Re: Ein längst fälliges Gespräch
von Kosta » Mi 20. Jul 2022, 18:04
Kayne meinte, dass er seinen Freunden alles erzählen konnte, da er niemand sei, der Geheimnisse hatte. Kosta nickte nur darauf und liess diese Behauptung einfach mal so dahin gestellt. Kayne glaubte daran und er wollte ihm die Illusion nicht rauben. Es war doch schön, dass der Prinz noch nichts so schlimmes erlebt hatte, dass er es noch nicht einmal seinen besten Freunden erzählen konnte.
"Manchmal ja", nickte Kosta leicht. "Vertraute Fremde. Aber manchmal können daraus auch gute Freunde werden. Das wäre doch auch nicht das verkehrteste." Kosta hätte Kayne jedenfalls viel lieber als einen Freund, als einen Fremden.
In bewunderndem Tonfall sprach der Prinz leidenschaftlich von seiner Freundin, dass sie stark sei. Sie hätte schon so viel grausames erlebt, doch sie hätte stets gekämpft. "Das ist gut", antwortete Kosta ermutigend. "Dann wird sie auch jetzt wieder kämpfen." Aber irgendwann konnte man einfach nicht mehr. Selbst den Stärksten wurde es es irgendwann zuviel.
"Nein, ich meine damit sicher nicht, dass du zulassen sollst, dass ihr so etwas wieder passiert", schüttelte er seinen Kopf. "Ich meine damit, dass du sie nicht in einen Käfig einsperren darfst in deiner Sorge um sie. Das könnte sie genau so zerstören. Sie wollte bestimmt aus anderen Gründen von Chaillot weg, als ein Hayllier der sie verfolgte. Das hätte sie dir bestimmt nicht verheimlicht. Es ist nicht deine Schuld Kayne." Dabei wusste Kosta das gar nicht so genau. Doch er glaubte gerne an das gute im Menschen, an dessen Intelligenz."
Auf die Frage hin, ob er denn kein freier Mann war, zuckte er nur mit seinen Schultern. Das war viel zu kompliziert, um das jetzt zu erklären. Da war es einfacher, ihnen beiden einfach nachzuschenken. "Nein, das sollte sie nicht noch einmal erleben müssen", bestätigte er sanft. "Was ich aber meinte ist, dass es für in Freiheitgeborenen schwerer ist als für uns Sklavengeboreren. Für euch ist die Freiheit etwas selbstverständliches und es tut euch sehr, wenn sie beschränkt wird. Wir Sklavengeboreren wachsen mit dem Wissen auf, dass uns unser Körper und manchmal auch unser Geist nicht uns gehört. Dass ihn jederzeit jemand benutzen und beanspruchen könnte. Wenn man mit dem Wissen aufwächst, wenn es normal ist, ist es leichter zu ertragen, wenn es dann tatsächlich geschieht."
Kayne hielt treuherzig an seinem Glauben fest, dass Siandra ihm alles erzählen und er verstehen könnte. Mitfühlend sah Kosta ihn an. Er wollte diese Unschuld nicht zerstören. Doch wenn er es nicht tat, würde er seiner Freundin womöglich nicht helfen können.
"Dass du ihr zuhören wirst, bezweifle ich nicht, Kayne", beruhigte Koste versöhnlich. "Nur ist die Frage, ob sie es auch so sieht. Normal bestimmt, doch diese Situation ist alles andere als normal. Möglicherweise wird sie nicht begreifen, dass sie sich dir anvertrauen kann. Auch wenn du es ihr hundertmal sagst. Wenn du sie also gerettet hast, wird erst einmal alles schlimmer. Vielleicht hast du Glück und sie verschliesst sich einfach nur vor dir. Oder aber, die Rache zerfrisst sie." Sie rächen zu wollen, würde dem Prinzen in seiner Wut aber nicht als schlimm vorkommen. Ach, es gab so vieles, wovor er Kayne warnen wollte, dass er gar nicht wusste, wo er anfangen sollte. Er tat einen tiefen Schluck aus seinem Glas.
"Wusstest du, dass sich manche in ihren Entführer sogar verlieben und gar nicht mehr von ihm weg wollen?" fragte er ziemlich direkt und abrupt. Vielleicht konnte das Kayne aus seinen Traum reissen, dass alles gut werden würde, wenn er Siandra endlich gerettet hatte.