte sein.

Er lächelte das Eichhörnchen warm an, als es aus der Kapuze kletterte und sich auf Eoshans Schulter bequem machte. Es wirkte fast, als würde das Wesen die Karte studieren. Die Königin sagte, dass Minan es ein Labor genannt hätte wo er gefangen gehalten würde. Sie wollten ihn aufschneiden. Eoshans Finger tippte auf untere Geschosse. Eneas vertraute den Instinkten der Schwarzen Witwe und markierte den Bereich.
"Dido hat einen Plan ausgearbeitet wie wir am besten unentdeckt in die Festung gelangen. Es erfordert viel Klettern. Man sagt sich, die Dea al Mon wären sehr gute Kletterer, aber ich weiß nicht wie es bei den Glaciern aussieht", gab er zu bedenken. "Dalmadans Feste liegt hoch auf dem Gipfel eines Berges, ist sogar halb aus dem Berg gebaut. Auf einer Seite fällt es steil ab. Sie werden nicht erwarten, dass von dort jemand angreift. Es ist die gleiche Stelle aus der der Wasserfall in die Tiefe stürzt. Der Wasserfall kommt von einer Quelle im Berg. Unterirdische Tunnel, die mit der Festung verbunden sein müssen. So jedenfalls unsere Vermutung. Der Aufstieg wird gefährlich, aber nicht unmöglich... jedenfalls besser als die gut bewachte Straße rauf zum Haupttor", erzählte er ihr den Plan.
"Was wolltest du mit mir noch besprechen?", wiederholte Eneas seine Frage von vorhin.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Sa 24. Sep 2022, 19:59

Etwas irritiert blinzelte sie Taelos an, als dieser meinte, Iason wäre nicht sein Gefährte. "Hast du ihn mir nicht als deinen Gefährten vorgestellt?" fragte sie etwas überrascht. Taelos schränkte ein, dass er sich wünschte, Iason wäre sein Gefährte. Nur wäre das nicht so einfach. Eoshan nickte verstehend. Liebesdinge schienen manchmal wirklich nicht einfach zu sein.
"So viel älter als Merion bin ich nun auch wieder nicht", lachte sie leise, als der Kapitän nach dem jüngsten Mitglied ihrer Gruppe fragte. Seiner lustigen Formulierung nach, klang es fast so, als wäre sie schon dreissig Jahre alt oder noch älter. "Aber ja, der junge Krieger ist Merion Riendes und Minans Gefährte. Und das hier ist Lord Nüsschen. Lord Nüsschen, dies ist Lord Taelos. Er ist der Anführer der Wegelagerer in diesem Haus." Das Eichhörnchen blickte den Hayllier aus seinen schwarzen, intelligenten Knopfaugen unergründlich an, wackelte kurz mit seinem Näschen, bevor er vor dem Kapitän eine Nuss erscheinen liess. Ein Friedensangebot. Mehr Kontakt wollte er zu dem Hayllier jedoch nicht aufbauen. Lieber studierte er die Karte weiter.

Der Kapitän erklärte ihr derweil, was für einen Plan sie hatten, in die Burg zu gelangen. Sie wollten die Felswand hochklettern und den Wasserfall nutzen, um in die Kellergewölbe zu gelangen. Für Eoshan klang der Plan schlüssig und gut, musste dann aber schmunzeln, als er die Glacier erwähnte. "Sie sind zäh, willensstark und viel anpassungsfähiger, als sie es von sich selber glauben", offenbarte sie ihre eigenen Beobachtungen. "Ich bin mir sicher, sie werden einen Weg nach oben finden. Wir werden ihnen dabei helfen." Weiter zu bestätigen, dass sie gut klettern konnten, hielt sie nicht für nötig.

Erneut fragte Taelos sie, was sie mit ihm hatte besprechen wollen. Eoshan nickte und wollte antworten, als sie einen aufgelösten Speerfaden von Merion erhielt. Der junge Krieger befürchtete, dass die Schwester des Kapitäns versucht hatte, ihn auszuhorchen und er hatte Angst, zuviel verraten zu haben. Ausserdem hätte Laree am Hof der hayllischen Territoriumskönigin gedient. Das war wahrlich eine Überraschung. Nachdenklich blickte sie Taelos an. Sie war sich so sicher gewesen, dass er ihnen bei der Rettung von Minan helfen würde. Aber für Hayll musste Minan tot sein. Laut seiner Schilderung, wie und wann er getötet worden war, musste das ganz Draega mitbekommen haben. Warum tat Laree also, als wüsste sie nichts davon? Wusste sie es wirklich nicht. Laut Merion hatte sie jedoch gewusst, dass Minan kein gebürtiger Dea al Mon war.
"Warum hat deine Schwester nicht gesagt, dass sie Minan kennt?" fragte Eoshan deshalb frei heraus. Auch wenn sie Taelos eigentlich nach Iason und Ayden hatte befragen wollen.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Sa 24. Sep 2022, 20:15

"Oh.. ich wusste nicht..", wandte Eneas leicht verlegen ein, als sich die Königin scherzhaft beschwerte, dass sie nicht viel älter als Merion wäre. "Es ist schwer euer Alter einzuschätzen." Dann war die Dea al Mon viel jünger als gedacht. Dafür wirkte sie sehr stark und entschlossen, kam es dem hayllischen Krieger vor.
Sie stellte ihm auch Lord Nüsschen vor, das Eichhörnchen. Es schien nicht viel von ihm zu halten, hielt dann Eneas aber eine Nuss entgegen. "Danke... ich glaube, wir haben im Vorrat ein paar Walnüsse und Cashewkerne aus Hayll", bot er an, doch das Verwandte Wesen zog sich sehr schnell wieder zurück und schien weiterhin skeptisch. So konzentrierte sich der Krieger auch wieder darauf den Plan zu erklären wie sie in die Festung kamen. Eoshan hatte keine Einwände und bemerkte nur über die Glacier, dass sie zäh wären und viel anpassungsfähiger als sie es selber glaubten. Eneas schmunzelte leicht.
"Die Königin hat sehr dunkle Juwelen und auch einer ihrer Begleiter... wir müssen sie verbergen bevor Zorya sie bemerkt", gab er zu Bedenken. Natürlich wollte er die Stärke ihrer neuen Gäste in der Feste dabei haben, aber bis sie heimlich dorthin kamen, war es eine andere Sache. Zorya besaß ebenfalls schwarzgrau. Sie würde einen Sichtschutz dieser Art bemerken.
"Hoffen wir, die Schattenkönigin ist abgelenkt."
Sie hatten leider keinen Kontakt zu den Bewohnern der Feste. Es war zu gefährlich Kosta vorher zu senden. Eoshan hatte sie schon gewarnt, dass viele Schwarze Witwen in der Feste ständig aufpassten. Die Dea al Mon hatte eine Vision über ihren Befreiungsversuch gehabt. Was, wenn die Schwarzen Witwen in Dalmadans Feste ebenfalls etwas gesehen hatten und schon auf sie warteten? Ein mulmiger Gedanke.

