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Ein Neubeginn





Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Eneas » Do 13. Okt 2022, 22:33

Kosta blickte ihn gleich tadelnd an, da Eneas Gründe wohl nicht gut ankamen wieso er Nevio nicht leiden konnte. So richtig begründen konnte er es nicht und Kosta verstand seine Reaktion erst recht nicht. Eneas sei älter als Nevio und zudem waren sie Gäste im Dorf. Natürlich wären die Bewohner Fremden misstrauischer gegenüber. Eneas war wiederum davon nicht überzeugt. Bisher waren alle Bewohner sehr freundlich, offen und neugierig gewesen. Nevio verhielt sich nur gerade jetzt sehr abweisend, wo Eneas all diese Fragen gestellt hatte.
Sein Freund hatte dafür auch eine Erklärung. Nevio wollte gar nicht Kräuter sammeln und hätte es bloß seiner Mutter versprochen. Der Krieger wäre aber nicht davon begeistert und wolle es bestimmt nur schnell hinter sich haben. Eneas zog die Augenbrauen kritisch zusammen.
"Auf mich hat er eher gewirkt, als könne er es kaum abwarten", wandte er ein.
Aber Eneas sah ein, dass er wohl nicht weiter fragen und Befürchtungen einbringen konnte, wenn er Kosta das Kräutersammeln nicht verderben wollte. Nein, sein Freund sollte ruhig Spaß haben und noch etwas Abwechslung. Gestern schien dies gut funktioniert zu haben. Eneas wünschte sich, dass Kostas gute Stimmung noch länger anhielt. Es konnte nur hilfreich sein. Solange er sich nicht zu sehr amüsierte und ablenken wollte...
Eneas schob die Gedanken beiseite und erklärte, er hätte gefragt, damit er rechtzeitig für sie ein Abendessen kochen könnte. Sofort lächelte Kosta erfreut und meinte auch, dies wäre eine gute Idee. Eneas lächelte selig zurück, als Kosta hinterherschob, dass ein gemeinsames Essen eine gute Entschuldigung wäre. So könnte er sich mit Nevio anfreunden. Was?! Eneas hatte den anderen Krieger keinesfalls einladen wollen.
Aber so begeistert wie Kosta reagierte, konnte Eneas es nun schlecht ablehnen. "Mal sehen...", sagte er. Er zweifelte nicht daran, dass Nevio nett sein konnte. Eneas wollte bloß nicht, dass Nevio Kostas Situation ausnutzte.
"Viel Spaß", wünschte er Kosta trotzdem lächelnd, als dieser sich verabschiedete. Eneas blickte ihm vom Hauseingang hinterher. Nevio schaffte es irgendwie über ein Erdloch zu stolpern und damit sofort Kostas Fürsorge herbeizurufen. Eneas konnte nicht mehr hören was sie miteinander beredeten, aber am Ende gingen sie beide den Weg entlang. Hoffentlich ging das gut aus...

Schweren Herzens schloss Eneas die Türe und ließ die beiden für sich. Er sagte sich, er müsse Kosta einfach vertrauen. Aber wie sollte er dies tun, wenn sein Freund ihm knallhart gesagt hatte, er wolle keine monogame Beziehung? Da konnte man ja nicht vertrauen. Es konnte jederzeit etwas passieren. Besonders jetzt, wo sie nichtmal zusammen waren und Kosta wohl nicht noch einmal auf dem Sofa über ihn herfallen würde...
Eneas versuchte sich davon abzulenken indem er etwas lesen ging. Gleichzeitig prüfte er ab und zu, wo sich Kostas Signatur befand. Sie war wie ein kleiner Leuchtkegel, der sich ab und zu etwas bewegte, dann wieder länger stehen blieb und wieder ein Stück bewegte. Anscheinend Kräuter sammeln. Eneas beruhigte sich etwas. Er bildete sich zu viel ein. Nevio war sicherlich harmlos.
Irgendwann sandte Kosta ihm, dass sie zurückkämen. Eneas war bereits in der Küche dabei die Garnelen vorzubereiten, die sie gestern gekauft hatten. Nun musste er nur noch das Gemüse schneiden, vor allem Tomaten und Zwiebeln. Er wollte alles schön in einer Pfanne anbraten und mit gutem Feta bestreuen.
Allerdings war er noch nicht fertig, als er draußen Schritte hörte.
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von Anzeige » Do 13. Okt 2022, 22:33

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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Kosta » Do 13. Okt 2022, 22:35

Quer über die Wiese liefen sie hinunter zum Waldrand und dem ein Stückchen entlang die entgegengesetzte Richtung vom Dorf. Nevio wirkte nun nicht mehr ganz so verschlossen von vorhin, schien aber noch immer etwas aufgeregt zu sein. Eneas hatte ihm offensichtlich ganz schön zugesetzt mit seinen Fragen. Dabei war sich Kosta sicher, dass Eneas das nicht böse gemeint hatte. Sein Freund war wirklich einfach nur besorgt um ihn, weil Kosta zur Zeit so schwach war. Das konnte Nevio nur nicht wissen und Kosta fand es nicht leicht, dem Krieger das einfach so aus dem nichts heraus zu erklären. Lieber fing er erst einmal ein unverfängliches Gespräch an, zu welchen Kräutern er ihn denn führen würde. Marina hatte von mehreren erzählt und die würden wohl kaum alle an einem Ort wachsen.

"Bitte, sei Eneas nicht böse, weil er vorhin so streng war", bat Kosta erst, als er vertrauter mit Nevio geworden war. Der junge Krieger hatte ihn zu einem Bach geführt, an dessen Ufer ein Heilkraut üppig wuchs. "Er ist nur besorgt."
"Ich habe doch gar nichts getan", wehrte Nevio verständnislos ab.
"Das weiss ich doch", beruhigte Kosta lächelnd. "Und er weiss es auch. Eigentlich."
"Warum fährt er mich denn so an?" war Nevio nicht bereit, Eneas so schnell zu verzeihen." Ausserdem wart ihr Soldaten im Krieg. Was könnte ich da schon gegen einen von euch anrichten können? Selbst wenn ich es wollte."
"Darum geht es nicht", versuchte Kosta zu erklären. "Eneas macht sich mehr sorgen über zufällige, unglückliche Unfälle. Damit er helfen kommen kann, wenn etwas passiert. Einerseits und andererseits... hmmm, weisst du Nevio, im Krieg... da erlebt man manchmal Dinge... man muss immer aufpassen und auf der Hut sein, damit man überlegt. Das lässt sich danach nicht einfach abstellen. Das geht einem so in Fleisch und Blut über, dass man überall gefahren sieht."
"Hmmm", brummte Nevio ablehnend, doch Kosta konnte aus seiner Stimmer heraushören, dass er Eneas nun tatsächlich nicht mehr böse war.
"Er hat es sogar selber eingesehen", bohrte Kosta deswegen sanft nach. "Er möchte dich zur Entschuldigung zum Abendessen einladen und bereitet uns etwas vor, wenn wir nachher zurück kommen. Möchtest du nicht bei uns zu Abend essen? Eneas kocht sehr gut."
Nevio wand sich noch etwas, sagte dann aber leicht nervös zu. Vielleicht schämte er sich, weil er Eneas gegenüber so ruppig gewesen war. Kosta lächelte sacht vor sich hin. Das würde er schon auch noch bereinigen können. Erst einmal war jedoch genug darüber gesprochen und er konzentrierte sich aufs Sammeln der Kräuter. Währenddessen sprach er mit Nevio über belangloses Zeug. Wobei sich allmählich herausstellte, dass der Junge Krieger ebenfalls ein grosses Wissen über Heilkräuter, Tränke und Salben hatten. Nur schienen die Dorfbewohner seine Begeisterung dafür zu dämpfen. Denn wann immer er etwas diagnostizierte, wollten sie erst noch bei seiner Mutter nachfragen, bevor sie mit der Behandlung begannen. Wohl weil sie die Erfahrenere von beiden war und womöglich auch weil sie eine Frau war. Es gab eben manche Dinge, die traute man Männern einfach nicht zu. Das war sicherlich nicht leicht für Nevio und tat seinem Selbstbewusstsein gar nicht gut. Je länger Nevio und er jedoch locker über die Heilkunst plauderten, desto mehr blühte der junge Mann auf und begann innerlich zu strahlen.

Als es allmählich Abend zu werden begann, machten sie sich auf den Rückweg. Gelöst sandte Kosta Eneas, dass sie nun zurück kommen würden. Der grosse, flache Korb von Nevio war voll mit Kräuterbüscheln, Rindenstückchen und Wurzeln und Knollen. Dabei hatten sie längst nich nicht alles zusammen, was es an diesem Stückchen gesundem, reichhaltigen Land so alles zu finden gab. Morgen wollten sie gleich noch einmal los und dann wollten sie auch gemeinsam einige Tränke brauen, da sie Beide neugierig waren, vom anderen zu lernen.
"Oh, das riecht aber lecker", strahlte er, als er das Haus betrat. Nevio und er hatten ihre erdigen Stiefel draussen ausgezogen, damit sie keinen Schmutz ins Haus trugen. "Vielen Dank, dass du für uns kochst. Nevio hat sich sehr über die Einladung gefreut." Das war am Anfang zwar etwas übertrieben gewesen, doch später, als Nevio etwas entspannter geworden war, hatte er sich ehrlich über die Einladung gefreut.
"Sieh mal, was wir alles gefunden haben." Mit einem zufriedenen Lächeln stellte Kosta den üppig beladenen Korb auf den Tresen. "Das gibt viel zu tun zum Verarbeiten und morgen wollen wir gleich nochmals los. Wir haben noch nicht alle Stellen geschafft heute. Ah, komm nur rein Nevio. Ich zeige dir, wo du dir die Hände waschen kannst und dann versorge ich dir den Kratzer, den du dir geholt hast. Nicht, dass der sich noch entzündet."
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Eneas » Do 13. Okt 2022, 22:35

Die beiden kamen mit einem großen, gefüllten Korb mit Kräutern und anderen Dingen ins Haus. Eneas war froh, dass sie tatsächlich rechtzeitig zurückgekommen waren und keiner von ihnen wirkte angetrunken. Er hatte sich ganz umsonst Sorgen gemacht und war eifersüchtig gewesen. Eneas fühlte sich nicht gut, dass er Kosta unlautere Absichten unterstellt hatte. Aber er war ohnehin so unsicher was Kosta betraf und dass dieser ihm nochmals deutlich gesagt hatte, er wolle nicht monogam sein, hatte Eneas komplett verunsichert.
Kosta stellte den Korb auf die Tresen, bemerkte wie gut es roch und dass Nevio sich sehr über die Einladung gefreut hätte. Eneas wusste nicht, ob er das glauben sollte, aber es reichte ihm, dass Kosta so wunderschön strahlte und lächelte. Er war wie ausgewechselt seit gestern. Eneas wusste nicht genau woran es lag. Es konnte unmöglich sein, dass er versprochen hatte das Gift zu nehmen, sollte er wieder in eine potentiell bedrohliche Situation geraten, die er nicht ertragen könnte. Aber seitdem hatte sich Kosta sichtbar beruhigt und konnte ihm auch wieder in die Augen sehen.
"Ich sehe, ihr wart sehr beschäftigt", bemerkte Eneas, als Kosta ihm stolz die gefundenen Kräuter und Wurzeln zeigte. Es war so viel, sie waren bestimmt nicht zu etwas anderem außer Sammeln und Suchen gekommen. Leider fügte Kosta hinzu, dass sie sich morgen wieder treffen wollten. Sie wollten es verarbeiten und noch an anderen Stellen suchen.
"Oh, ich kann dir auch beim Verarbeiten helfen", bot Eneas an. Er befürchtete, dass Nevio sonst noch mehrere Tage hier verbringen würde. Kosta antwortete, dass dies sehr schön wäre, doch dann war er erstmal beschäftigt sich um Nevio zu kümmern. Er lud den jüngeren Krieger ins Haus ein und wollte ihm einen Kratzer versorgen, den er sich beim Kräuter pflücken zugezogen hatte.
Während die beiden im Bad waren, kochte Eneas das Essen zuende und bald darauf konnten sie zu dritt in der Küche zu Abendessen. Nevio war jetzt nicht mehr so flappsig und genervt wie zu Beginn, eher zurückhaltend. Dafür unterhielt er sich um einiges flüssiger mit Kosta. Die beiden redeten die meiste Zeit über die gefundenen Kräuter, wozu sie gut waren und was man damit machen konnte. Nevio lockte mit weiteren interessanten Stellen für morgen. Da schien er wieder richtig eifrig.
Eneas hielt sich im Hintergrund. Solange die zwei sich nur für Kräuter interessierte war alles gut. Er sollte nicht so eifersüchtig sein. Lieber erfreute er sich heimlich an Kostas guter Laune und seinem zurückkehrenden Appetit. Es war gut, dass es ihm schmeckte und er Pläne für die nächsten Tage machte. Eneas würde auch etwas zu tun finden, während Kosta mit den Kräutern beschäftigt war. Bestimmt...

