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Geschenk für Goldauge





Re: Geschenk für Goldauge

Beitragvon Timaris » Do 18. Aug 2022, 19:51

"Fünf Sklaven, aber nur drei davon sind junge Männer", erklärte sie Amanico nebenbei. "Sie sind derweil besitzerlos und stehen somit nur im Weg. Da könnt genausogut ihr sie haben." Natürlich war Timaris bewusst, dass sie die Sklaven befreien würden. Deswegen gab sie sie den Piraten ja auch mit. Doch was sollte sie während diesen Zeiten mit einfachen Arbeitersklaven hier im Palast und da Ayden sie sie unter ihrem Namen gekauft hatte, waren es auch nicht ihre eigenen Sklaven, die sie damit freiliess.

"Ich würde viel dafür geben, dass die zwei unversehrt zu mir zurück kommen", gab Timaris zu. "Ich will sie unbedingt wieder hier haben und dann werde ich ihnen mehr als nur den Hosenboden für ihre Dummheit und ihren Ungehorsam versohlen." Oh ja, sie würde sie das noch ordentlich büssen lassen. "Aber ich werde kein hayllisches Blut dafür geben." Dass sie die Armee nach Raej schicken würde, hatte sich schon länger abgezeichnet. Deswegen hatten sie Gualterio ja überhaupt dahin geschickt. Es war auch mit den verbündeten Königinnen vereinbart, dass Hayll Sion ablenkt, damit die schattigen Territorien das Dhemlan in Kaeleer überraschend angreifen und das Tor unter ihre Kontrolle bringen konnten. So dass Sion keinen Zugang mehr zu der Hölle besass und er nur noch in einem der drei Reiche festsass.

Olintes überlegte derweil, dass die Armee viel zu langsam vorwärts käme und in Kämpfe verwickelt werden würde. Das war ihr durchaus klar. Dennoch schien es Timaris der sicherste weg. Zumindest, wenn man es nicht pressant hatte. Doch die Piraten wollten lieber gestern als morgen schon bei Kosta sein. Wenigstens wollten sie nicht mehr direkt bis nach Loraka. Timaris haderte mit sich. Auch sie wollte Ayden und Kosta in Sicherheit wissen. Doch sie wollte auch nicht die Piraten dafür gefärden. Wobei es ungewiss war, ob Ayden und Kosta überhaupt gerettet werden wollten von ihrem idiotischen, heldenhaften Plan. Sie sollte sie wirklich verhaften lassen.

"Unsinn, natürlich wollte er zurück auf die Insel", widersprach Timaris Amanico unwirsch, als er so einen Stuss erzählte und bedeutete ihm, mit einer kleinen Geste, ihr noch etwas mehr Tee nachzuschenken. Da in dem Krieger noch genügend adlige Erziehung steckte, kam er dem ohne Umschweife auch dezent nach. Er war ohnehin zu verwundert von ihrem heftigen Widerspruch. "Es gibt kaum etwas, was er lieber getan hätte. Er wollte nicht nach Raej, weil er gedacht hatte, da wartet mehr auf ihn. Er wollte nur nicht wieder mit euch zurück, weil er wusste, dass dann die Beziehung von Eneas mit Leto in die Brüche geht." Das war doch offensichtlich. Ihr Tonfall klang auch sehr danach, dass das wohl jeder gewusst hatte. Was Timaris um Kostas Willen jedoch verheimlichte, weil der Krieger so viel unternommen hatte, um es zu verbergen, war dass Leto selbst ihn gebeten hatte, sich etwas zurück zu ziehen.

"Zumindest war das sein ursprünglicher Plan gewesen", fügte sie etwas ruhiger hinzu. Bis es dann zu diesem absolut seltsamen und unglaubwürdigen Streit gekommen war, infolge dessen sie Eneas besucht und ihm klar gemacht hatte, dass er sich entscheiden musste. Doch etwas entsetzt wollte sie von den Piraten wissen, ob Eneas sich etwa für Leto entschieden hatte. Aber anscheinend war sie noch nicht einmal oben im Schloss gewesen, als Eneas sich schon von ihr getrentt hatte.
"Es war abzusehen, dass diese Beziehung nicht ewig hält", stimmte Timaris den Erklärungen der beiden Piraten zu. "Ich denke das haben alle gewusst. Sogar Leto. Alle ausser Eneas und Kosta." Sie seufzte. "Da wollte Kosta sich also zurück ziehen, um die Beziehung zu retten, während Eneas sie beendete", fasste sie das Drama zusammen. "Während Kosta sich einigelt, musste Eneas erst die Kinder auf die Insel bringen und inzwischen ist Kosta nach Raej abgehauen. Ich kann ja verstehen, dass Eneas ihm sofort nach will, damit er ihm endlich nach all der Zeit seine Liebe gestehen kann. Aber, beim Feuer der Hölle, ich will euch nicht gehen lassen. Erst recht nicht, wenn Eneas nun seinen verliebt, verklärten Blick drauf hat. Dann verliert er vollkommen den Sinn für Gefahren. Es ist zu gefährlich."
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von Anzeige » Do 18. Aug 2022, 19:51

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Re: Geschenk für Goldauge

Beitragvon Olintes » Do 18. Aug 2022, 19:52

Die Königin erklärte, dass sie den Haushofmeister und Kosta sehr gerne schnell wieder bei sich wissen wollte und sei es nur, um sie für ihren Ungehorsam zu schelten. Olintes grinste kurz, aber eigentlich war das Thema viel zu ernst, weswegen es auch nicht lange hielt.
"Aber ich werde kein hayllisches Blut dafür geben", beharrte Timaris.
"Menschen sind bereits gestorben auch ohne dass die Leute hier es einen offiziellen Krieg nennen. Hayllisches Blut ist bereits vergossen", sagte Amancio leise. Olintes nickte nachdenklich. Eneas hatte auch öfter darüber gesprochen. Bevor Sion getötet wurde, würde noch viel Blut fließen, befürchtete Olintes. Auf beiden Seiten. Das wusste die Königin sicher auch.
Das Gespräch drehte sich aber hauptsächlich weiter um Kosta und dessen seltsames Verhalten in den letzten Monaten. Nicht, dass Eneas sich einen Deut besser verhielt, dachte Olintes bei sich. Die Königin glaubte, dass Kosta nur nicht mit zurück nach Nuranessa gereist wäre, weil er Eneas' und Letos Beziehung hatte retten wollen.
"Das ist sie nun so oder so", bemerkte Olintes, "Es hat irgendwann so kommen müssen... es tut mir leid für Leto, doch sie war nicht blind. Sie hat das ja auch gesehen mit den beiden..."
Tinaris sah das ähnlich, erwiderte, dass alle gewusst hätten, dass diese Beziehung nicht für die Ewigkeit war. Alle außer Kosta und Eneas.

"Ich kann ja verstehen, dass Eneas ihm sofort nach will, damit er ihm endlich nach all der Zeit seine Liebe gestehen kann. Aber, beim Feuer der Hölle, ich will euch nicht gehen lassen. Erst recht nicht, wenn Eneas nun seinen verliebt, verklärten Blick drauf hat", fuhr die schöne Hayllierin fort und meinte damit, dass Eneas in seinem jetzigen Status nicht wirklich besonnen handeln würde. Auch die Piraten kannten die Emotionen, die ihr Käpt'n manchmal so durchlaufen konnte und ja, wenn er verliebt war, war er für nicht viel zu gebrauchen. Nur ging es jetzt um Kosta.
"Es ist gefährlich, aber wir können ihn nicht aufhalten. Es ist noch schlimmer als sonst", wandte Olintes ein.
"Er ist völlig außer sich. Er will ihn unbedingt retten", steuerte Amancio seufzend dazu. Olintes zögerte kurz, blickte dann zu Lady Tolarim. Da gab es noch einen Kommentar der Königin, den sie vielleicht richtig stellen sollten. Eneas hatte ihn ja auch nicht verboten darüber zu sprechen und Timaris wusste schließlich schon lange wie es um die beiden stand. Olintes wollte gar nicht wissen wie lange..
"Aber so wie wir es gehört haben, hat er Kosta bereits seine Liebe gestanden... Kosta hat es nicht gereicht, es muss ein furchtbares Gespräch gewesen sein. Es hat den Käpt'n... so haben wir ihn nur einmal erlebt bisher..." Olintes aß rasch weiter, den Blick gesenkt. Beinahe hätte er die Trennung zwischen der Königin und Eneas erwähnt, das wäre vielleicht nicht das Klügste.
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Re: Geschenk für Goldauge

Beitragvon Timaris » Do 18. Aug 2022, 19:56

Olintes und Amanico blieben erstaunlich hartnäckig. Natürlich fürchteten sie um Kostas Unversehrtheit. Das tat Timaris auch. Doch es war genau so wahnwitzig, dem Krieger in das Kriegsgebiet nach zu jagen. Jetzt mehr denn je. Ihr Schiff würde bestimmt überall gesucht werden. Möglicherweise verrieten sie Kosta und Ayden eher, als dass sie ihnen halfen. Das mussten die beiden Krieger doch auch wissen.
Dennoch wandte Olintes ein, dass, obwohl es zwar gefährlich, die Eneas nicht aufhalten könnten. Timaris Augen verengten sich zu Schlitzen. Nicht konnten, oder nicht wollten? Schliesslich waren sie auch mit Kosta befreundet. Olintes fügte hinzu, dass es noch schlimmer als sonst sei. Was war schlimmer als wann? Amanico fügte hinzu, dass Eneas völlig ausser sich sei und er Kosta unbedingt retten wollte. Timaris bekam ein ungutes Gefühl. Ihr kam es so vor, als hätte sie etwas bestimmtes verpasst.
"Kosta muss womöglich gar nicht gerettet werden", wandte sie dennoch ein. "Vielmehr könntet ihr ihn erst in Gefahr bringen, wenn ihr da einfach auftaucht." Sie sollten das auch von der anderen Seite sehen. "Kosta und Ayden wollen in Raej bestimmt an Zorya gelangen." Für das Gegengift. Daran zweifelte sie nicht. Schliesslich kannte Ayden die Schwarze Witwe persönlich. "Wenn Eneas Kosta wie ein liebeskranker Blinder hinterher stolpert, verdirbt er vielleicht alles."

