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Der Verrat





Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » So 21. Aug 2022, 06:22

"Es wird auch noch ein Leben nach dem Dschungel, nach dem Krieg geben", versicherte Kosta. "Dann will ich Händchen mit dir halten, während wir ein Eis essen." Kosta war fest davon überzeugt, dass Haylls Armee bald nach Raej käme und die Sechste dann nicht mehr weiter kämpfen musste. Timaris würde sich darum können. Sie würde es zumindest versuchen und damit auch ganz sicher schaffen. Er glaubte fest an sie. Auch daran, dass sie die Vergiftung überstand. "Und bis es soweit ist, kann ich vielleicht verhindern, dass dich jemand absticht, oder du am Fieber dieser Fiebermücken stirbst, oder dich eine giftige Schlange beisst und solange du mich nicht tötest, wirst du auch nicht schuld daran sein, wenn ich hier sterben sollte." Das wäre seine eigene Schuld. "Was soll ich also in Hayll.

Zucker konnte es ihm jedoch einfach nicht glauben. Behauptete, alles wäre nur ein Schauspiel und er würde ihn doch gar nicht kennen. Er war sich sicher, dass Kosta nur hier wäre, wegen dem Streit und weil er sich ins Vergessen stürzen wollte. Natürlich wollte er vergessen. Aber Kosta wäre auch ohne Streit hier her gekommen.
"Das ist doch alles gar nicht wichtig, wenn man jemanden kennen lernen will", hielt Kosta dagegen. "Ich hatte schon einmal eine Beziehung mit jemandem, dessen Namen ich selbst nach Wochen noch nicht kannte. Namen sind nicht wichtig. Du bist Zucker. Du magst Schokolade, leidenschaftlichen Sex und bist sehr mitfühlend, auch wenn du das abstreitest, weil du es dir hier eigentlich gar nicht leisten kannst. Du bist treu und sehnst dich nach einem erfüllten Leben, was du dir aber nicht einzugestehen getraust. Aber das macht nichts. Hier geht das gar nicht anders. Irgendwann sind wir jedoch nicht mehr hier und dann kann ich noch immer all die anderen Kostbarkeiten entdecken, die noch in dir stecken. Das muss man doch nicht alles gleich von Anfang an wissen."

Es kam ihm vor, als würde er gegen eine Wand sprechen. Zucker wollte ihm einfach nicht glauben. Konnte oder durfte es einfach nicht. Vielleicht war es auch nicht Recht von Kosta, den Schutzwall des Prinzen zu durchbrechen. Schliesslich war er noch immer mitten im Krieg. Andererseits konnte Kosta selber nicht anders, als Hoffnung zu spenden, wo es nur irgendwie ging. Nicht jetzt, wo Zucker damit angefangen hatte, ihn zu bedrängen und ihm zu unterstellen, er wäre nur zur Flucht hier. Ja, er flüchtete hier her. Doch er hatte auch vorgehabt zu kommen, bevor er sich mit Eneas gestritten hatte.
Da änderte Zucker seine Haltung unvermittelt. Er öffnete seine verschränkten Arme und stützte sich an dem Regal mit einer Hand ab. Kosta fühlte sich damit nur noch mehr gefangen und sein Herz begann heftig in seiner Brust zu pochen. Nervös leckte er sich über die Lippen. Er kannte diese Haltung. Wusste, was nun gleich kommen würde. Nur konnte er nicht daran glauben. Zucker wollte ihn bestimmt nur in eine Falle locken, um ihm damit zu beweisen, das er Recht hatte. Wie auch immer.
"Nein, das ändert nichts daran, dass ich dich angelogen habe", bestätigte Kosta wieder leiser und zurückhaltender. Er hätte Zucker ja auch schlecht die Wahrheit sagen können. Das musste der Prinz doch verstehen. Er hatte ihn sicherlich auch bei mehreren Gelegenheiten angelogen. Misstrauisch blickte er auf, als er ihm Sex anbot. Das wäre das Einzige, was er ihm geben könnte. Nun war es an Kosta, kein Wort zu glauben.
"Hör auf mich zu verhöhnen", bat er gekrängt. "Du willst meine Geschichte doch gar nicht hören. Meine Wahrheit. Und deine willst du nicht erzählen. Du sagst, die Nacht ist bald um und dass du dich oben blicken lassen musst. Du sagst, du willst mich nicht hier haben. Also tu jetzt nicht plötzlich so, als würdest du mich doch in deinem Bett haben wollen. Darauf falle ich nicht rein. Du hast doch gerade eben noch gesagt, dass wir uns zu wenig kennen würden dafür." Müde wollte Kosta sich abwenden, damit er auf sein Deckenlager krabbeln konnte. Das Gespräch mit Zucker hatte ihn nun vollends ausgelaugt. Er glaubte nicht daran, dass Zucker nun auf einmal doch geniessen mochte.
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von Anzeige » So 21. Aug 2022, 06:22

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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » So 21. Aug 2022, 09:07

Er glaubte langsam, dass Iason ihn einfach nicht richtig hören wollte. Egal wie oft Zucker erklärte, dass er Iasons Beziehungswünsche nicht teilte oder etwas damit anzufangen wusste, dass all dies der völlig falsche Zeitpunkt war, der Krieger hatte jedesmal irgendwelche träumerischen Gegenargumente. Wie dass er mit ihm Händchen halten und Eis essen gehen wollte. Nach dem Krieg dann. Zucker wusste nichtmal, ob es ein 'nach dem Krieg' überhaupt für ihn - oder für Iason - geben würde. Geschweige denn, dass er dann Händchen haltend mit dem Hayllier durch die Gegend ziehen wollte.
"Du solltest nicht lange hier bleiben", hielt der Soldat dagegen, "Du kannst nicht an meiner Seite mit in den Dschungel kommen, falls du dir das ausmalst. Das Risiko ist zu groß, damit hilfst du mir überhaupt nicht. Was, wenn du entdeckt wirst vom Rest der Kompanie? Da sind viele dabei, die sich in der Wildnis gut auskennen und wenn die dich finden und erfahren, dass Rashar dich hier mitschmuggelt, kann die ganze Stimmung kippen und damit Rashars Pläne." Zucker brauchte den Krieger nicht an seiner Seite, der ihn bloß in Schwierigkeiten bringen würde.
Iason behauptete zwar ihn zu kennen, aber das tat er nicht wirklich. "Irgendwann sind wir jedoch nicht mehr hier und dann kann ich noch immer all die anderen Kostbarkeiten entdecken, die noch in dir stecken. Das muss man doch nicht alles gleich von Anfang an wissen", appellierte Iason an ihn.
"Ich bin kein treuer Kerl, ich nehm mir was ich kriegen kann. Ich lebe im Hier und Jetzt, es bringt nichts eine Zukunft zu planen, die sowieso nicht passieren wird. Kapier das doch", gab Zucker hart zurück. Er wollte Iason nicht absichtlich weh tun, aber es war besser, wenn der Krieger schnell begriff, dass hier nichts laufen würde und wenn er dann wieder abzog. Dorthin wo er in Sicherheit war. Das war bestimmt nicht hier.

Wie um Iason dann doch zu zeigen, dass er im Moment lebte und er von ihm nicht mehr erwarten konnte als eine schnelle Nummer, fragte er ihn danach. Der Krieger wirkte richtgehend verletzt bei diesem Angebot. Zucker sollte ihn nicht verhöhnen, sagte er, er würde auf den Spott nicht hereinfallen.
"Du hast doch gerade eben noch gesagt, dass wir uns zu wenig kennen würden dafür."
"Für Sex muss man sich nicht kennen", entgegnete Zucker, machte aber einen Schritt wieder zurück. "Dann eben nicht. Aber das ist das einzige, was ich dir geben kann." Er zuckte mit den Schultern, war ja auch egal, das Gespräch wurde ihm einfach zu viel. Zucker wollte gar nicht über die Zukunft nachdenken.
"Ich hol dich heute abend ab. Bleib solange im Keller", sagte er ihm noch knapp und ging dann, wollte sich dieses Mal auch nicht zurückhalten lassen. Als Zucker nach oben ging, tagte es bereits und der erste Silberstreif am Horizont war zu sehen. Der Soldat gähnte, verließ das Gebäude, um zu der Baracke zu gehen, wo er sein eigenes Nachtlager hatte. Es war nicht wirklich bequemer als das Lager was Iason sich im Keller bereitet hatte. Der Prinz warf sich auf die schmale, harte Pritsche, blickte nach oben zur dunklen Decke. Verfluchter Kerl, wieso kam der wieder zurück und dann wegen ihm? Sie waren praktisch zwei Wildfremde. Bloß weil sie ein paar Mal rumgevögelt hatten? Es dauerte bis Zucker einschlafen konnte. Das ließ ihn nicht los. Er war nicht sonderlich nett gewesen, aber er war ja auch kein sonderlich netter Typ.
Der Feldwebel schlief bis in den Mittag hinein, es weckte ihn niemand. Mit schwarzer Uniformshose und graufleckigem Unterhemd bekleidet, schlurfte Zucker aus der Barracke, ging zu einer Waschschüssel, um sich wieder etwas Leben einzuhauchen. Seine verbrannte Gesichtshälfte juckte und spannte, aber daran hatte er sich schon lange gewöhnt. Es war meist ein Zeichen, dass das Wetter umschwingen würde. So schwül und drückend wie es war, wartete ein Regenguss förmlich schon auf sie.
Nach einem kurzen Essen half Zucker dabei ihre Vorräte und Ausrüstung reisefertig zu machen. Sie bereiteten dies schon seit ein paar Tagen vor. Die Männer waren rastlos, keinem von ihnen behagte es wirklich im Fort zu bleiben. Die 6. Kompanie war keine, die gerne lange auf einem Fleck blieb. Es erinnerte sie zu sehr an die Salzminen. Während der Arbeit dachte Zucker öfter an Iason, nein, eigentlich ständig, aber er beherrschte sich und kam wirklich erst wieder in den Keller, als es draußen dämmerte. Nicht ohne zuvor noch ein wenig mit der Botin zu schäkern. Sie hatte ihr eigenes Zimmer, weit besser eingerichtet. Zucker war oft dort, hielt sie bei Laune. Heute verabschiedete er sich früher, machte sich nicht die Mühe ihre Signatur abzuwaschen bevor er zu Iason ging, um ihn zum hayllischen Gesandten zu begleiten.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » So 21. Aug 2022, 10:32

Kosta zuckte mit den Schultern, als Zucker sich schlecht machte und erklärte, dass er ein untreuer Kerl war, der sich nehmen würde, was er kriegen konnte. Da wäre er bei weitem nicht der erste. Ausserdem war Kosta auch nicht treu. Er kannte das gar nicht. Nahm er zumindest von sich an. Er wollte doch auch gar keine Treue von Zucker. Er wollte dessen Hoffnung. Hoffnung verlieh Stärke. Sie würde dem Prinzen helfen zu überleben. Es würde sehr wohl etwas bringen zu hoffen und zu planen, auch wenn es schlussendlich nicht eintraf.
Andererseits... Kosta stockte unwillkürlich. Er hatte sich auch nie Hoffnungen über eine Zukunft gemacht, die nie eintreten würde. Es war so absolut unvorstellbar. Und nun war diese Zukunft doch eingetroffen. Es hatte ihn auf heiterem Himmel getroffen und ihn vollkommen überrollt und erschlagen. Ausserdem hatte er das sowieso nie gewollt. Er hatte sich gewünscht, an Eneas Seite sein zu dürfen. Das hatte ihm schon gereicht und wenn er in sein Bett gedurft hatte, war das immer ein ganz besonderes Geschenk gewesen.

Doch Zucker wollte keine Hoffnung haben. Er schien sich selber nicht so recht entscheiden zu können, was er wollte. Zuerst wollte er sich ihm nicht nähern, weil Kosta ihn offensichtlich belogen hatte und er ihm nicht traute und nun meinte er, dass man sich für Sex nicht zu kennen brauchte. Doch als Kosta ablehnte, schien er auch nicht sonderlich traurig zu sein. Er nahm also doch nicht so sehr, was er kriegen konnte. Beziehungsweise kämpfte er nicht sonderlich darum, etwas zu kriegen. Dabei hätte es nur ein sanftes Festhalten gebraucht und Kosta hätte sich ihm hingegeben. Warum nutzte Zucker es also nicht aus, wenn er doch so ein schlechter Kerl war? Weil er eben keiner war. Er wollte ihn nur schützen und ihn deswegen nach Hause schicken. Deswegen zog er sich nun auch zurück.