Nach einem angenehmen Essen, verabschiedete sich Nevio und machte sich zurück auf den Heimweg. Am nächsten Tag war der junge Krieger aber prompt wieder da und dieses Mal zog er bereits am frühen Morgen mit Kosta aus, um Kräuter zu sammeln. Eneas sah sie den ganzen Tag über kaum. Nur einmal während der Mittagszeit, wo sie sich etwas zu Essen holten. Dann waren sie sofort wieder weg. Eneas versuchte sich im Garten zu beschäftigen und zu schreiben. Es war jedoch nicht sonderlich leicht, wo seine Gedanken dauernd zu Kosta wanderten. Er konnte sich nicht richtig konzentrieren. Am Tag darauf war das Wetter schlechter. Trotzdem war Nevio da und verstand sich prächtig mit Kosta. Die beiden nutzten den Tag, um das gefundene Material zu verarbeiten. Eneas half ihnen ein wenig aus, doch in der Küche hatte er das Gefühl ständig im Weg zu stehen. Nachmittags waren sie dann wieder weg. Genauso wie am folgenden Tag.
So hielt es Eneas nicht mehr länger aus. Er wollte auch etwas unternehmen. Am liebsten mit Kosta, aber der hatte nun andere Wege gefunden sich von ihnen beiden abzulenken. Zuerst war es der Haushalt gewesen, den er verbissen geführt hatte. Nun das Kräuter sammeln und lange Spaziergänge mit Nevio. Es erinnerte Eneas daran wie Kosta auf Nuranessa ständig mit Fabienne unterwegs gewesen war.
Eneas wurde so alleine langsam unruhig in dem Haus. Seitdem er damals mit Timaris den Entzug gemacht hatte, mochte er es gar nicht alleine in abgeschiedenen Häusern zurückgelassen zu werden. Es löste sehr ungute Gefühle in ihm aus.
So machte er sich nach dem Mittagessen kurzentschlossen auf ins Dorf. Er musste sich auchmal die Beine vertreten. Vielleicht konnte er beim Hafen den Fischern zuschauen oder der Taverne einen Besuch abstatten. Außerdem würde er ihre Vorräte aufstocken. Das war sicherlich nötig, wo sie Nevio nun auch noch mit durchfütterten.
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Kosta » Fr 14. Okt 2022, 08:06

"Das wäre sehr schön", strahlte er Eneas dankbar für sein Angebot an, dass er beim Verarbeiten der Wildkräuter helfen könnte. Es freute Kosta sehr, dass Eneas Nevio diesmal nicht mit unzähligen, ruppigen Fragen willkommen hiess, sondern mit einem freundlichen Gruss und einem leckeren Abendessen. Denn Nevio schien wirklich ganz nett zu sein, auch wenn er zu Anfang etwas verschlossen war und wohl einfach länger brauchte, als die anderen im Dorf, um vertrauen zu fassen.
So ganz geöffnet hatte er sich jedoch noch nicht. Eneas gegenüber wirkte er noch immer recht schüchtern und auch als Kosta ihm seine Wunde an der Hand verarztete, wirkte er ziemlich nervös. Erst glaubte Kosta, dass Nevio einfach nur Angst vor eventuellen Schmerzen hatte. Doch dann sah er, dass der schlanke Krieger an Händen und Unterarmen ganz viele, vorwiegend fast verblasste Narben hatte. Manche der Verletzungen schienen jünger zu sein, andere älter. Es wirkte recht seltsam und aus einem unerklärlichen Impuls heraus fragte Kosta sich plötzlich, ob Nevio absichtlich so tolpatschig war, damit er sich regelmässig verletzte. Nur, warum? Heute Abend wollte Kosta deswegen jedoch nicht nachbohren. Doch er nahm sich vor, Nevio zu beobachten. Wenn er sich absichtlich verletzte, ging es ihm vielleicht nicht gut. Ausserdem, vielleicht täuschte er sich ja auch und dann wollte Kosta ihm nichts falsches unterstellen.

Das Abendessen wurde richtig gemütlich. Eneas hatte sehr lecker gekocht und Nevio taute weiter auf. Er kannte sich wirklich ganz gut in Kräuterkunde aus oder in der Zubereitung bestimmter Tees und Heiltränke. Eifrig schlug er Kosta vor, dass sie morgen ja wieder Kräuter suchen gehen konnten. Kosta stimmte dem nur zu gerne zu. Es brauchte nunmal einiges an Vorräte, damit man Tränke brauen und Salben herstellen konnte. Und es brannte Kosta schon so lange unter den Nägel, das zu tun. Seit Dhemlan war sein Vorrat an Stärkungstränken restlos aufgebraucht. Das liess ihn sich so unsicher, so verwundbar fühlen. Dauernd ging ihm durch den Kopf, dass etwas passieren könnte und er dann zu schwach war, Eneas zu schützen, weil er selber zu erschöpft war.

Entsprechend war Kosta die nächsten Tage voller Begeisterung und drängender Notwendigkeit dabei, sich von Nevio die verschiedenen Stellen mit Heilkräutern in der Umgebung zeigen zu lassen und soviel davon zu sammeln, wie er brauchte, um genügend Medizin herstellen zu können. Nevio half ihm tatkräftig dabei und als einmal das Wetter schlechter war, nutzten sie den Moment in der Küche und funktionierten sie zu einer Apotheke um. Eneas half ihn wie versprochen dabei. Ansonsten schien Eneas jedoch lieber lesen oder schreiben zu wollen. Wobei er trotzdem auch im Haushalt mithalf, damit Kosta das nicht noch nach dem Abendessen machen musste. Das war sehr lieb von Eneas. Es würde ja auch bald vorbei sein und dann hätte Kosta wenigstens einen Teil seines Grundstockes wieder zusammen. Dann konnte er wieder aufatmen.

Bis er dann eines Nachmittages wieder nach Hause kam, von Nevio hatte er sich diesmal schon unterwegs verabschiedet, weil dieser noch etwas für seine Mutter erledigen sollte, als Eneas nicht Zuhause war. Kosta bekam einen riesen Schreck. Sofort sah er vor Augen, wie Eneas von Sions Häschern überrascht und überwältigt wurde, damit sie ihn entführen konnten, um ihm das allerschlimmste anzutun. Panisch sandte er kraftvoll seine Sinne aus, um hoffentlich erspüren zu können, ob es eine Spur seines Liebsten gab, damit er ihn retten konnten.
Entsprechend war er fast ein wenig überrascht, als er die Signatur von Eneas in dem Dorf spürte. Sie wirkte ruhig und gelassen. Nichts erinnerte an eine brutale Entführung. Kostas Herz schlug hart in der Brust. Geschafft setzte er sich auf das Sofa, wobei er seine Stiefel und Jacke noch immer trug. Er war unendlich froh, dass es Eneas gut zu gehen schien. Doch der Schreck war tief eingefahren. So sehr, dass sein Herz noch eine ganze Weile lang raste. Es brauchte Zeit, bis Kosta es fassen konnte, dass nichts schlimmes passiert war. Dass Eneas sich nur einfach nicht an die Regeln gehalten hatte, die Kosta aufgestellt hatte. Es war ein furchtbares Gefühl.

Sein erster Impuls war es, Eneas komplett aus dem Haus auszusperren, dafür dass er nicht gehorcht hatte. Je länger er jedoch darüber nachdachte, und er hatte gerade viel Zeit darüber nachzudenken, desto mehr wurde er ihm klar, dass er streng zu seinem Freund sein musste. Dass er ihm klar machen musste, dass er der Sklave war und zu gehorchen hatte. Selbst dann, wenn Kosta ihm viele Freiheiten gewährte und ihm sein Vertrauen schenkte. Zwei Dinge, die Eneas nun einfach ausgenutzt hatte. Deswegen schloss er Eneas nicht aus, sondern wartete auf dem Sofa sitzend auf ihn, während er noch immer seine schmutzigen Stiefel und die warme Jacke trug. Er blieb selbst dann noch sitzen, als Eneas nach oben zurück ins Haus kam. Er sass einfach nur schweigend dort und blickte Eneas streng an, nachdem dieser eingetreten war.
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Eneas » Fr 14. Okt 2022, 09:01

Das Wetter war zwar frisch und windig, doch Eneas gefiel es so. Es erinnerte ihn an eine frische Brise auf See. Beschwingt ging er zum Dorf hinunter. Es tat gut mal wieder aus dem Haus zu kommen und nicht nur dort auf Kostas Rückkehr zu warten. Eneas fragte sich, ob Kosta sich einfach unheimlich an der Kräutersuche und der Zubereitung der Tränke und Salben erfreute oder ob es ein neuer Weg war ihm aus dem Weg zu gehen. Ständig war auch dieser Nevio dabei. Sonst hätte Eneas seinen Schwarm vielleicht begleiten können, doch Kosta war so anders und wie verwandelt in Gegenwart der Dorfbewohner, dass Eneas schwer einen Zugang fand, wenn er dabei war. Außerdem war er weiterhin auf Nevio eifersüchtig. Es war die gleiche Situation wie bei Fabienne. Eneas sah es schon kommen, dass Kosta Nevio auch mit ins Schlafzimmer nahm, um "besser schlafen" zu können.
Eneas seufzte ob dieser absurden Gedanken. Er machte sich noch verrückt alleine in der Hütte. Ein Spaziergang durchs Dorf würde hoffentlich seinen Kopf klären. Eneas begann neue Vorräte für sie einzukaufen. Das meiste gab es in der Taverne bzw. Laden. Dort hatte sich schon herumgesprochen, dass Kosta momentan auf Kräutersuche war. Eneas bekam einige Tipps wo man noch gucken konnte. Genauso war man neugierig darauf, was der Krieger aus den Kräutern machen würde. Nicht nur Nevios Mutter hatte allerlei Tipps.
In der Schenke traf Eneas auch auf Marron, der ihm prompt helfen wollte. Er könnte ja die Vorräte mit nach oben tranken. Eneas wehrte freundlich ab.
"Danke, das schaff ich schon. Aber du kannst mit zum Hafen kommen. Du hast sicher ein paar Geschichten über die See hier auf Lager", bot Eneas an. Marron sagte da nicht nein und so schlenderten sie zum kleinen Hafen. Der andere Krieger erklärte ihm, wem welches Boot gehörte. Oft teilten sich Familien ein Schiff. Viele waren Jahrzehnte, sogar Jahrhunderte im Besitz und wurden immer wieder ausgebessert. Von manchen nahm man die Planken um neuere Schiffe zu bauen.
Eneas hätte gerne eine Rundfahrt gemacht, doch er wollte nicht zu spät zurückkommen. Dafür suchte er noch frischen Fisch aus. Scholle und etwas Lachs.
Marron spendierte ihm ein Fischbrötchen und wollte ihn auch einladen nochmal in die Taverne zu kommen, doch nachdem sie etwas Zeit beim Dorfhafen verbracht und dem Treiben zugesehen hatten, verabschiedete sich Eneas und trat den Rückweg an.

