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Ein längst fälliges Gespräch





Re: Ein längst fälliges Gespräch

Beitragvon Eneas » Mi 20. Jul 2022, 10:02

Auch Julia schöpfte angesichts der Nachricht, dass Siandra noch lebte, Hoffnung. Es war wieder ruhiger auf der 'E' geworden und Eneas hoffte, dass ihre zwei "Auftraggeber" sich jetzt wieder zusammenrissen und den Rest der Suche konzentrierten, um Siandra zu helfen. Den Zwist zwischen ihnen - so schlimm er auch zu sein schien - dafür war später immer noch Zeit. Die Hexe erkundigte sich, ob es noch weitere Informationen gäbe.
"Das ist schwer zu sagen. Zelika ist erschöpft und konnte uns nicht alles mitteilen. Sie hat ein paar Bilder gesehen, Küsten und ähnliches, aber mehr Gefühle und Eindrücke. So etwas lässt sich schwer in Koordinaten fassen", erklärte Eneas. "Wenn wir näher in dem Gebiet sind, das du uns genannt hast, erkennt Zelika vielleicht etwas wieder und wir können die Suche eingrenzen. Anfangen werden wir aber bei den Unterschlüpfen von diesem Fjirell. Selbst wenn er nicht dort ist, so sicherlich Diener oder Nachbarn, die uns mehr sagen können."
Er lächelte aufmunternd. "Wir finden sie. Ganz bestimmt", versicherte er. In welchem Zustand allerdings vermochte er nicht zu sagen. Der Tod war nicht das schlimmste dabei. Vorsichtig erkundigte Eneas sich nach dem Streit, aber Julia wehrte gleich seufzend ab, dass Kayne ihr nie mehr verzeihen würde. An ihr würde es nicht liegen. "Du würdest dich wieder mit ihm vertragen wollen?", hakte der Krieger nach. Das wäre doch schon ein Anfang. Die Hexe betonte, dass Kayne zwar bösartige Dinge zu ihr gesagt hatte, doch sie würde das vergessen und für Siandra könnte sie sich beherrschen. Nur bezweifelte sie, dass Kayne mit ihr zusammenarbeiten würde.
"Wenn er begreift, dass es die Chancen erhöht eure Freundin zu finden und ihr auch zu helfen, dann sieht ers womöglich ein", wandte Leto ein. "Privatsache hin oder her, aber ihr zwei habt uns mit in euer Leben hinein gezogen. Wir versuchen zu helfen, aber leicht macht ihrs einem nicht gerade." Sie lächelte schwach.

Eneas konnte seine Gefährtin verstehen. Seit Julia und Kayne an Bord waren, hatten sie nichts als Probleme auf dem Schiff gehabt und niemand konnte ihnen sagen, dass es einem der beiden nicht einmal reichte und wieder eine Kurzschlussaktion machte, die alle gefährdete. Dennoch verstand er auch Julia und Kayne. Eneas hätte ebenfalls alles für seine Freude getan.
"Nein, er hat gar nichts über den Streit gesagt. Er hat sich beruhigt und redet jetzt mit Iason in seiner Kajüte", antwortete Eneas. Er hatte ja keine Ahnung worum es in dem Streit ging, zweifelte aber nicht daran, dass ihm die anderen schon erzählen würden was los war, wenn es für sie wichtig wurde. Leto erhob sich.
"Ich werde nach Zelika sehen." Sie sah hinüber zu Julia. "Unser Smutje kann dir noch etwas vom Abendessen aufwärmen, wenn du Hunger hast", schlug sie vor.
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von Anzeige » Mi 20. Jul 2022, 10:02

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Re: Ein längst fälliges Gespräch

Beitragvon Tania » Mi 20. Jul 2022, 10:03

Der Krieger fragte nach ob sie sich wirklich mit Kayne würde vertragen wollen. Tania nickte zustimmend, ja, wollte sie. Wie die Dinge zwischen ihnen standen war einfach nicht zum aushalten, doch sie kannte keine Lösung für dieses Problem. Die Hexe fasste auch nochmal zusammen wie es zwischen ihr und Kayne stand und das ohne zu viel zu verraten. Die Problematik für sie beide ziemlich intim, aber für Tania ging es auch um Aydens Geheimnisse, der nichts von seinem Sohn wusste. Außerdem wäre es seinem Ruf nicht gerade zuträglich, wenn bekannt würde mit wem er sich vergnügte.
Leto mischte sich nun auch wieder in die Diskussion ein und meinte, dass Kayne vielleicht einsichtig sein würde, wenn er endlich begriff, dass ihre Chancen Siandra zu finden in der Gruppe höher war. Davon war auch Tania überzeugt, wenn nicht wäre sie schon lang abgehauen und hätte sich ihren eigenen Weg gesucht.
Allerdings mit die Blondine nun auch noch, dass sie nun mal die Menschen hier mit in ihre Probleme hinein gezogen hätten und das es deswegen egal wäre ob die Sache privat war. Tania lächelte entschuldigend.
„Ich kann verstehen, dass ihr wissen wollt was das Problem ist. Aber auch wenn ihr die Wutausbrüche mitbekommt so kann ich euch leider nicht sagen was Sache ist. Aber es tut mir leid, dass Kayne und ich es nicht einmal schaffen den äußeren Schein zu wahren, um euch alle raus zu halten. Ich hab vorhin einfach nicht daran gedacht einen Schild zu erschaffen. Irgendwie war ich der Überzeugung, dass wir das auch unter uns klären können, ohne alle mit einzubeziehen.“ Sie seufzte leise. „Entschuldigt, dass wir euch so einen Ärger machen. Die Suche wäre sehr viel einfacher wenn nicht noch dieses Problem bestehen würde.“

Auf ihre Nachfrage hin ob Kayne etwas über den Grund des Streits gesagt hatte, oder vielleicht noch ganz andere Sachen, erklärte Taelos gleich, dass der Prinz nicht gesagt hätte. Er habe sich wohl wieder beruhigt und sei nun mit Iason in seiner Kajüte.
„Das ist gut“ meinte die Glaciarin dazu und blickte zu Dido als diese sich nun erhob. Sie wollte nach Zelika sehen. „Richte ihr bitte gute Besserung von mir aus. Ich möchte sie nicht stören, solang sie erschöpft ist... das könnte sie vielleicht falsch verstehen. Sie hat schließlich getan was sie konnte und sie soll sich nicht bedrängt fühlen.“ Sie lächelte leicht und nickte kurz darauf.
„Ja, etwas zu essen wäre gar nicht übel, ich bin am verhungern. Ich sag ihm schnell Bescheid.“ Damit erhob sich die Hexe ebenfalls und ging in die Kombüse um sich etwas zu essen zu besorgen. Dafür brauchte sie nicht lang und kam dann mit einem Teller zurück. Darauf stapelten sich reichlich Reste vom Abendessen, alles roch sehr verlockend und sah auch für aufgewärmt ziemlich gut aus.
„Ich könnte mich dazu überreden lassen etwas abzugeben“ meinte sie zu Taelos während sie aber schon begann zu essen. „Es wundert mich, dass du den Preis für eure Hilfe noch nicht erhöht hast. Kayne und ich machen euch weit mehr Ärger als wir bezahlen.“ Tania klang ungezwungen während sie dieses Thema ansprach, aber eigentlich interessierte es sie schon. Immerhin könnten sie genauso gut versuchen ihre Passagiere loszuwerden oder sonst irgendetwas.
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Re: Ein längst fälliges Gespräch

Beitragvon Eneas » Mi 20. Jul 2022, 10:03

Julia wich nochmals aus und wollte die genaue Ursache der Streitereien zwischen Kayne und sich nicht erläutern. Es täte ihr leid, dass sie sich nicht besser zusammenreißen könnten. Sie hätte vergessen einen Schild zu errichten. Eneas wußte auch nicht, ob dies gut oder schlecht war. Ein Hörschutz sandte auch immer eine Art Signal, dass es gegen andere ging und es hätte Mißtrauen in der Mannschaft weiter geschürt. Wer wüßte schon worüber die beiden geredet hätten. Die Hexe entschuldigte sich noch einmal, meinte auch, dass die Suche leichter vonstatten gehen würde, wenn sie diesen Streit nicht hätten. Für die Dauer der Suche war es wirklich besser sie schlossen einen Waffenstillstand. Aber womöglich war der Streit gerade deswegen so heftig geraten, weil sie es bisher immer unterdrückt hatten. Auf Dauer war das keine Lösung. Das Schiff war nicht riesig. Man konnte sich hier nicht aus dem Weg gehen. Innerhalb der Mannschaft wäre ein Streit sogar noch kritischer, denn sie arbeiteten alle zusammen, mußten eingespielt sein und harmonieren, damit im Ernstfall alles glatt lief.
Leto wollte nach Zelika sehen und Julia zeigte sich dabei ungewöhnlich verständnisvoll, was Eneas wunderte, denn bisher hatte die Hexe sich oft über die Privatsphäre und Gefühle anderer an Bord hinweg gesetzt. Der Streit mit Kayne mußte ihr wirklich zugesetzt haben. Die Glacierin holte sich aus der Kombüse etwas zu essen. Während sie weg war, rief Eneas eine der Seekarten herbei und besah sich das Gebiet mit den Inselgrüppchen rund um Chaillot. Chaillot war nicht die einzige Insel im Norden, jedoch die bei weitem größte.