Und Kosta blieb alleine in dem dunklen Keller zurück. Erschöpft liess er sich auf die Decken fallen. Er war vollkommen übermüdet. Die letzten Nächte hatte er kaum Gelegenheit gehabt zu schlafen und die Nächte davor, hatte er nicht schlafen können, weil ihn der Streit mit Eneas so beschäftigte. Eigentlich sollte er deswegen nun schlafen wie ein Baby. Dennoch wünschte er sich bald, Zucker wäre noch geblieben und hätte ihn tatsächlich gefickt. So lange, bis Kosta nicht mehr denken konnte und von alleine einschlief. Jetzt aber war er wie zu erschöpft, um einzuschlafen. Wirre Bilder tanzten vor seinen Augen und er merkte gar nicht, dass er bereits schlief. Die Albträume fühlten sich dafür um so echter an. Wie er Eneas verletzte, wie er Timaris im Stich liess, wie er mit Zucker Sex hatte, der dabei abgestochen wurde.
Schweissgebadet wachte er auf, blieb keuchend auf dem Rücken liegen. Aufgewühlt versuchte er seine Ängste in den Griff zu kriegen, wurde sich dabei der Dunkelheit und des abgeschlossenen, kleinen Raumes um so deutlicher bewusst. Ehe er sich versah war er wieder eingeschlafen und träumte davon, wie Nevander ihn in ein finsteres Verliess sperrte, damit Sorra seinen Geist zerpflücken konnte, während alle, die er mochte und liebte verloren gingen. Es wirkte alles so realistisch, dass es Kosta zunehmend schwerer fiel zu unterscheiden, was Realität und was Traum war. Ganz davon zu schweigen, die vergangene Zeit abzuschätzen.
Inzwischen hatte Kosta jedoch gelernt damit umzugehen, wenn ihn die Erinnerungen wieder heimsuchte und er geriet deswegen nicht gleich in Panik. Er wusste, dass er einfach nur die Ruhe bewahren und abwarten musste. Irgendwann würde sich der Raum wieder öffnen und Licht herein kommen. So packte er in einem wachen Moment, nachdem er das unzähligste Mal aus einem Albtraum aufgeschreckt war, die Decken wieder zusammen. Er schätzte, dass es bald wieder Abend sein musste und da wollte er kein verräterisches Deckenlager zurück lassen.

Irgendwann kam dann auch tatsächlich Zucker wieder. Kosta hielt sich versteckt, bis er sich sicher war, dass es auch der Prinz und nicht einer der anderen aus der Kompanie war. Dann trat er aus dem Schatten und lächelte den anderen Hayllier schüchtern an.
"Ist es soweit?" fragte er leise und streckte verstohlen seine Fingerspitzen nach Zucker aus, um ihn zu berühren. Um festzustellen, ob er auch wirklich echt und kein Traum war. Er war echt. Kosta strahlte ihn an. Endlich war der Albtraum vorbei. Oh und er roch nach Sex und dieser Botin. Also so, wie er gestern Abend gerochen hatte. Anscheinend hatte er die Botin erneut bei Laune gehalten, wie Zucker es selber nannte. Eifersüchtig war Kosta deswegen nicht. Aber er registrierte es. Und er fand es schade, dass Zucker seinen Körper verkaufen musste. Hoffentlich genoss er es wirklich, wie er es sagte.
"Hast du alles dabei? Können wir los?"
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » So 21. Aug 2022, 18:32

Als er den Raum betrat, kam Iason langsam hervor, lächelte ihn dann an und strich ihm über den Arm, was sein Lächeln noch strahlender machte. Wie konnte er ihn so anstrahlen? Zucker hatte ihn mit nicht unbedingt netten Worten verlassen vor ein paar Stunden. Aber jetzt wirkte der Krieger nicht wütend, fast eher erleichtert. Er wollte auch gleich aufbrechen.
Der Soldat schüttelte den Kopf. "Es ist noch nicht dunkel genug. Wirst du den Weg überhaupt zurück finden in der Nacht? Wie weit ist der Bote entfernt?", fragte Zucker. Davon hinge auch ab, wann sie denn aufbrechen mussten. Zucker wusste nicht wie lange sie unterwegs sein würden oder was ihn am Ende der Reise erwartete. Ob da wirklich ein hayllischer Gesandter war und was der dann genau ihnen anbieten würde.
Zucker streckte sich, ging zu einem Regal und griff nach einer Flasche Schnapse. Er entkorkte sie mit den Zähnen, nahm einen ordentlichen Schluck. "Hast du was gegessen?", fragte er Iason. Dieser verneinte eher kleinlaut. "Dann holen wir das jetzt nach", beschloss Zucker. Das würde die Wartezeit überbrücken.
Der Soldat plünderte die Vorratsschränke, trug etwas Brot, Trockenfleisch und Käse hervor. Es war nicht viel, aber besser als gar nichts. "Wenn wir dann außerhalb des Forts sind, müssen wir vorsichtig sein. Rashar hat Leute zur Nachtwache eingeteilt. Wir sollten ihnen nicht begegnen, wenn wir den Geheimtunnel nehmen, aber zur Sicherheit sollten wir sparsam mit der Kunst sein." Es war zwar leicht, mit der Kunst unerkannt zu bleiben, doch in der Kompanie gab es durchaus ein paar mit dunklen Juwelen. Es war besser, sich auf die altmodische Art zu verdrücken.
Er hielt Iason die Schnapsflasche hin. Kurz bevor der Krieger danach griff, hielt Zucker noch kurz inne. "Wenn du mir noch ein Stück Schokolade gibst..." Er beäugte Iason nachdenklich. "Es ist aber nicht dein Plan mich hinterrücks umzuhauen und auf dein Piratenschiff zu entführen oder?", vergewisserte er sich.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » So 21. Aug 2022, 18:35

"Ich... ähm... ich hoffe es", gab er etwas überrumpelt und unsicher auf die Frage zu, ob er auch wieder zurück finden würde. Natürlich hatte er sich einige markante Punkte gemerkt. Nur war das hier in der Wildnis bedeutend schwieriger, als in einer Stadt, wo sie sich normalerweise auf unbekanntem Terrain bewegten. Dazu würde es, ganz wie Zucker es bemerkt hätte, Nacht sein. Da sah alles noch einmal anders aus. Kosta hoffte vorallem, dass der Himmel nicht bewölkt und die Sterne damit nicht bedeckt waren. Denn an denen konnte er sich am einfachsten orientieren.
"Den ersten Part der Führung musst jedoch du übernehmen", schob er vor. "Willst du mir wieder den Sack über den Kopf stülpen?" Wobei Kosta schätzte, dass er auch alleine die Stelle wieder finden würde, wo er Zucker begegnet war. "Wir werden schon ein paar Stunden unterwegs sein." Mehr wollte er über Prinz Asars Aufenthaltort nicht preis geben. Nicht weil er Zucker misstraute, sondern einfach weil er wusste, dass für Prinz Rhashar dieses geheimnisvolle Ritual Priorität hatte. Kosta wollte nicht, dass der Haushofmeister und damit seine Königin in Gefahr gerieten dadurch, dass er zuviel preis gab.

Erst einmal war es jedoch noch zu früh, um schon aufzubrechen. Kosta nahm es zur Kenntnis und verstand dies natürlich. Doch er sehnte sich immer mehr danach, diesen finsteren Raum zu verlassen. Jetzt war wenigstens Zucker mit einem kleinen Licht da. Da war es leichter, es zu ertragen.
"Nein", murmelte er etwas kleinlaut, weil er nicht gehorcht und etwas gegessen hatte. "Ich war zu müde dazu." Und viel zu aufgewühlt. Ausserdem war ihm ein wenig schlecht von den Albträumen und der stickigen Luft hier drin, wie es ihm vorkam. Kosta sehnte sich nach Luft und Wasser. Seine Augen brannten. So gerne hätte er sein Gesicht gewaschen. Doch damit würde er wohl warten müssen, bis sie im Rebellenlager waren.
Resolut bestimmte Zucker, dass sie das eben jetzt nachholen würden. Fürsorglich suchte er einige Esswaren zusammen, während er ihn informierte, dass sie möglichst ohne Kunst auskommen müssten. Kosta nickte. Das war er sich gewohnt. Eneas hatte auch immer darauf bestanden, dass sie auch alles ohne die Kunst konnten. Für den Notfall, wenn man die Juwelen nicht benutzen konnte. Und sich wegschleichen konnte er auch gut.

"Ja, aber natürlich", lächelte Kosta herzlich, als Zucker ihm nur etwas zu trinken, was übrigens verdächtig nach Schnaps aussah, geben wollte, wenn er ihn dafür mit Schokolade bezahlte. "Ich habe doch extra viel für dich davon eingepackt." Rasch tastete er in seinem Juwelengepäck danach und rief drei Täfelchen in buntes Papier eingewickelte Schokolade herbei. Er war gerade dabei, sie in offener Hand Zucker entgegen zu strecken, als es an ihm war zu stocken.
"Gütige Dunkelheit, du weisst gar nicht, wie gerne ich das tun würde", seufzte er inniglich. Dabei war ihm das gar nie in den Sinn gekommen. Denn dafür hätte er die Mannschaft und Eneas in Gefahr bringen müssen. Etwas, was er noch weniger wollte. "Ich würde dich so gerne entführen und ein ganz gemeiner Pirat sein." Seine Stimme hatte einen samtenen Tonfall angenommen und er grinste anrüchig, um anzudeuten, was der gemeine Pirat mit seinem Entführungsopfer so alles anstellen wollte. Neckisch zwinkerte er Zucker zu.
"Ich würde dich so gerne entführen, obwohl ich weiss, dass du mir das niemals verzeihen wirst", erklärte er wieder ernst und seufzte. "Doch ich werde es nicht tun. Ich respektiere deine Treue zu Rashar und weiss, dass du selber auch erst dann frei sein willst und kannst, wenn die anderen ehemaligen Gefangenen, oder zumindest der Teil, den du magst, ebenfalls frei sein kann. Ich will nur dafür sorgen, dass du bis dahin überlebst. Besonders jetzt, wo es scheint, dass dieses Ziel nicht mehr weit weg sein wird."
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » So 21. Aug 2022, 18:36

Ein paar Stunden würden sie unterwegs sein, hatte Iason gesagt. Zucker hoffte, dass sie bis morgen früh wieder zurück waren, aber je nachdem wie lange das Gespräch mit dem Boten dauerte, würde das vielleicht nicht klappen. Zucker sah nicht unbedingt gerne darauf hin, denn seine Tarngeschichte, die er mit Rashar ausgemacht hatte, involvierte eine Verletzung seinerseits. Zwar konnte Regensang ihn sicher heilen, aber wenn es sich vermeiden ließ, wollte sich Zucker lieber nicht irgendetwas brechen oder sonstwas.
Davon sagte er Iason jedoch nichts, erklärte ihm nur, dass der Kommandeur auf verbundene Augen bestand. Jedenfalls soweit bis zu dem Ort, wo sie sich zuerst getroffen hatte.
Während sie darauf warteten, dass es dunkel genug wurde, aßen sie noch gemeinsam und Zucker konnte noch ein Stück Schokolade ergattern, die der Krieger ja extra für ihn mitgebracht hatte. Die Täfelchen in dem bunten Papier kamen ihm immer noch so unwirklich vor. Sie passten nicht an diesen dreckigen Ort. Iason bejahte seufzend, dass er den Prinzen wirklich gerne entführen wollte, grinste ihn dabei an ehe er wieder ernst wurde.
"Ich respektiere deine Treue zu Rashar und weiss, dass du selber auch erst dann frei sein willst und kannst, wenn die anderen ehemaligen Gefangenen, oder zumindest der Teil, den du magst, ebenfalls frei sein kann", fuhr er fort.
"Gut, merk dir das. Und wenn du unsere Pläne nicht in Gefahr bringen willst, dann bleibst du der Kompanie nach den Verhandlungen wieder fern. Es ist zu gefährlich. Nicht nur für dich, auch für uns." Zucker hatte das heute morgen schon einmal versucht zu sagen, doch Iason sollte das bloß nicht auf die leichte Schulter nehmen. Sion zu besiegen war wichtiger als sie beide. Außerdem konnte der Soldat es sich nicht leisten einen liebeskranken, gesuchten Spion mitzuschmuggeln.
"Meinetwegen können wir uns mal treffen falls das alles vorbei ist und wir überlebt haben.." Woran Zucker nicht glaubte, doch das sagte er Iason nicht. "Aber vorher spielt das keine Rolle." Wenn er dem Hayllier ein bißchen Hoffnung gab, würde der vielleicht eher wieder gehen und sich nicht an ihn klammern.

"Ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen. Ich hab dich dafür vorher auch nicht gebraucht", erklärte er und aß die Schokolade. Dann stand er wieder auf, holte zwei Feldflaschen, beide mit Wasser gefüllt. Zucker packte in ein Bündel auch etwas Proviant, befestigte ein Jagdmesser an sein rechtes Bein.
Sie warteten noch eine Weile ehe Zucker beschloss, dass es Zeit wäre aufzubrechen und er den Geheimtunnel wieder freilegte. Er stülpte Iason den Sack über den Kopf, half ihm dann in den Gang hinunter. Sie sprachen und sandten nicht, es war zu riskant. Schweigend legten sie den schmalen Weg unter der Erde zurück. Zucker schob sich an dem Krieger vorbei, um den Ausgang freizulegen, half Iason hinaus. Dabei fiel ihm auf wie sehr der Krieger zitterte.
Sie knieten bei den Büschen, Zucker verschloss den Tunnel leise wieder, fasste dann Kostas Hand und zog ihn mit sich. Immer darauf bedacht der Patrouille aus dem Weg zu gehen und nicht von den Leuten auf den Palisaden gesehen zu werden, kroch Zucker durch das Dickicht. Sie schafften es unerkannt bis zu dem Stück, wo er sich letzte Nacht mit Anzalya vergnügt hatte. Der Prinz befreite Iason vom dem Jutesack.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » So 21. Aug 2022, 18:56

"Das könnte ich nie vergessen", beteuerte Kosta, als Zucker von ihm verlangte ja nicht zu vergessen, dass er loyal zu Rashar stand und er erst nach dem Krieg an das eigene Glück denken würde. Ob Kosta darauf Rücksicht nehmen würde, war jedoch eine andere Sache. Wenn es dann ernst wurde. Dann wusste er nicht, ob er Zucker diese Ehre lassen konnte. Dabei kannte er dieses Gefühl doch. Unbedingt an jemandes Seite sein zu wollen. Den imens starken Drang, diese Person beschützen zu wollen, der so stark war, dass jegliche Angst schwand. Eneas würde auf Nuranessa wenigstens in Sicherheit sein. Auch vor ihm.
Mit Zucker diskutierte er jedoch nicht weiter darüber. Es würde nichts bringen. Sie beide hatten ihre Ansichten, wie es weiter gehen sollte. Die Zukunft würde zeigen, wer sich durchsetzen konnte und wer ihm Recht war. Doch er lächelte ihn herzlich an, bei dem Versprechen, dass sie sich einmal treffen könnten, wenn dies alles vorbei wären und sie überlebt hätten.
"Ich nehme dich beim Wort", drohte Kosta Zucker scherzhaft an. "Also überleb gefälligst." In Wahrheit nahm er jedoch an, dass der Prinz ihn einfach nur beruhigen wollte. Ihn abspeisen wollte, damit er ging. Darauf fiel Kosta jedoch nicht herein.

Nachdem sie gegessen hatten, dauerte es noch eine Weile, bis Zucker befand, dass sie aufbrechen könnten. Kosta wieder diesen furchtbaren und absolut unnötigen Sack über den Kopf geniessen, auf dem Weg nach draussen. Allmählich machte ihm die Dunkelheit und die Enge trotz Zuckers Anwesenheit wieder zu schaffen. Sein Atem ging zwar noch einigermassen kontrolliert, doch sein Körper begann leicht zu zittern. Besser wurde es erst, als sie endlich aus dem engen Tunnel kamen und Zucken ihn an der Hand fasste, um ihn kriechend durch das Gebüsch zu führen. So zu krabbeln war noch schwieriger, als Blind zu gehen. Dauernd piekste oder stach ihn etwas in die Handflächen und es dauerte nicht lange, bis seine Knie schmertzen. Aber er gab keinen Laut von sich.
Schlussendlich gelangten sie jedoch unentdeckt an ihr erstes Ziel, wo Zucker Kosta endlich von dem Sack befreite. Für einen Moment huschten seine Augen wild hin und her und er streckte erneut die Hand nach Zucker aus, um sich zu vergewissern, dass er sich auch wirklich in der Realität befand, ob der Prinz auch wirklich hier war. Dann erst atmete er erleichtert auf und hatte auch schon wieder ein freundliches Lächeln für Zucker übrig. Es tat so gut, endlich wieder frei zu sein. Die Luft, so schwül und drückend sie auch sein mochte, kam ihm so erfrischend vor, im Vergleich zu der in dem Keller.
Dennoch blieb er einen Moment lang da, wo er war und kroch nicht gleich los. Er wollte seine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnen. Leider war der Himmel bedeckt. Es würde wohl bald regnen kommen. So würde man sie zwar weniger leicht sehen, wenn der Mond nicht schien, allerdings konnte Kosta dann auch nicht anhand der Sterne sehen, ob sie in die richtige Richtung gingen. Der Moment tat auch seinem heftig klopfendem Herzen gut und gab ihm die Gelegenheit, sich etwas zu beruhigen.

Schliesslich krochen sie durch die Büsche weiter zum Waldrand und da tief in das Gestrüpp hinein, bevor sie sich aufrichteten und auf zwei Beinen weiter gingen. Leise und auf der Hut. Ohne zu sprechen oder zu senden. Sie kommunizierten nur mit Handzeichen, wenn es nötig war. Es dauerte eine ganze Stunde, bis Kosta es wagte, kurz anzuhalten und eine Flasche mit Wasser herbei zu rufen, aus der er grosszügig trank. Natürlich bot er auch Zucker davon an. Den Rest benutzte er dafür, sich sein Gesicht und seine Hände zu waschen. Er hatte ja noch mehr Wasser in seinem Juwelengepäck.
"Wenn wir..." begann er zögerlich nach einer weiteren Stunde, als es sachte zu tröpfeln begann. Nun waren sie wohl weit genug vom Fort entfernt, dass sie es wagen konnten, miteinander leise zu sprechen. "Wenn wir beim Boten sind... bitte versuche höflich zu sein", bat er Zucker leise. "Also so wirklich höflich, meine ich." Kosta wünschte sich innigst, Rashar hätte jemand anderen mitgeschickt, denn er hatte keine Ahnung, was Prinz Asar mit dem Soldaten anstellen würde. Der Prinz war gerissen, skrupellos und absolut unberechenbar. Was auch immer er dachte, dass das Beste für Timaris sein würde, würde er gnadenlos umsetzen. Und das, was er tun wollte, die Mission aber nicht gefärdete, ebenfalls. Kosta hatte Angst, dass er Zucker mit dem Treffen in grosse Gefahr gebracht hatte. Wie der arme Kutscher, der hatte dran glauben müssen.
"Aber mach ihn auch nicht an", fügte er hastig hinzu. Nicht, dass Zucker zu nett war. Darauf reagierte Prinz Asar auch eher allergisch. "Na, ich meine... sei einfach vorsichtig. Ja?"
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » So 21. Aug 2022, 19:01

Auch nachdem er Iason den Sack vom Kopf genommen hatte, redeten sie nicht. Es blieb bei knappen Handbewegungen, während sie möglichst leise durch das Unterholz stiegen und sich vom Fort entfernten. Dieses Mal war es der Hayllier, der sie anführte. Zucker war angespannt, sondierte aufmerksam die Umgebung. Er wollte nicht überrascht werden und er wusste nicht was Iason vorhatte. Zwar bezweifelte Zucker, dass Iason ihm schaden wollte, aber diese Entführung über die sie so halb gescherzt hatten, war vollkommen möglich und außerdem wusste der Soldat auch nicht, was Iasons Begleiter plante. Ob der wirklich die Interessen der 6. Kompanie am Herzen hatte oder sie einfach unter die Räder hauen würde. Immer mehr Länder hatten sich in letzter Zeit Sion angeschlossen oder versucht mit ihm zu verhandeln. Hayll war dafür bekannt gerne ein doppeltes Spiel zu treiben und sich für alle Eventualitäten abzusichern und momentan sah es so aus, als wäre Sion erklärter Sieger in diesem Konflikt.
All diese Gedanken gingen Zucker durch den Kopf, während er schweigend hinter Iason herging. Sie umgingen die Patrouillen in dem Gebiet und waren immer noch in dem Waldstück, als der Krieger vor ihm anhielt und sie eine Pause einlegten. Zucker nahm die angebotene Feldflasche nicht an, er hatte seine eigene und trank daraus. Iason wusch sich das Gesicht, Zucker aß schweigend eine Orange, reichte dem Hayllier schließlich die Hälfte davon. Dann brachen sie wieder auf.

Regen tropfte inzwischen leise von den Blättern über ihnen. Nur einige drangen bisher bis zu ihnen und dem Waldboden unter ihnen, aber Zucker kannte das Wetter Raejs mittlerweile recht gut. Innerhalb kürzester Zeit konnten Wolkenbrüche über einen niederkommen und genauso schnell wieder abziehen. In Raej musste man auf alles gefasst sein.
Iason hub leise zu sprechen an. Das erste Mal nach langer Zeit. Seine sanfte Stimme so plötzlich zu hören, kam auch einem Wolkenbruch gleich, fand der Soldat insgeheim. Iason gab ihm Instruktionen wie er sich am besten gegenüber dem Boten verhalten sollte. Zucker sollte sehr höflich sein ehe der Hayllier hinzufügte, dass er den Boten aber nicht anmachen sollte, er sollte vorsichtig sein. Zucker hob skeptisch die Brauen, blickte Iason zweifelnd an.
"So schlimm?", fragte er, denn Iason sorgte sich eindeutig und verschwieg ihm einiges. "Ich muss mit dem Kerl nicht reden. Rashar hat dir doch einen Brief mitgegeben, da sollte alles drinstehen. Ich soll nur aufpassen, dass der Brief auch ankommt und alles mit rechten Dingen zugeht." Sprich, ob es diesen Boten wirklich gab, wer das war und wo sich der aufhielt. "Wenn der Bote Fragen hat, beantworte ich sie. Das wars. Ich werd sicher nicht gleich fragen, ob ich seinen Schwanz lutschen kann", gab Zucker flappsig zurück, grinste kurz, als Iason ihn mit großen Augen ansah.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » So 21. Aug 2022, 19:09

Kosta reagierte nicht auf Zuckers Frage ob der Bote tatsächlich so schlimm war. Dabei hätte er ihn gerne gewarnt, wie gefährlich Prinz Asar tatsächlich war. Zucker hatte ja keine Ahnung, wie gefährlich Ayden war. Mit einer entsprechenden Warnung hätte er wohl aber auch Prinz Asar und damit Timaris verraten. Wenn Zucker erfuhr, dass selbst Kosta dem Boten misstraute, würde er Prinz Rashar sofort abraten, mit ihnen zusammen zu arbeiten. Was auch falsch wäre. Denn auch wenn Prinz Asar ein skrupelloser Mörder war, so stand er doch treu zu seiner Königin und wollte sie retten. Genau wie Kosta. Dennoch lag ihm der Verrat an Zucker schwer auf dem Herzen.
"Ah, nein, genau solche Scherze solltest du nicht machen", rutschte es ihm dann aber doch empört heraus, als Zucker beteuerte, er würde schon nicht fragen, ob er Prinz Asars Schwanz lutschen dürfte. Kosta starrte ihn doch etwas überrumpelt über die plötzliche Flappsigkeit mit grossen Augen an. "Bitte." Denn er konnte sich gut vorstellen, dass Zucker von Prinz Asars überwältigender Dominanz sich durchaus angesprochen fühlte.

