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Der Verrat





Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » Sa 20. Aug 2022, 21:09

"Wenigstens leben die noch", erwiderte Kosta etwas heftiger als beabsichtigt auf den Vorwurf, Menschenleben in Gefahr gebracht zu haben. "Die tapferen, raejer Soldaten, die nur ihre Heimat und ihre Königin verteidigt hatten, wurde diese Gnade nicht gewährt. Brutal wurden sie im Schlamm hinter einer schäbigen Baracke einer nach dem anderen erschossen, nachdem sie diesen Gewaltsmarsch nach Loraka überstanden haben. Warum sollte ich also mit dem Feind Mitleid haben?"
Aber natürlich hatte er ein schlechtes Gewissen. Auch wenn Damien Recht hatte. Sie waren Piraten und keine Soldaten. Sie mussten manchmal eben zusehen, wie sie überlebten. Trotzdem. Er hatte Bonderus' Einheit kennen gelernt und eigentlich waren sie auch anständige Menschen, die nur irgendwie um ihr Überleben kämpften. Und nun mussten sie Verhöre mit einer Schwarzen Witwe überstehen. Kosta erschauderte. Wobei ihm siedendheiss bewusst wurde, dass Zorya nun sicher auch über ihn und sein Aussehen Bescheid wusste. Darüber und dass...
"Dann wird Zorya nun auch wissen, dass ich sehr oft in deiner Nähe gewesen bin", murmelte Kosta besorgt. "Ist Lady Anzalya womöglich auch deswegen so interessiert an dir?" Versuchte sie Zucker auszuhorchen?

Dieser informierte ihn in Kürze darüber, wie die momentane Situation in Raej so war, welche Kompanie wohin versetzt werden sollte und was mit der 6. geschehen sollte. "Mitten durch den Dschungel?" fragte Kosta doch einigermassen entsetzt. "Das ist Selbstmord. Selbst wenn die Rebellen euch in Ruhe lassen sollten, werden euch die Fiebermücken, die giftigen Pflanzen und Schlangen und die Raubkatzen ganz schön zusetzen. Und du bist sicher, dass ihr noch immer keine Hilfe wollt?" Zucker beharrte auch darauf, dass sie sich nicht mit dem Boten von Hayll treffen könnten.
"Zucker, er wird bald hier sein und er hat seinen Auftrag", versuchte er dem Soldaten zu erklären. "Den wird er ausführen, denn er ist seiner Königin treu ergeben. Entweder ihr helft ihm und Hayll oder werdet schlussendlich nur zwischen den Fronten aufgerieben. Bitte. Das muss euch doch klar sein und das könnt ihr doch nicht haben wollen." Sachte berührte er Zuckers Hand. Um sein Vertrauen zu gewinnen und um menschliche Nähe zu spüren.

"Nenn, mich Iason", bat er leise. "Den bin ich schon so lange und den hast du auch kennen gelernt. Namen sind ohnehin nicht so wichtig." Zucker schien es egal. Er wollte vielmehr wissen, warum Kosta zurück gekehrt war. "Wie könnte ich den Sandstrand geniessen, wenn du nicht auch dort bist. Wenn ich weiss, dass du hier in Morast und Schlamm in Gefahr bist. Ausserdem habe ich dir versprochen, dir die Möglichkeit zu bieten, dahin zu gehen. Ich habe bei diesem letzten Abenteuer schon so viele verraten. Ich wollte dich nicht auch noch verraten. " Er schloss kurz die Augen und atmete tief durch, um dem Schmerz, der in ihm brodelte, Herr zu werden.
"Ach was, du willst sicher nicht Kummertante spielen", schüttelte er schliesslich seinen Kopf und gab sich Mühe, wieder zu lächeln. "Warum geniesst du nicht einfach die Gelegenheit und stellst mir Fragen, deren Antworten du gar nicht hören willst? Das Gute schwindet schnell genug. Du glaubst mir nicht, dass ich dich mag? Meinetwegen, aber du weisst, dass ich dir nichts böses will. Wenn es dir lieber ist, dass ich mich von dir fern halte, werde ich es tun, sobald ich mit Prinz... Tiger gesprochen habe."
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von Anzeige » Sa 20. Aug 2022, 21:09

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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » Sa 20. Aug 2022, 21:25

Iason erinnerte ihn an die Raejer Soldaten, die man erschossen hatte und wieso er deshalb mit dem Feind Mitleid haben sollte. Womit er wohl Bonderus' Einheit meinte, die nun darunter zu leiden hatten, dass ein Spion sie angeführt hatte.
"Der Feind... ja, sagt sich so leicht. Wer ist denn das? Lorcann und Bovert, die dein Käpt'n und du abgemurkst habt? Die Pruuler Soldatin in Bonderus' Einheit, wie hieß die noch, Isobel? Oder meine Einheit mit mir, Regensang und solchen Leuten wie Rittersporn? Und die Raejer sind alles Freunde, ja? Was ist mit all denen, die Königin Magyarosa folgen? Oder den Raejern, die den Krieg nutzen, um Leute zu unterdrücken, auszurauben und zu schänden? Es gibt hier keine klaren Grenzen, ist alles nur ein Schmelztiegel voller Chaos in dem man sich abstrampelt. Manchmal ist man vielleicht einer der Guten und am nächsten Tag wieder... nicht." Er zuckte mit den Schultern. Zucker hatte in Raej auch schon viele Dinge getan auf die man nicht unbedingt stolz sein konnte.
Der hayllische Spion sorgte sich, dass die Spinnenkönigin dann mittlerweile auch wüsste, dass Iason oft bei Zucker gewesen wäre. Ob Anzalya deswegen an Zucker interessiert wäre. Der Soldat grinste und winkte ab.
"Ach was, die hab ich schön um den Finger gewickelt. Die ist nur an den Orgasmen interessiert, die ich ihr verschaffen kann. Von dir war keine Rede. Das Kopfgeld auf Bonderus ist dreimal so hoch, sie halten ihn für den Drahtzieher und vielleicht hat Zorya auch besonderes Interesse an ihm, weil er Kriegerprinz ist. Keine Ahnung. Aber trotzdem darf Anzalya oder einer der anderen dich dort oben oder außerhalb Malouns nicht erwischen."
Bereitwillig erzählte Zucker Iason auch, was momentan noch so in Raej los war und wie die weiteren Truppenbewegungen aussahen. Alle Details und Pläne wusste er auch nicht, aber genug, dass der Krieger ihn erschrocken ansah und ihm vorhielt, es wäre Selbstmord in den Dschungel zu gehen. Zucker lachte leise.

"Selbstmord? Sagt der richtige, der wieder hierher zurückkommt. Die Rebellen werden uns schon in Ruhe lassen. Jedenfalls die meisten. Und der Dschungel ist die perfekte Gelegenheit noch etwas mehr Zeit zu schinden. Unter anderem." Rashar und Tiger hatten noch mehr Pläne, aber davon wusste Zucker nicht viel. So viel Sorgen machte er sich auch nicht über den Dschungel. Angenehm würde es sicher nicht, doch sie waren ja nicht hier, um Urlaub zu machen.
"Und was für einen Auftrag hat dieser Bote? Was für Hilfe sollen wir denn kriegen?" Plötzlich hieß es dann auch, sie sollten diesem Boten helfen, ansonsten würden sie nur zwischen die Fronten geraten. "Sind wir schon längst... und ich dachte, der Typ soll uns helfen anstatt umgekehrt." Klang jetzt irgendwie anders. Typisch Hayllier.
Iason bat ihn, ihn weiterhin Iason zu nennen. "Gern. Zucker is ja auch nicht mein wirklicher Name. Weißt ja, ich steh bloß auf süße Sachen", erwiderte der Prinz mit verwegenem Lächeln. Iason appellierte an ihn, dass er niemals den Sandstrand ohne ihn genießen könnte. Er wollte ihn nicht auch noch verraten. Zucker verstand nicht so recht was das bedeuten sollte.
"Muss ja ganz schön scheiße gewesen sein in Hayll, dass du lieber hier bist", vermutete der Soldat. "Ich glaub dir schon, dass du mich magst. Genauso wie ich glaub, dass du ziemlich verrückt bist, mich zu mögen." Er hatte Iason dazu jetzt nicht viel Anlass gegeben. "Ich war so lange Sklave und dann sehr lange Schwerverbrecher in den Minen und dann das hier.. deine.. Gefühle kommen mir genauso fremd vor wie dein Sandstrand", entschuldigte sich Zucker. Iason kam aus einer ihm komplett fremden Welt und dass der Hayllier ihm gerade irgendwie sein Herz ausschütten wollte und ihn wieder retten wollte, damit wusste Zucker überhaupt nichts anzufangen. Brauchte der ein Projekt, um das er sich kümmern konnte? Hatte er ein schlechtes Gewissen?
Zum Glück öffnete sich da gerade die Türe und Rashar und Tiger kamen herein. Zucker hatte Iason wieder losgelassen. Der Kriegerprinz musterte Iason eindringlich aus katzenhaften Augen. "Rashar hat mir erzählt, du hättest mir was zu sagen. Also?", fragte er sofort und hielt sich nicht mit einer Begrüßung aus. Tiger hatte nur die Uniformshose an, ansonsten trug er nichtmal Schuhe. Man sah seine behaarte muskulöse Brust, die wilde Mähne, die spitzen Ohren. Als er sprach blitzten die scharfen Zähne auf. Er lehnte sich lässig gegen ein Regal und wirkte doch so, als würde er dem nächstbesten bei einer falschen Bemerkung oder Bewegung an die Kehle springen. Schwarztraum hatte Tiger beherrschter gemacht, doch auch kälter und zurückgezogener. Er war die meiste Zeit außerhalb des Forts unterwegs und reagierte äußerst allergisch darauf, wenn fremde Personen durch "sein Gebiet" streiften wie er es sagte. Wenn es nach Tiger ginge, wären sie schon längst aufgebrochen in den Dschungel.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » Sa 20. Aug 2022, 21:28

Kosta zuckte nur mit den Schultern, als Zucker lachte und ihm unterstellte, dass er ja wohl derjenige wäre, der Selbstmord beging. Dann müsste er wenigstens nicht damit leben, was er Eneas angetan hatte. Und obwohl er wusste, dass er nur zu seinem Freund zurück zu gehen und sich zu entschuldigen brauchte, konnte er das nicht tun. Denn gleichzeitig war er noch immer wütend auf ihn. Wütend, dass er ihn so weit getrieben hatte. Wütend und verzweifelt auf sich selber, weil er Eneas niemals das bieten konnte, was er sich wünschte. Ach, wäre er doch einfach nur mit Leto zusammen geblieben und glücklich mit ihr geworden. Kosta wollte lieber nicht genauer darüber nachdenken. Es tat nur weh. Lieber hörte er erleichtert von Zucker, dass Lady Anzalya harmlos für ihn sein, solange er ihr weiter gute Orgasmen verschaffte. Wobei, so gut war diese Nachricht auch nicht. Denn so war Zucker in gewisser Weise auch wieder ein Lustsklave.