Kosta war bereits zurück wie er bald spürte. Gut, dann konnten sie sich gegenseitig von ihrem Tag erzählen. Eneas war froh, dass er dieses Mal überhaupt etwas zu erzählen hatte. Mit dem Einkaufskorb in der Hand, betrat er das Häuschen. Er sollte lieber die Stiefel abstreifen und keinen Dreck hereintragen. Der Flur sah ohnehin etwas dreckig aus. Das war sicherlich auch ihm zu verdanken. Kosta war immer so ordentlich.
"Hey, ich bin wieder zurück!", rief Eneas und stellte den Korb auf den Küchentresen. Kosta saß anscheinend im Wohnzimmer wie Eneas nur aus den Augenwinkeln mitbekam. Dazu war er noch zu beschäftigt sich die Stiefel auszuziehen. "Ich hab uns frische Sachen aus dem Dorf besorgt. Ich soll dir so viele Sachen ausrichten. Wo noch Kräuter wachsen, wozu man sie verwenden kann und noch mehr. Ich hoffe, ich hab nicht alles wieder vergessen oder vermischt", plauderte er dabei. Eneas hängte seine Jacke beiseite.
"Marron hat mir was über die Schiffe im Hafen erzählt. Vielleicht kann ich mal mit rausfahren. Es soll da eine interessante Stelle geben, wo sie Muscheln holen", erzählte er und trug den Korb in die Küche. Er wollte schon anfangen einzuräumen, aber als Kosta immer noch nicht reagierte, hielt Eneas irritiert inne.
Schnell legte er das Salatbündel beiseite und ging ins Wohnzimmer.
"Wie war dein Tag? Was-" Er stockte, als er sah, dass Kosta noch in Stiefeln und Jacke auf dem Sofa saß. Eneas blickte ihn besorgt an. "Was ist los? Ist dir etwas passiert?", fragte er und eilte zu ihm. Es musste etwas schlimmes passiert, wenn Kosta hier so saß. Wie lange schon? Eneas hätte nicht so lange fortbleiben sollen, doch die letzten Tage war Kosta auch immer ähnlich lange weggeblieben.
Kosta begegnete ihm mit einem strengen Blick. Er wirkte nicht verletzt und auch nicht aufgewühlt und traurig.
Verwirrt sah Eneas zurück.
War Kosta etwa wütend? Auf ihn?
"Ich hätte früher zurückkommen sollen", bemerkte Eneas, "Aber du warst nicht da und mir ist irgendwie die Decke auf den Kopf gefallen."
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Kosta » Fr 14. Okt 2022, 09:22

Eneas sah erst einmal gar nicht zu ihm hinüber, da er damit beschäftigt war, den Einkaufskorb hinzustellen, seine Stiefel auszuziehen und seine Jacke aufzuhängen. Doch er nahm ihn war und begann auch gleich aufgestellt zu erzählen, dass er wieder zurück sei, nachdem er ihnen frische Sachen aus dem Dorf besorgt hätte. Ausserdem müsste er ihm allerlei Dinge ausrichten, von denen er hoffte, sie nicht wieder vergessen oder durcheinander gebracht zu haben. Dabei war nichts davon zu spüren, dass es Eneas auch nur im Entferntesten bewusst war, dass er etwas unerlaubtes getan hatte.

In dem Moment haderte Kosta mit sich, die gute Stimmung seines Freundes zu verderben. Er wirkte so glücklich und gelöst wie schon lange nicht mehr. Das hatte Eneas doch eigentlich mehr als verdient. Kosta wollte ihm das lassen. Wollte ihn mit dem Schiff raus zu der Stelle segeln lassen, wo die Dörfler die Muscheln holte. Es war nicht recht, es war unfair von Kosta, wenn er nun auf Eneas rumhakte.

Kosta war schon fast soweit, aufzustehen und mit einem entschuldigenden Lächeln Eneas in der Küche zu helfen, anstatt auf seinem Standpunk zu beharren und zu versuchen Eneas seine eigenen Gefühle zu erklären. Er war bereit, all den Kampf aufzugeben und so weiter zu machen, wie die zwei Jahrhunderte zuvor. Sie waren doch glücklich gewesen. Wenn Eneas sich nicht in den Kopf gesetzt hätte, dass es so nicht in Ordnung war, dann bräuchte sich nichts zu ändern.

Doch dann bemerkte Eneas endlich, dass Kosta noch nichts zu ihm gesagt hatte und im Halbdunkeln im Wohnzimmer auf ihn wartete. Kosta hatte zu lange gezögert. Nun musste er es durchziehen und streng sein. Tatsächlich nichts ahnend fragte Eneas, was los sei und ob ihm etwas passiert sei. Du hast mir einen riesen Schreck eingejagt! Das ist passiert! Du hättest gar nicht erst gehen sollen! Augenblicklich verschloss sich Kostas Miene wieder und sein Blick wurde noch eine Spur finsterer. Nicht deswegen, weil er Eneas böse war, weil dieser ihm einen Schrecken eingejagt hatte. Auch nicht weil er enttäuscht war, dass Eneas nicht realisierte, was er getan hatte. Sondern nur, weil es eben zu den aufgaben eines Sklavenbesitzers dazu gehörte.

"Du hast dich nicht an die Regeln gehalten", stellte er schliesslich leise, aber mit eindringlicher Strenge klar. Und obwohl er zu Eneas aufschauen musste, blieb er sitzen. Beherrscht und ruhig, so dass er momentan die dominantere Ausstrahlung von ihnen beiden hatten. "Ich habe klare Regeln bezüglich des Dorfes und deren Bewohner aufgestellt. Dagegen hast du verstossen."
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Eneas » Fr 14. Okt 2022, 09:23

Kosta blickte ihn weiter finster an. Eneas hatte eindeutig etwas falsch gemacht, doch er wusste nicht was. War es so ein großes Problem, dass er im Dorf gewesen war? Die letzten Tage war Kosta ständig mit Nevio unterwegs gewesen. Eneas versuchte sich zu entschuldigen, dass er zu lange fort gewesen war und warum er gegangen war, als Kosta leise sagte, dass Eneas sich nicht an die Regeln gehalten hätte. Der andere Krieger blieb auf dem Sofa sitzen, die Miene nun eher verschlossen und kühl. So kannte Eneas ihn gar nicht. Verwirrt erwiderte er den Blick. Es war neu für ihn, dass Kosta so streng und abwesend auftrat. Im Grunde war dies nie vorgekommen. Und welche Regeln?
Sein Freund führte aus, dass er deutliche Regeln aufgestellt hätte, was das Dorf und deren Bewohner betraf. "Dagegen hast du verstossen."
Eneas machte perplex einen halben Schritt nach hinten. "Was? Das gilt noch?", fragte er verwundert. Er hatte angenommen, Kosta hätte dies aufgehoben oder es wäre nicht mehr so wichtig, wo sie seit Tagen ganz andere Probleme gehabt hatten. Es war darum gegangen, dass es Kosta besser ging. Über Eneas' Rolle als Sklave war kein Wort mehr verloren worden und Kosta hatte ihn auch nicht mehr so behandelt. So hatte Eneas es ziemlich schnell wieder abgestreift. Er verstand nicht wieso sein Freund ihm nun auf einmal wieder mit diesen Regeln kam. Es war so plötzlich.
"Natürlich. Ich habe dir nichts gegenteiliges gesagt", erwiderte Kosta ernst.
"Seit Tagen haben wir nicht mehr über Regeln oder Sklaverei oder ähnliches geredet", erinnerte ihn Eneas, "Wir waren im Dorf und es war dir egal, ob ich dabei war oder ob ich mit anderen geredet habe."
"Nur weil wir nicht darüber geredet haben, heisst das noch lange nicht, dass die Regeln sich geändert haben, oder du kein Sklave mehr bist, Eneas. Du weisst selber noch sehr genau, wie lange das sein wird", gab Kosta unbarmherzig zurück. Bevor Eneas darauf reagieren konnte, schob der andere Krieger hinterher: "Ausserdem war es mir nicht egal. Ich habe dir nur mehr Freiheiten gewährt. Übereilt und zu vertrauensvoll, wie ich nun feststellen musste."

Übereilt und zu vertrauensvoll? Was sollte das auf einmal? Vertraute Kosta ihm sonst nicht? Warum sprach er plötzlich mit ihm wie als wären sie wieder nur Herr und Sklave? Dieser abrupte Wechsel dorthin zurück gefiel Eneas überhaupt nicht. Natürlich war er froh, dass es Kosta seit ein paar Tagen wieder besser ging, doch Eneas hatte nicht gedacht, dass sie mit diesem "Experiment" nun weitermachen würden.
"Es hat sich etwas geändert. Dir ging es nicht gut und da hat es gar keine Regeln mehr gegeben. Die waren nicht mehr wichtig." Es war nur wichtig gewesen, dass es Kosta besser ging. Aber Eneas hatte seine "Erlaubnisse" nicht bewusst wahrgenommen. Er war sich auch nicht sicher, ob Kosta ihm bewusst mehr Freiheiten gewährt hatte oder sie einfach miteinander gelebt hatten ohne darüber nachzudenken. Kosta hatte mit anderen Dingen zu kämpfen gehabt.
"Du bist mir tagelang aus dem Weg gegangen, hast kaum mit mir geredet und dich in den Haushalt gestürzt. Dann ging es dir wieder besser, aber jetzt bist du dauernd mit Nevio unterwegs und meidest mich immer noch. So wie mit Fabienne." Es kam Eneas jedenfalls so vor. "Hätte ich zuhause sitzen und auf dich warten sollen? Ich musste auch mal raus und mich ablenken. Außerdem hab ich für uns Vorräte geholt." Er deutete zur Küche. Es war nicht nur um sein eigenes Vergnügen gegangen. "Ich habe nicht an irgendwelche Regeln gedacht." Gewiss hatte er sie nicht bewusst gebrochen. Aber es ärgerte ihn nun, dass Kosta sie darauf beharrte und diese Regeln wieder hervorholte. Wieso?
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Kosta » Fr 14. Okt 2022, 09:31

Eneas fiel aus allen Wolken, als er ihn an die Regeln bezüglich des Dorfes erinnerte. Vollkommen verwundert wollte er wissen, ob das wirklich noch gälte. Kosta war überrascht über die Intensität von Eneas Verwunderung. Dass sein Freund die Regeln vergessen hatte im Eifer des Gefechts glaubte er ihm sofort. Doch dass er angenommen hatte der Vertrag und die damit einhergehenden Regeln wären nach ein paar turbulenten ungültig und nicht mehr von Belang überraschte ihn schon sehr. Deswegen waren sie doch überhaupt erst hier.
"Natürlich", antwortete Kosta streng, dass die Regeln noch gälten. "Ich habe dir nichts gegenteiliges gesagt." Das sollte doch klar machen, dass sich an den Regeln nichts geändert hatte. Eneas sah das ganz anders. Schliesslich hätten sie seit Tagen nicht mehr über Regeln oder Sklaverei geredet. Ausserdem hätte er beim letzten Besuch im Dorf mit den anderen sprechen dürfen. Kosta sei es egal gewesen. Dabei stimmte das nicht. Es war ihm nicht egal gewesen. Er hatte es Eneas nur geschenkt. Knapp schüttelte er seinen Kopf.
"Nur weil wir nicht darüber geredet haben, heisst das noch lange nicht, dass die Regeln sich geändert haben, oder du kein Sklave mehr bist, Eneas", erklärte er ihm deutlich, damit Eneas das nicht wieder vergass. "Du weisst selber sehr genau, wie lange das noch sein wird." Schliesslich hatte Eneas darauf beharrt, dass seine Versklavung nicht für immer sein würde. Dass sie sogar nur ein kurzes Jahr lang dauern sollte.
"Ausserdem war es mir nicht egal", schob Kosta hinterher, wie er Eneas Verhalten gegenüber der Dorfbewohner empfunden hatte. "Ich habe dir nur mehr Freiheiten gewährt. Übereilt und zu vertrauensvoll, wie ich nun feststellen musste." Eneas hatte die neuen Freiheiten bis zum äussersten genutzt und schliesslich überreizt. Anscheinend nicht absichtlich. Das konnte Kosta verstehen. Doch Eneas jetzige Uneinsicht war verletzend. Es wirkte, als wolle er sich nicht mehr um ihn bemühen, sondern einfach wieder nach früher zurück.