Endlich einmal zögerten die beiden Piraten. Kurz darauf stellte sich allerdings heraus, dass dies nicht an Timaris guten Argumenten lag, sondern daran, weil sie sich anscheinend nicht so sicher waren, ob sie ihr etwas mitteilen sollten oder nicht. Sie entschieden sich dann doch dafür. Danach herrschte erst einmal schweigen, da Timaris die zwei Krieger einfach nur anstarrte, um herauszufinden, wo der Haken, respektive der Witz an der Geschichte war. Doch sie spürte, dass die Zwei die Wahrheit sprachen.
"Das kann unmöglich wahr sein", flüsterte Timaris überwältigt."Kosta würde niemals... Kosta hatte niemals Bedingungen an Eneas. Er..." Allerdings ist Kosta auch sehr wütend auf Eneas geworden. Das war genau so unmöglich. "Gütige Dunkelheit, was ist nur geschehen? Ich weiss, dass es ihn zutiefst geschmerzt hat, euch den Rücken zu kehren, damit Leto und Eneas eine Chance haben. Aber nun wo sie doch getrennt sind... Und Kosta weiss das doch? Wieso wurde er so wütend auf euch, auf Eneas? Warum...? Was ist nur schief gelaufen? Und Eneas? Wo ist er jetzt? Das muss ihn zerstört haben. Ich weiss war ihr meint. Nachdem ich ihn habe fallen lassen", nahm sie ohne zu zögern die Schuld auf sich. Sie wusste wie sehr Eneas damals gelitten hatte. Mehr als die meisten anderen. Und sie wusste auch, dass sie damit viel bei dem sensiblen Krieger zerstört hatte. Doch sie hatte auch gewusst, dass Eneas dies mit Kosta überstehen konnte.
"Aber diesmal ist Kosta nicht da, um ihn aufzufangen", murmelte sie eher zu sich selbst. "Eneas? Ist er in der Nähe? Ich will ihn sehen." Sie leutete nach einem Dienstboten. Der sollte ihr Wachen, eine Kutsche, ihren Gefährten und Zorya organisieren.
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Re: Geschenk für Goldauge

Beitragvon Olintes » Do 18. Aug 2022, 19:57

Dass Kosta nicht gerettet werden wollte, befürchtete Olintes auch, aber es war momentan unmöglich Eneas dies begreiflich zu machen. Verständlicherweise sorgte sich die Königin darum, dass sie Kosta in Raej bloß in noch mehr Gefahr brachten.
"Sollten wir ihn finden - und den Haushofmeister - werden wir nichts tun, um sie in Schwierigkeiten zu bringen. Und wir werden unser bestes geben, dass der Käptn' das auch befolgt." Mehr konnten sie gerade nicht versprechen. Vielleicht sollten sie diesen Zucker einfach mit entführen, auf eine Entführung mehr oder weniger kam es dann auch nicht mehr an. Eines war Olintes aber klar, er wollte seinen Aufenthalt in Raej so kurz wie möglich gestalten. Es klang ganz nach einem Hexenkessel, verschiedene Fraktionen, die gegeneinander kämpften und versuchten Raej für sich zu gewinnen. Der kurze Aufenthalt in Garois hatte Olintes eigentlich gereicht, aber er wusste auch, dass Eneas diese Warnungen alle in den Wind schießen würde. Genauso wie Kosta ja ebenfalls nicht darauf gehört hatte.

Als sie dann Timaris davon erzählten, dass Eneas bereits versucht hatte Kosta seine Liebe zu gestehen, dieser das jedoch nicht akzeptiert hatte und die beiden sich mehr als nur niederschmetternd getrennt hatte. Auch die Königin war davon überrascht, wollte es zunächst nicht glauben, dass Kosta so reagiert hatte.
"Aber nun wo sie doch getrennt sind... Und Kosta weiss das doch? Wieso wurde er so wütend auf euch, auf Eneas? Warum...? Was ist nur schief gelaufen?", fragte sie die Piraten.
"Wir waren nicht auf dem Schiff, als sie das Gespräch hatten", sagte Amancio, "Wir haben nur das Resultat davon gesehen und das was Eneas uns erzählt hat.. nachdem er irgendwann am nächsten Morgen aufgehört hatte zu weinen..."
"Vor dem Gespräch noch hat er uns endlich gesagt, dass er auf Männer steht", fiel Olintes noch ein, "Er wirkte so hoffnungsvoll als Kosta kam..." Olintes zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung was da schief gelaufen ist. Vielleicht haben die beiden sich mal wieder missverstanden." Er schnaubte leicht. "Bloß null idee wie man das missverstehen kann.."
Timaris wollte wissen wo Eneas jetzt war und gab auch zu erkennen, dass sie wusste worauf Olintes angespielt hatte. Die Trennung zwischen ihr und Eneas.
"Er ist in einem Gasthaus in einem kleinen Dorf östlich von Draega, nicht weit weg. Nach dem Gespräch haben wir einfach abgelegt, aber bis zu Mineva hin war er zu nichts zu gebrauchen... der kleine Tileo war der einzige, befürchte ich, weswegen Eneas sich dann zusammengerissen hat", steuerte Amancio bei. "Wenn wir Tileo jetzt noch zu seinen Eltern bringen..."
Timaris wollte sofort mit Eneas sprechen, winkte nach einem Dienstboten. Als die Königin aufstand, erhoben sich auch die beiden Männer. "Danke. Wenn ihn jemand beruhigen kann, dann ihr", fand Olintes. Timaris schien sehr bestrebt unverzüglich aufzubrechen, aber zuvor wollte sie sich noch mit Lady Sorra Tolarim treffen. Olintes und Amancio hätten gerne solange Kostas Zimmer nach Hinweisen auf Tileos Eltern durchsucht, doch Timaris wollte das selbst regeln. So wütend wie Kosta auf die Mannschaft war, womöglich auch besser.
Wenig später saßen sie alle in einer schmucklosen Kutsche und verließen Draega. Der Gefährte der Königin begleitete sie wieder. Vermutlich als Schutz. Olintes fragte sich wie es Timaris tatsächlich ging. Sie zeigte sich stark, aber die Vergiftung war wohl immer noch da. Kosta und der Haushofmeister wollten das Gegenmittel bekommen. Ob sie den beiden helfen konnten?

Als sie nach einer knappen Stunde in dem Dorf ankamen, fanden sie Maria, Fabiene und den jungen Lino im Schankraum wieder. Sie flickten Kleidung, die wohl für Fabiene und Lino gedacht waren. Als Maria sie hereinkommen sah, erhob sie sich gleich. Fabiene folgte ihrem Beispiel sogleich, bloß Lino saß etwas geistesabwesend weiterhin rum. Der Wirt und die Wirtin, alte Freunde der Mannschaft, begrüßten sie auch. Niemand erkannte Timaris für die die sie war, aber dennoch schien es sich unbewusst bemerkbar zu machen, dass hier jemand wichtiges das Gasthaus betreten hatte. Es war nicht viel los, da es kurz nach Mittag war. Bloß die letzten Mittagsgäste beendeten gerade ihr Mahl. Eneas war nirgendwo zu sehen, aber Olintes spürte ihn im ersten Stock.
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Re: Geschenk für Goldauge

Beitragvon Timaris » Do 18. Aug 2022, 20:00

Olintes und Amanico konnten ihr auch nicht so recht sagen, was zwischen Eneas und Kosta vorgefallen wark, da sie selbst nicht auf dem Schiff gewesen seien. Wahrscheinlich hatten sie den beiden Turteltauben ihren Freiraum geben wollen, sich auszutoben. Allerdings hätte Eneas nach dem Treffen die ganze Nacht geweint und ihnen erst am Morgen mitteilen können, was geschehen war. Zumindest oberflächlich, wie es schien. Olintes vermutete irgend ein Missverständnis zwischen den Beiden, auch wenn er keine Ahnung hatte, wie man sich da missverstehen konnte. Timaris wusste es auch nicht, staunte jedoch, dass Eneas schon vor seinem Gespräch mit Kosta preisgegeben hatte, dass er auch auf Männer stünde. Wobei, eigentlich stand er vorallem auf Kosta. Die Königin vermutete stark, dass andere Männer nur ausprobieren waren.

Jetzt jedenfalls stand es schlimm um Eneas, dem sein Herz gestohlen und zerissen worden war. Schon zum zweiten Mal. Timaris wusste, wie sehr sich der sensible Krieger an jemanden Band, wenn er ihn mochte. Auch wenn er das nicht gerne zugab. Spätestens wenn er die geliebte Person zu verlieren drohte, merkte man, wie sehr er sich tatsächlich hingegeben hatte. So konnte sie nur zu gut die Befürchtung der anderen Piraten nachvollziehen, dass Eneas keinen Halt mehr hätte, wenn Tileo sicher bei seinen Eltern aufgehoben war. Deswegen wollte sie mit ihrem ehemaligen Gefährten ganz dringend sprechen. Er war ihr doch noch immer so unheimlich wichtig und alles an ihr drängte danach, ihn tröstend in den Arm zu nehmen. Auch wenn sie eigentlich weder die Zeit noch die Kraft dafür hatte.

Entsprechend ablehnend waren auch die Reaktionen ihres Gefährten, ihrer Wachen und von Sorra, als sie ihnen ihre neuen Pläne mitteilte. Timaris liess jedoch keine Widersprüche gelten, erklärte ihr, dass die Bluttranfusionen doch helfen würden und sie niemand erkennen täte, mit dem Netz. Ausser Eneas vielleicht. Sein Herz hatte nah genug bei ihrem geschlagen, so dass er es gelernt hatte, sie dennoch zu erkennen. Doch ihm wollte sie sich ja auch offenbaren.
Während Sorra sich um das Netz und die Wachen um die Sklaven kümmerten, die sie Eneas mitgeben wollte, zob Timaris sich in Kostas Zimmer zurück und untersuchte seinen Schreibtisch nach Unterlagen und Briefen, über Tileo. Es war leicht sie zu finden. Einerseits weil der Schreibtisch so ordentlich aufgeräumt war und anderseits, weil es ganz zuoberst auflag. Als hätte Kosta es noch jemandem abgeben wollen, sei dann aber nicht mehr dazu gekommen.