Als sie schon ein ganzes Stück weiter waren, als da wo sie eigentlich zum Rebellenlager hätten abbiegen sollen, hielt Kosta inne. Inzwischen hatte es auch schon wieder aufgehört zu regnen. Allerdings nicht, bevor sie beide ziemlich nass geworden waren. Mit einem etwas entschuldigenden Lächeln rief er das schwarze Seidenhemd herbei, welches er zuletzt als Spielzeug der Unterweltkönigin von Garois getragen hatte. Der Stoff war hauchzart, so dass er nicht fest auftrug, als Kosta ihn längs zu einer Augenbinde zusammen faltete.
"Jetzt bin ich dran, dir die Augen zu verbinden", erklärte er Zucker freundlich, ging aber noch nicht auf ihn zu, sondern wartete erst auf dessen Einverständnis. "Es riecht noch nach meinem letzten Auftrag. Tut mir Leid. Aber sonst ist es sauber und du magst doch dralle Frauen, oder?" Neckisch zwinkerte er ihm zu und erinnerte sich an die Bilder, die sie in dem verlassenen Haus auf dem Weg zurück nach Loraka, gefunden hatten.
"Keine Angst, ich werde dich sicher zum Boten bringen", versicherte er ehrlich. So gerne er Zucker auch in Sicherheit bringen wollte, so war ihm Timaris Leben doch wichtiger. Nach kurzem Zögern erlaubte Zucker ihm, ihm die Augen zu verbinden, was Kosta sanft und gewissenhaft tat. Danach drehte er den Prinzen einige Male um sich selbst, bevor er ihn direkt von der Strasse führte.

Danach ging es erst einmal ein Stück weit den Weg zurück, bevor sie in einem Bogen über die Wiese zum Waldrand gingen. Kosta hielt dabei stets Zuckers Hand und genoss heimlich den harmlosen Körperkontakt. Gleichzeitig war er auch unheimlich froh, dass er den Weg zum Lager zurück gefunden hatte.
Im Wald wurde es dann schon schwieriger den ehemaligen Lustsklaven zu führen, wobei Zucker ein erstaunliches Gespür für Kostas Führungssignale zeigte. Der Krieger konnte sich denken, woher das kam. Schliesslich hatten sie es dann aber geschafft und sie erreichten die Hütten im Wald. Dort sprach sie allerdings niemand an. Einige winkten ihm freundlich zu. Die meisten aber zogen sich zurück, damit sie auch ja nicht gesehen wurden. Kosta war sich aber sicher, dass sie gleichzeitig auch aufs schärfste beobachtet wurden und so einige Waffen auf sie gerichtet waren, sollte Zucker auf dumme Ideen kommen.
Bei der Hütte angelangt, die Prinz Asar und ihm zugewiesen worden war, klopfte Kosta leise und höflich an. Er hoffte, dass der Haushofmeister hier war und noch nicht schlief. Oder gar noch schlimmer, ohne ihn nach Loraka zu Zorya aufgebrochen war. Zucker hatte er inzwischen losgelassen.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » So 21. Aug 2022, 19:11

Zucker bekam ein immer schlechteres Gefühl als Iason nicht wirklich auf den Scherz einging und ihn stattdessen eindringlich darum bat, solche Sprüche bei dem Boten sein zu lassen. Es wirkte mehr und mehr so als hätte der Pirat und Spion Angst um ihn. Der Soldat vermutete, dass der Bote ein hayllischer Adeliger war. Die fanden es selten gut, wenn man sie flappsig ansprach und sich nicht entsprechend in den Staub zu ihren Füßen warf. Es überraschte Zucker, dass man gleich einen Adeligen hierher schickte und er konnte sich kaum vorstellen wie der vernünftig mit Rashar verhandeln wollte. Vermutlich gar nicht und eher Bedingungen diktieren, die Hayll am meisten nutzten.
Nachdenklich ging er weiter. Der Regen war jetzt stärker geworden, brach über sie hinein und drang bis auf die Haut. Zucker ignorierte es, er rief auch kein Schild herbei, um sich zu schützen. Er wollte seine Kräfte aufsparen, falls es ernst wurde. Nach einer Weile blieben sie wieder stehen und Iason wollte ihm die Augen verbinden. Das bedeutete, sie waren nah an dem Ort, wo sich der Bote aufhielt. Dabei waren sie immer noch im Wald und fern jeder Behausung. Hatten die Hayllier hier irgendwo ein provisorisches Lager aufgeschlagen? Iason rief ein schwarzes Stück Stoff herbei, was Zucker erst auf den zweiten Blick als knappes Seidenhemd erkannte. Der Krieger bemerkte augenzwinkernd, es würde noch nach seinem letzten Auftrag riechen.
"Aber sonst ist es sauber und du magst doch dralle Frauen, oder?", fragte er.
"Ja, ich schon, habt ihr die auf eurer Pirateninsel? Aber du stehst eigentlich nicht auf die, wenn ich mich nicht täusche. Eine weitere Spionentätigkeit in diversen Betten?", entgegnete Zucker. Er erinnerte sich an Iasons Reaktionen damals zu den Nacktbildchen. Also was genau machte Iason eigentlich? Er sagte, er wäre kein Spion, doch seine Taten sprachen eine andere Sprache. Zucker ließ sich das Hemd umbinden. Es roch tatsächlich noch etwas nach Sex und auch nach Iason. Er fragte sich, ob das Iasons einziges Kleidungsstück im Juwelengepäck gewesen war oder ihm extra dieses hatte umbinden wollen. Zucker störte sich nicht an dem Geruch.
"Mmmhhh, scheint ja hoch hergegangen zu sein seitdem du aus Loraka weg bist."

Iason griff vorsichtig nach seiner Hand und führte ihn dann weiter durch den Wald. Zucker strengte seine Sinne an, konzentrierte sich auf die Geräusche um sie herum. Sie blieben im Wald, kamen dann über eine Wiese und betraten wieder den Wald oder vielleicht einen neuen Teil von ihm. Es war schwer die Aufmerksamkeit hochzuhalten, wenn ihn gleichzeitig auch noch Iasons Hand und Duft ablenkte. Er dachte an ihren gemeinsamen Sex und ob das auch nur ein Auftrag gewesen war, um ihn für sich zu gewinnen und einen Verbündeten im Fort zu haben. Er hatte Iason auch ziemlich viel verraten, er hatte sich um ihn gesorgt, der wehrlose schüchterne Sklave. Von wegen.
Dann kamen sie an. Es musste eine Lichtung sein, das Unterholz war nicht sehr dicht gewesen und sie waren schneller voran gekommen. Der Soldat hörte ein Klopfen an Holz. Eine Hütte. Rascheln. Vogelrufe.
Es dauerte etwas, dann hörte Zucker wie sich eine Tür öffnete. Erst da spürte er, dass jemand mit dunkleren Juwelen, ein Prinz, vor ihnen stand. Und er roch auch nach Sex, wobei das schwer zu sagen war mit dem Seidenhemd vorm Gesicht.
"Wer ist das?", hörte man eine männliche Stimme, etwas ungehalten und rau. Als Iason erklärte, schien sich der Mann an jemanden in der Hütte zu wenden. "Ich fürchte, meine Pflichten rufen, meine Lieben. Wir setzen das ein ander Mal fort." Jetzt war seine Stimme samten und doch mit einem dunklen, gefährlichen Unterton. Zucker lief ein Schauer über den Rücken. Er sah den Kerl nicht mal und begriff bereits jetzt wieso Iason ihn gewarnt hatte. Die Türe öffnete sich wohl noch etwas mehr und Zucker spürte zwei Frauen, die sich an ihnen vorbeischoben. Leise, kaum wahrnehmbar. Wo waren sie hier?
Iason führte ihn in die Hütte, wo Zucker endlich die Augenbinde abgenommen wurde. Es war eine kleine Hütte, mit Palmblättern ausgelegt und spartanisch eingerichtet. Vor ihnen stand ein Mann, nur mit einer Hose bekleidet. Eher beiläufig streifte er sich ein Hemd über. Das Bett hinter ihm war zerwühlt.
"Also, wer ist der Mann? Von welcher Kompanie?", fragte der andere Prinz. Zucker starrte ihn an, dann Iason.
"Ich dachte, du bringst mich zu einem hayllischen Boten. Das hier ist ein Dhemlaner", sagte er angespannt. Augenblicklich änderte sich die Haltung des Fremden, er machte einen Schritt auf sie zu, blickte ihn finster an.
"Ich bin kein Dhemlaner!", wies er wütend und brüsk von sich. Zucker hatte den Eindruck, es fehlte nicht viel, dass der Mann ihn anfiel. Und das nicht in einem guten Sinne.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » So 21. Aug 2022, 19:14

"Haben wir", schmunzelte Kosta auf die Anfrage, ob es denn auch dralle Frauen auf der Pirateninsel gäbe. "Tu ich auch nicht", gab er offen zu. "Es war ja auch nicht auf der Pirateninsel, sondern in Garois. Ich habe auch nicht spioniert sondern wurde viel eher als Pfand ausgetauscht. Wahrscheinlich wurde sogar gehofft, dass ich nicht zurück käme." Kosta zuckte mit den Schultern. Dass Prinz Asar ihn nicht ausstehen konnte störte ihn nicht. Hauptsache, Kosta konnte ihm helfen, Lady Tolarim zu helfen. "Ja, es ist so einiges passiert, seither." Aber kaum etwas gutes.

Schliesslich bei ihrer Hütte angelangt, dauerte es eine Weile, bis ihnen geöffnet wurde, nachdem sie angeklopft hatten. Prinz Asar war tatsächlich schon im Bett gewesen. Allerdings nicht alleine. Verflixt. Warum hatte der Prinz nicht eine Socke oder ähnliches an den Türknauf gehängt. Dann hätte Kosta gewartet, bis er fertig gewesen wäre. Aber so war der Haushofmeister bestimmt wieder mieser Laune, weil man ihn bei seinem Techtelmechtel gestört hatte.
"Ein Kontaktmann zu Prinz Rashar, Prinz", antwortete Kosta leise auf die Frage und nickte dem Haushofmeister zu. Nicht weil er unhöflich sein wollte, sondern um ihre Tarnung zu schützen. Es wäre nicht zuträglich gewesen, wenn er sich auf die Knie hätte fallen lassen. Auch wenn Prinz Asar dies wohl am liebsten gewesen wäre.

Nachdem Aydens Gespielinnen sich zurück gezogen hatten, führte Kosta Zucker in die Hütte, schloss die Türe hinter sich und nahm Zucker, auf ein Zeichen des Haushofmeisters hin, die Augenbinde ab. Rasch liess er sie verschwinden, nur um gleich darauf Zucker aufgebracht anzufunkeln. Er hatte ihm doch gesagt, er solle vorsichtig und höflich sein. Und dann platzte er einfach damit heraus, dass der hayllische Bote ja ein Dhemlaner wäre. Etwas, was Prinz Asar verständlicherweise sehr wütend machte. Kein treuer Diener Timaris' wurde gerne als den Feind beschimpft
"Sei still", zischte er ihm zu und verpasste Zucker einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. Um ihn zu warnen, vorallem aber, damit Ayden nicht darauf kam, wie wichtig ihm der Soldat war. "Er IST der Bote von Hayll." Danach wandte er sich an den Haushofmeister und verneigte sich tief vor ihm. Tiefer, als ein normaler Krieger es vor einem normalen Prinzen gemusst hätte. Als Ehrerbietung und als Entschuldigung.
"Das ist Zucker, Prinz", erklärte er und liess erneut Prinz Asars Namen, als auch Decknamen weg, da er sich nicht sicher war, wie der Haushofmeister Zucker gegenüber treten wollte. "Er dient unter Prinz Rashar in der 6. Kompanie. Er ist einer seiner Vertrauten, wenn auch nicht sein engster. Er ist hier, um sich zu vergewissern, dass ich Prinz Rashars Nachricht überbringe, um Fragen zu beantworten und gegebenenfalls eine Nachricht zurück zum Fort zu bringen." Damit rief er den Umschlag herbei, den er von dem Kommandanten der Sechsten erhalten hatte und überreichte ihn Prinz Asar beidhändig mit einer weiteren Verneigung.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Ayden » So 21. Aug 2022, 19:19

Es passte Ayden nicht ganz, dass er nun hier in diesem Rebellenunterschlupf war. Er hatte sofort nach Loraka gewollt. Er konnte nicht darauf zählen, dass Zorya länger in Raej war und wenn er sie verpasste, war der ganze Weg hierhin vertan. Mehr noch, mittlerweile würde Timaris sicherlich misstrauisch, dass er nicht längst zurück war und sie hatte gewiss auch schon von Sions Verkündung gehört, dass er die Stände in Dhemlan aufgehoben hatte. Timaris würde wütend sein, aber wenn sie das Gegenmittel bekam, würde sie auch verstehen, dass er getan hatte was getan werden musste. Sie war zu stolz, sie hatte nichtmal mit den Kindern sprechen wollen, sie hätte niemals nachgegeben. Aber was brachte es Hayll - und ihm - wenn sie starb? Sion würde das Machtvakuum sofort ausnutzen. Das durfte nicht passieren. Ayden hatte keine Heimat mehr in die er zurückkehren konnte, wenn er in Hayll an Macht verlor. In Dhemlan war nichts mehr für ihn da, dort war er ein niemand, mittellos. Etwas, was der Haushofmeister von Hayll nicht akzeptieren konnte.
Während der Prinz darauf wartete, dass der Sklave wiederkam, lenkte er sich mit zwei Rebellinnen ab. Es war ein leichtes seinen Charme spielen zu lassen und es lenkte ihn ab von den Aufgaben, die ihm bevorstanden. Er würde mehr als nur Charme bei Zorya brauchen. Weit mehr... sie musste sein Meisterwerk werden oder er würde vielleicht nie mehr wiederkommen.

