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Der Verrat





Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » Sa 20. Aug 2022, 19:34

Zucker sandte ihm nicht zurück, doch durch ihre mentale Verbindung konnte er gewaltige Irritation und Verwunderung spüren. Kosta lachte innerlich und zog sich wieder zurück, um Zucker nicht weiter zu stören. Er wollte dem Prinzen lieber erst einmal alleine begegnen, wenn der sich von seiner Begleitung gelöst hatte. Dafür schien besagte Begleitung jedoch erst einmal zufrieden gestellt werden müssen.

Wirklich zuschauen konnte Kosta den Beiden nicht, so wie er es angedeutet hatte. Dazu war es viel zu dunkel. Ausserdem lagen die Zwei doch noch ein Stück weit weg unter hohen Farnen gut verborgen und Kosta kauerte sich im Dschungel nieder, damit ihn auch niemand vom Fort aus erspähte. Dafür konnte er die zwei Liebenden um so besser hören. Besonders die Frau schien voll und ganz auf ihre Kosten zu kommen, da sie bald schon nur noch manisch stöhnte und schliesslich in einem gewaltigen Höhepunkt aufging.
Was Zucker wohl so alles mit ihr anstellte? Oh und dann ging es auch schon wieder weiter. Kosta wurde selbst ganz schön wuschig zumute und er langte sich verstohlen zwischen die Beine, um sich etwas zu reiben. Erregt stellte er sich dabei vor, wie Zucker so besitzergreifend über ihn herfiel und ihn dazu brachte, zu stöhnen, zu betteln und zu schreien. Schon bald musste der Sklave sich selbst auf die Lippen beissen, um nicht selber leise zu keuchen.

Dann war es aber endlich, oder leider wieder vorbei. Kosta atmete einige Male tief durch, um sich zu fangen, während er der Hexe und dem Prinzen lauschte. Zucker war charmant wie immer. Kosta grinste und erhob sich vorsichtig, schön versteckt hinter einem dicken Baumstamm. Der Prinz hatte seiner Begleiterin erklärt, dass er pinkeln gehen müsste. Das war die Gelegenheit sich Zucker zu zeigen. Ganz vorsichtig.
*Hallo, Heisser*, sandte er ihm verwegen zurück, liess ihn etwas von seiner Erregung spüren, die der Sex vorhin erweckt hatte. *Wart nur, bis du meine Augen siehst*, erwiderte er souverän auf die Bemerkung bezüglich seiner neuen Haarfarbe. So selbstverständlich, als hätte er natürlich gewusst, dass Zucker nun auf blond stünde und seine Haare extra für ihn gefärbt.
Gleich darauf fiel er Zucker allerdings mental um den Hals und schmiegte sich schmusig an ihn. *Ich habe dich vermisst*, schnurrte er vertraulich. *Was bist du so überrascht. Ich habe dir doch gesagt, dass ich kommen werde, um dich hier rauszuholen.* Oder so ähnlich. Der Prinz hatte es nie geglaubt und auch jetzt forderte er eine vernünftige Erklärung. Und das schnell, da Kosta nur kurz Zeit hätte, sich zu erklären, bevor er wieder zurück müsse. Wohl so lange, bis Zucker zuende gepinkelt hatte. Diskret wandte Kosta seinen Blick ab.
*Ich will auf dich aufpassen*, beteuerte er noch einmal. Diesmal ernst. Doch mehr sagte er nicht dazu. Es war Zucker überlassen, ihm zu glauben oder eben auch nicht. *Ausserdem habe ich Nachrichten für Prinz Rashar und ganz wichtige Neuigkeiten für Prinz Tiger. Ich muss mit ihnen sprechen. Wenn möglich ohne gefangen und gefoltert zu werden. Kannst du das arrangieren?*
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von Anzeige » Sa 20. Aug 2022, 19:34

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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » Sa 20. Aug 2022, 19:36

Iasons Speerfäden waren erregt und verwegen. Selbstbewusst sandte er zurück, schien mit ihm flirten zu wollen und hatte wohl komplett vergessen unter welchen Umständen sie sich verabschiedet hatte. Zucker wusste nicht recht was er davon halten sollte. Er hatte es nicht vergessen, er war sich immer noch nicht sicher wieviele Lügen ihm Iason erzählt hatte, was stimmte, was nicht. Der Mann blieb undurchsichtig. Der Krieger schien dies überspielen zu wollen, überschüttete ihn mental mit innigen Speerfäden wie sehr er ihn vermisst hätte und er wäre gekommen um ihn rauszuholen.
Zucker hatte die Büsche angesteuert, begann zu pinkeln. *Hab dir gesagt, dass ich hier gebraucht werde. Du hättest wegen mir nich zurückkommen müssen*, sandte er etwas zurückhaltender. Iason hatte ihn vor ein paar Wochen, kurz vor seiner Flucht mit Venka und Bonderus angeboten mit ihnen zu kommen, aber Zucker hatte abgelehnt. Er konnte hier nicht weg und außerdem kannte er den Piratenspion - oder was immer er war - nicht.
*Dachte, du vergnügst dich auf deiner tollen Pirateninsel.* Falls die überhaupt existierte. Zucker hatte später Gerüchte gehört über den Tumult in Loraka. Im Hafen hätte es gebrannt, Schiffe wären versenkt worden, man hätte eine Heilerin - Maeve - aus der Krankenstation entführt und Lorcann wäre getötet worden. Es hieß mehrere feindliche Schiffe mit falschen Segeln und Fahnen hätten eine List angewandt, nur wer es gewesen sein sollte, wusste niemand. Einige meinten, es wären Benksabas Leute gewesen, andere sagten rebellische Dhemlaner oder gar Hayllier denen man sofort zutraute auf eine List zurückzugreifen.

Der Krieger behauptete, er wollte auf ihn aufpassen. Zucker lachte leicht. Sicher. Dann rückte der Hayllier endlich mit dem wahren Grund raus, er hätte Botschaften für Rashar und Tiger. Das war schon eher wahrscheinlicher. Gut möglich, dass Iason Nachrichten aus Hayll brachte. Zucker wollte aber in diese Spionagegeschichten nicht hinein gezogen werden.
Er schüttelte ab, verstaute seine Männlichkeit wieder und schloss die Hose.
*Ja. Aber ich weiß nicht wann. Muss erst mit ihnen reden*, sandte er zurück. *Warte hier.* Zucker trat aus den Büschen raus, sah nochmal kopfschüttelnd zu dem Krieger. Der Soldat wusste nicht was er sagen sollte. Dunkel lag sein Gesicht im Schatten, man sah nur schwach die halb verbrannte Gesichtshälfte.
*Du hättest nie zurückkommen sollen.* Er entfernte sich langsam. *Ich muss gehen.*
Verwirrt ging Zucker durch die Farne zurück zu Anzalya, die bereits ein wenig ungeduldig wurde. Gemeinsam gingen sie zurück zum Fort. Es dauerte ein wenig bis er die Botin loswurde und alleine mit Rashar sprechen konnte. Tiger war mal wieder unauffindbar. Nachts durchstreifte er oft alleine die Wälder.

"Ich weiß nicht was ich davon halten soll", setzte Rashar an, nachdem Zucker erzählt hatte. Unter Einsatz eines Hörschildes natürlich.
"Ich glaube nicht, dass er uns schaden will", entgegnete Zucker zögerlich, drehte sich auf dem Schreibtisch des Kommandeurs eine Zigarette. Etwas Tabak fiel auf die Berichte darunter.
"Das nicht. Aber er kann uns unabsichtlich schaden. Wenn wir ihn aufnehmen und es rauskommt, dass wir ihn hier haben... es gibt genug, die ihn ausliefern würden. Er ist keiner von uns und die Belohnung auf ihn ist hoch", gab Rashar zu bedenken. Zucker nickte. Er traute es vielen in der 6. Kompanie zu, das sie die Nachricht zu Loraka weiterleiteten. Dann war da auch noch Anzalya. Wenn sie Iason zu Gesicht bekam... oder einer aus der Kompanie es ihr verriet.
"Er hat jetzt blonde Haare und ne andere Augenfarbe."
"Das wird vielleicht bei der Botin helfen, aber es braucht nur einen, der ihr steckt, dass wir einen hayllischen Spion hier haben, und nichtmal deine Zungenkünste können uns retten", warf Rashar ein. Da hatte er leider Recht. Der Kommandeur rieb sich nachdenklich am Kinn. "Trotzdem muss ich wissen wieso er hier ist. Hmmm... wir können ihn vielleicht durch den Gang schmuggeln. Direkt in den Keller unter dem Kommandeurshaus hier."
Riskant. Zucker schon sehen wie alles gnadenlos schief ging. Aber draußen stehen lassen konnte er Iason auch nicht.
Dennoch dauerte es noch mehrere Stunden bis er tief in der Nacht zurückkam. Der Krieger war tatsächlich noch hier.
*Rashar will dich sprechen, ich soll dich ins Fort schleusen.* Zucker rief einen dunklen Beutel herbei. *Und ich soll dafür sorgen, dass du nichts siehst.* Er kam auf Iason zu.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » Sa 20. Aug 2022, 19:45

*Ich wollte aber*, sandte Kosta trotzig zurück, als Zucker ihn auf Abstand hielt und meinte, er hätte nicht wegen ihm zurück kommen müssen. Nein, das hatte er nicht gemusst. Aber er hatte es gewollt. Schliesslich war er auch ein Mensch und hatte deshalb auch einen eigenen Willen. Zucker musste gar nicht glauben, dass seiner wichtiger war als der von Kosta. Es zählte wohl einfach dessen Willen, der stärker war, ihn umzusetzen. Und Kosta hatte es geschafft, seinen Willen umzusetzen. Er war hier. Zucker musste ihm das jetzt gar nicht absprechen.
*Wie sollte ich mich da denn vergnügen ohne dich?* schmollte er. Ausserdem hatte er sich vergnügt. So lange bis es weh getan hatte. Bei der Pirateninsel war es ja auch nie darum gegangen, dass Kosta sich da vergnügte, sondern dass er Laree, Prinz Malateste und Zucker dahin in Sicherheit hatte bringen wollen.
*Ja, schon gut. Ich weiss. Ich hätte nicht herkommen sollen. Das sagen alle. Jetzt bin ich aber hier." Püh, wenigstens ein Begrüssungsküsschen hätte er ihm geben können, wenn er ihm schon nicht fröhlich um den Hals fiel. Ach was, eigentlich hatte Kosta mit nichts davon gerechnet. Er wollte einfach bei Zucker sein und auf ihn aufpassen und Tiger die frohe Botschaften von seiner Familie überbringen. *Und ich werde warten.* Dass Zucker ihn nicht gleich mitnehmen konnte, hatte er sich schon gedacht.