In ein schönes, aber warmes Winterkleid gehüllt, gut eingepackt in einen Pelzmantel verliess Timaris am Nachmittag die Kutsche, die sie in das Dorf gefahren hatte, wo Eneas auf seine Freunde wartete. Timaris konnte ihn schon spürten. Zielstrebig betrat sie das Wirtshaus, liess Aaron kaum Zeit, ihr die Tür zu öffnen, oder sie zu stützen. Auch wenn die Kutschfahrt wieder etwas an ihren Kräften gezehrt hatte. Sie wollte zu Eneas.
Im Schankraum waren noch ein paar letzte Gäste und Maria Barcé, die mit zwei süssen Jünglingen Kleider flickte. Fragend warf sie Olintes einen Blick zu. Wer waren denn die Beiden? Die wollten so gar nicht ins Bild passen. Der eine, der geistesabwesend auf dem Stuhl sass und der andere, der sie scheu musterte und gleich darauf süss leicht errötete. Sehr niedlich und Timaris wusste zwei weitere Personen, denen die jungen Krieger ebenfalls gefallen täten. Ob das irgendwie zusammen hing? Aber das konnte warten.
"Sei so gut und bestell mir einen heissen Tee", wiess sie Aaron an. Bevor ihr wieder kalt wurde. Doch sie wartete nicht auf das Getränk, sondern steuerte gleich auf die Treppe zu, um in den oberen Stock zu gelangen, zu dem Zimmer, in dem sie Eneas spürte. Wie immer betrat sie es, ohne vorher anzuklopfen.
*Eneas, mein Lieber*, sandte sie dabei innig ihrem ehemaligen Gefährten. *Was ist passiert?*
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Re: Geschenk für Goldauge

Beitragvon Eneas » Do 18. Aug 2022, 20:03

Nachdem sie in Hayll angekommen waren, hatte er Olintes und Amancio gedrängt sofort nach Draega zu reisen, um nach Kosta zu sehen. Am liebsten wäre Eneas gleich selbst los, er hätte so gerne etwas unternommen anstatt wieder zum Warten verdammt zu sein. Er musste Kosta sehen, wenn er noch einmal mit ihm reden könnte und dieses Mal würde er alles richtig machen, er würde die richtigen Worte finden. Er hatte doch sonst auch nie Probleme mit Worten...
Von der Reise auf den Winden einigermaßen erschöpft, legte er sich gleich ins Bett und versicherte Maria, sie könnte nach unten gehen, er würde schlafen. Aber Eneas konnte nicht schlafen. Er lag auf dem Bett, dachte an seinen Freund und bebte vor innerlichem Schmerz. Wieder und wieder durchlebte er ihren Streit, die Entführung, das folgende Gespräch wo Kosta ihn endgültig verlassen hatte. Eneas dachte auch an Leto. Vielleicht war alles ein Riesenfehler gewesen und er sollte sie anflehen, dass sie ihm nochmal verzieh. Er vermisste sie.
Aber nur wenig später waren seine Gedanken wieder bei Kosta und es tat tausendmal mehr weh. Scheiße. Er wollte nicht so fühlen, er musste etwas machen. Er musste um Kosta kämpfen, ihm beweisen, dass er wirklich in ihn verliebt war. Er war in seinen besten Freund verliebt... oder Kosta hatte recht und Eneas hatte bloß Angst und konnte eben nicht allein. Der Krieger zog sich das Kissen über den Kopf, er wusste nicht was er denken sollte oder fühlen. Alles war durcheinander.
Eneas versuchte Kosta einen neuen Brief zu schreiben, den er einem Boten mitgeben wollte. Besser noch, er ritt bis zum Stadtrand und fand dort einen Boten. Er würde sich aus dem Gasthaus stehlen und direkt beim Stadtrand warten. Er konnte nicht erwarten, dass Kosta bis hierher kam. Falls er kam...
Aber erst der Brief. Eneas lag auf dem Bett, rief Papier und Feder herbei. Beim Anblick des Füllfeders war es jedoch schon vorbei. Den hatte ihm Kosta geschenkt... Kosta, der sowieso nie mehr von ihm hatte haben wollen. Er hatte selbst bei ihrem Gespräch nicht gesagt, was er wollte. Nur, dass alles in Ordnung gewesen wäre. Ob er diesen Zucker aus Raej geholt hatte? Vielleicht waren beide gerade im Palast und hatten dominanten Sex. Wütend knülllte Eneas das Papier zusammen, warf es weg. Tränen rannen ihm über die Wangen.

Er wusste nicht wie lange er so zubrachte. In den letzten Wochen hatte Eneas kein gutes Zeitgefühl mehr. Nicht, wo seine Gedanken ständig woanders war. Er schreckte erst auf, als die Türe sich unerwartet öffnete und er einen vertrauten Speerfaden empfing. Der Krieger drehte sich auf dem Bett um, wischte sich hastig übers Gesicht.
Timaris blickte ihn an. Für einen Moment wirkte sie seltsam, fast fremd, aber der Moment war sofort wieder weg. "Du bist gekommen, dann.. sind Olintes und Amancio zurück", erkannte Eneas, rückte sich die Kleidung etwas zurecht. "Und.. Kosta?", setzte er an, ließ seine Sinne wandern. Er ließ seine Schultern sinken, als er gleich merkte, dass Kosta nicht hier war.
"Er wollte nicht kommen? Hat.. er etwas gesagt?" Eneas rappelte sich auf, kam auf Timaris zu. Erst dann wurde ihm so richtig klar, dass Timaris ihn tatsächlich hier besucht hatte. Und das trotz ihrer knappen Zeit. "Wie geht es dir?", fragte er, strich sich durchs Haar. Seine Augen waren gerötet.
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Re: Geschenk für Goldauge

Beitragvon Timaris » Do 18. Aug 2022, 20:04

Eneas musste geweint haben, denn seine Augen waren gerötet. Er schien auch ziemlich abwesend zu sein, denn er antwortete nicht auf ihre Fragen. Stattdessen stellte er einfach einmal fest, dass sie gekommen wäre und dann, dass Olintes und Amanico zurück wären. Dabei zupfte er an seinen Kleidern herum. Kritisch betrachtete Timaris den Krieger eingehend. Er nahm doch nicht wieder Laudanum oder gar Opium. Mit viel Kraft hatte Eneas seine Sucht damals zwar überwunden, doch nun hatte er einen harten Schlag hinnehmen müssen. Es war gut möglich, dass Eneas wieder versuchte seinen Schmerz zu betäuben.

Dann stellte sich jedoch heraus, dass er nur seine Sinne hatte schweifen lassen, um Kosta zu finden. Kurz darauf fragte er nach ihm. Ob er nicht hätte mitkommen wollen, ob er etwas gesagt hatte. Und schliesslich kam es ihm dann doch noch in den Sinn, sie nach ihrem Befinden zu befragen. Nervös strich er sich durchs Haar und kam näher. Timaris lächelte. Eneas hatte schon immer seine ganz eignen Prioritäten und Höflichkeitsansichten gehabt.
"Deine Idee mit gesundem Blut hilft etwas", erwiderte sie sanft und streckte ihm ihre Hand entgegen, damit er ihr helfen konnte sich auf den Stuhl zu setzen, zu dem sie deutete. "Die Schmerzen lassen zeitweilig etwas nach und mir scheint, als würde es sich nicht mehr so schnell ausbreiten. Aber viel Bewegung tut nach wie vor nicht gut." Zu genau wollte sie hier nicht darüber sprechen
"Kosta hat nichts über dich gesagt, wenn du das meinst", begann sie behutsam Eneas andere Fragen zu beantworten. Ihr Sklave hatte ihr tatsächlich nichts von Eneas gesagt. Das hatte er kaum jemals. Nur wenn sie gefragt, wenn sie nachgebohrt hatte. "Was ist passiert Eneas?" wollte sie freundlich wissen und verschwieg erst einmal, wo Kosta sich vermutlich befand. Erst wollte sie in Ruhe mit Eneas über seine verworrene Beziehung mit Kosta sprechen. Das würde nicht gehen, wenn ihr ehemaliger Gefährte in Gedanken bereits in Raej war. "Olintes und Amanico haben mir gesagt, dass Kosta nochmals bei dir gewesen, aber dann nicht geblieben ist."
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Re: Geschenk für Goldauge

Beitragvon Eneas » Do 18. Aug 2022, 20:07

Er hätte vielleicht zuerst danach fragen sollen wie es Timaris ging, aber das fiel Eneas erst jetzt auf. Er kam sich nicht wirklich wie er selbst vor. Eneas griff behutsam nach Timaris' Hand und brachte sie zu dem Stuhl neben dem Fenster. Allein dass sie diese Hilfe suchte, zeigte ihm wie sehr sie unter der Vergiftung litt und kämpfte. Sie sagte zwar, dass das gesunde Blut helfen würde, aber das war keine Lösung für immer, das begriff auch Eneas. Es verschaffte ihr bloß etwas Zeit. Er mochte gar nicht daran denken, was sein würde, wenn die Schwarzen Witwen an ihrem Hof kein Gegengift fanden. Dass Timaris nicht mehr sein könnte...
Und er musste furchtbar sein, dass er dennoch bloß darauf brannte, dass sie seine Fragen über Kosta beantwortete. Etwas enttäuscht hörte er, dass Kosta ihn nicht erwähnt hatte. "Er hat dir auch keine Nachricht mitgegeben? Irgendetwas... ich hatte ihm geschrieben. Hat er das bekommen?", fragte Eneas.
Timaris wollte aber zuerst wissen was passiert wäre bei seinem letzten Gespräch mit Kosta. Eneas presste die Lippen zusammen, setzte sich auf die Bettkante, strich sich über die Hände. "Ich hab ihm Rosen geschickt...", sagte er leise, "Aber er hat sie zurückgebracht.. er hatte auch noch so einen dummen Typen dabei." Eneas seufzte. Er wusste nicht ob er wütend oder niedergeschmettert sein sollte. Er schwankte ständig. Aber weit schlimmer als der angeschleppte Kerl waren die Worte, die Kosta zu ihm gesagt hatte.
"Es war...", suchte Eneas nach Worten, "Er hat gesagt, er kann mir nicht vertrauen.. ich hab mich entschuldigt für die.. Entführung, ihm gesagt, dass ich mich von.. Leto getrennt hab.. dass er das wichtigste ist für mich im Leben.. d-dass ich ihn nicht verlieren will, aber.. d-das hab ich dann. Er.." Eneas hatte Mühe noch weiterzusprechen, ballte die Hände zu Fäusten ehe er sie sich vors Gesicht hielt und leise schluchzte. Tränen rannen ihm übers Gesicht.
"Ach, verdammt", fluchte er. Er konnte nicht darüber reden, nicht ohne dass es so weh tat, dass er sich nur noch zusammenrollen und heulen wollte. "I-ich hab ihm gesagt.. hi-hich liebe ihn... er hat gesahaagt... meine L-liebe ist zu schwach...", fuhr er mit brechender Stimme fort.
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Re: Geschenk für Goldauge

Beitragvon Timaris » Do 18. Aug 2022, 20:11

"Eneas... ich habe mit ihm kaum mehr gesprochen, seitdem er aus Raej zurück gekommen ist und dabei ging es nicht um dich", wehrte sie vorsichtig Eneas unzählige Fragen ab. "Das ist nicht gegen dich gerichtet", beteuerte sie lieb, weil sie gleich sah, wie enttäuscht der Krieger war. "Nur, du kennst doch Kosta. Er drängt einem nie etwas persönliches auf und mir waren andere Sachen wichtiger, nach denen ich ihn gefragt habe. Ich konnte doch nicht ahnen, dass es dermassen aus dem Ruder laufen würde." Auch wenn die beiden Krieger prädestiniert dafür waren, sich misszuverstehen, so liebten sie sich doch innig und Timaris hatte angenommen, sie würden schon zueinander finden, nachdem sie Eneas die Augen geöffnet hatte. Offensichtlich war das nicht der Fall, weswegen sie genauer wissen wollte, was vorgefallen war.

"Rosen? Du hast Kosta Blumen geschickt?" Timaris lächelte. So romantisch und so typisch Eneas. Kosta hingegen hatte die Rosen wieder zurück gebracht. "Vielleicht haben ihn die Rosen nur etwas überfordert, da er vorher noch nie Blumen von dir bekommen hat", überlegte sie aufmunternd. "Dummen Typen? Was für ein dummen Typen?" Sie hatte gedacht, Kosta schwärmte so halb für den ehemaligen Lustsklaven Namens Zucker, den er in Raej retten wollte. Oder hatte er hier in Draega etwa auch schon eine Bekanntschaft geknüpft? Auch wenn Kosta selbst es nie so recht bemerkte, hatte er meistens mehr als genügend Verehrer. Doch keiner blieb lange bei ihm, weil sie nicht gerne zweite Wahl nach Eneas blieben.