"Der Bote soll Kontakt mit euch aufnehmen und euch die Sicherheit Haylls anbieten", erklärte Kosta etwas verwirrt auf Zuckers nachhaken. Das hatte er doch schon erzählt. "Ein Leben danach, im Gegenzug dafür, dass ihr nicht mehr für Sion, sondern gegen ihn kämpft. Wie das genau aussehen soll, müsst ihr mit ihm besprechen. Ich bin kein Stratege und habe nicht viel Erfahrung auf solchen Schlachtfeldern." Lieber redete er mit Zucker darüber, dass er halt einfach bei ihm sein wollte. Dass er ihm das Leben versüssen und es beschützen wollte.
"Bin ich denn süss genug für dich?" klimperte er mit den Wimpern auf Zuckers verwegenes Lächeln. "Nein, du musst dich nicht entschuldigen. Ich bin verrückt. Aber ich weiss auch, wie das ist wenn man von etwas neuem, fremden so überrollt wird. Das ist schon in Ordnung so, dass du damit nicht anfangen kannst. Ich werde einfach hier sein, oder in der Nähe, und vielleicht gefällt es dir ja mit der Zeit." Lieb blickte er zu ihm auf.

Bevor sie sich jedoch näher kommen konnten, zog Zucker sich von ihm zurück und kurz darauf öffnete sich die Türe. Prinz Rashar betrat gefolgt von Prinz Tiger den Lagerraum. Höflich verneigte sich Kosta vor ihnen, erschauderte innerlich jedoch und sein Herz schlug heftig in seiner Brust. Abgesehen davon, dass Prinz Amaya ein Kriegerprinz war, sah er auch körperlich wie ein Raubtier aus. Stark, gefährlich und kurz davor ihm die Kehle aufzuschlitzen, wenn er auch nur einen falschen Atemzug tat. Dabei lehnte er sich doch nur lässig gegen ein Regal und wirkte fast schon unnatürlich ruhig. Kalt, fast, als wäre er gar nicht da. Das mussten die Auswirkungen des Schwarztraumes sein, von denen die Anderen gesprochen hatten. Es fühlte sich falsch, irgendwie krank an. Dennoch konnte Kosta nicht anders, als ihn überglücklich anzustrahlen.
"Prinz ..." Seine Lippen hatten schon ein A formen wollen. Gerade noch rechtzeitig hielt er sich zurück. "Tiger", grüsste er stattdessen, nachdem er von dem Kriegerprinzen dazu aufgefordert worden war zu sprechen. Kurz huschte sein Blick zu Prinz Rashar und Zucker, aber offensichtlich wollte der Tigerlaner sie dabei haben. Dennoch entschied sich Kosta erst einmal mit dem weniger privaten Teil heraus zu rücken. Mit dem, über den die Anderen auch ohne ihn schon bescheid gewusst hatten.
"Ich habe einen Brief von Lady Winter für Euch", erklärte Kosta mit sanftem Lächeln und rief besagten Umschlag herbei. "Ich versprach ihr, dafür zu sorgen, dass Ihr ihn erhaltet." Mit einer weiteren Verneigung hielt er das Schriftstück dem Kriegerprinzen ehrerbietig entgegen.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » Sa 20. Aug 2022, 21:33

Hayll.. Zucker war die Sicherheit Haylls ziemlich scheißegal. Er hatte lange in Hayll gelebt, aber es war nicht unbedingt eine schöne Zeit gewesen, um es mal sanft auszudrücken. Iason sprach von einem Leben danach, wo sie gegen Sion kämpften.
"Wir kämpfen schon längst gegen ihn", wandte Zucker ein. "Eben mit unseren eigenen Mitteln." Er wusste ja nicht genau was dieser Bote ihnen anbieten wollte und wieso Iason das nicht selbst erklärte. Wieso war er nicht gemeinsam mit dem anderen angekommen oder wartete dieser Bote auf ein Okay von Iason, der erst einmal die Lage vorfühlte?
Der Krieger gab Zucker dann auch recht, dass er verrückt wäre und es wäre okay, wenn Zucker es nicht ähnlich erginge. Iason würde trotzdem in der Nähe warten in der Hoffnung, dass Zucker das irgendwann gefiele. Der Soldat sah Iason zweifelnd an. "Was soll mir mit der Zeit gefallen? Es ist zu gefährlich für dich hier. Was willst du denn machen, wenn wir erstmal wieder auf Achse sind und nach Norden ziehen? Du sagst, du willst mir helfen, aber du bringst uns beide bloß in mörderische Schwierigkeiten."
Bevor sie weiter darüber reden konnten, kam Rashar mit Tiger zurück und der fragte sofort nach der Botschaft, die Iason für ihn hatte. Wie vermutet, ging es um Maeve. Tiger nahm den Umschlag entgegen.
"Rashar hat mir gesagt, ihr seid auf eine Insel geflohen und sie hat dort mit Phönix ne Wohnung genommen", sagte Tiger, er hob den Kopf. "Welche Insel? Wo ist die?" Iason sagte bloß, dass Maeve auf einer kleinen Insel wäre, die sich abseits von den Territorien befinden würde. "Und wie kommt man dahin, hm?", hakte Tiger nach, woraufhin der Spion antwortete, dass das ohne Erlaubnis nicht ginge. Der Kriegerprinz blickte Iason finster an, für einen Moment glaubte Zucker, dass Tiger Iason nun angehen würde, doch dann machte der halbe Tigerlaner doch nichts und schien sich mit der Antwort abzufinden. Er riss nur den Umschlag mit seinen spitzen Fingernägeln auf, entfaltete den Brief und schien ziemlich lange zu brauchen, um die Worte zu lesen. Zucker hatte ja darauf gehofft, dass sich Tigers Laune dadurch etwas besserte, doch es zeigte sich so gut wie keinerlei Reaktion von ihm und eine unangenehme Stille breitete sich aus.

"Danke, dass du den Brief hierher gebracht hast", bedankte sich Rashar, "Das war sicherlich nicht einfach. Wann wird denn der offzielle Bote von Hayll eintreffen? Er kann nicht direkt ins Fort einmarschieren. Ich denke, das ist ihm klar oder? Kannst du Botschaften zurück zu ihm bringen oder.. auch zu Lady Winters?" Der Kommandeur blickte dabei zu Tiger. "Ich werde mich mit dem Boten treffen, aber ich wähle den Treffpunkt und er soll alleine kommen." Zucker wusste, dass Rashar sich absichern würde, um nicht in einen Hinterhalt zu geraten. Es könnte ja sein, dass dieser Bote ganz andere Pläne hatte.
"Es ist gut, dass du jetzt kommst. In ein paar Tagen hättest du uns nicht mehr hier angetroffen", sagte der flügellose Eyrier. Zucker verschränkte die Arme.
"Also brechen wir auf?", fragte er. Rashar nickte entschlossen.
"Pélage hat uns kontaktiert", antwortete er. Ja, Zucker wusste, dass der Kommandeur auf eine Nachricht der Rebellenanführerin gewartet hatte, doch nicht wieso.
"Was stehen wir dann noch hier herum? Mach einen Treffpunkt aus", forderte Tiger und ließ den Brief verschwinden. "Es wird auffällig, wenn wir länger hier im Keller rumhängen."
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » Sa 20. Aug 2022, 21:48

"Wir sind nicht geflohen, sondern zielstrebig dahin gesegelt", stellte Kosta mit einem gewissen Mass an Stolz klar. Sie waren in Sicherheit zu der Insel gesegelt und nicht verfolgt und gehetzt. Das machte Nuraness nur um so sicherer und nicht zum Ziel einer Belagerung. "Es ist eine friedliche, bewohnte, kleine Insel weit ab von den Territorien. Ein sicherer Zufluchtsort", beantwortete Kosta Prinz Tigers fragen so gut es ging. Niemals würde er Nuranessa verraten. "Ohne Erlaubnis, kann man sie jedoch nicht erreichen", musste er deswegen abwehren.
Der Blick, den Prinz Amaya ihm daraufhin zuwarf, liess ihm das Blut in den Adern gefrieren. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er machte sich bereit, gleich ganz kräftig in die Mangel genommen zu werden. Es war das gute Recht des Kriegerprinzen nach einer so anmassenden Antwort. Erstaunlicherweise tat der Tigerlaner jedoch nichts davon und machte sich stattdessen daran, den Brief zu lesen. Kosta atmete innerlich erleichtert auf. Der Brief seiner Gefährtin würde ihm sicherlich gefallen.
Allerdings zeigte Prinz Amaya keinerlei Reaktion darauf. Wahrscheinlich war er schlichtweg überwältigt davon. Genau wie Zucker nichts mit den Gefühlen anfangen konnte, die Kosta ihm entgegen brachte. Es brauchte eben seine Zeit, bis die Nachricht gänzlich durchgesickert war. Oder aber er wollte einfach keine Gefühle vor anderen Personen zeigen. Oder aber es war das Schwarztraum. Zucker hatte ihn gewarnt, dass es den Tigerlaner sehr verändert hatte.