Ein Tag war gekommen und vergangen, inzwischen war es tief in der Nacht, als es an der Türe zu der eher kargen Holzhütte klopfte, die Ayden binnen kürzester Zeit für sich hatte organisieren können. Rebellen hin oder her, sie waren unerprobt gegebenüber jemanden, der sein Leben nichts anderes tat außer zu verhandeln.
Ayden schickte die zwei Frauen fort, musterte den Sklaven und den fremden Soldaten, den er mitgebracht hatte. Im Grunde war Ayden nicht so ungehalten wie er tat, doch Kosta tat gut daran nicht zu vergessen, wo er hingehörte und dass er ihn gefälligst mit dem ihm zustehenden Respekt zu behandeln hatte.
Respekt, der dem Fremden eindeutig fehlte wie er flappsig bemerkte, ob Ayden ein Dhemlaner wäre. Womit er einen deutlich sensiblen Punkt bei Ayden erwischte. Von Geburt war er ein Dhemlaner, aber bisher hatte ihn nie jemand von seinem Aussehen her als einen solchen bezeichnet. Ayden wusste nicht wie sehr dies die Haar- und Augenfarbe geändert hatte. Dass seine Gesichtszüge vielleicht doch dhemlanischer waren als er geglaubt hatte.
Kosta fuhr den Soldaten an, erklärte diesem, dass Ayden der Bote von Hayll wäre. Ayden hob kritisch seine Augenbrauen, als der Sklave den Mann als "Zucker" vorstellte. "Einen echten Namen gibt es nicht?", fragte der Haushofmeister, während er sich das Hemd langsam zuknöpfte.
Der Mann grinste leicht, wobei sich das Narbengeflecht auf seiner linken Gesichtshälfte verzog. "Schon länger nicht mehr", erwiderte er. Ayden überging den Kommentar, nahm den Umschlag von Kosta entgegen, der sich tief vor ihm verneigte und erklärte, dass Zucker ein Vertrauter von Prinz Rashar wäre.
"Prinz Rashar Kassail, meinst du. Ihr scheint es hier in der Wildnis nicht so ernst mit euren Identitäten zu nehmen", sagte Ayden und öffnete den Umschlag, um die Nachricht zu lesen. Es sprach von einem Treffen in vier Tagen an einem bestimmten Ort im Norden des Forts, um eine Allianz zu besprechen. Ayden dachte darüber nach. Er brauchte etwas, um Zorya zu überzeugen, dass er auf ihrer Seite war und einen potentiellen Verräter zu präsentieren, würde ihm helfen. Besser noch, die gesamte 6. Kompanie. Wenn sie glaubten, sie würden Zorya festsetzen, würde Ayden sie in Wahrheit Zorya ausliefern. Es war das beste, was er aus dieser Situation machen konnte. Zorya würde das Gegenmittel höchst wahrscheinlich nicht bei sich haben und würde es auch unter Folter nicht nochmals herstellen. Alles was Zorya unter Folter herstellte, wäre nichts, was Timaris jemals an sich ausprobieren sollte. Also musste Ayden Zorya überzeugen es ihm freiwillig zu geben. Ayden sah wieder auf. Natürlich konnte er nichts von seinen Plänen den beiden Gestalten vor sich sagen.
"Vier Tage ist zu spät, macht es zwei." Er schrieb dies auch auf die Nachricht, reichte sie dem Soldaten. "Bring ihn wieder zurück." Ayden machte eine handwedelnde Bewegung wie als wollte er sich nicht länger mit den beiden beschäftigen.
"Es dauert Stunden zurück zum Fort", protestierte der narbige Soldat. "Und wir können tagsüber nicht reinschleichen. Wenn ihr wirklich solche Eile habt, kann ich euch gleich zum Rendevouz Ort bringen. Ich weiß wo das ist", fügte er hinzu mit Blick auf den Brief. Ayden dachte kurz darüber nach, nickte schließlich.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » So 21. Aug 2022, 19:22

Kosta war froh, dass Prinz Asar sich wieder beruhigte und zufrieden war, wie Kosta Zucker tadelte. Natürlich wollte der Pirat den vernarbten Prinzen nicht so schlecht behandeln, doch inzwischen kannte er den Haushofmeister gut genug, um zu wissen, dass der leichte Schlag auf den Hinterkopf bei weitem harmloser war, als das was Prinz Asar sich zur Strafe für mangelnden Respekt so ausdenken mochte. Glücklilcherweise war der Haushofmeister jedoch zufrieden mit der Rüge und knüpfte genau so glücklicherweise langsam sein Hemd zu. Das tat er allerdings so langsam, dass es auch schon wieder sinnlich wirkte. Eine gefährliche Mischung zusammen damit, dass es in der Hütte nach leidenschaftlichem Sex roch. Ach, er hätte sich Zucker in dem Kerker doch einfach hingeben sollen, als dieser ihn gefragt hatte, ob er Sex haben mochte.
Zucker nahm es ihm hoffentllich auch nicht so krumm, dass er ihn geschlagen hatte. Prinz Asar konnte er jedenfalls schon wieder angrinsen und locker erklären, dass es bei ihm schon länger keinen echten Namen mehr gäbe. Eigentlich schade. Kosta hätte ihn gerne gewusst. So vermied er es tunlichst, den Soldaten anzusehen, damit man ihm nicht ansehen konnte, was er dachte. Stattdessen verneigte er sich nur erneut, als Prinz Asar Prinz Rashars ganzen Namen erwähnte, um zu bestätigen. Kosta hatte ihn nie als solchen kennen gelernt und Ayden würde es so verraten, wie die 6. Kompanie so untereinander miteinander umging. Allerdings wäre der Krieger sehr froh gewesen, wenn Prinz Asar endlich einmal einmal zu erkennen gegeben hätte, unter welcher Identität er den vorgestellt werden wollte. Aber allem Anschein nach, wollte er gar nicht vorgestellt werden.

Und noch viel lieber hätte er gerne gewusst, was in dem Brief stand und was der Haushofmeister vor hatte. Was sollte schon in zwei Tagen gemacht werden und zu was für einem Treffpunkt sollte Zucker sie bringen? Gleich jetzt oder in zwei Tagen? Und wer sollte sich da treffen? Ob das das ominöse Geschehniss war, bei dem Prinz Rashar Prinz Amaya unbedingt dabei haben wollte? Natürlich war Kosta sich bewusst, dass er sich höchstens eine harte Ohrfeige und einen harschen Tadel, seine Stellung betreffend einhandeln würde, fragte er nun nach. Aber wie beim Feuer der Hölle sollte er Ayden mit dem Gegengift helfen, wenn der nicht mit ihm sprach?
"Möchtet Ihr gleich jetzt los, Prinz, oder erst im Morgengrauen?" fragte er sachlich und betont neutral, nachdem sich der Befehl Zucker, zurück zu bringen, geändert zu haben schien. So oder so, Kosta rief schon einmal die improvisierte Augenbinde wieder herbei, da Prinz Asar sie sicherlich nicht über Nacht in dieser Hütte haben wollte und sie sie deswegen ohnehin würden verlassen müssen.
*Prinz?* wagte er es auf einem abgeschirmten Speerfaden dennoch zu fragen. *Wie kann ich Euch dienen?* Vielleicht konnte er Ayden so dazu bewegen, ihn besser zu informieren. Der Prinz musste doch wissen, dass er auch nur seiner Königin helfen und das Gegengift für sie erlangen wollte.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Ayden » So 21. Aug 2022, 19:24

Der Sklave schien überrascht über die schnelle Entwicklung, aber er sollte doch auch gut wissen, dass Zeit kostbar war und sie nicht wussten wie lange sie davon noch haben würden.
"Wir brechen im Morgengrauen auf, das dürfte ohnehin nicht mehr lange dauern", beschloss Ayden. Ein paar Stunden Schlaf und Vorbereitung würden noch gut tun. Anscheinend war das bereits aber alles zu kompliziert für den Sklaven, der ihm sandte wie er ihm dienen könnte. *Pass auf den Soldaten auf und bereite alles vor für unsere Abreise*, befahl Ayden. Er sah die beiden abwartend an. "Das wäre alles. Danke, für die Botschaft."
Er wartete bis die zwei seine Hütte verlassen hatten ehe Ayden seine wenigen Sachen zurück in sein Juwelengepäck tat und sich nochmal aufs Bett legte, um etwas zu schlafen. Es war nicht lange und auch nicht sonderlich erholsam. Das Bett war karg, die Kleidung unbequem und die Luft selbst nachts schwül und drückend. Ayden kannte die Hitze von Hayll, aber das hier war noch einmal etwas anderes und der Wald um sie herum war niemals still.
Zu Morgengrauen weckte ihn der Sklave vorsichtig. Die Rebellen hatten etwas zu essen für sie, das sie zu sich nahmen bevor sie aufbrachen. Erst als sie um einiges von den Hütten entfernt waren, nahm Kosta dem Soldaten die Augenbinde ab. Schließlich sollte dieser "Zucker" sie ja auch zum Treffpunkt führen. So wie die beiden sich manchmal ansahen, brauchte Ayden nicht lange zu erraten, dass die zwei was miteinander hatten oder gehabt hatten. Der narbige Prinz war vielleicht nicht nur hier, weil er den Kommandeur gut kannte.