Als Julia wiederkam, schob er die Karte ein wenig beiseite und besah sich den großen Teller mit einem Berg an Essen. Offensichtlich stimmte es was man über Leute mit dunklen Juwelen sagte. Eneas' besaß auch ein dunkles Juwel mit Rot und so sagte er nicht nein, als die Hexe ihm anbot zu teilen. "Gerne." Der Hayllier lächelte sie an, rief sich sein Besteck herbei und piekste mit der Gabel ein paar gebratene Pilze auf. "Allein deines Appetits wegen müssen wir wieder Vorräte auffüllen", bemerkte er scherzhaft. Und weil Kayne viel zu früh mit der 'E' von Raej aufgebrochen war...
Julia kam wieder darauf zu sprechen wieviele Probleme Kayne und sie machten und wieso er noch nicht den Preis erhöht hätte. "Es stimmt. Wir haben uns den Auftrag nicht wirklich ausgesucht, aber ich kann nicht wegsehen, wenn ich höre, dass jemand in Not ist und Hilfe braucht. Ich kenne Siandra nicht, doch im Laufe der Reise habe ich so viel von ihr gehört, dass ich ihr gerne helfen möchte." Eneas aß weiter, dachte kurz nach. "Das Schiff hat Schaden genommen durch Kaynes Aktion. Das werdet ihr bezahlen müssen. Genauso, falls wir in ein Gefecht kommen und dort Schaden nehmen. Und dann gibt es noch einen gewichtigen Faktor. Ja, ihr macht zwar Ärger, aber ich werde den Preis nicht erhöhen." Der Krieger pausierte, blickte Tania an. "Ich hoffe einfach darauf, dass wir bei Kayne und du einmal einen Gefallen gut haben. Ihr zwei seid sehr mächtige Vertreter der Blutleute und es sind schwere Zeiten. Eventuell kreuzen uns unsere Wege später wieder und dann könnt ihr uns helfen. Wer weiß." All diese Gründe spielten da mit rein, doch in erster Linie wollte Eneas Siandra helfen. Hoffentlich war ihr noch zu helfen.
"Hast du dir schon überlegt was ihr macht, wenn ihr Siandra erst einmal gefunden habt? Kayne will das nicht hören, aber... sie könnte eine sehr schlimme Zeit durchgemacht haben..."
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Re: Ein längst fälliges Gespräch

Beitragvon Tania » Mi 20. Jul 2022, 10:04

Die Hexe blickte auf die Karten vor sich und versuche daraus schlau zu werden. Mit Landkarten kam sie ja noch halbwegs zurecht, aber Seekarten sahen wirklich merkwürdig aus. Deswegen unterließ sie es schließlich und blickte wieder zu Taelos, den sie nun darauf ansprach, dass er eigentlich den Preis erhöhen sollte. Er stimmte ihr auch zu, dass sie sich den Auftrag nicht selbst ausgesucht hätten, aber er könnte nicht wegsehen wenn jemand in Not war. Tania nickte dazu und aß noch etwas von ihren Karoffeln, die wirklich ausgezeichnet waren.
Nun kam der Krieger allerdings darauf zu sprechen, dass ihr Schiff Schaden genommen hätte als Kayne versucht hatte es allein durch seine Juwelenkraft zu lenken. Dafür sollten sie bezahlen, ebenso wie für den Fall, dass sie in ein Gefecht kamen und das Schiff beschädigt wurde. Aber obwohl sie Ärger machten wollte er den Preis nicht erhöhen und dafür gab es auch einen Grund. Tania betrachtete ihn abwartend. Sie würde für den Schaden am Schiff bezahlen, so viel war klar und sie würde auch mehr Geld springen lassen wenn Taelos es verlangte. Aber dennoch war sie neugierig was er stattdessen von ihr wollte.Er rückte auch gleich mit der Sprache raus und erklärte, dass er einen Gefallen bei ihr und Kayne schuldig haben wollte. Die Hexe runzelte leicht dir Stirn. So etwas konnte durchaus gefährlich werden, vor allem wenn man bedachte welch schwierige Zeiten gerade herrschten. Trotzdem stand sie schon jetzt in der Schuld in der Schuld dieser Männer und Frauen hier. Andere hätten sie und Kayne schon längst gemeuchelt für ihr Benehmen.
„Gut, in Ordnung. Für Kayne kann ich zwar nicht sprechen, aber was mich angeht habt ihr einen Gefallen bei mir gut“ meinte sie ernst und auch durchaus ehrlich.

Nachdem sie dies nun geklärt hatten kam der Pirat darauf zu sprechen was sein würde nachdem sie Siandra gerettet hatten. Kayne würde das nicht hören, aber es könnte trotzdem sein, dass sie schwere Zeiten durchgemacht hatte.
„Ich befürchte das ebenfalls...“ sie zögerte. „Auch wenn ich immer noch hoffe, dass sie nicht zerbricht. Aber egal in welchem Zustand wir sie finden. Ich werde mich um sie kümmern. Die Anfangszeit wird sicher hart und egal was ihr nun passiert ist, ich weiß einfach, dass sie Freunde und einen sicheren Hafen brauchen wird um wieder zurecht zu kommen. Aber Siandra ist stark. Irgendwann wird sie es verkraften. Und mir ist es egal wie lang es dauert.“ Die Hexe hatte ohnehin überlegt sich eine Immobilie zuzulegen. Vielleicht wäre das dann sogar das Beste um Siandra ein Zuhause bieten zu können. Sie könnten sich in jedem Territorium niederlassen. In fast jedem, Dhemlan fiel von Anfang an raus. Oder sie könnten auch nach Dea al Mon gehen, vielleicht würde die Pruulanerin dort aufgenommen werden. Der Wald würde ihr vielleicht gut tun.
„Ich hoffe nur Kayne schafft es bis zu ihrer Rettung seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Ich mein, Siandra ist aller Wahrscheinlichkeit nach in den Händen eines völlig durchgedrehten Mannes... und wenn dann ein anderer Mann kommt und in kalter Wut schwebt wird ihr das vielleicht nur noch mehr Angst machen.“ Sie nahm einen weiteren Bissen von ihrem Essen, während ihre Gedanken vor sich hin liefen.
„Weißt du, ich kenne Siandra nun beinahe ein Jahr, wir haben viel gemeinsam erlebt und gesehen. Ich habe schreckliche Angst davor, dass sie zerbrochen ist, wenn wir sie finden. Allein der Gedanke daran, dass sie nur noch mit verschleierten Augen die Welt erblickt, lässt mein Herz erfrieren.“
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Re: Ein längst fälliges Gespräch

Beitragvon Eneas » Mi 20. Jul 2022, 10:05

Julia hörte sich das Ganze an und schien kurz zu überlegen ehe sie zustimmte und meinte, dass die Mannschaft einen Gefallen bei ihr gut hätte. Eneas lächelte sie an. "Danke. Ich hoffe, den werde ich nie einlösen müssen, denn wir die Hilfe einer Frau mit schwarzen Juwelen bitter nötig haben, müssen die Dinge wahrlich schlecht stehen", entgegnete er. Um ehrlich zu sein, hatte Eneas nie eine mächtigere Frau als diese Glacierin hier getroffen. Zumindest von der Juwelenstärke her. Er begann sich zu fragen warum Julia das Leben führte was sie führte. Sie hatte nicht alles gesagt, doch genug, dass sie auch einen kriminellen Hintergrund besitzen mußte.
Anders als Kayne schien die Hexe sich bereits damit auseinander gesetzt zu haben, wie sie Siandra eventuell vorfinden könnten. Sie hoffte bloß, dass ihre Freundin nicht zerbrochen wäre. "Nach dem was ich gehört habe, ist Siandra sehr stark. Und keine Jungfrau mehr. Noch ist sie nicht sehr lange entführt. Die Chancen stehen gut, dass ihr Kelch gehalten hat", versuchte Eneas der Glacierin Mut zu machen. "Aber selbst Menschen mit zerbrochenen Juwelen kann man ein schönes Leben ermöglichen... hoffen wir das beste."
Julia wollte ihrer Freundin auf jeden Fall beistehen und sich um sie kümmern. "Eine sichere Umgebung wäre gut", stimmte Eneas zu, "Wir haben schon einige Sklaven befreit. Ich weiß wie verstört und zurückgezogen sie danach sein können..." Zudem wußte er es aus eigener Erfahrung, doch das sagte er nicht. Eneas wünschte diese Erlebnisse niemanden und er hoffte, Siandra erging es besser. "Stabilität ist dann wichtig. Auch innerhalb eurer Gruppe. Dein Streit mit Kayne... diese Zerrissenheit.. das könnte später zu einem Problem für Siandra werden." Sie konnten bloß spekulieren. Manchmal half auch das. Dann traf es die beiden vielleicht nicht so schlimm, wenn es tatsächlich eintraf.