Stockend versuchte Eneas weiter zu erklären, was passiert war. Dass Kosta ihm gesagt hätte, er könne ihm nicht vertrauen. Daraufhin hatte Eneas ihm erzählt, dass er sich von Leto getrennt hätte und hatte ihm seine Liebe gestanden. Danach konnte ihr ehemaliger Gefährte nicht mehr weiter sprechen. Tränen rannen ihm schmerzlich übers Gesicht und er schluchzte leise.
Mitfühlend langte Timaris nach Eneas Hand, drückte sie zärtlich. So gerne hätte sie ihn in ihre Arme genommen und tröstend gewiegt und gestreichelt. Es tat ihr weh, den Krieger, den sie doch selber auch sehr mochte und der ihr auch sehr viel bedeutete, so leiden zu sehen. Doch ihr war noch nicht einmal die Kraft geblieben, ihn zu sich zu ziehen, geschweige denn, ihn in den Armen zu halten. Sie hasste es.
"Es klingt so unglaublich, was du mir sagst", meinte sie leise. "Es ist schon nicht zu glauben, dass Kosta ausgerechnet wütend auf dich ist und das wegen einer blossen Entführung. Das passt nicht. Und nun das. Ich kann nicht glauben, dass er nun nicht in deinen Armen weilt. Was soll das bedeuten, deine Liebe sei zu schwach? Zu schwach wofür?"
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Re: Geschenk für Goldauge

Beitragvon Eneas » Do 18. Aug 2022, 20:14

Eneas strich sich über die Wangen, versuchte die Tränen zu beenden. Er wollte nicht schon wieder weinen und dann noch vor Timaris. Wegen Kosta. Alte Schuldgefühle kamen in ihm hoch, alte Erinnerungen. Es war nicht das erste Mal, dass er wegen Kosta weinte und Liebeskummer hatte, aber damals hatte er versucht es zu verbergen, es zu bekämpfen und herunterzuspielen. Eigentlich wollte er kein schlechtes Gewissen mehr deswegen haben, er war es so satt. Er war müde so zu tun als wäre Kosta nur ein Freund mit Extras. Wann hatte das jemals gestimmt?
"Vielleicht haben ihn die Rosen nur etwas überfordert, da er vorher noch nie Blumen von dir bekommen hat", vermutete Timaris.
"Ich hab ihm schonmal Blumen geschenkt, in Alea..", entgegnete Eneas, "Und wir hatten damals Sex in den Rosen, ich dachte... es würde ihn vielleicht daran erinnern." Er atmete tief durch. "So ein Typ eben... sah ziemlich jung aus und durchtrainiert, war angeblich sein Leibwächter. Ich weiß nicht wieso er den mitgeschleppt hat, er dachte wohl, ich würd ihn nochmal entführen..." Eneas schürzte frustiert die Lippen. "Ich glaub, er hieß Nathaniel." Er erkannte seinen Freund kaum noch wieder. Es war alles so anders gekommen als Eneas sich das vorgestellt hatte. Er biss sich auf die Lippen, schluckte leise. Als er fühlte wie Timaris seine Hand berührte, blickte er langsam auf, sah sie mit traurigen Blick an.
"Ich kann nicht glauben, dass er nun nicht in deinen Armen weilt. Was soll das bedeuten, deine Liebe sei zu schwach? Zu schwach wofür?", fragte sie.
"Ich weiß nicht... ich hätte es ihm nicht sagen sollen... nicht so", sagte Eneas leise. "Er meinte, ich brauch ihn nicht mehr... ich weiß nicht wieso er so denkt. Du weißt doch auch.. ich kann nicht ohne hin", fuhr er verzweifelt fort. Timaris und er hatten genug darüber gestritten.

Er ließ ihre Hand los, ließ sich seufzend nach hinten aufs Bett sinken. "Ich hab mich entschuldigt für die Entführung... ich hatte doch nur Angst, dass er für immer geht und er mich verlässt. Weißt du was er gesagt hat? Dass er dich nicht verlassen will.. und dass ich lieber Leto begleiten sollte. Es war.. als würde ihn das alles nichts angehen", schüttete Eneas sein Herz aus. Er wischte sich noch eine Träne aus dem Augenwinkel, setzte sich wieder unruhig halb auf.
"Ich hab versucht, es ihm zu sagen, aber.. es ist nicht richtig rübergekommen, ich hab alles falsch gemacht. Ich hatte immer Angst, dass wenn ich... ich zu viel fordere, dass dann unsere Freundschaft kaputt geht. Für immer." Davor hatte er die größte Angst. Er hatte solche Angst Kosta zu verlieren, dass er ihn viel zu sehr bedrängt hatte.
"Dass es nie geklappt hat mit meinen Gefährtinnen...", und mit dir, "das lag auch oft an Kosta... ich.. ich weiß nicht wieso ich nicht schon früher..." Er brach ab, hielt sich die Hand vor den Mund, um seine Emotionen zu beherrschen.
"I-ich hab ihn gefragt, ob er mein Gefährte sein will", brachte Eneas dann doch irgendwie raus zu sagen. Dass die Antwort nicht die erhoffte geworden war, konnte man seinen leisen Schluchzern entnehmen und für eine Weile war erst einmal nichts mehr aus dem Krieger herauszubekommen. Es dauerte bis er sich wieder beruhigt hatte, irgendwie war dabei seine Hand wieder in der von Timaris' gelandet und ihre Fragen und Beruhigungen drangen wieder zu ihm durch.
"Er hat gesagt, es wäre ihm nicht wichtig... es wäre in Ordnung gewesen, dass wir nur ab und zu... und als ich dann gesagt hab, dass du mir die Augen geöffnet hast, da ist er so unglaubllich wütend geworden." Vielleicht war es schon vorher vorbei gewesen, aber spätestens dann. "Vielleicht hat er Recht.. und... und ich hab einfach nur Angst.."
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Re: Geschenk für Goldauge

Beitragvon Timaris » Do 18. Aug 2022, 20:24

"Bestimmt hat er sich erinnert", versuchte sie Eneas aufzumuntern. "Doch du weisst auch, was vor dem Sex in den Rosen geschehen ist. Vielleicht hat er sich auch daran erinnert." Kosta hatte tiefe Schuldgefühle gehegt, weil er sich nicht für Eneas aufgespart hatte. Weil er sich Andiel hingegeben und Eneas ihm das vorgeworfen hatte. Es war ein ziemliches Drama gewesen, weswegen Timaris sich auch noch so gut daran erinnerte. Kosta hatte das sicher auch nicht vergessen und... Ohweh und was, wenn Kosta dachte, er hätte sich nun bis jetzt für Eneas aufsparen müssen? Bis Eneas endlich so weit für ihn war. Timaris zweifelte nicht daran, dass der hingebungsvolle Krieger das für seinen Liebsten getan hätte.

"Nathaniel?" wurde sie überrascht aus ihren Gedanken gerissen. "Er hat Nathaniel mitgenommen?" Kosta war ja richtig frech geworden. "Pirat!" lachte sie leise. "Dieser dumme Typ ist sicherlich keine Konkurrenz für dich. Er hat kein echtes interesse Kosta." Nathaniel wollte bloss weg von hier. Wollte etwas zu tun haben und nicht bloss im Zimmer eingesperrt sein. Kosta wollte er als Hilfe dafür nutzen. Kosta hatte sie deswegen auch mehrfach angesprochen und jetzt durfte Nathaniel in der Menagerie mithelfen, wo er viel mit der Natur und Tieren arbeiten konnte.

"Vielleicht solltest du ihn das fragen", schlug sie vor, als Eneas zugab, dass er selbst nicht wusste, für was seine Liebe zu schwach sei. "Ja, du kannst unbestreitbar nicht ohne ihn. Doch das ist nicht unbedingt schlecht und es bedeutet noch lange nicht, dass du ihn nicht liebst. Womöglich bedeutet es sogar das Gegenteil." Das kam auf die Person darauf an. Aber in Eneas Fall war sie sich definitiv sicher, dass er Kosta aus tiefstem Herzen liebte. Und nun litt er wieder einmal heftig deswegen. Diesmal mehr denn je. Unruhig lehnte er sich zurück, liess ihre Hand los, nur um sich irgendwann wieder aufzurichten und nach ihrer Hand zu langen.

"Mich nicht verlassen? Eneas..." Kosta hatte sie schon vor Jahrhunderten verlassen. Wusste er denn das nicht? "Meinst du nicht eher, dass er mich nicht im Stich lassen will?" Immerhin mochte Kosta sie dennoch sehr und nun wo er von ihrer Vergiftung wusste, war es naheliegend, dass er ihr helfen wollte. Todunglücklich erzählte Eneas ihr mehr von dem Treffen, wovor er Angst hatte und dass er fürchtete, alles falsch gemacht zu haben. Wieder brach er dabei in Tränen aus. Es war ein herzzerreissendes Bild und selbst Timaris bekam leicht schimmernde Augen.

"Ach, Eneas", flüssterte sie betroffen, als er ihr klagte, Kosta wäre wütend geworden, weil sie Eneas die Augen geöffnet hätte. "Dann hat er also gewollt, dass du es selbst erkennst", schlussfolgerte sie. "Das ist doch gut", lächelte sie aufmunternd. "Dann will er doch auch etwas für sich. Er fordert auch etwas für sich. Das ist doch das, was du immer befürchtet hast, dass er nicht sagt, was er will. Wie es aussieht, will er doch etwas für sich. Es ist so schwierig, bei ihm seine eigenen Wünsche zu erkennen. Selbst wenn er es einem sagt, ist das meistens derart versteckt, dass man es kaum hört. Doch hier war es wohl schön deutlich, dass er will, dass du selbst erkennst, wie sehr du ihn liebst." Leider hatte Timaris das ausgeplaudert. Aber vielleicht konnte Eneas einen Weg finden, das wieder gut zu machen. Vielleicht würde das Kosta wieder besänftigen. Ausserdem konnte Eneas noch immer selbst herausfinden, wie sehr er Kost liebte, wie tief diese Liebe war, auch ohne, dass sie es ihm sagte.