Eneas kanzelte ihn auch gleich ab, dass sich etwas geändert hatte. Kosta wäre es nicht gut gegangen und da hätte es keine Regeln mehr gegeben. Die wären nicht wichtig gewesen. Kosta presste die Lippen aufeinander. Es tat weh zu hören, dass Eneas Kostas Schwäche ausnutzen wollte, um sich aus dem Vertrag zu winden. Es lag ihm auf der Zunge, Eneas zu sagen, dass manche Besitzer sich durchaus von ihren Sklaven helfen liessen. Dass sich dadurch aber nichts an dem jeweiligen Status veränderte. Aber er kannte schon Eneas Erwiderung, dass sie auch Freunde wären und das mehr zählte. Kosta wusste, dass es wieder eine endlose Diskussion geben würde, wo er verzweifelt versuchen würde, Eneas seinen Standpunkt klar zu machen, sein Freund ihm aber einfach nicht würde glauben wollen und stattdessen darauf beharrte, wie sehr Kosta ihn wieder verletzt hatte.
Prompt klagte Eneas auch, dass er ihm tagelang aus dem Weg gegangen wäre und auch jetzt dauernd mit Nevio unterwegs sein würde. So wie mit Fabienne. Ob er zuhause sitzen und auf ihn hätte warten sollen. Ja, das taten Sklaven in der Regel. Oder sie fragten bei ihren gütigen Besitzer demütig darum, ob sie etwas bestimmtes tun durften. Selbst wenn es darum ging, dass sie selbstlos Einkäufe für den Haushalt tätigten. Das sollte Eneas doch eigentlich wissen.

"Ganz offensichtlich", stimmte Kosta trocken zu, dass Eneas nicht an irgendwelche Regeln gedacht hatte. "Du scheinst sogar den Grund vergessen zu haben, warum wir hier sind. Also ist es meine Aufgabe, dich daran zu erinnern, Eneas, dass du in diesem Jahr nur mein Sklave bist." Natürlich war er auch weiterhin sein Freund und der Inhalt seines Lebens. Doch rein vertraglich war Eneas sein Sklave und den Rest wollte er nach Möglichkeit verdrängen. Gerade weil er die Liebe seines Lebens war.
"Ich muss meine Entscheidungen nicht vor meinem Sklaven erklären oder gar rechtfertigen", schnitt er jegliche Diskussion ab. "Egal wie absurd, unregelmässig oder inkonsequent sie sein mögen. Selbst diese Erklärung hier, Eneas, ist mehr als die meisten Sklaven je bekommen. Ich kann verstehen, dass du die Regeln vergessen hast, nachdem du so viele Freiheiten geniessen durftest. Das werde ich auch berücksichtigen. Doch jetzt rebellierst du eindeutig wieder, anstatt dich zu entschuldigen. Aber ich werde nicht mit dir diskutieren, Eneas. Ich möchte, dass du dir nun die Hände wäschst und dann nach oben in deine Bibliothek gehst, bis ich mir überlegt habe, was ich mit dir machen werde." Solange er auch Zeit gehabt hatte, über Eneas Verhalten nachzudenken, während er auf ihn gewartet hatte, so war ihm doch nicht in den Sinn gekommen, sich eine Strafe für ihn auszudenken.
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Eneas » Fr 14. Okt 2022, 09:33

Sein Freund war weiterhin sehr kühl und ernst. Eneas hätte anscheinend sogar den Grund vergessen warum sie hier seien. Er wäre aber immer noch Kostas Sklave und als solcher müsste Kosta sich nicht vor ihm erklären oder rechtfertigen.
Eneas schüttelte frustriert den Kopf. Es gefiel ihm gar nicht wenn Kosta so redete. Als wären sie nicht mehr Freunde. Es tat weh und Eneas kam bei diesem abrupten Wechsel nicht mit. Von Freunde und etwas wie Urlaubsgefühl hart zurück zu Sklave und Herr. Diese "Pausen" dazwischen brachten ihn vollkommen aus dem Konzept. Eneas hatte längst nicht mehr über den Vertrag nachgedacht, aber er hatte sich bemüht für Kosta da zu sein und ihm zuzuhören.
"Es hat sich die letzten Tage nicht so angefühlt als wäre ich der Sklave", wandte Eneas ein. War es da so überraschend, dass er die Regeln wieder vergessen hatte? "Ich wollt doch nurmal kurz raus." Und nun stand er hier quasi vor der Anklage. Es passte Eneas überhaupt nicht, dass er sich rechtfertigen musste. Sonst hatte er das nie getan. Anderseits hatte sich auch Kosta nicht vor ihm rechtfertigen müssen, wenn er umherzog oder? Sie waren nicht zusammen gewesen, sie hatten den anderen nicht aufklären müssen wo man war oder was man machte. Obwohl Eneas es sich manchmal gewünscht hätte...
Kosta unterbrach ihn sofort und meinte, dass die meisten Sklaven nichtmal solch eine Erklärung bekommen würden. Er würde verstehen, dass Eneas die Regeln durch die vielen Freiheiten vergessen hätte. Das würde er berücksichtigen. Berücksichtigen? Bei was?
"Hör auf so zu reden", sagte Eneas. "Als ob wir uns nicht mehr kennen... ich kann das nicht mehr." Er schüttelte wieder den Kopf. "Ich hab die letzten Tage wirklich mein bestes gegeben dir zu helfen und zu dir durchzudringen und nichts was ich gemacht habe, hat geklappt. Aber ich habs versucht. Und jetzt führst du wieder Regeln an?"
Kosta nannte es Rebellieren.
"Ich habe nicht rebelliert!", wehrte sich Eneas dagegen. "Ich habe mich wie eine normale Person verhalten und war im Dorf. Es tut mir leid, dass ich das nicht vorher mit dir abgeklärt habe. Es war etwas spontanes. Beim nächsten Mal sag ich es dir."
Doch anscheinend wollte Kosta davon nichts hören. Er wollte nicht diskutieren. Eneas solle sich die Hände waschen und in die Bibliothek gehen. Verblüfft blickte der Pirat ihn an.
"Du schickst mich nach oben?!", fragte er halb fassungslos.
"Führst du jetzt immer die Sklavenkarte an, wenn du nicht mehr mit mir reden willst?", fragte er verletzt.
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Kosta » Fr 14. Okt 2022, 09:56

Natürlich hatte es sich die letzten Tage nicht so angefühlt, als wäre Eneas der Sklave. So war es nicht zum ersten Mal, seit sie den Vertrag unterschrieben hatten. Genau, wie Kosta sich bei Timaris und Eneas selten als Sklave gefühlt hatte. Höchstens dann einmal, wenn Eneas ihm wieder einmal beteuert hatte, dass er ihn nicht als Sklave sehen würde. Das war in gewisser Weise viel einschränkender gewesen, als Timaris Regeln und Forderungen. Auch wenn Kosta einige Jahre gebraucht hatte, um das zu begreifen. Um seine Gefühle zu verstehen, die in ihm ausgelöst worden waren, wenn Eneas ihm beteuerte, dass er ihn nicht als Sklave sah und ihn damit daran erinnerte, dass er eben doch einer war. Und nicht ein hingebungsvoller Diener. Doch jetzt ging es nicht um diese alten Gefühle, sondern darum, dass Kosta hoffte, Eneas ihm endlich einmal glauben konnte, dass er sich auch nicht versklavt und eingesperrt fühlte.

"Als mein Sklave, wirst du es ertragen müssen", stellte Kosta unbarmherzig klar, als Eneas klagte, dass er das nicht mehr könne, dass Kosta so tat, als ob sie sich nicht mehr kennen würden. Dabei hatte Kosta nicht vorgehabt, das zu tun. Er fand auch nicht, dass er das getan hatte. Er setzte sich nur einfach gegen Eneas Wünsche durch. Das bedeutete doch nicht, dass er so tat, als ob er Eneas nicht kennen würde. Kosta verstand nicht, wie der andere Krieger darauf kam. Doch es dünkte ihn nicht so wichtig, da er nicht nachfragen und weitere Diskussionen hervor rufen wollte.
"Du hast keine andere Wahl", machte er Eneas stattdessen darauf aufmerksam, dass er sein Verhalten würde ertragen müssen. Wobei ihm bewusst war, dass er schlichtweg log. Eneas hatte durchaus andere Entscheidungsmöglichkeiten. Entscheidungsmöglichkeiten, die er Kosta immer abgesprochen hatte. Womöglich war das nun anders, wo er sich selber in so einer Situation befand. Vielleicht konnte Eneas jetzt erkennen und glauben, dass er auch als Sklave verschiedene Entscheidungsmöglichkeiten hatte.

"Ich habe von dir nicht verlangt, dass du mir hilfst und zu mir durchdringst", blieb Kosta weiterhin streng. "Das ist keine Bestrafung dafür, dass es deiner Ansicht nach nicht geklappt hat. Ich führe die Regeln jetzt wieder an, weil du sie vergessen hast. Weil du vergessen hast, dass du mein Sklave bist. Noch ein ganzes Jahr lang. Egal wie ich mich dir gegenüber verhalte, der Vertrag läuft erst in einem Jahr aus und erst dann wirst du wieder ein freier Mann sein. Bis dahin musst du mir ganz bestimmt nicht mit Argumenten kommen, dass du dich wie eine normale Person verhalten hast. Denn du bist keine normale Person. Du bist ein Gefangener, ein Sklave. Du hast nicht die Rechte einer normalen Person, sondern nur die, die ich dir gewähre. Und einmal gewährt heisst noch lange nicht für immer gewährt. Und jetzt gehorche, geh dich waschen und dann in die Bibliothek."