Lieber fragte er Eoshan was sie mit ihm hatte besprechen wollen. Die Königin sah ihn nachdenklich an und fragte dann plötzlich, wieso Eneas' Schwester nicht gesagt hätte, dass sie Minan kannte.
"Sie kennt Minan?", fragte Eneas verwirrt. Damit hatte er nicht gerechnet. "Davon weiß ich nichts... wie kommst du darauf?" Sie sagte ihm, dass Laree mit Merion geredet hätte. Sie hätte am hayllischen Hof gedient.
"Ja, das hat sie", bestätigte Eneas. "Für eine Weile. Jetzt nicht mehr. Was hat das mit Minan zu tun? War er... am hayllischen Hof?", fragte er überrascht. "Laree und ich reden nicht oft über den Hof der Territoriumskönigin", gab der Kapitän zu. Aus Gründen, die er nicht unbedingt vor der Dea al Mon ausbreiten wollte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Sa 24. Sep 2022, 20:25

"Ich weiss, was du meinst", schmunzelte Eoshan, als Taelos doch etwas verlegen zu sein schien, weil er ihr Alter nicht hatte einschätzen können. "Mir geht es auch so mit euch Langlebigen. Und selbst wenn man dann einmal ungefähr einschätzen kann, in welche Altersgruppe sein Gegenüber gehört, ist die Vorstellung doch sehr seltsam, dass jemand zweihundert Jahre alt ist, aber in ungefähr der selben Entwicklungsstufe eines Zwanzigjährigen ist. So wurde es mir zumindest erklärt." Dabei war es eigentlich nicht wichtig. Taelos war sehr freundlich und bot Nüsschen Walnüsse und Cashewkerne aus ihrem Vorrat an. Der pelzige Krieger ging nicht auf das Angebot ein, weil er noch zu misstrauisch war, doch Eoshan war sich sicher, dass man ihn früher oder später in der Vorratskammer bei besagten Nüssen finden würde.

"Es ist wichtig, dass Savah und Hagen mitkommen", stellte Eoshan klar, als Eneas Bedenken hatte wegen ihrer dunklen Juwelen. "Nicht nur wegen ihrer Juwelenkaste. Sondern wegen ihren Fähigkeiten. Die dunklen Juwelen werden ihnen helfen, sich zu verbergen vor Zorya. Auch wenn sie die selbe Juwelenstärke besitzen. Es wird der Königin schwerer fallen, sie zu finden. Und wenn sie sich darauf konzentriert, sie zu finden, wird sie woanders die Konzentration fallen lassen müssen. Ich bin mir sicher, dass es uns nur zugute kommen wird, dass sie mit uns reisen." Taelos schien es ähnlich zu sehen und hoffte, dass Zorya abgelenkt sein würde.

Nach Merions besorgtem Speerfaden fragte sie den Kapitän frei heraus, warum seine Schwester nicht offenbart hatte, dass sie Minan kenne. Taelos reagierte darauf ehrlich verwirrt und wusste anscheinend selber nichts davon. Eoshan glaubte ihm. "Merion hat mir eben gesendet, dass er sich mit Laree unterhalten hat. Sie hätte am hayllischen Hof gedient", erklärte sie dem langlebigen Krieger, der dies das auch gleich bestätigte. Er schränkte allerdings ein, dass Laree da jetzt nicht mehr dienen würde. Aber er und seine Schwester würden nicht oft über den Hof der Territoriumskönigin sprechen.
"Ja, Minan war auch am hayllischen Hof", gab Eoshan zu. "Ich sagte dir, dass Minan eine männliche Schwarze Witwe ist. Das ist eine Besonderheit, ja, und somit wohl sehr interessant für Zorya Eacir. Er sandte mir, dass sie an sein Gift will. Sein Gift als Schwarze Witwe, das in seinem Arm produziert wird, den er schon lange nicht mehr hat. Aber abgesehen von seinen und unseren persönlichen Gefühlen deswegen, ist Minan wegen etwas ganz anderem noch etwas ganz besonderes und gleichzeitig auch eine Gefahr. Für uns alle. Sogar für Sion. Minan ist zerbrochen und kann dadurch tiefer ins Verzerrte Reich eindringen, als sonst jemand von uns. Er kann Dinge sehen, die sogar Sion schaden können. Gleichzeitig weiss er aber durch seine Nähe zu Timaris und mir zuviel, was Sion gegen uns nutzen kann. Aber weil er seine Juwelen nicht mehr nutzen kann, kann er sich auch nicht gegen den Dämon schützen. Deswegen hat Timaris Minan in Hayll getötet und ich habe ihn in mein Territorium eingesperrt. Da er nun in Zorya's Hände geraten ist, müssen wir ihn so schnell wie möglich befreien. Bevor sie ihn Sion übergibt. Dann sind wir alle verloren. Und auch sonst möchte ich meinen Bruder nicht länger dieser Qual ausgesetzt lassen." Ihr hübsches, fein geschnittenes Gesicht, hatte einen harten, entschlossenen Ausdruck angenommen. Minan würde gerettet werden.

"Deswegen wollte ich dich jedoch nicht sprechen", erinnerte sie sich. "Du erwähntest, dass Iason wichtig für Timaris ist und dass ein Mitglied ihres Hofes sich wohl in Gefangenschaft in Dalmadans Feste befindet. Könnte es sein, dass besagtes Mitglied, Ayden Asar ist?" Eoshan bekam wieder rote Ohren und Wangen, als sie sich an die Visionen erinnerte. Erst hatte sie gedacht, sie verfolgten sie, weil es ihr so peinlich war. Aber nun wo sie diese Informationen hatte, konnte es gut sein, dass sie diese Visionen aus anderem Grund gehabt hatte. "Auf der Suche nach meinem Bruder, sah ich den Haushofmeister öfters. Ich dachte zuerst, dass es daran läge, dass die Beiden sich kennen. Minan hat sich grosse Sorgen um ihn gemacht, als er von dem grossen Beben im lichten Askavi hörte. Doch nun denke ich mir, dass es daran liegt, dass sich beide am selben Ort befinden. Ich versuche immer möglichst nah am Grauen Reich zu sein, sollte mein Bruder versuchen mich zu erreichen. Aber meistens sehe ich immer nur Ayden." Und jetzt sollte sie besser aufhören zu reden. Ihr war schon ganz heiss. Nicht, dass sie vor dem doch noch recht fremden Hayllier peinliche Sätze stammelte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Sa 24. Sep 2022, 20:26