"Das ist dem Boten bewusst, ja, Prinz Rashar", nickte er dem Kommandeur zu, als dieser die drückende Stille mit einem Dank unterbrach. Ich kann sowohl ihm, als auch Lady Winters Botschaften zukommen lassen und sogar jeweilige Treffen arrangieren", bot er mit einem Seitenblick zu dem Kriegerprinzen an. Prinz Amaya sollte nicht glauben, dass er seine Liebste nie wieder sehen würde.
"Bei dem Treffen mit dem Boten würde ich jedoch gerne dabei sein, wenn Ihr erlaubt, Prinz Rashar." Auch sonst. Egal wie gut Prinz Asar kämpfen konnte, Kosta würde ihn sicherlich nicht alleine zu dem Treffpunkt gehen lassen. Erst recht nicht, wo er nun so nebenbei erfuhr, dass der Kommandeur und der Kriegerprinz so einiges an Pläne hatten. Zuviel hing davon ab, dass der Haushofmeister am Leben blieb.

"Ich würde gerne mehr über Eure Pläne hören, wenn ich darf", schaltete Kosta sich ein, als schon so etwas wie Aufbruchstimmung sich auszubreiten begann. "Aber erst nacher. Ich habe doch noch weitere Botschaften für Euch Prinz Tiger. Mir... mir wurde gesagt, dass Ihr womöglich fürchten könntet, dass Eure Gefährtin das Kind verlieren wird. Weil Mischlingsgeburten schwieriger sind. Weil Mischlingskinder zu Anfang schwächer sein können. Weil Ihr schon einmal ein Kind deswegen verloren habt." Mitfühlend blickte er den Mann an und konnte sich nicht vorstellen, was für Schmerzen der Kriegerprinz schon alles hatte erleiden müssen.
"Deswegen wollte ich Euch doch noch unbedingt sagen, dass wir eine Lady kennen gelernt haben, die Erfahrungen mit Mischlingskindern und deren Geburten hat", beeilte Kosta sich, den Tigerlaner von seinen Sorgen zu befreien. "Sie hat sich auch bereit erklärt zu helfen, so gut sie kann." Kosta lächelte herzlich. "Ausserdem soll ich Euch ein kleines Geschenk von Lady Lhal übergeben. Sie vermisst Euch sehr und kann es kaum erwarten, Euch endlich kennen zu lernen." Damit rief er die edle, hölzerne Schatulle herbei, die ihm Lady Tyrelli mitgegeben hatte und hielt sie dem Kriegerprinzen freudig entgegen.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » Sa 20. Aug 2022, 21:48

Rashar zögerte als Iason darum bat, dass er bei dem Treffen dabei sein wollte. Vielleicht überlegte er, ob es nicht klüger wäre, den Krieger als Pfand hier zu behalten, doch wenn Iason tatsächlich unentbehrlich wäre, so wäre er wohl kaum alleine hier. Zu dem Schluss schien auch Rashar zu kommen, denn er nickte nach einer Weile.
"In Ordnung. Aber ich werde auch nicht alleine kommen. Das kannst du dem Boten gerne ausrichten. Ich kenne die Gegend um das Fort inzwischen sehr gut, und ich habe meine eigenen Kundschafter, die mich darüber informieren, wer so kommt und geht. Ein paar Stunden später vielleicht und du hättest nicht einmal herkommen müssen, um dich anzukündigen", schärfte der Kommandeur ihm ein. So ganz traute er dem Angebot Iasons wohl nicht über dem Weg. Erinnerungen der Königin hin oder her. Das mochte echt gewesen sein, aber es hatte nichts davon verraten, was die Pläne der Königin waren.
Dann fragte Iason auch noch danach, dass er wiederum die Pläne der 6. hören wollte. Rashar schüttelte den Kopf. "Warten wir das Treffen ab..", verschob er das auch auf später. Es stellte sich heraus, dass Kosta noch mehr Nachrichten für Tiger hatte, erwähnte dabei Tigers Ängste, dass Maeve das Kind verlieren könnte, da Mischlingsschwangerschaften schwieriger wären und Tiger deswegen schon einmal ein Kind verloren hätte. Der Kriegerprinz gab ein kehliges Grollen von sich, spannte sich an.
"Wer hat dir das gesagt?", fragte er mit aggressivem Unterton. Zucker hatte nichtmal davon gewusst. Ob Maeve Iason davon erzählt hatte? Der Spion fuhr schnell fort, dass er eine Frau wüsste, die Erfahrung mit Mischlingsgeburten hätte. Sie würde Maeve helfen. Schließlich erwähnte Iason eine Lady Lhal, die Tiger unbedingt kennenlernen wollte. Der Hayllier hielt Tiger eine Holzdose hin, lächelte erwartungsvoll.

Mißtrauisch nahm Tiger die Schatulle entgegen. "Wenn das ein Scherz sein soll.. ich kenne keine Lady Lhal und..." Er schnupperte, seine Ohren zuckten. Irritiert betrachtete Tiger die Schatulle. "Ich kenne diese Signatur..." Er öffnete das Kästchen, hob verwundert einen kleinen Babystrampler heraus.
"Wieso schickt Maeve dir das? Braucht das Baby die Kleidung nicht eher?", fragte Zucker verwirrt. Tiger antwortete nicht. Da schoss er plötzlich vor, packte Iason am Genick ehe auch nur einer von ihnen hatte reagieren können.
"Woher ist das?! Sprich! Was ist das für ein Zauber?!", fuhr er Iason heftig an. "Wenn das ein Netz einer Schwarzen Witwe ist.." Er fletschte mit den Zähnen, seine Krallen fuhren über Iasons Hals.
"Tiger, was soll denn das?", fragte Rashar, "Lass ihn los."
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » Sa 20. Aug 2022, 21:50

"Selbstverständlich, Prinz Rashar", nickte Kosta. Er würde Prinz Asar alles ausrichten, was der Wahrheit entsprach. Die Mahnungen des Kommandeurs, wie gut er alles gesichert hatte und dass er nicht auszutricksen wäre, liessen ihn jedoch ziemlich unbeeindruckt. Schliesslich hatte er nichts zu verbergen. Zumindest nichts was den anwesenden schaden würde. Er wünschte sich sehr, dass er für Zucker und Prinz Amaya etwas gutes tun konnte. Deswegen wollte er dem Kriegerprinzen auch endlich die guten Nachrichten überbringen, die er doch für ihn hatte.

Natürlich wühlte es den Tigerlaner auf, als Kosta den Tod seines Kindes erwähnte. Es tat dem Krieger auch Leid, davon reden zu müssen. Doch anders ging es nicht. Er hätte Prinz Tiger sonst nicht begreiflich machen können, dass er wirklich wusste wovon er redete. Rasch erklärte er sich zuende und überreichte die Holzschachtel, die ihm Lady Tyrelli mitgegeben hatte. Einerseits total nervös und ängstlich, weil er so anmassend mit einem Kriegerprinzen sprach, andererseits auch sehr erleichtert endlich echte Reaktion von ihm zu sehen. Neben dem kehligen, bedrohlichen Grollen und dem Misstrauen, war auch Neugierde und und Irritation zu sehen. Trotz der gefährlichen Situation war es faszinierend zu beobachten, wie der Kriegerprinz als Tigerlaner so reagierte. Wie er an der Schatulle schnupperte und seine Ohren dabei zuckten. Für einen kleinen Moment lang erkannte er die kleine Tochter in ihrem Vater, dem abgebrühten Soldaten.

"Nein, Ihr kennt sie noch nicht", lächelte Kosta selig. "Aber Ihr werdet sie sicherlich bald kennen lernen." Dessen war der Sklave sich absolut sicher. Niemand würde ein so süsses, liebes Mädchen im Stich lassen wollen. Diese Zuversicht liess seine Angst für den Moment verschwinden.
"Das ist nicht von Lady Winter", klärte Kosta den verwirrten Zucker glücklich auf. "Dieses Geschenk stammt von..." Kosta kam nicht mehr dazu, zu erklären, wem der Strampler gehörte. Prinz Tiger war plötzlich auf ihn zugeschossen und hatte ihn am Genick gepackt. Hart und schmerzhaft. Kosta erstarrte, ohne es zu wollen kochte Angst in ihm hoch und sein Herz schien auszusetzen. Wütende Kriegerprinzen hatten oft so eine Wirkung auf harmlose, scheue Krieger. Glücklicherweise konnte er seinen Verstand jedoch noch so sehr zusammen halten, dass er sich nicht gegen den womöglich bald tödlichen Griff wehrte, sondern ergeben und unterwürfig her hielt, damit Prinz Amaya ihn nicht als eine Gefahr betrachtete, die es zu eliminieren galt. Bei zornigen Kriegerprinzen geschah es recht schnell, dass ein aufmüpfiger, dummer Krieger starb. Dennoch wimmerte er leise, als Zuckers scharfe Krallen über die empfindliche Haut an seinem Hals glitten und eine Spur scharfen Schmerzes hinterliessen. Kurz darauf war der Geruch von Blut in der Luft. Wenigstens schlug Kostas Herz nun wieder. Nun um so heftiger.