Sobald Zucker bei seiner Liebhaberin war, liess sich Kosta wieder zu Boden sinken und schloss verträumt seine Augen. Er hatte kaum etwas von seinem Schwarm gesehen, dennoch hatte Zucker in der Dunkelheit so verführerisch ausgesehen. So dunkel, geheimnisvoll und verwegen. Sein leichtes Lachen war so erfrischend gewesen. Auch wenn er ihn halb ausgelacht hatte. Zucker würde schon sehen, sollte es soweit kommen. Der Krieger sehnte sich danach, ihn wieder küssen zu können, ihm mit sanften Fingern zu erkunden. Auch seine verbrannte, narbige Seite. Für ihn gehörte die zu dem Krieger hinzu und machte ihn in seinen Augen nicht hässlich. Es war nur schade, dass Zucker deswegen Schmerzen erleiden musste. Das wollte er nicht. Kosta hoffte, dass er ihm die Salbe würde geben dürfen, die er für ihn mitgenommen hatte.

Es war schon tief in der Nacht, als Zucker wieder zu ihm zurück kam. Kosta war schon ziemlich müde und kämpfte darum, nicht einzuschlafen. Etwas, was hier so nah am Fort einem Selbstmord gleichgekommen wäre. Trotzdem wagte er es nicht, sich tiefer in den Wald zurück zu ziehen, aus Angst, Zucker dann zu verpassen. Um so erleichterter war er, als er den Prinzen auf sich zukommen hörte. Leise erhob er sich und lächelte ihn freundlich an.
*Danke*, meinte er aufrichtig dazu, als Zucker erklärte er würde ihn ins Fort schleusen, damit er mit Rashar sprechen konnte. Dann verzog er seine Lippen jedoch zu einem spöttischen Grinsen, als der ehemalige Lustsklave einen dunklen Beutel herbei rief und ihn erklärte. *Echt jetzt damit?* Das war doch lächerlich, wo er seine Juwelen dabei behalten konnte. *Ich hätte also schon einen Seidenschal erwartet*, pikierte er sich gespielt, seufzte dann aber. *Wobei, eigentlich muss ich ja wohl froh sein, dass du mir nicht mit der Keule eins überziehst und mich in deine Kammer schleifst.* Er stockte, blinzelte und seinem Blick war anzusehen, dass er gerade merkte, dass der Gedanke eigentlich gar nicht so schlecht klang. *Kriege ich denn wenigstens ein Begrüssungsküsschen?* gab er klein bei und zog eine Schnute. Brav hielt er seine Hände vor sich zusammen, sollte dem Prinzen noch in den Sinn kommen, dass er ihm sicherheitshalber die Hände fesseln wollte.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » Sa 20. Aug 2022, 19:46

Iason lächelte ihn an, als Zucker wiederkam, doch als er den Beutel sah, grinste er überheblich und machte sich darüber lustig, dass der Prinz ausgerechnet mit so einem Beutel ankam, er wollte einen Seidenschal. Gekünstelt führte er sich auf ehe einen Moment seine Stimmung wieder ruhiger war und er erkannte, dass er froh sein musste nicht von Zucker ausgeknockt zu werden.
Der Soldat wunderte sich sehr über Iasons sprunghaftes Verhalten, wusste nicht so wirklich was er davon halten sollte. Er hatte keinerlei Ahnung wer der Mann vor ihm war, der scheinbar verschiedene Charaktere ausprobierte. Natürlich, er war ein Spion, er konnte das. Wochenlang hatte ihm Iason den schüchternen, hilfsbereiten Sklaven vorgespielt ehe er seine Maske abgelegt hatte und gezeigt hatte was für ein Draufgänger er eigentlich war.
*Ich kann dir auch eins über den Schädel ziehen, wenn dir das lieber ist*, sandte Zucker abwehrend zurück. Iason ließ sich nicht abschrecken, bettelte schmollend wie ein kleines Mädchen um einen Begrüßungskuss. Das wurde dem Soldaten nun doch zu dumm. Er kam näher, blickte den Krieger dunkel an.
*Ich hab nicht vergessen wie du dich aufgeführt hast nachdem ich dich enttarnt hatte. Die Nummer kannste dir sparen*, sandte er vielleicht ein wenig zu barsch. Dann stülpte er Iason den Sack über, sah zu, dass der Spion nicht unten durchlinsen konnte. *Los, gehen wir. Hab keinen Bock von der Nachtpatrouille erwischt zu werden.* Er gab dem Hayllier einen Schubs und gab so die Richtung vor. Aber Iason wirkte recht orientierungslos und so packte ihn Zucker schließlich grob an der Hand und zerrte ihn mit sich.

Sie umrundeten das Fort beinahe gänzlich ehe Zucker stehen blieb und einige Büsche sowie einen umgestürzten Baumstamm wegrollte. Dann folgten noch einige Steine, die er mithilfe der Kunst hochschweben ließ. *Hier runter. Vorsichtig*, sandte er Iason, führte ihn zu einer Strickleiter nach unten in einen sehr kleinen Tunnel. Zucker folgte nach, zog die Tarnung wieder über den Eingang. Die Steine sanken hinter ihm zu Boden, versiegelten den Tunnel so.
*Weiter nach vorne.* Er gab Iason wieder einen Schubs. *Ist Venka sicher angekommen?*, stellte er die Frage, die ihn am brennensten interessierte. *Und Bonderus.* Dass Iason es geschafft hatte, sah er ja und er war wirklich froh darum. Bloß wusste Zucker nicht wie er mit diesem plötzlichen Auftauchen und dem wirren Verhalten umgehen sollten.
Am Ende des Tunnels wartete eine neue Strickleiter. Zucker zwängte sich im engen Gang dicht an Iason vorbei, um vorzugehen und die Falltüre zu öffnen.
*Keinen Mucks. Es ist nicht sicher im Fort für dich. Auf deinem Kopf sitzt ne fette Belohnung und wir haben eine Botin aus Loraka hier*, informierte er Iason. Alles gute Gründe sich zu verbergen. Sie waren im Keller des Kommandeurshauses angelangt, wo sie allerlei Werkzeuge, aber auch Getränke und Essen lagerten, da es hier schön kühl war.
Zucker half Iason raus aus dem Tunnel nach oben, schloss die Falltüre. Rashar erwartete sie schon, schob wieder zwei Fäßer drüber. Dann brachten sie Iason in den nächsten Raum, wo Zucker ihm den Sack abnahm. Rashar entzündete eine Laterne auf einem alten Regalbrett.
"So sieht man sich wieder", sagte er zu Iason. "Zucker hat gesagt, du hast eine Nachricht für mich. Ich habe mich schon gefragt wann sich jemand aus Hayll melden würde. Mit dir habe ich aber nicht gerechnet."
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » Sa 20. Aug 2022, 19:50

Zucker war nicht in Stimmung für einen Begrüssungskuss, warf ihm sein Verhalten von damals im Schwarzen Kessel vor. *Du hast mich nicht enttarnt*, musste er dann aber doch klar stellen. *Ich habe dich enttarnt und mich dir dann offenbart.* Zucker sollte die Tatsachen nicht verdrehen. Dann würde ihm nähmlich klar werden, dass Kosta ihn hätte verraten können, es aber nicht getan hatte. Dann würde er ihn vielleicht auch nicht immer so misstrauisch ansehen. Egal was für Nummern er angeblich abzog. Dabei zog er eigentlich gar keine Nummern ab.

Da er sich auch nicht erwischen lassen wollte, liess er sich diesen hässlichen Beutel über den Kopf stülpen. Brav wie ein Lämmchen liess er sich durch das Farn und schliesslich hinunter in einen Gang führen. Er liess es sich jedoch nicht nehmen, seine Schritte wenigstens in etwa zu zählen. Auch tastete er behutsam mit der Kunst seine Umgebung ab. Er wollte schon ungefähr wissen, wo er war. Es war alledings nicht leicht, sich auf all diese Dinge zu konzentrieren. Auf das Zählen, die Umgebung, möglichst leise zu gehen, nicht hinzufallen und auch noch mit Zucker zu plaudern. Nur das mit der Strickleiter war Dank seiner Erfahrung ziemlich leicht. Man sah ihm an, dass er es geübt war, sich daran runter zu hangeln.

*Natürlich*, antwortete er mit einer Selbstverständlichkeit, als hätte er mit Laree und Prinz Malateste nur einen gemütlichen Sommernachmittagsspaziergang unternommen. *Das dachte ich mir schon*, sandte er dann aber verstehend, als Zucker ihn warnte, dass es hier im Fort nicht sicher für ihn sei. Dafür hatte Zucker auch positive Nachrichten für ihn. Zumindest aus Kostas Sicht. *Oh, das ist ja gut*, lächelte er. *Also, ich meine das mit der Botin aus Loraka. Die können wir gut gebrauchen.* Das mit der Belohnung war auch nett, aber in der Tat sehr gefährlich. *Die blonde Lady von vorhin, die dich so überaus entzückend fand? Und wie hoch ist die Behlonung auf mich denn diesmal?* wollte er dann doch wissen. Schliesslich hatte er in der Mannschaft diesbezüglich noch einiges aufzuholen. Ach nein, das war ja vorbei. Er war es sich nur so daran gewöhnt, an sie zu denken. An Eneas. Das musste unbeding aufhören. Hierbei musste er sich konzentrieren können.

Andererseits wollte er sich gerade doch lieber nicht zu sehr konzentrieren können. Ihm wurde immer deutlicher bewusst, dass er in einem engen, dunklen Gang eingesperrt und vollkommen ausgeliefert war. Inzwischen bekam er deswegen zwar nicht gleich sofort eine Panikattacke, dennoch war es nicht seins. Entsprechend zuckte er auch etwas erschrocken zurück, als Zucker sich auf einmal an ihm vorbei schob. Zum Glück ging es dann bald behende eine weitere Strickleiter hoch. Danach mussten sie sich in einem Raum befinden. Nach der stickigen, kühlen, muffigen Erdluft, spürte er noch immer keine Nachtluft. Stattdessen roch es nach Speck, Eisen und Öl. Merkwürdige Mischung. Oh und Prinz Rashar war bei ihnen. Höflich verneigte sich Kosta in die Richtung, wo er ihn spürte. Etwas schweres wurde bewegt und anschliessend ging in einen weiteren Raum, wo ihm endlich dieser blöde Beutel abgenommen wurde. Eine Laterne wurde angezündet und der Sklave erkannte, dass sie sich in einem Lagerraum befinden mussten.