Eoshan erklärte, dass Minan am hayllischen Hof gewesen wäre. Die Tatsache war doch eine Überraschung. Eneas hatte gedacht, Minan wäre auch ein Dea al Mon.
"Nun, der hayllische Territoriumshof ist riesig... heißt es", fügte er hinzu. Er selbst war nie dort gewesen. Er kannte nur Kostas und Timaris' Erzählungen darüber. "Es ist gut möglich, dass Laree nichts mit ihm zu tun hatte", nahm er automatisch seine Schwester in Schutz. Wieso sollte sie lügen?
Die Dea al Mon holte aus, als sie zu erklären begann was Minan in Hayll passiert war. Als männliche Schwarze Witwe wäre Zorya an dem Gift von Minan interessiert. Aber Minan hätte diesen giftproduzierenden Arm nicht mehr. Eneas' Blick umwölkte sich düster, als ihm dämmerte was Eoshan damit meinte. Er hatte Legenden gehört von Heilerinnen, die so mächtig waren, dass sie ganze Glieder wieder nachwachsen lassen konnten, aber sicherlich wären dies nur Geschichten oder? War Zorya so verrückt es auszuprobieren? Die Schattenkönigin glaubte vielleicht daran und würde den Jungen dieser Prozedur aussetzen. Deswegen hatte er gesagt, dass er in einem Labor war. Es ergab plötzlich alles schrecklichen Sinn.
Eoshan fuhr fort, dass Minan wegen etwas anderem eine Gefahr für sie alle wäre. Minan könne als zerbrochene Schwarze Witwe Visionen sehen, die Sion schaden würden. Der Jugendliche wüsste aber auch zu viel über Timaris und Eoshan. Wissen, das nicht in die Hände Sions geraten dürfte. Nur könnte sich Minan nicht gegen Sion schützen.
"Deswegen hat Timaris Minan in Hayll getötet und ich habe ihn in mein Territorium eingesperrt", sagte die Königin. Eneas blinzelte perplex.
"Äh, sie hat was?", fragte er verwirrt. "Sie hat ihn getötet?!"
Eoshan erklärte, dass es eine Finte gewesen war und Eneas verstand. Timaris hatte es nur so aussehen lassen, als würde sie den Jungen töten, und hatte ihn danach offenbar nach Dea al Mon bringen lassen, wo sie geglaubt hatte, er wäre in Sicherheit. Eneas lächelte leicht. Timaris als Königin hatte den Ruf grausam zu sein, aber er wusste, dass sie ihre guten, hilfsbereiten Seiten hatte. Mehr als andere es kannten. Und vielleicht würde diese eine gute Tat ihr nun helfen. Wer hätte schon ahnen können, dass Minan, der Junge, den sie gerettet hatte, am gleichen Ort sein würde wie ihr Gegengift? Das konnte kein Zufall sein.

Eoshan erklärte wieso sie in solcher Eile waren. Nicht nur wegen Minans Wohlergehen, sondern auch, weil sie befürchtete, dass Zorya ihn früher oder später Sion übergeben würde. Dann wären sie alle verloren.
Eneas nickte nachdenklich. "Wie lange ist er schon entführt?", fragte er und die Dea al Mon antwortete, dass es schon über zwei Wochen her wäre. Das war bereits eine lange Zeit. Es stellte sich die Frage, ob Zorya den jungen Prinzen nicht längst übergeben hatte. Aber Eoshan schien sich sicher, dass Minan noch in Dalmadans Feste war.
Dann sagte die Königin, dass sie wegen etwas anderes mit Eneas hatte sprechen wollen. Darüber welches anderes Hofmitglied gefangen genommen war. Ob das Ayden Asar war. Eneas sah sie stirnrunzelnd an.
"Wie kommst du darauf?", fragte er und spielte zunächst den Unwissenden. Eoshan errötete bei der Erwähnung des Haushofmeisters und antwortete, dass sie den Prinzen öfter in ihren Visionen gesehen hätte. Beide würden sich von Haylls Hof kennen. Eneas grübelte noch darüber, wieso sich dieser Minan Sorgen um diesen angeblich arroganten und selbstverliebten Adeligen machte.
"Doch nun denke ich mir, dass es daran liegt, dass sich beide am selben Ort befinden", schloss die Königin und hatte immer noch rote Wangen. Vielleicht mochte sie den Haushofmeister.
"Was weißt du über die momentane Situation in Hayll?", stellte Eneas stattdessen eine Gegenfrage.
Eoshan sah ihn nachdenklich an. "Wenn du so fragst, weisst du vermutlich auch mehr als die anderen. Minan hat gesehen, was passiert ist."
Meinte sie das was er meinte? Eneas hatte die Königin heute zum ersten Mal getroffen. Er wusste, dass sie eine Verbündete von Hayll war, aber es schien ihm mehr eine Zweckallianz. Beide Länder und Kulturen waren so verschieden. Wusste Eoshan, dass Timaris vergiftet war?
Eneas schwieg, blickte auf, als Eoshan hinzufügte, dass Minan sie hatte warnen wollen, doch der Bote wäre einen Tag zu spät bekommen. Das machte es noch deutlicher.
"Iason und Prinz Asar haben sich gefangen nehmen lassen. Für das Gegenmittel", gab der Hayllier endlich preis. "Ich weiß nicht, ob sie wirklich Gefangene sind oder sich nicht vielmehr das Vertrauen Zoryas erschlichen haben. Ich weiß nur, dass das was sie vorhaben extrem gefährlich ist. Sie werden eine Schwarze Witwe nicht ewig täuschen können.. und Hilfe bei der Flucht benötigen." Hauptsächlich wollte Eneas Kosta wiederhaben und in Sicherheit wissen. Es war genug, dass er sich für alle und jeden aufopferte. Was mit Prinz Asar passierte, war Eneas egal. Kosta hatte Priorität.
"Was genau hast du gesehen von Prinz Asar?", fragte der Krieger. "War er in einer Zelle oder gefesselt?"
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Sa 24. Sep 2022, 20:36

"Für den Hof ist Minan tot", führte Eoshan ihre wohl etwas übereilten Erklärungen aus. "Timaris hat ein grosses Theater veranstaltet, damit der ganze Hof Zeuge wurde, wie sie Minan getötet hat. Die Finte war so echt, dass sogar Minan zuerst geglaubt hat, dass er tot sei. Deine Schwester wird es also ganz sicher mitbekommen haben, wenn sie damals am Hof gedient hat." Timaris hatte es ja darauf angelegt, dass alle mitbekamen, was sie mit Minan gemacht hat. Deswegen hatte es Merion und Eoshan ja auch so verwundert, dass Laree nichts gesagt hatte.
Rasch fasste sie für Taelos alles zusammen, vondem sie dachte, dass es wichtig wäre, dass er es wusste. Der Kapitän stellte nur zwischendurch kleine Fragen, die sie so präzise wie möglich beantwortete, um das Bild zu vervollständigen. Je weiter sie miteinander sprachen, desto mehr Sinn ergaben ihr ihre Visionen. Schlussendlich fragte sie deswegen auch nach Ayden. Aber diesmal antwortete Taelos ihr nicht ehrlich. Beziehungsweise stellte er eine Gegenfrage. Was sie über die momentane Situation in Hayll wisse. Eoshan betrachtete den Kapitän nachdenklich. Den Krieg konnte er nicht meinen. Oder? Das war doch allgemein bekannt. Aber er hatte eine Schwester und einen Freund, die beide am Territoriumshof gewesen waren, beziehungsweise wichtig für Timaris waren. Konnte es sein, dass dieser Krieger also auch engeren Kontakt zu der Königin hatte? Es lag nahe. Auch daran, wie er diese Frage stellte, oder genauer gesagt, wann er diese Frage stellte.

"Wenn du so fragst, weisst du vermutlich auch mehr als die Anderen", wagte sie schliesslich zu vermuten. "Minan hat gesehen, was passiert ist." Eoshan spürte, dass sie richtig entschieden hatte. Der Kapitän schien unsicher zu sein und da er nicht gleich nachfragte, schien er auch nicht an Informationen interessiert zu sein. Sondern vielmehr daran, sie zu verheimlichen. "Er wollte sie unbedingt warnen. Trotz allem, was sie ihm angetan hat. Leider kam unser Bote einen Tag zu spät", fügte sie hinzu, um Eneas weitere Sicherheit zu geben. Gleichzeitig wollte sie jedoch auch nichts verraten, was er nicht wusste, und nicht wissen musste.

