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Das Ende der Spinnenkönigin





Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 17:34

Der Aufstieg wurde nun immer beschwerlicher, während der Wasserfall meterhoch über die scharfkantige nahezu senkrechte Klippe stürzte. Sie mussten Steigeisen in den Felsen schlagen, Seile befestigen und sich langsam in die Höhe hocharbeiten. Eneas' Gedanken kreisten unentwegt um Kosta. Die Münzhälfte an seinem Hals schien richtgehend zu pulsieren. Sein Freund konnte nicht weit sein. Hoffentlich ging es ihm gut. Eneas hatte das Gefühl, dass Kosta so nahe war, er bräuchte nur die Finger ausstrecken und könnte ihn berühren...
Der Krieger schüttelte leicht den Kopf, packte das Seil fester. Er musste sich auf das Klettern konzentrieren. Eneas klammerte sich an eine fingerbreite Kante, zog sich kraftvoll nach oben. Sein rechter Fuß fand einen kleinen Vorsprung, um sich dort abzustützen und weiter nach oben zu schieben.
"Oh Dunkelheit, ich hab nach unten gesehen. Seht bloß nicht nach unten", sagte Olintes. Farell lachte leise.
"Ist doch auch nicht anders als in der Takelage zu klettern", gab er übermütig zurück und versuchte an seinen Kumpanen vorbeizuklettern. Das Rauschen des Wasserfalls umgab sie. Eneas spürte den kalten Wind im Rücken, der sowieso nass von den vielen kleinen Tröpfchen war. Angetrieben von dem Wunsch Kosta zu sehen, kletterte er weiter. Je höher sie kamen desto mehr fragte sich Eneas, ob sie mit dieser Route die richtige Wahl getroffen hatte. Ob hier wirklich ein Eingang in den Felsen waren wie sie glaubten. Hoffentlich war die Quelle des Wassers nicht vergittert.
"Fledermäuse!", rief Leto da von weiter oben her. Und tatsächlich, kleine Gestalten huschten zwischen den scharfkantigen Felsen hervor, flatterten in Kreisen in der Luft, wohl auf der Suche für ein Mahl. Eneas konnte das Echo ihres leisen Zwitscherns hören. Wenn es hier Fledermäuse gab, bedeutete das, dass Eingänge in die Felsen nicht mehr weit waren.
Sie mussten noch etwas klettern bis sie den ersten Höhleneingang fanden. Zu Eneas' Erstaunen markierten kunstvolle, filigrane Säulen die dunkle Öffnung. Sie waren kaum armdick und doch voller, heller Details.
"Eyrische Architektur...", bemerkte er bewundernd, als er sich über die Kante nach oben schob. Damien reichte ihm die Hand, zog ihn rauf auf den Vorsprung.
"Hör auf, die Umgebung zu bewundern", sagte der Prinz.
"Von hier müssen sie für ihre Flüge gestartet haben", überlegte Eneas trotzdem. Die anderen hatten weniger Sinn für die versteckte Schönheit der Feste. Die meisten waren bloß froh endlich wieder stehen zu können und es geschafft zu haben. Doch die eigentliche Prüfung wartete noch auf sie.

Die Gruppe begab sich in die Höhle. Sie schien natürlich gewachsen, mit einigen Ausnahmen wo die Eyrier offenbar Hand angelegt hatten. Steinsäulen hingen von der Decke. Es war größer als Eneas es sich vorgestellt hatte.
"Vorsichtig, hier können bereits Waa-", setzte Farell an, als er abrupt erschrocken zurückwich. Sie hatten nur gewagt ein wenig Licht zu machen und nun beschien es mehrere riesige Statuen von Eyriern in alten Roben und mit zusammenlegten Flügeln, so filigran gemeißelt, dass sie regelrecht lebensecht wirkten. Nur, dass sie nahezu drei Meter groß schienen. Vielleicht waren Eyrier damals so riesig gewesen. Sie sahen mit ihren Steinaugen in die Ferne.
"Wünschte, die könnten uns helfen. Die hätten sicher etwas dagegen was die Spinnenkönigin aus ihrer Feste machen", sagte Ulysses. Rasch gingen sie weiter. Es war sehr verwinkelt hier unten und mehrmals landeten sie in einer Sackgasse, wo die Felsspalten so eng wurden, als dass sie sich noch da hätten hindurch quetschen können.
Mehrmals wurden die Pläne der Feste herbeigezogen, doch von diesen alten Katakomben war kaum etwas verzeichnet. Eneas wurde ungeduldig. Er war so versucht zu erspüren, ob er Kosta nicht senden konnte, aber er wollte nichts riskieren. Es konnte belauscht werden.
Schließlich landeten sie vor einem vergitterten Tor, ein Rinnsal Wasser lief in der Mitte des Weges. Sie wollten sich schon daran machen, dass Gitter aufzubrechen, als Hagen sie zurückhielt. Der Glacier warnte sie, dass er schwarzgraue Kunst spürte. Ein Netz, verdammt.
"Das bedeutet, wir sind richtig. Hier geht es rein. Sie muss es geschützt haben", sagte Leto.
"Es kann genauso gut bedeuten, dass sie sofort Wind davon bekommt, wenn wir dieses Netz durchtrennen", befürchtete Eneas.
"Wer sagt, dass wir den direkten Weg nehmen müssen?", fragte die glacianische Königin und grinste. "Wir können unseren eigenen Durchgang schaffen. Ganz ohne das Netz." Sie klopfte gegen die Wand neben dem Gitter.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Merion » So 25. Sep 2022, 17:37

Mit beinahe schon verbissener Konzentration achtete Merion darauf, wie er die feuchte Felswand nahe dem Wasserfall hochkletterte. Dabei wäre das noch nicht einmal nötig gewesen, um sicher zu gehen, dass er nicht abstürzte. Sicher, es war selbst für sie Dea al Mon, keine leichte Kletterpartie. Doch es war auch ganz bestimmt nicht eine todesmutige Unmöglichkeit, die sie hier versuchten. Merion kämpfte jedoch mit einem ganz anderen Abrund, als derjenige, der unter ihm immer tiefer hinunter ging. Der junge Krieger kämpfte jeden Tag damit, nicht seiner Angst und Verzweiflung zu erliegen, Minan für immer verloren zu haben. Anfangs hatte er sich noch mit dem Gedanken an die Stärke seines Freundes trösten können. Besonders Darken würde stark genug sein, durchhalten und darauf warten, dass er ihn retten käme. Minan und Tänzer würden ihm die Hoffnung dazu spenden. Dessen war Merion sich sicher.
Doch je länger sie brauchten, um zu diesem verfluchten Felsenhaus oder Schloss oder wie auch immer zu gelangen, desto bewusster wurde Merion auch, dass Darken nicht durchhalten konnte, wenn man es darauf anlegte ihn zu töten. Eoshan hatte ihm zwar gesagt, dass Heilerinnen seinen Arm heilen wollten und sie ihn deswegen nicht töten wollten. Nur klang das in Merions Ohren dermassen absurd, dass er befürchtete, diese furchtbaren Heilerinnen würden seinen Gefährten töten, wenn sie frustriert einsehen mussten, dass dies nicht ging.
Besonders die Tage wo sie durch Dhemlan wanderten, dieses Territorium, das einem das Gefühl gab, ständig durch feuchte, klebrige Spinnennetze zu gehen, liessen Merion beinahe durchdrehen, denn er wusste, dass er viel schneller vorwärts kommen könnte, ohne ihre Verbündeten. Die anderen Dea al Mon hatten alle Mühe ihn zu beruhigen und ihn zurück zu halten, einfach los zu stürmen. Hier an der Felswand ging es wieder besser. Hier wurden ihre Kletterfähigkeiten gefordert. Es gab etwas zu tun. Ausserdem war Minan nun wirklich nah bei ihnen. Weit über ihnen zwar, aber beinahe am selben Ort.

Zu seiner Überraschung tat sich ausgerechnet einer dieser, in Merions Augen, ungelenken Glacier dabei hervor, die Felswand hochzuklettern. Der ganz grosse Blonde. Er hatte sich als Hagen vorgestellt. Merion hatte nie mit ihm gesprochen, auch wenn der Krieger einmal versucht hatte, mit ihm über Minan ins Gespräch zu kommen. Nach der merkwürdigen Unterhaltung mit Laree getraute er sich nicht mehr, mit jemandem über seinen Gefährten zu sprechen. Jetzt schielte er einige Male zu dem grossen Krieger hinüber und staunte, wie flink der Klettern konnte. Dafür, dass er kein Dea al Mon war.
Sie mussten allerdings noch eine ganze Weile klettern, bis sie den Beginn des Wasserfalls erreichten. Er kam aus einer Höhle in der Felswand heraus. Eine Höhle, die breit genug war, dass sie neben dem Wasser hinein treten konnten. Der Stein war hier teilweise behauen und Statuen von riesigen Eyriern begegneten ihnen ebenfalls. Doch Merion hatte keinen Blick für dieses tote Zeug. Er wollte zu Minan. Er musste so nah sein. Waren sie doch schon im selben Haus. Sozusagen.

Aber leider doch nicht ganz. Sie mussten sich durch ein scheinbares Labyrinth von Gängen arbeiten, wo manche der Gänge in so engen Sackgassen endeten, dass doch nicht einmal der schlanke Merion weiter kam. Diese Suche nach dem richtigen Weg, trotz der Pläne, die sie hatten, war zum Schreien. Sie verloren so viel Zeit. Doch schliesslich schienen sie den richtigen Weg gefunden zu haben. Denn der Tunnel war mit einem Eisengitter versperrt. Das wirkte ziemlich anders, als die Kunst der Eyrer. Ausserdem warnte Hagen sie, dass hier schwarzgraue Kunst im Einsatz wäre. Dahinter musste sich also der Weg zu Minan befinden. Dessen war Merion sich sicher.
Die Frage war nur, wie sie an dem mit der Kunst gesichertem Eisengitter vorbei kamen, ohne die Dhemlaner zu warnen. Da hatte die tempramentvolle Königin der Glacier die Idee, einen eigenen Tunnel um das Gitter herum zu graben. Das wirkte ganz schön aufwändig, aber auch sinnvoll. Prompt holten die Glacier aus ihrem Gepäck einige Spitzhacken hervor und machten sich an die Arbeit, den Weg durch den Stein zu graben. Was erst jedoch so toll gewirkt hatte, entpuppte sich alsbald jedoch als sehr anstrengend und unglaublich laut. Merion hatte das Gefühl, jeglichen Bewohner der Feste geweckt zu haben.
"Wartet mal", trat da wieder Hagen vor. "Ich habe da eine Idee, wie es vielleicht leiser und schneller gehen könnte." Die anderen Glacier spotteten leicht, schauten skeptisch. Doch der blonde, blauäugige Krieger liess sich davon nicht beirren. Er trat an den Fels heran, legte seine Hände flach darauf. Merion fiel auf, wie schlank diese waren. Gerade weil der Mann so gross war. Dann spürte er ganz sanft ein Flackern. Es war, als würde ein dunkelgrauer Schatten in die Ritzen des Felsen kriechen und sich da aufblähen, bis tatsächlich ein recht grosser Felsbrocken sich von der Wand löste und wie weggedrückt wurde. Hagen machte sofort weiter und so kamen sie gleich viel schneller vorwärts. Was für eine gute Idee. Wie Hagen wohl auf so was gekommen war? Merion konnte ja nicht wissen, dass so eine Fähigkeit beim Einbrechen ganz nützlich sein konnte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Yadriël » So 25. Sep 2022, 17:40

Zum Glück redete Kosta schon bald auf Lydiel ein und konnte sie etwas beruhigen. Der Krieger zog sie aus Adrejs Griff und versuchte sie davon zu überzeugen, dass sie Minan heilte. Minan wäre nur ein Junge, der versucht hätte sich zu wehren. Sie hätte an seiner Stelle auch so gehandelt, wenn sie solche Schmerzen würde erleiden müssen. Zwar schüttelte Lydiel blass den Kopf, aber sie sagte auch nichts dagegen und wehrte sich, als Kosta sie sanft hinüber zum Operationstisch führte.
"Also verurteilt nicht einen Jungen, der sich dafür gewehrt hat, dem wir über Wochen hinweg das Schlimmste angetan haben, was man einem Menschen überhaupt antun kann und helft ihm zu überleben. Macht gut, was Ihr angerichtet habt", sagte er und das wirkte. Die Heilerin widersprach nicht, nickte entschlossen und begann endlich Minan zu heilen. Zucker beobachtete ihn besorgt. Hoffentlich kam die Hilfe noch rechtzeitig. Nur war Lydiel nicht die einzige, die Schuldgefühle hatte. Kosta konnte man ebenfalls anhören wie es ihn quälte, was er Minan angetan hatte. Zucker fand, es war besser nicht mehr darüber nachzudenken. Besonders nicht jetzt. Er hatte sicherlich auch nicht mit dem Jungen spielen wollen, aber Kosta hatte ihm nicht wirklich eine Wahl gelassen. Wenigstens konnten sie nun endlich fliehen.
Während Lydiel versuchte die Heilnetze in Minans Lunge zu stabilisieren, ging ihr Kosta zur Hand und kümmerte sich um den Rücken des Jungen. Er saß nur halb aufrecht, hing mehr zwischen der Heilerin und dem Krieger.
Kosta deutete auf eine Trage, die auf dem Boden lag. Anscheinend das Ding mit dem die Heilerinnen Minan hatten transportieren wollen.
"Hilf mir mal", sagte er Adrej, der die Trage mit aufhob. Zucker hatte ein dünnes Leinentuch gefunden, dass er darauf legte, doch wirkliche Polsterung fanden sie in dem kalten Labor nicht. Es schien niemanden wichtig gewesen zu sein, dass es der junge Prinz bequem hatte. Dies war auch deutlich an dem aufgescheuerten Rücken des ausgemergelten Jugendlichen zu sehen den Kosta gerade vorsichtig verband.
Der Krieger verteilte weitere Anweisungen, doch er schien so beschäftigt, dass er nicht merkte, dass die Soldaten ihn zunehmend feindseliger anblickten.
"Wir sind nicht seine Leute. Zucker hat einen Scheiß für uns zu sagen", stieß Tiger knurrig aus. "Und tiefer in den Kerker? Bist du bescheuert? Wir müssen hier raus!" Er stand an den Schwingtüren des Labors und spähte nach draußen.
Zucker sah zweifelnd zu Kosta. Gerade verstand er auch nicht wovon der Hayllier redete. Hatte er einen Fluchtweg vorbereitet? "Was ist denn tiefer im Kerker?", fragte er.

"Wir kriegen Gesellschaft!", rief Samtpfote und da kamen bereits drei Wärter zum Labor gerannt. Tiger und er schafften es einen von ihnen rasch zu überwältigen, doch einer der anderen Wärter schleuderte Samtpfote hart zurück. Der massige Soldat flog durch das halbe Labor, krachte geräuschvoll gegen einen der hohen, weißen Medizinschränke. Die Regaltüren schwangen auf, Glasbehälter stürzten krachend auf den benommenen Samtpfote ein, der ächzend zusammenbrach.
Zucker fluchte, ließ die Trage los, um seinem Kameraden zu helfen. Ein weiterer Machtball flog in den Raum, genau auf den Operationstisch zu, doch bevor er traf, prallte er an einem grünen Schild ab. Kostas Schild!
"Lass sie nicht ins Labor!", brüllte Tiger.
Draußen hörten sie plötzlich das laute Schellen einer Glocke, die von irgendjemanden geschlagen wurde. Jemand hatte Alarm geschlagen! Zucker packte Samtpfote an seinen kräftigen Oberarm, versuchte ihn aufzurichten. Der Glatzköpfige ächzte benommen. Er hatte eine heftig blutende Platzwunde an der Stirn. "Uhhh... meine Rippen", murmelte er.
"Reiß dich zusammen, du Fettwanst. Wir müssen hier raus", stöhnte Zucker und zog ihn von dem kaputten Schrank weg. "Halt uns die Wärter vom Leib!", rief er Kosta zu. "Wir kümmern uns um Minan."
Einauge, Adrej und die Heilerin bemühten sich bereits den Jugendlichen so vorsichtig wie möglich auf die Trage zu bewegen. Ohne Lydiel hätten sie es gewiss nicht sauber geschafft. Minan stöhnte schmerzerfüllt. Aus den Einstichlöchern, dort wo die Schläuche in ihm gesteckt hatten, sickerte noch Blut. Blass und hohlwangig lag er auf der Trage.
“Kosta.. hat recht... müssen... in die Tiefe...", stieß er aus. Schwach tastete er nach dem Laken. Lydiel wollte ihn beruhigen, schob seinen Arm zurück.
"Er will sich bedecken", erkannte Zucker. Er war mit Samtpfote bei der Trage angekommen und legte das Ende des Lakens unter Minan über seine Lendengegend.
Kosta und Tiger hatten inzwischen die Wärter erledigt und sie konnten das Labor verlassen. Einer der Soldaten hatte noch rasch das Bündel mit den Vorräten über den Rücken geworfen. Sie gingen durch den Gang.
"Wir müssen hier raus!", drängte der Kriegerprinz. Seine spitzen Ohren zuckten, er sog schnüffelnd Luft durch die Nase. "Nach oben!"
Selbst wenn dies ihr Plan gewesen wäre, so kamen sie zu einer Biegung, wo am anderen Ende erneut zwei Wärter auftauchten und diesen Weg versperrten.
"Diese scheiß Fesseln. Wir brauchen unsere Juwelenkraft", murrte einer der Soldaten und zerrte an den Ketten über seiner Brust.
"Ach, willst du rauf und die Spinnenkönigin danach fragen?", entgegnete Einauge.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 17:46

Tiger knurrte ihn unwillig an, dass sie nicht Zuckers Leute wären. Ausserdem wollte er verständlicherweise nicht tiefer in den Kerker. Auch Zucker blickte ihn zweifelnd an, wie er aus den Augenwinkeln feststellen konnte. Kosta konzentrierte sich jedoch vorallem auf Minans Rücken, um ihn so transportfähig wie möglich zu machen. Ihm war bewusst, dass ihnen nicht viel Zeit blieb und er die, welche er hatte, unbedingt nutzen musste. So wie es am sinnvollsten war. Denn eigentlich hätte er sich liebend gern die Lederriehmen um seine Oberschenkel entledigt und damit auch das Kettengeflecht um sein Gemächt. Nun wo er einen Moment Ruhe hatte, spürte er es überdeutlich, wie es ihn quetschte und scheuerte. Beim Sex war das sehr heiss. Jetzt war die ständige Stimmulation einfach nur störend. Trotzdem musste er unwillkürlich daran denken, wie es wäre, wenn Ranard ihn nun über einen der Operationstische beugte und ihn hemmungslos und hart durchvögelte. Egal ob sie Zuschauer hatten oder nicht. Doch er hatte Ranard verraten und umgebracht.
"Ich entschuldige mich für meine Ausdrucksweise, Prinz Tiger", sagte Kosta rasch, um sich von seinen unpassenden Gedanken abzulenken. Seine Entschuldigung meinte er jedenfalls ernst. Auch wenn viele andere in der Situation gespottet hätten. "Ich hätte sagen sollen, dass Zucker den Menschen, deren Gesundheit und Sicherheit ihm am Herzen liegen, sagen soll, dass wir tiefer in den Kerker müssen." In Kostas Augen waren das eben Zuckers Leute. Tiger interpretierte das offensichtlich ganz anders.
"Ja, wir müssen hier raus, aber unten und nicht oben", erklärte er ruhig, während er sich weiter vorsichtig um Minans Rücken kümmerte, damit er ihnen nicht wegstarb. Gemeinsam mit Lady Tursin schienen sie allmählich Erfolg dabei zu haben. "Dalmadans Feste ist eine eyrische Burg. Das heisst, wir sitzen hier auf dem höchsten, steilsten Berg, den sie weit und breit finden konnten. Sollten wir es tatsächlich durch den Burghof aus dem Tor schaffen, müssen sie nur einen Windstoss mit Hilfe der Kunst erschaffen und wir segeln alle die Felsen hinunter. Dort haben wir keinerlei Schutz und selbst wenn jemand von uns Minan als Geisel nähme, kämen wir nicht weit. Also, wenn wir den Berg verlassen, dann soweit unten wie möglich, wo man keine Felsen hinunter geschubst werden kann. Deswegen tiefer in den Kerker. Denn nach dem Kerker beginnen die alten Kellergewölbe und Gänge nach unten. Dort werden wir auch auf bedeutend weniger Wachen stossen, als oben in der Feste."