Sie aßen weiter gemeinsam und Julia erzählte etwas mehr von ihren Sorgen. Sie drehten sich vor allem um Kayne. Selbst wenn der Prinz es schaffte sich bis zur Rettung zusammenzureißen, so wollte Julia nicht, dass Siandra wieder zu einem durchgedrehten Mann kam. "Ja, er kann ihr Angst machen. Jemand sollte Kayne das schonend beibringen. Eventuell kann Iason zu ihm durchdringen. Er versteht sich sehr gut darauf Leute wieder aufzubauen." Das stimmte. Kosta hatte so eine Art, dass man sich ihm anvertrauen wollte. Das traf nicht nur auf Eneas zu.
"Ich habe schreckliche Angst davor, dass sie zerbrochen ist, wenn wir sie finden. Allein der Gedanke daran, dass sie nur noch mit verschleierten Augen die Welt erblickt, lässt mein Herz erfrieren", gestand Julia ihm. Eneas ergriff ihre Hand, strich kurz tröstend darüber. In der Messe war es still. Im Takt des Seegangs schwang über ihnen die Lampe leicht hin und her, ließ die Schatten tanzen.
"Es ist nicht deine Schuld, Julia. Wir werden sie finden. Das ist die Hauptsache und daran mußt du glauben. Du hast es selbst gesagt. Sie ist stark und zäh."
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Re: Ein längst fälliges Gespräch

Beitragvon Kayne » Mi 20. Jul 2022, 10:05

Iason hatte ihn nach unten in Kaynes Kajüte begleitet und angeboten, dass sie gemeinsam etwas zu Abend essen könnten. Jetzt saß Kayne auf seinem schmalen Bett, während der Krieger in der Kombüse war und ihnen die Mahlzeiten holte. Mittlerweile hatte Kayne eine Einzelkajüte ganz hinten. Iason hatte ihn nicht mehr bei den anderen schlafen lassen wollen. Etwas, was Kayne nur Recht war. Er wußte selbst, dass er gerade keine sonderlich gute Gesellschaft war. Gut schlafen konnte er auch nicht. Meist lag er nur wach in der Koje, dachte an Siandra und streckte seine Sinne weit über den Ozean aus, um irgendwo eine Spur von seiner Freundin zu finden. Mehr konnte er nicht tun. Die Nachricht, dass sie lebte, bedeutete ihm sehr viel. Es gab noch Hoffnung. Sie würden sie finden und dann mußte er bereit sein. Der Kapitän der 'Taelos' hatte Recht. Den Streit mit Tania mußte er beiseite schieben und sich ganz auf die Befreiung konzentrieren. Wenn nur nicht dieses mulmige Gefühle wäre, dass Fjirell gewarnt war. Begriff Tania nicht was für ein Fehler es gewesen war Ayden dort mit reinzuziehen? Kayne wußte gar nichts mehr. Ob die Informationen überhaupt stimmten, was sie dort erwartete und sofort.

Seufzend verschränkte er die Arme hinterm Kopf und sah zur Kajütendecke, als Iason wieder zurückkam und ein Tablett mit zwei Tellern Essen, Brot und zu Trinken in seinen Armen balancierte. Kayne setzte sich rasch auf und schob den schmalen Holztisch zwischen die zwei Betten, damit der Hayllier das Tablett abstellen konnte.
"Danke..." Der Prinz starrte auf das Essen, rang sich schließlich durch und begann zu essen. "Guten Appetit. Du hättest mir aber keine Gesellschaft leisten müssen." Kayne wußte nichtmal, was er da eigentlich aß. Er hatte eingesehen, dass es gut war sich zu stärken. Die Rettung sollte nicht scheitern, weil er schwach gewesen war. Nein, er mußte Siandra retten...
"Wie geht es Zelika?", fragte er.
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Re: Ein längst fälliges Gespräch

Beitragvon Kosta » Mi 20. Jul 2022, 14:52

Sanft lächelte Kosta Eneas zu, bevor er Kayne nach unten geleitete. Es war anstrengend sich in der Nähe des aufgewühlten Prinzen aufzuhalten und eigentlich galt seine Sorge gerade Zelika. Kosta machte sich heftige Vorwürfe, dass er nicht besser auf die Schwarze Witwe aufgepasst hatte. Dabei hatte er ihr doch versprochen, das zu tun. Allerdings hatte er auch versprochen, Kayne zu helfen und so ging er mit dem Prinzen nach unten, anstatt zu Zelika zu gehen. Oder zu Tania, die nun vielleicht wieder jemanden brauchte, der ihr half, sich zu entspannen.

"Ich weiss. Aber so ist es doch nur noch freundlicher von mir, dass ich es dennoch tue. Freiwillig." Verschmitzt zwinkerte Kosta Kayne zu und setzte sich dem Prinzen gegenüber in die Koje. Vorher war er rasch in die Kombüse gegangen, um für sie beide etwas zu essen zu holen. Dabei hatte er kurz sehnsüchtig zur Messe geschaut, weil er da Eneas spürte, der sich gerade mit Julia unterhielt. "Dir auch einen guten Appetit." Auch wenn der Wunsch wohl vergebene Liebesmüh war. Kayne schien nicht wirklich zu schmecken, was er da ass. Bei dem Tee, den Kosta ihnen einschenkte würde es wohl nicht anders sein. Doch Kosta hatte noch etwas anderes dabei. Zum Dessert so zu sagen. Das war so stark, dass das selbst der Prinz schmecken würde.

"Besser", antwortete Kosta etwas angespannt auf die Frage bezüglich Zelika. Sein Blick wurde etwas melancholisch. "Sie schläft sich nun gut aus und erholt sich dabei. Ich werde morgen nach ihr sehen. Esmeralda würde mich wohl kaum früher zu ihr lassen." Im Gegensatz zu Kayne ass Kosta ziemlich hungrig und ihm schmeckte Solomons Essen ausgezeichnet.
"Diese Nacht bleibe ich aber bei dir", erklärte er. Die Mannschaft würde seine Abwesenheit verkraften, wenn er dafür Kayne etwas zur Ruhe brachte. "Wir werden reden", bestimmte er weiter. "Reden und trinken. Denn es gibt viel zu besprechen und das trinken wird es uns leichter machen. Morgen dann werden wir unseren Rausch ausschlafen und unter hässlichem Kater leiden." Derweil konnte die Mannschaft in Ruhe anlegen und Vorräte laden, ohne dass sie befürchten mussten, dass Kayne wieder die E kaperte. "Und danach, wenn der Kater vorbei ist, wirst du frisch und stark wie schon lange nicht mehr sein. Du wirst sehen. Dann kannst du einen Neuanfang bei der Suchaktion deiner Liebsten starten und wirst viel ausgeglichener und erfolgreicher dabei sein."
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Re: Ein längst fälliges Gespräch

Beitragvon Kayne » Mi 20. Jul 2022, 17:03

Laut Iason ging es Zelika wieder etwas besser, sie würde sich erholen und schlafen. Kayne nickte nachdenklich. "Das ist meine Schuld... ich hab gehört, dass es gefährlich geworden ist im Verzerrten Reich für Schwarze Witwen - und sie hat es trotzdem getan", bemerkte er und trank ein wenig von dem Tee. Es hätte genausogut heißes Wasser sein können. Kayne war es egal. Die Wärme, die durch den Tee in seinen Körper kroch... wie lange würde sie anhalten? Ganz im Kontrast dazu aß der hayllische Krieger recht herzhaft und ausgehungert. Zwischen zwei Bissen teilte ihm Iason dann plötzlich mit, dass er die Nacht über ihr bleiben würde, um ihm Gesellschaft zu leisten. Kayne zog fragend eine Augenbraue hoch. Was sollte das werden? Der Seemann hatte weitere Ideen, vielmehr Vorhaben. Sie würden reden und trinken und morgen ihren Rasch ausschlafen. Die ganze Art wie Iason das formulierte, ließ Kayne stutzen und er mußte sogar leicht grinsen.
"Werden wir das? Es ist schon lange her, wo ich betrunken war. Ist das nicht das Gegenteil von einem klaren Geist?", fragte er zurück. Iason sah das eher als fördernde Maßnahme, da er sich danach frisch und stark fühlen würde. Ein Neuanfang. Er klang so überzeugt dabei, doch Kayne konnte den Enthusiasmus nicht teilen. "Du sprichst aus Erfahrung, nehm ich an?", hakte er nach und aß weiter. "Mir war nicht bekannt, dass Alkohol so eine reinigende Wirkung hat. Ich habe dort meist nur Dinge getan an die ich mich lieber nicht mehr erinnern will..." Kayne stocherte mit der Gabel im Essen rum, unterdrückte ein Seufzen. Der Prinz war nicht in der Stimmung ein Besäufnis zu starten, doch der Grog vorhin hatte wirklich gut getan. "Ein Schluck kann vermutlich nicht schaden... aber was willst du denn besprechen? Hat Zelika noch mehr erkennen können?", fragte der Prinz hoffnungsvoll und hob den Kopf.
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Re: Ein längst fälliges Gespräch

Beitragvon Kosta » Mi 20. Jul 2022, 17:12

"Nein, Kayne, es ist nicht deine Schuld", widersprach Kosta freundlich und geduldig, auch wenn er den Prinzen gerade gerne schütteln wollte. Eneas war auch so schlimm. Warum musste er auch immer an so Leute geraten, die sich immer für alles die Schuld gaben? Das war zum Wahnsinnig werden. "Du hast sie doch nicht dazu gezwungen ins Verzerrte Reich zu gehen. Sie wollte dir eben helfen. Es lag an mir. Ich hätte es ihr einfach verbieten sollen. Denn ich habe es ebenfalls gewusst, dass es im Grauen Reich nun noch viel gefährlicher ist als sonst." Das hatte nun wirklich nicht Kayne zu verschulden. Das hatte allein in Kostas Verantwortung gelegen.