"Nein, ist schon gut. Es ist sein Recht", verteidigte er tapfer den aufgebrachten Kriegerprinzen, als Prinz Rashar sich einmischen und Prinz Amaya zur Verantwortung ziehen sollte. "Es ist kein Netz, Prinz Tiger", wandte er sich gleich darauf unterwürfig an den Tigerlaner, die Muskeln möglichst entspannt. Es hatte fast so etwas, wie wenn ein Hund sich auf den Rücken legte und die Kehle als Unterwerfung darbot. Es war das Einzige, was einem übrig blieb, wenn ein Kriegerprinz wütend auf einem war und dessen Königin sich nicht in der Nähe befand. "Es ist echt. Lady Lhal ist echt. Ich habe sie selbst gesehen. Ich durfte sogar einige Male auf sie aufpassen, als ihre Mutter gearbeitet hat. Sie ist so ein entzückendes, aufgewecktes, intelligendes Mädchen und wunderschön." Wenn es um Kinder ging, konnte Kosta selbst in dieser Situation nicht anders, als ergeben zu schwärmen. "Ihre Mutter, Lady Tyrelli, sie gab mir die Sachen mit. Sie war es auch, die mir erzählte, dass Ihr wohl fürchten würdet, Lady Winters Kind würde nicht überleben. Ich... ich soll Euch auch Grüsse von Lady Tyrelli ausrichten. Sie macht sich sehr grosse Sorgen um Euch und war sehr erleichtert, dass Ihr noch am Leben seid, Prinz Tiger. Sie fand es auch gut zu hören, dass Ihr noch bei Prinz Rashar seid. Dass er ebenfalls noch am Leben ist."
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » Sa 20. Aug 2022, 21:50

Klugerweise rührte sich Iason nicht, als Tiger ihn anging und zornig packte. Es war alles viel zu schnell gegangen, als dass Rashar oder Zucker hätten eingreifen können. Der Kriegerprinz blickte Iason aus Raubtieraugen an, knurrte und zeigte, ziemlich wortwörtlich, seine Krallen. Der Inhalt der Schatulle hatte eindeutig eine Reaktion von dem halben Tigerlaner entlockt und sie wirkte nicht unbedingt positiv. Es war lange her seit dem Schwarztraum, dass Zucker Tiger so gereizt und zornig erlebt hatte.
Iason hielt still, erklärte, dass Lady Lhal echt wäre, sie wäre ein wunderschönes, aufgewecktes Mädchen. Es klang richtig schwärmerisch aus Iasons Mund, vielleicht mochte er Kinder, wer weiß.
"Du lügst!", knurrte Tiger, packte Iason fester und schüttelte ihn wütend. "Was soll das?! Das ist nicht von Maeve, das kann nicht sein!"
Der Hayllier fuhr fort, dass es von der Mutter des Mädchens wäre, Lady Tyrelli. Sie würde sich Sorgen, um Tiger machen. Zucker hatte den Namen noch nie gehört, doch es bewirkte, dass der Kriegerprinz seinen Griff lockerte. Mit einer Hand hielt er sich wieder den Strampler dicht an die Nase, schnupperte intensiv.
"Ich kenne diesen Duft... er ist fremd und doch so vertraut..", sagte er mehr zu sich selbst. Tiger blickte wieder auf. "Ebonie... es kann nicht sein. Zeig mir was du gesehen hast." Als Iason auch nur eine Sekunde zögerte, brüllte der Kriegerprinz ihn fordernd an. "Zeig es mir!"

Zucker wusste nicht was passierte, doch was immer Iason Tiger zeigte, es half, dass der Kriegerprinz ihn losließ und ein paar Schritte zurückmachte. Zucker hatte inzwischen die Holzschatulle vom Boden aufgehoben. Etwas helles, Goldenes fiel dabei hinaus. Neugierig wollte der Soldat sich schon danach bücken und es auch aufheben, als ihn etwas so hart in die Seite traf, dass er das Gefühl hatte, ihn hätte ein Pferd durch den halben Raum getreten. Keuchend knallte Zucker gegen die Wand, hielt sich die Seite.
"Das ist meins!", hatte Tiger gegrollt und war vorgehechtet, um das Ding vom Boden aufzuheben. Eine blonde, kleine Locke.
"Kapiert", keuchte Zucker.
"Ist das entstanden, als sie dich in den Salzminen besucht hat? Kurz bevor Sion uns.. befreit hat, wurdest du einmal nach oben gerufen", erwähnte Rashar und trat vorsichtig näher. Tiger erhob sich geschmeidig, nickte.
"Sie ist wirklich gesund?", fragte er, während er die Blicke nicht von der Locke lassen konnte.
"Da sind wohl Glückwünsche angebracht", bemerkte Zucker mit halbem Grinsen. "Und mit dem zweiten wird sicher auch alles in Ordnung sein." Tiger hatte immer noch nicht aufgeblickt, seine katzenhaften Augen schienen ins Leere zu starren.
"Wo sind sie jetzt?", fragte er schließlich.
"Tiger.. du kannst nicht gehen", erriet Rashar seine Gedanken. Tiger warf ihm einen fast mordlustigen Blick zu, schnaubte. "Wir haben eine Aufgabe. Deswegen sind wir hier", sagte der Kommandeur eindringlich.
"Ich muss zu ihr! Sion kann meinetwegen machen was er will!", knurrte der Kriegerprinz.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » Sa 20. Aug 2022, 21:56

Aufgebracht warf Prinz Tiger ihm vor, dass er lügen würde. Das könne nicht von Maeve sein. Hastig und innig klärte Kosta das Missverständnis auf, erzählte von Lhal und Lady Tyrelli. Das beruhigte den Kriegerprinzen glücklicherweise soweit, dass er seine scharfen Krallen nicht weiter in Kostas ungeschützten Hals bohrte. Überwältigt roch er erneut an dem Strampler und konnte sich dem nicht verwehren, dass der Geruch ihm vertraut vorkam. Auch wenn er ihn selber noch nie gerochen hatte. Kosta strahlte. Natürlich war dem so. Schliesslich hatte er seine wunderhübsche Tochter noch gar nicht treffen können.

Doch sehen wollte der Tigerlaner sie. Sofort. Kosta wollte sich noch sammeln, damit er dem Kriegerprinzen auch das Richtige zeigen konnte. Das ging Prinz Amaya jedoch zu wenig schnell. Sofort packte er ihn wieder fester und brüllte ihn an, dass Kosta zeigen sollte, was er gesehen hatte. Augenblicklich war die Angst wieder da, die vorher kurz von der Freude verdrängt worden war. Rasch erinnerte er sich, wie er Lady Tyrelli empfangen hatte und sandte die Erinnerungen dem frisch gepackenen Vater. Wie die Schwarze Witwe einen schweren Korb aus der Kutsche genommen hatte, wo er das hübsche Mädchen überrascht entdeckt hatte. Wie Lhal so gerne an den Krägen ihrer Mutter knabberte. Wie sie versuchte den Namen ihres Vaters zu glucksen, als Lady Tyrelli und Kosta sich über ihn unterhalten hatte. Zu seiner eigenen Sicherheit fand er es auch noch wichtig, dem Kriegerprinzen zu zeigen, wie Lady Tyrelli sich damit einverstanden erklärte, dass Kosta auf das Kleinkind aufpassen durfte.
Allmählich begann Prinz Amaya ihm zu glauben, dass dies kein Zauber wäre und liess Kosta schliesslich los, trat einige Schritte zurück. Leise wagte es der Sklave erleichter aufzuatmen. Rasch rief er ein Taschentuch herbei, um es auf die Kratzer an seinem Hals zu drücken. Sicherheitshalber wollte er diese nacher wohl noch desinfizieren. Gleich darauf zuckte er jedoch schon wieder erschrocken zusammen, als der Kriegerprinz Zucker wütend gegen die Wand schleuderte, da dieser das Kästchen aufgehoben hatte und sich nach Lhals Haarlocke bücken wollte. Prinz Tiger verteidigte dies jedoch mit der besitzergreifenden Leidenschaft eines gesunden Kriegerprinzen. Kosta grinste zufrieden. Er hatte doch gewusst, dass ihm das Wissen um seine Tochter helfen würde. Trotzdem huschte er mit einer gewissen Besorgnis zu Zucker, der sich die Rippen hielt, um ihn zu stützen. Oder um sich an ihm festzuhalten. Hatte er selber doch auch ziemlich wackelige Beine.

"Sehr gesund", antwortete Kosta lächelnd. "Sie hat bereits Zähnchen bekommen. Sehr spitze und scharfe Zähne, die sie auch gerne einsetzt. Auf den Oberschenkeln hat sie Tigerstreifen und auf dem Rücken einen hauchzarten Flaum. Sie ist wunderschön, neugierig und intelligend. Ah, aber Brei mag sie gar nicht. Wenn man sie damit zu füttern versucht, sieht das Zimmer innerhalb kürzerster Zeit aus wie ein Schlachtfeld." So etwas konnten bestimmt nur gesunde Kinder anrichten. Prinz Tiger starrte derweil in die Leere, als könne er seine Tochter gleich direkt vor seinen Augen sehen.

Entsprechend reagierte er auch nicht gross auf Zuckers Glückwünsche. Ob Kosta sich da anschliessen durfte? Erst hatte der Tigerlaner jedoch noch eine weitere Frage, woraufhin Prinz Rashar Einspruch erhob. Doch Prinz Amaya wollte nichts davon wissen. Von ihm aus konnte Sion tun, was er wollte. Dabei warf er dem Eyrier einen gruseligen, mordlüsternen Blick zu. Kosta erschauderte, obwohl der Blick diesmal nicht ihm gegolten hatte.