Tatsächlich erklärte Taelos dann auch, dass Iason und Ayden sich hätten gefangen nehmen lassen, für das Gegenmittel. Eoshan nickte verstehend. "Ja, ich habe schon beführchtet, dass das die einzige Lösung sein wird, nachdem wir selbst nach Wochen kein Gegenmittel gefunden haben", nickte Eoshan. "Dein... Mannschaftsmitglied" Taelos hatte ja klar gestellt, dass Iason nicht sein Gefährte war. "und Ayden Asar sind ihrer Königin wirklich tief ergeben, wenn sie das auf sich nehmen." Das war bewundernswert. Auch wenn die Hayllier vom ursprünglichen Protokoll abgekommen waren, so schien es tief in ihrem Blut noch vorhanden zu sein, wenn Timaris noch solch hingebungsvolle Unterstützung bekam.
"Ähm", stockte sie in ihren Überlegungen, als Taelos sie eindringlich fragte, was sie genau gesehen hätte von Prinz Asar. "Gefesselt... sozusagen", krächzte sie zutiefst verlegen. Sie spürte, wie ihre Wangen wieder glühten. Ihr war gerade so heiss. "Also... nicht wirklich. Nur... nur schwer beschäftigt. Es... es scheint ihm ganz gut zu gehen." Sie räusperte sich und versuchte sich zu fangen. "Ich habe dir alles wichtige aus den Visionen erzählt, Taelos", blockte sie ab. "Und ich werde es dich wissen lassen, sollte ich weitere wichtige Informationen erhalten."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Sa 24. Sep 2022, 20:41

Die Dea al Mon offenbarte noch deutlicher, dass sie von der Vergiftung wusste. Ihre Leute hätten sogar nach einem Gegengift gesucht, aber keines kreieren können. Davon hatte Eneas nichts gewusst. Er hatte nur gehört, dass in Hayll alle Anstrengungen unternommen worden waren, Timaris zu heilen. Leider ohne Erfolg. Nur das Blut von Scelter hatte die Auswirkung des Giftes etwas aufhalten können. Leider war es nicht genug und früher als später würde es nicht mehr reichen. Eneas hoffte sehr, dass sie rechtzeitig zurück waren und Kosta und Prinz Asar erfolgreich waren.
Sie nannte es bewundernswert, dass Iason und der Haushofmeister sich in solche Gefahr begaben, um das Gegenmittel von Zorya zu erhalten.
"Bewundernswert und... dumm und verrückt und sehr gefährlich", fügte Eneas betrübt hinzu. Keiner von beiden hatte auch nur irgendjemanden benachrichtigt, dass sie diesen verrückten Plan vorhatten. So vieles konnte schief gehen. Es war so gefährlich... gefährlicher als alles andere was sie zuvor gemacht hatten und wieder war Eneas nicht dabei, um Kosta beistehen zu können. Er war so weit weg...
Um sich davon abzulenken, fragte Eneas lieber nach, was Eoshan von dem Haushofmeister gesehen hatte, wenn sie schon so oft Visionen von ihm gesehen hatte.
Bei der Frage wurde die Dea al Mon noch verlegener, sagte stockend und kryptisch, dass der Prinz gefesselt gewesen wäre, aber auch nicht richtig. Er wäre beschäftigt gewesen... Sie war dabei so peinlich berührt, dass Eneas in den Sinn kam, dass sie den Prinzen womöglich bei intimen Sachen beobachtet hätte. Sex vielleicht sogar.
Sie wollte ihm auch nicht mehr darüber sagen. Es wären keine wichtigen Informationen dabei gewesen.

"Wenn du Prinz Asar gesehen hast.... dann vielleicht auch Iason?", wuchs in Eneas die Hoffnung. Es war so lange her wo er überhaupt ein Lebenszeichen von seinem Freund bekommen hatte. Erwartungsvoll sah er die Königin an, die schließlich antwortete, dass sie nicht wüsste, ob sie Iason gesehen hätte. Aber manchmal wäre bei dem Haushofmeister ein Krieger mit blondierten Haaren gewesen, der aber eigentlich schwarze Haare besäße.
"Oh... das war er bestimmt", hoffte Eneas. "Er ist ein schlanker Krieger mit kurzen, feinen Haaren, die ihm manchmal so süß in die Stirn ragen... heller, sanfter Haut und flachem Bauch, leichte Muskeln, sinnliche Lippen und... ähm..." Er stockte. Eoshan konnte ihn sich bestimmt vorstellen.
"Bitte sag mir mehr. Was hast du von ihm gesehen? War er gefangen? Ging es ihm gut?", bedrängte er die Schwarze Witwe mit weiteren Fragen. Eoshan war immer noch sehr rot, nickte dann schließlich ehe sie hinterher schob, dass der besagte Krieger einen sehr traurigen Eindruck gemacht hätte. Eneas seufzte, strich kurz über die Münzhälfte an dem Lederband um seinen Hals.
"Wir haben uns gestritten", vertraute er ihr an. "Er steht sicherlich unter viel Druck. Es ist so gefährlich... und er hatte schon so lange keine Gelegenheit mehr sich zu erholen. Immer gibt es mehr Leute für die er sich opfern kann..."
Oder war er eifersüchtig, weil es nicht mehr er selbst war?
Eneas war sehr versucht, Eoshan weiter auszufragen. Er wollte jede Kleinigkeit über Kostas Aufenthalt in der Feste wissen.
"Du kannst nicht zufällig in die Zukunft sehen, um zu schauen, ob wir zusammen kommen?", fragte er mit verkniffenem Lächeln. Ehe er es sich im gleichen Moment anders überlegte. "Ah, ich wills lieber nicht wissen." Er sollte sich auf anderes als ihre kaputte Beziehung konzentrieren. Eneas strich sich durch die rabenschwarzen, dichten Haare, blickte wieder hinab auf die Karte.
"Selbst wenn der Wind auf unserer Seite ist, wird es noch ein paar Tage dauern bis wir bei der Flussmündung sind." Er strich über die Festung, dort wo die Kerker waren, doch er achtete nicht wirklich darauf, war mit den Gedanken woanders. Halt durch, Kosta...
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Sa 24. Sep 2022, 20:44

Glücklicherweise fragte Taelos nicht weiter nach Ayden Asar. Dafür fragte er nach Iason. So voller Sehnsucht und Hoffnung. Nach dem Krieger, der nicht sein Gefährte war. "Ich weiss nicht, wie Iason aussieht", antwortete sie vorsichtig, um die Hoffnung nicht zu zerstören. "Aber ich habe manchmal bei Ayden einen Krieger mit blonden Haaren gesehen, die eigentlich schwarz sind."
Sofort begannen Taelos sanfte, goldene Augen zu glänzen. Er war sich sicher, dass dies Iason sei. Er sei schlank, hätte kurzes, feines Haar, welches ihm süss in die Stirn fiel. Unwillkürlich musste Eoshan an das Bild denken, wo Iason Aydens Männlichkeit im Mund gehabt hatte. Da war ihm das Haar auch ins Gesicht gefallen. Und ja, die Lippen waren sehr sinnlich gewesen. Aber er hatte sich auf einen anderen Mann eingelassen, als auf Taelos. Anscheinend wurde dessen Liebe nicht erwidert.