"Genau", grinste Kosta verwegen zurück, als Kayne erkannte, dass betrunken sein das Gegenteil von einem klaren Geist sei. "Du hast Recht, ich spreche aus Erfahrung." Leider. "Ich bin kein Trinker, keine Angst. Doch manchmal hilft es sich so richtig zu betrinken und seine Sorgen dem Alkohol anzuvertrauen. Er kann durchaus reinigend sein.". Kosta lächelte schelmisch. "Und auch sehr feurig." Nur so als eine kleine Vorwarnung für das, was er Kayne gerade einschenkte. Aber Darlas Gebräu war für so einen Augenblick einfach das richtige. Der Prinz schien einem Schlückchen gar nicht so abgeneigt zu sein.

"Hier." Kosta reichte ihm das Glas. Kayne schien sowieso nicht mehr essen zu mögen. "Lass es dir schmecken", meinte er betont unschuldig. "Nein, Zelika hat nicht noch mehr erkennen können. Zumindest hat sie uns noch nichts dergleichen mitteilen können. Was ich mit dir besprechen will ist, was dich erwarten könnte, wenn du Siandra gerettet hast. Wenn ihr zusammen an einem sicheren Ort seid."
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Re: Ein längst fälliges Gespräch

Beitragvon Kayne » Mi 20. Jul 2022, 17:42

Iason widersprach ihm sofort, dass er nicht Schuld an Zelikas Zusammenbruch hatte. Er hätte sie nicht gezwungen und Zelika hatte helfen wollen. Stattdessen gab der Seemann jetzt sich selbst die Schuld. Es wäre an ihm gewesen, es zu verbieten. "Ich weiß nicht, ob es damit bedeutet, dass du der Schuldige bist", wandte der Prinz ein, "Es liegt an den gefährlichen Zeiten. Ich.. kenn so viel Gefahr gar nicht", gab er zu. Kayne konnte kämpfen, sogar sehr gut, denn er hatte einen Meister gehabt, aber abgesehen von einigen wenigen ernsthaften Kämpfen war er nie damit konfrontiert worden und es schockierte ihn auch jetzt noch. Er war kein Leben gewohnt, wo man ständig über seine Schulter schaute, um zu sehen wo die Verfolger blieben. Bis vor ein paar Wochen war ihm nicht einmal klar gewesen, dass sie sich praktisch auf der Flucht befanden. Kein schöner Gedanke.
Die zwei ungleichen Männer wandten sich wieder dem Alkohol zu. Iason erklärte grinsend, dass er aus Erfahrung sagen könnte, dass es helfen könnte sich richtig zu betrinken und seine Sorgen dem Alkohol anzuvertrauen. "Normalerweise vertrau ich die Freunden an...", seufzte Kayne. Das ging nicht mehr. Seine ganzen Freunde waren ja das Problem von Siandra gewesen. Genaugenommen Khavian. Ob sie sich im Verzerrten Reich auch in Gefahr gebracht hatte? Der Prinz versuchte nicht mehr an die Eyrierin zu denken, denn er kam sich dabei so schäbig vor. Wie als hätte Siandra mit all ihren Anschuldigungen recht gehabt. "In Shalador muss ich ihnen einen Brief schreiben. Vielleicht können sie dann später zu uns stoßen, um uns zu helfen."

Der Hayllier hielt ihm ein Glas hin, das er mit einem stark riechenden Getränk gefüllt hatte. Etwas skeptisch beäugte Kayne es. Dank seiner Juwelen vertrug er sehr viel. Es brauchte viel um ihn überhaupt beschwipst zu machen. So nahm der Prinz einen tiefen Schluck, nur um gleich darauf die Finger fester um das Glas zu krampfen und zu husten. Dunkle Juwelen hin oder her, die halfen nicht wenn man das Gebräu an sich schon zu stark fand. "Uff, was ist denn da drin?", keuchte er, "Das ist sicher nicht ein Stahlreiniger?"
Iason schien seine Reaktion geahnt zu haben und grinste ihn wissend an ehe er wieder ernster wurde und ihm sagte, was er mit ihm besprechen wollte. Was ihn erwartete, wenn sie Siandra gerettet hätten. "Dann wird alles wieder gut", sagte Kayne sofort felsenfest. Er mußte daran glauben, anders ging es nicht. "Ich helfe ihr, die schrecklichen Erlebnisse zu überwinden. Wenn sie erstmal befreit ist, kann es doch nur besser werden. Am besten reisen wir irgendwohin, wo es ruhig und abgeschieden ist und sie sich erholen kann. Ich hoffe wirklich, es geht ihr gut und.. man hat sie noch nicht auf einen Sklavenmarkt gebracht.." Das war eine schlimme Befürchtung. Kayne war heilfroh, dass Siandra noch lebte. Das gab ihm Kraft weiter zu hoffen. "Ich werd sie nie mehr aus den Augen lassen", versprach er gewissenhaft. Während des Redens hatte er schon fast vergessen was für ein Getränk er in der Hand hielt, weswegen er relativ gedankenlos einen Schluck nahm und erschrocken wieder aufkeuchte. Man sah ihm an, dass er das Trinken nicht sehr gewohnt war.
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Re: Ein längst fälliges Gespräch

Beitragvon Kosta » Mi 20. Jul 2022, 17:53

"Es gibt Sorgen, Ängste, Befürchtungen, die kann man seinen Freunden nicht anvertrauen", entgegnete Kosta wissend. "Weil es sie belasten könnte oder weil sie schlichtweg nicht verstehen. Aber manchmal... manchmal da hilft es, wenn man seine Sorgen dem Alkohol oder jemandem Fremden anvertrauen kann. Ich weiss, das klingt paradox. Warum ausgerechnet einem Fremden so etwas anvertrauen. Einem Fremden sich öffnen. Doch andererseits ist es doch egal, wenn ein Fremder einem verurteilt. Das kümmert einem nicht. Man sieht ihn ja nie wieder. Und vielleicht hat man ja Glück und der Andere kann verstehen, weil er ähnliches schon erfahren hat." Es klang so verflixt altklug, was er von sich gab. Doch Kosta meinte es nur gut mit Kayne und er wusste, dass es stimmte.

Melancholisch prostete er dem Prinzen zu und beobachtet dann erst einmal mit einem süffisanten Grinsen, wie dieser nach seinem ersten, grosszügigen Schluck heftig keuchte und hustete. "Das willst du gar nicht wissen", meinte er mit einem Piratengrinsen darauf, was in diesem Alkohol drin sei und kippte ohne zu zögern den Inhalt seines Glases hinunter. Inzwischen war er recht trinkfest geworden. Das passierte wie von selbst, wenn man auf einem Schiff lebte.

"Falsch", widersprach Kosta dem Prinzen knallhart und schenkte ihnen beiden nach, obwohl Kayne auch nach dem zweiten noch fleissig hustete und keuchte. "Dann fängt alles erst an", stellte er etwas sanfter klar. "Selbst wenn sie nicht zerbrochen wurde und du sie vor dem Sklavenmarkt retten kannst." Was Kosta ja stark bezweifelte. Dazu kannte er die Art von hayllischen Adligen zu gut. "Selbst dann fängt die grösste Herausforderung für dich erst an. Siandra wurde entführt und gefangen genommen Kayne. Das ist wie ein tiefer Einschnitt in deine Seele." Er tippte sich aufs Herz. "So etwas verkraftet man manchmal sogar dann nicht gut, wenn man ihm schönsten Gefängnis der Welt war. Du willst sie nicht aus den Augen lassen. Ein liebenswertes Vorhaben. Doch möglicherweise sperrst du sie da nur in ein anderes Gefängnis ein. Es ist sehr schwer Kayne. Jeder Mensch reagiert anders auf so etwas. Für euch Freie ist es besonders schlimm, weil ihr den Verlust eurer Freiheit vorher noch nie gespürt habt. Euch trifft es härter und da es dich noch nie getroffen hat, wird sie denken, dass du sie nicht verstehst. So wie du denkst, dass ich deine Sorgen, deine Wut bezüglich Julia nicht verstehe. Du wirst ihr helfen wollen und sie wird sich vor dir verschliessen. Doch wenn du Glück hast, wird sie sich dir öffnen und dann musst du sehr, sehr stark sein. Denn dann wird es noch schlimmer werden, als es jetzt ist. Denn dann wirst du wissen und du wirst dir die Schuld geben, dass du es nicht hast verhindern können. Eine Schuld, mit der du zu leben lernen musst. Auch wenn du eigentlich gar nicht schuldig bist. Der Verstand setzt bei solchen Gelegenheiten in der Regel aus." Kosta lächelte wehmütig. Er wusste auch, dass er nicht schuld war. Dennoch... der Verstand setzt eben tatsächlich aus und er hatte nach wie vor das Gefühl, damals versagt zu haben.
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Re: Ein längst fälliges Gespräch