Wo genau sie herauskommen würden, war Kosta sich nicht sicher. Oder noch eher, er hatte keine Ahnung. Die Pläne, die er mit Prinz Asar studiert hatte, waren dort unten nicht sonderlich klar. Prinz Asar. Hoffentlich war ihm die Flucht geglückt. Kosta hätte sich dessen gerne versichert. Aber da er ebenfalls von dem Gegenmittel besass, musste sein einziges Bestreben sein, von hier zu fliehen und zu Timaris zu gelangen. Selbst wenn er alle hier Anwesenden erneut verraten musste. Ihm wurde bei dem Gedanken daran schlecht. Und wenn Eneas tatsächlich auch hier war... Kosta schauderte vor der ungeheuerlichen Entscheidung, die ihm dann bevorstehen würde. Vielleicht gerade deswegen, weil er wusste, dass er sie getroffen hatte.

Glücklicherweise, oder eigentlich leider, bekam Kosta keine weitere Gelegenheit darüber nach zu denken. Wärter wollten das Labor stürmen. Einer erlag der Kraft von Tiger und einem grossen bulligen Kerl. Doch ein weiterer Wärter schleuderte diesen zurück und der andere Wärter warf einen Machtball genau auf Minan zu. Bescheuerter Kerl. Geistesgegenwärtig erschuff Kosta einen grünen Schutzschild, woran der Machtball abprallte. Tiger brüllte ihn an, das Labor zu versiegeln und prompt war das aufgeregte Schellen einer Alarmglocke zu hören. Verflixt. Kosta brachte das letzte Pflaster an Minans Rücken an, aber obwohl noch viel mehr nötig gewesen wären, musste der Junge es auch so aushalten. Es nützte nicht, wenn er gut zugepflastert war, sie alle aber von den Wärtern erledigt wurden.
Zu Kostas Erleichterung war dann auch gleich Zucker bei ihm und wollte sich um Minan kümmern, obwohl es seinen bulligen Kameraden doch auch übel erwischt hatte. Sofort rief Kosta seinen Säbel herbei und stürtzte sich auf einen der Wärter, um ihm die Waffe, verstärkt mit der Kunst, um den Schutzschild zu durchbrechen, in den Bauch zu treiben. Tiger hatte derweil dem anderen Wärter die Kehle zerfetzt, bevor dieser seine Kunst hatte sammeln können. Vorsichtig traten sie aus dem Labor heraus, doch erstmal war kein Wärter mehr zu sehen. Nur diese nervtötende Alarmglocke war noch zu hören.

Zucker und Prinz Varlyn hatten Minan inzwischen auf die Trage gehoben und Lady Tursin deckte ihn behutsam mit dem Laken zu. Kosta huschte noch einmal rasch ins Labor und packte sich eine dieser Arbeitstuniken und ein Skalpell. Die Tunika legte er zu Minan auf die Trage. Jetzt hatten sie keine Zeit, ihm diese vorsichtig anzuziehen. Doch später einmal würde es vielleicht gehen. Das Skalpel hielt er Minan in einigem Abstand, vor das Gesicht, damit er es sehen konnte.
"Das ist leicht genug, dass du es halten kannst, sollte es nötig sein", informierte er ihn hastig, legte die dünne Klinge jedoch ganz vorsichtig in seine rechte Hand. "Es ist sehr scharf und schneidet Fleisch wie Butter. Also pass auf, dass du nicht schneidest. Auch wenn es dir widerstreben mag, spare dir deine Kraft auf. Bleib einfach liegen und lass dich tragen. Es kann sein, dass du sie dringend brauchen wirst. Also verschwende sie nicht, indem du unnötig deinen Kopf hebst oder dich sonstwie bewegst." Vielleicht würde Minan sich selber verteidigen müssen. Dem wütenden Teil, der gerade da war, traute er dies durchaus zu. Vielleicht würde Minan das scharfe Messer jedoch auch brauchen, um zu fliehen, wenn sie alle anderen getötet worden waren. Kosta erinnerte sich noch ganz genau daran, wie verzweifelt der junge Prinz ihn darum gebeten hatte, ihn zu töten.

Sie waren kaum aus dem Labor raus und um eine Biegung, wo Kosta Prinz Tiger wiederholt erklären wollte, dass sie nach unten gehen sollten, als ihnen auch schon wieder zwei Wärter begegneten und ihnen den Weg versperrten. Geistesgegenwärtig schoss Kosta seine Juwelenkraft in die Decke über den beiden Dhemlanern. Krachend fielen grosse Steine und einiges an Sand herunter und begrub damit die Wärter. Allerdings blieb der Gang nun auch ihnen versperrt. Wobei Kosta das gar nicht so schlecht fand. Der führte ohnehin nach oben und nicht nach unten.
"Prinz Tiger, Ihr solltet stark genug sein, um Eure Kette aufzustemmen", erklärte er dem Tigerlaner, nachdem andere Gefangene über den Verlust ihrer Juwelenkraft geklagt hatten. "Das Schlussglied Eurer Kette habe ich nicht richtig verschweisst. Genau wie Zuckers Juwelenkästchen. Es wird Euch nicht Eure Kraft zurück geben, aber so könnt ihr die Kette wenigstens als Waffe benutzen." Die Wärter waren nur mit Schlagstöcken bewaffnet. Leider konnte man ihnen so keine Schwerter oder andere Klingen abnehmen.
"Los, wir müssen weiter", drängte Kosta. "Ich weiss, ihr glaubt, ihr müsst nach oben, sofort an die frische Luft. Doch da warten nicht nur Wärter, sondern auch Wachen, Soldaten und mehr Schwarze Witwen als ich je auf einmal gesehen habe auf uns. Unten im Kerker befinden sich wenige Wärter, ein Ausgang und Verstärkung ist inzwischen auch eingetroffen." Kosta konnte nicht sagen, wer alles dabei war, doch Eneas war ganz nah. Dessen war er sich inzwischen absolut sicher. Und er hasste es. "Ich kann euch nicht befehlen, wo ihr langgehen sollt. Aber ich werde mit Lady Tursin und Minan nach unten gehen", stellte er felsenfest klar. Und wenn er Minan dazu alleine tragen musste. "Wenn ihr mitkommt, werde ich euch mit meiner Juwelenkraft decken." Er wandte sich an Zucker. "Geh du voraus und sende mir die Bilder der Kreuzungen. Dann kann ich dir zurück senden wo wir lang gehen sollen. Ich werde das Schlusslicht bilden." Die Gefahr kam eher von oben, denn von unten. Also musste er am Schluss bleiben, wo die grösste Gefahr war.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 17:48

Die Glacier fackelten nicht lange und begannen gleich mit Spitzhacken den Stein zu bearbeiten. Eneas wusste nicht, ob er sich darüber wundern sollte, dass die Glacier alle Spitzhacken mitgeschleppt hatten, oder wie schnell sie vorwärts kamen. Trotzdem hallte der Lärm des klingenden Metalls und des brechenden Steins durch das gesamte Gewölbe und irgendwann merkte man, dass sie dennoch zu langsam waren. Ungeduldig stand Eneas daneben, als Hagen einschritt und eine bessere Idee hatte. Mithilfe der Kunst ließ er eine Spalte in dem Felsen entstehen, die sich langsam vergrößerte bis sie durch die Lücke hindurch kamen.
Auf der anderen Seite fanden sie nach einer Weile eine Treppe, die sie nach oben nehmen konnten. Jeder hatte nun seine Waffen gezogen, ging angespannt durch die Gänge. Eneas wäre am liebsten vorgestürmt, da er Kosta bereits ganz in der Nähe spüren konnte. Wirklich erspüren mit seiner Juwelenkunst und nicht nur durch sein Herz erahnen. Doch es konnten weitere schwarzgraue Netze in den Gängen auf sie warten, weswegen Hagen und Savah voraus gingen und die Umgebung immer wieder überprüften. Eneas kam es viel zu langsam vor. Endlich, endlich waren sie hier und er kurz davor seinen Freund wiederzusehen und er hatte trotzdem das untrügliche Gefühl, sie kämen zu spät. Die Gruppe eilte weiter durch die dunklen Gewölbe, die so wirkten, als hätte sie schon lange nicht mehr jemand betreten. Nur ihr eigenes Licht erhellte das Gemäuer, den staubigen Boden. Sie erklommen eine weitere Treppe und erst dort stießen sie auf erste Gegenwehr. Mehrere Wärter kamen um die Ecke gerannt, verharrten überrascht, augenscheinlich verblüfft auf die seltsam zusammengewürfelte Gruppe zu stoßen. Die Dhemlaner boten keine ernsthafte Bedrohung für sie und waren schnell überwältigt.
"Wenn wir weiter die Kunst einsetzen, wird sie bald merken, dass wir hier sind", befürchtete Damien.
"Soll sie nur", knurrte Savah. "Wir werden sie offen bekämpfen." Die Glacierin schwang ihren Anderthalbhänder.
"Dafür müsst ihr sie erst einmal finden und je länger wir hier unten verbringen, desto länger hat sie Zeit sich vorzubereiten", warf Leto ein. Die blonde Hayllierin führte einen Langdolch und ging neben den Dea al Mon entlang. Diese konnten nun auch Minans Signatur spüren, der nicht irgendwo hoch oben in der Feste war, sondern wohl auch hier in einem der unteren Stockwerke.
"Wir sollten uns aufteilen", riet Olintes. Eneas nickte. Er wollte eher Kosta finden als die gefährliche Spinnenkönigin bekämpfen.
"In die Richtung!" Er deutete auf einen der Gänge. Drei weitere Dhemlaner kamen ihnen entgegen, mit Schutzschilden versehen. Eneas schleuderte einen roten Machtblitz auf sie, zückte seinen Säbel. Er tauchte unter einem Hieb eines Wärters hinweg, wich geschickt aus und rannte an ihnen vorbei. Während die Glacier noch mit den Wärtern beschäftigt waren und ihnen den Rücken deckte, eilte ein Teil bereits weiter.

Eneas folgte der brennenden Signatur seines Freundes. Er musste ihn schnell erreichen. Eine laut klingende Metallglocke ertönte und klang ganz eindeutig danach, als wären sie entdeckt worden. Neben ihm fluchte Farell.
"Hier wirds gleich ganz ungemütlich", vermutete er.
"Kosta ist in der Nähe", drängte Eneas. Sie rannten durch einen Gang und entdeckten Spuren eines Kampfes. Zwei tote Wärter lagen auf dem Boden, Blutspuren um sie herum. Eneas' Herz hämmerte heftig in seiner Brust. Er wollte nun nicht mehr auf die anderen warten, konnte nicht länger. Hastig schlidderte er um eine Ecke, noch gegen die Wand stoßend. Zwei Gänge weiter sah er mehrere Wärter stehen, die zu jemanden schauten.
"Jetzt haben wir euch! He, die Gefangenen sind hier!", rief einer. Eneas hüllte sich in ein rotes Schild, warf sich auf einen der Männer und rammte ihn seinen Säbel in den Rücken. Röchelnd krümmte sich der Wärter und sackte vor ihm zusammen, als Eneas seinen Säbel zurückriss. Etwas von dem Blut traf seine dunkle Lederhose an der noch Karabiner und Seil vom Klettern hingen. Er hob seinen Blick.
Kosta.
Es war wirklich er. Eneas bemerkte erschrocken, dass Kostas Kleidung - eine weiße Uniform - ganz blutüberströmt war. War er verletzt? Ging es ihm gut? Dem Krieger gingen tausend Gedanken durch den Kopf. So lange hatte er diesen Moment des Wiedersehens herbeigehofft und gleichzeitig gefürchtet wegen dem wie sie auseinander gegangen waren. Leider hatte Eneas keine Zeit Kosta länger als einen Atemzug anzusehen. Gemeinsam mit Olintes, Damien und dem Dea al Mon mussten sie die Wärter bekämpfen, die Kosta - zusammen mit einer Gruppe mit Ketten versehenen Männer - in eine Sackgasse gedrängt hatte. Er stand neben einer Trage, die zwei von den Männern hielten.
Eneas schlug einem der Wärter einen Schlagstock aus der Hand, dann wurde er bereits von Rachhad niedergestreckt.
Endlich waren die Männer besiegt. Eneas kannte kein Halten mehr, überwandt zittrig und mit wackligen Beinen die letzte Strecke zwischen sich und Kosta.
Konnten sie nicht kurz vergessen was zwischen ihnen gewesen war? Konnten sie nicht alles davon vergessen? Nur eine Weile. Nur für eine Umarmung. Eneas dachte nicht länger darüber nach. Er tat es einfach. Den Säbel wegsteckend, packte er den anderen Krieger danach und drückte ihn an sich.
"Kosta..." Eneas' Finger krallten sich kurz zitternd in dessen weiße Jacke.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Merion » So 25. Sep 2022, 17:51

Es dauerte nicht wirklich lange, bis Hagen einen Weg durch den Fels geschaffen hatte, durch den auch die Glacier schlüpfen konnten. Bestimmt war es bedeutend kürzer, als wenn sie sich den ganzen Weg mit der Spitzhacke hätten erarbeiten müssen. Oh, aber ihm kam es wie eine Ewigkeit und verräterisch laut vor. Was, wenn die Spinnenkönigin Minan gleich jetzt tötete, weil sie wusste, dass sie kamen, um ihn zu retten? Das wäre grausam. Würde aber so gut zu ihr passen. Merion fühlte sich, als würde er wie auf Kohlen sitzen. Es war so schwer, sich zu konzentrieren. Er wollte am Liebsten gleich losstürmen, um zu seinem Liebsten zu gelangen. Der junge Krieger bekam jedoch trotzdem noch mit, wie es dem Kapitän der Hayllier ebenfalls so ging. Auch er war ganz angespannt, bereit augenblicklich loszurennen, um seinen Gefährten zu retten.

Sobald alle an dem Gitter im Gang vorbei waren, zogen sie ihre Waffen. Sie alle waren jetzt begierig darauf, nach oben zu gelangen, um Königin Eacir zu töten. Dabei besprachen sie verschiedene Überlegungen, wie sich aufzuteilen und dafür zu sorgen, dass die Spinnenkönigin nicht zu lange Zeit bekam, sich vorzubereiten. Merion konnte das verstehen, doch er wollte zu Minan. Nicht erst zu der Königin. Inzwischen konnte er seinen Gefährten überdeutlich spüren. Er konnte nicht weit sein. Vielleicht war er sogar in den selben Gewölben wie sie. Nur ein paar Stockwerke über ihnen. Aber nicht viele.

Je weiter sie kamen, desto deutlicher stellte sich heraus, dass Minan am selben Ort war wie Kosta. Eneas deutete immer in die gleiche Richtung, in die auch Merion am liebsten rennen wollte. Zum ersten Mal trafen sie auch auf Wärter. Mit ungeheurer Energie, die sich in den letzten Tagen angestaut hatte, hieben sie auf die Dhemlaner ein. Sie hatten ihnen nicht wirklich etwas entgegen zu setzen. Die Piraten stürmten danach sofort weiter. Rachhad fiel zurück zu seiner Königin. Dahin sollte Merion eigentlich auch. Doch Eoshan erkannte sofort seine Zwickmühle und sandte ihm, dass er mit den Haylliern mit gehen sollte, um Minan zu retten. Sie selber würde mit den Glaciern die Gänge sichern und schauen, dass sie in keine Falle einer Schwarzen Witwe liefen.