"Er... hmm, nein, er ist nicht gefangen", wehrte sie ab und wollte lieber nicht genau sagen, was sie gesehen hatte. "Er machte nur einen sehr traurigen Eindruck", kam es ihr in den Sinn. Taelos schien es vertraut zu sein. Seufzend strich er über ein halbes Medaillon, welches er um den Hals trug. Da vertraute er ihr auf einmal an, dass sie sich gestritten hätten. Iason hätte sich schon so lange erholen sollen. Doch er wollte sich ständig für andere Leute opfern. Was er damit wohl meinte? Plötztlich wollte Taelos wissen, ob sie für ihn in die Zukunft schauen könnte, ob er mit Iason zusammen käme. Bevor sie darauf antworten konnte, beteuerte er, dass er es lieber nicht wissen wollte und konzentrierte sich auf die Karte. Abwesend informierte er sie, dass es noch ein paar Tage dauern würde, bis sie bei der Flussmündung wären.

"Gut", sagte Eoshan sanft und legte ganz behutsam ihre Hand auf die von Taelos. "Dann haben wir genügend Zeit, miteinander über Iason zu reden." Sie liess dem Krieger keine Gelegenheit zu widersprechen. "Du bist der Anführer dieser Gruppe Kapitän und du bist es ihnen schuldig, einen klaren Kopf haben, wenn du sie auf eine Mission führst, die ihrer aller Tod bedeuten kann." Er war zwar keine Königin, doch für die Wegelager hatte er eine ganz ähnliche Verantwortung. Nicht nur für Iason, sondern auch für Minan, Ayden und womöglich für alle Reiche. "Erzähl mir von deinem Streit mit Iason. Vielleicht werden wir auch so herausfinden, ob ihr zusammen kommen könnt. Denn alles was ich für dich sehen kann, ist eine mögliche Zukunft. Nichts, was sich nicht mehr ändern liesse. Nur eine Wahrscheinlichkeit."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Sa 24. Sep 2022, 20:45

Eneas blickte überrascht auf, als die Königin plötzlich ihre Hand auf die seine legte und sagte, dass sie auf ihrer Reise noch viel Zeit hätten, um über Iason zu reden. Fragend sah er die Dea al Mon an, wollte etwas einwenden, als sie schon fortfuhr, dass er als Anführer der Gruppe einen klaren Kopf behalten müsste. Er würde sie in eine Mission führen, die ihrer aller Tod bedeuten könnte.
"Ich habe niemanden dazu gezwungen mich zu begleiten", wandte er ein, wobei er kurz daran dachte, dass es bei Leto einige Überzeugungsarbeit seitens Timaris benötigt hatte. Aber am Ende war auch Leto hier, weil sie Kosta helfen wollte. "Iason ist nicht nur mir wichtig. Wir auf dem Schiff sind wie eine Familie füreinander. Und ich glaube nicht, dass ein Gespräch mir helfen würde, einen klaren Kopf zu bekommen", gab er seufzend zu. Wenn er zu sehr an Kosta dachte, wenn er wieder durchging wie ihr Streit abgelaufen war... er wusste nicht, ob er dann noch richtig funktionieren konnte. Er musste sich zusammenreißen. Gerade konnte er es sich nicht erlauben aus Liebeskummer weinend im Bett zu verbringen, sich zu betrinken und schnulzige Gedichte zu schreiben. Aber auch wegen Leto hielt Eneas sich zurück. Sie hatte sich bereiterklärt ihnen zu helfen, er wollte ihr nicht noch mehr weh tun als er es ohnehin schon getan hatte. Es war alles andere als ideal mit ihr auf so engem Raum zusammenzuleben. Überall war ihre Signatur, ihr Duft. Trotzdem wollte er nicht mehr mit ihr zusammensein. Vermissen tat er sie trotzdem. Das war doch verrückt.
Eoshan wollte trotzdem von dem Streit hören. Eneas' Zukunft wäre nichts endgültiges und könnte immer noch geändert werden. Alles was sie für ihn sehen könnte, wäre eine Wahrscheinlichkeit.
Der Krieger lächelte halb. "Wie wahrscheinlich es ist, dass ich mich zum vollkommen Trottel mache?", fragte er. "Ich weiß nicht, ob es so gut wäre, wenn ich dir von dem Streit erzähle... es ist noch sehr frisch." Manchmal kam es ihm vor, als wäre es letzte Nacht geschehen und nicht vor ein paar Wochen. Es war eine offene, schmerzende Wunde, die der Kapitän momentan versuchte zu ignorieren.
"Außerdem würde die Geschichte sehr lange dauern..." Und für alle Außenstehenden vermutlich vollkommen absurd klingen.

Der Krieger zögerte noch etwas. "Würdest du mitkommen ins Kapitänsquartier?", fragte er. "Dort kann man sich setzen und es ist etwas gemütlich. Und wärmer", fügte er hinzu. Es musste mittlerweile später Abend sein und nur die wenigsten Orte im Schiff waren geheizt. Besonders jetzt wo sie alle ihre Juwelenkräfte schonen mussten. Aber Eneas hatte immer einige Wärmesteine in einem Öfchen in seiner Kajüte.
Eoshan willigte ein. Lord Nüsschen wollte ebenfalls mit und das indem er auf Eneas' Kopf mitritt. Der Kapitän ließ es geschehen und führte die Königin in seine Kajüte. "Ah, verzeih die Unordnung. Ich hatte anderes im Kopf." Er räumte hastig einige Schriftrollen und Bücher von einem der Sessel, damit Eoshan Platz nehmen konnte. Die zwei Sessel standen in einer Ecke neben dem vollgepackten Schreibtisch. Nur ein kleiner Rosenstrauch in einem Topf war sorgsam mit einem Bewahrungszauber gehütet. Eneas suchte in einer Schublade im Schreibtisch nach einer Flasche Rum. "Auch?", fragte er und goss sich ein paar Fingerbreit ein. Die Königin mit dem silbernen Haar nickte und so reichte Eneas ihr ein zweites Glas.
"Bist du sicher, dass du das hören willst? Es ist schon spät...", wandte Eneas ein. Natürlich lag es ihm auf der Seele und er wollte darüber sprechen, doch er kannte die Dea al Mon ja gar nicht. Anderseits hatte er sich gesagt, dass er seine Gefühle für Kosta nicht mehr verheimlichen wollte. Er wusste nichtmal, ob es seinem Freund recht war, wenn Eneas über ihn sprach.
"Ich kann dir nur den groben Überblick geben..." Er kratzte sich nachdenklich an der Stirn. "Iason und ich sind schon sehr lange Freunde... beste Freunde. Mehr als Freunde", präzisierte er. "Wir hatten immer so eine.. hmm... Liaison.. eine Liebschaft, aber ich war nie bereit daraus eine richtige Beziehung zu machen." Eneas seufzte. "Ich weiß nicht wieso... Angst vermutlich. Ich wollte die Freundschaft nicht verlieren. Und Iason selbst hat nie nach mehr gefragt. Ich weiß immer noch nicht, ob er mehr wollte. Dido, die Priesterin, die du kennengelernt hast, ist meine ehemalige Gefährtin. Ich ähm hab mich erst vor kurzem von ihr getrennt. Wegen Iason." Er hatte geglaubt, dies wäre die Antwort gewesen. Die Tat auf die Kosta gewartet hatte, aber dieser schien die Trennung nichtmal richtig verstanden zu haben und wieso Eneas dies gemacht hatte.
"Er wollte das Schiff verlassen... mir und Dido Freiraum geben, glaub ich. Ich weiß es nicht... ich weiß nicht, ob ich ihn je richtig verstanden habe." Eneas nahm einen Schluck von dem Rum, der so schön in seiner Kehle brannte. "Ich wollte ihn aufhalten, ihn überzeugen nicht zu gehen, aber es ist alles aus dem Ruder gelaufen.. ähm, es hat nicht geklappt und alles bloß schlimmer gemacht. Da habe ich mich von meiner Freundin getrennt und Iason gesagt, dass ich ihn liebe..." Eneas atmete tief durch. Man sah den Schmerz in seinen goldenen, sanften Augen. "Es hat nicht gereicht. Er ist trotzdem gegangen. Tja, und jetzt jage ich ihm hinterher in der Hoffnung, dass er mich noch einmal anhört."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Sa 24. Sep 2022, 21:06