"Ich will nicht wieder zuviel sagen, aber ist es dir schon einmal in den Sinn gekommen, Eneas, dass er ganz ähnlich denkt, wie du?" fragte sie behutsam nach. "Dass er die selben Ängste hegt wie du? Wäre es nicht möglich, dass er fürchtet, eure Freundschaft ginge kaputt, wenn er zuviel von dir fordert? Er hat all die Jahre nichts gesagt. Du aber auch nicht. Deswegen war es womöglich auch in Ordnung, nur ab und zu dein Liebhaber sein zu dürfen. Weil es besser ist, als gar nicht bei dir sein zu können. Frage ihn. Finde heraus, was er will, bevor du ihn mit deinen leidenschaftlichen Wünschen überfällst. Hör zu. Du bist immer so schnell damit zu Urteilen. Ob gut oder schlecht. So schnell, dass du gar nicht alles hörst. Sachen, die womöglich wichtig sind. Hör ihm zu und versuch ihn zu verstehen. Wie zum Beispiel mit Leto. Kosta will doch nicht, dass du mit ihr zusammen bist, damit du in einer Beziehung bist und er eine eigene haben kam." Zumindest nahm sie aus Eneas Worten an, dass er so dachte.
"Als Kosta aus Raej zurück kam, war er innerlich zutiefst zerrissen", erklärte sie liebevoll. "Teilweise wegen der Sachen, die er in Raej erlebt hat. Zum Teil auch weil du ihm die Narben nicht gelassen hast. Vorallem aber, weil er wusste, dass er deine Beziehung zu Leto nur retten konnte, indem er das Schiff, indem er dich verlässt. Kaum etwas hat ihn je so geschmerzt. Dennoch war er bereit, dies zu tun, weil er dachte, dass es das ist, was du willst. Weil er dachte, dass du glücklich bist, wenn du mit ihr zusammen sein kannst."
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Re: Geschenk für Goldauge

Beitragvon Eneas » Do 18. Aug 2022, 20:31

Timaris lachte und meinte, dass dieser Nathaniel keine echte Konkurrenz für Eneas wäre. Nathaniel hätte kein Interesse an Kosta. Aber was war mit Kosta? "Mir ist auch wichtiger an wem Kosta Interesse hat... wie dieser Zucker..." Wegen dem hatte Kosta dann plötzlich nicht mehr gewollt. Auf Nuranessa noch hatte er Eneas von dem Soldaten vorgeschwärmt, dass er ihn retten und es mit ihm versuchen wollte. Was war jetzt aus diesen Plänen geworden? War das der Grund wieso Kosta es egal war was Eneas ihm alles gesagt hatte? Dass er lieber mit dem Soldaten eine Beziehung haben wollte als mit Eneas?
Timaris versuchte ihn zu überzeugen erst einmal mit Kosta zu reden, wieso dieser glaubte, dass Eneas' Liebe zu schwach sei. Wo Eneas doch eindeutig nicht ohne Kosta könnte. Aber der Krieger glaubte ja, dass dies nur Eneas' Angst sei vor dem allein sein. Dass es weniger mit Liebe zu tun hatte als mit Abhängigkeit. Es stimmte, er hatte sich all die Jahre auf Kosta verlassen und ihn gebraucht, aber er hatte ihn nicht benutzen wollen. Er brauchte ihn weil... weil alles in ihm nach Kosta schrie. Mit jeder Faser seines Seins. Dann war er vielleicht abhängig und verliebt.
Eneas zweifelte, dass Kosta es ähnlich sah. Er hatte nie etwas von ihm gewollt, es war immer alles gut gewesen, er hatte Eneas einfach gewähren lassen. Und manchmal hatte dieses Hinnehmen genauso geschmerzt.
Unter Tränen erzählte er Timaris mehr von dem aufwühlenden Gespräch. Selbst jetzt schaffte er es nicht ohne Tränen. Es war seltsam ausgerechnet mit Timaris darüber zu reden. Wo früher dieses Thema sehr oft zu einer hitzigen Diskussion geführt hatte. Ob sie ihm deswegen immer noch böse war? Aber er konnte einfach nicht anders. Es war... Kosta.
"Dann hat er also gewollt, dass du es selbst erkennst. Das ist doch gut. Dann will er doch auch etwas für sich", erwiderte sie und lächelte.
Eneas munterte es nicht auf. "Ja, eine Sache und die habe ich verdorben... ich..." Er seufzte schwer, senkte den Kopf. "Ich meine.. ich wusste, dass er mir viel bedeutet und dass ich... so eifersüchtig war... damals schon. So furchtbar eifersüchtig und... es hat so weh getan. Viel länger als ich dir je gezeigt habe", gab der Krieger leise zu. Er blickte sie wieder an. Aber Timaris wirkte nicht überrascht. Vermutlich hatte sie es doch gewusst. "Ich war schon damals in ihn...", murmelte er. Es war Liebeskummer gewesen - oder etwas was dem sehr nahe gekommen war. "Aber ich habe nur immer Schuldgefühle gehabt... und Erinnerungen an ihn." Nevander. Nein, Eneas war damals nicht so weit gewesen. War er es jetzt? Er wollte es. Er wollte es nicht mehr unterdrücken. Er wollte es hinaus schreien.

Timaris fragte ihn, ob er sich mal gefragt hatte, dass Kosta möglicherweise ähnliche Ängste hatte.
"Wäre es nicht möglich, dass er fürchtet, eure Freundschaft ginge kaputt, wenn er zuviel von dir fordert? Er hat all die Jahre nichts gesagt. Du aber auch nicht."
Eneas dachte darüber nach. Die Freundschaft zu Kosta war das wertvollste was er hatte. Er wollte sie nicht verlieren. Dachte Kosta ähnlich? Wollte er ihn? Nach dem Gespräch wusste Eneas gar nichts mehr.
"Ich hab ihm gesagt, dass ich ihn will... aber er hat immer noch gesagt, dass alles in Ordung war... wenn er glaubt, dass meine... dass ich zu schwach bin für eine Beziehung..." Er war so unsicher. Er wollte unbedingt mit Kosta sprechen und gleichzeitig fürchtete er sich davor, weil Kosta vielleicht auch diesen letzten Rest Hoffnung einreißen würde. Dass er ihn wirklich nicht so wollte wie Eneas ihn.
Die Königin ermunterte ihn trotzdem mit Kosta zu reden. Er sollte ihm zuhören und nicht zu vorschnell urteilen.
"Als Kosta aus Raej zurück kam, war er innerlich zutiefst zerrissen. Teilweise wegen der Sachen, die er in Raej erlebt hat. Zum Teil auch weil du ihm die Narben nicht gelassen hast", sagte sie ihm. Eneas sah sie überrascht an.
"Wir haben darüber geredet. Es ging alles so schnell. Sein Rücken war blutig, er war verletzt, als er aufs Schiff kam. Ich wollte nur, dass er geheilt wird. Ich wusste nicht, dass er die Narben behalten wollte... ich dachte, er wollte vielleicht eine neue Tätowierung..." Er dachte darüber nach. Auch da hatte er anscheinend wieder zu vorschnell gehandelt anstatt mit Kosta darüber zu reden. Die Pferde waren einfach mit ihm durchgegangen. Wie konnte er das wieder gut machen?
"Ich wollte nicht, dass er wegen Leto geht... ich dachte auch, ich könnte mit ihr glücklich werden. Ich liebe sie immer noch... nur... sie ist nicht die Person mit der ich den Rest meines Lebens verbringen will... es wäre nicht fair gegenüber ihr sie weiterhin hoffen zu lassen, wenn ich doch nur an ihn denke." Er hatte beiden nicht die Aufmerksamkeit geschenkt, die sie verdient hätten.
"Meinst du, du kannst Kosta überreden sich noch ein weiteres Mal mit mir zu treffen? Ich will noch einmal mit ihm reden", bat Eneas seine ehemalige Gefährtin. "Ich kann vor den Stadttoren warten. Ich werde ihm zuhören, versprochen", appellierte er an sie. "Ich hab Rosen aus Nuranessa mitgebracht.. angepflanzt von dem Strauß, den er mir zurückgegeben hat. Kannst du ihm eine geben?"
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Re: Geschenk für Goldauge

Beitragvon Timaris » Do 18. Aug 2022, 20:31

Es wurde zusehends schwerer mit Eneas zu sprechen. Nicht weil sie beide einmal zusammen gewesen waren und Eneas schon damals in Kosta verliebt gewesen war. Das war schon lange genug her, damit es ihr nicht mehr weh tat. Insbesondere, da sie selber die beiden Krieger sehr, sehr gern hatte. Sie wünschte ihnen sehr, dass sie ihr gemeinsames Glück fanden. Es lag auch nicht an ihrer Verletzung und Vergiftung, die schmerzte. Vielmehr hatte sich im Verlauf des Gesprächs herausgestellt, dass es Kosta zutiefst verletzt hatte, dass Eneas nicht selbst erkannt hatte, dass er den jüngeren Krieger liebte. Timaris fürchtete, dass sie alles zerstören würde, sagte sie Eneas jetzt, dass Kosta ihn über alles liebte.
"Versuche es doch einmal aus seiner Sicht zu sehen, Eneas", versuchte sie vorsichtig ihrem ehemaligen Gefährten Kostas Handlungsweise näher zu bringen, ohne dabei zuviel zu verraten. "Wenn du denkst du hast die Wahl zwischen nur zwei Optionen. Wenn du denkst, du kannst nur wählen zwischen ihn nur alle paar Jahre einmal zu sehen oder mit ihm dahin gehen, wohin sein Herz ihn treibt, egal ob er Gefährten hat oder nicht, egal ob er dich zwischendurch als Liebhaber in sein Bett zieht. Wenn du scheinbar nur diese beiden Möglichkeiten hast, unter denen du entscheiden kannst, welche Option würdest du wählen. Was wäre dir wichtiger? Oder zwei andere Möglichkeiten. Bleibst du bei ihm, gibst dich ihm als Liebhaber hin, und erträgst es, wie eine weitere, diesmal starke und gute Beziehung von ihm in die Brüche geht oder gehst du, in der Hoffnung, dass die Beziehung fester wird und so endlich sein gebrochenes Herz heilen wird?" Timaris war sich ziemlich sicher, dass Eneas sich gleich wie Kosta entscheiden würde. Dass er einfach nur das Beste für seinen Liebsten wollte. Der Unterschied zu den Beiden war, dass Eneas selbst nach der langen Zeit mehr Optionen und Wege kannte, als Kosta. Dass er wusste, dass ihm auch ein eigenes Glück zustand.

"Ja, ich weiss, was ich dir angetan habe, als ich damals verlassen habe", lächelte Timaris traurig zu ihrem vorherigen Kommentar des gebrochenen Herzens. Sie hatte ja nur über einen hypothetischen Fall gesprochen. Was wenn Eneas Kosta wäre. Entsprechend hatte sie auch Eneas gebrochenes Herz gemeint. "Ich weiss, dass du dich seit damals nie mehr so sehr auf jemanden eingelassen hast." Genau wie sie seither niemanden mehr so sehr an sich heran gelassen hatte. Bis sie Aaron getroffen hatte. Timaris hatte damals nicht nur Eneas Herz gebrochen sondern auch ihr eigenes. "Und Kosta weiss es auch. Er wollte doch nur dein Glück mit Leto nicht zerstören. Deswegen ist er gegangen. Es hat ihn so sehr geschmerzt. Stell dir vor, wie es ist zu erfahren, dass nun auf einmal alles ganz anders ist. Wenn du erfährst, dass du den ganzen Schmerz um sonst ausgehalten hast. Dass du dich nicht aufgespart hast. So etwas ist nicht leicht zu ertragen. Vielleicht war es einfach zuviel auf einmal für ihn." Wohl auch der Gedanke, dass Eneas es nicht selber gemerkt hatte, dass er Kosta liebte und auch dass er nicht merkte, dass Kosta ihn liebte, ihn schon immer geliebt hatte.