"Lady Tyrelli und Lady Lhal bewohnen zur Zeit eine kindersichere Zimmerflucht am Hof in Draega", gab Kosta freimütig preis. "Lady Tyrelli arbeitet mit den anderen Schwarzen Witwen am Hof an einem Gegenmittel für Schwarztraum." Unter anderem. Doch die andere Arbeit war zu geheim, als dass er davon hätte erzählen dürfen.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » Sa 20. Aug 2022, 21:57

Iason kam zu ihm, berührte ihn an der Seite. Entweder um ihm nach dem Stoß Tigers zu stützen oder um ihm einfach wieder näher zu kommen. Zucker schenkte dem momentan aber keine Beachtung, wo der Kriegerprinz solche überwältigenden Neuigkeiten bekommen hatte. Das brachte Zucker dazu, auch kurz darüber nachzudenken, ob irgendwann jemand bei ihm angelaufen käme, um ihn zu informieren, dass er Vater war. Möglich war das schon, so oft wie er rumgekommen war, aber es würde wohl niemand nach ihm suchen, sondern froh sein, dass er so weit weg war wie es nur ging. Seine früheren Besitzer hielten ihn für tot und das war auch besser für Zucker.
Währenddessen begann sich Tiger mit Rashar zu streiten, wollte sofort aufbrechen, um seine Tochter zu sehen. Iason heizte das wohl bloß noch mehr an indem er davon berichtete, dass Lhal gesund wäre, wie sie aussah, wie schön, neugierig und intelligent sie wäre.
"Tiger, du kannst dich nicht mehr heraushalten", fuhr Rashar weiter. Der Tigerlaner Mischlung grollte hörbar ehe er aufmerkte, nachdem Iason erwähnt hatte, wo sich Tigers Bekannte und ihre Tochter aufhielten.
"In Draega? Ebonie lebt nicht an Höfen. Nicht mehr. Und bestimmt nicht in diesem Schlangennest", fuhr Tiger auf. "Ich muss zu ihr."
Der Kommandeur trat zu ihm, blieb vor der Türe stehen. "Nachdem wir in Raej fertig sind. Du hast doch Pelagés Nachricht gehört? Wir sind so nah dran."
"Dafür braucht ihr mich nicht." Tiger trat Rashar gegenüber, die Haltung angespannt, die Muskeln arbeitend. "Du verstehst das nicht. Das ändert alles." In der Hand hielt er ungewöhnlich behutsam die Locke, hielt sie hoch.
"Du willst wegrennen und den Kopf in den Sand stecken? Sion wird nicht aufhören. Er kann nicht aufhören, das hast du selbst gesagt." Der Eyrier blickte kurz hinüber zu Zucker und Iason, zögerte dann aber nicht, als er weitersprach. "Wir müssen das Ritual verhindern."

Der Kriegerprinz knurrte, wandte sich ab. "Das kannst du auch ohne mich", sagte er.
"Das ist nicht wahr! Du warst derjenige, der damals dabei gewesen ist, nicht ich. Was ist, wenn es nicht funktioniert? Ich brauche dich dabei", appellierte Rashar an ihn. Tiger schritt trotzdem zur Türe. "Vergiss nicht, was ich für dich getan habe! Du schuldest mir!", rief Rashar. Der Kriegerprinz brüllte, stieß die Faust gegen die Lehmwand. Der Raum wankte, Lehm und Stroh fiel von der Decke. Zucker trat rasch einen Schritt zurück. Tiger sah schnaubend über die Schulter.
"Selbst wenn du die Welt rettest, wird das auch nicht wieder ungeschehen machen, was du verbrochen hast", sagte er. "Ich habe das vor langer Zeit akzeptiert. Hast du?"
Dieses Mal war es Rashar dessen Gesichtsausdruck sich verhärtete. "Wir sind Freunde, aber wenn ich muss, fordere ich meinen Gefallen ein. Du kannst gehen, nachdem wir die Welt gerettet haben."
Der Tigerlaner sagte nichts mehr, riss die Türe auf und ging. Zucker wagte nicht zu sprechen. Er hatte das untrügliche Gefühl, dass sie das eigentlich alles nicht hätten mit anhören sollen. Der Kommandeur rührte sich auch eine Weile nicht ehe ihm wieder einzufallen schien, dass Zucker und Iason noch hier waren. Der Eyrier wirkte abgezehrt. Die komplette Kompanie war bis an den Rand der Erschöpfung getrieben worden, aber in Fort Maloun hatten sie Zeit gehabt sich zu erholen. Bloß Rashar... er wirkte nie erholt, stets sorgenvoll.
"Ich schreibe dem Boten eine Nachricht mit der Uhrzeit und dem Treffpunkt. Zucker wird dich begleiten zu ihm", sagte Rashar. Zucker blickte überrascht auf, wollte schon protestieren.
"Ich weiß, dass ihr etwas miteinander hattet und dass du Zucker schon einmal hast bezirzen können. Gerade deswegen wird er doppelt gut aufpassen, dass ihm dieses Mal nicht das gleiche passiert. Habe ich Recht?", fragte der Kommandeur. Zucker nickte. "Es dämmert bald, ihr brecht lieber erst nächste Nacht auf."
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » Sa 20. Aug 2022, 22:07

"Sie kam erst kürzlich nach Draega", erklärte Kosta leise, denn er wollte sich nicht in das Gespräch von Prinz Rashar und Prinz Amaya einmischen. Dennoch fand er auch, dass der Tigerlaner die Wahrheit erfahren sollte. "Sie kam freiwillig, um zu helfen", betonte er. "Es geht ihr gut und wir sind ihr alle sehr dankbar für ihren Einsatz. Sie ist nicht in Gefahr." Das fürchtete Prinz Tiger wohl, als er Draega gehört hatte. Wohl nicht ganz zu unrecht, wie Kosta zugeben musste. Aber Timaris wollte Lady Tyrelli nichts böses und Hyacinthos würde gut auf Mutter und Tochter aufpassen. "Lady Tyrelli will auch Euch helfen, wegen dem Schwarztraum und..." Was ihn sonst noch so beschäftigte. Die Schwarze Witwe hatte da noch so etwas erwähnt, was Kosta nun lieber nicht sagte. Er hatte auch so schon genügend Angst. "... und sie würde Euch gerne wissen lassen, dass Ihr noch immer eine Familie habt."

Für Prinz Rashar schienen das, im Gegensatz zu Prinz Tiger gar keine guten Nachrichten zu sein. Er wollte den Tigerlaner davon abhalten, sofort nach Draega zu stürmen. Auch gratulierte er ihm gar nicht, so wie Zucker das getan hatte. Es war merkwürdig. Allerding klärte sich diese Ungereimtheit im Verlaufe des hitzigen Streites, wo Prinz Amaya sogar den ganzen Raum zum Beben brachte. Schutzsuchend presste Kosta sich an Zucker, der ebenfalls erschrocken einen Schritt zurück machte.
Mit grossen Augen beobachtete er den Streit der Freunde. Beobachtete, wie der Kriegerprinz mit den Loyalitäten, die er empfand kämpfte. Mit der Loyalität zu seinem Freund und mit der zu seiner tot geglaubten Familie. Kosta konnte so genau nachempfinden, was Prinz Tiger nun fühlen musste und er spürte, wie sein eigenes zerissenes Herz schmerzte. Schon bald sah er nicht mehr die beiden Soldaten vor sich, sondern Eneas und sich selber. Eneas, der ihm seine Liebe gestand und doch gar nicht wusste, wovon er sprach und sich selber, wie er Eneas so unendlich weh tat und trotz der Schmerzen nicht anders konnte. Kosta ballte hastig die Fäuste, um nicht in Tränen auszubrechen, liess lieber die Wut hoch kochen, da diese im Moment weniger gefährlich war.

Nachdem Prinz Tiger aus dem Raum gestürmt war, geschah eine Weile lang nichts. Jeder hing schweigend seinen eigenen Gedanken nach. Bis Prinz Rashar Zucker mit ihm mitschickte. Auch Kosta schaute überrascht, auch wenn um seine Augen noch ein tieftrauriger Zug lag. Zucker sollte mit ihm? Das war nicht gut. Es war zu gefährlich für ihn bei Prinz Asar. Doch Prinz Rashar hatte seine ganz eigenen Gründe, ausgerechnet seinen Schwarm mit ihm mitzuschicken.
"Es geschah nicht mit Absicht, ihn zu bezirzen", verteidigte Kosta sich leise. "Und nun würde ich niemand anderen von hier bezirzen wollen." Zucker musste nicht wegen ihm auf der Hut sein, sondern wegen dem Boten. Doch er konnte ihn deswegen nicht warnen. Es wäre womöglich ein Verrat an seiner Königin, wenn er Zucker davon abbrachte, Prinz Asar zu glauben. Kosta musste einfach sehr gut aufpassen, dass Prinz Asar ihm nicht auch einfach das Genick brach, wie er es bei dem armen Kutscher getan hatte. Noch ein Verrat mehr, den Kosta begangen hatte.
"Prinz Rashar", trat er demütig vor. "Kann man Euch vielleicht helfen?" Unvermittelt bemerkte Kosta, wie müde der Eyrier nach dem Streit nun aussah. "Bei dem, was Ihr gegen Sion vor habt? Schlussendlich scheinen wir doch alle das selbe Ziel zu haben." Kosta schien es wichtig, mehr davon und von diesem ominösen Ritual zu erfahren.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » Sa 20. Aug 2022, 22:11

Er sah hinüber zu Iason, als dieser leise erklärte, dass er niemand anderen hier mehr bezirzen wollte und auch Zucker hätte er nicht absichtlich verführt. Der Soldat wusste nicht was er davon glauben sollte. Er konnte immer noch nicht recht glauben, dass der schöne Krieger wieder zurück war. Was hatte der Spion erwartet? Dass Zucker darüber Luftsprünge machte? Im Gegenteil.
Gerade als Rashar nun auch den Lagerraum verlassen wollte, kam Iason auf ihn zu und fragte ihn, ob man ihm bei dem Plan gegen Sion helfen könnte. Sie hätten doch das gleiche Ziel. Rashar bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick.
"Das bleibt abzuwarten", entgegnete er nur. "Es wäre zu riskant dich in unsere Pläne einzuweihen. Wir werden sehen was das Gespräch mit dem Boten ergibt, aber ich kann nicht versprechen das es etwas ändern wird. Zu deinem eigenen Schutz solltest du hier im Keller verbleiben, nicht die Kunst anwenden oder sonstwie auf dich aufmerksam machen. Wenn die anderen dich entdecken, werde ich keine andere Wahl haben als dich auszuliefern. Glaub mir das."
Dann war der Kommandeur gegangen. Zucker steckte die Hände in die Hosentaschen.
"Es wird bald hell. Ich schlage vor, du ruhst dich aus. Rashar wird sich schon drum kümmern, dass bis heute abend niemand hier runterkommt", sagte er, trat zu einer Holzkiste und holte ein paar alte Decken raus. Er warf sie Iason zu. "Hier. Und dort hinten in den Regalen ist etwas zu essen. Ist nicht viel, ein paar eingelegte und getrocknete Sachen." Er gähnte. "Ich werd die Türe abschließen, ich sollte mich oben blicken lassen und auch etwas schlafen."
Zucker wollte eigentlich so wenig wie möglich mit Iason in einem Raum sein. Dessen Geständnisse und seine Rückkehr hatten den ehemaligen Häftling ziemlich überrumpelt.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » Sa 20. Aug 2022, 22:18