"Trotzdem fühlst du dich für sie verantwortlich", hielt Eoshan dagegen, als Taelos abwehrte, dass er niemanden gezwungen hätte, ihn zu begleiten. "Du bist ihr Anführer. Sie vertrauen dir. Auch ich habe niemanden gezwungen, mich zu begleiten. Dennoch würde ich es mir niemals verzeihen, wenn jemand von ihnen durch meine Nachlässigkeit sterben würde." So war das nun einmal und der Kapitän schien es auch in seinem Inneren zu wissen, denn obwohl er sich zuerst noch dagegen sträubte, lud er sie in seine Zimmer ein. Da wäre es wärmer und gemütlicher.

"Gerne", stimmte Eoshan zu, woraufhin Nüsschen laut keckernd auf Taelos zuschoss und sich auf seinen Kopf setzte. Dort packte er eine Haarsträhne und zupfte mahnend daran. "Es sieht wohl so aus, als dürfte ich nicht ohne Beschützer mitkommen", lächelte Eoshan. Taelos hatte nichts dagegen und führte sie in sein Zimmer, wo ein überraschendes Chaos herrschte. Anscheinend las der Kapitän ganz gerne. Sich fasziniert umschauend legte sie zum ersten Mal ihren graugrünen Umhang beiseite. Darunter kam ihre schlanke Gestalt in der dunkelgrünen Lederrüstung zum Vorschein. Zum ersten Mal sah man auch, wie lang ihr silbernes Haar eigentlich war. Anmutig setzte sie sich in den dargebotenen Sessel.

"Ja, gerne", nahm sie auch das Getränkeangebot an, obwohl sie nicht genau wusste, was es war. Neugierig roch sie daran. Oh, das war starker Alkohol. Daran sollte sie nur vorsichtig nippen. "Hmmm, das schmeckt gut", befand sie zufrieden auf Taelos Frage, ob sie sicher sei, dass sie dies hören wolle. Es sei schon spät. "Hast du Angst, dich zum vollkommenen Trottel zu machen?" wollte sie stattdessen wissen und bezog sich auf seine Worte vorhin im Kartenraum. "Das macht nichts. Auch wenn die Geschichte sehr lange dauern wird. Schon vergessen? Wir haben noch ein paar Tage, bis wir die Flussmündung erreichen. Ausserdem bin ich eine Fremde. Sogar noch von einem anderen Volk. Es kann dir egal sein, was ich von dir denke. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass dir ein Gepräch helfen wird. Noch nie habe ich eine Situation erlebt, wo ein Gespräch nicht geholfen hat. Selbst wenn es manchmal nicht leicht ist."

Taelos liess sich schliesslich überreden und erzählte ihr, dass Iason und er schon sehr lange Freunde seien. Beste Freunde und mehr als das. Seelenverwandte, schoss es Eoshan durch den Kopf. Sie hätten immer eine Liebschaft, aber keine richtige Beziehung gehabt. Meinte Taelos Sex mit Liebschaft? Sie unterbrach ihn jedoch nicht, um nach zu fragen. Es war ohnehin nicht wichtig. Sie verstand, dass Taelos nicht das mit Iason gehabt hatte, was er für richtig hielt. Er vermutete aus Angst, weil er die Freundschaft nicht hatte verlieren wollen. Zudem hätte Iason selbst nie nach mehr gefragt. Bis jetzt wisse Taelos nicht, ob er mehr wollte oder nicht. Ob er ihn nicht gefragt hatte?
Der Kapitän fuhr fort, dass Dido seine Gefährtin gewesen sei. Erst vor kurzem hätte er sich von ihr getrennt und das wegen Iason. Das war bestimmt nicht leicht für die Priesterin. Eoshan fand es sehr tapfer von ihr, dass sie trotzdem in diesem kleinen Haus mitfuhr. Bestimmt vermisste sie ihren früheren Gefährten sehr. Taelos erzählte ihr weiter, dass Iason das Schiff hatte verlassen wollen, damit Dido und er Freiraum für sich hätten. Doch sicher war sich der Hayllier nicht. Er hatte Freund aufhalten wollen, doch es wäre alles nur schlimmer geworden. Danach hätte er sich von Dido getrennt und Iason gesagt, dass er ihn liebte. Eoshan runzelte kurz leich die Stirn. In der Reihenfolge wirkte alles etwas durcheinander. Aber auch das wohl nicht wichtig. Wichtig war nur, dass er nicht mit seiner Liebe zusammen gekommen war.

"Das ist nicht wahr", widersprach sie sanft. Seine sanften, goldenen Augen waren so voller Schmerz. Dennoch ging Eoshan erst einmal nicht darauf ein. Sie befürchtete, dass der Schmerz den freundlichen Krieger dann überwältigen würde. Deswegen hielt sie es sachlich und widersprach dem Kapitän auch knallhart. "Du jagst ihm hinterher, weil du ihn retten willst. Weil er in Sicherheit sein soll und nicht in den Fängen einer grausamen, wahnsinnigen Königin. Du willst ihn beschützen und darauf achten, dass er sich nicht immer für andere opfert", stellte sie die Prioritäten des Kapitäns klar und war sich dabei sehr sicher damit, dass sie recht hatte. Freundlich lächelte sie Taelos an, nippte noch etwas an dem scharfen Rum, leckte sich geniesserisch über die Lippen. Der war wirklich lecker. So bernsteinig. "Und dann, wenn du das alles erreicht hast, ja dann willst du versuchen, dass er dich noch einmal anhört. Was willst du ihm dann sagen?" wollte sie mit ehrlichem Interesse wissen.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Sa 24. Sep 2022, 21:07