"Du wolltest, dass er keine Schmerzen mehr leidet", stimmte Timaris verständisvoll zu, als Eneas sich wegen Kostas Rücken erklärte. "Aber manchmal muss man Schmerz, Leid und Blut zulassen, ja gar herbei führen, damit jemand heilen kann. Jetzt sieh mich nicht so entsetzt an. Du selbst hast eine Narbe, die du nie hast verschwinden lassen wollen. Die du in deine Tätowierungen miteinbezogen hast. Vielleicht wollte Kosta tatsächlich eine neue Tätowierung. Womöglich aber eine ganz andere, als du es dir vorstellst. Wieviel weisst du denn darüber, wie es zu seinem geschundenen, blutigen Rücken gekommen ist?" Ja, Eneas musste eindeutig lernen zuzuhören und nicht gleich zu urteilen, wenn er seine Beziehung zu Kosta retten wollte. Es war allerdings auch für Timaris schwer zu glauben und sich darauf einzustellen, dass der sonst so duldsame, fügsame und sanfte Krieger nun wütend rebellierte und sich von dem abwandte, den er am meisten Liebte.

"Das wird nicht reichen, Eneas", wehrte sie die Bitte des Kapitäns ab, Kosta zu überreden, sich noch einmal mit ihm zu treffen, damit sie reden konnte. Auch wenn die rührende, romantische Geste mit der Rose sie zum Lächeln brachte. "Wenn ich Kosta verraten und zu guter Letzt auch noch sein Herz brechen soll, anstatt dich schlichtweg zu verhaften und in den sichersten Kerker von ganz Hayll zu stecken, dann brauche ich mehr als dein Versprechen, dass du ihm zuhören wirst. Das wird bei weitem nicht reichen. Nun wo Kosta wütend auf dich ist, musst du viel, viel mehr machen, um euch beide zu retten. Du weisst, wie lange sich sein echter Zorn hinziehen kann. Wie tief der geht. Das musst du ausstehen. Du musst ihm nicht nur einfach zuhören. Du musst dich ihm hingeben. Voll und ganz. Wenn ich dir noch ein weiteres Gespräch mit Kosta ermöglichen soll, musst du dir vorher ganz sicher sein. Denn wenn Kosta weder dich noch mich mehr hat, der ihn auffangen kann, wird ihn das zerstören. Und vorallem Eneas, zweifle nicht an ihm. Egal was er tut. Egal mit wem er es tut. Zweifle nicht an ihm und sei einfach für ihn da. Wenn du mir das versprechen kannst, dann werde ich einem weiteren Treffen nicht im Weg stehen." Auch wenn sie es kaum ertragen konnte, Kosta und Eneas mitten im Hexenkessel von Raej zu wissen.
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Re: Geschenk für Goldauge

Beitragvon Eneas » Do 18. Aug 2022, 20:33

"Es waren nicht nur zwei Optionen... er hätte mir etwas sagen können, nur ein winziges Zeichen, das wäre alles was es gebraucht hätte", erwiderte Eneas leise. Aber Kosta hatte kein Interesse daran gehabt irgendetwas zwischen ihnen zu ändern. Timaris meinte, er hätte nur zwei Optionen gesehen. Entweder sich zu entfernen oder ihm zu folgen und sein Liebhaber zu sein.
"Oder zwei andere Möglichkeiten. Bleibst du bei ihm, gibst dich ihm als Liebhaber hin, und erträgst es, wie eine weitere, diesmal starke und gute Beziehung von ihm in die Brüche geht oder gehst du, in der Hoffnung, dass die Beziehung fester wird und so endlich sein gebrochenes Herz heilen wird?", fragte sie.
"Ich weiß, dass er nur das beste für mich will.. jedenfalls wollte. Ich will doch auch, dass er glücklich wird. Ich habe immer versucht... dass er glücklich ist... nur... ich bin nicht so selbstlos wie er." Eneas seufzte. "Und ich war ihm nicht immer ein guter Freund.." Manches Mal hatte er seine eigenen Gefühle über die Kostas gestellt, da war er selbstsüchtig gewesen, hatte Kosta nichts gegönnt und war rasent eifersüchtig geworden. Und doch hatte er aus Angst nie gewagt zu sagen warum. Nichtmal sich selbst.
Timaris lächelte traurig, erinnerte ihn an ihre eigene Trennung und dass Eneas danach sehr lange an einem gebrochenen Herzen gelitten hatte, es immer noch tat.
Eneas blickte sie länger an.
"Ich denke, es ist am Ende so gekommen wie es kommen sollte..." Er liebte sie nicht mehr, nicht mehr auf diese Weise, aber er hatte ihr lange verziehen. Eine gemeinsame Zukunft hätte die Welt vielleicht zum schlechteren verändert, wenn Timaris nicht Königin geworden, sondern stattdessen mit ihm herumgereist wäre. Sie wäre nicht auf Dauer auf dem Meer glücklich geworden, genauso wie er auf Dauer nicht in der Welt der Adeligen glücklich geworden wäre.
"Ich will mich aber auf ihn einlassen", gab Eneas zurück, "Ich weiß das jetzt, ich bin soweit. Und es ist nicht wegen Trost." Er wollte Kosta nicht einfach benutzen. Es fühlte sich nach so viel mehr an. Timaris sagte, dass Kosta gegangen wäre, um Eneas' Beziehung mit Leto nicht zu zerstören.
"Wenn du erfährst, dass du den ganzen Schmerz um sonst ausgehalten hast. Dass du dich nicht aufgespart hast. So etwas ist nicht leicht zu ertragen. Vielleicht war es einfach zuviel auf einmal für ihn", vermutete Timaris.
"Aber er hat mir diesen Schmerz nicht gezeigt..." Eneas strich sich übers Gesicht. "So wie ich ihm meinen Schmerz über seine Partner auch nie gezeigt habe..." Wer weiß wie es ausgegangen wäre, wenn er es getan hätte. Womöglich wären sie beide zusammengekommen, zu früh, beide unreif und noch voller Probleme. Sie hätten alles zerstört, sogar sich selbst.

Dann sprachen sie über Kostas zerschundenen Rücken und die Wunden, die Eneas hatte entfernen lassen. Der Kapitän versuchte zu erklären wieso er es getan hatte, doch Timaris hielt dagegen, dass man manchmal Schmerzen und Blut zulassen musste, um zu heilen. Er selbst hätte davon immer noch eine Narbe. Ja, die Zahl. Eneas strich sich kurz über den Oberarm.
"Er hat mir gesagt, wer es war und mit was dieses Schwein zugeschlagen hat und auch wieso. Wir waren noch mitten auf der Flucht, wir waren fast entkommen." Eneas ballte die Hände zu Fäusten. "Ich bin umgekehrt und habe das Schiff dieses Bastards geentert und ihn getötet", knurrte er. Auch darüber hatte Eneas nicht nachgedacht. Es war eine Reaktion gewesen geboren aus dem Impuls. Er war so wütend gewesen, dass Kosta dies passiert war. "Ich hätte ihn nicht alleine ziehen lassen sollen. Das war ein grässliches Gefühl. Monatelang nicht zu wissen, wie es ihm geht, ob er noch.... ich will das nie mehr fühlen. Ich will bei ihm sein. Ich mach es wieder gut mit dem Rücken. Es waren frische Wunden, ich wollte nur dass es ihm besser ging."
Wenn er Kosta nochmal treffen und mit ihm über alles reden konnte. Eneas beschwor Timaris ihm zu einem Treffen zu verhelfen. Er hatte auch Rosen dabei, Ableger von dem Strauß, den Kosta nicht gewollt hatte.
"Ihn verraten? Du sollst ihn nur um ein Treffen bitten, ich will bloß mit ihm reden, keine weitere Entführung", versicherte Eneas. "Ich werde ihm zuhören."
Timaris befürchtete aber, dass Kostas Wut auf Eneas lange halten würde und Eneas sich sehr anstrengen müsste, um dies auszuhalten. "Du musst ihm nicht nur einfach zuhören. Du musst dich ihm hingeben. Voll und ganz. Wenn ich dir noch ein weiteres Gespräch mit Kosta ermöglichen soll, musst du dir vorher ganz sicher sein."
Eneas zögerte kurz. "Ich will ihn", bekräftigte er. "Ich weiß nur nicht, ob er mich will..." Würden sie trotzdem Freunde bleiben können? Wie würde das gehen? "Ich werde mich ihm hingeben, ich würd alles für ihn tun", sagte Eneas inbrünstig. "Ich verspreche, ich werd mich ihm hingeben. Ich will mein Leben nicht ohne ihn leben. Ich will es zu unserem gemeinsamem Leben machen." Er hatte die versteckte Eifersucht satt, die Zweifel, der Frust. Es tat zwar jetzt auch furchtbar weh, aber wenigstens hatte er endlich zugegeben wieso.
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Re: Geschenk für Goldauge

Beitragvon Timaris » Do 18. Aug 2022, 20:34

Immer inniger und leidenschaftlicher beteuerte Eneas, dass er Kosta wollte. Er wollte sich auf ihn einlassen, bei ihm sein und das nicht nur wegen des Trostes. Er liebte ihn. Daran zweifelte Timaris nicht. Es war inzwischen nur so viel Schmerz zwischen den beiden. So viele Missverständnisse und Wut. Es würde mehr als nur eine heisse Liebeserklärung seitens Eneas brauchen, um das zu überstehen. Würde Eneas stark genug dafür sein? Würde er Kostas Wut aushalten können? Und Kosta? Würde er es verkraften, wenn sie Eneas verriet, wo er war? Wenn sich Eneas seinet- und ihretwegen wieder in solche Gefahr begab.
Eneas sprach auch prompt genau von dieser Zwickmühle. Wie es war, jemanden auf eine gefährliche Mission zu schicken. Wie es war, wenn man nicht wusste, wie es der Person ging, ob sie in Gefahr war, ob sie litt oder noch schlimmer, vielleicht schon längst nicht mehr am Leben war. Timaris nickte kaum merklich. Oh, sie wusste nur zu genau, wovon er sprach. Ihr ging es tagtäglich so. Jetzt mehr denn je. Die Mannschaft der 'E' hinunter nach Raej zu schicken war furchtbar gewesen. Oder nun zu wissen, dass Ayden und Kosta sich in grösster Gefahr befanden. Ihretwegen. Doch davor musste sie sich verschliessen. Das war nun einmal die Aufgabe einer regierenden Königin, das auszuhalten.