Das schien Eneas erst recht zu verblüffen. Dass er quasi wie ein kleiner Junge ohne Abendessen ins Bett geschickt wurde. Wobei Kosta ihn ja nur nach oben schickte. Was so ziemlich das harmloseste war, was man in der Regel mit einem rebellischen, ungehorsamen und vorallem uneinsichtigen Sklaven tun konnte. Eneas war jedoch weit davon entfernt, das einzusehen. Verletzt fragte er, ob Kosta nun immer die Sklavenkarte anführen würde, wenn er nicht mehr mit ihm reden wolle.
"Wahrscheinlich nicht", antwortete Kosta ernst. "In anderen Situationen werde ich womöglich wieder fliehen oder dir sagen, dass ich nicht mehr mit dir reden will. Aber jetzt, ja. Jetzt führe ich die Sklavenkarte an. Noch nicht einmal deswegen, weil ich jetzt nicht mit dir reden möchte. Denn das stimmt nicht. Das ist nur deine Interpretation. Sonst würde ich dir nicht so viel erklären. Vorallem möchte ich, dass dir bewusst ist, dass du mein Sklave bist und ich möchte, dass du mir gehorchst. Gerade in der Hoffnung, dass ich besser mit dir reden kann. Das kannst du nicht verstehen, willst es vielleicht auch nicht. Genau so wenig, wie du mir gehorchen möchtest." Eindringlich blickte er Eneas an und wollte dann wissen: "Wirst du es trotztem tun?"
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Eneas » Fr 14. Okt 2022, 09:58

Kosta hörte leider nicht darauf, als Eneas sich nicht zum ersten Mal beschwerte, dass er Kostas abrupten Verhaltenswechsel nicht ertrüge. Kalt erklärte der andere Krieger, dass er dies würde ertragen müsse und keine andere Wahl hätte. Keine andere Wahl? Eneas hatte oft beteuert, er hätte nichts dagegen, wenn Kosta ihm widersprach und ihm gewisse Dinge nicht durchgehen ließ, doch dass er ihn so kalt abkanzelte war unerträglich.
"Ich hab den Vertrag nicht unterschrieben, damit du dich so kaltherzig verhältst. Wie soll uns das helfen?", fragte Eneas. "Ich finde es mittlerweile bedenklich wie schnell und problemlos du dein Verhalten, deine Fassade ändern kannst. Dir ging es tagelang elend und im Dorf warst du plötzlich für die anderen voller Lächeln und Lachen. Du schäkerst herum mit Nevio, aber für mich bist du wieder der unerbittliche Sklavenherr."
Da lag es nahe zu glauben, dass Kosta ihm grämte, dass Eneas ihm nicht hatte besser helfen können. Bei allen anderen schien Kosta sich wohl zu fühlen, nur nicht bei ihm. Es tat weh. Sein Freund hatte es ihm sogar bereits ins Gesicht gesagt. Er könne sich bei ihm nicht entspannen. Er wolle ihm nicht treu sein. Er würde Eneas' Liebe nutzen, um ihn zu mit dem Vertrag zu erpressen. Alles Dinge, die offen gesagt worden waren. Eneas bildete sich das nicht nur ein.
Der andere Krieger behauptete, dass es keine Bestrafung wäre. Er hätte von Eneas nicht verlangt ihm zu helfen.
"Das musst du auch nie! Ich werde immer versuchen dir zu helfen!", entgegnete Eneas zunehmend aufgebracht. Kosta wollte die Regeln anführen, weil Eneas vergessen hätte, dass er sein Sklave für ein Jahr wäre.
"Nicht mehr ein Jahr. Wir sind schon fast einen Mond hier. Ich dachte, wir hätten Fortschritte gemacht", wandte Eneas ein. Er hatte immer noch gehofft, dass Kosta irgendwann zufrieden mit ihm war und ihm aus dem Vertrag erlöste. Aber anscheinend war Eneas weiterhin weit von der mystischen Erkenntnis entfernt, die Kosta nicht auf normalen Wege mit ihm teilen wollte. Trotz Eneas' fortwährenden Beteuerungen, dass sie nicht gleich wären und dass sie ihre Freundschaft nicht vergessen könnten. Eneas hatte vielleicht gerade die Regeln vergessen, aber Kosta schien ihre Freundschaft zu vergessen so wie er redete.

"Denn du bist keine normale Person. Du bist ein Gefangener, ein Sklave. Du hast nicht die Rechte einer normalen Person, sondern nur die, die ich dir gewähre", sagte Kosta hart. Eneas blickte ihn wütend an.
"Keine normale Person?! Wie kannst du das sagen?! Glaubst du das wirklich oder ist das nur die Rolle, die du als Herr spielst?" Er fragte ehrlich nach, denn Eneas konnte es nicht mehr auseinanderhalten. Glaubte Kosta das alles oder war das eine weitere Lektion, die er selbst als Sklave hatte lernen müssen?
Nun wollte ihn Kosta auch noch nach oben schicken und nicht mehr weiter mit ihm "diskutieren" wie er es nannte. Eneas fand weiterhin, dass ihre meisten Probleme darin lagen, dass sie eben nicht miteinander redeten und es wurde sicher nicht besser dadurch, dass Kosta es so vehement unterband. Fürchtete er sich vor einem weiteren, schweren Gespräch? Eneas würde ihm gewiss keine Fragen mehr stellen. Kosta verkraftete sie nicht.
Er antwortete, dass er in anderen Situationen fliehen oder ihm klar sagen würde, er wolle nicht mehr reden. Nur jetzt würde er die Sklavenkarte benutzen. Eneas wäre sein Sklave und solle ihm gehorchen.
"Gerade in der Hoffnung, dass ich besser mit dir reden kann. Das kannst du nicht verstehen, willst es vielleicht auch nicht. Genau so wenig, wie du mir gehorchen möchtest. Wirst du es trotzdem tun?"
"Nein!", entgegnete Eneas sofort aufgebracht. "Ich kann dieses Hin und Her nicht! Erst bist du streng, dann liebevoll, dann haben wir Sex, dann sind wir wieder nur Sklave und Herr, dann Freunde, dann wieder das andere. Nein! Wenn ich dich jemals so behandelt habe... ich weiß nicht wie du das je ausgehalten hast. Es tut mir leid. Ich kann das nicht!" Er schnappte sich seine Jacke, die er eben noch aufgehangen hatte. Er musste an die frische Luft.
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Kosta » Fr 14. Okt 2022, 10:10

Es tat weh zu hören, dass Eneas ihn seltsam fand, weil er seine Fassade so schnell und problemlos ändern könnte. Es erinnerte ihn an Zuckers wütende Worte im Kerker der Sternenfeste. Alles nur Schau, alles nur Fassade. Dahinter gab es keinen echten Kosta. Er existierte gar nicht und seine Wünsche und Träume waren sowieso alle nur absurd und krank. Er war krank und abartig. Ganz besonders, was seine sexuellen Sehnsüchte anbelangte. Er war widerwärtig pervers und zerstörte nur alles um ihn herum. Tiefe, verzweifelte Verletzung blitzte in seinen Augen auf und er presste verstört seine Lippen zusammen. Hastig kämpfte er darum, sich nur auf Eneas zu konzentrieren und nicht auf seine eigenen Gefühle. Es war nicht so schnell gegangen diese Umstellung. Er hatte lange hier im Wohnzimmer gewartet und auch schon bevor sie hier her gekommen waren, hatte er lange darüber nach gedacht. Am längsten hatte er jedoch üben können, lächelnd seine eigenen Gefühle zu verbergen, damit niemand an Timaris' Sklaven oder Eneas' Kammerdiener anstoss nahm.

Eneas schien nicht nur erbost wegen der Regeln zu sein, sondern auch eifersüchtig auf Nevio. Dabei hatte Kosta definitiv nicht mit ihm geschäkert. Ganz bestimmt nicht. Er war nur mit ihm Kräutersammeln gewesen. Das musste Eneas doch gesehen haben, bei der Menge, die er nach Hause gebracht hatte. Trotzdem sah Eneas in ihm nur der unerbittliche Sklavenherr. Dabei konnte Kosta gar nicht so schlimm gewesen sein. Sonst hätte Eneas ja nicht vergessen, dass er zur Zeit ein Sklave war. Der aufgebrachte Krieger erinnerte ihn auch prompt daran, dass es kein ganzes Jahr mehr dauern würde. Schliesslich wären sie schon fast einen Mond lang hier.
Weil Kosta ihm in dieser Zeit relativ rasch viele Freiheiten gewährt hatte, schien Eneas anzunehmen, dass sie Fortschritte gemacht hätten. Kosta fragte sich, was für Fortschritte er damit meinte. Fortschritte dahin, dass Kosta nur wieder das machte, was Eneas sich wünschte und was er für richtig hielt? Wann begriff Eneas endlich, dass er das nicht mehr wollte? Warum drängte er ihn trotzdem immer wieder dahin zurück? Gerade wirkte es so, als würde er das immer machen, wenn es ihm zu unbequem wurde oder er sich einer unangenehmen Wahrheit stellen sollte.

Zornig fragte Eneas ihn, ob Kosta wirklich daran glaubte, dass Eneas keine normale Person sei oder ob das nur zu der Rolle des Herrn gehören würde. Kosta wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Eneas konnte unmöglich glauben, dass Kosta ernsthaft derart widerwärtig dachte. Sein Freund würde ihm nicht etwas derart fürchterliches unterstellen. Kosta kam nicht einmal der Gedanke daran. Das wäre zu schlimm zu ertragen. Doch genau so wenig konnte er Eneas sagen, dass dies nur die Rolle war, damit Eneas sich als Sklave fühlte. Es würde es Eneas zu leicht machen, einfach alles wieder zu verdrängen. So antwortete er schlussendlich nicht auf die Frage, sondern drängte Eneas dazu, ihm zu gehorchen. Schlussendlich stellte er ihn sogar vor die Wahl.

Rigoros lehnte Eneas ab, ihm zu gehorchen. Erwartungsvoll blickte Kosta ihn an, hoffend, dass Eneas durch sein eigenes Handeln begriff, dass Sklaven durchaus eigene Entscheidungen treffen und manchmal sogar danach handeln konnten. Doch Eneas klagte leider nur, dass er dieses Hin und Her nicht könne. Er könne es nicht ertragen, dass Kosta streng und liebevoll zugleich sei. Dass sie Sex hätten, Freunde wären und dann doch wieder nur Sklave und Herr. Das ginge nicht. Und dann entschuldigte er sich dafür, sollte er ihn jemals so behandelt haben. Er könne nicht nachvollziehen, wie Kosta das je ausgehalten hatte.
"Dann entscheidest du dich jetzt also, mir nicht zu gehorchen?" hakte Kosta nochmals nach und erhob sich nun endlich einmal. Doch er ging Eneas nicht nach und hielt ihn auch nicht auf, sich die Jacke zu nehmen, um nach draussen zu gehen. "Du entscheidest dich dafür zu gehen?" Aufgebracht stellte Eneas klar, dass er sich nicht nur dazu entscheiden würde. Er täte es auch. Zügig machte er sich daran, seine Stiefel anzuziehen, kam aber noch immer nicht auf die Idee, dass er sonst immer so tat, als könnten Sklave solche Entscheidungen nicht treffen und solche Handlungen nicht vollziehen.
"Wie weit wirst du gehen?" fragte Kosta leise nach. Eneas antwortete ihm, dass er frische Luft brauchte. Er würde nur zur Klippe gehen. Doch das hatte Kosta nicht gemeint. Er wollte vielmehr wissen, wie weit Eneas bereit war zu gehen, um seinen Kopf durchzusetzen.
"Dann gehst du nicht ganz?" Schliesslich hatte Eneas schon öfters gesagt, dass er das hier nicht könne. Jetzt blickte er ihn jedoch nur verwirrt an und fragte ihn, wohin er denn gehen solle. Doch das war nicht Kostas eigentliche Frage gewesen.
"Weg von mir?" nannte Kosta ihm das Ziel, das Eneas haben könnte. Es war ein schrecklicher Gedanke. Aber Kosta hatte Eneas auch viel schreckliches angetan. Er war sich dessen stets bewusst gewesen, dass Eneas sich irgendwann überfordert von ihm abwenden könnte. Es wäre nicht verwunderlich, wenn dieser Fall nun eingetreten war. Eneas seufzte jedoch nur, dass er nicht von ihm weg wolle. Er sei nur wütend, dass er ihn so behandelte.
"Warum gehst du dann nicht?" fragte bebend nach. "Es wird nicht besser werden. Ich werde dich weiterhin so behandeln. Und was, wenn du nach einem Jahr noch immer nicht weisst, was ich dir sagen will? Was wenn ich dich zu einem weiteren Sklavenjahr erpresse? Was, wenn es für immer so weiter geht?" Seine Stimme zitterte vor Anstrengung und Anspannung. Er wollte Eneas nicht provozieren. Sein Freund sollte nur genau darüber nachdenken. "Du bist nicht an die Wand gekettet. Wie du uns heute Nachmittag bewiesen hast, kannst du jederzeit gehen, obwohl du ein Sklave bist. Du entscheidest dich den Befehlen deines Besitzers nicht zu gehorchen. Du hast sogar deine Juwelen wieder und wir beide wissen, dass man den Ring des Gehorsams auch ohne Kontrollring wieder loswerden kann. Wenn dir das alles hier zuviel ist und du das nicht kannst, warum entscheidest du dich also nicht dafür, für immer zu gehen?" Kosta kannte die Antwort. Kannte sie schon so lange. Inniglich hoffte er, dass Eneas sie auch aussprach.
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Eneas » Fr 14. Okt 2022, 10:13