Kurz darauf erscholl viel zu laut eine nervtötende Metallglocke. Enervierend und drängend und alle weckend, die eventuell schlafen mochten. Sie waren ganz offensichtlich entdeckt worden. Instinktiv begannen sie zu rennen. Dahin wo Kosta und Minan waren. Und dann hatten sie sie gefunden. Merion konnte Minan zwar nicht sehen, doch er spürte, dass er nur wenige Meter vor ihm war. Im Weg waren nur noch einige Demlaner und dahinter Kosta und ein Tigerlaner, die sich den Wachen mit grimmigem Blick entgegen stellten. Merion fiel auf, das Kosta ganz blutüberströmt war. Er schien schwer verletzt zu sein. Dass der Tigerlaner einen blutverschmierten Mund und blutige Hände hatte, überraschte ihn hingegen gar nicht. Schon eher, dass sich einer aus diesem wilden, naturliebenden Volk in dieses furchtbare Steinhaus verirrt hatte.

Dann aber war keine Zeit mehr zum Denken. Sie hatten ohnehin nur einen Augenblick die Möglichkeit gehabt, die Situation zu erfassen. Dann stürmte Eneas los und griff einen der Wärter mit seinem Säbel an, rammte ihn ihm in den Rücken. Merion verstärkte seinen Pfeil mit Hilfe der Kunst und schoss. Der erste Pfeil traf einen der Wärter in sein Auge, der zweite einen weiteren Dhemlaner in den Hals. Dann waren die Piraten ebenfalls bei den Wachen und es wurde zu gefährlich, weitere Pfeile zu verschiessen. Sofort liess Merion seinen Bogen verschwinden und rief seinen Langdolch herbei. Er brauchte ihn jedoch nicht mehr wirklich. Die Hayllier kämpften schnell und gut, und die die übrig bleiben, übernahm Rachhad, der mit ihm mitgeschickt worden war.

Und endlich konnte er Minan sehen. Er lag in ein weisses Laken eingehüllt auf einer Bahre, die von zwei Männern getragen wurde, die zu der Gruppe gehörten, mit denen Kosta unterwegs war und die die Wachen wohl die Gefangenen genannt hatten. Genau wie Eneas gab es für Merion kein Halten mehr. Er liess seine Waffe verschwinden und rannte besorgt auf seinen Gefährten zu.
"Darken", rief er aufgeregt und huschte schnell zwischen den sogenannten Gefangenen hindurch. Er hörte wie der Prinz seinen Namen rief und etwas metallisches zu Boden fiel. Jemand sagte: "Lasst ihn. Das ist Minans Gefährte." Als ob ihn jemand jetzt noch hätte aufhalten können. Ausserdem war gerade nicht Minan da, sondern Darken.
"Darken", rief er noch einmal unendlich erleichtert. *Darken, Minan, Tänzer, Hexe, Jonael, Eis*, sandte er in inniger Liebe allen Splittern, die er schon kannte. "Wir sind da", sagte und sandte er gleichzeitig. *Oh, du lebst, ich bin so froh. Jetzt wird alles wieder gut.* Auch wenn sein Gefährte unglaublich dünn und so krank aussah. Sie hatten Heilerinnen dabei. Sie würden ihn wieder gesund machen. Minan war schon oft beinahe gestorben. Zuletzt als Hexe sich selbst verletzt hatte. Trotzdem hatte er überlebt. Er würde es wieder tun. Oh, und jetzt hatte sein Gefährte sogar wieder zwei Arme. Merion wusste nicht, wie das ging, doch der Arm war wirklich wieder da. Viel wichtiger war jedoch, dass er endlich bei Darken war. Sanft nahm er seine Hand in die eigenen und gab ihm einen innigen Kuss darauf. Ihn zu umarmen und an sich zu drücken, getraute er sich nicht. Dazu wirkte sein Freund viel zu dünn und zu zerbrechlich. Sie würden für eine Weile wohl wieder bei den sündigen Geschichten bleiben müssen und nicht mehr tun können. Merion musste lachen. was für ein dummer Gedanke. Gleichzeitig rannen ihm Tränen der Erleichterung über die Wangen. Endlich war er bei seinem Gefährten. Jetzt war alles wieder gut.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Darken » So 25. Sep 2022, 17:56

Halb bewusstlos dämmerte Darken immer wieder rein und raus aus dem Wachzustand. Als er wieder bei sich war, lag eine Tunika auf ihm und Kosta drückte ihm gerade ein scharfes Skalpell zwischen die zittrigen Finger. Der Krieger warnte ihn, dass er aufpassen sollte sich nicht selbst zu schneiden. Darken hätte am liebsten gelacht. Sorgte sich der Kerl etwa um sein Wohlergehen? Hatte er ihn mal angesehen? Als ob ein Schnitt noch etwas ändern würde, dass er kurz davor war zu krepieren.
Kosta hatte noch weitere Ratschläge parat. Dass Darken liegen bleiben und seine Kraft sparen sollte. Er sollte nicht unnötig seinen Kopf heben oder sich anderweitig bewegen. Der Jugendliche blickte den Hayllier feindselig an. "Sag du mir nicht-", setzte er an, doch er kam nicht weit und musste wieder husten. Entkräftet schloss der Prinz die Augen und blieb liegen. Adrej und Harel hielten die Trage und auch wenn sie sich vorsichtig bewegten, so spürte Darken doch jedes Ruckeln schmerzhaft durch seinen gesamten Körper ziehen. Er hatte Mühe das Skalpell überhaupt noch zu halten.
Darken bekam nicht viel von den Kämpfen um ihn herum mit. Kosta und die Soldaten versuchten einige Wärter zurückzudrängen und an ihnen vorbeizukommen. Dann rumpelte die gesamte Decke und Darken hörte Steine herabpoltern. Staub wallte auf. Der junge Prinz hustete. Sein gesamter, schmächtiger Körper zitterte.
Neben ihm versuchte Amaya die Ketten um seine Brust aufzustemmen. Gemeinsam mit Yadriëls Hilfe gelang es ihm und eines der Kettenglieder brach frei, so dass der Kriegerprinz die Kette abnehmen konnte. Bald hatte er seine Juwelen wieder in den Händen, konnte sie aber trotzdem nicht einsetzen. Yadriël befreite sich auf ähnliche Weise, während sie hastig weitereilten. Darken wurde hin und hergeschüttelt, keuchte gepresst. Lange würde er nicht mehr durchhalten. Verbissen klammerte er sich ans Leben. Es wäre doch Irrsinn, wenn er jetzt noch sterben sollte, so kurz vor der Flucht.
Flucht... hoffte er etwa wieder? Das war dumm. Er wollte bloß noch die Augen schließen und schlafen. Alles tat so weh.

Nur halb bekam er mit wie Kosta erneut das Kommando übernahm und die Soldaten davon zu überzeugen versuchte, dass sie nicht nach oben sondern nach unten fliehen musste. Das spürte auch Darken, wobei er nicht genau wusste wieso dies so war. Es kostete zu viel Kraft darüber nachzudenken.
"Woher willst du wissen, dass unten ein Ausgang ist?", fragte Amaya. "Wir müssen aus der Feste raus. Warst du schonmal hier?"
"Moment mal... Verstärkung?", hakte Yadriël verwundert nach. "Du hast nie gesagt, dass Verstärkung kommt. Freunde von dir?"
Während die Soldaten noch diskutierten, beharrte Kosta darauf, dass unten der rechte Fluchtweg sei und dahin würde er auch mit Minan und Lady Tursin gehen. "Wenn ihr mitkommt, werde ich euch mit meiner Juwelenkraft decken", versprach er.
Der einäugige Harel schnaubte. "Deine Versprechungen sind nicht viel wert, aber damit bleibt uns schlecht eine andere Wahl. Es gibt zu viele Juwelenträger in der Feste."
"Entscheidet euch", drängte Yadriël, "Oder die Wärter nehmen uns die Entscheidung ab."
Endlich setzte sich der Trupp wieder in Bewegung und man begab sich tiefer in den Kerker hinein. Sie kamen nicht weit, als Kosta hinten gleich drei Wachen abwehren musste. Rennen schien die bessere Option und die Gruppe eilte rasch los. Darken stöhnte schmerzerfüllt. Seine Brust füllte sich mit schwerem Druck. Jeder Atemzug wurde zu einem Kampf.
Sein Blick sackte nach hinten, dann wurde er ohnmächtig.
Darken wusste nicht wie lange er weg gewesen war, doch als er wieder zu sich kam, befanden sie sich in eine Sackgasse. Kosta stand vor der Gruppe, das grüne Schild flackerte. Am anderen Ende des Ganges standen mehrere Wärter, riefen ihnen zu, sich zu ergeben. Darken hatte den Kopf leicht gehoben, um sie sehen zu können, doch es strengte zu sehr an und er sank wieder zurück.
"Toller Orientierungssinn, Zucker", sagte der bullige, glatzköpfige Ceowyl.
"Ey, ich war hier noch nie!", verteidigte sich der Prinz. "Diese verdammten Kerker sind ein Labyrinth." Er schlang die Ketten um seine Fäuste, hob sie kampfbereit. Einer der Wärter formte einen grünen Machtball. "Ach... scheiße", entfuhr Yadriël. Darken sah bloß den Wiederschein des grünen Schimmerns an den Wänden. Schatten zogen sich an der Decke entlang.
Dann gesellten sich weitere Schatten hinzu, Geschrei und Kampfeslärm ertönte.
"Merion...", entfuhr Darken. Nein, er musste träumen. Er durfte hier nicht an Merion denken. Dieser Ort hatte ihm alles andere geraubt. Nicht auch noch Merion.
Der Jugendliche glaubte es selbst dann noch nicht, als er Merions aufgeregte Stimme hörte, die nach ihm rief. Alle hier hatten ihn stets Minan genannt, zum ersten Mal seit Wochen hörte Darken wieder den Namen mit dem er sich selbst identifizierte.
"Merion", wiederholte er leise und ungläubig. Konnte es sein? Oh, er spürte Eoshan auch hier.... sie waren wirklich hier. Darken erzitterte. Abrupt wurde ihm wieder das Skalpell in seiner Hand bewusst und hastig ließ er es zu Boden fallen. Er wollte nicht riskieren, dass Eis plötzlich auftauchte und alles ruinierte.
Und dann war Merion bei ihm, über ihm. Das schmale Gesicht mit dem silbernen Haar und den spitzen Ohren tauchte über ihm auf, strahlte ihn an. Darken empfing einen innigen Speerfaden, der alle Splitter auf einmal ansprach.
*Oh, du lebst, ich bin so froh. Jetzt wird alles wieder gut*, sandte sein Gefährte. Darken bezweifelte, dass alles wieder gut wurde. Es hatte ihm wieder seine Hoffnung genommen wie schnell sein gutes Leben in Dea al Mon ihm geraubt worden war. Nichts war von Dauer. Doch er sagte nichts davon. Es war gut, dass Merion für sie beide hoffen konnte.
Darken blickte ihn intensiv aus dunklen hohlwangigen Augen an, wollte den Anblick seines aufgeregten Freundes tief in sich aufsaugen. Nur für den Fall, dass sie hier nicht mehr rauskamen.
"Leben ist... zu viel gesagt...", erwiderte er schwach. Merion küsste ihm die Hand, lachte fröhlich und weinte zugleich. Darken beobachtete das nur verwirrt. Er wusste nicht wieviel Zeit zwischen ihrem Wiedersehen vergangen war. Er selbst musste furchtbar aussehen. Schwach versuchte Darken sich mit der Tunika auf ihm etwas zu bedecken und sich aufzusetzen, um wenigstens den Anschein von Stärke zu geben.
"Bist du hier, um mich... zu.. retten?", fragte er und lächelte mit bleichen und blutigen Lippen. Darken versuchte keinen Laut von sich zu geben, als er seinen Oberkörper leicht aufrichtete, doch er konnte einfach nicht den Kopf oben halten. Geschwächt sackte er wieder zurück. In ihm drin tobten die Gefühle der verschiedenen Splitter, vor allem Minan und auch Eis spürte er dicht an der Oberfläche. Eis beunruhigte ihn, doch noch mehr beunruhigte Darken die Abwesenheit des Tänzers.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 17:59

"Ich weiss es von einem ehemaligen Gefangenen, der von hier geflohen ist", erklärte Kosta knapp Prinz Tiger. Er wollte eigentlich nicht lange mit ihm darüber diskutieren. Doch wenn er ihn nicht überzeugen konnte, dann würde es noch viel schwieriger werden, von hier zu entkommen. Deswegen versuchte Kosta es noch einmal mit Überreden und gab seine Vermutung Preis, dass unten Verstärkung auf sie wartete. Das hörte Zucker und er merkte auf.
"Ich wusste nicht, dass er kommen würde", wich Kosta der Frage aus, ob die Verstärkung Freunde von ihm seien. Er hatte nicht das Recht sie so zu nennen. Doch er wusste auch nicht, wie er sie sonst nennen sollte. "Aber er ist hier und da ihr ohnehin früher los seid als geplant, werden wir diese Gelegenheit nutzen. Also lasst uns nach unten gehen." Kosta stellte klar, dass er so oder so nach unten gehen würde. Er bot an, jeden zu schützen, der mit ihm kam. Natürlich war sein Wort nicht viel Wert, dennoch entschieden sich die Soldaten, mit ihm zu kommen.

Dennoch dauerte es viel zu lange, bis sie endlich weiter gingen. Sie waren noch nicht weit gekommen, als sie schon wieder von drei Wachen angegriffen wurden. Kosta schützte den gang mit einem Schild, schoss Feuerbälle ab und war einfach nur froh, dass seine Gegner hellere Juwelen als er hatten. Dennoch machte er sich Sorgen, dass er zuviel seiner Juwelenkraft verschwendete. Wenn das so weiter ging, würde es nicht bis raus reichen. Kosta wäre es lieber gewesen, er hätte seine Gegner nur mit seinem Säbel erledigen können. Allerdings war das zu riskant, solange sie noch so weit oben waren und so rasch Verstärkung für die Gegenseite nachkommen konnte. Sie mussten schnell sein. Schnell ihrer Gegner ausschalten und schnell fliehen. Armer Minan. Er wurde ziemlich unsanft auf der Bahre hin und her gerüttelt. Kosta hoffte nur, dass er das überlebte. Glücklicherweise rannte Lady Tursin gleich neben der Trage her und kontrollierte regelmässig seine Lebenszeichen.

Wie versprochen bildete Kosta das Schlusslicht. Gleichzeitig versuchte er durch Zuckers Bilder der Verzweigungen der Gänge die Gruppe den richtigen Weg nach unten zu weisen. Es war überaus irritierend. Er sah vorne und hinten gleichzeitig und musste sich sehr konzentrieren, damit er die Orientierung behalten und trotzdem auf etwaige Verfolger achten konnte. Zudem schrillte noch immer die Alarmglocke. Das war besonders anstrengend.
Leider bog Zucker dann trotzdem einmal falsch ab. Nicht, weil er Kostas Angabe falsch verstanden hätte, sondern weil aus dem Gang vor ihnen ebenfalls Wärter kamen. So ein Mist. Viel zu rasch stellte sich ihr Gang als Sackgasse heraus. Sie konnten nicht weiter fliehen und mussten sich den Wächtern stellen. Prinz Tiger und Kosta versiegelten den Gang, schützten die Wärter, Minan und die Heilerin. Der Kriegerprinz hatte sich seine Kette inzwischen vom Leib gerissen und sie als Waffe um seine Hand gewickelt, so dass er sie wie eine Peitsche schwingen konnte.

Bevor es jedoch zum Kampf kam, verschloss Kosta ihren Gang wieder mit einem Schutzschild. Wenn sie lange genug aushielten, dann würde Eneas es womöglich rechtzeitig zu ihnen schaffen, um ihnen zu helfen. Ausserdem war Eneas nicht alleine, wie Kosta inzwischen mit seinen Sinnen spüren konnte. Ein Grossteil der Mannschaft war bei ihm und noch mehr Leute. Hoffentlich Verbündete. Er hatte sie alle mitgebracht. Dabei sollte er doch gar nicht hier sein. Und nun brachte Eneas alle anderen auch noch in Gefahr. Kosta wollte das Herz stillstehen vor alles erdrückender Schuld. Er bekam kaum Luft.
Zum Glück wollten die Wärter sie nicht gleich angreifen. Stattdessen begnügten sie sich damit, sie zu verspotten und andere Wärter zu rufen, dass sie die Gefangenen gefunden hätten. Leider endete das Geplänkel viel zu früh. Einer der anderen Wärter trug ebenfalls Grün und griff an. Kosta hielt dagegen. Wild schimmerte die Juwelenkunst von den Wänden wieder. Es strengte sie Beide an. Prinz Tiger müsste jetzt angreifen. Da krachte der Wärter unversehens zusammen und sein Leben war vorbei. Eneas hatte ihm von hinten den Säbel in den Rücken gerammt. Kosta starrte ihn einfach nur an, als er ihn endlich wieder sah.
Gütige Dunkelheit, er vermisste ihn so sehr. Er war wütend auf ihn. Ja. Doch er vermisste ihn so. Eneas war sein Leben. Auch wenn dieser es nicht wollte. Kosta gehörte ihm voll und ganz. Wo er den Kapitän so wild und kampfeswillig vor sich sah, wurde es ihm wieder unglaublich schmerzhaft bewusst. Er konnte an nichts anderes mehr denken. Kosta schaffte es gerade noch so, den Schild zu senken, damit sie in den Kampf eingreifen konnten. Damit die Verbündeten zueinander kommen konnten.