"Guten Abend, Prinz Rashar", grüsste er den Eyrier nun noch offiziel, aber sehr leise. Erneut verneigte er sich respektvoll vor ihm. "Es tut mir Leid, dass ich Euch so spät nachts noch derartige Umstände bereite. Es war relativ schwierig, die Ankunftszeit zu beinflussen." Lieb lächelte er den Prinzen an, als dieser meinte, dass man sich so wieder sähe. Wobei er selbst ja nie wirklich vorstellig bei Prinz Rashar geworden war. Er war nur einer von vielen Gefangenen gewesen. Wahrscheinlich erinnerte der Eyrier sich noch nicht einmal wirklich an sein Aussehen und wusste nur das über ihn, was Zucker ihm gesagt hatte.
"Um ehrlich zu sein, sollte ich auch gar nicht hier sein", gab er mit einem verlegenen Grinsen zu. "Also es wurde mir nicht verboten. Nur ganz dringend abgeraten. Ein Bote sollte herkommen und mit euch sprechen. Der kommt auch noch. Ich war nur schneller. Ich weiss auch alles, was er weiss. Und dann habe ich noch ganz wunderbare Nachrichten für Prinz Am... ähm... Prinz Tiger, die ich unmöglich dem Boten hätte mitgeben können. Ist er nicht hier? Er lebt doch noch, oder? Er muss? Ich muss ihn unbedingt sprechen."
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » Sa 20. Aug 2022, 19:51

Iason war ziemlich schnell dabei gewesen zu senden, dass es Venka und Bonderus gut gingen. Zucker wusste nicht, ob er das glauben sollte. Konnte er den Worten trauen? Wo waren die beiden? In Hayll oder gar auf dieser Pirateninsel, die es angeblich geben sollte?
Als Zucker die Botin erwähnte, freute sich der Spion sogar und erklärte kryptisch, dass sie diese noch gut gebrauchen könnten. Ob das die blonde Lady von vorhin gewesen wäre.
*Ich habe die Aufgabe sie bei Laune zu halten*, sandte Zucker zurück. Als ehemaliger Lustsklave war dieser spezieller Auftrag trotz seiner Brandnarben schnell an ihn gefallen. Zucker hatte nichts dagegen. Es gab hier sonst nicht so viele Gelegenheiten mit einer hübschen Blondine zu schlafen. Sein Blick fiel auf Iason, der gebeugt durch den Gang kroch. Ah, nein, nicht hingucken.
*3.000 Goldmark*, beantwortete er die zweite Frage. *2.000, wenn man dich tot oder nur Teilstücke abliefert.*
Den Hayllier schien es nicht zu schocken. Seine Frage hatte deutlich gemacht, dass er oft gesucht wurde. Wahrscheinlich war das auch nicht das erste Mal mit einem Sack überm Kopf.

Zucker führte ihn nach oben und in den Raum, wo Rashar mit ihm reden wollte, ehe er ihm den Beutel vom Kopf nahm. Iason verneigte sich vor dem Kommandeur, begrüßte ihn freundlich und erklärte grinsend, es wäre ihm verboten worden überhaupt hierher zu kommen ehe er sich verbesserte und erklärte es wäre mehr ein Ratschlag denn ein Verbot gewesen.
"Den Ratschlag würde ich auch wiederholen. Es ist sehr gefährlich dich hier wieder blicken zu lassen. Für dich und für uns", erwiderte Rashar. "Ich hoffe, du bringst gute Nachrichten. Die Rebellen benötigen Unterstützung. In Truppen und in Waffenlieferungen."
Iason fuhr fort, dass ein Bote auch noch auf dem Weg wäre, doch er wäre schneller gewesen. "Was bringst du uns für Botschaften?", fragte Rashar nach. Darauf wollte Iason zunächst nicht eingehen, er hätte eine wunderbare Nachricht für Tiger. Ob er noch leben würde, er müsste ihn unbedingt sprechen.
Zucker vermutete, dass es um Maeve ging, die ja ebenfalls auf dem Schiff gelandet sein sollte. Offiziell sprach man von einer Entführung. Rashar kratzte sich am Rücken, seufzte dann.
"Er lebt, ja...", setzte er an.
"Das Schwarztraum hat ihn schlimmer gemacht", steuerte Zucker bei. "Es ist schwierig geworden mit ihm."
"Was willst du ihm sagen?", erkundigte sich der Kommandeur. "Nachts ist er allein unterwegs, durchstreift die Wälder. Ich könnte ihn rufen. Geht es um... Lady Winters? Geht es ihr gut?"
Natürlich wusste Rashar davon. Zucker hatte ihm einen ausführlichen Bericht erstattet und nur einige.. Details weggelassen. Er blickte zu Iason.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » Sa 20. Aug 2022, 19:57

Süss lächelte er Rashar an, als ihm dieser beteuerte, er hätte ihm den selben Ratschlag gegeben hätte. Der Prinz war doch anständiger, als man es von einem Schwerverbrecher erwarten würde. Kosta hatte gewusst, dass es einen Grund gab, weswegen Zucker und Tiger ihm so treu ergeben waren. Sich so etwas zu verdienen war keine Kleinigkeit.
"Aber auch ihr braucht Unterstützung", entgegnete Kosta sanft. Warmherzig blickte er den Eyrier an, der als erstes an die Rebellen dachte. Gut, vielleicht wollte er auch nur Details wissen, um sie zu verraten, doch daran wollte Kosta nicht glauben. Und da er nichts von der Unterstützung für die Rebellen erzählte, hatte Rashar auch nichts in der Hand, was er verraten konnte.

"Ich möchte euch nicht in Gefahr bringen", beteuerte er ehrlich. "Sagt mir nur, was ich tun soll, damit ich euch keinen Ärger einhandle. Ich werde gehorchen." Höchstwahrscheinlich. "Ich will euch unterstützen und habe auch ein paar kleine Geschenke für euch dabei. Nichts bedeutsames. Halt nur so Kleinigkeiten, die ins Gepäck passen und die man brauchen kann." Aber das interessierte den Kommandant erstmal weniger. Er wollte von der Botschaft wissen, die Kosta für ihn hatte.
"Die Botschaft an Euch, Prinz Rashar, ist nicht ganz so grandios, wie die für Prinz Tiger", gestand er. "Aber ich glaube, sie sind auch nicht schlecht. Auch euch wird Unterstützung angeboten." Er musste wohl nicht erwähnen, dass die 6. sich dafür gegen Sion stellen musste. "Neben der Unterstützung kann ich euch Gold anbieten. Ich weiss allerdings nicht, ob euch das tatsächlich reizt." Er zuckte mit den Schultern. "Das ist kalt und man kann es nicht essen. Vielleicht lockt euch das Angebot eines Lebens danach mehr." Soweit Kosta wusste, hatte Sion nichts dergleichen angeboten. Die 6. war Kanonenfutter und wenn sie doch durch ein Wunder überlebten, hatten sie Glück gehabt. "Nein, nicht ein Leben danach", korrigierte er sich deswegen auch gleich und schüttelte seinen Kopf. "Ein Leben, sobald ihr in Sicherheit seid." Timaris würde sie sicher nicht zwinken noch weiter zu kämpfen, wenn sie Sion jetzt im Stich liessen.

"Schlimmer gemacht?" fragte er dann aber ehrlich besorgt nach, als es um den halben Tigerlaner ging. "Sollte Schwarztraum den Umgang mit Kriegerprinzen nicht vereinfachen? Sie ruhiger machen?" Es war ein widernatürliches Zeug. So gesehen war es nicht überraschend, wenn es nicht langfristig funktionierte.
"Zum Glück konnten wir etwas Schwarztraum sicher stellen. Prinz Malateste hat nicht alles verbraucht und nun wird es von sehr fähigen Schwarzen Witwen untersucht. Sie werden bestimmt ein Gegenmitel finden." Sie mussten. Nicht jeder Kriegerprinz hatte eine starke Königin, die ihm durch den Entzug helfen konnte. "Ja, es geht um Lady Winter", nickte er. "Ich würde ihm gerne sagen, dass sie in Sicherheit ist und wir sogar jemanden gefunden haben, der sich mit Tigerlaner-Mischlings-Geburten auskennt. Sie wird bestens versorgt werden." Aufrichtig glücklich strahlte er Rashar und Zucker an, wäre zweiterem am liebsten um den Hals gefallen.
"Sie vermisst ihn sehr und hat auch ein paar Zeilen für ihn geschrieben", fuhr Kosta aufgedreht fort. "Lady Winter ist noch etwas scheu und zurückhaltend. Doch das wird schon werden. Jetzt hat sie sich erst einmal eine kleine Wohnung mit Phönix und ich denke, sie wird bald in der Schule etwas mithelfen. Die Gegenwart von vielen Kindern bringt sie zum Lächeln. Als ich sie verliess, war sie verständlicherweise noch ziemlich verwirrt, weil ihr gesagt worden, dass es ihr ehemaliger Gefährte gewesen war, der meinen Rücken aus purem Sadimus heraus, derart blutig geschlagen hat. Es tut mir Leid. Ich wollte es ihr eigentlich verheimlichen. Doch der Kapitän ist dahinter gekommen und wurde so wütend darob, dass er ihr die Augen über ihren Prinz Lorcann geöffnet hat. Na ja und dann lauerten wir im Nebel seinem Schiff auf und enterten es. Der Kapitän war irgendwie noch immer wütend und hat ihn wie einen Fisch ausgeweidet. Er muss einen ziemlich qualvollen Tod gestorben sein. Ich versuchte ihn danach wieder etwas herzurichten und ihn zuzunähen, da Lady Winter sich noch von ihm verabschieden wollte. Aber, na ja, Tote sehen nie hübsch aus." Verzeihend blickte er zu den beiden Prinzen.
"Lady Winter wird es sicher verkraften", fügte er hoffnungsvoll hinzu. "Sie ist stark und von vielen Freunden umgeben. Schlussendlich hat sie sich ja auch für Prinz Tiger entschieden. Ich dachte mir, das er das gerne wissen möchte. Und ich soll ihm noch Grüsse von einer alten Freundin von ihm ausrichten." Die Existenz von Lady Lhal sollte der Kriegerprinz allerdings als erstes erfahren, fand Kosta. Er sollte selber entscheiden, ob er den anderen mitteilen wollte, dass er bald zweifacher Vater würde.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » Sa 20. Aug 2022, 20:03