Als Eneas erklärt hatte er wolle rausgehen, stand Kosta endlich auf und fragte nach, ob Eneas sich dazu entscheiden würde nicht zu gehorchen. Was für eine seltsame Frage. Sah Kosta das nicht? Eneas würde gewiss nicht nach oben gehen. Das war absurd.
"Du entscheidest dich dafür zu gehen?", fragte Kosta.
"Ich entscheide mich nicht nur dafür, ich mache das jetzt auch", erklärte Eneas aufgebracht und begann eilig in seine Stiefel zu schlüpfen. Er wollte an die frische Luft, um sich zu beruhigen bevor es sich noch weiter hochschaukelte. Ein Streit würde eventuell wieder Kostas Zustand verschlechtern und ihm Albträume bescheren. Eneas wollte das nicht, doch es war schwer ruhig zu bleiben, wenn Kosta im Gegenzug so kühl und verschlossen war. Aus irgendeinem Grund brachte es Eneas oft in Rage. Er hatte dann das Gefühl, dass Kosta es nicht so sehr kümmerte. Dabei stimmte das meistens nicht. Unter der Oberfläche des stillen Krieger spielte sich viel ab.
Er erwartete halb, dass Kosta nun darauf beharren würde ihn nach oben zu schicken oder ihn sonstwie bestrafen wollte, doch er fragte nur immer wieder danach, ob Eneas sich entschied zu gehen. Es war jedenfalls eine seltsame Fragestellung. Wie weit er gehen würde, wollte Kosta als nächstes wissen.
"Ich brauch frische Luft. Ich geh nur zur Klippe", versicherte Eneas. Kosta musste sich keine Sorgen machen, falls er dies tat. Eneas wollte auch nicht bis runter ins Dorf gehen. Das hätte den Streit gewiss weiter geschürt.
"Dann gehst du nicht ganz?", hakte sein Freund nach.
Eneas sah verwirrt auf, nachdem er sich seine Stiefel geschnürt hatte. Was sollten all diese Nachfragen? "Nein, wohin soll ich gehen?", fragte er zurück und verstand den Sinn hinter den Fragen nicht ganz. Was dachte Kosta von ihm? Eneas wollte ihn sicherlich nicht verlassen. Er musste nur runterkommen bevor er zu wütend wurde. Er wollte eigentlich nicht, dass sie sich wieder tagelang anschwiegen. Der Gedanke war entsetzlich. Er befürchtete, dass es trotzdem darauf hinauslaufen würde.
"Weg von mir?", präzisierte Kosta. Eneas hielt inne. Dachte sein Freund dies wirklich? Der Pirat seufzte. Das hatte er nicht gewollt.
"Ich will nicht weg von dir. Ich bin nur wütend, dass du mich so behandelst", beteuerte er nach einem Moment. Er würde nach einem Moment draußen auch wieder zurückkommen und dann konnten sie weiter darüber reden. Oder sich anschweigen...

"Warum gehst du dann nicht?", wollte Kosta wissen und erklärte, dass es nicht besser würde und Eneas weiter so behandelt würde. So ganz konnte Eneas das nicht glauben. Wollte er nicht glauben. Kosta malte weitere schreckliche Zukunftsvisionen aus und dass er ihn zu einem weiteren Jahr als Sklave erpressen könnte. Wenn es immer so weitergehen würde.
Eneas machte erschrocken einen Schritt zurück. Das konnte Kosta nicht ernst meinen! Er würde nicht so weit gehen oder? Aber Eneas hatte ständig befürchtet, dass er diese Erkenntnis nie haben würde und Kosta nie mit ihm zufrieden sein würde. Deswegen hatte er es unbedingt auf ein Jahr begrenzen wollen, doch Kosta hatte recht. Wenn er wollte, so könnte er ihn problemlos für ein weiteres Jahr erpressen. Eneas würde alles machen solange Kosta nicht ging. Stumm schüttelte er trotzdem den Kopf.
Sein Freund fuhr fort, dass Eneas nicht angekettet wäre und jederzeit gehen könne, obwohl er ein Sklave sei. Es wäre seine Entscheidung den Befehlen nicht zu gehorchen. Er wäre im Besitz seiner Juwelenkräfte und auch den Ring des Gehorsams würde er ohne Kosta entfernen können.
"Wenn dir das alles hier zuviel ist und du das nicht kannst, warum entscheidest du dich also nicht dafür, für immer zu gehen?", fragte Kosta bebend.
"Weil ich dich liebe, du Hornochse!", rief Eneas zurück. "Damit hast du mich erpresst hier mitzuspielen. Und damit werde ich weiter bei dir bleiben, auch wenn es wahrscheinlich schierer Irrsinn ist, wenn du tatsächlich vor hast mich weiter so zu behandeln!"
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Kosta » Fr 14. Okt 2022, 10:17

Entsetzt machte Eneas einen Schritt zurück, als er allmählich zu begreifen begann, was ihn ihn Zukunft bei Kosta erwarten würde, wenn er bei ihm blieb. Dass es nicht nur für ein Jahr begrenzt sein würde, wie es in dem Vertrag stand. Dass Kosta noch mehr Jahre von ihm erzwingen konnte. Immer mehr, bis die Liebe erlosch, die Eneas für ihn empfand. Das war jedoch nicht Kostas Ziel. Kosta wollte Eneas doch nur erklären, warum er bei ihm geblieben war. Er wollte es ihm so mitteilen, dass Eneas nie wieder den kleinsten Zweifel daran hegte. Dass Eneas begriff, dass es schon immer so gewesen war. Kosta traute sich nicht, Eneas es einfach so zu sagen. Nicht, nachdem er von ihm hatte erfahren müssen, dass er so voller Zweifel war, weshalb Kosta bei ihm geblieben war. Bebend stellte er ihm mehrere brutale Fragen. Eine schlimmer als die andere, um dann endlich erlöst aufschluchzen zu können, als Eneas ihm zurief, dass er ihn liebte. Den Rest, den Eneas noch sagte, hörte er nur so halb.

"Genau!" brüllte er verzweifelt und mit Tränen in den Augen zurück. Angespannt am ganzen Körper zitternd. Voller Angst, Hilflosigkeit und vorallem voller Hoffnung, dass Eneas jetzt endlich verstand. Dass sein Freund nun endlich sah, dass er all die Jahre bei ihm geblieben war, weil er ihn liebte. Aus tiefstem Herzen. Er war nicht bei ihm geblieben, weil Timaris es ihm befohlen hatte oder weil er ihn trösten wollte oder aus sonstigen obskuren Gründen, die Eneas annahm. Es lag schlicht an seiner innigen, bedingungsloser Liebe zu dem sanften Krieger mit den wunderschönen, goldenen Augen. Kosta liebte ihn so sehr, dass es schmerzte. Dass es ihn in den Wahnsinn trieb. Dass er andere immer wieder dafür verriet und sie verletzte. Dass er dafür sogar Timaris immer wieder verraten hatte und sogar zwei Mal bereit gewesen war, sie einfach sterben zu lassen. Einzig weil ihm Eneas Glück über alles andere ging.
"Genau deswegen, du Hornhochse", wiederholte er einige bebende Atemzüge später leise voller hilflosem Flehen. Tränen rannen ihm über die Wangen, weil er solche Angst hatte, Eneas würde ihm noch immer nicht glauben können. Kosta wusste nicht, wie er ihn sonst noch erreichen sollte.
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Eneas » Fr 14. Okt 2022, 10:23

"Genau!", brüllte Kosta fast noch lauter zurück. Eneas hatte ihn selten so aufgewühlt gesehen oder dass er dabei so laut wurde. Waren das Tränen, die in den goldenen Augen schimmerten? Sein Liebster bebte und zitterte. "Genau deswegen, du Hornhochse", wiederholte Kosta und nun liefen ihm tatsächlich ein paar Tränen über die Wangen. Seine Stimme was so flehend und drängend. Eneas kam vorsichtig einen Schritt näher und blickte ihn aus großen Augen an. Er merkte, dass sein Freund ihm eindringlich etwas sehr wichtiges sagen wollte, doch... was...
Eneas war derjenige, der vorhin ausgeschrieen hatte, dass er blieb weil er Kosta liebte. Nur ergab es keinen Sinn wieso Kosta dies so energisch bestätigte und ihn ebenfalls einen Hornochsen nannte. Wieso sollte er...
Es sei denn.. oh nein, wenn Kosta es auch aus seiner Sichtweise so meinte? Dass er ihn liebte und bei ihm bleiben würde. Dass er aus Liebe tat und nicht aus irgendeinem anderen Grund, wie Eneas stets geglaubt hatte? Bei ihrem großen Krach am Draeger Hafen hatte Kosta gesagt, Eneas würde ihn nicht mehr brauchen. Er hätte andere, die ihm die Hand halten könnten und er wäre über Timaris' Trennung längst hinweg. Es hatte Eneas verletzt, dass Kosta glaubte, er würde ihn nur als Tröster und Stütze brauchen. Er brauchte ihn doch mit Haut und Haar. Und leider konnte er nicht wieder gutmachen, dass er Timaris zu dieser Erkenntnis gebraucht hatte. Er könnte Kosta höchstens von all den Malen in den Jahrhunderten erzählen, wo er wegen ihm Liebeskummer gehabt hatte, wo er rasend eifersüchtig gewesen war und nur so getan hatte als sei alles in Ordnung.
Vielleicht hatte Kosta auch nur ständig so getan als sei es in Ordnung...
Vielleicht hatte es Kosta genauso sehr verletzt, dass Eneas geglaubt hatte, er wäre wegen Timaris bei ihm.

"Genau deswegen?", fragte er leise und bebend zurück. "Du hast dich dazu entschieden bei mir zu bleiben... weil du mich.. liebst?", fragte er und sah ihn eindringlich an. Eneas warf seine Jacke achtlos beiseite und kam noch näher. Er dachte gerade überhaupt nicht mehr daran, dass er frische Luft brauchte.
"Ich dachte... Timaris hat dich zu mir geschickt. Damit ich euch nicht beide verliere", sagte er mit erstickter Stimme. Konnte es wirklich sein? Dass Kosta aus Liebe zu ihm gekommen war und bei ihm geblieben war? Nicht weil er die Weisung seiner Königin und Herrin befolgte? Eneas hatte sich in dieser Zeit so vollkommen wertlos gefühlt, dass er nichtmal daran gedacht hatte jemand würde ihn lieben und aus freien Stücken bei ihm bleiben können.
Natürlich war ihm irgendwann klar gewesen, dass Kosta auch aus Freundschaft mit ihm herumreiste, doch die erste Zeit?
Überwältigt strich er rastlos an Kostas Oberarmen entlang, als er ganz dicht vor ihm stand. "Du hast deine Königin für mich verlassen..." Seine Finger strichen federleicht über Kostas Wange.
"Wieso hast du nie etwas gesagt?", fragte Eneas leise. "Du hättest mich schon viel früher haben können..."
Dieser kurze Moment, nachdem Timaris sich von ihm getrennt hatte. Eneas hatte länger keine Freundin gehabt, doch Kosta hatte öfter sein Bett geteilt. Es waren einige ihrer ersten Male gewesen, wo Kosta auch in ihm gewesen war..
Wenn einer von ihnen etwas gesagt hätte...
Aber vielleicht war Eneas dann noch nicht bereit gewesen. In seinen Gedanken hatte sich immer noch alles um Timaris gedreht und seine nächste Freundin war ein purer Ersatz gewesen. Er war vor dem geflohen was Kosta ihm hätte geben können. Vielleicht hatte Kosta ihm seine Liebe viele Male gezeigt und Eneas hatte es nur nicht sehen wollen.
"Ich... ich dachte nicht, dass ich nochmal eine große Liebe bekomme. Dass nach Timaris alles vorbei ist.."
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Kosta » Fr 14. Okt 2022, 10:32

Eine qualvolle Ewigkeit voller schmerzhaft harter Herzschläge sahen sie sich einfach nur stumm in die Augen. Kosta inniglich flehend. Eneas einfach nur verwirrt. Bis sich endlich etwas änderte. Kosta konnte nicht genau sagen, was es war. Seine Nervosität stieg ins Unermessliche, bis Eneas ihn schliesslich leise und genau so bebend fragte, ob es genau deswegen sei. Erleichtert schluchzte er auf. Ja! Die Tränen rannen ihm nur noch heftiger über die Wangen. Er konnte kaum mehr Eneas eindringlichen Blick erwidern, als dieser ihn fragte, ob er sich dazu entschieden hätte bei ihm zu bleiben, weil er ihn liebte.