Es geschah wie im Traum, dass die Wärter getötet wurden. Dann war Eneas bei ihm. So schnell. Ehe sich Kosta versah hatte Eneas ihn gepackt und drückte ihn innig an sich. Kosta erstarrte. Sein Herz raste. Es war zuviel. Kosta wusste nicht wie er damit umgehen sollte. Zuviele Gefühle stürmten auf ihn ein. Zuviel Schuld. Zuviel von allem.
"Eneas..." flüsterte er verzweifelt. "Gütige Dunkelheit. Wieviel Schuld muss ich noch auf mich laden, bis du mich endlich zu dir holst." Er hatte alle für Timaris verraten. Viele gute Menschen. Menschen, die ohne ihn noch am Leben wären. Und jetzt würde er sie alle noch einmal verraten. Er würde sie verraten, indem er Timaris verriet und dafür sorgte, dass Eneas hier heil heraus kam, anstatt sofort zu ihr zu reisen.
Sanft umarmte er Eneas ebenfalls und zog ihn in eine beschützende Umarmung. Er hatte ihn so sehr vermisst. Sein Körper schmerzte förmlich vor Sehnsucht. Kosta spürte all die fremden Metallstücke in seinem Körper brennen. Sie gehörten nicht dahin. Sie waren nicht von Eneas. Es tat so weh. Kosta ekelte sich vor sich selber. Wie konnte Eneas ihn nur so dicht an sich heranlassen. Er hatte keine Ahnung.

Neben ihnen huschte eine kleine, grüngewandte Gestalt vorbei und rief nach einem Darken. Minan flüsterte nach Merion. Sein Gefährte? Ein Dea al Mon? "Lasst ihn", sagte Kosta rasch. Nicht dass einer der Soldaten ihn töteten, weil sie ihn für eine Gefahr hielten. Allerdings war der Junge so schnell, dass Kosta ihm kaum folgen konnte. "Er ist Minans Gefährte", erklärte er trotzdem noch.
Wie in Trance beobachtete Kosta das glückliche Wiedersehen der beiden Jugendlichen, während er Eneas noch immer in den Armen hielt. Sie waren so froh. So unbeschwert. Dieser Merion akzeptierte sogar einfach, dass Minan nun einen zweiten Arm hatte und ganz furchtbar eingefallen aussah. Minan war nur noch Haut und Knochen. Merion war es egal. Hauptsache sein Gefährte lebte noch.

"Natürlich sind wir hier, um dich zu retten, kleiner Bruder", sagte da eine junge Frau am Eingang des Ganges. Sie hatte silberne Haare und grosse, silberne Augen. Auch eine Dea al Mon. Eine Königin. Kostas staunte. Eneas fest im Arm haltend, sah er zu, wie sie leichtfüssig über die Leichen hinweg stieg und anmutig zu Minan glitt, um ihm sanft über den Kopf zu streicheln. "Und wir haben dir starke Verbündete mitgebracht, um dich hier heil heraus zu bekommen." Hier raus kommen. Das weckte Kosta.
"Ich muss weiter", erklärte ernst und trat von Eneas zurück. "Ihr sein gnügend, um den Gefangenen und Minan zu helfen, von hier zu fliehen. Doch ihr braucht Zeit. Ich muss sofort auf die Winde springen, um nach Draega zu gelangen. Ich weiss nicht, ob Prinz Asar rechtzeitig hat fliehen können, als der Alarm losging. Wenn er es nicht zu Timaris schafft, dann muss ich es. Es ist wichtig. Eneas. Zeigst du mir, wo es hier raus geht?" Einladend hielt er dem Krieger mit den schönen Augen wie goldene Sahnebonbons seine offene Hand mit. Wenn er Eneas gleich mit ihm kam, dann würde Kosta nicht hier bleiben müssen.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 18:01

Im ersten Moment spürte er wie Kosta erstarrte und ihm leise zuflüsterte, wieviel Schuld er noch auf sich laden müsste bevor Eneas ihn zu sich holen würde. Der Krieger verstand die Worte nicht recht. Er würde Kosta sofort zu sich holen solange Kosta ihn ließ und nicht mehr wütend auf ihn war.
"Ich bin ja hier... ich bin bei dir", erwiderte Eneas leise ergriffen. Von ihm aus mussten sie nicht länger streiten. Er wollte so viel mit Kosta reden. Eneas war bereit, ihm jedes böse Wort aus ihrer letzten, heftigen Aussprache zu vergeben solange sie endlich wieder zueinander fanden. Ebenso war er bereit sich selbst inniglich zu entschuldigen für alles was er seinem Freund angetan hatte.
Und dann endlich erwiderte Kosta die Umarmung, zog ihn zu sich und Eneas hatte für einen Moment das Gefühl, alles wäre wieder im der Welt in Ordnung. Solange sie sich so hielten, konnten sie alles bewältigen. Es tat so gut wieder Kostas Nähe so dicht spüren zu können. Eneas hatte ihn so vermisst. Es war ihm ganz egal in welcher Situation sie sich befanden oder wie es wirken mochte. Er bekam nicht mit wie manche der Soldaten sie zweifelnd anblickten, vor allem der Prinz mit dem vernarbten Gesicht, oder wie Leto sich bei dem Anblick abwandte und lieber rasch hinüber zu Minan ging, um zu schauen, ob sie etwas für ihn tun konnte.
Eneas war viel zu glückselig, dass Kosta ihn ganz lange umarmte und auch später nicht wieder losließ, als sie sich schon länger in den Armen gelegen waren. Der Schriftsteller wollte seinen Freund gewiss nicht so schnell wieder loslassen. Lächelnd beobachtete er wie Merion auch endlich wieder mit seinem Gefährten vereint war. Minan sah schlimmer aus als Eneas befürchtet hatte, doch wenigstens war er am Leben und er würde sich hoffentlich erholen können, wenn sie erst einmal hier raus waren. Nun hatte er gleich mehrere Heilerinnen, die sich um ihn kümmerten.
Eneas war zu konzentriert auf Kosta, als dass er sich sonst viel auf die anderen, fremden Personen konzentrieren konnte. Eoshan war inzwischen auch zur Liege getreten auf der sich Minan befand, begrüßte ihn sanft und strich ihm über den Kopf. Es war schön, dass sie beide ihre geliebte Person nach der gefährlichen und beschwerlichen Reise gefunden hatten.

"Ich muss weiter", riss Kosta ihn da aus seine Träumereien und löste sich etwas von ihm. Eneas ließ es wehmütig geschehen, blickte ihn fragend an. Er wusste auch, dass sie nicht hier bleiben konnten. Sie mussten fliehen. Kosta hatte aber noch einen anderen Grund. Er wollte sofort auf die Juwelenwinde, um nach Draega zu reisen. Der Krieger erwähnte Prinz Asar und von dem er nicht wusste, ob er hatte fliehen können. Eneas fiel dabei auf, dass Kosta wieder seine Zunge gepierct hatte. Wann hatte er das denn gemacht? Doch das Gespräch war zu wichtig, um länger darüber nachzudenken. Später.
"Ihr habt es beide oder?", vermutete Eneas und meinte damit das Gegengift. Zwar wussten die Dea al Mon und die Glacier Bescheid, doch er wusste nicht mit wer Kostas Begleiter waren, die alle recht grimmig und abgehärtet aussahen. Das Gegengift musste der Grund sein wieso beide getrennt fliehen wollten. Kosta wollte so schnell wie möglich zu Timaris.
Natürlich verstand Eneas wie wichtig das war. Timaris hatte bereits nicht mehr viel Zeit gehabt, als sie aufgebrochen waren. Wie ging es ihr jetzt? Würde das Gegengift rechtzeitig eintreffen?
Es musste noch Hoffnung geben...
Natürlich hatte Kosta das Gegenmittel. Eneas hatte nicht an ihm gezweifelt. Er nickte auf die Frage, ob er Kosta den Fluchtweg zeigen könnte. Und als dieser ihm auch noch die Hand hinhielt, konnte der Krieger gar nicht anders als sie zu ergreifen. Er würde ihm auf die Winde helfen und gemeinsam mit ihm nach Draega reisen. Auf den roten Winden würden sie schneller sein und Kosta war so blutüberströmt... ob er verletzt war?
"Was soll das heißen? Du willst jetzt einfach abhauen?", meldete sich der Dhemlaner mit dem vernarbten Gesicht zu Wort. Eneas sah ihn irritiert an. Er kam ihm irgendwie bekannt vor, konnte es aber nicht auf Anhieb einordnen. Doch da war irgendetwas... seltsam.
"Ich dachte, wir fliehen gemeinsam", sagte der dhemlanische Prinz.
"Hauptsache, wir kommen hier raus. Wo ist der Ausgang?", fragte ein Kriegerprinz mit salzblonder Mähne, spitzen Ohren und leichtem Fell. Moment mal, das musste dieser Amaya sein... Eneas hatte Rashar über ihn reden hören. Dann waren dies die Überlebenden der 6ten Kompanie. Ob dieser Zucker auch darunter war, kam ihm kurz ein Gedanke.
"Ihr könnt gerne fliehen, aber unser Weg führt weiter nach oben. Wir werden dieser Spinnenkönigin ein für allemal das Handwerk legen", ertönte da die Stimme von Savah. Die großgewachsene Königin war gerade mit ihren Begleitern in den Gang gekommen. Blut tropfte noch von ihrem großen Schwert.
"Wer von euch hilft uns oder wollt ihr alle gleich davon rennen?", fragte die Glacierin und blickte in die Runde.
Es war überraschenderweise Eneas' kleine Schwester, die zu Savah trat. "Ich komme mit", sagte sie. Eneas gefiel das überhaupt nicht gerne. Er wollte Laree in Sicherheit wissen. "Ich mag diese Schlampe nicht. Und Ayden muss noch da oben sein", fügte Laree hinzu und packte ihre Armbrust fester.
"Venka!" Der dhemlanische Prinz schob sich an ihnen vorbei, packte Laree und umarmte sie fest. "Hast du mich vermisst? Kommst du, um mich zu retten?", fragte er und grinste. Laree grinste kurz zurück, schüttelte dann ihren Kopf.
"Nein, wir wussten nicht, dass ihr hier seid. Wir hatten gehofft, ein paar hätten überlebt... Rashar lässt euch schön grüßen", sagte sie. Bei den Worten war sie sofort von all den anderen Männern umringt, die sie mit Fragen überschütteten.
"Seid mal still!", rief Rasmus mit seiner dunklen Reibeisenstimme. Er deutete in den Gang aus dem sie kamen. Sie hörten lautes Fußgetrappel.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 18:05

"Ja, genau", antwortete er Eneas bestätigend, der sofort verstand, was Kosta damit meinte, er müsste sofort nach Draega zu Timaris. Es überraschte Kosta nicht, dass Eneas über ihre Vergiftung Bescheid wusste. Obwohl wie keine Gefährten mehr waren, vertraute Timaris Eneas noch immer sehr viel an. Bei ihm wusste sie, dass er es nicht gegen sie verwenden würde. Dass sie bei ihm in Sicherheit war und einfach sich selbst sein konnte. Zumindest dann, wenn sie das Bedürfnis hatte, nett zu sein. Etwas, was sie sich am Hof selten erlauben konnte.

Einladend streckte Kosta Eneas die Hand entgegen, damit er mit ihm kam. Kosta würde nicht fliehen können, wenn Eneas hier blieb. Dann würde er ebenfalls bleiben und ihn beschützen. Zu seiner Erleichterung sah der andere Krieger das jedoch auch so, dass das Gegengift sofort zu Timaris musste. Dafür mischte sich nun Zucker ein, der ihnen zugehört haben musste. In Kostas Ohren klang sein Tonfall schon fast ein wenig verletzt, als er ihn fragte, was das heissen solle. Ob er jetzt wirklich einfach abhauen wolle. Wehmütig und schuldbewusst lächelte Kosta seinen Schwarm traurig an. Er war aber auch ein wenig überrascht, dass Zucker nicht einfach nur froh war, ihn loszuwerden.
"Ja, das dachte ich auch", gab Kosta zu. Er hatte wirklich damit gerechnet, dass sie jetzt gemeinsam flienen würden, nachdem die Soldaten ihre Flucht vorgezogen hatten. "Doch nun seid ihr in Sicherheit und nicht mehr auf meine Juwelenkraft angewiesen. Du weisst, weswegen ich hier bin. Jetzt, da ihr meine Hilfe nicht mehr braucht, muss ich so schnell wie möglich weiter reisen. Mit seiner Juwelenkraft werden wir auf rot reisen können. Ausserdem, hast du schon vergessen? Es bringt dir nur Unglück, wenn ich versuche, dir zu helfen." So gerne er Zucker mitgenommen hätte oder Prinz Tiger zu seiner Tochter gebracht hätte, es würde alles nichts nützen, wenn Timaris voher starb.

Da meldete sich eine weitere Königin zu Wort. Sie war gross, blond und mit dem Zweihänder offensichtlich gut bewandert. Kosta wunderte sich, was die zwei Königinnen hier taten. Das war doch viel zu gefährlich. Königinnen sollten eigentlich beschützt werden. Gerade vor Sions Leuten. Andererseits sah die glacianische Königin durchaus so aus, als könne sie sich vor allem in der Welt selber beschützen und auch die der Dea al Mon trug viele Waffen am Leib. Auch sie nickte und stimmte Savah zu, dass sie mit nach oben kommen wollte, um der Spinnenkönigin das Handwerk zu legen. Sofort war ein älterter Dea al Mon an ihrer Seite. Dieser war wohl ihr Leibwächter.
Merion hingegen wollte ganz deutlich lieber bei seinem Gefährten bleiben und eine der Dea al Mon, die eine Heilerin war, wollte ebenfalls hier bleiben. Was für ein ausserodentliches Bündnis. Und so viele Leute. Eneas hatte richtig viel Verstärkung mitgebracht. Es wurde allmählich richtig eng in den Gängen. So hatte Kosta Laree zuerst gar nicht gesehen. Sie trat ebenfalls zu Savah und wollte nach Ayden suchen. Ihren Gebieter. Wie Kosta stark annahm. So wie er Prinz Asar kennen gelernt hatte und durch das was Laree ihm erzählt oder eben nicht erzählt hatte über den Haushofmeister, lag die Vermutung nahe, dass Laree eines seiner Püppchen war. So wie Kosta eines hätte werden sollen, damit er weiter durchhielt. Augenblicklich sehnte sich der Sklave schmerzhaft intensiv nach dem dominanten Prinzen. Es war berauschend sein Püppchen sein zu dürfen. Wäre Kosta nur nicht so schnell zu dem alles vereinnahmenden Ranard geschickt worden, wäre Kosta ihm ein gutes Püppchen gewesen. Allerdings liess ihn die warme Hand in der seinen wissen, dass er es niemals hätte gänzlich sein können.

"Ich weiss nicht, ob Prinz Asar noch hier ist", warnte Kosta Laree, die ihre Armbrust fest gepackt hatte. Lady Feuervogel. "Wenn er konnte, ist er bestimmt auf die Winde gesprungen und auf dem Weg nach Draega."
Erst einmal schien dies jedoch egal zu sein. Zucker schob sich an ihnen vorbei und zog Laree in eine enge Umarmung, freute sich sehr, sie wieder zu sehen. Die Begrüssung war ungemein herzlich. Kosta blickte dem lächelnd zu. Es war schön, dass Zucker sich zur Abwechslung wieder einmal freuen konnte. Gleichzeitig musste er jedoch auch an Ersatzkaffee denken.
Während die Überreste der 6. sich um Laree scharten, sie mit Fragen überschütteten und sich freuten, das Prinz Rashar noch am Leben war, wandte Kosta sich leise ab und trat zu Minan an die Trage. "Ich bin Kosta Erenos", stellte er sich ihm noch einmal vor, da der Junge ursprünglich gedacht hatte, er wäre Ayden Asar. "Die Königin von Hayll wird wissen, wo ich zu finden bin. Wenn du wieder stark genug bist, um Genugtuung zu fordern, dann lass nach mir schicken. Sollte ich noch am Leben und nicht in Gefangenschaft sein, werde ich kommen und mich dir stellen." Das war alles, was er dem gequälten Jugendlichen anbieten konnte. Sich zu entschuldigen wagte er nicht. Das kam ihm so hol vor, nach allem, was er ihm angetan hatte.
Rasch wandte er sich wieder ab und wollte mit Eneas am liebsten in dem Trubel der Wiedersehensfreude verschwinden. Jetzt achtete kaum jemand auf sie und es würde sich ihnen auch niemand in den Weg stellen, wenn sie sich davon schlichen. Wobei Kosta den Leuten aus der Mannschaft der 'E' nicht wirklich in die Gesichter schaute. Er konnte nicht. Dazu waren zu viele Gefühle im Spiel. Dem konnte er sich jetzt nicht stellen. Allerdings hatte er sich mit Eneas erst an ein paar der vielen Kämpfer hier vorbei schieben können, als einer der Glacier sie anherrschte, still zu sein. Laute Schritte waren zu hören. Augenblicklich wurden wieder die Waffen gezückt und Schutzschilde erschaffen. Kosta stellte sich instinktiv beschützend vor Eneas. So wie es sein sollte. So wie Kosta es haben wollte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 18:07

Wehmütig sah Eneas zu wie Kosta doch kurz seine Hand losließ, um hinüber zu Minan zu gehen und mit ihm zu reden. Er stellte sich ihm vor. Eneas dachte zuerst, dass die beiden sich vielleicht nie in der Festung gesehen hatten, da Minan sicher weggesperrt gewesen war, doch irgendwie musste Kosta den Jungen doch kennen. Er hatte ihn ja scheinbar, gemeinsam mit den Soldaten, gerettet.
"Wenn du wieder stark genug bist, um Genugtuung zu fordern, dann lass nach mir schicken", hörte Eneas mit. Genugtuung? Was sollte Kosta denn dem jungen Prinzen getan haben? Minan blickte Kosta dabei gar nicht an und schien nur Augen für Merion zu haben. Eneas wusste nicht was da vor sich ging, doch sie hatten weder Zeit darüber zu reden, noch darüber zu diskutieren wer nun schon fliehen und wer weiter hoch in die Feste dringen wollte.
Für Eneas stand seine Entscheidung bereits längst fest. Er hatte so lange gebraucht, um Kosta wiederzufinden. Er würde ihn jetzt gewiss nicht wieder ziehen lassen. Zudem wollte Eneas natürlich auch Timaris helfen. Sie brauchte das Gegenmittel und das so schnell wie möglich.
Doch vorher mussten sie sich noch den Weg freikämpfen. Mehrere Wachen kamen um die Ecke und diese trugen keine simplen Schlagstöcke, sondern waren bewaffnet mit Hellebarden, Schilden und Schwertern. Kosta trat vor Eneas, hatte einen Dolch in der Hand. Er hatte ihn schon immer beschützen wollen...
Eneas machte sich jedoch mehr Sorgen über Kosta und seine blutige Kleidung. War er verletzt? Er bewegte sich ein bißchen anders als sonst, doch womöglich war er auch einfach erschöpft. Die Wachen hielten sich nicht lange mit Worten aus, griffen gleich an. Mehrere stellten sich schützend vor Minans Trage, während ein heißer Kampf ausbrach. Machtbälle flogen hin und her, prallten an Schilden ab, schossen in Wände in denen kratergroße Löcher entstanden.
Eine kleine Gruppe versuchte Minan aus der Sackgasse zubekommen und an den Kämpfen vorbei zugelangen. Darunter auch Maria, Merion und eine Dea al Mon Heilerin sowie ein Großteil der Gefangenen.
"Komm mit", sagte Eneas rasch und fasste Kosta an der freien Hand. Während die anderen noch kämpften, wichen sie einer Hellebarde eines Wärters aus, Kosta verpasste einem Wachen noch einen Dolchhieb, dann waren sie endlich frei und rannten vor den anderen voraus. Da Minan nur vorsichtig getragen werden konnte, war diese Gruppe verständlicherweise langsamer. Natürlich war es schwer den Rest der Mannschaft zurückzulassen, doch sie waren fähige Kämpfer und die Glacier waren auch noch dabei, zusammen mit Eoshan und Rachhad. Sie würden mit den Wachen klarkommen.
"Ich bringe dich hier raus", versprach Eneas seinem Schwarm. "Die anderen werden verstehen... Timaris darf nicht sterben."