Was er tun sollte, um ihnen keinen Ärger einzubringen? Er hätte nie hier auftauchen sollen. Iason sollte das doch selbst gut wissen. Wie gefährlich es für sie alle war, wenn sie sich hier trafen. Es musste nur eine falsche Person Wind davon bekommen..
"Wir können dich nicht rauf ins Fort lassen", sagte Rashar. "Das ist zu riskant. Für alle Beteiligten."
Iason lockte, dass er kleine Geschenke für sie hätte, doch die beiden Soldaten waren zunächst nicht daran interessiert und wollten vielmehr den Grund wissen wieso der Spion wieder hierher geschlichen war. Iason bot Unterstützung an. Das wäre die Botschaft, die er bringen sollte. Gold und ein Leben sobald sie in Sicherheit wären. Sicherheit? Leben danach? Zucker konnte mit den Begriffen nicht so viel anfangen. Der Kommandeur der 6. sprach schließlich seine Gedanken aus.
"Es gibt nur ein Leben. Das Leben nach dem Salz und das leben wir bereits. Was willst du dazu beitragen? Jeder Tag den wir hier draußen überleben, ist ein guter Tag", sagte der flügellose großgewachsene Eyrier. Er schwieg kurz. "Aber wie genau soll denn diese Unterstützung aussehen und was willst du Tiger gutes sagen?"
"Sollte Schwarztraum den Umgang mit Kriegerprinzen nicht vereinfachen? Sie ruhiger machen?", fragte Iason zunächst nach.
"Er ist ruhig. Er zieht nur die Abgeschiedenheit des Waldes mittlerweile vor", warf Zucker ein. "Oder er beginnt es als sein Revier anzusehen. Der Kriegerprinz ist immer noch in ihm drin, das kriegt auch das Schwarztraum nicht raus. Und bei seinem Mischlingsblut... wer weiß was es für Folgen hat."
"Wir würden ihn von dem Mittel runterbringen, wenn die Folgen für unsere Kompanie und jeder Person im Umkreis nicht verheerend wären. Wie hat es Prinz Malateste verkraftet?", erkundigte sich Rashar. Iason erklärte, dass dieser Hilfe von Schwarzen Witwen bekämen, die ein Gegenmittel suchten.

Das Gespräch ging zurück zu Tiger und Lady Winter. Sie wäre in Sicherheit und sie hätten auch jemanden aufgetrieben, der sich mit Tigerlaner Mischlings Geburten auskannte. Zucker runzelte die Stirn. Er konnte sich das kaum vorstellen, doch gut für die schwangere Heilerin. Er wünschte ihr nichts böses. Iason berichtete weiter von Lady Winter und auch Phönix, die nun zusammen wohnen würden. Sie wüsste nun auch wie grausam Lorcann gewesen war.
"Na ja und dann lauerten wir im Nebel seinem Schiff auf und enterten es. Der Kapitän war irgendwie noch immer wütend und hat ihn wie einen Fisch ausgeweidet. Er muss einen ziemlich qualvollen Tod gestorben sein."
Zucker grinste. "Wir hörten Gerüchte, er wäre in einer Seeschlacht gefallen. Der berühmte Käptn' also", bemerkte er. Iason hatte ihn öfter erwähnt.
"Ich werde Tiger kontaktieren, es kann nur etwas dauern. Du kannst solange hier bleiben und dich ausruhen. Ich sorge dafür, dass niemand nach unten kommt dem wir nicht trauen können", erklärte Rashar. "Aber du hast immer noch nicht gesagt was für eine Unterstützung du uns genau bringen willst? Wer schickt dich?"
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » Sa 20. Aug 2022, 20:08

"Überleben ist gut", stimmte Kosta ernst zu und nickte. "Doch Leben ist besser", widersprach er. Vorhin hatte er gehorsam genickt, dass er nicht nach oben ins Fort dürfte, weil es zu riskant war. Dem gehorchte er gerne. Vorerst. Aber dass Rashar, dass Zucker mit dem hier zufrieden waren, das konnte er nicht akzeptieren. Nicht, wenn es bald kein hier draussen mehr gab. "Und ihr wollt Leben. Das weiss ich genau", behauptete er sanft. "Sonst würdest du dich nicht von einem Stückchen Schokolade bestechen lassen Zucker. Und eine gewisse junge Lady würde nicht alle fünf Minuten fragen, ob Ihr noch am Leben seid, Prinz Rashar, wenn sie es nicht selber kontrollieren kann. Ich will dazu beitragen, dass ihr euch nicht jeden Morgen fragt, ob dies euer letzter Tag ist. Und ich will Zucker wie versprochen da raus an einen einsamen, verborgenen Strand holen", gestand er schliesslich ganz offen und egoistisch seinen eigenen Willen. Entschlossen blickte er Rashar dabei in die Augen. Danach konnte Zucker sich noch immer umbringen, wenn es ihm dort nicht gefiel.

Natürlich erwartete Kosta nicht, dass er sofort die Hoffnung der zwei Prinzen würde wecken können. Wenn überhaupt, dann nur indem er durch taten Bewies, dass es möglich war. Dabei wusste er noch nicht einmal selber, ob es möglich war, das hier zu überleben. Doch er würde es zumindest versuchen. Immer und immer wieder. Der Anfang bestand darin, unzählige Fragen beantworten. Es waren so viele auf einmal, dass er nicht dazu kam, alle sofort zu beantworten. Erst sprachen sie über Tiger, über seine Gefährtin und was das Schwarztraum ihm antat. Natürlich wollte Prinz Rashar auch wissen, wie es Prinz Malateste ging.
"Er bekommt Hilfe von mächtigen Schwarzen Witwen. So dunkel wie Zorya. Schwarze Witwen, die sich mit so Experimenten und mit Zorya auskennen." Kosta konnte ein leichtes Erschaudern bei der Erinnerung an Sorra Tolarim nicht verhindern. "Sie suchen ein Gegenmittel, damit allen Kriegerprinzen geholfen werden kann. Wobei natürlich die Hilfe von Zorya Eacir am besten wäre." Ob Prinz Asar dies wirklich bewerkstelligen konnte? "Prinz Malateste hat den Entzug begonnen, doch da ich nicht lange geblieben bin, weiss ich nicht, wie er ausgegangen ist. So wie er gebrüllt und geflucht hab, bestimmt gut." So lange Kriegerprinzen brüllten und fluchten, war in der Regel alles in Ordnung. Es war zwar angsteinflössend, aber lange nicht so schlimm, wie wenn sie eisiger Stille verfielen. "Ausserdem bekommt er Unterstützung von seiner Königin. Sie ist stark und unerschrocken. Das wird ihm helfen. Und Tiger hat etwas, was genau so gut und stark ist. Wenn nicht sogar stärker." Er hatte ein Kind und bald würde er ein zweites haben. Kosta freute sich so für ihn, dass er ihm am liebsten um den Hals fallen wollte. Dabei war der halbe Tigerlaner alles andere als ein zahmes Schmusekätzchen.

Kosta erzählte von Laree und Lady Winter und so kamen sie unweigerlich auf Lorcann zu sprechen. Bei der Erwähnung wie dieser gestorben sei, grinste Zucker und Kosta spürte, wie sein Herz dabei in seiner Brust einen Satz machte. Verliebt lächelte er zurück. Der ehemalige Lustsklave war gleich noch viel schöner, wenn er so etwas tat. Kosta würden sicher gleich die Beine unter ihm nachgeben, sollte der Prinz gar einmal lieb lächeln. Leider erwähnte Zucker dann Eneas. Er konnte ja nicht ahnen, dass sich inzwischen seine ganze Welt irgendwie ins Gegenteil verkehrt hatte. Kostas Lächeln erlosch, seine Miene verschloss sich und er blickte finster zu Boden, während er krampfhaft vesuchte nicht an Eneas zu denken.
"Danke", verneigte er sich ehrlich dankbar, dass er sich hier in Sicherheit ausruhen durfte. Das hatte er dringend nötig. In der Gegenwart von Prinz Asar hatte er nicht wirklich erholsamen Schlaf bekommen. Wenn Zucker jedoch auf ihn aufpasste, würde er schlafen können. Und ja, ihm war klar, dass es irrsinnig war, sich einem Schwerverbrecher derart anzuvertrauen. Doch Kosta kam nicht dagegen an. Als Rashar dann jedoch noch einmal fragte, was für eine Unterstützung er genau bringen würde und wer ihn denn schickte, blickte Kosta überrascht auf.
"Das hat Euch Zucker nicht gesagt?" fragte er verwirrt und aus allen Wolken fallend. "Ich dachte er würde sofort zu Euch rennen und Euch wie ein hayllisches Waschweib alles brühwarm erzählen." Kosta seufzte. "Er hat mir wohl mal wieder nicht geglaubt. Dabei ist bis jetzt alles so gekommen, wie ich es gesagt habe. Selbst das mit dem Hafen sprengen und Schiffe versenken." Tadelnd blickte er den Prinzen mit der vernarbten Gesichtshälfte an.
"Mich schickt meine Königin", erklärte er dann aber innig. "Lady Timaris Tolarim, Territoriumskönigin von Hayll. Zu Anfang erhaltet ihr die Unterstützung der Raejer Rebellen und Widerstandskämpfer. Danach die Armee Haylls, die sich mit der von Raej verbündet hat. Nun wo der Hauptmann der Wache mit so vielen Informationen zurück gekehrt ist, wird Hayll nicht warten, bis Sion irgendwann an die Tore klopft."
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » Sa 20. Aug 2022, 20:15

Iason hatte schon recht damit, dass Leben besser war als bloßes Überleben. Dass es gewiss bessere Leben gab als Sion in der Armee zu dienen und seinen Krieg zu führen. Zucker war nicht dumm. Er wusste, dass die Chance groß war, nicht lebend aus der Sache herauszubekommen. Aber er folgte Rashar. Ohne ihn hätte Zucker nichtmal die Salzminen überstanden, er wäre schon längst tot. Und genauso ging es vielen anderen in der 6. Kompanie. Und sie alle hatten Alienor gesehen.... das ließ sich auch nicht so leicht vergessen.
Iason erzählte von Bonderus und dass der Kriegerprinz Hilfe von mächtigen Schwarzen Witwen bekäme, um das Schwarztraum zu bekämpfen. Also gab es vielleicht eine Chance für ihn. Für Tiger jedoch... sie hatten hier keine Möglichkeit ihm beim Entzug zu helfen. Nicht, wenn anderes momentan so viel wichtiger war. Was sollte eine einzige erschöpfte Heilerin und eine Bande Schwerverbrecher schon helfen können?
"Hab gehört, sie ist in Loraka", bemerkte Zucker, als Iason sagte, dass Zorya am besten helfen könnte beim Entzug. War das ein schlechter Scherz? "Kannst sie ja besuchen und fragen. Sie hilft sicher gerne..."
"Es ist besser, die 6. bleibt so weit weg wie möglich von Loraka", wandte Rashar ernster ein, "Was meinst du damit, dass Tiger etwas hat, was ihm helfen kann? Die Lage ist angespannt, wir haben keine Zeit ihm zu helfen... nicht, wenn so viel auf dem Spiel steht."
Iason blieb kryptisch und wollte nicht genau verraten, was für eine Neuigkeit er für den Tigerlaner Mischling hätte. Nur, dass es etwas gutes wäre. Zucker konnte das kaum glauben.
"Gute Nachrichten? Ich weiß ja nicht.. ich glaub, die würd ich gar nicht mehr erkennen", scherzte er leicht bitter. Aber der Krieger hatte in der Tat gute Nachrichten. Wenigstens wusste er jetzt, dass Phönix und auch Maeve es geschafft hatten und in Sicherheit waren. Iason erzählte von der Flucht, wie dhemlanische Schiffe sie verfolgt hätten und sein Kapitän schließlich dem ein Ende gemacht hätte indem er Lorcann getötet hätte.