Kosta sollte etwas sagen. Er wollte Eneas die Frage ehrlich und klar beantworten. Doch seine Gefühle überwältigten ihn vollkommen. Seine Erleichterung schnürte ihm die Kehle zu. Hilflos und trotzdem mit einem glücklichen Lächeln nickte er fahrig. Er konnte einfach nicht aufhören zu schluchzen. Auch dann nicht, als ihn der Schluckauf zu plagen anfing. Sein Herz wummerte so heftig in seiner Brust, dass er glaubte, es würde gleich aus ihm heraus springen. Seine Hände zu festen Fäusten geballt presste er sie fest dagegen. Kosta konnte kaum glauben, was hier gerade passierte. Dass er Eneas nach all den Jahren der Heimlichkeit endlich seine Liebe gestanden hatte. Dass Eneas es endlich auch erkannte. Dass er ihm tatsächlich glaubte.

Das tat er doch, oder? Weiterhin hoffnungsvoll flehend blickte er Eneas an, der noch zu zögern schien, ob er ihm wirklich glauben wollte. Er gestand ihm, dass er gedacht hatte, Timaris hätte Kosta zu ihm geschickt. Ja, das wusste Kosta und es hatte sehr weh getan. Bebend stand er da, während Eneas zu ihm kam. Ganz dicht blieb er vor ihm stehen und streichelte ihm rastlos über den Arm. Kosta erschauderte hingebungsvoll darunter, nur um gleich darauf sehnsüchtig zu wimmern, zwischen seinen Hicksern, als Eneas ihm unendlich zärtlich über die Wange streichelte und endlich, endlich erkannte, dass Kosta seine Königin für ihn verlassen hätte.

"Es..." Wieder musste Kosta hicksen. Das war doof. "Es durfte nicht sein", wisperte er leise auf die Frage, warum er nie etwas gesagt hatte. Mit geröteten Wangen und tränennassen Augen blickte er zu Eneas auf und wirkte für einen Moment wieder so zart und verletztlich wie damals, als Timaris ihn nach Mineva gebracht hatte.
"Es ging nicht", schüttelte er sachte seinen Kopf. "Du hattes eine Gefährtin", atemlos gestand er Eneas, dass er seine Königin schon viel früher für ihn verlassen hatte, als Eneas gerade vermutete. Kosta hätte ihn nicht früher haben können. "Es durfte nicht sein", wisperte er erneut zwischen seinem erleichterten Schluchzen. "Es durfte niemand erfahren." Nie! Es war viel zu gefährlich gewesen, solche Gefühle zu hegen. Ausserdem hatte Eneas ihn auch ziemlich deutlich darum gebeten, dass er verheimlichte, dass Eneas ihn ab und an zu sich ins Bett geholt hatte.

"Ich... ich..." stammelte er hicksend und schluchzend und wusste gar nicht so recht, was er eigentlich sagen wollte, als Eneas ihm gestand dass er nicht gedacht hätte, noch einmal eine grosse Liebe zu bekommen. Dass nach Timaris alles vorbei sei. Das war alles so überwältigend. Kosta konnte gar nicht mehr aufhören mit weinen. Dabei fühlte er sich so unendlich glücklich. So leicht und froh wie noch nie in seinem Leben. Egal wieviel es ihn gekostet hatte, hier her zu gelangen.
Unvermittelt kam ihm etwas in den Sinn. Hastig langte er nach Eneas Hosenbund. Fahrig riss er daran herum. So heftig, dass ein Knopf absprang. Doch Kosta kümmerte sich diesmal nicht darum. Grob zerrte er Eneas Hose auf und langte zielstrebig nach dessen Unterhose. Hektisch zog er sie auf, langte rasch hinein. Schnell fand er den Ring des Gehorsams. Nun ging er wieder ganz behutsam mit Eneas Lendengegend um. Mit Hilfe der Kunst weitete er den Ring, damit er Eneas endlich von dieser Scheusslichkeit befreien konnte. Angewidert davon und von sich selbst schleuderte er den Ring weg von sich. Er landete irgendwo klirrend in einer dunklen Ecke. Gleich darauf riss sich Kosta auch den Kontrollring vom Finger und schmiss auch den fort. Erleichtert atmete er auf. Das war so viel besser. Bebend sackte er zusammen und fiel schluchzend auf die Knie.
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Eneas » Fr 14. Okt 2022, 10:33

Kosta wimmerte und hickste zugleich, als Eneas näher getreten war und ihm über die Wange streichelte. Sein Liebster erschauderte dabei und flüsterte, dass es nicht hatte sein dürfen. Eneas hätte eine Gefährtin gehabt.
"Ich weiß...", seufzte Eneas reuig. So lange schon? Hatte Kosta ihn schon damals geliebt? So richtig? Und Eneas hatte nicht gewagt, seine eigenen Gefühle zuzulassen, die er ebenfalls schon damals für Kosta gehabt hatte. Normalerweise musste man seiner Gefährtin nicht mehrmals beteuern, dass man den eigenen Kammerdiener nicht als Gefährten wollte. Normalerweise gäbe es keine Veranlassung dafür dies jemals klarstellen zu müssen. Aber es hatte nicht sein dürfen und Eneas hatte es wieder und wieder verdrängt und sich ausreden lassen. Er würde sich das nie wieder ausreden lassen. Es war seit jeher schwierig für ihn auf seine eigenen Gefühle zu hören, doch hätte er es schon früher getan... wo wären sie jetzt?
Kosta schluchzte auf und wisperte, dass es niemand hatte erfahren dürfen. Eneas blickte ihn aus tief schimmernden goldenen Augen an.
"Nie mehr", beteuerte er. "Wir müssen es nicht mehr verheimlichen oder verdrängen. Wenn... wenn ich gewusst hätte, dass du so fühlst... oh, ich hab es nicht gesehen..."
Wieso war er so blind gewesen? Aber wieviel Zukunft hätten sie damals gehabt? Hätte er mit Kosta, dem Sklaven einer Tolarim Königin, durchbrennen sollen? Er, ein kleiner Diener? Sie wären beide von der Familie rasiert worden.
Noch dazu hatte er Timaris so geliebt...
Eneas sah in das Gesicht seines Freundes wie als sähe er es zum ersten Mal. Egal was Timaris für ihn gewesen war. Kosta war alles. Er wollte ihm die Tränen trocknen und die salzigen verlockenden Lippen kosten, als Kosta plötzlich nach seinem Hosenbund griff und so stark daran zog, dass der Knopf abriss. Eneas keuchte erschrocken auf. Seine Gedanken waren sofort bei Sex. Er wollte Kosta. Jetzt gleich. Hatten sie nicht genug gewartet?

Er glaubte zunächst, dass Kosta ähnlich dachte, denn dieser griff ihm sofort in die Unterhose, riss ihm diese fast herunter. Eneas stöhnte auf. Kostas Finger glitten kurz über seinen eregierten Schaft, als Eneas endlich fühlte was sein Liebster im Begriff war zu tun. Er fühlte es am Blut, das auf einmal wieder viel freier und ungehinderte in seine Männlichkeit strömen konnte. Sofort schwoll sie hart an. "Ohh.. ich... was...", keuchte Eneas überwältigt von diesem Strom. Es ließ ihn fast etwas schwindlig werden.
Kosta zog den Ring des Gehorsams heraus und warf ihn weit fort. Dann strich er sich den Kontrollring, den Eneas ihm angesteckt hatte, hektisch vom Finger. Auch dieser Ring fiel plingend in die Dunkelheit des Flurs.
"Kosta..."
Eneas hatte nicht gewusst, dass Kosta gleich soweit gehen würde. War es vorbei? Vielmehr... hatten sie endlich begonnen? Die Schultern des schlanken Kriegers bebten, er sackte auf die Knie, schluchzte leise.
Keineswegs konnte Eneas ihn dort knieen lassen. Er ging ebenfalls in die Knie, fasste Kosta an den Händen um seine eigenen darin zu verhaken. Dann begann er ihn mit sachten, leichten Küssen die Tränen von den nassen Wangen zu küssen. Bis er beim Mund angelangt war. Erlöst aufatmend und ohne zu Zögern drückte er Kosta einen sehnsüchtig drängenden Kuss auf.
"Danke..", wisperte er, die Lippen immer noch ganz nah bei ihm. Wobei er sich nicht nur für das Abenehmen der Ringe bedankte. Vor allem, dass Kosta sich für ihn entschieden hatte. Eneas küsste ihn augenblicklich wieder. Er presste seinen Oberkörper an Kostas, ließ ihn seine Härte spüren, die sein Freund durch die flüchtige Berührung sofort in ihm entfacht hatte.
Dann aber löste Eneas seine Finger von denen Kostas, um ihn in eine feste Umarmung zu ziehen und seinen weinenden Freund die Wärme und Geborgenheit zu geben, die er schon so lange verdient hatte.
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Kosta » Fr 14. Okt 2022, 11:13

"Ich habe so oft gelogen", wisperte er reuig. Er hatte ausgerechnet Eneas so oft angelogen. Es hatte nicht sein dürfen. Das hatten sie beide gewusst. Und dann später war es zur Gewohnheit geworden. Es zu verstecken, zu verheimlichen. Vor allen und vor sich selbst. Kein Wunder hatte Eneas nicht erkennen können, dass Kosta aus Liebe zu ihm bei ihm geblieben war. Aber jetzt, jetzt hatte er es endlich erkannt und Kosta wollte für immer für ihn da sein und ihn hingebungsvoll lieben. Doch zuallererst mussten diese verfluchten Ringe weg. Egal wie gut sie Eneas standen. Sie waren keine Symbole. Sie waren echte Folterwerkzeuge. Hastig, fast schon grob zerrte Kosta sie Eneas und sich vom Leibe und schleuderte sie weit von sich. Dann erst gestattete er sich, zusammen zu brechen.

Er blieb jedoch nicht lange alleine am Boden knien. Eneas war sofort bei ihm. Liebevoll fasste er ihn an den Händen und verhakte ihre Finger ineinander. Kosta erschauderte und musste noch mehr weinen. Es überrollte ihn gerade alles. Er wusste gar nicht, wie ihm geschah, als er auch schon Eneas Lippen auf seinen Wangen spürte. So sachte und so tröstlich. Kosta bebte darunter und dann spürte er Eneas Lippen auch schon auf seinen. Diesmal überhaupt nicht behutsam, sondern sehnsüchtig und drängend. Kosta stöhnte ergeben und war augenblicklich hart. Oh und Eneas war auch hart. Würde er ihn jetzt nehmen? Wollte er ihn überhaupt noch? Egal. Kosta würde so für ihn da sein, wie Eneas es wollte. Egal ob als Gefährte, Freund oder Sklave. Hauptsache er konnte Eneas glücklich machen.