Hinter ihnen die klirrenden Geräusche von Waffen und Schreie, rannten sie weiter. Eneas wollte den Weg zurücknehmen, doch plötzlich sprang ein bulliger, großer Wärter aus der Seite, griff sie an. Eneas wurde von einem Machtstrahl erfasst, knallte schmerzhaft gegen die nächste Mauer. Ächzend ging er zu Boden, rappelte sich wieder auf. Verdammt, er war so bestrebt gewesen wieder nach unten zu kommen, dass er nicht auf ihre Umgebung geachtet hatte.
"Du mieser, kleiner Verräter", stieß der Wärter aus. Er trug ebenfalls eine weiße Uniform, ähnlich wie die, die Kosta an hatte. Hatte er einen Wärter gespielt? Dann war es kein Wunder, dass sein ehemaliger Kollege wütend auf ihn war. "Ich wusste gleich, dass dein Arsch zu gut ist um wahr zu sein", spottete der Mann. "Hast uns alle schön um den Finger gedreht. Ah, ich werde genießen, nochmal in dich abzuspritzen. Ob du willst oder nicht Und in deinen hayllischen Freund hier auch." Der Mann grinste feist, hatte einen Streithammer mit spitzem Schnabel in der Hand. Damit schwang er immer wieder nach Kosta. Die Waffe schimmerte grün.
Wer war der Kerl? Hatte der etwa Hand an Kosta gelegt? Was hatte sein Geliebter hier durchmachen müssen?
Eneas war inzwischen aufgestanden, stellte sich wieder neben Kosta und wehrte einen Schlag mit seinem Säbel ab. In der anderen Hand rief er einen roten Machtball herbei.
"Das einzige was du abspritzen wirst, ist dein Blut", knurrte Eneas wütend und hieb nach dem Wärter.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 18:35

Diesmal waren es keine Gefängniswärter mehr, die sie einholten, sondern gut ausgebildete Soldaten. Wachen in Uniformen, bewaffnet mit Hellebarden, Schwertern und Schilden stellten sich ihnen nun in den Weg und der Kampf begann für die Rettergruppe zum ersten Mal ernst zu werden. Die Wachen griffen an, die Glacier, Dea al Mon und Hayllier stellten sich ihnen entschlossen in den Weg. Einige stürzten sich gleich in den Kampf, andere halfen den Gefangenen, Minan und den Heilerinnen und somit auch Eneas und ihm aus der Sackgasse zu entwischen, damit sie ihre Flucht fortsetzen konnten. Sie alle wären beim Kampf ohnehin nicht wirklich von nutzen. Es war besser, sie zogen sich tiefer in die Katakomben zurück.

Davon abgesehen, wollte Kosta ohnehin möglichst rasch zu Timaris gelangen. Er war sich sicher, dass die anderen schon klar kommen würden. Sie hatten es den ganzen, riskanten Weg bis hier her geschafft und sie schienen einige dunkle Juwelenträger unter sich zu haben. Sie würden Zorya Eacir stellen können. Eneas schien das glücklicherweise zu verstehen. Auch wenn er sonst nie etwas verstand. So fasste er ihn jetzt an der Hand und versprach ihm, ihn hier rauszubringen. Die anderen würden das verstehen. Timaris dürfe nicht sterben.
"Danke", flüsterte Kosta ergriffen, dass das erste Mal jemand verstand, wie wichtig ihm es war, das Gegenmittel zu Timaris zu bringen. Und dann kam es ausgerechnet noch von Eneas, der sonst absolut nichts verstand und keine Ahnung hatte.

Den Kampf hinter sich lassend rannten sie durch die Gänge. Eneas und Kosta voraus. Ohne auf Minan achten zu müssen, konnten sie schneller rennen. Eigentlich. Kosta spürte jedoch schon nach einem Schritt, dass er nicht wie gewohnt ausholen konnte. Wenn er einen zu grossen Schritt machte, zog sich das Kettengeflecht um seine Bälle schmerzhaft fordernd zusammen, so dass ihm jegliche Kraft aus den Beinen wich. Taumelnd konzentrierte Kosta sich darauf, nicht zu grosse Schritte zu machen.
Ein malträtiertes Gemächt beschäftigte ihn verständlicherweise so sehr, dass er die Signatur des bulligen Kriegers erst bemerkte, als dieser sich ihnen wutschnaubend in den Weg stellte. Turgor! Wo kam der denn auf einmal her! Und er schien echt wütend zu sein, hielt in den Händen einen scharfen, gefährlich aussehenden Krähenschnabel.
"Eneas!" rief Kosta entsetzt, als der Kapitän von einem Machtstrahl gegen die nächste Mauer gedonnert wurde. Sofort war Kostas Säbel wieder in seiner Hand. Schützend stellte er sich vor Eneas, fing einen Schlag des Krähenschnabels ab. "Turgor, du verstehst nicht", versuchte er ihn abzulenken und gleichzeitig besorgt nach Eneas zu schielen. Der Bulle beschimpfte ihn wütend als Verräter. Na, da konnte er sich in eine lange Reihe angliedern. "Selber blöd, wenn du glaubst, dass das irgend einem Lebewesen gefallen könnte, was ihr so liebevoll Einstandsfeier nennt", provozierte er den grossen, muskulösen Krieger, um ihn von Eneas abzulenken.
Es klappte ganz gut. Zornig kam der Bulle auf ihn zu, verspottete ihn und drohte ihm an, ihn erneut zu vergewaltigen und Eneas auch. Kosta liess sich von dem feisten Grinsen nicht ablenken. Stattdessen wurde er bei der Drohung so ruhig, wie er es schon lange nicht mehr gewesen war. Er würde Turgor töten. Jetzt und entgültig. Der würde gar nichts anstellen mit Eneas.
Dieser hatte sich inzwischen aufgerappelt und wieder neben ihn gestellt. Im Gegensatz zu Kosta war Eneas unglaublich wütend, parierte einen Hieb mit seinem Säbel und attackierte ihn gleich. Auch Kosta ging zum Angriff über, musste jedoch erst einmal einem Schlag mit dem grün ummantelten Krähenschnabel ausweichen. Über seine eigenen Füsse stolpernd, weil ihn die Fesseln so malträtierten, plumpste Kosta unsanft auf seinen Hintern. Eneas schoss seinen roten Machtball nach Turgors Hand, um ihn zu entwaffnen. Er traf und brannte Tugor damit regelrecht seine kräftige Hand weg. Vor Schmerz brüllend wich der Bulle zurück. Der Krähenschnabel flog jedoch nach vorne. Direkt auf Kosta zu. Entsetzt wollte er krabbelnd zurück weichen, merkte aber, dass er viel zu langsam war. Instinktiv riss er seine Beine weit auseinander und liess sich nach hinten fallen. Gerade noch rechtzeitig bevor der Krähenschnabel vor ihm in den Boden einschlug. Dennoch hatte die scharfe Klinge es geschafft, ihm einen langen Schnitt quer über die Innenseite seines Oberschenkels zu verpassen.
Kosta schrie gequält auf. Die Ketten an seinem Körper spannten sich heftig, zerrten an den grossen Piercings, quetschten seine Intimregionen. Es war schon alles so wund. Da war der flammende Schmerz an seinem Oberschenkel, so schmerzen er auch tat, überraschend angenehm rein. Normal. So wie Schmerzen sein sollten. Heftig, feurig aber auch vergänglich. Kosta badete genüsslich darin. Bis auf einmal alles ganz schnell ging. Eneas rief besorgt seinen Namen, heilte zu ihm, kniete sich vor ihm hin. Ächzend richtete er seine Oberkörper wieder etwas auf. Noch während Kostas Hirn zu formulieren versuchte, dass alles nicht so schlimm war, ragte plötzlich der zornige Bulle hinter Eneas auf. In seiner verbliebenen Hand hielt er einen gefährlich aussehenden Dolch. Turgor holte damit aus, um ihn Eneas in die Nieren zu rammen. Kosta reagierte. Ehe er begriff, was er tun wollte, hatte er es schon getan. Eneas mit Hilfe der Kunst bei Seite zu schubsen. Erleichtert lächelte er den Bullen an, als dessen gezackter Dolch in seinen eigenen Bauch fuhr und nicht in den Rücken von Eneas. Und jetzt würde er Turgor an seinem Arm festhalten, bis Eneas ihn getötet hatte. Stöhnend krümmte er sich nach vorne, schlang seine Arme um die seines Angreifers, damit er nicht mehr weg konnte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 18:39

Kosta kannte den Wärter ganz offensichtlich besser und nannte ihn Turgor. Eneas' Schwarm erwähnte eine Einstandsfeier unter der er offenbar zu leiden gehabt hatte, doch es passierte so viel auf einmal, als dass der Pirat länger darüber nachdenken konnte. Später. Jetzt mussten sie sich diesen Kerl erst einmal vom Leib halten und hier rauskommen. Es reichte, Eneas zu wissen, dass dieser Turgor Kosta bedrohte und wohl schon einmal weh getan hatte. Eneas hieb wütend auf den Wärter ein. Im engen Gang war es aber schwierig dem scharfen Krähenschnabel auszuweichen, den der große, massige Wärter schwang. Kosta versuchte noch einem Schlag zu entgehen, als er stolperte und hinfiel, ungeschützt dalag.
Eneas schleuderte hastig seinen roten Machtball auf Turgors Waffenhand, um den nächsten Angriff zu verhindern bevor er Kosta erwischen konnte. Die rote Kunst bohrte sich in Turgors Hand, riss sie förmlich entzwei. Der Wärter schrie dumpf auf, taumelte zurück und griff mit der anderen Hand nach seinem verletzten Arm, laut brüllend vor Schmerz. Für einen kurzen Moment wagte Eneas zu hoffen, als er mitbekam wohin der von Turgor losgelassene Hammer flog. Der hayllische Krieger wollte die Waffe noch ablenken, doch er kam zu spät. Zu seinem Entsetzen musste er mit ansehen wie der spitze Eisenschnabel in Kostas Oberschenkel fuhr und Kosta schmerzerfüllt aufschrie. Der Krieger versuchte zurückzuweichen, hatte ebenfalls versucht der Waffe auszuweichen, aber es nicht gänzlich geschafft.
"Kosta!" Bestürzt sah Eneas wie sofort viel Blut aus dem klaffenden Schnitt wallte. Am Oberschenkel verletzt zu werden, konnte sehr schnell tödlich enden, wenn man den Blutfluss nicht sofort stoppte. So rannte Eneas sofort zu ihm, hockte sich neben ihn hin, um den heftig blutenden Schnitt mit einigen Stoffstreifen zu verbinden. Er musste schnell sein. Es konnte ja jetzt nicht durch einen dummen Wärter zuende sein. Der Wärter... da war noch irgendwas, doch Eneas war zu besorgt um Kosta. Eneas' Hände zitterten. Er riss sich einen Stoffstreifen von seinem Leinenhemd, wollte ihn schon um Kostas Schenkel schlingen, als sein Geliebter ihn abrupt zur Seite stieß.
Eneas war viel zu überrascht, taumelte zu Boden.

Er drehte sich gerade herum, als er sah wie der bullige Kerl einen gezackten, hässlich aussehenden Dolch in Kostas Bauch rammte. Turgor grinste verbissen und verzerrt. Eneas schrie wie in eigenem Schmerz auf. Der gesamte Gang schien zusammenzuschrumpfen, vielleicht die ganze Welt. Nein! Kosta... nein...
Wieso lächelte sein Freund? Dieser griff nach Turgor, krümmte sich über den Dolch in seinem Bauch wie als wollte er sich darauf aufspießen. Eneas' Augen waren schreckensgeweitet. Der Wärter lachte grollend.
"Hier hast du noch ein großes Loch in deinem Körper", stieß er aus. "Ahh, meine Hand, ihr Schweine. Das werdet ihr büßen." Doch dadurch, dass Eneas ihn mit einem Machtball getroffen hatte, hatte die Kunst den Stumpf des Armes nahezu verätzt und es blutete nicht. Der Wärter musste sich ebenfalls im Schock befinden. Genau wie Eneas. Er schien sich nicht daraus lösen zu können, sah sein ganzes Leben vor sich zusammenzubrechen. Es konnte nicht so enden. Es durfte nicht!
Als er sah wie Kosta den Wärter packte, kam wieder Leben in den Schriftsteller. Mit gezücktem Säbel und verzweifeltem Aufschrei stieß er gegen Turgor. Eneas hackte mit dem Säbel regelrecht gegen den Hals des Mannes, riss die Klinge zurück, hieb in den Rücken, stach noch einmal nieder. Schreiend und wie von Sinnen ließ er seinen eigenen Schrecken an dem Wärter aus. Dieser hatte versucht sich aus Kostas Umklammerung zu lösen, um an dem Dolch zu gelangen, der immer noch in Kosta steckte. Doch spätestens als Eneas' Säbel den Hals erwischte, war Turgor bereits tot. Es merkte zunächst nur keiner von ihnen beiden.
Blut spritzte aus der Halsschlagerader, spritzte in Eneas' Gesicht und tränkte Kostas Körper, vermischte sich mit seinem eigenen Blut. Als dessen Arme nach unten sanken, schob Eneas rasch Turgors toten Körper aus der Umarmung, stieß den Wärter beiseite. Eneas kniete sich verzweifelt vor seinem Geliebten, sah ihn tief betroffen an.
"Kosta... nein, ich lass nicht zu, dass du stirbst", sagte er ihm. Griff nach dem blutigen Lappen, der mal der Stoffstreifen gewesen war. Eneas schlang ihn ganz fest um Kostas Bein, band einen weiteren darum. Einfach nur um die Schwälle an Blut zu stopfen. Seine ganzen Hände waren voller Blut. Er kannte erste Hilfe, aber gerade sah er rein gar nichts mehr. Seine Hände waren blutig, alles war voller Blut. Kosta war der Heiler.
"Kosta. Bitte.. bitte nicht", sagte Eneas, während er sich bebend um ihn kümmerte. Der Krieger rief seinen Erste-Hilfe Rucksack herbei, packte einen Druckverband gegen den Oberschenkel. "Kosta... du gibst jetzt nicht auf. Wehe. Du kannst nicht sterben. Ich.. ich hab dich doch gerade erst wiedergefunden." Das konnte nicht passieren. Wie grausam wäre die Dunkelheit, sie wieder auseinanderzureißen?
Eneas umgriff den Griff des Dolches. Bebend blickte er den anderen Krieger an. "Ich liebe dich..."
Anstatt die zackige Klinge rauszuziehen und noch mehr Schaden anzurichten, ließ er die Waffe schlicht verschwinden. Kosta kippte ihm regelrecht entgegen. Eneas fing ihn hastig auf, während er einen Verband um den Bauch schlang. Seine Finger tasteten warmes, pulsendes Fleisch.
Er bettete Kosta zurück auf den Boden, kniete neben ihm inmitten des Blutes und sah sich verloren im Gang um. Wo waren die anderen? Hilfe.. er brauchte Hilfe. Es durfte nicht in diesem Gang enden.
Verzweifelt sandte Eneas Leto und Maria, den zwei Heilerinnen, die er hier kannte. Er konnte sich nicht konzentrieren, um die Dea al Mon zu erreichen. Tränen glitten über seine Wangen, während er Kostas Hose öffnete. Er musste den Schnitt am Oberschenkel schließen. Wenn nötig, dann mit Feuer. Kosta würde sonst verbluten. Sein Freund wollte sich regen, wollte ihm etwas sagen. Eneas glaubte, es wäre weil er ihm die Hose etwas runterziehen wollte.
"Es tut mir leid... aber du blutest zu viel, ich muss an die Wunde. Kosta? Kosta, bleib bei mir!" Eneas sah ihn bestürzt an. Sein Freund schien kurz davor bewusstlos zu werden. Eneas tätschelte seine Wange, um ihn wach zu halten. "Ich hab Hilfe gerufen. Bitte halt durch." Wieder wollte er die Hose hinunterziehen.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 18:45

"Du hast trotzdem verloren", hustete Kosta erleichtert, dass Eneas nicht getroffen worden war. Das war alles, was zählte. Egal ob er nun ein weiteres, grosses Loch in sich hatte. Eneas lebte und Turgor war tot. Noch nicht ganz, doch Kosta liess den Bullen nicht gehen, bis Eneas ihm seinen Säbel in den Hals rammte. Erneut wurde Kosta in Blut gebadet. Aber auch das machte nichts. Wichtig war nur, dass Eneas in Sicherheit war. Erschöpft und kraftlos sackten seine Arme nach unten. Auf einmal tat ihm sein Bauch wieder so weh. Sein ganzer Körper war nur noch eine schmerzende, offene Wunde. Er hatte die letzten Tage viel Schmerzen erlitten. Körperliche und seelische. Das hier wirkte jedoch zum ersten Mal echt. Normaler schmerz. So wie er in einem Kampf entstand. Nicht aus perfiden Folterqualen heraus. Es hatte etwas reinigendes. Auch wenn Kosta sich am liebsten schreiend auf dem Boden gewälzt hätte. Es tat so unendlich weh. Gleichzeitig fühlte er sich viel zu schwach, um auch nur einen Atemzug zu tun.