Prinz Rashar verschob Kostas Angebot der Hilfe auf später. Wohl auf dann, wenn er sich sicher war, dass er ihm trauen konnte. Kosta verstand dies natürlich. Doch er machte sich Sorgen wegen des Treffens. Prinz Asar wollte unbedingt zu Zorya, oder sie zu sich holen wegen des Gegengiftes und Prinz Rashar wollte etwas anderes genau so unbedingt. Kosta fürchtete, dass sich diese leidenschaftlichen Wünsche nicht vereinen liessen. Beziehungsweise dass die beiden, befehlsgewohnten Prinzen in ihrer Stur- und Bessesenheit nicht erkannten, dass sich beide Ziele eigentlich doch gemeinsam realisieren liessen. Solange beide ihre Ziele erreichten, wäre das ja auch nicht so schlimm. Aber Kosta hatte Angst, dass es dann Leute wie Zucker oder Prinz Amaya traff, die dann darunter leiden mussten. Prinz Tiger, der bald zweifacher Vater sein würde und Zucker... Zucker der wahrlich nicht mehr erkennen konnte, wenn ihm etwas gutes geschah.

Aber vielleicht war Kosta ja auch nichts gutes für Zucker. Schliesslich brachte seine Anwesenheit ihn nur in Gefahr. Ein süsses Lächeln und etwas Schokolade wiegte das nicht auf. Und auf mehr wollte sich der schöne Prinz nicht einlassen. Kosta konnte das regelrecht an seiner Körperhaltung ansehen. Wie er die Hände in die Hosentaschen gesteckt hatte. Als würde er fürchten, Kosta falle ihn gleich an. Etwas, wozu der Krieger durchaus Lust hatte. Allerdings war er auch sehr müde und es wahr viel zu gefährlich. Ausserdem mussten sie am nächsten Abend wieder hellwach und aufmerksam sein, wenn sie zurück ins Rebellenlager mussten. Aber andererseits...
Mit einem leisen Keuchen fing er reflexartig die schweren Rosshaardecken auf, die Zucker ihm zuwarf. Als wären sie ein Teddybär, knuddelte er sie an sich und sah über den Rand hinweg mit grossen, goldenen Augen zu dem anderen Hayllier hoch, der ihm noch eine Menge Ratschläge gab, ihm aber kein bisschen näher kam. Kostas Augen wurden unwissentlich noch etwas grösser. Konnte Zucker ihm nicht wenigstens ein Gutenachtküsschen geben? Er nagte an der Unterlippe, während er zuhörte. Oder wenigstens eine kleine Umarmung? Ganz unschuldig? Schliesslich würde er nun für lange Zeit in einem kleinen, dunklen Raum sein. Ganz alleine. Etwas, was Kosta ganz und gar nicht mochte.

"Warte", bat er ihn flehentlich, als es den Anschein hatte, dass Zucker schon beinahe aus dem Raum fliehen sollte. "Könntest du nicht wenigstens..." Rasch presste Kosta die Lippen zusammen. Zucker würde es nur für einen Trick halten, wenn er nun um einen Kuss bat. Besser er bedrängte ihn nicht. Und auch wenn der Prinz, wie es manchmal schien, dominantere Partner mochte, hatte er es gar nicht gerne, wenn man ihn bedrängte oder einsperrte, wenn er sich nicht sicher fühlte. Das alles wusste Kosta schon über den Prinzen, dem er gefolgt war. Dem ehemalige Lustsklaven war dies sicher gar nicht bewusst.
"Ich meine..." Kosta räusperte sich. "Ich habe etwas für Regensang mitgebracht." Kosta liess eine längliche, kurze Stoffwurst erscheinen, in der das neue Oberationsbesteck eingepackt war, welches er für sie in Draega besorgt hatte. Das erschien ihm nicht verdächtig. Schliesslich riefen Blutleute andauernd etwas aus ihrem Juwelengepäck herbei oder liessen etwas darin verschwinden. So etwas würde nicht auffallen. "Sie würde mir den Kopf abreissen und mich beschimpfen, wenn sie davon erführe. Aber vielleicht kannst du es ihr ja mal bei Gelegenheit geben. Oder du gibst es Prinz Rashar, damit er es ihr geben kann. Ein Beutestück oder so. Bitte." Es geschah nicht mit Absicht, dass er dabei seinen schönsten Hundewelpenblick aufsetzte. "Ich will dir wirklich nichts böses. Doch ich kann verstehen, dass du mir nicht traust. Mir nicht trauen darfst. Das ist schon in Ordnung." Er lächelte scheu.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » Sa 20. Aug 2022, 22:19

Er merkte sehr wohl wie ihn Iason immer wieder mit dieser gewissen Sehnsucht ansah, doch Zucker bemühte es zu ignorieren. Er versorgte den Hayllier bloß mit allem Nötigsten und wollte dann gehen, nur ließ ihn Iason nicht so einfach, flehte schon beinahe, hier zu bleiben und... was? Mit ihm rumzumachen als wäre nie etwas gewesen? Zucker blieb zwar stehen, aber er kam auch nicht auf den Krieger zu, der alle Register zog ihn zu erweichen. Große, klimpernde Augen, befangene Körperhaltung, zitternde Stimme. Aber woher sollte Zucker wissen, ob das echt war oder doch nur gespielt? Er konnte und er würde dem Hayllier nicht mehr trauen.
Als der Soldat sich nicht rührte, räusperte sich Iason schließlich und erklärte, dass er etwas für Regensang mitgebracht hätte. Der Krieger rief ein Stoffbündel herbei und Zucker kam nun doch näher, um sich dies anzusehen. Iason schlug kurz den Stoff beiseite und Zucker staunte nicht schlecht, als er das Operationsbesteck sah. Das war sicher nicht billig gewesen. Ob Iason das aus eigener Tasche bezahlt hatte oder ob es ein Geschenk Haylls war? Ach, er sollte nicht darüber nachdenken. Es war ja nicht so, als ob er etwas gegen Hayll hatte..
Zucker nahm das Stoffbündel entgegen.
"Ich gebe es Rashar. Es kommt besser, wenn er es ihr gibt", beschloss er. Regensang vergötterte den Kommandeur und würde sich umso mehr freuen, wenn es von ihm gab. Bei allen anderen würde sie vielleicht eine andere Bedeutung darein lesen.
Zucker verstaute das Mitbringsel in seinem Juwelengepäck. "Danke.. sie kann es sicher gut gebrauchen, sie wird sich freuen", gab Zucker zu.

Er wollte sich wieder zum Gehen abwenden, suchte noch nach den richtigen Worten, als Iason ihn wieder mit großen Augen sehnsüchtig ansah und beteuerte, er wollte ihm nichts tun. Es wäre in Ordnung, wenn Zucker ihm nicht mehr vertraute.
"Du hast mich die ganze Zeit angelogen und mir alle möglichen Geschichten aufgetischt", entgegnete Zucker ablehnend. "Ich weiß nicht, wer du bist. Der ängstliche Sklave mit deinem Welpenblick oder der abgebrühte Dolchkämpfer..." Zucker schürzte die Lippen, schüttelte schließlich seufzend den Kopf.
"Aber das ist es nicht.." Er war wegen einer anderen Sache schlecht auf den Krieger zu sprechen.
"Du bist zurückgekommen! Das habe ich nie gewollt", stieß Zucker hervor. "Du weißt doch wie scheiße es hier ist, wie oft und wie schnell hier ein Leben beendet werden kann. Weißt du woran ich nachts so gedacht habe? An dich und wie du auf dieser versteckten Insel mit Sandstrand und Sonne es dir gut gehen lässt. Dass du es raus geschafft hast. Wenigstens einer. Aber jetzt kann ich das nicht mehr.. weil du wieder hier bist." Die schöne Vorstellung, die ihm immer ein bißchen Kraft und Trost gegeben hatte, war zerplatzt.
"An deiner Stelle wäre ich auf der Insel geblieben."
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » Sa 20. Aug 2022, 22:21

"Ich hoffe nicht, dass es nötig sein wird, aber vielleicht kann sie dir damit einmal ja helfen", lächelte Kosta scheu, als Zucker das Geschenk für die Heilerin annahm. Der Prinz sah es auch so, dass es wohl am besten wäre, wenn Prinz Rashar das Geschenk überreichte. Ein Geschenk, was nicht ganz uneigennützig war. Denn er konnte nicht offensichtlich an Zuckers Seite bleiben, selbst wenn dieser es gewollt hätte. Sollte es also zum Kampf kommen, wäre es schwierig, ihn zu beschützen. Wenn er dann verwundet werden sollte, war wenigstens das richtige Werkzeug in der Nähe, um ihn zusammen zu flicken. Es war ein morbides Geschenk, aus dieser Sichtweise betrachtet. Doch es war ja auch dafür da, dass die Heilerin sich freute.