"Wie lange wird die Reise dauern?", fragte Ayden und schlug entnervt nach einem Moskito.
"Ein paar Stunden, wenn wir nicht zu nahe an das Fort wollen", antwortete der Soldat. "Wart ihr noch nie in Raej?"
"Nicht in dieser.. Gegend", entgegnete der Haushofmeister. Der Soldat grinste wie als wüsste er genau was Ayden meinte.
"Und Hayll hat sich endlich entschlossen uns zu helfen?", führte der Mann fort. Ayden sah ihn finster an.
"Das kommt auf die Gespräche mit Prinz Karssail an", erklärte Ayden und sagte nicht mehr zu dem Thema. Für ihn war der Soldat unwichtig.
Zwischendurch machten sie Rast und die Sonne war mittlerweile weiter nach oben gestiegen. Sie bewegten sich durch den Wald, tiefer hinein. Ayden hatte das Gefühl, das sie beobachtet wurden. Bei einem umgestürzten großen Baum, der über zwei Findlingen lag, hielt Zucker an.
"Da wären wir." Er rief die Nachricht herbei, klopfte dagegen. "Dann überbringe ich das mal lieber... ich weiß nicht, wann Rashar kommen kann. Vielleicht heute abend.. kann ich euch solange allein lassen?"
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » So 21. Aug 2022, 19:28

Leider liess sich Prinz Asar auch nicht durch den unterwürfigen Speerfaden dazu überreden, etwas ausführlicher über seine Pläne zu sprechen. Es hiess nur, dass sie im Morgengrauen aufbrechen würden und Kosta derweil auf Zucker aufpassen und alles dafür vorbereiten sollte. Dunkelheit nochmal! Wie denn? Wenn der Prinz ihm nichts sagte. Trotzdem verneigte Kosta sich nur erneut, bevor er Zucker wieder die Augen verband, um ihn aus der Hütte zu führen. Es war zu riskant, Ayden in Anwesenheit des Soldaten weiter zu drängen.
Also führte Kosta wie befohlen Zucker behutsam hinaus und brachte ihn in eine andere Hütte, die ihm von den Rebellen zugewiesen wurde. Sie war noch um einiges karger und kleiner, als die des Haushofmeisters und besass keinerlei Möbelstücke. Wahrscheinlich war sie als Gefängnis gedacht. Kosta war es egal. Er bereitete eine Wolldecke über den Boden und nahm Zucker wieder die Augenbinde ab.
"Es tut mir Leid, dass ich dich vorhin geschlagen habe", entschuldigte er sich leise in dem dunklen Raum, in den durch die Ritzen in der Wand nur spärlich Mondlicht schien. Nichts was Kosta freiwillig gerne länger ertragen wollte. "Ich habe dir doch gesagt, du sollst höflich bleiben." Ayden war ein sehr gefährlicher Mann. Für den Moment war Kosta sehr versucht, nun wo das Treffen überstanden war, Zucker leidenschaftlich zu küssen. Ihn gegen eine Wand zu drängen, um in wilder kurzer Leidenschaft von ihm etwas Nähe zu holen.
"Leg dich schon mal hin und versuche zu schlafen", riet er ihm stattdessen und trat einen Schritt zurück. Blieb so vernünftig wie schon lange nicht mehr in den letzten Wochen. "Versuche nicht diese Hütte zu verlassen, du wirst bewacht. Ich muss noch ein paar Sachen organisieren, dann komme ich auch gleich etwas schlafen." Lieb lächelte er ihm noch einmal zu, bevor er die Hütte verliess und besprach mit den Rebellen Ayden und sein vorhaben, bereitete alles entsprechend vor.

Schlussendlich blieben ihm wirklich nicht mehr viele Stunden, in denen er sich etwas hinlegen und schlafen konnte. Allmählich begann es Kosta zu spüren. Schon seit Tagen bekam er nur wenigen, unruhigen Schlaf, weil er so oft entweder hatte unterwegs sein oder Wache hatte schieben müssen und es wurde langsam gefährlich. Kosta war sich zwar wenig Schlaf gewohnt, doch das hier war extrem und raubte ihm die Kräfte. Er hoffte dass sie nach dem Treffen wenigstens eine ruhige Nacht bekämen, bevor sie Zorya hinterher jagten. Er würde Prinz Asar nicht helfen können, wenn er vor Müdigkeit gleich umkippte.

Nachdem er Ayden geweckt hatte, gab es noch ein kleines Frühstück, bevor sie aufbrachen. Diesmal hielt Kosta Zucker hart am Oberarm gepackt, um den blinden Krieger aus dem Lager zu führen. Schliesslich sollte Prinz Asar nicht sehen, wie sie zärtlich Händchen hielten und wie sehr Kosta den Soldaten mochten. Dennoch gab er gut darauf acht, dass er nicht stolperte oder wo gegen stiess und er nahm ihm auch behutsam die Augenbinde ab. Danach folgte er den beiden Prinzen schweigsam. Dabei versuchte er sich den Weg so gut es ging einzuprägen und darauf zu achten, ob sie verfolgt würden. Doch der Sklave war sich die hohe See gewohnt und fühlte sich hier in dem drückend schwülen Wald nicht sonderlich wohl.
Erst recht nicht, als es dann am Nachmittag irgendwann hiess, dass sie bei den Findlingen warten sollten. Er kam sich vor, wie auf dem Präsentierteller. Auch hatte er schon eine Weile das Gefühl, als würden sie beobachtet. Doch das konnte auch gut dem Schlafmangel zugeschrieben werden.
"Die Frage ist wohl eher, ob man dich alleine lassen kann", erwiderte er leise auf Zuckers flappsige Sprüche. Gerne hätte er ihn noch einmal umarmt und ihm zugeraunt, dass er auf sich aufpassen sollte, doch Kosta hätte niemals zugelassen, dass man ihm sein eigene Vorsicht vor Prinz Asar angemerkt hätte. Es hätte nur das Misstrauen des Kommandanten der 6. geschürt und das hätte ihrer Mission und somit Timaris gefärdert. Also blieb es bei der frechen Erwiderung zum Abschied.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Yadriël » So 21. Aug 2022, 19:30

Iason hatte ihm zwar gesagt, dass der Bote gefährlich sei, aber das hatte Zucker nicht daran gehindert so zu sein wie er immer war. Und dass war kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Klug? Nicht unbedingt. Er merkte auch schnell, dass man bei dem Prinzen auf der Hut sein konnte. Er hatte ein gewisses Temperament, das sehr dicht unter der Oberfläche zu brodeln schien. Zucker wusste auch nicht wieso es ihn so reizte herauszufinden was darunter war. War der Mann Hayllier? Seine Haut war viel zu hell dafür. Vermutlich ein Mischling.
Iason hatte Zucker auch gleich einen leichten Schlag verpasst, um ihm zu bewegen höflich zu bleiben. Der Soldat riss sich zusammen. Er reagierte ein wenig allergisch auf Befehle und Autoritäten. Das hätte ihm bereits als Sklave und Gefangener viele Schwierigkeiten eingebracht und als Soldat war es auch nicht unbedingt eine erstrebenswerte Eigenschaft.
Wie auch immer, die Botschaft war jedenfalls überbracht. Dem Schnösel schien das alles viel zu langsam zu gehen, wollte in zwei Tagen ein Treffen haben und Zucker sollte sofort aufbrechen. Jetzt sah sich der Soldat doch mal genötigt was einzuwenden. Schnell war alles geklärt. Zucker sollte die beiden morgen zum Ort des Rendevouz bringen und dann Rashar Bescheid geben. Zucker fragte sich wieso der Bote es so eilig hatte. All die Monate zuvor hatte Hayll sich nicht wirklich bequemt mal in diesem Höllendschungel von Land aufzutauchen. Wieso auf einmal jetzt? Merkten die auch endlich, dass es eng um sie herum wurde?
Zucker wurde von Iason in eine kleine Hütte gebracht, wo er sich ausruhen konnte. Es sah mehr wie ein Gefängnis aus, aber Zucker hatte schon schlimmeres gesehen. Er ließ sich auf der Decke nieder. Iason entschuldigte sich für den Schlag. Zucker winkte ab. Das war ihm egal. "Ich war so höflich wie ich konnte", erwiderte er grinsend. Der Krieger blickte ihn länger an ehe er nur sagte, er käme später.
Als er wiederkam, schlief Zucker bereits. Es war ein langer, schneller Marsch gewesen und morgen würde nicht einfacher werden.

Am anderen Morgen verliesen sie das Lager. Zucker hatte es nicht gesehen, aber er vermutete, dass es irgendeiner kleineren Rebellengruppe gehörte. Es gab viele Splittergruppen. Das war auch zum größten Teil ein Problem. Viele der Rebellen hatten unterschiedliche Ziele, eigene Interessen. Manche bekämpften auch die Benksaba Soldaten anstatt Sions Soldaten und so fort. Der große Dschungel war ein einziger Hexenkessel geworden. Und sie hatten erst den Rand davon erreicht. Zucker mochte es sich gar nicht vorstellen, wenn sie in ein paar Tagen in den Norden aufbrachen. Aber Rashar und Tiger sagten, es wäre notwendig und sprachen von einem großen Durchbruch. Etwas was die Rebellenanführerin Pélage entdeckt haben sollte. Aber was es war wusste der Soldat auch nicht. Was genau konnte in diesem dampfenden Dschungel schon sein?
Stunden ging es durch den Wald, der immer dichter wurde. Das hier war kein lauer Buchenwald mit tanzenden Sonnenstrahlen, aber auch kein finsterer Nadelwald Glacias. Dieser Wald hier pulsierte nur so vor Leben. Die Bäume waren riesig, behangen mit weiteren Pflanzen. Breit fächerten sich die Baumkronen auf, filterten das Licht zu einem flirrenden grünen Schein. Zucker war es bereits gewohnt. Trotzdem registrierte er mit Genugtuung wie das Hemd des hayllischen Boten an ihm klebte und er ebenfalls schwitzte.
Erst zum Nachmittag kamen sie zum Treffpunkt an. Sie waren bereits weit im Territorium von Pélages Bande. So war sichergestellt, dass Zucker die beiden auch alleine lassen konnte. Zuckers Spruch war also eher Schau.
"Mich alleine lassen? Weiß nicht, wenn ich eine heiße Nymphe sehe, könnte es was länger dauern", scherzte Zucker zurück. Er zwinkerte Iason zu und machte sich dann auf dem Weg.

Es war abends als er beim Fort ankam. Nachdem er Rashar den Brief gegeben und ihm alles gesagt hatte, ließ sich Zucker bei Anzalya blicken, damit sie nicht Verdacht zu schöpfen begann was um sie herum so ablief. Trotz seiner Erschöpfung schaffte er es doch noch die Botin zufrieden zu stellen und als sie eingeschlafen war, schlich er sich wieder zu Rashar und Tiger. Es sah so aus, als würde Rashar packen, während der Kriegerprinz unruhig im Raum herumtigerte.
"Wie siehts aus?", fragte Zucker, lehnte sich an die Türe.
"Was ist mit der Schlampe?", fragte Tiger.
Zucker grinste breit. "Schläft wie ein Baby. Soll ich euch jetzt zum Treffpunkt bringen?"
"Ja", sagte Rashar.
"Nein", grolle Tiger. "Ich traue denen nicht. Ich rieche eine Falle."
"Sie sind unter Pélages Bewachung", wandte Zucker ein.
"Ich will hören was er zu sagen hat", beharrte Rashar. "Tiger, du musst hier bleiben. Wenn wir beide weg sind, wird es verdächtig."
Zwar argumentierten die beiden noch eine Weile heftig, aber schließlich führte Zucker den Kommandeur der Sechsten in den Wald.
"Was denkst du?", fragte der flügellose Eyrier.
"Sie bieten uns Freiheit. Aber sie wollen auch viel dafür. Wenn wir das machen, gibt es kein zurück mehr", sagte der Feldwebel ernst. Er schob ein großes Farnblatt beiseite. Selbst nachts war es noch drückend hier, Luft, die an einem klebte.
"Das gibt es ohnehin nicht mehr", entgegnete Rashar düster. "Wir sind bald bereit."