Eoshan sagte mit sanfter Stimme, dass es nicht stimmte, dass Eneas seinem Freund nachjagte, damit dieser ihn nochmal anhörte. Er würde ihm hinterher jagen, um ihn zu retten. Eneas wollte ihn beschützen und darauf achten, dass er sich nicht immer für andere opferte. Ja, das hatte sie ganz recht erkannt. Eneas nickte.
"Ja. Es ist in Ordnung, dass er wütend auf mich ist solange er dafür in Sicherheit ist und es ihm gut geht. Ich befürchte nur, dass er danach gleich wieder die nächste Gefahr sucht in die er sich hineinstürzen kann...", seufzte er. In letzter Zeit hatte Kosta da scheinbar ein Risiko nach dem anderen gesucht. Zuerst als Spion in Raej und nun gleich in der Feste von Zorya Earcir. Eneas wusste nicht wie er ihn davon abhalten konnte ohne dass sein Freund ihm vorwarf, dass er über ihn bestimmen und ihn für sich haben wollte. Nun, wollte er ja auch, aber vor allem machte er sich momentan große Sorgen um Kosta. Sein Freund stellte seine eigenen Bedürfnisse oft hintenan, um für andere zu sorgen. Nur kam es Eneas so vor, als wäre dies in letzter Zeit zu extrem geworden. Der Krieger war sich gleichzeitig nicht sicher, ob er nicht so dachte, weil Kostas Sorge und Hilfe nicht mehr ihm galt sondern anderen.
Die Königin trank derweil von ihrem Rum, leckte sich über die Lippen. Es schien ihr zu munden. Eneas trank gerade weniger des Genusses wegen als dass es ihn etwas beruhigte. Er durfte nur nicht zu viel erwischen.
Eoshan fragte ihn, was er denn Iason sagen wollte, wenn er in Sicherheit wäre. Eneas lehnte sich im Sessel zurück, dachte darüber nach. Er hatte so viele Dinge, die er ihm sagen wollte, aber er wusste nicht ob auch nur eines davon das richtige wäre. Was sagte er Kosta, damit dieser nicht mehr wütend mit ihm war und ebenfalls mit ihm zusammen sein wollte? Eneas wusste keine Antwort darauf.
"Ich weiß es nicht..", gab er zu. "Ich will ihm sagen, dass ich ein anderer Mann bin als damals wo ich ihm gesagt habe, dass nie mehr aus uns würde und dass es mir unendlich leid tut, dass ich so lange gebraucht habe dieser Mann zu werden." Zweifelnd sah er die Dea al Mon an. "Ergibt das Sinn? Ich will ihn darum bitten, dass er mir eine Chance gibt ihm zu beweisen, dass meine Liebe stark genug für ihn ist..." Dabei wusste Eneas nichtmal selbst, ob es stimmte. Er wusste nur, er musste es versuchen. Allein an den Streit zu denken, war schwer und es schmerzte entsetzlich. Der Krieger trank hastig einen tiefen Schluck Rum, schenkte sich nach.

"Er hat mir vorgeworfen, ich kenne ihn nicht. Ich hätte eine falsche Vorstellung von ihm, ich würde nur seine liebe Seite von damals mögen... aber er hat auch gesagt, er will herausfinden wer er ist und er braucht Abstand." Eneas wusste nicht, ob die Wochen genügend Abstand gewesen waren. Vermutlich nicht. Aber er würde verdammt sein, wenn er einfach herumsaß und Kosta seinem Schicksal in Dalmadans Feste überließ. Natürlich konnte es gutgehen und Prinz Asar und Kosta mit dem Gegengift entkommen, doch die Chancen waren so verschwindend gering... so wie Eneas Timaris verstanden hatte, hatten die beiden sich spontan zu diesem Plan entschieden. Hatten sie für eine Flucht geplant?
"Dabei habe ich immer gedacht, ich kenne ihn... vielleicht war ich einfach zu verblendet durch meine Gefühle für ihn.." Eneas seufzte. Genauso wie er selbst nicht begriffen hatte, dass er Kosta liebte. Er hatte das Gefühl, als hätte er das einmal gewusst, doch all die Angst hatte es begraben. So lange war es falsch gewesen in Kosta verliebt zu sein. Er war mit Timaris zusammen gewesen, sie war seine große Liebe gewesen. Sie hatte es sein müssen. Schließlich hatte er so viel für ihre Beziehung erlitten, so hart darum gekämpft. Da hatte er schlecht in ihren Sklaven verliebt sein können und ihm zum Gefährten wollen. Er hatte Timaris gewollt. Er hatte es ihr so oft beteuert...
Und dann, als sie sich von ihm getrennt hatte, war die Angst noch größer geworden. Er hatte nicht geglaubt, er wäre danach überhaupt noch fähig eine neue Beziehung einzugehen. Er war so zerstört gewesen. Die Angst viel zu groß überhaupt nur Kosta in Erwägung zu ziehen. Die Angst zu viel für ihn zu fühlen und sein Herz abermals gebrochen zu bekommen. Dieses Mal endgültig. Es war viel einfacher gewesen sich in all die Frauen zu verlieben. Er hatte ja trotzdem Nähe zu Kosta haben können, mit ihm intim und vertraut sein. Für eine Weile hatte er beides haben können. Er war so egoistisch gewesen...
"Er hat nie etwas gesagt", ergriff Eneas nach langem tiefsinnigen Nachdenken das Wort. "Es war alles immer in Ordnung wie ich ihn behandelt habe... aber es war nicht in Ordnung. Iason.. er.. fordert selten etwas für sich. Lieber reibt er sich selbst ganz auf, um anderen zu helfen oder ihnen zu gefallen. Ich wollte immer, dass er für das eintritt was er will." Er leerte sein Glas mit dem Rum, der inzwischen schön seinen Körper wärmte. "Vielleicht war das genauso falsch wie all diejenigen, die ihm gesagt haben wie er sich zu verhalten hat."
Der Krieger merkte, dass er inzwischen schon ziemlich zusammenhangslos redete. Es tat gut eine Zuhörerin zu haben, doch er wusste dadurch weiterhin nicht was er tun würde wenn er Kosta wieder gegenüberstand. Hauptsache es ging ihm gut. Alles andere war nebensächlich.
"Ah, entschuldigung für meine wirren Worte... es ist schon ziemlich spät." Eneas rieb sich die Stirn. "Was denkst du? Gibt es noch Hoffnung für Iason und mich?"
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Sa 24. Sep 2022, 21:09

Taelos stimmte ihr zu, dass er tatsächlich erst einmal Iason retten wollte. Solange er ihn in Sicherheit bringen konnte, durfte Iason gerne wütend auf ihn sein. Nur fürchtete Taelos, dass Iason sich gleich die nächste Gefahr sucht, in die er sich stürzen konnte. Der Kapitän seufzte. Eoshan hingegen bekam das starke Gefühl, dass Taelos absolut richtig lag mit seiner Vermutung. Sie erinnerte sich an die Visionen. Sie waren voller leidenschaftlichem Sex gewesen, was sie natürlich erschreckt hatte. Aber da war noch mehr gewesen, hatte sich hinter dem Sex versteckt. Sehnsucht, Einsamkeit und tiefe Trauer. War dies womöglich Iasons Weg, seinem Leben ein Ende zu setzen, wenn er sich immer wieder in grosse Gefahr begab? Lieber sagte sie dem Kapitän jedoch noch nichts davon. Sie fürchtete, dass er dann aus lauter Sorge zu seiner grossen Liebe nicht mehr würde klar denken können.