Dann befand er sich auf einmal in Eneas Armen. Turor war weg und Eneas war bei ihm. Überaus lebendig. Er sagte so viel, rief immer wieder seinen Namen, sagte etwas von aufgeben und sterben. Kosta seufzte erleichtert. Ja. Endlich. Er war so bereit dazu. Aber Eneas war traurig und liebte ihn. Verwirrt runzelte Kosta die Stirn. Er kam nicht mehr mit. Plötzlich gab ein Halt in seinem Bauch nach und er kippte nach vorne. Schmerzvoll stöhnend. Sein Bauch tat so weh. Warum fesselte Eneas ihn? Das schmerzte noch mehr, so wie er auf seine Wunden drückte. Kosta hatte es verdient. Er hatte anderen so viel Schmerzen bereitet. Eneas allen voran. Und dann lockte er ihn auch noch in diese Falle.

Benommen liess er sich von Eneas auf den Rücken betten, gab sich ihm hin. Endlich war es vorbei. Kein kämpfen mehr. Kein Verrat mehr. Verrat! Schuldbewusst kam Kosta das Gegenmittel in den Sinn. Timaris brauchte es doch. Deswegen war er überhaupt hier. Mühsam versuchte er es herbei zu rufen. Doch sobald er seine Juwelenkraft nutzen wollte, schmerzte sein Körper noch viel heftiger. Alles zog sich feurig in ihm zusammen, benebelte seinen Verstand, so dass er sich nicht konzentrieren konnte. Gequält keuchend öffnete Kosta seinen Mund, wollte Eneas das mit dem Gegenmittel zu sagen. Es kam jedoch nur ein blutiges Röcheln von seinen Lippen. Von Eneas bekam er daraufhin eine komische Antwort. Sie gab gar keinen Sinn auf sein Anliegen.
*Wunde?* sandte Kosta schwach und verwirrt. Eneas klagte, dass er so viel Blut verloren hätte. Er solle bei ihm bleiben und durchhalten. *...bleibe...* versprach Kosta müde. Er würde Eneas nicht mehr widersprechen. Er wollte ihm nicht weiter weh tun. Aber dazu musste er aufhören so viel Blut und Leben zu verlieren. *...Hose aufschneiden... Ader abklemmen...* Bis Hilfe kam. *...im Bauch...* Da sollte Eneas auch die Adern abklemmen. Am Besten mit der Kunst. Eneas war gut mit der Kunst. Besser als mit dem Messer.
*...Gegenmittel!* sandte er ihm drängend, was ihn eigentlich beschäftigte. *...Asar finden... bitte... Gegenmittel... Timaris...* Es musste zu ihr. Selber konnte er seines nicht herbei rufen. Er versuchte es verzweifelt, kümmte sich darauf jedoch nur wieder schmerzerfüllt. Sein Atem ging ganz hektisch und schwach. Ihm war so kalt. Tränen rannen ihm über die Wangen. Er hatte so viele verraten. Ganz umsonst. Er konnte Eneas das Gegenmittel nicht geben, damit er es Timaris brachte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 18:49

Blut troff über Kostas Lippen, was Eneas noch mehr alarmierte. Das war kein gutes Zeichen. Er fürchtete sich davor, dass sein Freund hier sein Leben aushauchen würde. Eneas verspürte Todesangst darüber. Kosta redete zum Glück nicht mehr und strengte sich darüber an. Stattdessen sandte er ihm, fragte nach der Wunde.
"Du bist verletzt. Ich muss die Blutung stillen. Du verlierst.. zu viel Blut. Halt durch, Kosta. Du darfst nicht sterben. Ich.. ich erlaube es nicht, hörst du?", sagte er verzweifelt, wischte sich hastig ein paar Tränen fort und verteilte dabei mehr von Kostas Blut auf seinem Gesicht.
Der Speerfaden seines Freundes wurde immer schwächer, bildete bloß noch zusammenhangslose Wörter. "Streng dich nicht an", sagte Eneas. Er bekam aber auch mit, dass Kosta ihm unbedingt etwas sagen wollte. Schwach vernahm Eneas, dass er die Hose aufschneiden und Adern abklemmen sollte, auch die im Bauch. Ja, ja, Kosta hatte Recht. Eneas wollte dies auch tun, doch er sah vor lauter Blut kaum etwas. Mit der Säbelspitze schnitt er am Bein die Hose auf so gut er es vermochte. Da war irgendein Lederband um Kostas Oberschenkel. Was war das? Eneas dachte nicht länger darüber nach. Die Finger des Kriegers glitten in die Wunde und tastete nach der pulsenden Ader.
Es wird alles wieder gut, sagte er sich. Er durfte jetzt nicht die Nerven verlieren. Kosta brauchte ihn. Er musste dafür sorgen, dass sein Freund überlebte. Sie konnten sich nicht wieder verlieren.
Plötzlich sandte ihm Kosta eindringlich von dem Gegenmittel. Er sollte Prinz Asar finden, Timaris brauchte das Gegenmittel. Zumindest interpretierte Eneas es so.
"Wir werden ihn finden", sagte Eneas, "Timaris wird es gut gehen, aber erstmal musst du leben. Halte durch. Ich brauche dich, das weißt du doch", sprach er verzweifelt auf Kosta lange. Eneas hatte endlich die größte Ader gefunden, klemmte sie mit seiner Juwelenkunst ab. Aber das half nicht, dass Kosta bereits so viel Blut aus der Wunde verloren hatte. Er brauchte neues. Ganz dringend. Der Krieger war bereits richtig bleich, atmete immer schwächer. Hilflos musste Eneas mit ansehen wie sein Geliebter unter seinen Händen immer weiter verfiel.
"Bitte bleib bei mir. Bleib hier. Du musst kämpfen, hörst du? Kämpfe!", versuchte er Kosta aufzurütteln.

"Mach dir keine Sorgen um das Gegenmittel. Prinz Asar ist ein fähiger Mann. Er wird es Timaris bringen. Ganz bestimmt", sagte Eneas. Er hatte den Oberschenkel nochmal mit einem Druckverband versehen, obwohl der weiße Verband schon ganz blutgetränkt war. Er hatte keine Zeit den Schnitt zu vernähen, er musste sich um die große Bauchwunde kümmern.
Hastig öffnete er vorne Kostas Jacke, hielt irritiert inne. Was...
Eneas sah erschrocken auf die Brust. Kosta hatte beide Knospen gepierct und schwere Gewichte hingen daran, waren mit Ketten verbunden. Ketten, die auch nach oben zu einem Halsreif führten und ebenso weiter nach unten ehe sie in der Hose verschwanden. Was war das... hatte Kosta sich freiwillig all diese Ketten auferlegt oder hatte man sie ihm aufgezwungen? Es schien so viel...
Er konnte nicht länger darüber nachdenken, er musste sich um die Wunde kümmern. Eneas wischte das Blut beiseite. Die Dolchwunde war viel schwieriger, hatte so viel kaputt gemacht.
"Bleib hier... Kosta, bleib wach", sagte er ihm immer wieder. Hilflos kniete er vor ihm, tastete so behutsam wie es ging in der Wunde und versuchte etwas zu erkennen.
Dann hörte er Schritte. Nein, bitte kein weiterer Gegner! Eneas griff hastig nach seinem Säbel den er neben sich gelegt hatte. Zu seiner Erleichterung sah er die Gruppe um Minan und die Soldaten.
"Bitte schnell, helft ihm! Er.. er stirbt", sagte Eneas. Er sah Leto verzweifelt und flehentlich an, die zu ihm eilte und sofort ihre Hand auf die Bauchwunde legte, um ihn zu heilen. "Er hat ganz viel Blut verloren. Am Oberschenkel und ein gezackter Dolch war in ihm drin", begann Eneas ihr zu erzählen.
"Er braucht Blut", stimmte Leto zu.
"Hinter uns sind Wachen. Wir müssen weiter", sagte einer der Soldaten. Eneas blickte ihn wütend an.
"Siehst du nicht, was los ist?", sagte er aufgebracht. "Nimm meines", bat er Leto dann. Die Heilerin schüttelte den Kopf.
"Du weißt doch, dass deines nicht kompatibel ist", erinnerte sie ihn. Verzweifelt sah Eneas in die Runde.
"Jemand muss ihm helfen. Bitte, schnell", drängte er. "Hat Kosta euch nicht geholfen auszubrechen?"
"Er hat uns erst in die Zellen gebracht", sagte ein glatzköpfiger Kerl.
"Das war nicht sein Plan, sondern vom feinen Haushofmeister", wandte der dhemlanische Prinz ein. Wenigstens er sah besorgt zu Kosta und kam näher. "Also wenn er sonst verreckt... und falls mein Blut passt, kann ich schon...", setzte er an. Eneas genügte das. Er packte den Mann am Arm und zerrte ihn nach unten zu Kosta.
"Müsst ihr das jetzt machen? Wir sitzen gleich in der Falle", drängte einer der anderen Soldaten, blickte sich immer wieder um.
"Er stirbt, wenn wir jetzt nichts machen", sagte Maria und war ebenfalls dabei, Kosta zu helfen. Beide Heilerinnen waren nun über dem Krieger gebeugt. Leto zapfte etwas von dem Blut des Prinzen ab, um es zu überprüfen. Kurz hielt sie irritiert inne, sah den Mann verwundert an, schüttelte dann den Kopf leicht.
"Passt es nicht?", fragte der vernarbte Dhemlaner.
"Doch. Es passt sehr gut", erwiderte sie leise und stach mit einer Nadel in den Arm des Prinzen, um ihm Blut durch einen Schlauch abzunehmen. Eneas hielt Kostas Hand, redete furchtsam auf ihn an, dass er kämpfen und wach bleiben sollte.
"Du bist dieser Piratenkapitän oder?", fragte der Prinz neben ihm. Eneas blickte verwirrt auf, nickte. Hatte Kosta über ihn geredet? Und was? "Nett dich kennenzulernen. Ich bin Zucker."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 18:53

Er war so müde und ihm war so kalt. Kosta wollte einfach nur die Augen zu machen und schlafen. Weg von all dem Schmerz, der ihn komplett zerfrass. Doch Eneas herrschte ihn an, dass er nicht sterben dürfe. Das würde er ihm nicht erlauben. Kosta bekam grosse Augen. Eneas befahl ihm etwas. Streng und eindringlich und nicht einfach nur im Spiel. Das fühlte sich gut an. Er wollte mehr davon. Überrumpelt nickte er artig. Ja, er hörte. Und er würde gehorsam sein. Wenn Eneas es ihm schon so befahl.

Fahrig versuchte er ihm zu erklären, was er tun musste, damit Kosta auch am Leben bleiben konnte. Da wurde auch Eneas etwas ruhiger. Er schnitt ihm die Hose auf und schob seine Finger in die Schnittwunde am Oberschenkel. Jetzt musste Kosta doch schreien. Das tat mehr als nur weh. Sein Fleisch wurde gedehnt und auseinander gedrängt. Ein Fremdkörper drang in ihn ein, wo er es gar nicht konnte. Das war so falsch. Schreiend wand er sich auf dem Boden, wollte vor dem neuen Schmerz fliehen und beruhigte sich erst wieder, als Eneas seine Finger zurück zog. Dafür spürte er nun einen angenehmen Druck in seinem Bein. Es tat gleich viel weniger weh.

So schaffte er es auch, sich zu konzentrieren und Eneas zu senden, dass sie Prinz Asar finden mussten. Wegen dem Gegenmittel. Der ältere Krieger beruhigte ihn, dass er sich deswegen keine Sorgen machen musste. Prinz Asar war ein fähiger Mann. Tatsächlich wurde Kosta etwas ruhiger. Das stimmte. Der Haushofmeister war gut und zielstrebig bei dem was er tat. Er würde nicht in einen Dolch laufen, sondern das Gegenmittel sofort zu Timaris bringen. Kosta könnte später nachkommen und sich vorher etwas ausruhen. Nur kurz. Ihm war kalt. Schlafen halt.
Erschrocken riss er blinzelnd wieder die Augen auf. Eneas rief ihn an, wach zu bleiben. Bei ihm zu bleiben. Was? Was hatte er den getan? Er lag doch noch immer hier. *...bleibe...* Versprach er schwach. Eneas hatte ihm schliesslich verboten, zu sterben. Also musste er bleiben.

Auf einmal waren Schritte zu hören und eine viele Stimmmen, so dass Kosta der Kopf schwirrte. Er konnte dem nicht folgen. Das waren zu viele, zu schnelle Stimmen und Eneas war so aufgeregt. Das war so anstrengend. Plötzlich hörte sein Bauch jedoch auf so zu schmerzen, wie er es getan hatte, stattdessen prickelte und juckte er wie verrückt. Eine Hand lag auf seinem Bauch. Müde folgte er mit den Augen nach oben. Leto.
*Es... es tut mir so leid...* sandte er ihr innig und zutiefst traurig und verzweifelt. *Ich... ich wollte das nicht... Er sollte sich doch besser um dich kümmern... Habe ihm nichts gesagt.* Leto war traurig zu ihm gekommen, hatte ihn gebeten, Eneas und ihr den Freiraum zu geben, den sie brauchten, um in ihrer Beziehung weiter zu kommen, um sie zu festigen. Kosta hatte es auch tun wollen, doch er war es so falsch angegangen, dass Eneas sich stattdessen von Leto getrennt hatte. Eine weitere Schuld, die schwer auf ihm lastete und die er sehr bereute. Nun wo er vielleicht die einzige und letzte Möglichkeit hatte sich bei Leto zu entschuldigen, sandte er ihr all seine Reue, damit sie wusste, dass er das nicht gewollt hatte. Damit sie Eneas verzeihen konnte und die zwei wieder zueinander fänden.

Eneas sprach weiter auf ihn ein. Dass er kämpfen solle. Schliesslich brauche er ihn. Er könne doch nicht ohne ihn. Das stimmte doch nicht. Oder schon? Musste er immer bei Eneas bleiben, damit dieser in Sicherheit war? Ein schöner Gedanke. Aber auch falsch. Das durfte nicht sein. Aber Eneas befahl es ihm. Oh, er war so verwirrt. Ausserdem tat sein Bauch nicht mehr so weh. Er schien nur noch ein dumpfes Pochen zu sein. Durfte er jetzt nicht ein wenig schlagen? Doch da nagte noch etwas in seinem Hinterkopf. Eine Falle hatte jemand gesagt. Es war gefährlich hier. Eneas musste hier weg.
*Geh!* sandte er ihm schwach. Zucker tauchte in seinem Gesichtsfeld auf und stellte sich als Zucker vor. Komisch. Kosta wusste doch, wer er war. *Geht*, sandte er beiden drängend. *... zu gefährlich...Keine Falle...* Sie sollten nicht in eine Falle geraten, sondern fliehen. Sonst wäre Kosta ganz umsonst bei ihnen geblieben, anstatt alleine mit dem Gegenmittel zu fliehen. *...Gegenmittel...* Er konnte es noch immer nicht herbei rufen. *...helft Prinz Asar... Bitte... Geht...* Es durfte nicht alles um sonst gewesen sein. All der Tod und der Verrat. Eneas bitte. Bring dich in Sicherheit.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Ayden » So 25. Sep 2022, 19:08

Ayden schlief kaum die Nacht vor der Reise. Er schaffte es einfach nicht und noch weniger konnte er nicht dauernd an den Aufbruch denken. Er kontrollierte dutzende Male seine Koffer, bemüht sich beschäftigt zu halten. Es war alles vorbereitet. Zorya ahnte nichts, beruhigte er sich. Sie würde ihn und Kosta einfach so ziehen lassen, damit sie die Provinzen von Dhemlan besuchten, um das marode und ausgebeutete Territorium wieder etwas zu sanieren. Im Prinzip eine Aufgabe, die Ayden sehr gefallen hätte, doch es gab weit bedeutenderes was er vorhatte. Nein, er konnte nicht daran denken. Er durfte nicht.
Es war schwer sich abzulenken. Zorya wollte ihn natürlich noch einmal spüren bevor er aufbrach. Der platinblonde Prinz stürzte sich regelrecht auf sie, versuchte sich ganz in der Gewalt und der Dominanz zu verlieren, einfach nur an die Lust zu denken. Es gelang ihm viel zu gut, denn die Königin musste ihn immer mal wieder bremsen, als er all zu hart wurde. Ayden bekam Mühe seine Gewalt im Zaum zu halten, wo ein Teil von ihm sie liebend gerne verprügelt hätte. Sie musste es spüren, denn danach sah sie ihn immer mal wieder seltsam an, schien über ihn nachzudenken.
Der Prinz hoffte nur, sie bräuchte länger als einen Tag, um ihren Entschluss über ihn zu fällen. Er brauchte nur noch diese eine ruhige Nacht. Hoffentlich hatte Kosta alles vorbereitet und besorgt. Der Sklave sollte ihn jetzt nicht im Stich lassen, nur weil er gerne von diesem Kerkermeister genommen wurde. Ayden benötigte ihn viel dringender. Zu gerne hätte er Kosta ebenfalls unterworfen und ihn ausgiebig büßen lassen wie sehr er sie beide in Gefahr gebracht hatte.
Während Zorya neben ihm lag und schlief, dachte Ayden an Sex, während er ihren dunkelhäutigen, schönen Körper betrachtete. Er würde sie vermissen... aber sie waren nie gut zueinander gewesen. Und egal wie fürsorglich Zorya stets gewesen war, sie war seltsamerweise die egoistischere von ihnen beiden.
Am anderen Morgen spürte er ihre Hände auf seinem Körper. Ihre tastenden Finger in seinem Geist...
Ayden fuhr alarmiert auf, als er merkte was los war. Kritisch blickte er sie an. "Was tust du da?", fragte er sie.
"Außerhalb der Feste ist es nicht sicher. Die Provinzhöfe... es wäre besser, wenn ich dich mit einem Netz vor den dortigen Schwarzen Witwen schütze", erklärte Zorya. Ayden erhob sich vom Bett, ging nackt wie er war zu einer Waschschüssel, um sich etwas Wasser ins Gesicht zu spritzen. Er musste sehr schnell wach werden. Das war gefährlich gewesen.
"Ich kann auf mich selbst achtgeben", wehrte er ab. "Willst du mich bemuttern?", fragte er sie. Zorya verzog das Gesicht und Ayden lächelte innerlich. Er wusste, dass sie das Wort nicht mochte. Schließlich zauberte sich wieder ein Lächeln in das ebene Gesicht der dunklen Schönheit.
"Nicht doch.. du kannst es mir nur nicht verdenken, dass ich besorgt um dich bin", sagte Zorya und glitt anmutig aus dem Bett, um auf ihn zu zutreten. "Vergiss nicht wie kurz Sion davor ist all unsere Ziele zu verwirklichen. Mehr Macht als du es dir je erträumen kannst.." Ihre Finger strichen über seine Wangenknochen. Ayden spürte lockende Verführungsfäden. Unwillkürlich presste er sich an ihren nackten Körper.
"Trage diese Botschaft in die Provinzhöfe", trug sie ihn auf. "Ich würde dich am liebsten begleiten, doch die männliche Schwarze Witwe ist zu wichtig." Ayden nickte verständnisvoll, während er versuchte jeden Gedanken an den Jungen sofort fahren zu lassen. Stattdessen packte er Zorya und küsste sie lange und voller Leidenschaft.
"Mmmhh... ich will dich auch kaum allein lassen", gestand er ihr mit rauem Unterton. "Wir haben noch etwas Zeit.." Er schob sie zurück zum Bett.

