Re: Geschenk einer Schwarzen Witwe
von Kosta » Mo 5. Sep 2022, 19:23
Kosta durfte bei der Führung durch da hohe Schloss dabei sein, worüber er richtig froh war. Die Burg war dermassen verschachtelt und und verwinkelt gebaut, dass man sich ein einem Tag sicherlich mehrmals darin hätte verirren können. Zwei gute Dinge hatte dies Bauweise jedoch. Die Ausrede, dass man sich verlaufen hätte, klang absolut plausibel und das sogar mehr als einmal, und man konnte sich selbst gut in all diesen Ecken und Winkeln verbergen. Beides Dinge, die Kosta für sich zu nutzen gedachte. Weniger gut war, dass es ewig dauerte, bis man die Feste durchquert hatte und wegen der hohen Hallen und der geisterhaften Stille in dem Gebäude, waren geflüsterte Gespräche und leise, schleichende Schritte viel zu gut zu hören.
Grundsätzlich war es aber vorallem unheimlich und bedrückend in dieser Burg. Sie mochte einmal eine wunderschöne Feste gewesen sein, doch Zorya Eacir hatte diesen Ort mit ihrer Bosheit und ihrem absoluten Unverständnis, wie man ein Volk regierte, völlig verdorben. Die Mauern schrien vor Qual und Entsetzen über das, was in ihnen schon alles passiert war. Diese Erinnerung konnte man nicht einfach durch gutes Lüften wieder verschwinden lassen.
Das einzige, was Kosta wirklich faszinierte, war der Kräutergarten. Der Sklave kannte die meisten davon. Viele konnte man für Heiltränke und Salben benutzen. Andere konnten in gewissen Dosen nützlich und in anderen Dosen schädlich sein. Und dann gab es noch die, die einfach nur schädlich waren. Ja, die Königin war bestens ausgerüstet, um die hinterhältigsten Gifte herzustellen. Kosta erschauderte, versuchte sich den Weg zu diesem Garten ganz genau zu merken.
Als unvermittelt ein markerschütternder Schrei zu hören war. Er kam aus dem Gang hinter der Türe, die ihnen soeben geöffnet worden waren. Die Schreie waren nicht laut zu hören, doch sie waren so voller Qual, das Kosta beinahe die Tränen in die Augen getreten wären. Demütig den Kopf gesenkt blinzelte er sie rasch weg. Was musste man einem Menschen nur abscheuliches antun, damit er auf diese Weise schrie? Kosta konnte es sich nicht vorstellen.
Sie bekamen jedoch nicht lange die Gelegenheit über diesen arme, leidende Person nachzudenken. Die führte sie in die Gemächer des Haushofmeisters. Sie waren gross, hell, elegant und es gab auch eine Kammer für Kosta gleich angrenzend. Prinz Asar fragte noch nach einem Arbeitszimmer. Schon vorher hatte es einen kleinen Disput gegeben und auch jetzt schien es dem Prinzen wichtig, dass er sofort mit seiner Arbeit als Haushofmeister beginnen konnte. Kein Wunder, wer wollte diesem geplagten, ausgebeuteten Territorium schon nicht helfen. Die Königin verschob dies jedoch erstmal auf den nächsten Tag und ordnete ein gemeinsames Abendessen an. Eines wo auch Kosta dabei sein sollte. Sehnsüchtig erwiderte er ihren Blick. Viel zu lange schon liess sie ihn darben, machte es noch schlimmer, indem sie die ganze Zeit vor seinen Augen mit seinem Gebieter schmuste. Zu gern wollte er ihr zeigen, wie sehr ihn das beschäftigte und wie sehr er sie vermisste.
Nachdem die Schwarze Witwe gegangen war, gab es jedoch erstmal wieder eines dieser Stelldicheins mit Prinz Asar. Diesmal ganz züchtig angezogen auf dem hohen, luftigen Balkon, wo man einen atemberaubenden Ausblick auf Dhemlan hatte. Zum Glück war Kosta schwindelfrei. Es ging hier ganz schön steil und tief hinunter. So richtig tief. Zu seiner Überraschung erklärte Prinz Asar, dass sie herausfinden mussten, woher die Schreie kämen. Dagegen hatte Kosta absolut nichts einzuwenden. Alles in ihm drängte danach. Nur von dem Prinzen hätte er das nun wirklich nicht erwartet.