Lieber fragte sie ihn, was er Iason denn sagen wollte, wenn es dann soweit war. Dafür, dass Taelos so nach dem Krieger brannte, kam erstaunlich lange keine Antwort. Ob er sich das in seiner Sorge noch gar nie richtig überlegt hatte. Nun lehnte er sich in seinem Sessel zurück und schwieg. Nüsschen machte es sich derweil auf der Sessellehne bequem. Die war weniger wackelig als der Kopf des Kapitäns.
"Ich weiss nicht, ob das einen Sinn ergibt", antwortete sie ehrlich auf seine Frage. "Bist du denn wirklich ein anderer Man geworden? Und will Iason überhaupt, dass du ein anderer Mann bist, als der, dem er viele Jahre lang zur Seite stand. Das wird er doch auch nicht ohne Grund gemacht haben." Jahrelang jemandes Liebhaber zu sein, dazu gehörte doch auch grosse Liebe. Oder nicht? Eoshan wusste es nicht. Sie hatte ja noch nie eine Beziehung gehabt, geschweige denn einen heimlichen Liebhaber. Oh, darüber wollte sie auch gar nicht zu genau nachdenken. Sonst wurde sie nur wieder rot.
"Dass du ihm beweisen willst, wie stark deine Liebe für ihn ist, macht aber sicherlich Sinn", befand sie schlussendlich. Das wollte man doch immer machen, wenn man jemanden gern hatte. Taelos erklärte ihr, dass Iason ihm im Streit vorgeworfen hätte, er würde ihn nicht kennen und hätte falsche Vorstellungen von ihm. Taelos würde nur seine liebe Seite von damals mögen, doch Iason wolle herausfinden, wer er sei und brauche Abstand. Diesen Teil begriff Eoshan nicht wirklich. Irgendwie klang es danach, als hätte Iason sich selbst verloren. Und es klang nach Schuldgefühl. Dass Iason eine neue und nicht liebe Seite hatte, von der er Taelos nichts gesagt hatte. Weil er sich dafür schämte? Eoshan konnte es nicht mit Gewissheit sagen. Dazu waren ihr die Bräuche der Hayllier zu fremd.

Der Kapitän sinnierte, dass er gedacht hätte, er würde Iason kennen. Aber vielleicht hatte er auch nicht richtig geschaut. Auch wäre es schwierig Iason zu kennen. Er würde nie etwas sagen. Es schien immer alles in Ordnung zu sein, wie Taelos ihn behandelt hatte. Nur wäre es nicht in Ordnung gewesen. War das jetzt Taelos oder Iasons Aussage? Es schien ganz danach, als würde ihr Gegenüber das so sehen, denn er stellte bedrückt fest, dass Iason sehr selten etwas für sich forderte. Lieber rieb er sich auf, um anderen zu helfen oder ihnen zu gefallen. Taelos wünschte sich jedoch, dass er für das eintratt, was er wolle. Nur befürchtete er jetzt, dass das vielleicht genau so falsch sei, wie all diejenigen, die Iason gesagt hätten, wie er sich zu verhalten hatte.

"Nun, damit bist du eigentlich ganz genau so wie all diejenigen, die ihm vorschreiben, wie er sich zu verhalten haben", stellte Eoshan schonungslos klar und leerte mit einem letzten Nippen ihr Glas. "So wirr sind deine Worte gar nicht. Ich höre dir gerne zu. Dabei kann ich viel lernen." Mit einem freundlichen Lächeln hielt sie ihm ihr Glas hin. "Magst du mir noch etwas von dieser Bernsteinflüssigkeit einschenken. Sie schmeckt sehr gut." Der Kapitän war so lieb und kam dem gleich nach. "Solange keiner von euch beiden tot ist, gibt es prinzipiell natürlich noch Hoffnung für euch." Sie nippte wieder an dem Rum, wie Taelos ihr erklärt hatte. "Die Frage ist allerdings eher, wie und ob Iason dich überhaupt liebt. Wenn ja, dann scheint er jedenfalls in einer riesigen Zwickmühle zu stecken."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Sa 24. Sep 2022, 21:11

Die Königin fragte, ob Iason überhaupt wollte, dass er ein anderer Mann würde. Er wäre ja nicht ohne Grund all die Jahre an Eneas' Seite gewesen. Ja, Eneas glaubte durchaus, dass Kosta ihn liebte, doch Liebe konnte verschieden sein und Eneas wusste dadurch nicht, ob Kosta gerne wollte, dass sie ein Paar wurden. Kosta hatte gesagt, es hätte ihm gereicht was sie gehabt hatten. Nur wenn das so stimmte, wieso war er dann so wütend geworden? Wieso hatten sie dann gestritten?
"Man verändert sich doch immer", wandte der Krieger ein. "Im Kern bin ich sicher noch der gleiche, aber ich meine... Wünsche und Ansichten können sich ändern. Es war nicht einfach... die Zeit, wo wir uns kennengelernt haben." Mehr wollte er darüber nicht sagen. Kosta hatte ihm vorgeworfen, dass Eneas nur Iason mochte beziehungsweise Kosta so wie er früher war, doch Kosta war nicht der einzige, der sich verändert hatte.
Eneas würde so gerne noch einmal mit ihm reden und versuchen ihm alles zu erklären. Den Streit irgendwie beilegen, falls dies ging. Dunkelheit, es war so viel schief gelaufen.

Als er darüber sinnierte, ob ein Unterschied darin bestand zwischen denen, die Kosta vorschreiben wollten wie er sich zu verhalten hatte und seinem Wunsch, dass sein Freund für das eintrat was er wollte, sagte Eoshan tatsächlich knallhart, dass es genau das gleiche wäre. Überrascht blickte Eneas sie an. Damit hatte er nicht gerechnet.
"Ist das denn so falsch jemanden fördern zu wollen?", fragte er, während er der Königin etwas von dem Rum nachschenkte, der ihr so gut schmeckte. "Ich wollte nicht über ihn bestimmen. Ich will ihn nur schützen. Dass niemand auf ihm herumtrampelt, dass er sich nicht ausnutzen lässt, dass er das Leben genießt." Ja, Eneas wusste, dass Kosta sich gerne dominieren ließ. Das würde er vielleicht auch tun ohne dass er Sklave wäre. Aber es war doch ein Unterschied darin sich beim Sex dominieren zu lassen oder diesen miesen Typen mit denen Kosta zusammen gewesen war, die ihn darüber hinaus schlecht behandelt hatten. Oh, es hatte ihn jedes Mal rasend gemacht diesen Beziehungen zusehen zu müssen ohne einschreiten zu dürfen. Klar, Kosta hatte auch gute Partner gehabt, aber sie hatten oft den Ton angegeben. Eneas war doch nicht wie die oder?
Als er Eoshan fragte, ob es noch Hoffnung für Iason und ihn gäbe, sagte sie, dass es immer Hoffnung gäbe solange keiner von ihnen beiden tot wäre. Der Krieger blickte sie skeptisch an. Von einer Schwarzen Witwe hatte er irgendwie etwas eindeutigeres erwartet. Doch natürlich wäre es gut überhaupt Hoffnung zu haben. Es gab ihm Kraft zu kämpfen.
"Die Frage ist allerdings eher, wie und ob Iason dich überhaupt liebt. Wenn ja, dann scheint er jedenfalls in einer riesigen Zwickmühle zu stecken", sagte die Dea al Mon.
"Er liebt mich...", sagte Eneas leise. Geistesabwesend streckte er seine Hand nach dem Eichhörnchen auf seiner Sessellehne aus, um es ein wenig zu kraulen. "Ich weiß nur nicht, ob er mich so liebt wie ich es mir erhoffe... aber was meinst du mit einer Zwickmühle? In welcher Zwickmühle soll er stecken?" Ob sie etwas gesehen hatte?
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