Nach dem Frühstück begab Ayden sich nach unten in den Hof. Die Kutsche stand schon bereit und der Kutscher und ein Diener beluden das Gepäck des Haushofmeisters. Von Kosta war noch nichts zu sehen, was den Prinzen etwas verstimmte und gleichzeitig beunruhigte. Er ließ es sich nicht anmerken, wollte keinesfalls drängend wirken. Alles verlief den Plan und er würde es gewiss nicht aufs Spiel setzen, weil der Sklave unpünktlich war.
Aber als der Kutscher die letzten Gepäckstücke festgezurrt hatte, wurde Ayden doch unruhig. War dem Krieger etwas zugestoßen? Wie lange sollte er hier warten? Jede Minute, die er hier tatenlos herumstand, war eine Minute mehr in der er doch noch aufgedeckt werden konnte. Schließlich kam auch noch der Kutscher zu ihm.
"Können wir los, Haushofmeister?", fragte er ungeduldig. Ayden blickte ihn ungnädig an.
"Erwartet ihr, dass ich ohne meinen Kammerdiener abreise? Ohne jeglichen Komfort?", fragte er zurück. Der Prinz begann sich noch Sonderwünsche auszudenken, um die Abfahrt zu verzögern. Reiseproviant spezieller Art, ein weiteres Kissen und so fort.
Dann erreichte ihn plötzlich ein Speerfaden von Kosta. Er sandte verwundert, wieso Ayden schon abreisen würde.
*Bitte. Warum wartet Ihr nicht auf mich?*, sandte er. Ayden fluchte innerlich. Das klang nicht gut. Das klang danach, als sollte er sofort abreisen und nicht länger warten. Was war passiert? Hatte man Kosta entdeckt oder wollte der dumme Kerl bloß versuchen Minan zu retten? Aber Ayden hatte ihm doch extra eingeschärft, dass Timaris' Chancen größer waren, wenn sie beide abreisten. Der Haushofmeister konnte nicht glauben, dass Kosta dies doch noch ignorierte. Ayden wusste wie sehr Kosta seine Königin vergötterte und verehrte.
Er würde nicht grundlos senden, dass Ayden aufbrechen sollte. Der Prinz konnte dem Speerfaden nichts anderes entnehmen, sandte aber auch nicht zurück. Er musste alleine abreisen und Kosta hier zurücklassen. Ayden hatte keine Skrupel dies zu tun, aber er machte sich Sorgen um die Abreise. Es half nichts darüber zu hadern. Der Prinz stieg in die Kutsche.
"Wir können los", sagte er, erklärte sich dabei nicht. Ayden hieb gegen das Kutschdach, als Zeichen, dass sie sich in Bewegung setzen konnte. Die ersten der angespannten Pferde trabten bereits an.
Ehe sie wieder hielten. Ayden blickte aus dem Kutschfenster, sah Zorya und ihre Zofen. Hastig machten die Diener Platz. Der Prinz hatte das Gefühl, seinen eigenen Herzschlag in den Ohren dröhnen zu hören. Trotzdem lächelte er sie an.
"Möchtest du mich noch einmal verabschieden?", fragte er charmant.
"Das, und ich wollte mich von Kosta ebenfalls verabschieden", erklärte Zorya. Sie blickte an ihm vorbei in die Kutsche, stockte. "Wo ist er denn?"
"Oh, er ist noch drinnen etwas holen", log Ayden nonchalant. Er hatte zu lange mit der Abreise gezögert, er wusste es. Er hätte sofort abreisen sollen, als er Kosta nicht auf dem Hof gesehen hatte. "Lass dich doch nicht von uns aufhalten. Wir sind bald wieder zurück", sagte er gelassen. "Deine Aufgabe ist weit wichtiger."
"Ich habe Zeit", winkte Zorya ab. "Sie verlegen ihn gerade. Es wird etwas dauern bis er in den oberen Stockwerken ist."
"Ist er nicht sehr unstabil?", fragte Ayden, besorgt über ihr Experiment. "Ich hoffe, er besteht die Umverlegung unbeschadet. Diese Heilerinnen können doch kaum ermessen wie wichtig er ist. Nicht so wie eine Schwarze Witwe es kann.." Jetzt tat er alles, um sie zu Minan zu locken. Zorya schien auch kurz so, als würde sie dem nachgeben, blickte schon zum Eingang in die Festung.
Ayden wusste nicht was sie tat, vielleicht sandte sie jemanden, doch dann stockte sie irritiert. "Wieso erreiche ich sie nicht...", sagte sie mehr zu sich und wandte sich wieder zu Ayden um. Er sah sie weiterhin ruhig an.
"Ist etwas nicht in Ordnung?", fragte er.
"Lady Ellel.. sie antwortet nicht", erklärte Zorya.
"Sie wird beschäftigt sein, obwohl ich schon sagen muss, dass es äußerst unhöflich ist, einer Königin nicht augenblicklich zu antworten", bemerkte er. "Genauso unhöflich wie trödelige Kammerdiener, die ihren Herrn warten lassen.." Er rümpfte die Nase. Ayden hatte einfach abwesend und nicht sonderlich betroffen von Lady Ellel wirken wollen, aber mit einem Male sah Zorya ihn misstrauisch an.
"Du weißt etwas darüber", sagte sie. Und Ayden wusste in dem Moment, dass er verloren hatte. Er hätte Lady Ellel, Zorya und Kosta nicht so nahe beinander erwähnen sollen. Verfluchte Schwarze Witwen und ihre verfluchte Intuition.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Ayden » So 25. Sep 2022, 19:08

Ayden versuchte trotzdem ihr wachsendes Mißtrauen mit seinem üblichen Charme zu zerstreuen.
"Über Lady Ellel oder meinen Kammerdiener? Du verwirrst mich." Er lächelte entschuldigend. "Ich weiß nur, dass ich allmählich spät dran bin, wenn ich diesen Tag noch nutzen will."
"Über beides", ließ Zorya nicht locker, sie griff durch das Kutschenfenster und packte ihn am Arm. Ayden spürte augenblicklich ihre tastenden Finger an seinem Geist. Rasch versperrte er seine Barrieren, blickte sie pikiert an.
"Ich dachte, wir hätten das geklärt?", sagte er. "Wenn du denkst, du kannst meinen Geist durchsuchen wann es dir passt, kann ich nicht dein Haushofmeister sein. Ich bin keines deiner Experimente." Nicht mehr, dachte er bei sich. Ayden schob ihre Finger entschlossen beiseite.
Zorya schüttelte wütend den Kopf. "Nein, das reicht mir nicht mehr. Ich war zu nachlässig. Ich habe dich vor Sion geschützt, weil ich dachte, du willst wirklich bei mir sein! Aber du weißt etwas. Das spüre ich", warf sie ihm laut vor. Einige der Wächter im Burghof drehten die Köpfe. "Was verschweigst du mir?"
Ayden sah keine andere Wahl, als von selbst aus der Kutsche zu steigen. Er wusste, dass er sonst wenig später gezwungen werden würde und das wollte er unbedingt vermeiden. Er bemühte sich, ruhig zu bleiben. "Lass uns das woanders diskutieren. Nicht hier vor deinen Untertanen", sagte er ihr leise gepresst und bot ihr seinen Arm an. Solange sie so öffentlich waren, würde Zorya nicht umzustimmen und zu besänftigen sein. Verflucht, wo war nur Kosta? Was war da los?
Die Königin sah ihn sofort scharf an. "Ich spüre deine Gedanken... deine Barrieren bringen dir nicht viel", warnte sie. "Sag mir lieber gleich was es ist."
Ayden seufzte innerlich. Auffällig blickte er sich um, nickte hinüber zu einem der Eingänge. "Nicht hier, Zorya, bitte... ich erzähl es dir, aber ich muss auch meinen Ruf waren...", versuchte er sie vom Hof wegzulocken, während er gleichzeitig nicht versuchte daran zu denken wieso. Es gab nur den Grund, dass es ihm unangenehm war und dass er seine Königin beruhigen wollte. Das war alles. Nur kurz sah er hinüber zu der verschlossenen Türe, die Richtung Kerker ging.
Wenigstens konnte er Zorya nach drinnen locken. Sie gingen eine Wendeltreppe empor, aber nicht bis ganz nach oben in Zoryas Gemächer, nur bis in eine eher schlicht eingerichtete Bibliothek, die hohe spitze Fenster nach draußen hatte.
"Was willst du mir sagen? Es ist besser die Wahrheit", warnte Zorya, als sie alleine waren. Ihre Zofen blieben draußen, genauso wie die Leibgarde. Sie hätte sie nicht wirklich gebraucht. Ayden würde ihrem schwarzgrauen Juwel nicht viel entgegenzusetzen haben und im Gegensatz zu Kosta hing er noch an seinem Leben.
"Mein Kammerdiener... ich..." Ayden tat so, als rang er mit sich. "Es wird dich überraschen und du wirst mir vermutlich sowieso nicht glauben, aber... er ist nicht nur mein Kammerdiener. Er ist mein Liebhaber."
Zorya sah ihn in der Tat zunächst ungläubig an.
"Keine Sorge, ich bevorzuge immer noch Frauen." Ayden lächelte raffiniert. "Aber ich war so gestresst und er war der einzige um mich... es ist einfach passiert. Ich hatte Sorge, du wirst eifersüchtig, wenn du es erfährst. Ich hab ihm verraten, dass du es dominant magst... er ist sonst eher unterwürfig. Mir gegenüber jedenfalls." Sein Lächeln bekam etwas verzeihendes.
Die Königin vor ihm schien immer noch nicht recht zu wissen was sie sagen sollte. "Ayden... oh, ich wusste nicht.. deswegen hast du den Dreier stets hinausgeschoben", erkannte sie. Der Prinz nickte.
"Und deswegen wollte ich ihn gerne auf der Reise dabei haben", erklärte er. "Es tut mir leid."
Zorya lächelte amüsiert. "Eine Entschuldigung? Aus deinem Mund? Du hast dich verändert", bemerkte sie. Mehr als du glaubst, dachte Ayden. Der Prinz streichelte ihr über den Arm.
"Es muss sich deswegen nichts zwischen uns ändern... ich habe es mit ihm begonnen schon bevor wir uns trafen, aber er bedeutet mir nichts", versicherte er. Seine Finger liebkosten ihren Hals. Zorya sah ihn skeptisch an.
"Lügner.. du hättest ihn nicht so lange verheimlicht, wenn er dir gar nichts bedeuten würde", erkannte sie. Ayden lächelte ertappt.
"Vermutlich", gab er zu und wandte sich ab, den verletzten Prinzen spielend, "Ich wollte es nicht nur dir verheimlichen. Ich glaube, ich wollte es auch mir verheimlichen", sagte er leise. Als sie sich von hinten an ihn schmiegte, entspannte Ayden sich, lächelte in sich hinein. Dann erklang die Alarmglocke von draußen.

Zorya ließ ihn augenblicklich los. Ayden drehte sich um. Er blickte sie verwirrt an, nur ihr Blick zeigte, dass er sie verloren hatte.
"Was ist da los?", fragte er, doch ihre dunklen Augen waren bereits wieder zornumwölkt. Zoryas Hände schossen vor, packten ihn an den Schläfen.
"Oh, du bist gut. Du hättest mich beinahe wieder um den Finger gewickelt", zischte sie. "Ich wollte dir glauben." Ihre dunkle Kraft stieß gegen seine Barrieren wie Sturmwellen gegen eine Klippe. Ayden stöhnte auf, sackte auf die Knie.
"Zorya... das hat nichts.. mit mir zu tun", brachte er keuchend hervor, wehrte sich trotzdem verbissen dagegen, dass sie in seinen Geist eindrang. Er stieß mit roter Macht gegen sie, aber Zorya hatte sich bereits mit einem Schild geschützt und sie wankte nicht einmal. Die rote Kunst raste an ihr vorüber, fuhr in die nächsten Bücherregale und brachte sie dazu geräuschvoll umzukrachen. Bücher flogen durch die Luft, Blätter regneten zu Boden.
Sofort wurden die Türen aufgestoßen und die Leibgarde kam hinein. Zorya würdigte sie nicht einmal eines Blickes.
"Findet heraus, was dort vor sich geht!", rief sie. "Und findet Kosta Erenos!"
Für einen Moment spürte Ayden wie ihr geistiger Griff sich lockerte. Der Prinz riss sich auch körperlich von ihr los, kam aber nicht weit. Unsichtbare Phantomhände packte ihn, hoben ihn in die Höhe.
"Mit dir bin ich noch nicht fertig!", rief die dunkelhäutige Königin. Trotzdem schien sie einen Moment abgelenkt, sondierte wohl die Umgebung. Ayden tat es ihr gleich. Er suchte sofort im Kerker, was schwierig war, denn diese Stockwerke schienen besonders abgeriegelt. Man konnte keine einzelnen Signaturen ausmachen von außen, aber er spürte sehr wohl die Ankunft von neuen Signaturen. Mächtigen Signaturen. Wer immer das war, Zorya merkte es auch und sie schien nicht erfreut.
"Du hast mich von Anfang an verraten!", warf sie Ayden vor und wieder strömte ihre schwarzgraue Macht gewaltsam gegen ihn. Seine Barrieren wankten, bröckelten. Er konnte nicht daran denken. Er durfte nicht... Ayden hing in der Luft wie eine Puppe, spannte seine Muskeln an, versuchte sich aus dem unmenschlichen Griff zu befreien.
"Du warst nie eine richtige Königin", sagte er ihr, wollte sie wütend machen. Wer wütend war, wurde unvorsichtig. "Du wolltest nie regieren. Du wolltest bloß Menschen, die dich anbeten und bewundern. Ich habe es dir gesagt. Dhemlan steht kurz vor einer Revolte. Du hast diesem Land alles geraubt. Wie lange dachtest du, werden sie das hinnehmen?"
"In jeder Vision zerschlage ich den Widerstand", entgegnete Zorya aufgebracht. Schwarzgraue Fäden schlängelten sich verzweigt durch die Luft, hielten auf Aydens Kopf zu. "Und in jeder Vision... verendest du wie ein Tier! Meinst du, ich wusste nicht, dass du mich hintergehen wirst?" Verletzt sah sie ihn an. Ayden blickte perplex zurück.
"Du wusstest... wieso hast du es dann zugelassen?", fragte er.
"Weil ich wollte, dass du dich trotzdem für mich entscheidest! Mich! Deine Königin!", warf sie ihm vor. Tränen spritzten ihr aus den Augen. "Ich habe dir jede Chance gelassen das richtige zu tun!"
"Du warst nie meine Königin", entgegnete Ayden, versuchte vergeblich gegen ihre Macht anzukämpfen, neigte den Kopf nach hinten, um den heranrückenden Fäden zu entgehen. Wie dünne Schlangen hingen sie vor seinen grünen Augen.
"Ich hätte es sein können", sagte Zorya bitter. Dann stießen die Fäden zu, bohrten sich in seine Augen, tiefer hinein und damit auch in seinen Geist. Der Haushofmeister brüllte vor Schmerzen.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » So 25. Sep 2022, 19:11

Endlich ihren Bruder wieder zu sehen, liess Eoshan spüren, wie angespannt sie gewesen war. Auch wenn sie sich stets bemüht hatte, ihre Ruhe zu bewahren und konzentriert zu bleiben, damit ihnen kein Fehler bei ihrer Rettungsmission unterlief. Doch nun, wo Darken knochendünn aber lebendig auf dieser Trage vor ihr lag, fühlte sie sich so ungemein erleichtert, dass sie keinen Zweifel mehr hegte, dass sie alles bewältigen konnten, was sie nur wollten. Zu aller erst Zorya Einhalt gebieten.
Wie immer hatte Eoshan ihren Bruder zuerst so gesehen, wie er geworden wäre, wenn seine Mutter ihn nicht verstümmelt hätte. Kraftvoll und sanftmütig. Feingliedrig mit fast schon filigran anmutenden, schwarzen Flügeln. Normalerweise verschwand dieses Bild wieder, wenn sie sich konzentrierte. Diesmal blieb sein linker Arm jedoch. Ungläubig strich sie ganz sanft über die linke Schulter behutsam runter zu seinem Oberarm. Er war immer noch da. Es war keine Illusion, sondern Fleisch, Blut und Knochen. Deswegen war ihr Bruder so abgemagert. Die Heilerinnen hatten seine ganze Kraft dazu verwendet, ihm einen neuen Arm wachsen zu lassen und sie hatten es sogar geschafft. Eoshan hätte das nicht für möglich gehalten. Es war Wahnsinn.