"Jemand, den Ihr kennt?" wagte Kosta deshalb zu fragen. Doch der Haushofmeister konnte es ihm nicht sagen. Er war sich nur absolut sicher, dass es wichtig war, dass wussten, wer hier so schrie. Kosta nickte und erwiderte den Blick des älteren Mannes ernst. Er wollte es gerne herausfinden, dann der Person aber auch helfen, wenn es irgendwie ging. Etwas anderes konnte Prinz Asar dann nicht von ihm verlangen.
Irgendwann hatten sie die Aussicht dann genügend bewundert. Während Prinz Asar den Schlaf der vergangenen Nacht nachholte, räumte Kosta gewissenhaft ihre Kleidung aus, hängte sie in die Schränke und sortierte aus, was dringend in die Wäsche musste. Es wurde ein ganz schön grosser Berg. Anschliessend zog er los, um sich bei der Obersten Haushälterin Jeanne Duroi und dem Obersten Butler Bertrand Justaigne vorzustellen. Beides waren hagere, ausgezehrte Menschen die bedeutend älter wirkten, als sie wohl waren. Bei jedem unerwarteten Geräusch zuckten sie schreckhaft zusammen. Ein Verhalten, dass es oft bei neuen Diener in den untersten Rängen geben mochte, doch nicht bei den heimlichen Herren des Hauses. Es musste schrecklich sein, hier Dienst zu tun. Kostas ruhige Freundlichkeit schien etwas völlig fremdes für sie zu sein. Höchstens eine längst verschollen geglaubte Erinnerung an ein früheres Leben.
Einzig die Oberste Köchin, die er kurz darauf kennen lernte, schien noch etwas von ihrer Herzlichkeit etwas aufgespart zu haben. Doch auch bei ihr vermutete Kosta, dass die Frau früher bei weitem ausladender gewesen war, als jetzt und lange nicht so viele graue Strähnen in ihrem Haar gehabt hatte. An allen Dienstboten ging die Ausstrahlung dieser Burg nicht vorbei. Sie alle waren schreckhaft und ausgezehrt. Einzig die, die zu dumm waren, um zu begreifen, was hier passierte, und ohnehin selber einen Hang zur Grausamkeit besassen, schienen sich hier ganz wohl zu fühlen. Na, so konnte man wenigsten erkennen, vor wem man sich hüten musste.
Obwohl man ihm anbot, dass man die Kleidung von Prinz Asar in die Wäscherei bringen würde, bestand Kosta darauf, dies selber zu tun. Man mochte es werten, dass er ein besonders sorgsamer und treuer Diener war. In Wahrheit wollte er jedoch einfach nur sich möglichst rasch in der Burg bewegen können, ohne dass er sich tatsächlich verirrte oder die Wachen sich über den neuen Diener wunderte. So liess er sich von einer älteren Hexe hinunter zu der Wäscherei bringen, wo er sich auch gleich den Wäscherinnen vorstellte und sie nach dem bestimmten Regeln fragte, die er wohl bezüglich der Wäsche zu beachten hätte. Auch hier schien er ein Kuriosum zu sein. Ein Diener der freundlich lächelte. So etwas konnte es doch nicht geben.
Nachdem er eine ganze Weile im Schloss unterwegs gewesen war, ging er zurück in die Gemächer des Haushofmeisters. Zu gerne hätte er sich auch schon in den Stallungen vorgestellt, doch dazu war keine Zeit mehr geblieben. Hoffentlich ging es morgen. Kosta war es wichtig, möglichst viele der höherrangigen Dienstboten zu kennen. Es mochten nicht immer die wirklich hilfreichen sein, doch es waren die, die etwas zu sagen hatten. Besser man zog die auf seine Seite.
Nun, musste er sich jedoch für den Abend vorbereiten. Ziemlich frech gönnte er sich eine entspannende Dusche in Prinz Asars Bad. Diesmal ganz alleine. Leider. Anschliessend frisierte er sich und zog sich anständig für das Abendessen an, bevor er alles für Prinz Asar vorbereitete und ihn dann behutsam wecken ging. Die Dienstboten, die er für seinen Gebieter zur Verfügung gestellt bekommen hatte, sollten nacher, wenn sie beim Essen waren, hier nochmals aufräumen und lüften. Kosta wollte hier drin so viel frische, kalte Bergluft haben, wie nur möglich. Einerseits um die Gemächer von ihren Erinnerungen zu reinigen, auch wenn hier der Schmerz weniger zu spüren war. Andererseits damit es nicht auffiel, wenn sie selbst gerne etwas verbergen wollten und deshalb ordentlich lüfteten.