Beitragvon Kayne » Mi 20. Jul 2022, 18:00

Iason hatte noch mehr Erklärungen (oder Ausreden) parat, warum es gut war zu trinken. Manche Dinge könnte man seinen Freunden nicht anvertrauen, man wollte sie damit nicht belasten, weswegen es hilfreich wäre die Sorgen dem Alkohol oder einem Fremden anzuvertrauen. "Ich habe Freunde, denen ich alles anvertrauen kann", erwiderte der Prinz, "Die mich kennen. Ich bin niemand, der Geheimnisse hat. Aber einem Fremden von mir zu erzählen..." Das verstand Kayne nicht so ganz. Es gab leider Dinge in seinem Leben von denen wollte er nicht, dass andere sie wußten. Besonders seine Herkunft und sein Vater. Selbst wußte Kayne davon ja auch nicht lange, genau genommen nur ein paar Monate, doch ihm war schnell klar geworden, dass es niemand Fremder erfahren sollte, wollte er seine Freunde und sich schützen. "Fremde können einen trotzdem verurteilen. Schlimmer als Freunde, denn Fremde kennen oft nur die halbe Geschichte. Und sind es noch Fremde, wenn man ihnen so viel von sich erzählt hat?" Wie kam der Hayllier eigentlich darauf? Kayne konnte das nicht so ganz ergründen und trank lieber weiter. Bisher half es nicht sonderlich, doch wenn es eine Möglichkeit war seine Gefühle für einen Moment zu betäuben... dann würde er das versuchen.
Auf das Gespräch hätte er jedoch verzichten könnten, denn Iason ließ nicht locker und widersprach ihm sofort wieder. Wenn er Siandra gerettet hätte, würde die größte Herausforderung erst beginnen. Die Entführung und Gefangenschaft würde einen tiefen Einschnitt in ihrer Seele markieren und das steckte man nicht so leicht weg. "Sie ist stark", beharrte Kayne, "Was sie mir von ihrer Vergangenheit erzählt hat... da ist so viel grausames geschehen und sie hat gekämpft und nie locker gelassen." Das bewunderte er an seine Freundin so. Bestimmt würde es nicht leicht. Das stritt er auch nicht ab. Kayne glaubte fest daran, dass sie es trotzdem schaffen könnten und er würde Siandra dabei helfen. Für sie würde er sich sogar zusammenreißen und vergessen, dass er Tania hasste.

Der Krieger warnte ihn weiter. Er sollte Siandra mit seiner Fürsorge nicht in ein neues Gefängnis speeren. "Du meinst, ich soll zulassen, dass ihr so etwas wieder passieren könnte? Kommt nicht in Frage! Von jetzt an werd ich viel besser aufpassen", nahm er sich ernst vor. Kayne mußte die Umgebung besser im Blick haben. Vielleicht hatten die Entführer Siandra schon länger im Auge gehabt und beobachtet. Auf Kleinigkeiten kam es oft an. Hätte er die bemerkt, wäre er vorsichtiger gewesen und hätte Siandra nicht alleine gelassen. "Es ist ausgerechnet in Chaillot passiert. Ich hab einige Freunde dort. Ich hab mich immer wohl gefühlt dort. Sie wollte da weg. Verdammt, ich hätte auf sie hören sollen", machte er sich wieder Vorwürfe.
Iason versuchte ihn wieder zu beruhigen. Jeder würde anders auf so ein Erlebnis reagieren. Für Freie wäre das besonders schlimm. "Uns Freie? Bist du nicht frei?", fragte Kayne verwirrt. "Und Siandra... sie war doch früher Sklavin. Sie war schonmal auf einem Sklavenmarkt." Der Prinz ballte die freie Hand zur Faust. "Sie sollte das nicht noch einmal erleben müssen." Sie hatte sich die Freiheit so hart zurückerkämpft, nur um sie jetzt wieder zu verlieren? Nein, das konnte es nicht gewesen sein. Kayne würde sie retten!
Iason erklärte sich, dass er jedoch mehr Kayne als Siandra gemeint hätte. Kayne hätte diesen Verlust ja noch nie erlebt, deswegen könnte er es nicht so gut verstehen und Siandra könnte sich vor ihm verschließen. "Nein... sie kann mit mir reden.. ich kann das verstehen. Sie hat mir auch die Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit gezeigt. Das war furchtbar, aber das würd ich wieder tun. Wenn ich kann, teile ich den Schmerz mit ihr. Nehm ihr was ab", beteuerte der Prinz energisch. Man konnte ihm anhören, dass er es innig glaubte.
"Ich geb mir doch schon jetzt die Schuld", seufzte Kayne, "Egal ob es erstmal schlimmer für mich wird. Solange es ihr besser geht, kann ich damit leben." Es war gut, wenn Siandra sich ihm dann anvertraute und darüber sprach. Reden half doch immer, sagte man. "Erstmal muss sie aus der Gefangenschaft raus... wenn wir sie endlich retten, dann wird alles besser." Kayne begriff nicht, dass es durchaus möglich war, dass erst einmal alles schlechter wurde.
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Re: Ein längst fälliges Gespräch

Beitragvon Kosta » Mi 20. Jul 2022, 18:04

Kayne meinte, dass er seinen Freunden alles erzählen konnte, da er niemand sei, der Geheimnisse hatte. Kosta nickte nur darauf und liess diese Behauptung einfach mal so dahin gestellt. Kayne glaubte daran und er wollte ihm die Illusion nicht rauben. Es war doch schön, dass der Prinz noch nichts so schlimmes erlebt hatte, dass er es noch nicht einmal seinen besten Freunden erzählen konnte.
"Manchmal ja", nickte Kosta leicht. "Vertraute Fremde. Aber manchmal können daraus auch gute Freunde werden. Das wäre doch auch nicht das verkehrteste." Kosta hätte Kayne jedenfalls viel lieber als einen Freund, als einen Fremden.

In bewunderndem Tonfall sprach der Prinz leidenschaftlich von seiner Freundin, dass sie stark sei. Sie hätte schon so viel grausames erlebt, doch sie hätte stets gekämpft. "Das ist gut", antwortete Kosta ermutigend. "Dann wird sie auch jetzt wieder kämpfen." Aber irgendwann konnte man einfach nicht mehr. Selbst den Stärksten wurde es es irgendwann zuviel.

"Nein, ich meine damit sicher nicht, dass du zulassen sollst, dass ihr so etwas wieder passiert", schüttelte er seinen Kopf. "Ich meine damit, dass du sie nicht in einen Käfig einsperren darfst in deiner Sorge um sie. Das könnte sie genau so zerstören. Sie wollte bestimmt aus anderen Gründen von Chaillot weg, als ein Hayllier der sie verfolgte. Das hätte sie dir bestimmt nicht verheimlicht. Es ist nicht deine Schuld Kayne." Dabei wusste Kosta das gar nicht so genau. Doch er glaubte gerne an das gute im Menschen, an dessen Intelligenz."

Auf die Frage hin, ob er denn kein freier Mann war, zuckte er nur mit seinen Schultern. Das war viel zu kompliziert, um das jetzt zu erklären. Da war es einfacher, ihnen beiden einfach nachzuschenken. "Nein, das sollte sie nicht noch einmal erleben müssen", bestätigte er sanft. "Was ich aber meinte ist, dass es für in Freiheitgeborenen schwerer ist als für uns Sklavengeboreren. Für euch ist die Freiheit etwas selbstverständliches und es tut euch sehr, wenn sie beschränkt wird. Wir Sklavengeboreren wachsen mit dem Wissen auf, dass uns unser Körper und manchmal auch unser Geist nicht uns gehört. Dass ihn jederzeit jemand benutzen und beanspruchen könnte. Wenn man mit dem Wissen aufwächst, wenn es normal ist, ist es leichter zu ertragen, wenn es dann tatsächlich geschieht."

Kayne hielt treuherzig an seinem Glauben fest, dass Siandra ihm alles erzählen und er verstehen könnte. Mitfühlend sah Kosta ihn an. Er wollte diese Unschuld nicht zerstören. Doch wenn er es nicht tat, würde er seiner Freundin womöglich nicht helfen können.
"Dass du ihr zuhören wirst, bezweifle ich nicht, Kayne", beruhigte Koste versöhnlich. "Nur ist die Frage, ob sie es auch so sieht. Normal bestimmt, doch diese Situation ist alles andere als normal. Möglicherweise wird sie nicht begreifen, dass sie sich dir anvertrauen kann. Auch wenn du es ihr hundertmal sagst. Wenn du sie also gerettet hast, wird erst einmal alles schlimmer. Vielleicht hast du Glück und sie verschliesst sich einfach nur vor dir. Oder aber, die Rache zerfrisst sie." Sie rächen zu wollen, würde dem Prinzen in seiner Wut aber nicht als schlimm vorkommen. Ach, es gab so vieles, wovor er Kayne warnen wollte, dass er gar nicht wusste, wo er anfangen sollte. Er tat einen tiefen Schluck aus seinem Glas.
"Wusstest du, dass sich manche in ihren Entführer sogar verlieben und gar nicht mehr von ihm weg wollen?" fragte er ziemlich direkt und abrupt. Vielleicht konnte das Kayne aus seinen Traum reissen, dass alles gut werden würde, wenn er Siandra endlich gerettet hatte.
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Re: Ein längst fälliges Gespräch

Beitragvon Kayne » Mi 20. Jul 2022, 18:06

"Das habe ich bei Julia auch gedacht... ich dachte, sie wäre zu einer Freundin geworden, doch als es drauf ankam war sie sich selbst wichtiger...", entgegnete Kayne niedergeschlagen. Fremde konnten zu Freunden werden, ja. Aber wie lange und tief das hielt, konnte niemand sagen. Auf Tania war kein Verlass. Würde sie für Ayden, wenn es zu der Entscheidung kommen sollte, auch Siandra im Stich lassen? Darüber war Kayne sich überhaupt nicht sicher und das Gefühl war bodenlos.
Iason versuchte ihm zuzusprechen, doch das Gespräch war sehr schwer für Kayne. Hauptsächlich weil er das alles nicht hören wollte. Es war für ihn immer noch kaum fassbar, dass Siandra entführt worden war. Sie hatte das nicht verdient. Sie hatte so viel durchgemacht und jetzt noch einmal so etwas schreckliches zu erleben? Wer tat ihr das an?
Der Hayllier wollte ihn darauf vorbereiten, dass nach der Rettung die eigentliche Herausforderung erst anfing. Dabei offenbarte Iason, dass er in Sklaverei geboren worden war. Es wäre für ihn anders als für Siandra oder Kayne, die in Freiheit geboren waren. Dazu konnte er nicht viel sagen. Vermutlich hatte der Krieger recht. "Ich glaube, es ist für jeden schlimm. Egal wo und wie man aufgewachsen ist", bemerkte er und trank noch etwas. Das Gebräu schob sich durch seine Kehle wie als würde es alle anderen Empfindungen wegglühen. Ein seltsames und doch wohltuendes Gefühl.