"Es tut so gut, dich zu sehen, kleiner Bruder", flüsterte sie ihm erleichtert zu, als Merion kurz einmal Luft schöpfen musste und Darkens Aufmerksamkeit für einen Moment freigab. "Vielen Dank für deine Warnung. Du hast viel Leben gerettet. Merion wird dich jetzt nach Hause bringen, wo du wieder zu Kräften kommen kannst. Ich komme gleich nach." Noch einmal streichelte sie ihm zärtlich über sein verschwitztes Haar.
Es viel ihr schwer, Darken schon wieder ziehen zu lassen und ihn nicht gleich selber nach Hause in Sicherheit zu bringen. Doch nun war es an der Zeit, die Gruppe aufzuteilen. Kosta, der seinen Nicht-Gefährten nicht mehr aus dem Arm lassen zu wollen schien, drängte darauf, dass er weiter müsste. Wohl um das Gegegenmittel zu Timaris zu bringen. Die ehemaligen Gefangenen wollten auch ganz dringend hier heraus und Eoshan schickte einen ihrer Krieger zusammen mit der Heilerin, Merion und Darken mit ihnen mit. Sie sollten gemeinsam mit den anderen durch die Gänge im Felsen wieder hinaus gehen und dann sofort auf die Winde springen, um nach Dea al Mon zu gelangen. Darken brauchte unbedingt einen sicheren, ruhigen Ort, wo er genesen konnte.

Selber wollte Eoshan mit Savah und ihren Leuten hoch zu Zorya, um dafür zu sorgen, dass sie keinen Schaden mehr anrichten konnte. Laree wollte sich ihnen anschliessen, weil sie Ayden Asar finden wollte. Bei den ehemaligen Gefangenen hiess Laree allerdings Venka und sie schienen einen gemeinsamen Freund namens Rashar zu haben. Eoshan lächelte staunend über die verschlungenen Wege der Dunkelheit.
Dann blieb ihnen jedoch keine Zeit mehr, weiter einander zu begrüssen. Erneut wurden sie von dhemlanischen Soldaten angegriffen und noch immer läutete die Alarmglocke enervierend. Mit frischem Mut und Energie warfen sich die Glacier und die Dea al Mon ihren Feinden entgegen. Dass sie Minan und Kosta gefunden und gerettet hatten gab ihnen alle neue Zuversicht, um auch den letzten Teil ihres wagemutigen Plans in die tat umzusetzen. Eoshan streichelte Darken noch ein letztes Mal über die Stirn, bevor sie wieder die Kapuze hochschlug, die ihre Signatur verbard und sich den Kämpfenden anschloss.

Wobei Eoshan selbst sich aus den Kämpfen selbst eher heraus hielt und im Hintergrund blieb. Sie hatte keine jahrelange Ausbildung darin, wie die meisten anderen hier. Ja, sie konnte kämpfen, war schnell und wendig, doch als Königin war es ihre Pflicht, sich keinem unnötigen Risiko auszusetzen. So blieb sie mit der Priesterin eher etwas zurück, während die, die kämpfen konnten hart und rücksichtslos mit den Dhemlanern verfuhren, die sich ihnen entgegen stellten. Ausserdem würde Eoshan ihre Kräfte nacher noch brauchen, wenn sie sich Zorya entgegen stellten. Sie war die einzige Schwarze Witwe in ihrer Gruppe und womöglich würde sie tief ins Verzerrte Reich eindringen müssen. Eoshan wusste nicht, was sie erwarten würde.

Sie alle wussten jedoch, dass sie sich beeilen mussten. Wenn Zorya floh und sich bei Sion in Sicherheit brachte, hatten sie gleich zwei mächtige Gegner, denen sie sich auf einmal stellen mussten. Es wäre besser sie gleich hier zu besiegen und das schattige Dhemlan Sions Einflussbereich zu zu entziehen. So entwickelten sich die Kämpfe mit den Wachen heftig aber kurz. Es war mühsam in den engen, dunklen Gängen zu kämpfen. Besonders für die grossen Glacier, die eigentlich mehr Bewegungsfreiheit bräuchten. So griffen sie alle oft auf ihre Juwelenkraft zurück, um die Gegner zu erledigen. Nicht selten auch so, dass sie eine Decke oder eine Wand zum Einsturz brachten und so die Dhemlaner unter schweren Steinen begruben. Eoshan empfand dies als erschreckend effektiv und brutal. Besonders dann, wenn sie wieder über einen Geröllhaufen kletterten und darunter noch Arme oder Beine hervor lugten.

Sie durften sich davon jedoch nicht ablenken lassen. Sie mussten zu Zorya, die sich erstaunlicherweise ganz in der Nähe aufzuhalten schien. Sie bewegte sich auch nicht von dort weg. Wahrscheinlich rechnete sie nicht damit, dass die Eindringliche Erfolg haben könnten. Eoshan wusste nicht, wieviele Soldaten sich ihnen noch in den Weg stellen würden, doch sie war davon überzeugt, dass sie Zorya besiegen konnten. Genau jetzt. Es war etwas, was sie nicht wirklich erklären konnte. Zumindest niemandem, der nicht auch eine Schwarze Witwe war. Eoshan spürte, wie sie einem der möglichen Wege in die Zukunft folgten, der den Tod der Spinnenkönigin mit sich brachte.

Über eine etwas breitere Treppe gelangten sie nach oben von dem Kerker in das eigentliche Haus. Augenblicklich war Zoryas Signatur besser zu spüren und nun auch die von Ayden Asar. Sie schienen sich über ihnen aufzuhalten. Zügig hielt die Gruppe auf die Signaturen zu, hielt sich nicht mit Dienern auf, die sich verschreckt hinter Schränken oder Türen verschreckten und den Wachen warfen sie sich nur noch entschlossener entgegen. Hier konnte man freier kämpfen, was sowohl den Glaciern, als auch den Dea al Mon nur zum Vorteil gereichte.
Je weiter sie gelangten, desto vertrauter schien Eoshan diese Umgebung. Manchmal hätte sie felsenfest schwören können, hier schon einmal gewesen zu sein. Der Traum, in dem sie mit Minan, Darken und Tänzer nach Hexe gesucht hatte, hatte offensichtlich mehr Wahrheit enthalten, als sie gedacht hatte. Und schliesslich gelangten sie in eine verwüstete Bibliothek. Erstaunlicherweise standen keine Wachen davor. Eher im Gegenteil, sobald sie die ebenerdige Etage verlassen hatten, waren sie eher von den Soldaten verfolgt worden, als dass sie sie weiter vor sie hatten herdrängen müssen. Überraschend war es jedoch vorallem deswegen, weil sich in der Bibliothek Zorya Eacir und Ayden Asar aufhielten. Hatte sie die Wachen weg geschickt? War es eine Falle?
Eoshan verstand diese merkwürdige Königin nicht, die es zuliess, dass die Signatur ihres Zuhause so voller Einsamkeit, Verzweiflung und Angst war. Sie begriff jedoch, was Zorya mit dem Haushofmeister von Hayll machte. Sie hielt ihn nicht nur in der Luft und quälte ihn mit ihrer Juwelenkraft. Auch wenn Zorya viel dunklere Juwelen als Eoshan besass, so war der Dea al Mon als Schwarze Witwe klar, dass Zorya versuchte, den Geist des Prinzen aufzubrechen, zu erkunden und ihm jegliche Geheimnisse entreissen wollte, die er besass.

Eoshan hielt sich an der Priesterin fest, damit diese auf sie aufpasste und sie zur Not aus dem Kämpfen heraus hielt, und liess sich augenblicklich tief ins rot ihres Abgrundes fallen. Glücklicherweise trug Prinz Asar ebenfalls rot. Es würde ihr so leichter fallen, seinen Geist zu finden. Drängend streckte sie ihre fühler nach ihm aus, fand ihn gequält und gefesselt in seinem roten Netz, welches kurz davor war zu zerreissen. Er wehrte sich verbissen dagegen. Doch die unbarmherzige, schwarzgraue Königin schlug wütend nach ihm, schien ihn zerbrechen zu wollen.
Geschickt glitt Eoshan zu ihm. Sie mochte mit Schwert und Bogen nicht so gut umgehen können wie andere aus ihrem Volk, doch dafür war sie eine hervorragend ausgebildete Schwarze Witwe, meisterte ihre Gabe wie kaum eine andere. In ihrem Schwarzen Witwen Kleid erschien sie neben dem gequälten Geist des Prinzen. Den Umhang trug sie hier nicht. Frei schwebte ihr langes, silbernes Haar um sie. Sanft aber schnell fasste sie ihn an der Hand und zog ihn mit sich ins Verzerrte Reich.
"Hier können wir uns eine Weile vor Zorya verstecken", erklärte sie dem Prinzen ruhig, zog ihn aber stetig mit sich weiter. Sie konnten sich nicht tiefer bewegen, als die andere Schwarze Witwe. Doch im Grauen Reich herrschten andere Regeln. Sie würden eine ganze Weile vor Zorya fliehen und sich vor ihr verbergen können, bevor sie wieder auf ihre Juwelenkraft zurückgreifen mussten. Das reichte hoffentlich, bis die anderen die Königin ausser Gefecht gesetzt hatten. "Du musst dich nur immer schön an mir fest halten, Ayden Asar. Ansonsten gehst du mir hier verloren und dein Geist zerbricht gänzlich."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Savah » So 25. Sep 2022, 19:13

Savah wischte ihr Schwert an der Kleidung eines gefallenen Wärters ab ehe sie den anderen folgte, um weiter nach oben zu gehen. So schön es gewesen war das herzliche Wiedersehen zwischen den Verliebten zu sehen und zwischen Eoshan und ihrem Bruder, deswegen war die Glacierin nicht hier. Sie wollte Zorya bekämpfen. Wenn sie diesen Sieg für ihr Volk erringen konnte, würden die Dhemlaner gewiss an Moral verlieren und im Gegenzug würden ihre Krieger leichteres Spiel haben. Es würden nicht so viele von ihnen sterben. Das war Savahs Motivation, die sie schneller ausschreiten ließ.
Gemeinsam mit einigen der Dea al Mon kämpften sie sich nach oben. Sie waren zwar wenige, doch sie hatten sehr dunkle Juwelen und das machte einiges wett. Savah hätte einen ehrlichen, gleichwertigen Kampf zwischen Zorya und sich bevorzugt, aber sie wollte auch wieder zurück nach Glacia. Zu ihrem Sohn. Als sie den Kerker verlassen hatten, konnten sie nun auch die Spinnenkönigin spüren. Sie und ihre dunkle Kraft. Savah setzte ihre Kunst nicht oft ein, jedenfalls nicht bewusst, aber sie tat es, wenn es darum ging ihre Leute zu beschützen. Instinktiv hatte sie so stets zur richtigen Stelle ein schwarzgraues Schild oben an dem die Angriffe der Soldaten abprallten. Savah atmete tief durch, schleuderte die Kraft zurück durch den Gang. Die Männer wurden mit ihr nach hinten geschleudert. Geräuschvoll krachten Mauern von der Durchschlagskraft ein, Säulen stürzten in sich zusammen.
Den Platz benötigten sie auch. Savah konnte kaum mit ihrem Anderthalbhänder in den engen Gängen ausholen. Erst als sie aus dem Kerker gekommen waren, wurden die Gänge wieder breiter und auch höher. Wenn sie Dienern begegneten, flohen die meisten entsetzt und riefen nach Erbarmen oder Hilfe. Savah ließ sie wegrennen, doch die Wächter, die sich ihnen gegenüberstellten, wurden erbittert bekämpft. Savah dachte nur an ihr Volk, und an Marten, Magnus, Rasmus und Hagen an ihrer Seite. Die Männer wollten sie sowieso beschützen und verteidigen, aber die Königin war eine gute Kämpferin und benötigte nicht viel Schutz. Trotzdem ließ sie die Männer meist vor und sparte sich ihre eigenen Juwelenreservern auf. Sie wusste, dass sie diese noch benötigen würde. Zorya war vielleicht keine starke Königin, aber sie war mächtig. Savah konnte ihre Macht bereits spüren. Es machte sie nervös. Nicht darüber zu sterben. Für ihr Volk, gerne. Es machte sie eher nervös, weil sie an das Königinnentreffen in Nharkhava denken musste. Auch dort hatte sie eine Königin getötet. Sie wollte nicht in die Geschichte eingehen als Königintöterin.

Dennoch folgte die Gruppe zielstrebig der Signatur der Königin. Sie war nicht alleine. Irgendjemand schien bei ihr zu sein. Auf dem Weg dorthin begegneten sie einer größeren Gruppe von Wächtern, die besonders verbissen kämpfte. Nicht alle kamen unverletzt aus diesem Kampf. Marten humpelte bedenklich, die Miene schmerzerfüllt verzogen, doch er beklagte sich nicht. Magnus blutete aus einer Platzwunde am Kopf. Der Kriegerprinz wischte sich immer wieder das Blut aus dem Gesicht.
Dann stießen sie eine Türe auf und fanden Zorya in einer halb zerstörten Bibliothek wieder. Savah hatte erwartet, dass sie zusammen mit einem Leibwächter oder Begleiter dort wäre, doch stattdessen war die Schwarze Witwe vollends darauf konzentriert einen Prinzen in die Luft zu erheben und ihn scheinbar zu quälen wie es schien. Savah hatte so etwas noch nie gesehen. Schwarze Witwen waren selten an ihrem Hof und allgemein in Glacia. Der blonde Prinz hing wehrlos in der Luft, den Kopf nach unten hängend. Er schien bewusstlos. Seltsame schwarze Fäden gingen von Zorya aus und hatten sich in die Augen des blonden Prinzen gebohrt. Sie wirkte zunächst ganz konzentriert auf ihre Beute. In dem Moment kam sie Savah tatsächlich wie eine Spinne vor.
Als die Gruppe aber in den Raum traten, fuhr sie herum. Sie beäugte Eoshan mit scharfem Blick.
"Wie kannst du es wagen, du dummes Ding?", fuhr sie die Dea al Mon an. "Er ist mein Haushofmeister. Er hat mir Rechenschaft abzulegen. Er hat mich verraten!"
Savah hob langsam ihren mit glacianischen Runen verzierten Anderthalbhänder. "Deine Herrschaft ist vorbei, Zorya", sagte sie. "Hör auf mit.. was auch immer du da tust und ergib dich."
Die dunkelhäutige Königin sah sie unwirsch an. "Das ist mein Reich. Es war ein Fehler von euch hierher zukommen."
"Bisher scheinen wir uns ganz gut geschlagen zu haben", lachte Rasmus und hielt seinen mächtigen Streithammer mit beiden Händen. "Hör auf Savah."
Zorya lächelte. Savah machte einen halben Schritt nach vorne. Sie hatte ein schlechtes Gefühl. Schon seit sie diesen Raum betreten hatten. Das ging zu leicht... nichts was es wert war darum zu kämpfen, kam einem leicht zu...
"Es war ein Fehler von euch hierher zu kommen", wiederholte die Königin. "Ich habe Dutzende von Schwarzen Witwen zu meiner Verfügung. Hunderte Augen, die für mich sehen, hunderte flinke Finger, die für mich Netze spinnen. Und ihr denkt, ihr habt mich überrascht? Ich wusste vielleicht nicht wer kommt, aber ich wusste, dass jemand kommt."
Sie machte eine fließende Handbewegung. Der Raum schien sich zu verdunkeln. Es dauerte einen Moment bis Savah begriff was es war. Sie sah nach oben und entdeckte mehrere Schwarze Witwen, gewiss ein Dutzend, die oben auf der Galerie standen, die die Bibliothek umgab und wo sich weitere Bücherregale befanden. In ihren dunklen Gewändern hatten sie das Licht von den Fenstern verdeckt. Sie streckten ihre Hände aus und mit einem Mal flossen aberzählige der schwarzen Spinnenfäden nach unten.
Die Türe fiel hinter ihnen krachend ins Schloss, versperrt mit schwarzgrauer Kunst.
Savah hieb nach den Netzen, die auf sie niederfielen. Neben ihr brach plötzlich Magnus zusammen. Erschrocken griff die Glacierin nach ihm. "Magnus!" Sie rüttelte an ihm, aber er blieb bewusstlos. Sie spürte, dass er atmete, nur wachte er nicht auf, seine Augen starrten offen ins Leere. Verdammt. Was hatten die Schwarzen Witwen mit ihm gemacht? So konnten sie nicht kämpfen.
"Nach oben!", rief sie Marten und Rasmus zu. Die Schwarzen Witwen mussten weg. Savah rief einen Schild über ihnen herbei, um die Netze abzublocken, doch sofort spürte sie wie Zorya sie bekämpfte und den Schild zu zerstören versuchte. Die Königin eilte zu Zorya, hieb mit dem Schwert nach ihr. Spinnenfäden schlangen sich um die Klinge, hielten die Waffe fest. Wütend zerrte Savah daran. So kämpfte man doch nicht! Hagen kam ihr zur Hilfe, durchtrennte die schwarzgrauen Fäden mit seiner eigenen mit Kunst verstärkten Waffe. Gemeinsam setzten sie nun der Königin zu, aber es war schwierig an sie heranzukommen ohne Opfer eines der Netze zu werden. Was immer mit Magnus passiert war, es hatte auch einen der Dea al Mon getroffen. Sie konnten keine weiteren Kämpfer verlieren. Oben auf der Galerie tobte bereits ein Kampf. Kreischend fiel eine der Schwarzen Witwen blutig über die Brüstung und krachte nach unten.
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