Sein Freund bedankte sich innig zwischen zwei atemberaubenden Küssen bei ihm. Kosta wusste nicht so recht wofür das war. Vielleicht wegen der Ringe, die sie nun endlich nicht mehr tragen mussten. Kosta kam nicht dazu, darüber nachzudenken. Eneas raubte ihm mit seinen Küssen und seiner Nähe den Verstand. Bis er auf einmal etwas noch viel besseres tat. Kosta hatte sich nicht vorstellen können, dass es etwas besseres gab, als Eneas Küsse. Aber dann nahm der wunderbare Krieger ihn in eine feste Umarmung. Ohne Sex und Sinnlichkeit. Einfach nur mit ganz viel Wärme und Liebe. Überwältigt musste Kosta wieder heftiger schluchzen, wo er sich doch während der Küsse etwas beruhigt hatte. Nun strömten die Tränen nur wieder so über seine Wangen. Lange konnte er nichts anderes tun, als sich bebend so fest an Eneas zu pressen, wie es nur ging. Und selbst als seine Tränen endlich versiegten, brauchte er noch eine ganze Weile, um zu begreifen, was passiert war.

"Ich habe so viel gelogen", wiederholte er tonlos. Erschöpft und gleichzeitig glücklich hatte er seinen Kopf an Eneas Schulter gelegt, barg sein Gesicht in Eneas Halskuhle. "Es... es tut mir alles so leid, Eneas. All das Schlimme, das ich dir angetan habe. Dass ich wütend auf dich geworden bin. Dass ich dich verlassen habe. Oh, dass ich dich nach Dhemlan gelockt habe. Das wollte ich nie. Es tut mir so leid. Und dann mache ich dich zu meinem Sklaven und lasse dich keinen Frieden finden. Ich bin so furchtbar. Der Vertrag.... ich wollte nicht... Es ist furchtbar, dass ich nicht anders mit dir reden konnte."
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Eneas » Fr 14. Okt 2022, 11:14

Er spürte wie Kosta auch hart wurde und Eneas wollte ihn zu gerne noch viel wilder und leidenschaftlicher küssen und streicheln, doch dann obsiegte ein anderer Impuls. Kosta einfach nur halten und nie wieder loslassen. Sobald er seinen Liebsten in eine feste Umarmung zog, merkte Eneas gleich, dass es das richtige gewesen war. Kosta schluchzte lauter auf, neue Tränen kamen. Aber es mussten gute, befreiende Tränen sein. So intensiv wie sich sein Freund an ihn presste und sich in der Umarmung fallen ließ. Eneas streichelte ihm über den Rücken, gab ihm einen innigen Kuss auf die Stirn. Es dauerte eine längere Zeit in der Kosta sich einfach nur ausweinte, bebte und schluchzte. Eneas ließ ihm die Zeit. Er konnte selbst kaum fassen, was soeben passiert war. Kosta liebte ihn. Schon sehr lange. Er war aus eigenen Stücken bei ihm geblieben und nicht weil es Timaris so gewollt hatte. Wieso hatte sie nie etwas gesagt?
Vielleicht hatte sie ihnen zugetraut selbst zu erkennen was sie füreinander fühlten. Leider hatte es dann doch irgendwann einen deutlicheren Schubs ihrerseits bedurft. Eneas hatte seine Gefühle viel zu gründlich verdrängt. Auf ihren Geheiß damals. Jedenfalls hatte er es so verstanden. Sie waren auf Urlaub gefahren, damit er "Entzug" von Kosta machen konnte. Er hatte sich eingeredet, es läge alles nur an den Missbräuchen durch Nevander. Eneas war sich mit nichts mehr sicher gewesen. Es war wohl eine denkbar schlechter Moment gewesen sich in seinen Kammerdiener zu verlieben...
Aber genau das war passiert. Es hatte schon damals begonnen.

Kosta lehnte seinen Kopf an Eneas' Schulter. Er konnte den warmen Atem seines Liebsten am Hals spüren. Sein Freund bemerkte leise, dass er viel gelogen hätte.
"Ich auch..", gab Eneas zurück, "Vor allem mich selbst." Er wusste nicht, ob er Kosta wirklich den vollen Umfang dieser Lüge erzählen sollte. Seinen Absturz bei Andiels Einweihungsfeier und alles was danach gekommen war... es war keine schöne Zeit für ihn gewesen, doch Eneas konnte Kosta daran nicht die Schuld geben. Es sollte nicht wie ihr Streit über Andiel werden, wo er Kosta auch ungerecht Vorwürfe gemacht hatte. Eneas war wütend gewesen, dass Kosta nicht gesehen hatte was er empfand, doch er hatte das gleiche genausowenig bei seinem Freund erkannt.
"Jetzt müssen wir nicht mehr lügen", beteuerte er deswegen nur.
Kosta entschuldigte sich stammelnd dafür, was er Eneas angetan hätte. Dass er wütend geworden wäre, ihn verlassen hätte und ihn nach Dhemlan gelockt hätte.
"Es tut mir leid, dass ich dich einfach so hab ziehen lassen... dass ich nicht stärker um dich gekämpft hat. Damals schon", erwiderte Eneas tief empfunden. Zudem hatte es einige Momente gegeben, wo Kosta ihn verlassen hatte, um bei einem neuen Partner zu leben und Eneas hatte sich viel Zeit damit gelassen, Kosta zurückzugewinnen. Das war nicht Kostas Schuld.
"Und dann mache ich dich zu meinem Sklaven und lasse dich keinen Frieden finden. Ich bin so furchtbar. Der Vertrag.... ich wollte nicht... Es ist furchtbar, dass ich nicht anders mit dir reden konnte", fuhr Kosta erschüttert fort. Eneas streichelte ihm sanft übers Haar. Er hatte schon länger gewettert, warum Kosta nicht mit ihm hatte reden können, doch sie hatten wohl beide ihre eigenen Barrieren gehabt, um sich selbst zu bremsen nicht über ihre Gefühle zu reden. Bei Kosta war es schwieriger gewesen diese zu durchbrechen.
"Ich hätte so oder so keinen Frieden gefunden bevor ich das nicht gewusst hätte", beteuerte der Pirat. "Du bist nicht furchtbar... du hast mir die Gelegenheit gegeben, meine Liebe zu beweisen und dir zuzuhören. Ich hoffe, ich hab mich trotz vieler Misserfolge einigermaßen gut angestellt.."
Wobei er natürlich nicht unglücklich darüber war, wenn Kosta den Vertrag aufheben würde. Bedeutete das Entfernen der Ringe dies? Eneas konnte es nicht ganz sagen. Es fühlte sich so an, doch er wollte nicht voreilig sein.
Eneas strich ihm sanft unter dem Kinn, damit Kosta zu ihm blickte. Ohh, diese goldigen Augen machten ihn ganz schwach.
"Weißt du... du hast mir die Gelegenheit gegeben dieses Mal wirklich etwas aus eigenen Stücken zu erkennen." Er hatte sicherlich den Tritt seitens Timaris gebraucht, quasi ihre Erlaubnis diese Gefühle an die Oberfläche zu lassen, doch nun sah er ein, dass Kosta recht damit hatte, dass man manche Dinge selbst erkennen musste.
"Danke..."
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Kosta » Fr 14. Okt 2022, 11:17

Auch Eneas gab zu, dass er viel gelogen hätte. Vorallem sich selbst hätte er belogen. Das hatte Kosta zwar nicht getan. Mehr hatte er Eneas belogen. Doch wahrscheinlich hatte das sein müssen, damit sie beieinander hatten bleiben dürfen. Gerade noch da, als Eneas mit Timaris zusammen gewesen war und besonders, als er wegen Nevander so hatte leiden müssen. Doch jetzt würden sie nicht mehr lügen müssen.
Ganz dicht aneinander gekuschelt, fast so als wären sei ein einziges Wesen, sassen sie vor der Eingangstür auf dem Boden. Kosta klammerte sich sehnsüchtig an seinen Freund, der ihn liebevoll im Arm hielt, ihn tröstend streichelte und ihm gar einen innigen Kuss auf die Stirn gab. Gegenseitig entschuldigten sie sich für Dinge, von denen sie wünschten, sie hätten sie anders gemacht.
"Du wolltest doch nur das Beste für mich", schüttelte Kosta sachte seinen Kopf, dass Eneas sich nicht entschuldigen müsse. Eneas hatte ja nicht gewusst, dass das Beste für ihn er selbst war. Viel schwerwiegender war es, was Kosta ihm angetan hatte. Nicht zuletzt mit dem Vertrag, den er ihm aufgezwungen hatte. Doch selbst das verzieh Eneas ihm nun mit einer Leichtigkeit, die Kosta gar nicht verdient hatte. Innig beteuerte er ihm, dass er sowieso keinen Frieden gefunden hätte, hätte er nicht gewusst, wie tief Kosta für ihn empfand. Kosta nickte sachte. Ja, das hatte er geahnt. Nein, er hatte es gewusst. Deswegen war er dieses enorme Risiko eingegangen. Merkwürdigerweise fand Eneas ihn deswegen nicht schrecklich, sondern war froh, dass er ihm die Gelegenheit gegeben hätte, ihm seine Liebe zu beweisen und ihm zuzuhören. Bebend blickte er zu ihm auf, als Kosta Eneas Hand an seinem Kinn spürte. Er konnte es noch gar nicht fassen, dass Eneas ihn nun wirklich verstand. Doch dieser stellte tatsächlich noch einmal klar, dass Kosta ihm so die Gelegenheit gegeben hätte, dieses Mal wirklich etwas aus eigenen Stücken zu erkennen. Dafür bedankte er sich sogar noch. Kosta traten schon wieder die Tränen in die Augen. Dabei hatte er angenommen, er hätte sich nun für immer ausgeweint.

"Ja, das wollte ich", beteuerte er aufgeregt und klammerte sich mit beiden Händen an dessen Hemd fest. "Ich wollte, dass du es selbst spüren kannst. Dieses innige Brennen, wo nichts mehr anderes zählt. Weil, wenn du das fühlst, dann fühlst du das, was ich für dich empfinde. Und du kannst es mir auch glauben. Keine Zweifel mehr. Du weisst es, weil du es selbst fühlst." Trotz der Tränen strahlte er Eneas glücklich an. Auch wenn in dem Lächeln noch Spuren der Verzweiflung zu sehen waren, die Kosta so lange empfunden hatte. Doch bald würden die Verschwunden sein.
"Du hast mir deine Liebe bewiesen, Eneas", versicherte er ihm. "Mehr als das. Du... du hast mir wieder neue Hoffnung gegeben. Dabei..." Er musste leise lachen. "Du warst ein viel zu braver Sklave." Damit hatte er nicht gerechnet. Es passte zwar zu Eneas vorgefasster Meinung, wie Sklaven sein sollten, doch Kosta hatte nun wirklich nicht vermutet, dass sein Freund sich so gut an seine eigenen Vorstellungen würde halten können. Wo er doch so ein Rebell war.
"Aber du hast mir im richtigen Moment zugehört", bestätigte er ihm voll inniger Liebe. "Ich hatte so Angst, dass es nicht funktionieren würde. Dass ich uns beide für immer zerstöre. Doch du sagtest, dass du mich liebst. Deswegen dachte ich, dass du so auch fühlen könntest, was ich fühle. Damit du dir sicher sein kannst. Damit du wahrhaft weisst. Oh, ich bin ganz durcheinander." Endlich nach all der Zeit durfte er Eneas gestehen, wie sehr er ihn liebte. Er durfte es wirklich, oder? Hastig rief er den Vertrag herbei, den Tefan ihm mitgegeben hatte und drückte ihn Eneas in die Hand.
"Hier, der Vertrag", erklärte er. "Es ist das Original und es gibt keine Kopien davon. Du kannst mit ihm machen was du willst." Eneas hatte sich bestimt schon einiges vorgestellt, was er mit dem Vertrag tun wollte, sollte er ihn in die Hände bekommen. Das durfte er nun nach Herzenslust ausleben.
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