Dass ihr das zu schaffen machen könnte, kam Kosta gar nicht in den Sinn. So empfand er es auch nicht als Verrat, dass Timaris Kostas Aufenthaltsort verriet. Oder vielmehr konnte er sich wohl nicht vorstellen, wo Kosta war. Wenn sie es ihm sagte, würde er verstehen, weshalb sie zögerte. Selbst wenn Eneas ihr inbrünstig versicherte, dass er alles für Kosta tun würde. Egal ob dieser ihn wolle oder nicht. Er würde für ihn da sein. Eneas würde sich in furchtbare Gefahr für Kosta begeben. Aber vielleicht, vielleicht war da die ganz kleine Chance, dass Eneas Kosta helfen konnte und sie alle samt Ayden heil und unversehrt zu ihr zurück kämen. Es war ein Traum. So verschwindend gering. Doch wenn sie Eneas es verweigerte, sich mit Kosta zu treffen... es gab noch andere Möglichkeiten herauszufinden, wo Kosta sich aufhielt. So konnte sie wenigstens ihre Unterstützung anbieten.
"Kosta wird mir das niemals verzeihen", murmelte sie traurig. "Du wirst das einzige sein, was er noch hat, wenn er davon erfährt, dass ich dir gesagt habe, wo er ist. Egal wie hart und wütend er zu dir sein wird, lass ihn nicht fallen. Und am Besten, kehrt alle wieder heil und unversehrt. Und vorher, renn nicht gleich los. Plane deine Reise." Sie fasste Eneas bei der Hand, wie als könne sie ihn so festhalten.
"Eneas..." Die Zunge lag ihr so schwer im Mund. Sie wollte es nicht sagen. Wollte sich ins Bett kuscheln und lange schlafen. "Kosta ist... Kosta ist nicht nach Draega zurück gekehrt."
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Re: Geschenk für Goldauge

Beitragvon Eneas » Do 18. Aug 2022, 20:35

"Kosta wird mir das niemals verzeihen", hörte er Timaris leise. Eneas blickte sie fragend an.
"Du sollst doch nur ein Treffen arrangieren. Ich verspreche, ich werde ihm zuhören und für ihn da sein. Du hintergehst ihn damit doch nicht, du musst ihm nichts vormachen, ihn nur fragen, ob er mich noch einmal sehen will", versuchte Eneas sie zu überzeugen. Er hatte zuerst geglaubt Timaris' Zurückhaltung käme daher, dass sie nicht glaubte Eneas würde Kostas Zorn aushalten können, aber jetzt schien es mehr so, als würde sie befürchten eben diesen Zorn auch abzubekommen.
Egal was bei dem Gespräch herauskäme, ob gut oder schlecht, Kosta würde das Resultat sicher nicht Timaris zum Vorwurf machen.
"Du wirst das einzige sein, was er noch hat, wenn er davon erfährt, dass ich dir gesagt habe, wo er ist."
Der Kapitän spannte sich an. Timaris' Worte klangen immer ominöser. "Wie meinst du das... wo er ist? Er ist doch in Draega im Palast oder nicht?", fragte er langsam. Die Königin beschwor ihn, dass er Kosta nicht fallen lassen dürfte und Eneas der einzige wäre, den er dann noch haben würde.
"Wieso sollte er wütend auf dich werden? Er himmelt dich an, in seinen Augen kannst du nichts falsches machen", sagte Eneas noch. Timaris ging es nicht gut, er verstand da doch auch, dass Kosta ihr beistehen wollte. Das wollte Eneas ja auch. "Ich nehme ihn dir nicht weg. Wir werden dir beide helfen."

Aber Timaris fuhr schon fort, berührte ihn dabei an der Hand. Eneas sollte nicht gleich losrennen, sondern seine Reise planen. Der Hayllier spürte eine dunkle Ahnung in sich aufsteigen, die sich nun schon lange angedroht hatte, die er aber nicht hatte wahr haben wollen.
"Kosta ist... Kosta ist nicht nach Draega zurück gekehrt."
Seine goldenen Augen zogen sich zusammen. Für einen Moment herrschte Stille in dem kleinen Raum. "Er ist immer noch in Raej oder?", fragte er. Timaris bejahte. Eneas presste die Lippen zusammen, schnaubte leise. Seine Hand ballte sich zur Faust. "Ich wusste es! Ich hab es ihnen gesagt, er ist von Garois gleich weiter in den Süden. Mit deinem Haushofmeister!" Er konnte den Vorwurf nicht ganz aus seiner Stimme verbannen. "Die anderen haben mich davon überzeugt hierher zu kommen. Dass Kosta bestimmt wieder zurück wäre. Aber ich wusste dass es nicht stimmt, ich wusste-" Er brach ab. Er hatte es zumindest geahnt und er hatte sich trotzdem überreden lassen hierher zu kommen. Vielleicht weil er eigentlich wusste, dass es nichts gebracht hätte planlos in Raejs Dschungel zu stürmen.
"Er ist auf deinen Auftrag hin nach Raej oder? Wieso? Was hat er dort gemacht? Für dich Sklaven gekauft?", versuchte Eneas das alles zusammenzureimen. "Wieso hast du ihn gehen lassen?" Er war aufgewühlt aufgestanden, ging beim Sprechen im Raum umher. Seine Augen brannten noch von den Tränen vorhin, doch jetzt war Eneas vor allem wütend und aufgebracht.
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Re: Geschenk für Goldauge

Beitragvon Timaris » Fr 19. Aug 2022, 05:57

Ich nehme ihn dir nicht weg.
Timaris Munwinkel zucken leicht. Eneas hatte ihr Kosta schon vor Jahren weggenommen. Wohl schon bei ihrer ersten Begegnung, aber sicherlich spätestens dann, als Eneas Kosta in Timaris Bett entdeckt und ihm angedroht hatte, ihn mit dem Henkel einer Milchkanne zu knebeln und ihn dann zu entjungfern. Aber ihr süsser Stalljunge schien das noch immer nicht begriffen zu haben, weswegen er nun auch nicht zu verstehen schien, warum Kosta ihr böse sein würde, weil sie Eneas verriet, wo er sich befand. Es fiel ihr auch nicht leicht. Doch sie sah ein, dass es nichts brachte, es Eneas zu verheimlichen. Er würde rasch herausfinden, dass Kosta sich nicht im Palast aufhielt. Das einzige was sie tun könnte, um Eneas zu schützen, nicht nach Raej in die Gefahr zu rennen war, ihn zu verhaften. Doch wer beschützte dann Kosta und Ayden.

"Prinz Asar sollte für mich Sklaven kaufen gehen, ja", gab sie offen zu, nachdem Eneas alles begriffen hatte. Aufgebracht und inzwischen definitiv wütend ging er im Raum umher. Zwar gab er sich grosse Mühe ihr nicht zu heftige Vorwürfe zu machen. Doch Timaris kannte Eneas gut genug, um zu wissen, dass er fand, sie hätte Kosta besser in sein Zimmer gesperrt und ihn dann erst für Eneas wieder rausgelassen.
"Du weisst warum", fuhr sie leise fort. Schliesslich hatte er die Idee gehabt, das Blut zu waschen. "Und Kosta... Er hat ohnehin wieder zurück nach Raej gewollt. Eigentlich wollte er sogar als Bote zu dieser Verbrecherkompanie geschickt werden. Ich habe gedacht, wenn er eine wichtige Aufgabe bekommt, wie Prinz Asar in Garois zu unterstützen, dann wird er sich zurück halten. Schliesslich wollte er helfen und er kennt sich in Raej gut aus." Timaris schloss für einen Moment die Augen und schöpfte Atem. Die Sorge um die Beiden half ihrer Gesundheit nicht gerade.
"Aber dann müssen sie erfahren haben, dass Zorya Eacir in Loraka ist", erklärte sie mit einer Mischung aus Sorge und Wut. "Sie sind beide abgehauen. Haben ihren Auftrag ihren Wächtern überlassen und sind weiter in den Süden gereist. Dem hätte ich niemals zugestimmt." Sie hatte Kosta nicht gehen lassen. "Und ich denke, das wissen die Zwei auch." Es würde Strafen für die beiden Ausreisser hageln, wenn sie zurück kehrten, so dass sie auch nach hundert Jahren noch nicht gerade aus gehen konnten.
"Hinzu kommt noch, dass Kosta heraus gefunden hat, dass der verschollen geglaubte Vater von Lhal, der Tochter von Ebonie Tyrelli, in der 6. Kompanie dient", verriet Timaris noch und konnte sich eines Lächelns nicht erwehren. Wenn es um Kinder ging, war Kosta nicht wirklich zurechnungsfährig. "Sie werden also wohl Richtung Fort Maloun gereist sein und von da aus weiter nach Loraka. Und da du nun sofort hinterher reisen willst, verstehst du nun hoffentlich, warum Kosta mir unendlich böse sein wird, dass ich dir verraten habe, wo du bist."
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Re: Geschenk für Goldauge

Beitragvon Eneas » Fr 19. Aug 2022, 08:45

Timaris blieb trotz Eneas' Aufgebrachtheit ruhig oder vielleicht war sie einfach nur erschöpft wegen dem Gift. Der Kapitän versuchte sich zusammenzureißen, keinesfalls wollte er, dass sich Timaris' Zustand verschlechterte. Die Königin erklärte, dass ihr Haushofmeister tatsächlich für sie Sklaven kaufen sollte. Ja, Eneas wusste warum. Normalerweise war er ein entschiedener Gegner des Sklavenhandels, aber jetzt hoffte er fürs erste Mal, dass es etwas gutes bringen würde. Wenn Timaris nicht zu viel Blut nahm, würden die Sklaven davon keinerlei Schäden tragen.
"Natürlich wollte Kosta zurück nach Raej, zu diesem Kerl!", entgegnete Eneas wütend. "Du hast gewusst, dass er dorthin will und wie gefährlich es ist. Hast du gedacht, er kann sich beherrschen, wo du ihn nur wenige Meilen von seinem Ziel gebracht hast?" Gut, für gewöhnlich würde Kosta einem Auftrag Timaris' nicht einfach so in den Wind schreiben. Dafür mussten schon sehr außergewöhnliche Umstände vorherrschen. Wie seinen Geliebten zu retten. Eneas presste seine Finger gegen die Handballen. Nein, er würde nicht wieder tatenlos daneben stehen und so tun als wäre alles in Ordnung. Er musste Kosta einfach wiedersehen und mit ihm reden. Er würde nicht mehr verbergen wie eifersüchtig ihn diese anderen Geliebten machten.
Eneas beobachtete wie Timaris kurz die Augen geschlossen hatte. Es war lange her wo er sie so erschöpft gesehen hatte, so verletzlich.