Zurück am Findling rief Zucker ein Licht herbei, wedelte ein paar Moskitos fort. Langsam kam er auf die zwei Wartenden zu. Iason wirkte erleichtert, während der Prinz mehr genervt wirkte. Er erhob sich, trat Rashar gegenüber.
"Prinz Karssail?", fragte der hellhäutige Mann.
"Ja, und ihr seid?", fragte der Eyrier zurück, setzte sich auf einen der Findlinge. Zucker spürte die Ansammlung von Kunst, spannte sich gleich an.
"Ich habe einen Hörschutz errichtet, denn ich will nicht, dass unsere Bewacher zuhören", sagte der Bote. Rashar nickte lächelnd.
"Ich bin Prinz Ayden Asar, der Haushofmeister von Hayll", eröffnete der Mann. Zucker blickte ihn perplex an. Was? Machte sich der Kerl sich lustig über sie? Konnte das sein?
"Ihr seid es wirklich?", fragte auch Rashar kritisch. Der Prinz rief einen schweren Siegelring herbei, hielt ihn vor.
"Jetzt glaubt ihr mir vielleicht, dass dieses Treffen hier sehr wichtig ist und ich in offizieller Angelegenheit Haylls hier bin. Hayll ist es sehr ernst mit dem Kampf gegen Sion. Zu welcher Seite kann ich euch zählen? Ist es euch ernst?"
Der Kommandeur schwieg kurz. Zucker beobachtete die beiden Männer. Der eine in einer flickenreichen schwarzen Uniform Dhemlans, der andere in etwas zu weiter schlichter Kleidung. Jetzt wusste auch was Zucker ihm beim ersten Mal aufgefallen war. Der Prinz hatte nicht so gewirkt, als wäre es seine eigene Kleidung.
"Wenn es das nicht wäre, hätten wir euch längst gefangen genommen für Lösegeld", erwiderte Rashar. Zucker grinste. Das war auch sein erster Gedanke gewesen. "Warum seid ihr alleine gekommen? Wo ist eure Armee? Ist sie überhaupt auf dem Weg?"
Prinz Asars Blick verfinsterte sich. "Der Zeitpunkt wann Haylls Armee eingreift, muss gut gewählt werden. Wir können euch nicht in den gesamten Plan einweihen."
Rashar verschränkte die Arme. "Das solltet ihr aber, wenn ihr wollt, dass wir euch trauen. Meine Kompanie ist nicht größer als 100 Soldaten. Wir brauchen Waffen, wir brauchen Verstärkung."
"100 Mann? Das wird reichen...", bemerkte der Bote nachdenklich.
"Für was?", fragte Rashar. Zucker fragte sich auch was genau der Haushofmeister bezweckte. Warum war er selbst hierher gekommen? Er hatte Gerüchte gehört, dass der Mann ein ziemlicher Egoist war. Der Soldat glaubte nun eher, dass der Kerl sich maßlos selbst überschätzte.
"Zorya Earcir ist in Loraka", antwortete Prinz Asar. Er pausierte. "So eine Gelegenheit kommt nicht noch einmal."
Rashar schürzte die Lippen. "Ihr wollt, dass wir sie gefangen nehmen", erriet er. Der Haushofmeister nickte.
"Wenn ihr das schafft, könnt ihr sie persönlich nach Hayll bringen und es wird dafür gesorgt werden, dass keiner eurer 100 Soldaten zurück in den Krieg muss... oder jemals sich noch um Annehmlichkeiten im Leben sorgen muss."
Natürlich, Hayll lockte mit Reichtum. Wie immer. Aber so etwas ähnliches hatte Iason auch schon angedeutet. Jedenfalls, dass Hayll dafür sorgen würde, dass sie in Sicherheit kämen.
"Die Spinnenkönigin ist in Loraka im Fort. Keiner meiner 100 Leute würde dies überleben. Wieso schickt ihr nicht eure eigenen Leute dorthin?", wehrte Rashar ab.
"Ihr seid immer noch Soldaten Sions." Prinz Asar deutete auf die Uniform. "Ihr habt darin einen nicht unbestreitbaren Vorteil. Und ich bin hier, weil ihr mich als Köder nutzen könnt. Das wird sie aus Loraka locken. Direkt hierher." Der Haushofmeister lächelte kaum wahrnehmbar. Er schien sich ja sehr sicher. Zucker sah hinüber zu Iason. Hatte er davon gewusst?
"Ich sage nicht, es wird einfach, aber ihr wollt etwas ausrichten in diesem Konflikt, nicht? Das ist die beste Chance, die ihr bekommen werdet", fuhr der Prinz fort. "Danach könnt ihr Raej verlassen, für immer als die Helden bekannt, die die Spinnenkönigin bezwungen haben. Ich verspreche euch ein angenehmes Leben in Hayll."
Der Eyrier schwieg wieder länger. Er blickte in den Wald. "Wir tun das nicht für den Ruhm", sagte er schließlich leise. "Wir können nicht hier weg."
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » So 21. Aug 2022, 19:41

Kosta verdrehte die Augen, musste dann aber grinsen, als Zucker scherzte, dass sein Weg zurück vielleicht etwas länger dauern könnte, wenn er noch einer heissen Nymphe begegnete. Bis ihm bewusst wurde, dass Ayden bei ihm war, der das wohl kaum goutierte. Rasch verschwand sein Lächeln wieder und er senkte demütig den Kopf. Zucker war inzwischen schon im dichten Laub verschwunden. Also hiess es für den Haushofmeister und ihn warten. Warten in dieser feuchten Hitze, wo einem das Hemd beinahe sofort auf der Haut klebte. Hätte der Stoff sie nicht vor den Stechmücken geschützt, wäre es wohl angenehmer gewesen, einfach nackt zu sein. Prinz Asar hätte so bestimmt einen atemberaubenden Anblick abgegeben. Nein! Falscher Gedanke.

Obwohl er von Ayden keinen Dank zu erwarten hatte, versuchte er dem Prinzen die Warterei so angenehm zu machen wie möglich. Während er aber gleichzeitig auch versuchte zu verbergen, wie gross der Rangunterschied zwischen ihnen war. Denn je länger sie warteten, desto sicherer wurde sich Kosta, dass sie tatsächlich beobachtet wurden. Dass dies nicht nur an seiner Müdigkeit lag. Ihre Bewacher sollten nicht zu viel über sie erfahren. Dennoch war es selbstverständlich Kosta, der eine kleine Mahlzeit vorbereitete, der Ayden ergeben Wasser reichte, wenn dieser danach verlangte und der sich duldsam anschnauzen liess, wenn der Prinz wieder die Geduld verlor. Dabei hätte er so gerne ein wenig geschlafen. Nur wagte er nicht, Prinz Asar darum zu bitten. Schon nur aus Angst, dass der Adlige ihn hier alleine zurück lassen würde, weil Kosta ja eigentlich ohnehin zurück zu Timaris gesollt hatte.

Es war tiefste Nacht, als Zucker mit Prinz Karssail zurück kehrte. Erleichtert, dass dem vernarbten Prinzen nichts zugestossen war, lächelte er ihn kurz sachte an, bevor er sich ehrerbietig vor dem Kommandanten verneigte. Der Eyrier und Prinz Asar kamen auch gleich zur Sache und belauerten einander nicht noch lange. Das war gut. Schliesslich hatte Ayden oft genug gesagt, dass sie nun nicht mehr viel Zeit hätten. Dass Ayden allerdings einfach einen Hörschutz errichtete und dann damit herausplatzte, wer er war, überraschte Kosta dann doch. Und er fand es gar nicht gut. Das war doch viel zu riskant. Krampfhaft hielt er demütig seinen Kopf gesenkt, während er seine Lippen fest aufeinander presste, um ja nichts dummes zu sagen, die Hände zu Fäusten geballt. Auch dann wenn er Zuckers Blick auf sich spürte, hob er seinen Kopf nicht. Es war ihm zu riskant. Kosta fürchtete, dass man seinen Augen ansehen könnte, wie sehr ihn die Offenheit Prinz Asars besorgt. Wie riskant er das fand und wieviel davon abhing. Zucker wusste, dass er ein Sklave war. Sollte er es lieber dazu schieben, dass Kosta demütig und schweigend dastand und sich im Hintergrund hielt. Besser so, als dass er erfuhr, wieviel sie tatsächlich zu verlieren hatten. Wenn Prinz Karssail ihre Abhängigkeit von ihnen ausnutzte, würdenen sie womöglich nie an Zorya Eacir gelangen.

Selbstsicher besprach Ayden seinen wahnwitzigen, riskanten Plan mit dem Kommandanten der 6. Kompanie. Er wollte sich als Köder benutzen lassen, um diese gefährliche Schwarze Witwe her zu locken. Wäre die Königin nur eine Königin gewesen, wäre der Plan schon gefährlich genug gewesen. Doch sie war auch noch eine Schwarze Witwe. Kostas Nackenhaare stellten sich auf. Eine Schwarze Witwe konnte sie in Netze laufen lassen, wo sie sich selbst erstachen, so dass sie erst merkten, wenn sie tot waren, dass sie in eine Falle gelaufen waren. Leider sah Kosta auch keinen anderen Weg. Er konnte nur hoffen, dass sie das Gegenmittel tatsächlich aus Zorya heraus bekämen und damit Timaris retten konnten. Wenn nicht... dann war es auch nicht wichtig zu überleben.

"Ich bitte um Verzeihung für die Störung", wagte Kosta schliesslich doch noch sich demütig einzumischen, nachdem die beiden Prinzen zuende verhandelt und sich auf einen Plan geeinigt hatten. "Was hält euch hier, Prinz Karssail, wenn ich fragen darf? Was ist hier so wichtiges, dass ihr hier nicht weg könnt. Dass Ihr noch nicht einmal Prinz Tiger ziehen lässt, obwohl er nun wieder etwas in seinem Leben hat, wofür es sich zu kämpfen lohnt? Was habt Ihr noch für Pläne hier?" Kosta hatte gehofft, der Eyrier würde von sich aus damit kommen, weswegen er Ayden nicht so genau von dem Treffen im Fort erzählt hatte. Schliesslich wollte er nichts privates von Prinz Amaya verraten. Doch noch wichtiger war ihm, dass Prinz Asar alle wichtigen Fakten kannte, damit ihr Plan auch wirklich gelingen konnte.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Ayden » So 21. Aug 2022, 19:41

In der Dunkelheit des Dschungels standen sie da und diskutierten über die Geschicke Raejs. Es war kein Raejer anwesend, was noch einmal unterstrich wie unwichtig das Land selbst war. Zumindest Ayden. Hier ging es um etwas ganz anderes. Sein einziges Ziel war es das Gegengift von Zorya zu erhalten und wenn er dafür diese Verbrecher opfern musste, wäre das ein sehr kleiner Preis. Eine Königin, besonders in diesen Zeiten, besonders Timaris, war tausendmal so viel wert wie diese abgehalfterten Soldaten.
Es war ein Risiko seine Identität zu enthüllen, aber ein hoffentlich wohl kalkuliertes. Er würde den Kommandeur nicht überzeugen können, dass er Zorya eine Falle stellen konnte, wenn er als einfacher Bote Haylls auftrat. Er musste diesen Männern etwas bieten und wenn es nur eine größere Gewissheit war, dass dieser Plan ja vielleicht aufgehen und ihnen eine bessere Zukunft bieten könnte. Nein, Raej war da nur das Spielfeld auf dem sie sich gerade befanden. Wobei Ayden nicht zweifelte, dass sie aus den Schatten der hohen Bäume beobachtet wurden. Aber mehr war das nicht. Stumme Zuschauer.
Der Haushofmeister lockte damit, dass sobald Zorya festgesetzt wäre, die 6. Kompanie nach Hayll kommen würde und sie sich keinerlei Sorgen um ihre Zukunft machen müssten. Gold. Hayll war ein reiches Land und Gold lockte viele. Wenn es nur Sion locken würde... dann wäre dieser Krieg womöglich schon vorbei. Gold verstand Ayden und er wusste wie er sich damit alles erkaufen konnte. Nun.. fast alles. Er dachte kurz an Tania.
Aber Prinz Karssail ließ sich dadurch nicht locken. Jedenfalls nicht sofort. Der Mann sah zu dem Dschungel ehe er leise erklärte, dass sie nicht von hier fort konnten. Es war dann der Sklave, der Ayden die Worte aus dem Munde nahm, als er fragte, was die Kompanie denn noch hier halten würde.