Bevor Zucker entgültig ging, wollte Kosta noch etwas Frieden mit ihm schliessen. Oder wenigstens dafür sorgen, dass dieser kein schlechtes Gewissen hatte, weil er ihm nicht trauen konnte. Sein Schwarm reagierte ziemlich ungnädig darauf. Hilflos wollte Kosta erklären, dass er selber nicht wisse, wer er sei. Es kam ihm immer mehr so vor, als hätte er gar kein 'Ich' wenn er Zucker so zuhörte und sich an die vergangenen Tage und den Streit mit Eneas erinnerte.
Zu seiner Überraschung war Zucker aber gar nicht deswegen böse mit ihm. Sondern weil er nicht auf Nuranessa in Sicherheit geblieben war. Weil er da nicht sein Leben genoss. Da hätte ihm nämlich des Nächtens Kraft gegeben. Och, das war ja so lieb. Kosta konnte nicht anders, als den älteren Hayllier verliebt anzuschauen. In seinem Bauch kribbelte es. Es war wirklich schön in Zuckers Gegenwart. Das hatte er sich nicht einfach nur so in der Aufregung des Gefechtes eingebildet.
"Dummkopf", lachte er leise. "Warum träumst du von mir auf dieser Insel, statt davon, dass du irgendwann dahin gelangen kannst? Ausserdem ist die Insel nicht mein heimlicher Zufluchtshafen, wo ich mich vor der Grausamkeit des Lebens verstecken kann." Das war bisher immer Eneas gewesen. Bis er dieses Paradies zerstört hatte. Sein Lächeln erlosch. "Ich bin kein Verfolgter, der so etwas braucht. Ich bringe die Leute nur dahin, damit sie ihrer Hölle entfliehen können." Er wandte sich ab und breitete in einer schmutzigen Ecke die Decken aus, die Zucker ihm gegeben hatte. Etwas versteckt hinter den Regalen, so dass man ihn nicht gleich sehen würde, wenn man den Raum betrat.
"Du wärst auch nicht auf der Insel geblieben, wenn sie zu deiner Hölle geworden wäre", murmelte er erstickt, mehr zu sich selber, schob die Decken wütend mit dem Fuss zurecht. Er hatte doch nicht mehr über Eneas nachdenken wollen. Er wollte sich mit Zucker ablenken. Nach einem entschlossenen Durchatmen drehte er sich wieder zu dem Prinzen um.
"Hier kann ich wenigstens etwas tun", verteidigte er sich energisch. "Wenn du mich wieder auf dieser Insel haben willst, musst du mich schon eigenhändig dahin schleifen. Ansonsten bleibe ich hier und versuche meiner Königin und dir zu helfen. Und wenn ich dabei sterbe..." Erschreckend gleichgültig zuckte er mit den Schultern. "Dann geschah es wenigstens in dem Versuch etwas sinnvolles, nützliches zu tun, anstatt nur auf der faulen Haut rum zu liegen. Dann ist es wenigstens vorbei." Dann würde es aufhören, so unendlich weh zu tun.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » Sa 20. Aug 2022, 22:24

Als Erwiderung lachte Iason erst einmal nur leise ehe er fragte wieso denn Zucker nicht davon träumen würde wie er auf dieser Insel wäre. "Nah, ich bin ein Realist", entgegnete Zucker, will heißen, er glaubte nicht wirklich daran, dass irgendwo ein Ende des Krieges in Sicht war oder dass er dabei auf einer Ferininsel landete, wo er es sich gut gehen ließ. Das war bloß ein Märchentraum.
Bevor Zucker weiter daran dachte, ließ Iason scheinbar wie beiläufig fallen, dass die Insel für ihn kein Zufluchtsort wäre. Er bräuchte so etwas nicht, er würde bloß Leute dorthin bringen, damit sie ihrer Hölle entfliehen könnten.
"So wie Lady Winters und Venka?", fragte Zucker. "Aber beim letzten Mal klang es so, als würdest du dort auch leben." Oder war das bloß ein weiteres Seemannsgarn gewesen und der Hayllier änderte bloß gerade seine Hintergrundgeschichte ein weiteres Mal? Gerade so, dass Zucker ihm wieder sein Vertrauen schenkte?
"Du wärst auch nicht auf der Insel geblieben, wenn sie zu deiner Hölle geworden wäre", nuschelte Iason, hatte sich hinter einer Regalreihe niedergelassen und breitete etwas energischer als nötig die Decken aus. Zucker wurde hellhörig, kam langsam näher. Er wusste immer noch nicht, was er glauben sollte. Ob das nur so eine Masche war.
"Was ist so schrecklich an einer Insel, wo du dutzende andere hinbringst? Gefällt dir die Gesellschaft nicht?", fragte der Soldat. Es klang so, als wollte Iason partout nicht zurück. Er wollte lieber hier sein und etwas tun. Egal ob er dabei draufging oder nicht. Zucker schwieg. Es klang... echt. Da war ein Schmerz in der Stimme des Kriegers, der sich stark und echt anfühlte. Was war mit ihm passiert, nachdem er geflohen war?

Zucker trat zur Decke. "Was ist dann vorbei?", fragte er. "Bist du deshalb zurück? Um hier in einem heroischen Akt für dein Land draufzugehen?" Der Prinz verschränkte die muskulösen Arme. "Ich hab dich ja für vieles gehalten, aber nicht für einen Feigling." Es klang nämlich sehr danach, als würde Iason vor etwas wegrennen. Oder jemandem.
Zucker erinnerte sich an den Piratenkapitän von dem Iason so oft gesprochen hatte. In der Geschichte war das anfangs sein Besitzer gewesen dem er weggelaufen war. Angeblich existierte dieser Käpt'n aber wirklich.
"Du bist nicht wirklich wegen mir hier oder?", stellte Zucker. "Du bist hergekommen, um dich in eine neue Mission zu stürzen. Wieviel von deiner Geschichte ist wahr, dass du deinem Besitzer weggelaufen bist? Was hast du damals gesagt?" Zucker versuchte sich kurz zu erinnern, rief sich das Gespräch ins Gedächtnis. "Dass er deiner überdrüssig geworden ist und dich nicht mehr beachtet hat?"
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » Sa 20. Aug 2022, 22:27

"So wie Lady Winters und Venka", bestätigte er die Fragen des Prinzen, die so voller Zweifel waren. "Manchmal lebe ich auch für eine Weile da. Um zu helfen." Er hatte da gelebt. Doch nun konnte er nie wieder zurück. Noch nicht einmal deswegen, damit er die Beziehung von Eneas und Leto nicht gefährdete. Sondern inzwischen weil er Eneas Herz gebrochen hatte und dieser bestimmt unheimlich wütend auf ihn sein musste. Dabei hatte Kosta genau so ein recht wütend zu sein. Noch viel mehr.

In seinem Schmerz und seiner Wut sagte er mehr, als er es hätte tun sollen und plötzlich war Zucker gar nicht mehr so interessiert daran, zu gehen. Stattdessen kam er sogar näher und stellte ihm viele unangenehme Fragen. Kosta wich einen Schritt zurück, wandte den Kopf ab und wollte nicht antworten. Es tat zu weh. Schnürte ihm die Kehle zu. Doch der Prinz gab nicht nach, trat bis zur Decke heran, so dass Kosta auf einmal irgendwie zwischen Regal, dem behelfsmässigen Bett und Zucker eingeklemmt war. Genau so wie er sich auch von den Fragen bedrängt fühlte. Erst als Zucker ihn verhöhnte fand er ein kleines Ventil für die Gedanken, die in ihm tobten.

"Oh, doch ich bin ein ganz furchtbarer, verabscheuungswürdiger Feigling", lachte er bitter und voller Selbsthass. "Aber ich bin nicht hier, um heldenhaft zu sterben." Er war hier um einfach nur zu sterben. Nein, nicht wirklich. Oder doch? Nein, er wollte Timaris helfen, das Gegenmittel zu bekommen. Er wollte Prinz Amaya helfen, damit dieser seine Tochter und sein zukünftiges, zweites Kind kennen lernen konnte und er wollte helfen, dass Zucker ein echtes Leben bekam. Das wollte er wirklich alles gerne machen, doch wenn er vorher starb, wenn er bei dem Versuch starb, dann war es auch nicht so schlimm. Dann wären die Schmerzen wenigstens vorbei. Kosta wand sich, da er das nicht genauer benennen wollte.

"Doch, ich bin wegen dir hier", beteuerte er dann aber doch noch heftig. Nicht unbedingt einmal wegen sich, weil er fand, dass man ihm glauben sollte. Sondern weil er wollte, dass Zucker wusste, dass jemand an ihn dachte. "Wenn ich mich nur in eine Mission hätte stürzen wollen, hätte ich nicht hier her zu kommen brauchen. Ich bin hier, weil ich möchte, dass du überlebst. Weil ich dir helfen will. Weil ich dich mag und es in meinem Bauch kribbelt, wenn ich an dich denke und ich denke sehr oft an dich. Weil ich hoffe, dass wir uns näher kennen lernen können und dass aus dem Bauchkribbeln mehr wird." Wenn er sich endlich richtig auf jemanden einlassen könnte, dann würde er Eneas und seine Liebe zu ihm vergessen können. Ganz wie Laree es ihm geraten hatte. Er brauchte nur die leise, eisige Stimme tief in sich drin zu ignorieren, die ihm mit gnadenloser Gewissheit zuflüsterte, dass das niemals funktionieren würde. Dass er niemals jemanden so würde lieben können wie Eneas.