Nur halfen ihre Worte leider überhaupt nicht, dass Eneas sich beruhigte. "Zorya Earcir? Sie ist wirklich in Loraka?!", entfuhr ihm entsetzt. Raej war auch so schon gefährlich genug. "Dass muss die Idee deines Haushofmeisters gewesen sein. Will er sich mit ihr treffen? Wegen dem Gegenmittel?" Eneas bekam nun große Angst um Kosta. Es hieß, dass die Königin sehr mächtig war, noch dazu eine Schwarze Witwe. Wenn Kosta in Begleitung von Prinz Asar war, was würde dann mit dem Krieger geschehen?
Vielleicht hatte Kosta sich aber auch vorher bei Fort Maloun abgesetzt. Timaris erzählte, dass der Vater des Kindes von Lady Tyrelli in dieser Strafkompanie diente. Kosta würde also vielleicht diesen aufsuchen.
"Und da du nun sofort hinterher reisen willst, verstehst du nun hoffentlich, warum Kosta mir unendlich böse sein wird, dass ich dir verraten habe, wo du bist", endete Timaris.
"Natürlich will ich sofort hinterher reisen! Und ich werde heilfroh sein, wenn er bloß böse ist und nicht... tot." Eneas schluckte. Nein, das konnte nicht sein, das wollte er sich nicht einmal vorstellen. Eneas setzte sich neben Timaris, ganz überwältigt von den Neuigkeiten. Er schwankte zwischen Wut und großer Angst um den Mann den er... liebte. Mehr als alles andere.
"Ich finde ihn", versprach er Timaris und berührte vorsichtig ihre Hand. "Ich werde vorsichtig sein. Was immer Prinz Asar versucht, ich werde aufpassen es nicht in Gefahr zu bringen." Der Kapitän dachte kurz darüber nach. "Sollte er dich allerdings verraten, mache ich ihn gerne einen Kopf kürzer für dich." Prinz Asar war ihm ansonsten herzlich egal. Eneas wollte nur Kosta heil daraus bringen.
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Re: Geschenk für Goldauge

Beitragvon Timaris » Fr 19. Aug 2022, 20:12

Eneas bestätigte, dass er selbstverständlich sofort hinter Kosta her reisen wolle und schien dabei noch immer nicht zu begreifen, was sie ihm indirekt zu sagen versuchte. Nämlich, dass er sich absolut keine Sorgen zu machen brauchte, dass Kosta ihn nicht lieben würde. Denn Kosta liebte Eneas über alles in der Welt. Wobei es bei Kosta kaum je bei bloss böse sein blieb. Wenn der junge Krieger wirklich wütend auf jemand wurde, dann ging das sehr tief und hielt lange an. Dann wurde es unheimlich schwierig, ihn wieder für sich zu gewinnen.

"Ayden wird mich nicht verraten", entgegnete schlicht und lächelte sacht. "Ich bin seine Königin. Auch wenn er sich mit Händen und Füssen dagegen wehrt und er es nicht einsehen will, stattdessen irgendwelche Ausreden erfindet, warum er Hayll dient. Sein Blut singt dermassen stark zu meinem, dass er sich wohl selbst brechen müsste, um mich verraten zu können." Und Ayden hatte einen sehr starken Selbsterhaltungs- und Wohlbefindenstrieb. Timaris müsste zuerst ihn verraten, bevor er sich von ihr abwenden würde. Dessen war sie sich sicher. Auch wenn ihm bestimmt nicht gefallen täte, wüsste er davon, dass sie ihrem ehemaligen Gefährten erzählte, wie nahe sie sich tatsächlich standen. Doch Timaris war der Meinung, dass Eneas das wissen sollte. Nicht, dass er unten in Raej dann etwas falsch interpretierte und tatsächlich versuchte Ayden einen Kopf kürzer zu machen.

"Es ist wohl eher so, wie du vorhin vermutet hast", fuhr sie fort und erwiderte den Händedrück sacht. Etwas der wenigen Dinge, die Ihr keine Schmerzen verursachten. Oder sie waren im Vergleich zu den anderen Schmerzen dermassen gering, dass sie sie schon gar nicht mehr wahrnahm. Dass Eneas sich zu ihr gesetzt hatte, hatte schon mehr weh getan. Doch vorallem genoss sie es, dass er sich wieder etwas beruhigt hatte und nun nahe bei ihr war. "Ayden kennt Zorya von früher. Sie waren so etwas wie Freunde. Ich vermute, dass er sich tatsächlich mit ihr treffen will, um sie zu überzeugen, ihm das Gegenmittel zu geben. Womöglich hat er auch wirklich noch etwas Einfluss auf sie. Doch was ich bisher gehört habe, scheint Zorya vom selben Schlag zu sein wie Sorra, nur dass sie auch als Königin herrschen will. Ich fürchte, dass Ayden viel eher als ihr Spielzeug enden wird, als dass sie ihm das Gegenmittel gibt." Und Kosta konnte nur hoffen, dass er dann sehr weit weg von Ayden war. Selbst wenn Ayden sie niemals verraten würde, so hatte er keinerlei Probleme jeden Mann in ihrer Nähe ans Messer zu liefern. Da machte er weder bei ihrem Gefährten halt, geschweige denn bei einem Sklaven, der ihr Bett gewärmt hatte. Ayden würde Kosta benutzen und ihn verkaufen, wenn es ihm helfen täte, selber zu überleben oder das Gegenmittel zu erhalten.

"Gut", nickte sie jedoch nicht sonderlich erleichtert, nachdem Eneas ihr versprochen hatte, dass er vorsichtig sein würde. "Kosta würde es mir niemals verzeihen, wenn dir etwas zustiesse." Einmal ganz davon abgesehen, dass sie auch nicht wollte, dass Eneas und seinen Freunden etwas passierte. "Bereitet euch gut vor und rüstet euch genügend aus. Sag mir, wenn du noch etwas brauchst. Oh, und bevor du gleich losstürmst. Hayll möchte sich bei Kapitän Taelos für seinen heldenhaften Einsatz in Raej und die Rettung zweier hayllischer Bürger bedanken und ihn dafür reich belohnen." Verschmitzt zwinkerte sie Eneas zu. "Meine Wachen sollten die drei Geschenke inzwischen in den Schankraum gebracht haben." Es waren drei junge, hübsche Sklaven, die von Ayden und Kosta gekauft worden waren, deren Blut jedoch nicht für Timaris geeignet gewesen war. Sie waren zu nervös, ängstlich oder rebellisch gewesen. Da sie nicht ihre persönlichen Sklaven waren, hatte Timaris nichts dagegen, sie weiter zu verschenken. Natürlich wusste sie, dass Eneas nichts mit Sklaven anfangen konnte. Er würde sie viel eher freilassen. Timaris rechnete sogar damit.
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Re: Geschenk für Goldauge

Beitragvon Eneas » Fr 19. Aug 2022, 20:14

Timaris versicherte, dass ihr Haushofmeister sie nicht verraten würde. Aydens Blut würde stark zu ihrem singen, er könnte sie gar nicht verraten. Eneas hoffte, dass sie Recht hatte. Ihr Blutdreieck hatte sie schon einmal verraten. Eneas hatte es nur aus Zeitungen gehört. Sein Kontakt zu Timaris war über die Jahre eher selten. Sie hatten beide ihre eigenen Reiche. Sie das Land, er den Ozean. Er wollte normalerweise nicht zu viel darüber wissen was sie als Königin tat.
Aber jetzt ging es ihr sehr schlecht und ihr neues Blutdreieck setzte offensichtlich alles daran, ihr das Gegenmittel zu beschaffen. Timaris vermutete auch, dass ihr Haushofmeister sich mit Zorya treffen wollte, um sie davon zu überzeugen ihm das Gegengift auszuhändigen. Aber Timaris klang nicht so, als glaubte sie, dass dieser Versuch Erfolg haben würde. Eher würde ihr Haushofmeister als Spielzeug der dunklen Königin enden.
"Als ich in Garois war und davon erfuhr, dass Kosta bereits aufgebrochen war, war diese Nachricht bereits eine Woche alt. Wer weiß, wo sie jetzt sind..", grübelte er nachdenklich. "Meinst du, Kosta ist immer noch an Prinz Asars Seite?", fragte er. Falls der Haushofmeister Kosta eingeweiht hatte, dann würde Kosta es gewiss versuchen bei dem Prinzen zu bleiben. Er würde jede Chance wahrnehmen, um Timaris zu helfen. Das war wichtiger als dieser Zucker von dem Kosta geschwärmt hatte.
Eneas hoffte, dass die beiden es nicht geschafft hatten sich mit Zorya zu treffen. Wenn sie es getan hatten.... wie sollte er an Kosta herankommen, wenn dieser mitten in der dhemlanischen Armee steckte? Nun, er hatte sich schon einmal nach Raej geschlichen, um Kosta und Laree zu retten. Er konnte es ein zweites Mal tun.

Eneas erhob sich und trat an das Fenster, um hinaus zu blicken. Der kleine Vorort vor Draega wirkte friedlich, Zypressen wiegten sich sachte im Wind, blauer Himmel streckte sich über die Küste. Die Menschen saßen vor ihren Häusern, plauderten. Sie wussten nicht, dass ihre Königin nur wenige Meter entfernt von ihnen weilte. Oder dass sie schwer krank war.
"Ich würde mir niemals verzeihen, wenn Kosta etwas zustoßen würde...", sagte er leise. Eneas legte eine Hand an das kühle Fensterglas. "Ich finde ihn", sagte er entschlossen. "Wo immer er ist. Ich hole ihn da raus. Wenn ich kann, mit dem Gegenmittel für dich." Er drehte sich wieder um. "Für deinen Haushofmeister kann ich nichts versprechen." Kosta und das Gegengift waren wichtiger. Aber Eneas wusste nicht, wie er sich entscheiden würde, wenn er nur eines von diesen beiden Sachen retten konnte.
Timaris hatte ihn gebeten, sich gut vorzubereiten und auszurüsten. Eneas nickte.
"Wir haben noch die dhemlanischen Uniformen. Wir werden vor Raejs Ufern ankern, auf der Höhe von Fort Maloun, aber weit außer Spürweite. Und dann mit einem Beiboot rübersetzen." Fort Maloun war sein Ausgangspunkt. Wenn er dort diese 6te Kompanie traf, wussten die vielleicht mehr.
Timaris sprach davon, dass sich Hayll bei Taelos bedanken wollen für seinen Einsatz in Raej. Mit drei Geschenken. Eneas sah sie fragend an, ehe es ihm dämmerte. "Noch mehr Sklaven?", fragte er. "Oder wie ich es sehe, zukünftige freie Bürger." Er hatte ja auch noch Fabiene und den jungen Dieb dabei, die er aus Garois mitgenommen hatte.
"Ich muss sowieso vorher nach Nuranessa.." Eneas wollte natürlich so schnell wie möglich nach Raej, aber Timaris hatte recht, dass es niemanden half wenn er blindlings losstürmte. Egal wie unruhig es ihn machte. Er wollte am liebsten jetzt schon in Raej sein, Kosta in seinen Armen halten, ihn um Verzeihung bitten...
"Es wird Zeit einige Gefallen einzufordern.." Er wollte mehr als nur sein Schiff ausrüsten. Er wollte alle Piratenschiffe mobilisieren. Es war schwer die verschiedenen Kapitäne zusammenzubringen. Jeder hatte seine eigene Meinung und Interessen. Aber sie schuldeten ihm und zusammen genommen waren sie eine ernst zunehmende Seeflotte.
"Ich hoffe, sie haben Zorya noch nicht getroffen... aber bis ich in Raej sein kann, wird sicher noch eine Woche vergehen..." Er war zu langsam. Er hätte gleich in Raej bleiben sollen.
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