Der Kommandeur schwieg wieder kurz. "Die meisten wissen mittlerweile, dass Sion Königinnen braucht, aber die wenigsten wissen wofür. Sion hat zwei Gründe in die Länder einzufallen, die er bisher erobert hat." Prinz Karssail hob zwei Finger hoch. "Es sind nicht nur die Territoriumsköniginnen. Sie sind nur ein Teil des Rituals, das er durchführen will."
Ayden hielt es besser zu schweigen. Hayll hatte seine eigenen Informationen erhalten über Sions Pläne, doch er war nicht bereit dies mit dem anderen Prinzen zu teilen. Er konnte ihm nicht trauen. Fürs erste war es jedoch besser ihn einfach reden zu lassen.
"Er benötigt die Königinnen um Kraft aus den Ländern zu ziehen, aber was er als zweites braucht ist ein Mittel, um diese Kraft an ihn weiterzuleiten", fuhr Prinz Karssail fort.
"Tore zwischen den Welten", sagte er schließlich.
"Dieses Ziel wird er nie erreichen. Wir wissen, dass er Dhemlan in seiner Kontrolle hat, aber das Tor in Askavi ist gut gesichert", entgegnete Ayden.
"Und es gibt elf weitere Tore", hielt der flügellose Eyrier dagegen.
"Verschollen", sagte Ayden.
"Wir glauben, dass Sion bereits mehr Tore entdeckt hat. Er hat altes Wissen. Genug wiederentdeckte Tore und er wird das in Askavi nicht benötigen", erklärte der Soldat. Ayden blickte ihn kritisch an.
"Woher wisst ihr all das?", fragte er. "Ein normaler Kommandeur, noch dazu eine Kompanie aus Verbrechern, ihr wäret niemals in Sions innerem Kreis."
Rashar schüttelte den Kopf. "Nein, aber das müssen wir auch nicht, weil all dies schon einmal passiert ist. Vor vielen tausend Jahren. Wir haben genug über die Vergangenheit von einst erfahren, um zu wissen wie die Zukunft aussieht. Sion hat dies schon einmal versucht. Damals ist er weit gekommen, aber er wurde aufgehalten. Er weiß wo einige der alten Tore liegen. Seine Anhänger haben viel unternommen, um alle Zeugnisse dieses Wissens zu vernichten, doch sie haben nicht alles erwischt."
"Ihr habt immer noch nicht gesagt, woher ihr davon erfahren habt", erinnerte ihn Ayden.
Der Kommandeur lächelte kurz dünn. "Seid froh, dass ich dieses Wissen mit euch teile."
"Ihr habt mir bisher nichts neues gesagt", hielt der Haushofmeister kühl dagegen. Er wollte nicht preisgeben wieviel ihm davon unbekannt war. Vielmehr wollte er den Grund erfahren wieso Karssail dies mit ihm teilte. Sicher nicht weil er ihm traute.
"Dann lasst mich euch etwas sagen, was ihr bestimmt noch nicht wisst." Der Soldat deutete zum Dschungel. "Da drin befindet sich ein Tor zwischen den Welten. Und wir glauben, wir haben es endlich gefunden. Wir brauchen eure Hilfe es zu vernichten und für Sion ein für allemal unbrauchbar zu machen."
Das entlockte Ayden nun doch ein erstauntes Heben der Augenbrauen, als er zum undurchdringlichen Dschungel blickte. Das änderte alles.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Kosta » So 21. Aug 2022, 19:47

Es herrschte einen Moment Schweigen, nachdem Kosta es gewagt hatte, sich in die Diskussion einzumischen. Doch es schien ihm niemand böse deswegen zu sein. Von Prinz Asar bekam er keine gepfeffert und auch die anderen beiden Prinzen blickten ihn nicht böse an. Schliesslich fuhr Prinz Rashar sogar fort zu reden. Wobei er allerdings ziemlich weit ausholte. So weit, dass Kosta erst dachte, dass der Prinz nicht erklären wollte, weshalb sie unbedingt hier bleiben mussten.

Der Kommandant erklärte, dass Sion nicht nur Territoriumsköniginnen für sein Ritual bräuchte. Davon wusste Kosta nichts. Also von diesem Ritual. Dass Sion Königinnen verfolgte, das wusste er schon, doch nicht, dass er mit ihnen die Kraft aus den Territorien für sich selbst saugen wollte. Und das sollte gehen? Kosta blickte Prinz Rashar ungläubig an. Dabei wollte er natürlich nicht unverschämt sein. Nur klang die Geschichte so unfassbar. Warum sollte man die Kraft aus dem Land ziehen wollen? Natürlich, Königinnen bekamen Kraft vom Land, gaben ihm jedoch auch Kraft. Bei Sion konnte Kosta sich jedoch nicht vorstellen, dass der Kriegerprinz, nein, der Dämon, etwas abgeben würde. Dann... dann würde das Land sterben. Das wäre schrecklich. Und so sinnlos. Wer wollte schon über ein totes Territorium herrschen? Da konnte man doch nicht leben.

Während Kosta noch über diese absurden Informationen staunte, hielt Prinz Asar kühl Argumente bezüglich dieser Theorien dagegen. Er war eben erfahren darin, alles sofort zu kalkulieren und zu pokern, während man seinem schönen Gesicht nichts ansah. Kosta konnte zwar seine Gefühle ganz gut beherrschen, doch so souverän wie der Haushofmeister konnte er nicht auf dieses entsetzliche Vorhaben Sions reagieren. Und als es dann plötzlich auch noch hiess, man wolle ein Tor hier im Dschungel von Raej zerstören, fiel er entgültig aus allen Wolken.
"Vernichten?" fragte er fassunglos und entsetzt. "Ihr wollt ein Tor vernichten?" Das kam Kosta als ein unglaubliches Sakrileg an der Dunkelheit vor. An ihrer Welt. So etwas durfte man doch nicht tun. Auch wenn Kosta die Beweggründe dazu natürlich verstehen konnte.
"Geht so etwas überhaupt?" Schliesslich war so ein Weltentor nicht wie eine normale Haustüre, wo man die Bausubstanz einfach zu Kleinholz verarbeiten konnte. "Bleibt da denn nicht einfach ein Loch in unserer Welt zurück?" Oder so ähnlich. Kosta wusste ja nicht, wie die Verbindung zwischen den Welten funktionierte. Er wusste nur, dass man für den Übertritt eine gut ausgebildete Priesterin brauchte. "Wohin führt das Tor überhaupt." Am besten wäre es, es führte direkt in die Hölle. Dann sollten sie erst Sion durchschubsen, bevor sie das Tor zerstörten.
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Re: Der Verrat

Beitragvon Ayden » So 21. Aug 2022, 20:18

Sie schwiegen alle eine zeitlang. Auch Ayden war überrascht über diese Enthüllung, auch wenn er sich nichts davon anmerken ließ. Dafür war er viel zu geübt darin seine wahren Absichten und Gedanken zu verbergen. Der Sklave war da weniger beherrscht. Er riss die großen Augen auf, starrte den Eyrier an und fragte entsetzt, wie sie denn ein Tor vernichten wollten, ob das nicht gefährlich wäre und was dann passieren würde.
Berechtigte Fragen, aber die Soldaten blieben gelassen.
"Nun, es heißt, dass bloß der Zugang vernichtet wird, der Ort, wo man den Weg zwischen den Welten betreten kann. Die Verbindung selbst bleibt bestehen. Aber es heißt, sie wird verloren sein für alle", erklärte Prinz Karssail.
"Es heißt?", hakte Ayden nach. Der Kommandeur strich sich durchs lichte Haar.
"Der letzte Versuch dieser Art ist mehrere Jahrhunderte her und war sozusagen nicht erfolgreich", erwiderte er. Ayden hob kritisch eine Augenbraue.
"Sozusagen?"
"Alle, die an dem damaligen Versuch beteiligt waren, sind verschlungen worden. Eine mächtige Priesterin hat das Ritual entwickelt. Es war nicht der Fehler des Rituals, aber die Gruppe wurde von feindlichen Mächten überrascht", antwortete Rashar. Ayden hatte dennoch das Gefühl, dass der Mann ihnen längst nicht alles sagte. Jagte die Kompanie nur einem wahnwitzigen Traum hinterher, der sie am Ende alle in Stücke reißen würde? Der Haushofmeister glaubte nicht so ganz an dieses Tor und schon gar nicht daran, dass man es vernichten konnte.
"Woher wisst ihr das alles?", fragte er. Der Eyrier blickte zu den Baumwipfeln, schwieg eine kurze Zeit.
"Wir haben unsere Quellen. Das Tor führt nach Kaeleer, vor die Küste von Nharkhava", brach er Aydens weitere Nachfragen ab und beantwortete stattdessen Kostas letzte Frage. "Vor langer, langer Zeit war es noch ein Teil Nharkhavas, doch es ist untergegangen.."

"Was benötigt ihr von Hayll?", erkundigte sich Ayden. Er wollte den Plan nicht infrage stellen. Er überlegte nur, ob es etwas war, was er Zorya sagen konnte, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Vielleicht konnte er es später preisgeben, er konnte ihr nicht gleich alles sagen. Ayden kannte Zorya und er wusste, dass sie gerne spielte. Sie würde spielen wollen und er musste sich dafür hergeben, er musste sich scheinbar brechen lassen. Es war riskant. Ayden wusste das auch. Timaris hätte es niemals erlaubt, aber der Prinz sah keine andere Möglichkeit. Wenn sie starb, war sein Leben in Hayll genauso verwirkt. Wer konnte nicht sagen, dass ihr Tod nicht Sion den Sieg schenken würde. Nein, da schien das Risiko in Zoryas Fänge zu geraten wohl kalkuliert...
"Priesterinnen", sagte der Kommandeur. "Waffen und Ausrüstung für die Rebellen. Ohne sie kommen wir im Dschungel nicht weit."
Ayden nickte. "Ihr werdet alles bekommen. Hayll wird sich keine Gelegenheit entgehen lassen, Sion zu schaden." Er wollte nicht verhandeln, er musste zeigen, dass sie bedingungslos auf einer Seite standen.
Ehe er die gesamte Kompanie ans Messer liefern würde. Ayden blickte zu dem Sklaven, der immer noch etwas überrumpelt wirkte. Was mit dem passierte, war dem Haushofmeister herzlich egal. Einzig, dass der Krieger sich in Raej und in Sions Armee hier etwas auskannte, hatte seinen Wert gesteigert. Timaris schien dieser Sklave wichtig zu sein, wo sie ihn doch mitgeschickt hatte, aber Raej war Kriegsgebiet. Ayden hatte nie versprochen Kosta unversehrt zurückzubringen. Er konnte nichtmal von sich selbst behaupten unversehrt zu bleiben. Was man nicht alles für Königinnen tat...
Und er hatte nichtmal ihr Blut getrunken.

Ayden fragte nach, ob sie das Tor sehen könnten, war aber nicht überrascht, als Rashar dies ablehnte. Der Haushofmeister hatte nicht erwartet, dass die Soldaten so dumm wären ihnen auch noch den Ort zu verraten. Der Prinz rief ein Schriftstück herbei. Er hatte mehrere dieser Pergamentrollen im Gepäck als Haushofmeister. Nun reichte er eines davon Rashar.
"Das hier ist ein Beglaubigungsschreiben, das ihr jedem hayllischen Offiziellem vorzeigen könnt und ihr werdet bevorzugt behandelt werden. Sollte es nötig sein und ihr über Haylls Grenzen kommen, wird dies euch davor bewahren gefangen genommen zu werden", erklärte er. Ayden ließ die Hand mit der Rolle kurz sinken, übergab sie noch nicht.
"Helft ihr uns die Spinnenkönigin gefangen zu setzen?", fragte er.
"Sie ist eine mächtige Schwarze Witwe, jede Falle wird sie meilenweit riechen", gab Rashar zu bedenken. "Wenn meine Leute bei dem Versuch sterben, gibt es niemanden mehr, der sich dann um das Tor kümmern kann."
"Ich kenne Zorya", verriet Ayden. "Ich weiß, wie ich sie täuschen kann. Sie wird keinen Verdacht schöpfen, wenn ich sie um ein Treffen bitte. Und sie wird nicht widerstehen können sich mit dem Haushofmeister von Hayll zu treffen."
Der Kommandeur blieb weiterhin skeptisch. "Selbst wenn sie zu einem Treffen kommt, vermutlich nicht alleine und wenn, sie hat sehr dunkle Juwelen. Wie sieht es mit Haylls Hilfe aus, wenn wir euch nicht helfen?"
Ayden lächelte. "Nun ja... wir müssen uns gegenseitig vertrauen können. Ihr seid immer noch Sions Soldaten. Wenn ihr nichtmal seine rechte Hand gefangen nehmen wollt... wie soll ich euch da vertrauen in allem weiteren?" Er hielt Rashar die Pergamentrolle wieder entgegen und schließlich nahm sie der Eyrier an.

Sie sprachen noch länger über alle Einzelheiten der Pläne ehe sie schließlich abmachten, dass Ayden, Kosta und ein paar der Soldaten der 6. Kompanie sie weiter in den Süden führen sollten, damit Ayden der Königin senden konnte. Selbst wenn Zorya auf den Winden unverzüglich hierher reisen würde, der nächste Knotenpunkt war ein paar Stunden von Fort Maloun entfernt. Dort, in der scheinbaren Sicherheit würden sie sie überraschen. Sie schliefen am Waldesrand ehe sie am nächsten Tag mit zwei Soldaten aufbrachen. Rashar wollte inzwischen alles im Fort vorbereiten. Ayden schlief kaum, je näher sie dem Ziel kamen desto angespannter wurde er, doch er tat sein bestes dies den anderen nicht zu sagen. Der Sklave hatte sowieso nur Augen für den vernarbten Soldaten, der sie begleitete.
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