Iason wandte ein, dass Siandra sich vor ihm verschließen könnte. Es wäre keine normale Situation. Die Rache könnte Siandra zerfressen. "Sie ist nicht die einzige, die sich rächen will. Sie haben mir meine Freundin weggenommen", beharrte der Prinz energischer. "Sie haben sie mir weggenommen und es tut so weh. Diese Männer müssen dafür bezahlen und wenn ich kann, werde ich sie töten."
Dafür hatte der Pirat etwas zu sagen, was Kayne vollkommen unvorbereitet traf. "Was?!" Entgeistert und auch mit wachsender Wut blickte er Iason an. "Was willst du damit sagen?! Wieso sollte sie sich in dieses Schwein verlieben? Das ist doch wahnsinnig. Nein, Siandra wird das nicht machen. Sie hat schon Männer verletzt, die sie berührt haben oder was von ihr wollten. Wenn sie kann, würde sie nicht zögern, ihre Entführer umzubringen!" Was bedeutete, dass Siandra es nicht konnte. Sonst wäre sie schon längst hier. Sie war ganz wehrlos. Dieses Gefühl in diesem Moment mit ihr zu teilen, war überwältigend. Kayne stellte das Glas weg, strich sich seufzend durch die Haare.
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Re: Ein längst fälliges Gespräch

Beitragvon Kosta » Mi 20. Jul 2022, 18:09

"Die wenigsten Menschen sind sich nicht selbst am wichtigsten, wenn es darauf ankommt", nickte Kosta bestätigend. "Ich glaube, das hat etwas mit dem Überlebensinstinkt zu tun. Aber natürlich ist so etwas nicht leicht zu verkraften, wenn sich jemand von einem abwendet, um sich selbst zu retten." Wobei Kosta jetzt nicht genau wusste, auf was Kayne anspielte. Wahrscheinlich mochte er die Hexe einfach aus Prinzip nicht, weil sie mit seinem Vater geschlafen hatte.

Dass Siandra sich womöglich in ihren Peiniger und Entführer verlieben könnte, brachte ihn vollkommen aus der Fassung. Er wollte das nicht glauben und ereiferte sich, dass Siandra ihren Entführer längst umgebracht hätte, wenn sie in dazu in der Lage gewesen wäre. Dass sie es offensichtlich nicht war, wurde in der darauf folgenden Stille überdeutlich. Kosta schenkte ihnen darauf hin erst einmal nach.
"Trink." Kosta schob Kayne sein Glas entgegen. "Ich weiss nicht so recht, wie das geschehen kann. Ich weiss nur, dass es geschehen kann. Du bist eingesperrt und hast nur noch eine einzige Bezugsperson. Zu Anfang wehrst du dich noch, doch dein Weltbild wird vollkommen auf den Kopf gestellt und zerstört. Da hälst du dich an dem wenigen fest, was dir geblieben ist und wenn deine Bezugsperson dann auf einmal nett zu dir ist. Keine Ahnung, irgendwie geschieht das eben manchmal. Bei ihr muss es ja nicht so sein. Aber es kann." Er trank selber grosszügig aus seinem Glas.

"Wenn sie sich das bewahren kann, dass sie sich so wehement wehrt, wird sie sich bestimmt nach der Befreiung rächen wollen", überlegte Kosta. Etwas weiteres, wovor er ihn warnen wollte. "Nimm ihr das also nicht. Seine Rache auszuleben kann zwar gefährlich sein und einem ausbrennen. Aber anderseits kann sich ihre Wut und Rache auf dich übertragen, wenn du deine Rachegelüste auslebst und ihr damit die Möglichkeit nimmst, das selbe mit den ihrigen zu tun." Mitfühlend sah Kosta den Prinzen an.
"Ich will dir deine Unschuld nicht rauben, Kayne", meinte er freundlich. "Du bist wirklich ein guter Mann und hast das alles nicht verdient. Du glaubst an das Gute und das ist sehr schön. Doch das hier übersteig deinen Erfahrungshorizont. Deswegen sage ich dir all diese schrecklichen Dinge. Nicht weil ich ein Pessimist bin. Denn das bin ich nicht. Sondern weil ich dich vor schwerwiegenden Fehlern bewahren will. Es wird so viel auf dem Spiel stehen, wenn du deine Freundin endlich wieder in den Arm nehmen kannst. Bitte glaube mir das. Ich weiss es. Ich habe es erlebt."
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Re: Ein längst fälliges Gespräch

Beitragvon Kayne » Mi 20. Jul 2022, 18:09

Nein, er wollte das nicht glauben. Das war absurd. Siandra und sich in ihren Entführer verlieben. Nein, Siandra wollte diesen Fjirell sicher auch massakrieren und sich an ihm rächen. Hoffentlich hatte er sie nicht angerührt. Er durfte nicht... Kayne ließ den Gedanken nur kurz zu, dann verdrängte er ihn erschrocken wieder. Er wollte nicht daran denken und hatte Angst, dass wenn er einmal mit diesen Sorgen anfing, nicht mehr würde aufhören können.
Wenigstens räumte Iason ein, dass dieses Verlieben in den Entführer nicht immer passierte. Manche täten es, weil es über eine längere Zeit eben die einzige Bezugsperson wäre. Besonders, wenn die einen dann auf einmal nett behandelte. Der Prinz nahm noch einen Schluck aus seinem Glas, das sich auf wundersame Weise wieder gefüllt hätte. "Ich hoffe, sie wird gut behandelt und ist gut untergebracht. Das... wär doch viel besser als die... Alternative. Selbst wenn sie sich in einen netten.. Entführer verlieben könnte. Aber das glaub ich einfach nicht. Siandra ist ihre Freiheit sehr wichtig. Sie könnte doch niemanden lieben, der ihr das wegnimmt", beteuerte er, pausierte dann und dachte darüber nach. Kayne seufzte schwer. "Glaube ich", fügte er hinzu, "Wir sind nicht einmal ein Jahr zusammen. Ich weiß nicht, ob ich sie wirklich gut kenne." Siandra hatte Geheimnisse vor ihm. Oder hatte sie ihm mittlerweile alles gesagt? Sie hatte ihm wenigstens doch noch die Wahrheit über Tanias Freund gesagt. Warum hatten sie sich streiten müssen? Es war so ein dummer Streit gewesen.

Der Prinz hatte seine Schuhe abgestreift, um sich bequemer auf sein Bett zu setzen. In der kleinen Kajüte verbreitete nur eine Öllampe etwas diffuses Licht. Hinter dem Bullauge lag ein Sternenhimmel, mattschwarz. Für einen kurzen Moment fühlte er die erdrückende Weite des Ozeans. Siandra schien so unendlich weit weg. Würden sie sie je finden?
Rasch trank er noch etwas. Zwar zeigte der Alkohol noch keine allzu große Wirkung, glaube Kayne, doch seine hellen Wangen hatten sich leicht gerötet. Iason vermutete auch, dass Siandra sich an ihren Entführern würde rächen wollen und Kayne sollte ihr das nicht wegnehmen. Selbst wenn einen die Rache ausbrennen könnte. "Deswegen habe ich nie meine Mutter rächen dürfen. Ich habs ihr versprechen müssen", gab er preis, "Sie wollte nicht, dass mein Leben von Rache bestimmt wäre und ich nichts anderes habe. Aber meinst du dann, es ist richtig, wenn Siandra sich rächt? Wenn ich die Männer töten muss, um sie zu befreien, dann werde ich es tun." Mit Freuden. Der Gedanke ließ ihn kurz erschaudern. Der Krieger sah ihn milde an. Langsam begann Kayne sich zu fragen wieso der Seemann so viel Erfahrung mit Entführungen hatte. Er schien auf alles eine Antwort zu wissen.
"Macht ihr das auf dem Schiff hier öfter? Leute befreien und ihnen helfen?", fragte er. Die typischen Piraten waren das sicher nicht. Kayne wußte nicht so recht woran er bei dieser seltsamen Mannschaft war. "Ihr wirkt mehr wie edle Ritter." Er schmunzelte leicht.
Iasons folgende Worte schienen das zu bestätigen. Er meinte, dass er ihm seine Unschuld nicht rauben wollte. Er hätte das nicht verdient und glaubte an das Gute. "Tust du das nicht?", fragte er verwundert. "Was bleibt denn außer zu Hoffen?"
Der Hayllier wollte sich aber für seine harschen Erklärungen entschuldigen, weil er ihn vor Fehlern bewahren wollte. Es würde sehr viel auf dem Spiel stehen. "Ich wünschte, ich könnte sie jetzt in den Arm nehmen." Da überraschte Iason ihn damit, dass er ähnliches erlebt hatte. Neugierig blickte Kayne ihn an. "Du klingt, als hättest du viel Ahnung. Wurde eine Freundin von dir auch einmal entführt? Hast du sie zurückholen können?", fragte er.
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Re: Ein längst fälliges Gespräch

Beitragvon Kosta » Mi 20. Jul 2022, 18:17

"Du kennst sie gut genug, um sie wirklich zu lieben", stellte Kosta schlicht klar. "Das ist das, was zählt. Alles andere ist nur Firlefanz." Wenn Kayne sie liebte, war es egal ob er sagen konnte, ob Siandra sich in ihren Entführer verlieben würde oder nicht. Dass es unwahrscheinlich war, dass seine Gefährtin gut behandelt wurde, behielt er lieber für sich. Rebellische Gefangene wurden selten gut behandelt und laut Kayne war Siandra sehr rebellisch.