"Nichts von der Geschichte ist war", verteidigte er sich immer leidenschaftlicher je näher Zucker der Wahrheit kam. Diesmal sah und hörte man ihm jedoch an, dass er log. Er trat noch einen Schritt zurück und hatte plötzlich hart das Regal im Rücken. "Wie du dauernd sagst. Ich habe dich nur angelogen. Ich bin vor keinem Besitzer weggelaufen. Das war nur eine Geschichte, warum ich hier in Raej herum laufe. Ist doch nur logisch. Wenn der Herr unaufmerksam wird, kann man fliehen. Aber du weisst ja jetzt, wem ich gehöre. Wer meine Herrin ist. Ich habe keinen Besitzer." Eneas wollte ihn nicht besitzen. Er wollte... wahrscheinlich wollte er einfach nur so weiter machen, wie bisher. Nur ohne Geheimnisse. Kosta wusste es nicht genau und konnte es sich auch gar nicht vorstellen. "Das einzige was stimmte war, dass er eine Gefährtin hat", verplapperte er sich, dass es da eben doch einen 'Er' gab, ob jetzt Besitzer oder nicht.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » Sa 20. Aug 2022, 22:29

Iason war immer weiter vor ihm zurückgewichen, lehnte nun gegen eines der Regale und wirkte wie ein in die Ecke getriebenes Tier. Zucker hatte da wohl offensichtlich an eine offene, schmerzhafte Wunde gerührt. Er glaubte nicht, dass das alles gespielt war, um wieder ins Vertrauen zu ziehen. Als ehemaliger Lustsklave kannte er selbst verschiedenste Methoden sich zu verstellen, Emotionen vorzutäuchen, zu lügen, zu schmeicheln und verführen. Das hier wirkte wie echte Emotionen.
Etwas hatte den Sklaven und Spion eindeutig aus der Bahn geworfen. Er scherzte sarkastisch über sich, dass er wirklich ein furchtbarer Feigling wäre, aber es klang nicht wie ein Scherz. Iason versicherte, er wäre wegen Zucker hier, er wollte ihm helfen und er mochte ihn.
"Weil ich dich mag und es in meinem Bauch kribbelt, wenn ich an dich denke und ich denke sehr oft an dich. Weil ich hoffe, dass wir uns näher kennen lernen können und dass aus dem Bauchkribbeln mehr wird", gestand ihm der Krieger erneut. Ach, mann, das hatte Zucker nicht hören wollen. Die Worte wirkten so fehl am Platz und auch irgendwie seltsam verzweifelt. Wie kam der Spion dazu einem Soldaten mitten auf Feindesland die Liebe zu gestehen? Das konnte doch nichts werden.
"Was soll denn daraus werden?", fragte Zucker. Er kannte nur Beziehungen, die sich gegenseitig ausnutzten und einander raubten. "Bist du sicher, dass du mich meinst? Es tut mir leid.. aber ich hab kein.. Bauchkribbeln für dich." Er musste das einfach mal so gesagt haben, denn Iason schien zu glauben, dass da etwas war. "Ich bin auch nicht hier, um jemanden zu finden." Sobald Rashar sich mit dem Boten getroffen hatte, war es das Beste wenn Iason ganz schnell wieder verschwand.

Der Prinz konnte immer noch nicht glauben, dass Iason wegen ihm hier war. Dafür schien er mit seinen anderen Vermutungen schon viel eher Recht zu haben. Dass der Hayllier geflohen war um sich hier in Gefahren zu stürzen und seine anderen Probleme zu vergessen. Probleme, die ihm das Leben auf der angeblichen Trauminsel zur Hölle machten. Sobald Zucker nach dem Kapitän fragte, wies Iason dies alles von sich, beharrte, dass er sich dies nur ausgedacht hätte. Er hätte keinen Besitzer, sondern eine Herrin.
"Das einzige was stimmte war, dass er eine Gefährtin hat", sagte er dann doch.
"Also gibts den Kapitän doch", erkannte Zucker. "Wegen dem bist du wirklich hier, hm? Weil du das nicht aushälst mit ihm und seiner Tussi auf eurer Insel?" Der Soldat wusste nicht, ob er diese Geschichte komisch finden sollte oder nicht. Es kam ihm so absurd vor. Für Zucker existierte momentan nur das Jetzt, dieser Krieg. Beziehungsprobleme kamen ihm im Vergleich dazu verschwindend nichtig vor. Man sollte nehmen was man hatte und jeden Moment genießen, wenn es ging, vielleicht gabs danach keinen weiteren mehr.
"Bist du sicher, dass du ein Spion bist?", fragte Zucker.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » Sa 20. Aug 2022, 22:34

"Aber du magst mich", erwiderte Kosta unnachgiebig und trotzig. "Das reicht, um es wenigstens zu versuchen. Im schlimmsten Fall werden es nur ein paar wenige aber schöne Stunden und wenn wir Glück haben haben wir eine schöne, lange Zeit, in der du leben und nicht nur Überleben kannst. Das ist doch viel besser, als es gar nicht erst versucht zu haben." Für Zucker schien es jedoch mehr als einfach nur absurd zu sein und er schob vor, dass er auch gar nicht hier wäre, um jemanden zu finden.
"Pech gehabt", erwiderte Kosta stur. "Nun hat eben jemand dich gefunden." Beinahe hätte er noch hinterher geschoben, dass Zucker erwachsen werden und damit klarkommen sollte. Doch eigentlich war Zucker mehr als nur erwachsen, hatte wahrscheinlich sogar nie eine richtige Kindheit gehabt. Er konnte nur das Gute nicht erkennen, selbst wenn es vor ihm stand. Genau wie er gesagt hatte. Oder aber er sah noch mehr als Kosta und erkannte, dass darin nichts Gutes für ihn war. Doch das wollte Kosta nicht glauben.

"Natürlich gibt es den Kapitän", erwiderte Kosta zusehends verzweifelter, weil Zucker so in ihn Drang und an seinem Schmerz rührte. "Aber er ist nicht mein Besitzer. Ich bin auch nicht wegen ihm hier. Sonst hätte ich schon vor zehn Jahren hier sein müssen. Denn so lange sind der Kapitän und seine Gefährtin schon zusammen. Ich bin wegen dir hier. Ich hatte von Anfang an vor, wieder hier her zu dir zurück zu kommen. Ja, inzwischen habe ich mich auch mit dem Kapitän gestritten", gab er schmerzlich zu, presste kurz seine Lippen zusammen und senkte seinen Blick. Einen zitternden Atemzug später schaute er jedoch wieder innig zu Zucker auf.
"Aber das hat nichts damit zu tun, weswegen ich hier bin", beteuerte er leidenschaftlich. "Ich wäre auch ohne des Streites gekommen. Ich bin auch kein Spion. Ich habe nie gesagt, ich wäre ein Spion. Du hast das die ganze Zeit behauptet. Hör auf damit. Und hör auch auf damit, mich fertig machen zu wollen, nur weil du nicht fähig bist zu glauben, dass dir auch einmal jemand etwas gutes will. Ich habe eine einsame Nacht, in einer dunklen, stinkigen, kleinen Zelle vor mir." Etwas, was er nach wie vor nicht mochte. "Da brauche ich nicht auch noch deinen Hohn und deinen Spott. Geniesse es doch einfach, wenn sich dir eine gute Gelegenheit bietet. Davon kommen wenige genug. Die muss man nicht noch mit Füssen in den Dreck treten. Als ehemaliger Sklave und Schwerverbrecher solltest ausgerechnet du das doch eigentlich wissen." Bebend stand Kosta vor dem Prinzen mit dem verbrannten Gesicht und wehrte sich leidenschaftlich gegen dessen Ungläubikeit. Er ertrug es einfach nicht länger, dass dieser immer weiter nach Eneas bohrte.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » Sa 20. Aug 2022, 22:36

Der hayllische Krieger ließ nicht locker und versuchte alles. Zucker würde ihn ja doch mögen und wieso sie da es nicht miteinander probieren sollten. Und wenn es nur für ein paar schöne Stunden reichte. Es wäre immer noch besser als es gar nicht versucht zu haben.
"Was sollen wir versuchen?", fragte Zucker. "In ein paar Tagen brechen wir in den Dschungel auf, der nur so von Mücken, Rebellen und Benksaba Soldaten wimmelt. Was willst du von mir? Händchen halten während ich den nächsten absteche? Du solltest besser wieder zurück nach Hayll. Ich will nicht schuld daran sein, dass du draufgehst."
Das war doch verrückt. Wie kam Iason darauf, dass sie hier eine Beziehung oder was auch immer haben konnten? Oder dass Zucker ihn mochte...
Iason beharrte, dass er nicht wegen dem Kapitän hier wäre, der hätte schon seit Jahren eine Gefährtin. Nein, Iason wäre wegen Zucker hier wie er erneut beteuerte.
"Ich hatte von Anfang an vor, wieder hier her zu dir zurück zu kommen. Ja, inzwischen habe ich mich auch mit dem Kapitän gestritten", gab er zu, senkte den Kopf für einen Moment ehe er ihn wieder leidenschaftlich anblickte.
"Was soll das Schauspiel? Du kennst mich überhaupt nicht. Du weißt nichtmal meinen richtigen Namen oder woher ich komme", sagte Zucker. "Ich glaube eher, du bist doch wegen dem Streit hier und willst dich ins Vergessen stürzen." Er erinnerte sich daran, dass er mal mit Iason über Ersatzkaffee gescherzt hatte. Dass wenn das richtige nicht zur Hand war, man eben nach dem nächstbesten griff. War es das?

Der Hayllier blieb stur, warf Zucker vor, dass er einfach nicht an etwas Gutes glauben konnte, wenn es vor ihm stand. Zucker sollte ihn nicht verspotten, sondern stattdessen lieber genießen.
"Geniesse es doch einfach, wenn sich dir eine gute Gelegenheit bietet. Davon kommen wenige genug. Die muss man nicht noch mit Füssen in den Dreck treten. Als ehemaliger Sklave und Schwerverbrecher solltest ausgerechnet du das doch eigentlich wissen", warf er ihm feurig vor. Zucker blickte zurück, streckte den Arm aus und stützte sich am Regal neben dem Krieger ab.
"Hmm, mein Gedächtnis ist zwar nicht so gut, aber ich glaub, ich vorhin auch sowas gesagt wie dass man im Jetzt leben sollte. Genießen und all der Kram", gab er zu. "Ich weiß nicht was du für Pläne hast, vielleicht bist du wirklich kein Spion, sondern nur ein Dummkopf. Aber das ändert nix dran, dass du mir was vorgemacht hast.." Zucker dachte kurz darüber nach.
"Willst du ficken oder was? Weil das ist alles was ich dir geben kann."
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