Re: Das Ende der Spinnenkönigin
von Eoshan » Sa 24. Sep 2022, 20:25
"Ich weiss, was du meinst", schmunzelte Eoshan, als Taelos doch etwas verlegen zu sein schien, weil er ihr Alter nicht hatte einschätzen können. "Mir geht es auch so mit euch Langlebigen. Und selbst wenn man dann einmal ungefähr einschätzen kann, in welche Altersgruppe sein Gegenüber gehört, ist die Vorstellung doch sehr seltsam, dass jemand zweihundert Jahre alt ist, aber in ungefähr der selben Entwicklungsstufe eines Zwanzigjährigen ist. So wurde es mir zumindest erklärt." Dabei war es eigentlich nicht wichtig. Taelos war sehr freundlich und bot Nüsschen Walnüsse und Cashewkerne aus ihrem Vorrat an. Der pelzige Krieger ging nicht auf das Angebot ein, weil er noch zu misstrauisch war, doch Eoshan war sich sicher, dass man ihn früher oder später in der Vorratskammer bei besagten Nüssen finden würde.
"Es ist wichtig, dass Savah und Hagen mitkommen", stellte Eoshan klar, als Eneas Bedenken hatte wegen ihrer dunklen Juwelen. "Nicht nur wegen ihrer Juwelenkaste. Sondern wegen ihren Fähigkeiten. Die dunklen Juwelen werden ihnen helfen, sich zu verbergen vor Zorya. Auch wenn sie die selbe Juwelenstärke besitzen. Es wird der Königin schwerer fallen, sie zu finden. Und wenn sie sich darauf konzentriert, sie zu finden, wird sie woanders die Konzentration fallen lassen müssen. Ich bin mir sicher, dass es uns nur zugute kommen wird, dass sie mit uns reisen." Taelos schien es ähnlich zu sehen und hoffte, dass Zorya abgelenkt sein würde.
Nach Merions besorgtem Speerfaden fragte sie den Kapitän frei heraus, warum seine Schwester nicht offenbart hatte, dass sie Minan kenne. Taelos reagierte darauf ehrlich verwirrt und wusste anscheinend selber nichts davon. Eoshan glaubte ihm. "Merion hat mir eben gesendet, dass er sich mit Laree unterhalten hat. Sie hätte am hayllischen Hof gedient", erklärte sie dem langlebigen Krieger, der dies das auch gleich bestätigte. Er schränkte allerdings ein, dass Laree da jetzt nicht mehr dienen würde. Aber er und seine Schwester würden nicht oft über den Hof der Territoriumskönigin sprechen.
"Ja, Minan war auch am hayllischen Hof", gab Eoshan zu. "Ich sagte dir, dass Minan eine männliche Schwarze Witwe ist. Das ist eine Besonderheit, ja, und somit wohl sehr interessant für Zorya Eacir. Er sandte mir, dass sie an sein Gift will. Sein Gift als Schwarze Witwe, das in seinem Arm produziert wird, den er schon lange nicht mehr hat. Aber abgesehen von seinen und unseren persönlichen Gefühlen deswegen, ist Minan wegen etwas ganz anderem noch etwas ganz besonderes und gleichzeitig auch eine Gefahr. Für uns alle. Sogar für Sion. Minan ist zerbrochen und kann dadurch tiefer ins Verzerrte Reich eindringen, als sonst jemand von uns. Er kann Dinge sehen, die sogar Sion schaden können. Gleichzeitig weiss er aber durch seine Nähe zu Timaris und mir zuviel, was Sion gegen uns nutzen kann. Aber weil er seine Juwelen nicht mehr nutzen kann, kann er sich auch nicht gegen den Dämon schützen. Deswegen hat Timaris Minan in Hayll getötet und ich habe ihn in mein Territorium eingesperrt. Da er nun in Zorya's Hände geraten ist, müssen wir ihn so schnell wie möglich befreien. Bevor sie ihn Sion übergibt. Dann sind wir alle verloren. Und auch sonst möchte ich meinen Bruder nicht länger dieser Qual ausgesetzt lassen." Ihr hübsches, fein geschnittenes Gesicht, hatte einen harten, entschlossenen Ausdruck angenommen. Minan würde gerettet werden.
"Deswegen wollte ich dich jedoch nicht sprechen", erinnerte sie sich. "Du erwähntest, dass Iason wichtig für Timaris ist und dass ein Mitglied ihres Hofes sich wohl in Gefangenschaft in Dalmadans Feste befindet. Könnte es sein, dass besagtes Mitglied, Ayden Asar ist?" Eoshan bekam wieder rote Ohren und Wangen, als sie sich an die Visionen erinnerte. Erst hatte sie gedacht, sie verfolgten sie, weil es ihr so peinlich war. Aber nun wo sie diese Informationen hatte, konnte es gut sein, dass sie diese Visionen aus anderem Grund gehabt hatte. "Auf der Suche nach meinem Bruder, sah ich den Haushofmeister öfters. Ich dachte zuerst, dass es daran läge, dass die Beiden sich kennen. Minan hat sich grosse Sorgen um ihn gemacht, als er von dem grossen Beben im lichten Askavi hörte. Doch nun denke ich mir, dass es daran liegt, dass sich beide am selben Ort befinden. Ich versuche immer möglichst nah am Grauen Reich zu sein, sollte mein Bruder versuchen mich zu erreichen. Aber meistens sehe ich immer nur Ayden." Und jetzt sollte sie besser aufhören zu reden. Ihr war schon ganz heiss. Nicht, dass sie vor dem doch noch recht fremden Hayllier peinliche Sätze stammelte.