Re: Die Suche geht weiter
von Kosta » Di 19. Jul 2022, 20:22
"In Ordnung", nickte Kosta nachdenklich. "Ich werde dafür sorgen, dass du heute Abend bekommst, was du brauchst." Wobei er sich grundsätzlich Sorgen wegen eines Rituals an Bord machte und das auch noch mit offenen Kerzen. Er würde Eneas sagen, dass er darauf aufpassen würde. Kosta wollte niemand anderen, schon gar nicht Eneas dieser Gefahr aussetzen, die möglicherweise bestand. Ausserdem war er derjenige, der am meisten Erfahrung darin hatte, irgendwo in einer Ecke still zu knien und mit dem Raum zu verschmelzen. Das konnte er noch immer sehr gut und würde es wohl nie verlernen. Dinge, die einem in der Kindheit und in der Jugend geprägt hatten, wurde man kaum wieder los. Und wahrscheinlich hatte er auch am meisten Erfahrungen mit den Künsten vor Schwarzen Witwen. Sollte Zelika ihnen wider Erwarten doch schaden wollen, könnte er vielleicht dazwischen gehen.
"Ich werde auch mit dem Kapitän sprechen", versprach er Zelika. "Ohne sein Einverständnis wird es natürlich nicht gehen." Das wollte er nur noch erwähnt haben. Für die Mannschaft war das natürlich klar, doch Zelika war ein Gast und wusste es vielleicht nicht.
Auf seine Frage hin, ob sie lesen, schreiben und rechnen könne, war die junge Frau zuerst sehr überrascht, doch dann nickte sie, zwinkerte ihm zu und meinte, dass sie diese nützlichen Fähigkeiten ihr eigen nennen durfte. Was für eine ausgewählte Ausdrucksweise. Sie hatten hier zwar einige Adlige an Bord, doch die hatten ihre vornehme Sprechweise längst abgelegt. Es weckte richtig nostalgische Gefühle, Zelika nun so sprechen zu hören.
"He, halt warte", hielt er sie rasch auf und packte sie am Arm, als sie gehen wollte. Er hatte ja auch gehen wollen, bis ihm noch was eingefallen war, weswegen er sie nach ihren Fähigkeiten auf dem Papier gefragt hatte. Dann hatte er sich von ihr aber ablenken lassen, weswegen sie wohl gedacht hatte, das sei es nun gewesen und hatte gehen wollen. So hielt er sie nun schnell zurück, trat auch einen Schritt auf sie zu und auf einmal stand sie sehr dicht vor ihm. Süss lächelte er sie an.
"Ich habe dich danach gefragt, weil ich dich bitten wollte, Tileo darin zu unterrichten", erklärte er freundlich. "Ich werde ihn heute Morgen mit mir mitnehmen und ihm alles etwas zeigen und er kann mir zur Hand gehen. Doch heute Nachmittag sollte ich wieder etwas schlafen, um für den Abend und die Nacht ausgeruht zu sein. Könntest du solange auf ihn aufpassen?"
Nachdem die Schwarze Witwe zugestimmt hatte, ging Kosta zu Tileo, um den Jungen zu wecken und mit ihm zu frühstücken. Danach nahm er ihn den ganzen Vormittag mit, zeigte ihm die Aufgaben, die er an Bord hatte, stellte ihm die Crewmitgliedern vor, erklärte was deren Aufgaben waren und was es sonst so alles auf dem Schiff zu tun gab. Während des gemeinsamen Mittagsessen erklärte er ihm, dass er am Nachmittag schlafen würde, wegen den Arbeitsschichten, die es auf einem Schiff gab. Er versicherte ihm aber auch, dass er bei Zelika gut aufgehoben sei. Er solle ihn nicht enttäuschen und fleissig lernen, was sie ihm beibringen wollte, denn es seien sehr wichtige Dinge. Tileo nickte eifrig.
Nachdem er Tileo zu Zelika gebracht hatte, klopfte er bei Eneas Kajüte an, um ihn zu wecken. Er musste ja auch noch etwas mit ihm besprechen. Das leise Klopfen schien nicht auszureichen, um seinen Freund zu wecken, weswegen er das Zimmer betrat und vor dem Sichtschutz beim Bett stehen blieb um da noch einmal anzuklopfen.
"Eneas?" rief er ihn sanft und liebevoll. "Eneas, es ist an der Zeit aufzuwachen." Näher ans Bett trat er jedoch nicht. Wann immer Eneas eine Freundin hatte, hielt er stets einen gewissen Abstand zu der Koje seines Freundes.