Als der Soldat Iason auf den Käpitän ansprach, sackte der Spion regelrecht in sich zusammen. Vor seiner Flucht hatte er noch in ganz anderen Tönen von diesem Käpt'n gesprochen, da schien was passiert zu sein. Rashar wollte Tiger suchen, Iason könnte sich solange hier aussuchen. Noch einmal fragte der Kommandeur was genau ihm denn Iason sagen wollte.
"Ich dachte er würde sofort zu Euch rennen und Euch wie ein hayllisches Waschweib alles brühwarm erzählen. Er hat mir wohl mal wieder nicht geglaubt", sagte der Hayllier seufzend. Zucker ließ sich davon nicht erweichen.
"Ich weiß nicht wer du bist oder was du von uns willst", sagte er.
Iason sagte dann endlich, dass er für die Königin von Hayll arbeiten würde. Hayll würde nicht darauf warten bis Sions Armeen an ihren Grenzen war. Hayll wollte sich mit Raej verbünden.
"Nen bißchen spät das Ganze", meinte Zucker lapidar und strich sich über die vernarbte Gesichtshälfte. "Die Königin von Hayll.. hmm, klar, kannst du das auch beweisen?"
"Der Hauptmann der Wache?", fragte Rashar. Er hatte mit ernster Miene zugehört. "Jason Bonderus war Hauptmann der Wache?"
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » Sa 20. Aug 2022, 20:27

"Ja, das habe ich auch gehört", nickte Kosta in scheinbar aller Unschuld, als Zucker ihn wegen Zorya verspottete und meinte, dass Kosta sie ja besuchen und fragen könne. Sie würde sicher gerne helfen. "Wobei ich eher daran gedacht habe, sie zu Kaffee und Kuchen einzuladen und sie dann zu fragen. Aber eines nach dem anderen. So etwas will gut geplant sein. Erst würde ich gerne Prinz Tiger seine Botschaft überreichen." Seine Augen glitzerten schelmisch, während er Zucker von der wahnwitzigen Idee erzählte. Es schien nur ein Scherz zu sein. Allerdings hatte es auch nur wie ein Scherz geklungen, als er hypothetisch geplant hatte, Sions Schiffe in Loraka zu versenken.

"Ich habe etwas für Prinz Tiger, was ihm Halt geben wird", antwortete er Prinz Rashar wieder ernst. Der Eyrier war sehr nachdenklich und wirkte nicht wie ein Mann für Scherze. "Es ist jedoch etwas sehr privates, was ich nicht ohne seine Erlaubnis verbreiten möchte. Es wird ihm jedoch nicht schaden. Es ist etwas gutes." Eine Aussage, die Zucker erneut zu einem bitteren Scherz brachte.
"Oh ja, in der Tat", entschlüpfte es Kosta da aus tiefstem Herzen. Zucker erkannte wirklich nicht mehr, wann sich etwas gutes für ihn anbahnte. Wenigstens schien er ihm zu glauben, dass Laree und Lady Winter in Sicherheit waren.

Bevor Prinz Rashar jedoch losging, um Prinz Amaya zu holen, wollte er von Kosta noch wissen, wem er diente. Etwas überrascht blickte der Sklave zu Zucker. Dieser wusste doch wem er diente. Warum hatte er Rashar das nicht erzählt? Hatte er es tatsächlich so sehr für eine Lüge gehalten? Schade.
"Dir wahrscheinlich nicht", erwiderte Kosta leicht schmollend. Auch etwas gekränkt, weil er die Kriegstaktik seiner Königin kritisierte. "Du erkennst ja noch nicht einmal ihr Zeichen, wenn du es direkt vor deiner Nase hast. Was willst du denn als Beweis? Ein Siegel? Eine gesendete Erinnerung? Einen offiziellen Boten?"
Prinz Rashar unterbrach sie, da ihn noch etwas ganz anderes beschäftigte. Augenblicklich riss Kosta sich zusammen und stand fast so etwas wie stramm. Prinz Rashar hatte mit seiner ernsten, ruhigen Art so etwas an sich, dass man das instinktiv tat.
"Gualterio Malateste ist Hauptmann der Wache, Prinz Rashar", stellte er klar. "Der gesamten hayllischen Wache. Er sieht ziemlich anders aus, als Jason Bonderus. Zum Beispiel hat er schönes schwarzes Haar und zwei scharfe, goldene Augen. Allerdings sind die Grösse und die Statur dieselbe. Er sollte sich ein Bild von Raej machen, bevor Hayll eingreift."
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » Sa 20. Aug 2022, 20:34

Iason sagte ein wenig schmollend, dass Zucker ihm wohl sowieso nicht glauben würde, wenn er ihm sagte, dass er der Königin von Hayll diente. "Ich weiß nicht was ich dir noch glauben soll. Du hast viele interessante Geschichten auf Lager, und viele interessante Persönlichkeiten noch dazu..", entgegnete Zucker zurückhaltend, lehnte sich gegen die Lehmwand. Der blond gefärbte Hayllier fragte nach, was er denn als Beweis wollte.
"Zucker hat Recht, wir können nicht nur dein Wort dafür nehmen... es gibt zu viele, die uns überführen wollen", wandte Rashar ein, "Gerade jetzt befindet sich im Fort eine Botin aus Loraka, die uns genau unter die Lupe nimmt. Wenn wir nicht sauber arbeiten, wird sie gleich alles Frostseel berichten und sie werden uns weiter zerpflücken. Also, hast du etwas offizielles, das dich als Botschafter der Königin ausweist? Bringst du eine Nachricht von ihr oder einem ihrer Vertrauten?"
Iason wartete zunächst aber mit einer weiteren Überraschung aus. Iason Bonderus, der in Wirklichkeit Gualterio Malateste hieß, war der Hauptmann der Wache von Hayll. Er war hier gewesen, um sich ein Bild von der Lage in Raej zu machen. Zucker weitete die Augen überrascht, während Rashar durch die Zähne pfiff.

"Hauptmann der Wache? Bisher war das aber jemand anderer... ein bißchen kriegen wir hier auch etwas von der Welt mit", wandte Rashar ein. Iason erklärte, dass Hayll eben momentan einen starken Hauptmann mit Kriegserfahrung benötigte und der Kriegerprinz da genau der Richtige wäre. Der Kommandeur der 6. nickte.
"Die hat er wohl... Bonderus war in Ordnung. Und du hast wirklich direkten Kontakt zur Königin?", hakte Rashar nach. Iason zeigte ihnen ein offizielles Siegel, aber Zucker war immer noch skeptisch. Vielleicht auch eher, weil er immer noch nicht glauben wollte, dass der zunächst so ängstliche geflohene Sklave sich als Spion Haylls entpuppt hatte. Da bot Iason auch an ihnen Erinnerungen zu zeigen von ihm und der Königin.
"Meinetwegen", sagte Zucker.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » Sa 20. Aug 2022, 20:40

"Ich habe dich kaum belogen, Zucker", beteuerte Kosta treuherzig. "Meine Geschichten sind wahr, auch wenn sie dir unglaubwürdig erscheinen." Sein ganzes Leben, er war offensichtlich unglaubwürdig. Das tat weh. Dabei war er es doch eigentlich gewohnt, dass seine eigenen Wünsche, sein Ich, seltsam und nicht richtig waren. Dass Zucker das als ein Kompliment gemeint hatte, mit den interessanten Geschichten und Persönlichkeiten nahm Kosta nicht an an. Dazu hatte der Prinz eine zu verschlossene Körperhaltung.
"Und meine vielen Persönlichkeiten... das stimmt doch nicht. Ich habe... ich habe nur eine Persönlichkeit. Ich... ich bin einfach so, wie mein Gegenüber mich hätte. Also meistens. Du kennst das doch", versuchte er sich hilflos zu erklären, in der Hoffnung, Zucker als ehemaliger Sklave verstünde ihn. Als Sklave passte man sich meistens möglichst gut an. Dass er selber besonders fügsam war, wusste Kosta zwar, aber er wusste selbst nicht, wie empathisch veranlagt er tatsächlich war.

"Gualterio Malateste war schon immer ihr wahrer Hauptmann", schüttelte Kosta seinen Kopf. "Auch wenn er die letzten zwanzig Jahre nicht offiziell gedient hat. Nun aber ist Krieg und ein starker Kriegerprinz mit jahrelanger Kriegserfahrung vonnöten. Sobald er seinen Entzug durchgestanden hat, wird er Prinz di Ragie wieder ablösen." Wenigstens war das glaubhaft genug, dass Prinz Rashar zustimmend nicken konnte.
Als es jedoch um seine Person ging, wollten sie genauere Beweise. Kosta rief das Siegel herbei, welches ihm Einlass bis zu den Privatflügel der Königin verschaffte und zeigte es den beiden Prinzen. Wie befürchtet sagte es ihnen nicht all zu viel. Woher sollten sie auch genau wissen, wie Timaris Siegel aussah? Schliesslich dienten sie nicht als Wachen im draeger Palast.
"Sie hat mich nicht offiziel hier her geschickt", erklärte Kosta noch einmal. "Im Gegenteil, wie gesagt, haben mir viele von dieser Reise abgeraten. Doch der offizielle Bote kommt bald. Ich kann den Kontakt zu ihm herstellen, wenn Ihr wünscht, Prinz Rashar. Und bis dahin... möchtet Ihr eine Erinnerung von meinem letzten Besuch gezeigt bekommen?" Halbherzig stimmte Zucker zu und Kosta konzentrierte sich auf seine Erinnerung, bemüht, Damiens und die Gesichter der anderen Sklaven nicht zu zeigen.

Demütig kniete er sich zu ihr vor das Sofa und blickte ergeben zu ihr auf.