"Deine Mutter war eine sehr weise Frau", erkannte Kosta sanft. "Sie muss dich sehr geliebt haben, dass sie so etwas von dir verlangt hat." Der Krieger lächelte sanft. "Und du musst sehr stark sein, dass du dich an dein Versprechen halten konntest." Respektvoll hob er sein Glas. "Auf deine Mutter, wenn du erlaubst." Allmählich musste Kosta aber aufpassen, dass er nicht mehr zuviel trank. Er konnte einiges vertragen, doch die Juwelen von Kayne waren doch viel dunkler, als die eigenen.

"Nein, es ist nicht richtig, wenn sie sich rächt", präzisierte er seine Aussage von vorhin. "Doch die Möglichkeit sich rächen zu können, hilft schon sehr viel. Auch wenn die Möglichkeit schlussendlich gar nicht wahrgenommen wird." Das war ein sehr wichtiger Unterschied. Selbst entscheiden zu können, ob man sich rächte oder nicht oder ob man das nicht selber entscheiden konnte.

"Wir sind Piraten, keine Ritter", wehrte Kosta lachend ab. "Wir werden gefürchtet, gehasst und verflucht. Besonders die Sklavenhändler mögen uns gar nicht." So gab Kosta nur indirekt zu, dass sie eben doch nicht die typischen Piraten waren und tatsächlich öfters Leute befreiten.
"Ein Freund", erklärte er leise und schenkte ihnen beiden nach. Noch immer tat es unheimlich weh, wenn er daran dachte, was er Eneas angetan hatte mit seinem Schweigen. Doch er hatte gelernt, mit dieser Schuld und dem Schmerz zu leben. Zumal Eneas nichts von Schuld diesbezüglich hören wollte. Nevander war Schuld und niemand sonst. Eigentlich hatte Eneas ja recht. Eigentlich.
"Nein, ich konnte ihn nicht zurück holen", schüttelte er schuldbewusst seinen Kopf. "Er hat mir das Versprechen abgenommen, dass ich niemandem erzähle, dass er Tag für Tag für ein paar Stunden oder manchmal nur für ein paar Minuten entführt wurde. Ich konnte ihn also nur verraten. Verraten durch sprechen, verraten durch schweigen. Damals war ich noch nicht einmal 170 und der Entführer war so stark, so mächtig. Beinahe niemand kam gegen ihn an. Ich habe es versucht." Und es hätte ihn beinahe seinen Verstand und seine Männlichkeit gekostet.
"Schliesslich wurde er dann aber doch noch von seinem Peiniger befreit. Zumindest körperlich. Geistig brauchte er noch sehr sehr lange, um sich auch nur einigermassen davon zu erholen. Die Zeit nach der Befreiung war erstmal noch viel schlimmer, als es zuvor war und auch noch Jahre später hatte er Angst, wie sein Entführer zu werden, weil doch das selbe Blut in ihnen floss. Weil sie die gleichen Augen haben, von denen es ja bekanntlich heisst, sie seien der Spiegel der Seelen."
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Re: Ein längst fälliges Gespräch

Beitragvon Kayne » Mi 20. Jul 2022, 18:21

"Auf meine Mutter", stimmte Kayne zu und hob sein Glas zu dem Prost. "Die bestimmt nicht damit einverstanden wäre, dass ich mich betrink und herumjammer anstatt was zu unternehmen." Er seufzte. Er wünschte ja auch, es gäbe etwas zu tun, doch er konnte nicht mehr als warten. Und sich betrinken, um den Schmerz für eine zeitlang zu betäuben.
"Es war nicht schwer sich an das Versprechen zu halten. Ich wußte nicht viel über meinen Vater. Kein Name und es hieß, er wäre Dhemlaner gewesen. Erst vor kurzem erfuhr ich dann über eine Freundin die wahre Identität von ihm, denn sie hatte seine Zwillingsschwester getroffen. Es war ein totaler Schock. Bis dahin hatte ich... ich hatte versucht, es zu vergessen. Er sollte mein Leben nicht bestimmen. Aber jetzt ist er wieder da und tut es..." Durch Tania und dafür hasste er sie. Kayne trank hastig noch einen Schluck. Langsam fühlte er sich ein bißchen lockerer, doch mehr hatte der Alkohol sich noch nicht gezeigt.
Iason sprach weiter über die Rache. Allein die Möglichkeit sich zu rächen würde sehr viel bedeuten. Egal, ob Siandra es später tat oder nicht. Man sollte ihr die Möglichkeit nicht nehmen. "Ich weiß nicht, ob ich das kann", knurrte der Prinz, wurde wieder wütend. "Ich habe auch Grund mich zu rächen. Dieser Mann hat nicht nur sie entführt, er hat damit auch ein Teil von mir entführt und quält mich seitdem." Der Alkohol löste allmählich seine Zunge, gab mehr preis von seinen Gefühlen. "Und wenn ich ihn niederstrecken muss, um an sie zu gelangen, dann zöger ich nicht. Ich darf da keinen Fehler machen. Das geht nicht. Wie kann ich den überhaupt gehen lassen? Wir nehmen ihn gefangen, damit er niemanden das wieder antun kann", kam ihm eine Idee. Laufen lassen wollte er Fjirell unter keinen Umständen.

Kayne hatte es sich auf dem Bett bequem gemacht, spürte das leichte Schaukeln des Schiffes. Einen Arm im Nacken stützte er so seinen Kopf, um noch einigermaßen ohne Verschütten trinken zu können. Iason hatte begonnen von einem Freund zu erzählen, der auch entführt worden wäre. Aufmerksam hörte der Prinz zu. Die Stimme des Piraten wurde leise. Man konnte ihm seine Trauer über das Geschehen auch jetzt noch anhören. Das war echt. Keine erfundene Geschichte.
Dieser Freund hätte nicht zurückgeholt werden können. Im Gegenteil, er hätte Iason sogar gebeten nichts zu sagen. Er wäre jeden Tag für Stunden oder Minuten entführt worden und Iason hätte sich bemüht ihn nicht zu verraten. Damals wäre er nur ein Jugendlicher gewesen, der Entführer zu stark und mächtig. Es klang heraus, dass der Hayllier selbst nicht vermocht hatte seinen Freund zu retten. Trotzdem wäre er später freigekommen. Geistig hätte er Jahre gebraucht um es zu verarbeiten. Die Zeit danach wäre zunächst viel schlimmer gewesen. Kayne sah überrascht auf, als er hörte, dass jener Mann verwandt mit seinem Entführer gewesen wäre. Er hätte Angst gehabt so zu werden wie er. Sie hätten die gleichen Augen.
"Diese Angst kann ich verstehen...", sagte Kayne nachdenklich und dachte an seinen Vater. Er hatte so hart an sich gearbeitet, um eben nicht wie er zu sein. War ihm das gelungen? Sie hatten nicht die gleiche Augenfarbe.
"Wieso wollte dein Freund es geheim halten? Hat er keine Hilfe gewollt?" Den Teil verstand Kayne nicht ganz. Hatte dieser Freund sich in seinen Entführer verliebt? Iason hatte schließlich besonders deutlich davon gesprochen. "Ist er denn nach Jahren darüber hinweg gekommen? Hat er sich gerächt?" Würde Siandra auch Jahre brauchen, um das zu verarbeiten? Dabei war Zeit sowieso ein starker Faktor in ihrer Beziehung. Seine Langlebigkeit machte ihr Sorgen. Würden sie es schaffen?
Zuletzt geändert von Kayne am Mi 20. Jul 2022, 18:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ein längst fälliges Gespräch

Beitragvon Kosta » Mi 20. Jul 2022, 18:22

"Er wird wieder verblassen", meinte Kosta gewiss. "Jetzt bist du noch schockiert. Doch schon bald wirst du dich ausgiebig um deine Freundin kümmern, wirst dir ein schönes Leben mit ihr aufbauen und dein Vater wird wieder verblassen und nicht mehr dein Leben bestimmen." Ausser natürlich Kayne zog an den hayllischen Territoriumshof. Was er natürlich nicht tun würde. Zur Zeit beschäftigte ihn verständlicherweise auch etwas ganz anderes.