"Eigentlich wollte ich mehr nach einer Aufgabe für ... fragen", korrigierte sich Kosta leise, nachdem sich die anderen auf Timaris Wink hin auf die anderen Sofas und Sessel verteilt hatten. "Er würde dir gerne dienen. Vielleicht auch als Gärtner oder als Leibwächter. Ich durfte feststellen, dass er ziemlich gut kämpfen kann." Fragend und ziemlich skeptisch blickte seine Königin ihn an und schaute dann zu dem versklavten Prinzen.
"Die Mannschaft der 'E..." Kosta brach die Stimme und er brachte es nicht fertig, den Namen seines Freundes auszusprechen. Weder den einen noch den anderen. Zu sehr schnitt es ihm ins Herz, ihn zu verlassen und ihn somit in gewisser Weise auch zu verraten. "Die Mannschaft", wiederholte deswegen nur. "Wie ... sagte, hatte sie eine sehr anstrengende und gefährliche Reise durch Raej und zuvor waren wir auf einer Hetzjagd durch alle Meere, um ein entführtes Mädchen zu befreien. Sie hat sich etwas Erholung verdient", sprach er für seine Freunde. "Doch selbstverständlich ist sie bereit, eine Aufgabe von dir zu übernehmen, solltest du ihre Hilfe benötigen. Und meine Aufgabe steht sowieso fest. Deswegen bleibt eigentlich nur noch Nathaniel, der..."
"Deine Aufgabe?" wurde er von der Königin mit seidener, leiser Stimme unterbrochen. Sie hatte ihm ihre Finger in seine Haare gekrallt und zwang ihn so, sie anzusehen. Willig liess er es geschehen und blickte ergeben zu ihr auf.
"Ich bin der Einzige, den du hier entbehren kannst, der mit der sechsten Kompanie und den raejer Rebellen Kontakt aufnehmen kann", erklärte er arglos und fragte sich noch verwundert, warum Timaris so ausschaute als hätte sie gewollt, er hätte nicht weiter gesprochen, als ihn eine Ohrfeige auch schon zum Verstummen brachte. Saftig, doch nicht so hart wie gewohnt.
"Das ist noch immer meine Entscheidung, wann, wo und wie ich dich in den Tod schicken werde", zischte seine Königin eisig. Doch ihre Augen wurden nicht von dem Eis erreicht. Diese wirkten eher traurig.
"Aber sie werden niemand anderem glauben, ausser mir", wagte Kosta leise zu widersprechen und berührte sie ganz zärtlich am Knie. Verschwieg, dass er sich noch nicht einmal sicher war, ob sie ihm glauben würden. Doch es war unleugbar, dass er zumindest die besten Chancen hatte.


Ein Mann, den Kosta nicht genau zeigte, erhob heftigen Einspruch.

"Ich habe NICHTS aus Raej vergessen", antwortete Kosta ... mit schneidender Stimme, die für Timaris überraschend kam. Fragend blickte sie den Prinzen an, ob das öfters bei Kosta vorkam. So hart und verschlossen kannte sie ihn gar nicht. Der Krieger schaute auch gar nicht zu seinem Freund, sondern blickte unverwand zu ihr hoch. "Ich habe KEINE Sekunde aus Raej vergessen und was dort alles getan werden musste. Weder Lorcanns metallbeschlagene Schwertscheide, noch die Geräusche, als die Raejer erschossen worden sind, noch das stinkende Klo im Schwarzen Kessel, noch das Knacken von Boverts Genick, als ich es ihm gebrochen habe, noch all die anderen Dinge. Selbst wenn ich in Loraka gesucht werde, nehmen die wohl kaum an, dass ich noch da bin. Wir sind ja alle auf der... dem Schiff geflohen und haben noch mehrere gegnerische Schiffe im Hafen versenkt. Wer wäre da so blöd, zurück zu kehren. Ausserdem habe ich nicht vor zurück nach Loraka zu gehen. Die sechste ist viel weiter im Landesinneren stationiert. Von der Mannschaft werde ich mich morgen verabschieden. Bitte, Herrin", flehte er sie nun nach der leidenschaftlichen Verteidigung wieder sanft und unterwürfig an. "Bitte lass mich gehen. Selbst wenn ich nicht der einzige wäre, der gehen könnte. Ich möchte Hayll helfen. Ich möchte dir helfen." Und dann schlug er unvermutet seine Lider nieder. "Und ich möchte einem Freund helfen, den ich sehr, sehr gerne habe. Ich möchte ihm helfen, den Krieg zu überstehen und seinen Frieden zu finden. Er hat es nicht verdient dort zu sein, wo er jetzt ist."

Kosta stockte und wurde verlegen rosa auf den Wangen. Vor lauter darauf achten, dass er Damien schützte und verbarg, hatte er viel zu viel von sich selber preisgegeben. Hastig sammelte er sich und versucht sich auf den Rest der Erinnerung zu konzentrieren.


Da legte ihm Timaris unvermittelt ihren schlanken Finger auf seine Lippen. Er sollte wohl schweigen. Auch auf mentaler Ebene. Also verstummte Kosta und senkte demütig seinen Kopf, wartete ergeben auf ihr Urteil oder weitere Fragen die nun kommen mochten. Doch irgendwie wusste er, dass er nicht mehr weiter für sich sprechen konnte und nun alles von seiner Königin abhing. Trotz der Angst war dies ein erfüllendes Gefühl. Das einzige positive seit einer Ewigkeit, wie es ihm vorkam.

"In Ordnung", war schliesslich Timaris tonlose, leise Stimme zu hören. "Wenn dir das so wichtig ist, Kosta, werde ich dich von deinem jetztigen Auftrag abziehen und dich als mein offizieler Bote nach Raej schicken. Ich erwarte aber von dir, dass du uns da zum Sieg verhilfst und unversehrt wieder zurück kommst. Wenn du mit diesen Bedingungen einverstanden bist, werde ich dich ziehen lassen."
Kosta blinzelte erstaunt, als er diese Antwort hörte, ohne sie so ganz zu realisieren. Er durfte nach Raej. Das war alles was zählte. Mit klopfendem Herzen verneigte er sich tief und presste seine Stirn gegen den Boden. "Mein Leben gehört ganz dir, Herrin", bedankte er sich ergeben.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » Sa 20. Aug 2022, 20:41

Der Krieger in dhemlanischer Rüstung vor ihnen räumte ein, dass er Zucker "kaum" belogen hätte. Auch wären seine Geschichten wahr, egal wie unglaubwürdig sie scheinen mochten. Tja, das war eben auch das Problem. Bei welchen Sachen hatte Iason gelogen und wo die Geschichten vielleicht geändert, oder sich selbst geändert, um eben zu gefallen und an Informationen zu kommen? Woher sollte Zucker nun wissen, was alles gespielt gewesen war? Iason hatte sein Verhalten nun schon mehrfach gegenüber Zucker geändert, zunächst schüchtern, zurückhaltend, dann draufgängerisch, dann verspielt und flirtend und wieder auf unschuldig brav gemacht. Der Soldat wusste nicht, was er glauben sollte.
Iason versuchte zu erklären, dass er sich eben so verhalten würde wie sein Gegenüber ihn gerne hätte. "Ja, hab ich schon mitgekriegt. Das Tagwerk von Huren und Spionen. Und dem ein oder anderen Sklaven..." Bei einer seiner Geschichten hatte Iason auch erzählt, er wäre ein entlaufener Sklave gewesen.
"Ja, ich kenn das... aber das hier sollte Beweis genug sein, dass ich diese Lehre nie so ganz verinnerlicht hab." Er grinste und tippte gegen die Hälfte seiner Lippen, die mit feinen Narben durchzogen waren. "Wir sind jetzt frei und verhalten uns so wie uns danach ist."
"Solange das nicht dazu führt, dass wir Schwierigkeiten mit dem Rest der Armee kriegen", fügte Rashar hinzu und wollte mehr von Bonderus hören. Iason erzählte ihm von dem Kriegerprinzen ehe er nun versuchte zu beweisen, dass er tatsächlich ein Spion der hayllischen Königin wäre.
"Ein offizieller Bote? Wohin ist der unterwegs?", fragte Rashar, "Der Bote sollte sich lieber nicht in Loraka blicken lassen. Und die Provinzkönigin ist in Zamora. Ich glaube nicht, dass sie sich noch auf Seiten Haylls ziehen lässt. Sie will Raej alleinig regieren und denkt, dass Sions Armee ein gutes Mittel dafür ist.."
"Dumme Frau", bemerkte Zucker fast mitleidig. "Wenn du nicht offiziell hier bist, wieso dann überhaupt?"

Darauf ging Iason nicht gleich ein, sondern zeigte ihnen erst seine Erinnerungen. Er öffnete seinen Geist, ließ sie beide an der Erinnerung teilhaben. Zumindest teilweise. Einige Personen blieben verschleiert. Ansonsten sah alles sehr echt und glaubwürdig aus. Nur war Iason auch ein ziemlich guter Schauspieler..
Aber so wie er vor dieser Königin kniete und leidenschaftlich von seinen Erinnerungen an Raej sprach, es fühlte sich echt an. Zucker kannte diese Erlebnisse ja, aber er wusste nicht wie schwer Iason das alles mitnahm. Es klang nicht nach einem Auftrag wie jeder anderer. Der Hayllier versuchte die Königin zu überzeugen, dass er zurück zur 6. kehren könnte, um Hayll zu helfen.
"Und ich möchte einem Freund helfen, den ich sehr, sehr gerne habe. Ich möchte ihm helfen, den Krieg zu überstehen und seinen Frieden zu finden. Er hat es nicht verdient dort zu sein, wo er jetzt ist."
Zucker sah Iason an, der errötet war. Hatte er das ernst gemeint? Der war jetzt aber nicht wegen ihm zurückgekehrt oder? Zucker hatte ihm doch eindeutig verklickert, dass er auch gut alleine klar kam. Wer lebte hier schon seit über einem Jahr in Sions Diensten? Iason oder er?
Die Erinnerungen glitten weiter. Die Königin stimmte schließlich dem Flehen zu und nannte den Krieger vor sich 'Kosta'. Aha. War das sein richtiger Name oder bloß ein weiterer Deckname?
"Das ist Timaris Tolarim, ich erkenne ihr Gesicht", brach Rashar das Schweigen. "Aber eines musst du mir erklären, bist du nun als offizieller Bote von ihr hier oder nicht?"
Zucker hatte gerade ganz andere Fragen, aber die würde er jetzt nicht stellen, wo der Eyrier dabei war.
"Kosta also, hm?", sagte er bloß, während er noch überlegte was er damit anfangen sollte, dass der Spion ihn gern hatte. Oder vielleicht hatte er auch wen anderen gemeint oder es vor der Königin nur so hervorgespielt, um auch ja den Auftrag zu erhalten. Die Art wie er sich vor ihr verhalten hatte... war er ihr Sklave und ihr Spion? "Wolltest du nicht Tiger finden?", fragte Zucker Rashar. Jener nickte.
"Pass so lange auf unseren Gast auf", wies der Kommandeur an. Zucker nickte, sah Rashar noch nach, wie dieser den Lagerraum verließ.
"Hunger?", fragte er Iason - oder Kosta - nach einer Weile.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » Sa 20. Aug 2022, 20:46

"Ich bin nicht als ihr offizieller Bote hier", erklärte er Prinz Rashar ruhig, war innerlich aber sehr erleichtert, dass der Eyrier seine Königin erkannt hatte. "Es sollte zwar ursprünglich so sein, wie Ihr in meinen Erinnerungen gesehen habt, doch nach einem weiteren Gespräch, was ich Euch leider nicht zeigen darf, wurde anderes beschlossen. Ich sollte den Boten nur begleiten und das eigentlich auch nur nach Garois", gab er zu. "Dieser Bote ist zu Euch unterwegs und nicht zu der Provinzkönigin." Ganz eigentlich wollte Ayden zu Zorya, um sich für das Gegenmittel auszuliefern. "Ich bin hier, um ihn zu beschützen, auch wenn er meinen Schutz gar nicht braucht. Und ich bin hier um euch zu helfen, so gut es geht. Auch um die Nachricht an Prinz Tiger weiter zu leiten, die für viele andere vielleicht nicht so wichtig gewesen wäre und es vergessen hätte. Doch ich finde, er hat es verdient, davon zu erfahren."
Zucker erinnerte Prinz Rashar daran, dass er genau jenen doch hatte holen wollen, bemerkte allerdings auch, wie die hayllische Königin Kosta angesprochen hatte. Ah, wie dumm. Da hatte er nicht gut genug aufgepasst. Ein weiterer Beweis dafür, dass er eigentlich kein Spion war. Sonst wäre ihm der Fehler nicht unterlaufen. Kosta sah sich selber mehr als Hure, denn als Spion. Oder eben als halbwegs gehorsamer Sklave. Doch das hatte er seiner Meinung nach auch nie richtig hinbekommen. Geschweige denn, sich wie ein freier Mann zu verhalten, was er ohnehin nicht war.
"Die Persönlichkeit für meine Königin", lächelte er schwach. Zucker sollte sich bloss nicht zu viele Gedanken über diesen Kosta machen. Selbst wenn das sein wahrer Name war, obwohl Kosta noch nicht einmal das mit hundertprozentiger Sicherheit wusste, so wusste er ganz bestimmt nicht, wer dieser Kosta war. In den letzten Tagen noch weniger als je zuvor.

Prinz Rashar genügten die Antworten und er ging, um Prinz Amaya zu holen. Plötzlich war Kosta wieder alleine mit Zucker. Nervosität stieg heftig und unerwartet in ihm auf. Unsicher blickte er zu ihm, schaute dann aber rasch wieder zu Boden und strich sich mit der einen Hand über den Oberarm, hielt sich da fest. Was Zucker nun mit ihm machen würde? Nun wo er wusste, wie Kosta empfand. Der Sklave hatte es ihm öfters gesagt, doch das hatte der Prinz wohl als einschmeichelnde Lügen abgetan, damit Iason bei ihm Sicherheit fand. Jetzt hatte er allerdings seine unverfälschten Gefühle in seiner Erinnerung erlebt. Würde er ihn auslachen? Mit ihm schimpfen oder ihn gar verprügeln? Kosta erwartete nichts gutes. Schliesslich hatte er das Vertrauen des Prinzen verspielt.
"Ja", nickte er, nur um gleich darauf seinen Kopf zu schütteln. "Aber ich will euch euer Essen nicht wegessen. Ich hab eigene Nahrung dabei, die ich nacher essen kann." Jetzt war er viel zu nervös zum Essen. "Magst du noch etwas Schokolade?" hob er hoffnungsvoll seinen Kopf und lächelte Zucker scheu an, bevor sein Blick traurig wurde. "Ich weiss nicht wie das geht, mit dem frei sein", versuchte er ihm unbeholfen zu erklären. "Auch wenn das so viele von mir wollen." Zucker, Damien, Eneas... "Ich wollte dich nicht anlügen oder dir etwas vorspielen. Du warst immer sehr gut zu mir."
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » Sa 20. Aug 2022, 20:57

Iason - oder Kosta oder wie auch immer - stand fast schon verschämt im Raum, sagte erst einmal nichts, nachdem Rashar gegangen war, um den Kriegerprinzen aufzutreiben. Als Zucker lapidar fragte, ob Iason Hunger hatte, bejahte er ehe er den Kopf schüttelte und sagte, er wollte niemanden das Essen wegnehmen.
"Ach was, das haben wir ja auch schon anderen weggenommen", erklärte Zucker. "Und wozu sollen wir es horten?"
Stattdessen fragte Iason zurückhaltend, ob der Prinz etwa Schokolade wollte, lächelte ihn dabei an. Zucker hob den Kopf. "Sag bloß, du hast Schokolade mitgebracht? Rück rüber, ich bin nicht so rücksichtsvoll wie du." Will heißen, es war ihm egal, ob er jemanden damit etwas wegnahm oder verärgerte. Während der Spion die Schokolade auspackte, sagte er leise, dass er nicht wüsste wie das mit dem frei sein ginge.
"Mach dir keinen Kopf drum. Gibt genug freie Leute, die das auch nicht drauf haben und lieber allem zustimmen, was die Adeligen ihnen vorgeben. Sieh dir all die Leute an, die Sion folgen. Die nutzen auch nicht ihre Freiheit mal selbst nachzudenken."
Der Hayllier fuhr fort, dass viele von ihm wollten, dass er frei war. "Ich wollte dich nicht anlügen oder dir etwas vorspielen. Du warst immer sehr gut zu mir."

Zucker rieb sich über die Wange. "Naja.. so gut war ich nu auch nicht", wehrte er halb im Scherz ab. "Du hast halt nur deine Aufgabe gemacht. Als Spion.. oder Sklave.. hm? Bist du doch von der Königin oder?", hakte er nach. Iason wirkte nicht so, als würde er das abstreiten und Zucker hatte aus eigener Erfahrung ein Auge dafür. Der Feldwebel fragte sich nur wie dann da dieser Kapitän mit reinspielte, der die drei aus Loraka quasi abgeholt hatte.
"Und wir lügen hier ja auch ständig... was man eben machen muss, um sich abzusichern." Zucker griff nach der Schokolade, aß ein kleines Stückchen mit Genuss. "Bist aber nicht nur wegen mir hier, hm? Hab dir doch gesagt, dass ich nicht von hier weggehe. Ich lass Rashar sicher nicht im Stich."
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » Sa 20. Aug 2022, 20:59

Ja, Zucker hatte damals auf dem Marsch nach Loraka bereitwillig sein Essen mit ihm geteilt. Es schien also genügend vorhanden und der Nachschub nicht gebrochen zu sein. So mussten die Soldaten ihr Essen wirklich nicht horten. Dennoch war Kosta gerade zu aufgedreht und nervös um zu essen. Lieber bot er Zucker wieder Schokolade an. So wie an dem nassen Abend im Zelt, wo sie sich anzufreunden begonnen hatten. Wie erhofft war Zucker gleich Feuer und Flamme und begehrte die Schokolade heftig. Er wäre nicht so rücksichtsvoll wie er.
"Natürlich. " Kosta grinste und packte eine Tafel Schokolade aus. "Ich habe extra einen ganzen Vorrat für dich mitgenommen." Davon brach er etwas ab, was er dann dem Prinzen reichte. Den Rest packte er mit einem verschmitzen Lächeln wieder ein und liess sie in seinem Juwelengepäck verschwinden. So wusste Zucker, dass Kosta definitiv noch mehr von der Süssigkeit hatte. Allerdings musste er ihn dafür auch ansprechen. Natürlich wollte Kosta den Prinzen nicht erpressen. Nur überreden, etwas Zeit mit ihm zu verbringen.

Der Soldat machte ihm Mut, dass es nicht so schlimm wäre, wenn er mit seiner Freiheit nicht umzugehen wisse. Viele freie Leute könnten das auch nicht, würden lieber Befehlen von Adeligen folgen und nie nachdenken. Dabei dachte Kosta eine ganze Menge nach. Das hatte Eneas ihm beigebracht. Immer alles zu hinterfragen und abzuwägen, was gut und was schlecht war. Kosta wusste, dass es etwas gutes war. Doch es war auch etwas anstrengendes und Kosta hatte das Gefühl, dem nicht gerecht zu werden. Er wünschte sich manchmal, einfach nicht zu denken und nur geniessen zu können. So wie Zucker gerade seine Schokolade genoss. Verliebt lächelte Kosta ihn an. Es tat sehr gut, was der ehemalige Lustsklave zu ihm gesagt hatte. Dass es nicht schlimm wäre, wenn er seine Freiheit nicht richtig nutzte. Es nahm ihm einiges an Druck.

"Du warst gut genug", lächelte Kosta sanft. "Du wolltest mir helfen zu fliehen, hast mich vor den anderen beschützt und mir gute Ratschläge gegeben." Für die Möglichkeiten, die sich geboten hatten, war Zucker gut zu ihm gewesen und er war es auch jetzt, indem er versuchte Kostas trübe Gedanken zu vertreiben. Das war so lieb. Kosta konnte gar nicht anders, als den Prinzen ein wenig anzuhimmeln und störte sich nicht daran, dass dieser wissen wollte, ob er der Sklave der Königin sei.
"Das bin ich", gab er freimütig und gar mit etwas Stolz in der Stimme zu. "Aber ich kam nicht als Spion nach Raej. Ich kam als Freund. Um Venka von hier weg zu bringen. Der Rest." Das mit dem Spionieren. "Hat sich nur so irgendwie ergeben." Etwas was Zucker ihm wohl nie glauben würde.