"Dein Grund dich zu rächen ist verletzter Stolz Kayne", stellte Kosta klar und lies sich nicht von der Wut des Prinzen einschüchtern. "Ihr Grund ist ihre verletzte Seele. Was denkst du? Welcher Grund berechtigt mehr, sich zu rächen? Es geht nicht um dich Kayne. Du bist verletzt und das zu recht. Aber das musst du alles hinten anstellen. Du wirst unheimlich viel Geduld und Ruhe mit deiner Freundin brauchen. Deswegen musst du deine Verletzung hinunter schlucken oder sie verwinden, bis wir sie finden. Wenn du ihn niederstrecken musst, um an sie zu gelangen, solltest du wirklich nicht zögern. Doch müsstest du einen Umweg machen, um ihn niederzustrecken auf dem Weg zu ihr, dann lass es bleiben. Du hast Recht, du darfst keine Fehler machen. Aber du bist ja nicht alleine. Wir werden dir helfen. Selbst wenn du in Shalador von Bord gehen würdest, weil es dir zu langsam vorwärts geht, würden wir weiter nach deiner Freundin und ihrem Entführer suchen. Denn wir wollen auch nicht, dass er noch anderen etwas antun kann." Besonders Eneas würde es ein Vergnügen sein, den hayllischen Adligen dingfest zu machen.

"Ich nicht", schüttelte Kosta seinen Kopf darauf, dass Kayne meinte, er könne die Angst verstehen. "Er ist der liebenswerteste, freundlichste und rücksichtvollste Mensch, den ich kenne. Sanft und zärtlich. Er könnte nicht einmal ansatzweise so gemein wie sein Entführer sein. Nicht einmal, wenn er es mit allen Mitteln versuchte. Das entspricht einfach nicht seinem Wesen. Da kann er noch hundertmal mit dem Kerl verwandt sein. Dennoch würde er nie so boshaft und verkrüppelt im Geist sein." Kosta sprach aus dem Brustton tiefster überzeugung. Dass Eneas so wie Nevander werden könnte war schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit. Kayne kannte er nicht. Allerdings schätzte er ihn ebenfalls so ein, dass er nicht wie sein Vater werden würde. Zwar hatte Kosta den Haushofmeister von Hayll noch nie persönlich getroffen, doch er hatte schon einiges über ihn gehört. Sowohl gutes, als auch schlechtes.

"Doch, er wollte Hilfe", erzählte er traurig weiter. Kayne schien es zu helfen, über eine andere Entführung zu sprechen. Das war wohl etwas konkreteres, als die Warnungen, die Koste ihm einfach so sagte. "Tag für Tag schrien seine Augen verzweifelt, aber stumm um Hilfe. Warum er es geheim halten wollte... dazu gab es viele Gründe. Gründe, die wir nur teilweise nachvollziehen können, weil wir nicht in seiner Lage waren. Der einfachste ist wohl der, dass der Entführer seine Mutter und seine jüngere Schwester bedroht hatte. Zudem hat er sich furchtbar geschämt, dass er sich nicht hatte wehren können. Dass er so schwach gewesen ist. Und da kommen wir schon zu den Einflüsterungen, gegen die er sich tapfer gewehrt hat. Aber irgendwann verunsicherten sie ihn eben doch. Er sei schwach. Er sei dazu geboren worden, benutzt zu werden. Seine Freundin, die er über alles liebte, würde ihn verstossen, wenn sie wüsste, wie beschmutzt er wäre. Diese Worte haben ihm furchtbar weh getan und er hatte dauernd Angst. Schliesslich nahm er Drogen und allmählich verschwand auch der Hilfeschrei in seinen Augen. Zurück blieb nur eine matte Leere." Kosta stürzte sein Glas hinunter und lehnte sich aufgewühlt an die Wand seiner Koje. Dunkelheit, was redete er da nur? Es war vorbei. Sonst redete er doch auch nicht darüber. Wie hilflos er sich damals gefühlt hatte. Wie schuldig er sich noch immer fühlte. Eneas konnte inzwischen damit leben. Er sollte es also erst recht tun können und nicht gleich in Tränen ausbrechen.

"Zum Glück, gab es dann doch einen Moment, wo er richtig um Hilfe schreien konnte", brachte Kosta rau hervor. "Aber über so etwas hinweg kommen kann man nicht. Man kann lernen damit zu leben und das hat er geschafft. Aber darüber hinweg kommen... ich glaube nicht, dass das geht." Kosta schenkte ihnen nach. Kayne stehts unauffällig etwas mehr, als sich selbst. "Er hat sich auch nicht gerächt, nein. Er wurde damals gleich gerächt. Vielleicht tut er es noch. Ich hoffe nicht."
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Re: Ein längst fälliges Gespräch

Beitragvon Kayne » Mi 20. Jul 2022, 18:23

Das sagte sich so einfach. Seine Verletzung hinunter schlucken. Kayne glaubte nicht, dass es sich nur um verletzten Stolz handelte. Das hätte anders weh getan. Seine Freundin war weg und er war krank vor Sorge. Sie hatten es nicht immer leicht gehabt und eine turbulente Beziehung, aber jetzt hatte jemand sie gewaltsam auseinander gerissen. Man hatte ihm sein Herz entführt. Nicht sein Stolz war verletzt worden. Sein Herz.
Dennoch sah er Iasons weitere Ratschläge ein, dass er nicht auf Kosten der Rache Siandras Rettung gefährden sollte. Schließlich hätte er selbst gesagt, dass er keine Fehler machen dürfte. Zudem würde er nicht allein sein und alle auf dem Schiff würden ihm helfen. Das tat gut zu hören und später, nach der ganzen Aufregung, würde Kayne das bestimmt besser zu würdigen wissen als jetzt wo er die meiste Zeit voll Wut und Sorge war. Er war allerdings nicht der einzige, der das durchlitten hatte und der Seemann berichtete von seinen Erfahrungen. Auch er hätte einen Freund als Entführungsopfer gehabt. Iason sprach in hohen Tönen von diesem Freund. Energisch und sehr emotional. Es bewegte ihn auch jetzt sehr. Oder es kam von all dem Alkohol her, der so allmählich ihre Sinne trübte. Der Krieger bekräftigte, dass sein Freund so liebenswert, sanft und rücksichtsvoll wäre, dass er niemals so wie sein Entführer werden könnte. Er würde nie so boshaft und verkrüppelt im Geist sein.
"Das hoffe ich für ihn", stimmte Kayne zu, "Aber in den letzten Wochen habe ich erlebt wozu man werden kann, wenn man diese tiefe, kalte Wut in sich spürt. Wenn einem alles egal ist außer dieses brennende Ziel in einem..." Es erschreckte ihn zu was er in kalter Wut fähig gewesen war. Wie wenig ihm Menschenlieben bedeutet hatten. "Menschen können zu sehr viel getrieben werden für das was sie lieben..." Zu viel? Nein, für Siandra würde er alles tun. Auch töten. Damit würde er sich nach der Rettung auseinander setzen. Zurzeit war Kayne dazu nicht fähig. Ohne diese Wut, die ihn antrieb, wäre er zu schwach gewesen. Eventuell würde er zögern bei dem Entführer das notwendige dann zu tun, um an Siandra zu gelangen, und das durfte nicht passieren. Kein Zögern.

Iason fuhr kummervoll fort von seinem Freund zu erzählen. Eine traurige Geschichte. Kayne leerte sein Glas. Das Schwanken des Schiffes schien sich zu verstärken. Die Wellen schwappten gegen die Bordwand und Kayne bekam das Gefühl, dass auch sein Bett auf Wasser trieb. Der Hayllier sponn seine düstere Geschichte weiter. Die Augen seines Freundes hätten jeden Tag um Hilfe geschrien, doch er hätte nichts gesagt, um seine Familie zu schützen und auch aus Scham. Dann hätte der Entführer begonnen ihn zu beeinflussen, ihm eingeredet wie schwach er sei und dass seine Freundin ihn verstoßen würde, wenn sie davon erfuhr. Irgendwann hätte er begonnen das zu glauben und später Drogen genommen bis nichts mehr von seinem Leid zu sehen gewesen wäre.
Der Pirat kippte seinen Brand hinunter, lehnte sich zurück. Betroffen sah Kayne zu ihm. Der Alkohol lähmte ihn teilweise schon. "Das.. klingt schrecklich... ob Fjirell Siandra auch Sachen einredet? Ich würde sie niemals verstoßen." Er wollte sie unbedingt zurück, egal wie und dann würde er für sie da sein. "Was ist denn aus deinem Freund geworden? Die Geschichte kann doch nicht so traurig enden..."
Tat sie zum Glück nicht. Iason berichtete, dass sein Freund schließlich doch um Hilfe geschrieen hätte. Der Schaden sei allerdings schon angerichtet gewesen. Man könnte darüber nicht hinweg kommen, sondern nur damit lernen zu leben. Kayne schluckte schwer, hielt schweigend sein Glas hin, als Iason ihnen nachschenkte. Würde Siandra nie über die Entführung hinweg kommen? Brachte es etwas darüber nachzudenken, wenn sie nichtmal gerettet war? Wenn er sie nie retten würde? Wenn sie starb? Kayne blinzelte ein paar Tränen weg, trank lieber weiter.
Er erfuhr, dass Iasons Freund sich nie gerächt hätte, denn er wäre damals sofort gerächt worden. "Das heißt, es hat jemand für ihn gemacht? Jemand ist ihm in der Rache zuvor gekommen?" Genau das wovor Iason ihn gewarnt hatte. "Wie hat er das gefunden? Fand er das gut oder schlecht? Und was bedeutet, er kann sich noch rächen? Der Entführer lebt doch nicht etwa oder?" Das konnte Kayne nicht glauben. Wer würde so einen am Leben lassen?
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Kayne
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