"Ich würde niemals von dir verlangen, Prinz Rashar im Stich zu lassen, Zucker", beteuerte ihm innig. "Ich weiss, dass er deine Treue hat und ich weiss, wie das ist, jemandem diese Loyalität zu geben. Also ich weiss, dass ich dich davon niemals abbringen könnte. Das ist schon in Ordnung so. Ich werde einfach so lange bei dir bleiben, bis Prinz Rashar dich nicht mehr braucht und ich dich dann an einen einsamen, weissen Sandstrand entführen darf." Verspielt zwinkerte er ihm zu, um der Situation den Ernst zu nehmen. Zucker brauchte keine Angst zu haben, dass Kosta ihn zu etwas drängen würde, was er nicht tun wollte.
"Inzwischen gibt es mehrere Gründe, weswegen ich hier bin. Doch gäbe es die nicht, ja, dann wäre ich nur wegen dir hier", gab er schliesslich doch noch zu. Zucker hatte nun schon auf mehrfache Weise mitbekommen, dass Kosta ihn mochte. Da brauchte er das nun nicht zu verheimlichen.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » Sa 20. Aug 2022, 21:04

"Wir waren vor allem gut genug für ein paar heiße Nummern", wandte der Soldat ein. Er hatte Iason jetzt nicht wirklich viel tolle Ratschläge gegeben. Klar, zu Beginn hatte er Iason für einen Flüchtling gehalten, der unvermutet unter die Räder der Armee geraten war. Er hatte ihm mehrmals ermöglicht abzuhauen, aber da hatte Zucker auch noch nicht gewusst, dass Iason sogar den Kontakt zur Armee gesucht hatte, um Venka und Bonderus zu finden.
Der hayllische Krieger gab auch zu, dass er ein Sklave der Königin wäre. Es klang schon was stolz. Zucker war nie stolz gewesen Sklave von irgendeiner wichtigen Person zu sein, vielleicht waren es auch die falschen Personen gewesen oder er einfach der falsche Sklave. Iason beteuerte, dass er nach Raej erstmal nur als Freund gekommen wäre, um Venka zu retten. Der Rest hätte sich ergeben.
"Es hätte sich ergeben uns auszuspionieren, hm?", fragte Zucker. "Was denkt deine Königin denn, was wir für sie tun sollen? Wir sind vielleicht 80 Leute, 100, wenns hoch kommt. Wenn sie will, können wir ihr vielleicht nen Tunnel in Sions Festung buddeln", scherzte er halb. Er wusste auch nicht, was Kosta sich privat davon erhoffte zurückgekommen zu sein. Es hatte sich nichts an Zuckers Entschluss geändert hier zu bleiben. Der Krieger verstand das, wollte ihn auch nicht davon abbringen wie er beteuerte.
"Ich werde einfach so lange bei dir bleiben, bis Prinz Rashar dich nicht mehr braucht und ich dich dann an einen einsamen, weissen Sandstrand entführen darf", sagte er augenzwinkernd und setzte noch eines oben drauf, dass, wenn es die politischen Aufgaben nicht gäbe, wäre er auch nur wegen ihm hierher gekommen.

Der Soldat war ein wenig überfordert über dieses Geständnis. Er wusste nicht genau was Iason von ihm wollte und wieso er ihn so gern hatte. "Wie stellst du dir das vor?", fragte er. "Du kannst dich oben nicht blicken lassen. Ich werde dich nicht verraten, Rashar und Tiger und ein paar andere auch nicht. Aber die kann ich an der Hand abzählen. Der Rest der Kompanie würde dich sofort Frostseel ausliefern, um die 3.000 Goldmark abzukassieren. Und der einzige Grund wieso du das überlebst bis dorthin, wäre nur, weil sie lebendig für dich 1.000 Goldmark mehr kriegen", versuchte er Iason die Augen zu öffnen.
"Du kannst nicht hier bleiben. Wenn auch nur einer von denen rausfindet, dass wir dich verstecken, sind wir genauso dran." Das musste der Krieger doch einsehen. "Natürlich würd ich lieber da auf deiner Insel am Strand liegen", versuchte Zucker den vorherigen Worten ein wenig die Schärfe zu nehmen. "Aber ohne Rashar wär ich nichtmal mehr am Leben."
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » Sa 20. Aug 2022, 21:04

"Hmmm, ja, die waren ganz nett", schmunzelte Kosta auf Zuckers herben Kommentar, dass sie zwei vorallem gut für ein paar heisse Nummern gewesen wären. "Wobei, von einem Mann mit deinem Ruf hätte ich schon etwas mehr erwartet." Frech streckte er Zucker kurz die Zunge heraus. Je länger er mit dem Prinzen sprach, seit sie alleine waren, desto gelöster wurde er und bekam wieder gute Laune. Ausserdem wollte er doch, dass es Zucker gut ging. Das wäre sicher nicht der Fall, wenn er ihm die Ohren vollheulte.

"Ich hatte nicht damit gerechnet, so weit nörlich auf dhemlanische Soldaten zu treffen", erklärte Kosta. "Ursprünglich hatte ich geplant, mir beim Schwarzen Kessel eine Arbeit zu besorgen und von da aus nach Venka zu suchen. Aber dann habe ich die Signaturen von gleich zwei Kriegerprinzen gespürt. Du kannst dir vorstellen, wie gross meine Überraschung war, als einer davon tatsächlich gross, blond und hässlich mit einem Auge aussah. Genau so einer sollte womöglich Venka begleiten, hat es geheissen. Also musste ich mich an ihn ranhängen." Der Rest hatte sich tatsächlich mehr so notgedrungen ergeben.
"Jeder Mann, der auf ihrer Seite kämpft, ist einer weniger, der auf Sions Seite kämpft", kommentierte Kosta die Anzahl der Kompanie schlicht. "Ihr kennt euch hier in Raej aus, wisst, wie die anderen Kommandanten hier so sind und vorallem seid ihr ein verwegener Haufen. Das sind meistens die Besten. " Kurz huschte unbewusst ein verwegenes Grinsen über sein Antlitz, da er mit Stolz an die Mannschaft der 'E' dachte. Nur nicht zu lange, sonst würde er wehmütig werden. "Der Bote, der hier her unterwegs ist, wird euch mehr sagen können." Respektive wartete Ayden ja schon darauf, Kontakt mit der 6. aufzunehmen.

"Ich dachte, ich bleibe erst einmal ausserhalb des Fortes und beobachte, wie die Situation sich so entwickelt", schlug er Zucker vor, der sich grosse Sorgen um ihn machte. Das war so lieb von ihm. Gerne hätte Kosta sich an ihn gekuschelt. "Vielleicht sollte ich mein Aussehen noch stärker verändern. Verstecken braucht ihr mich nicht. Ich will euch ja nicht in Schwierigkeiten bringen. Und zur Not kannst du mich auch einfach als deinen Gefangenen nehmen und es so lange wie möglich heraus zögern, mich auszuliefern. Vielleicht gelingt mir ja noch vorher die Flucht. Und wenn nicht, hmmm, dann sei doch bitte so gut und versuche mich bei Zorya abzugeben. Ich wollte sie doch noch nach einem Mittel gegen das Schwarztraum fragen. Schon vergessen?" Verschmitzt zwinkerte er ihm zu, tastete im Gegensatz dazu fast schon ein wenig scheu nach Zuckers Hand. Es war irre, was er da sagte und eigentlich sollte er vor Angst zitternd in einer Ecke kauern. Und doch war dies alles viel weniger beängstigend, als zu versuchen, an Eneas zu denken. Die Gefahr hier lenkte ihn ab, liess ihn sich lebendig fühlen. Liess in sich so fühlen, dass er etwas richtiges, etwas wichtiges tat. Wenn schon nicht für Eneas, dann doch wenigstens für seine Königin.

"Du musst dich nicht rechtfertigen", lächelte Kosta sachte. "Ich ehre und schätze deine Loyalität zu Rashar. Stehe zu ihm, solange du kannst. Ich werde warten und solange für meine Königin und dich tun, was ich kann." Gerne hätte er den Prinzen geküsst. Doch er musste vermuten, dass Prinz Amaya und Prinz Rashar unverhofft zurück kämen. Da wäre es sicherlich nicht gut, wenn er gerade dabei wäre, Zucker leidenschaftlich zu küssen.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » Sa 20. Aug 2022, 21:07

"War aber gut genug, dass du gleich nen paar Länder durchreist, um wieder hier bei mir zu landen", konterte Zucker und grinste. Er musste sich oder anderen jetzt wirklich nichts mehr beweisen. Als Sklave war er lange darauf getrimmt worden perfekten Sex zu liefern, darauf hatte Zucker keinen Bock mehr. Zudem hatte man hier ohnehin kaum Zeit dafür. Der Prinz wollte das Leben genießen so gut es ging, das war alles.
Iason versuchte noch zu erklären, dass es mehr ein Versehen gewesen wäre, dass er damals bei den Soldaten gelandet wäre. Eigentlich hatte er in Loraka außerhalb der Armee versuchen wollen Kontakt zu Phönix aufzunehmen, doch als er Bonderus' Signatur gespürt hätte, hatte Iason seinen Plan rasch geändert. "Hat ja alles super geklappt.. außer, dass ihr dutzende andere in Gefahr gebracht habt. Rat mal wo Bonderus' alte Einheit ist? Fast alle eingesperrt, um von der Spinnenkönigin verhört zu werden. Die ist nämlich ganz scharf auf Bonderus. Keine Ahnung wieso, aber angeblich ist sie nur deswegen hier. Hat jedenfalls Anzalya gehört. Das ist die Botin, die sie hierher geschickt haben. Sie soll Informationen einholen, weil wir doch mit Bonderus und seinen Leuten gemeinsam den Angriff aufs Fort gemacht haben. Für immer werden wir die hier auch nicht festhalten können."
Als Iason davon sprach, dass der offizielle hayllische Bote hierher unterwegs war, schüttelte Zucker rasch den Kopf. "Rashar hats doch schon gesagt, das ist momentan viel zu gefährlich." Und nun kam auch noch Iason dazu, der hier bei ihm bleiben wollte. Statt zu helfen, wie er betonte, fürchtete der Soldat, dass dies alles nur schlimmer machte. Selbst wenn der Spion beteuerte, er würde sich außerhalb des Forts verstecken.

"Wir bleiben nicht mehr lange hier. Die 2. Kompanie rückt bald hierher vor und wir sollen weiter in den Norden. Mitten durch den Dschungel. Die Spinnenkönigin ist auch nicht alleine in Loraka gelandet. Sie hat die 3. Kompanie mitgebracht, die reisen gerade nach Zamora. Was immer deine Königin vor hat, lange kann sie nicht mehr warten. Wenn wir erstmal vor Garois stehen, ist es zu spät", warnte Zucker. Wie Iason da noch scherzen konnte, dass falls er in Gefangenschaft geriet, er bitte bei Zorya landen wollte, verstand Zucker da nicht. Bevor er Iason deswegen noch die Augen öffnen konnte, griff dieser sachte nach seiner Hand. Zucker blickte nach unten auf ihre Hände.
"Mann, Iason.. oder Kosta oder wie immer du dich nennst, wieso kommst du zurück? Du warst doch schon fein raus, auf deiner Pirateninsel und dem Sandstrand.. wieso rennst du wegen mir zurück?" Zucker wusste nicht wieso. Bloß weil sie ein paar Wochen miteinander verbracht hatten, die dann in einem Messerkampf geendet waren? Er wusste ehrlich nicht was Iason von ihm erwartete. Vielleicht reizte ihn einfach der Nervenkitzel.
Zucker biß noch etwas von der Schokolade ab und war hauptsächlich ratlos was er mit der Geschichte anfangen sollte. Im Grunde war er immer noch überrumpelt von Iasons plötzlichem Auftauchen vorhin.
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